Stell dir uns vor von Pandora- (in Schwarz und Rosa) ================================================================================ Kapitel 1: Ruf der Suchenden ---------------------------- Eine baufällige Türe öffnete sich und schwarze Augen fanden Grüne. Das starke Gefühl von Sehnsucht überrannte Sakura unerwartet und heftig. Würde er sie hineinbitten? „Woher?“ Sasuke blickte sie eisern an und wartete auf ihre Erklärung. „Naruto. Ich habe Essen mitgebracht, weil ich gehört habe du baust um.“ Die Sorge um ihn und um seine Einsamkeit ließ sie nie los. Egal wie viel Zeit verging oder wie weit er reiste, „Ich könnte dich versorgen bis deine Bauarbeiten abgeschlossen sind.“ „Wir müssen das nicht tun.“ „Du vielleicht nicht, aber ich musste.“, lächelte Sakura und verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. „Dann lass es.“, erwiderte Sasuke mit hinuntergezogenen Mundwinkeln. Ein verkorksterer Mensch war ihr nie begegnet. Bei seinen Worten zog sich ihr Brustkorb zusammen. Sie wollte ihm ins Gesicht schreien, dass sie ihn nur glücklich wissen wollte. Doch diese Geste der Anteilnahme würde sie ihm nicht gewähren. Nie wieder würde sie abhängig von ihren Gefühlen zu ihm sein. Davon hatte Sakura sich losgesagt. „Ich habe Essen mitgebracht, weil ich gehört habe, dass du umbaust. Nichts weiter.“ Sie stellte das Essenspacket vor Sasuke auf den Boden. Bereit ihn nicht mehr zu sehen war sie längst, daher wendete sie ihm den Rücken zu um zu gehen. Ihre starre Körperhaltung und ihr Blick, der sich zu Boden richtete, verrieten ihre Entrüstung. „Warte.“, entgegnete Sasuke. Seine Stimme klang sanft. Sakura atmete fokussiert aus und hielt ihr versteinertes Gesicht verborgen, bevor sie ihren Mut zusammenfasste und sich zu ihm umdrehte. Zu ihrer Überraschung war Sasuke zur Seite getreten damit sie in sein Haus eintreten konnte. Er wartete und lehnte dabei mit der Stirn an der Türe. Mit weit geöffneten Augen griff Sakura nach dem Essen und trat entschlossen über die Türschwelle. Was sie erwartete war schlimmer als zunächst angenommen. Das Haus war verfallen! Aufgrund der verhängten Fenster herrschte Dunkelheit, es gab keine Böden oder Türen, geschweige denn eine Küche. In einer Ecke entdeckte sie eine Matratze, die mit einer zerwühlten Decke bestückt war. Sein Schlafplatz. „Ich weiß nicht was ich hier mache.“, gab Sakura erstickt von sich. „Essen.“, prophezeite Sasuke und deute auf die einzige Sitzgelegenheit. Sakura setzte sich und gemeinsam begannen sie zu essen. Die Stille schien die beiden nachhaltig zu erdrücken. Er war nicht gut mit Worten und sie hatte ihre Kraft bereits aufgebraucht um ihm entgegenzutreten. Sakura strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Mittlerweile begegnete er alles und jedem mit großer Skepsis und sie bezweifelte, dass er soziale Kontakt pflegte. Diese Theorie wurde durch die Baustelle, auf der er lebte, unterstützt. Seit Wochen hatte ihn niemand zu Gesicht bekommen. Entweder er befand sich auf Reisen oder in diesem baufälligen Haus etwa eine halbe Stunde vom Dorfplatz in Konoha. Ob Sasuke sich einsam fühlte? „Sprichst du oft mit Naruto?“ „Nur wenn ich Berichte abgebe.“ „Er hat viel zu erledigen“, erwiderte Sakura und zwinkerte krampfhaft. „Und du?“ Sakura schluckte schwer. Sie konnte sich nicht erinnern, dass er je etwas über ihr Leben hatte erfahren wollen. „Ich bin glücklich, Sasuke. Und auch Naruto. Nur um dir mache ich mir Sorgen.“ Sasuke schwieg und blickte auf sein Essen, sie schien seine Frage nicht zur Zufriedenheit beantwortet zu haben. „Wir werden in ein paar Wochen heiraten.“, gab sie leise von sich. Kapitel 2: Stell dir vor das Licht geht aus ------------------------------------------- „Sasuke. Was tust du hier?“ „Du meintest ich soll zum Essen kommen.“ Sie Beide wussten, dass es sich dabei um einen Vorwand handelte. Zwar hatte sie ihn eingeladen mit ihnen zu Essen, doch dabei hatte es sich eher um Höflichkeit gehandelt. „Akira wird jeden Augenblick nach Hause kommen.“ „Gut.“ Sie stieg zur Seite und Sasuke begab sich in ihren Wohnungsflur und schloss die Türe hinter sich. Seine Schultern waren angespannt und der Raum wirkte klein, wenn er sich darin befand. Dieses dumpfe Gefühl in ihrer Magengrube konnte Sakura nicht anders beschreiben als Leere. „Irgendetwas stimmt nicht, habe ich recht?“ Wenn sie ihre Augen schloss, fühlte sich die Leere vereinnahmend an. „Was ist mit uns passiert?“ „Das Fest vor drei Monaten..“ „Das Friedenfest? Für die Menschen, die das Kriegsende miterlebt haben?“ „Es war der Tag, an dem ich meine Reise beendet habe und nach Konoha zurückkehrte.“ „Du warst auch dort!? Ich habe dich nicht gesehen“ „Aber ich dich.“ Sasukes Augen blickten unkontrolliert hin und her. Die beiden hörten einen Schlüssel, der die Wohnungstür aufsperrte. Akiro kam nach Hause. Sakuras baldiger Ehemann. Was war in Sasuke gefahren zu einem so unpassenden Zeitpunkt ihre Wohnung zu stürmen? Er konnte sich sein eigenes Verhalten nicht erklären, sonst handelte er bedacht. „Ich gehe.“, meinte Sasuke, während sich die Eingangstüre vollständig öffnete. Er verließ fluchtartig die Wohnung und nickte Akiro zu, während er an ihm vorbeiging. „War das..“, fragte Akiro. „Ja.“, erwiderte Sakura und blickte ihm nach. Wieder bemerkte sie dieses dumpfe Gefühl in ihrer Magengegend und ihren Brustkorb. Ein Gefühl der Leere. Sie wusste noch jedes Detail dieses Abends. Das Friedenfest hatte sie gemeinsam mit Akiro besucht, Sasuke war nicht dort gewesen. Seit er vor zwei Jahren zu seiner Reise aufgebrochen war, war sie ihm nicht gegenübergestanden. Sie hatte ihn geliebt und dann hatte sie ihn aufgegeben. Es waren Jahre vergangen die sie auf ihn gewartet hatte. Als sie an diesem Abend mit ihrem Verlobten schlief hatte sie sein Gesicht vor sich. Sie stellte sich vor wie es wäre mit ihm und sie hasste sich dafür. Es war Verlangen, redete die sich anschließend ein, nicht mehr. Sie würde Akiro heiraten weil er sanft war, liebevoll und gütig. Schon nach wenigen Tagen saß Sakura auf einer Parkbank und starrte auf Sasukes baufällige Behausung. Ein Teil der Fassade verabschiedete sich und würde wohl bald zu Boden stürzen. Im Vorgarten wucherten Pflanzen und die Fenster waren teilweise mit Brettern vernagelt. Dieses Haus spiegelte den katastrophalen Zustand seines Innersten wider. Sakura schloss die Augen und atmete tief aus. Zunächst hatte sie beschlossen Sasuke nicht mehr aufzusuchen, weil sie wusste, dass er ihr geordnetes Leben auf den Kopf stellen würde. Doch seit seinem Auftauchen in ihrer Wohnung waren Tage vergangen und sie hatte Fragen. Diesen Abend im Gras vor zwei Jahren, kurz bevor er Konoha verlassen hatte, spielte sich immer wieder vor ihrem geistigen Auge ab. Sie hatten besprochen, wie sie die Welt formen und verändern würden. Sie hatten über ihre Wünsche gesprochen und die Außenwelt war verschwommen. Sie hatten nichts gehört, außer dem Zirpen der Grillen in den frischen Gräsern und ihre Atemzüge. Dieser Ort, dieser Moment hatte ihnen gehört. Den Liebenden. Dieses starke Gefühl war verschwunden so wie Licht erlosch. Gut wenn hässliche Gefühle verpuffen, aber tragisch, wenn schöne Gefühle sterben. Wo waren sie nun? Im Wind, der in diesem Augenblick mit ihren Haaren spielte? Sie war doch stets die Liebende? War selbst sie der Einsamkeit von Sasuke Uchiha nicht gewachsen? Sie hatte Durchhaltevermögen bewiesen, bei Gott. Jeder Mensch, dem sie die Situation schildern würde, hätte verstanden, warum sie ihm den Rücken kehren musste und sie bereute diese Entscheidung nicht. Er war als Kind mit nichts zurückgeblieben, fürchtete Nähe und Intimität. Das hatte er bewiesen, als er zu einer zweijährigen Reise aufgebrochen war und sie damit aus seinem Leben verbannte. Der Umgang mit ihm war toxisch und sie war es sich selbst schuldig nicht auf ihn zu warten. Sie hatte einmal gelacht. Nun fühlte sie nichts. War sie von ihren Emotionen abgekapselt? Sie brauchte diese Antworten um Frieden zu finden und deshalb schritt sie auf Sasukes Eingangstüre zu. Vorsichtig klopfte sie und als sie ihn erblickte murmelte Sakura: „Wieso hast du mich verlassen?“ „Was?“ „An jenem Abend als wir im Gras gelegen sind. Ich dachte du würdest zurückkommen.“ Dieser eine Moment im Gras, in dem Sakura sich gesagt hatte, dass sie nicht wollte, dass es ihm je wieder schlecht ging war der letzte gewesen, in dem sie gefühlt hatte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihn neben ihr und ihr gemeinsames Leben. Er sah sie an und zog eine Augenbraue nach oben. Vermutlich zweifelte er im Moment an ihrem Verstand. Ihr Kopf schmerze und sie berührte ihn mit den Fingern. „Es ist das Beste so. Für dich und für mich.“ Sakura schwieg lange und endgültig. Sie machte sich gerade zum Narren. Sie waren keine Liebenden. Auf diese Weise hatte Sasuke sie in ihrer Kindheit nicht gesehen und er tat es auch jetzt nicht. Das Licht der Straßenlaternen flackerte. Sie waren älter und fingen gerade an sich anzunähern, da hatte er sich schon wieder verschlossen. Langsam bahnten sich Gefühle an die Überfläche verbunden mit starken Kopfschmerzen. Erinnerungen an ein Leben, das sie vor zwei Jahren geführt hatte. Ein Leben, das ihn zum Mittelpunkt erklärt hatte. Ein Leben, das ihr nicht gutgetan hatte. Sie realisierte, dass es ein Fehler war herzukommen, sich an ihre Emotionen erinnern zu wollen. „Ich muss jetzt nach Hause.“, stotterte sie, drehte sich um und ließ einen ratlosen Sasuke zurück. Nur noch eine Frage, dachte sie, bevor sie die Straße erreichte. Sie fühlte seine schwarzen Augenpaare auf sich, wie diese sich in ihren Rücken brannten und in ihre Seele, „Sasuke, du baust das Haus doch um, oder? Du hast es geplant, habe ich recht?“ „Wozu?“, war seine neutrale Antwort und sie machte den Fehler etwas mehr zu interpretieren. „Für dein Leben?“ Dein Glück, fügte sie gedanklich noch hinzu. „Du willst das Haus doch renovieren, habe ich recht? Weil du in Konoha bleibst?“ Sasuke schwieg. Wie so oft in seinem Leben fühlte er sich leer. Er war müde von den vielen Reisen, der Einsamkeit. So unendlich müde. „Bitte bleib.“, sagte sie bedeutungsschwer und schluckte, weil sie nicht wusste, ob ihr dieser Besuch zum Verhängnis werden würde. Ihr war bewusst geworden, dass sie gelogen hatte, als sie behauptet hatte glücklich zu sein. Sie war ein stummer Beobachter über ihr eigenes Leben. Wenn sie ihren baldigen Ehemann ansah, empfand sie keine Freude aber dafür Ruhe. Seelenfrieden. Alles was sie am Ende des Tages haben würde war Frieden. Dieses Verlangen, es war merkwürdig wozu es sie heute getrieben hatte. Doch sie würde nicht zulassen, dass es sie zerstörte. Sie lief weg von diesem Ort. Sasuke blickte ihr hinterher, bis er sie in der Ferne der Straßen nicht mehr ausmachen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)