Warrior Cats: Frozen Hearts von BlackSpark ================================================================================ Prolog: First Blood ------------------- Die Finsterniss der Neumondnacht hatte sich über die vom nahendem Winter mit Reif bedeckten Bäume gelegt. Der Himmel war klar und die Seelen der Ahnenkrieger die das Tor zum Jenseits bereits durchquert hatten, funkelten in der Abwesenheit des Mondes um so heller in der unendlichen Dunkelheit. Eigentlich hätte sich kein Lüftchen regen dürfen, doch die Nadeln die den Boden der unzugänglichen Hänge zum größten Teil bedeckten wurden von einem urplötzlich vorbei stobendem, silbernem Geschöpf aufgewirbelt wie von einem Wirbelsturm. Eigentlich hätte das Wesen sich leise und graziel bewegen müssen. Lautlos, wie der Geist des Waldes. Doch dafür blieb ihm jetzt nicht die Zeit. Er hatte keine Zeit sich darum zu scheren wie viel Lärm er verursachte, obwohl sein Mentor ihm dafür vermutlich die Ohren abgebissen hätte. Keine Zeit den, von seinem lauten Pfoten aufgescheuchten Beutetieren nachzustellen, obgleich die Frischbeute sicher willkommen gewesen wäre. Wenn er das Lager nicht schnell erreichte würde sowieso bald niemand mehr übrig sein, der sich ernähren musste. Er sprang geübt über die scharfen Kanten der Felsvorsprünge die sein Zuhause umgaben. Für jeden der sich nicht auskannte, wären diese Klippen eine potenziell tödliche Falle gewesen, man musste wissen wohin mein seine Pfoten setzen musste um nicht abzurutschen und den steilen Abhang herunter zu rollen wie ein losgetretener Stein. Endlich hatte er den Haupteingang zu der halb eingestürzten Höhle erreicht die er, wie seine Ahnen zuvor, sein Zuhause nannte. Keuchend kam er zum Stehen, in Sichtweite der beiden glühenden Augenpaare, die den Eingang in Felsnischen versteckt bewachten. "Silberpfote?" maunzte eine vertraute Stimme, deren Besitzerin sich geschmeidig aus ihrer Nische heraus wand und zu ihm hinüber glitt. "Was hast du zu dieser Zeit hier draußen verloren?" verlangte sie zu wissen. Silberpfote wandte sich ihr, immer noch hechelnd zu. "Nachtflügel" begann er und sie zuckte zusammen. Kein Wunder. Er war sich sicher das selbst ein Krieger ohne Nase wissen würde wie viel er Angst hatte, sie stand ihm geradezu ins Gesicht geschrieben. "Ich muss zu Nadelstern. Sofort." Nachtflügel überbrückte die Schnurrhaarlänge zwischen ihnen und begann sanft sein Ohr zu lecken. "Bei allen Ahnen im Himmel, was ist los?" schnurrte sie leise. Beruhigend. Vertraut. Bis vor wenigen Nächten war Nachtflügel selbst noch Schülerin gewesen, ihr Nest hatte neben seinem gelegen. So kurz die Trennung auch erst her sein mochte, Silberpfote spürte Wärme in sich aufsteigen, als sie ihm plötzlich wieder so nahe war. Am liebsten hätte er sich in ihr warmes Fell gekuschelt, ihren Duft aufgesogen und einfach die Augen geschlossen... "Antworte!" fauchte die zweite Kätzin, die er bisher kaum wargenommen hatte. Jetzt konnte er die große graue , die sich mit zornig funkelnden Augen vor ihm aufbaute, aber kaum noch übersehen. Die Wut in ihrer Stimme lies ihm das Blut in den Venen gefrieren. Graufuß war warhaftig die letzte Katze deren Wut er auf sich ziehen wollte, hatte er sich doch sein Leben lang bemüht sie stolz zu machen. "M..Mutter. Ich.." Sie schnitt ihm mit einem Zischen das Wort ab. "Winsel nicht so, erkläre dich lieber! Was hast du in der Nacht außerhalb des Lagers zu suchen, obwohl du nicht für die Nachtpatroille eingeteilt worden bist? Und was hat dich da draußen gestochen, dass du hier angerannt kommst und Nadelstern um seine wohl verdiente Nachtruhe bringen willst? Silberpfote, ich habe besseres von dir erwartet..." "Ist das Blut?" unterbrach Nachtflügel Graufuß´ Standpauke. Silberpfote senkte den Blick zu seinen bluverschmierten Pfoten hinab. Tausend Worte steckten ihm in der Kehle, aber er brachte nicht einen Ton hervor. Zu groß war die Schande darüber wie der rote Lebenssaft an seine Krallen gelangt war. "Bei den Geistern der Berge, es ist so viel. Silberpfote, du musst sofort zu Blitzschweif und dich versorgen lassen.." "Es ist nicht meins!" brach aus ihm hervor. Konnte sie es denn nicht riechen? Das das Blut nicht seinen Geruch trug sondern einen Geruch der gerade Nachtflügel so vertraut sein sollte wie der eigene? Er wagte es nicht auf zu sehen, er spürte das Entsetzen der beiden auch so. Wie sehr sie ihn hassen werden, wenn sie erfahren was er getan hatte. Und welche Folgen seine Tat noch für den ganzen Clan haben wird. "Nachtflügel, hohl Nadelstern.." sagte Graufuß. Brüchig und langsam, als wäre ihr Gehirn schockgefrostet worden. Wordlos, mit ungläubig geweiteten Augen drehte sich Nachtflügel auf der Stelle um und preschte ins innere der Höhle. Wehmütig sah ihr Silberpfote nach und atmete tief ein um sich ihren süßen Duft ein zu prägen. Denn das war ohne Zweifel das letzte Mal gewesen, das sie ihm so nahe gekommen war. Und ihm war wohl bewusst das er ihren Hass verdiente. So wie er alles schlechte verdiente was ihn von nun an erwarten würde. Er schloss die Augen und lies sich erschöpft auf den kalten Stein nieder, in der seltsamen Hoffnung nie mehr aufzustehen. Er war so unendlich müde, so schwach. Und so dumm. Ein dummes Junges wie er verdiete die Ehre nicht jemals Krieger zu sein."Es tut mir so leid" flüsterte er in die kalte Nachtluft, obwohl er wusste das nicht einmal die Ahnen ihn hören konnten. Kapitel 1: Die neuen Schüler ---------------------------- "Halt still" mahnte Brombeerdorn ihre Tochter. Rostjunges schniefte genervt und versuchte still zu halten, während ihre Mutter sie ausgiebig putzte und ihr das Fell glättete, offensichtlich mit dem Ziel jedes noch so kleine Staubkorn in Rostjunges Pelz zu beseitigen. "Mama, ich bin sauber." protestierte sie leise und warf der Schuldigen für ihre gegenwärtige Situation einen mit Rache Schwüren gespickten Blick zu. Ihre Schwester Glühwurmjunges schnurrte verschmitzt und schnippte ihr mit dem Schweif ein weiteres Stück Moos gegen die Flanke. Glühwurmjunges war übermütig und hatte, laut ihrer Eltern, mehr Energie als alle vorherigen Jungen des Höhlenclans zusammen. -Also eine Menge.- Kaum das sie ihre Augen geöffnet hatte, war sie auch schon wie ein Minitornado durch den Bau gesprungen und Brombeerdorn hatte ihre liebe Not damit gehabt, Glühwurmjunges davon abzuhalten aus der Kinderstube zu flitzen. Und gerade heute Morgen hatte sie beschlossen, statt 'Moosball', 'Mooshagel' zu spielen und ihre Geschwister so lange mit Moos Stückchen zu bewerfen, bis sie beide mehr zwei Haselsträuchern glichen, als zwei zukünftigen Schülern. Ihr Bruder, Fuchsjunges, saß schmollend in der Ecke der so weit von Glühwurmjunges entfernt war wie möglich und plante sichtbar Vergeltung für die Putzorgie die er ihretwegen hatte erdulden müssen. "So. Fertig." schnurrte Brombeerdorn und betrachtete stolz ihr Werk. Rostjunges war sich sicher das sie glänzte wie der Panzer eines Käfers in der Sonne. "Wann geht es endlich los?" maulte Glühwurmjunges kurz darauf. Ihr war offenbar langweilig. -Nicht gut!- "Ich will endlich raus und Kriegerin werden!" Brombeerdorn zog ihr nachgiebig den Schweif über die Ohren. "Erstmal wirst du Schülerin, Kleines." schnurrte sie sachte aber ermahnend. "Ja, ja. Aber dann werde ich Kriegerin?" quengelte Glühwurmjunges und hüpfte vor Brombeerdorns Nase auf und ab. "Wenn du fleißig lernst und deine Prüfung bestehst..." seufzte diese und lies sich müde in ihr Nest zurück sinken, werend ihr Wirbelsturm von Tochter zu ihren Geschwistern hinüber sauste. "Ich hätte sie Tornadojunges nennen sollen..." murmelte sie noch und döste ein. "Sobald ich die Prüfung bestanden habe," verkündete Glühwurmjunges mit aufgeplustertem Pelz. "Werde ich die mächtigste Kriegerin des Höhlenclans. Die anderen Clans werden es nicht einmal wagen meinen Namen auszusprechen!" Fuchsjunges schüttelte genervt den Kopf. "Na klar, sie werden ihren Jungen Geschichten erzählen; von der bösen Höhlenclankriegerin die sie fressen wird wenn sie nicht artig sind." Glühwurmjunges fauchte und wollte ihren Bruder schon anspringen. Doch er blieb gelassen sitzen und flötete: "Willst du noch mal von vorne bis hinten geputzt werden?" Glühwurmjunges schnaubte, setzte sich aber wieder. Rostjunges schnurrte amüsiert. Fuchspfote war das Genie des Wurfs. Sein ruhiges Temperament und seine logische Denkweise waren das genaue Gegenteil von Glühwurmjunges grenzenloser Energie und Begeisterungsfähigkeit. Neben den beiden kam Rostjunges sich oft so mittelmäßig vor. Ihre beiden Geschwister waren beide jeweils ein Extrem; Wie Feuer und Wasser. Sommer und Winter. Tag und Nacht. Sie selbst war weder so klug wie Fuchspfote noch so lebensfroh wie Glühwurmpfote. Eben der Mittelweg zwischen den beiden. Ob das als Schülerin gut oder schlecht war, würde sich zeigen. Im Augenblick hieß es vor allem; die beiden vom streiten abhalten. "Ich möchte ja am liebsten so sein wie Papa." Maunzte sie in die Runde. Ihre Geschwister sahen sie mit großen Augen an. "Oho, da ist aber jemand ehrgeizig. Gleich Anführerin werden." schnaufte Glühwurmjunges vergnügt. Rostjunges schüttelte den Kopf. Ihr Vater, Nadelstern, war der Anführer des Höhlenclans und der beste Krieger des Clans, aber das war nicht der Grund warum Rostjunges zu ihm aufsah. "Ich meine das ich genauso klug sein und respektiert werden will." Murrte sie abwehrend. Trotzdem funkelten Glühwurmjunges Augen immer noch amüsiert. Sie würde Rostjunges damit später defenitiv noch aufziehen. Den Ahnen sei Dank, lenkte Fuchspfote ihr Schwestermonster mit einer neuen Frage ab. "Was denkt ihr wer unsere Mentoren werden?" Rostjunges viel auf, das sie darüber noch gar nicht nachgedacht hatte. Mit wem würde sie in den nächsten sechs Monden den Großteil ihrer Zeit verbringen um zu lernen eine gute Kriegerin zu sein? Fichtenschweif war sehr nett. Sie hatte ein paar Mal im Bau vorbei geschaut um Brombeerdorn Gesellschaft zu leisten, die Beiden wahren gute Freundinnen. Aber sie war schon die Mentorin der einzigen anderen Schülerin des Höhlenclans, Lichtpfote. Rostjunges wusste das Lichtpfote ihre Cousine war aber sie kannte die ältere Schülerin nicht besonders gut. Wenn sie mal in die Kinderstube gekommen war, dann nur um Beute zu bringen oder Nestmaterial zu wechseln. -Eben die üblich anfallenden Schüleraufgaben- Ohne groß Worte mit ihrer verwandschaft zu wechseln. Rostjunges war sich nicht sicher, ob sie Lichtpfote mochte. "Hoffentlich kriege ich Wespenstreif!" Miaute Glühwurmpfote, schon fast wieder auf und ab hüpfend. "Sie ist stark und die beste Jägerin im Clan. Oder Echsenzunge, sie ist hübsch und einfach cool! Wisst ihr noch wie sie uns geholfen hat Mama diesen Streich mit dieser riesigen Spinne zu spielen?" Rostjunges erinnerte sich und musste zugeben das die Geschichte tatsächlich ziemlich lustig gewesen war. Zumindest bis ihre Mutter über den Schreck hinweg gekommen war und ihnen die größte Strafpredigt ihres bisherigen Lebens gehalten hatte. Was natürlich gerade dem wohl erzogenen Fuchsjunge sehr nahe gegangen war, der sie die ganze Zeit davon Versucht hatte abzuhalten. "Wohl eher nicht." Murrte er, sich offenbar ebenfalls erinnernd. "Du bist ein Energiebündel und eine Nevensäge oberster Güte. Papa wird dir einen geduldigen, ruhigen Mentor geben. Wie Krähenherz oder Marderzahn." "Oder vielleicht Felsenkralle." Meldete sich Rostjunges wieder. "Er ist der älteste aktive Krieger im Clan, glaub ich. Er hat sicher viel Erfahrung." Glühwurmjunges verdrehte die Augen. "Solange ich nicht Tante Dornenherz abbekomme, wäre mir glaub ich alles recht. Sie ist so hochnäsig! Ich mag sie nicht!" Ah ja. Noch ein Grund weshalb sich Rostjunges so unsicher war mit Lichtpfote. Deren Mutter; Dornenherz. Sie war die Halbschwester ihrer Mutter, aber die beiden schienen sich nicht zu mögen. Brombeerdorn sprach nie von Dornenherz, wie von einer geliebten Verwandten. Das sie überhaupt verwand waren, wussten die Geschwister von Fichtenschweif. Auch wenn sie nicht sagen konnte ob Dornenherz wirklich hochnäsig war, -sie urteilte lieber nicht so voreilig wie Glühwurmjunges-, musste sie doch zugeben, das sie ihre Tante noch nie persönlich getroffen hatte. Sie hatte sie nie im Bau besucht und bei ihren Ausflügen ins Lager stets ignoriert. "Mir ist es eigentlich Schnuppe. Hauptsache er oder sie bringt mir alles bei was ich wissen muss." schnurrte Fuchsjunges. "Typisch. Unser Pragmat." Glühwurmjunges verdrehte die Augen und stieß Fuchsjunges in die Rippen. Der stieß sie zurück und die beiden begangen eine Rangelei. "Hey. Stop ihr beiden." Warf sich Rostjunges geübt dazwischen. "Wollt ihr wieder baden?" Sofort sprangen ihre Geschwister auseinander. Keine Sekunde zu späht, denn schon steckte Fichtenschweif ihren Kopf in die Kinderstube und maunzte aufgeregt: "Brombeerdorn? Es ist soweit." Brombeerdorn schreckte aus ihrem Nickerchen hoch und winkte ihre drei Jungen zu sich. "Bereit?" Fragte sie. "Bereit." Antworteten die drei ihr, aufgeregt. "Ich rufe alle Katzen des Höhlenclans die alt genug sind um ihre eigene Beute zu jagen auf, sich unter dem Himmelsfenster zu versammeln." schallte Nadelsterns Stimme gebieterisch durch die große Höhle, die das Hauptlager des Höhlenclans bildete. Der Anführer saß oben auf dem Haufen von Felsbrocken die herunter gestürzt waren, als vor langer langer Zeit die Decke der Höhle teilweise eingestürzt war. Das große Loch das dabei entstanden war wurde das Himmelsfenster genannt und war der Versammlungsort des Clans. Mit zuckenden Schnurrhaaren trat Rostjunges in das gleißende Sonnenlicht das durch die Öffnung in die Höhle viel. Es war soweit. Sie würde die gemütlichen kleinen Seitenhöhlen die die Kinderstube bildeten nicht länger ihr Zuhause nennen. Von nun an würde sie im Schülerbau wohnen und ihre Ausbildung zur Kriegerin beginnen. Sie unterdrückte den sehnsüchtigen kleinen Stich im Herzen, es war nicht angebracht. Irgendwann musste sie erwachsen werden. Und sie freute sich darauf. Kapitel 2: Die Zeremonie ------------------------ „Wir sind der Höhlenclan. Der Clan des Berges, die Krieger der Klippen, die Jäger der Nacht.“  Sprach Nadelstern die uralten Worte, die einst der Begründer des Clans gesprochen hatte um seinen Clan zu beschreiben und ihm seinen Namen zu geben. Die rituellen Worte, die bei jeder Zeremonie seither wiederholt wurden. Rostjunges saß stocksteif da, während die Erwachsenen die Worte feierlich wiederholten. Sie konnte den Wiederhall aus der ganzen Höhle spüren. „Wir sind der Höhlenclan. Der Clan des Berges, die Krieger der Klippen, die Jäger der Nacht.“ Erst als das Echo verklungen war, erhob Nadelstern wieder die Stimme. „Heute ist ein großer Tag. Drei unserer Jungen haben den sechsten Mond vollendet und sind bereit ihre Ausbildung zu Kriegern und damit vollwertigen Mitgliedern unseres Clans zu beginnen.“ Er sah zu ihnen herab und winkte sie mit der Schwanzspitze herüber zum Fuß des Steinwalls. Zitternd setzte Rostjunges eine Pfote vor die andere, bis sie in der Mitte des Lichtkegels stand, der durch das Himmelsfenster in die Höhle geworfen wurde. Ein rascher Seitenblick auf Fuchsjunges sagte ihr das auch ihm das Herz bis zum Hals schlug. Das sie nicht als einzige Lampenfieber hatte beruhigte sie. Geringfügig. „Glühwurmjunges..“ begann Nadelstern und Rostjunges konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie ihre Schwester ihr glattes, orange-weißes Fell aufplusterte. „Schwörst du hart zu trainieren um eine Kriegerin zu werden, die unseres Clans würdig ist?“ Glühwurmjunges musste die Luft angehalten haben, denn ihr enthusiastisches; „Ich schwöre es!“ platze wie ein Schwall angestautes Wasser aus ihr heraus. „Dann seist du uns als Schülerin des Höhlenclans willkommen. Krähenherz, du wirst Glühwurmpfotes Mentor sein. Mögest du deine Weitsichtigkeit und Offenheit an sie weiter reichen.“ Rostjunges sah den kleinen, dunkelgrauen Tigerkater aus der Menge hervor zu Glühwurmpfote treten. Er war kaum größer als sie, wirkte aber kein bisschen nervös bei dem Gedanken daran sich für die nächsten sechs Monde um diesen Wirbelwind kümmern zu müssen, während ihre Schwester scheinbar wieder die Luft angehalten hatte. Er schnurrte amüsiert als er ihre Stirn mit der Nase berührte und flüsterte; „Lektion 1: Atmen nicht vergessen.“ Glühwurmpfotes aufgeplustertes Fell glättete sich endlich wieder als sie kräftig ausatmete und ihrem Mentor zurück in die Schatten folgte.   Auch Rostjunges war etwas erleichtert. Krähenherz passte als Mentor perfekt zu Glühwurmpfote. Er hatte ein ausgeglichenes Temperament, aber genug Sinn für Humor um von den Mätzchen seiner Schülerin nicht in den Wahnsinn getrieben zu werden.   Zum ersten mal fragte sich Rostjunges, wer wohl ihr Mentor sein würde. Wer immer es war, er oder sie würde während ihrer Ausbildung die Katze sein die ihr am nächsten war. Sie sah sich unauffällig unter den versammelten um. Rechts von ihr saßen Nachtflügel und ihr Gefährte Marderzahn. Nachtflügel war ihr vom Körperbau sehr ähnlich und gehörte zu den besten Jägern des Clans. Von ihr könnte Rostjunges viel lernen, aber sie würde bald in die Kinderstube umziehen. Ihr angeschwollener Leib kündigte an, das ihre Jungen nicht mehr all zu lange auf sich warten lassen würden. Marderzahn war groß, schlank, von rein Staub-brauner Fellfarbe und ein geschickter Kletterer. Wie das Tier nach dem er benannt war. Im vergleich kahm sich Rostjunges so plump vor. Daneben hatten sich die Schwestern Echsenzunge und Bernsteinauge nieder gelassen. Beide hatten langes, fluffiges, schildpatt-farbenes Fell und waren ein ganzes Stück größer als Rostjunges. Von einer der beiden könnte sie sicher lernen ordentliche Schläge im Kampf austeilen zu können. Auf der anderen Seite war die massige Gestalt von Felsenkralle zu erkennen. Ein riesiger dunkelgrauer Kater mit einem zerfetztem Ohr und mit, wie sein Name schon sagte, ungewöhnlich langen Krallen. Beim Gedanken mit ihm Kämpfen zu lernen, bekam Rostjunges leichte Panik. Ein Stück weiter neben Felsenkralle, konnte sie noch Wespenstreifs gold-braun getigerten Pelz ausmachen. Die Kriegerin war nicht sehr gesprächig und konnte, trotz ihrer auffälligen Fellzeichnung, völlig übersehen werden wenn sie wollte. Rostjunges hätte gerne gewusst, wie sie das  anstellte. Über ihr, auf den Felsen unterhalb von dem auf dem Nadelstern saß, hatten sich die Stellvertreterin Weißbart, eine rein schwarze Kätzin mit weißer Schnauze, Kehle und Pfoten, und der Heiler Nebelwolke, ein hellgrauer Tigerkater, niedergelassen. Die beiden schloss Rostjunges gleich als potenzielle Mentoren aus. Weißbart war als Stellvertreterin zu beschäftigt um eine Schülerin aus zu bilden und wäre Rostjunges zur Heilerin bestimmt, währe sie schon viel früher von ihrer Mutter getrennt worden und im Heilerbau aufgewachsen. Ihr grauste bei dem Gedanken. Heiler waren Katzen mit besonderen Gaben, die von den Ahnen noch in der Nacht der Geburt ihren Mentoren offenbart wurden. Brombeerdorn hatte ihnen erzählt wie, als sie selbst noch Schülerin war, sich kurz nach Nebelwolkes Geburt dicker Nebel vor der Höhle ausgebreitet hatte. Der damalige Heiler, Blitzschweif, sagte das es kein eindeutigeres Zeichen hätte geben können und Nebelwolke war, kaum das er Frischbeute zu sich nehmen konnte, in den Heilerbau umgezogen. Eine abseits gelegene, große Höhle, aus der immer merkwürdige pflanzliche Gerüche und das Plätschern von Wasser drangen. Rostjunges fand den Heilerbau gruselig und hoffte so schnell nicht dort hinein zu müssen. Sie konnte sich gar nicht vorstellen wie man als Heiler leben konnte. Praktisch isoliert vom Clan, mit so viel Verantwortung und, wenn man der unglückliche war der zum Schüler bestimmt war, darauf zu warten das sein Mentor, der ihn praktisch großgezogen hatte, starb. Denn der Heilerschüler blieb ein Schüler bis der Mentor sich zu den Ahnen begeben hatte. Rostjunges war froh nicht für dieses Schicksal bestimmt zu sein. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Nadelstern Fuchsjunges aufrief. Ihr Bruder gab sich sichtlich Mühe, anders als Glühwurmpfote, einen entspannten Eindruck zu machen und sein fuchsrotes Fell glatt am Körper zu lassen, aber seine Schwanzspitze zuckte unaufhörlich hin und her. „Schwörst du hart zu trainieren um ein Krieger zu werden, der unseres Clans würdig ist?“ fragte ihn Nadelstern, wie zuvor Glühwurmpfote. Fuchsjunges zögerte nicht und antwortete mit kräftiger Stimme; „Ich schwöre es.“ „Dann seist du uns als Schüler des Höhlenclans willkommen. Bernsteinauge, du wirst Fuchspfotes Mentorin sein. Mögest du deinen Edelmut und deine Entschlossenheit an ihn weitergeben. Diesmal war es Fuchspfotes neue Mentorin die ganz aus dem Häuschen wirkte und wie eine bunte, flauschige Wolke aussah als sie aus der Menge trat, während er auf den ersten Blick immer noch ganz gelassen wirkte. Nur seine Schnurrhaare zuckten jetzt im Rhythmus mit seine Schwanzspitze. Bernsteinauge stupste seine Stirn mit einem deutlich hörbaren Schnurren an und führte ihn zurück in die Menge. Von irgendwo her hörte Rostjunges ein verächtliches Murmeln. „So ein unreifes Verhalten! Für eines seiner eigenen Jungen, hätte sich Nadelstern besser jemand anderen ausgesucht!“ Rostjunges drehte leicht den Kopf um zu sehen wer die gemeine Bemerkung gemacht hatte und erkannte ihre Tante Dornenrose die sich, zusammen mit ihrer Tochter und deren Mentorin etwas weiter abseits nieder gelassen hatte. Lichtpfote stimmte ihrer Mutter mit einem Kopfnicken zu. Sie und Dornenrose glichen einander vom Körperbau und dem glatten Pelz her aufs Haar. Abgesehen davon das Lichtpfote ein helles, sandfarbenes Fell hatte, während das von Dornenrose kastanienrot war. Aber beide hatten den selben, überheblichen Gesichtsausdruck. „Nun, es ist Bernsteinauges erster Schüler. Wie soll sie denn lernen Schüler richtig auszubilden, wenn sie es nie versuchen darf?“ rügte Fichtenschweif die beiden. Sie war Lichtpfotes Mentorin. Armes Flauschbällchen. „Rostjunges, schwörst du hart zu trainieren um eine Kriegerin zu werden, die unseres Clans würdig ist?“ fragte Nadelstern sie. Rostjunges atmete tief durch. Sie war an der Reihe. „I.. Ich schwöre es.“ Stotterte sie, etwas zu hektisch. Na toll, jetzt hatte sie sich blamiert. „Dann seist du uns als Schülerin des Höhlenclans willkommen.“ Etwas merkwürdiges geschah. Nadelstern pausierte einen Moment und schloss die Augen, wie um sich zu sammeln. Dann sah er wieder zum Clan herab und sagte mit fester Stimme: „Silbersturm, du wird Rostpfotes Mentor sein.“ Ein Aufruhr ging durch den gesamten Clan. Viele Katzen tuschelten aufgeregt, andere starrten völlig baff zwischen Rostpfote und einem dunklen Schatten in der letzten Reihe der Zuschauer hin und her. Diesmal versuchte Rostpfote gar nicht zu verstecken das sie sich umschaute. Silbersturm? Von allen Katzen im Clan, war er der letzte mit dem sie gerechnet hätte. Ihr Fell sträubte sich, aber anders als bei ihren Geschwistern nicht vor Aufregung. Silbersturm war absolut furchteinflößend. Er blieb immer für sich, teilte nie Frischbeute oder gab sich die Zunge mit irgendeinem Clanmitglied. Er war abweisend und gemein, und dementsprechend mieden ihn die anderen gleichermaßen, als ob er unter der *Schaummäuligkeit litt. Rostpfote war wie festgefroren, als der riesige Kater sich langsam aus der Menge löste und auf sie zu kahm. Währe er irgendjemand anderes, hätte man ihn als einen sehr attraktiven, majestätischen Krieger ansehen können. Er hatte langes, weißes Fell, das von silber-grauen Streifen durchzogen wurde, war muskulös und hatte glänzende, moosgrüne Augen. Aber aus diesen Augen sprach nichts als Kälte und Abscheu. Zwei lange Narben spalteten das Fell an seiner rechten Schulter und er wirkte permanent angespannt. Es war deutlich zu sehen, das er kaum mehr davon begeistert war ihr Mentor zu sein als Rostpfote davon begeistert war, seine Schülerin zu sein. Silbersturm berührte ihre Stirn kaum und nur sehr flüchtig, worüber Rostpfote ganz froh war. Trotzdem brauchte sie einen Augenblick um sich aus ihrer Erstarrung zu lösen und ihm zu folgen. Sie hörte kaum wie Nadelstern die Versammlung auflöste. Um so mehr bemerkte sie die verstörten, teilweise mitfühlenden Blicke der anderen. Und bei jedem Schritt den sie machte, hallte nur eine Frage durch ihren Kopf; „Ahnen, wieso?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)