Real Android 9 von little-badger ================================================================================ Kapitel 1: Make our´re houses safe again ---------------------------------------- //09.08.2039 – 22:32:04// Der Wind heulte. Man konnte es durch jede noch so kleine Ritze im Haus pfeifen hören. Draußen hatte es aufgehört zu hageln und der Starkregen wurde durch feinen Sprühregen ersetzt. Sumo hatte sich vor die Couch gelegt und seinen Kopf auf die Füße seines Herrchens gebettet. Das Heulen hatte eine beruhigende Wirkung auf die Drei. Nach den letzten zwei aufreibenden Stunden, tat es gut etwas abzuschalten. Die vier Wände brachten ein Gefühl der Sicherheit... Geborgenheit. „Ich glaube das schlimmste liegt hinter uns.“, seufzte Hank erleichtert. Connor hatte gerade seine Arbeit an Hanks Gesicht beendet. Auch Connor konnte ein seufzten nicht unterdrücken, als er sich in die Couch zurücksinken ließ. „Haah... Ich muss zugeben ich hatte es mir leichter vorgestellt.“, gab der Android von sich. „Es war nie Teil meiner Programmierung gewesen Wunden zu verarzten.“ Der Lieutenant verzog das Gesicht und lachte nervös auf. „Haha.. ich hoffe du hast mich jetzt nicht völlig... verunstaltet.“, nuschelte er mehr zu sich selbst und fuhr sachte mit den Fingerspitzen über seine linke Wange. Komischer Weise kam ihm dabei der Gedanke, an ein Kind das zum ersten Mal Buntstifte in den Händen hielt. Er nahm sich fest vor gleich unauffällig ins Bad zu gehen, um sich dort im Spiegel zu betrachten. Erst war es ein leises Summen, das sich unter das Pfeifen des Windes mischte. Nicht lange und es war ein Quietschen und Schlirren, als würde jemand mit langen Fingernägeln über eine Schultafel kratzen. Es wurde immer lauter. Sumo hob fragend den Kopf. Sein Blick ging in Richtung Wohnzimmerfenster und gab ein prophylaktisches Bellen ab, während er sich langsam rückwärts gehend, in Richtung Küche verzog. Nicht in der Lage sich aus ihrer Starre zu befreien, saßen Hank und Connor auf dem Sofa, seitlich zum Fenster. Sie starrten beide gebannt nach draußen in die Dunkelheit. Der Wind heulte noch einmal mit aller Macht auf und das quietschen war weg... Einfach weg! Connors Arm bewegte sich wie von selbst auf Hank zu, welcher näher zum Fenster saß. Seine Hand griff Hanks Oberarm. Hank spürte das ziehen an seinem Arm und kniff vor Schreck die Augen zusammen. In diesem Moment flog schon etwas großes durch das Fenster. Die Geräusche von berstendem Holz und das klirren von Glas erfüllten den ganzen Raum. Als Hank die Augen wieder öffnete, lag Connor auf ihm. Sumo bellte in der Küche. „Bist du okay, Hank?“, fragte der Android besorgt und richtete sich langsam auf, wobei kleine Glas- und Holzsplitter zu Boden fielen. Seine LED leuchtete kurz rot auf und wurde dann gelb. Hank lag ungläubig auf dem Sofa und starrte ein großes Stück Werbetafel an, dass sich in seine Wohnzimmereinrichtung gefressen hatte. Auf der Tafel war eine Werbung für Sicherheitsmaßnahmen am Haus. „Bei allem was mir heilig ist! Was ist das für eine Scheiße?! Im ernst jetzt? Make our´re houses safe again?!“, schrie der Eigentümer den ungebeten Gast an. „Verpiss dich hier!“ Connor drehte sich fragend zu der halben Werbetafel. „ Lieutenant, das ist eine Werbetafel. Ich befürchte, Sie wird Ihnen nicht antworten und auch nicht von allein das Haus verlassen.“ Hank lies einen Schrei der Frustration raus und trat mit den Füßen gegen die Lehne der Couch. „Bist du verletzt Hank?“, wiederholte Connor seine Frage. „Nein.. nein, mir ist nichts passiert. Hast du was abbekommen Junge?“ Die RK Einheit schüttelte leicht den Kopf und richtete seine Stimme an den Bernhardiner. „Sumo geht es dir gut?“ Der Hund hechelte und kläffte einmal laut. Hank fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und stöhnte genervt auf. „Nichts zu machen. Hier können wir nicht mehr sitzen. Gehen wir in mein Schlafzimmer.“, grummelte der ältere und erhob sich. Connor ging auf Sumo zu und nahm ihn ziemlich unbeholfen auf den Arm. Sumo freute sich und leckte dem Androiden einmal quer durchs Gesicht. „Woah, Sumo halt still. Hier sind überall Scherben.“, grinste er und schwankte in Richtung Schlafzimmer. Hank war direkt hinter ihnen und lächelte bei dem Anblick. Dann war es eben so. Das Auto verbeult und ein Werbeslogan parkte in seinem Wohnzimmer. Das alles konnte man ersetzen und reparieren. Was machte das schon, solange er die beiden an seiner Seite hatte. Hank schloss zu Connor auf und legte eine Hand auf seinen Rücken. „Danke..“, hauchte er. Connor lächelte ihn warm durch sein speichel-verschmiertes Gesicht an. Vorsichtig setzte der Android den 70 Kilo schweren Hund am Boden ab, welcher aber sofort ins Bett sprang und es sich dort gemütlich machte. „Eh, Connor... du hast da.. was im -“, gestikulierte Hank, indem er auf sein eigenes Gesicht zeigte. Der RK 800 wischte mit zwei Fingern über seine Wange und beobachtete neugierig, wie der Speichel Fäden zwischen seinen Fingerkuppen zog. Er öffnete leicht den Mund und führte die Finger in besagte Richtung. „NICHT!“, schrie Hank angeekelt und schleuderte ihm ein T-Shirt ins Gesicht, dass er gerade griff parat hatte. Connor zog sich verwirrt das Shirt vom Kopf. Hank hatte in der Zeit die Distanz zwischen ihnen überwunden und drückte das Shirt zurück in Connors Gesicht. Mit sanfter Gewalt rubbelte er nun die Überreste des Speichels weg. „Einfach widerlich, Connor! Ich dachte das hatten wir abgemacht. Keine Echtzeitproben außerhalb der Arbeit mehr! Es reicht schon, wenn du da Sachen in den Mund nimmst, die ich nicht mal anfassen würde.“ Hank lies von Connor ab und setzte sich aufs Bett. Er klopfe neben sich auf die Matratze und signalisierte Connor damit das er sich setzen sollte. Connor guckte ihn mit diesem gewissen Hundeblick an. Den bekam er immer, wenn er mit einer Situation überfordert war, oder die Lage nicht richtig einschätzen konnte. Er lies sich dann schließlich doch aufs Bett sinken. Sie schwiegen erst eine ganze Weile, aber es war keine unangenehme Stille. Schließlich begann Hank ein Gespräch über Ihren Fall heute Nachmittag.. -Wie schrecklich die Androiden zugerichtet waren und mit welcher Brutalität die Angreifer zugeschlagen hatten. Da konnte man fast von Glück reden, dass Androiden im eigentlichen Sinne keinen physischen Schmerz empfanden. Das schlimmste war jedoch jedes Mal, wie die Opfer vorgefunden wurden. Kopfüber aufgehängt wie Vieh. Kein Tropfen Blut mehr im Körper. Das Gesprächsthema schlug Hank dann doch irgendwann auf den Magen und er ging kurz in die Küche um sich ein Bier zu holen. Draußen stürmte es zwar immer noch, aber längst nicht mehr so schlimm wie vor einer guten Stunde, als der Slogan sie eiskalt erwischt hatte. Hank warf die Kühlschranktür mit Schwung zu. Im Kühlschrank klirrte es leise. Die Flasche zischte als der Kronkorken auf die Arbeitsplatte landete. Gierig trank er einen großen Schluck und schaute dabei genervt ins Wohnzimmer. Auf seinem Weg zurück, besuchte er noch kurz das Bad, und besah sich Connors Werk im Spiegel. Er musste zugeben, er hatte es sich schlimmer vorgestellt, nachdem sein Partner seine Unsicherheit preisgegeben hatte. Die Wunde war sauber mit vier Stichen vernäht. Hank fuhr noch einmal leicht über die ungewohnt aussehende Stelle. Es brannte immer noch wie Hölle. Vielleicht hätte er doch keinen Whiskey zum desinfizieren nehmen sollen. Als Hank zurück ins Schlafzimmer kam, war Connor dabei Sumo zu streicheln und lächelte dabei zufrieden. Der Android lag auf dem Bauch. Mit einer Hand stütze er seinen Kopf ab und mit der anderen strich er Sumo über den Rücken. Er sah Hank reinkommen und richtete sich langsam auf. „Ich werde jetzt wieder ins Wohnzimmer gehen, um dort meinen Softwarecheck durchzuführen. Sie brauchen sicher Ihren Schlaf. Nach Auswertung der Daten, werden die Wetterumstände sich in den nächsten Minuten stabilisieren.“, sagte Connor wieder so unerwartet mechanisch, dass es Hank einen kleinen Stich versetzte. Er war schon im Türrahmen, da hielt ihn Hank am Handgelenk fest. Die LED blinkte sofort wieder gelb auf. „Es ist kalt und feucht im Wohnzimmer und gerade alles andere als gemütlich..“, argumentierte der ältere. „ Lieutenant, unsere Art verspürt keine Kälte.“ „Nur für eine Nacht.. Bitte Junge.. es fühlt sich einfach falsch an, dich da rüber zu schicken.“ Hank wartete auf eine Antwort , doch Connor blieb still. „Ich will das es dir gut geht.“ Der Ring an seiner rechten Schläfe blinkte hektisch in gelb. Nach einem kurzen Moment ging er einige Schritte zurück ins Zimmer. „In Ordnung. Ich bleibe.“ Der ältere lächelte zufrieden und machte sich bettfertig. Was hieß er zog sich einfach aus, bis er nur noch T-Shirt und Boxershorts an hatte. Er kroch schnell unter die Bettdecke und wartete, dass Connor sich nun auch zum Bett bewegen würde. Schließlich hatte Hank des öfteren beobachtet, wie der Android Nachts auf dem Sofa lag und zumindest die Augen geschossen hatte. Connor starrte auf einen Fleck an der Wand, als Hank ihn aus seiner Starre riss. „Willst du da stehen bleiben? Verdammt, dann dreh ich ab. Das wäre echt fucking creepy wenn du die ganze Nacht da stehen würdest!“ Zögerlich bewegte sich die RK Einheit auf das Bett zu und setzte sich an die Bettkante. Ein Arm schnellte um seine Taille und zog ihn ins Bett. Connor spürte wie das Thirium schneller in seinem Kreislauf pulsierte. Seine Finger krallten sich ungewollt in seine Brust. Eine Decke wurde über ihn geschlagen. Jetzt wo er in Bett lag, war ein Gefühl in ihm. Er war glücklich. Wirklich glücklich, dass er Hank kannte. Hank drehte sich von ihm weg. „Gute Nacht, Connor.“, murmelte Hank verschlafen. Ein lächeln legte sich auf die Lippen des Androiden. „Gute Nacht, Hank.“ Mit den Worten schoss er seine Augen und startete einen Softwarecheck. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- //10.08.2039 – 05:28:59// Connor öffnete seine Augen. Er hatte alle Systeme auf Fehler untersucht und die Daten vom gestrigen Geschehen ordentlich abgespeichert und analysiert. Danach war er in den Standby Modus gewechselt um seine Akkus aufzuladen. Er brauchte ein paar Sekunden um wieder vollständig betriebsbereit zu sein, also blieb er ruhig liegen. Die Umgebung kam ihm zwar bekannt vor, aber sie war ungewohnt. Er sah auf eine alte Mustertapete und eine verstaubte Kommode. Langsam wurden die Erinnerungen vom Abend hochgeladen. >51%... 56%... Etwas bewegte sich gleichmäßig unter ihm. Connor ruckte Augenblicklich etwas hoch und sah auf Hank hinab, der friedlich auf dem Rücken liegend schlief. Er hatte tatsächlich an Hanks Schulter gelehnt. Hatte der Lieutenant ihn an sich gezogen, als er in den Standby Modus gewechselt war? Die Hand die immer noch an seinem Rücken verweilte, ließ darauf schließen. >93%... 99%... Ein leises klicken in seinen Audiosensoren sagte ihm, dass er vollständig hochgefahren war. Die letzte Minute vor seiner Abschaltung drang in sein Bewusstsein. Sein Mund klappte leicht auf, während die Erinnerung vor seinem inneren Auge abgespielt wurde. Er selbst hatte sich Sekunden vor der Abschaltung an Hank gelehnt. Der Lieutenant hatte dies bestimmt noch mitbekommen und einen Arm um ihn gelegt, schlussfolgerte der Android. Connor stieg vorsichtig aus dem Bett. Er konnte mit dieser Information nichts anfangen und hatte nicht den Bit oder Byte einer Ahnung warum er es getan hatte. Natürlich hatte er früher schon ähnliche Situationen erlebt, wo er nicht wusste warum er etwas getan hatte, aber dass war vor seinem Abweichen. Sumo wedelte verschlafen freudig mit dem Schweif und sprang träge vom Bett. „Pscht... leise Sumo. Lass dein Herrchen noch etwas schlafen. Ich räum kurz die Scherben weg, dann komm ich dich holen“, flüsterte Connor und wuschelte dem Bernhardiner grob den Kopf, wobei das Halsband leise klimperte. Das Wohnzimmer war ein Chaos das seines Gleichen suchte. Der Boden war bedeckt mit Scherben, Holzteilen, Blättern und Dreck. Connor schnappte sich den Besen aus der Küche. Bei einem Scann fiel ihm auf, dass der Besen das gleiche Model war, welches ihm (bei ihrem ersten gemeinsamen Fall) gegen seinen Kopf geschlagen war. Damals hatte er sich richtig erschrocken, als er den Vorhang hastig aufzog. Drei Besen kamen ihm entgegen wobei einer genau seinen Nasenrücken traf. „So sehen wir uns also wieder...“, murmelte Connor und fing an den gröbsten Dreck zusammen zu fegen. Das Radio lief kaum hörbar im Hintergrund mit. Ein Mensch hätte wohl kaum ein Wort verstehen können, doch der RK800 konnte Nebengeräusche ausfiltern und die wesentlichen Geräusche verstärken. >... wie sie hier auf der Karte sehen können, konnte der Hurrikan weit ins Landesinnere vordringen und hat dort noch erheblichen Schaden anrichten können. Melina war der schlimmste Sturm seit fünf Jahren. New York gleicht einem Schlachtfeld. Trotz frühzeitiger Evakuierung des Gefahrenbereichs, forderte Melina bis jetzt 203 Leben, darunter 19 Androiden. Dutzende Menschen werden immer noch vermisst oder schweben in Lebensgefahr. Schwer vorzustellen wie viele Opfer es ohne den EXA-Flop und seiner Vorhersage gewesen wäre... Jetzt kommen wir zur regionalen Situation in Detroit. Teile der Stadt müssen derzeit ohne Strom auskommen, da ein Teil der Kraftwerke überschwemmt wurde. Der Osten der Stadt steht zur großen Teilen komplett unter Wasser. Wenn Sie das hier hören und in Ihren Häusern festsitzen, bleiben Sie ruhig. Hilfe wird kommen... Die Ermordung zahlreicher Androiden durch das hiesige Drogenkartell nimmt zu. Viele Androiden flüchten über die Grenze nach Kanada. Modelle mit einer hohen Produktionsstückzahl werden weiterhin gebeten getarnt in die Öffentlichkeit zu gehen, wenn es nicht anders Möglich sein sollte. Gefährdete Serien sind AC700, AP400, BL100, CX100, GJ500, GS200, PC500, PL600, TR400, TW400, VB800, WB200, WD500, WG100 und WR600...< Connor ging mit den Abfällen nach draußen und musste erst mal die Mülltonne suchen. Diese war nun ganz hinten im Garten gelandet und war zum Glück heil geblieben. Bei jedem Schritt den Connor machte, trat Wasser aus dem Rasen hervor. Hank konnte von Glück reden, dass er keinen Keller sein Eigen nennen konnte. Der Garten sah auch wild aus, aber es gab wichtigere Dinge. Auf den Rückweg sah er sich das Auto von seinem Partner an. Es war von Oben völlig verbeult. Schade um das Auto. Hank lag sicher viel an dem Auto, da er es schon so lange hatte. Connor wäre gestern auch in die Garage gefahren, die keine vier Meter von ihm entfernt stand, doch Connor wusste, das diese voll mit irgendeinem Müll und Gerümpel war. Vor 21 Tagen und zwei Stunden hatte er einen winzigen Blick auf den Raum werfen können. Dem Lieutenant musste das ganze sehr peinlich sein. Die Garage war immer verschlossen, doch manchmal sah er Hank dort rein gehen. Als er zurück ins Haus kam, hörte er Sumo leise jaulen. Der Boden war bereits so sauber, das er den Bernhardiner bedenkenlos aus dem Zimmer lassen konnte. Vorsichtig öffnete die RK Einheit die Tür zum Schlafzimmer. Sobald der Spalt groß genug war quetschte sich Sumo durch die Lücke. „Hey, na hast du hunger?“, flüsterte Connor und schloss leise die Tür. „...oder musst du raus?“ Der Hund flitzte in Richtung Haustür. „Schön, dann gehen wir aus. Ich zieh mich eben nur um.“ Natürlich konnte Connor nicht in seiner Polizeiuniform das Haus verlassen. Schon gar nicht wenn man seine LED an der Schläfe sehen konnte. Er wusste selbst, dass es riskant war, diese immer noch zu besitzen. Er konnte es einfach noch nicht. Sie gab ihm bisher auf verquere Weise ein Gefühl der Sicherheit. Menschen konnten ihn besser einschätzen, wenn Sie die LED sahen. Er beobachtete Hank auch oft dabei, wie er einen Blick auf den leuchtenden Kreis warf. Connor schlenderte ins Bad. Dort hatte der Lieutenant ihm einen kleinen Schrank aufgebaut. Er schälte sich aus der Uniform und zog sich ein Band T-Shirt von ACDC und eine schwarze Hose an. Beim verlassen der Wohnung zog er sein Cappy tief ins Gesicht. Jeder in Detroit kannte sein Gesicht. Er war mit Markus zusammen in allen Medien gewesen. Er hatte die 2000 Androiden aus dem CyberLife Tower geweckt. Sumo freute sich des Lebens und markierte den ersten Hydranten auf ihrem Weg. Seit der Android bei Hank im Haus untergekommen war, hatte er immer darauf geachtet, dass Sumo gutes Futter und genügend Auslauf bekam. Der stämmige Bernhardiner war viel agiler geworden und hatte 7 Kilo Gewicht verloren. Sie gingen wie immer die selbe Route. Diese führte durch einen kleinen Feldweg und endete an Mr. Tast Bagels. Der Laden lag genau an einer gut befahrenen Straße und hatte immer viel Kundschaft. Connor kaufte dort gelegentlich Frühstück für den alten Langschläfer. Zudem musste er sagen, dass es eine gute Alibifunktion war, essen zu kaufen. In der Regel hatten Androiden und Menschen ehr wenig miteinander zu tun. Die Wunden von letztem Jahr waren noch zu frisch. Damals waren zu viele gestorben... auf beiden Seiten. Connor band den Hund draußen fest und ging in den Laden. Drinnen roch es herrlich nach Mehl, Eiern und Speck. „Ahh.. Daniel. Was kann ich heute für dich tun? Steht noch alles bei dir Zuhause?“, grüßte die Bedienung ihn wie immer freundlich. „Ja danke, das meiste steht noch da wo es stehen sollte. Ich bekomme heute einen Bagel mit Lachs und einen mit Ei und Speck.“, lächelte der Android gespielt. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- //10.08.2039 – 08:30:02// Hank streckte sich und öffnete verschlafen die Augen. Ein bisschen Schlaftrunken wankte er in den Flur. „Morgen Connor! Kannst du schon Kaffee aufsetzen?“, rief er und kratzte sich ungehalten am Hintern, während er das Bad betrat. Er wartete auf eine Antwort doch es kam keine. Wird wohl noch aufm Sofa liegen und schlafen. Für Hank war der Standby Modus seines Partners ganz einfach ''schlafen''. Das erste Mal als er Connor dabei erwischt hatte, wäre er fast in Sorge umgekommen. Als er daran zurück dachte, kratzte er sich verlegen im Bart. Er zuckte vor Schmerz zusammen. Da war eine Wunde an seiner Wange. Schlagartig war er wach und stürmte ins Wohnzimmer. „Connor? Connor!“ Wie hatte er das nur vergessen können. Der Dreck und die Scherben am Boden waren alle weg. Hank hatte manchmal echt einen tiefen Schlaf. Sein Blick fiel auf die Garderobe. Sumos Leine und Connors Lieblings Cappy fehlten. Ein kleiner oranger Fisch war auf die rechte Seite der Cap gestickt. Er hatte sie Connor geschenkt, nachdem er ihm von der Geschichte mit diesem Daniel und dem Mädchen erzählt hatte. „Verdammt, warum geht er immer alleine aus dem Haus! Ich sags ihm doch immer wieder und wieder und WIEDER!!!“, fluchte der Lieutenant und sprang übereilt in eine Jogginghose. Fast hätte er sich dabei abgelegt. Mit Schlappen an den Füßen, rauschte er durch die Haustür, auf die Straße. Weit und breit nichts zu sehen von Connor oder Sumo. „Fuck!“ Nicht so wirklich Wissend, was er tun sollte, ging er zurück ins Haus. Aufgewühlt lief er in der Küche auf und ab, bis er sich an den Küchentisch setzte und die Hände in den Haaren vergrub. Er hatte gerade den Entschluss gefasst, sich was ordentliches anzuziehen und dem Abweichler hinterher zu jagen, da wurde die Haustür geöffnet. Sumo kam herein gestürmt, gefolgt von Connor. „ Lieutenant? Sie sind schon wach?“, kam es unsicher von Connor, da Hank schnurstracks auf ihn zu lief. „Ich habe Ihnen Frühstück mitgebracht.“ Beschwichtigend hob er die Tüte in Hanks Sichtfeld. Dieser packte ihn aber grob am T-shirt und drückte ihn gegen die Haustür. Die Cappy rutschte Connor dabei vom Kopf und entblößte die rot blinkende LED. „Weißt du eigentlich was ich mir für scheiß Sorgen gemacht habe?!“, zischte Hank ihm entgegen. „Ich... ich... Sumo musste-“, stammelte Connor. „Du hättest mich wecken können, dann wären wir zusammen gegangen! Aber nein, du musst immer dein Ding durchziehen!Irgendwann kostet es dich den Kopf...“ Die Augen des Androiden verengten sich zu Schlitzen. „Ich war vorsichtig, Hank! Ich bin kein Kind und ich kann allein auf mich aufpassen!“, fauchte er wütend zurück und packte Hank am Handgelenk, welcher ihn immer noch gegen die Tür drückte. Hank lockerte den Griff und sah ihn nun traurig an. „Was wenn dich die falsche Person auf der Straße erkennt, Junge?“ „Es tut mir Leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. ICH werde nicht weggehen.“ Connor schlug sich innerlich vor den Kopf. Er hatte versehentlich eine Anspielung auf Cole gemacht. Tabu Thema Nr.1! Hank schien es aber nicht realisiert zu haben, denn er löste den Griff und bückte sich nach der Cappy. Es war offensichtlich für Connor, dass Hank ihn immer wieder mit Cole verglich. Er wollte sich gar nicht vorstellen wie es wäre, wenn Hank nicht mehr da wäre. Man konnte es ihm nicht verdenken, dass er so reagierte... es störte Connor trotzdem irgendwie. Hank zog ihm das Cappy wieder auf den Kopf und nahm ihm die Tüte ab. „Lass uns erst mal Frühstücken.“, ergab sich Hank. Schließlich wollte er den Morgen nicht mit einem langen Streit beginnen. Connor zog sich sein Shirt wieder zurecht und marschierte Hank hinterher. In der Küche kümmerte sich der Android um frisches Wasser und Futter für Sumo. Dieser hatte sich während des kleinen Wortgefechts, unter den Tisch verzogen und kam nun hechelnd darunter hervor. Hank hatte sich Kaffee gekocht und wuselte jetzt im Kühlschrank rum. Connor hatte sich gesetzt und starrte ins Wohnzimmer. Bevor Sie zu Arbeit fahren würden, müssten Sie wohl provisorisch das Loch schließen. Der Android drehte verwirrt den Kopf, als er das Geräusch von zwei Tassen hörte, die auf dem Esstisch abgestellt wurden. Der Abweichler sah Hank ungläubig an. „Du ekelst dich doch immer, wenn ich Thirium trinke.“ Hank wühlte in der Tüte und zog einen belegten Bagel hervor. „Nun du isst ja nicht und Thirium brauchst du zum leben. Wenn wir also zusammen Frühstücken wollen, muss ich wohl über meinen Schatten springen.“, entgegnete der ältere mit einem versöhnlichen lächeln. Connor erwiderte das lächeln und nahm einen großen Schluck. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)