Mouth Soul von Midnight ================================================================================ Kapitel 1: Der Anfang von allem ------------------------------- "Nori, kommst du nachher noch mit zum Karaoke? Wir wollen mit Riki seinen Geburtstag feiern. Die Mädels kommen auch und bei seinen Eltern ist heute Abend sturmfreie Bude. Wir können also so richtig abfeiern!", meint mein Kumpel voller Begeisterung. Alan feierte gern. Wann immer gerade Party in seiner Nähe stattfand war er dabei. Oft wurde er auch einfach eingeladen, weil er bekannt war für seine gute Stimmung. Zustimmend nickte ich. "Warum nicht? Ich muss nur noch meiner Mutter Bescheid sagen, dass es später wird.", erklärte ich ihm. "Wow! Das ist echt cool. Wusstest du, dass sich auch einige Mädels unheimlich darauf freuen würden, dich mal kennen zu lernen?", publizierte er mir. Das ließ mich ein bisschen rot werden. Beschämt kratzte ich mich an der Wange, richtete meinen Blick leicht zur Seite. So etwas konnte ich nicht glauben und um ehrlich zu sein, hatte ich mir auch noch nie so wirklich Gedanken drüber gemacht. "M...meinst du?" Mein Kumpel klopfte mir auf die Schulter. "Ja klar, was meinst du denn? Du bist doch total sympathisch und du siehst gut aus, also was willst du? Zeig mal ein bisschen mehr Selbstbewusstsein." "Du übertreibst.", erwiderte ich lächelnd. Ich hielt mich eher für die schüchterne, unsichtbare Sorte Mensch. Alan kannte ich seid der zweiten Klasse. Er war schon immer ein bisschen ausgeflippt, zog die Aufmerksamkeit auf sich. Alle anderen in meiner Klasse ignorierten mich. Er war der Einzige, der sich gleich neben mich setzte und mich ansprach, als er neu dazu kam. Heute, zehn Jahre Später, waren wir die besten Freunde. Das machte mich sehr glücklich. Ich wünschte mir, dass es einfach immer so bleiben konnte wie es war. Und sich all diese wunderbaren Dinge niemals änderten. "Quatsch, das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Also lass uns abrocken und ich werde dir mal ein paar der Mädels richtig vorstellen! Vielleicht ergibt sich dann ja sogar was.", teilte er mir optimistisch mit. Eventuell zu optimistisch? Schließlich war ich lange nicht so cool wie er, hatte keine besonderen Hobbys oder so, die mich interessant machten. "Hey Alan, kommt Nori mit?", wollte Riki wissen. Alan nickte. "Ja, klar, er telefoniert gerade mit seiner Mutter, damit sie Bescheid weiß." "Okay, das wird die Mädels sicher freuen. Die eine Blonde, Lisa findet ihn total süß.", grinste dieser schelmisch. "Na, wenn du das sagst...hört sich doch gut an oder Nori?", richtete Alan sich an mich, als ich fertig war mit Telefonieren. Meine Antwort fällt kurz aus, "Ja...", denn ich war mir noch nicht sicher, ob ich das wirklich gut fand oder nicht. Hoffentlich wollten sie mich nicht auf Teufel komm raus verkuppeln, oder so. "Also, wollen wir dann los? Die Anderen sind schon vorgegangen.", meinte Riki und deutete auf die kleine Gruppe, die sich vom Schulgrundstück entfernte und sich erheitert unterhielt. Jedenfalls war Lachen zu hören. "Ja klar! Lass uns los gehen Nori, sonst hängen sie uns ab.", grinste Alan. Ich nickte und folgte den Beiden einfach. Gespannt, was der Tag wohl heute noch zu bringen vermochte. Wir holten die kleine Gruppe schnell ein. Riki und Alan fanden schnell das Gespräch mit den Anderen, wärend ich mich eher etwas zurück hielt. Was sollte ich auch groß erzählen. Manchmal machte auch zuhören Spaß. Es war schon interessant, was manche Menschen zu erzählen hatten. Dinge, die mir sicher nie passieren würden. Neben mir lief dieses Mädchen. Lisa. Schon eine ganze Weile ging sie still neben mir her. Riki hatte vorhin noch erzählt, dass sie auf mich stand und irgendwie machte mich das ziemlich verlegen. "Hey, Nori, ich find`s echt cool, dass du auch mit kommst.", begann Lisa das Gespräch. Sie sah mich mit geröteten Wangen, aber einem Lächeln im Gesicht an. Sie wirkte nervös. Nicht dass ich sie besonders gut kannte, aber wenn ich sie in den Pausen mit ihren Freundinnen sah, wirkte sie immer sehr aufgeschlossen. Ein hübsches Mädchen, für das sich sicher viele Jungs interessierten. Was wollte sie also gerade von mir? Ich wusste es nicht. "Echt? Also im Grunde bin ich nur mit, weil Alan mich gefragt hat. Dachte, es kann ja nicht falsch sein.", antwortete ich ehrlich. Lisa nickte. "Ach so war das also. Dann muss ich Alan ja noch danken, dass er dich mitgenommen hat.", lächelte sie verlegen. "Was?", ich verstand nicht ganz, was sie damit meinte. "Na, ich wollte dich schon lange mal ansprechen aber...ich hab mich einfach nicht getraut. Ich dachte, jemand wie ich hätte keine Chance." "Jemand wie du? Aber du bist doch voll in Ordnung, Lisa.", meine Antwort schien sie zu irritieren. Hatte ich etwas falsch gemacht? "So da wären wir! Hey ihr Beiden, wir sind angenommen. Bekommt ihr überhaupt noch was mit?", lachte Alan. "So wie es aussieht, sind sie in ihrer eigenen Welt. Ging ja verdammt schnell.", grinste Riki. Auch die anderen waren angetan und machten schon ihre Späße. Na hoffentlich kamen hier keine falschen Gerüchte auf. So etwas passierte verdammt schnell, wenn man nicht aufpasste. "S..sind wir nicht!", antwortete Lisa genervt und bließ ihre Wangen auf. Das war schon süß. Ich musste in mich hinein lächeln. Es war alles so, wie es sein sollte, bis zu jenem Moment....ganz plötzlich.... Ein lautes Rascheln auf der anderen Straßenseite. Klang wie eine umgeworfene Mülltonne oder so. Dort lief eine schwarze Katze aus eine der Seitengassen. "Du verdammtes Mistvieh! Lass dich hier nie wieder blicken!", schrie der Mann, der, der Katze hinterher gerannt war. So wie es aussah, hatte sie etwas im Maul. Mein Blick, klebte nahezu an dem schwarzen Tier und für einen Moment hatte ich das Gefühl, das auch die Katze meine Anwesenheit bemerkte. Als zogen sich unsere Blicke auf magische Weise an. Verrückt...das war doch nur eine Katze...oder? "Nori, hör auf zu träumen und komm endlich rein!", durch brach mein Kumpel meine Abwesenheit. "Äh...ja." "Mensch was war denn eben mit dir los? Hat es dir Lisa etwa so sehr angetan, dass du bereits jetzt in Tagträume verfällst?", lachte Alan, der sich neben mich gepflanzt hatte. Die anderen waren schon voll im Singfieber und gaben ihre Performance am Mikrofon. Der Eine besser, der Andere schlechter. Einige sollten wirklich niemals singen.... Riki war einer davon. Ließ sich aber keineswegs von irgendwas abbringen. Die Stimmung war entspannt und erheitert. "Äh nein...das war es nicht...ich habe nur ne schwarze Katze gesehen...die schien irgendwas geklaut zu haben...vielleicht nen Fisch...oder so..." "Ne Katze? Ne Katze hat dich derart abgelenkt?", er sah mich zunächst skeptisch an, drückte mir dann aber Kumpelhaft den Ellenbogen in die Rippen. "Das ist echt ein guter Scherz! Du hast garantiert an Lisa gedacht! Kann ich schon verstehen.", lachte er. "Ähm...ja...", murmelte ich leise. Nicht wirklich. Der Nachmittag verging relativ zügig. Alan lies es nicht zu, dass ich weiter grübelte, denn er hielt die ganze Gruppe ständig auf trapp mit seinen verückten Ideen. So mussten wir mit Flaschendrehen um Songs spielen und weitere Regeln bestimmten wie wir sie vortragen mussten. Etwa auf einem Bein stehend, oder im Kreis hüpfend...einer hatte sogar eine kleine Stripeinlage gebracht. Gut war nur, dass gerade keiner reinkam, denn diese Wochentags Unterhose war sicher nicht die ansehnlichste...das es so etwas überhaupt gab. So etwas kannte ich nur aus dem Fernsehen. Alan amüsierte sich auch noch nach unserem Karaoke besuch prächtig. Er grinste vor Begeisterung mit den Jungs um die Wette. Lisa ging wieder neben mir. "Das hat echt Spaß gemacht oder?", kicherte das Mädchen. "Ja, hat es. War mal eine Abwechslung.", antworte ich wahrheitsgemäß. Wobei man behaupten konnte, dass ein Tag mit Alan selten langweilig wurde. Und die anderen Jungs machten eh fast alles mit. "Du meinst du, dass wir vielleicht nächste Woche oder so auch mal was zu zweit machen könnten?", wollte Lisa plötzlich wissen. Nun war es an mir irritiert zu schauen. "Was? Mit mir?", dabei sah ich mich prüfend um, da ich nicht wollte, dass wieder jemand was komisches dachte. Doch die Anderen waren beschäftigt. Sie wurde rot. "Ja, ich wollte dich gern mal persönlich kennenlernen, wenn wir allein sind. Das ist ziemlich schwierig, da du ja meist mit Alan zusammen unterwegs bist.", erklärte sie mir. Ich nickte. Sie hatte schon recht. Die meiste Zeit über, war ja Alan an meiner Seite. Obwohl...er sich sicher freuen würde, über eine solche Entwicklung. "Das ist sicher machbar.", meinte ich schüchtern lächelnd. Sie strahlte mich an. Meine Antwort war wohl die Richtige. "Cool, dann lass uns nächste Woche noch mal darüber reden ja?" "Klar.", auch ich lächelte. Sie war schon süß, wie sie sich so freute. Einige Stunden später. Wie zuvor angekündigt hatte Riki Sturmfreie Bude. Ein kleines Haus am Stadtrand mit Garten. Zum Glück mit guten Busanbindungen. So kam ich auf jeden Fall nachher gut nach Hause. Auch wenn einige der Anderen wohl planten sogar über Nacht zu bleiben. Sicher würde Alan mich auch überreden wollen, aber ich schlief lieber zu Hause wenn möglich. Da war es am bequemsten. Und ich war mir auch nicht sicher, ob Rikis Eltern das so toll fanden, auch wenn ich über mehrere Ecken hörte, dass seine Eltern wohl recht tolerant waren was das anging. Die Musik war im vollen Gange und die Partystimmung gehoben. Einige tanzten in der Mitte des Wohnzimmers, einige andere lümmelten sich in der gemütlichen Sofaecke, darunter auch Lisa, die sich erheitert mit ihren Freundinnen austauschte. Aus der kleinen, geplanten Feier war eine etwas größere Feier geworden, da noch einige Andere dazu gekommen waren. Drinnen war die Luft ziemlich dick geworden. Daher zog ich mich auf die Terrasse zurück, um Sauerstoff zu tanken. "Hey Nori, da bist du ja. Ich hab dich schon gesucht. Bei den ganzen Leuten verliert man schnell den Überblick.", stellte Alan fest, der plötzlich neben mir stand. Kurz zuckte ich zusammen. "Alan, du hast mich ganz schön erschreckt.", lächelte ich. "Sorry, war nicht geplant, aber du bist auch zu schreckhaft.", scherzte er. Da hatte er wohl recht. "Ja, irgendwie schon, aber ist doch kein Wunder, wenn du dich so von hinten an mich ranschleichst...", erklärte ich..., als mein Blick auf etwas leuchtendes fiel. Ein Glühwürmchen? Nein...es war....ein Schmetterling? Aber...der würde doch nicht derart leuchten... Für einen Moment fragte ich mich, ob das nur ein Einbildung war, ob mein Blick mich vielleicht trübte, ob ich plötzlich halluzinierte oder so. "Hallo, Erde an Nori, bist du noch da?", mein Kumpel wedelte mir mit der Hand vor dem Gesicht herum. "Äh, ja bin ich...oh, es ist schon spät, ich sollte wohl langsam nach Hause gehen." "Was? Jetzt schon?", fragte er irritiert. "Es ist gerade mal 23 Uhr." "Ja und bis ich zu Hause bin ist es null Uhr." "Aber du kannst doch auch übernachten." "Nein, lieber nicht", lautete mein Einwand. "Zu Hause ist es doch am schönsten, weißt doch wie das bei mir ist.", versuchte ich mich mühselig raus zu reden. Denn in Wirklichkeit zog es mich zu diesem Leuchten hin. In mir war so ein Gefühl, dass ich diesem Leuchten folgen musste, um es nicht aus den Augen zu verlieren. "Also machs gut, bis Montag in der Schule!", verabschiedete ich mich noch wärend ich mich nach Riki umsah, den ich in einer Ecke beim knutschen entdeckte. Keine Situation die ich unterbrechen wollte. Also sah ich meinen esten Freund an. Der das ebenfalls beobachtet hatte und amüsiert grinste. "Ich sag Riki Bescheid wenn er fertig ist." Ich bedankte mich noch schnell und beeilte mich zur Tür hinaus zu kommen. Am Ende des Vorgartens sah ich erneut so ein Leuchten und folgte ihm. Was war das nur? Ich wollte es greifen können, es berühren... "Warte doch!" Meine Beine fingen an sich zu bewegen, meine Füße auf dem Boden wurden immer schneller. Mein Blick war immerzu auf dieses Leuchten gerichtet. "Warte..." Ohne zu wissen wo ich genau hinlief, rannte und rannte ich immer weiter. Mittlerweile war es so dunkel, dass nur die Straßenlaternen den Weg beleuchteten. Nach einer Weile erstreckte sich vor mir eine Allee von Kastanienbäumen, die mittlerweile all ihre Blätter verloren hatten und am Ende stand eine schattenhafte Gestalt, um die noch mehr von diesen Leuchtgestalten flatterten. Sie veränderten ihre Farbe in einen wesentlich dunkleren Ton. Es sah so aus, als wurden sie von dieser Gestalt magisch angezogen. So wie auch ich. Immer näher und näher zog es mich zu dieser Gestalt bis ich nah genug war im sie zu erkennen. So wie es aussah ein junger Mann in schwarzer Kleidung. Bildete ich es mir nur ein, oder...hatte er tatsächlich Katzenohren und einen Katzenschwanz, der sich spielerisch in der Luft bewegte... Konnte es denn so etwas geben? Alan würde mich sicher für verrückt erklären, wenn ich ihm das erzählte. Ich konnte es ja selber nicht wirklich glauben. Obwohl ich es mit eigenen Augen sah. Der junge Mann drehte sich etwas in meine Richtung. Ein fein geschnittenes Gesicht zeigte sich mir, mit Gesichtszügen so kalt wie Schnee, schwarzes Haar umspielte sein Gesicht und eine Eises Kälte umgab ihn. Er leckte sich die Hand. Bei genauerer Betrachtung war es..."Blut." Er sah zu mir, seine eisblauen Augen waren kalt, kalt wie Eis. "Du kannst mich sehen?", seine Stimme war tief und geheimnisvoll. "Ja...natürlich kann ich dich sehen...du stehst doch direkt vor mir..." "Ist das so?", antwortete er, als glaubte er mir kein einziges Wort. "Was?" "Wie kannst du mich sehen, wo ich doch nicht einmal existiere?", seine Stimme wurde rauer, ein ungeahnter, bitterer Unterton klang mit. Wie er sprach machte mir das fast ein bisschen Angst, aber eine innere Stimme sagte mir, dass ich nicht zurückweichen durfte. Das ich keine Angst haben durfte. Ein vertrautes Gefühl von Nähe... "N...natürlich existierst du, sonst...wärst du doch nicht hier...und wärst...verletzt." Ich wollte nach seiner Hand greifen. Das war wie ein Reflex. Jedoch kam ich gar nicht dazu sie zu nehmen, da er mir auswich. "Nicht! Du darfst mich nicht berühren! Wenn du das tust, stirbst du!", erklärte er mir scharf. Seine Augen funkelten wie die einer Katze im Mondlicht. Verständnislos und leicht erschrocken sah ich ihn an. Wie kam er nur darauf, dass ich sterben würde, wenn ich ihn berührte? "Sterben?" "Ja sterben. Du hast sie doch gesehen oder? Die Moth Souls." "Moth Souls?" "Ja die Licher, die die Gestalt von Schmetterlingen annehmen, du bist ihnen doch gefolgt.", kombinierte er scharfsinnig. Ich wusste nicht warum, doch diese Worte Liesen ein seltsames Gefühl in mir zurück, das an mir nargte. Ein Gefühl, als wolle er mich in schach halten. Nur warum? "Ja...ich..." "Vergiss was du gesehen hast! Vergiss die Moth Souls und vor allem...vergiss das wir uns begegnet sind!", fiel er mir mit Strenge ins Wort. Plötzlich frischte der der Wind auf, wehte direkt und kalt in meine Richtung, so dass ich für einen Moment die Augen schloss. Als ich sie wieder öffnete, war er verschwunden. Vergessen? Ich sollte ihn...vergessen? Welch Unmöglichkeit...wo sich diese, jene Worte doch so bitter anfühlten in meinem Herzen. Alles was zurückblieb war diese ungewöhnliche Kälte, die sich durch meine Glieder fraß. .... "Du bist ihm also begegnet.", ertönte eine amüsierte Stimme, aus einer der höheren Ebenen, eines alten, zugigen Hauses, welches auf einem abgelegen Gelände stand. "Was machst du hier und, was geht dich das überhaupt an?", reagierte der Angesprochene, ruhig, aber bestimmt. "Oh, du enttäuschst mich...Ich bin wegen dir hier. Ich muss doch wissen, was mein Kätzchen so treibt. Immerhin ist diese kleine Ratte wieder aufgetaucht.", mit jedem Wort wurde der Klang seiner Stimme düsterer, ja regelrecht verärgert. "Ich hatte gehofft, das du nach all dieser langen Zeit, endlich begriffen hast, das es nichts gibt was du mehr brauchst, als die Dunkelheit und das Blut Unschuldiger an deinen Händen. Du solltest ihn endlich mit eigenen Händen töten! Dann beschäftigt er dich auch nicht mehr so sehr.", mit jedem ausgesprochen Wort, wurde es kälter um sie herum. Der junge Mann hasste es wenn er diese Worte hörte. Immer wieder hallten sie in seinen Ohren. Die finstere Gestalt, die auf einem der unzähligen Balken saß breitete seine Flügel aus und fing an sich in weitere Höhen zu begeben, ehe sie einen Sturzflug anvisierte. Eine pechschwarze Krähe. "Überleg es dir genau. Glaub mir, dann bist du endlich frei!", nur knapp über dem Kopf des schwarzhaarigen nahm die Krähe die Kurve und flog hinaus in die kalte, verschneite Nacht. Ein leises Fauchen verließ die Lippen des jungen Mannes. ... "Nori, was ist nur los mit dir? Du bist seid Tagen so anders. Seid der Party um genau zu sein. Und Lisa hast du auch keines Blickes mehr gewürdigt.", erörterte Alan die letzten Tage. "Nichts ist los. So anders bin ich doch gar nicht. Naja und Lisa...ich weiß nicht recht worüber ich mich mit ihr unterhalten soll.", und wenn ich ihm erzählte, was mich so beschäftigte, würde er mir sicher nicht glauben. Ein Typ mit Katzenohren, leuchtende Schmetterlinge...Mouth Souls...All das, was ich vergessen sollte. Doch es war mir unmöglich...diese Augen, diese eisblauen Augen, sie würden sich für immer in mein Gedächtnis brennen,...und seine verwundete Hand...ob sie sehr schmerzte? "Doch! Du bist schon anders. Du kapselst dich noch mehr ab als sonst und starrst andauernd aus dem Fenster in die Ferne, als würdest du auf etwas warten." Warten? Ja ich wartete darauf das wir uns noch einmal begegneten. So gern wollte ich seinen Namen wissen, noch einmal den Klang seiner Stimme hören. Auch wenn mich eine Eises Kälte ereilen sollte. Ja, irgendwie war es um ihn wahnsinnig kalt. Und ich wollte unbedingt wissen wie er auf die Idee kam, dass ich sterben würde , wenn ich ihn berührte. Wenn er tatsächlich nicht existent war, wie er behauptete, dann dürfte ich ihn doch nicht einmal berühren können oder? Müsste er dann nicht so was wie ein Geist sein? Aber...dafür war er doch viel zu real...und so wie es aussah schien er zu wissen, dass ich ihn berühren konnte.... "Naja, irgendwie besteht doch das ganze Leben aus warten oder? Das ist doch nichts Besonderes.", lenkte ich ein, zuckte mit den Schultern und lächelte. "Wartest du denn nicht auf irgendwas?" Alan zog eine Augenbraue hoch, als glaubte er mir nicht so wirklich. Kein Wunder, ich sagte ihm weder die Wahrheit, noch belog ich ihn. Was sollte er also glauben? Mein bester Freund machte nun ein Gesicht als dachte er scharf nach. "Hm, ich denke schon.", dabei fixierte er mich eine ganze Weile. "Aber ich werde wohl noch etwas länger warten müssen.", grinste er. Woran er wohl dachte? Das interessierte mich schon, aber ich fragte nicht danach. Immerhin ließ ich ihn ja auch nicht wissen, woran ich dachte. "Was machst du heute Nachmittag?", wollte er wissen. "Hm, ich gehe heute zu Theo. Heute kommt die neue Bestellung, die muss sortiert werden." "Theo? Du meinst diesen blinden Spinner? Du besuchst ihn immer noch?", meinte Alan fast schon aufgebracht. Ich wusste schon, warum ich ihm das bis heute nicht erzählte. "Reg dich nicht so auf. Er ist zwar manchmal ein bisschen seltsam, aber kein Spinner." "Seltsam? Der Kerl erzählt komische Anekdoten über eure angebliche, gemeinsame Vergangenheit...Zukunft oder was auch immer....du glaubst ihm doch nicht etwa?", rebellierte er. Alan hatte ein sehr beschützendes Wesen an sich. Tatsächlich erzählte Theo eigenartige Geschichten aus einem früheren Leben, in dem auch ich ein wesentlicher Teil gewesen sein soll. Auch wenn es für mich eher klang wie ein Märchen aus einer anderen Welt, so spürte ich eine beängstigende Verbindung zu diesen seltsamen Geschichten, als würden sie lebendig. Der bloße Gedanke genügte bereits. Aber....warum war das nur so? "Glauben ist zu viel gesagt. Viel mehr finde ich seine Geschichten interessant. Die Zeit lässt sich damit doch ganz gut vertreiben oder? Sie sind jedenfalls nicht langweilig. Und stell dir doch mal vor wie es wäre, wenn du blind wärst..." "Blind? Der Kerl hat n Glasauge...und meint son paar durchgeknallte Professoren hätten Experimente mit ihm gemacht. Den Typen kannst du doch nicht für voll nehmen...!", suggestivere er. So langsam aber sicher wurde er hysterisch. "Ich weiß das, das alles ziemlich abgefahren klingt. Trotzdem...ist er ein netter Kerl." Zumindest wollte ich daran glauben. Nur weil jemand seltsame Geschichten erzählte musste er ja nicht automatisch verrückt sein oder? Immerhin erlebte ich ja auch eigenartige Dinge, die ich mir nicht erklären konnte... . . . "Hat er wieder geschimpft?", fragte Theo. Theo war ein junger Mann, der erblindet war. So wie er erzählte verlor er sein Augenlicht bei einem Unfall, als er noch sehr jung war. Ein Auge war so schwer verletzt, dass es durch ein Glasauge ersetzt werden musste. Auf dieser Gesichtshälfte zierte eine lange Narbe eben diese direkt über dem Auge, dann noch eine quer über der Nase und über seinen Lippen. Einige Menschen, die ihn nicht kannten schauten ihn äußerst schockiert an und suchten Abstand. Andere kümmerten sich nicht darum. Theo führte mit einem Bekannten, dem ich noch nie begegnet war, einen kleinen Teeladen. Durch seine Blindheit war er in der Lage jeglichen Geruch auseinander zu halten und jede Teesorte genauestens bestimmen zu können. Nun saßen wir bei einem Tee in seiner Wohnung über dem Laden, nachdem die Arbeit längst getan war. "Ja, schon ein bisschen. Er meinte ich solle dir keinen Glauben schenken und mich lieber von dir fern halten." "Tut mir leid, dass du wegen mir Ärger mit deinem besten Freund hast.", entschuldigte er sich. Ich schüttelte den Kopf. "Nicht doch...das ist ja nicht deine Schuld, dass er so misstrauisch ist. Er macht sich nur viel zu viele Sorgen.", erläuterte ich. "Nun im Grunde hat er schon recht. An seiner Stelle hätte ich auch misstrauisch reagiert. Immerhin hören sich meine Geschichten auch wirklich haarsträubend an. Deshalb bin ich auch so positiv überrascht, dass du so gelassen darauf reagiert hast und nicht sofort davon gelaufen bist.", erklärte er mir. Ich drückte meine Hände gegeneinander. "Hm...ein wenig beängstigend war es zunächst schon, aber...mir ist ja auch etwas seltsames passiert." Theo stellte seine Teetasse ab. "Etwas seltsames?" "Ja...ich bin jemandem begegnet. Einem jungen Mann mit Katzenohren der meinte ich würde sterben, wenn ich ihn berühre...und solle ihn vergessen...und...es war so ungewöhnlich kalt." Noch jetzt spürte ich diese Kälte, wenn ich darüber nachdachte. Theos Blick schien nahezu erstarrt, als wüsste er genau wovon ich sprach. "Was ist?" "Nori! Bist du etwa den Moth Souls begegnet?" "Äh...ja...diese Lebensenergie, die, die Form von Schmertterlingen annehmen, oder?" Theo nickte. "Dann hat er dich also bereits gefunden. Nori weißt du was es bedeutet, wenn ein Mensch die Moth Souls sehen kann?", seine Hände auf dem Tisch ballten sich zu Fäusten. Die vorherige Stille und die Wärme um uns herum, färbten sich düster. "Nein, das hat er mir nicht erklärt." "Bitte sei sehr vorsichtig, denn wenn er dich gefunden hat bist du nicht mehr sicher. Achte vermehrt auf Krähen. Es gibt jemanden, der dir nach dem Leben trachtet. Wenn du versuchst Kontakt zu diesem Katzenmann aufzunehmen wird die Krähe dich verfolgen und gnadenlos jagen." Die Krähe? "Er wird verhindern wollen, dass du den Mouth Souls weiterhin folgen kannst und dem Katzenmann zu nahe kommst." "Was? Aber warum? Warum soll ich ihnen nicht folgen und wer ist er?" "Du solltest so wenig wie möglich darüber wissen. Je weniger du weißt, desto sicherer bist du." "Dann,...weißt du also, was es mit den Moth Souls auf sich hat und was der junge Mann damit zu tun hat...?" Theo biss sich auf die Unterlippe. "Bitte versuch es zu vergessen, glaub mir das ist das Beste was du tun kannst!", mahnte er. Er riet mir genau das, was mir dieser junge Typ geraten hatte. Aber je öffter ich es hörte, desto mehr musste ich darüber nachdenken und...desto mehr wollte ich wissen was dahinter steckte. . . Des Nachts war mir plötzlich eiskalt. Ich brauchte mehrere Decken, um mich einigermaßen warm zu halten, trotz dessen, dass es geheizt war. Auch ein langärmlicher Schlafanzug und dicke Socken konnten nicht helfen. Eine gewisse Kälte war mir ja bereits aufgefallen, als ich dem Katzenmann begegnete, aber hier war es noch ein vielfaches kälter... Was war nur los? "Es ist...so verdammt kalt.", flüsterte ich in mich hinein und bemerkte zunächst nicht den dunklen Schatten, der sich in mein Zimmer geschlichen hatte. Erst, als sich eine mir vage bekannte Stimme eröffnete, nahm ich ihn war. "...du...bist echt empfindlich..." Ich hörte diese Worte wie ein Echo aus einer längst vergangenen Zeit und schreckte auf. Es war so, als hätte ich genau das erwartet. "Wer...? Wer ist da?", meine Hand tastete nach dem Nachtlicht. In dessen gedämmten Schimmer trat der Schatten in das Licht, in Gestalt einer schwarzen Katze mit eisblauen Augen. Moment...eine sprechende Katze? Ich brauchte einen Moment. Bei genauerer Betrachtung...diese Augen...hatte ich doch schon mal...nein...das konnte nicht sein! "Du bist..." Die Katze trat näher und sprang auf mein Bett. Mit jedem Milimeter den er näher kam wurde es nur noch kälter. "Seru...", ergänzte er. "Seru...", wiederholte ich leise und zog die Decke höher. Meine Lippen bebten vor Kälte, ich zitterte. "Ja... Nori...und so wie es aussieht wirst du erfrieren...", meinte er mit erkalteter Stimme, aber was mich noch viel stutziger machte... "Was? Woher...kennst... du meinen Namen...", meine Stimme war bereits brüchig. Er schwieg eine Weile, ehe er wieder vom Bett sprang und nach und nach seine Gestalt veränderte. Er wurde größer, bekam ein menschliches Antlitz. Schwarze Haare, Katzenohren, Katzenschweif und diese eisblauen Augen, die nun nur noch intensiver, noch kälter funkelten...und plötzlich...fingen auch diese Lichter....Schmetterlinge sich aus meinem Körper zu lösen, was mir die Energie raubte... "Das ist...nicht wichtig! Wichtig ist nur, dass du keine Gedanken mehr an mich verschwendest...denn je mehr du das tust, desto kälter wird dir werden. Die Kälte wird dein Herz zu einem Eisklumpen machen...und wenn du mich berührst...wirst du auf der Stelle sterben!", mahnte er und drehte mir den Rücken zu. "Dann...liegt es also an dir, das mir so kalt ist, dass ich nicht schlafen kann und, das meine Energie mich verlässt..?" "Ja...", antwortete er, als wolle er seinen eigenen Worten keinen Glauben schenken. "Und warum suchst du mich dann auf, wenn deine Nähe für mich nur Gefahr birgt...und wie soll ich dich dann vergessen, wenn du immer wieder auftauchst...?", erklärte ich, mich immer mehr in meinen Deckenhaufen zu vergraben, da die Kälte kaum noch zu ertragen war, aber zur gleich konnte ich meinen Blick auch nicht abwenden. Es war wie ein Instinkt, doch ich drohte ohnmächtig zu werden. Nein...nicht jetzt...es wurde dunkel...mir war so entsetzlich kalt... Und plötzlich finde ich mich in einer wundersamen Wärme wieder, in einer Umgebung die mir völlig fremd ist, der Raum wirkt sehr verbraucht, aber irgendetwas lässt ihn strahlen...Ein Junge mit blondem Haar, der mit einem anderen jungen Mann auf einem Bett sitzt...das ist...Seru...aber wieso ist es denn hier so warm? Eine Jungenstimme,"Seru? Glaubst du an das Glück?", das...das ist doch... Seru,"Nein. Wie könnte ich...wo ich doch nicht mal ein Herz habe..." "Dummerchen, natürlich hast du ein Herz,...hättest du keines, hättest du mich niemals am Leben gelassen...wieso also hättest du mich sonst am Leben gelassen...?", das ist doch.. Seru: "Weil du...keine Angst hattest, obwohl du dem Tod ins Auge gesehen hast...obwohl du fast vor Kälte erstarrt wärst..." Der Junge dreht den Kopf mehr in Serus Richtung, er lächelt...und er...sieht fast aus wie ich... "Nori? Nori...! Hey, wach auf!" Ich hörte eine Stimme die nach mir rief. Sie hallte in meinen Ohren...mir war so schrecklich heiß.... "Oh Gott! Du hast ja Fieber! Heute wirst du wohl zu Hause bleiben müssen! Junge wie hast du das nur wieder angestellt?" Meine Mutter...sie rief nach mir. Meine Augen öffneten sich nur kurz, ehe ich wieder wegdämmerte. Es fühlte sich an, als schlief ich eine Ewigkeit durch...ich träumte, es wirkte so real. Eine Hand, die laut gegen eine Wand schlägt. Direkt neben meinen Kopf. Ich zucke leicht zusammen. "Hör auf damit!", drängt sich eine eindringliche Stimme an mein Ohr, ich kenne sie und schaue nach oben. Es ist Seru, der mich ansieht, als würde er jeden Moment seinen Krallen ausfahren. Sein Gesicht verzieht sich finster, sein Atem ist kalt. Alles an ihm ist kalt, unerbittlich... Doch ich verstehe nicht. "Womit soll ich aufhören?", gebe ich, warum auch immer, so mutig wieder, das er kurz zurückweicht. "Hör auf mich ständig anzulächeln und hör auf...mit dieser Wärme!", erwidert er ungnädig. Ich kann es mir nicht erklären, es ist so, als wüsste ich genau was ich sagen muss. So als hätte ich genau diese Worte schon einmal zu ihm gesagt. Obwohl es so schrecklich kalt ist. So kalt, das meine Finger sicher schon blau anlaufen. "Warum soll ich damit aufhören? Ich hab doch gar keinen Grund es nicht zu tun!", erwidere ich, versuche die Kälte auszublenden. "Weil es mir einfach nicht passt! Es stört! Wenn du so weiter machst kann ich für nichts garantieren! Dann werde ich dich töten!", argumentiert er scharf und eiskalt, als würde er vor absolut nichts zurückschrecken. Dieser Blick ist kälter als Schnee und gleichzeitig so tief und schwarz wie die undurchdringliche Nacht. Doch ganz gleich, das es mich erschreckt, bleibe ich standhaft und ernst. Müsste es mir denn keine Angst machen? Müsste ich nicht Angst vor dem Tod haben? Und wenn es nicht durch seine Hand geschieht, so müsste ich doch jetzt in diesem Moment vor Kälte erstarren. Doch nichts dergleichen. Sofort fasse ich mich wieder, "Und wenn schon...tue es, wenn du es tun musst, aber ich werde es mir nicht verbieten lassen! Ich werde mir nicht verbieten lassen ich zu sein!", erläutere ich ohne Furcht. Seru wendet sich knurrend ab, ballt die Fäuste. "Mach doch was du willst..", zischt er, ehe er verschwindet. Obwohl ich überrascht und zu gleich verwirrt bin, muss ich lächeln und fühle wie sich mein Herz mit Wärme anreichert, als hätte ich nie gefroren. Ob ich es wohl tief in meinem Inneren wusste? Das er es nicht tun würde...aber warum... Langsam öffnete ich die Augen. Über mir lag die weiße Zimmerdecke. Ich hatte geträumt. Ein seltsamer Traum....Ich fasste mir an die Stirn. Mein Kopf tat mir noch etwas weh, aber es ging mir schon besser als vorher. Wie lange hatte ich wirklich geschlafen? "Man, was für ein Glück, da bist du ja wieder Kumpel. Ich hab dich vermisst.", höre ich eine mir bekannte Stimme. Alans Stimme. Ein blick zur Seite genügte, um einen Blick auf seinen Rotschopf zu erhaschen. Seine Lippen hatten sich zu einem erfreuten Grinsen verformt. "Alan." "Ja genau, Alan, dein allerbester Freund auf der ganzen Welt. Du hast fast zwei Tage geschlafen, deine Mutter war sehr besorgt um dich." Fast zwei Tage...ich fühlte mich als hätte ich eine Zeitreise gemacht...es war so verdammt echt....so echt... "Nori, du hast wärend du geschlafen hast gefroren, deine Finger waren extrem blau, als hättest du sie stundenlang in eiskalten Schnee gehalten und eben gerade fing es an unnormal warm zu werden, eine Wärme die den ganzen Körper erfüllt...hast du eine Erklärung dafür?" Was... "Dann ist es auch auf mich über gegangen?..." "Wie meinst du das?", will Alan wissen. Ich stellte fest, dass dieser Traum unmittelbar mit der Realität in Zusammenhang stehen musste...anders konnte ich es mir nicht erklären. "Ich hab so komische Träume gehabt...in denen habe ich so etwas geträumt..." Alan schaute mich fast schon schockiert an. Dann schaute er verdächtig ernst, als wollte er mir etwas sagen, schwieg aber zunächst. Dann rieb er sich lachend den Hinterkopf. "Ach weißt du, das hat bestimmt nichts zu bedeuten, Träume bleiben Träume.", legte er ein. Irgendwie passte das nicht zusammen. "Und was ist...wenn da wirklich etwas dran ist? Wenn diese Träume doch nicht so unbedeutend sind?", ich richtete mich langsam auf und sah ihn ernst an. Er war einfach zu seltsam. Das Alles war seltsam! Alan, Seru...diese Träume... Alan biss sich auf die Unterlippe. "Ach was, Theo hat dir nur zu viele Geschichten erzählt..." "Hat er nicht! Ganz bestimmt sogar...Er verhielt sich letztens genau so seltsam wie du jetzt. Er ist nicht so verrückt wie du immer sagst!", erwiderte ich laut. So kraftvoll, dass selbst Alan mich verblüfft ansah. Dann seufzte er und wurde wieder ernst. "Ja...du hast recht...er ist nicht verrückt...aber es wäre besser für dich, wenn er es wäre!", erklärte er zornig und sah mich an mit einem Gesicht, das leicht melancholisch wirkte, als verletzte ihn etwas. Ah... "Wieso wäre es denn besser? Und warum machst du so ein Gesicht?" "Weil...all diese Geschichten wahr sind. Er ist ein Teil davon genauso wie ich, wie du...genauso wie...Seru..." "Was? Du bist auch ein Teil davon? Und...Seru? Du weißt wer Seru ist?" "Ja...bin ich,...und natürlich weiß ich wer Seru ist..Seru ist der Grund warum du in diesem Zustand bist.", erklärte er mir missmutig. So wie er sprach erinnerte er mich an einen kleinen Jungen, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. "Du meinst das Fieber?" "Nein das Fieber ist nur die Folge von dem was mit dir passiert ist.", er schaute an mir vorbei. "Der Tag an dem du Seru zum ersten Mal, in seiner menschlichen Gestalt begegnet bist, muss der Tag gewesen sein, an dem du zum ersten Mal die Moth Souls gesehen hast.", ergänzte er und sah mich dann aus seinen braunen, katzenartigen Augen an. "Woher...kannst du das so genau wissen...", es stimmte, aber....warum? "Weil du Seru nur in dieser Gestalt sehen kannst, weil du die Moth Souls sehen kannst. Jeder normale Mensch würde ihn in der Regel nur als Katze wahrnehmen, da er es nicht darauf anlegt, als "Mensch" wahrgenommen zu werden. Das Fieber hast du bekommen, weil dein Immunsystem gegen seine Kälte rebelliert. Kein gewöhnlicher Mensch kann das ertragen, ohne an schweren Erfrierungen zu sterben." Er wusste also Bescheid, er wusste mehr über mich, als ich über mich selbst. Aber wer war er? Wer war Alan? War das überhaupt sein Name? Oder versteckte er seinen wahren Namen nur? Und...wer war ich? "Und...wer bist du dann?", wollte ich wissen. Alan seufzte. "Ich bin Alan, aber in einem anderen Leben hieß ich mal...Kyo." Kyo? Tatsächlich hatte ich das Gefühl, diesen Namen schon einmal gehört zu haben, aber ich konnte mich nicht erinnern. "Und seid wann weißt du davon?" "Seid etwa drei Jahren...", erwiderte er leise. "Seid...drei Jahren?" "Ja...weißt du noch, damals als ich plötzlich mit roten Haaren zur Schule kam?", erinnerte er mich. Ja...das war wirklich ein seltsamer Tag. Alle hatten sich gewundert, warum seine früher, eher rotbraunen Haare plötzlich so extrem rot waren. Er sagte zwar, er habe sie gefärbt, aber... "Ich hab behauptet sie gefärbt zu haben...Das war natürlich gelogen. Sie haben damals einfach so über Nacht ihre Farbe verändert. In dieser Nacht hatte ich Albträume und habe mich an all das erinnert. Es war, als hätte ich ein ganzes Leben durchlaufen...In diesen Träumen habe ich Tag ein, Tag aus gekämpft, ich habe auch....gegen Seru gekämpft und habe dabei fast mein Leben verloren..." Er hatte also auch in dieser seltsamen Welt aus meinen Träumen gelebt? Dann war diese Welt also...Wirklichkeit? Ah...Alan war also Kyo...Kyo...ich...ich...ah... Auf einmal erschienen mir diese Bilder vor Augen! Alan steht auf einer verlassenen Ruine, gegenüber von...Seru...dessen Blick mal wieder so kalt ist wie Eis. Die ganze Umgebung scheint davon beeinflusst zu werden. Mir ist kalt...so kalt. Aber Alan, scheint es rein gar nichts aus zu machen. "Was schaust du so kalt, da fühlt man sich ja an einen Gefrierfach! Lass uns mal ein bisschen Bewegung ins Spiel bringen, um die Gemüter etwas zu erwärmen!", trietzt er Seru und greift an ohne weiter auf eine Antwort zu warten. Mit Leichtigkeit springt er hoch in die Lüfte und holt mit seinem Arm aus. Seine Finger spannen sich an, als wolle er seine Krallen ausfahren, aber aus seinen Fingersitzen entspringen Fäden...Auf den ersten Blick kaum erkennbar, nicht als Gefahr zu deuten, aber...Ganz ohne Probleme zerschneiden sie Teile des Gebäudes, auf dem Seru steht. Sie müssen...unglaublich scharf sein! Für seinen Gegenspieler scheint es auch keine große Mühe zu bedeuten mit einem Satz von dem einbrechenden Gebäude zu springen, ihn so gleich mit seiner furchteinflößenden Kraft bekannt zu machen. Es kostet ihn nur eine winzige Bewegung seiner Hand und die Fäden, die sich eben noch in seine Richtung sponnen, erstarren zu Eis und zerspringen in tausende Splitter. Sie verhärten sich sogar, ändern ihre Richtung, genau in die von Alan. Alan! Nein! Alan grinst nur breit. "Typisch! Du glaubst doch nicht das du mich damit kriegst!" Im freien Fall macht er eine Rolle, stößt sich an einer Wand ab und bekommt so wieder Schwung nach oben. In einer rasanten Geschwindigkeit, zerschmettert er das Messerscharfe Eis und schleudert Seru peitschenartig mit seinen Fäden gegen eine der morschen Wände. Daraufhin landet er auf einem Vorsprung. Seru regt sich nicht, er ist doch nicht... "Seru...hör auf dich tot zu stellen...ich weiß dass dich das nicht mal im geringen juckt!", knurrt Alan. Seine Augen...sind rot, scharf wie die einer Katze, angriffslustig, und doch ohne jede Verachtung, ohne jeden Zweifel. Seru grinst kalt. "Ganz recht...Kyo.", der Kampf geht weiter. Ich bin wie erstarrt...wie erstarrt... "Nori, Nori! Hey was ist los?", Alans Stimme holte mich wieder in die Realität zurück. "Alan, ähm nichts, ich hab da nur wieder was geträumt.", wehre ich ab. "Nur ein Traum?", Alan lächelte. "Nori, für dich sind es nicht einfach nur "Träume". Was du siehst ist eine Art Realität und...die kann ganz schön beängstigend sein, oder?" Ich nickte. Dabei war das, was ich bisher sah, sicher noch nicht mal die Spitze des Eisberges. Verglichen mit dem was noch kommen konnte, so befürchtete ich, dass es noch viel extremer wurde. Das war erst der Anfang. "Ja..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)