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Drei Tage, drei Nächte 2.0

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und hier nun das Finale des ersten Zyklus. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mitgelesen und kommentiert haben und natürlich auch bei denen, die still mitgelesen haben.


Los geht's. Komplett anzeigen

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Elf

~~**~~
 

Schwankend lehnte Crawford an der Beifahrerseite des Wagens, während Aya sich unter dem unscheinbaren Toyota zu schaffen machte, der seine besten Jahre schon deutlich hinter sich gelassen hatte. Hinter ihnen zischte und knisterte es in der Luft und der Gestank nach brennendem Holz, Metall und anderem nahm ihm den Atem. Mit einer kurzen Bestätigung löste er den letzten Zyklus aus und stellte den Timer seiner Armbanduhr ein.
 

Es wurde Zeit, dass sie von hier entkamen, denn viel hätten sie beide nicht mehr aufzubieten, sollten sie ein weiteres Mal angegriffen werden. Crawford war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen, Aya selbst atmete schwer, da ihm sein gequetschter Kehlkopf mehr Mühe bereitete, als er es wirklich zugeben wollte.

Aya öffnete die Türen und nickte kurz. „Steig ein“, raspelte er rau, seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern und er selbst ließ sich auf den Fahrersitz fallen, steckte bereits den Schlüssel ins Schloss.
 

Crawford folgte dem langsamer. Steif ließ er sich auf den Beifahrersitz nieder und verharrte mit eisernem Griff um die Türklinke in der Bewegung, als der Schmerz überhand nahm. Für den Bruchteil einer Sekunde verzog sich sein Gesicht zu einer Maske der Pein, dann schloss er die Augen und atmete tief ein. Langsam ließ er seine Mimik zu einer Indifferenz verkommen, die so nichtssagend wie verräterisch war. Erst danach zog er die Tür zu und schnallte sich an, den Blick starr aus dem Fenster gerichtet.
 

Seine Hände zitterten ohne Unterlass.
 

Aya startete den Wagen und brachte sie weg von dem Areal, vorbei an brennenden Gebäuden, vorbei an zerstörten Wachposten, vorbei an dem daniederliegenden Tor, das zuletzt gesprengt worden war. Er brachte sie weg von der Unsicherheit, was Birman und Lasgo betraf. Weg von dem misslungenen Auftrag, den Mann zu töten. Weg von Vergewaltigung und Folter.
 

~~**~~
 

Schweigend fuhren sie die ersten Kilometer über einsame Landstraßen, die Aya ins Landesinnere führten, weg von der einfacheren Route der Küstenstraße, sondern tiefer in den Wald hinein; eine Strecke, die er sich wieder und wieder eingeprägt hatte.
 

Eigentlich als Alternative, sollte sein Plan scheitern.
 

Vor ihnen lagen mindestens zehn Stunden Fahrt und das wäre auch nur unter normalen Umständen die Fahrtzeit gewesen. Nun aber, da er nicht die von Birman vorgegebene Route nehmen konnte, sondern ins Landesinnere fahren musste…Aya mochte es sich nicht ausdenken, wie lange sie brauchen würden. Was er aber jetzt schon wusste, war, dass er bald eine Pause brauchte, denn er war am Ende seiner Kraft, primär ausgelöst durch Crawfords Versuch, ihn umzubringen.

Besagter Mann hatte seine Stirn an die Scheibe gelehnt und starrte blicklos in die Dunkelheit hinein, die Hände zu starren Fäusten geballt. Er roch nach dem Blut des Mannes, den er getötet hatte, Sex und Schweiß und Aya war beständig übel von dieser Mischung und ihrem Ursprung. Er mochte sich nicht ausdenken, wie sich Crawford fühlte…mit dem Sperma Lasgos noch in und auf seinem Körper und den schmerzvollen Erinnerungen an die vergangenen Stunden.
 

Da war es fast eine Erleichterung für ihn, dass der Schwarz ihn wie Luft behandelte und so schwieg Aya. Auch wenn es die falsche, ja gar trügerische Entscheidung war, denn zusätzlich zu seiner Erschöpfung kam schlussendlich auch die Müdigkeit. Mit der Müdigkeit kam das verräterische Verlangen zu schlafen und damit die Erlösung, seine Augen für ein paar Momente zu schließen. Kurz nur. Er würde sie gleich auch wieder öffnen.
 

Erst, als er auf dem schotterigen Seitenstreifen einer Nothaltebucht zum Halten kam und sein Herz dank des Adrenalinschubes schmerzhaft schnell schlug, kam Aya abrupt wieder zu sich und packte das Lenkrad mit zittrigen Händen. Während er aus dem Fenster starrte und versuchte, sein Herz zu beruhigen, richteten sich die im Dunkeln liegenden Augen langsam auf ihn und maßen ihn ausdruckslos, so als ob er sie beide gerade nicht beinahe umgebracht hätte.
 

Ein unwirkliches Lachen verließ Ayas Lippen und brach sich an den Innenwänden des Wagens, als er seinen Kopf zurückfallen ließ. Das Lachen wollte gar nicht mehr aufhören, so sehr Aya sich auch bewusst war, wie komisch das wirken musste. Er hatte auch das Gefühl, dass er, wenn er weiterlachte, irgendwann hysterisch werden würde. Doch er konnte nicht anders und jedes Mal, wenn er erneut daran dachte, wellte neue Belustigung hoch.
 

„Was an der Tatsache, dass du uns beinahe umgebracht hättest, ist so amüsant?“, fragte sein Beifahrer und alleine schon die allzu deutliche Warnung in den unterdrückt hasserfüllten Worten hätte ihn zum Schweigen bringen müssen. Tat es auch in gewisser Weise, als Aya dem Amerikaner den Kopf zuwandte.

Er schmunzelte ironisch. „Weißt du, Crawford, da versuche ich seit Jahren, dich zu töten und schaffe es beinahe, uns beide in dem einen Moment mit einem Autounfall umzubringen, in dem ich dich mal nicht töten will. Das ist Ironie des Schicksals, möchte ich meinen.“ Aya holte tief Luft, nun, da der Grund heraus war und überrascht weiteten sich Crawfords Augen.

„Das amüsiert dich?“

Aya wandte seinen Kopf nach vorne, mit Mühe die nächste Woge des hysterischen Amüsements schluckend. „Sollte es nicht, in Anbetracht der Tatsache, dass du versucht hast, mich zu erwürgen“ richtete er an die dunkle Nacht und wieder war es Stille, die zwischen sie trat. Dieses Mal war sie jedoch weniger entspannt, sondern angespannt und unsicher.
 

„Das wundert dich?“, fragte Crawford schließlich in die Stille hinein, als Aya keine Anstalten machte, den Wagen erneut zu starten. Nach einer Weile schüttelte der Weiß den Kopf.

„Nein, das tut es nicht.“ Er stockte, zögerte, bevor er weitersprach. „Ich hätte es an deiner Stelle genauso getan.“ Wieder schwieg er, dann wischte er sich müde über sein Gesicht. Das war das Eingeständnis, das ihm sein Stolz und sein Zorn auf den Amerikaner erlaubten.

Mehr brachte er nicht über seine Lippen.
 

Schweigend drehte er den Schlüssel und startete den Wagen wieder neu, sich des durchdringenden Blickes wohl bewusst. Er ignorierte ihn. Sie würden wahrscheinlich darüber reden, aber nicht jetzt, nicht in diesem viel zu engen Auto. Sie mussten noch weiter ins Landesinnere. Und was noch hinzukam…er musste ruhen. Eine Stunde schaffte er vielleicht noch, aber dann musste er im Beisein eines Mannes schlafen, der versucht hatte ihn umzubringen und sich vermutlich jetzt noch nicht daran versucht hatte, weil Aya ihn von Lasgo wegbrachte. Wenn er seine Nützlichkeit überlebt hatte, würde Crawford sich nicht mehr zurückhalten, soviel konnte Aya sich ausrechnen.
 

Vorsichtiger als vorher lenkte er den Wagen durch den stockfinsteren Wald, die Serpentinen entlang, die sie in geschwungenen Kurven in die Nähe des Gebietes brachten, in dem er sich schließlich so gut auskannte, als wäre es seine Westentasche. Ein Vorteil, sicherlich Und keiner, von dem Kritiker wussten, die immer noch der Meinung sein würden, dass er in dem gebuchten Hotelzimmer unterkäme.

Aya schnaubte innerlich, als er sich vor Augen hielt, wer das Hotelzimmer für ihn gebucht hatte. Würde Birman dort auf ihn warten und ihn töten? So wie sie ihn auf Lasgos Anwesen in eine Todesfalle gelockt hätte, in die er unwissend gestolpert wäre, wenn Crawford ihn nicht davon abgehalten hätte?
 

Er mochte darauf wetten und deswegen war es ein Grund mehr, den Umweg in Kauf zu nehmen.
 

Die Hütte, zu der er sie brachte, verfügte bis auf Lebensmittel und Toilettenartikel über alles Notwendige, deswegen müsste er das Risiko eingehen, eine der Tankstellen im Umkreis anzufahren und das Nötigste zu holen, das sie bis zum nächsten Morgen brauchten.
 

Eben genau das tat er eine halbe Stunde später.
 

Unweit der hellerleuchteten Tankstelle hielt er deswegen an und parkte seinen Wagen außerhalb der Laternen auf den im Dunklen gelegenen Parkplatz.

„Kaffee?“, wandte Aya sich an Crawford. Die Verachtung, die ihn traf, war durchsetzt mit Schmerz und Aya setzte geistig auch noch Schmerzmittel und einen Verbandskasten mit Antiseptika auf die Einkaufsliste.

Crawford wandte sich ab und verweigerte Aya eine Antwort. Verheimlichen konnte er Aya seinen desolaten Zustand jedoch nicht. Dafür zitterte der Schwarz nur zu deutlich vor Erschöpfung und Müdigkeit, vermutlich spielten Schock und Trauma auch eine nicht zu verachtende Rolle.
 

Kommentarlos schälte er sich aus dem Wagen und ging mit entsicherter Waffe um die Tankstelle herum, wartete lange Zeit im Schatten der stockfinsteren Umgebung. Wachsam ließ er den Blick über die Gegend streifen und beobachtete eine lange Zeit das Geschehen und die Umgebung. Nichts Außergewöhnliches geschah und so sicherte Aya die Waffe schließlich wieder, steckte sie in das Holster unter seinem Anzug. Niemand war hier und wenn er sich den gelangweilten Kassierer hinter dem Tresen anschaute, so war es auch nicht in der letzten Zeit der Fall gewesen.
 

Aya betrat den in die Jahre gekommenen Laden und grüßte freundlich, ganz der Geschäftsmann auf Reisen, der er war, während er sich einen der Körbe nahm und ohne Umschweife durch die Reihen ging und sich nach und nach mit Lebensmitteln eindeckte, die sie über die Nacht bringen würden. Und Kaffee. Natürlich. Er entschied sich für Instantkaffee und nahm nach kurzem Zögern auch noch Milch und Zucker mit…zusätzlich zu dem Kaffee to go.
 

Ebenso freundlich wie auch müde reichte er dem Kassierer seinen Korb und bezahlte, verließ schließlich mit zwei Tüten den Laden. Der Kies des Parkplatzes knirschte unter seinen Sohlen, als er zum Wagen zurückkehrte und feststellen musste, dass er leer war.

Im Bruchteil einer Sekunde reagierte sein Instinkt und Aya ließ die Tüten und den Kaffee zu Boden gleiten. Er griff zu seiner Waffe und suchte sich Deckung um angestrengt in die Dunkelheit hinauszustarren und einen möglichen Hinterhalt auszumachen. Wenn sie Crawford geholt hatten, während er weg war, dann wären sie auch hinter ihm her und würden nun auf ihn lauern.
 

Verflucht.
 

Doch so sehr er sich auch anstrengte, er hörte nichts bis auf das Rascheln der Bäume und langsam schlich sich der Verdacht in ihn, dass Crawford nicht gefangen genommen worden, sondern geflohen war. Ungläubig starrte Aya in den Wald hinein. Wieso zur Hölle tat Crawford etwas so Dummes?
 

Weil er Angst hat, flüsterte Aya eine ruhige Stimme ein. Er hat Angst vor dir und deiner dunklen, unbeherrschten Seite, die kein Problem damit gehabt hätte, sich ihm wie Lasgo auch aufzuzwingen. Er hat Angst davor, dass du dein Versprechen brichst und ihn doch zu Kritiker schleifst. Und kannst du es ihm verdenken? Du würdest auch jede Gelegenheit zur Flucht ergreifen, nur um neuerlicher Gewalt zu entkommen.
 

Instinkt ließ ihn langsam seine Deckung verlassen und den Kaffee zu sich nach vorne holen. Mehr kriechend als alles Andere rutschte er auf dem Kies nach vorne, der sich schmerzhaft in seine Knie bohrte, und stellte das corpus delicti zwischen sich und den Waldrand.
 

„Ich habe dir Kaffee mitgebracht“, richtete er in die Dunkelheit und kam sich komisch vor, scheinbar mit sich selbst zu sprechen, auch wenn besagter Instinkt ihm einflüsterte, dass er nicht alleine war. Crawford würde sich nicht durch einen völlig dunklen Wald schlagen, wenn er die Möglichkeit hatte, nach Ayas Abfahrt zur Tankstelle zu gehen und von dort aus sein Team zu rufen. Vielleicht war es die beste Möglichkeit…vielleicht aber auch nicht, denn selbst Schwarz verfügten sicherlich nicht um die Mittel, innerhalb der nächsten Minuten hier zu sein. Und Aya würde ganz sicherlich nicht hierbleiben und für die Sicherheit des Orakels sorgen nur um dann von Schwarz getötet zu werden.
 

„Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann wäre ich nicht gegangen. Ich würde mich unweit des Wagens im Wald verstecken und demjenigen, der mich angegriffen hat, Glauben machen, dass ich geflohen wäre. Ich würde die Situation beobachten und warten bis eben jener aus Frust weggefahren wäre um dann zum Tankstellenwart zu gehen. Ich würde darauf zählen, dass ich meinem Gegenüber egal wäre. Aber…“ Er stockte in seinen Worten, weil sie ungewohnt waren und auch nicht so recht passen wollten. Alles in ihm sträubte sich gegen diese Worte. „Du bist mir nicht egal, Crawford. Ich will dich zu deinem Team zurück nach Tokyo bringen.“ Auch auf ihn musste dieser Satz erst einmal wirken, da er so gänzlich gegensätzlich zu allem stand, was ihre Arbeitsbeziehung zueinander ausgemacht hatte.

Und stehen sollte, denn beinahe wäre Crawford damit erfolgreich gewesen, ihn umzubringen.
 

Beinahe.
 

Warum war er es eigentlich nicht gewesen? Dieser Mann war ein Killer, jemand, der es verstand, mit bloßen Händen zu töten. Und er lebte. Sein Kehlkopf schmerzte höllisch und die Kopfschmerzen konnten sich auch sehen lassen, aber er lebte.

Und das musste Aya ihm zugute halten, was auch immer er darüber denken mochte, dass der Schwarz versucht hatte, ihn zu erwürgen oder dass er ihm mit seiner Schwester gedroht hatte. Auch noch etwas, über das sie sprechen würden.
 

„Der Kaffee riecht zumindest gut und heiß ist er auch. Also nicht so ein Gesöff wie vorher. Es lohnt sich ihn zu trinken. Und ich habe dir auch noch Schmerzmittel und Desinfektions- und Verbandsmittel mitgebracht, ebenso wie frische Kleidung.“ Wieder lauschte Aya dem Wind in den Bäumen, wieder wartete er geduldig, dass er eine Antwort erhielt.
 

Als das Rascheln zu seiner Linken lauter wurde, fuhr er herum und sah, wie Crawford langsam aus dem Wald trat, ganz so, als wäre er ein Teil der Bäume, die ihn schützend umgaben. Doch ganz so ruhig, wie es den Anschein hatte, war er nicht. Selbst auf diese Entfernung sah Aya, dass Crawford zitterte und dass er sich mit Mühe aufrecht hielt.
 

Langsam erhob sich der Weiß und nahm den Kaffee mit sich. Bedächtig trat er einen Schritt nach vorne, dann noch einen, dann noch einen, solange, bis er auf Armlänge an Crawford herangekommen war. Ruhig streckte er ihm den Kaffee entgegen und wartete, dass die hasserfüllten Augen sich von dem Pappbecher wieder auf sein Gesicht richteten.

Für einen Moment lang hatte Aya die Befürchtung, dass Crawford es ihm aus der Hand schlagen würde, doch dann schlossen sich zwei zittrige Hände um den Becher und hielten ihn eisern fest während sich die hilflose Wut des Amerikaners stumm über ihn ausschüttete.
 

Aya nickte schlicht in sie hinein. „Lass uns weiterfahren.“ Er drehte sich um und ging zurück zum Wagen, lud die Tüten in den Kofferraum.

„Wie kannst du sicher sein, dass der Wagen und das Hotelzimmer nicht kompromittiert sind?“, fragte der Amerikaner rau und Aya sah auf. Langsam verzogen sich seine Lippen zu einem dunklen und grimmigen Lächeln.

„Den Wagen habe ich vor ein paar Tagen außerplanmäßig gewechselt, da das eigentlich vorgesehene Fluchtauto durch einen Anderen genommen wurde. Und wir fahren nicht in das von Kritiker vorgesehene Hotel. Ich bringe uns woanders hin.“

„Wohin?“

„In ein Haus.“

„Kritikereigentum?“

Aya schnaubte ungläubig. „Hältst du mich für dumm?“

Crawfords Blick sagte ihm, dass er darauf keine Antwort wollte, doch er fragte nicht weiter. Im Gegenteil. Die zitternden Hände führten den Kaffee zu den Lippen und der Amerikaner nahm einen tiefen Schluck. Nachdenklich glitt sein Blick zum Wagen und schlussendlich setzte er sich in Bewegung.
 

~~**~~
 

Stumm stand besagter Amerikaner neben Aya und sah an dem Haus hoch, das sich mitten im Wald vor ihnen aufgetan hatte. Aya fischte währenddessen unter dem Vordach des in die Jahre gekommenen Gemäuers nach dem Eingangsschlüssel.

Wann war er das letzte Mal hier gewesen? Vor fünf Jahren? Oder waren es mittlerweile schon sechs? Genau wusste er es nicht mehr und wenn er ehrlich war, spielte es auch jetzt keine Rolle mehr. Dass das Haus unversehrt war, spielte eine Rolle und bisher schien es so, auch wenn die Fenster sicherlich schon bessere Zeiten gesehen hatten.
 

Mit Wehmut dachte er daran, dass er dieses Haus schlussendlich nicht mehr nutzen können würde, wenn sie erst einmal zurück in Tokyo wären, da es nun durch Schwarz kompromittiert worden war und so war es auch eine Art Abschied von dem lieb gewonnenen, alten Gemäuer, dem kleinen, traditionell japanischen Haus mitten im Wald.

Das Schloss knarzte mit dem Schlüssel, gab aber schließlich das Innenleben des Gemäuers frei für ihn und seinen…Besuch. Schnaubend griff Aya nach der ersten Schiebetür links und scheuchte die dort ansässige Spinne weg um sie zu öffnen. Er schaltete den Strom an und tauchte die Hütte in ein heimeliges Licht.

Automatisch scannten seine Augen den Bereich und wachsam ging er Raum für Raum ab. Er hatte richtig gelegen… niemand war hier gewesen, die ganzen sechs Jahre nicht und so waren ihre einzigen Weggefährten Staub und muffiger Geruch.
 

Und dennoch war es schmerzhaft vertraut und geliebt.
 

Wie viele Male war er in seiner Kindheit hier gewesen? Wie viele Jahre hintereinander war dies das Feriendomizil seiner Familie gewesen? Er kannte jeden Winkel des Hauses, selbst der Geruch war ihm sofort vertraut. Er wusste, wo er was finden konnte, welche Handgriffe zu tun waren um das Haus herzurichten.
 

Schweigend bedeutete er dem am Eingang stehenden Schwarz einzutreten und öffnete alle übrigen Fenster um den Geruch zu vertreiben. Erst danach ging er zurück zu Wagen und holte die Tüten mit den Einkäufen heraus, stellte sie unter kalten, wachsamen Augen auf die Küchenanrichte. Kurz hob sich Ayas Blick auf Crawford, in dessen Gesicht viel zu viele Fragen standen, die er nicht beantworten würde, daher konzentrierte er sich lieber wieder auf die Lebensmittel, Kleidungsstücke und Toilettenartikel, die er gekauft hatte. Crawfords Sachen legte er auf einen separaten Stapel und deutete darauf.
 

„Das sind deine. Es sollte dir passen.“

Eisiges Schweigen antwortete ihm darauf. Nicht, dass Aya tatsächlich erwartet hätte, dass der Amerikaner mit ihm sprach. Er konnte die Unsicherheit, die den anderen Mann umgab, förmlich riechen.

„Warum tust du das?“, überraschte Crawford ihn dann aber doch mit seiner gepressten, rauen Frage und Aya zuckte mit den Schultern. Er hatte eine vage Vorstellung warum, doch er würde jetzt den Teufel tun und darüber nachdenken. Anstelle sich mit dem Schwarz auseinander zu setzen, machte er sich daran, die Lebensmittel in den Kühlschrank zu räumen, der langsam seine Arbeit aufnahm und sie bis morgen frisch halten würde. Den Rest ließ er auf der Anrichte stehen und hielt für einen Moment inne, als sich die Stimme seiner Mutter durch seine Erinnerungen schlängelte. ‚Räum das von der Anrichte, Ran, wir sind hier nicht im Supermarkt‘, hatte sie ihm bei einem ihrer letzten Besuche gesagt und er hatte die Lebensmittel unwillig grummelnd in die Schränke geräumt.
 

Sein naives, junges Ich hatte damals nicht geahnt, wie sehr er sich noch nach der Stimme seiner Mutter sehnen würde und wie schnell ihr normales Leben vorbei sein würde. Aya ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Wütend presste er die Lippen aufeinander und sah hoch um Crawford eine wahrheitsgetreue Antwort auf seine Frage zu geben. Doch das minimale Zurückweichen des Orakels ließ ihn in seinen Worten innehalten.
 

Crawford befürchtete einen weiteren Gewaltexzess seinerseits und Aya konnte es ihm diese Furcht nicht verdenken, auch wenn er sich sicher war, dass es einen derartigen Übergriff nicht mehr geben würde. Er atmete tief durch und suchte aktiv den vorsichtigen Blick des Schwarz, der auf alles gefasst zu sein schien.
 

„In einer halben Stunde ist die Therme im Badezimmer einsatzbereit, dann kannst du mit warmem Wasser duschen und baden, wenn du möchtest. Das Badezimmer ist am Ende des Gangs links.“

Verwirrung huschte über die erschöpften Züge, kurze Unsicherheit vielleicht auch, doch dann kehrte Crawford zu seiner üblichen stoischen Maske zurück, hinter der er selbst seine Angst verbarg, und Aya war dankbar darum. Er wollte nicht sehen, dass Crawford Angst vor ihm hatte. Er wollte Crawford nicht so offen mit seinen Emotionen sehen, die ihm von dem erzählten, was in den letzten Tagen vorgefallen war.
 

Es war ein feiger Ausweg, doch Aya wandte sich erleichtert ab und verließ die Küche zugunsten der Schlafräume. Müde machte sich daran, die Betten in einen respektablen Zustand zu bringen. Crawford würde in seinem alten Zimmer schlafen, während er das Bett seiner Eltern nahm. Ayas Zimmer war in jedem Fall tabu für den Schwarz.

Und auch hier war jeder Handgriff vertraut, jeder Winkel der Räume bekannt. Wie früher auch spannte er die Laken über die Matratzen, bezog die Decken mit den weißen, bestickten Bezügen und warf abschließend noch die Kopfkissen auf die Betten, immer ein wachsames Ohr auf das, was im übrigen Wohnraum passierte oder vielmehr nicht passierte.
 

Fast hatte Aya den Eindruck, als würde Crawford sich größte Mühe geben, mit der Umgebung zu verschmelzen um ihn nicht auf sich aufmerksam zu machen. Oder aber er plante einen erneuten Mordanschlag. Auf den Aya dieses Mal bestens vorbereitet sein würde.

Doch ein Blick in die Küche verriet dem Weiß lediglich, dass Crawford sich an dem Wasserkocher zu schaffen machte und in den Schränken nach einer Tasse suchte.
 

Diejenige, die er griff, war die Vorderste und daher Logischste, aber dennoch nahm es Aya ihm übel, dass er ausgerechnet zur Lieblingstasse seiner Mutter griff. Ohne zu zögern trat der Weiß in die Küche und war versucht, Crawford die Tasse aus der Hand zu reißen. Doch er beherrschte sich, konnte jedoch ein Grollen nicht ganz verhindern.
 

„Stell sie zurück und nimm die Rote“, deutete er auf den Schrank und bohrte seine Augen in die Stechenden des Amerikaners, der sich ihm mit der Tasse seiner Mutter in der Hand nun langsam zuwandte. Verwirrt sah er darauf hinab um dann dem Fingerzeig in den Schrank hinein zu folgen und für sich herauszufinden, was der Unterschied sein mochte.

„Ich sagte…“

„Ich habe dich verstanden, Abyssinian“, schnitt Crawford ihm müde das Wort ab und tauschte die Tassen. Ohne sich von ihm abzuwenden stellte er nun die rote Tasse auf die Anrichte und schüttete eine gute Portion des löslichen Kaffees hinein. Ebenso stumm wie Aya wartete er darauf, dass das Wasser kochte und ließ nicht erkennen, ob er aus den Worten gerade seine Schlüsse zog, falls er überhaupt Schlüsse zog.
 

Nachdem er sich sicher sein konnte, dass der Schwarz die Tasse seiner Mutter nicht wieder anrührte, öffnete Aya die Tür zum Garten. Die Wildnis, die ihn im sanften Licht der Gartenlampen entgegensprang, ließ ihn unwillkürlich seufzen. Was wunderte es ihn aber auch, nach sechs Jahren ohne Pflege, ohne Zuschnitt und ohne die liebende Hand seiner Mutter. Er ließ seinen Blick über die wilden Sträucher und Bäume, die er erkennen konnte schweifen und trat auf die Veranda hinaus, die zum Garten führte. Er würde sie morgen zum letzten Mal sehen…zumindest solange, bis Schwarz das Zeitliche gesegnet hatten. Wenn. Falls. Eventuell. Die einmalige Chance dazu hatte er vertan und verspürte auch jetzt nicht den Wunsch dazu, das zu ändern. Also musste er nun auch noch von ihrem alten Ferienhaus Abschied nehmen, in das er Crawford so selbstverständlich hineingebracht hatte, weil er sich mittlerweile sicher war, dass Birman ihn verraten hatte.
 

Entschuldigt, Mutter, Vater, bitte entschuldigt, richtete er in Gedanken an seine Eltern und bahnte sich den Weg frei zu dem kleinen Schrein, der am hinteren Ende des Gartens stand. Ich hätte das Andenken an unsere Familie nicht einfach so entehrt und weggeworfen, wenn es nicht hätte sein müssen. Doch wie könnte ich ihn einem Monster ausliefern? So habt ihr mich nicht erzogen… so nicht.

Ich werde ihn auch wieder von hier fortbringen und dieses Haus für immer verlassen. Dann habt ihr eure Ruhe. Sanft entfernte er die Blätter und kleinen Äste, die sich in dem Schrein verfangen hatten und sprach ein kurzes Gebet zu eben jenen Ahnen, die seinen Weg leiteten.
 

Als er sich zum Haus zurückdrehte, bemerkte Aya, dass Crawford sich auf der Terrasse niedergelassen hatte und seinen Kaffee fest umklammert hielt. Blicklos hatten sich die durchdringenden Augen in die Beobachtung des Gartens gebohrt und waren nun vermutlich in der schlimmen Vergangenheit haften geblieben. Aya hielt inne und nahm sich seinerseits Zeit, Crawford ausgiebig zu mustern und sich erneut der Frage zu widmen, wie es nun weitergehen würde.
 

Crawford kehrte natürlich zurück zu Schwarz. Über die Zeit hinweg würde er genesen und wieder zu Kräften kommen. Damit, so konnte es Aya sich denken, würde der Hass auf Kritiker und Birman kommen, wenn sie tatsächlich gemeinsame Sache mit Lasgo gemacht hatte. Die Frage war, ob es sich dabei nur um Birman handelte oder auch im Manx oder gar Perser selbst. Oder…Weiß.
 

Aya weigerte sich, das auch nur einen Moment lang zu glauben. Youji, Ken und Omi waren keine Verräter. Dennoch würden sie der Kollateralschaden sein, wenn Schwarz beschloss, sich für Crawfords Vergewaltigung zu rächen. Wie einfach war es für das feindliche Team doch, ihr Haus in Schutt und Asche zu legen. Oder sie alle schlicht im Schlaf zu ermorden. Und alles nur, weil er Crawford hatte leben lassen. Oder alles nur, weil er Crawford aus einem Anflug an was auch immer es gewesen war ebenso missbrauchen wollte wie Lasgo es zuvor getan hatte.
 

Was also war sein Fehler? Mitleid oder Rachsucht? Er konnte es sich aussuchen, auch wenn es das Ergebnis nicht besser machen würde. Beides konnte er jetzt noch wiedergutmachen, sagte er sich, auch wenn er nur eines davon wirklich beheben wollte. Den Amerikaner umzubringen hatte sich schon bei Lasgo verboten, er würde das Andenken seiner Eltern nicht in einer ehrlosen Weise beschmutzen, indem er Crawfords Blut hier vergoss.

Aber…das Andere, seine missratene Rachsucht, sie könnte er richtigstellen. Sich dafür entschuldigen, ein Täter gewesen zu sein, auch wenn es für sein Verhalten keine Entschuldigung gab.
 

Langsam und geräuschvoll kam er auf Crawford zu, damit dieser ihn über seine tiefen Gedanken hören konnte. Wie in Zeitlupe tauchte das Orakel auch an die Oberfläche seiner Aufmerksamkeit zurück und maß ihn angespannt.

In sicherer Entfernung zu Crawford blieb Aya stehen. Zwei Anläufe benötigte er, um seinen Stolz und die Wut auf den Schwarz zu schlucken, die er über die letzten Jahre hinweg angesammelt hatte. Wenn Crawford sich nicht für seine Taten entschuldigte, war das eine Sache. Er würde es tun.
 

Er musste.
 

„Ich wollte das nicht“, begann er bedächtig und Crawford spießte ihn schier auf mit seinem Blick. Die hellbraunen Augen prüften noch nicht einmal, ob er die Wahrheit sprach, sie wussten es. Genauso sehr wie sie ihn dafür hassten, was er getan hatte.

„Was auch immer da passiert ist, ich verstehe es nicht.“

Crawford lachte freudlos. „Du hast versucht, deinen Schwanz in mich zu stecken.“

Aya schüttelte den Kopf. „Nein, ich…“

Ein Grollen unterbrach ihn. „Doch, genau DAS hast du versucht.“

„Aber ich verstehe nicht, warum! Das bin nicht ich. Mich jemanden aufzuzwingen, geht gegen jede meiner Überzeugungen.“

Nun war es an Crawford selbstironisch zu lachen. „Gelegenheit macht Diebe, Fujimiya. Auch bei dir.“

„Nein! Niemals im Leben würde es mir in den Sinn kommen, mich jemand anderem, an DIR zu vergehen.“

„Dennoch ist genau das passiert.“

„Ich verstehe aber nicht, warum!“

Der Spott in den hellen Augen wich etwas Bösartigerem. Stygisch verzogen sich die Lippen. „Deine dunkle Seite. Genau das, was du dir immer verneinst. Bist du besser als Lasgo? Nein. Bist du besser als Schwarz? Nein. Du und dein scheinheiliger Sinn für Gerechtigkeit sind nichts als peinliche Lügen, an die du dich verzweifelt krallst um deinem schlechten Gewissen zu entkommen und deine Taten zu rechtfertigen.“
 

Aya blieb wie angewurzelt stehen, als er in das boshafte Gesicht sah, das ihn voller Zorn musterte, in dem festen Vorsatz, ihn zu verletzen für das, was Aya ihm angetan hatte. Soviel war Aya klar, doch das milderte nicht die Wut in ihm, die anhand Crawfords Spott in ihm schwelte.

„Ich bringe keine Unschuldigen um oder nutze sie für meine Zwecke“, zischte er wider besseren Wissens und Crawford schoss von dem Gartenstuhl hoch, in dem er saß.

„Und ICH vergewaltige nicht!“, brüllte er in die ruhige Nacht hinein.
 

Ein Donnerhall, der auf den anderen folgte und verhallte, nichts als erschrockene Stille hinterließ. Aya musste sich dazu zwingen, Crawford in die Augen zu starren. Er musste sich ebenso dazu zwingen, nicht vor der Wahrheit davon zu laufen, die ihm ins Gesicht geschleudert worden war. Er konnte nichts dagegen sagen, er konnte sich dafür nicht rechtfertigen, denn es gab keine Gründe, die ein solches Verhalten entschuldigten. Und dennoch tat er es.
 

„Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid“, erwiderte Aya schließlich mit Bedacht ruhig und hielt Crawfords Blick für einen Moment, bevor er sich doch abwandte und zurück ins Haus ging…vor den anklagenden Augen floh.
 

~~**~~
 

Das heiße Wasser brannte auf seiner Haut, unnachgiebig und zerstörerisch. Crawford war sich nicht sicher, ob er sich damit nicht noch mehr Schaden zufügte, aber wenn er es genauer betrachtete, so war es ihm auch egal in diesem Moment.

Mit jedem Tropfen, der auf seinen Körper, die Striemen des Gürtels oder die Kratzer der Nägel traf, fühlte er sich reiner, sauberer, weniger schwitzig und…missbraucht. Mit jedem Tropfen heißen Wassers wischte er die geisterhaften Hände ebenso wie das Lachen auf seiner Haut weg und schäumte die kläglichen Reste mit dem Duschgel und Shampoo auf.
 

Als er sein Gesicht gen Duschkopf reckte, erlaubte er sich den Luxus, seine Augen zu schließen ohne dass er dazu gezwungen wurde. Und aus eigenem freiem Willen konnte er sie wieder öffnen und an die Zimmerdecke richten, die ebenso sauber war wie der Rest des Hauses, in das Fujimiya ihn gebracht hatte.

Crawford hatte es zunächst nicht über sich gebracht, sich auszuziehen und hatte sich wie ein Ertrinkender an der Kleidung festgehalten, die nicht ihm, sondern Lasgo gehörte, weil er irgendeinen Schutz brauchte.
 

Egal, wie sehr die Kleidung nach dem Mann stank, der ihn vergewaltigt hatte.
 

Doch dann hatte er – nach zwei Anläufen – das Shirt ausgezogen und dem Shirt die Hose folgen lassen. Das heiße Wasser war wie eine zweite Haut gewesen und seitdem stand er hier unter der Dusche und beschäftigte seine Gedanken mit allem, was ihn von Lasgo und den vergangenen, widerwärtigen Stunden und Tagen wegbrachte.
 

Nach der Reaktion Fujimiyas zu urteilen, war es ein Haus, das ihm etwas bedeutete. Da war die Tasse, die er nicht nehmen durfte. Da waren die Handgriffe, die der Weiß mit beinahe schlafwandlerischer Sicherheit ausübte, so als würde er dieses Haus sein Leben lang kennen. Da war der Schrein, an dem er gebetet hatte. Oder auch der Schlüssel, den er nicht wirklich gesucht hatte.

Ein Ferienhaus, vermutlich das seiner Eltern, wenn Crawford raten musste. Die Frage war, warum er ihn hierhergebracht hatte. Sie waren immer noch Feinde und so naiv konnte Fujimiya nun wirklich nicht sein, wenn er annahm, dass Crawford dieses Haus nicht…
 

Blinzelnd hielt er inne.
 

Ja, was würde er? Kompromittieren? Es als wichtig genug erachten um es Fujimiya unter dem Hintern anzuzünden? Es war nur ein dummes Haus irgendwo im Nirgendwo mit einem verwilderten Garten und klassisch unmoderner, japanischer Einrichtung. Aber es hatte heißes Wasser. Und Lasgo war nicht hier.

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Überlegungen und abrupt stellte er das Wasser ab, während sein Herz einen brachial schnell schlagenden Takt aufnahm.
 

Die Idee, Fujimiya das Haus doch unterm Hintern anzünden, schien mit einem Mal sehr verlockend zu sein.
 

„Crawford?“, schallte es fragend zu ihm und der Schwarz wusste, dass er, wenn er nicht antwortete, gleich Besuch haben würde. Dass Fujimiya überhaupt das Taktgefühl besaß, anzuklopfen, wunderte ihn, war er doch bei Lasgo auch plötzlich aufgetaucht.
 

Er, das Handtuch und der ruhige Befehl, herauszukommen.
 

Zu dem Zeitpunkt war es für Crawford ein Ansporn gewesen, nicht die nächsten beiden Tage unter der laufenden Dusche zu verbringen, in der fahlen, trügerischen Hoffnung, dass ihn niemand dort herausholte. Hier war die Frage des Weiß störend. Hier schätzte er es nicht.

„Was ist?“, fragte er zurück und langte für den Fall eines Falles nach dem großen Handtuch. Doch Fujimiya hielt Abstand und wahrte ein Mindestmaß an Anstand durch die geschlossene Tür.
 

„Du bist lange im Bad“, wurde seine Duschgewohnheit zur Diskussion gestellt, auch wenn Crawford im Nachhinein nicht wirklich sagen konnte, wie lange er sich hier befunden hatte. Die Frage, ob alles in Ordnung war, schwang zwischen den Zeilen mit und das machte ihn wütend. Die Frage aus Fujimiyas Mund machte ihn wütend, war der Kritikeragent doch noch vor einem Tag damit beschäftigt gewesen, sich ihm aufzuzwingen. Auf geheucheltes Interesse konnte er verzichten. Auf Kontrolle konnte er verzichten. Auf den Weiß konnte er verzichten.
 

„Und weiter?“
 

Hinter der Tür herrschte für einen Augenblick lang verdächtiges Schweigen, dann räusperte sich eben jener vernehmlich.

„Die Striemen auf deinem Rücken müssen versorgt werden und ich habe Desinfektions- und Verbandsmaterial hier.“
 

Crawford war dankbar für die Tür zwischen ihnen, denn so konnte Fujimiya nicht sehen, wie sehr ihm seine Gesichtszüge entgleisten. Was zur Hölle implizierte der Weiß da? Dass er sich von ihm ANFASSEN lassen würde? Nach dem, was dieser getan hatte? Dass er überhaupt zulassen würde, dass er ihm so nahe kam?
 

Die letzten Wochen hatten seine Beherrschung zum Teufel geschickt und ebenso sein logisches Denken. So riss er nun auch die Tür zwischen ihnen beiden auf und starrte auf Fujimiya mit einem Grollen auf den Lippen hinunter. Groß waren die violetten Augen, die ihn maßen, Vorsicht dominierte die angespannte Gestalt.

„Ich dachte, du wirst mich morgen in Tokyo aussetzen?“, fragte Crawford lauernd und sein Gegenüber nickte.

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Wunden so schnell wie möglich behandelt werden müssen. Insbesondere die.“ Vage deutete Fujimiya auf die Kratzspuren der Kritikeragentin und Crawford war mehr als bereit, dem Weiß dafür den Hals umzudrehen, auch wenn eine leise Stimme der Vernunft ihm bereits sagte, dass es weder Aussicht auf Erfolg haben würde noch dass der andere Mann damit Unrecht hatte.
 

Er wollte nicht.
 

„Das mache ich selbst“, knurrte er, was auf Zustimmung stieß.

„Ich hole dir die Desinfektion.“
 

Wütend sah er Fujimiya nach, als dieser mit schlafwandlerischer Sicherheit in die Küche ging und schlussendlich zurückkehrte. Langsam streckte er ihm die unscheinbare Packung inklusive Tupfer entgegen und Crawford nahm sie grob an sich. Er trat einen Schritt zurück in das Bad und wollte die Tür hinter sich zuwerfen, als die Hand des Weiß auf eben jener ihn davon abhielt.

„Dein Rücken, Crawford“, war die ruhige Stimme so ganz und gar nicht kompromissbereit und angewidert ließ er seinerseits die Tür los.

„Willst du dich mir ERNEUT aufzwingen?“, zischte Crawford wütend, unbeherrscht vor schlechten Erinnerungen an das, was hinter ihm lag. Verzweiflung keimte in ihm hoch wie unkontrollierte Panik, dass er keine einzige Berührung mehr tolerieren konnte, würde…dass ihm niemand jemals wieder nahe kommen würde, auch. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er rechnete sich bereits aus, wie hoch seine Chancen auf Flucht standen, als Fujimiya die Hände hob in einer Geste des Friedens.
 

„Nein, Orakel“, erwiderte er schlicht und trat einen Schritt zurück. „Das werde ich nicht.“
 

Crawford nutzte die Chance und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Zitternd ließ er sich die Wand an seiner Seite hinuntergleiten, als selbst das Stehen zuviel für ihn wurde. Das Desinfektionsmittel glitt ihm aus der Hand und traf mit einem dumpfen Laut auf den Boden und starr verfolgte Crawford seinen kurzen Weg bis es zum Ruhen kam und auf den kalten Fliesen lag. Sein Blick verklärte und verlor sich und seine Gedanken verloren an Schärfe wie auch an Zeitgefühl, bevor er sich bewusst wurde, was er hier tat und warum er es tat.
 

Es brauchte ein paar Augenblicke, damit er sich sammeln und die unerwartete und unwillkommene Hilfsbereitschaft des anderen Mannes verdauen konnte. Das und alles andere.

Er konnte es nicht mehr kompensieren. Nichts hiervon. Sein Körper war kurz davor, einfach aufzugeben und Crawford wusste nicht wirklich, was danach passierte. Vielleicht mochte es daran liegen, dass die vermeintliche Rettung kurz bevorstand. Oder aber, dass es eventuell vorbei war. Oder aber, dass es nie vorbei sein würde, weil selbst die Erinnerungen sich so schmerzhaft anfühlten, als würde es ihm wieder und wieder passieren. Woran auch immer es lag, er hatte keine Kraft mehr. Selbst als Fujimiya ihn von diesem verdammten Pfahl geschnitten hatte, hatte er mehr Kraft gehabt als jetzt.
 

Crawford schloss die Augen. Vielleicht sollte er einfach hier sitzen bleiben, bis alles vorbei war und sich auf den Schmerz konzentrieren, der von seiner Kehrseite aus nach oben zog. Er wusste nicht, ob etwas gerissen war, auch wenn sich das Blut in Grenzen hielt, das er erfühlt hatte.

Er presste die Hände auf seine Augen und drückte solange zu, bis er Sterne sah um dem zu entkommen, was in ihm schwelte. Nur, dass es kein Entkommen gab und ihm diese Hilflosigkeit für einen Augenblick lang die Luft zum Atmen nahm.
 

Die sich öffnende Tür hörte er nicht und zuckte dementsprechend überrascht zurück, als er eine Hand auf seiner eigenen spürte. Ruckartig, vor allem aber instinktiv presste er sich gegen die Wand und starrte Fujimiya über die Sterne, die vor seinen Augen tanzten, hinweg an, dessen ruhiger Blick Crawford beinahe dazu veranlasste, ihm ins Gesicht zu schlagen.

„Du kannst mich auch keine Minute alleine lassen, oder?“, zischte der Amerikaner und begegnete einem Kopfschütteln.

„Du sitzt hier schon seit einer Stunde.“

„Blödsinn.“

Die Ruhe in den violetten Augen sagte ihm Gegenteiliges und wohlweißlich hielt er sich davon ab, das Offensichtliche weiter abzustreiten.
 

„Was willst du?“, fragte Crawford schließlich müde und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Dusche, bloß weg von Fujimiya, der ihm zu nahe war, als dass es ihn beruhigen konnte.

„Ich werde dir jetzt helfen, die Verletzungen zu versorgen und dich dann hier rauszerren, wenn es notwendig sein sollte. Ich brauche dich ausgeruht…ausgeruhter als du es jetzt bist, falls es morgen in Tokyo Probleme geben sollte.“

„Du brauchst mich?“, betonte Crawford jede einzelne Silbe und Aya nickte zähneknirschend, elaborierte es aber nicht weiter.

„Komm, ich versorge dir die Wunden auf dem Rücken“, lenkte er anstelle dessen ab und griff sich die so achtlos weggeworfenen Desinfektionsutensilien.
 

Crawford wog währenddessen ab, wie viel Kraft es ihn kosten würde, den Weiß wegzujagen und entschied sich schlussendlich dagegen. Er hatte die Reserven dazu nicht mehr und so war es einfacher, sich zu ergeben und den penetranten Agenten tun zu lassen, was dieser wollte. Und dabei in Kauf zu nehmen, dass dieser…
 

Crawford würgte seine in die falsche Richtung laufenden Gedanken ab und umständlich drehte er sich um. Seitlich lehnte er nun an der Wand, die Augen geschlossen, die Hände zu starren Fäusten voller Unbehagen geballt.

Das Mittel war billig und es brannte wie Feuer auf seiner Haut und den weggeschlagenen Hautschichten. Auch wenn es ein anderer Schmerz als der war, der ihn durchzogen hatte, als ihm die Striemen geschlagen worden waren, konnte Crawford nicht verhindern, dass seine Erinnerungen unweigerlich dahin zurückkehrten und ihn unkontrolliert zittern ließen.
 

„Ich bin gleich fertig.“

„Halt den Mund und mach weiter“, grollte er wütend und zischte, als Fujimiya einen besonders großen Riss in seiner Haut versorgte.

„Das sollte sich nochmal ein Arzt anschauen“, murmelte es hinter seinem Rücken und Crawford rollte mit den Augen.

„Ernsthaft, Fujimiya?“

„Soll ich dich zu einem bringen?“

„Jetzt? Hier, in der Pampa der absoluten Peripherie?“

„Morgen in Tokyo.“

„Zu wem denn? Einem eurer Kritikerärzte? Hast du sonst noch gute Ideen?“ Spott war das Einzige, was ihm jetzt noch blieb, wo er nichts Anderes mehr aufzubieten hatte, also bediente sich Crawford reichlich daran. Dass genau der an Fujimiya abperlte wie Wasser an Öl, machte ihn unter dem Strich noch wütender.

„Zu einem Arzt deiner Wahl.“
 

Crawford zuckte zusammen. Er könnte das auf Fujimiya schieben, doch er wusste sehr gut, dass der Weiß nicht der Grund war.

Unwillkürlich und vermutlich unbewusst hatte dieser ihn an das Prozedere erinnerte, das ihm bevorstand. Wenn er so zurückkehrte, offensichtlich gefoltert, würde er in der ärztlichen Abteilung der Rosenkreuzverwaltung in Tokyo vorstellig werden müssen. Die dortigen Ärzte würden einen Komplettcheck durchführen und alles, was sie fanden, würden sie in seiner Akte vermerken und diese zur Überprüfung an den Rat und die Dame des Hauses schicken. Schlussendlich würde der Rat darüber entscheiden, ob er kompromittiert wäre und eine Entscheidung treffen.
 

Er würde ihrer Exekutorin alles offenlegen müssen, was geschehen war, bis in das kleinste Detail. Sie würde jede Erinnerung, jede Emotion, jeden noch so kleinen Moment einfordern, ob er damit einverstanden wäre oder nicht. Crawford schauderte unbewusst, als er an die Demütigung dachte, die damit einhergehen würde.
 

Es sei denn, er würde alles vertuschen.
 

Nachdenklich richtete er seine Aufmerksamkeit auf Fujiimya, der sich konzentriert seinen Rücken entlang arbeitete. Wenn er den Weiß tötete, bevor dieser sein Team erreichte, bliebe immer noch Birman, die er eliminieren musste, ohne sein Team mit einzubeziehen. Wo sich die Agentin befand, konnte er nicht sagen und ohne die Ressourcen, die seinem Team zur Verfügung standen, war es schwierig, diese widerliche Hure aufzuspüren. Ihre IT-Technik konnte er ebenso nicht nutzen, denn alles wurde von Rosenkreuz geloggt und zur Verarbeitung an ihre Zentrale geschickt. Die Fragen, die aufkommen würden, wenn er außerhalb des Plans nach einer Zielperson suchte…

Was also bedeutete, dass er den Weiß am Leben lassen musste, auf dass dieser sich um das Problem kümmerte, wenn sie ihn nicht vorher umbrachte.
 

Wenn Crawford es schaffte, es vor seinem Team zu verheimlichen, erkaufte er sich Zeit, die richtigen Schritte einzuleiten und das alles hier schlussendlich hinter sich zu lassen. Das alles stand noch auf wackligen Beinen, aber es war machbar. Und wenn seine Gabe erst einmal zurückgekehrt war, dann würde es noch einfacher werden.
 

„Willst du den Rest selbst machen?“, fragte besagter Weiß in seine Überlegungen hinein und stumm streckte Crawford ihm seine Hand entgegen. Er musste das alleine machen. Das hier.
 

Und alles Andere.
 

~~**~~
 

Aya hatte sich einen Platz auf der Veranda gesucht und lehnte erschöpft den Kopf an die seitliche Begrenzung. Er hatte sich die Mission vom Leib geduscht und war nun müde und zu Tode erschöpft. Sein Hals und jeder Muskel in seinem Körper taten ihm weh und er konnte nicht mehr geradeaus schauen, geschweige denn noch einen einzigen Schritt tun. Er wollte schlafen, nein musste schlafen, doch genau hier begann das Problem. Er vertraute Crawford nicht, schon gar nicht der Ruhe, die dieser gerade ausstrahlte. Nicht nachdem der Amerikaner versucht hatte ihn zu töten.
 

Doch was sollte er tun? Er hatte keine Fesseln hier und aus etwas Improvisierten würde Crawford sich befreien können. Was als einzige Möglichkeit den Kofferraum des Wagens übrig ließ. Doch den Amerikaner in den Kofferraum des Wagens zu sperren, während er selbst in dem bequemen Bett schlief, brachte er nicht über sich. Nicht, nachdem, was passiert war. Und schon gar nicht, wenn er nicht in der Lage war, logisch zu denken und sein Geduldsfaden mehr als dünn war aufgrund eben jener Müdigkeit.
 

Hinter ihm rumorte es im Haus seiner Eltern und er vermutete, dass der Schwarz sich auf den Weg in die Küche machte, vermutlich wieder auf der Suche nach Kaffee, wo er Wasser doch nicht trinken konnte oder wollte. Aya ließ und ignorierte ihn, wusste Crawford doch, wo alles stand und was er nicht nehmen sollte.

Erleichterung durchfloss ihn, als er seine Augen schließen konnte und sein Körper ihm vorgaukelte, dass es das Beste wäre, hier und jetzt direkt auf der Stelle einzuschlafen. Was er natürlich spätestens morgen bereuen würde.
 

„Hast du uns nicht in diese Einöde verfrachtet, damit du in einem Bett schlafen kannst?“ Unwillig runzelte Aya die Stirn, öffnete aber nicht die Augen. Wenn er die Entfernung richtig einschätzte, war Crawford noch außerhalb seiner Reichweite und er somit noch sicher.

„Ich sinniere gerade darüber nach, ob ich dich zum Schlafen in den Kofferraum sperre“, erwiderte er zynisch, was er gerade noch als ernste Möglichkeit durchdacht hatte und öffnete nun rechtzeitig genug die Augen um zu sehen, dass so etwas wie Unglauben über das scharf geschnittene und zerschlagene Gesicht huschte. Crawford glaubte ihm für den Bruchteil einer Sekunde, dann verwarf er es als zu absurd.
 

Als wenn es wirklich so absurd wäre.
 

„Was würdest du an meiner Stelle tun?“, fragte Aya erneut. „Wenn du schlafen müsstest, deinen Feind, der versucht hat, dich zu töten, aber frei in deinem Haus wüsstest?“

Crawford hob die Augenbraue. „Ich würde ihn vor dem Schlafen gehen umbringen“, kam es wie selbstverständlich von den Lippen und Aya rollte unwillkürlich mit den Augen. Ja natürlich, das war ja so klar. Wirklich weiter brachte ihn das nicht.

„Dann beuge dich schonmal im Badezimmer über die Wanne, ich komme gleich und schneide dir mit einem der stumpfen Küchenmesser die Kehle durch“, grollte er müde und fühlte sich unweigerlich an den Anfang ihrer unseligen Begegnung erinnert. Eben jenem, bei dem er sich dazu entschlossen hatte, gerade das nicht zu tun und mit den dadurch aufkommenden Problemen zu kämpfen.

„Natürlich. Einen bestimmten Wunsch, was die Position angeht, in der mich die Polizei dann finden soll?“

„Überrasch mich…“
 

Die Hand, die ihm auf den Hinterkopf schlug, überraschte ihn außerordentlich und wütend fuhr Aya hoch. Das Zischen brach sich an den zusammengezogenen Augenbrauen des Amerikaners.

„Es macht wenig Sinn, dich zu töten“, konstatierte der Schwarz und seine Augen maßen Aya ernst genug, dass sie dem Weiß ein Gefühl von Sicherheit vermittelten, wo er eigentlich keines fühlen sollte, weil es töricht war, dem Amerikaner zu vertrauen und weil er schon einmal bereut hatte, dem Orakel den Rücken zuzudrehen.

„Soweit hast du bei Lasgo nicht gedacht“, gab Aya trotzdem zu bedenken.

„Zugegeben. Aber nun bist du der Fahrer und ein zusätzliches Paar Hände mehr, das sich um eventuelle Angreifer kümmern kann.“

„Woher weiß ich, dass du mich nicht anlügst?“

„Woher weiß ich, dass du mich nicht noch einmal körperlich angehst?“
 

Körperlich angehen. Welch ein euphemistischer Ausdruck. Die unausgesprochenen Worte standen ganz klar zwischen ihnen. Woher wusste ein jeder von ihnen, ob er dem jeweils anderen trauen konnte?

Es gab keine Versicherung und somit mussten beide mit der absoluten Unsicherheit leben.

„Du bist der Hellseher“, murmelte Aya schließlich und erntete ein wütendes Grollen.

„Geh schlafen, Fujimiya. Ich will auch irgendwann zurück nach Tokyo.“

„Dann mach dich schonmal auf den Weg, ich hole dich morgen ein.“
 

Der erneute Schlag auf seinen Hinterkopf teilte ihm mit, dass es nicht die klügste Antwort auf dem Planeten gewesen war, doch das war Aya egal. Knapp wies er dem Schwarz sein Zimmer zu und erhob sich schwankend. Erschöpft strauchelte er ins Haus, hinein in das Zimmer seiner Eltern. Sollte sich Crawford irgendwann einrichten, es war ihm egal, insbesondere jetzt, wo sein Kopf auf das Kissen traf und er sich so wie er war – mit der Waffe unter dem Kopfkissen – seinem dringend benötigten Schlaf hingab, sich nur am unwichtigen Rande bewusst, dass sich die Tatamimatte neben ihm senkte und er nicht alleine in dem Bett seiner Eltern lag.
 

Wachsame, helle Augen maßen seinen Rücken, der sich ruhig hob und senkte und beobachteten jede Regung seiner Muskulatur… immer auf der Suche nach einem Anzeichen dafür, dass Aya entgegen seiner Worte noch einmal losschlagen würde, wachsam bis in die Morgenstunden hinein.
 

~~**~~
 

Dass er zu lange geschlafen hatte, bemerkte Aya spätestens dann, als er mit klopfendem Herzen zu sich kam und für einen Moment lang desorientiert versuchte, Luft zu bekommen, in der festen Annahme, Crawford würde ihn immer noch würgen.

Der Anblick des Ferienhauses seiner Eltern verunsicherte ihn deshalb nur umso mehr, bevor er sich darauf besann, was am gestrigen Tag passiert war. Es war kein schöner Moment, als schlussendlich alle Puzzleteile an ihren Platz fielen und wild sah sich Aya um. Bis auf das zerwühlte Bett und die halb offenstehende Tür schien aber nichts weiter passiert zu sein, so schraubte er sich mühevoll hoch und verließ ächzend den Raum, nur um den Rest des Hauses verlassen und leer vorzufinden.
 

Aya stöhnte auf. Nicht schon wieder. Er hatte keine Lust, schon wieder dem Schwarz hinterher zu laufen und ihm einen Kaffee als Lockmittel hinzustellen, damit er sich aus dem nächstgelegenen Gebüsch traute. Vermutlich hatte Crawford sich sowieso das Auto genommen und war damit bereits in Richtung Tokyo aufgebrochen. Nicht, dass Aya es ihm verdenken könnte. Vermutlich hätte er ebenso gehandelt. Exakt so.
 

Kopfschüttelnd unternahm Aya einen letzten, nutzlosen Versuch, Crawford in dem Haus zu finden und verlor seine Wette gegen sich selbst, als er seinen unfreiwilligen Gast auf der Veranda sitzend vorfand, auf seinen Oberschenkeln die obligatorische Tasse Kaffee, die in die kühle Morgenluft hineindampfte. Ohne ihn zu bemerken starrte der Schwarz hinaus in den Urwald, der mal ein Garten gewesen war und runzelte schließlich kritisch die Stirn.
 

Aya ließ sich Zeit, ihn dabei zu beobachten und sich das Mienenspiel des Mannes einzuprägen, der sich seiner Anwesenheit in diesem Augenblick nicht bewusst war. Die arrogante Maske, die sonst die Anspannung in der Kiefermuskulatur bestimmte, lag brach und gab den Blick frei auf den Mann hinter eben jener, der zugänglicher wirkte.

Unwillkürlich fragte Aya sich, wie es werden würde, sollte Birman ihn nicht töten. Sollte Kritiker nicht kompromittiert sein. Sollten sie noch einmal als Weiß und Schwarz aufeinandertreffen.
 

Sollten.
 

Er würde diesen Anblick vermutlich nicht mehr zu Gesicht bekommen und wer wusste schon, ob Crawford sich ihm nicht vorknöpfen würde, sobald er wieder bei Kräften war. Ein Schauer der unwillkommenen Vorhersehung überkam ihn, geradeso, als wäre er der Hellseher von ihnen beiden. Was auch immer sich ändern würde, es wäre nicht gut für ihn und Aya hatte das Gefühl, dass es ihm seine bisherige Lebensgrundlage entziehen würde. Alles würde sich ändern und die Frage war, wie er seine Schwester, die sich in den Fängen dieser Frau befand, retten und ihre medizinische Versorgung gewährleisten konnte, wenn es hart auf hart kam. Oder aber, wie er sie vor Schwarz retten konnte.
 

„Wie lange willst du da noch stehen und mich anstarren, Fujimiya?“, durchdrang Crawford seine Gedanken und Aya zuckte zusammen.

„Lange genug, dass du dich darüber beschweren kannst“, grollte Aya und stellte fest, dass er noch nicht einmal eines Blickes gewürdigt wurde. Anstelle dessen hob sein Gegenüber die Tasse an seine Lippen und nahm einen tiefen, langen Schluck bitteren Instantkaffees mit Milch und Zucker. Neben Crawford lag doch tatsächlich eine der Frühstück To-Go-Packungen und sie war sogar angebrochen… na da machte jemand aber Fortschritte.

„Endlich ausgeschlafen?“
 

Aya hob die Augenbraue und trat auf die Veranda, die durch die Sonne bereits ausreichend gewärmt wurde. Er stellte sich neben Crawford und sah auf den anderen Mann hinab, der eisern in den Garten starrte. „So sehnsüchtig nach mir?“

„Überschätz dich nicht. Es zieht mich zurück nach Tokyo.“

„So schön ist die Stadt nun auch nicht.“

„Wohl wahr.“

Aya lächelte und warf einen seitlichen Blick in Richtung Crawford. Wortlos hob er die Augenbraue und steckte die Hände in die Taschen. „Keine Sorge, dein Team wird dich schon früh genug abholen.“

Trocken lachte der Schwarz. „Ich kann es kaum erwarten.“

„Wie, wird dich Schuldig nicht umsorgen?“

Überrascht fuhren die hellen, stechenden Augen zu ihm hoch und Crawford musterte ihn, als hätte er etwas äußerst Dummes gesagt. „Gott bewahre“, erwiderte er lakonisch. „Dann kann ich auch gleich bei dir bleiben, das käme auf das Gleiche hinaus.“
 

Erstaunt hob Aya seine Augenbraue. „Vergleichst du mich gerade mit deinem sadistischen Telepathen?“, fragte er lauernd und Crawford lächelte.

„Mit Recht.“

„Noch habe ich dich nicht nach Tokyo zurückgebracht.“

„Soll das eine Drohung sein, Weiß?“

„Sag du es mir, Orakel.“

Crawford schnaubte als Antwort und widmete sich wieder interessanteren Dingen, jedem Grashalm im Garten zum Beispiel. Aya musterte ihn für einen Augenblick, dann huschte ein gemeines Lächeln über seine Lippen. Vor sich selbst nannte er es Rache, insbesondere für Crawfords gestriges Verhalten.
 

„Wie ich sehe, hast du sogar deinen Teller aufgegessen. Braver Junge“, schmunzelte er und fuhr mit seiner Hand wuschelnd durch die schwarzen Haare, nur um danach schnell genug für eine mögliche Rache des Schwarz aus dessen Radius zu treten.

Was auch bitter nötig war, so schnell Crawford seinen Arm einfangen und ihn vermutlich brechen wollte.
 

„Was zur Hölle soll das?“, grollte Crawford und Aya ging lachend ins Haus, um sich selbst einen Kaffee zuzubereiten. Aus der sicheren Entfernung heraus wandte er sich der offenen Terassentür zu.

„Ist das mein Problem, wenn du das nicht voraussiehst?“, rief er nach draußen und wurde mit einem eindeutigen Laut des Missfallens belohnt, der eine Weile brauchte um zu verebben.
 

Erst, als sich Aya sicher sein konnte, dass die Wut des anderen Mannes nicht mehr zu unmittelbaren Schäden führen würde, traute er sich erneut heraus, hielt aber einen Sicherheitsabstand ein, der es ihm erlauben würde, schnellstmöglich auf den Schwarz reagieren zu können. Crawford maß ihn mit einem Blick, der Aya andeutete, dass es so auch besser war für ihn. Aya selbst schwieg, als er überlegte, wie er das Folgende verpacken konnte. Drohen? Sicherlich eine Möglichkeit, doch eine nutzlose gleich dazu, wenn Crawford erst einmal zu seinem Team zurückgekehrt war. Bitten schloss sich aus. Er runzelte die Stirn und atmete tief ein.
 

„Du wirst meine Schwester außen vor lassen. Sie hat mit all dem hier nichts zu tun. Wenn du mich für meine Taten verantwortlich machen willst, dann mach das, aber lass sie da raus“, richtete er ruhig in die ihn messenden Augen. Crawford schwieg anhaltend. Das Lächeln auf dem zerschlagenen, müden Gesicht, wollte Aya dennoch nicht sehen. Den Spott ebenso nicht.

„Angst, Fujimiya?“

Aya weigerte sich, den Köder zu schlucken. „Du hast mir damit gedroht, sie auf deine Seite zu ziehen. Das werde ich nicht zulassen.“

Schweigend maß der Schwarz ihn und erst nach und nach verließen Spott und Amüsement sein Gesicht. Das minimalste aller Nicken bestätigte schließlich seine Worte und Aya gab sich für diesen Moment damit zufrieden.
 

~~**~~
 

Mit einem letzten, sehnsüchtigen Blick verschloss Aya das Haus seiner Eltern und deponierte den Schlüssel in seinem gewohnten Versteck. Er seufzte tief und schüttelte innerlich über sich selbst und seine Sentimentalität den Kopf. Als wenn dieses Haus etwas bedeuten würde…oder aber die Erinnerungen, die es durchzogen. Sie waren in ihm, dazu brauchte er kein altes Gemäuer. Sie würden immer Teil von ihm sein, egal, wo er war.
 

Er wandte sich um und ging zum Wagen, in dem Crawford bereits wartete, vollgepumpt mit Schmerzmitteln, dass er die restlichen Stunden überhaupt überstehen würde. Dementsprechend ruhig und in sich gekehrt, war dieser, gehorsam beinahe. Es würden kurze Stunden werden, bis sein Leben, wie er es bisher gekannt hatte, in einem Scherbenhaufen enden würde.

Warum sollte er das eigentlich zulassen?, fragte sich Aya für einen Moment. Warum sollte er den Amerikaner nicht einfach ausliefern und so seine Schwester in Sicherheit bringen? Warum sollte er seinen Feind nicht ausliefern?
 

So verführerisch einfach es auch war, so wenig würde es tatsächlich tun, denn das war es, was ihn von Schwarz unterschied und was er sich als Credo aufbewahrte. Crawford war gerade jetzt nicht in der Lage, sich zu wehren, er war hilflos. Aya würde keinen hilflosen Mann umbringen oder ihm dem sicheren Tod oder Schlimmerem überantworten. Nicht bei Lasgo. Nicht hier.

Dass er es bereuen würde, war Aya jetzt schon bewusst.
 

Er fuhr los mit seinem stummen Beifahrer, dessen Blick aus dem Fenster gerichtet war und diese Position auch nicht verließ… über Stunden hinweg, in denen Aya auf das lauschte, was im Radio spielte und sich bewusst wurde, dass er die Gegenwart des Schwarz nicht als bedrohlich empfand, sondern als beruhigend.
 

Trügerisch war das und dennoch labte sich Aya egoistischerweise daran.
 

Je näher sie Tokyo kamen, desto unruhiger wurde er. Auf den letzten fünfzig Kilometern begann sein Herz schnell zu schlagen, die letzten zehn Kilometer bis zur Stadtgrenze verbrachte er verkrampft, bis er schließlich auf dem Parkplatz eines in der Peripherie gelegenen Hotels anhielt, von dem er wusste, dass ein Trakt der Zimmer außerhalb in einem anderen Gebäude lag und er Crawford dorthin bringen konnte, ohne dass der neugierige Rezeptionist davon Wind bekam.
 

Schweigend kam er mit dem Schlüssel wieder und fuhr Crawford um das Gebäude herum. Langsam kam er zum Stehen und hielt seinem Beifahrer die Schlüsselkarte entgegen. Nicht, dass Crawford ihn beachtete, so eisern, wie sein Blick sich aus dem Fenster gerichtet hatte. Immer noch.

Aya bezweifelte, dass der Amerikaner überhaupt wusste, wo sie waren und dass sie angekommen waren. Er bezweifelte, dass er auch nur einen Gedanken daran verschwendete, wer neben ihm saß. Wie in der Dusche bei Lasgo. Wie im Badezimmer seines Ferienhauses.
 

„Crawford.“
 

Zweimal musste er den Namen des Schwarz ruhig und bestimmt aussprechen, bis dieser aus welchen Überlegungen auch immer zu ihm zurückkehrte. Ausdruckslos und erschöpft maßen ihn die stumpfen, hellen Augen und schließlich fiel der Blick auf die Schlüsselkarte in Ayas Hand. Crawford wusste nicht wirklich etwas damit anzufangen, das sah Aya und war sich nicht mehr sicher, ob der Schwarz den Weg zum Hotelzimmer wirklich schaffen würde.
 

„Das ist der Schlüssel zu deinem Zimmer. Von dort aus kannst du Schuldig anrufen, damit er dich abholt. Ich habe für alles bezahlt und dieses Hotel ist neutraler Grund. Niemand von Kritiker wird deinen Anruf zurückverfolgen.“
 

Schweigen grüßte ihn, bevor sich die durchdringenden Orben schlussendlich auf ihn konzentrierten. Wortlos bohrte sich der Blick des Orakels in Ayas und suchte anscheinend nach etwas, das dem Weiß verborgen blieb. Die schmalen Lippen pressten sich in einer eisernen Linie aufeinander und um die Mundwinkel herum trat ein harter Zug. Erst nachdem Crawford gefunden hatte, was er suchte, griff er langsam zu der Karte.
 

„Du hättest all das nicht tun müssen.“

Aya nickte nach einem kurzen Moment des Zögerns.

„Spätestens, als ich versucht habe, dich umzubringen, hättest du jedes Recht gehabt, es mir mindestens gleich zu tun.“

Wieder nickte er.

„Du hast es nicht getan.“ Es war keine Frage, sondern eine Aussage und in dieser schwang Verwunderung mit. Unglauben. Im doppelten Sinn. Er hatte es nicht getan.

Aya bestätigte auch das.
 

„Danke.“
 

Das Wort verließ die Lippen des Amerikaners, als wäre es aus tausend kleinen Scherben. Es war rau und ungenutzt, ungeschliffen, so als wäre es ihm nicht geläufig. Im Gegensatz zu den sonstigen Worten, die er in perfektem Japanisch sprach, war dieses ungelenk und widerwillig.
 

Aya nickte, doch da hatte Crawford schon den Kopf abgewandt und die Tür aufgestoßen. Ohne ein weiteres Wort kämpfte er sich aus dem Wagen und hielt sich einen Moment lang an der Autotür fest, die er schlussendlich frustriert zuschlug.
 

Ayas Finger ruhten auf dem Schlüssel des Wagens um ihn zu starten, doch er fand nicht die rechte Muße dazu. Lieber beobachtete er den Weg des Mannes, mit dem er die letzten drei Tage und drei Nächte verbracht hatte und wartete, bis dieser im Gebäude verschwunden war. Dann erst drehte er den Schlüssel im Zündschloss und setzte rückwärts.
 

Hinein in eine ungewisse Zukunft.
 


 

~~~~~

Ende


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, vorbei ist's. Diese Geschichte war und ist der Auftakt von "Die Farbe Grau", dem damals unvollendeten Nachfolger, den ich in den kommenden Tagen Teil für Teil posten werde. Geplant ist momentan eine wöchentliche Veröffentlichung, die sich aber noch ändern kann auf zweimal die Woche.

Lasst mich wissen, wie euch die Geschichte gefallen hat und wie ihr denkt, dass es weitergehen wird. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2018-09-20T20:11:36+00:00 20.09.2018 22:11
Liebe Coco,

eben gerade habe ich auf meiner Startseite gesehen, dass du das elfte Kapitel hochgeladen hast und da dachte ich mir – wozu zum AO3 gehen, wenn ich doch auch hier lesen kann? :D Ich hatte dir auf der anderen Plattform schon mal einen Kommentar dagelassen, war aber danach leider so von der Uni zerfressen, dass ich es nicht mehr geschafft habe, nach dem Lesen noch irgendetwas Sinniges zu hinterlassen, daher …

Vielen Dank für diese Geschichte, ehrlich. Für mich ist das wirklich das Wieder-Erleben einer der Fanfics, die mir auch nach Jahren (!) noch im Gedächtnis geblieben sind (und mich ein Stück weit mitgenommen haben, denn … Brad!), weil sie so großartig anders waren. Ich habe mit klopfendem Herzen und so einer verdammten Anspannung dieses letzte Kapitel gelesen und bin hin und her begeistert! Die Szene mit Aya, der zum verlassenen Wagen zurückkommt, und dann mit Brad/sich selbst/der Dunkelheit spricht, macht wirklich Sachen mit mir :o Auch der Moment mit der Tasse von Ayas Mutter – einfach großes Kino!

„[...] und er sich so wie er war – mit der Waffe unter dem Kopfkissen – seinem dringend benötigten Schlaf hingab, sich nur am unwichtigen Rande bewusst, dass sich die Tatamimatte neben ihm senkte und er nicht alleine in dem Bett seiner Eltern lag. Wachsame, helle Augen maßen seinen Rücken, der sich ruhig hob und senkte und beobachteten jede Regung seiner Muskulatur [...]“
Uuunheimlich toll! Ich mag das Bild, das du zeichnest, und irgendwie ist dieser Moment für mich auch wieder einer der Art „mittendrin statt nur dabei“, du hast mich also wieder ganz großartig an die Hand genommen :D

Mir gefällt einfach unheimlich gut, wie du schreibst. Du hast einen schönen Stil und holst mich genau so ab, dass ich mir alles wunderbar vorstellen und den Charakteren folgen kann. Danke dafür!

Der Fortsetzung fiebere ich jetzt nur noch mehr entgegen! <3
Antwort von:  Cocos
23.09.2018 00:13
Hallo Mexes :)

Du bist Shane auf AO3? ;)

Vielen lieben Dank dir für dein ausführliches Review und natürlich für deine Bereitschaft, auch noch nach mehr als zehn Jahren diese Geschichte noch einmal zu lesen. Das ehrt und rührt mich und ich grinse auch jetzt noch wie blöde.

Die Vorliebe für Brad teilen wir beide. Der Mann bringt es einfach und ist schon spannend zu schreiben. Ich mag die Erzählungen aus seiner Sicht mittlerweile tatsächlich sehr viel lieber als die aus Ayas Sicht, was für diese Geschichte teilweise schon eine Herausforderung gewesen ist.

Ich hoffe, die Szenen auf dem Parkplatz oder mit der Tasse machen gute Sachen mit dir?

An die Hand genommen, also, ja ;) Dann wollen wir mal beschwingt zu "Die Farbe Grau" weiterlaufen und nicht nur über die beiden unvernünftigen Männer dieser Geschichte hier den Kopf schütteln, was?
Antwort von: abgemeldet
23.09.2018 10:22
Jein, fast :D mein Nick da drüben ist doni (ich musste gerade ehrlicherweise erstmal nachschauen, weil ich auf AO3 normalerweise null interagiere xD).

Ich finde, dass dir sowohl Brad als auch Aya unheimlich gut gelungen sind. Gerade Ayas Zwiespalt hast du super eingefangen - und vor allem auch die Konsequenzen, die sich aus seinem "Überfall" ergeben habe; ich vermute, dass dieser Konflikt bzw. ein ähnlicher Konflikt in vielen, vielen anderen Geschichten runtergespielt werden würde und zu schnell einfach in Vergessenheit geriete, obwohl er - gerade in Brads Situation hier - existentiell ist. Klar leidet man da doppelt und dreifach mit, aber so bleiben die Charaktere authentisch :3

Die machen nur[/] gute Sachen mit mir!! :D

Dann würde ich sagen, wir beide nehmen Anlauf und stürzen uns in "Die Farbe Grau"? *_* Ich freu mich!
Antwort von:  Cocos
07.10.2018 20:42
Mist, ich hatte die Auswahl zwischen zwei Nicknames und habe natürlich falsch gelegen ;) Sorry!

Ich freue mich, wenn es mir gelingt, dass die Charaktere authentisch bleiben. Ich hatte damals in der ersten Version die Szene drin, weil ich sie cool fand. In dieser habe ich erst überlegt, ob ich sie komplett herausnehme, aber mich dann dagegen entschieden, weil ich tatsächlich eine Begründung gefunden habe. Was das ist, wird die Zeit zeigen. ;)

Danke dir nochmal für deine ausführlichen Worte :3. Wie du ja schon gesehen hast, hat DFG gestartet und wird jetzt einmal die Woche (mindestens) geupdatet.


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