Die Draakskat Chroniken von BleedingRose ================================================================================ Prolog: -------- Prolog Diese Nacht gibt es wieder einen Blutmond! Und für uns Medea bedeutet dieses seltene Ereignis, dass wir unsere Ahnen mit einem Opfer ehren, um auch weiterhin die Kräfte der Natur benutzen zu können. Es ist ein uraltes Ritual und wird schon seit Jahrtausenden praktiziert, dennoch fühle ich mich nicht wohl dabei, ein unschuldiges Leben zu nehmen, nur damit wir auch weiterhin die Natur und ihre Elemente nutzen können. Doch es ist notwendig. Denn die Schattenwesen, allen voran die Vampire, sind schon sehr lange hinter der Machtposition her, die wir in der Schattenwelt innehaben. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass wir, die Medea, die Herrscher unserer Welt sind und sich somit alle an unsere Gesetze zu halten haben. Doch das passt den Vampiren so gar nicht, da sie es lieben, Menschen zu jagen und zu töten, dies aber nun mal gegen das höchste Gesetz verstößt, welches wir erlassen haben: Nämlich das Töten anderer Lebewesen. Und dennoch stehen wir jetzt hier und tun genau das – und das auch noch im Namen unserer Vorfahren. Ich stehe zusammen mit meinen Schwestern um den geschlossenen Seelenspiegel herum, und warte darauf, dass Valeria erscheint, meine beste Freundin. Ihr gebührt dieses Mal die Ehre, in einem Opferritual, zu einem Teil unserer Ahnen zu werden und mit ihnen über uns, die Lebenden zu wachen. Eigentlich ist dies beruhigend zu wissen, denn das heißt ja nichts anderes, als sie noch immer bei uns sind, denn hinterlässt es bei mir einen faden Beigeschmack. Immerhin kenne ich Valeria schon seit meiner frühen Kindheit – sie ist sogar die einzige, die von meiner heimlichen Hochzeit weiß. Die vergoldete Zwillingsdrachentür öffnet sich und Valeria erscheint, in einer schwarzen Robe gekleidet und einem Diadem aus geflochtenen Blumen auf ihrer Stirn. Begleitet wird sie von unseren zwei Wächterinnen Juno und Johanna. Die beiden Zwillinge laufen, wie immer mit starrer Miene, neben Valeria her und führen sie zum Seelenspiegel. Auf dem Weg dorthin lächelt Valeria jeden unserer Schwestern an und in ihren Augen sieht man kein Bedauern. Valeria war sogar überglücklich, als sie von unseren Ahnen auserwählt wurde, zu einem Teil von ihnen zu werden – was ich noch immer nicht ganz verstehe. In meinen Augen, können die Lebenden mehr ausrichten als die Toten, aber damit stehe ich alleine da. Valeria bleibt kurz stehen, als sie genau vor mir steht. Sie umfasst mit ihren warmen Händen meine und drückt sie fest an ihre Brust. „Sei nicht traurig, Kria“, sagt sie und kommt einen Schritt näher. „Es ist eine Ehre auserwählt zu werden und es bedeutet mir sehr viel, dass unsere Ahnen mich bei sich haben wollen.“ Eine vereinzelte Träne löst sich aus meinem rechten Auge und kullert meine Wange hinab. Valeria streicht sie weg, löst dann ihre andere Hand aus meinem festen Griff und schenkt mir ein letztes glückliches Lächeln. „Lebe für mich weiter!“, flüstert sie und setzt sich dann wieder in Bewegung. Juno und Johanna folgen ihr. Vor den Treppen, die zum Seelenspiegel führen, bleiben die beiden Zwillinge dann stehen und drehen sich synchron zu uns um. Den letzten Weg muss Valeria alleine gehen. Sie geht die Treppenstufen nach oben und kaum dass sie die vorletzte Stufe erreicht, öffnet sich auch schon das Tor des Seelenspiegels. Der geflügelte Totenkopf, oberhalb des Seelenspiegels, öffnet seinen Mund und flüssige Lava tropf aus ihm heraus. Sie verteilt sich um das Relikt herum, sodass ein Ring aus Feuer entsteht. Er ebnet Valeria den Weg, der sie zu unseren Ahnen führen wird. Ein Weg, der leider nur hinein und nicht wieder hinaus führt. Ein Weg, den irgendwann jeder von uns gehen wird. Valeria steht vor dem Tor, während die Flammen langsam nach ihr greifen. Dann dreht sie sich zu uns um, streckt ihre Hände seitlich aus, lächelt uns ein letztes Mal an, und lässt sich dann nach hinten fallen – hinein in die Flammen und in die Arme unserer Ahnen. Das Feuer erlischt und das Tor schließt sich wieder. ~~*~~   Der Tod ist kein Grund zum Trauern und darum herrscht bei uns reges Treiben, während die Feier zu Ehren von Valeria, noch immer in vollem Gange ist. Die jüngsten unter uns führen gerade den Tanz der Ewigkeit durch und füllen den Zeremoniensaal mit ihrer Magie aus. Es dient als Zeichen dafür, dass Valerias Opfer nicht umsonst war und dass sie jetzt bei unseren Ahnen ist. Tanz und Gesang waren immer etwas, was mich fröhlich und glücklich gestimmt hatte, doch heute finde ich keinerlei Freude daran ihnen zu lauschen, auch wenn es egoistisch von mir ist. Valeria ist immerhin nicht die erste Medea, die auf diesem Wege zu unseren Ahnen ging – und es war auch nicht das erste Mal, dass ich einem solchen Opferritual beiwohnte. Dennoch ist es das erste Mal, dass ich unserer Ahnen verfluche. „Komm Tanz mit uns“, ruft Mia, eine der derzeit Jüngsten, in unserer Reihe. Sie greift nach meinen Armen und zieht mich nach oben. Sophie und Yvonne gesellen sich zu ihrer Freundin und die drei kesseln mich ein. Es dauert nicht lange, dann bin auch ich, ihrem jugendlichen Charme verfallen und ein erstes echtes Lächeln, ziert mein Gesicht. Doch das hält nicht lange an. Eine Explosion erschüttert unser Fest und bringt jeden von uns dazu, an Ort und Stelle stehen zu bleiben. Die Mauern unseres Zuhauses erzittern und zerfallen zu Staub. Dann strömen mehrere Vampire in unseren Zeremoniensaal und die ersten zwei Medea, die ihnen am nächsten standen, Juno und Johanna, sterben, als ihnen die Krallen der Untoten in die Brust gestoßen werden. Das löst die übrigen von uns aus unserer Starre und Feuerbälle, Windrosen und andere Angriffsmagien, werden auf die Angreifer geschleudert. Mia und Sophie kreischen neben mir. Das ist das erste Mal, dass sie der Wut eines anderen Schattenwesens ausgesetzt sind und ich schiebe sie sofort hinter mich. Ein Vampir stürmt auf uns drauf zu, doch bevor er auch nur daran denken kann, seine spitzen Zähne in unser Fleisch zu bohren, oder seine Krallen in unsere Brust zu rammen, werfe ich ihm eine Feuerkugel entgegen. Sie trifft unseren Angreifer mitten in die Brust und reißt ihn auseinander. Ich schiebe die beiden jungen Medea hinter eine Säule. „Bleibt dort“, sage ich und stürze mich dann ins Getümmel. Ich greife nach dem Schwert von Juno, sie ist nicht einmal dazu gekommen es zu ziehen und sich zu verteidigen. Mit einem kurzen Blick verabschiede ich mich von der Wächterin und bohre ihr Schwert in das Herz eines Vampirs. Es folgen fünf weitere, als ich von einem markenerschütterten Schrei abgelenkt werde und mitten im Getümmel stehen bleibe. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und kann nur noch sehen, wie Sophie die Kehle aufgeschlitzt wird – Mia liegt bereits tot neben ihrer Freundin am Boden. Ich will mich auf den Vampir stürzen, der den leblosen Körper der kleinen gerade von sich stößt, doch da prallt ein schwerer Körper gegen meinen und reißt mich zu Boden. „Hier spielt die Musik!“, flüstert ein Vampir mir ins Ohr und entblößt seine spitzen Zähne. Blut tropft von ihnen und fällt auf meinem Hals. Der Vampir kommt meiner Halsschlagader immer näher und will seine Zähne in mein Fleisch bohren. Ich sehe Johanna nicht weit von mir entfernt liegen. Es tropft noch immer etwas Blut aus ihrer Wunde und auch die anderen Medea, die bereits den Vampiren zum Opfer fielen, wurden nicht restlos ausgesaugt. Und da wird es mir plötzlich klar. Die Vampire sind nicht hier, weil sie hungrig sind, sondern weil sie uns auslöschen wollen. Sie wollen die Macht an sich reißen und ihren langersehnten Traum wahrwerden lassen: Endlich die Herrschaft über die Schattenwelt zu führen. Die Magie wird immer weniger. Ich kann fühlen wie sie abnimmt, was bedeutet, dass nur noch sehr wenige Medea am Leben sind. Doch so darf es nicht enden. Ich sammle all meine übriggebliebene Kraft in meinem Körper und sende eine magische Druckwelle aus, die nicht nur den Vampir auf mir, sondern auch alle anderen wegschleudert. Sofort stehe ich auf und ohne mich umzudrehen, ohne zu überprüfen wie viele von uns noch stehen, renne ich los. Ich muss dafür sorgen, dass wir überleben. Ich muss dafür sorgen, dass es eine Zukunft für uns gibt. Doch nicht nur für uns Medea, sondern für alle Schattenwesen, die an eine friedvolle Koexistenz, mit den Menschen glauben. Denn die Vampire werden kein Interesse daran haben. Meine Beine führen mich, wie von alleine, zu unseren Unterkünften. Ich durchdringe den Schutzbann und renne an den ersten Wohnungen vorbei, an denen von Juno und Johanna. Dann passiere ich noch die von einigen der anderen Medea, ehe ich an der Tür zu meiner eigenen Wohnung stehen bleibe. Ich reiße die Tür auf und blicke zu Aris, mein… Ein zucken durchfährt meinen Körper, dann folgt ein unglaublicher Schmerz. Ich blicke nach unten auf meine Brust und meine Augen weiten sich. Eine Faust ragt aus ihr heraus und aus meinem Mund tropft Blut. Ich vernehme einen Schrei, der nicht mein eigener ist, sondern zu meiner Tochter gehört. Die Faust verschwindet wieder aus meinem Körper und ich falle zu Boden. Mein Atem geht schwer und meine Brust hebt und senkt sich nur noch bedingt. Dann tritt er in mein Blickfeld – Nero, der Sohn des tyrannischen Vampirlords Orphanus. Und mit blutbefleckten Händen schreitet er zu Aris und versenkt seine Zähne in den Hals seines letzten Opfers – zumindest für heute. Nachdem Nero fertig ist, lässt er den toten Körper auf den weißen Teppichboden fallen, der bereits mit meinem Blut gedrängt ist und springt dann auf das Fensterbrett. Er dreht sich noch einmal zu mir um.  „Lang leben die Upir“, jubelt er und springt dann aus dem offenen Fenster raus, direkt ins Licht des Blutmondes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)