Griever & Fenrir von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Prolog: -------- Unheilvolles Leuchten entkam dem mutierten Körper, der Artemisia darstellte. Zuerst erschien es wie der Auftakt zu neuem Grauen und Squall umfasste seine Gunblade noch fester, um zum nächsten machtvollen Schlag auszuholen. Doch Artemisia erzitterte, erbebte und krümmte sich, wie er es schon oft gesehen hatte, wenn er gegen andere Gegner gekämpft hatte. In einem entfernten Winkel verstand er, dass dies die letzten Zuckungen eines besiegten Gegners waren, doch so richtig kam es noch nicht bei ihm an. Es drang noch nicht einmal ansatzweise zu ihm durch, dass all ihre Mühen sie endlich an diesen Punkt geführt hatten und dass sie es wirklich geschafft hatten. Squalls Augen verfolgten den langsamen Verfall von Artemisias Körper, das Leuchten nahm den gesamten Raum ein und blendete ihn. Er kniff die Augen zusammen und hob zusätzlich die Hand vor sein Gesicht, um sich vor dem grellen Licht zu schützen. Trotzdem war es kaum auszuhalten und nur langsam ebbte das Leuchten überhaupt ab. Squall senkte die Hand wieder und sie kehrte automatisch wieder zu seiner Gunblade zurück, seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf seine Umgebung... doch da war keine Umgebung, die er hätte beobachten müssen. //Was...?// Squall wandte sich in alle Richtungen, doch er sah nichts außer Dunkelheit. //Was zum...?// Plötzlich fühlte es sich so an, als würde er den Boden unter den Füßen verlieren. Er fiel in die große, schwarze Leere unter sich, verlor die Kontrolle und den Halt... Immer schneller und schneller fiel Squall, es erinnerte ihn an die Zeitkomprimierung, als er mit den anderen ebenfalls in eine Tiefe gefallen war, nur, um in einer Zeit anzukommen, die sowohl Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewesen war. //Was soll das...?//, dachte Squall. //Ist es noch nicht vorbei...?// Gerade hatte er verstanden, dass es geschafft war und nun das? Wartete etwa noch eine weitere Prüfung auf ihn, die er ganz allein schaffen musste? Plötzlich gab es einen hässlichen Ruck und unvermittelt landete Squall bäuchlings auf festem Boden. Die Luft wurde ihm förmlich aus den Lungen gepresst und einen Moment lang sah er schwarze Punkte vor seinen Augen. Er atmete gequält ein und aus, dann ließ der Schmerz nach und er konnte sich langsam aufrichten. Er wandte sich abermals in alle Richtungen und fand nun veränderte Bedingungen vor. Seine Gunblade hatte seine rechte Hand nie verlassen und er umschloss die Waffe wieder mit beiden Händen, während er sich einen Überblick verschaffte. Trockener Boden, der lange keinen Regen mehr gesehen hatte, erstreckte sich kilometerweit, entfernt sah Squall ein paar wolfsähnliche Kreaturen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Es war ein wolkenverhangener Tag, doch wenn die Sonne es doch einmal durch die Wolkendecke schaffte, brannte sie förmlich auf der Haut. Squall sah sich angestrengt um, versuchte irgendeinen bekannten Anhaltspunkt zu sehen, doch vergeblich. Er sah nur ein paar hohe Hügel und Berge, das Meer und ein paar merkwürdige Gebäude, die weit in der Ferne lagen. Die Gebäude entsprachen nichts, was Squall bisher erblickt hatte und er hatte bisher schon viel auf seiner langen Reise als SEED erlebt. //Was soll das hier...? Träume ich etwa?// Squall grübelte vor sich hin, ehe er sich in Richtung der Gebäude in Bewegung setzte. Wo es Mauern gab, mussten auch Menschen sein, also würde er vielleicht dort Antworten finden. Plötzlich fielen Schüsse und Squall suchte alarmiert Deckung. Er hatte instinktiv Schutz gesucht, obwohl die Schüsse nicht einmal in seiner Nähe gefallen waren, aber hier in dieser fremden Umgebung ging Sicherheit vor. Reifen quietschten, weitere Schüsse fielen und Squall hielt es nicht aus. Er verließ die Deckung und rannte zur Quelle des Lärms. Hinter ein paar Felsen ging er erneut in Deckung und erstarrte, als der die Szene aus der Entfernung mit ansah. Ein dunkelhaariger Mann schwang ein Schwert, welches größer und massiver war als er selbst. Er erwischte ein paar Männer in merkwürdigen Uniformen, welche zurrückgeschleudert wurden. Wieder andere Soldaten hatten die Waffen erhoben, durchsiebten den Körper des Mannes mit Kugeln, doch scheinbar unbeeindruckt davon schwang der Mann das Schwert wieder und wieder. //Ist das ein Mensch?//, zweifelte Squall und verstand nicht, was hier los war. Da strauchelte der Mann, verlor kurz das Gleichgewicht und musste sich mit seinem Schwert abfangen. Blut rann ihm aus zahlreichen Wunden, schwächte ihn, doch als sich die Soldaten ihm wieder näherten, brachte er von irgendwoher nochmals die Kraft auf, sein Schwert ein weiteres Mal zu schwingen und noch ein paar Angreifer zu Boden zu reißen. Squall zuckte zusammen, als wieder eine Salve Schüsse abgegeben wurde und den Schwertkämpfer nun endgültig ins Wanken brachte. Er spuckte Blut, ging in die Knie und hielt sich nur mit dem Schwert noch gerade so davon ab, mit dem Gesicht im Dreck zu landen. Doch das hielt wiederum die Angreifer nicht davon ab, sie schossen weiter auf den Dunkelhaarigen, welcher sich irgendwann kaum noch regte. Squall biss die Zähne zusammen, ergriff sein Schwert und beschloss, einzugreifen. Er verließ seine Deckung, rannte los, genau auf die Szene zu, doch in diesem Moment ergriff ihn ein Schwächegefühl. Er rannte dennoch weiter, doch sein Sichtfeld verschwamm auf einmal und er ging selbst in die Knie. //Verdammt, was ist das-?!// Schwärze umfing ihn und zog ihn abermals in die Tiefe. Er sah nur noch, wie die Soldaten den Schauplatz verließen und der Schwertkämpfer leblos zu Boden sackte. Das Letzte, was Squall sah, war, wie kurz darauf ein blonder Mann schwankend zu dem Dunkelhaarigen ging und neben ihm in die Knie sackte. Dann nahm die Schwärze ihn ein und er fiel ein weiteres Mal ins Bodenlose... Kapitel 1: Ohne Kontrolle ------------------------- Squall kam langsam zu sich und war sehr froh darüber. Er hatte jegliches Gefühl für Raum und Zeit verloren, wusste nicht, wie lange er ohne Besinnung gewesen war. Das Problem war, dass er nichts spüren konnte. Es war, als gehöre sein Körper nicht ihm selbst und das, obwohl er alles um sich herum mitbekam. Es war wie eine Art Wachkoma, hätte sich sein Körper nicht nun von allein bewegt. Sein Körper war in Angriffsposition, seine Hände hielten die Gunblade und als sich seine Sicht richtig schärfte zu normalen Ausmaßen sah er unbekannte Wesen vor sich. Graue unförmige Gestalten, die sich zuckend bewegten und ihn mit leeren Augen fixierten. Squall spürte die Gefahr, die von diesen Erscheinungsformen ausging, aber obwohl er sie sofort angreifen wollte, passierte nichts. Sein Körper bewegte sich nicht, er konnte nicht einmal das Metall der Gunblade zwischen seinen Händen spüren oder den Wind, der seine halblangen Haare leicht bewegte. //Seit wann habe ich so lange Haare... wie lange war ich außer Gefecht?//, überlegte er fieberhaft, doch kein Indiz gab ihm einen Hinweis darauf, wo er sich befand. Squall verspürte einen Hauch Angst, drängte ihn aber hartnäckig zurück. Angesichts dieser vielen Gegner konnte er sich nicht den Luxus leisten, jetzt in Panik zu verfallen, zumal das nicht seine Art war. Vor seinem inneren Auge ließ er das Sinnbild eines Löwens entstehen, um sich selbst zu beruhigen. Er malte sich aus, wie majestätisch und kraftvoll dieses Tier angriff, stellte sich seine wellige Mähne vor, die scharfen Krallen und Zähne, bis die Angst sich dahin verzog, woher sie gekommen war. Nein, er hatte keine Angst. Er war stark und unbesiegbar, niemand konnte ihm etwas anhaben und er würde diese unbekannten Gegner zerfetzen, sollten sie es wagen, anzugreifen. „Denkst du, du kommst mit diesen paar Gegnern klar?“, hörte Squall plötzlich seine eigene Stimme und das überraschte ihn, neigte er doch sonst nicht zu Selbstgesprächen. Doch noch überraschter war er, als ihm tatsächlich jemand antwortete. „Nun... könnte hart werden, wenn noch einer dazu kommt“, sagte eine Stimme, die der Schwertkämpfer nicht kannte. Aber warum kam es ihm dann so vor, als wäre ihm der andere nicht fremd? Warum hörte er sich so an, als würde er den anderen kennen? Warum dieser Plauderton im Angesicht dieser Gegnermenge, die nahezu unzählbar war? Squall verstand es nicht und kam auch nicht dazu, darüber nachzudenken, denn das Gespräch ging weiter. „Das wird wohl der eine Gegner sein, um den ich mich kümmern werde“, hörte er seine eigene dunkle Stimme, die ein wenig amüsiert klang und wiederum erhielt er Antwort. „Was? Du kämpfst auch?“ Der andere, der mit dem Rücken zu ihm stehen musste, hörte sich ebenso belustigt an und noch mehr frustrierte es Squall, dass er sich nicht rühren konnte. Wer war der andere? Woher kannten sie sich? Hatte dieser andere damit zu tun, dass er sich auf dieser Zeitreise befand und nicht zur Ruhe finden durfte? //Was wird hier gespielt?// Plötzlich gab es einen Ruck und ehe Squall sich versah, bewegte sich sein Körper, allerdings noch immer ohne sein Zutun. Er raste auf die Gegnerwelle zu, führte die Gunblade mit unglaublicher Schnelligkeit und Präzision. Squall beruhigte das beim bloßen Hinsehen, auch, wenn er nach wie vor nicht das Geringste spürte. Er mähte durch die Gegner, die einfach nicht weniger wurden und es schien sich Stunden hinzuziehen, als plötzlich alles auf einmal auf ihn hereinbrach. //Ich kann wieder fühlen!//, ging es ihm durch den Kopf, als er das vertraute schwere Gefühl der Gunblade in seinen Händen spürte und das Brennen seiner Muskeln in Armen und Beinen. Er fühlte erste Anzeichen beginnender Erschöpfung, was bei den vielen Gegnern kein Wunder war. Squall handelte instinktiv, nutzte eine Gasse, die sich zwischen den Wesen befand und durchbrach ihre Linie. „Sephiroth!“, hörte er plötzlich und er erkannte anhand der Stimme, dass es sich um denjenigen handeln musste, mit dem er vorhin geredet hatte. Jetzt, da er wieder die Kontrolle hatte, konnte er ihn verfolgen und ihn befragen, was hier gespielt wurde. Also rannte Squall los, ignorierte die Gegner um sich herum und suchte nach dem Fremden. Er räumte die Wesen aus dem Weg, die ihm im Weg standen, alle anderen ließ er ziehen, um keine unnötige Zeit zu verschwenden. Endlich kam er eine kleine Anhöhe zwischen den vielen Erhebungen hinauf und er konnte zwei Gestalten ausmachen. Die eine Gestalt stand mit dem Rücken zu ihm, trug dunkle Kleidung, die blonden Haare bildeten einen gehörigen Kontrast dazu. Weiterhin hielt er ein riesiges Schwert in seinen Händen, welches Squall bekannt vorkam. Der andere Mann hatte lange silberne Haare, trug ebenfalls dunkle Kleidung und schien den anderen zu kennen. Doch das wahrhaft einprägsame war der riesige Flügel, der auf seinem Rücken seinen Ursprung hatte. So etwas hatte Squall noch nicht gesehen und es löste Unbehagen in ihm aus. //Wieso...? Wieso fühle ich so?// Squall atmete tief durch und bemerkte den Druck auf seiner Brust. Er konnte die Macht dieses silberhaarigen Kämpfers bis hierher spüren, als ob diese aus dessen Poren quellen würde und sein innerer Löwe fletschte die Zähne und lief unruhig auf und ab. Squall atmete nochmals tief durch, um sich in den Griff zu bekommen. Dieser Silberhaarige war nicht sein Ziel, sondern der blonde Mann, dem er sich irgendwie verbunden fühlte, auch, wenn er nicht wusste, warum. Dieser Mann musste wissen, was hier los war, da war er sich sehr sicher, also nahm er seinen Weg wieder auf. Der Silberhaarige verschwand plötzlich und Squall erreichte den Blonden im gleichen Moment. Er wollte gerade eine Hand auf dessen Schulter legen, als ihn wieder dieses schwummrige und schwächende Gefühl ereilte, wie beim letzten Mal. Seine Hand rauschte durch den Körper des Blonden durch, als würde er es mit einer Projektion zu tun haben, doch in Wahrheit verschwamm sein eigener Körper und das immer mehr. „Cloud!“, rief plötzlich eine weibliche Stimme und der blonde Mann wandte sich dieser Stimme zu, so dass er für Squall einen Moment lang frontal sichtbar war. Dem Dunkelhaarigen stockte der Atem, als er die blauen Augen vor sich hatte, die bis tief in seine Seele zu blicken schienen. In ihm schien alles zu erstarren, so dass das ebenmäßige Gesicht, die gerade Nase und die schmalen Lippen erst später zu ihm durchdrangen, ohne wirklich Wirkung zu hinterlassen. //Aber diese Augen...//, dachte Squall benommen, als sich Cloud nun wegdrehte und die Verfolgung von etwas aufnahm. Je mehr sich Cloud entfernte, umso leerer fühlte sich Squall und schlussendlich löste er sich auf und verfiel der Schwärze. Kapitel 2: Zusammentreffen -------------------------- Die Neonleuchten brannten in seinen geschminkten Augen, seine Lippen fühlten sich aufgrund des Lippenstifts komisch an. Sein Kopf juckte unter der Perücke und wie es seinen Füßen mit den hohen Hacken ging, darüber wollte er gar nicht erst nachdenken. Doch das Allerschlimmste war die Unterwäsche, die sich unter dem – zum Glück züchtigen – blauen Kleid befand. Am liebsten hätte er unter das Kleid gegriffen und ständig nachgeprüft, ob alles auch noch so saß, wie es sollte, aber das wäre zu auffällig gewesen, denn Don Corneos Leute waren hier bestimmt überall und er musste sicher gehen, dass seine Tarnung zumindest bis ins Innere des Bordells gewahrt blieb. Cloud verfluchte sich im Stillen, dass er bei diesem Unterfangen mitwirkte, aber es ging nun mal nicht anders. Er musste Tifa befreien, die in die Fänge des Mannes geraten war und nun musste er die endlos lange Straße bis zu dem Anwesen laufen, ohne auf diesen hohen Zentimeterabsätzen das Gleichgewicht zu verlieren. //Sieh es als Training... es ist einfach nur ein Training und bald hast du es hinter dir, sobald Tifa in Sicherheit ist. Es ist einfach nur Training//, sagte Cloud zu sich selbst und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nach einer Weile gelang es ihm ganz gut und er konnte vorwärts laufen, ohne auf seine Schuhe sehen zu müssen. Es lag immer noch ein immenser Weg vor ihm und damit auch ein langer Fußmarsch, aber so war er wenigstens von seinen Mordgelüsten gegenüber Don Corneo abgelenkt. Er versuchte auch nicht daran zu denken, was Tifa wohl in der Zwischenzeit mitmachen musste, also lenkte er sich mit den bunten Lichtern im Wall Market ab. Ihm fiel auf, wie gut besucht es war und so lenkte er sich mit den Menschen ab, die hier herumliefen. So einige gutaussehende Menschen waren hier unterwegs, von denen man sich kaum vorstellen konnte, dass sie sich hier vergnügen mussten. Cloud schüttelte innerlich einfach nur mit dem Kopf, als ihm plötzlich ein braunhaariger junger Mann mit dunkler Kleidung auffiel, der noch dazu eine Waffe an seiner Seite trug. Der Mann sah sich um, als wisse er nicht, wo er gelandet war, doch Cloud nahm ihm das nicht ab. Hierher kam man nicht durch Zufall, sondern nur, wenn man es auch so wollte. //Oder wenn man einer Freundin aus der Patsche helfen muss//, fiel es Cloud wieder ein und er seufzte, ehe er sich wieder auf den Weg machte. Plötzlich hörte er schnelle Schritte hinter sich und ehe Cloud sich versah, wurde er in eine versteckte Ecke gezogen und der braunhaarige Typ von eben drückte ihm seine Waffe, die halb Schwert und halb Gewehr war, an den Hals. „Cloud... oder?“, fragte er, doch ihm standen keinerlei Zweifel ins Gesicht geschrieben. Clouds Augen weiteten sich. Er war doch so gut getarnt... oder etwa doch nicht? Nein, unmöglich. Um Himmels Willen, er trug hohe Schuhe, figurbetonende Unterwäsche und ein Kleid, noch dazu hatte er diese Perücke auf, die ihm lange Haare verpasste... niemals konnte jemand so einfach darauf kommen, dass er in Wahrheit Cloud Strife war. //Kenne ich ihn?//, fragte sich Cloud und er forschte in dem Gesicht des Fremden nach einem Hinweis, dass sein Gehirn auf Touren brachte... doch nichts. „Wer... bist du?“, wollte Cloud wissen, wobei er sehr leise sprach und sich umschaute, um eventuelle Zuhörer zu entdecken. „Ich bin Squall.“ „Wer?“ Nein, bei dem Namen tat sich in Clouds Kopf nichts. Noch niemals war er diesem Mann begegnet... und dieses finstere Gesicht konnte man nun wirklich schlecht vergessen, da war sich Cloud sicher. „Hör zu, ich weiß nicht, was du von mir willst. Ich bin hier quasi auf einer Mission, um eine Freundin von mir zu retten und ich will dir ungern wehtun“, zischte der Blonde also und die sowieso schon finstere Miene seines Gegenübers verfinsterte sich noch mehr. Na klasse. „Wir können das ganz schnell klären, indem du mir sagst, warum ich hier bin“, zischte der Dunkelhaarige zurück und seine blauen Augen verengten sich. „Woher soll ich das wissen?“ Cloud verstand nicht, was der andere wollte und er versuchte mit seiner Nase herauszufinden, ob der andere einfach nur zu viel getrunken hatte, doch er konnte nichts Alkoholisches an dem Größeren riechen. „Weil ich von Welt zu Welt katapultiert werde und du jedes Mal darin vorkommst, wo ich hingehe. Es muss etwas mit dir zu tun haben“, sagte der Braunhaarige ungehalten und Cloud reichte es. „Ich weiß nicht, was du genommen hast, aber ich kann dir nicht dabei helfen. Und nun geh mir aus dem Weg“, knurrte er und musste sehr an sich halten. Wenn er jetzt die Beherrschung verlor, dann würde seine Tarnung auffliegen und alles wäre umsonst gewesen. Das konnte er Tifa nicht antun, sie verließ sich doch auf ihn. Cloud schloss die Augen, atmete tief durch und suchte nach einer Lösung, wie er den Fremden loswerden könnte. „Cloud- äh Cloudia, wo bist duu?“, rief jetzt eine weibliche Stimme und einen Moment später bog Aerith um die Ecke. „Moment, ich muss mich nur noch um jemanden kümmern“, rief Cloud zurück, als er bemerkte, dass der Druck an seinem Hals plötzlich nachgelassen hatte. Er schaute nach vorn, dann in alle Richtungen, doch der Fremde war nirgendwo zu sehen. „Merkwürdig...“, sagte Cloud und sah sich nochmals um, ehe Aerith auch schon bei ihm war. „Merkwürdig? Von wegen, du siehst toll aus. Lass uns gehen, wir müssen doch Tifa befreien“, sagte sie, hakte sich bei Cloud unter und gemeinsam gingen sie weiter zur Don Corneos Bordell. Cloud warf noch einen Blick zurück, doch immer noch sah er nichts, als ob der andere lediglich seiner Fantasie entsprungen wäre. Anscheinend machte ihn die ganze Sache mit Sephiroth und dann noch Tifas Entführung mehr fertig, als er gedacht hatte. Squall fand sich mit einem scharfen Ruck mitten auf einer Tanzfläche wieder und sofort entstand ein mulmiges Gefühl. Er sah gerade noch, wie Rinoa ihn anlächelte und dann zwischen den anderen Schülern des Balamb Garden verschwand. Verwirrt schaute er sich um und anschließend an sich herab, wo er seine Uniform erkannte, die nur zu besonderen Anlässen getragen wurde. Er war eindeutig in Balamb Garden und noch dazu in der Vergangenheit, wie es erschien. //Ist es der Tag, an dem ich Rinoa zum ersten Mal begegnet bin? Aber wieso?//, dachte Squall verwirrt und es ergab alles einfach keinen keinen Sinn. Er bemerkte, dass er wie ein Trottel noch immer auf der Tanzfläche stand und er zog sich schnell zurück. Er brauchte jetzt einen Rückzugsort, musste nachdenken und dafür fiel ihm nur das eigene Quartier ein. Den Weg dahin lief er automatisch, so vertraut war er ihm und recht schnell fand er sich in seinen eigenen vier Wänden wieder. Squall atmete tief durch, öffnete die oberen Verschlüsse der Uniform und bekam dadurch endlich wieder genug Luft, also atmete er ein weiteres Mal durch. Dieses Mal schien er in seiner eigenen Vergangenheit zu stecken, also konnte er Cloud hier unmöglich begegnen. Also hatte der andere wohl wirklich nichts mit den Ereignissen zu tun und war ebenfalls nur ein Opfer. Aber wenn Cloud nicht hier existierte, wo war er dann jetzt? Ein leises Murmeln ließ Squall zusammenzucken. Er tastete neben sich nach dem Lichtschalter und betätigte ihn, dann suchte er nach der Ursache. Ein überraschter Laut entfuhr ihm, als er Cloud auf seinem Bett liegen sah. Um sich vollends zu überzeugen ging er zum Bett hinüber, beugte sich über den anderen und berührte ihn an der Wange. Es fühlte sich sehr echt an und Squall riss fluchend die Hand zurück, um sich damit überfordert durch die Haare zu fahren. Was verdammt noch mal wurde hier gespielt? Wieso war Cloud nun auch in seiner Vergangenheit? Seine Hand, die ihn berührt hatte, fühlte sich warm an und Squall konnte es trotzdem nicht glauben. Er kniete sich nach kurzem Zögern auf das Bett, beugte sich ein weiteres Mal über Cloud und berührte ihn noch einmal an der gleichen Stelle. Der Blonde wachte nicht auf, sondern schlief seelenruhig weiter, während Squall aus unerklärlichen Gründen nervös wurde. Er zog die Hand zurück. Ja, es war wirklich echt, Cloud war wirklich hier... in seinem Bett. Squall schüttelte fassungslos den Kopf. War das alles hier ein Traum? Waren das Nachwirkungen der Zeitkomprimierung und er fantasierte? Müdigkeit und Erschöpfung kämpften in Squall und schließlich beschloss er, sich ebenfalls hinzulegen. Er wusste nicht, was er hier in seiner eigenen Vergangenheit sollte, also konnte er genauso gut schlafen und seine Kräfte regenerieren, ungeachtet dessen, dass er sich das Bett mit jemandem teilen musste. Er zog seine Uniformjacke aus und warf sie achtlos auf den Stuhl, der nicht weit von ihm stand. Dann schlüpfte er aus seinen Schuhen, betätigte den Lichtschalter an der Wand, um von Dunkelheit umhüllt zu werden und legte sich hin. Er hatte kaum die Augen geschlossen, als Cloud neben ihm unruhig wurde. „Sephi...roth“, knurrte er plötzlich und Squall erinnerte sich, dass der andere schon einmal einen Sephiroth erwähnt hatte. Anscheinend war es Clouds erklärter Todfeind oder eine Person, die ihn sehr beschäftigte. „Warte!“, rief der Blonde plötzlich und Squall zuckte zusammen, weil der Ausruf so laut gewesen war. Der Schwertkämpfer neben ihm keuchte plötzlich und bewegte sich. Im Dunkeln konnte Squall schemenhaft erkennen, dass der andere sich hingesetzt hatte, anscheinend war er nun wach. „Du hast geträumt“, sagte Squall und das Bett bewegte sich erneut. Plötzlich war Cloud auf ihm, pinnte ihm mit dem Körper aufs Bett, die Hände fanden Squalls Handgelenke, machten diese bewegungsunfähig. Eine hasserfüllte Stimme schlug Squall entgegen. „Wer bist du?!“ „Rechts von dir an der Wand ist ein Lichtschalter“, sagte Squall ruhig und bewegte sich keinen Zentimeter, um für den anderen keine Bedrohung darzustellen. Cloud fand den Schalter, denn einen Augenblick später durchflutete Licht den Raum und sie konnten einander sehen. Squall schaute nach wie vor ruhig zu Cloud hinauf, sah Verwirrung in dessen blauen Augen. Der Blonde schaute sich um, seine Verwirrung wurde größer und seine damit verbundene Hilflosigkeit schlug in Wut um. Er ließ Squalls Hände los und packte ihm am Kragen seines weißen Unterhemdes. „Was soll das? Willst du mich verwirren, Sephiroth? Das bist doch du! Hör auf mit diesen Psychospielchen!“, rief er heftig und Squall reichte es kurz darauf. Er schob Cloud von sich herunter, rollte sie beide herum und thronte nun über ihm. Der Blonde mit der Stachelfrisur wehrte sich unter ihm und Squall hatte Mühe, ihn ruhig zu halten. Er wandte all seine Kraft auf und sah sich gezwungen, dem anderen Vernunft einzuimpfen. „Beruhige dich, ich bin nicht dieser Sephiroth. Ich bin Squall und du bist hier im Balamb Garden, einer Akademie, die SEEDS ausbildet“, rief er über Clouds Gefluche hinweg und endlich schien der andere sich zu beruhigen. „SEEDS?... Squall? Ich kenne diesen Namen... aber woher?“, fragte der Blonde leise und immer noch verwirrt, während er scheinbar sein Gehirn nach dem Namen durchforstete. Squall wusste nicht, ob er beleidigt sein sollte oder nicht, doch er schob diese Gefühle beiseite und konzentrierte sich auf Cloud. Er ließ den anderen nun los, kletterte von ihm herunter, da der Blauäugige sich nun langsam beruhigte, und ließ ihn grübeln. „Wall Market...“, sagte Cloud plötzlich und schaute Squall prüfend an. Dieser nickte. „Und das hier...?“ „Balamb Garden.“ „Aber wie komme ich denn hierher?“, fragte Cloud. „Hast du etwas damit zu tun?“ Das Misstrauen in seiner Stimme erinnerte Squall an ihre Begegnung im Wall Market, bei der er selbst ebenso reagiert hatte. „Nein. Ich weiß nur, dass dieser Tag schon einmal passiert ist. Und du bist irgendwie hier gelandet. Es muss die gleiche Sache sein, die mich in deine Vergangenheit gebracht hat“, überlegte der Braunhaarige. „Aber warum?“ Squall gab keine Antwort auf Clouds Frage, denn er hatte keine. Er verstand es ebenso wenig, es ergab einfach keinen Sinn. Cloud seufzte neben ihm. „Vielleicht sollten wir einf-“ Plötzlich kehrte Stille ein und als Squall neben sich blickte, war Cloud verschwunden, als ob er nie existiert hätte. Verwirrt fragte sich der Dunkelhaarige, ob er sich vielleicht alles nur eingebildet hatte, doch die Wärme in seinem Bett bezeugte, dass der andere wirklich da gewesen war. Squall sank auf das Bett zurück und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, doch die Müdigkeit kehrte schlagartig zurück. Er rieb sich die Augen, doch es half nichts und schließlich schlossen sich einfach seine Augen. Ganz weit entfernt nahm er ein Gefühl wahr, dass er meinen konnte, er würde schweben. Und als er endlich in den tiefen Schlaf glitt, den er so dringend brauchte, löste er sich immer weiter auf, bis man auch bei ihm meinen konnte, dass er nie dagewesen wäre... Kapitel 3: Geisterhaft ---------------------- Squalls Bewusstsein erwachte und er fand sich schwebend über dem Boden einer Wiese wieder. Um ihn herum waren Bäume über Bäume, keine Siedlung war in Sicht. Und noch etwas war schwer erkennbar, als er an sich herunter sah. Vollkommen verwirrt erkannte er, dass er zwar da war, aber wiederum auch nicht. Sein Körper war durchscheinend, er konnte durch seinen Körper die Umgebung unter sich sehen. //Was ist jetzt schon wieder los...? Bin ich ein Geist...?//, fragte er sich verwirrt, als er plötzlich Stimmen hörte. Instinktiv wollte er sich verstecken, doch dann fiel ihm sein Zustand ein und er beschloss, diesen zu nutzen. Das Problem war nur, dass er ja nach wie vor über dem Boden schwebte und nicht wusste, wie er sich fortbewegen sollte. Sollte er Schwimmbewegungen machen? Sollte er einfach versuchen, zu laufen wie immer? Oder musste er einfach nur daran denken und er würde bei den Menschen landen, die dort leise miteinander sprachen. Squall beschloss, es einfach auszuprobieren und tatsächlich funktionierte es, als er daran dachte zu laufen. Genau da bewegte sich sein Körper und er schwebte vorwärts. Zuerst bemühte er sich, den Bäumen in diesem Wald auszuweichen, bis er feststellte, dass er einfach durch sie hindurch gleiten konnte. Es war zwar ein merkwürdiges, ziehendes Gefühl, wenn er es tat, aber letztlich ging es schneller und recht bald teilte sich der Wald zu einer breiten Lichtung. Hier befand sich ein großes Gebäude, welches aussah, als wäre es aus Knochen gebaut worden. Beim näheren Hinsehen erkannte man jedoch weißen Stein und zahlreiche Öffnungen. Weiterhin konnte man einen weitläufigen See erblicken, welcher in der Sonne herrlich blau schimmerte. So reines Wasser sah man selten... „Wollen wir sie hier begraben...?“, fragte eine Stimme plötzlich und Squall fuhr herum. Am Rande des Sees hatte sich eine kleine Gruppe versammelt, in dessen Mitte sich auch Cloud befand. Squall wollte ihn schon rufen, wollte das Gespräch vom letzten Mal fortsetzen, als der Blonde sich aus dem Kreis der Gruppe löste. Er hielt eine junge Frau auf den Armen und ging nun langsam in den See hinein. //Ist sie etwa...?//, dachte Squall und schwebte näher. Er entdeckte, dass die Frau in Clouds Armen die gleiche Frau war, die er am Wall Market gesehen hatte, nur war ihre Kleidung nun viel züchtiger. Aber ihre Kleidung war unwichtig in Anbetracht ihres Zustandes. //Sie ist tot...// Squalls Blick wanderte zu Clouds Gesicht. Der junge Mann wirkte ruhig und gefasst, während er jedoch nicht auf die leblose Frau in seinen Armen schaute. Stattdessen ging er stur geradeaus, immer weiter in den See hinein, bis ihm das Wasser bis zum Bauch reichte. Er ließ sie los, schaute sie nun an und Squall entwich ein Keuchen, als er den Schmerz in Clouds Angesicht sah, welcher sich nun offen zeigte. //Sie muss ihm sehr viel bedeutet haben...//, dachte Squall und Mitgefühl regte sich in ihm, während er zusah, wie Cloud noch etwas weiter ins Wasser ging. Er ließ die Frau noch nicht los, sondern hielt sie sanft auf seinen Armen. Er schaute ihr ins Gesicht, wisperte leise Entschuldigungen und versuchte, seine Gefühlsregungen zu beherrschen. Trotzdem standen ihm purer Schmerz und Trauer ins Gesicht geschrieben, vor allem, als der seine Arme nun langsam wegnahm und einen Schritt zurück machte. Die junge Frau versank langsam im Wasser des Sees und Squall sah, wie sehr Cloud sich zusammenriss, um sie nicht aufzuhalten. Er machte sogar eine kleine Geste, um sie wirklich aufzuhalten, als sie unter der Wasseroberfläche verschwand, doch letztlich griffen seine Hände ins Leere. Der Schmerz, die Trauer und pure Verzweiflung standen Cloud ins Gesicht geschrieben, doch noch immer hielt er sich zurück. Er war nicht fähig, diese Bandbreite an Gefühlen zuzulassen und das, obwohl es nötig gewesen wäre, genau jetzt zu trauern. Squall schaute zu der Gruppe, die am Rand des Sees stand. Sie alle drückten ihre Gefühle aus, vor allem eine junge Frau mit pechschwarzen Haaren, welche weinte, auch, wenn sie versuchte, sich zusammen zu reißen. Der Einzige, der unbewegt wirkte, war ein hochgewachsener Mann mit pechschwarzen langen Haaren im roten Mantel, doch da der Kragen sein halbes Gesicht verdeckte, konnte Squall nicht hundertprozentig sagen, wie es um dessen Gefühle bestellt war. Doch eigentlich war es nicht wichtig, was diese anderen fühlten. Sein Blick ging zurück zu Cloud, welcher noch immer reglos im Wasser stand. Squall schaute nachdenklich auf den Blonden, nicht sicher, was er jetzt tun sollte. Konnte er überhaupt etwas in seiner jetzigen geisterhaften Gestalt tun? Unsicher streckte er eine Hand aus und berührte Cloud an der Schulter, wieder in der Erwartung, dass seine Hand durch den Blonden hindurchgleiten würde. Genau so war es auch, aber Squall gab noch nicht auf. Er konzentrierte sich, stellte sich vor, wie es wäre, wenn seine echte Hand auf Clouds Schulter zu liegen kommen würde... Cloud zuckte zusammen und Squall wusste dadurch, dass es geklappt hatte. Er legte etwas mehr Kraft in die Berührung, drückte damit aber trotzdem nur sanft Clouds Schulter. „Cloud...? Kannst du mich hören?“, sprach Squall den anderen an, doch der Blonde reagierte nicht. Also hatte Squall Grenzen, was seine Fähigkeiten in dieser schemenhaften Gestalt anbelangte. Er musste also damit vorlieb nehmen, dass er sich lediglich durch Berührungen mitteilen konnte. Cloud schaute verwirrt umher, doch als er niemanden entdecken konnte, nahm er den taktilen Reiz als gegeben hin und stieß einen leisen gepeinigten Seufzer aus. Squall rieb mit dem Daumen über die gleiche Stelle, wo seine Hand lag und plötzlich zitterte Clouds Körper. Squall hörte an den kleinen Lauten, die er Blonde plötzlich von sich gab, dass er weinte und endlich seinen Gefühlen Ausdruck verlieh. Der Dunkelhaarige blieb seitlich stehen und schaute nicht auf Clouds Gesicht, denn obwohl der andere ihn nicht sehen konnte, wollte er dessen Privatsphäre wahren. Außerdem hatte Squall keine Ahnung, was er sonst noch tun konnte... Lange blieb Cloud so stehen, seine stummen Tränen tropften in den See und vermischten sich mit dem Seewasser. Squall wusste nicht, wie viel Zeit verging, so lange verharrte er reglos und versuchte, dem Blonden einen Teil seiner Trauer erträglich zu machen. Dann kam Bewegung in den Mann mit den hellen Haaren und er drehte sich zu seinen Weggefährten, ehe er den See Richtung Ufer verließ. Squall wollte ihm folgen, doch er konnte sich plötzlich nicht mehr rühren, als ob er all seine Energie verloren hätte. Langsam sank er tiefer, als ob unsichtbare Hände nach ihm greifen würden. Squall verlor völlig die Kontrolle, die Wasseroberfläche ließ er schnell hinter sich, so rasant zogen die unsichtbaren Hände ihn in die Tiefe. Er brauchte zwar keinen Sauerstoff, weil er nicht wirklich existierte, aber dennoch war es unangenehm, wie seine Umgebung immer mehr an Kontur verlor. Der See schien keinen Boden zu haben, die Oberfläche war bald nur noch zu erahnen und Squalls Sinne schwanden langsam. Je tiefer er sank, umso weniger hatte er Kontrolle über sich, also ließ er es einfach. Er hatte sowieso keine Kontrolle mehr, seit er in diese verschiedenen Welten geraten war, also schonte er seine Kräfte und wartete auf den nächsten Zeitsprung... Kapitel 4: Sei mutig -------------------- Irgendwann im Nirgendwo erwachte Squall in einem Wald mit leuchtenden Bäumen. Verwirrt schaute er um sich, doch es herrschte nur absolute Stille, weder Mensch noch Tier war zu hören oder zu sehen. Squall versetzte das nur zusätzlich in Alarmbereitschaft und er ergriff seine Gunblade, die wie immer an seiner Seite geruht hatte wie ein verlässlicher Begleiter. Squall stand auf und ging langsam und vorsichtig über das saftige Gras, sich immer wachsam umsehend. Er war noch nicht weit gekommen, als er Stimmen hörte und das Plätschern eines Sees. Kurz dachte er, dass er wieder in jenem Wald gelandet war und er hoffte, dass ihn kein erneuter Todesfall hierher geführt hatte. Unverständliche Gesprächsfetzen drangen zu ihm und er drückte sich eng an einen Baum und lugte um den Stamm herum. Sein Blick nahm blondes, stacheliges Haar wahr und es beruhigte ihn seltsamerweise. Es war gut, eine feste Konstante in seinen Zeitsprüngen zu kennen und diese war ohne Zweifel Cloud. Den anderen Mann bei dem Blonden kannte Squall auch. Er hatte diesen Mann im roten Mantel und den rabenschwarzen Haaren schon damals am See bei der Wasserbestattung gesehen. Wieder verdeckte der Kragen einen Großteil des Gesichts und so war es schwierig für Squall zu verstehen, was gesprochen wurde. Nur ab und zu konnte Squall etwas aufschnappen, was sich verdächtig danach anhörte, als wolle der Dunkelhaarige Cloud dazu zu überreden, gegen gewissen Feinde zu kämpfen. Es fielen auch Wörter, mit denen Squall nichts anzufangen wusste, zum Beispiel Geostigma oder Jenova und so hörte er nach einiger Zeit gar nicht mehr richtig hin, sondern schaute nur zu den beiden Männern. Plötzlich war der Mann im Mantel ganz nahe bei Cloud und berührte ihn, was den Blonden zusammenzucken ließ. Ein leises Aufkeuchen war zu hören und Squall unterbrach den Sichtkontakt vor Schreck, presste sich an den Baumstamm und getraute sich nicht, irgendein Geräusch zu machen. Gerade in dieser Situation wollte er lieber nicht entdeckt werden, egal, was da auch gerade vorgehen mochte. //Bestimmt ziehe ich gerade völlig falsche Schlüsse//, dachte der Braunhaarige und er wunderte sich über sich selbst, dass ihn die eben gesehene Szenerie so aus dem Konzept brachte. Als er noch eine Kinderstimme hörte, war Squall vollends verwirrt. Er schaute wieder zu Cloud und dem Fremden, beobachtete, wie sich ein braunhaariges Kind erst an Cloud und dann an diesen Fremden schmiegte. //Was geht hier vor...?//, fragte er sich kopfschüttelnd und entschloss sich schließlich zum stillen Rückzug, um diese ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Wahrscheinlich spielte ihm sein Verstand langsam Streiche, was nach so vielen Zeitsprüngen, Zeitkomprimierungen und allem möglichen anderen Dingen, die mit Zeit zu tun hatten, kein Wunder mehr war. Squall ging langsam zu der Stelle, von der er gekommen war und ließ sich wieder ins Gras nieder. Verdrossen schaute er auf seine Gunblade und dachte an Rinoa, Xell, Selphie, Quistis, Irvine und Mutter. Zur Hölle, er dachte sogar an Cifer... //Ob ich sie alle je wiedersehe...?//, fragte er sich innerlich und schaute durch die Baumwipfel in den Nachthimmel, welche durch den Mond erhellt wurde. Nicht lange darauf hörte er einsame Schritte, die in seine Richtung kamen. Squall machte sich nicht erst die Mühe, sich zu verstecken, denn er hoffte in irgendeiner verqueren Ecke seines Verstandes, dass er seine Gunblade einsetzen und so seine düsteren Gedanken verarbeiten können würde. Doch aus den Schatten löste sich ein erschöpft wirkender Cloud und mit jemanden, der genauso fertig aussah, wie Squall sich selbst fühlte, war nicht gut kämpfen. Also blieb Squall auf der Wiese sitzen, verstaute die Gunblade an seiner Seite in die entsprechende Halterung und schaute dem Blonden entgegen, der sich wenig später vor ihm aufbaute. „Und? Bist du auch seiner Meinung?“, fragte Cloud trocken. „Wessen Meinung?“ Cloud hob eine Augenbraue, schließlich hatte er genau gespürt, das jemand sein Gespräch mit Vincent belauscht hatte. „Bist du auch der Meinung, ich solle kämpfen?“, fragte der Blonde und eigentlich war es pure Formsache. Er hatte bereits beschlossen, sich Kadaj, Yazoo und Loz zu stellen und damit auch ein weiteres Mal Sephiroth. Nach wie vor hegte er Zweifel, ob er es wirklich schaffen konnte und diese Gefühle waren es, die ihn dazu brachten, die eben gestellte Frage überhaupt hervorgebracht zu haben. Doch Squall zuckte lediglich mit den Schultern. „...Ist dein Kampf.“ Cloud brachte das völlig aus dem Konzept und er schüttelte unbefriedigt den Kopf. „Sollten Geister einem nicht ein schlechtes Gewissen machen oder so?“ „Ich bin kein Geist.“ „Warum verfolgst du mich dann?“ „Verfolgst du denn nicht eher mich?“ Herausforderndes Schweigen. Cloud wandte schließlich frustriert den Kopf ab und starrte verbissen zur Seite. Dann brach es aus ihm hervor. „Ich bin keine Hilfe. Ich bin nutzlos.“ „Sagen das deine Freunde oder behauptest du das?“, wollte Squall wissen, auch, wenn er nicht sonderlich interessiert klang. „Ich sage das. Die Vergangenheit hat es doch gezeigt.“ „So wie es vorhin klang, hast du deine Welt beschützt... das ist alles andere als nutzlos.“ „Ich bin keine Hilfe, ich habe auch Geostigma. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich zum Kampf nicht mehr zu gebrauchen bin.“ „Hält dich das auf?“ „...Nein... eigentlich nicht...“, gab Cloud zu. „Dann sei mutig.“ „Sei mutig? Ist das dein Rat an mich?“ „Sieht so aus.“ Cloud schaute Squall verdutzt an, dann brach er in Gelächter aus. Squall musterte den Blonden verwirrt, der sich über seine Aussage erheiterte. Hatte er etwas so Komisches gesagt? //Vielleicht hat er einfach nur einen verwirrten Humor...?//, dachte er, während er zusah, wie Cloud lachte. Es klang rau, als würde er es nicht oft gebrauchen und trotzdem hell zugleich. Squall gefiel das und noch mehr gefiel es ihm zu wissen, dass er den anderen weg von seinen düsteren Gedanken gebracht hatte. Es war ein gutes Gefühl, dem Blonden eine Hilfe gewesen zu sein und so schlich sich auch auf Squalls Lippen ein kleines, schiefes Lächeln. Eine Zeit lang konnte er sich ruhig der trügerischen Ruhe hingeben, dann würde er durchatmen und weitermachen. „Weißt du nun eigentlich, warum du von Zeit zu Zeit springst...?“, fragte Cloud jedoch irgendwann zwischen dieser Atempause und zwang den Dunkelhaarigen damit, sich eher mit der Realität zu befassen, als ihm lieb war. Squall wandte den Blick von den leuchtenden Bäumen ab, die er gerade taxiert hatte und schüttelte dann mit dem Kopf. Er sagte nichts weiter, drückte dieses Kopfschütteln doch schon alles aus, was er sagen wollte. „Es muss schwer sein... nicht zu wissen, wohin man als nächstes geschickt wird und immer wieder an fremden Orten aufzuwachen.“ Clouds Worte trafen exakt den Kern des Problems und Squall fühlte sich mit einem Mal erschöpft. Ja, es war schwer, mal hier und mal dort aufzutauchen und genauso schnell wieder zu verschwinden. Er fühlte sich komplett entwurzelt und was ihn noch mehr aus der Bahn warf, war die daraus resultierende Einsamkeit. Seine größte Angst schien sich zur Zeit zu bewahrheiten und ließ Squall hoffnungslos zurück... „Ja... es ist nicht einfach“, bestätigte er also und stieß einen Seufzer aus. Er spürte Clouds Blick, aber er hatte nicht die Kraft, ihn zu erwidern, also starrte er lieber zum Mond hinauf. „Wir finden einen Weg, Squall“, sagte der Blonde plötzlich und nun schaute der Braunhaarige ihn doch an. „Wie kommst du darauf?“ Cloud lächelte kurz. „Nur so ein Gefühl. Diese Welt hat mir schon oft bewiesen, dass alles gut werden kann... es muss einen Grund geben, warum dir diese Sache passiert und sie ist in meiner Zeit zu finden. Also werden wir gemeinsam einen Weg finden... sobald ich diesen Kampf ausgefochten habe, werde ich dir helfen.“ Squall wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, also sagte er lieber gar nichts. Das Angebot des anderen kam wie gerufen und nur zu gerne hätte Squall es dankend angenommen... aber konnte wie so oft nicht aus seiner Haut. „Dann solltest du zu deinem Kampf“, meinte er lediglich, doch Cloud blieb sitzen und schaute zum Mond hinauf. „Dieser Kampf geschieht, egal, ob ich auf ihn zurenne oder hier auf ihn warte“, meinte er auf Squalls fragenden Blick hin und der Braunhaarige musste ihm da wohl oder übel Recht geben. „Man könnte meinen, dass du Angst hast“, bemerkte Squall, doch Cloud lachte nur leise darüber, was der Braunhaarige nicht verstehen konnte. „Selbst, wenn ich Angst hätte... ich werde diesen Kampf dennoch gewinnen. Mit meinen Freunden zusammen...“ „Freunde, hm...?“, sagte Squall leise und nachdenklich Er bemerkte einen kleinen Stich mitten in seinem Herzen. Freunde... ob seine Freunde wohl nach ihm suchten? Wie viel Zeit wohl vergangen war, seit er nicht mehr bei ihnen war? Ob es ihnen wohl gut ging...? „Solange du hier bist, lass mich dein Freund sein... in Ordnung?“ Noch ein Angebot, dass Squall nur zu gerne dankend angenommen hätte, doch es wollte nicht über seine Lippen, also schwieg er und schaute abermals zum Mond hinauf. Dann gab er sich jedoch einen Ruck. „Als mein Freund... würdest du mit mir hier sitzen bleiben, bis ich... verschwunden bin?“, wollte Squall wissen und erneut suchte sein Blick das Gesicht des Blonden auf. Cloud nickte ohne zu Zögern und Squall atmete tief durch und nickte dann. „Danke... Cloud.“ Und kaum hatte er dieses Thema verarbeitet, ging dieses langsam bekannte, schwächende Gefühl durch seinen Körper und er kippte zur Seite, direkt an Clouds Schulter. Tröstliche Wärme empfing ihn, machte dieses Unterfangen leichter, während er langsam immer durchsichtiger wurde. „Gute Reise...“, sagte Cloud noch, was Squall ein stummes Lachen entlockte, dann löste sich der Körper des Braunhaarigen auf und kleinste Partikel seiner selbst strebten dem Mond und der nächtlichen Dunkelheit entgegen. Kapitel 5: Alptraum ------------------- Stöhnend richtete sich Cloud auf und öffnete die Augen, die er jedoch noch mit seinen Händen bedeckte. Kopfschmerzen malträtierten sein Gehirn und er schloss die Augen wieder. Er massierte mit Zeige- und Mittelfinger beider Hände seine Schläfen und nach einer gefühlten Ewigkeit ließ der pochende Schmerz endlich nach. Mit einem knurrigen Laut öffnete Cloud die Augen... … und sah nichts als Dunkelheit. „Was...?“ Er wandte sich in alle Richtungen, doch er konnte nur Nebelschwaden erkennen und Blitze, die in der dunklen Umgebung zuckten. Es schien keinen Untergrund zu geben und doch konnte Cloud stehen. Es schien keine Begrenzungen zu geben, zumindest keine, die man sehen konnte. Es wirkte wie ein unendlicher Raum voller Dunkelheit. „Wie bin ich hierher gekommen...?“, fragte sich Cloud leise und versuchte sich zu erinnern, doch selbst sein Verstand schien im Nebel zu liegen. Er konnte sich nicht entsinnen, wie er hierher geraten war. War das vielleicht ein Traum? Cloud gab ein frustriertes Geräusch von sich, während es ihm sehr schwer fiel, sich zu konzentrieren. In diesem Moment erklang aus der Dunkelheit eine unheilvolle Stimme. „Zu viel Schlaf... zu schwach...“, kicherte es dunkel und ein eisiger Schauer überlief den Blonden. „Wer ist da?!“, rief er und wandte sich ein weiteres Mal in alle Richtungen, doch er konnte nichts sehen, vielmehr wurde der Nebel und die Dunkelheit nur noch dichter. Ein schwächendes Gefühl durchlief Cloud, als ob ihm die Energie abgezapft werden würde und am liebsten hätte er sich sofort hingelegt und geschlafen, um diese fehlende Energie auszugleichen, doch er ignorierte dieses Gefühl. Hier war irgendwo der Feind und er durfte sich nicht von eigenen Schwächen ablenken lassen. „Zeig dich!“, forderte Cloud laut, doch nichts tat sich, außer dass es aus einer anderen Ecke dieses unendlichen Raum lachte. „Leichte Beute... leichte Beute“, sagte es und wieder wurde Cloud schwach zumute, aber auch das überging er einfach. Der Nebel um ihn herum wirbelte auf, als sich eine Gestalt daraus erhob und gleichzeitig änderte sich die Umgebung. Cloud wusste, dass es sich um eine Projektion handeln musste, doch sein Denken schaltete sich förmlich ab und sein Herz übernahm, als er Aerith vor sich sah. Sie hatte sich nicht verändert seit jenem Tag, war immer noch schön und sanft wie ein Engel, genau wie in seiner Erinnerung. Aber gleichzeitig war ihm auch diese Umgebung vertraut... dort war sie gestorben. „Aerith“, sagte er und sie schaute lächelnd zu ihm, ahnte nichts von der Gefahr. Er begann zu laufen, doch seine Glieder waren bleischwer. Cloud versuchte es trotzdem, was ihm noch mehr Energie nahm, aber das war ihm egal. Er erkannte diese Szene wieder, wie Aerith dort kniete, wusste, was gleich kommen würde. //Ich muss zu ihr... ich muss sie retten! Ich darf nicht noch einmal versagen!//“, mahnte Cloud sich selbst und er bot all seine Kräfte auf. Er kam nur langsam voran, hatte immer Aerith im Blick, die jedoch unerreichbar blieb, egal, wie sehr der Blonde sich auch anstrengte. Er erreichte den ersten Treppenabsatz, der ihn zu ihr führen sollte, da sauste das Schwert auf sie nieder, durchbohrte sie... und noch immer war ihr Blick auf Cloud gerichtet, ihr Lächeln fiel keinen Moment in sich zusammen, nicht einmal, als ihr Blick bereits flackerte. Das Schwert wurde mit einem Ruck aus ihr herausgezogen und kaltes Grauen erfasste Cloud, als er sah, wie rote Flecken ihr Kleid durchtränkten und das Leben aus seiner Freundin wich. Dieses Mal konnte er sie nicht einmal auffangen... „AERITH!!!!“, schrie Cloud, während sie dort lag und er sie nicht erreichen konnte. „Keine Sorge, Cloud... bald wird sie ein Teil des Planeten sein“, hörte Cloud die Worte, die ihn oftmals im Schlaf gepeinigt hatten und sein Blick wanderte von der toten Aerith zu seinem größten Widersacher. „SEPHIROTH!“, schrie Cloud hasserfüllt, doch der Silberhaarige lächelte nur, zeigte offen seinen Spott. „Was hast du, Cloud? Sag nicht, du hättest Gefühle...“ Cloud stieß daraufhin einen weiteren Schrei aus und rannte auf Sephiroth zu, welcher über ihn lachte... doch auch er schien unerreichbar. Die Energie verließ Cloud scheinbar unaufhörlich, aber er konnte sich nicht stoppen, musste weitermachen, um seine Freundin zu rächen, egal, was es kostete. Plötzlich verschwamm das Bild in schwarzem Nebel, Clouds Sicht verschwamm und er stoppte seine Bemühungen. Die Schwärze hatte wieder übernommen, doch kaum hatte er dies erkannt, verschwamm der Raum erneut und wieder bildete sich die eben gesehene Situation. Aerith kniete in meilenweiter Entfernung, schaute lächelnd zu ihm... und das Grauen begann von vorn. Squall war allein... und er hasste es. Überall um ihn herum herrschte Dunkelheit, nicht einmal seine eigenen Schritte konnte er hören, zu schnell wurde das Geräusch seiner Schritte vom Bodennebel verschluckt. Je weiter er lief, desto weniger sah er Sinn darin, hatte er doch kein Ziel. Frustriert blieb Squall stehen. Es hatte keinen Zweck, wenn er ziellos umher lief, das würde ihn nur müde und angreifbar machen. Er überlegte, schaute in alle Richtungen... als er plötzlich einen wütenden Aufschrei vernahm. Vergessen war seine Ruhe, denn er erkannte Clouds Stimme und das sagte ihm, dass er doch nicht allein war. Jetzt hatte Squall ein Ziel und er lief in die Richtung, aus der dieser Wutschrei zu ihm gedrungen war. Der Nebel versuchte wieder dichter zu werden, versuchte seinen Weg abzulenken und schickte ihm Trugbilder, aber Squall dachte nur noch an Cloud und das Ziel, den anderen zu begegnen und ihm beizustehen, was immer auch los war. Squall durchbrach eine wahre Nebelwand und endlich konnte er Cloud sehen. Der Blonde lag am Boden, kroch langsam vorwärts und gab gerade einen gepeinigten Schrei von sich. Squall rannte zu ihm, versuchte, ihm aufzuhelfen, doch Cloud schlug um sich und kroch weiter, auf einen unsichtbaren Gegner zu. //Was ist bloß los mit ihm?//, fragte sich Squall verwirrt und sah auch den erbärmlichen Zustand seines neuen Freundes. Er war ganz blass, fast energielos und nur die pure Willenskraft bewegte noch seinen Körper. Wenn er sich weiter so verausgabte, würde er zusammenbrechen und vielleicht sogar sterben. Aber auch, wenn Cloud das selbst zu wissen schien, motivierte ihn etwas scheinbar immer wieder dazu, sich voranzutreiben, obwohl es nicht mehr ging. „Aerith... Sephiroth“, flüsterte er, einmal fast liebevoll, zum anderen hasserfüllt und erstickt. Squall sah die gleiche Richtung, doch konnte er niemanden sehen. Anscheinend halluzinierte der Blonde und wenn das noch weiter so ging, würde er an Entkräftung sterben. Squall beschloss einzugreifen und so packte er Cloud am Kragen und schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht. Als das nicht half, schlug er nochmals zu und noch einmal, bis Clouds Blick sich endlich klärte und sich ihm und nicht mehr irgendwelchen Trugbildern zuwandte. „Squall... was ist hier los...?“, murmelte er leise, während er kaum noch die Augen aufhalten konnte. Seine Lippen hatten beinahe einen bläulichen Ton, seine Haut war gespenstisch blass. „Keine Sorge... ich bin jetzt hier“, sagte Squall, als würde das alle Probleme lösen, doch dem war leider nicht so. //Ich brauche irgendetwas, womit ich seine Energie wieder herstellen kann//, dachte Squall und ihm fiel die Reiseapotheke ein, die Quistis ihm immer aufgedrängt hatte, selbst, wenn es um leichte Aufträge gegangen war. Sein Blick fiel auf seinen Oberschenkel, wo die Tasche sonst ruhte, doch da war nichts. //Verdammt... gerade jetzt hätte ich sie wirklich nötig//, fluchte er innerlich, als der Nebel plötzlich an seinem Bein hinaufkroch, sich an seinem Oberschenkel festsetzte und sich wenig später die Heilmitteltasche materialisierte. //Was...?//, fragte sich Squall, doch dann schaltete er sein Denken aus und durchsuchte die Tasche lieber. Gleich zuerst fielen ihm ein Allheilmittel und ein Heiltrank in die Hände und er beschloss, beides an Cloud zu nutzen. Mit den Zähnen entfernte er die Stopfen, während er Cloud aufrecht hielt, damit dieser bequem trinken konnte, ehe er dem Blonden erst das Allheil- und dann das Heilmittel an die Lippen hielt. Langsam kehrten die Lebensgeister in Cloud zurück, er bekam wieder Farbe im Gesicht und er ruhte sich kurz an Squalls Brust aus, da es hier an einem Bett fehlte. Durch das Allheilmittel war er wieder klar im Kopf und seine Kräfte waren zurück. Doch gerade als er sich bedanken wollte, wurden sie unterbrochen. „Wer wagt es, mein Spiel zu stören? So schöne leckere Alpträume...“, seufzte eine dunkle Stimme bedauernd und der Nebel verschwand mit einem Mal. Viele einzelne Fledermäuse sammelten sich zu einer schwarzen Masse, die sich letztendlich zusammensetzte und materialisierte. Ein rotes Wesen schwebte mit einem Mal an der Stelle, an welcher eben noch die Fledermäuse gewesen waren. Seine schwarzen, breiten Fledermausflügel hielten es in der Luft, der schmale dämonenartige Kopf war Squall und Cloud zugeneigt und die großen Klauen mit den scharfen Krallen bewegten sich unablässig, als würden sie Fäden aussenden, die sich an den Seelen seiner Opfer festhakten. Der dunkelblaue, pfeilartige Schwanz schien sich auf sie zu richten, so als würde er auf die beiden Männer zeigen. Ein Zeichen, dass sie die Nächsten waren. „Diabolos“, sagte Squall leise und Cloud schaute ihn aufmerksam an, ehe er sich aufrichtete. „Du kennst dieses Wesen?“ „Kennen ist zu viel gesagt... ich kämpfte nur einmal mit meinen Freunden gegen ihn. Es war ein sehr ärgerlicher Kampf...“, erwiderte Squall grimmig und dass er noch viel grimmiger war als bisher, war ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie in großen Schwierigkeiten steckten. Diabolos schwebte ein wenig herab und lachte, ehe er eine schwarze Kugel in seiner rechten Klaue erscheinen ließ, die er sofort auf die beiden Männer schleuderte. „Ausweichen!“, rief Squall und Cloud reagierte einfach nur darauf. Die Kugel traf auf dem Boden auf und verpuffte dort, so dass Cloud sich fragte, was das Gefährliche daran war, als Squall ihm auch ohne Nachfrage bereits die Antwort gab. „Wenn diese Kugel ein Lebewesen trifft, verliert diese Lebensenergie.“ Cloud nickte und beschloss, gut aufzupassen. „Und was machen wir jetzt?“ „Wir müssen kämpfen.“ Cloud schaute Squall an, der selbst nicht sehr begeistert von dieser Idee erschien und er schaute einen Moment später auf seine leeren Hände. Er konnte das vertraute Gewicht seines Schwertes nicht auf seinem Rücken spüren, was hieß, dass es nicht da war. Wie sollte er denn ohne seine Waffe kämpfen? „Das ist wirklich großer Chocobomist“, fluchte er. „Ohne Waffe kann ich dir nicht helfen.“ „Das hier ist Diabolos´ Welt. Er kann erschaffen, was er will, indem er einfach nur daran denkt. Das Gleiche gilt allerdings auch für uns“, informierte Squall nun Cloud und der Blonde verstand. Er konzentrierte sich, stellte sich das tröstende Gewicht seiner Waffe vor, jede Kerbe, jeden Kratzer und wie Griff und Schneide sich anfühlten, wenn er das Schwert schwang. Das Geräusch von schleichendem Nebel war zu hören und überflutete Clouds Hände, ehe sich tatsächlich sein treues Schwert in seinen Händen bildete. Augenblicklich fühlte Cloud sich besser und er fühlte sich zuversichtlicher. „Schon besser.“ „Dann los“, sagte Squall und beide Kämpfer stellten sich der Bestia. Cloud fackelte nicht lange, sprang in die Luft und attackierte Diabolos, der mit Leichtigkeit auswich, doch aus dem Hinterhalt kam Squall und fügte der Bestia einen langen Schnitt auf dessen Flügel zu. Diabolos fauchte erbost und schickte eine Reihe Demikugeln auf seine beiden Gegner herab. Squall und Cloud wichen schnell und elegant aus, ehe sie erneut angriffen. Wieder schienen sie die Oberhand zu besitzen und beide konnten Treffer landen, während Diabolos scheinbar keine Chance hatte. „Wie lästig“, fauchte das Wesen und erhob sich in die Lüfte. „Ich schätze, er hat Angst bekommen“, grinste Cloud, doch Squall schüttelte den Kopf, während er den Blick nicht von seinem Gegner ließ. Cloud war sofort wieder wachsam und musste zusehen, wie Diabolos einen Arm hob und eine riesige schwarz-lila Kugel entstehen ließ. Die Fläche dieser Kugel war so übermächtig, dass sie ihr nie im Leben ausweichen können würden und Cloud erschauderte. Trotzdem hob er das Schwert und beschloss standzuhalten, er musste einfach daran glauben, dass es möglich war. Diabolos schleuderte die riesige Kugel auf sie herab und sie setzte sich schneller in Bewegung, als man ihr für ihre Größe zugetraut hätte. Squall erfasste Unruhe und er musste aus einem Impuls heraus zu Cloud schauen. Der andere hielt sich angesichts dieser unbekannten Gefahr großartig... und doch hatte er keine Ahnung, was da auf ihn zukommen würde. Ob der andere je gegen eine Guardian Force gekämpft hatte? Die schwarze, alles verschlingende Kugel kam immer näher und die Unruhe in Squall wuchs. Wenn er die Hand ausstreckte, konnte er sie berühren. Schon jetzt zerrte sie an seiner Energie und Squall machte sich bereit. Er würde es überstehen, genauso wie letztes Mal und danach würde er wieder aufstehen und Diabolos fertig machen. Doch seine Unruhe setzte seinen Körper plötzlich in Bewegung, er ließ seine Gunblade fallen, rannte zu Cloud und riss ihn von den Füßen. Er hielt ihn fest in seinen Armen und bedeckte ihn mit seinem eigenen Körper, um ihn vor der riesigen Kugel zu schützen, die jetzt auf seinen Rücken prallte und ihn noch mehr gegen Cloud presste. Es fühlte sich an, als würde ein Hammer direkt auf seinem Rücken prallen, doch Squall hatte nur Cloud im Kopf und das Bedürfnis, den anderen schützen zu wollen, dass er auf so etwas wie Schmerz keine Rücksicht nehmen konnte. Er ertrug es und ertrug es, während die Kugel ihm förmlich alles an Energie absaugte, was er besaß. Er hielt Cloud trotzdem fest, passte auf, dass die Kugel nur ihm selbst die Energie aussaugte... und kurz darauf war es vorbei. Die schwarz-lila Kugel verpuffte und ein Großteil von Squalls Energie mit ihr. „Squall... was hast du getan...?“, fragte Cloud leise und mit schreckgeweitetem Blick sah er den Braunhaarigen an. Dieser zitterte am ganzen Körper, alle Farbe war ihm aus dem Gesicht gewichen und alles, was er jetzt noch wollte, war, zu schlafen. Sein Blick verschwamm bereits, er konnte sich kaum aufrecht halten, als er langsam von Clouds Körper her aufstehen wollte. „Ich... wollte nicht, dass du... verletzt wirst“, antwortete Squall rau und schwach, dann verlor er den Kampf und sank bewusstlos auf Cloud zusammen. Kapitel 6: Vorstellungskraft ---------------------------- „Squall!“ Cloud richtete sich auf, wobei er Squall gleichzeitig festhielt, damit der Braunhaarige nicht auf dem Boden landete. Triumphales Grollen erklang über Cloud und Diabolos streckte seinen Arm aus, zeigte mit einer Kralle auf ihn. „Du wirst der Nächste sein“, sagte das dunkle Wesen und schleuderte ein paar Demibälle nach Cloud, der sich nicht von der Stelle rührte. Er nutzte nur sein Schwert, um dahinter in Deckung zu gehen und sich und Squall damit zu schützen, was zu seinem Glück klappte. Die Bälle prallten von seinem Schwert ab, wurden abgelenkt und verpufften, ohne Schaden anzurichten. Cloud atmete erleichtert auf, doch gleichzeitig wusste er, dass ihm bald etwas einfallen musste. Squall sah nicht gut aus und er fühlte sich immer kälter an, was nur eins heißen konnte. Cloud biss sich auf die Unterlippe und überlegte fieberhaft, doch ihm fiel nichts anderes als der Kampf ein. Wenn er Diabolos besiegte, dann würde dieser Alptraum hoffentlich enden. Cloud legte Squall vorsichtig auf dem Boden ab, ergriff sein Schwert und begab sich in Angriffsposition. Diabolos grinste breit, als er das sah und es ließ ihn noch dämonischer aussehen. „Glaubst du ernsthaft, du hast allein eine Chance gegen mich? Du musst ein Narr sein“, meinte er amüsiert und wieder ließ er zahlreiche Demikugeln auf seinen Gegner regnen. Cloud wehrte sie alle ab, aber ihm war bewusst, dass er Squall beschützen musste, was ihn schwächer machte. Auch Diabolos wusste das und bald darauf ging die Bestia dazu über, auf Squall zu zielen. //Verdammt, so wird das ewig dauern//, dachte Cloud verbissen, während sich dieses Spiel wieder und wieder wiederholte. Cloud lief die Zeit davon und er wusste nicht, was er tun sollte. Doch plötzlich hörte er Squalls Worte von vorhin in sich. // Das hier ist Diabolos´ Welt. Er kann erschaffen, was er will, indem er einfach nur daran denkt. Das Gleiche gilt allerdings auch für uns... richtig.// Er konzentrierte sich. Wenn in dieser Sphäre alles möglich war, dann wusste er genau, wie er Diabolos möglicherweise besiegen konnte. Beziehungsweise, er musste es nicht zwingend selbst tun... Cloud konzentrierte sich mit aller Kraft auf denjenigen, den er hier haben wollte und der eine Chance gegen die Bestia haben würde. Er hörte, wie der Nebel sich sammelte, wie er Gestalt annahm und als er endlich das vertraute Geräusch eines flatternden Mantels hörte, wusste er, dass Diabolos eine Sorge mehr hatte. Der Blonde öffnete die Augen und sah Vincent, was ihn wirklich beruhigte. Er konnte sich immer auf den Schützen verlassen und genau dieses Gefühl brauchte er gerade, damit er sich in Ruhe um Squall kümmern konnte. Er vertraute Vincent in diesem Punkt voll und ganz, dass er dieser Bestia gewachsen war und so wandte er sich ab, um zu Squall zu gehen. Der Braunhaarige war nach wie vor blass, seine Haut war kalt und sein Puls ging sehr schwach. Er war am Limit und das alles nur, weil er Cloud beschützt hatte. „Halte durch...“, sagte der Blonde und wog seine Möglichkeiten ab. Ihm fiel sofort die Tasche ein, die Squall vorhin hatte erscheinen lassen und er fand sie auch noch an dessen Körper wieder. Er untersuchte den Inhalt und fand zahlreiche Fläschchen und Dosen, aber er war sich nicht sicher, was davon das Richtige war, da die Tränke in seiner Welt vollkommen anders aussahen. Alles in dieser Tasche sah gleich aus, aber irgendwie auch nicht, was Cloud ein wenig überforderte. Er erkannte auch nicht die Flasche, die Squall vorhin bei ihm angewendet hatte und er gab es frustriert auf. Es musste einen schnelleren Weg geben, also konzentrierte er sich erneut. Wenig später hielt er einen Heiltrank in der Hand, den er auch kannte und er wandte ihn sofort auf Squall an... doch nichts tat sich. Bei einer erneuten Überprüfung des anderen fühlte er, dass der andere schwächer geworden war. Er atmete kaum noch und es wurde knapp. „Verdammt Squall...“ Fieberhaft überlegte Cloud, doch ihm blieb nur eine Wahl. Er musste eine Bestia rufen, die Squall helfen würde. Er konzentrierte sich also erneut und merkte, dass all das an seiner eigenen Konstitution zehrte. Das würde das letzte Mal sein, dass er etwas aus den Schatten formen konnte und es musste unbedingt klappen. Er legte all seine Energie in diese „Beschwörung“ und nach einer Weile tat sich etwas. Die Temperatur sank merklich und Cloud öffnete die Augen, um zu Boden zu blicken. Der Nebel schien zu gefrieren, ebenso bedeckten kleine Eiskristalle seine Hände. „Was...?“ Schritte waren zu hören und Cloud wandte sich in jene Richtung. Er sah eine Frau mit elfenartigen Ohren, weißer Haut, sowie blauen Händen und Füßen. Sie sah anders aus, als Cloud sie in Erinnerung hatte, aber dennoch erkannte er sie. „Shiva...? Aber wie... ich brauche doch Phönix“, sagte der Blonde, als sie an ihn herangetreten war, doch sie legte ihm lediglich einen Finger auf die Lippen, ein Zeichen dafür, dass er schweigen sollte. Etwas mutlos schaute Cloud also zu, wie Shiva zu Squall ging. Sie betrachtete ihn einen Moment, dann kniete sie sich hin, beugte sich über den Braunhaarigen und küsste ihn auf den Mund. Cloud wandte sich peinlich berührt ab, während er grübelte. Wieso tauchte Shiva auf, wenn er doch Phönix gerufen hatte? Was konnte eine Bestia des Eises für Squall tun, der auf der Schwelle des Todes stand? //Heißt das etwa, dass ich ihm gar nicht mehr helfen kann...?//, fragte sich Cloud bestürzt und er schaute nun doch wieder zu Shiva und Squall hin. Die weibliche Bestia beendete den Kuss und schien einzuatmen. In diesem Moment bekam Squalls Gesicht wieder etwas Farbe und er sah insgesamt auch wieder vitaler aus als vorher. Cloud atmete erleichtert auf und Shiva schaute zu ihm, lächelte und löste sich in einzelne Eiskristalle auf, die zu Boden glitten. Cloud ging zu Squall und entdeckte, dass der andere sich regte und auch die Augen öffnete. „Willkommen zurück“, meinte der Blonde und Squall richtete sich langsam und noch leicht benommen auf. „Was ist passiert...?“, wollte er wissen und Cloud lieferte ihm eine kurze Zusammenfassung. Plötzlich war Diabolos frustriertes Grollen zu hören und die beiden Schwertkämpfer schaute auf. Ein weiteres Wesen mit fledermausartigen Flügeln und einer riesigen Schusswaffe setzte der Bestia zu und wenig später lieferten sie sich oben in der Luft einen erbitterten Kampf. Das andere Wesen schoss mehrmals auf Diabolos und grell leuchtende Kugeln durchbohrten den Körper der Bestia, welche sich wenig später in eine Wolke aus Fledermäusen zersetzte, die sich laut kreischend auf und davon machten. Das fremde Wesen glitt nahezu lautlos herab, landete auf dem nebeldurchsetzten Boden und Squall griff schon nach seiner Gunblade, obwohl er noch nicht wieder in Vollbesitz seiner Kräfte war, als Cloud ihn aufhielt. „Nicht. Das ist ein Freund“, klärte er Squall auf und in diesem Moment wandelte sich das Wesen in den Mann mit den langen schwarzen Haaren und dem roten Mantel, den Squall damals im Wald gesehen hatte. Ein bitteres Gefühl stieg in ihm auf, auch, wenn er nicht benennen konnte, warum. Es verwirrte ihn, aber es gefiel ihm nicht, von jemanden gerettet zu werden und einen Gegner nicht selbst bezwungen zu haben. Cloud schaute dankbar zu Vincent und wusste nicht, was in Squall vorging und das war wahrscheinlich das Beste so. Nach und nach verschwand Vincents Erscheinung und auch der Nebel zog sich Stück für Stück zurück. Die Umgebung wurde heller und heller, bis Squall und Cloud die Augen schließen mussten, um nicht geblendet zu werden. Als sie sie wieder öffneten, befanden sie sich an einem weiten Sandstrand und am Meer, welches Squall sehr bekannt vorkam. Er wandte sich in eine bestimmte Richtung und tatsächlich konnte er in einiger Entfernung Balamb Garden ausmachen. Er war fast zuhause... //Nur in der falschen Zeit//, dachte er, schließlich war Balamb Garden seit dem damaligen Angriff sozusagen eine wandernde Schule und nicht mehr fest an einem Ort. Er musste sich also in einer Vergangenheit befinden, aber selbst, wenn es nur die Vergangenheit war, fühlte er sich hier näher an seinem Zuhause als bisher. Er vermisste es, er vermisste seine Freunde, er vermisste einfach alles... „Squall?“ Der Braunhaarige schaute zu Cloud. „Kennst du diesen Ort?“ Squall nickte. „Es ist schön hier...“ Wieder nickte Squall und genoss es, hier zu sein. Möwen flogen an ihnen vorbei, flogen aufs Meer hinaus und er schaute ihnen solange nach, bis er sie mit dem bloßen Auge nicht mehr sehen konnte. Er ließ sich in den Sand nieder und Cloud tat es ihm nach. Sie sprachen kein Wort mehr, sondern sahen zu, wie die Sonne langsam unterging. Erst als sich die Nacht über sie senkte, schaute Squall zu Cloud hinüber, der im Sand lag und schlief. //Er hat alles gegeben, um mich zu retten... und ich habe mich noch nicht einmal bedankt//, dachte Squall und er seufzte. Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er das vollkommen vergessen hatte. //Wenn er aufwacht, hole ich das nach... oder auch erst nach dem nächsten Zeitsprung//, dachte er, als er schon das vertraute schwächende Gefühl bemerkte, welches sich in ihm breit machte. Er schaute noch ein letztes Mal auf Cloud und bedauerte, schon gehen zu müssen, aber vielleicht war es auch gut so. So konnte er wenigstens in Ruhe diese Gefühle in sich begutachten und analysieren, bis er wusste, was sie bedeuten sollten. Squall schloss die Augen, um alles auszublenden und als er sie wieder öffnete, fand er sich in einem tristen Raum wieder... und er war nicht allein. Kapitel 7: Ein verbotener Blick in die Zukunft ---------------------------------------------- Sofort übernahmen Squalls Instinkte und er sprang von der Liege, auf der er aufgewacht war. Seine Hand wanderte zu seiner Gunblade, die eigentlich in ihrer Halterung an seiner Seite ruhen sollte, doch er fand nur Leere vor. Squall ballte die Fäuste, um sich notfalls so verteidigen zu können, seine Miene wurde grimmig entschlossen. Niemand würde sich ihm in den Weg stellen, absolut niemand. „Nun mal ruhig Blut, junger Mann“, mahnte da eine Stimme hinter ihm und Squall fuhr herum. Vorher war niemand hinter ihm gewesen, doch plötzlich stand hinter ihm ein betagter Mann in merkwürdiger, blauer Gewandung und langem, weißen Rauschebart. Auf seiner mehrheitlich runden Nase saß eine kleine runde Brille und in einer Hand hielt er einen längeren Zweig. Squall zögerte und er ließ die Fäuste ein Stück weit sinken. Er konnte doch nicht gegen diesen Mann kämpfen, der vollkommen harmlos aussah... aber vielleicht war es auch eine Falle? Misstrauisch ließ Squall die Fäuste nun doch angespannt und ließ den alten Mann nicht aus den Augen, der ihn genau musterte. Plötzlich gluckste der Mann in sich hinein und linste hinter Squall, um mit der Dunkelheit dahinter zu sprechen. „Du hast dich seit damals kaum verändert, Leon“, sagte der alte Mann. „Wenn du wüsstest...“, sagte eine weitere Stimme und dieses Mal fuhr Squall in die andere Richtung herum. Aus den Schatten löste sich eine Gestalt und näherte sich ihm langsam und vorsichtig. Zuerst tauchten dunkle Schuhe und Hosen auf, weiterhin Schnallen und Gürtel, die sich verteilt an den Hosenbeinen, der Hüftgegend und auch am Arm befanden. Ein weißes Hemd folgte, sowie eine kurze Lederjacke mit weißem Kragen. Eine schwere Silberkette mit dem Grieversymbol lag um den Hals des anderen Mannes, das gleiche Symbol, welches auch an seiner Schulter auf der Jacke prangte. Squall taumelte zurück, als er die längeren, braunen Haare und die lange Narbe, die über Stirn und Nasenrücken verlief, sah. //Nein, das... das kann nicht sein//, dachte er entsetzt und wünschte sich mehr denn je seine Gunblade. Der Fremde, der so viel von Squall selbst hatte, reichte ihm nun plötzlich seine Waffe, als ob er dies wissen würde. „Hier. Damit fühlst du dich vielleicht wohler...“ Squall riss dem anderen die Waffe förmlich aus den Händen, während er einfach nicht den Blick von dem anderen abwenden konnte. War das ein Trugbild? Ein Traum? Ein verdammter Scherz? Dem jungen Mann schwirrte der Kopf und er taumelte nun noch weiter nach hinten, zurück zu der Liege. „Ich fürchte, er hat gerade einen kleinen Schock“, meldete sich eine weitere Stimme, welche von oben stammte und noch ehe Squall nach der Quelle suchen konnte, schwirrte etwas von der Decke, vollführte mehrere Kreise über ihm und landete schließlich auf der Schulter des alten Mannes. Nun dachte Squall eher, dass er wohl das falsche Getränk erwischt hatte, denn seit wann konnten denn bitte Eulen reden? //Wo bin ich... was soll das hier?//, fragte sich Squall innerlich und am liebsten wollte er die Augen schließen und den nächsten Zeitsprung machen, doch dieser stellte sich sowieso nie nach seinen Wünschen ein. „Das muss gerade sehr viel für dich sein. Aber keine Sorge, wir können dir alles erklären... nun ja, zumindest das Nötigste, um keinen Schaden anzurichten“, meinte die Eule jetzt und Squall bekam beim weiteren Anblick der sprechenden Eule rasende Kopfschmerzen. Nur sein Gesicht ohne Spiegel sehen zu können, verstörte ihn mehr und so schaute er nicht auf den anderen, den der alte Mann vorhin „Leon“ genannt hatte. Lustigerweise hätte Squall sich selbst ebenfalls so genannt, wenn er die Wahl gehabt hätte... was einmal mehr bewies, dass er das in einer zukünftigen Version sein musste, so wenig ihm das auch in den Kram passte. „Bin ich... in der Zukunft?“, fragte Squall jetzt, weil er es einfach sicher wissen wollte. Er brauchte endlich Antworten für all das. Leon trat einen Schritt näher auf ihn zu, verschränkte die Arme vor der Brust, wie Squall es auch gern tat und nickte schließlich. „Du bist durch eine Zeitspalte gefallen und in einer anderen Sphäre gelandet als deine Freunde. Zeitspalten entstehen zufällig, sie sind wie eine Laune der Natur... das Problem ist nur, dass irgendwie eine Kettenreaktion entstanden ist und du nun in verschiedenen Zeiten umherspringst, anstatt in deine Zeit zurückzukehren“, begann der alte Mann nach einem Räuspern zu erklären. „Aber wie hängt das mit Cloud Strife zusammen...? Wieso taucht auch er immer dort auf, wo ich gerade bin?“, fragte Squall, denn es ergab keinen Sinn. „Wie Merlin schon gesagt hat, Zeitspalten sind eine Laune der Natur. Wir haben keine Ahnung, warum du gerade ihn triffst... aber womöglich ist ihm das Gleiche passiert, wie dir. Eure Schicksale haben sich nun miteinander verflochten“, führte Leon weiter aus. Squall nickte, obwohl er noch nichts völlig nachvollziehen konnte. Aber immerhin hatte er nun ein paar Antworten, auch, wenn sie ihm nicht in seiner Notlage halfen. „Und... was soll ich jetzt tun?“ Stille trat ein. Leon, Merlin und die Eule Archimedes schauten einander an. „Nun, wir...“, sagte Merlin, doch er brach wieder ab. Squall lachte kurz und humorlos auf. „Heißt das, dass ihr auch keine Ahnung habt? Heißt das, ich werde für immer durch die Welten springen und...“ Squall brach ab, doch Leon beendete seinen Satz. „...weiter allein sein?“ Squall schaute ihn an und Leon erwiderte den Blick mit der gleichen Undurchdringlichkeit, wie Squall es sich zu eigen gemacht hatte. „Ich bin du... vergiss das nicht.“ Squall nickte. Als ob er das vergessen könnte... „Wir haben mit der Hilfe eines Freundes ein Gerät entwickelt, dass dir womöglich helfen kann. Es kontrolliert die Zeitsprünge und reguliert dieses Phänomen, wenn unsere Berechnungen stimmen. Mit etwas Glück wird es dich sogar wieder in deine Zeit befördern, aber dazu müssen ein paar … nun, sagen wir Veränderungen stattfinden“, sagte Merlin. „Was für Veränderungen?“ Squall fragte es, obwohl er ahnte, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. Aber wenn er wieder nach Hause wollte, musste er wohl oder übel nachfragen, das wusste er genau. „Du musst rückgängig machen, was du in Clouds Leben verändert hast. Eigentlich darf es dich in seiner Realität nicht geben... du musst wieder zurück zu den Zeitpunkten, an denen du ihn getroffen hast und musst ihm seine Erinnerungen an dich nehmen. Dann wird deine Existenz in dieser Zeitspalte gelöscht und du kannst wieder nach Hause...“, erklärte Leon und Squall verspürte auf einmal ein brennendes Gefühl in seinem Inneren. Seine Existenz auslöschen? Hieß das, Cloud würde ihn vergessen? Squall schaute sein anderes Ich an und er glaubte, Bedauern in den Augen des anderen zu erkennen, doch dieser Eindruck verflüchtigte sich so schnell, wie er aufgekommen war und er konnte darauf nichts mehr in Leons Gesicht wahrnehmen. Archimedes schwirrte derweil los, nahm etwas mit seinen Klauen auf und flog zu Squall, um etwas in seine Hände zu legen. Es handelte sich um einen schmalen, schwarzen Ring, der bequem an Squalls Handgelenk passen würde. „Das ist es?“ „Richtig. Auf der Oberseite wirst du ein kleines Display erkennen, darauf wirst du ab der ersten Anwendung eine Zahl erkennen. Dir bleiben nicht viele Zeitsprünge, dafür wäre eine größere Energiequelle nötig gewesen. Aber Cid meinte, ein Armreif wäre am besten, den könne man nicht so leicht verlieren“, sagte Archimedes, während er sich wieder auf Merlins Schulter niederließ. „Du kannst nun kontrolliert Zeitsprünge herbeiführen. Außerdem sind an der Unterseite zwei Knöpfe, damit kannst du vorwärts oder rückwärts springen. Es müsste dich automatisch zu erlebten Situationen befördern, aber sicher ist es nicht. Jedenfalls musst du dafür sorgen, dass du Cloud ab sofort aus dem Weg gehst, damit sich seine und deine Zeitschlaufen normalisieren können“, meinte Leon. Squall schwirrte der Kopf von so vielen Dingen, aber er nickte. Im Grundsatz hatte er verstanden, was er tun sollte. „In Ordnung...“, sagte er und griff bereits an die Unterseite des Ringes, um einen Zeitsprung auszulösen, doch Leon hielt ihn noch einmal auf. „Und du darfst Cloud nichts hiervon erzählen... auf keinen Fall. Halte dich an deine Aufgabe und kehre nach Hause zurück. Und wenn du einmal zuhause bist, dann vernichte den Ring...“, sagte er eindringlich und Squall wurde völlig anders zumute. „Wieso...? Was passiert sonst?“ Leon haderte mit sich selbst und er öffnete schon den Mund, um zu antworten. „Leon...“, mahnte Merlin nun ihn und der Mund des Langhaarigen klappte frustriert wieder zu. Er ergriff Squalls Arm, legten einen Finger an einen der Knöpfe an der Unterseite und schaute Squall ein letztes Mal in die Augen. „Du wirst nicht allein sein.“ Damit betätigte er den Knopf und vor den Augen der drei Anwesenden löste Squall sich in Luft auf. Kapitel 8: Berichtigungen ------------------------- Es war verstörend, wieder auf der Tanzfläche des Festraums im Balamb Garden zu landen und Squall erkannte nur daran, als Rinoa sich in ihrem hellen Kleid lächelnd von ihm verabschiedete, dass er in seiner eigenen Vergangenheit gelandet war. Ihm schwirrte der Kopf, hielt zuerst alles bisher Erlebte für einen Traum... doch als er den schmalen Armreif an seinem Handgelenk sah, wusste er, dass alles real gewesen war. //Wenn das so ist, dann ist Cloud jetzt in meinem Zimmer...//, überlegte Squall und begab sich erst einmal an den Rand der Tanzfläche, von wo aus er das Feuerwerk draußen beobachtete. Sein erster Impuls war es eigentlich, direkt zu Cloud zu gehen und ihm alles zu erzählen, doch davor hatte ihn sein zukünftiges Ich gewarnt. Er musste stattdessen das Gegenteil davon tun und Clouds Präsenz in dieser Zeit ignorieren. Squall seufzte hörbar und sein Verstand ging alle Möglichkeiten durch. Er musste einfach nur die Zeit herumkriegen, bis er von selbst wieder verschwand, dann würde das Gespräch zwischen ihm und Cloud nie stattgefunden haben. Das würde ausreichen, um ihre jeweiligen Zeitschleifen zu trennen und die vorherige Ordnung wieder herzustellen. Squall löste sich vom Rand der Tanzfläche und beschloss, ein wenig frische Luft zu schnappen. Er hielt auf den Balkon zu, doch da waren für seinen Geschmack viel zu viele Leute. Einem Impuls folgend wandte er sich in die entgegengesetzte Richtung und durchquerte wenig später den verlassenen Campus. Alle waren auf der Feierlichkeit, also würde er wohl irgendwo seine Ruhe finden. Seine Schritte lenkten ihn dennoch zum Trainingsgelände, denn bei allem, was mit Kampf zu tun hatte, fühlte er sich zuhause, auch, wenn das Kämpfen an sich ihn schon lange ermüdete. Squall dachte an den Kampf gegen Artemisia zurück und seine Laune sank noch etwas weiter. Er hatte gedacht, es würde endlich aufhören, doch stattdessen befand er sich erneut an einem fremden Ort in einer fremden Zeit und musste wieder alles richten, obwohl er nicht darum gebeten hatte. Dieses Mal war es sogar kräftezehrender, denn er musste eine Freundschaft zerstören, die er eben erst aufgebaut hatte und die es aber nicht geben durfte. Squall schlich sich durchs Trainingsgelände um Monster zu umgehen und kam schließlich bei der ausladenden Aussichtsplattform an, die es hier gab. Keine Menschenseele war hier und Squall atmete erleichtert aus. Von hier aus konnte er auch das Feuerwerk draußen sehen und er schaute eine Weile zu. Die Zeit verstrich langsam und der Braunhaarige war sich nicht sicher, wie lange er hier ausharrte, doch letztlich war er sich sicher, dass Cloud bereits verschwunden sein musste. Er würde es nicht nachprüfen, einfach um sicher zu gehen, dass sich ihre Zeitschlaufen nicht nochmals miteinander verbanden. Ein bitteres Gefühl kam in Squall auf, weil er diese Freundschaft mit Füßen treten musste und am liebsten hätte er den Knopf an der Unterseite betätigt, um alles ungeschehen zu machen. War es nicht Schicksal, wenn sich zwei Menschen kennenlernten? Hatte das nicht einen Grund, dass man sich traf und Dinge miteinander erlebte? Hatte er überhaupt das Recht dazu, etwas ungeschehen zu machen, nur, weil er nach Hause in seine Welt wollte und weil ihm sein zukünftiges Ich dazu geraten hatte? Vielleicht war der umgekehrte Weg der Richtige und er machte genau das Falsche? Aber welches Recht hatte er, damit auch über Cloud zu bestimmen, der ein Opfer dieser ganzen Misere war? Squall stöhnte überfordert, weil ihm bei derart vielen Möglichkeiten der Kopf wehtat. Er beschloss jedoch, das zu tun, was ihm sein zukünftiges Ich Leon, der Zauberer Merlin und dessen Eule Archimedes geraten hatten, denn eine andere Chance hatte Squall nicht. Er hatte zumindest keine andere Idee, die besser war. Der Braunhaarige bemerkte ein leichtes Schwächegefühl und glaubte seine Aufgabe damit als getan. Er betätigte den Knopf an der Unterseite des Armreifs und ließ sich wieder durch die Zeit katapultieren. Er würde tun, was er musste und dann würde er nach Hause zurückkehren, nicht mehr und nicht weniger. Squall fühlte sich merklich erschöpft, als er irgendwann nach fünf Zeitsprüngen sein vorläufiges Ziel erreichte. Er sank auf dem Boden und lehnte sich gegen einen Felsen, der seine Gestalt verbarg, ehe er nach ein paar Kontrollblicken seinen Kopf ebenfalls gegen den Stein lehnte. Er atmete tief durch, genoss die kleine Pause, die er sich nun gönnen konnte. Die Zeitreisen waren mithilfe des Armreifs kontrollierter, dafür aber auch kraftraubender. Seine Lider waren tonnenschwer, am liebsten hätte er sie geschlossen und einfach nur geschlafen. Aber er war seinem Ziel sehr nahe, bald würde er nach Hause können und dann würde diese Odyssee ein Ende haben. Er hatte alles berichtigt, was bisher geschehen war. Er hatte sich vor Cloud versteckt, ihn niemals angesprochen und sich ihm auch nicht gezeigt. Am See mit den hellen Bäumen hatte er einfach eine andere Route gewählt und hatte sich noch dazu in einem tiefen Gebüsch versteckt, damit Cloud ihn nicht fand. An dem anderen Gewässer war er Cloud nicht zu nahe gekommen, sondern hatte einfach an jener Stelle gewartet, wo er angekommen war, bis er von selbst wieder verschwunden war. Im Wall Market hatte er sich zwischen den Geschäften versteckt und einfach zugesehen, wie Cloud als Frau verkleidet mit einer weiteren Frau zu einer unbekannten Mission aufgebrochen war und beim Kampf gegen Diabolos hatte er den Schwertkämpfer ebenfalls sich selbst überlassen. Nun blieb nur noch die eine Begegnung, die Squall aussitzen musste, dann hätte sich alles geklärt und er konnte nach Hause. Wehmut und Erleichterung durchzogen Squalls Inneres. Einerseits tat es ihm leid, dass er Cloud so in Schwierigkeiten bringen musste, zum anderen konnte er dann endlich Pause machen von den nicht enden wollenden Kämpfen. Er brauchte so dringend eine Pause, dass es schon nicht mehr feierlich war. Squall seufzte und schaute zum dunklen Himmel hinauf. Die Wolken ballten sich gerade zusammen und erste Tropfen regneten auf den Schwertkämpfer hinab. Er schloss die Augen, seufzte leise und nahm es einfach hin. Er fühlte sich erschöpft und todmüde, aber nicht mehr lange und es würde ausgestanden sein. Der Regen nahm zu, durchnässte ihn und es dauerte nicht lange, bis seine braunen Haare an seinem Kopf klebten und seine Kleidung schwer an ihm hing. Es störte Squall nicht weiter, er wartete nur darauf, dass alles überstanden sein würde. Die Zeit verrann ebenso langsam wie die vorherigen Male und er nutzte die Zeit, um noch ein letztes Mal alle Momente Revue passieren zu lassen, die ihn mit Cloud verbunden hatten. Er dachte daran, wie sie sich erst gegenseitig die Schuld an dieser Situation zugeschoben hatten, nur um festzustellen, dass sie nichts dafür konnten. Er dachte an die kleinen Wortgefechte und die ehrlichen, freundlichen Momente, die sie später geteilt hatten. Er dachte daran, wie gut sie zusammen im Kampf harmoniert hatten und dass sie sich gegenseitig im Punkt Stärke in nichts nachstanden. Es gab nicht viele Menschen, mit denen sich Squall auf Anhieb so verbunden gefühlt hatte wie mit Cloud und so bedauerte er den Ausgang dieses Abenteuers sehr. Eigentlich war es ziemlich unfair... Schüsse schreckten Squall auf und er war sofort auf den Beinen, jedoch immer noch in der Hocke. Ihm fiel bald darauf ein, dass es jedoch zu diesem Moment passte, genau so hatte es angefangen. Er durfte nicht eingreifen, also ließ sich Squall wieder in den Schutz des Felsens fallen, um nicht hineingezogen zu werden. Weitere Schüsse und Schreie waren zu hören... dann plötzlich Stille, die vom bloßen Regengeräusch gefüllt wurde. Angestrengt lauschte Squall in die Ferne, doch er hörte keine Schritte, so wie letztes Mal. Unruhe kam in ihm auf, weil er bemerkte, dass es damals auch nicht so geregnet hatte, die Schreie waren nicht so laut gewesen, einfach alles war anders gewesen. Endlich hörte er ein Geräusch, es klang, als würde jemand sich schleppend vorwärts bewegen und Squall wurde noch unruhiger. Er lugte hinter dem Stein hervor und sah, wie Cloud durch den Matsch kroch, auf den dunkelhaarigen Mann zu. Der Blonde wirkte kraftlos und matt, wie er sich vorwärts durch den Schlamm zog und seine Kleidung triefte vor Schmutz, doch das war unwichtig. Er erreichte den dunkelhaarigen Mann, der im Sterben lag und er zog sich die letzten Meter am Körper des anderen weiter, bis er ihm endlich ins Gesicht sehen konnte. Squall konnte nicht mehr erkennen, außer, dass Cloud sich irgendwann aufrichtete und neben dem anderen Mann kniete. Sie sprachen miteinander, doch Squall hörte nicht einmal Wortfetzen. Wenig später drückte der Dunkelhaarige Cloud das Schwert in die Hände und sein Kopf kippte zur Seite, danach rührte er sich nicht mehr. Squall biss sich auf die Unterlippe, als er die Verzweiflung sah, die in Clouds Gesicht entstand. Der Blonde umklammerte das Schwert krampfhaft... und plötzlich schrie er leidend auf, dass Squall das Gefühl hatte, seine eigenen Eingeweide würden mit einer Faust umschlossen und zerdrückt. //Er leidet... ich muss zu ihm//, schoss es ihm durch den Kopf und dieser Gedanke und das Gefühl, für Cloud da sein zu wollen, wurden übermächtig. Squalls Vernunft zwang ihn sitzen zu bleiben, doch als Clouds Schrei in ein Schluchzen überging, hielt den Braunhaarigen nichts mehr. Er stand auf und rannte zu dem Blonden und als er ihn erreicht hatte, zog er ihn an sich, umarmte ihn fest. Vor Schreck war Cloud wie gelähmt und so nahm er die Umarmung hin, ehe die tröstliche Wärme und Stärke ihn dazu verleitete, weiter um Zack zu trauern. Seine Hände umklammerten das Schwert, sein Blick ruhte auf Zack, der nur so aussah als würde er schlafen und etwas Schönes träumen. Irgendwann ließ die Umarmung nach und Cloud sah ins Gesicht des Fremden, der ebenso leidend aussah, wie er selbst sich fühlte. Er kannte den anderen nicht, erinnerte sich auch nicht daran, ihm je begegnet zu sein und so zeichnete sich Verwirrung auf seinen Zügen ab. „Wer... wer bist du?“, fragte er leise und der Schmerz im Gesicht des anderen schien zuzunehmen. Squall spürte, wie unsinnig es war ,was er hier tat, aber gleichermaßen wollte er in Clouds Nähe sein. Es war eine schwachsinnige Idee gewesen, sich von seinem Freund fernzuhalten, egal, was andere sagten und nun bereute er es zutiefst, dem anderen die Erinnerungen an sich genommen zu haben. Es tat so verflucht weh... „Ich... bin ein Freund“, murmelte Squall und rieb Cloud etwas Blut und Dreck aus dem Gesicht, was der andere kommentarlos und innerlich völlig taub mit sich geschehen ließ. „Zack ist tot... ich weiß nicht, was ich tun soll...“, keuchte Cloud und die Verzweiflung nahm wieder Überhand, Squall konnte es gut nachvollziehen. Ihm wollte nicht einfallen, was man in so einer Situation sagen sollte, also drückte er Cloud erneut an sich und auf einmal klammerte sich der Blonde an ihn. „Du... du bist nicht allein. Du wirst Freunde finden und... du wirst eine Aufgabe haben. Dann kannst du diesen Verlust überstehen“, sagte Squall und handelte total aus dem Gefühl heraus. „Woher weißt du das?“, wollte Cloud wissen. „Ich weiß es einfach.“ Cloud gab sich damit zufrieden und er lehnte sich noch einen Moment an den Dunkelhaarigen, der ihm fremd erschien und dennoch vertraut genug, um den Worten zu trauen, die er von sich gab. „Was soll ich jetzt machen...?“, fragte Cloud und er löste sich ein wenig von Squall, um ihn hoffnungsvoll anzusehen. Ein scharfer Schmerz ließ Squall zusammenzucken und auf einmal spürte er das Schwächegefühl, nur etwas anders als sonst. Er gab einen gepeinigten Laut von sich, während er sah, wie seine Hände verschwammen. Rasend schnell breitete sich das Schwächegefühl und auch die Unsichtbarkeit aus und Squall wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. „Ich kann nicht bei dir bleiben. Du musst es allein schaffen, Cloud.“ Dem Blonden kamen wieder die Tränen, er ließ Zacks Schwert los, wollte sich erneut an den Fremden klammern, doch er griff stattdessen ins Leere. „Wo soll ich denn hin?!“, rief er panisch und war plötzlich mitten in einer Angstattacke. Er begann um sich zu schlagen und zu schreien, steigerte sich völlig in seine Panik hinein. Squalls Reden half nicht, er erreichte den Jüngeren nicht und so handelte er einfach aus dem Bauch heraus. Er zog Cloud an sich und küsste ihn auf den Mund. Cloud wurde nicht mehr, wurde stocksteif und vergaß seine Angst. Wärme durchfloss ihn sanft wie eine langsam ankommende Welle und er wurde ruhig, entspannt, bis er keine Panik mehr fühlte. Squall löste sich von dem Blonden, verwirrt darüber, dass er zu dieser Lösung gegriffen hatte. Doch es fühlte sich derart richtig an, dass er es so hinnahm und sich voll und ganz auf Cloud konzentrierte. Er musste ihm helfen, irgendwie. Da fiel ihm ein Gespräch mit Cloud ein und er beschloss, dem anderen eine Richtung zu weisen. „Midgar“, sagte Squall also. Cloud schaute ihn verwirrt an, schien nicht zu verstehen, also wiederholte Squall es nochmals. „Cloud. Du musst nach Midgar.“ „W-wieso?“ „Frag nicht, wieso. Geh nach Midgar... und verzeih, dass ich dich allein gelassen habe“, sagte Squall. Er wollte noch so viel mehr sagen, doch da verschwand er völlig und sein Geist wurde in andere Sphären gezogen. Er konnte lediglich sehen, dass Cloud sich schwankend erhob und sich in eine bestimmte Richtung wandte. Weiterhin ergriff er das Schwert und zog es hinter sich her und Squall war ein wenig beruhigt. Er war der festen Annahme, dass er das Richtige getan hatte und so überließ er sich der Schwäche in seinem Inneren und schloss die Augen... „Squall!“ Eine weibliche Stimme rief nach ihm und Hände rüttelten an ihm. Es war schwer, wieder zur Besinnung zu kommen und es dauerte gefühlte Ewigkeiten, ehe er seine Lider öffnen konnte. „Squall!“ Erneut rief sie nach ihm und er brauchte lange, bis er darauf kam, dass Rinoa nach ihm rief. Seine Kehle war wie ausgetrocknet, die Schwäche hielt ihn gefangen, dass er kurz Angst hatte, in einer Art Wachkoma zu liegen, doch endlich konnte er ihren Namen sagen und den Kopf drehen, um sie anzusehen. Ihre Augen wurden groß, füllten sich mit Tränen und sie warf sich auf ihn, weinte vor Glück. „Du bist zurück... ich habe mir solche Sorgen gemacht“, schluchzte sie und dadurch verstand er, dass er zuhause war oder zumindest in seiner Welt. Die karge Umgebung änderte sich auf einmal um ihn herum und wandelte sich in eine riesige Blumenwiese. Die Sonne strahlte hoch am Himmel und wohltuende Gerüche und vertraute Geräusche drangen an seine Sinne. Ja, er war wirklich zuhause... Squall richtete sich ein wenig auf, drückte Rinoa an sich und lächelte friedlich, als er erkannte, dass er wirklich wieder zurück war. Wahrscheinlich war er ohnmächtig gewesen, hatte all das nur geträumt, was ihn mit Cloud widerfahren war. Deshalb hatte sich alles immer so surreal angefühlt, denn eigentlich waren Zeitreisen nach dem Sieg über Artemisia nicht mehr möglich, es konnte also nur ein Traum gewesen sein. Squall hob die Arme, umarmte Rinoa und freute sich mit ihr, wieder zurück zu sein, da sah er etwas an seinem Handgelenk. Es war der schwarze Reif, den er in der Zukunft erhalten hatte... Kapitel 9: Zukunft oder Vergangenheit ------------------------------------- Irvine schlenderte gemütlich im Balamb Garden umher, während er auf der Suche nach Selphie war. Der fliegende Campus war so langsam sein zweites Zuhause, wenn man von dem Kinderheim absah, in welchem er vor Jahren seine Zeit verbracht hatte. Es war schon der Wahnsinn, welche Wege das Schicksal nehmen konnte, dass er all seine Kindheitsfreunde wiedergetroffen hatte. Seitdem er sich wieder daran erinnerte, hatte er Galbadia Garden verlassen, um wieder bei den anderen sein zu können und er hatte es bisher nicht bereut. Ohne sie alle hätte er sich ziemlich gelangweilt und noch dazu konnte er seine Familie doch nicht im Stich lassen, denn das waren sie alle für ihn. //Mit Squall als missmutigen großen Bruder//, grinste Irvine in sich hinein und dachte voller Dankbarkeit daran, dass der andere endlich zurückgekehrt war. Alle hatten Angst um ihn gehabt, als er nicht am verabredeten Ort aufgetaucht war, am allermeisten Rinoa und Quistis. Irvine hatte es zwar irgendwie geschafft, die beiden Frauen zu trösten und ihnen Mut zu machen, aber die allgemeine Stimmung war ziemlich bedrückt gewesen. Irvine bog um eine Ecke und konnte nur im letzten Moment ausweichen, als eine Faust nur um Haaresbreite sein Gesicht streifte. „Oh Irvine, sorry!“, rief es und Irvine erkannte nach diesem kleinen Schrecken, dass er auf Xell gestoßen war. „Reichlich merkwürdiger Ort, um zu trainieren. Oder hast du rein zufällig darauf gehofft, dass Cifer dir in die Faust rennt?“ Xell lachte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Nein, ich trainiere hier nur. Will ja nicht einrosten“, meinte der Blonde mit dem großflächigen Gesichtstattoo. „Ist heute nicht die Willkommensfeier für Squall, dass er wieder da ist? Ich suche gerade Selphie, um ihr bei den Vorbereitungen zu helfen.“ Xell schaute ihn verdutzt an und da wusste Irvine, dass der andere es vor lauter Trainingseifer vergessen hatte. „Lass uns Selphie suchen, los!“, rief der Blonde da schon und rannte voraus. Irvine schüttelte grinsend sein Haupt und lief hinter dem anderen her, der sich wohl nie ändern würde. Wenig später trieben sie Selphie und sogar Quistis auf und es konnte mit den Vorbereitungen für die Überraschungsparty begonnen werden. Rinoa hingegen hatte die Aufgabe, Squall abzulenken, bis sie soweit waren, ein Konzept, dass auch damals bei dem Konzert gut geklappt hatte. Irvine lächelte, als er sah, wie die Vorbereitungen langsam Gestalt annahmen und er freute sich, dass seine Familie komplett war. Sie alle konnten eine kleine Feier gut gebrauchen, nachdem sie die Welt gerettet und einander wiedergefunden hatten, ohne ihre Erinnerungen erneut zu verlieren. Das Schicksal meinte es einfach gut mit ihnen und ab jetzt konnte es nur noch besser werden, das wusste Irvine ganz genau. Rinoa ging vor Squalls Zimmer auf und ab. Sie war sich nicht sicher, ob sie klopfen sollte oder Squall einfach noch ein wenig in Ruhe lassen sollte. Angel tappte unruhig neben ihr her, anscheinend wollte sie Squall unbedingt sehen, also fasste Rinoa sich ein Herz. Sie wollte Squall doch auch sehen... Sie klopfte an seine Tür und sie lauschte klopfenden Herzens seinen Schritten, die sich ihr näherten. Die Tür wurde aufgemacht und ihr Herz schlug noch etwas freudiger, als sie seine hochgewachsene Gestalt vor sich hatte. Er musste eben noch in seinem Bett gelegen haben, denn seine braunen Haare waren leicht zerzaust, seine Augen blickten sie müde an. „Ich hätte dich nicht für einen Mittagsschlaftypen gehalten“, bemerkte Rinoa amüsiert und Angel bellte, ehe sie an Squall hinaufsprang. Er streckte die Hand nach der Hündin aus, streichelte ihren Kopf und sie jaulte begeistert. Rinoa musterte ihn, sah wie erschöpft und niedergeschlagen er wirkte... und sie machte sich sofort Sorgen. Sonst ließ Squall nie durchblicken, wie es ihm in Wahrheit ging, sein Pokerface war wirklich ungeschlagen. Doch hier und jetzt konnte sie seine wahren Gefühle so deutlich sehen wie ein Blatt Karten auf ihrer Hand. „Squall... ist alles ok?“, fragte sie und er schenkte ihr ein zerstreutes Lächeln, noch etwas, was ihre Sorge vergrößerte. „Was ist los?“ Squalls Lächeln fiel in sich zusammen und er atmete tief durch. „Das kann ich dir nicht sagen“, meinte er leise und Rinoas Inneres schmerzte aufgrund dieser Mitteilung. Gedankenverloren strich Squall weiter über Angels Fell und die Hündin winselte leise, weil sie das Leid des Mannes wohl instinktiv spürte. Rinoa verstand, dass sie Squall nicht helfen konnte, aber sie wäre nicht Rinoa gewesen, wenn sie nicht eine Lösung gefunden hätte. Sie hatte seine Veränderung instinktiv gespürt, als er zu ihr zurückgekommen war. Etwas hatte ihn verändert und sie konnte diese Veränderung nicht nachvollziehen, weil ihr der Grund dafür verwehrt blieb. Dies hatte auch zur Entfremdung geführt und er entglitt ihr immer weiter, würde bald ein Schatten seiner selbst sein, wenn das so weiterging. „Wenn du mit mir nicht darüber reden kannst, dann musst du es eben mit jemand anderem“, sagte Rinoa und sie pfiff nach Angel, welche sofort an ihre Seite lief. „Rinoa...“ Sie lächelte ihn an und er sagte nichts mehr. „Ich werde dir helfen... immer“, sagte sie und dann lief sie los, mit Angel auf ihren Fersen. Squall schloss die Tür wieder, als er sie nicht mehr sehen konnte, dann setzte er sich aufs Fensterbrett und starrte nach draußen. Es war unfair, wie er alle behandelte. Sie konnten nichts dafür und eigentlich musste er nach vorne schauen, doch er konnte nicht. Viel zu oft träumte er von Cloud, obwohl er diese Erinnerungen streng genommen nicht mehr besitzen durfte. Doch er besaß sie und sie quälten ihn, weil er sich dadurch automatisch fragen musste, wie es dem Blonden ergangen war. Lebte er noch? Ging es ihm gut? War er ebenfalls dieser Horde Soldaten in die Hände gefallen, nur, weil Squall ihm geraten hatte, nach Midgar zu gehen? Squall machte sich Vorwürfe, weil er sich trotz allem eingemischt hatte. Womöglich hatte er die Zukunft Clouds nachhaltig verändert und ihn in Gefahr gebracht. „Verdammt...“, flüsterte Squall und er donnerte seine Faust gegen die Wand. Er spürte den Schmerz kaum, so tief saß der Schmerz dafür in seinem Inneren. Er wollte am liebsten zurück zu Cloud, doch das durfte er nicht, es war ausgeschlossen... oder? Zweifel nagten an Squall und mittendrin in seinem Gedankenkarussell klopfte es erneut an der Tür. Schwerfällig erhob er sich und ging zur Tür, um diese aufzumachen. Er erstarrte, als er die langen, dunklen Haare, das ältere Gesicht und die Urlaubskleidung sah, die der Mann vor ihm in unbegrenzten Ausmaß zu besitzen schien. Allein der Anblick brachte Squall zum Toben, auch, wenn er eigentlich keinen Grund hatte, Laguna Loire derart missgestimmt entgegen zu treten. Aber er konnte es nicht ändern, es war einfach so. „Hey Squall“, grüßte der Ältere und Squall gab lediglich ein brüskes Nicken von sich. Was hatte sich Rinoa dabei gedacht und davon versprochen, ausgerechnet diesen Kerl zu ihm zu schicken? „Kann ich reinkommen?“, fragte Laguna unsicher und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, was er in Squalls Nähe irgendwie häufig tat. Squall trat stumm zur Seite und ließ den Dunkelhaarigen herein, dann schloss er die Tür hinter ihnen. „Rinoa hat mich geschickt... sie macht sich große Sorgen um dich. Und sie meinte, ich könne dir helfen...“ Laguna sah überlegend aus, dann fiel diese Nachdenklichkeit jedoch schon von ihm ab und er ließ den Kopf hängen. „Leider habe ich gar keine Ahnung, was ich tun soll.“ Squall blinzelte verwirrt und wieder regte sich die Wut in ihm. Warum brachte ihn dieser Mensch nur so in Rage? //Vielleicht weil er ein Trottel ist...//, dachte er, doch das traf es noch nicht ganz. Der Braunhaarige hatte im Gefühl, dass noch mehr hinter dem Ganzen steckte, doch er getraute sich nicht zu fragen. „Rinoa sagte mir, dass du seit deiner Rückkehr ganz anders bist. Sie vermutet, dass du auf einer Art Zeitreise warst und du etwas erlebt haben musst, was dich belastet“, teilte Laguna Rinoas Gedanken mit dem Braunhaarigen. Dieser schloss die Augen kurz und wandte sich zum Fenster, um nach draußen zu blicken. Rinoa wusste nicht, wie Recht sie hatte... „Es stimmt also“, meinte Laguna mitfühlend und das war schlimmer als jede Reaktion, die Squall bisher ereilt hatte. Er hatte dieses Verständnis nicht verdient, wenn er die Menschen, die seine Freunde und seine Familie waren, unglücklich machte. Er durfte nicht so egoistisch sein, musste Cloud vergessen... aber er konnte es einfach nicht. „Nehmen wir rein hypothetisch mal an, es wäre alles möglich...“, setzte Laguna an und Squall schaute ihn daraufhin verwirrt an. Was sollten ihn Hypothesen jetzt helfen? „Nun schau nicht so finster, Squall. Ich bin hier um dir zu helfen, schon vergessen?“ Squalls Ärger regte sich erneut, aber er biss sich auf die Unterlippe. Zuerst wollte er Laguna ausreden lassen... danach konnte er ihn immer noch in der Luft zerreißen. „Also, wo war ich? Ach ja... nehmen wir rein hypothetisch an, es wäre alles möglich. Zeitreisen zum Beispiel, von wo auch immer... was würdest du tun? Würdest du hierbleiben oder würdest du zum Ort des Geschehens zurückkehren, der dich gerade so beschäftigt?“ Squall musste zugeben, dass das eine gute Frage war, doch es schloss die übrigens Konstanten nicht mit ein. „Selbst, wenn es möglich wäre. Ich habe hier eine Verantwortung, ich kann nicht einfach gehen und die Menschen enttäuschen, die sich auf mich verlassen“, brach es aus ihm heraus. „Du ignorierst gerade die Hypothese, dass alles möglich ist. Nehmen wir also an, es gäbe nichts, was dich hier festhält, würdest du dann gehen oder nicht?“, erinnerte Laguna ihn und Squall ließ sich seufzend auf dieses Gedankenexperiment ein. „Ja, ich würde gehen...“, sagte er leise und kam sich unglaublich egoistisch dabei vor. „Dann geh.“ Squall sah Laguna verstört an. „Ich dachte, das ist nur eine Hypothese.“ „Ich denke nicht. Denn innerlich willst du gehen, ich habe dir nur einen Stoß in die richtige Richtung gegeben. In deine richtige Richtung, versteht sich.“ „Du... du hast mich ausgetrickst.“ „Kann sein“, lachte Laguna und Squall wollte ihn schlagen, doch er hielt sich zurück. Viel wichtiger war das, was er vorhin hervorgebracht hatte. „Aber was ist mit...“ „Deinen Freunden?“ Squall nickte überfordert. „Du unterschätzt sie vielleicht. Ich glaube sie kommen auch eine Weile ohne dich klar“, meinte Laguna augenzwinkernd. Squall zögerte, dann nickte er. Laguna wandte sich wieder der Tür zu und beschloss zu gehen, damit Squall in Ruhe darüber nachdenken konnte. Er warf noch einen Abschiedsgruß nach, doch Squall hörte ihn schon gar nicht mehr, weil er viel zu vertieft in den Anblick eines schmalen schwarzen Armreifs an seinem Handgelenk war. Laguna ging langsam durch den Balamb Garden, den er von Zeit zu Zeit besuchte, so wie auch heute. Noch immer hatte er nicht mit Squall über jene wichtigen Dinge reden können, wie er es versprochen hatte, aber er war sich ziemlich sicher, dass der andere schon eine recht gute Vorstellung davon hatte, was die Themen sein würden. „Ich bin schon ein Feigling... verzeih mir, Raine“, lächelte Laguna kopfschüttelnd und als wolle das Schicksal oder Raine höchstselbst ihm darin Recht geben, ereilte ihn ein besonders fieser Wadenkrampf. „Laguna, hat er Ihnen etwas erzählt?“, rief Rinoa schon von Weitem, als er sich gerade erholt hatte und weitergehen wollte. Verlegen kratzte sich Laguna daraufhin am Hinterkopf und lächelte. „Nun ja... sagen wir, rein hypothetisch haben wir darüber geredet, was los ist. Aber ich denke mal, er hat das gut im Griff.“ „Was heißt das?“ „Nun... das weiß ich auch nicht so recht.“ Rinoa biss sich auf die Unterlippe. Würde alles also so bleiben, wie es bisher gelaufen war? Würde ihr Squall nie wiederkehren und sich immer weiter zurückziehen? Würde er irgendwann an seinem Leid zugrunde gehen? „Ich muss zu ihm“, sagte sie und setzte sich schon in Bewegung, doch Laguna hielt sie auf. „Das brauchst du nicht.“ „Was soll das schon wieder heißen?“ Laguna lächelte verschmitzt. „Weil er nicht mehr hier in unserer Welt ist. Er will die Dinge in der anderen Zeit klären... und dann kommt er wieder zurück“, meinte er und Rinoa schaute ihn überrascht an. Dann lächelte sie. Wenn es wirklich so war, dann bestand noch Hoffnung. Kapitel 10: Die große Angst, allein zu sein ------------------------------------------- Squall hielt die Augen auf seiner Reise geschlossen, bis er angekommen war und wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Innerlich war er total aufgewühlt und nervös, weil er Cloud wiedersehen würde. Er konnte nicht fassen, dass er so lange gezögert hatte und erst jetzt wieder den Armreif nutzte. Und er konnte es erst recht nicht fassen, dass Laguna dafür gesorgt hatte, dass er diesen Schritt endlich unternahm. Squalls Füße trafen auf festen Untergrund auf und er öffnete die Augen, um sich umzublicken. Verwirrt musterte er Steine, Dreck und Müll, die ihn umgaben. Es war düster und er schaute noch oben, doch statt des Himmels sah er nur ein paar stahlgraue Platten, die alles verdeckten. Squall konnte zwar Menschen sehen und er war froh, nicht allein zu sein, doch als er sah, wie sie hier lebten, war er bestürzt. Kaputte Wohnwagen und Baracken dienten als Unterkünfte, er konnte sogar beobachten, wie einige Kinder in alten Rohren hausten. Squall schüttelte den Kopf, fassungslos über die Umstände, in denen sie leben mussten. Der Braunhaarige ging in irgendeine Richtung, wollte dem Ganzen entkommen, doch stattdessen schien sich nur noch mehr Müll und Dreck um ihn herum aufzutürmen. Squall lief und lief und lief, bis er völlig die Orientierung verloren hatte. Er blieb stehen und sah sich erneut um, ehe sein Blick an etwas hängen blieb. Von oben war ein einsamer Lichtstrahl zu erkennen. Es war nicht mehr als ein dünner Streifen Licht, doch Squall hielt darauf zu, wie eine Motte eine Lampe aufsuchen würde. Je näher er kam, umso weniger Müll und Dreck schien ihn nun zu erwarten oder vielleicht machte dieser kleine Lichtstrahl auch alles freundlicher, er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Je näher Squall dem Licht kam, umso näher kam auch eine recht gut erhaltene Ruine einer Kirche. Bis auf das Dach war die Konstruktion unversehrt und der Lichtstrahl fiel direkt durch das große Loch, welches in die Dachziegel gerissen worden war. Es wirkte so, als wäre das Licht dort zu Hause und Squalls Bedürfnis, sich das genauer anzuschauen, wurde stärker. Auf einmal war Kinderlachen zu hören und Squall blieb stehen, um dem Klang zu lauschen. Das Lachen klang unbeschwert und glücklich und er fragte sich, wie man an so einem Ort nur so empfinden konnte. Automatisch dachte er jedoch an seine eigene Kindheit und damit an das Kinderheim. Auch dort war nicht alles perfekt gewesen und dennoch war es ein Ort, an dem er gerne gewesen war. Als Kind hatte man nicht so eine perfektionistische Betrachtungsweise und daher konnte er Ort anscheinend so verfallen sein, wie er wollte. Squall setzte sich wieder in Bewegung, er wollte sich immer noch den Ort ansehen, an welchem der Lichtstrahl zu Hause war und vielleicht konnte er die Kinder nach Cloud fragen, wenn sie tatsächlich dort waren. Er erklomm die brüchigen Treppenstufen, die vor so gar nicht langer Zeit einmal ausgebessert worden waren und das Kinderlachen war nun deutlicher zu hören. Er hörte auch Erwachsene reden und nun wunderte sich Squall noch mehr. Ob dies eine Zuflucht war? Die verrottete Holztür ging leichter auf, als sie aussah und Squall drückte sie vorsichtig auf. Er schaute ins Innere der Kirche und erstarrte, weil so viele Menschen auf einen Haufen hier versammelt waren. //Vielleicht wird die Kirche noch als solche genutzt?//, fragte sich Squall, öffnete die Tür ganz und schlich weiter zu einer der Kirchenbänke. Er duckte sich und spähte hinter seinem Versteck hervor, um sich das Treiben der Leute hier anzusehen. Er sah wunderschön gearbeitete Mosaikfenster, welche durch das Licht betont wurden und er schaute sich die Szenarien, die darauf abgebildet waren, an. Er besah sich die Säulen und die Kirchenbänke, die ungenutzt umher standen und weiterhin die Menschen, die hier versammelt waren. Von ihnen ging keine Gefahr aus und ihr Interesse lag auf etwas, was sich weiter in der Mitte der Kirche befand. Squall streckte sich, stellte sich auf die Zehenspitzen, um etwas sehen zu können, doch das war gar nicht so leicht. Er mischte sich unter die Menge und konnte nach ein paar Minuten das sehen, was sie so ablenkte. In der Mitte der Kirche war ein kleiner See, ich welchem zahlreiche Blumen wuchsen, außerdem war eine Vielzahl Kinder in dem Wasser und ein merkwürdiges Leuchten war bei manchen auf der Haut zu erkennen. Das Leuchten blieb jedoch nicht, sondern erlosch und die Kinder freuten sich darüber. Squall verstand es nicht, doch bald darauf war das nicht mehr wichtig, denn ein blonder Mann befand sich im Wasser und half einem Jungen ebenfalls hinein. Ein sehnsüchtiges Gefühl ergriff Squall und wusste sofort, dass es sich um Cloud handelte. Die blonden Haare und die Kleidung sprachen für sich und Squall war überaus froh, dass es dem anderen augenscheinlich gut ging. Ein Teil seiner Sorgen löste sich damit in Luft auf und auch die Schuldgefühle gaben endlich Ruhe. Der Braunhaarige beobachtete, wie Cloud Wasser in seine hohlen Hände schöpfte und es dann über dem Kopf des Jungen laufen zu lassen. Alle schauten gespannt darauf, während Squall keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging. //Ist das vielleicht sein Kind?//, fragte sich Squall und ein kleiner Stich in seinem Herzen war spürbar. Aber was hatte er auch erwartet? Cloud und er, das wäre niemals möglich gewesen, zumal der andere sich nicht an ihn erinnern würde. //Was tue ich eigentlich hier...? Ich würde nur Staub aufwirbeln//, dachte Squall und dennoch blieb er noch ein Weilchen stehen, um den Blonden zu beobachten. Der Junge jubelte plötzlich und alle Menschen freuten sich mit ihm, während Cloud dort im Wasser stand und plötzlich anfing, zu lächeln. Squall musste ebenfalls lächeln und er dankte diesem vorwitzigen Lichtstrahl, der ihn hierher geführt hatte. Der Gunblade-Kämpfer zog sich bald darauf zurück und verließ die Kirche auf dem gleichen Weg, den er gekommen war. Er hatte nicht mit Cloud gesprochen, aber das war auch nicht nötig gewesen. Es war alles gut, der Blonde war am Leben und glücklich und das war für Squall das Wichtigste. Jetzt konnte er ebenfalls nach vorne blicken und sein ursprüngliches Leben wieder aufnehmen, da war er sich sicher. Squall legte die Hand an den schwarzen Armreif und kontrollierte die Anzeige, auf der eine rote Zwei angezeigt wurde. Das hieß, ihm blieben noch zwei Zeitsprünge, was mehr als genug war, um nach Hause zu kommen. Er wollte gerade den Knopf für die nächste Reise drücken, als ihn eine wohlbekannte Stimme zusammenzucken ließ. „Squall!“ Der Braunhaarige schaute ungläubig zu den Stufen der Kirche und sah Cloud auf sich zu kommen. Der andere kannte ihn? Aber wie war das möglich? Squall wartete ab, bis der Blonde bei ihm war und konnte nicht nicht rühren, weil er sein Glück kaum fassen konnte. Der andere hatte ihn nicht vergessen... der Gedanke ließ sein Herz schneller schlagen und er konnte sich nicht rühren, während Cloud nun direkt vor ihm stehen blieb. „Du bist doch Squall oder?“, fragte er eindringlich und Squall nickte, worauf der Blonde erleichtert aufatmete. „Ich wollte mich bedanken“, sagte er dann und Squall starrte ihn verwirrt an. Welchen Grund konnte Cloud haben, um ihm zu danken? „Wofür?“ „Du hast mich nach Midgar geschickt, als ich nicht weiter wusste. Dadurch ist alles gut geworden und deshalb muss ich dir einfach danken“, erklärte der Blonde und Squall nickte wieder, weil er einfach keinen vernünftigen Satz zustande bekam. Er schaute Cloud einfach nur an und verspürte das überwältigende Bedürfnis, ihn zu küssen. Doch er unternahm nichts, weil das nur Fragen aufkommen lassen würde, die er Cloud nicht beantworten konnte. „Ich muss gehen... es war schön, dich wieder getroffen zu haben“, brachte Squall distanziert hervor und Cloud nickte kurz. „Natürlich, ich sollte dich nicht aufhalten“, meinte er anschließend und Squall nahm dies als Zeichen. Er schaute Cloud nochmals lange an und lächelte ein kleines, minimales Lächeln, während er seine Gefühle sorgfältig in sich einkerkerte. Cloud hatte es geschafft, er war glücklich, er war Zuhause und nur das allein zählte. Mehr konnte Squall nicht erwarten und so wurde es Zeit, den Rückweg anzutreten. Er wandte sich um, doch er kam nicht weit. „Warte!“ Cloud hielt ihn einfach an seiner dunklen Jacke fest. Squall schaute ihn an und der andere starrte auf seine Hand, die Squall einfach nicht mehr freigeben wollte. „Tut mir leid, ich weiß auch nicht...“, gab Cloud leise von sich und Squall verstand es ebenso wenig. Das Ganze machte ihm den Abschied nur noch schwerer und seine Gefühle übernahmen für ihn. Das war das allerletzte Mal, dass sie sich sehen würden und so wollte er es in guter Erinnerung behalten. Er musste wieder an Laguna denken und wie dieser ihn dazu gebracht hatte, endlich zu seinen Wünschen zu stehen. //Ich werde es bereuen, wenn ich es nicht tue//, dachte Squall da und so wanderte seine Hand langsam und noch unsicher in Clouds Nacken. Der Atem des anderen stockte, die Augen weiteten sich überrascht und Squall vermutete, dass Cloud ihn aufhalten würde... doch nichts dergleichen geschah. Squall überwand die letzten Zentimeter und mit einem leisen Seufzen presste er seinen Mund auf die Lippen Clouds. Dieser zuckte zusammen, während er Squall nach wie vor nicht losließ und die Augen des Blonden schlossen sich kurz darauf. Den anderen so zu fühlen und zu schmecken war berauschend für Squall und seine Hände zitterten leicht vor Aufregung. Er beschäftigte sie damit, sie in Clouds Haaren zu vergraben und der Blonde gab ein leises Geräusch von sich, während seine Hände sich in Squalls Jacke verkrampften. Squall verlor ein wenig die Kontrolle über sich und er vertiefte den Kuss, legte noch mehr Gefühl hinein, welches in ihm brannte. Cloud stöhnte überrascht auf und erschrak sich vor sich selbst, so dass er sich heftig atmend von Squall löste und etwas Abstand zwischen sich und den anderen brachte. Cloud wischte sich über den Mund, konnte nicht glauben, dass er soeben von einem anderen Mann geküsst worden war und Röte überzog sein Gesicht. Es verwirrte ihn, Squall verwirrte ihn und auch die Tatsache, dass es ihm... ja, gefallen hatte. „Ich... ich sollte jetzt gehen“, sagte Squall nach einer Weile, während der den anderen im Blick behielt, der soeben ungläubig seine Lippen befühlte. Cloud schaute Squall an und versuchte, seine Selbstsicherheit wieder zu finden. Er wollte so gern fragen, warum der Braunhaarige ihn geküsst hatte, doch die Frage wollte einfach nicht über seine Lippen kommen. „Wo... wohin gehst du?“, fragte er stattdessen. Squall zögerte, doch er befand diese Information für ungefährlich. „Nach Hause“, antwortete er und Cloud nickte langsam und verstehend. Nach Hause also. Dann konnte er den anderen schlecht aufhalten. „Dann... pass auf dich auf“, sagte er unbeholfen und Squall nickte, ehe er sich erneut von dem Blonden abwandte. Es war gefährlich, weiterhin hier zu bleiben, denn dann würde er nicht mehr gehen wollen, das wusste er genau. Aber er gehörte nicht hierher und er konnte seine Freunde nicht einfach sich selbst überlassen. Lagunas Absichten waren ja ganz nett, aber wenn man es realistisch betrachtete, hatte das hier keine Chance. Squall atmete tief durch, ballte die Hände zu Fäusten und atmete nochmals kontrolliert aus und ein, ehe er die Entscheidung traf. Er sah nicht mehr zurück, sondern legte die Hand an den Armreif. „Leb wohl, Cloud“, sagte er noch und ehe der Blonde ihn aufhalten konnte, drückte er den Knopf und verschwand. Der stechende Geruch von verbrannter Erde und Schwefel drang an seine Sinne und Squall öffnete die Augen. Verwirrt nahm er den dunklen, rauchverhangenen Himmel wahr, den unfruchtbaren, verbrannten Boden und die zahlreichen Ruinen, die einmal Gebäude gewesen waren. „Wo bin ich...?“, fragte er sich selbst und schaute auf seinen Armreif. Die Anzeige sagte ihm, dass er Zuhause war, doch das konnte nicht stimmen. Lag ein Programmfehler vor? War er vielleicht noch gar nicht aufgewacht und träumte? Ein ungutes Gefühl ereilte den Braunhaarigen, zumal er jetzt feststellte, dass eine andere Jahreszahl auf dem Armreif angezeigt wurde, als er gewünscht hatte. Er war drei Jahre weiter in der Zukunft, als er beabsichtigt hatte und als er sich genauer umsah, konnte er die Küstenform erkennen, die er oft genug von Balamb Garden aus gesehen hatte. Angst wallte in Squall auf und er rannte los. Er musste seine Freunde suchen, musste wissen, dass sie lebten und unversehrt waren. Kopflos rannte Squall weiter und weiter, den Blick panisch auf das verbrannte Land ausgerichtet. In der Ferne konnte er etwas Blaues erkennen und Verzweiflung ließ ihn aufkeuchen, denn instinktiv wusste er, was es war. Er rannte weiter, kam bei den blauen Etwas an und erkannte ein Wrackteil, welches die gleiche Farbe wie die Außenwand von Balamb Garden hatte. Als er sich umsah, entdeckte er weitere Teile und Splitter und er ging nun langsam weiter. Seine Augen suchten alles ab und er wehrte sich in seinem Kopf dagegen, dass dies die Zukunft war, die sie alle erwartete. Je weiter er ging, desto schlimmer wurde der Brandgeruch und seine Kehle fühlte sich nach kurzer Zeit rau und kratzig an. Squall hustete, Tränen schossen in seine Augen, weil der Rauch an ihnen brannte. Dennoch ging er weiter, um das volle Ausmaß zu sehen. Plötzlich rutschte er weg, verlor den Halt und fiel ins Bodenlose. Hart schlug er auf dem Boden auf und musste kurz liegen bleiben, um nach Atem zu ringen. Er spürte in seinen Körper, bewegte sich anschließend vorsichtig, um etwaige Verletzungen auszuschließen. Squall schaute sich um und sah noch mehr Wrackteile. Er versuchte alles zu verstehen, doch er hatte keine Ahnung, wie es dazu hatte kommen können. Sein Blick schweifte umher und plötzlich hörte er ein leises Winseln. Er begann zu rennen, auf das Geräusch zu und fand ein vertrautes Gesicht. „Angel“, stieß er hervor und kniete sich zu der Hündin, die unter einem Wrackteil des Balamb Garden begraben war. Es war kaum noch Leben in ihr, sie lag im Sterben und Squall presste es alle Luft aus den Lungen, weil die Verzweiflung ihn übermannte. Was war nur passiert? Er berührte Angels Fell und abermals stieß sie ein Winseln aus. Sie hob ihren Kopf und leckte kurz über seine Hand, dann winselte sie noch ein letztes Mal und verstummte. Schmerz wallte in Squall auf und er schloss kurz die Augen, um zu verkraften, was geschehen war. Mühsam erhob er sich wieder und ging weiter. Er hoffte und betete, dass irgendwer überlebt hatte, doch weiterhin konnte er nur Trümmer seines einstigen Zuhauses entdecken. Die Luft wurde heißer und schneidender, es tat weh, sie einzuatmen, aber das konnte auch an dem Schmerz um Angels Tod liegen, der seine Seele umklammert hielt. Ein Knistern lenkte ihn ab und er sah Feuer. Wieder wallte dieses ungute Gefühl in ihm auf und er trat näher, obwohl alles in ihm rebellierte. Hinter einer leichten Anhöhe sah er, was er nicht hätte sehen dürfen und mit einem weiteren Keuchen sank Squall auf die Knie. Die Bilder des Anblicks würden ihn auf ewig verfolgen... all die Leichen... das Feuer, dass sie alle langsam verzehrte und die deutlichen Anzeichen, dass seine Freunde darunter waren. Die Wahrheit war bitter, denn es war genau das eingetreten, was er immer befürchtet hatte: Er war allein. Squall wehrte sich innerlich gegen diese Situation und kämpfte dagegen an. Sein Blick haftete an seinem Armreif und er sah die blinkende rote 1. Er hatte nur noch einen Zeitsprung, nur eine Chance, seine Freunde zu retten. Entschlossen drückte er zum letzten Mal den Knopf an der Unterseite und hoffte. Kapitel 11: Neuer Name, altes Leid ---------------------------------- „Leooooooon!“ Yuffies Stimme schallte bereits laut durch Cids Laden noch bevor die junge Ninja den Raum überhaupt betreten hatte. Squall zuckte wie immer aufgrund der Lautstärke zusammen, aber kümmerte sich sonst nicht weiter, dazu brauchte es ebenfalls wie immer ein weiteres Mal, ehe er auf seinen neuen Namen reagierte. „Leooooooon!“ Squall sah von den Aufzeichnungen auf dem Tisch hoch, direkt in Yuffies ungeduldiges, aber auch heiteres Gesicht. Auch, wenn sie sich vom Aussehen total von ihr unterschied, dachte Squall bei Yuffies Anblick immer automatisch an Selphie und der Schmerz war noch immer neu wie am ersten Tag. Aber Squall, der sich nur noch „Leon“ nannte, kannte diesen Schmerz nun sehr gut und wusste, wie damit umzugehen hatte: Er stürzte sich in neue Aufgaben und machte damit seine Gefühle erträglich. „Irgendetwas Auffälliges?“, fragte er sie. Yuffie schüttelte eifrig den Kopf. „Alles in Ordnung, die Herzlosen sind immer noch so schwach wie eh und je, aber sie sind genauso zahlreich wie immer. Ein klares Ziel scheinen sie aber immer noch nicht zu haben“, berichtete das dunkelhaarige Mädchen und Squall nickte. „Dann übernehme ich jetzt die zweite Runde. Ruh dich aus“, ordnete er an und setzte sich schon in Bewegung, ehe Yuffie protestieren konnte. Sie sagte gern, dass dem Anführer doch nichts passieren sollte, aber sie wusste, dass Squall so etwas nicht hören wollte. Er betrachtete sich nicht als Anführer und so eine Aufgabe wollte er auch nicht mehr übernehmen. Er wusste rein zufällig, wie man taktisch vorging und wie man eine Mission anführte, aber ansonsten würde er diese Patrouillen nur solange machen, bis ein anderer kam, der fähiger war. Squall hatte in der Hinsicht zwar schon an Cid gedacht, doch dieser war so sehr von seinen Erfindungen eingenommen, dass das keinen Zweck gehabt hätte. //Und Yuffie kann man nicht allein lassen//, dachte Squall seufzend und begab sich von Cids Laden in Traverse Mitte zu Traverse Nord. Hier waren die Herzlosen meistens am zahlreichsten vertreten und Squall bezog in der Villa mit Kniff Stellung. Er erklomm das Gebäude mithilfe der bereitstehenden Leiter und hatte bald darauf einen sehr guten Aussichtspunkt. Von hier aus konnte er fast alles von Traverse Town sehen und diesen Aspekt nutzte er nun auch. //Yuffie hatte Recht//, dachte er nach einiger Zeit, als er die Herzlosen eine Weile beobachtet hatte. Sie bewegten sich ohne rechtes Ziel, sammelten sich auch nicht oder brachten durch einen Zusammenschluss ein größeres Monster hervor. Es war, als würden sie einfach nur hier in Traverse Town leben wie Cid, Yuffie und all die anderen es taten. Zumindest, wenn man davon absah, dass sie Unschuldige attackierten, die ihnen zu nahe kamen. Squall verstand nicht, wieso dem so war und er wurde das Gefühl nicht los, dass etwas weit Größeres dahinter steckte, als er sich vorstellen konnte. Wieder einmal... Squall seufzte leise und richtete seinen Blick auf seine Gunblade. Eigentlich hatte er nicht mehr das Recht, sie zu führen, aber da sie die einzige Waffe war, mit der er umgehen konnte, ging es nicht anders. Außerdem war sie eine recht gute Erinnerung daran, was passiert war und dass er ein schlechter Anführer war, der nicht einmal die beschützen konnte, die er liebte. Die Flut aus Erinnerungen setzte wieder einmal ein und Squall biss sich auf die Unterlippe, um einen gequälten Laut zu unterdrücken. Seit 265 Tagen war er nun hier und noch immer saß der Schmerz über das Erlebte tief. Immer wieder sah er die verheerenden Bilder seiner zerstörten Heimat, sah die verbrannten Leichen seiner Freunde und die sterbende Angel. Es wurde nicht besser und das sollte es auch nicht, denn mittlerweile hatte Squall anerkannt, dass dieses Leid für immer an ihm haften sollte. Es war Bestrafung genug, dass er lebte und jede Nacht schweißgebadet aufwachte, falls er denn überhaupt einmal Schlaf fand. Nach einer Weile verebbte der Schmerz zu einem unterschwelligen Brennen und Squall setzte seinen Weg fort. Er folgte dem Verlauf des Hotels zur Hintergasse und beschloss, dem Wasserkanal zu folgen. Von Zeit zu Zeit erforschte Squall gerne die Umgebung, um Veränderungen festzustellen oder einfach, weil er allein sein wollte. Die Stille in den Höhlen des Untergrunds beruhigte Squall aufgewühlte Sinne und er erlaubte sich nur hier in der völligen Abgeschiedenheit einen Moment der Schwäche. Wasser umspülte seine Füße, die in dunklen Schuhen steckten und er starrte eine Weile auf sein eigenes Spiegelbild, welches sich im Wasser abzeichnete. Seine Haare waren länger geworden und er hatte seine Kleidung ausgetauscht. Er sah nicht mehr aus wie Squall Leonart vom Balamb Garden und er fühlte sich auch nicht mehr so, was seine Entscheidung, seinen Namen einfach nur in „Leon“ zu ändern, für ihn plausibel machte. Er hatte einen neuen Namen für diese neue Umgebung und seine neuen Aufgaben gebraucht, einen Namen, der nicht von der Vergangenheit belastet war, die ihn in seinen Träumen nach unten zog. Squall schwang seine Gunblade. Immer wenn ihn Vergangenes belastete, pflegte er doppelt so hart zu trainieren und genau das hatte er auch jetzt vor. Er hatte noch etwas Zeit, bis er zu einer verabredeten Zeit bei Merlin sein musste und er war entschlossen, diese Zeit zu nutzen, um wieder Herr seiner Sinne zu werden. „Guten Abend, junger Freund“, grüßte der alte Zauberer, als Squall die heruntergekommene Behausung Merlins betrat. Squall nickte nur stumm und setzte sich unaufgefordert in einen der beiden Ohrensessel, die vor dem Kamin aufgebaut worden waren. Merlin ließ sich ebenfalls dort nieder, während Archimedes vom Dachgebälk herunter segelte und auf Merlins Armlehne Platz nahm. „Wie geht es dir?“, wollte Merlin wissen, während er Tee herbeizauberte und ein kleines Tischchen herbeirief, damit sie eine Abstellmöglichkeit hatten. „Darauf kann ich dir keine Antwort geben“, meinte Squall nur, während er ins Feuer starrte und sich mental darauf einstellte, gleich noch tiefer in die Finsternis hinab zu gleiten. „Hast du etwas herausfinden können?“, fragte er nach einer Weile Schweigen und dass Archimedes ihn stumm und mit traurigen Augen anschaute, sagte ihm eigentlich alles. „Soweit wir nun wissen, besteht Traverse Town aus den Überbleibseln anderer Welten, die von den Herzlosen zerstört wurden. Ich habe einige Bodenproben nehmen können und analysiert, um die Eigenschaften herauszufiltern, die du mir von deiner Welt beschrieben hast...“ Squall atmete tief durch, als erneutes Schweigen einkehrte und endlich sah er von den Flammen auf. „Bitte Merlin... sag es. Ich muss es aus deinem Mund hören... ich brauche die Wahrheit“, erklärte er und Merlin nickte verstehend. „Es gibt Übereinstimmungen mit Traverse Town und deiner Welt. Demnach müssten Überlebende hierher kommen... und wenn dem nicht so ist, dann...“ Squall schluckte schwer und erhob sich von seinem Platz, wobei er darauf achtete, Archimedes und Merlin nicht sein Gesicht zu zeigen. „Ich verstehe... danke für deine Arbeit“, bedankte er sich und seine Stimme hörte sich hölzern an. Seine Gedanken kreisten nur um diesen einen Aspekt: Er war der Einzige, der die Zerstörung seiner Welt überlebt hatte und das nur weil er dieses Zeitarmband im richtigen Moment benutzt hatte. Hätte er es nicht getan, hätte es ihn niemals hierher verschlagen, beladen mit der Schuld, die ihn innerlich immer mehr verzehrte. „Du hattest großes Glück. Cid hat herausgefunden, dass das Armband, welches die Zeit manipulierte, genau im richtigen Moment kaputt ging. Hättest du den Ort deiner Rückreise erreicht, wärst du ebenfalls in den Angriff verwickelt worden, zumindest sagte das die Zeiteinstellung. Du hättest sterben können.“ Squalls Herz krampfte sich nur noch mehr zusammen. Ja, vielleicht wäre er gestorben... aber dann wäre er wenigstens bei seinen Freunden gewesen und hätte etwas tun können, selbst, wenn es aussichtslos gewesen wäre. So aber kam es ihm vor, als wäre er einfach nur weggelaufen... „Ja... wirklich großes Glück“, sagte Squall und er erstickte halb daran. Er verließ fluchtartig Merlins Zuhause und zog sich in die Tunnel des Untergrunds zurück. Er packte seine Gunblade und begann, wie besessen damit zu trainieren. Seine Gedanken kreisten wieder und wieder um diese Tatsache, dass er der einzige Überlebende war und dass er seine Freunde nie wieder sehen würde. Sie waren alle tot... und es war seine Schuld, weil er nicht bei ihnen geblieben war. Squall fluchte, immer mehr bröckelte die starke Fassade des „Leon“, bis Squall Leonhart darunter zum Vorschein kam und er sich mit jeder Faser seines Körpers selbst hasste. Er war nichts weiter als ein Feigling, kein Anführer und erst recht niemand, auf den man sich verlassen konnte. Wütend schnitt die Klinge seiner Gunblade durch die Luft, Squalls Atem ging heftig und seine Muskeln brannten. Was nützte ein neuer Name, wenn er sich immer noch wie der gleiche Versager fühlte? Nicht einmal die Tatsache, dass es Cloud gut ging, tröstete ihn, schließlich hatte er dem anderen nur gesagt, dass er nach Midgar gehen sollte, mehr aber auch nicht. Den Rest hatte der Blonde selbst erledigt, also konnte Squall sich das auch nicht auf die Fahne schreiben. Es war einfach alles zwecklos, alles sinnlos... //Warum kann nicht einfach ein starker Gegner auftauchen, der es einfach beendet...?//, fragte sich Squall später, als er erschöpft auf dem Boden und in die Knie ging. Die Gunblade landete mit einem markanten Geräusch auf dem steinernen Boden, von welchem nun grauschwarzer Nebel aufstieg. Der Rauch bildete ein Tor, aus welchem eine dunkle Stimme etwas zu Squall herüberrief. „Du suchst also eine Herausforderung? Einen Gegner? Dann tritt durch das Tor und ich bringe dich an einen Ort, wo du beides finden wirst.“ Die Stimme klang keineswegs vertrauenswürdig und auch das Nebeltor, welches aus wabernden Rauchwolken bestand, erweckte keinen guten Eindruck. Aber es war Squall so egal... das hier war wenigstens eine momentane Lösung. Er stemmte sich auf beide Beine, ergriff seine Gunblade und ging auf das Tor zu, welches ihn wenig später verschluckte und aus dieser Welt in die nächste trug. Die Gunblade schickte Gegner um Gegner zu Boden und Squall war einfach nur noch der Körper, der an der Waffe hing und sie wie automatisch führte. Es war einfach zu viel Schuld in ihm und je mehr er kämpfte, je mehr Gegner er vernichtete, umso besser konnte er vergessen, weil er etwas zu tun hatte. Also ignorierte er die Schwäche, die sich in seinem Körper ansammeln wollte und kämpfte verbissen weiter. Gegnerwelle um Gegnerwelle ließ er hinter sich, er besiegte sie alle und das schon seit Stunden, doch noch immer war noch kein Gegner gekommen, der es mit ihm aufnehmen konnte. Aber Squall vertraute weiterhin darauf, dass dieser Gegner kommen würde, also kämpfte er weiter. Seit er in dieser fremden Welt angekommen war, die nur aus Sonne, Sand, Hitze und Steinen bestand, kämpfte er gegen die Herzlosen, die ihm am laufenden Band in dieser Arena angeboten wurden und er fragte nicht nach, woher sie kamen. Wichtig war nur, dass es nicht aufhören sollte, damit er seinem Schmerz entkommen konnte. Doch irgendwann ließ der Herzlosenstrom doch nach und Squall gab einen frustrierten Laut von sich. Gab es denn niemanden, der ihm gewachsen war? „Wo ist der Gegner, den du mir versprochen hast?!“, rief er erzürnt und klagte damit die unbekannte Macht an, die ihn hierher geführt hatte. Grauschwarzer Nebel sickerte aus ein paar Ritzen am Boden, wurde zu kleinen Wolken, die sich zu einer Gestalt formten. Graue Haut wurde sichtbar, welche größtenteils von einem schwarzen Gewand verdeckt wurde. Gelbe, machtvolle Augen richteten sich auf Squall und blaues Feuer loderte anstatt des Haares auf seinem Kopf. „Du hast Recht, Fremdling. Ich habe dir einen Gegner versprochen... ach was, ich verspreche dir hiermit den Kampf deines Lebens!“, lachte der Unbekannte und entblößte scharfe Zähne. „Wer bist du?“, fragte Squall misstrauisch und richtete seine Gunblade auf die Erscheinung. „Ich bin Hades, Gott der Unterwelt und ich will nicht gegen dich kämpfen. Aber meine Marionette will das umso mehr“, grinste Hades und klatschte einmal in die Hände. Die Präsenz einer weiteren Person ließ Squall nun zusammenzucken. Er konnte die machtvolle Kraft seines neuen Gegners am eigenen Körper spüren und das sorgte dafür, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief. Ja, dieser Gegner war mit ihm auf einer Augenhöhe, dieser Gegner konnte ihm den Tod bescheren und ihn für alles büßen lassen, was er verbrochen hatte. „Na, hab ich zu viel versprochen? Na dann, ihr Hübschen, ich lass euch mal allein, damit ihr euch in Ruhe an die Gurgel gehen könnt. Ich habe sowieso noch ein paar Tode zu verursachen, wenn ihr wisst, was ich meine“, lachte Hades und schon löste er sich wieder in schwarzen Rauch auf. Squall achtete kaum darauf, viel zu konzentriert war er auf die Gestalt, die in de Schatten lauerte. All seine Sinne waren auf diesen Gegner fokussiert, der nun langsam ins Licht der Sonne trat. Braune Schuhe betraten den Ring, der unter dem Sand nur noch zu erahnen war. Blaue Söldnerkleidung verhüllte einen kräftigen und doch drahtigen Körper, Handschuhe bedeckten die Hände einer davon mit Krallen besetzt. Doch die wahre Waffe war das Breitschwert, welches Squalls Gegner mit einer Hand führte und nun auf Squall richtete. Etwas kam Squall komisch vor, denn dieses Schwert kannte er. Er konzentrierte sich, aus seinem Kampfrausch zu erwachen und nahm nun die Dinge wahr, die das Gesamtbild ergänzten. Dies war nicht nur ein beliebiger Gegner... Mit einem kribbeligen Gefühl in seinem Inneren sah Squall die stechenden blauen Augen und das helle, blonde Haar, welches stachelig vom Kopf seines Gegners abstand. Ein rotes langes Tuch verdeckte Hals und Mund, ein einsamer schwarzer Flügel auf seinem Rücken schützte ihn vor der Sonne und dennoch wusste Squall genau, wen er hier vor sich hatte. „...Cloud?“ Kapitel 12: Erinnerungen ------------------------ Squall sprang gerade im rechten Moment zur Seite, als Cloud blitzschnell angriff. Das Breitschwert sauste nur Millimeter an Squalls Körper vorbei und es zeigte deutlich, dass Cloud Strife auf einem Kampf aus war. „Cloud!“, rief Squall, doch der Blonde reagierte nicht. Die blauen Augen waren wie hypnotisiert, der andere schien wie ferngesteuert zu sein. //Hat Hades das mit „Marionette“ gemeint?//, fragte sich Squall und wieder wich er einem Schwertschlag nur knapp aus. Eine schnelle Abfolge Schwertschläge regnete auf ihn ein und Squall hatte Mühe, allen auszuweichen. Ihm wurden ein paar Schnitte zugefügt, die zu bluten begannen, aber er achtete nicht darauf. Es ging darum, seinen Freund aus der Gehirnwäsche zu befreien, also konzentrierte sich Squall wieder darauf, auszuweichen und Cloud keinen Schaden zuzufügen. „Cloud!“, rief er ihn, doch noch immer blieb das Gesicht des Blonden unnahbar und ausdruckslos. Squall fluchte. Wie sollte er es nur schaffen, dass der andere wieder normal wurde? Seine eigene Magie war begrenzt, er besaß keine G.F. mehr und Clouds Freunde waren meilenweit weg. Er hatte keine Chance, Cloud zu erreichen, wenn ihm nicht bald etwas einfiel. Cloud holte zu einem Rundumschlag aus und der Luftdruck beförderte Squall gegen eine der Mauern, die den Ring begrenzten. Kurz sah er schwarze Punkte vor seinen Augen, aber er kämpfte sich wieder auf die Beine und ließ Cloud und sein Schwert nicht aus den Augen. //Vielleicht kann ich an seine Vergangenheit appellieren//, dachte Squall. Vielleicht brachten alte Erinnerungen den Cloud zurück, den er kannte, er musste den Blonden nur an die richtigen Dinge erinnern, dann hatte er vielleicht eine Chance. Einen Versuch war es zumindest wert, also dachte er an alles, was er über Cloud wusste. „Cloud, erinnere dich an deine Freunde. Denk an Vincent, Tifa und die anderen“, rief Squall Cloud zu, während er einem erneuten Schwerthieb auswich und sich mit einer Seitwärtsrolle in Sicherheit brachte. Anscheinend war dieser Impuls zu schwach, denn es löste keine Reaktion auf der Gegnerseite aus. „Was ist mit Aerith? Wäre sie glücklich, wenn du für einen wie Hades arbeitest?“, rief Squall Cloud jetzt zu, doch das schürte nur die Wut des anderen. „Was weißt du schon von Aerith, Sephiroth!“, rief er und seine Angriffe wurden zahlreicher und wütender. Squall fluchte, weil er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte. Aber hatte er gerade richtig gehört? Hatte Cloud ihn gerade Sephiroth genannt? //Wer war das noch mal?//, fragte sich Squall und kramte in seinem Gedächtnis. Soweit er wusste, war Sephiroth Clouds erbittertster Feind und war für Aeriths Tod verantwortlich. //Wenn er mich für diesen Kerl hält, bin ich so gut wie tot//, begriff Squall den Ernst der Lage. Er brauchte dringend einen ähnlich starken Impuls, der genauso schwer wog, wie Clouds Hass auf Sephiroth. Der Blonde konzentrierte sich jetzt auf sein Schwert, welches auf einmal hell aufglühte. Ohne Gnade stürmte Cloud auf Squall zu und der Dunkelhaarige wusste, dass dies sein Ende sein würde, wenn er nicht schnell die richtige Idee hatte. Clouds Schwert flog geradezu auf ihn zu und ein Kampfschrei löste sich aus der Mund des Blonden, bereit, seinen Widersacher zu töten. Squalls Augen waren auf das Schwert gerichtet und r klammerte sich an seinen letzten Strohhalm. „Zack!“, rief er und schloss zeitgleich die Augen, weil er nicht sehen wollte, wie das Breitschwert sich in seinen Körper bohrte. Doch nichts geschah. Vorsichtig öffnete Squall die Augen wieder und ihm entwich ein entsetztes Keuchen, als er die Spitze des Breitschwertes kurz vor seinem Herzen verharren sah. Die Klinge zitterte, Cloud zitterte und Squall wusste, dass er jetzt nichts Falsches sagen durfte. „Zack... er hat dir das Schwert gegeben... ihr wart Freunde. Genau wie du und ich.“ Squall brachte die Worte irgendwie hervor und als er sah, dass Cloud immer noch verharrte und sonst nichts tat, wurde er mutiger. „Ich kenne dich, Cloud, wir sind Freunde. Wir sind uns mehrfach in Midgar und anderen Orten begegnet. Ich bin Squall, erinnerst du dich?“ Cloud zögerte, sein Blick flackerte und er stöhnte, als der Schmerz auf einmal in seinem Kopf explodierte. Zack... er hatte ihm das Schwert gegeben, damit Cloud sich und alle anderen schützen konnte... und gerade erhob er es gegen jemanden, der ihm geholfen hatte. „Gh-!“ Das Schwert entglitt Clouds Händen und er ging in die Knie, während alles auf ihn hereinbrach. Sämtliche Erinnerungen kamen mit einem Mal zurück, dass er glaubte, sein Kopf zerspränge in abertausend Stücke. Er erinnerte sich an Midgar, seine Freunde, seine Vergangenheit... es war einfach zu viel für ihn. Plötzlich spürte er eine Umarmung und wie er an einen anderen Körper gezogen wurde. Verwirrt sah er auf und erkannte Squall. Wo kam der andere her? „Squall...?“, fragte er unsicher. War das ein weiteres Hirngespinst, genauso wie eben, als er geglaubt hatte, gegen Sephiroth zu kämpfen? „Ich bin hier, es ist alles gut“, erwiderte Squall und er hörte sich wie er selbst an, dass Cloud es einfach glauben wollte. Der andere war für ihn dagewesen, als er Zack verloren hatte und nicht gewusst hatte, wohin er gehen sollte. Er glaubte also auch jetzt daran, dass Squall bei ihm war und überließ sich widerstandslos dieser Umarmung. Hades Einfluss schmolz dahin, der Flügel auf seinem Rücken zog sich zurück und seine Kleidung wurde wieder normal. Trotzdem war und blieb sein Inneres aufgewühlt und er konnte nicht anders, als Squalls Umarmung einfach hinzunehmen und auf dem Boden der Arena sitzen zu bleiben. Squall umgab ihn wie ein Schutzschild und gab ihm damit Sicherheit, während Cloud zu verkraften versuchte, dass er den anderen beinahe getötet hätte. „Nun sieh mal einer an... da sieht man einmal nicht hin und die Kämpfer liegen sich in den Armen. Hätte ich doch die üblichen Gladiatoren genommen“, vernahmen sie plötzlich Hades Stimme und unvermittelt tauchte der Unterweltgott auf. Squall ließ Cloud los, ergriff sein eigenes Schwert wieder und stellte sich schützend vor Cloud. „Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte“, knurrte der Dunkelhaarige gefährlich und drohend. Hades fuhr sich durch die flammenden Haare und wand sich sichtlich. „Vielleicht... weil ich Cloud nicht getötet habe?“ Squalls Schwert durchschnitt die Luft vor Hades und man sah ihm deutlich an, dass er wütend war. „Schon gut, schon gut“, hielt Hades ihn auf und hob abwehrend beide Hände. „Ich will keinen Ärger mit euch. Das war doch nur ein kleiner Scherz unter Freunden, nicht wahr?“ Squall gab einen wütenden Laut von sich. „Du spielst mit deinem Leben, Gott der Unterweilt“, sagte er und Hades sah seine Felle dahinschwimmen. „Ich bringe euch wohl besser wieder nach Hause, was?“, schlug der Gott vor und Squall schenkte ihm noch einen todbringenden Blick, ehe er sich abwandte, um wieder zu Cloud zu gehen. „Diese Kämpfer von heute sind aber auch nicht mehr das, was sie mal waren“, grummelte Hades in sich hinein und mit einem Fingerschnippen erschien ein Tor aus schwarzem Rauch. Squall steckte seine Waffe weg und streckte Cloud die Hand hin. „Kannst du aufstehen?“ Entgegen der gerade eben passierten Situation war seine Stimme nun sanft und Cloud war sich nun sicher, dass es der echte Squall sein musste. Schon wieder war der andere bei ihm, um zu helfen und das, obwohl er es selbst bestimmt auch nicht einfach gehabt hatte, so abgekämpft, wie der Dunkelhaarige aussah. Cloud nickte, ergriff die dargebotene Hand und ließ sich von Squall hochziehen. Gemeinsam schritten sie durch das Tor und wurden vom Nebel verschluckt. Squall war nach wie vor aufgewühlt und sein ungenutztes Adrenalin rumorte in seinem Inneren. Er war froh, den vertrauten Boden von Traverse Towns Untergrund vorzufinden und er bemühte sich wegen Cloud um Ruhe und Gelassenheit. „Ich bringe dich zu deinen Freunden, hab keine Angst“, sagte er an Cloud gewandt, welcher nur nickte und sein Schwert erst einmal auf der Halterung an seinem Rücken festmachte, um die Hände frei zu haben. „Wo sind wir hier?“, wollte Cloud nach einer Weile wissen, nachdem sie die Höhle schon hinter sich gelassen hatten und durch die Hintergasse liefen. „Traverse Town. Hier stranden alle, deren Welt durch die Herzlosen vernichtet wurde.“ Cloud sah Squall verwirrt an. „Herzlose?“ Anscheinend wusste der andere noch nichts von diesen neuen Gegnern und Squall leistete Aufklärung. „Das heißt, ich finde meine Freunde hier?“, verstand Cloud danach und es schmerzte Squall, als er dies bestätigte. Er konnte Cloud nicht sagen, dass es nicht alle schafften, denn diese Erkenntnis musste er erst einmal für sich allein verkraften. Diese Neuigkeit war für ihn selbst noch zu frisch, als dass er sie aussprechen konnte, also hielt er sie unter Verschluss. Cloud würde zum Glück nicht das Gleiche durchmachen müssen wie er und das beruhigte Squall schon ungemein. Sie kamen zügig voran und Squall brachte Cloud direkt zu Cids Laden. Dem Besitzer fiel vor Überraschung die Zigarette aus dem Mund, als er Cloud sah und dann lachte er erfreut. „Bist du´s wirklich, Cloud? Mann, wie habe ich deine Stachelfrisur vermisst“, sagte er und zog Cloud in eine herzliche Umarmung. Squall lächelte und ließ den beiden Raum für die Begrüßung. Der Anblick setzte ihm natürlich zu und sein Lächeln hielt auch nur solange, bis er den Laden verlassen hatte und sich von dort weg begab. Er war froh, dass Cloud in Sicherheit war und noch dazu ein paar seiner Freunde wiedersehen würde. Ihm selbst war das nicht vergönnt und dieses Wissen wog schwer. Erinnerungen wallten in Squall auf, brachten den Verlust schmerzhaft zu ihm zurück und er wusste, er konnte nicht bleiben. Er musste weg, musste in die Abgeschiedenheit... Kapitel 13: Fassungslos ----------------------- Cloud sah Squall tagelang nicht wieder und er begann, sich langsam aber sicher Sorgen zu machen. Er versuchte es abzustellen, schließlich kannte er Squall nicht wirklich und wusste nicht, welche Verpflichtungen der andere hatte. Der Blonde versuchte sich abzulenken, indem er bei Cid herumlungerte, doch dieser war sehr viel mit seinen Basteleien beschäftigt und so blieb Cloud nur die Möglichkeit, Yuffies Gesellschaft in Anspruch zu nehmen. Bisher hatte er sich geweigert, schließlich wusste er nicht, was er mit der quirligen jungen Frau reden sollte, doch dieses Mal führte kein Weg daran vorbei. Gemeinsam durchstreiften sie die einzelnen Abschnitte von Traverse und Yuffie zeigte Cloud ihre normale Route, die sie während ihrer Patrouille absolvierte. „Und du machst das mehrmals pro Tag?“, erkundigte sich der Blonde. Die Ninja nickte. „Ja. Ich mache mehrmals die Runde, beobachte die Herzlosen und bekämpfe sie, wenn sie den Bewohnern zu nahe kommen“, bestätigte sie. „Im Moment gibt es etwas mehr zu tun, weil ich Squall nicht erreiche.“ Sorge schwang in Yuffies Stimme mit und Cloud konnte sie gut nachvollziehen. „Na ja, vielleicht will er sich einfach mal ausruhen und dabei testen, ob ich auch allein klar komme“, meinte sie schließlich optimistisch. Cloud schwieg, denn er glaubte es nicht. Der Squall, der ihm bekannt war, war pflichtbewusst und verlässlich, daher passte dieses „Schwänzen“ gar nicht zu seinem Charakter. //Es sei denn, es ist irgendetwas passiert//, überlegte Cloud und Unruhe kam in ihm auf. Sie beendeten die Runde und der Blonde verabschiedete sich von Yuffie und beschloss, sich auf die Suche nach dem Dunkelhaarigen zu machen. Er erkundete Traverse Mitte auf eigene Faust, suchte die Orte auf, die prädestiniert dafür waren, dass Squall sie aufsuchen würde. Doch sowohl im Itemshop als auch im Waffenladen wurde er nicht fündig und so langsam gingen Cloud die Möglichkeiten aus. Er beschloss, sich mit Cid kurz zu schließen, doch bevor er den Aufenthaltsort des anderen erreichte, fiel ihm die Höhle ein, die im Untergrund lag. Dafür musste er erneut durch das Gebiet, welches von diesen sogenannten Herzlosen heimgesucht wurde und das war nicht ungefährlich. Aber dort waren die Chancen am höchsten, dass Squall sich dort aufhielt und Cloud würde diese Möglichkeit damit nicht unbeachtet lassen. Unterwegs zum Eingang zu jenem Bereich begegneten Cloud noch ein paar Menschen, die ihn auf Squall ansprachen. Er gab ihnen allen die gleiche Antwort, nämlich, dass er nicht wusste, wo der Dunkelhaarige steckte und die Reaktion war immer die gleiche. Die Menschen sahen aus, als hätte man ihnen einen Hoffnungsschimmer genommen und der eine oder andere erzählte, dass Squall – oder Leon, wie man ihn hier nannte – ihnen aus größter Not geholfen hatte. Es war als würden sie einen Helden verehren und zu Squall aufsehen und Cloud konnte das Verhalten des anderen nur noch weniger verstehen. Grüblerisch ging Cloud weiter und eine Erkenntnis wuchs in ihm heran. Ohne, dass Squall es beabsichtigt hatte, verließen sich die Leute auf ihn und nun ließ der Gunbladekämpfer genau diese Menschen im Stich. //Was ist passiert, dass er sich so verhält?//, fragte sich der Blonde und ging durch das Gebiet, welches Yuffie ihm gezeigt hatte. Im Groben erinnerte er sich an den Weg und als er den unscheinbaren Eingang hinter einem „Vorsicht“-Schild sah, hoffte er, dass Squall sich wirklich dort aufhielt. Die Gunblade schnitt durch die Luft, wieder und wieder. Obwohl seine Muskeln wie verrückt brannten, seine Finger bereits zitterten und er kaum noch aufrecht stehen konnte, machte Squall weiter mit seinem harten Training. Der Schweiß rann ihm in Bächen am Körper herab, sein Atem ging stoßweise und dennoch konnte er an nichts anderes denken als an dieses Training. Er erlaubte es sich nicht, an andere Dinge zu denken und nur, wenn er schwarze Punkte vor Augen hatte, hielt er inne und nahm Essen oder Wasser zu sich. Momentan ging es ihm noch einigermaßen gut, also ließ er sich nicht von dem leichten Hungergefühl ablenken, sondern vollführte eine Reihe weitere kraftraubender Übungen. Er bemerkte den Besucher zu spät, aber dennoch rechtzeitig genug, um herumzuwirbeln und demjenigen die Gunblade an den Hals zu halten, bereit zu töten. Als er sah, dass es Cloud war, erschrak er und er nahm seine Waffe so beherrscht wie möglich herunter, da seine Finger nun noch stärker zitterten. Cloud kommentierte dies nicht, sondern wartete, bis Squall die Gunblade gesenkt hatte, dann suchte er sich einen größeren Fels, auf dem er sich niederlassen konnte. „Wieso verkriechst du dich hier?“, kam der Blonde sofort zum Thema und verlor keine Zeit. Squall zog es vor, nicht darauf zu antworten und nahm seine Übungen wieder auf. Wenn er einfach nicht antwortete, würde Cloud unverrichteter Dinge wieder gehen... zumindest hoffte er das. „Die Leute fragen nach dir... sie wollen wissen, wie es dir geht...“, sagte Cloud nach einer Weile und auch das ignorierte Squall, während er versuchte, die Anwesenheit des Mannes zu ignorieren, der sein Herz und seine Sinne in Aufruhr brachte. „Was soll ich ihnen sagen...?“, fragte Cloud und Squall biss sich auf die Unterlippe, dann stoppte er sein Training und sah Cloud ernst an. „Sag ihnen, ich bin tot...“, lautete seine Antwort, dann hielt er seine Gunblade wieder höher, richtete seinen Blick nach vorn auf die Spitze seiner Klinge und begann seine Übungen von vorn. Plötzlich bekam er einen harten Hieb von der Seite und er wurde durch die Luft geschleudert. Er landete im tieferen Teil der Höhle und somit im Wasser, worauf weder er noch seine Lungen gefasst gewesen waren. Squall kam hustend und nach Luft ringend wieder an die Oberfläche, da er automatisch eingeatmet hatte. Verstört sah er zu Cloud auf, der sein Breitschwert gerade wieder in die Halterung auf seinem Rücken steckte. Der Blonde kam seelenruhig auf Squall zu und es störte ihn nicht, dass das Wasser seine Schuhe und seine Hosenbeine durchtränkte. Der Blonde schüttelte nun enttäuscht den Kopf. „Du bist nicht der Squall, den ich kennengelernt habe“, meinte er leise und beobachtete, wie Squall auf der Stelle schwamm und immer wieder von seinen vor Nässe triefenden Kleidern unter Wasser gezogen wurde. „Du bist nicht der, der mir geholfen hat... du bist nichts als ein Schatten vom echten Squall“, sagte der Blonde weiter und kam langsam auf Squall zu, der das einfach nur schweigend hinnahm. „Aber das ist nicht schlimm. Ich werde dir dieses Mal helfen.“ Mit diesen Worten schwamm Cloud vor Squall und der Dunkelhaarige verstand die Welt nicht mehr. Wieso sollte Cloud ihm helfen? Er hatte doch all seine Freunde hier, er hatte eine Chance auf eine Zukunft, während Squall allein war und nicht wusste, wohin er mit sich sollte. „Wieso?“, platzte es da schon aus ihm heraus. Cloud griff in Squalls Nacken, zog den anderen damit näher und schaute ihm mit stechendem Blick direkt in die Augen. Squall hatte keine Chance, er konnte den Blick nicht abwenden und so wirkten Clouds folgende Worte nur noch eindringlicher auf ihn. „Weil du mir das Leben gerettet hast, als ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Du hast mir eine Richtung gewiesen und nur deshalb konnte ich so viele Menschen treffen, die mir so viel bedeuten. Und so etwas sollst du auch haben.“ Squall gab einen erstickten Laut von sich, weil er diese Möglichkeit als nicht existent für sich einstufte. Heftig schüttelte er den Kopf und sah Cloud nun wütend in die Augen. „Das wird es nicht geben! Meine Freunde sind tot, alles was ich kannte, ist zerstört! Wie soll ich weiterleben und diesen anderen Menschen ins Gesicht sehen, wenn ich genau weiß, dass ich auch sie enttäuschen werde?!“, rief er und seine Stimme hallte eindringlich von den Höhlenwänden wider. Abermals drückte Cloud Squalls Nacken und zwang ihn weiter dazu, ihn direkt anzuschauen. „Wer sagt, dass deine Freunde alle tot sind? Was du gesehen hast, lag weit in der Zukunft und vielleicht hast du all das schon verändert. Du brauchst Geduld und Hoffnung, vielleicht kommen sie auch hierher“, hielt Cloud dagegen. „Wieso sollten sie so spät hier ankommen? Außerdem hat Merlin mir bereits gesagt, dass Teile von meiner Heimat in Traverse Town aufgenommen wurden, also müssten sie doch hier sein, aber das ist nicht so! Weil sie alle tot sind! Weil ich versagt habe!“ Squalls Stimme bebte und sein Blick war eine einzige Qual. Es tat weh, es auszusprechen, aber nur so verstand der Blonde ihn vielleicht. Cloud gab einen unwirschen Laut von sich. „Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der so leicht aufgibt. Ich habe mit den Menschen in Traverse geredet und sie alle sehen zu dir auf. Sie verdanken dir alles und du sagst so leichtfertig, dass ich ihnen sagen soll, dass du tot bist. Du bist ein Feigling, Squall“, sagte er dann und Squall zuckte zusammen. Verbissen schwieg er, während das Wort „Feigling“ mehrmals in seinen Gedanken widerhallte. Nur zu gerne hätte er sich gegen diese Äußerung gewehrt, doch leider entsprach sie der Wahrheit. Ja, er war ein Feigling, ja, er hatte aufgegeben und ja, Cloud hatte Recht. Jetzt seufzte der Blonde und schwamm zu einer seichteren Stelle im Wasser, um dort bequem stehen zu können. Squall folgte ihm und als sie sich gegenüber standen, griff Cloud erneut nach dem anderen, legte seine Hand in den Nacken des Dunkelhaarigen und wieder griff er zu wie bei einem unartigen Kätzchen, dass jetzt endlich auf sein Herrchen hören sollte. „Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, dann höre darauf, was ich dir jetzt sage“, begann er und wieder bedachte er Squall mit diesem eindringlichen Blick. „Es ist mir egal, wenn du dich hier verkriechen willst. Das kannst du gerne tun, aber erst, nachdem du für diese Menschen in Traverse dagewesen bist. Du wirst sie vor diesen Herzlosen beschützen, weil du es kannst... es ist deine Pflicht.“ Squall erwiderte nichts, während diese Worte tief in ihn eindrangen und sein Innerstes erschütterten wie ein Erdbeben. „Lebe, Squall. Für diese Menschen, die sich auf dich verlassen und die jeden Tag darauf warten, dass du zu ihnen zurückkommst. Lebe. Tu es für mich...“, sagte Cloud und der andere war damit vollkommen überrumpelt. Cloud ließ keine Reaktion erkennen, obwohl seine Worte einem halben Liebesgeständnis sehr nahe gekommen waren. Doch er hatte diese Worte dermaßen neutral hervorgebracht, dass das nicht sein konnte, das wusste Squall. Der Blonde ließ endlich seinen Nacken los und es kostete den Gunbladekämpfer alles, Cloud nicht an sich zu reißen. Also sah er nur zu, wie Cloud sich von ihm abwandte, aus dem Wasser watete und kurz darauf die Höhle verließ. Squall ließ sich auch am nächsten Tag nach Clouds Worten nicht in Traverse Town blicken und Cloud beschloss, hartnäckig zu bleiben. Es blieb auch nicht bei einem Tag, denn Squall hatte jegliches Vertrauen verloren und das brauchte Zeit. Also ging Cloud wieder und wieder zu dem anderen in die Untergrundhöhlen und immer wieder leistete er Squall Gesellschaft, auch, wenn sie nicht viel sprachen. Manchmal sah er Squall einfach nur beim Training zu und ging dann wieder, manchmal erzählte er Squall auch von den Menschen, die nach ihm fragten und was zur Zeit in Traverse Town los war. Er verbrachte Zeit mit ihm und immer, wenn sie sich voneinander verabschiedeten, sagte Cloud diese quälenden Worte: Lebe. Für die Menschen, die dich brauchen. Lebe. Für mich. Diese Worte verfolgten Squall sogar bis in seine Träume, verdrängten die Alpträume von Tod, Zerstörung und verbranntem Fleisch und verursachten eine völlig andere Unruhe in Squall, als er sie bis jetzt gewöhnt gewesen war. Er machte sich Hoffnungen, das spürte er genau und er wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen. Cloud meinte es nicht so, er konnte es nicht so meinen, das war ihm vollauf bewusst. Aber trotzdem konnte Squall diese Gefühle in sich nicht abstellen, die immer mehr an die Oberfläche wollten. Auch an diesem Tag war es nicht anders und als Cloud wieder diese Worte sagte und sich abwenden wollte, hielt Squall ihn auf. „Was meinst du damit? Wieso soll ich für dich leben, was zum Teufel meinst du?!“, fragte Squall und er verstand es einfach nicht. „Du hast mich gerettet und ich schulde dir etwas. Außerdem sind wir Freunde... schon vergessen?“, erinnerte Cloud ihn. Squall stand wie betäubt da. Freunde...? Taten Freunde das wirklich füreinander, auch wenn einer von ihnen dafür gesorgt hatte, dass viele andere gestorben waren? „Freunde also...“, wiederholte Squall und er fragte sich, warum diese Bezeichnung so wehtat wie ein Faustschlag in den Bauch. „Stimmt etwas nicht damit?“, erkundigte sich Cloud stirnrunzelnd. Er hatte sich und Squall bereits als Kameraden angesehen, da sie bereits viel durchgemacht hatten. Oder hatte er da etwa falsch gelegen? Squall wollte gerade eine Antwort geben, da sprach Cloud schon weiter. „Ich wollte nicht aufdringlich sein... aber nach allem was war, habe ich gedacht, dass wir... dass wir Freunde sind. Oder nicht?“ Der Blonde sah unsicher zu Squall und zeigte damit ein Ausmaß an Verletzlichkeit, welches Squall lange nicht zu Gesicht bekommen hatte. Es erinnerte ihn an damals, als er den anderen wegen Zacks Tod getröstet hatte und das Gefühl der Nähe, welches sie an jenem Tag geteilt hatten, stieg in Squall auf. //Ich darf das nicht... er sieht nur einen Freund in mir, ich darf nicht...//, dachte der Dunkelhaarige, doch es war bereits zu spät. Seine Hand legte sich bereits zielsicher in Clouds Nacken und der andere sah ihn nun an. Seine Augen wurden ein wenig größer, sein Mund öffnete nicht leicht vor Überraschung und da war es um Squall geschehen. Er konnte nicht mehr und so zog er den Blonden heran und küsste ihn auf die geöffneten Lippen. Der Blonde versteifte sich sofort und wehrte sich, doch der Dunkelhaarige konnte nicht aufhören. Seine Lippen glitten über Clouds Lippen und er ignorierte die Gegenwehr des anderen. Lieber vertiefte er den Kuss noch mehr, doch es war zu viel und Cloud schob ihn kraftvoll von sich. Entsetzt sah er Squall an und wischte sich fahrig über die Lippen, als könne er damit ungeschehen machen, was der Dunkelhaarige ihm angetan hatte. „Cloud...“, sagte Squall leise, doch der andere hob die Hand und wollte nichts hören. Er sah Squall noch einen Moment fassungslos an, dann verließ er die Höhle schnellen Schrittes über die Treppenstufen, die direkt zu Merlin führten. Der Gunbladekämpfer ließ sich währenddessen auf einem der größeren Steine nieder und starrte einen Moment aufs Wasser. Er nahm einen zittrigen Atemzug und noch einen, doch sein aufgewühltes Inneres konnte das nicht beruhigen. Er bereute nicht, was er getan hatte... aber er hatte plötzlich Angst, dass er dabei war, das letzte bisschen Kontrolle über sich zu verlieren. Squall dachte an seine Freunde und seine Heimat, an Balamb Garden, an das Waisenhaus und natürlich an seine Ziehmutter Edea. Er vermisste all das, was ihm so vertraut gewesen war und er wusste, dass ihm der Rückhalt fehlte. So stand er immer vor der Gefahr, den Halt zu verlieren und Menschen erneut weh zu tun, etwas, was er gar nicht wollte. Squall fühlte sich verloren und die Einsamkeit setzte ihm zu. Er fuhr sich durch die längeren, dunklen Haare und stand von seinem Platz auf. Vielleicht war es an der Zeit, ein paar Ratschläge zu befolgen... Kapitel 14: Aerith ------------------ Die Leute von Traverse Town reagierten freudig, als sie Squall zu Gesicht bekamen und der Dunkelhaarige registrierte es verwirrt, während er wie immer einsilbig die Fragen aller beantwortete. „Wo warst du, Squall?“ „Hast du die Gegend auskundschaftet?“ „Geht es dir gut?“ „Hast du Herzlose getötet?“ Der Fragenansturm hörte gar nicht mehr auf, bis sich plötzlich eine junge Frau einmischte, Squall am Arm packte und ihn sanft aber bestimmt von der Menge fortzog. „Squall war so lange weg, bestimmt muss er sich erst einmal erholen. Lassen wir ihm eine Atempause“, sagte sie und wie durch Zauberhand löste sich die Menge auf. Squall musterte die junge Frau von der Seite und kam zu dem Schluss, dass er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ihre langen braunen Haare waren zu einem dicken Zopf geflochten, ein langes zartrosafarbenes Kleid bedeckte ihren Körper und an einem Arm baumelte ein Korb mit bunten Blumen. Sie schaute ihn jetzt an und von ihren grünen Augen ging ein wissender Ausdruck aus, als hätte sie schon alles auf der Welt gesehen. Squall fühlte sich in ihrer Nähe wohl, ohne genau benennen zu können, warum. Es war einfach ein Gefühl... „Und du bist?“, wollte der Dunkelhaarige nun wissen, als die junge Frau ihn in ein kleines Haus bugsiert hatte, welches das letzte Mal noch leer gestanden hatte, als er hier noch Patrouille gemacht hatte. Wie viel Zeit wohl vergangen war...? „Ich bin Aerith“, antwortete sie und wandte sich einer kleinen Kochecke zu, um Tee zu bereiten. Eigentlich wollte Squall keinen Tee, aber er brachte es nicht über sich, die Geste abzulehnen. Vermutlich wollte er einfach nicht unhöflich sein oder diese Frau enttäuschen, warum auch immer, schließlich kannte er sie gar nicht. „Danke für die Rettung“, meinte er, als sie ihm schließlich das Heißgetränk überreichte. „Keine Ursache. Setz dich doch“, meinte Aerith freundlich und wies auf einen Tisch mit hölzernen Stühlen. Er ließ sich auf einen nieder und sie tat es ihm gleich, ehe er an dem heißen Tee nippte. Dieser schmeckte sehr herb, nahezu bitter und Squall mochte es so. „Ich habe dich hier noch nie gesehen“, meinte er schließlich und setzte die Tasse ab. Aerith lächelte amüsiert. „Ich dich auch nicht.“ „Woher wusstest du dann, dass ich Squall bin?“ „Nun, die Menschen erzählen gerne und man kann nirgendwohin gehen, ohne deine Heldentaten zu überhören.“ „Welche Heldentaten...?“ Squalls Stimme nahm einen bitteren Unterton an, schließlich hatte er nicht viel getan. „Die Menschen von Traverse halten viel von dir, Squall. Du hältst sie zusammen und machst ihnen Mut, allein dadurch, dass du dich um die Monster kümmerst. Du sicherst ihr Überleben und nur dadurch wissen sie, dass alles gut werden kann.“ Squall sah Aerith an, die ihn so unvoreingenommen anlächelte. Auch sie schien ihn für den Helden zu halten, von dem ihr erzählt worden war, dabei war der Sachverhalt ganz anders. „Ich bin kein Held“, sagte er daher und konnte nicht verstehen, warum sie ihn so ansah. „Du siehst dich vielleicht nicht so, aber du bist ein Held, Squall. Allein durch die Dinge, die du für Traverse tust“, sagte sie zuversichtlich und dieses ungute Gefühl in ihm sorgte dafür, dass er ihr die Wahrheit sagte. „Meine Freunde... alle sind tot. Ich bin zu spät gekommen und sie verbrannten und starben. Und das alles nur, weil ich egoistisch war und lieber bei Cloud sein wollte“, stieß er hervor und umklammerte die Tasse mit seinen Händen. Der Hass auf sich selbst schnürte ihm die Luft ab und er war so vertieft darin, dass er erst gar nicht merkte, dass Aerith eine Hand auf seinen Oberarm abgelegt hatte. „Du bist nicht unfehlbar, Squall. Du hast das getan, was du für jenen Moment am besten hieltest und weil du dachtest, dass Cloud deine Hilfe braucht, nicht wahr?“ Zögernd nickte Squall. „Siehst du? Du hast in jenem Moment nichts Falsches getan. Du bist nicht schuld, Squall“, entgegnete Aerith einfühlsam und es war, als würde die Sonne warm auf seine Haut scheinen. „Trotzdem... ich habe das Gefühl, dass ich sie im Stich gelassen habe“, sagte er leise und Aeriths Blick wurde mitfühlend. „Ich denke, ich weiß, wovon du redest. Aber du musst nach vorne schauen, Squall... wenn du für die Menschen hier da bist, kannst du vielleicht Wiedergutmachung leisten, wenn es dich so sehr quält. Und ich werde dir dabei helfen, um meine Wiedergutmachung zu leisten“, sagte sie. Verwirrt schaute er sie an. „Wobei könnte ein Blumenmädchen wohl Wiedergutmachung leisten?“, fragte er und ein kleines Lachen entfleuchte seinem Mund, doch es verflog schnell, als er sah, wie Aerith traurig lächelte. „Ich habe auch jemanden im Stich gelassen. Ich war einfach nur Zuhause, während er sein Leben für einen Freund aufs Spiel setzte und habe nichts getan, um ihm zu helfen, obwohl ich es hätte tun können. Das werde ich ewig bereuen“, sagte sie und ihr Lächeln zitterte. Squall nahm ihre Hand und drückte sie tröstend. Diese Frau hatte also Ähnliches durchgemacht, wie er selbst und dadurch erklärte sich die Verbundenheit, die er ihr gegenüber empfand. Er schaute sie an und beschloss, das Richtige zu tun. „Gut. Du kannst mir helfen... ich denke, wir haben genug in Traverse zu tun“, sagte er und Aerith nickte etwas optimistischer. „Danke Squall“, sagte sie und wieder war er verwirrt. „Wieso bedankst du dich?“ „Dafür, dass du auch mir eine Richtung weist“, lächelte Aerith und er verstand es nicht, gab sich aber nicht die Blöße, nachzufragen. Er stand auf und wollte sogleich ans Werk gehen, doch Aerith hielt ihn noch kurz am Arm auf. Ihre Augen schimmerten ein wenig und sie sprach mit einer anderen Tonlage als vorher. „Eine dir wichtige Person wird dich heute Abend besuchen kommen“, sagte sie lächelnd, dann verschwand der Schimmer in ihren Augen und sie ließ ihn los. „Auf bald, Squall.“ „Auf bald“, erwiderte er und ging, während er wirklich hoffte, dass diese „wichtige Person“ Cloud war. Es war bereits sehr spät und Squall hatte nicht mehr mit dieser „wichtigen Person“ gerechnet, doch dann tauchte Cloud in der Höhle auf und der Dunkelhaarige unterbrach sein Training. Der Blonde setzte sich auf den gleichen Stein wie immer, atmete tief durch und sprach dann einfach aus, was er dachte. „Wieso... wieso hast du das getan?“ Es war klar, was er meinte und Squall kam zu dem Schluss, dass der andere eine ehrliche Antwort verdient hatte. „Es kam über mich... ich empfinde etwas, nein... ich empfinde sehr viel für dich, Cloud“, gab Squall zu, getraute sich aber nicht, den Blonden dabei anzusehen. „Ich nehme an, du sprichst nicht von Freundschaft...“ Squall dachte kurz darüber nach, schüttelte dann aber den Kopf. Nein, Freundschaft war es nicht, was er tief in sich empfand, wenn er Cloud vor sich hatte oder an ihn dachte. „Aber... wir sind beide Männer. Wie... wie soll das gehen?“, wollte Cloud jetzt wissen und Squall wusste nicht, was er fühlen sollte. Freude, weil Cloud es scheinbar nicht völlig ausschloss oder Entmutigung, weil der Blonde dabei so distanziert klang. „...Keine Ahnung“, gab Squall zu und beide verfielen dem Schweigen. Der Gunbladekämpfer setzte sich zu dem Blonden und er war froh, dass der andere nicht von ihm abrückte. „Heißt das, du hast dir keine Gedanken darüber gemacht, was du eigentlich von mir willst? Ich meine, es muss doch etwas geben, weshalb dir eine Freundschaft allein nicht ausreicht.“ Cloud verstand es einfach nicht. Wenn Squall sich selbst nicht einmal sicher war, was er jetzt erwartete, warum setzte er diese Kameradschaft aufs Spiel? „Ich wollte dir keine Angst machen“, sagte Squall jetzt, was Cloud aufspringen ließ. „Ich habe keine Angst! Ich... ich bin nur verwirrt. Was willst du eigentlich?“ Squall stand ebenfalls auf und trat auf Cloud zu, welcher nicht zurückwich. „Du gehst nicht auf Abstand... das ist ein gutes Zeichen“, meinte der Dunkelhaarige und erneut kam in ihm der Wunsch auf, den anderen küssen zu wollen. „Du machst mir ja auch keine Angst“, erwiderte Cloud leise und er sah Squall offen wie immer ins Gesicht. „Ich kann dir nicht genau sagen, was ich von dir will. Aber wenn ich dir zeigen würde, was ich von dir möchte... wäre das eine Antwort?“, wollte er wissen. Cloud überlegte, dann nickte er zögernd. Squall zwang sich, sehr langsam und bedacht vorzugehen. Er legte die Gunblade auf den Boden, damit sie ihn nicht hinderte, dann hob er langsam die Hände. Cloud verfolgte seine Aktionen, hielt aber völlig still, auch, als Squalls Finger sein Kinn und dann seine Wangen berührten. Squalls Hände waren warm und es war ein angenehmes Gefühl, wie die Hände des Dunkelhaarigen über seine Haut glitten. Weiter ging die Reise, Squalls Finger erkundeten nun Clouds Haare und der Blonde schloss entspannt die Augen, während er die Berührung von Squalls Fingern zwischen seinen Haaren und auf seiner Kopfhaut überdeutlich spürte. Eine Weile gab sich Cloud dieser Streicheleinheit hin, ehe er die Augen öffnete und auf einmal Squalls Gesicht direkt vor sich hatte. Ihm stockte der Atem, während ihre Blicke sich kreuzten und auf einmal überkam ihn eine Unruhe, von der er nicht gedacht hätte, dass er sie in sich barg. Er zwang sich, seine Hände an seinen Seiten ruhen zu lassen, doch es war nicht leicht und als Squalls Lippen die seinen streiften, zuckten seine Hände zusammen. Obwohl das alles schon als Antwort reichte, brachte Cloud es einfach nicht über sich, Squall jetzt von sich zu schieben. Er erinnerte sich, dass Squall ihn damals am Tag von Zacks Tod auch schon geküsst hatte und er konnte nicht fassen, wie ihm das hatte entfallen können. Damals und auch gestern hatte es sich gut angefühlt, nur wollte Cloud es noch nicht so recht wahrhaben. Aber alle guten Dinge waren ja drei, also würde er gleich sein abschließendes Urteil fällen. Daher ließ er Squall gewähren, als dieser seine Lippen auf die seinen legte. Dieses Mal zuckte Clouds ganzer Körper zusammen und seine Augen schlossen sich sofort, als die ganze Bandbreite von Gefühlen ihn förmlich unter sich begrub. Squalls Kuss war sanft und einfühlsam, eine hauchzarte Berührung wie die eines Schmetterlings und ganz anders als gestern, als der andere wie ein Löwe über ihn hergefallen war. //Er hält sich zurück//, ging es Cloud durch den Kopf und da wusste er, dass der andere ihm niemals ein Leid zufügen wollte. Er wollte einfach nur seine Gefühle zum Ausdruck bringen und genau das tat er gerade. Noch immer strichen Squalls Finger durch Clouds Haare und er ließ sich sehr viel Zeit, um Clouds Lippen zu erkunden. Nach einer ganzen Weile entließ Squall Cloud wieder aus seine Händen und er trat einen kleinen Schritt zurück. Er musste abbrechen, um Herr seiner Sinne zu bleiben, aber der Anblick von Clouds entrücktem Blick und die eindeutig geküssten Lippen machten es Squall nicht leicht. „Das war anders als gestern“, bemerkte Cloud leise und seine Stimme klang belegt. Squall nickte, antwortete aber nicht darauf. Er war einfach seinem Gefühl gefolgt und das hatte ihm deutlich dazu geraten, den Blonden nicht zu überfordern. „Wieso war das so anders als gestern?“, fragte Cloud und Squall verstand die Frage nicht. „Soll das heißen, ich hätte dich wieder so küssen sollen wie gestern...?“, wollte er wissen und Cloud wusste darauf keine Antwort. „Ich weiß es nicht, ich... ich habe einfach keine Ahnung“, murmelte er nur überfordert und wandte sich ab, um aufs Wasser zu schauen. Squall drehte ihn sanft zu sich und er beschloss, jetzt nichts zurück zu halten. Dennoch wandte er sich noch einmal mit Worten an Cloud. „Lass es uns noch einmal versuchen... aber versprich mir, dass du nicht wegläufst“, meinte er und Cloud nickte konzentriert. Damit näherte sich Squall wieder Cloud und begann ganz langsam. Er streifte abermals die Lippen des anderen, ehe er den Kuss sanft begann. Doch nach und nach setzte er mehr von seinen tiefen Gefühlen für Cloud frei und ließ sie in den Kuss einfließen, der dadurch um einiges leidenschaftlicher wurde als das vorherige Exemplar. Squall verlor nahezu die Kontrolle über sich, während er Cloud wieder und wieder innig küsste und er zog den anderen eng an sich, so dass diesem kurz der Atem stockte. Squall stoppte den Kuss, um Cloud einen Moment Zeit zu geben, doch dieser wollte diese Zurückhaltung auf einmal nicht mehr. Er wollte wissen, ob er so einen Kuss wie gestern noch einmal aushalten würde und so gab Squall nach. Squall stürzte sich förmlich auf Clouds Lippen, seine Hände legten sich an Clouds Hüfte, um den anderen näher an sich heran zu ziehen. So sollte der Blonde auch spüren, was diese ganze Situation in dem Gunbladekämpfer auslöste und das tat Cloud auch. Wie gestern nahm Squall seine Zunge hinzu und Cloud überlief ein heiß-kalter Schauer, der über seine Wirbelsäulengegend herabregnete. Der Kuss wurde zu einer sehr leidenschaftlichen und intimen Angelegenheit, dass er innerlich wie äußerlich zu zittern begann und er schaffte es erst nach einer ganzen Weile, Squall ein Stück von sich zu schieben. Der Dunkelhaarige ging auf Abstand, ließ den Blonden langsam los und wartete auf das Urteil des anderen. Doch da kündigten schnelle Schritte auf den Stufen und lautes Rufen nach Squall einen Besucher an und unterbrachen diesen Moment. Kapitel 15: Das Portal ---------------------- Wenig später stand Yuffie völlig außer Atem vor den beiden Männern und sie war so sehr in ihr Problem verstrickt, dass sie nicht mitbekam, was hier los war. Zum Glück, denn sowohl Squall als auch Cloud brauchten ein paar Momente, um wieder Herr ihrer Sinne zu werden. „Yuffie, was gibt es?“, wollte Squall schließlich wissen und seine Stimme klang noch ein wenig belegt, während Cloud sich erneut wegdrehen musste, um sich zu beruhigen. „Auf dem Stadtplatz ist ein Portal aufgetaucht und daraus entkommen Herzlose! Es sind zu viele, Squall, ich schaffe das nicht allein“, berichtete die junge Ninja und Squall ergriff sein Schwert, welches noch immer auf dem Boden gelegen. „Gehen wir“, sagte er und Yuffie nickte, ehe sie die Treppen wieder nach oben rannte. „Ich komme mit“, ließ sich Cloud vernehmen und Squall war froh darüber, dass der andere nicht sofort die Flucht vor ihm ergriff. Gemeinsam folgten sie Yuffie, die ihnen den kürzesten Weg wies. Bewohner der Stadt kamen ihnen um Hilfe schreiend entgegen und Squall wusste sofort, dass es ernst war. Er rannte schneller, denn er wusste, er durfte auf keinen Fall wieder zu spät kommen. Wie Yuffie berichtet hatte, war mitten auf dem Platz in Traverse Mitte ein Portal erschienen. Unzählige Herzlose tummelten sich hier und Squall schaute umher, um die Lage einzuschätzen. Anschließend gab er die Befehle, um die Lage in den Griff zu bekommen. „Yuffie, du musst zu Merlin und Cid. Ihr müsst die Bewohner in die Läden bringen, dort sind die Schutzschilde am besten, außerdem müssen die Zugänge zu Traverse Ost, West und Nord beschützt werden. Cloud und ich werden uns um die Herzlosen kümmern und um das Portal.“ Yuffie nickte und rannte erneut los, während Squall bereits die Treppen zum Platz herablief und sich den ersten Gegnern stellte. Er merkte sofort, dass das tagelange Training sich ausgezahlt hatte, denn er hielt besser durch und er war definitiv stärker. Aber vielleicht lag es auch nur an dem Wissen, dass Cloud in der Nähe war und ihm den Rücken stärkte. Wie eine Einheit verteidigten sie die Stadt und drängten die Herzlosen zumindest etwas zurück. Doch die Wesen wurden nicht weniger, immer mehr strömten aus dem Portal und nach und nach wurden Cloud und Squall zurückgedrängt. Verbissen kämpfte Squall weiter, auch, wenn ihm sein Instinkt sagte, dass es aussichtslos war. Ihnen blieb nur die Möglichkeit, den Rückzug anzutreten und die Bewohner von Traverse Town in Sicherheit zu bringen. Fragte sich nur wohin, schließlich war der Stadtkern der sicherste Ort und der Verlust dessen kam einer Aufgabe gleich. Mehr denn je wünschte sich Squall die Bestias zurück, die ihn und seine Freunde damals unterstützt hatten. Mit ihnen hätten sie das Blatt vielleicht wenden können, aber sicher war das nicht. Squall warf Cloud einen Seitenblick zu, der gerade mehrere Gegner mit seinem Breitschwert besiegte und dann in eine Verteidigungshaltung ging, um Kraft zu sparen. Squall machte es ebenso und bekämpfte nur Gegner, die angriffen, während er die Bewegungen der übrigen Feinde nicht aus den Augen ließ. Noch immer versiegte der Strom an neuen Feinden aus dem Portal nicht, aber dennoch hielten Squall und Cloud die Stellung. Es hing zu viel von ihnen ab, also würden sie ihr Letztes geben, um die Gegner nicht an die übrige Bevölkerung heran zu lassen. Plötzlich tauchten neue Herzlose auf, welche sofort angriffen. Squall und Cloud hatten Mühe, diese Gegner zurück zu drängen und selbst, wenn sie es schafften, nahmen neue dieser größeren Herzlosen ihren Platz ein. Sie bewegten sich sehr schnell, während sie öfters in die Schatten eintauchten, nur um kurz darauf an einer anderen Position wieder aufzutauchen. Squalls Körper brannte mittlerweile vor Anstrengung und noch verbissener versuchte er, die Oberhand zu erlangen, doch das war nicht einfach. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Cloud die gleichen Probleme hatte und er sah auch, dass die kleineren Gegner langsam aber sicher durch ihre Verteidigung brachen, um an die Bannkreise der Geschäfte zu gelangen, wo sich die Menschen aufhielten. „Verdammt!“, fluchte Squall, ehe er einen Gegner mit einem machtvollen Schwung seiner Gunblade zurückschleuderte. Er nahm die Verfolgung der kleineren Gegner auf, besiegte sie mit schnellen Schlägen und kehrte schnellstmöglich zu seiner vorherigen Position zurück. Diese Maßnahme musste er einige Male anwenden, was ihn körperlich vollkommen erschöpfte und bei Cloud war es das Gleiche. „Jemand muss die Leute in den Geschäften warnen und sie an einen sicheren Ort bringen“, sagte Squall an den Blonden gewandt, welcher ihn daraufhin ansah als hätte er den Verstand verloren. „Und wer soll das machen? Diese Viecher werden uns wohl kaum hier weglassen“, meinte er und Squall hatte da schon klare Vorstellungen. „Ich halte sie auf.“ Cloud gab nur ein abfälliges Schnauben von sich, ehe er weitere Gegner abwehrte. „Glaub nicht, dass du mir Befehle geben kannst, nur, weil ich dir erlaubt habe, mich zu küssen.“ Squall stutzte. Hatte er da gerade so etwas wie Belustigung aus Clouds Stimme herausgehört? „Würde mir nicht einfallen“, erwiderte der Dunkelhaarige und bediente sich eines ähnliches Tonfalls. „Dann ist ja gut“, bemerkte Cloud, ehe er einen Plan fasste. „Ich werde durch sie durchbrechen, um an das Portal heranzukommen. Du musst mir die Herzlosen vom Hals schaffen, kannst du das?“ Squall nickte. Er versuchte gar nicht erst, Cloud davon abzubringen, denn das hätte sowieso keinen Effekt gehabt. Er umklammerte seine Gunblade fester und konzentrierte sich auf die unzähligen Gegner, durch die Cloud sich durchkämpfen wollte. „Dann los...“ Cloud verschwendete keine Zeit und nur einen Bruchteil einer Sekunde war er dabei, sich einen Weg durch die Herzlosen zum Portal zu bahnen. Er bewegte sich blitzschnell, ließ keine Lücken in seiner Verteidigung und Squall unterstützte ihn, indem er mit seiner Gunblade die hinderlichen Gegner aus dem Weg räumte. Cloud kam beim Portal an, legte alle Kraft in eine Attacke und richtete sie auf das Portal. Ein gewaltiger Energiestoß ließ zuerst den Erdboden zu ihren Füßen, die Gegner und schließlich auch das Portal erzittern. Cloud legte noch mehr Kraft in seine Attacke und das Portal wölbte sich nach innen, ehe es in sich zusammensank. Der Boden erzitterte erneut und eine Druckwelle schleuderte Cloud von den Füßen, das Schwert fiel aus seiner Hand und landete etwa zwei Meter entfernt auf dem Boden. „Cloud!“, rief Squall und sofort verließ er seine Position, doch einige der größeren Herzlosen stellten sich ihm in den Weg und hinderten ihn am Weiterkommen. Er musste tatenlos zusehen, wie Cloud bewusstlos am Boden lag und die kleineren Herzlosen sich auf ihn stürzten. „NEIN!“, brüllte der Braunhaarige und versuchte wieder und wieder, an seinen Gegnern vorbeizukommen, doch es war aussichtslos. //Nicht schon wieder...// Die Verzweiflung drückte Squall die Luft ab und er konnte kaum atmen. Panik bemächtigte sich seiner... nein, er konnte nicht schon wieder jemanden verlieren, das wäre einfach zu viel. Plötzlich erfüllte ein Surren die Luft und als Squall aufblickte, sah er ein monströses Shuriken durch die Luft wirbeln. Es pflügte durch die gegnerischen Massen und befreite auch Squall von den Hindernissen, die ihn von Cloud fernhielten. Er nutzte seine Chance und eilte zu dem Blonden, der fast ganz und gar von den kleinen, schwarzen Herzlosen mit den leuchtend gelben Augen bedeckt worden war. Squall griff an, befreite seinen Kamerad von den Herzlosen, während sich Yuffie zum Kampfgeschehen gesellte. Sie fing das Shuriken aus der Luft ab, drehte sich damit um der Waffe einen erneuten Schub zu verleihen und schleuderte es danach erneut auf die Herzlosen. Squall war sich Cloud über eine Schulter und schoss mit seiner Gunblade die Gegner aus dem Weg. Er rannte zu dem Breitschwert und legte Cloud dort ab, welcher langsam wieder zur Besinnung kam. Squall schirmte den Blonden mit seinem Körper ab, während er Gegner um Gegner beseitigte. Cloud kam langsam wieder auf die Beine und als der Blonde soweit war, schwärmten die beiden Schwertkämpfer aus, um die deutlich dezimierten Feindesgruppen zu attackieren. Mit Yuffie gemeinsam war es ein Leichtes und endlich schien sich ein Silberstreif am Horizont zu zeigen. Wenig später war der letzte Herzlose besiegt und alle drei ließen sich auf die Stufen nieder, die zu Cids Laden führte. „Wir haben es geschafft“, keuchte Yuffie und ließ sich auf den Rücken fallen, während sie gleichzeitig nach Atem rang. Squall und Cloud erwiderten nichts, nickten ihr aber zu, da sie ihr zustimmten. Sie hatten es noch einmal geschafft und niemandem war etwas passiert. Für diesen Moment konnten sie alle noch einmal aufatmen. Die Lage war trotz des Schließens des Portals in der Stadtmitte und zwei weiteren Portalen in Traverse Ost und Nord weiterhin ernst, wie Squall, Cloud und Yuffie wenig später feststellen mussten. Cid unterrichtete sie, dass sich vor der Stadt selbst ein viel größeres Portal gebildet hatte, welches erneut die Sicherheit der Bevölkerung bedrohte. „Soll das heißen, das vorhin war nur der Anfang?!“, rief Yuffie entsetzt. Sie saßen gemeinsam in Merlins Haus und gingen die momentane Lage durch, auf der Suche nach einer Lösung. „Sieht ganz so aus“, bestätigte Cid und die allgemeine Stimmung trübte sich. „Wir haben es nur ganz knapp geschafft, die Stadt zu schützen. Wenn dieses Portal wirklich größer ist als die vorigen drei, dann bekommen wir es mit wahrhaftigen Massen an Gegnern zu tun“, warf Cloud nachdenkend ein. „Wir brauchen einen Plan, wie wir die Menschen in Traverse schützen können, ohne, dass sie in die Kämpfe hineingezogen werden“, meinte Squall und Merlin stimmte ihm zu. „Ich könnte das übernehmen. Das Haus der Dalmatiner verfügt über einen guten Schutzschild, den bisher kein Herzloser überwinden konnte. Wenn ich diesen Schutz verstärke, haben wir eine solide Notunterkunft für alle, die nicht kämpfen können“, meinte der alte Zauberer und das hörte sich zumindest gut an. „Wir müssen den Kampf dennoch nach außen verlagern. Die Stadt könnte irreversiblen Schaden nehmen, wenn wir die Herzlosen darin bekämpfen, außerdem wäre mir wohler, wenn wir weit weg von den Menschen, die hier leben, wären, um Verletzungen und Schlimmeres zu vermeiden“, bemerkte Squall daraufhin. „Aber wenn wir draußen vor der Stadt sind, dann wissen wir doch nicht, was innen los ist. Was ist, wenn die Herzlosen die Portale in Traverse erneut aktivieren können?“ Darauf wusste keiner eine Antwort und Cid seufzte abgrundtief. „Wir müssen uns bis morgen Früh Gedanken machen. Bis dahin schlaft und ruht euch aus, ihr werdet eure vollen Kräfte brauchen“, meinte der Mechaniker und niemand konnte dagegen etwas sagen. Während Merlin und Cid noch zurückblieb, begaben sich Yuffie, Squall und Cloud auf dem Weg in die Stadtmitte, wo jeder von ihnen über eine Bleibe verfügte. Sie blieben an einer Abzweigung stehen, wo Yuffie in eine andere Richtung musste, als die anderen beiden. Squall nutzte dies als Gelegenheit, um ihr für ihre Hilfe zu danken. „Danke Yuffie, ohne dich hätten wir kaum eine Chance gehabt“, meinte er und Yuffie begann zu lächeln. „Das könnt ihr aber laut sagen. Da nächste Mal solltet ihr mich gar nicht erst wegschicken“, erwiderte sie und lachte. „Weshalb bist du eigentlich zurückgekommen?“, wollte Cloud nun wissen und Yuffie gab bereitwillig Auskunft. „Wir haben die Gegner besiegt und das Portal geschlossen und dann sollte ich euch helfen. Die Lage war im Griff, also bin ich zu euch gekommen, um euch zu helfen.“ „Wir?“, fragte Cloud verwundert. „Ja, wir. Aerith hat mir geholfen.“ Alle Farbe wich aus Clouds Gesicht. „Was...?“ Yuffie wiederholte ihre Antwort, in der Annahme, dass Cloud sie nicht verstanden hatte, doch das hatte er sehr wohl. Er konnte nur nicht fassen, dass es die Wahrheit sein sollte. „Wo ist sie...?“, wollte Cloud wissen. Yuffie wurde nun plötzlich blass und biss sich auf die Unterlippe. Erst jetzt war ihr wieder eingefallen, dass sie der anderen Frau versprochen hatte, ihre Beteiligung zu verschweigen und doch war es ihr herausgerutscht. „Yuffie, wo ist sie? Wo ist Aerith?!“, rief Cloud und machte einen großen Schritt auf die Ninja zu. Die Dunkelhaarige gab keine Antwort, hin und hergerissen zwischen dem, was sie Aerith versprochen hatte und dem, was Cloud wissen wollte. „Yuffie sag es mir!“, rief Cloud laut und seine Stimme hallte laut durch die Straße. Yuffie zögerte und Squall trat vor sie, so dass Cloud nun ihn anschauen musste. „Yuffie, geh.“ Die Ninja brauchte nicht lang, um ihre Beine in Bewegung zu setzen und sich dieser Situation zu entziehen und Cloud sah ihr verbissen hinterher, ehe er sich Squall zuwandte. „Was soll das? Was mischst du dich ein?!“ Squall musterte Cloud, welcher völlig außer sich war. „Ich weiß, wo sie sein könnte. Aber bevor wir zu ihr gehen, musst du dich beruhigen...“ Kapitel 16: Enttäuschung und Wut -------------------------------- Angespannt ging Cloud hinter Squall her, während er noch immer zu verarbeiten versuchte, dass Aerith gar nicht tot war. Er zweifelte gerade an allem, was er bisher geglaubt hatte, auch, wenn er sich ziemlich sicher war, Aerith damals im See beerdigt zu haben. Es ergab alles keinen Sinn, aber damit hatte er ja in der letzten Zeit viele Erfahrungen gesammelt. Der Blonde schaute auf Squalls Rückansicht und bemerkte, dass er völlig die Orientierung verloren hatte. Er kannte sich nach wie vor nicht gut in Traverse Town aus, daher wusste er nicht, wo er sich befand. Dafür wusste es Squall, welcher zielstrebig weiterging und erst stehenblieb, als er den Ort erreichte, wo Aerith sich aufhielt. Cloud schob sich an dem Gunbladekämpfer vorbei und klopfte an die Tür. Sein Herz klopfte die ganze Zeit schon unruhig in seiner Brust, doch jetzt nahm dies noch an Heftigkeit zu. Seine Gedanken rasten, während sich die Wartezeit schier endlos zog. Cloud bemerkte, dass er den Atem anhielt und rief sich selbst zur Ordnung. Er durfte jetzt nicht den Kopf verlieren, nicht, wenn Aerith möglicherweise hinter dieser Tür auf ihn wartete. Doch hinter der Tür tat sich nichts, auch nicht, als Cloud ein weiteres Mal anklopfte. „Vielleicht ist sie nicht da“, wandte Squall ein und Cloud wünschte sich in diesem Moment, dass der andere die Klappe halten möge. Viel lieber wäre er allein hierher gekommen, aber er war auf Squall als Führer angewiesen und nur deshalb war der andere jetzt bei ihm. Es war merkwürdig, dass er immer in der Nähe war und Cloud wusste nicht, ob er sich dadurch besser fühlte oder auch nicht. Das Problem war, dass sie schon so viel miteinander durchgemacht hatten, dass Squall Cloud nicht mehr egal war. Seine Erinnerungen mochten verworren sein, aber er konnte sich an bruchstückhafte Momente mit Squall erinnern. Sehr bewusst waren ihm natürlich die Ereignisse der letzten Tage, allem voran jene, in denen der andere ihn gerettet hatte. Die Erinnerung an die Küsse mit Squall kamen urplötzlich in ihm hoch und brachten Cloud ganz durcheinander. Sein Gesicht flammte auf und er war froh, dass Squall hinter ihm stand und seinen Zustand nicht erkannte. Wobei es da nicht viel zu erkennen gab, schließlich wusste Cloud nur, dass er Dankbarkeit für den anderen empfand und noch dazu eine gehörige Portion Verwirrung. Cloud unterdrückte den Impuls, den Kopf heftig zu schütteln, um die unerwünschten Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Er wollte sich lieber auf das kleine Haus konzentrieren, in welchem Aerith allem Anschein nach lebte und dessen Tür geschlossen blieb. Versuchsweise drückte Cloud die Klinke der einfachen Holztür herunter und diese ging problemlos auf. Alarmiert griff Cloud nach seinem Schwert und er hörte, wie Squall ebenso nach seiner Waffe griff. Sie sprachen kein Wort, sie spürten instinktiv, dass sie beide bereit waren und so gingen sie langsam ins Innere des Hauses. Es war alles so, wie Squall es in Erinnerung hatte, nur Aerith war nicht hier. Er ging mit Cloud die wenigen Räume ab, doch sie fanden Aerith nicht vor, dafür aber einen Brief, welcher offen auf dem Holztisch lag, so dass man die Worte zwangsläufig lesen musste. Squall nahm das Stück Papier auf und überflog die Zeilen, die in Eile geschrieben worden waren. Nach wenigen Worten wusste er, dass diese nicht für ihn bestimmt waren und er händigte Cloud den Brief aus, damit dieser ihn lesen konnte. Lieber Cloud, ich weiß, dass du zu mir kommen wirst, aber das darf nicht geschehen. Du kannst dir kaum vorstellen, wie gerne ich dich nach all der Zeit sehen und mit dir reden möchte, aber ich kann nicht. Daher schreibe ich dir diese Zeilen, ehe ich gehen und dir fernbleiben muss, damit nicht noch einmal ein Unglück geschieht, an welchem du zerbrechen könntest. Ich bin froh, dass es dir gut geht und dass Squall dir eine Stütze sein wird, so wie ich es nicht kann. Du musst unbedingt zu Tifa, Cid und Yuffie gehen, sie vermissen dich sehr. Alle anderen konnte ich leider nicht ausfindig machen, aber ich bin mir sicher, dass es noch Hoffnung gibt, auch, wenn die Sterne diesbezüglich schweigen. Du fragst dich sicher, warum ausgerechnet wir beide uns nicht treffen dürfen und diese Frage ist berechtigt. Du hast die Jenova-Zellen in dir, das weißt du. Diese Zellen sind direkt mit Sephiroth verbunden, das heißt, wenn wir beide uns sehen, wird dies Sephiroth herbeirufen und das Ereignis von damals wird sich wiederholen. In einem solchen Fall wird es ihm gelingen, etwas an sich zu reißen, was uns alle in Gefahr bringen könnte. Ich kenne dich Cloud und ich muss jetzt mit dir schimpfen. Denk nicht daran, diese Regel zu brechen, so sehr du mich auch sehen und mit mir reden willst. Diese Welt muss vor ihm beschützt werden, das weißt du genauso gut wie ich. Es mag ungerecht sein, aber wir haben diese Pflicht zu erfüllen. Leider kann ich dir nicht mehr sagen, denn sonst würde ich jene Ereignisse in Gang setzen, die nicht geschehen dürfen. Aber was ich dir sagen kann, ist: Irgendwann können wir uns sehen und ich freue mich sehr auf diesen Tag. Bis dahin, lebe wohl. Ich habe dich sehr lieb und bete für dein Wohlergehen. Aerith Cloud biss die Zähne zusammen und ließ den Brief sinken, während der Schmerz in ihm explodierte. Erst jetzt registrierte er, wie wichtig ihm dieses Treffen gewesen wäre und seine Hand zerknüllte das Papier, weil er irgendwohin mit seiner Enttäuschung musste. Seine Wut auf die Umstände, Sephiroth und diese gesamte Situation ließ ihn immer ruheloser werden und gerade wünschte er sich die Gegnerhorden von vorhin zurück, um all diese aufgestauten Gefühle loszuwerden. Aber da waren sie – in seinem Inneren und sie tobten, ließen ihm keine Ruhe, bis er seine Faust auf den Holztisch sausen ließ, um wenigstens einen Teil des Schmerzes zu verarbeiten, der in ihm saß. Er ließ sein Schwert fallen, suchte sich eine Wand und begann, auf diese einzuschlagen. Er konnte jetzt nicht mit dem Schwert zuschlagen, da er so nicht den Schmerz nachspüren konnte, der in seinem Inneren festsaß und ihn auszulachen schien. Cloud schlug mit immer mehr Kraft auf die Wand ein und Squall ließ ihn eine Weile gewähren, ehe er sich ihm näherte. „Cloud...“, sprach er ihn an, doch der Blonde hörte nicht, sondern hieb stattdessen noch stärker auf die Wand ein, bis die Haut an seinen Fingerknöcheln aufriss und er rote Flecken hinterließ, wo das Blut auf die Oberfläche traf. Cloud keuchte, doch seine Schläge nahmen nicht an Kraft ab und irgendwann schrie er seine Enttäuschung, seine Wut und seine Frustration heraus. Nicht, dass es etwas geändert hätte, aber er musste diesen Schmerz irgendwie loswerden, sonst würde er zusammenbrechen. Squall konnte es nicht mehr mit ansehen und er riss Cloud von der Wand zurück. Er packte beide Hände, welche bereit blutverschmiert waren und hielt sie fest, während Cloud augenblicklich begann, sich zu wehren. Eine Weile rangen sie miteinander, während Cloud seine Wut auf Squall projizierte. Er riss sich aus dem Griff des anderen los und gab sich seiner Wut hin. Er wollte ihm wehtun, wollte an ihm auslassen, was schiefgelaufen war und er sah sich nur kurz nach seinem Schwert um. Er würde sich Schwert an Schwert mit Squall messen, nur das zählte gerade. Cloud sprang zurück und begab sich damit in die Nähe des Breitschwertes, doch Squall hatte das kommen sehen und er war schneller. Er versetzte dem Schwert einen Tritt, so dass dieses quer durch den Raum schlitterte und er stellte sich Cloud entschlossen in dem Weg. „Du weißt nicht, mit wem du dich anlegst“, zischte Cloud, doch Squall gab keine Antwort. Er wusste genau, mit wem er sich hier anlegte und dass er mit Worten nicht weit kommen würde. Um wenigstens Fairness walten zu lassen, warf er sein Schwert zu dem Clouds und behalf sich mit seinen Fäusten. Er bemühte sich, lediglich seine Verteidigung aufrecht zu erhalten und nicht als Erster zuzuschlagen, aber das übernahm Cloud schon bereitwillig. Fast spürte er Erleichterung, seinen Gefühlen ein Ventil geben zu können und mit einem wütenden Aufschrei stürzte er sich auf Squall. Der Dunkelhaarige fing ihn ab, aber Cloud hatte so viel Kraft aufgewendet, dass Squall nach hinten taumelte. Cloud nutzte es, um ihn zu schlagen, doch Squall war schnell und wendig, so dass der Schlag ins Leere ging. Squall versuchte, wieder Clouds Hände zu fassen, doch der Blonde ließ es nicht zu. Wenn Squall ihn stoppte, würde er an diesen ganzen Gefühlen in sich ersticken und zusammenbrechen. Verbissen mobilisierte Cloud seine ganzen Kraftreserven und beschloss entschieden, es Squall nicht leicht zu machen. Der andere parierte seine Angriffe einfach nur und Cloud machte das nach einiger Zeit noch wütender. Er wollte einen ernsten Kampf, der alles andere nebensächlich erscheinen ließ und der jegliches Gefühl in ihm abstellte. „Cloud“, sagte Squall mit entschiedener Ruhe und es machte Cloud nur noch wütender. Seine Schläge wurden kraftvoller, gleichzeitig nahm aber auch seine Energie immer weiter ab, was ihn damit nur noch verbissener machte. Squall wartete ab, bis eine Pause nach einem der Schläge einsetzte, dann ging er auf einmal zum Gegenangriff über, womit er Cloud aus dem Konzept brachte. Blitzschnell war er danach hinter ihm und drehte ihm die Arme auf den Rücken, um ihn bewegungsunfähig zu machen. „Beruhige dich, Cloud.“ Squalls Stimme schien ruhig, doch er war mittlerweile ebenso aufgebracht. „Was ist nur los mit dir?“ Cloud wehrte sich, doch seine Arme und Beine zitterten bereits vor Anstrengung und nur der pure Wille hielt ihn aufrecht. Sein Atem ging keuchend und er ging in die Knie, während Squall noch mehr Kraft aufwandte, um ihn zu bändigen. Schließlich gingen Cloud die Kräfte aus und er blieb niedergeschlagen auf dem Boden hocken. All die Gefühle kamen zurück und das noch machtvoller und niederschmetternder als zuvor. „Es war damals meine Schuld“, sagte Cloud leise. „Weil ich nicht stark genug war, konnte Sephiroth die Kontrolle über mich übernehmen. Erst hätte ich Aerith beinahe selbst getötet und als das nicht geklappt hat, hat er es selbst getan und ich konnte ihn nicht aufhalten. Und was ist jetzt? Sie schützt mich und die ganze Welt und ich kann wieder nur zusehen. Wieder steht Sephiroth zwischen uns und alles nur, weil ich zu schwach bin!“ Immer lauter wurde Cloud, bis er sich fast in Rage schrie und Squall wartete, bis er fertig war, sich in diese absurden Gedanken hinein zu arbeiten. Dann holte er mit der Faust aus und schlug Cloud mitten ins Gesicht, dass dieser überrascht nach hinten fiel, weil er nicht damit gerechnet hatte. Fassungslos richtete er sich wieder auf, während er seine nun blutende Unterlippe betastete. „Bist du jetzt fertig mit deinem Selbstmitleid?“, erkundigte sich der andere ruhig, fast stoisch, als würde ihn Clouds Leid nichts angehen, doch seine Augen funkelten vor unterdrückter Wut. Cloud konnte nichts sagen und so hatte Squall seine Antwort. „Ich weiß nicht, was du jetzt hören willst. Soll ich dir Recht geben, dass du ein Versager bist? Wem wäre damit geholfen?“ Squall schüttelte den Kopf und es erinnerte Cloud an einen Löwen, der seine Mähne schüttelte. Genau so begann der Gunbladekämpfer nun, hin und her zu gehen, wie es auch dieses ruhelose Tier hin und wieder tat. Dann fuhr er erneut zu Cloud herum und wieder redete er. „Ich habe meine gesamten Freunde verloren, meine ganze Familie, mein Zuhause... alles, was ich je hatte. ICH war zu schwach, ICH konnte nichts tun! Keiner meiner Freunde ist hier wieder aufgetaucht und ich glaube auch nicht mehr daran, dass sie hier auftauchen könnten. Aber ich lebe weiter und versuche mein Bestes, um wenigstens diese Stadt hier zu beschützen und das von damals irgendwie wieder gut zu machen!“ Der Schmerz war wie ein scharfes Schwert, welches Squall entzweien wollte, aber er ließ es nicht zu. Er redete einfach weiter, um es erträglich zu machen und er wollte, dass Cloud verstand, was er noch hatte. „Aber du bist hier... du hast Yuffie, Cid, Tifa und Aerith. Deine Freunde leben und selbst, wenn du Aerith nicht treffen kannst... sie lebt, hörst du? Sie LEBT! Du hast eine zweite Chance bekommen, also lass dieses Selbstmitleid und steh wieder auf...“ Damit wandte sich Squall ab, ging zu den beiden Schwertern, die auf dem Boden lagen. Während er seine Gunblade in die Halterung an seiner Seite steckte, hielt er Cloud das Breitschwert entgegen, wobei er ihn aber nicht ansah. Wenn er das getan hätte, hätte man ihm den eigenen Schmerz angesehen und gerade wollte er alles und jeden von seinem Seelenschmerz fernhalten. Cloud war wie benommen, während er die Worte Squalls verarbeitete und sie langsam ein wohltuendes Gefühl verursachten. Der andere hatte vollkommen Recht, er hatte eine zweite Chance bekommen, wusste der Teufel, wieso. Deshalb musste er sich aufraffen und auch an Aeriths Worte glauben, die ihm versichert hatte, dass sie sich eines Tages wiedersehen würden. Cloud stand vom Boden auf, atmete tief durch und wollte gerade nach seinem Schwert greifen, doch stattdessen sah er zu Squall. Der andere hatte das Gesicht von ihm zur Seite abgewandt, doch er konnte die angespannte Mundpartie sehen. Es arbeitete in dem anderen, vermutlich hatten seine Worte alte Erinnerungen aufgewühlt und Cloud konnte das gut nachempfinden. Er selbst hatte eine zweite Chance bekommen, Squall jedoch nicht, was das Schicksal wahrhaftig grausam machte. Squalls Hand, die das Breitschwert hielt, zitterte und er wandte den Kopf um. „Nimm jetzt endlich-“, wollte er sagen, doch in diesem Moment streckte Cloud die Hände nach ihm aus und seine Finger strichen über seine Wangen. Squall stockte der Atem, als Cloud ihn mitfühlend ansah und das Leid in ihm saß auf einmal in seiner Kehle. Er bekam kein weiteres Wort heraus, konnte nur den anderen Schwertkämpfer ansehen, dessen Finger seine Haut streichelten. Sämtliche Kraft wich aus ihm, das Breitschwert landete mit einem metallischen, schweren Geräusch auf dem Boden und er nahm alles wie in Zeitlupe wahr. Je länger Cloud seine Haut streichelte, umso mehr fielen ihm die Augen zu und Wärme breitete sich langsam in ihm aus, um die dunklen Erinnerungen ein wenig zu vertreiben. Plötzlich wanderten Clouds Finger in Squalls lange Haare, berührten seine Kopfhaut mit leichtem Druck und Squall hörte sich selbst leise aufseufzen. Nur kurz spürte er den Atem des anderen auf seinem Gesicht, dann fühlte er den sanften Druck von Clouds Lippen auf seinen. In Squall erstarrte alles für einen Moment, dann war da nur dieses Gefühl, als ob er nach Hause in seine Zuflucht gekommen wäre und einfach nur noch Cloud... //Was zum Teufel tue ich hier eigentlich...?//, dachte der Blonde, während er einfach nicht anders konnte, als Squall zu küssen, der vorher so verloren ausgesehen hatte. Er konnte nicht aufhören, musste seine Hände weiter in Squalls Haaren vergraben und ihm näher kommen. Er verspürte das unbedingte Gefühl, Squall näher kommen zu wollen und für ihn da zu sein, für ihn, der nur Fremde um sich herum hatte. Doch nicht nur das sorgte dafür, dass Cloud Squall noch näher kam und seinen Mund mit noch mehr Gefühl auf seinen presste. Aber er hatte kein Wort dafür, was es auch nur annähernd beschrieb, daher ließ er es bleiben und handelte einfach nur noch, indem er Squall sanft nach hinten zum Tisch schob... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)