Griever & Fenrir von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 13: Fassungslos ----------------------- Cloud sah Squall tagelang nicht wieder und er begann, sich langsam aber sicher Sorgen zu machen. Er versuchte es abzustellen, schließlich kannte er Squall nicht wirklich und wusste nicht, welche Verpflichtungen der andere hatte. Der Blonde versuchte sich abzulenken, indem er bei Cid herumlungerte, doch dieser war sehr viel mit seinen Basteleien beschäftigt und so blieb Cloud nur die Möglichkeit, Yuffies Gesellschaft in Anspruch zu nehmen. Bisher hatte er sich geweigert, schließlich wusste er nicht, was er mit der quirligen jungen Frau reden sollte, doch dieses Mal führte kein Weg daran vorbei. Gemeinsam durchstreiften sie die einzelnen Abschnitte von Traverse und Yuffie zeigte Cloud ihre normale Route, die sie während ihrer Patrouille absolvierte. „Und du machst das mehrmals pro Tag?“, erkundigte sich der Blonde. Die Ninja nickte. „Ja. Ich mache mehrmals die Runde, beobachte die Herzlosen und bekämpfe sie, wenn sie den Bewohnern zu nahe kommen“, bestätigte sie. „Im Moment gibt es etwas mehr zu tun, weil ich Squall nicht erreiche.“ Sorge schwang in Yuffies Stimme mit und Cloud konnte sie gut nachvollziehen. „Na ja, vielleicht will er sich einfach mal ausruhen und dabei testen, ob ich auch allein klar komme“, meinte sie schließlich optimistisch. Cloud schwieg, denn er glaubte es nicht. Der Squall, der ihm bekannt war, war pflichtbewusst und verlässlich, daher passte dieses „Schwänzen“ gar nicht zu seinem Charakter. //Es sei denn, es ist irgendetwas passiert//, überlegte Cloud und Unruhe kam in ihm auf. Sie beendeten die Runde und der Blonde verabschiedete sich von Yuffie und beschloss, sich auf die Suche nach dem Dunkelhaarigen zu machen. Er erkundete Traverse Mitte auf eigene Faust, suchte die Orte auf, die prädestiniert dafür waren, dass Squall sie aufsuchen würde. Doch sowohl im Itemshop als auch im Waffenladen wurde er nicht fündig und so langsam gingen Cloud die Möglichkeiten aus. Er beschloss, sich mit Cid kurz zu schließen, doch bevor er den Aufenthaltsort des anderen erreichte, fiel ihm die Höhle ein, die im Untergrund lag. Dafür musste er erneut durch das Gebiet, welches von diesen sogenannten Herzlosen heimgesucht wurde und das war nicht ungefährlich. Aber dort waren die Chancen am höchsten, dass Squall sich dort aufhielt und Cloud würde diese Möglichkeit damit nicht unbeachtet lassen. Unterwegs zum Eingang zu jenem Bereich begegneten Cloud noch ein paar Menschen, die ihn auf Squall ansprachen. Er gab ihnen allen die gleiche Antwort, nämlich, dass er nicht wusste, wo der Dunkelhaarige steckte und die Reaktion war immer die gleiche. Die Menschen sahen aus, als hätte man ihnen einen Hoffnungsschimmer genommen und der eine oder andere erzählte, dass Squall – oder Leon, wie man ihn hier nannte – ihnen aus größter Not geholfen hatte. Es war als würden sie einen Helden verehren und zu Squall aufsehen und Cloud konnte das Verhalten des anderen nur noch weniger verstehen. Grüblerisch ging Cloud weiter und eine Erkenntnis wuchs in ihm heran. Ohne, dass Squall es beabsichtigt hatte, verließen sich die Leute auf ihn und nun ließ der Gunbladekämpfer genau diese Menschen im Stich. //Was ist passiert, dass er sich so verhält?//, fragte sich der Blonde und ging durch das Gebiet, welches Yuffie ihm gezeigt hatte. Im Groben erinnerte er sich an den Weg und als er den unscheinbaren Eingang hinter einem „Vorsicht“-Schild sah, hoffte er, dass Squall sich wirklich dort aufhielt. Die Gunblade schnitt durch die Luft, wieder und wieder. Obwohl seine Muskeln wie verrückt brannten, seine Finger bereits zitterten und er kaum noch aufrecht stehen konnte, machte Squall weiter mit seinem harten Training. Der Schweiß rann ihm in Bächen am Körper herab, sein Atem ging stoßweise und dennoch konnte er an nichts anderes denken als an dieses Training. Er erlaubte es sich nicht, an andere Dinge zu denken und nur, wenn er schwarze Punkte vor Augen hatte, hielt er inne und nahm Essen oder Wasser zu sich. Momentan ging es ihm noch einigermaßen gut, also ließ er sich nicht von dem leichten Hungergefühl ablenken, sondern vollführte eine Reihe weitere kraftraubender Übungen. Er bemerkte den Besucher zu spät, aber dennoch rechtzeitig genug, um herumzuwirbeln und demjenigen die Gunblade an den Hals zu halten, bereit zu töten. Als er sah, dass es Cloud war, erschrak er und er nahm seine Waffe so beherrscht wie möglich herunter, da seine Finger nun noch stärker zitterten. Cloud kommentierte dies nicht, sondern wartete, bis Squall die Gunblade gesenkt hatte, dann suchte er sich einen größeren Fels, auf dem er sich niederlassen konnte. „Wieso verkriechst du dich hier?“, kam der Blonde sofort zum Thema und verlor keine Zeit. Squall zog es vor, nicht darauf zu antworten und nahm seine Übungen wieder auf. Wenn er einfach nicht antwortete, würde Cloud unverrichteter Dinge wieder gehen... zumindest hoffte er das. „Die Leute fragen nach dir... sie wollen wissen, wie es dir geht...“, sagte Cloud nach einer Weile und auch das ignorierte Squall, während er versuchte, die Anwesenheit des Mannes zu ignorieren, der sein Herz und seine Sinne in Aufruhr brachte. „Was soll ich ihnen sagen...?“, fragte Cloud und Squall biss sich auf die Unterlippe, dann stoppte er sein Training und sah Cloud ernst an. „Sag ihnen, ich bin tot...“, lautete seine Antwort, dann hielt er seine Gunblade wieder höher, richtete seinen Blick nach vorn auf die Spitze seiner Klinge und begann seine Übungen von vorn. Plötzlich bekam er einen harten Hieb von der Seite und er wurde durch die Luft geschleudert. Er landete im tieferen Teil der Höhle und somit im Wasser, worauf weder er noch seine Lungen gefasst gewesen waren. Squall kam hustend und nach Luft ringend wieder an die Oberfläche, da er automatisch eingeatmet hatte. Verstört sah er zu Cloud auf, der sein Breitschwert gerade wieder in die Halterung auf seinem Rücken steckte. Der Blonde kam seelenruhig auf Squall zu und es störte ihn nicht, dass das Wasser seine Schuhe und seine Hosenbeine durchtränkte. Der Blonde schüttelte nun enttäuscht den Kopf. „Du bist nicht der Squall, den ich kennengelernt habe“, meinte er leise und beobachtete, wie Squall auf der Stelle schwamm und immer wieder von seinen vor Nässe triefenden Kleidern unter Wasser gezogen wurde. „Du bist nicht der, der mir geholfen hat... du bist nichts als ein Schatten vom echten Squall“, sagte der Blonde weiter und kam langsam auf Squall zu, der das einfach nur schweigend hinnahm. „Aber das ist nicht schlimm. Ich werde dir dieses Mal helfen.“ Mit diesen Worten schwamm Cloud vor Squall und der Dunkelhaarige verstand die Welt nicht mehr. Wieso sollte Cloud ihm helfen? Er hatte doch all seine Freunde hier, er hatte eine Chance auf eine Zukunft, während Squall allein war und nicht wusste, wohin er mit sich sollte. „Wieso?“, platzte es da schon aus ihm heraus. Cloud griff in Squalls Nacken, zog den anderen damit näher und schaute ihm mit stechendem Blick direkt in die Augen. Squall hatte keine Chance, er konnte den Blick nicht abwenden und so wirkten Clouds folgende Worte nur noch eindringlicher auf ihn. „Weil du mir das Leben gerettet hast, als ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Du hast mir eine Richtung gewiesen und nur deshalb konnte ich so viele Menschen treffen, die mir so viel bedeuten. Und so etwas sollst du auch haben.“ Squall gab einen erstickten Laut von sich, weil er diese Möglichkeit als nicht existent für sich einstufte. Heftig schüttelte er den Kopf und sah Cloud nun wütend in die Augen. „Das wird es nicht geben! Meine Freunde sind tot, alles was ich kannte, ist zerstört! Wie soll ich weiterleben und diesen anderen Menschen ins Gesicht sehen, wenn ich genau weiß, dass ich auch sie enttäuschen werde?!“, rief er und seine Stimme hallte eindringlich von den Höhlenwänden wider. Abermals drückte Cloud Squalls Nacken und zwang ihn weiter dazu, ihn direkt anzuschauen. „Wer sagt, dass deine Freunde alle tot sind? Was du gesehen hast, lag weit in der Zukunft und vielleicht hast du all das schon verändert. Du brauchst Geduld und Hoffnung, vielleicht kommen sie auch hierher“, hielt Cloud dagegen. „Wieso sollten sie so spät hier ankommen? Außerdem hat Merlin mir bereits gesagt, dass Teile von meiner Heimat in Traverse Town aufgenommen wurden, also müssten sie doch hier sein, aber das ist nicht so! Weil sie alle tot sind! Weil ich versagt habe!“ Squalls Stimme bebte und sein Blick war eine einzige Qual. Es tat weh, es auszusprechen, aber nur so verstand der Blonde ihn vielleicht. Cloud gab einen unwirschen Laut von sich. „Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der so leicht aufgibt. Ich habe mit den Menschen in Traverse geredet und sie alle sehen zu dir auf. Sie verdanken dir alles und du sagst so leichtfertig, dass ich ihnen sagen soll, dass du tot bist. Du bist ein Feigling, Squall“, sagte er dann und Squall zuckte zusammen. Verbissen schwieg er, während das Wort „Feigling“ mehrmals in seinen Gedanken widerhallte. Nur zu gerne hätte er sich gegen diese Äußerung gewehrt, doch leider entsprach sie der Wahrheit. Ja, er war ein Feigling, ja, er hatte aufgegeben und ja, Cloud hatte Recht. Jetzt seufzte der Blonde und schwamm zu einer seichteren Stelle im Wasser, um dort bequem stehen zu können. Squall folgte ihm und als sie sich gegenüber standen, griff Cloud erneut nach dem anderen, legte seine Hand in den Nacken des Dunkelhaarigen und wieder griff er zu wie bei einem unartigen Kätzchen, dass jetzt endlich auf sein Herrchen hören sollte. „Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, dann höre darauf, was ich dir jetzt sage“, begann er und wieder bedachte er Squall mit diesem eindringlichen Blick. „Es ist mir egal, wenn du dich hier verkriechen willst. Das kannst du gerne tun, aber erst, nachdem du für diese Menschen in Traverse dagewesen bist. Du wirst sie vor diesen Herzlosen beschützen, weil du es kannst... es ist deine Pflicht.“ Squall erwiderte nichts, während diese Worte tief in ihn eindrangen und sein Innerstes erschütterten wie ein Erdbeben. „Lebe, Squall. Für diese Menschen, die sich auf dich verlassen und die jeden Tag darauf warten, dass du zu ihnen zurückkommst. Lebe. Tu es für mich...“, sagte Cloud und der andere war damit vollkommen überrumpelt. Cloud ließ keine Reaktion erkennen, obwohl seine Worte einem halben Liebesgeständnis sehr nahe gekommen waren. Doch er hatte diese Worte dermaßen neutral hervorgebracht, dass das nicht sein konnte, das wusste Squall. Der Blonde ließ endlich seinen Nacken los und es kostete den Gunbladekämpfer alles, Cloud nicht an sich zu reißen. Also sah er nur zu, wie Cloud sich von ihm abwandte, aus dem Wasser watete und kurz darauf die Höhle verließ. Squall ließ sich auch am nächsten Tag nach Clouds Worten nicht in Traverse Town blicken und Cloud beschloss, hartnäckig zu bleiben. Es blieb auch nicht bei einem Tag, denn Squall hatte jegliches Vertrauen verloren und das brauchte Zeit. Also ging Cloud wieder und wieder zu dem anderen in die Untergrundhöhlen und immer wieder leistete er Squall Gesellschaft, auch, wenn sie nicht viel sprachen. Manchmal sah er Squall einfach nur beim Training zu und ging dann wieder, manchmal erzählte er Squall auch von den Menschen, die nach ihm fragten und was zur Zeit in Traverse Town los war. Er verbrachte Zeit mit ihm und immer, wenn sie sich voneinander verabschiedeten, sagte Cloud diese quälenden Worte: Lebe. Für die Menschen, die dich brauchen. Lebe. Für mich. Diese Worte verfolgten Squall sogar bis in seine Träume, verdrängten die Alpträume von Tod, Zerstörung und verbranntem Fleisch und verursachten eine völlig andere Unruhe in Squall, als er sie bis jetzt gewöhnt gewesen war. Er machte sich Hoffnungen, das spürte er genau und er wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen. Cloud meinte es nicht so, er konnte es nicht so meinen, das war ihm vollauf bewusst. Aber trotzdem konnte Squall diese Gefühle in sich nicht abstellen, die immer mehr an die Oberfläche wollten. Auch an diesem Tag war es nicht anders und als Cloud wieder diese Worte sagte und sich abwenden wollte, hielt Squall ihn auf. „Was meinst du damit? Wieso soll ich für dich leben, was zum Teufel meinst du?!“, fragte Squall und er verstand es einfach nicht. „Du hast mich gerettet und ich schulde dir etwas. Außerdem sind wir Freunde... schon vergessen?“, erinnerte Cloud ihn. Squall stand wie betäubt da. Freunde...? Taten Freunde das wirklich füreinander, auch wenn einer von ihnen dafür gesorgt hatte, dass viele andere gestorben waren? „Freunde also...“, wiederholte Squall und er fragte sich, warum diese Bezeichnung so wehtat wie ein Faustschlag in den Bauch. „Stimmt etwas nicht damit?“, erkundigte sich Cloud stirnrunzelnd. Er hatte sich und Squall bereits als Kameraden angesehen, da sie bereits viel durchgemacht hatten. Oder hatte er da etwa falsch gelegen? Squall wollte gerade eine Antwort geben, da sprach Cloud schon weiter. „Ich wollte nicht aufdringlich sein... aber nach allem was war, habe ich gedacht, dass wir... dass wir Freunde sind. Oder nicht?“ Der Blonde sah unsicher zu Squall und zeigte damit ein Ausmaß an Verletzlichkeit, welches Squall lange nicht zu Gesicht bekommen hatte. Es erinnerte ihn an damals, als er den anderen wegen Zacks Tod getröstet hatte und das Gefühl der Nähe, welches sie an jenem Tag geteilt hatten, stieg in Squall auf. //Ich darf das nicht... er sieht nur einen Freund in mir, ich darf nicht...//, dachte der Dunkelhaarige, doch es war bereits zu spät. Seine Hand legte sich bereits zielsicher in Clouds Nacken und der andere sah ihn nun an. Seine Augen wurden ein wenig größer, sein Mund öffnete nicht leicht vor Überraschung und da war es um Squall geschehen. Er konnte nicht mehr und so zog er den Blonden heran und küsste ihn auf die geöffneten Lippen. Der Blonde versteifte sich sofort und wehrte sich, doch der Dunkelhaarige konnte nicht aufhören. Seine Lippen glitten über Clouds Lippen und er ignorierte die Gegenwehr des anderen. Lieber vertiefte er den Kuss noch mehr, doch es war zu viel und Cloud schob ihn kraftvoll von sich. Entsetzt sah er Squall an und wischte sich fahrig über die Lippen, als könne er damit ungeschehen machen, was der Dunkelhaarige ihm angetan hatte. „Cloud...“, sagte Squall leise, doch der andere hob die Hand und wollte nichts hören. Er sah Squall noch einen Moment fassungslos an, dann verließ er die Höhle schnellen Schrittes über die Treppenstufen, die direkt zu Merlin führten. Der Gunbladekämpfer ließ sich währenddessen auf einem der größeren Steine nieder und starrte einen Moment aufs Wasser. Er nahm einen zittrigen Atemzug und noch einen, doch sein aufgewühltes Inneres konnte das nicht beruhigen. Er bereute nicht, was er getan hatte... aber er hatte plötzlich Angst, dass er dabei war, das letzte bisschen Kontrolle über sich zu verlieren. Squall dachte an seine Freunde und seine Heimat, an Balamb Garden, an das Waisenhaus und natürlich an seine Ziehmutter Edea. Er vermisste all das, was ihm so vertraut gewesen war und er wusste, dass ihm der Rückhalt fehlte. So stand er immer vor der Gefahr, den Halt zu verlieren und Menschen erneut weh zu tun, etwas, was er gar nicht wollte. Squall fühlte sich verloren und die Einsamkeit setzte ihm zu. Er fuhr sich durch die längeren, dunklen Haare und stand von seinem Platz auf. Vielleicht war es an der Zeit, ein paar Ratschläge zu befolgen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)