Griever & Fenrir von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 8: Berichtigungen ------------------------- Es war verstörend, wieder auf der Tanzfläche des Festraums im Balamb Garden zu landen und Squall erkannte nur daran, als Rinoa sich in ihrem hellen Kleid lächelnd von ihm verabschiedete, dass er in seiner eigenen Vergangenheit gelandet war. Ihm schwirrte der Kopf, hielt zuerst alles bisher Erlebte für einen Traum... doch als er den schmalen Armreif an seinem Handgelenk sah, wusste er, dass alles real gewesen war. //Wenn das so ist, dann ist Cloud jetzt in meinem Zimmer...//, überlegte Squall und begab sich erst einmal an den Rand der Tanzfläche, von wo aus er das Feuerwerk draußen beobachtete. Sein erster Impuls war es eigentlich, direkt zu Cloud zu gehen und ihm alles zu erzählen, doch davor hatte ihn sein zukünftiges Ich gewarnt. Er musste stattdessen das Gegenteil davon tun und Clouds Präsenz in dieser Zeit ignorieren. Squall seufzte hörbar und sein Verstand ging alle Möglichkeiten durch. Er musste einfach nur die Zeit herumkriegen, bis er von selbst wieder verschwand, dann würde das Gespräch zwischen ihm und Cloud nie stattgefunden haben. Das würde ausreichen, um ihre jeweiligen Zeitschleifen zu trennen und die vorherige Ordnung wieder herzustellen. Squall löste sich vom Rand der Tanzfläche und beschloss, ein wenig frische Luft zu schnappen. Er hielt auf den Balkon zu, doch da waren für seinen Geschmack viel zu viele Leute. Einem Impuls folgend wandte er sich in die entgegengesetzte Richtung und durchquerte wenig später den verlassenen Campus. Alle waren auf der Feierlichkeit, also würde er wohl irgendwo seine Ruhe finden. Seine Schritte lenkten ihn dennoch zum Trainingsgelände, denn bei allem, was mit Kampf zu tun hatte, fühlte er sich zuhause, auch, wenn das Kämpfen an sich ihn schon lange ermüdete. Squall dachte an den Kampf gegen Artemisia zurück und seine Laune sank noch etwas weiter. Er hatte gedacht, es würde endlich aufhören, doch stattdessen befand er sich erneut an einem fremden Ort in einer fremden Zeit und musste wieder alles richten, obwohl er nicht darum gebeten hatte. Dieses Mal war es sogar kräftezehrender, denn er musste eine Freundschaft zerstören, die er eben erst aufgebaut hatte und die es aber nicht geben durfte. Squall schlich sich durchs Trainingsgelände um Monster zu umgehen und kam schließlich bei der ausladenden Aussichtsplattform an, die es hier gab. Keine Menschenseele war hier und Squall atmete erleichtert aus. Von hier aus konnte er auch das Feuerwerk draußen sehen und er schaute eine Weile zu. Die Zeit verstrich langsam und der Braunhaarige war sich nicht sicher, wie lange er hier ausharrte, doch letztlich war er sich sicher, dass Cloud bereits verschwunden sein musste. Er würde es nicht nachprüfen, einfach um sicher zu gehen, dass sich ihre Zeitschlaufen nicht nochmals miteinander verbanden. Ein bitteres Gefühl kam in Squall auf, weil er diese Freundschaft mit Füßen treten musste und am liebsten hätte er den Knopf an der Unterseite betätigt, um alles ungeschehen zu machen. War es nicht Schicksal, wenn sich zwei Menschen kennenlernten? Hatte das nicht einen Grund, dass man sich traf und Dinge miteinander erlebte? Hatte er überhaupt das Recht dazu, etwas ungeschehen zu machen, nur, weil er nach Hause in seine Welt wollte und weil ihm sein zukünftiges Ich dazu geraten hatte? Vielleicht war der umgekehrte Weg der Richtige und er machte genau das Falsche? Aber welches Recht hatte er, damit auch über Cloud zu bestimmen, der ein Opfer dieser ganzen Misere war? Squall stöhnte überfordert, weil ihm bei derart vielen Möglichkeiten der Kopf wehtat. Er beschloss jedoch, das zu tun, was ihm sein zukünftiges Ich Leon, der Zauberer Merlin und dessen Eule Archimedes geraten hatten, denn eine andere Chance hatte Squall nicht. Er hatte zumindest keine andere Idee, die besser war. Der Braunhaarige bemerkte ein leichtes Schwächegefühl und glaubte seine Aufgabe damit als getan. Er betätigte den Knopf an der Unterseite des Armreifs und ließ sich wieder durch die Zeit katapultieren. Er würde tun, was er musste und dann würde er nach Hause zurückkehren, nicht mehr und nicht weniger. Squall fühlte sich merklich erschöpft, als er irgendwann nach fünf Zeitsprüngen sein vorläufiges Ziel erreichte. Er sank auf dem Boden und lehnte sich gegen einen Felsen, der seine Gestalt verbarg, ehe er nach ein paar Kontrollblicken seinen Kopf ebenfalls gegen den Stein lehnte. Er atmete tief durch, genoss die kleine Pause, die er sich nun gönnen konnte. Die Zeitreisen waren mithilfe des Armreifs kontrollierter, dafür aber auch kraftraubender. Seine Lider waren tonnenschwer, am liebsten hätte er sie geschlossen und einfach nur geschlafen. Aber er war seinem Ziel sehr nahe, bald würde er nach Hause können und dann würde diese Odyssee ein Ende haben. Er hatte alles berichtigt, was bisher geschehen war. Er hatte sich vor Cloud versteckt, ihn niemals angesprochen und sich ihm auch nicht gezeigt. Am See mit den hellen Bäumen hatte er einfach eine andere Route gewählt und hatte sich noch dazu in einem tiefen Gebüsch versteckt, damit Cloud ihn nicht fand. An dem anderen Gewässer war er Cloud nicht zu nahe gekommen, sondern hatte einfach an jener Stelle gewartet, wo er angekommen war, bis er von selbst wieder verschwunden war. Im Wall Market hatte er sich zwischen den Geschäften versteckt und einfach zugesehen, wie Cloud als Frau verkleidet mit einer weiteren Frau zu einer unbekannten Mission aufgebrochen war und beim Kampf gegen Diabolos hatte er den Schwertkämpfer ebenfalls sich selbst überlassen. Nun blieb nur noch die eine Begegnung, die Squall aussitzen musste, dann hätte sich alles geklärt und er konnte nach Hause. Wehmut und Erleichterung durchzogen Squalls Inneres. Einerseits tat es ihm leid, dass er Cloud so in Schwierigkeiten bringen musste, zum anderen konnte er dann endlich Pause machen von den nicht enden wollenden Kämpfen. Er brauchte so dringend eine Pause, dass es schon nicht mehr feierlich war. Squall seufzte und schaute zum dunklen Himmel hinauf. Die Wolken ballten sich gerade zusammen und erste Tropfen regneten auf den Schwertkämpfer hinab. Er schloss die Augen, seufzte leise und nahm es einfach hin. Er fühlte sich erschöpft und todmüde, aber nicht mehr lange und es würde ausgestanden sein. Der Regen nahm zu, durchnässte ihn und es dauerte nicht lange, bis seine braunen Haare an seinem Kopf klebten und seine Kleidung schwer an ihm hing. Es störte Squall nicht weiter, er wartete nur darauf, dass alles überstanden sein würde. Die Zeit verrann ebenso langsam wie die vorherigen Male und er nutzte die Zeit, um noch ein letztes Mal alle Momente Revue passieren zu lassen, die ihn mit Cloud verbunden hatten. Er dachte daran, wie sie sich erst gegenseitig die Schuld an dieser Situation zugeschoben hatten, nur um festzustellen, dass sie nichts dafür konnten. Er dachte an die kleinen Wortgefechte und die ehrlichen, freundlichen Momente, die sie später geteilt hatten. Er dachte daran, wie gut sie zusammen im Kampf harmoniert hatten und dass sie sich gegenseitig im Punkt Stärke in nichts nachstanden. Es gab nicht viele Menschen, mit denen sich Squall auf Anhieb so verbunden gefühlt hatte wie mit Cloud und so bedauerte er den Ausgang dieses Abenteuers sehr. Eigentlich war es ziemlich unfair... Schüsse schreckten Squall auf und er war sofort auf den Beinen, jedoch immer noch in der Hocke. Ihm fiel bald darauf ein, dass es jedoch zu diesem Moment passte, genau so hatte es angefangen. Er durfte nicht eingreifen, also ließ sich Squall wieder in den Schutz des Felsens fallen, um nicht hineingezogen zu werden. Weitere Schüsse und Schreie waren zu hören... dann plötzlich Stille, die vom bloßen Regengeräusch gefüllt wurde. Angestrengt lauschte Squall in die Ferne, doch er hörte keine Schritte, so wie letztes Mal. Unruhe kam in ihm auf, weil er bemerkte, dass es damals auch nicht so geregnet hatte, die Schreie waren nicht so laut gewesen, einfach alles war anders gewesen. Endlich hörte er ein Geräusch, es klang, als würde jemand sich schleppend vorwärts bewegen und Squall wurde noch unruhiger. Er lugte hinter dem Stein hervor und sah, wie Cloud durch den Matsch kroch, auf den dunkelhaarigen Mann zu. Der Blonde wirkte kraftlos und matt, wie er sich vorwärts durch den Schlamm zog und seine Kleidung triefte vor Schmutz, doch das war unwichtig. Er erreichte den dunkelhaarigen Mann, der im Sterben lag und er zog sich die letzten Meter am Körper des anderen weiter, bis er ihm endlich ins Gesicht sehen konnte. Squall konnte nicht mehr erkennen, außer, dass Cloud sich irgendwann aufrichtete und neben dem anderen Mann kniete. Sie sprachen miteinander, doch Squall hörte nicht einmal Wortfetzen. Wenig später drückte der Dunkelhaarige Cloud das Schwert in die Hände und sein Kopf kippte zur Seite, danach rührte er sich nicht mehr. Squall biss sich auf die Unterlippe, als er die Verzweiflung sah, die in Clouds Gesicht entstand. Der Blonde umklammerte das Schwert krampfhaft... und plötzlich schrie er leidend auf, dass Squall das Gefühl hatte, seine eigenen Eingeweide würden mit einer Faust umschlossen und zerdrückt. //Er leidet... ich muss zu ihm//, schoss es ihm durch den Kopf und dieser Gedanke und das Gefühl, für Cloud da sein zu wollen, wurden übermächtig. Squalls Vernunft zwang ihn sitzen zu bleiben, doch als Clouds Schrei in ein Schluchzen überging, hielt den Braunhaarigen nichts mehr. Er stand auf und rannte zu dem Blonden und als er ihn erreicht hatte, zog er ihn an sich, umarmte ihn fest. Vor Schreck war Cloud wie gelähmt und so nahm er die Umarmung hin, ehe die tröstliche Wärme und Stärke ihn dazu verleitete, weiter um Zack zu trauern. Seine Hände umklammerten das Schwert, sein Blick ruhte auf Zack, der nur so aussah als würde er schlafen und etwas Schönes träumen. Irgendwann ließ die Umarmung nach und Cloud sah ins Gesicht des Fremden, der ebenso leidend aussah, wie er selbst sich fühlte. Er kannte den anderen nicht, erinnerte sich auch nicht daran, ihm je begegnet zu sein und so zeichnete sich Verwirrung auf seinen Zügen ab. „Wer... wer bist du?“, fragte er leise und der Schmerz im Gesicht des anderen schien zuzunehmen. Squall spürte, wie unsinnig es war ,was er hier tat, aber gleichermaßen wollte er in Clouds Nähe sein. Es war eine schwachsinnige Idee gewesen, sich von seinem Freund fernzuhalten, egal, was andere sagten und nun bereute er es zutiefst, dem anderen die Erinnerungen an sich genommen zu haben. Es tat so verflucht weh... „Ich... bin ein Freund“, murmelte Squall und rieb Cloud etwas Blut und Dreck aus dem Gesicht, was der andere kommentarlos und innerlich völlig taub mit sich geschehen ließ. „Zack ist tot... ich weiß nicht, was ich tun soll...“, keuchte Cloud und die Verzweiflung nahm wieder Überhand, Squall konnte es gut nachvollziehen. Ihm wollte nicht einfallen, was man in so einer Situation sagen sollte, also drückte er Cloud erneut an sich und auf einmal klammerte sich der Blonde an ihn. „Du... du bist nicht allein. Du wirst Freunde finden und... du wirst eine Aufgabe haben. Dann kannst du diesen Verlust überstehen“, sagte Squall und handelte total aus dem Gefühl heraus. „Woher weißt du das?“, wollte Cloud wissen. „Ich weiß es einfach.“ Cloud gab sich damit zufrieden und er lehnte sich noch einen Moment an den Dunkelhaarigen, der ihm fremd erschien und dennoch vertraut genug, um den Worten zu trauen, die er von sich gab. „Was soll ich jetzt machen...?“, fragte Cloud und er löste sich ein wenig von Squall, um ihn hoffnungsvoll anzusehen. Ein scharfer Schmerz ließ Squall zusammenzucken und auf einmal spürte er das Schwächegefühl, nur etwas anders als sonst. Er gab einen gepeinigten Laut von sich, während er sah, wie seine Hände verschwammen. Rasend schnell breitete sich das Schwächegefühl und auch die Unsichtbarkeit aus und Squall wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. „Ich kann nicht bei dir bleiben. Du musst es allein schaffen, Cloud.“ Dem Blonden kamen wieder die Tränen, er ließ Zacks Schwert los, wollte sich erneut an den Fremden klammern, doch er griff stattdessen ins Leere. „Wo soll ich denn hin?!“, rief er panisch und war plötzlich mitten in einer Angstattacke. Er begann um sich zu schlagen und zu schreien, steigerte sich völlig in seine Panik hinein. Squalls Reden half nicht, er erreichte den Jüngeren nicht und so handelte er einfach aus dem Bauch heraus. Er zog Cloud an sich und küsste ihn auf den Mund. Cloud wurde nicht mehr, wurde stocksteif und vergaß seine Angst. Wärme durchfloss ihn sanft wie eine langsam ankommende Welle und er wurde ruhig, entspannt, bis er keine Panik mehr fühlte. Squall löste sich von dem Blonden, verwirrt darüber, dass er zu dieser Lösung gegriffen hatte. Doch es fühlte sich derart richtig an, dass er es so hinnahm und sich voll und ganz auf Cloud konzentrierte. Er musste ihm helfen, irgendwie. Da fiel ihm ein Gespräch mit Cloud ein und er beschloss, dem anderen eine Richtung zu weisen. „Midgar“, sagte Squall also. Cloud schaute ihn verwirrt an, schien nicht zu verstehen, also wiederholte Squall es nochmals. „Cloud. Du musst nach Midgar.“ „W-wieso?“ „Frag nicht, wieso. Geh nach Midgar... und verzeih, dass ich dich allein gelassen habe“, sagte Squall. Er wollte noch so viel mehr sagen, doch da verschwand er völlig und sein Geist wurde in andere Sphären gezogen. Er konnte lediglich sehen, dass Cloud sich schwankend erhob und sich in eine bestimmte Richtung wandte. Weiterhin ergriff er das Schwert und zog es hinter sich her und Squall war ein wenig beruhigt. Er war der festen Annahme, dass er das Richtige getan hatte und so überließ er sich der Schwäche in seinem Inneren und schloss die Augen... „Squall!“ Eine weibliche Stimme rief nach ihm und Hände rüttelten an ihm. Es war schwer, wieder zur Besinnung zu kommen und es dauerte gefühlte Ewigkeiten, ehe er seine Lider öffnen konnte. „Squall!“ Erneut rief sie nach ihm und er brauchte lange, bis er darauf kam, dass Rinoa nach ihm rief. Seine Kehle war wie ausgetrocknet, die Schwäche hielt ihn gefangen, dass er kurz Angst hatte, in einer Art Wachkoma zu liegen, doch endlich konnte er ihren Namen sagen und den Kopf drehen, um sie anzusehen. Ihre Augen wurden groß, füllten sich mit Tränen und sie warf sich auf ihn, weinte vor Glück. „Du bist zurück... ich habe mir solche Sorgen gemacht“, schluchzte sie und dadurch verstand er, dass er zuhause war oder zumindest in seiner Welt. Die karge Umgebung änderte sich auf einmal um ihn herum und wandelte sich in eine riesige Blumenwiese. Die Sonne strahlte hoch am Himmel und wohltuende Gerüche und vertraute Geräusche drangen an seine Sinne. Ja, er war wirklich zuhause... Squall richtete sich ein wenig auf, drückte Rinoa an sich und lächelte friedlich, als er erkannte, dass er wirklich wieder zurück war. Wahrscheinlich war er ohnmächtig gewesen, hatte all das nur geträumt, was ihn mit Cloud widerfahren war. Deshalb hatte sich alles immer so surreal angefühlt, denn eigentlich waren Zeitreisen nach dem Sieg über Artemisia nicht mehr möglich, es konnte also nur ein Traum gewesen sein. Squall hob die Arme, umarmte Rinoa und freute sich mit ihr, wieder zurück zu sein, da sah er etwas an seinem Handgelenk. Es war der schwarze Reif, den er in der Zukunft erhalten hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)