Griever & Fenrir von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 3: Geisterhaft ---------------------- Squalls Bewusstsein erwachte und er fand sich schwebend über dem Boden einer Wiese wieder. Um ihn herum waren Bäume über Bäume, keine Siedlung war in Sicht. Und noch etwas war schwer erkennbar, als er an sich herunter sah. Vollkommen verwirrt erkannte er, dass er zwar da war, aber wiederum auch nicht. Sein Körper war durchscheinend, er konnte durch seinen Körper die Umgebung unter sich sehen. //Was ist jetzt schon wieder los...? Bin ich ein Geist...?//, fragte er sich verwirrt, als er plötzlich Stimmen hörte. Instinktiv wollte er sich verstecken, doch dann fiel ihm sein Zustand ein und er beschloss, diesen zu nutzen. Das Problem war nur, dass er ja nach wie vor über dem Boden schwebte und nicht wusste, wie er sich fortbewegen sollte. Sollte er Schwimmbewegungen machen? Sollte er einfach versuchen, zu laufen wie immer? Oder musste er einfach nur daran denken und er würde bei den Menschen landen, die dort leise miteinander sprachen. Squall beschloss, es einfach auszuprobieren und tatsächlich funktionierte es, als er daran dachte zu laufen. Genau da bewegte sich sein Körper und er schwebte vorwärts. Zuerst bemühte er sich, den Bäumen in diesem Wald auszuweichen, bis er feststellte, dass er einfach durch sie hindurch gleiten konnte. Es war zwar ein merkwürdiges, ziehendes Gefühl, wenn er es tat, aber letztlich ging es schneller und recht bald teilte sich der Wald zu einer breiten Lichtung. Hier befand sich ein großes Gebäude, welches aussah, als wäre es aus Knochen gebaut worden. Beim näheren Hinsehen erkannte man jedoch weißen Stein und zahlreiche Öffnungen. Weiterhin konnte man einen weitläufigen See erblicken, welcher in der Sonne herrlich blau schimmerte. So reines Wasser sah man selten... „Wollen wir sie hier begraben...?“, fragte eine Stimme plötzlich und Squall fuhr herum. Am Rande des Sees hatte sich eine kleine Gruppe versammelt, in dessen Mitte sich auch Cloud befand. Squall wollte ihn schon rufen, wollte das Gespräch vom letzten Mal fortsetzen, als der Blonde sich aus dem Kreis der Gruppe löste. Er hielt eine junge Frau auf den Armen und ging nun langsam in den See hinein. //Ist sie etwa...?//, dachte Squall und schwebte näher. Er entdeckte, dass die Frau in Clouds Armen die gleiche Frau war, die er am Wall Market gesehen hatte, nur war ihre Kleidung nun viel züchtiger. Aber ihre Kleidung war unwichtig in Anbetracht ihres Zustandes. //Sie ist tot...// Squalls Blick wanderte zu Clouds Gesicht. Der junge Mann wirkte ruhig und gefasst, während er jedoch nicht auf die leblose Frau in seinen Armen schaute. Stattdessen ging er stur geradeaus, immer weiter in den See hinein, bis ihm das Wasser bis zum Bauch reichte. Er ließ sie los, schaute sie nun an und Squall entwich ein Keuchen, als er den Schmerz in Clouds Angesicht sah, welcher sich nun offen zeigte. //Sie muss ihm sehr viel bedeutet haben...//, dachte Squall und Mitgefühl regte sich in ihm, während er zusah, wie Cloud noch etwas weiter ins Wasser ging. Er ließ die Frau noch nicht los, sondern hielt sie sanft auf seinen Armen. Er schaute ihr ins Gesicht, wisperte leise Entschuldigungen und versuchte, seine Gefühlsregungen zu beherrschen. Trotzdem standen ihm purer Schmerz und Trauer ins Gesicht geschrieben, vor allem, als der seine Arme nun langsam wegnahm und einen Schritt zurück machte. Die junge Frau versank langsam im Wasser des Sees und Squall sah, wie sehr Cloud sich zusammenriss, um sie nicht aufzuhalten. Er machte sogar eine kleine Geste, um sie wirklich aufzuhalten, als sie unter der Wasseroberfläche verschwand, doch letztlich griffen seine Hände ins Leere. Der Schmerz, die Trauer und pure Verzweiflung standen Cloud ins Gesicht geschrieben, doch noch immer hielt er sich zurück. Er war nicht fähig, diese Bandbreite an Gefühlen zuzulassen und das, obwohl es nötig gewesen wäre, genau jetzt zu trauern. Squall schaute zu der Gruppe, die am Rand des Sees stand. Sie alle drückten ihre Gefühle aus, vor allem eine junge Frau mit pechschwarzen Haaren, welche weinte, auch, wenn sie versuchte, sich zusammen zu reißen. Der Einzige, der unbewegt wirkte, war ein hochgewachsener Mann mit pechschwarzen langen Haaren im roten Mantel, doch da der Kragen sein halbes Gesicht verdeckte, konnte Squall nicht hundertprozentig sagen, wie es um dessen Gefühle bestellt war. Doch eigentlich war es nicht wichtig, was diese anderen fühlten. Sein Blick ging zurück zu Cloud, welcher noch immer reglos im Wasser stand. Squall schaute nachdenklich auf den Blonden, nicht sicher, was er jetzt tun sollte. Konnte er überhaupt etwas in seiner jetzigen geisterhaften Gestalt tun? Unsicher streckte er eine Hand aus und berührte Cloud an der Schulter, wieder in der Erwartung, dass seine Hand durch den Blonden hindurchgleiten würde. Genau so war es auch, aber Squall gab noch nicht auf. Er konzentrierte sich, stellte sich vor, wie es wäre, wenn seine echte Hand auf Clouds Schulter zu liegen kommen würde... Cloud zuckte zusammen und Squall wusste dadurch, dass es geklappt hatte. Er legte etwas mehr Kraft in die Berührung, drückte damit aber trotzdem nur sanft Clouds Schulter. „Cloud...? Kannst du mich hören?“, sprach Squall den anderen an, doch der Blonde reagierte nicht. Also hatte Squall Grenzen, was seine Fähigkeiten in dieser schemenhaften Gestalt anbelangte. Er musste also damit vorlieb nehmen, dass er sich lediglich durch Berührungen mitteilen konnte. Cloud schaute verwirrt umher, doch als er niemanden entdecken konnte, nahm er den taktilen Reiz als gegeben hin und stieß einen leisen gepeinigten Seufzer aus. Squall rieb mit dem Daumen über die gleiche Stelle, wo seine Hand lag und plötzlich zitterte Clouds Körper. Squall hörte an den kleinen Lauten, die er Blonde plötzlich von sich gab, dass er weinte und endlich seinen Gefühlen Ausdruck verlieh. Der Dunkelhaarige blieb seitlich stehen und schaute nicht auf Clouds Gesicht, denn obwohl der andere ihn nicht sehen konnte, wollte er dessen Privatsphäre wahren. Außerdem hatte Squall keine Ahnung, was er sonst noch tun konnte... Lange blieb Cloud so stehen, seine stummen Tränen tropften in den See und vermischten sich mit dem Seewasser. Squall wusste nicht, wie viel Zeit verging, so lange verharrte er reglos und versuchte, dem Blonden einen Teil seiner Trauer erträglich zu machen. Dann kam Bewegung in den Mann mit den hellen Haaren und er drehte sich zu seinen Weggefährten, ehe er den See Richtung Ufer verließ. Squall wollte ihm folgen, doch er konnte sich plötzlich nicht mehr rühren, als ob er all seine Energie verloren hätte. Langsam sank er tiefer, als ob unsichtbare Hände nach ihm greifen würden. Squall verlor völlig die Kontrolle, die Wasseroberfläche ließ er schnell hinter sich, so rasant zogen die unsichtbaren Hände ihn in die Tiefe. Er brauchte zwar keinen Sauerstoff, weil er nicht wirklich existierte, aber dennoch war es unangenehm, wie seine Umgebung immer mehr an Kontur verlor. Der See schien keinen Boden zu haben, die Oberfläche war bald nur noch zu erahnen und Squalls Sinne schwanden langsam. Je tiefer er sank, umso weniger hatte er Kontrolle über sich, also ließ er es einfach. Er hatte sowieso keine Kontrolle mehr, seit er in diese verschiedenen Welten geraten war, also schonte er seine Kräfte und wartete auf den nächsten Zeitsprung... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)