Griever & Fenrir von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 2: Zusammentreffen -------------------------- Die Neonleuchten brannten in seinen geschminkten Augen, seine Lippen fühlten sich aufgrund des Lippenstifts komisch an. Sein Kopf juckte unter der Perücke und wie es seinen Füßen mit den hohen Hacken ging, darüber wollte er gar nicht erst nachdenken. Doch das Allerschlimmste war die Unterwäsche, die sich unter dem – zum Glück züchtigen – blauen Kleid befand. Am liebsten hätte er unter das Kleid gegriffen und ständig nachgeprüft, ob alles auch noch so saß, wie es sollte, aber das wäre zu auffällig gewesen, denn Don Corneos Leute waren hier bestimmt überall und er musste sicher gehen, dass seine Tarnung zumindest bis ins Innere des Bordells gewahrt blieb. Cloud verfluchte sich im Stillen, dass er bei diesem Unterfangen mitwirkte, aber es ging nun mal nicht anders. Er musste Tifa befreien, die in die Fänge des Mannes geraten war und nun musste er die endlos lange Straße bis zu dem Anwesen laufen, ohne auf diesen hohen Zentimeterabsätzen das Gleichgewicht zu verlieren. //Sieh es als Training... es ist einfach nur ein Training und bald hast du es hinter dir, sobald Tifa in Sicherheit ist. Es ist einfach nur Training//, sagte Cloud zu sich selbst und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nach einer Weile gelang es ihm ganz gut und er konnte vorwärts laufen, ohne auf seine Schuhe sehen zu müssen. Es lag immer noch ein immenser Weg vor ihm und damit auch ein langer Fußmarsch, aber so war er wenigstens von seinen Mordgelüsten gegenüber Don Corneo abgelenkt. Er versuchte auch nicht daran zu denken, was Tifa wohl in der Zwischenzeit mitmachen musste, also lenkte er sich mit den bunten Lichtern im Wall Market ab. Ihm fiel auf, wie gut besucht es war und so lenkte er sich mit den Menschen ab, die hier herumliefen. So einige gutaussehende Menschen waren hier unterwegs, von denen man sich kaum vorstellen konnte, dass sie sich hier vergnügen mussten. Cloud schüttelte innerlich einfach nur mit dem Kopf, als ihm plötzlich ein braunhaariger junger Mann mit dunkler Kleidung auffiel, der noch dazu eine Waffe an seiner Seite trug. Der Mann sah sich um, als wisse er nicht, wo er gelandet war, doch Cloud nahm ihm das nicht ab. Hierher kam man nicht durch Zufall, sondern nur, wenn man es auch so wollte. //Oder wenn man einer Freundin aus der Patsche helfen muss//, fiel es Cloud wieder ein und er seufzte, ehe er sich wieder auf den Weg machte. Plötzlich hörte er schnelle Schritte hinter sich und ehe Cloud sich versah, wurde er in eine versteckte Ecke gezogen und der braunhaarige Typ von eben drückte ihm seine Waffe, die halb Schwert und halb Gewehr war, an den Hals. „Cloud... oder?“, fragte er, doch ihm standen keinerlei Zweifel ins Gesicht geschrieben. Clouds Augen weiteten sich. Er war doch so gut getarnt... oder etwa doch nicht? Nein, unmöglich. Um Himmels Willen, er trug hohe Schuhe, figurbetonende Unterwäsche und ein Kleid, noch dazu hatte er diese Perücke auf, die ihm lange Haare verpasste... niemals konnte jemand so einfach darauf kommen, dass er in Wahrheit Cloud Strife war. //Kenne ich ihn?//, fragte sich Cloud und er forschte in dem Gesicht des Fremden nach einem Hinweis, dass sein Gehirn auf Touren brachte... doch nichts. „Wer... bist du?“, wollte Cloud wissen, wobei er sehr leise sprach und sich umschaute, um eventuelle Zuhörer zu entdecken. „Ich bin Squall.“ „Wer?“ Nein, bei dem Namen tat sich in Clouds Kopf nichts. Noch niemals war er diesem Mann begegnet... und dieses finstere Gesicht konnte man nun wirklich schlecht vergessen, da war sich Cloud sicher. „Hör zu, ich weiß nicht, was du von mir willst. Ich bin hier quasi auf einer Mission, um eine Freundin von mir zu retten und ich will dir ungern wehtun“, zischte der Blonde also und die sowieso schon finstere Miene seines Gegenübers verfinsterte sich noch mehr. Na klasse. „Wir können das ganz schnell klären, indem du mir sagst, warum ich hier bin“, zischte der Dunkelhaarige zurück und seine blauen Augen verengten sich. „Woher soll ich das wissen?“ Cloud verstand nicht, was der andere wollte und er versuchte mit seiner Nase herauszufinden, ob der andere einfach nur zu viel getrunken hatte, doch er konnte nichts Alkoholisches an dem Größeren riechen. „Weil ich von Welt zu Welt katapultiert werde und du jedes Mal darin vorkommst, wo ich hingehe. Es muss etwas mit dir zu tun haben“, sagte der Braunhaarige ungehalten und Cloud reichte es. „Ich weiß nicht, was du genommen hast, aber ich kann dir nicht dabei helfen. Und nun geh mir aus dem Weg“, knurrte er und musste sehr an sich halten. Wenn er jetzt die Beherrschung verlor, dann würde seine Tarnung auffliegen und alles wäre umsonst gewesen. Das konnte er Tifa nicht antun, sie verließ sich doch auf ihn. Cloud schloss die Augen, atmete tief durch und suchte nach einer Lösung, wie er den Fremden loswerden könnte. „Cloud- äh Cloudia, wo bist duu?“, rief jetzt eine weibliche Stimme und einen Moment später bog Aerith um die Ecke. „Moment, ich muss mich nur noch um jemanden kümmern“, rief Cloud zurück, als er bemerkte, dass der Druck an seinem Hals plötzlich nachgelassen hatte. Er schaute nach vorn, dann in alle Richtungen, doch der Fremde war nirgendwo zu sehen. „Merkwürdig...“, sagte Cloud und sah sich nochmals um, ehe Aerith auch schon bei ihm war. „Merkwürdig? Von wegen, du siehst toll aus. Lass uns gehen, wir müssen doch Tifa befreien“, sagte sie, hakte sich bei Cloud unter und gemeinsam gingen sie weiter zur Don Corneos Bordell. Cloud warf noch einen Blick zurück, doch immer noch sah er nichts, als ob der andere lediglich seiner Fantasie entsprungen wäre. Anscheinend machte ihn die ganze Sache mit Sephiroth und dann noch Tifas Entführung mehr fertig, als er gedacht hatte. Squall fand sich mit einem scharfen Ruck mitten auf einer Tanzfläche wieder und sofort entstand ein mulmiges Gefühl. Er sah gerade noch, wie Rinoa ihn anlächelte und dann zwischen den anderen Schülern des Balamb Garden verschwand. Verwirrt schaute er sich um und anschließend an sich herab, wo er seine Uniform erkannte, die nur zu besonderen Anlässen getragen wurde. Er war eindeutig in Balamb Garden und noch dazu in der Vergangenheit, wie es erschien. //Ist es der Tag, an dem ich Rinoa zum ersten Mal begegnet bin? Aber wieso?//, dachte Squall verwirrt und es ergab alles einfach keinen keinen Sinn. Er bemerkte, dass er wie ein Trottel noch immer auf der Tanzfläche stand und er zog sich schnell zurück. Er brauchte jetzt einen Rückzugsort, musste nachdenken und dafür fiel ihm nur das eigene Quartier ein. Den Weg dahin lief er automatisch, so vertraut war er ihm und recht schnell fand er sich in seinen eigenen vier Wänden wieder. Squall atmete tief durch, öffnete die oberen Verschlüsse der Uniform und bekam dadurch endlich wieder genug Luft, also atmete er ein weiteres Mal durch. Dieses Mal schien er in seiner eigenen Vergangenheit zu stecken, also konnte er Cloud hier unmöglich begegnen. Also hatte der andere wohl wirklich nichts mit den Ereignissen zu tun und war ebenfalls nur ein Opfer. Aber wenn Cloud nicht hier existierte, wo war er dann jetzt? Ein leises Murmeln ließ Squall zusammenzucken. Er tastete neben sich nach dem Lichtschalter und betätigte ihn, dann suchte er nach der Ursache. Ein überraschter Laut entfuhr ihm, als er Cloud auf seinem Bett liegen sah. Um sich vollends zu überzeugen ging er zum Bett hinüber, beugte sich über den anderen und berührte ihn an der Wange. Es fühlte sich sehr echt an und Squall riss fluchend die Hand zurück, um sich damit überfordert durch die Haare zu fahren. Was verdammt noch mal wurde hier gespielt? Wieso war Cloud nun auch in seiner Vergangenheit? Seine Hand, die ihn berührt hatte, fühlte sich warm an und Squall konnte es trotzdem nicht glauben. Er kniete sich nach kurzem Zögern auf das Bett, beugte sich ein weiteres Mal über Cloud und berührte ihn noch einmal an der gleichen Stelle. Der Blonde wachte nicht auf, sondern schlief seelenruhig weiter, während Squall aus unerklärlichen Gründen nervös wurde. Er zog die Hand zurück. Ja, es war wirklich echt, Cloud war wirklich hier... in seinem Bett. Squall schüttelte fassungslos den Kopf. War das alles hier ein Traum? Waren das Nachwirkungen der Zeitkomprimierung und er fantasierte? Müdigkeit und Erschöpfung kämpften in Squall und schließlich beschloss er, sich ebenfalls hinzulegen. Er wusste nicht, was er hier in seiner eigenen Vergangenheit sollte, also konnte er genauso gut schlafen und seine Kräfte regenerieren, ungeachtet dessen, dass er sich das Bett mit jemandem teilen musste. Er zog seine Uniformjacke aus und warf sie achtlos auf den Stuhl, der nicht weit von ihm stand. Dann schlüpfte er aus seinen Schuhen, betätigte den Lichtschalter an der Wand, um von Dunkelheit umhüllt zu werden und legte sich hin. Er hatte kaum die Augen geschlossen, als Cloud neben ihm unruhig wurde. „Sephi...roth“, knurrte er plötzlich und Squall erinnerte sich, dass der andere schon einmal einen Sephiroth erwähnt hatte. Anscheinend war es Clouds erklärter Todfeind oder eine Person, die ihn sehr beschäftigte. „Warte!“, rief der Blonde plötzlich und Squall zuckte zusammen, weil der Ausruf so laut gewesen war. Der Schwertkämpfer neben ihm keuchte plötzlich und bewegte sich. Im Dunkeln konnte Squall schemenhaft erkennen, dass der andere sich hingesetzt hatte, anscheinend war er nun wach. „Du hast geträumt“, sagte Squall und das Bett bewegte sich erneut. Plötzlich war Cloud auf ihm, pinnte ihm mit dem Körper aufs Bett, die Hände fanden Squalls Handgelenke, machten diese bewegungsunfähig. Eine hasserfüllte Stimme schlug Squall entgegen. „Wer bist du?!“ „Rechts von dir an der Wand ist ein Lichtschalter“, sagte Squall ruhig und bewegte sich keinen Zentimeter, um für den anderen keine Bedrohung darzustellen. Cloud fand den Schalter, denn einen Augenblick später durchflutete Licht den Raum und sie konnten einander sehen. Squall schaute nach wie vor ruhig zu Cloud hinauf, sah Verwirrung in dessen blauen Augen. Der Blonde schaute sich um, seine Verwirrung wurde größer und seine damit verbundene Hilflosigkeit schlug in Wut um. Er ließ Squalls Hände los und packte ihm am Kragen seines weißen Unterhemdes. „Was soll das? Willst du mich verwirren, Sephiroth? Das bist doch du! Hör auf mit diesen Psychospielchen!“, rief er heftig und Squall reichte es kurz darauf. Er schob Cloud von sich herunter, rollte sie beide herum und thronte nun über ihm. Der Blonde mit der Stachelfrisur wehrte sich unter ihm und Squall hatte Mühe, ihn ruhig zu halten. Er wandte all seine Kraft auf und sah sich gezwungen, dem anderen Vernunft einzuimpfen. „Beruhige dich, ich bin nicht dieser Sephiroth. Ich bin Squall und du bist hier im Balamb Garden, einer Akademie, die SEEDS ausbildet“, rief er über Clouds Gefluche hinweg und endlich schien der andere sich zu beruhigen. „SEEDS?... Squall? Ich kenne diesen Namen... aber woher?“, fragte der Blonde leise und immer noch verwirrt, während er scheinbar sein Gehirn nach dem Namen durchforstete. Squall wusste nicht, ob er beleidigt sein sollte oder nicht, doch er schob diese Gefühle beiseite und konzentrierte sich auf Cloud. Er ließ den anderen nun los, kletterte von ihm herunter, da der Blauäugige sich nun langsam beruhigte, und ließ ihn grübeln. „Wall Market...“, sagte Cloud plötzlich und schaute Squall prüfend an. Dieser nickte. „Und das hier...?“ „Balamb Garden.“ „Aber wie komme ich denn hierher?“, fragte Cloud. „Hast du etwas damit zu tun?“ Das Misstrauen in seiner Stimme erinnerte Squall an ihre Begegnung im Wall Market, bei der er selbst ebenso reagiert hatte. „Nein. Ich weiß nur, dass dieser Tag schon einmal passiert ist. Und du bist irgendwie hier gelandet. Es muss die gleiche Sache sein, die mich in deine Vergangenheit gebracht hat“, überlegte der Braunhaarige. „Aber warum?“ Squall gab keine Antwort auf Clouds Frage, denn er hatte keine. Er verstand es ebenso wenig, es ergab einfach keinen Sinn. Cloud seufzte neben ihm. „Vielleicht sollten wir einf-“ Plötzlich kehrte Stille ein und als Squall neben sich blickte, war Cloud verschwunden, als ob er nie existiert hätte. Verwirrt fragte sich der Dunkelhaarige, ob er sich vielleicht alles nur eingebildet hatte, doch die Wärme in seinem Bett bezeugte, dass der andere wirklich da gewesen war. Squall sank auf das Bett zurück und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, doch die Müdigkeit kehrte schlagartig zurück. Er rieb sich die Augen, doch es half nichts und schließlich schlossen sich einfach seine Augen. Ganz weit entfernt nahm er ein Gefühl wahr, dass er meinen konnte, er würde schweben. Und als er endlich in den tiefen Schlaf glitt, den er so dringend brauchte, löste er sich immer weiter auf, bis man auch bei ihm meinen konnte, dass er nie dagewesen wäre... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)