Vom Anderssein von irish_shamrock (Einfach anders, einfach Ino [Ino & Naruto]) ================================================================================ Kapitel 1: Vom Anderssein ------------------------- Vom Anderssein Einfach anders, einfach Ino "Wer interessieren will, muss provozieren." Salvador Dali Eigentlich passten sie gar nicht zusammen. Jeder würde das sagen, nicht zuletzt sie selbst. Ihr Geschmack war schon immer anders, speziell. So nannten es die anderen. Ihre Freunde, Familie ... Und wohl aus genau diesem Grund hatte sich Ino Yamanaka dafür entschieden! Eine knallenge Jeans, gefolgt von einer Corsage, die ihren Busen noch mehr hervorhob, ihrer Taille Kurven verlieh und ihr Antlitz auf grotesk-schöne Weise zur Geltung brachte. Über den raffinierten Schnürungen und dem scheinbar einengenden Gebilde aus Stoff und Stäben, die alles in Form hielten, flatterte eine leichte Bluse, deren Enden sie lässig vor ihrem Bauch zusammengeknotet hatte. Ihr Blick ging zum Fenster. Graue Wolken verdüsterten den frühlingshaften Himmel. „Typisch“, murmelte sie und kam nicht umhin, einen leisen Seufzer auszustoßen. „Immer dasselbe!“ Ihrem Murren folgte der schnelle Griff nach ihrem Lieblingsschirm. Rot … und auffällig. Manche beschrieben diese Farbwahl als aufdringlich, gar sträflich, und doch würde jeder im Dorf wissen, dass sie unterwegs war. „Bleib nicht zu lange, hörst du, Ino?“ Ino kam der Aufforderung ihrer Mutter mit einem Verdrehen der Augen nach. „Jaaa …“, gab sie zurück. „Ich muss los, oder ist noch was?“ Als nichts weiter zuhören war, schnappte die junge Frau nach ihrer Tasche, stolperte und hüpfte durch den Eingangsbereich des Hauses im Versuch, die äußerst modischen und schicken Sandalen mit Gänseblümchenriemen an ihren Füßen zu befestigen, auch wenn ihr dieses Unterfangen, aufgrund ihrer einengenden Garderobe, nicht gerade leicht von der Hand ging. Sowie ihr dies jedoch gelungen war, fiel die Tür auch schon krachend ins Schloss. Aufkommender Wind trug die ersten Tropfen mit sich. Ein Knurren entschlüpfte Inos Kehle, bis etwas ihr Interesse auf sich zog. „Wie lange stehst du schon da?!“ Ihre Frage galt dem Jungen, der nicht weniger blond, nicht weniger vorlaut und vor allem nicht weniger merkwürdig war, als sie. „Warum hast du denn nicht eher Bescheid gesagt?! Oder einfach geklingelt?“ Naruto legte den Kopf schief. „Warum sollte ich? Außerdem kommt man dir bei deinen Vorbereitungen lieber nicht in die Quere ...“ „Auch wieder wahr“, gab sie zu und zuckte die Schultern. „Und? Was sagst du?“ Nach Schmeicheleien und Beachtung heischend, drehte Ino sich ein Mal im Kreis. Doch die gewünschten Worte der Bewunderung blieben, zu ihrem Missfallen, aus. Nicht einmal ein klägliches „hübsch“ oder „nett“ hatte er für sie übrig. „Hm?“ Narutos Interesse galt der aufkommenden Schwärze, die sich über ihnen sammelte. „Wir sollten uns beeilen, sonst wird das heute nichts mehr. Worauf wartest du denn, Ino?“ Schneller, als sie reagieren konnte, hatte der Blondschopf schon nach ihrer Hand gegriffen und zog sie mit schnellen Schritten hinter sich her. „Vielleicht zieht das Gewitter ja an uns vorbei?“, spekulierte sie und spürte bereits ihr wummerndes Herz, das mit seiner Eile im Gleichklang schlug. Jedoch verhieß das erste, finstere und tiefe Grollen keinen von der Sonne beschienen Tag. Wortlos und hastig zerrte er sie durch die Straßen und Gassen des Dorfes. Ino konnte nicht einmal die Fülle an bunten Blüten bewundern, die sich in den Gärten, oder an den Wegesrändern zeigte. Von Vergissmeinnicht, über zarten Rosen und Lilien blieb bei seinem Tempo jedoch nicht viel Zeit, innezuhalten, um jene Pflanzen zu betrachten. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag, machte sich Enttäuschung in ihr breit. „Was ist?“ Dass er ihren Verdruss bemerkte, erstaunte und rührte sie gleichermaßen. Naruto mäßigte seine Schritte. „Ich dachte nur … wegen dem Regen ...“ „Schon gut“, winkte sie ab, löste das Bändchen, das den Schirm im Zaum hielt und drückte das kleine Knöpfchen am metallenen Stock, ehe das Ungetüm seine ganze Pracht entfalten konnte. „He, den … kenne ich von irgendwoher“, merkte er an und erntete nur ein triumphales Grinsen. „Natürlich, den hast du mir bei unserem ersten Treffen geschenkt, weil es an diesem Abend schüttete, wie aus Eimern“, erinnerte Ino ihn. „So, wie jetzt, oder eher … in etwa zwei Minuten ...“ Doch zu ihrer Überraschung blieb es bei einem kleinen, leichten Regenschauer. Beide hatten Zuflucht unter einem kleinen Vordach gefunden, ehe die zarten Strahlen der Sonne sie wieder auf den Weg lockten. „Warum muss man dieses Spektakel auch so weit draußen fabrizieren?“, klagte Ino und spürte bereits ein leichtes Ziehen in ihren Fußsohlen. „Dann hätte ich andere Schuhe angezogen!“ Abermals hielt sich ihre Begleitung mit einer Aussage zurück. Wenn sich Ino Yamanaka erst einmal in Rage quasselte, konnten jene Augenblicke zu einer wahren Zerreißprobe werden. Jedoch linste Naruto unbemerkt auf ihr Schuhwerk. Auch wenn er ihrem ausgefallenen Kleidungsstil selten Aufmerksamkeit schenkte, so waren es die kleinen Details, die ihm dennoch ins Auge fielen und in Erinnerung blieben. Knapp schüttelte er den Kopf, versuchte das kleine Grinsen zu verbergen. „Weiter?!“ Seinen fordernden Worten folgte sie mit einem zustimmenden Nicken. Je weiter sie gingen, desto näher kamen die melodischen Klänge der feierlichen Musik, das Jauchzen, Juchzen und Lachen der Besucher. „Ist lange her, dass wir hier mal eine Kirmes hatten“, leiser Wehmut mischte in seiner Stimme mit, dann jedoch überwog die Vorfreude und aus dem Trübsinn wurde aufsteigende Euphorie. „Los, Ino, wir müssen unbedingt Riesenrad fahren, und Autoscooter und dieses Ding, was über Kopf geht ...“ Schwer schluckte sie bei seinen Vorschlägen, versuchte sich an einem vorsichtigen Lächeln. „Jetzt sei nicht so ein Hasenfuß!“, mit diesen Worten betraten sie Inos persönlichen Vorhof zur Hölle. „Ich gehe da auf gar keinen Fall rein!“, fauchte sie ungestüm. „Warum denn nicht?!“, hakte Naruto ahnungslos dreinblickend nach, während die Waggons an ihnen vorbeirauschten. „Das wird total aufregend!“ „Das Ding hat drei Loopings!“ Ihr Klagen ging im Jubelgeschrei der Fahrgäste unter. „Jetzt sei keine Spielverderberin! Ich bin doch bei dir!“, mit jenen Worten gelang es ihm, sie weichzuklopfen. Ihren Schirm gab sie dem Kassenwart in Obhut, ehe sie mit zitternden Knien das Fahrgeschäft betrat, mit kalten, klammen Fingern das Metall des Schutzbügels umfasste, als dieser herunterfuhr und sie dem Unausweichlichen nun nicht mehr entkam. „Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse diiiii ...“, als wolle die Achterbahn selbst der Schimpftirade entkommen, brausten die Wagen, eingefädelt wie Perlen auf einer Kette, über die Schienen hinweg. Krampfhaft hielt Ino die Augen geschlossen, während der Fahrwind an ihren Haaren zerrte und sich die Stäbe der Corsage in ihre Seiten bohrten. Naruto teilte die juchzenden Laute der anderen Insassen. „Los, mach die Augen auf!“ Sie wich seinen Worten mit abgewandtem Gesicht aus. Kurz, bevor sie den nächsten Looping erreichten, tat Ino ihm den Gefallen und bemerkte Übelkeit in sich aufsteigen, als alles an ihr vorbeiraste. Schwer schluckte sie den Drang, sich erbrechen zu wollen, herunter. „Wooohooooo“, jubelte Naruto, angeheizt von der wilden Fahrt und aufgestachelt vom Adrenalin, das ihm durch die Adern fegte. Endlich war der Spuk vorbei. Ino hatte sichtlich Mühe, dem Ungetüm zu entkommen. Erst durch die Hilfe des Personals gelang es ihr, wieder festen Boden unter den wackeligen Füßen zu spüren. So wankte sie leicht benommen zum Kassenhäuschen, um ihren Schirm in Empfang zu nehmen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte der Kassierer, als er die blasse und ziemlich benommen wirkende Ino betrachtete. Wortlos reichte er ihr den Schirm. „Danke“, nuschelte sie und versuchte, Luft in ihre Lungen zu pressen. „Das war der Wahnsinn!“, jubelte Naruto neben ihr, noch immer vom Strom der Heiterkeit mitgerissen. „Na ja, wenn … wenn du meinst“, gab Ino murmelnd zurück. Allmählich gelang es ihr, wieder Kraft zu schöpfen. So eine blöde Achterbahnfahrt würde sie nicht in die Knie zwingen! „Oh sieh' mal!“ Noch ehe sie reagieren konnte, hatte Naruto sie abermals bei der Hand genommen und mit sich gezogen. Von Futterständen, deren Düfte zwischen süßlicher Zuckerwatte und Mandeln und rauchig Gegrilltem schwankten, über Los- und Schießbuden, ließ sich jene Veranstaltung wahrlich nicht lumpen, was Spiel- und Spaß versprach. Naruto versuchte sich an einem Angelspiel, während Inos Interesse den lauten und lärmenden Schaustellern galt, die die Kirmesbesucher anzulocken versuchten. Ab und an vernahm man das Gekreische der Mädchen, wenn diese der Geisterbahn entstiegen oder das Grölen der Jungen, wenn diese beim Autoscooter gehörig ihre kleinen Wagen aufeinanderprallen ließen. Das Gewitter hatte wohl wirklich einen Bogen um jenen Festplatz gemacht, denn die Sonne tat ihr Bestes, um den Tag noch fröhlicher zu gestalten. Als sie ein enttäuschtes Murren neben sich vernahm, wandte sich Ino nach ihrem Freund um. Ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter ziehend, hielt dieser einen Schlüsselanhänger zwischen zwei Fingern erhoben. „Awww, ist der niedlich!“ Inos Begeisterung mochte Naruto nicht teilen. Statt etwas Nützlichem, wie einer Wasserpistole, hatte man ihn mit einer grinsenden Katze abgespeist. „Wenn du meinst“, gab Naruto, die Schultern zuckend, zurück, steckte den Anhänger jedoch in seine Hosentasche. Verdutzt blinzelte Ino. Hatte sie sich doch tatsächlich dem Irrglauben ergeben, dass er ihr, bei ihren bejahenden Worten, den Anhänger überreichte. Als Naruto nichts dergleichen tat, ging sie, mit pikierter Miene, an ihm vorbei. „He, wo willst du denn hin?“, rief Naruto ihr nach. „Da drüben gibt es kandierte Äpfel ...“, knurrte sie und stapfte auf den Stand zu. „He, jetzt warte doch mal! Ich komme mit!“ Eiligst eilte er ihr nach. Nachdem der Ärger verflogen und der kleine Hunger gestillt war, machten sie sich erneut daran, das Gelände zu erkunden. Die vielen Fahrbetriebe boten eine Menge Möglichkeiten, sich zu amüsieren. Vor dem Riesenrad stehend, entschieden sich beide dafür, den Ausblick über das Dorf und die Weiten der Felder genießen zu wollen. Lange brauchten sie nicht zu warten. Die nächste Gondel war bereits auf dem Weg nach unten und so mussten sie sich dennoch mit dem Einsteigen sputen. Das Gefährt schaukelte nur ein wenig, nichts im Vergleich zu dem Höllenritt, den Ino bereits hinter sich hatte. So stiegen sie in gemäßigtem Tempo immer weiter empor. „Mann, das ist toll. So etwas kriegt man wirklich selten zu sehen!“, dass sie Naruto auch mit einem Fahrgeschäft begeistern konnte, das weit weniger Tempo versprach, erfreute sie. „Tut mir leid, dass es so ruhig ist“, gab Ino dennoch nach. „Ach, was soll's“, grinste er und zuckte abermals die Schultern. „Ich hab' dich ja auch in die Achterbahn geschleift ...“ „Und … was sollen wir jetzt machen?“ Ino hatte den Kopf schief gelegt und betrachtete die Karussells, die langsam wieder näher kamen, da sie sich im Sinkflug befanden. Sie warf einen Blick auf Naruto, dessen Gesicht ein Grinsen zierte, das sie nicht einzuordnen wusste. Wieder mit festem Boden unter den Füßen, klapperten sie die Berg- und Tal-Bahn ab, ebenso das Gruselkabinett, indem Ino überraschenderweise mehr Spaß empfand, als Naruto. Das Kettenkarussell hellte dann die Stimmung beider wieder auf. An der Losbude wurde der Ehrgeiz Inos geweckt. Während sie Los um Los zog, zog Naruto los, um sich am Stand gegenüber am Schießen zu probieren. Er vernahm ganz genau, wann sich Ino ärgerte, denn diese machte ihrem Unmut nicht selten laut und gehörig Luft. Leise kichernd versuchte er jedoch, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Der vierte von fünf Schüssen war ein Treffer. Der Betreiber der Bude kam also nicht umhin, die Glocke zu läuten, die einen der seltenen Gewinner offenbarte. Ino vernahm zwar das Glockengeläut, doch als ihr letztes Los eine Niete zeigte, versank sie im Trübsinn. Die Wahl nach einem geeigneten Trostpreis fiel ihr schwerer, als sie erwartet hatte. Naruto trat an sie heran, linste ihr über die Schulter, als die Schaustellerin nervös und drängend das Kästchen mit den kleinen Entschädigungen schüttelte. „Such du was für mich aus!“, murrte Ino und wandte sich vom Geschehen ab. Naruto musste ein wahrer Künstler des Verbergens sein, denn noch schien sie sein Mitbringsel nicht bemerkt zu haben. Die Dame und er einigten sich darauf, die Punkte, die Ino gesammelt hatte, in diverse Kleinigkeiten aufzuteilen. Sowie er nach dem Ausgesuchten langte, wandte sich die Frau wieder dem Geschehen vor ihrer kleinen Bühne zu, pries die Gewinne und lockte die Gäste. Voller Verdruss ließ sich Ino auf einer Bank nieder. Rechts daneben konnte man im Dosenwerfen sein Glück auf die Probe stellen, während links von ihr der würzige Duft von Nudelsuppe zu ihr herüberwehte. Naruto ließ sich neben ihr nieder, seine Nase suggerierte ihm jedoch, dass es nebenan etwas Feines zu geben schien. „Hey, Ino … hier, den habe ich für dich geschossen.“ Verdutzt blinzelte sie in das Gesicht eines blauen Plüschbären, den Naruto ihr freudig grinsend entgegenstreckte. „D-Danke“, nuschelte sie und musste erst einmal ein wenig Raum zwischen sich und dem Teddy bringen. „Das … ist wirklich lieb.“ „Ja, und vor allem viel besser, als so ein doofer Katzenanhänger“, lachte Naruto auf. „Oh, das … das hast du mitbekommen?“, murmelte Ino und spürte, wie das Blut ihr vor Verlegenheit in die Wangen kroch. „Klar, hältst du mich für blöd?“, ereiferte er sich und verzog das Gesicht zu einer missbilligenden Miene. „Tut mir leid“, gab Ino betreten zu. „Ach Quatsch, ist doch nichts passiert. Dafür … habe ich beim Losen aber etwas anderes ausgesucht“, erklärte Naruto und wühlte in den Taschen seiner Hose. Heraus zog er ein Gewimmel aus Farben, das Ino im ersten Augenblick nicht so recht auseinanderhalten konnte. Er überreichte ihr ein paar Plastikohrringe, die die Form von rosafarbenen Elefanten hatten, gefolgt von einem anderen Schlüsselanhänger, der aussah wie ein Mopp, mit glibberigen Tentakeln. Doch das Beste hob er sich zum Schluss auf: Ein Armband aus Gänseblümchen. „Oh“, hauchte Ino verwundert und blinzelte. „Das … wie … aber …?“ Die weißen Blumen passten perfekt zu ihren Sandalen. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde noch breiter, als Ino ihn in die Arme schloss. „Und sag mal noch einer, ich wäre unaufmerksam!“, klagte Naruto, während Ino den Kopf wand. „Nein, das … das ist wirklich lieb ...“, schluchzte sie, von sich und seinem Verhalten überrascht und nicht minder überwältigt. „Dafür … lade ich dich jetzt auch auf eine Nudelsuppe ein. Auch wenn ich nicht garantieren kann, dass es wie bei Ichiraku schmeckt“ Ihr leises Schniefen ging einem Jubelschrei Narutos unter. 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