Mephisto von lunalinn (denn sie wissen nicht, was sie tun) ================================================================================ Kapitel 22: Veitstanz --------------------- Bis zum Abend hielten sich sowohl Sasori als auch Kakuzu von ihnen fern. Das war nichts Neues, schließlich kümmerte sich Kakuzu um ihre Finanzen und Sasori…war eine Klasse für sich mit seinen Konstruktionen, deren Nutzen er jedoch nicht infrage stellte. Jedenfalls blieb das Abendessen daher an ihnen hängen, wobei Itachi ihnen kommentarlos half. Dass dies Deidaras Abneigung nicht minderte, war zwar klar gewesen, dennoch ärgerte es Kisame. Was war das Problem des Blonden? Hidan war auf dem Markt auch mit dem Uchiha aneinander geraten und verhielt sich ihm gegenüber nicht so feindselig. Er seufzte genervt, während er den Sake in den Gemeinschaftsraum trug und dort platzierte. Draußen auf der Veranda plapperte Hidan von seinem Glauben und was diesen ausmachte. Man musste es Itachi hoch anrechnen, wie geduldig er zuhörte, sogar manchmal die eine oder andere Frage stellte, womit er bei Hidan bereits einen Stein im Brett hatte. Zu essen gab es jedenfalls genügend Auswahl, sodass er sich keine Sorgen darum machen musste, dass der Uchiha nichts fand. Schon, weil Deidara seinen Reis lieber ohne Fleischpampe aß, wie er es gern bezeichnete, und Hidan Gemüse hasste, trennten sie beides oft. „Huh…sehe ich Geister oder weilst du wider Erwarten doch noch unter den Lebenden?“ Kisame blickte auf, als er die ruhige Stimme des Rotschopfs vernahm, welcher immer etwas verschlafen aussah und gerade über die Veranda zu ihnen stieß, als Kisame zu den anderen zurückkehrte. Vermutlich hatte Sasori wieder die halbe Nacht durchgemacht, um seine Werke zu vervollständigen. Der selbsternannte Künstler schien generell nur für seine Konstruktionen zu leben, zeigte ansonsten wenig Interesse an anderen Dingen. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Sasori, aber ich bin recht lebendig.“ „Verstehe. Schön.“ Kisame grinste nur schief angesichts der emotionslosen Reaktion; alles andere hätte ihn auch eher verstört. Sie waren nicht gerade die dicksten Freunde, von daher hätte ihn Sasoris Ableben auch nicht sonderlich geschmerzt. „Ich nehme an, der Fremde da hat etwas damit zu tun?“, sprach Sasori weiter und nickte in Richtung Itachi, der immer noch von Hidan unter Beschlag genommen wurde. „Ja. Er hat mir das Leben gerettet. Pain und Konan haben bereits erlaubt, dass er bleibt, jedoch…sind nicht alle dafür.“ „Sasori no Danna!“ Wie aufs Stichwort war Deidara aufgesprungen und eilte zu ihnen herüber, was dessen Partner eher unbeeindruckt zur Kenntnis nahm. Wie die beiden miteinander zurechtkamen, würde ihm wohl für alle Ewigkeit ein Rätsel bleiben. Aber gut, dasselbe galt für Kakuzu und Hidan. „Was sagt Ihr dazu, dass ein Wildfremder einfach unserer Truppe beitritt? Ihr verabscheut Fremde, also seid Ihr ja wohl kaum damit einverstanden, dass er einfach so bleibt, hmm!“ „Er weiß noch nicht mal, ob er bleibt“, brummte Kisame genervt. „Aha! Das ist ja noch schlimmer! Wer weiß, wem die Informationen, die er hier über uns sammelt, am Ende nützen! Er könnte uns verraten und verkaufen, hmm!“, stellte Deidara weiter seine absurden Behauptungen auf. Na gut. Zugegeben, nicht gänzlich absurd, wenn man es aus seiner Warte sah. Allerdings konnte er ihm kaum sagen, dass er Itachi deswegen vertraute, weil dieser hier das größte Risiko von ihnen einging. Er würde dessen Vertrauen nicht enttäuschen – und darauf hoffen, dass zumindest Zabuza und Haku auf seiner Seite waren. Wenn er so an das erste Treffen dachte… „Deidara hat ausnahmsweise nicht ganz Unrecht“, meldete sich Sasori zu Wort, woraufhin sie ihn beide verdutzt anstarrten. „Huh?“, kam es von dem Blonden, der wohl selbst nicht damit gerechnet hatte, den Rücken gestärkt zu bekommen. „Was er sagt, ist richtig. Wir haben nur deswegen so lange überlebt, weil wir eine kleine Gemeinschaft sind, in der es gewisse Regeln gibt. Dass er dir das Leben gerettet hat, könnte genauso gut ein Täuschungsmanöver sein. Wenn du also keinen besseren Vertrauensbeweis hast, als den, dass du in seiner Schuld stehst oder ihn…magst…so spreche ich mich dagegen aus.“ Kisame blickte ihn einen Moment lang einfach nur an. Dann gab er ein Schnauben von sich, das Deidara nicht davon abhielt, triumphal zu grinsen. „Da siehst du es! Und Kakuzu wird es ebenso sehen! Du weißt, wie vorsichtig er ist – wobei es ihm wohl nur ums Geld gehen wird, hmm.“ „Ihr beide wisst, wie vorsichtig ich bin und mir geht es dabei nicht ums Geld. Aber schön, ich habe keine Lust auf sinnlose Diskussionen. Wir warten auf die anderen.“ Und mit diesen Worten ließ er die beiden Künstler einfach stehen, wobei sein Kiefer geräuschvoll malte. Dass er sie zum Teil verstand, regte ihn innerlich noch mehr auf, als das Misstrauen gegenüber Itachi. Nein. Sie konnten nicht verstehen, warum er ihm vertraute. Und er konnte es ihnen nicht sagen. „…jedenfalls sind das die Gründe, warum ich mich meinem Glauben mit Leib und Seele verschrieben hab. Falls du es dir überlegst und beitreten willst – jederzeit! Jashin-sama nimmt immer gern neue Jünger an!“ Na wunderbar, vom Regen in die Traufe, wie es hieß. Er hatte zwar nicht alles mitbekommen, aber scheinbar hatte Hidan dem Uchiha gerade die Vorteile des Jashinismus erläutert. Zum Glück war er wohl gerade damit fertig. „Ich werde darüber nachdenken…und danke dir“, erwiderte Itachi höflich und ohne eine Miene zu verziehen. Darüber nachdenken? Das war mehr, als sie alle getan hatten, aber vielleicht wollte der Uchiha auch nur nett sein. „Wirklich?! Klasse! Das hört man gern!“, freute sich Hidan, während er die Kartoffeln in eine große Schüssel warf. „Freu dich nicht zu früh, Hidan“, brummte Kisame, der sich zu ihnen auf die Veranda setzte. „Wenn Kakuzu dagegen ist, dass er bleibt, kommt es ganz auf Zabuza und Haku an.“ „Sasori ist auch dagegen? War klar, oder? Echt mal, das sind solche Spielverderber…aber Deidara-chan ist eigentlich viel besser drauf, Itachi! Versteh nicht, was den gebissen hat. Ja und auf Kakuzu brauchen wir nicht zählen. Es sei denn, du scheißt Gold, dann bist du ihm herzlich willkommen“, plapperte Hidan los und grinste schief. „Wenn ich ihn mit ein bisschen Arschwackeln überzeugen könnte, würde ich das ja tun, aber das klappt leider bei dem alten Sack nicht.“ Da nahm mal wieder jemand kein Blatt vor den Mund, doch Itachi hatte sich gut im Griff. Er hob lediglich eine Braue, schien nicht ganz zu verstehen. Kisame wollte es ihm gerade erklären, als er in der Ferne zwei Schatten erkannte. Endlich mal etwas Erfreuliches, sodass er sich sofort wieder erhob, ein breites Grinsen auf den Lippen. „Oi! Zabuza und Haku sind zurück!“, rief er in die Runde, woraufhin sich alle zu den Neuankömmlingen wandten. Gut, die einen mehr, die anderen weniger freudig. Suigetsu lief ihnen direkt entgegen und quatschte sie voll, was ihm von Zabuza einen finsteren Blick und von Haku ein amüsiertes Lächeln einbrachte. Dass sie alle vier aus derselben Gegend kamen, trug vielleicht dazu bei, dass sie sich untereinander mit am besten verstanden. Wenigstens schien keiner der beiden verletzt zu sein. „Waaas?! Ihr wusstet schon, dass Kisame-senpai noch lebt?!“, hörte er Suigetsu da schon loszetern. „Wir haben uns durch Zufall unterwegs getroffen“, erwiderte Haku freundlich. „Was hätten wir machen sollen? Einen Brief schicken? Tse…“ „Ja!!“ „Du spinnst doch…“ Kisame musste bei dem Wortwechsel grinsen, war es doch zu typisch für Zabuza und Suigetsu. Er tauschte einen kurzen Blick mit Itachi, ehe er wieder zu seinen Kameraden sah. „Anscheinend habt ihr eure Mission auch heil überstanden, huh? Hat Zabuza dir nicht die Tarnung versaut, Haku?“ „Was soll das denn heißen?!“, grollte Zabuza, während Haku abermals schmunzelte. „Er hat wie besprochen gewartet und mir vertraut. Wobei ich sagen muss, dass das wirklich einfach war. In der Überzahl zu sein, bringt nichts, wenn es so leicht ist, sie zu separieren und zu lähmen. Es war richtig erbärmlich.“ Kisame konnte sich das nur zu gut vorstellen. Haku war nicht im Entferntesten so zart, wie er aussah. Ein Rudel geifernder Kerle würde ein zierliches Fräulein nicht verdächtigen, überall giftige Senbon zu verstecken. Haku wusste zudem erschreckend viel über die Anatomie des menschlichen Körpers… „Haku-chan sieht vielleicht aus wie ein Mauerblümchen, aber unterschätz den nicht, Itachi! Einmal hat er dafür gesorgt, dass ich keinen Finger mehr bewegen konnte! Das war echt scheiße…“, kam es warnend von Hidan. „Ja“, erwiderte der Uchiha ruhig. „Das habe ich schon gemerkt.“ Kisame verfolgte mit, wie sich dieser und Haku ansahen – und er konnte es beim besten Willen nicht deuten. Dass die zwei sich nicht besonders sympathisch waren, war Kisame bereits bewusst. Hoffentlich wirkte sich das nicht auf die Entscheidung aus…würde Pain in dem Fall seine Erlaubnis zurücknehmen? Als Anführer musste er das nicht tun, aber wenn dies für Unruhe sorgte…? „Itachi-san, Zabuza-san und ich hatten auch schon das Vergnügen“, führte Haku es weiter aus. „Wir wussten nicht, dass er zu Kisame-san gehört.“ „Dann könnt ihr zwei ja am besten beurteilen, ob er hier bei uns bleiben sollte, hmm“, mischte sich Deidara ein und fing sich verwirrte Blicke ein. „Wird das‘ ne Abstimmung oder was?“, brummte Zabuza und sah fragend zu Kisame. „Deidara macht daraus eine. Pain hat eigentlich bereits entschieden, dass er bleiben darf, aber das passt ihm nicht.“ „Stell das nicht so dar, als sei ich bloß ein Biest! Ich habe Bedenken. Das ist alles. Ich will keinen Fremden unter uns wissen, dem ich nicht vertraue. Wenn die Mehrheit dafür ist, werde ich nichts mehr dagegen sagen, hmm.“ Deidara blickte ihn ernst an, was Kisame in der Situation jedoch herzlich wenig besänftigte. Vor allem da ihm Hakus Ausdruck, mit dem er Itachi bedachte, nicht gerade Mut machte. Der Uchiha ließ sich nicht anmerken, ob ihn dieser ganze Wirbel verunsicherte, denn er verzog keine Miene. Vielmehr schaute er die beiden Neuankömmlinge abwartend an, während Sasori bloß darüber den Kopf schüttelte und reinging. Anscheinend interessierte ihn die Entscheidung nicht so sehr, dass er ihr beiwohnen wollte. „Wenn Kisame ihm vertraut, ist das in Ordnung für mich“, meinte Zabuza lediglich und zuckte mit den breiten Schultern. „Außerdem hat er ihm den Arsch gerettet und ihn die ganze Reise lang ertragen – spricht für seine guten Nerven.“ „Was für ein netter Zuspruch…“, kommentierte Kisame trocken, spürte aber gleichzeitig Erleichterung. Haku nickte nach kurzem. „Die Meinung teile ich – also bis auf das mit Kisame-san. Das war gemein, Zabuza-san.“ „Ach was…“, wiegelte Zabuza ab. Kisame derweil wandte sich an Deidara, der für einen Moment sehr angefressen wirkte, die Hände geballt hatte. Dann atmete er jedoch tief durch und entspannte sich wieder, ehe er zu Itachi schaute. „Na dann…die Mehrheit hat entschieden, dass du bleiben kannst. Ich akzeptiere das…wenn du uns aber in irgendeiner Form schaden solltest, dann glaub mir, dein Tod wird ziemlich hässlich werden, hmm.“ Schon die zweite Drohung, aber gut, wenn es bei dieser blieb, konnte der Uchiha wohl gut damit leben. Schließlich war Kisame auch schon von dessen Familie bedroht und sogar angegriffen worden. „Verstanden“, erwiderte dieser knapp, woraufhin Deidara ihn noch einmal anfunkelte, dann aber Sasori ins Haus folgte. Hidan dagegen grinste freudig in die Runde. „Also jetzt steht unserer Feier nichts mehr im Wege, oder? Heh…das wird ein Besäufnis!“ „Alkohol klingt gut“, murrte Zabuza und ließ den Nacken knacken, ehe er ebenfalls mit Haku hineinging. Die beiden mussten sich noch bei Pain und Konan melden und diesen von ihrer Mission berichten. Kisame warf einen Blick zu Itachi, der weiter das Gemüse schnitt, welches Hidan ihm wohl aufgebrummt hatte. Der Jashinist plapperte ihn zwar schon wieder voll, doch Itachi schien diesmal nicht wirklich zuzuhören. Ob er sich Sorgen machte? Oder dachte er daran, wie er ihm beibringen sollte, dass er schnellstmöglich gehen würde? Hoffentlich nicht. Kisame wollte ihn bei ihnen halten. Und wenn es nur für ein paar Tage war, er war noch nicht bereit, den anderen gehen zu lassen. Nicht jetzt, wo er wusste, dass dieser Gefühle für ihn hatte…und verdammt, Kisame teilte diese. Es war nicht wie sonst. Keine bedeutungslose Affäre, davon abgesehen, dass Itachi und er nicht mal miteinander verkehrt hatten. Seit damals war da eine Verbindung zwischen ihnen, die mehr als das war…und das konnte er nicht aufgeben. Nicht jetzt. Nicht einfach so. „Oi! Kisame! Steh da nicht nur rum! Mach dich nützlich, damit wir endlich was zwischen die Zähne kriegen!“, blaffte Hidan ihn an und er hielt inne. Mit einem verärgerten Brummen machte er sich dann aber an die Arbeit – wobei ihm Itachis nachdenklicher Blick entging. Gegen Abend hatten sich alle im größten Zimmer des Hauses eingefunden. Speisen, sowie Wasser und Sake waren auf dem großen runden Tisch platziert worden, an dem sie nun gemeinsam saßen. Für Itachi war es seltsam, mit so vielen Leuten zusammen zu sein, denn es hatte seit Langem nur Madara, Sasuke und ihn selbst gegeben. Eine solch große Gesellschaft wie diese war daher ein bisschen unangenehm, vor allem, da er nicht jeden von ihnen einzuschätzen vermochte. Von dem Druck, mit ihnen auskommen zu wollen, einmal abgesehen. Kisame schien sich viel davon zu erhoffen und wenn Itachi ehrlich war, dann wollte er noch länger bleiben. Bei dem Hünen sein. Dessen Leben kennenlernen – und auch die Menschen, die darin eine Rolle spielten. Was er am Ende tun würde, das konnte er noch nicht entscheiden, doch es war zu spät, um sich einzureden, dass er einfach zurückkehren und alles vergessen konnte. Recht still saß er neben Kisame und aß den Eintopf, den Hidan mit ihm zusammen zubereitet hatte – den dieser aber nicht selbst essen würde, weil er Gemüse ekelhaft fand. Abgesehen von Hidans recht ausfälligem Mundwerk schien dieser jedoch in Ordnung zu sein. Ein simpler Typ, der aussprach, was er dachte und dabei sehr ehrlich war. Vom selben Schlag schien Suigetsu zu sein. Am wenigsten konnte er Kakuzu und Sasori einschätzen, denn diese beteiligten sich zwar kaum an den Gesprächen, schienen aber die Situation sehr genau zu beobachten. „Oi, Itachi! Heben wir einen zusammen! Darauf, dass wir nun Kameraden sind!“ Direkt wurde ihm ein Schälchen Sake unter die Nase gehalten, während Hidan ihn mit roten Wangen anstrahlte. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt zu trinken, aber bei diesem Enthusiasmus fiel Ablehnen schwer. Eines würde er vertragen. Bestimmt. „Eines“, meinte er daher ruhig und nahm es entgegen, woraufhin Hidan grinste. „Jaja, das sagt Haku auch immer und dann ist er rotzevoll, hehe…oder, Haku?“ „…weil du dich damit aufdrängst“, murmelte der Angesprochene zurück. „Haku ist besoffen echt langweilig“, überging Hidan dies einfach. „Er quasselt dann immer nur rum, wie toll Zabuza ist und so…“ „Hidan!“ „Bin ja auch toll“, kam es dumpf von Zabuza, woraufhin Suigetsu und Kisame auflachten. „Ja, ein ganz toller Hecht bist du“, spottete der Jüngere. „Glaub, jeder fragt sich, wie du jemanden wie Haku kriegen konntest…der ist viel zu gut für dich“, fügte Kisame amüsiert hinzu. „Das muss ich mir von euch beiden sagen lassen?!“, raunzte der Hüne seine Freunde an und kippte sich sein Schälchen Sake herunter. „Die Kaulquappe da stellt sich bei den Weibern wie ein Idiot an und Kisame…mit deiner hässlichen Fresse würde ich aufpassen…“ „Na, Schönheit liegt im Auge des Betrachters“, erwiderte Kisame, der die Beleidigung gelassen nahm. „Aber wenn man‘ nen scheußlichen Charakter hat, kann man daran nicht viel drehen, hm?“ Konan seufzte leise, während sie sich von Nagato Sake einschenken ließ. „Ihr seid heute wieder charmant“, bemerkte sie und umfasste das Schälchen. „Nun, sie haben einander lange nicht gesehen“, meinte Nagato mit einem Lächeln auf den spröden Lippen. „Da gibt es wohl einiges nachzuholen…“ „Jaja, wie auch immer, Itachi, trinken wir jetzt zusammen?“, unterbrach Hidan ihn genervt und schwenkte den Sake umher. Deidara schnaubte hörbar, hatte bereits zwei Schälchen heruntergekippt und funkelte Hidan nun an. „Oi, mach nicht so einen Wirbel um den! Nicht, dass Kakuzu noch eifersüchtig wird…“, meinte er, woraufhin der Vermummte ein abfälliges Geräusch von sich gab. „Wenn er ihn haben will, kann er ihn haben. Ich gebe ihnen eine Nacht, dann bringt er ihn freiwillig zurück…“ „Kakuzu, du alter Bastard!! Was soll das heißen, hä?!“, brauste Hidan auf und tropfte dabei mit dem Sake den Tisch voll. „Dass du eine Nervensäge bist.“ „Dann sieh doch zu, wer dir heute Nacht den Schwanz-“ „Habt ihr es gleich?“, knurrte Kisame genervt dazwischen. „Ist doch jedes Mal dasselbe mit euch. Ihr streitet und beleidigt euch und am Ende müssen wir unter eurem Versöhnungssex leiden.“ Die beiden waren also wirklich ein Paar. Oder so etwas in der Art, wenn man bedachte, wie sie miteinander umgingen. Irgendwie verstörend, aber gut, wer war er, dass er urteilen konnte. Deidara schien sich darüber zu amüsieren, so breit wie er grinste – zumindest bis Sasori ihm den Sake wegschnappte. „Vielleicht gehst du’s langsam an, hm?“ Dabei sprach er so resolut wie ein Vater es mit seinem Kind tat – was seltsam wirkte, da er Sasori nicht sonderlich alt schätzte. Vielleicht im selben Alter wie Deidara, der nun eine Schnute zog. „Sasori no Danna…“, maulte er und versuchte, sich den Sake zurückzuholen, wobei er jedoch scheiterte. Konan belächelte die Situation, ehe sie Itachi zuprostete und einen Schluck trank. Er selbst kam wohl nicht drum herum, denn Hidan sah das als Anlass, ihm wieder seine Aufmerksamkeit zu schenken. Er tat ihm den Gefallen und stieß mit ihm an, ehe er an dem Schälchen nippte. Es brannte in seiner Kehle – dem Geschmack würde er wohl nie etwas abgewinnen können, aber gut. „Erzähl mal was über dich, Itachi!“, forderte Hidan ihn auf und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir wollen mehr über unseren neuen Kameraden wissen!“ Kisame brummte ungehalten, bevor er darauf etwas erwidern konnte. „Fang du doch an, über dich zu reden, bevor du ihn aushorchst.“ „Huh?! Wer sagt was von aushorchen?!“, murrte Hidan zurück, ehe er sich am Kopf kratzte. „Außerdem weiß er schon alles über meinen Gott und seine Gebote…“ „Kann Itachi nicht für sich selbst reden, Kisame, hmm?“ Der Uchiha überging die Spitze, während man dem Hünen seine Gereiztheit ansah. Komischerweise fühlte er sich selbst ziemlich ruhig, die Frage empfand er nicht als unpassend. Es wunderte ihn bloß, dass Kisame so darauf reagierte. Im Allgemeinen fuhr der Hüne nicht bei jeder Kleinigkeit aus der Haut. Jedenfalls nicht bei ihm. „Ich kann“, erwiderte er an Deidara gewandt. „Jedoch gibt es da nicht viel Interessantes zu berichten, da ich eher zurückgezogen lebe. Große Menschenansammlungen sind nichts für mich.“ Hidan stieß einen pfeifenden Laut aus. „So ging’s mir auch mal, kann ich nachfühlen. Menschen sind echt scheiße.“ „Du bist selbst ein Mensch“, brummte Zabuza, woraufhin Hidan mit den Schultern zuckte und sich Sake nachkippte. „Und wenn schon. Ist trotzdem nicht schön, wenn sie einen umbringen wollen, weil man angeblich die Ausgeburt der Hölle ist. Das war vielleicht eine beschissene Zeit. Bin echt glücklich darüber, dass ich die ganzen Ketzer Jashin-sama opfern konnte. Das war ein Spaß…wie sie um ihr Leben gebettelt haben, bevor ich sie genüsslich abgestochen habe.“ Hidan gluckste leise, schien die Erinnerung daran zu genießen, was einerseits verstörend und andererseits verständlich war. Er selbst trauerte auch nicht um die Menschen, die damals seiner Folter beigewohnt und den Priester angefeuert hatten. Der Hass war trotzdem noch da. Würde er immer sein. „Du wurdest gejagt?“, fragte er nach, woraufhin Hidan nickte. „Weil ich so aussehe, wie ich halt aussehe. Die meinten, ich bringe Unglück. Wegen mir würden die Felder verdorren und so eine kranke Scheiße.“ „Sowas hat mir nie einer unterstellt – und ich bin genauso hell wie du“, meinte Suigetsu leichthin, woraufhin Kisame schnaubte. „Du hattest auch deinen Bruder und uns. Da hat sich keiner getraut, dich auch nur schief anzugucken.“ „Eben“, stimmte Zabuza zu und griff nach dem Sake. „Davon abgesehen suchen sich die Leute immer was Neues raus, das ihnen nicht passt. Heute ist’s die Hautfarbe, morgen geht’s darum, mit wem man das Bett teilt.“ „Nun, darum sind wir alle hier“, kam es ruhig von Nagato, der sich noch von dem Eintopf nahm. „Hier spielen derlei Dinge keine Rolle. Es zählen bloß unsere Fähigkeiten und unsere Loyalität.“ Dabei blickte er ihn etwas länger als nötig an, aber Itachi verstand schon. Er war neu hier. Sie würden ihn im Auge behalten, trotzdem sie ihm die Erlaubnis zum Bleiben erteilt hatten. Das war nachvollziehbar, weswegen er es nicht persönlich nahm. „Heh…Deidara ist wegen Sasori hier. No Danna hier, no Danna da~“, säuselte Hidan belustigt dazwischen, woraufhin der Blonde die Augen verengte. „Willst du Stress, Hidan, hmm?“, fragte er mit geröteten Wangen und beugte sich etwas über den Tisch. „Wieso? Ist doch wahr! Das ist ne richtig süße Geschichte, hehe…“, meinte Hidan und stupste Itachi in die Seite. „Wenn du es süß findest, dass ich ihm seine diebischen Finger abschneiden wollte…nun, Geschmäcker sind verschieden“, kommentierte Sasori das Ganze und zuckte dabei mit den Schultern. „Das war echt gruselig“, murmelte Deidara und schnappte sich wieder den Sake. „Dachte, mein Herz bleibt stehen, hmm…“ „Du bist selbst schuld daran“, erwiderte Sasori mitleidlos. „Meine Masche hat bei so gut wie jedem Kerl gezogen, klar? Selbst bei den Typen, die Frauen bevorzugt haben, war selten einer dabei, der dann abgesprungen ist. Dass was mit Euch nicht stimmt, konnte ich ja damals nicht wissen, hmm.“ „Deidara war damals ne Nutte“, meinte Hidan grinsend, woraufhin Deidara ihm seinen Löffel gegen den Kopf warf. „Bleib gefälligst bei deinen eigenen bescheuerten Geschichten und rede nicht über mich, hmm!“, blaffte er ihn an. Anscheinend stieg beiden der Alkohol in den Kopf…oder die beiden waren immer so offen. Vielleicht Letzteres, da keiner besonders überrascht von dem Gezeter zu sein schien. Oder davon, dass Deidara sich prostituiert hatte, was wohl stimmte, da er es nicht leugnete. „Als ob man da nicht selbst drauf kommt, mit was du dein Geld verdient hast“, maulte Hidan und rieb sich die Schläfe. „Bei deinem Gelaber…“ „Wir haben alle Dinge getan, die von der Gesellschaft verurteilt werden, die aber notwendig waren, um zu überleben“, kam es ruhig von Konan, welche sich selbst Sake nachschenkte. „Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen. In unseren Reihen wird nicht über die Vergangenheit geurteilt.“ Sie ließ den Blick kurz in die Runde schweifen, ehe sie einen Schluck aus ihrem Schälchen nahm. „Jaja, ich sag ja nichts dagegen!“, brummte Hidan und griff nach dem Sake, um die Schälchen ebenfalls zu füllen. „Besser ist es“, murmelte Haku, während er unglücklich auf sein volles Schälchen sah. „Oi, zieh nicht so eine Schnute! Runter damit!“ Zabuza hob eine Braue, griff dann aber nach Hakus Sake und kippte ihn einfach selbst herunter. Sein Partner schmunzelte, Hidan fluchte und füllte erneut nach. „Was?“, knurrte Zabuza ihn an. „Ich muss damit leben, wenn er zu besoffen ist und hinterher nichts mehr läuft.“ „Schön, wie du deine Prioritäten setzt, Zabuza“, kommentierte Kisame dies, grinste jedoch breit. Auch Haku schien das Thema zu amüsieren, so wie seine braunen Augen funkelten. Die Offenheit der Gruppe hatte ihn zwar zuerst irritiert, aber er merkte, wie er sich immer mehr daran gewöhnte. Vielleicht war es manchmal sogar einfacher, sein Herz auf der Zunge zu tragen, anstatt alles in sich zu vergraben. Itachi wusste es nicht, aber ihm entging nicht, wie sich der Knoten in seiner Brust allmählich zu lösen begann. Zu wissen, dass zum Beispiel Hidan ein ähnliches Schicksal wie er selbst trug, sorgte dafür, dass er sich weniger wie ein Fremdkörper fühlte. Ja, er war immer noch anders, doch es gab Gemeinsamkeiten zwischen ihnen…und als Hidan ihn abermals zum Trinken aufforderte, tat er ihm den Gefallen. Vielleicht waren es auch ein paar Gefallen zu viel, als er eine Weile später mit Kisame dessen Zimmer bezog. Der Alkohol war ihm zweifellos zu Kopfe gestiegen, so benommen, wie er sich fühlte. Genau das hatte er eigentlich vermeiden wollen, aber seltsamerweise war es dennoch in Ordnung. Er fühlte sich an Kisames Seite sicher und obwohl ihm das hätte Angst machen sollen, tat es das nicht. Sie waren tagelang miteinander gereist und er hatte sich in jeder Situation auf den Hünen verlassen können. Dieser rollte soeben einen zweiten Futon neben seinem eigenen aus, wobei er in Gedanken versunken schien. Itachis Blick heftete sich an den breiten Nacken, die kräftigen Schultern…und er fragte sich, ob der Alkohol schuld daran war, dass er sich vorstellte, wie er Kisame dort küsste. Ob es den Älteren freuen würde, wenn er die Initiative ergriff? Gott, seine Wangen glühten plötzlich. „Wundere dich nicht, wenn’s nachher laut wird. Wir haben Zabuza und Haku nebenan – und Haku ist nicht voll genug, als dass da nichts mehr läuft.“ Itachi hörte ihm nur mit halbem Ohr zu, konnte nicht aufhören, Kisame anzustarren. Dabei war dies nicht seine Art. Andererseits…was war überhaupt seine Art? Woher wusste er, was er wollte, wenn er nie die Gelegenheit genutzt hatte, es auszuprobieren? Da war immer die Angst gewesen, die ihn gehemmt hatte. Vielleicht auch der Ekel. Kisame kannte seine ganze widerliche Vergangenheit. Er war ein Teil davon. Wohl der einzige Teil, den er nicht verabscheute. „Aber na ja, Kakuzu und Hidan sind noch schlimmer. Von daher…“, brummte der Hüne und legte Decke und Kissen zurecht. Danach wandte er sich zu ihm um, nur um festzustellen, dass Itachi so nahe bei ihm saß, dass sie nicht mehr viel trennte. Scheinbar irritierte er Kisame, welcher den Mund öffnete, um etwas zu sagen – jedoch nicht dazu kam. Vielleicht lag es daran, dass er angetrunken war, aber es war plötzlich so leicht, die Hände an Kisames Wangen zu legen und sich vorzubeugen. Ihn zu küssen. Es war das, was er wollte, auch wenn ihm das Herz bis zum Halse schlug. Und als er die kräftigen Hände spürte, wie sie ihn packten und auf den Boden drückten, ihn unter Kisame brachten…spürte er ein ganz anderes Feuer als sonst in sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)