Mephisto von lunalinn (denn sie wissen nicht, was sie tun) ================================================================================ Kapitel 20: S.O.S. ------------------ Eigentlich hatte Kisame damit gerechnet, dass der Uchiha am nächsten Morgen zuerst wach werden und sich aus seiner Umarmung befreien würde. Entgegen seiner Erwartungen lag dieser noch immer mit dem Rücken an seine Brust geschmiegt. Entweder schlief er noch oder er konnte ihn gut täuschen…so ruhig wie er dort lag und gleichmäßig atmete. Kisame versuchte sich zu erinnern, ob er schon mal für jemanden dermaßen intensiv gefühlt hatte, dass er sich so zurücknahm, wie es in der gestrigen Nacht der Fall gewesen war. Wie er sich generell beherrschte, wenn es um den Uchiha ging. Mochte an den Vorkommnissen aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit liegen. Vielleicht auch daran, dass Itachi ihm besser gefiel, desto mehr er ihn kennenlernte. Diese ganzen Facetten reizten ihn, gaben ihm das Gefühl, er müsste sich mehr als sonst anstrengen. Ganz vorsichtig strich er dem anderen die Haare, die sich über Nacht aus dem Zopf gelöst hatten, aus dem Nacken. Am liebsten hätte er ihm die Lippen auf genau diese Stelle gedrückt, ihn somit geweckt, doch er befürchtete, dass dies zu viel sein würde…und mit einer üblen Verbrennung enden würde. Stattdessen beließ er es dabei, den anderen sanft an der Schulter zu berühren, die Finger kreisen zu lassen, während er die Narben an dessen Nacken musterte. Auch hier war jemand kalkuliert ans Werk gegangen, die Schnitte waren präzise gesetzt worden und…Moment. Er zog die Stirn in Falten, fasste die Narben genauer ins Auge und stockte, als er das Schriftzeichen erkannte…und die Bedeutung. „Oni.“ Kisame zuckte zusammen, als er die Stimme des Uchihas vernahm. „…dachte, du schläfst“, brummte er, da er nicht wusste, wie er reagieren sollte. Itachi blieb liegen, drehte sich auch nicht zu ihm um, sodass er dessen Ausdruck nicht sehen konnte. Vielleicht wollte der andere dies auch nicht. „Du hast meinen Rücken gesehen“, murmelte dieser. „Du bist selbst gefoltert worden. Du weißt, wozu Menschen imstande sind.“ Kisame nickte bloß, trotzdem Itachi es nicht sehen konnte. Seine Finger verharrten still an dessen Schulter, während er nach Worten suchte. „…du weißt, dass Narben keine Schwäche für mich bedeuten“, gab er leise zurück. „Es zeigt, was wir überlebt haben. Unsere Stärke.“ Itachi schnaubte. „Was habe ich denn überlebt, Kisame?“, kam es verbittert zurück. „Das Massaker an meiner Familie überlebt zu haben…nur wegen dir und Madara…macht mich nicht stolz. Dass mir sadistische Menschen eine Bezeichnung, die ich mehr als alles andere verabscheue, in die Haut geritzt haben…macht mich wütend. Das hat nichts mit Stärke zu tun…sondern mit Hilflosigkeit und Demütigung. Mein Schmerz ist anders, als der, den du mit deinen Narben verbindest.“ Kisame schwieg, drückte seine Schulter, um zu zeigen, dass er verstand. Erneute, aufmunternde Worte würden dem anderen vermutlich wie Hohn vorkommen. Er konnte Itachi diesen Schmerz weder nehmen, noch ihm seine Ansichten aufzwingen. „Es ist vorbei“, meinte er stattdessen nur, auch wenn er ahnte, dass es das für den Uchiha niemals ganz sein würde. Itachi erwiderte nichts darauf, doch er legte seine Hand auf Kisames, drückte diese fest. Anscheinend verstand er. Einige Minuten lagen sie nur so da, aneinander geschmiegt…schweigend. Ihren Gedanken nachhängend…und dennoch fühlte es sich gut an. Kisame haderte mit sich, ehe er seinem Begehren zuvor doch noch nachgab und seine Lippen auf die Narbe in dessen Nacken drückte. Er spürte, wie sich Itachi versteifte, seine Nägel in Kisames Handrücken grub, doch eine Verbrennung blieb aus. „…du bist mutig.“ Kisame musste grinsen, als er die Worte hörte, während er mit dem Gesicht an der warmen Haut lehnte. „Wer nicht wagt…“ „…der nicht verbrennt“, kam es trocken zurück, doch Kisame ließ sich davon nicht beirren. Nicht nach dem, was gestern passiert war. Itachi machte keine Anstalten, sich aus seinem Griff zu befreien oder sich gegen die Berührungen zu wehren. Vielleicht war das ja der seltsame Versuch, einen Scherz zu machen, auch wenn es nicht zu dem ernsten Uchiha passen wollte. Andererseits entdeckte er gerade viele neue Seiten an diesem… „Ich glaube, das haben wir hinter uns, hm?“ „Wenn du meinst.“ Kisame schmunzelte, ließ die Antwort jedoch unkommentiert und zog Itachi näher zu sich heran. Dieser ließ es zu, sodass der Hüne wieder die Augen schloss. Reise hin oder her…das hier wollte er noch ein wenig genießen, bevor sie weitermussten. Bei Akatsuki war Ruhe ein Fremdwort und bei seinem Glück war mindestens die halbe Truppe da. Nein, die Zweisamkeit würde er noch nutzen – und sei es bloß, um zu kuscheln. „Halt still.“ Nun, das war leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn einem jemand im Nacken saß, der dazu in der Lage war, einen in Sekundenschnelle zu töten. Sakura fühlte sich unwohl dabei, dass Sasuke hinter ihr saß…noch dazu mit einem Dolch in der Hand. Andererseits hätte es genügend einfachere Methoden gegeben, sie umzubringen, falls er das vorhatte. Der Holzboden knarzte, als sie ihr Gewicht ein wenig verlagerte, da ihr von der Position langsam die Beine wehtaten. Ihre Wunde pochte zu allem Überfluss schmerzhaft. „…wenn du gleich ein Ohr verlierst, ist das nicht meine Schuld.“ Sakura atmete tief durch bei den Worten, innerlich mit sich ringend, ob sie es sich erlauben konnte, frech zu werden. Wohl eher nicht. Ganz schlechter Zeitpunkt. Neben ihr fielen weitere, rosafarbene Haare zu Boden und so langsam befürchtete sie, er würde mehr abschneiden, als er musste. Vielleicht wollte er sie ja entstellen, um sie zu bestrafen? Bislang hatte er seine Drohungen nämlich noch nicht wahrgemacht. „Brauchst…du noch lange?“, fragte sie vorsichtig, wollte ihn gerade nicht provozieren. Sie spürte, wie seine Finger durch ihre Haare glitten…und er war dabei überraschend sanft. Wenn man bedachte, wie er mit ihr umgegangen war, als er sie bei den Jägern erwischt hatte, sollte sie wohl froh darüber sein. „…nerv mich weiter und ich schneide sie dir ganz ab. Dann muss man nichts mehr begradigen.“ Sakura schluckte, grub die Finger in den Stoff des violetten Yukata, den er ihr mitgebracht hatte. Besser, sie beließ es dabei. Es wunderte sie ohnehin, dass er von sich aus angeboten hatte, ihr die Haare zu schneiden – natürlich auf seine ruppige Art, aber dennoch war es…nett. Falls er überhaupt nett sein konnte. Immerhin hatte er sie nicht wieder beleidigt… Sie seufzte stumm, blickte an die gegenüberliegende Holzwand, während sie ihn machen ließ. Ob Tsunade wohl schon nach ihr hatte suchen lassen? Sicherlich würde sie die anderen Mädchen nicht in Gefahr bringen, doch Naruto würde bestimmt bei ihr auftauchen und nach ihr fragen. Er würde sie suchen und finden. Irgendwie…hoffte sie. Andererseits hatte er kaum eine Chance gegen Sasuke oder Madara. Vielleicht war es klüger, sich ihrem Schicksal zu ergeben…ohne einen ihrer Freunde zu gefährden. Selbst diese Jäger hatten ihm nichts anhaben können. Es fiel ihr schwer, zu glauben, dass überhaupt jemand dazu in der Lage war, die beiden auch nur in Bedrängnis zu bringen. Wobei Sasukes Worte das Gegenteil vermuten ließen… Sein Hass auf die Menschen war dafür viel zu groß. Wie viel Abscheu in seinem Blick gelegen hatte…wie viel Genugtuung, als er die Männer getötet hatte. Ob sie ihn danach fragen sollte? Sie hatte es sich bereits einmal mit ihm verscherzt, als sie ihn nach seinem Bruder gefragt hatte. Diesmal musste sie…behutsamer sein. „Darf ich dich etwas fragen?“ Sie biss sich auf die Zunge, als er genervt stöhnte. „Wenn es sein muss...“ Mehr konnte sie wohl nicht von ihm erwarten, doch immerhin verbot er ihr nicht den Mund. „Du und…Madara…ihr besitzt Fähigkeiten, die den Menschen überlegen sind. Diese Männer hatten keine Chance gegen euch.“ Da Sasuke sie weder unterbrach, noch zustimmte, fuhr sie fort. „…aber so wie du geredet hast, seid ihr nur zu dritt. Wie kann das sein? Ich meine…es gab doch sicher noch mehr wie euch…? Was ist zum Beispiel…mit euren Eltern?“ Sie wusste nicht, ob es gut war, dass sie Sasukes Ausdruck nicht sehen konnte. Es war plötzlich totenstill in der Hütte, vor allem da seine Hände in ihren Haaren verharrten. Wenigstens wurde er nicht wieder laut oder fasste sie grob an, dennoch beunruhigte sie das Schweigen. Sie zögerte, warf dann aber einen Blick über die Schulter. Sasuke schien durch sie hindurch zu blicken, die Lippen zusammengepresst und die Haltung angespannt. Anscheinend erinnerten ihn ihre Fragen an sehr schmerzhafte Dinge und obwohl sie kein Mitleid haben wollte, konnte sie es nicht gänzlich verhindern. „…Sasuke-kun?“, fragte sie vorsichtig, woraufhin er blinzelte. Die Hände lösten sich aus ihren Haaren, der Dolch wurde beiseitegelegt und er machte sich daran, sich aufzurichten. Sakura konnte sich nicht erklären, wo sie den Mut hernahm, doch sie packte sein Handgelenk, hielt ihn fest. Beinahe rechnete sie damit, dass er ihr ebenfalls ein Loch in den Körper brennen würde, so stark, wie er zusammenzuckte. Es geschah nicht. „…du musst Todessehnsucht haben“, hörte sie ihn leise sagen. „Ich möchte bloß Antworten“, erwiderte sie so ruhig, wie es ihr möglich war. „Wenn ich hier bei euch leben…und deine…Frau werden soll, muss ich es verstehen. Für mich seid ihr bloß meine Entführer…und die Mörder vieler Menschen. Wäre es nicht einfacher, mich zu überzeugen, dass ihr nicht die Bösen seid? Damit ich…freiwillig bleibe? Ihr könnt mich nicht für immer mit Gewalt hier einsperren.“ Sasuke schnaubte. „Natürlich können wir das“, gab er gewohnt kalt zurück, doch in seinen dunklen Augen flackerte es. Bei Madara war sie nicht sicher, doch so angewidert, wie Sasuke bei der Erwähnung der Frauen reagiert hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er jemand war, der sich an ihr vergehen wollte. „Vermutlich…aber ist es das, was du willst?“ Der Widerwillen stand ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass es keiner Antwort bedurfte. Sasuke mochte nicht zimperlich mit ihr umgehen, doch scheinbar gab es Grenzen für ihn. Sakura löste vorsichtig den Griff, glaubte nicht, dass er einfach gehen würde…und tatsächlich blieb er stehen, sah zu ihr herunter. „Ginge es nach mir, wärest du gar nicht hier“, murrte er, wenn auch resignierter. „Das bin ich aber nun mal.“ „Hn. Leider.“ Dennoch setzte er sich nach kurzem Zögern, blickte sie dabei gewohnt genervt an. „Da du ja keine Ruhe geben…und diesen Ort nicht mehr lebend verlassen wirst. Na schön“, lenkte er auf seine schroffe Art ein. „Sie sind alle tot. Unsere Eltern, Freunde…unser Clan…es gibt nur noch uns drei.“ Sakura stockte, wusste nicht, was sie sagen sollte. „Das…das tut mir-“ „Ich brauche dein Mitleid nicht“, schnitt er ihr das Wort ab. „Ihr Menschen habt dieses Schicksal über uns gebracht, weil ihr einen Sündenbock für euer Elend brauchtet…weil ihr unsere Macht gefürchtet habt. Aus Furcht wird Hass…das liegt in eurer Natur.“ Sakura bemerkte, wie er die Fäuste in seinem Schoß ballte, den Blick auf diese gerichtet. Was auch immer damals passiert war, musste sehr schmerzhaft gewesen sein. „…was dir widerfahren ist, tut mir leid, auch wenn du es nicht hören willst“, murmelte sie. „Aber…wir sind nicht alle so. Es…gibt niemals nur Gut und Böse.“ Sasuke fixierte sie nun wieder, Spott zuckte um seine Lippen. „So? Du wurdest entführt und wirst hier gefangen gehalten – und willst mir weismachen, dass du uns nicht für böse hältst? Dass du den Leuten nicht direkt von uns erzählen würdest? Von den Monstern, die in diesem Wald leben? Lüg mich lieber nicht an…und halte mich nicht für so einfältig, dir zu glauben, dass du uns verstehen willst.“ Sakura schluckte hart, doch sie hielt sich gerade, reckte ein wenig das Kinn. „Wie ich sagte, es gibt nicht bloß die eine Seite. Du hast deine Gründe, die Menschen zu hassen, aber indem du mich verurteilst, ohne mich zu kennen, bist du nicht besser.“ Sasuke verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, was sie nicht gerade beruhigte, doch sie konnte jetzt nicht kleinbeigeben. „…du weißt nicht, wann es besser ist, den Mund zu halten.“ „Und du hast keine Argumente.“ „Die brauche ich offensichtlich auch nicht.“ Stur funkelten sie einander an, wobei Sasuke die Arme verschränkte, wohl deutlich machen wollte, dass ihn ihre Meinung nicht interessierte. Als ob sie das großartig wundern würde. Zu ihrer Überraschung war es Sasuke, der schließlich genervt ausatmete und die Stille brach. „Ich weiß nicht, wie Naruto dich erträgt“, hörte sie ihn brummen und horchte auf. „Du kennst Naruto?“ Man sah ihm an, dass es ihm widerstrebte, dass ihm dies rausgerutscht war. Jedoch nickte er, wandte den Blick nun wieder ab. „Flüchtig“, erwiderte er abweisend, doch die Art, wie er reagierte, widersprach dem. Sakura schluckte hart. Ihr Herzschlag beschleunigte sich unweigerlich. „Sucht er nach mir?“, fragte sie leise. Sasukes ausdruckslose Miene änderte sich nicht, während er einen Punkt an der Wand fixierte. Dann nickte er knapp. „Du lügst also deinen Freund an?“ „Ich sagte nicht, dass wir Freunde sind.“ „Ihr seid aber auch keine flüchtigen Bekannten, nicht wahr? Sonst würdest du mich jetzt ansehen.“ Ihr entging nicht, wie Sasuke die Lippen aufeinanderpresste, was ihre Vermutung nur bestätigte. Sie wusste nicht, was sie fühlen sollte. Angst, dass er auch Naruto etwas antat, sollte er sie hier finden? Erleichterung, dass Naruto überhaupt nach ihr suchte? Hoffnung, dass Sasuke irgendwo in seinem Inneren einen guten Kern besaß? „Genug davon. Das ändert gar nichts“, knurrte Sasuke, bevor sie noch etwas sagen konnte. „Ruh dich aus und mach keinen weiteren Ärger. Wie gesagt, Madara ist nicht so nachsichtig wie ich. Verstanden?“ „…verstanden“, murmelte sie, da sie merkte, dass sie für heute nicht weiter an ihn herankam. Sie musste es langsam versuchen, sich Stück für Stück an ihn herantasten. Irgendwann würde sie eine Lücke finden und diese nutzen. Sie war stark. Sie würde das durchstehen. Sasuke warf ihr einen letzten warnenden Blick zu, dann erhob er sich. „Ich werde dich nicht wieder anbinden. Du bist sowieso nicht in der Lage zu fliehen. Falls du es doch versuchst, weiß ich es sofort. Denk daran.“ Sakura seufzte innerlich, nickte aber. Ob er mit diesen gruseligen Raben im Bunde war? Diese Tiere waren ihr in letzter Zeit öfter aufgefallen und immerhin galten sie als Überbringer des Unheils. Vielleicht überwachten die Tiere sie – und ja, so seltsam sich das auch anhörte, Vögel waren sehr klug. Und unmöglich war sowieso nichts mehr. Sie sah ihm nach, bis die Tür ins Schloss fiel und er verschwunden war. Resigniert ließ sie sich auf den Futon fallen, drehte sich auf die Seite und schaute vor sich hin. Mit einer Hand fuhr sie sich durch die kurzen Haare, schloss langsam die Augen. Wann würde dieser Albtraum bloß enden…? Sie erreichten die Stadt gegen Nachmittag, wobei Itachi wieder bewusst wurde, warum er anfangs solche Furcht vor dieser Reise verspürt hatte. Es war kein Vergleich zu den Dörfern, die sie passiert hatten. Schon aus der Ferne konnten sie das rege, teils gehetzte Treiben der vielen Menschen beobachten, welche wohl aus denselben Gründen wie sie beide hier waren. Schmieden, Tavernen und Händler aller möglichen Waren…der Markt lockte die verschiedensten Leute an. Es erinnerte ihn unweigerlich an den wütenden Mob, der bei seiner geplanten Exekution getobt hatte. Feuer hin oder her, er würde keine Chance gegen so viele haben. Anscheinend spiegelten sich seine Ängste in seiner Mimik wieder, denn Kisame legte seine Pranke auf seine Schulter, drückte diese fest. „Denkst du, du schaffst das?“ Itachi wusste nicht, was er darauf erwidern sollte; zum einen kam er sich lächerlich vor, an diesem Punkt ihrer Reise kalte Füße zu bekommen, wo die Menschen bis auf Ausnahmen doch recht freundlich zu ihm gewesen waren, andererseits warnte ihn etwas in seinem Inneren hiervor. „Ja“, erwiderte er schließlich, versucht, seine Unsicherheit zu verbergen. Im Endeffekt durfte er nur nicht die Kontrolle verlieren, dann würde ihn niemand von den Menschen unterscheiden können. Niemand würde merken, dass er anders war. Die Uchiha waren längst kein Thema mehr, schon gar nicht hier, so weit draußen. Es würde nichts passieren. Tief atmete er durch, ehe er den Kopf zu seinem Begleiter, der ihn skeptisch musterte, drehte. „Lass uns die Pferde unterstellen und ein Schwert für dich besorgen.“ Kisame hob eine Braue angesichts seiner plötzlichen Ansage, hatte damit wohl nicht gerechnet. „Das wollte ich hören!“, meinte er dann breit grinsend. Itachi nickte nur, ehe sie sich daran machten, eine der Tavernen aufzusuchen, um ihre Tiere dort für ein paar Münzen abzugeben. Es wäre leichtsinnig, die Pferde im Wald anzubinden, wo so viele Leute in Richtung Stadt strömten und sie sicherlich stehlen würden, bot sich solch eine Gelegenheit. Danach machten sie sich auf die Suche nach einer Schmiede. „Du kannst dich ruhig umsehen, wenn du willst.“ Itachi antwortete nicht, während er im Türrahmen der Schmiede stand und die vorbeigehenden Menschen beobachtete. Wie deutlich man sehen konnte, wer Rang und Name besaß, weil sie es schon anhand ihrer Kleidung zeigten. Wie sie sich bewegten, miteinander sprachen…es war interessant. Itachi hob eine Braue, als die drei Damen mit den kunstvoll hochgesteckten Haaren und den bunten Gewändern vom gegenüberliegenden Stand in seine Richtung sahen und kicherten. Hatte er etwas getan, um sie zu belustigen? Nun, besser, sie lachten über ihn, als dass sie in ihm ein Monster erkannten. „Sofern du dich nicht von irgendwelchen Weibsbildern abschleppen lässt…“, fügte Kisame an, der plötzlich recht nahe hinter ihm stand. Er warf ihm einen Blick über die Schulter zu, sah in die funkelnden Augen des anderen. „Das ist deine Sorge?“ „Oh, glaub mir…solche Weiber, wie die drei da, haben es faustdick hinter den Ohren. Also mach besser einen großen Bogen um sie“, erwiderte Kisame grinsend. Itachi sah wieder hinaus auf den Markt, der ihn zweifellos mit seinen vielfältigen Ständen lockte. Warum eigentlich nicht? Für seinen Begleiter schien es in Ordnung zu sein, zumal die Sache mit dem Schwert eine Weile zu dauern schien. Eine kleine Runde konnte er sicher gehen, ehe er wieder hierhin zurückkehrte. Er wunderte sich selbst über den Anflug kindlicher Vorfreude, der ihn überkam, doch es war ein kein schlechtes Gefühl. „Ich werde es mir merken“, murmelte er und nickte dann. „Also gut. Ich schaue mich mal um.“ „Gut“, meinte Kisame und drückte kurz seine Schulter. „Komm danach hierher zurück. Ich werde warten.“ Itachi spürte, wie ihm dabei warm wurde; nicht nur wegen der Berührung, sondern auch wegen ihrer Bedeutung. Kisame traute ihm zu, dass er hier schon zurechtkam, ihn nicht brauchte. Vielleicht war er diesbezüglich zuversichtlicher, als Itachi es selbst von sich behaupten konnte, aber es tat gut. Vor allem, da sowohl Madara als auch Sasuke das Vertrauen in ihn fehlte. Gut, er konnte es ihnen aufgrund der Geschehnisse nicht verdenken, aber dennoch… „Ist gut. Bis nachher dann“, erwiderte er und streifte Kisames Finger, was diesen noch breiter grinsen ließ. Bis er die Schmiede hinter sich gelassen hatte, spürte er den Blick des Hünen in seinem Nacken, was in ihm ein angenehmes Kribbeln auslöste. Den drei jungen Frauen widmete er dagegen keinen einzigen Blick mehr, sondern machte sich daran, sich die Stände anzusehen. Die verschiedenen Waren aus allerlei Ländern interessierten ihn, ob Relikte, Schmuckstücke oder fremde Lebensmittel. Er war neugierig und das schien den Händlern durchaus zu gefallen, denn sie beantworteten eifrig seine Fragen. „Halt dein Maul, du gottloser Sohn einer sabbernden Hure!“ Itachi stutzte, als er die derben Worte hörte und wandte sich reflexartig um. So unverschämt hatte er auch noch niemanden fluchen hören – und Madara nahm sich auch nicht gerade zurück, wenn er mal wieder wütend war. Bei der Person handelte es sich um einen jungen Mann, ungefähr im selben Alter wie er selbst, mit stämmigem Körperbau. Sein helles, zurückgekämmtes Haar schimmerte im Licht silbern, während die violetten Augen finster auf einen älteren Mann gerichtet waren. Anscheinend verkaufte dieser religiöse Gegenstände wie Gebetsketten und Talismane. Itachi wusste, was die Leute einst über seinen Clan gesagt hatten, doch wenn er diesen Unbekannten so ansah, fand er, dass dieser viel mehr wie der leibhaftige Teufel wirkte. Vor allem mit dem losen Mundwerk… „Niemand beleidigt Jashin-sama, du schwanzloser Abschaum!“, fauchte der junge Mann wieder los und die Menschen tuschelten bereits über den Unruhestifter. Der Händler hob beide Hände, was wohl beschwichtigend wirken sollte, doch der Teufel in Menschengestalt ließ ihn kaum zu Wort kommen. Seine rechte Hand umklammerte den silbernen Anhänger seiner Kette, während er mit der anderen wild herumfuchtelte. „Beruhige dich doch, Junge! Ich habe doch nur gesagt, dass dein Glaube-“ „Mir egal, was du sagst! Ich dachte, du seist Priester, eh?! Dann schwafle nicht so eine gottverdammte Scheiße! Hat hier denn keiner Ahnung von wahrer Religion?!“, regte sich der Fremde weiter auf und schien sich nicht daran zu stören, dass er die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Itachi fühlte sich in erster Linie angewidert von diesem respektlosen Verhalten, doch ebenso rief es Fremdscham in ihm hervor. Wie konnte man sich so aufführen? Davon abgesehen, dass solch ein Aufruhr gefährlich enden konnte, wenn er bedachte, wie außergewöhnlich der Fremde aussah. Vielleicht tat er gut daran, sich ungesehen vom Schauplatz zu entfernen, bevor er noch ungewollt in den Fokus geriet – wenngleich es schwierig war, gegen den vorlauten Kerl anzukommen. Besser so. „Und glotzt gefälligst nicht alle so doof, ihr Ketzer!“, blaffte dieser nun die umstehenden Leute an. „Habt ihr nichts zu tun, ihr elenden Gaffer?!“ Itachi verzog keine Miene, als ihn der zornige Blick des Unbekannten erfasste. Er wollte sich umdrehen, doch dafür war es zu spät, denn der andere zeigte schon mit dem Finger auf ihn. „Hey du da! Du Schönling! Ja, du! Was gaffst du so?! Soll ich dir da hinkommen, ja?! Provozier mich nicht, ich mein‘s ernst und…eh, läufst du weg?! Ja, verschwinde nur, du elender Feigling, du!“ Es juckte Itachi in den Fingern, dem Fremden zu zeigen, wie feige er war. Er konnte ihn zu einem Häufchen Asche verbrennen, auch wenn dies seinen Prinzipien widersprach. Also tat er das einzig Vernünftige, indem er sich umdrehte und ging, bevor die Aufmerksamkeit zu allem Überfluss auf ihm lag. Ärgerlich, denn bis gerade eben hatte er sich wohl auf dem Markt gefühlt, während ihn nun wieder das unangenehme Gefühl überkam, nicht hierherzugehören. Wie bitter. Itachi hatte den seltsamen Fremden gerade hinter sich gelassen, als ihn jemand von der Seite derart heftig anrempelte, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. Ein zorniger Blick aus einem meerblauen Auge empfing ihn, als er den Verantwortlichen fixierte. Das andere Auge wurde von langen blonden Haaren verdeckt, von denen das Meiste in einem hohen Zopf gebändigt war. „Hast du keine Augen im Kopf, hmm?!“, fauchte ihn der Fremde an und baute sich vor ihm auf, obwohl er sogar ein Stück kleiner war als er. Itachi glaubte im ersten Moment, er hätte sich verhört, doch scheinbar meinte der andere Mann dies ernst. „Du bist in mich hineingelaufen“, gab er kühl zurück. „Was sagst du da?! Willst du Stress, hmm?!“ Dass der Blonde dabei herausfordernd sein Kinn reckte und wohl in Erwägung zog, sich mit ihm zu prügeln, hatte Itachi nicht erwartet. Das konnte er wirklich nicht gebrauchen. Hier waren zu viele Menschen. Entschuldigen würde er sich jedoch nicht. Bevor er jedoch darauf antworten konnte, legte sich eine Hand auf die Schulter des Fremden und eine laute, bekannte Stimme mischte sich ein. „Oi, Deidara-chan! Da war grade so ein Schönl- eh?! Das ist der Kerl!!“ Hinter dem Blonden tauchte nun der Silberhaarige auf und zeigte mit dem Finger auf ihn. Was waren das für Spinner? „Der da hat meine Religion verspottet und sich dann feige verpisst!“ „Tja und mich hat er angerempelt und will sich nicht entschuldigen, hmm.“ „So? Das schreit doch nach einer Abreibung, oder?“, kam es grinsend von dem aggressiven Silberschopf. Itachi verengte die Augen bei den Worten, immer noch unschlüssig, wie er hier möglichst ohne Aufruhr wegkam. Als würde er sich mit diesen beiden Idioten auf offener Straße wegen nichts prügeln. „Da es sich hierbei um ein Missverständnis zu handeln scheint, würde ich vorschlagen, wir belassen es dabei und jeder geht seines Weges“, gab er kühl zurück. „Boah, der redet ja genauso geschwollen wie Kakuzu…urgh! Allein dafür sollte ich dir eine reinzimmern!“ „Apropos Kakuzu“, brummte der Blonde namens Deidara. „Wenn wir uns hier prügeln, reißt er uns den Arsch auf. Vor allem dir, Hidan, hmm.“ „Und? Ich hab keine Angst vor dem Penner!“, erwiderte Hidan bockig und verschränkte die Arme. „Er ist nicht unser Boss.“ Deidara verdrehte das sichtbare Auge, ehe er wieder Itachi fixierte, welcher dem still zugehört hatte. „Wir lassen dir das noch mal durchgehen, klar? Aber wenn du uns noch mal krumm kommst, kannst du was erleben, hmm!“ „Genau! Dann bearbeiten wir dein Gesicht so, dass dich nicht mal deine Hure von Mutter wiedererkennt!“ Itachi ballte die Hände zu seinen Seiten zu Fäusten, rang um seine Kontrolle, als er spürte, wie das Feuer seinen Körper zu übernehmen drohte. Die Hitze in seinem Inneren staute sich, ließ die Luft für einen kurzen Moment flimmern – dann konnte er sich wieder beherrschen. Nicht hier. Er musste ruhig bleiben, durfte sich nicht provozieren lassen. Sie waren es nicht wert, dass er sich das hier kaputtmachte. Nein. „Willst du uns totstarren oder was?! Mach n Abgang, du Pissnelke!“, blaffte ihn Hidan an und verlagerte sein Gewicht auf Deidaras Schulter. Itachi atmete innerlich durch, dann wandte er sich ab, das spöttische Gelächter ignorierend. Diese beiden durchgeknallten Typen wussten ja nicht, dass er sie zu einem Häufchen Asche hätte verbrennen können. In Gedanken klammerte er sich an Kisame. Er würde zu ihm zurückkehren. Sie würden weiterreisen, bis sie zu dessen Kameraden stießen. Das hier war nicht von Bedeutung. „Da bist du ja wieder!“ Kisame grinste ihn breit an, wobei seine scharfen Zähne hervorblitzten. In seiner Hand hielt er sein neues Katana, schien dieses gerade zu begutachten. Neben ihm stand ein Mann, der ihm in Größe und Statur recht nahe kam und dessen Vermummung es unmöglich machte, mehr als ein bisschen dunkle Haut und seine Augen zu erkennen. Es waren unheimliche, blutunterlaufene Augen mit dunkelgrüner Iris, die Itachi unweigerlich schaudern ließen. Etwas stimmte mit diesem Mann nicht. Seine Aura wirkte nahezu bedrohlich, sodass er kurz zögerte, näher zu kommen. „Dann kann ich dir direkt einen meiner Kameraden vorstellen“, fuhr Kisame fort und deutete auf den fremden Hünen. „Das hier ist Kakuzu. Er hat hier einige Geschäfte abgewickelt.“ Itachi erwiderte den musternden Blick des Mannes, dessen Mimik er nicht lesen konnte. Da lag etwas Berechnendes in dessen Augen. Was ihn jedoch viel mehr beunruhigte, war der Name, bei dem Kisame ihn soeben genannt hatte. Das konnte doch nicht… „Kakuzu, das ist Itachi. Wie ich schon erzählt habe, ist er derjenige, der mir den Arsch gerettet hat.“ „Er sieht nicht sonderlich robust aus“, kommentierte der Mann mit einer Stimme, die rau und tief war. Kisame schnaubte. „Haku sieht auch nicht robust aus und er ist unser fähigster Attentäter, nicht wahr?“, brummte er ihm zu. „Mag sein“, erwiderte Kakuzu eher desinteressiert und schulterte seinen Beutel, den er bei sich trug. „Wie auch immer…die Entscheidungen trifft sowieso Pain. Sammeln wir die beiden Idioten ein und machen uns auf den Rückweg.“ Itachi fühlte sich immer noch wie versteinert, vor allem, da seine böse Vorahnung soeben bestätigt wurde. Diese beiden Idioten…? Das Schicksal schien es nicht gut mit ihm zu meinen. Nicht zum ersten Mal. „Kisame.“ Angesprochener warf ihm einen fragenden Blick zu, während er sein neues Katana in die Scheide an seiner Seite schob. „Hm?“ „Ich-“ „Oi, Kakuzu! Da bist du ja, alter Sack!“, unterbrach ihn in diesem Augenblick jemand. Natürlich mussten die beiden fast zeitgleich zu ihnen stoßen, was das Ganze komplizierter machen würde. „Eh?! Kisame!! Du lebst?!“, krakeelte der Silberhaarige direkt los und starrte seinen Weggefährten fassungslos an. Auch der Blonde, Deidara, schien vollkommen perplex, doch da war auch Erleichterung. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Gut, dich wiederzusehen, Kisame!“ „Aber echt!! Ohne dich war‘s voll langweilig!!“, stimmte Hidan zu und wollte gerade näherkommen, als sowohl sein, als auch Deidaras Blick auf ihn fielen. „…“ „…“ „Eh?! Das ist doch der Typ von vorhin, hmm!“ „Was hat der Kerl bei euch zu suchen?! Boah, diesmal mach ich dich fertig, Schönling!!“ „…ihr…kennt euch?“ „…sozusagen“, murmelte Itachi resigniert. Das Kennenlernen mit Kisames Kameraden fing bereits jetzt gut an… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)