DEAN CORVIN: 02. Brennpunkt Mars von ulimann644 ================================================================================ Kapitel 14: Begegnung unter Beschuss ------------------------------------ 14. Begegnung unter Beschuss „Etwas ist passiert!“, meldete Moshe Melnik knapp, als Famke Korkonnen zu ihm in das Cockpit des Frachters kam. „Geht das auch etwas genauer“, erkundigte sich die Blondine gereizt und warf sich in den Sessel, neben den Kameraden. Ihre Stimmung entsprang der Tatsache, dass sie sich nach dem Start auch der beiden Piloten entledigt hatten. Melnik, der das wusste, beschwerte sich darum nicht ob des etwas rüden Tonfalls, sondern erklärte sachlich: „Nach dem, was ich herausfinden konnte, findet ein Angriff auf den Saturnmond Titan statt. Mindestens zwei Flotten nehmen den Mond unter Feuer.“ „Für solche Scherze bin ich im Moment nicht aufgelegt“, gab Famke grob zurück. Erst als sie in die ernste Miene des Kameraden sah, wurde sie stutzig und sie erkundigte sich mit schwankender Stimme: „Das war kein Scherz?“ „Nein, unsere Flotten sind hier und greifen an“, wiederholte Melnik und Begeisterung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Aber warum greifen die nur auf Titan an?“ Famke Korkonnen, die sich zunächst im Sitz nach vorne gebeugt hatte, ließ sich nun mit dem Rücken langsam gegen die Lehne des Sitzes sinken. „Wenn ich an der Stelle unseres Flottenkommandeurs wäre, so würde ich mehrere Ziele gleichzeitig angreifen. Vor allen Dingen…“ Als sich Famke abrupt unterbrach, sah Moshe Melnik sie fragend an. „Was ist?“ „Oh, verdammt Moshe. Wir sollten uns lieber beeilen zum Mars zu kommen. Dieser Angriff auf Titan ist bestimmt nur der Auftakt. Ich verwette meine potenzielle Ernennung zum Offizier, dass in Kürze auch ein Angriff auf den Mars erfolgen wird.“ Etwas ungläubig blickte Moshe Melnik in die Augen der Kameradin. „Die Wette gilt und wenn du sie verlieren solltest, dann wirst du, bis zum Lebensende Kadett bleiben. Wie kommst du darauf, dass die bis zum Mars vorstoßen können?“ „Nicht die“, wehrte Famke Korkonnen nachdenklich ab. „Ich vermute viel mehr, dass es noch einen zweiten Flottenverband gibt, der bald gegen den Mars losschlagen wird.“ „Sollten wir dann nicht stoppen und abwarten, was passiert?“ „Nein!“, erwiderte Famke entschieden. „Wir wissen ja überhaupt nicht, wie diese Auseinandersetzung ausgehen wird. Die Konföderation wird das Sol-System sicherlich sehr gut befestigt haben, in den letzten Monaten. Außerdem haben wir die vielleicht einmalige Gelegenheit einen ranghohen Offizier der Konföderation Deneb in unsere Hände zu bekommen. Wir bleiben bei unserem Plan.“ Melnik nickte. „Also schön, dann werde ich den Antrieb des Frachters mal an seine Grenzen bringen.“ „Ich bitte darum. Wir müssen dort landen, bevor ein Angriff erfolgt“, sinnierte die blonde Frau. „Wenn dort erst einmal alles drunter und drüber geht, dann dürfte es ziemlich schwer werden, unser Vorhaben auszuführen. Sag Bescheid, wenn es soweit ist.“ Damit erhob sich die junge Frau aus dem Co-Piloten Sitz und verschwand in Richtung des Passagierbereiches. Sie begab sich zu den Kameraden, die dabei waren herauszufinden, welche der erbeuteten Uniformen ihnen am besten passte. Sie kam dazu, als Darweshi Karume gerade eine Uniformjacke schloss, deren Ärmel ihm knapp bis über die Ellenbogen reichten. In komischer Verzweiflung packte er dabei das Brustteil der Jacke und zog es nach vorne um anzuzeigen, dass er dort noch Platz für eine zweite Person hatte, was trotz der gedrückten Stimmung zu vereinzeltem, unterdrückten Gelächter führte. „Diese Uniform ist definitiv nicht für meine Statur geeignet“, konstatierte der Tansanier mit unbewegter Miene und arbeitete sich aus der Jacke heraus, wobei ihm Sarah zur Hand ging, da der Mann die kurzen Ärmel nicht zu fassen bekam. Famke Korkonnen sah dem Treiben eine Weile zu, bevor sie die Aufmerksamkeit der Kameraden auf sich lenkte und sie von der aktuellen Entwicklung unterrichtete. Sie sagte ihnen auch, was ihre Vermutung war, in Hinsicht auf die weiteren Ereignisse. Kelvin Gorlan machte ein verdrießliches Gesicht. „Das hätte uns gerade noch gefehlt. Mitten in einen Angriff zu geraten, wenn wir, wie eine fette Ente, auf dem Mars hocken.“ „Den Geheimdienstoffizier sollten wir trotzdem kassieren“, warf Darweshi Karume ein. „Auch wenn der Angriff erfolgreich verläuft könnte es wichtig sein, ihn unseren Truppen lebend zu übergeben. Er könnte kriegswichtige Informationen besitzen.“ „Das sehe ich auch so“, stimmte Famke Korkonnen ihm zu. „Wir landen zunächst wie vorgesehen. Alles andere wird davon abhängen, welche Situation wir dann vorfinden.“ In den Gesichtern der Kameraden erkannte die Finnin Zustimmung. Sie beteiligte sich daran, als die Anprobe der Uniformen fortgesetzt wurde. Am Ende fanden alle Mitglieder des Sperber-Teams passende Uniformen, selbst für Darweshi Karume war eine dabei, die annähernd passte, auch wenn sie über seiner breiten Brust etwas spannte. Es würde für ihre Zwecke genügen, befand die blonde Frau. Als sich die Kameraden, nun gekleidet wie Offiziere der Konföderation, auf die verschiedenen Sitzgelegenheiten des Passagierabteils verteilten, um sich für das, was sie auf dem Mars erwarten würde, auszuruhen, gesellte sich Sarah Anderson zu Famke. Der Tansanier war ebenfalls auf dem Weg zu der Finnin gewesen. Er zögerte kurz, bevor er sich umentschied und neben Yunai Lee niederließ. Famke und Sarah bekamen davon nichts mit. Für einen Moment sah Sarah ihre Kameradin von der Seite an, bevor sie sich ein Herz fasste und fragte: „Darweshi scheint irgendwie ein besonderes Vertrauen zu dir gefunden zu haben, habe ich Recht?“ Etwas verwundert erwiderte Famke den Blick des jüngsten Mitgliedes ihres Teams. Nach einem Moment meinte sie: „Es gibt Momente, da frage ich mich, ob das tatsächlich der Fall ist. Dann wieder fühle ich dass es da schon eine besondere Vertrautheit gibt. Ja, ich denke, er vertraut mir. Zumindest soweit ich das beurteilen kann. Vielleicht erweist sich aber auch noch, dass es ganz anders ist. Warum fragst du?“ Eine gewisse Melancholie spiegelte sich in Sarahs grau-grünen Augen und nach einigen Augenblicken verstand Famke und seufzte „Herrje, das hat uns gerade noch gefehlt.“ Sarah warf ihr dunkles Haar zurück und schüttelte unmerklich den Kopf. „Ich habe schon gemerkt, dass er sich nicht sonderlich für mich zu interessieren scheint. Ich wollte nur sichergehen, ob da vielleicht zwischen dir und ihm…“ Impulsiv legte Famke ihren Arm um die Freundin und zog sie kameradschaftlich zu sich heran. „Nein, Sarah. Für so etwas wird ohnehin erst einmal keine Zeit bleiben. Und wer weiß, vielleicht siehst du da ja auch bei ihm mehr, als tatsächlich vorhanden ist.“ Sarah lächelte schwach. Außer Hörweite der beiden Frauen fragte Darweshi Karume in diesem Moment, zu Yunai Lee gewandt: „Es war vorhin bestimmt hart, sich der Gefangenen zu entledigen.“ Düsternis lag in den Augen der Frau, als sie leise erwiderte: „Ja. Es war das erste Mal, dass ich Menschen getötet habe. Ich spüre immer noch ein Gefühl im Magen, als würde sich darin ein riesiger Eisblock befinden. Es tut immer noch weh, Darweshi.“ „Wir hatten keine Wahl. Ich weiß, das ist kein Trost.“ Die Frau schluckte und erwiderte: „Nein, ist es nicht. Ich wollte, den verfluchten Diktator würde dasselbe Schicksal ereilen. Er ist letzten Endes der wirklich Schuldige an unserem Schicksal und am Schicksal derer, die wir bisher in diesem Krieg getötet haben. Denn er war es, der diesen Krieg begonnen hat.“ Darweshi Karume nickte wortlos und deutete mit dem Kopf zu Famke und Sarah. „Wir sind anscheinend nicht die Einzigen, denen es momentan so ergeht.“ Der Tansanier beobachtete Famke dabei, wie sie sich erhob, leicht Sarahs Schulter drückte und danach in Richtung des Cockpits davon schritt. Dabei breitete sich ein angenehm zufriedenes Gefühl in ihm aus. Ein Gefühl, dass ihn all die schrecklichen Dinge irgendwie leichter ertragen ließ. So zumindest fühlte es sich für ihn an. Als wenig später Moshe Melnik ins Passagierabteil kam, nutzte Darweshi Karume die Gelegenheit. Er erhob sich, warf Yunai, die ihn etwas spöttisch ansah, ein schiefes Grinsen zu und schritt in Richtung das Cockpits davon. Im Cockpit des Frachters blickte Famke Korkonnen etwas überrascht auf, als Darweshi herein kam und sich zwanglos in den Sessel des Co-Piloten setzte. Ihr fielen Sarahs Worte wieder ein, als er ihr ein sanftes Lächeln schenkte. Für einige Augenblicke blieb es still bevor Famke nervös mit den Füßen zu wippen begann und schließlich ablenkend fragte: „Wie geht es Yunai?“ „Sie wird mit den Ereignissen fertig“, gab der Tansanier zurück. Wieder folgte eine kurze Pause, bevor sich der Mann seinerseits erkundigte: „Sarah scheinen die Ereignisse mehr zu schaffen zu machen, wie es eben den Anschein hatte.“ Famke Korkonnen sah Karume nun direkt an. „Sie ist die Jüngste, aber sie hält sich bisher tapfer. Sie wollte nie zum Militär oder auch nur eine ähnlich geartete Karriere einschlagen, deshalb ist dieser Krieg noch weniger ihre Welt, als für uns.“ Hinter der Stirn des Mannes arbeitete es. Überlegend murmelte er: „Ja, diesen Eindruck hatte ich vorhin auch.“ Famke rang etwas mit sich, bevor sie zögerlich meinte: „Sie mag dich, Darweshi.“ „Oh, ich mag Sarah auch.“ Famke schüttelte seufzend den Kopf. „Nicht so, sondern… anders.“ Mit ungläubigem Blick sah Karume die Finnin an. „Aber wie denn das? Sarah kennt mich doch gar nicht. Hat das Mädchen momentan keine anderen Sorgen?“ Amüsiert grinsend erwiderte Famke entsagungsvoll: „Offensichtlich nicht. Vielleicht ist es auch ganz gut so. Auf diese Weise zermartert sie sich nicht den Kopf, wegen dem, was uns auf dem Mars bevorstehen könnte.“ „Da wir gerade beim Thema sind“, wechselte Darweshi Karume schnell das Thema. „Was denkst du? Werden wir rechtzeitig den Mars erreichen, bevor wir in etwas hinein geraten, wo wir vielleicht so schnell nicht wieder herauskommen?“ „Da müsstest du schon den Oberbefehlshaber der Terranischen Flotte fragen“, entgegnete Famke ironisch. „Ich hoffe, die lassen sich noch etwas Zeit.“ „Falls wirklich ein Angriff auf den Mars erfolgt“, zweifelte Karume. „Vielleicht wollen unsere Leute auch erst einmal nur die Umschlaghäfen auf Titan lahmlegen.“ Famke machte eine wiegende Geste mit ihrer Rechten. „Möglich.“ „Aber du glaubst es nicht?“ „Nein.“ Darweshi machte ein finsteres Gesicht. Doch dann hellte sich seine Miene auf und er meinte: „Wenn Chaos herrscht, fallen wir andererseits weniger auf.“ „Was uns hervorragend weiterbringt, falls wir von einem verirrten Plasmaschuss erwischt werden“, spottete Famke Korkonnen düster. Halb ernsthaft, halb humorvoll erkundigte sich Darweshi Karume bei ihr: „Sag mal, bist du immer so herzerfrischend optimistisch?“ „Nein, manchmal bin ich auch wirklich finster drauf“, gab die Frau trocken zurück und lachte hell, als sie in das Gesicht ihres Gegenübers sah. Sie zuerst nur aus großen Augen ansehend, fiel Darweshi Karume nach einen Moment in das Lachen mit ein. Erst nach einer Weile beruhigten sie sich wieder. Dieses Abschütteln der Spannung tat ihnen beiden gut. Wieder schwiegen sie eine Weile, bevor Karume leise fragte: „Wie lange noch?“ Auf ihre Anzeigen blickend erwiderte Famke ruhig: „Noch zwanzig Minuten.“ Sie sagte es, als der Angriffsverband aus Richtung Aldebaran etwas weniger als eine halbe Stunde vom Wiedereintrittspunkt aus dem Hyperraum entfernt war. * * * Als der Mars, selbst ohne Vergrößerung, fast den gesamten Hauptbildschirm ausfüllte, meldete Curtis Newton, mit leichter Anspannung in der Stimme: „Die NOVA SOLARIS schwenkt jetzt in die Bremsspirale um den Mars ein. Verzögerung mit Maximalwerten. Die HUMBOLDT und die HEISENBERG machen das Manöver, wie geplant, mit.“ Irina Hayes dankte und sah mit Spannung auf den großen Holo-Bildschirm, der das Geschehen so getreu wiedergab, als würde man durch eine Glasscheibe direkt ins All blicken. Einige tausend Kilometer querab hatte die anfliegende, kombinierte Streitmacht die Verteidigungsflotten der Konföderation Deneb gestellt und verwickelte sie in einen heftigen Kampf bei dem momentan die Angreifer mehr als 2:1 in der Übermacht waren. Doch auch einige, ehemals terranische, Abwehrstationen, die in einem hohen Orbit um den Mars kreisten, nahmen an dem Gefecht teil. Die kampfstarken alliierten Schlachtkreuzer griffen frontal an, wobei die kleineren Einheiten für Flankenschutz sorgten. Beim ersten Feuerüberfall vernichteten die Angreifer auf diese Weise ein Dutzend Kreuzer der Konföderation, bevor die erste Reaktion erfolgte. Davon bekam die Crew des Leichten Kreuzers NOVA SOLARIS kaum etwas mit. Nur Stefanie Dornarran verfolgte die Manöver der verschiedenen verbündeten und feindlichen Verbände, mit Hilfe ihrer Instrumente und Holo-Anzeigen. Von Dean Corvin kam die Meldung, dass der Kommandotrupp bereit sei. Dabei überflog ein grimmiges Lächeln die Züge des Ersten Offiziers, des Kreuzers. Irina Hayes erinnerte sich noch gut daran, was bei Eris passiert war und hoffte inständig, diese Landung würde etwas angenehmer verlaufen – für Crew und Schiff. Plasmaschüsse von den Abwehrstellungen auf der Oberfläche des Mars und von den orbitalen Abwehrstationen jagten mit annähernd Lichtgeschwindigkeit ins All hinaus. Weit an ihnen und den beiden Geleitfregatten vorbei, in Richtung der Hauptstreitmacht. Irina Hayes rechnete indessen nicht damit, dass das lange so bleiben würde. Dem Feind konnte nicht lange verborgen bleiben, was sie planten. Aber vielleicht lange genug. Ein Plasmaschuss einer Bodenstellung streifte die Dual-Schilde des Kreuzers und Irina Hayes verwünschte, dass der Gegner schneller handelte, als sie erhofft hatte. Ohne eine besondere Anweisung begann Curtis Newton den Kurs des Leichten Kreuzers zu variieren und in unvorhersehbaren Abständen abrupt den Anflugkurs zu ändern. Der Boden des Mars schien auf den Kreuzer zu zu rasen, als der Pilot das Kriegsschiff für einen Sekundenbruchteil durchsacken ließ. Zum Glück waren die schwerfälligen Lafetten der gewaltigen Abwehrgeschütze nicht in der Lage, einem sich schnell bewegenden Objekt zu folgen. Sie waren eher für die Abwehr von Raumschiffen in weiter Distanz vorgesehen. Nicht für den Nahkampf. Einen Moment später hatten die drei Raumschiff die Zone mit den Abwehrgeschützen hinter sich gelassen. Tiefer und tiefer sank die NOVA SOLARIS nun beim Umrunden des Mars, wobei die beiden Fregatten bei rund zwanzig Kilometern Höhe nicht mehr weiter mit zur Oberfläche hinunterstießen. Nur wenige Minuten, die Irina Hayes vorkamen, wie eine halbe Ewigkeit, tauchte vor den drei Kampfschiffen die Silhouette von Red Sands am Horizont auf. Und damit begann der Beschuss aufs Neue. Zumindest einer der Verteidiger hatte mitgedacht und ihr wiederkommen von der anderen Seite des Planeten erwartet, wie es schien. Ansonsten wären die Geschütze nicht bereits auf diesen Vektor und so tief ausgerichtet gewesen. Diesmal reagierten die Waffenoffiziere aller drei Kriegsschiffe und erwiderten das Feindfeuer. Sie waren entdeckt und nun spielte es keine Rolle mehr. Vernichtende Waffenenergien und die Fusionsladungen der Torpedos vernichteten eine Stellung nach der anderen, bis das Feindfeuer verstummte. Sie hatten den großen Raumhafen der Hauptstadt des Mars nun fast erreicht. Nur noch die HEISENBERG und die HUMBOLDT schossen sich mit einigen Abwehrstellungen herum. „Jetzt gilt es“, entfuhr es Curtis Newton, als er die Landeschoren des Leichten Kreuzers ausfuhr und den Kreuzer rasch nach unten brachte. Er hatte die Restfahrt des Kreuzers noch nicht ganz aufgehoben, als die Schoren den Bodenbelag des Landefeldes berührten und so entstand ein kreischendes Geräusch, dass sich durch die gesamte Zelle des Kriegsschiffes fortpflanzte. Nicht nur Irina Hayes warf dem Piloten einen finsteren Blick zu, als sie Kontakt zu Corvin aufnahm: „Sie haben es sicher mitbekommen, Sir: Wir sind unten. Viel Glück.“ „Danke, Hauptmann“, gab der Kanadier zurück. „Meine Empfehlung an den Piloten. Wir steigen jetzt aus. Corvin, Ende.“ Im Kommandozentrum atmete Irina Hayes tief durch. Mit ihren Gedanken war sie bei den Teilnehmern des Kommandotrupps. Dabei machte sie sich nicht nur Sorgen um die Männer und Frauen um Corvin, sondern sie fragte sich auch, wie lange sie hier verweilen konnten, bevor der Gegner auf ihre Anwesenheit vernichtend reagieren würde. * * * In der Kommandozentrale des Hauptquartiers sahen Generalleutnant Khermina Skrin und Brigadegeneral Foril Astanak auf die Holo-Bildschirme und verfolgten vordringlich die Attacke, die von den zuletzt angekommenen Flotten der Terraner und der Farradeen-Allianz vorgetragen wurde. Dabei sah der Brigadier ungeduldig immer wieder zu seiner Vorgesetzten, die jedoch immer noch zögerte, den Befehl zum Aktivieren der Sender zu geben, die das Reizimpulssignal ausstrahlen sollten. Als die Militärgouverneurin bemerkte, was in ihrem Stellvertreter vor sich ging, lächelte sie fein und sagte halblaut: „Nur nicht nervös werden, Brigadegeneral. Ich warte auf ein ganz bestimmtes Ereignis. Es dauert nicht mehr lange.“ Die Ruhe der Frau färbte etwas auf Astanak ab und er gab sich Mühe, sich seine Ungeduld fortan nicht mehr so deutlich anmerken zu lassen. Nach einer Weile fragte er: „Was unternehmen wir wegen des gelandeten Kreuzers?“ „Um den kümmern wir uns, sobald das Signal gesendet wird. Warten Sie dann nicht auf einen Befehl von mir, sondern befehlen Sie dann sofort mindestens zehn Einheiten zum Mars zurück. Vorher brauchen wir jedes Kriegsschiff zur Verteidigung.“ Der Brigadegeneral bestätigte und machte langsam einen halben Schritt nach vorne, um das Geschehen auf den Anzeigen der Zentralebesatzung noch besser verfolgen zu können. Draußen im All wurden die Flotten der Konföderation Deneb langsam immer weiter in Richtung des Mars zurückgedrängt. Als sich die kämpfenden Einheiten noch rund zehntausend Kilometer vom Mars entfernt befanden bekam Generalmajor Arolic Traren, auf der STELLARIS die Meldung, dass die Feindflotten die Verteidigung des Titan aufgaben und Kurs in den inneren Bereich des Sol-Systems nahmen. Arolic Traren musste nicht lange rätseln, wohin diese Verbände unterwegs waren. Sie würden in wenigen Minuten in ihrem Rücken auftauchen, und so wies er seine Kommandeure an, die Flotte umzustrukturieren, um dem zu erwartenden Angriff besser begegnen zu können. Er rief die beiden terranischen Flotten zur Unterstützung heran, ohne zu ahnen, dass er damit Khermina Skrin genau in die Karten spielte. * * * Der gekaperte Frachter der Konföderation Deneb war ohne Zwischenfälle, nahe der Lagerhallen, am Rande des großen Raumhafens, bei Red Sands, niedergegangen. Es hatte sich somit erwiesen, dass die getöteten Piloten des Frachters ihnen die richtigen Angaben zum Landeprotokoll gegeben hatten. Im Cockpit sah Famke Korkonnen zu Darweshi Karume, der immer noch neben ihr im Sitz des Co-Piloten kauerte. „Den ersten Teil des geplanten Unternehmens, haben wir erfolgreich absolviert. Jetzt kommt der schwierige Part.“ Karume nickte. Er war froh darüber, dass das Team im Vorfeld übereingekommen war, dass er, zusammen mit Famke und Kelvin Gorlan, auf dem Mars bleiben sollte, während Moshe Melnik den Rest des Teams führen würde, bei dem Versuch, den Frachter des Bundes von Harrel zu erreichen und den Geheimdienst-Oberst gefangen zu nehmen. Sie hatten den ursprünglichen Plan kurzerhand modifiziert. Die Chance, Kontakt zur Terranischen Flotte aufzunehmen und zu berichten, welche Gefahr möglicherweise durch die Ausschaltung des Bundes von Harrel drohte, durfte nicht leichtfertig vertan werden. Bereits bei der Landung hatten Karume und die Finnin festgestellt, dass der besagte Frachter, der unweit ihrer Landezone lag, gegenwärtig mit Gütern beladen wurde. Moshe Melnik hatte sich, unmittelbar nach dem Aufsetzen, mit seinem Team abgemeldet. Vermutlich waren er und seine fünf Begleitern bereits dabei, sich unbemerkt an Bord des Frachters der Nimrod-Handelsgesellschaft zu schmuggeln. Bei dem geschäftigen Treiben am Rande des Raumhafens würde es ein Leichtes für sie sein, sich unbemerkt zwischen den Frachtstücken zu verstecken, wenn sie an Bord gebracht wurden, da die Ladeplattformen allesamt ohne menschliches Zutun gesteuert wurden. Der Einfachheit halber blieben beladene Ladeplattformen an Bord von Frachtschiffen, damit ein Umschichten des Ladegutes am Ziel entfiel. Sie wurden der jeweiligen Frachtfirma in Rechnung gestellt, sofern der Frachter nicht seine eigenen Ladeplattformen mitbrachte. Hier würde es also keine Probleme geben. Schwieriger war das, was Karume, Gorlan und Famke Korkonnen vorhatten. Einen hochrangigen Geheimdienstoffizier vom Mars zu entführen und ihn den eigenen Truppen auszuliefern würde sich ungleich schwieriger gestalten. Möglicherweise klappte dieses Vorhaben überhaupt nicht. Momentan konnten Famke Korkonnen und die beiden Männer nur abwarten. Was der Frau sichtlich Unbehagen bereitete. Darweshi Karume nahm den Faden ihres letzten Gesprächs auf, als er meinte: „Diese neue Flotte, von der Yunai mir erzählt hat, soll, von hier aus gesehen, hinter dem südpolaren Gebirge liegen. Nahe der drittgrößten Stadt des Mars. Ich war schon mal da, während der ersten zwei Jahre meiner Ausbildung, an der Akademie.“ „Du sagtest, dass Yunai der Ansicht ist, dass man diese Flotte schon bald zum Einsatz bringen könnte“, erinnerte sich Famke nachdenklich. „Ob das stimmt?“ „Warum sollte es nicht stimmen?“ Diese Gegenfrage brachte die junge Frau etwas aus dem Konzept. „Nun ja, ich frage mich schon, ob das nur ein Gerücht ist, oder einen realen Hintergrund hat. Falls diese Flotte tatsächlich existiert, dann wäre sie ein lohnendes Angriffsziel.“ „Aber doch wohl nicht für uns drei?“, fragte der Tansanier verwundert. Ein Lachen der Finnin war die Antwort. „So verrückt bin nicht einmal ich. Nein, ich dachte da mehr an einen Angriff aus dem Raum.“ „Eigentlich schade drum. Wenn Yunai Recht hat, dann sind diese Kriegsschiffe die modernsten aller fünf Sternenreiche. Gerade die arg gebeutelte Terranische Raumflotte könnte diese Flotte wirklich gut gebrauchen. Aber bevor sie von den Konföderierten eingesetzt wird, sollte sie wirklich zerstört werden.“ Der Mann machte eine kleine Pause, bis ihm ein Gedanke kam, und er aufgeregt sagte: „Moment mal. Glaubst du etwa, wenn tatsächlich weitere verbündete Flotten aufkreuzen, dann werden sie sich auf diese Raumschiffe stürzen? In dem Fall hätten wir hier wenig zu befürchten.“ Famke wiegte leicht den Kopf. „Möglich, aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Wir müssen weiterhin mit einem Angriff auf das Hauptquartier rechnen.“ Die beiden wurden abgelenkt, als Kelvin Gorlan seinen Kopf durch das geöffnete Schott steckte und alarmiert sagte: „Draußen wird es hektisch. Entweder, man hat Moshe und sein Team entdeckt, oder aber du hattest Recht und eine weitere Angriffsflotte ist da.“ Fast zeitgleich setzten die Alarmgeber der Raumhafenanlage, mit infernalischem Lärm, ein. Famke sah finster drein, als sie erwiderte. „Gut, dass du da bist, Kelvin. Du übernimmst hier für uns.“ Sie sah Karume auffordernd an. „Wir zwei werden uns da draußen mal ein wenig umsehen.“ Darweshi Karume schob sich an Gorlan vorbei und folgte Famke hinüber zum Passagierabteil. Sie durchquerten es eilig und begaben sich zum Außenschott des Frachters. Dabei hörte er noch Gorlan hinter ihnen her rufen: „Seid bloß vorsichtig!“ Auf dem Raumhafen herrschte seit der Auslösung des Alarms offensichtlich Chaos. Zumindest gewannen Darweshi Karume und Famke Korkonnen diesen Eindruck, nachdem die Frau das äußere Schleusenschott geöffnet hatte. Sich dicht an der Wandung am Rand des Schotts haltend, spähten sie nach draußen. Einige Soldaten der Konföderation Deneb liefen auf die Verwaltungsgebäude zu. Andere rannten zu ihren Gleitern, die sie an Bord ihrer Raumschiffe bringen sollten. In all dem gepflegten Durcheinander ging das Beladen der Frachter unermüdlich weiter. Famke hoffte nur, dass es sich der Geheimdienstoffizier nicht anders überlegte, aufgrund des Alarms, sondern wie geplant an Bord des Frachters gehen würde, wo ihn Moshe und sein Team zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits erwarteten. Fast außerhalb ihres Sichtbereichs erkannten Famke und Darweshi mehrere Kreuzer der Konföderation, die vom Raumhafen abhoben und dem Weltall entgegen strebten. Dieser Aufwand würde sicherlich nicht wegen sechs Widerständlern betrieben. Der Alarm galt also nicht Moshe Melnik und seinen Leuten. Das beruhigte die beiden jungen Menschen. Sekunden später traten die Abwehrstellungen des Planeten in Tätigkeit. Meterdicke Plasmastrahlen jagten zum Himmel hinauf und verschwanden scheinbar im tiefen Blau. Gerade, als Famke und Darweshi ihre Köpfe etwas weiter vor reckten, schien über ihnen der Himmel in Brand zu geraten. Drei weißglühende Schemen wurden am Himmel schnell größer und jagten beinahe direkt auf sie zu. Das konnten nur drei der angreifenden Kriegsschiffe sein. Ihre Dualschilde verdrängten gewaltsam die Luftpartikel der Atmosphäre und brachten sie zum aufglühen. Im nächsten Moment waren die Druckwellen da. Gerade noch rechtzeitig warfen sich Karume und die blonde Frau neben dem Schott zu Boden, bevor auch schon ein heftiger Schlag erfolgte und ein Schwall heißer Luft in die Schleusenkammer hereinströmte. Im nächsten Moment glaubten beide, der Planet würde zerbersten, so infernalisch war das dreifache Überschalldonnern, dass ihre Trommelfelle malträtierte. Sonnenhelle Plasmastrahlen schlugen dicht neben dem Frachter ein und brachten einen Teil des Belages zum Kochen. Ein beißender Gestank ging von dem verbrannten Belag des Landefeldes aus. Der Lärm entfernte sich und etwas überrascht noch am Leben zu sein, sah Famke zu Darweshi, der sich langsam wieder vom Boden erhob. Fast wütend rief die Frau ihm zu: „Also, falls ich einen der Verantwortlichen jemals in die Finger kriegen sollte, dann kann er aber etwas erleben. Das schwöre ich dir. Kometen, Sterne und Boliden, solche Gewaltmanöver werden einem an der Akademie aber nicht beigebracht.“ Karume hob etwas spöttisch seine Augenbrauen „Warum sagst du mir das? Ich habe dieses Manöver schließlich nicht geflogen.“ „Wenn die durchbrechen konnten, dann scheint sich der Kampf da oben zu unseren Gunsten zu entwickeln“, lenkte Famke unvermittelt ab. „Oder es war eine Verzweiflungstat“, gab der Tansanier zu bedenken. Fast gleichzeitig kam von Kelvin Gorlan die Bestätigung darüber, dass der Trupp auf dem Frachter des Bundes von Harrel in Sicherheit war. Sie warteten nur noch auf den Geheimdienstoffizier. „Hoffentlich kommen die angreifenden Kriegsschiffe nicht auf die Idee, ausgerechnet diesen Frachter in seine Bestandteile zu zerlegen“, grummelte Karume düster. Bevor Famke etwas darauf erwidern konnte, jagten Plasmaschüsse der Abwehrstellungen dicht über den Frachter hinweg. Im nächsten Moment schlugen mehrere Schüsse, offensichtlich von Raumschiffen abgegeben, um sie herum, in schneller Folge, ein. Sie sahen wieder zum Schott hinaus, als das mörderische Waffenfeuer aufhörte. Dabei deutete Famke aufgeregt nach recht. „Da landet ein Kriegsschiff! Aber keins der Konföderation, der Leichte Kreuzer trägt die Markierungen der Farradeen-Allianz!“ „Was, bei allen Heiligen, wollen die denn hier?“ „Ich fürchte, das werden wir schneller erfahren, als uns lieb ist!“ Darweshi sah, wie einige Dutzend Gestalten, in schwarzen Kampfanzügen, aus den Bodenschleusen des Kreuzers strömten und über den Belag in ihre Richtung rannten. Sie schienen schwerbewaffnet zu sein, nach dem, was er erkennen konnte. „Aber das ist doch nicht möglich!“, entfuhr es Famke Korkonnen, die ungläubig zu den sich nähernden Gestalten blickte. Darweshi Karume blickte fragend zu ihr. „Was ist denn? He, verdammt was machst du denn, Famke?“ Ohne eine Erklärung war die blonde Frau, ohne ihre Waffe, ins Frei gestürmt. Wild mit den Armen durch die Luft rudernd lief sie auf einen Mann zu, der offensichtlich die Soldaten der Farradeen-Allianz anführte. Der dunkelblonde Mann gab seinen Leuten ein Zeichen, dass Karume so deutete, dass er sie aufforderte die Waffen zu senken und kam Famke dann rasch entgegen. Der Tansanier hielt es nicht länger in der Schleusenkammer aus. Er beschloss Famke zu folgen und konnte nur hoffen, dass das kein Fehler war. * * * Kaum hatten sich die Schotthälften der vorderen Schleuse vor ihnen geöffnet, gab Dean Corvin dem Kommandotrupp das Zeichen, die Schleusenkammer zu verlassen. Er selbst rannte als Erster die Rampe hinunter, dicht gefolgt von Diana Spencer. „Dort hinüber!“, wies Corvin die blonde Frau an. „Dicht an diesem Frachter vorbei, zu den Gebäuden dahinter!“ Über ihr Kom-Set konnte Diana Spencer den Befehl deutlich vernehmen. Sie bestätigte und folgte dem Kommandanten der NOVA SOLARIS dichtauf. Fast automatisch begab sich dabei Oberfeldwebel Anaris Ikari an seine Seite. Seit dem Einsatz auf Eris hatte sie ein wachsames Auge auf den, in ihren Augen, etwas zu leichtsinnigen Major. Corvin, der es stillschweigend zur Kenntnis nahm, vermutete, dass Anaris Ikari von Diana Spencer insgeheim zusätzlich ermuntert worden war, auf ihn zu achten. Dabei war er sich nicht sicher, ob ihn das nun ärgern oder freuen sollte. Der Major wurde aufmerksam, als sich aus der offenen Seitenschleuse des Frachters, zu seiner Linken, eine schlanke Gestalt löste. Mit wild in der Luft herum rudernden Armen rannte sie auf den Trupp zu. Die Frau dort trug zwar die Uniform des Feindes, doch die Gestalt, das Haar und das Gesicht waren unverkennbar. Aber das kann doch gar nicht… Die Gedanken des Majors jagten sich, bis er sich sicher war, dass da tatsächlich Famke Korkonnen, die Schwester seines besten Freundes, auf ihn zu rannte. Alle Fragen die ihm in diesem Moment durch den Kopf schossen gewaltsam verdrängend gab er seinem Trupp das Zeichen und gleichzeitig den Befehl, die Waffen zu senken. Dann beschleunigte er seine Schritte und lief der jungen Frau entgegen. Einige Meter vor seinen Leuten erreichte Corvin Famke, die ihm wortlos um den Hals fiel und ihn an sich drückte. Dabei rief sie glücklich aus: „Dean! Mensch, Dean! Was machst du denn in der Uniform der Farradeen-Allianz?“ Corvin, der Famke einmal im Kreis herum wirbelte, stellte sie schließlich auf die Füße, hielt sie an den Schultern etwas von sich und erwiderte ernst: „Das fragt gerade die Richtige. Was, zur Hölle, machst du in der Uniform des Feindes?“ „Ist eine lange Geschichte, Dean. Zuerst eins: Wie geht es Kimi?“ Dean Corvin bemerkte die Angst im Blick der Frau und beruhigte sie schnell: „Kimi geht es sehr gut. Er dient auf einem Leichten Kreuzer der Terranischen Flotte. Was mich betrifft: Auch diese Geschichte ist zu lang, um sie hier zu erörtern.“ Tränen der Erleichterung und der Freude rannen über Famkes Wangen. Sie sah über die Schulter nach hinten und gleich darauf wieder zu Dean. „Das hinter mir ist Darweshi Karume. Er gehört zu meinem Team. Ein weiteres Mitglied befindet sich auf dem gekaperten Frachter der Konföderation.“ „Dein Team?“ „Später, Dean. Auf die Schnelle: Ich gehöre zur Resistance, die sich auf Terra formiert hat. Sechs Leute meines Teams sind an Bord eines Frachters des Bundes von Harrel, der hoffentlich bald schon auf dem Weg ins Gebiet des Bundes ist. Die Konföderation Deneb hat dort eine Teufelei vor und meine Leute wollen die Verantwortlichen dort warnen. Diana Spencer, die das Wiedersehen zwischen Corvin und der blonden Frau zunächst misstrauisch beäugt hatte, gab zwei ihrer Leute ein Zeichen, den hochgewachsenen Tansanier im Auge zu behalten. Gleichzeitig drängte sie Corvin: „Major, dafür haben wir keine Zeit. Wir müssen erfahren, wo die Zehnte Flotte steckt.“ Überrascht sah Famke Korkonnen von Dean zu dem Hauptmann. „Da kann ich Ihnen weiterhelfen. Diese neuen Raumschiffe befinden sich auf einem Raumhafen, nahe der südpolaren Stadt Sagan. Wir dachten ohnehin, dass dort das Ziel des Angriffs läge. Ein Mitglied meines Teams berichtete mir davon, bevor wir herkamen.“ Ein zufriedener Zug erschien auf Darweshi Karumes Gesicht. Er hatte sehr genau auf die Wortwahl der Finnin geachtet. Dean Corvins Haltung verspannte sich mit einem Mal. Abwesend sagte er knapp zu Diana Spencer: „Eine Meldung von Irina. Sie ruft uns umgehend zum Kreuzer zurück. Irgendeine Katastrophe scheint sich draußen im All, bei unseren Flottenverbänden, anzubahnen. Mehrere feindliche Kreuzer sind zudem auf unsere Position im Anflug.“ „Verdammt, dann wäre die Zehnte Flotte für uns verloren!“ „Bringen Sie die Leute auf die NOVA SOLARIS, Hauptmann! Ich komme sofort nach. Ausführung!“ Widerwillig befolgte Diana Spencer den Befehl. „Beeilen Sie sich, Major!“ Corvin sah überlegend auf Famke und ihren Begleiter. Mit der linken Hand an der Brusttasche seiner Kampfmontur nestelnd, öffnete er schließlich den Magnetverschluss und förderte mit der Rechten eine Code-Karte daraus hervor. Famke die Karte übergebend sagte er ernst zu ihr: „Hör mir jetzt gut zu und stell keine Fragen, Famke: Mein Kreuzer und meine Leute fallen hier auf, wie bunte Hunde. Die Feindschiffe werden hier sein, bevor mein Kreuzer die Hälfte des Weges zur Zehnten Flotte hinter sich bringen könnte. Du hingegen trägst eine Uniform, die hier nicht auffällt. Zudem verfügen du, und deine Leute, über einen Frachter, der offiziell zur Konföderation Deneb gehört und deshalb nicht weiter auffällt.“ Corvin machte eine kurze Pause und sah Famke eindringlich in die Augen, bevor er eindringlicher als zuvor meinte: „Diese Karte enthält zwei Codes, wie du erkennen kannst. Der obere gewährt dir Zugang zu einem beliebigen Kriegsschiff der Zehnten Flotte. Der untere Code muss an Bord eines der Kriegsschiffe eingegeben werden, nachdem die Schiffssysteme hochgefahren wurden. Ab diesem Moment wird ein System aktiviert, das eine Fernsteuerung der gesamten Flotte erlaubt. Du, und deine beiden Begleiter; ihr werdet an Bord eines der Kriegsschiffe bleiben. Die Flotte wird ferngesteuert einen Punkt im Weltall anfliegen, wo sie bereits von einer Unterstützungs-Flotte erwartet wird. Dort werden die Einheiten bemannt. Meldet euch in dem Fall beim zuständigen Offizier, der zu euch an Bord kommen wird. Ihr seid dann vorläufig in Sicherheit. Alles weitere findet sich dann.“ „Famke Korkonnen, die atemlos zugehört hatte, sah den Freund mit großen Augen an, und Corvin nahm sie in die Arme und drückte sie geschwisterlich. „Ich weiß, dass das viel verlangt ist, doch es ist die einzige Chance, die neue Flotte dem Feind zu entziehen, und die Flotte Terras zu stärken. Wir müssen diesen Krieg gewinnen, Famke. Das weißt du.“ Mit einem Kuss auf die Wange gab Corvin die junge Frau wieder frei. „Viel Glück! Ich verlasse mich darauf, dass ihr Erfolg haben werdet. Ich weiß, du schaffst das!“ Damit wandte sich der Kanadier ab und rannte zu seinem Kreuzer zurück – eine höchst verwirrte junge Frau zurücklassend. Darweshi Karume trat neben sie und sagte ruhig: „Komm, Famke. Du hast ihn gehört. Wenn wir etwas für Terra tun können, dann sollten wir sofort damit beginnen.“ Famke nickte und wischte sich über die Augen. „Ja, du hast Recht. Das werden wir.“ Gemeinsam rannten sie zum Frachter zurück; ein neues Ziel vor Augen. Dabei schmunzelte Darweshi Karume ironisch: „Na, dieser Dean hat aber jetzt was erlebt.“ „Ach, halt einfach den Mund, du Nervensäge!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)