Sammlung zu Suma's Challenges von Kai_Tsukishima ================================================================================ Kapitel 1: #1 Traum oder Realität? ---------------------------------- Diese Geschichte ist so seltsam, dass ich gar nicht weiss, ob ich sie überhaupt erzählen soll. An einige Stellen kann ich mich noch nicht einmal mehr erinnern. Ist das eine gute Idee? Von einer Geschichte zu erzählen, bei der selbst dem Erzähler Stücke daraus nicht mehr einfallen? Die er selbst vergessen hat? Alles fing damit an, dass ich gelassen durch die Innenstadt Berlins schlenderte. Den sonnigen Tag damit verbringen wollte, mir die Schaufenster in aller Seelenruhe anzuschauen. Jedoch wurde dieser dann nicht so, wie ich das ursprünglich geplant hatte. Im Gegenteil. Es wurde richtig seltsam. Wer kann schon von sich selbst behaupten, dass er mit Justin Bieber durch die Städte zieht? Bis zu jener Begegnung hätte ich das auch nicht für möglich gehalten. Zumal ich diesen Jungen einfach nicht leiden konnte! Aber doch ist es irgendwie passiert. Liefen uns über den Weg – Ja, ok. IN den Weg würde es besser treffen. Führten ein Gespräch darüber, dass er derzeit Urlaub machte, durch Deutschland reiste um all die verschiedenen Städte zu besichtigen. Wisst ihr, was das seltsamste an dem Ganzen war? Der Kerl sprach perfekt deutsch! Wann hatte er das gelernt? Schockiert von der Tatsache, bemerkte ich im ersten Moment gar nicht, dass er mich irgendwann mitzog. Dieser… Irgendwas mit seinem Basketball in der Hand! Wieso hatte der überhaupt einen Basketball dabei? Machte man das neuerdings so? War das trendy? Fragen über Fragen, und doch bekam ich keine Antworten auf diese. Stattdessen zogen wir durch die Städte, ärgerten Einwohner mit dem Basketball (Ich hab keine Ahnung mehr, WIE.), und freundeten uns hier und da mit Leuten an, welche uns sogar begleiteten. Tage und Nächte verbrachten wir damit, uns zu unterhalten. In all der Zeit sang er kein einziges Mal. Ob er krank war? Ich konnte es mir nicht erklären, war aber nicht traurig deswegen. Es war unglaublich angenehm sich mit ihm zu unterhalten. Über belanglose Dinge, die sonst niemanden zu interessieren schien. Wir lachten, wir hatten Spass und neue Freunde gefunden. Und doch kam irgendwann der Tag, an dem sein Urlaub ein Ende fand, er mich alleine in Hamburg zurück liess. War das alles wirklich passiert? Oder war es doch alles nur ein Traum…? Kapitel 2: #2 Hannah, die Schlange ---------------------------------- Hallo. Mein Name ist Hannah. In der Tat ein sehr ungewöhnlicher Name für eine Schlange. Wäre denn so etwas wie „Snakey“ oder „Sna the Snake“ besser gewesen? Ich glaube eher weniger. Meine Mutter war damals so vernarrt in diesen Namen, dass sie beschloss, das erste Mädchen, welches aus den Eiern schlüpfen würde, sofort Hannah zu nennen. Dummerweise (?) war das ich. Nun lebe ich also mit diesem Namen. Im Grunde ist dieser aber gar nicht so schlimm. Schlimmer ist die Tatsache, dass ich die einzige Schlange bin - im Nest meiner Mutter - welche sechs Beine hat. Ja, ganze sechs Stück. Sie sind Paarweise über meinen Körper verteilt. Oft werde ich mit einem dieser chinesischen Gottheiten verglichen. Da, diesen… Drachen, oder wie die nochmal heissen. Diese Anomalität bereitet mir oftmals Schwierigkeiten im Leben. Zwar ist es praktisch, wenn man auf 6 Beinen gehen kann, aber dennoch wird man von anderen Schlangenaugen sehr skeptisch, abwertend und misstrauisch begutachtet. Einzig meine Eltern, Geschwister, wie auch mein Ex-Mann und meine 4 Kinder haben mich nie als etwas Seltsames behandelt. Wobei sich mein Ex-Mann irgendwann trotzdem von uns abwandte. Den Grund kenne ich zwar bis heute nicht, aber ich bin ihm nicht böse dafür. Wenn er bei uns ist, um die Kinder zu sehen, verhält er sich völlig normal. Da sind die Gefühle vielleicht einfach verschwunden. Ich weiss es nicht, aber ist auch nicht weiter schlimm. Wir verstehen uns! Als er auszog, ist meine Mutter zu uns gekommen. Da meine Geschwister nun alle selbst eine Familie haben, fühlte sich meine liebe Mutter sehr einsam. So habe ich sie hier aufgenommen, auch zur Freude meiner Kinder. Sie mögen ihre Grossmutter sehr, sehr gerne. Doch etwas beschäftigte mich, als Harvey – mein Ex-Mann – beschloss, mich und die Kinder zu verlassen. Da wir keine Vorräte besitzen, die uns für alle Ewigkeiten versorgen, musste ich arbeiten gehen, damit wir über die Runden kommen. Das war aber alles andere als einfach, musste ich feststellen. Für eine solch spezielle Schlange, wie ich es bin, ist es enorm schwierig einen Job zu finden. Es hagelte nur Absagen, weil man ‚abartig‘ aussehe. So viele, welche mich bei einem Vorstellungsgespräch nicht mal haben reden lassen! Irgendwann ist es mir aber doch endlich gelungen! Zwar ist es ein kleines Familienrestaurant, aber die Inhaber machen keinen Unterschied, ob ich aussehe wie sie oder sechs Beine habe. Sie sind da sehr offen, erfreuen sich an den Reaktionen ihrer Stammgäste, welche mich auch immer gerne mit reichlich Trinkgeld versehen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich unter unseren Gästen auch einen wirklich netten Mann kennengelernt. Vielleicht habe ich auch sein Interesse geweckt…? Kapitel 3: #3 Warum du? ----------------------- Da sitzt du nun also. Versuchst mir zu erklären, was nur wenige Augenblicke vorher passiert war. Doch ich höre dir nicht zu. In meinem Kopf höre ich nur ein lautes Rauschen, gemischt mit einem ohrenbetäubenden Tinnitus. Einzig eine Frage beschäftigt mich, während du mir alles erklären willst – oder herausreden möchtest: Warum? An welchem Punkt ist es passiert, dass du mir so in den Rücken fällst? Wir lernten uns kennen, da konnten wir noch gar nicht reden. Doch um die Wette krabbeln, das war es, was wir gemeinsam tun konnten. Lachen und Weinen. So wie das Babys halt so machen. Wie sich das so gehört, wuchsen wir. Lernten laufen, springen, sprechen und vieles mehr. Nichts schien uns auseinander bringen zu können. Verloren gemeinsam unseren ersten Zahn. Waren füreinander da, wenn einer von uns krank oder verletzt war. Teilten das Essen, die Spielsachen, Leid und Freude. Gingen auf dieselbe Schule, hatten viele gemeinsame Freunde – und doch gab es nichts, was uns wichtiger war als unsere lange und gute Freundschaft zueinander. Dieses Vertrauen, welches wir gemeinsam aufgebaut haben, konnte uns niemand mehr nehmen. Als ich mich das erste Mal verliebt hatte, warst du stets an meiner Seite. Hast mich getröstet, aufgemuntert und ermutigt, nicht aufzugeben. Zwar wurde nichts aus diesem Menschen und mir, doch waren wir über einen langen Zeitraum miteinander befreundet, bis sich unsere Wege dann doch irgendwann trennten. Du warst aber immer da. Und ich war auch immer für dich da. Egal was kommen sollte, ich würde dich mit meinem Leben beschützen!, so dachte ich. So dachtest auch du. Doch wir wurden älter. Schlossen unsere Ausbildungen ab, gingen zusammen feiern. Verbrachten immer noch sehr viel Zeit miteinander. Mir kam es manchmal so vor, als würden wir sogar noch viel mehr Zeit miteinander verbringen, als wir es davor schon taten. Aber diesen Gedanken verwarf ich immer wieder aufs Neue, schliesslich genoss ich diese Zeit und dieses Vertrauen zu dir. Einzig und alleine mit dir fühlte ich mich gut, sicher, wohl und geborgen. Nur sah ich die ganze Zeit über nicht, wie sehr es dir zu schaffen machte. Konnte nicht erkennen, dass du gelitten hast, all die Jahre hinweg. Und doch kann ich dein Tun und Handeln jetzt nicht verstehen. Nichts davon gibt dir einen guten Grund dazu, das zu tun, was du eben mit mir getan hast. Schwach drehe ich meinen Kopf zu dir. Da sitzt du. Dein Gesicht in deinen Händen vergraben, die Ellenbogen auf dem Oberschenkel abgestützt, zusammengesackt auf dem Boden sitzen. Schluchzend wiederholst du immer wieder die Worte ‚Es tut mir so leid!‘. Langsam bin ich es leid, diese Worte zu vernehmen. Fange an sie auszublenden. Strecke meine Hand nach dir aus, worauf du aufschreckst. „Dachtest du wirklich, dass mich sowas umbringt…?“, entgegne ich dir, in dein Gesicht starrend. Deine Augen weiten sich, als du in mein Gesicht siehst. Ist da irgendwas? „Wieso… Lachst du?“, fragst du mich stotternd, mit zittriger Stimme. Ich lache? Welch Ironie. Dabei ist mir zum Weinen, seit du mir an der Tür diese Worte an den Kopf geworfen hast. Sagtest etwas davon, dass du mich nicht hergeben würdest, er mich nicht bekommt. Und im nächsten Moment spürte ich schon etwas Warmes aus meiner rechten Hüfte fliessen. Wann habe ich angefangen dir das Gefühl zu geben, dass du nicht mehr der wichtigste Mensch in meinem Leben bist? Wann hat das angefangen, dass du das Gefühl bekommst, nicht mehr der Mensch zu sein, für den ich sterben würde? Warum hast du mich nicht darauf angesprochen? Wieso musst du direkt zum Messer greifen und mich damit umbringen wollen? Wenn du mich tötest hast du auch nichts mehr von mir. „Ruf einen Krankenwagen…“, fordere ich dich auf. Sterben liegt nicht drin. Auf gar keinen Fall. Es gibt noch so viele Dinge, die ich dir gerne noch sagen würde. Sachen, die ich mit dir erleben möchte. So einfach wirst du mich nicht los. „Nein! Dann kommt die Polizei und ich werde verhaftet!“, verteidigst du dich, ängstlich und verzweifelt, dass dir die Menschen in Uniform alles nehmen könnten. „Stattdessen ist es dir lieber, wenn ich hier vor mich hin sterbe? Ist dir klar, dass du viel weniger von mir hast, wenn ich tot bin? Wirklich…?“ Schon fast weinerlich sage ich diese Worte. Ich will diese Situation unter Kontrolle bringen! Meine Worte scheinen dich zur Vernunft gebracht zu haben. Mit zitternden Händen wählst du den Notruf. Weinst und erklärst ihnen, dass es einen Notfall gibt. Wenigstens hörst du auf mich. Das lässt mich schon etwas erleichtert aufseufzen. Doch du wirst panisch. Möchtest das Messer beseitigen. Ich halte dich von deinem Vorhaben ab, denn es wäre falsch. Du würdest alles nur noch schlimmer machen. Das ich jemals in solch einer Situation sein würde. Wer hätte das gedacht? Da sind sie nun. Haben eine Trage dabei, neben dem ganzen anderen Krempel, welchen ich nicht zuordnen kann. Vor lauter Panik kannst du nichts sagen. Stehst nur starr da. Auf die Frage, was passiert sei, kannst du nicht antworten. So ergreife ich das Wort, als die Polizei eintrifft und dir dieselbe Frage stellt, wie es die Sanitäter nur kurz davor taten. „Ich bin gestolpert und unglücklich auf das Küchenmesser gefallen, welches ich in der Hand hielt.“ Dein geschocktes Gesicht spricht Bände, doch ich ignoriere es. Du bist davon ausgegangen, ich würde dich verraten, doch auf diese Idee bin ich keine Sekunde gekommen. Niemals werde ich dich verraten. Dafür liebe ich dich zu sehr. Das tat ich schon immer, und werde es auch weiterhin tun. Vergiss das bitte nie. Kapitel 4: #4 Deine Sucht ------------------------- Weisst du noch, was du erst kürzlich meintest? Sprachst davon, du müsstest Geld sparen. Urlaub, Feiern und Freunde, dafür bräuchtest du Erspartes. Und nun? Was hast du wieder getan? Sitzt da, mit einem Berg an Paketen. Daneben einen Stapel mit Papierkram. Du wirst nie daraus lernen. Deine Ausrede ist die Gleiche wie immer: Du musstest es bestellen, weil es sonst irgendwann nicht mehr lieferbar sei! Erneut wird dir die Frage gestellt, was dir denn nun wichtiger sei. Als weitere Antwort sagst du schon fast weinerlich: Du kannst diesen Figuren einfach nicht widerstehen. Diese halbnackten Plastikfiguren, an denen du dich derweil mehr aufgeilst, als an anderen Dingen. Dass deine Freundin dich genau aus diesem Grund verlassen hatte, wiederholst du selber immer und immer wieder. Du gestehst dir selber ein, dass du süchtig bist. Doch auch Wochen später wirst du dich nicht geändert haben. Und auch Monate nach diesem Vorfall nicht. Du wirst dich in Schulden suhlen. Nicht eingestehen wollen, dass du unbedingt etwas dagegen tun solltest. Dein Verderben hast du dir selber zu zuschreiben. Kapitel 5: #5 Monster --------------------- Dieses Monster. Es ist furchteinflössend. Riesig. Hat lange, schlanke Beine. Das sind bestimmt 10 Paar, also 20 ganze Beine! Diese rasiermesserscharfen Zähne, leuchtend rote Augen, welche deine Seele durchbohren. Es gibt keinen Ausweg, man ist diesem Ding hilflos ausgeliefert! „Was machst du da…?“ Der Blick gleitet zum Türrahmen zur Rechten. „Schau dir dieses riesige Ding an!“ Augen des Gegenübers rollen genervt, er läuft davon. Wieder alleine mit dem Monster. Mit einem Glas kehrt der Mensch zurück. „Das ist eine kleine, harmlose Spinne, du Hampelmann.“ Das Monster wird aus dem Zimmer getragen, verschwindet in weite Ferne. Endlich ist es bezwungen! Victory! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)