Wer bin ich? von Fiamma ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1   Langsam öffnete sie blinzelnd ihre Lider, nur um sie im selben Moment wieder zusammen zukneifen. Das grelle Licht schmerzte ihr in den Augen. Wo war sie? Was war das für ein seltsames monotones Piepen und Surren ganz in ihrer Nähe? Vorsichtig öffnete sie erneut ihre Augen. Jedoch nur so weit, dass sie gerade so durch einen schmalen Schlitz verschwommen einige Konturen erkennen konnte. Nur langsam gewöhnte sie sich an das Licht. Dass ihr Kopf schmerzte und pochte, als würde ein Presslufthammer darinnen herumwüten, machte die ganze Sache nicht einfacher. Was war denn nur passiert? Immer weiter öffnete sie ihre Lider, bis sie es schließlich geschafft hatte, ihre Augen komplett zu öffnen. Sie blickte auf eine weiße Decke hinauf. Einfach nur weiß mit Lampen. Langsam drehte sie ihren Kopf zur Seite. Sie lag offenbar in einem Bett. Ihr Blick wanderte weiter und so sah sie nun zu einem kleinen Waschbecken. Es war direkt gegenüber von ihr auf der anderen Seite des Raumes. So leise, wie es in dem Zimmer jedoch war, konnte sie die Tropfen hören, die sich nach und nach aus dem silbernen Wasserhahn lösten und leise im Becken landeten. Schwer atmend lauschte sie den Wassertropfen. Es mischte sich mit diesem monotonen Piepen und Surren. Nachdenklich hörte sie der seltsamen Geräusche Kulisse zu, als ihr eine schlimme Erkenntnis kam. Sie konnte sich an nichts erinnern. An gar nichts. Nicht nur, dass sie nicht wusste, wo sie war oder warum. Nein. Sie erinnerte sich nicht ein Mal mehr an ihren eigenen Namen. Wer war sie? Zitternd wanderte ihr Blick über das Bett, in dem sie lag. Ihr Körper wurde von einer weißen Decke mit kleinen grünen und etwas größeren gelben Punkten bedeckt. Aber es sagte ihr gar nichts. In der Hoffnung irgendetwas zuerkennen, sah sie sich weiter in dem kleinen Zimmer um. Außer einem kleinen Tisch, auf dem ein paar Zeitschriften verteilt waren und zwei Stühle darum geschoben, entdeckte sie nur noch einen schmalen Schrank. War sie etwa im Krankenhaus? Die Vorhänge waren zugezogen. So beschloss sie einen Blick durchs Fenster zu wagen. Vielleicht erkannte sie ja dadurch, wo sie sich befand. Schwerfällig versuchte sie ihren Körper aufzurichten. Doch egal, was sie auch probierte, er machte einfach nicht mit. Ängstlich versuchte sie ihren Arm zu heben und aus der Decke zu ziehen. Nach einiger Anstrengung schaffte sie es zum Glück auch und schlug die Bettdecke beiseite. Mit großen Augen starrte sie auf ihren Körper. Überall waren irgendwelche Kabel oder Schläuche. Sie folgten ihnen und blickte dadurch hinter sich. Monitore. Sie befand sich tatsächlich im Krankenhaus. Auch wenn ihr Körper ihr gehorcht hätte, so konnte sie unmöglich aufstehen. Irritiert erweckte dann aber ein dünnes Armband an ihrem Handgelenk ihre Aufmerksamkeit. Achtsam hob sie ihre Hand und betrachtete das Armband genau. Es stand etwas herauf.   Usagi Tsukino   Grübelnd spielte sie mit dem Armband zwischen ihren Fingern herum. War das ihr Name? War sie Usagi Tsukino? Gedankenversunken blickte sie einfach nur auf das Armband. Seufzend wollte sie dann aber gerade ihre Augen schließen, da dieser Name ihr so gar nichts sagte, als plötzlich die Tür mit einem lauten Knacken geöffnet wurde. Erschrocken fuhr sie zusammen und drehte ihren Kopf zur Tür. Eine junge Frau stand auf der Türschwelle und sah sie mit großen Augen an. Sie hatte schöne lange braune Haare, die in einen Zopf zusammen geflochten waren. Ganz in weiß war sie gekleidet. Einzig allein ihre Turnschuhe waren in einem grellen gelb und leuchteten regelrecht dadurch. Ob sie die Frau kannte? "W-wer … s-sind … Sie?", krächzte sie heißer und sie hatte große Mühe überhaupt einen Ton herauszubekommen. Ihre Kehle war staubtrocken und erst jetzt bemerkte sie dadurch, dass sie wahnsinnigen Durst hatte. Wie lange hatte sie nichts mehr getrunken? Lächelnd trat die Braunhaarige näher an das Bett heran. „Miss Tsukino. Sie sind endlich erwacht.“ „Meinen … Sie … mich? Wo … bin … ich?“, flüsterte sie, da es deutlich besser ging, als laut zu sprechen. "Können Sie sich denn an gar nichts mehr erinnern? Wissen Sie, wer sie sind?" Kopfschüttelnd senkte sie ihren Kopf und blickte wieder auf das dünne Armbändchen herunter. Die junge Frau setzte sich zu ihr auf die Bettkante und nahm ihre Hand in ihre. „Ihr Name ist Usagi Tsukino. Sie hatten vor drei Monaten einen Unfall.“ Sanft strich sie ihr mit den Fingern über den Handrücken. „Sie sind ins Koma gefallen.“ Geschockt riss sie ihre Augen auf. Sie hatte einen Unfall? Vor drei Monaten? Sie hatte die ganze Zeit geschlafen? „Tschh. Sprechen Sie am Besten noch nicht. Ruhen Sie sich aus. Ich werde ihren Arzt holen. Er wird alles Weitere mit Ihnen besprechen.“ Außer einem zaghaften Nicken brachte sie nichts zustande und so stand die junge Frau auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.     Die junge Frau ging den langen Krankenhausflur entlang, bis sie vor einer kleinen Tür stehen blieb. Schnell klopfte sie an dieser und drückte im selben Moment auch schon die Klinke herunter. „Doktor Takahashi, Miss Tsukino ist soeben erwacht. Sie kann sich allerdings an nichts mehr erinnern". Der schon leicht ergraute Mann nickte der Schwester zu, schloss die Akte, die er in der Hand hielt, und wollte sich gerade aufmachen, um zu seiner Patientin zu gehen, als er sich noch mal zu der Schwester drehte. "Könnten Sie bitte die Familie Tsukino und Herrn Chiba verständigen?" Die Braunhaarige nickte und begab sich sofort an den Computer, damit sie die Telefonnummern aus der Akte heraussuchen konnte.     Schwer atmend lag sie einfach nur da. Alles drehte sich. Aber es waren viel mehr ihre Gedanken als wirkliche Schwindelgefühle. Sie tippte sich gegen die Stirn und drehte eine Haarsträhne um ihren Finger. Sie waren blond. Sie hatte also blonde Haare. Und ziemlich Lange, wie sie fand. „Usagi Tsukino“, murmelte sie leise den Namen und wiederholte ihn immer wieder in ihren Gedanken. Doch all das Grübeln brachte nichts. Sie konnte mit diesen Namen, ihrem Namen, einfach nichts anfangen. Wie sehr sie sich auch anstrengte. Laut auspustend sah sie an sich herunter. Sie trug einfach nur eines dieser Krankenhaushemdchen. Es klopfte an der Tür und riss sie dadurch aus ihren Gedankengängen heraus. Ein älterer Mann mit einem weißen Kittel betrat das kleine Zimmer. "Miss Tsukino, wie schön, dass Sie endlich aufgewacht sind. Ich bin Doktor Takahashi". Sie nickte und so kam der Arzt näher auf sie zu. Er zog sich einen Stuhl neben ihr Bett, setzte sich und hielt eine Akte vor sich. „Sie können sich also an nichts mehr erinnern?“ „Nein … an gar nichts. Was ist überhaupt passiert?“, krächzte sie erneut. „Sie hatten eine schlimme Kopfverletzung … “ Der Arzt begann haargenau ihre Verletzung zu erklären und ordnete noch ein paar Tests an. "Werde ich mich denn wieder an alles erinnern können?" „Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht genau sagen. Auf kurze oder lange Sicht kommen in den meisten Fällen die Erinnerungen jedoch zurück … Wir verständigen auch gerade ihre Angehörigen, dass Sie erwacht sind, und werden sie, bevor sie zu Ihnen kommen, auch über ihre momentane Situation aufklären. Damit sie Sie nicht überfordern." Ein letztes Mal lächelte er sie an und verschwand dann aus dem Zimmer. Ihre Angehörigen? Wer mochte das wohl sein? Würde sie sie erkennen? Da ihr Kopf aber wieder anfing zu schmerzen, beschloss sie, es einfach auf sich zu kommen zu lassen und abzuwarten, bis sie da wären.       Hastig rannte Mamoru hin und her und packte seine Sachen zusammen. Er war spät dran. Aber er brauchte die Runde joggen einfach um den Kopf freizubekommen, bevor er los zu seinem Seminar losfahren musste. Er hatte ohnehin nicht wirklich Lust dazu und hatte sowieso erst nach langem Zögern zugesagt gehabt, auch wenn es sehr wichtig war, an diesem Lehrgang teilzunehmen. Aber er wollte dort nicht hin. Er wollte hier in Tokio bleiben. Bei ihr. Erst nachdem Usagis Mutter lange mit ihm gesprochen hatte und ihm zugeredet hatte, dass Usagi es bestimmt nicht gewollt hätte, wenn er es verpasst hätte, hatte er zugestimmt. Ikuko hatte ja schon recht. Er konnte an ihrem Zustand nichts ändern, egal ob er hier bliebe oder an diesem Kurs teilnahm. Und er ging auch nur über zwei Tage. Nachdem ihm Usagis Eltern vergewissert hatten, dass sie sich sofort melden würden, wenn sich etwas ändern würde, hatte er schließlich doch zugesagt. Schwungvoll griff er nach seiner Reisetasche, stopfte wahllos irgendwelche Kleidungstücke hinein und warf sie auf sein Bett. Unweigerlich fiel sein Blick dabei auf ein Bild von ihm und Usagi. Mit zittrigen Fingern nahm er es in die Hand. Sofort musste er dadurch an die glückliche Zeit denken, als das Bild entstanden war und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Ob es jemals wieder so sein würde? Er dachte an den Tag vor drei Monaten zurück, als noch alles in Ordnung war.   Sein Leben konnte nicht besser sein. Es waren keine neuen Feinde aufgetaucht und alle lebten glücklich. Er hatte mit ihr einen schönen Tag verbracht. Sie waren im Vergnügungspark gewesen. Danach waren sie noch zum Hikawa Tempel gegangen, da sie dort mit ihren Freunden verabredet waren. Sie gingen etwas früher als die anderen und hatten sich verabschiedet. Sie wollten noch mit Usagis Eltern sprechen. Endlich wollten sie zusammenziehen. Sie gingen gerade die lange Treppe vom Tempel hinunter, als sich Usagi plötzlich umdrehte, da sie dachte, sie hätte jemanden gehört. Er ging derweil schon weiter hinunter. Als er schon fast unten angekommen war, rief er dann aber fragend hoch, ob alles Okay wäre, da sie da wie angewurzelt mit dem Rücken zu ihm stehen blieb. Sie drehte sich um und lächelte ihn an. „Nein, nein, alles Okay", rief sie zu ihm runter. Doch mit einem Mal bekam er das komische Gefühl, als ob irgendjemand hinter ihr stehen würde. Er konnte aber niemanden sehen. Und dann geschah es auch schon. Ohne Vorwarnung kam sie plötzlich ins Straucheln, verlor den Halt unter ihren Füßen und fiel schwungvoll die Stufen herunter. Es war beinahe so, als hätte sie jemand geschubst. Sie fiel und kullerte immer weiter und schlug dabei immer wieder mit dem Kopf und mit dem Rücken auf den Steinstufen auf. Er konnte überhaupt nichts machen. Er stand zu weit weg und konnte nichts unternehmen, außer zusehen, wie sie immer weiter über die Treppe fiel. Sie wurde langsamer und blieb mit dem Gesicht nach unten auf einer Stufe liegen. Geschockt stand er wie versteinert da und konnte sich nicht rühren. Sie bewegte sich nicht mehr. Doch dann ertönte ein lautes Stöhnen und er konnte sehen, wie sie sich wieder aufrappelte. Wankend richtete sie sich auf und drückte ihre Hand gegen ihren Kopf. Sofort nahm er seine Beine in die Hand und rannte zu ihr. Helfend stützte er sie und legte seine Arme um sie herum. „Geht es dir gut?“ "Ja, alles in-“ Doch weiter kam sie nicht. Sie sackte plötzlich bewusstlos zusammen. Er konnte sie gerade noch festhalten, damit sie nicht ein weiteres Mal mit dem Kopf aufschlug. Vorsichtig hielt er sie fest und legte ihren Kopf behutsam auf seinen Schoß. Als er seine Hand langsam wegnahm, erfror sein Gesicht zu Stein. Seine Hand war voller Blut …   „Usako … “ Mit einem tiefen Seufzer stellte er das Bild zurück auf seinen Nachtschrank und zog mit einer Handbewegung die oberste Schublade auf. Bücher, eine Taschenlampe und eine kleine Schachtel füllten die kleine Schublade. Er interessierte sich im Moment aber nur für die Schachtel. Vorsichtig schob er sie auf, nahm etwas heraus und legte es in seine Hand. Es war Usagis Brosche. Er hatte sie damals, damit sie nicht in falsche Hände geriet, als sie ins Krankenhaus kam, an sich genommen. Da sie aber einfach nicht erwachte, setzte er sich mit den Sailor Kriegerinnen zusammen. Sie berieten, was mit ihr passieren sollte. Einstimmig waren alle dafür gewesen, dass er auf sie aufpassen und aufbewahren sollte. Usagi hätte dies bestimmt gewollt, hatten sie gesagt. Seit diesem Tag hütete er nun also die Brosche wie einen Schatz. Es gab ihm auch ein wenig Trost. Hatte er so immerhin das Gefühl wenigstens einen kleinen Teil von ihr in seiner Nähe zu haben. Da er nun zwei Tage fort sein würde, steckte er die Brosche, um sie mitzunehmen, in seine Hosentasche.   Als er alles fertig gepackt hatte, schaute er noch ein Mal durch die Wohnung, ob alle wichtigen Geräte ausgestellt waren. Schnell schnappte er sich seine Tasche. Wenn er sich jetzt nicht beeilte, kam er hoffnungslos zu spät. Hastig eilte er daher zur Haustür und verließ die Wohnung.   Gerade, als er die Tür verschlossen hatte und Richtung Fahrstuhl spurtete, klingelte sein Telefon. Dies aber hörte er schon nicht mehr …   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)