Blutorange von -Kiara ================================================================================ Kapitel 3: Nähkästchen ---------------------- Knarrend und quietschend rollte die kleine beladene Karre über den Trampelpfad. Malcolm versuchte sich mit keiner Miene anmerken zu lassen, wie sehr es an seiner Muskelkraft zerrte die Schubkarre zu bugsieren. Sharon und ihre Begleitung hatten ein angenehmes Spaziertempo gewählt. Bis sie ausgelaugt waren, sollten sie die nächste Stadt erreicht haben. Während sie so über Stock und Stein liefen, erzählte Sharon ausgiebig von ihrem Abenteuer mit dem berüchtigten Risto. Angefangen bei dem schicksalhaften Tag, an dem er ihre Bibliothek betreten hatte um ein Buch über Felsgoldgeister auszuleihen, welches zu seinem Pech bereits wenige Tage zuvor entliehen wurde. Nichtsdestotrotz hatte er stattdessen Sharon zum Essen eingeladen. „Und Sie haben das Angebot angenommen? W-w-wollte er nicht eher SIE essen?“, stotterte Malcolm verwundert. Sharon neigte nachdenklich den Kopf. „So hab ich das damals gar nicht aufgefasst. Ich hatte keine Ahnung, wer er ist. Etwas mulmig war mir aber schon. Immerhin sah er ja schon furchteinflößend aus.“ „Etwas mulmig?“, betonte Malcolm. Sie wurde von diesem riesigen Monster zum Essen ausgeführt und sie hatte nur ein etwas komisches Gefühl im Bauch gehabt? Sie selbst hätte zu einem komischen Gefühl im Bauch des Oberschurken werden können! „Irgendwann hat er mir auch erzählt, dass er Menschen isst“, gab Sharon mit einem Schulterzucken zu. Sie zuckte darüber nur mit den Schultern?! Ihre Bibliothekarin hatte es in Wahrheit faustdick hinter den Ohren! „Dann haben Sie aber Reißaus genommen, oder?“, hakte Malcolm ungläubig nach. „Tatsächlich“, begann Sharon langsam „habe ich mir vorgestellt es wäre so, als sei ich Vegetarierin während er Wildschweine verdrückt.“ Hatte diese Frau schonmal etwas von gesundem Menschenverstand gehört?! War ihr Kopf von den ganzen Büchern so vernebelt, dass sie nicht mehr wusste, wie die Wirklichkeit funktionierte? Sharon lachte unbekümmert. „Zugegeben, das hat er mir nach der ersten Woche offenbart. Ich hab es einfach hingenommen. Vielleicht, weil ich es einfach hinnehmen wollte. Man tut schon echt komische Sachen, wenn man verliebt ist.“ Mit einem Mal polterte es laut. Die Karre war zu Boden gekracht und sämtliche Töpfe, Pfannen, Stiefel und Teller fielen in den Dreck. Malcolm war abrupt stehen geblieben und hatte alles aus den Händen fallen lassen. Entgeistert starrte er sie an. „Verliebt?!“ Sharon gab sich große Mühe über seinen Anblick nicht laut loszuprusten. Seine Reaktion war einfach herrlich. „Seine charmante Art war schon… außerdem hab ich mich ein bisschen um ihn gekümmert. Wir haben quasi Tag und Nacht aufeinander gehangen. Ich hab ihn verarztet und… ich glaube das war, wie nennt man das, der Samariter-Effekt?“ Hatte sie sich also in ihn verliebt, weil sie Mitleid mit ihm hatte?! Mitleid?! Was war falsch mit der Frau?! Achtsam versuchte Sharon die heruntergefallenen Utensilien wieder in den Karren zu räumen. Dabei brachte sie den Chaoshaufen aus dem fragwürdigen Gleichgewicht und riss noch mehr Geschirr runter, welches an einem ungünstig gelegenen Stein zerschellte. „Wah! Entschuldigung!“, stieß sie aus und versuchte wenigstens noch die Scherben aufzusammeln aber schnitt sich prompt an ihnen. „Aua!“ Malcolm seufzte innerlich. Das war dann wohl Karma. Er suchte den Verband aus seinem Chaos und begann damit Sharon zu verarzten. „Was hat euch getrennt?“, fragte er nebenbei. Auch wenn ihm die ganze Geschichte nun wirklich absurd schien, wollte er doch wissen, wie sie zu Ende ging. „Hm? Oh“, machte Sharon, die nicht mehr ganz beim Thema war. „Naja, wir sind eine Weile zusammen gereist. Ich wollte ihm wegen dem Buch helfen. Außerdem versprach sein Vorhaben Abenteuer. Und die Zeit war wirklich fantastisch.“ „Aber?“, hakte Malcolm nach. „Irgendwann bin ich zurück nach Hause. Immerhin hab ich einen Job.“ Sharon zuckte mit den Schultern. „Ziemlich unspektakulär, ich weiß.“ Das ließ Malcolm nur noch mehr stutzen. „Obwohl ihr euch geliebt habt?“ Mit ihrer einigermaßen unversehrten Hand winkte Sharon ab. „Ach, nur weil sich die Wege trennen, ist man noch lange nicht getrennt.“ Ein wenig fragte sich Sharon, was wohl aus ihr geworden wäre, hätte sie weiter an Ristos Seite gelebt. Sie hatte ihn zwar seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, jedoch war es inzwischen unmöglich seine Machenschaften zu ignorieren. Ob er sich an sie erinnerte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)