Welcome back to hell von The_Maoh ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Sonntagvormittag und er würde das erste Mal überhaupt in seinem Leben in die Kirche gehen. Keiner seiner Familie war gläubig, weswegen Christian nie die Absicht hegte in eines der Gotteshäuser zu gehen. Doch heute war ein besonderer Tag. Das Kind einer seiner besten Freunde wird in etwa einer halben Stunde getauft. Da er darum gebeten wurde, als Pate zu dienen, musste er selbstverständlich an dem dazugehörigen Gottesdienst teilhaben. Warum er vorher nie eine Kirche betreten hatte, war ihm bisher unbekannt. Nur das ihn jedes Mal ein eigenartiges Gefühl überkam, wenn er vor einem solchen Gebäude stand. Er strich sich durch sein kurzes, schwarzes Haar und seufzte gen Himmel. Morgen musste er wieder früh raus. Seine Schicht als Krankenpfleger im Städtischen Klinikum begann zwar erst gegen 16 Uhr, doch vorher half er im örtlichen Pflegeheim ehrenamtlich aus. Mit seinen 24 Jahren war er jung und dennoch wollte er, so vielen es ging helfen. Warum? Das wusste er selber nicht. Vielleicht lag es an der Erziehung, vielleicht daran, dass er es nicht sehen konnte, wenn andere litten. Schon immer steckte er den Obdachlosen, welchen er begegnete anstelle einiger Cents gleich einen ganzen Euro zu oder spendierte ihnen einen heißen Kaffee. Sein Geld am Monatsende war dadurch zwar wenig, doch zum leben reichte es und andere hatten bedeutend weniger als er. Manche seiner Freunde bezeichneten ihn als Samariter, war es da nicht eigenartig, dass er nie vorher das Bedürfnis verspürte in eines dieser Gotteshäuser zu gehen? Nochmal ging sein Blick nach oben zu dem Fensterglas der Kirche. Es zeigte einen Ausschnitt aus dem Alten Testament, wenn er sich nicht irrte. Tief durchatmend versuchte er, sich Mut zu machen. „Was soll schon passieren? Wovor hast du solche Angst?“ Fragte er sich selber und nickte sich wie zur Bestätigung selber zu. „Du packst das. Es ist nur eine Kirche. Sei nicht solch eine Memme.“ Das Kinn nach oben gestreckt, die Schultern zurück gezogen und den Rücken gerade gemacht, ging er auf die große, schwere Holztür zu. Er zog sie auf und brauchte einiges an Kraft dabei. Es fühlte sich an, als wolle ihn etwas daran hindern einzutreten. Er musste über diesen Gedanken selber lachen, doch blieb es ihm im Halse stecken, als er endlich den ersten Schritt hineingetreten war. Sein Lachen hallte von den Wänden wieder und störte die ruhige Stimmung. Einige Köpfe drehten sich zu ihm um und an deren Blicken konnte er erkennen, dass er hier leise zu sein hatte. Sein bester Freund saß mit seiner Frau und der kleinen Josephin auf dessen Arm vorne. Der Gottesdienst hatte noch nicht begonnen, doch waren die Bänke bereits jetzt gut besucht. Er schritt in der Mitte entlang nach vorne und fragte sich erneut, aus welchem Grund er zugesagt hatte, dies zu übernehmen. „Hey Chris, da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“ Patrick hatte etwas längere, braune Haare, die er im Nacken zusammengebunden trug. Zu Christians Überraschung trug er einen ordentlichen Anzug. So kannte er seinen Freund überhaupt nicht. Clara, dessen Frau, welche zwei Jahre jünger als Christian und Patrick war, sah mit einem Lächeln zu ihm hin. Sie hatte sich ihre blondgefärbten Haare zu einer Art Dutt am Kopf festgemacht und trug ein leichtes Sommerkleid, was den Temperaturen passend erschien. „Chris, schön das du hier bist.“ Er erwiderte ihr Lächeln und kam sich in seiner Jeans und dem weißen Shirt mehr als unpassend vor. Die Blicke von der Verwandtschaft der beiden konnte er regelrecht auf sich spüren. Sie alle trugen entweder Anzug oder eine etwas formellere Kleidung als die seinige. Doch woher hätte er das wissen sollen? Nun gut, er hätte sich informieren können oder mal nachfragen. Doch nun war es zu spät und er setzte sich eine Bankreihe hinter den beiden Eltern der kleinen Josephin. Den Gottesdienst brachte er irgendwie hinter sich und verpasste zum Glück nicht seinen Auftritt nach vorne zum Taufbecken zu kommen. Alles in allem ging es schnell vorbei. Am Ende bekam er sogar ein Schreiben von dem örtlichen Pfarrer überreicht. Als dieser es ihm gab, verharrte der ältere Mann in einer Art Starre, schüttelte dann jedoch den Kopf und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf die Lippen. Mit einem stutzigen Blick nahm er es an sich, schlug es auf und las darin so etwas wie einen Patenschein. Sein Name war drauf geschrieben und der von seinem Patenkind. Wozu es so etwas auch immer gab, er faltete es und steckte es in seine hintere Jeanstasche. Die anderen waren bereits auf den Weg hinaus aus der Kirche. Zuerst wollte Chris ihnen folgen und schnellstens diesen Ort verlassen, der ihm unbekannterweise eine Gänsehaut einbrachte. Doch dann ließ er den Blick etwas umherschweifen. So langsam verstand er, warum es Menschen gab, die sich die Kirchen ansehen gingen. Das Deckengemälde zeigte dutzende Engel. Sie sahen aus, als würden sie über die Menschen wachen. An den Seiten waren große Statuen aufgestellt. Jedes Detail genau erkennbar und an dem Geländer weiter oben, wo anscheinend ebenso Leute sitzen konnten, war an jeder zweiten Säule ein Engelsgesicht angebracht. Noch einmal ließ er seinen Blick umherschweifen, drehte sich dafür im Kreis und begab sich schließlich zur Tür. Er kam bei einigen Kerzen vorbei und überlegte erst, ob er nicht eine anzünden sollte, doch für wen? Zwar war seine Großmutter vor einiger Zeit gestorben, nur war sie genauso wenig gläubig wie der Rest seiner Familie. Keiner glaubte an den Himmel oder die Hölle. Deswegen zuckte er unmerklich mit den Schultern und folgte den letzten Kirchenbesuchern nach draußen. Es war eigenartig, fühlte sich an, als wenn eine ganze Last von seinen Schultern gefallen war, nachdem er das Gotteshaus verlassen hatte. Ein eisiger Schauer jagte ihm über den Rücken, als er nur daran dachte, sich der großen, hölzernen Tür nochmal zu nähern. „Chris! Kommst du mit zum feiern?“ Sofort sah er zu Patrick, der ihm zuwinkte. Dessen Familie stand um ihn herum und schien nur Augen für die kleine Josephin zu haben. Er wollte ungern dabei stören und kam sich erneut ziemlich unpassend vor. „Ne, hab noch einiges zu erledigen, aber Danke für die Einladung und das entgegengebrachte Vertrauen.“ Meinte er und reichte seinem Freund die Hand, welcher sie annahm. Danach wendete er sich Clara zu. „Wir sehen uns bald.“ „Du kommst doch sicher nächstes Wochenende zum Grillen zu uns, oder? Wir haben noch so viel übrig vom letzten Mal.“ Da ließ er sich nicht ein zweites Mal bitten und umarmte sie kurz, machte sich dann jedoch auf den Weg zurück nach Hause. Es war etwa halb 12 Uhr mittags, als er an der Straßenkreuzung stand und überlegte, was er noch machen könnte bis er den Tag mit Fernseher gucken ausklinken ließ. Er könnte seine Eltern mal wieder besuchen gehen, war das letzte mal vor einigen Tagen dort gewesen. Sicher würde seine Mutter sich freuen und ihn solange mit Essen zustopfen, bis er keinen Meter mehr gehen konnte. Seine Eltern waren beide mehr als Fürsorglich und obwohl er kein Kind mehr war, behandelten sie ihn dennoch so und wollten ihn am liebsten vor allem Schlechte dieser Welt beschützen. Während er seinen Gedanken nachging, merkte er nicht, wie die Ampel grün wurde und starrte nur auf den Asphalt vor sich. „Hey Alter! Grün heißt gehen!“ Ein Jugendlicher mit stachligen, grünen Haaren stieß ihn an der Schulter an, als er vorbei ging. Sofort rieb sich Chris die Schulter und wollte etwas sagen, schluckte dies jedoch sofort hinunter. Warum sich mit ihm anlegen? Es würde eh nichts ändern und zudem hatte er auf seine Art und Weise recht. Daher tat er einen Schritt auf die Straße und sah auf das grüne Männchen vor sich. Hätte er nicht nur darauf vertraut, sondern vorher nach links gesehen, wäre ihm aufgefallen, dass ein kleiner Transporter mit etwas überhöhter Geschwindigkeit den kleinen Abhang hinunterkam. Der Fahrer war dabei einen neuen Sender einzurichten und erst, als der Aufprall geschah, stoppte dieser vor Schreck den Wagen. Es waren nur wenige Augenblicke, in denen alles ziemlich schnell ging. Christian registrierte den Aufprall und wie er einige Meter durch die Luft flog. Er kam auf der Straße auf, hörte dabei seine eigenen Knochen knacksen und schmeckte Blut. Hatte er sich beim Aufprall auf die Zunge gebissen? Das war seine erste und einzige Frage, bevor es um ihn herum dunkel wurde. Er konnte noch ein Schreien vernehmen, von einer Frau, so wie es klang, doch dann war es still. „Er wacht auf!“ „Endlich, nach so vielen Jahren des wartens.“ „Sollen wir Meister Vegar rufen?“ „Ja, und zwar schnell. Seine Majestät sollte ein vertrautes Gesicht sehen, wenn er zu sich kommt.“ Sein Kopf schmerzte und es fühlte sich an, als wenn jemand Ping Pong mit seinem Schädel gespielt hätte. Vorsichtig öffnete Christian die Augen, dachte die Stimmen wären nur eine Einbildung gewesen. Zumindest das gesagte konnte er nicht richtig einordnen. Helles Licht blendete ihn und sofort kniff er die Augen zusammen. Er lag anscheinend in einem Bett. Was war geschehen? Der Unfall. Er erinnerte sich, dass er über die Straße ging. War er hier in einem Krankenhaus? „Er bewegt sich! Das ist so aufregend!!“ Die Stimme war quietschend hoch und führte nur dazu, dass er sein Gesicht verzog, um sie auszublenden. Jetzt endlich schaffte er es, seine Augen zu öffnen, ohne sie sofort wieder zu schließen. Er war in einem Raum, die Wände waren schwarz gestrichen und von den Decken hingen Lampen, von denen ein rötliches Licht ausging. In was für einem Krankenhaus war? Er arbeitete selber in eines, doch solche Räume kannte er nicht. „Die Augen sind auf! Die Augen sind auf! Die Augen sind auf!!“ Wieder diese quietschende Stimme und er drückte sich die Hände auf die Ohren. „Sei ruhig!! Du beleidigst seine Ohren mit deiner Stimme!!“ Er vernahm ein dumpfes Geräusch und schaffte es endlich, zur Seite zu sehen. Ein kleiner junge hielt sich schmerzend den Kopf und zischte den größeren an. Als er das tat, konnte Chris so etwas wie eine Schlangenzunge aus dessen Mund kommen sehen. Er musste eindeutig halluzinieren! Der kleine Junge hatte nicht nur eine Schlangenzunge, sondern seine Haut glich ebenso der einer. Der größere hingegen sah aus wie ein Oger aus einem Spielfilm. Jedoch nicht so wie dieser Grüne aus den Animationsfilmen, sondern wie ein Geschöpf aus einem Horrorfilm selbst. Das Ächzen aus seiner Kehle konnte er einfach nicht unterdrücken und richtete damit sofort die Aufmerksamkeit beider zu sich. Das war eindeutig zu viel für ihn. Seine Sinne mussten einen Streich mit ihm spielen und er war dankbar, dass diese ihn sofort wieder zurück in den Schlaf beförderten. Sicher war alles nur ein schlechter Traum. Ganz bestimmt war er nicht mal an diesem Morgen aufgestanden, sondern lag noch immer in seinem Bett, in der kleinen, etwa 50 Quadratmeter großen Wohnung am Rande der Stadt. Bald schon würde sein Wecker klingen, er aufstehen und zu der Taufe von der kleinen Jopsehin gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)