Zum Zuschauen verdammt von ougonbeatrice ================================================================================ Kapitel 21 - Neustart --------------------- Der nächste Tag begann für Evelyn früh, jedoch fühlte sie sich sehr viel besser, als noch Stunden zuvor. Während den Wochen als Kellnerin im Tropfenden Kessel hatte sie sich angewöhnt mit wenig Schlaf auszukommen. Was natürlich nicht hieß, dass sie eine Nacht ohne Schlaf einfach so wegsteckte, wie sie gestern hatte erfahren müssen. Ihre Sinne waren mit jeder Minute tauber geworden, bis sie schließlich nur noch wie eine Maschine funktionierte, ohne Verstand. In ihrem Delirium hatte sie es nachts noch geschafft die Vorhänge ihres Bettes zuzuziehen, sodass sie im Moment noch abgeschirmt von der Welt war. Nur das leise Atmen ihrer Zimmergenossinnen und eine Bewegung auf einer Matratze hier und da verriet, dass sie nicht allein war. Sie überlegte aufzustehen, blieb jedoch noch eine Weile unter ihrer Decke, eine Hand auf der Stirn liegend und dachte, mit ruhigerem Geist, über den vorigen Tag nach. Er war keine komplette Katastrophe gewesen, und doch hätte er sehr viel besser laufen können. Einiges hatte sie nicht verhindern können, allem voran ihre Einsortierung. Sich darüber jedoch noch zu ärgern war überflüssig. Was sieweitaus mehr störte waren die groben Fehler, die ihr passiert waren und die sie hätte verhindern können. Fehler, die sie nur zu gern auf ihr übermüdetes und überfordertes Hirn geschoben hätte, und vermutlich hatte es sogar einigen Anteil daran gehabt, jedoch war es schlussendlich ihre eigene Leichtsinnigkeit, der sie die Fehler verdankte. Sie war unvorsichtig gewesen, daran führte kein Weg vorbei. Ihr Verhalten nach der Sortierung, ihr aufmüpfiges Gerede der Vertrauensschülerin gegenüber und ihr buchstäblicher Fehltritt bei Professor Snape waren Flüchtigkeitsfehler, aber nichtsdestotrotz Verstöße ihrer sich gesetzten Regeln. In Zukunft müsste sie sich besser unter Kontrolle haben, schwor sie sich. Dabei nahm sie sich vor genügend Schlaf zu haben, um weitere Stresssituationen gepaart mit Ungeduld und Müdigkeit zu vermeiden. Sie kniff frustriert die Augen zusammen und ballte die Decke mit ihrer anderen Hand vor stummer Wut zusammen: Fehler gemacht zu haben, die folgende Angst etwas Negatives bewirkt zu haben, das Hoffen darauf, dass dennoch alles gut gehen würde – genau so eine Situation wollte sie auf ein Minimum halten, und nun war sie keine 24 Stunden hier und bereits in der "Hoffen"-Phase. Ihr war klar, dass sie das nervlich keine sieben Jahre durchstehen würde, wenn der erste Tag schon derart kraftzehrend war. Ein Stöhnen und Quietschen einer Matratze ließ sie hochschrecken, als es daraufhin jedoch ruhig blieb entspannte sie sich wieder. Eines der Mädchen schien unruhig zu schlafen. Evelyn lehnte sich wieder zurück und starrte mit beiden Händen ausgestreckt neben sich liegend auf die Decke ihres Bettes, die in dem schwach grünen Licht kaum zu erkennen war. Der erste Unterricht musste besser laufen, oder es hatte keinen Sinn hier zu bleiben. Wenn sie es nicht schaffte unsichtbar zu sein, dann würde es besser sein zu gehen, so sehr ihr diese Vorstellung auch ins Herz stach. Das war ihr einfachster Notfallplan, den sie gleichzeitig als letztes Mittel sah. Es war ein ständiger, innerer Kampf, den Evelyn mit sich führte. Auf der einen Seite war die Timeline, die sie um jeden Preis schützen wollte. Auf der anderen Seite hatte sie die Gelegenheit eine Ausbildung in Hogwarts zu bekommen. Der Verlauf des gestrigen Abends hatte ihr klar gemacht, dass es nicht so einfach würde den inneren Kampf zu ignorieren. Sie bräuchte mehr als nur einen Notfallplan, denn manches könnte selbst ihr Verschwinden nicht mehr auf den richtigen Kurs bringen. In diesem Fall würde sie sich jemandem anvertrauen müssen, denn alleine würde sie es nicht schaffen die Timeline zu retten. Kurz flackte der Name Dumbledore in ihren Gedanken auf, doch als Antwort auf ihren eigenen Einfall schüttelte sie den Kopf in ihrem Kissen. Egal, wie schlimm es werden würde, mit Dumbledore zu sprechen war absolut tabu. Anstatt alles in Ordnung zu bringen, würde er ihr Wissen nutzen, davon war sie überzeugt. Ihm alles zu erzählen - und glauben würde er ihr, davon war sie überzeugt – würde keine Verbesserung sein. Doch mit wem sonst könnte sie reden? Minerva McGonagall hatte sie schon einmal in Betracht gezogen, doch auch sie war problematisch. Sie war Dumbledore absolut loyal und treu ergeben, weshalb Evelyn bezweifelte, dass sie ein derart großes Geheimnis für sich behalten könnte. Am Ende würde ihr Wissen wieder bei Dumbledore landen. Innerlich ging sie die Namen wie auf einer Liste durch, doch mit niemandem war sie zufrieden. Entweder sie waren nicht fähig genug wirklich etwas im schlimmsten Fall zu bewirken, oder sie waren eine noch größere Gefahr für die Timeline, als Evelyn es bereits war. Verzweifelt presste sie ihre Handflächen gegen ihr Gesicht und dämpfte dadurch einen aufkommenden Seufzer ab. Plötzlich hatte sie den Drang aufzustehen. Sie musste raus, ein Bad finden und am besten unter der Dusche noch einmal nachdenken. Vorsichtig zog sie ihren Vorhang gerade so viel beiseite, dass sie hindurch schlüpfen konnte. Die Lampen waren aus und das einzige Licht strahlte durch die Spalten des Vorhanges vor dem Fenster, gerade genug, um die Umgebung zu sehen. Die anderen Betten waren wie ihres zugezogen. Barfuß tappste sie durch den Raum am Becken vorbei hin zum Fenster, das größer war, als sie selbst. Sie zog an dem dicken Stoff und spickte. Die Farbe des Wassers ließ keine Vermutung zu, wie spät es eigentlich war. Die Stirn gegen das Glas gepresst starrte sie hinaus in den See, der nach nur kurzer Distanz fast schwarz wurde. Kleine Pflanzenteile schwebten vorbei und zarte Blasen tanzten zitternd nach oben. Woher diese Blasen kamen, sah sie nicht, genauso wenig wie Fische oder andere lebende Tiere. Es war vermutlich selbst für Grindelohs und Meermenschen unschicklich durch das menschengroße Fenster in ein Mädchenzimmer zu spicken. Sie stieß sich ab und schlich an den Betten vorbei zurück, blieb jedoch am Becken stehen. Zaghaft streckte sie ihren Zeh aus und stupste das Gelee an. Wie schon zuvor gab das Material nicht nach, obwohl es sich bewegte wie Wasser. Ihrem Zeh folgte der Fuß auf das Gelee, bis sie sich nach mehrmaligen testen traute mit ihrem vollen Gewicht darauf zu stehen. Sie hüpfte ein wenig, doch wie bereits vermutet war das Material absolut stabil. Kurz genoss sie die Wärme an ihren Sohlen, doch dann machte sie sich daran ihre Tasche, so leise wie möglich, zu durchwühlen auf der Suche nach ihrer Schulkleidung. Egal, wie spät es war, sie war nun hellwach und würde die Zeit nutzen. Ihre Sachen, die sie gestern achtlos obenauf geschmissen hatte, waren schnell gefunden. Sie staunte jedoch, als sie statt der schwarzen Krawatte, eine Grün-Silberne in Händen hielt. Sofort prüfte sie auch den Rest ihres Hab und Guts, und überall waren nun die traditionellen Farben Slytherins zu sehen. Ein Haifischgrinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Hogwarts erstaunte sie immer wieder, selbst wenn sie glaubte, alles zu wissen. Sie griff sich das Nötigste und verließ vorsichtig den Schlafsaal, nur um dann unschlüssig auf der Treppe zu stehen. Wenigstens war es hier draußen durch die vielen beleuchteten Fenster heller. Nur wohin sollte sie gehen? Wirklich sicher, dass es ein Bad gab, war sie sich nicht mal. Vielleicht gab es ja auch einen Zauber, der das eigene Zimmer morgens zu einem Bad machte? Alles war denkbar. Sie hätte den Vertrauensschülern gestern wirklich besser zuhören sollen, denn nun steuerte sie auf den nächsten Fehltritt zu, und das, bevor das Schloss wach wurde. In der Hoffnung etwas zu entdecken horchte sie auf ihre Umgebung, sie hörte zu ihrem eigenen Leidwesen jedoch nur das sanfte Pfeifen eines Windzuges und ihr eigenes Atmen. Also rief sie sich den Grundriss ins Gedächtnis, was nicht gerade viel war. Oben war nur der Gemeinschaftsraum und auf dem Weg hinunter hatte sie nur andere Zimmer entdeckt. Schließlich entschied sie sich weiter nach unten zu gehen. Es war ein seltsames Gefühl sich durch das Schloss zu bewegen, während alles noch schlief, allerdings mochte Evelyn dieses Gefühl. Es war die Zeit der Ruhe vor dem großen Ansturm und dem Lärm, der den ganzen Tag anhalten würde, bis sich alles wieder Schlafen legte. Sie fühlte sich an ihre eigene, normale, Schulzeit zurück erinnert, während der sie auf Grund ihrer Wohnlage immer eine der erste war, die in der Schule ankamen. Der Hausmeister schloss gerade alle Türen auf, das Licht brannte noch nicht lange und das Gebäude stand zu dem Zeitpunkt noch vollkommen still. Sie hatte es immer genossen diese seltenen, ruhigen Momente in der Schule zu haben, bevor beinahe gleichzeitig die gesamte Schülerschaft hineinfloss und die Gänge füllte. Auch hier war es, wie damals, vollkommen still. Nur das Klatschen ihrer nackten Füße auf Stein durchbrach dann und wann die Ruhe. Das Ende der Treppe, hatte sie zu ihrem Erstaunen schnell erreicht. Ihr eigenes Zimmer musste bereits eines der letzten Zimmer gewesen sein. Perplex stand sie auf der letzten Stufe, ehe sie gegen eine gezimmerte Wand laufen würde. Zwei Türen flankierten sie, die sich optisch nicht voneinander unterschieden. Kein Schild verriet, was dies für Türen waren, und auch sonst fand Evelyn nichts, außer zwei Türklinken. Da auch kein Eintrittsverbot zu sehen war, versuchte sie ihr Glück mit der linken Tür. Kaum hatten sich ihre Finger um das Eisen geschlossen, durchfuhr sie ein unangenehmer Schmerz, so als sei die Klinke eiskalt; zu kalt, um sie anzufassen. Irritiert rieb sie ihre Finger aneinander und suchte im Halbdunkel nach Verletzungen, fand aber nichts. Nur das brizelnde Gefühl gerade einen Eisklotz angefasst zu haben, blieb zurück. Zögerlich starrte sie nun auf die andere Tür, die genauso unscheinbar in der Wand hing, wie die andere. Sie hatte wenig Lust erneut nach einer Klinke zu greifen, nur um dann festzustellen, dass sie nicht eiskalt, sondern fürchterlich heiß war und sie sich dadurch ihre Finger zusätzlich auch noch verbrühen würde. Geschlagen wollte sie sich aber nicht geben, also umwickelte sie ihre Hand mit ihrer Bluse und drückte, durch die Kleidung geschützt, die Klinke hinunter. Die Tür war nicht verschlossen und schwang vor Evelyn auf. Dampfende Luft kam ihr in einem scharfen Luftstrom entgegen und der vertraute Geruch nach Duftölen umfing sie. Von den wohligen Aromen angelockt, trat sie in den neuen Raum ein und erkannte ihren Denkfehler, sodass sie ihre Bluse eilig von ihren Händen knotete; gebraucht hätte sie sie vermutlich nicht, aber Vorsicht war besser als Nachsicht. Stein war feinen Kacheln gewichen und der schmale Treppengangwirkte nun noch klaustrophobischer in Anbetracht der Größe des Bades vor ihr. Evelyn fühlte sich sofort an eine römische Therme erinnert, denn auch hier trugen zwei Reihen mit steinernen Figuren verzierte Säulen eine hohe Decke, unter deren Mitte ein Brunnen leise plätscherte. Die Kacheln waren geschmückt mit eckig gestalteten Leibern von Schlangen, die sich auch an den Trennwänden hinter den Säulenreihen in vergrößerter Form wieder fanden. Hoch oben gab es drei Fenster, die jedoch anders als die Fenster ihres Gemeinschaftsraumes und Schlafsaals milchig weiß getrübt waren. Sie lief auf den Brunnen zu, den sie mit jedem weiteren Schritt als Quelle der angenehmen Düfte erkannte. Von ihm stammte auch der feine Dampf, der es nun, da sie mitten drin stand, schwer machte zu atmen. Als sie vor ihm stand, wirkte er beinahe mickrig und seltsam deplatziert in einem von Prunk strotzenden Bad. Die drei Auffangbecken, die nach oben hin kleiner wurden, bis sie schließlich in einer sich über dem Wasserstrom drehenden Kugel endeten, hatten keinerlei Verzierungen oder Besonderheiten. Schnell wurde ihre Aufmerksamkeit auf die Wände gezogen, und was sich wohl hinter ihnen verbarg. Sie fand, was sie gesucht hatte: eine Reihe in Steinnischen verborgener Duschen und Toiletten. Aber auch einen Bereich mit großen Wannen aus schwarzem Stein, die von silbernen Rissen durchzogen waren und von jeweils vier silbernen Füßen getragen wurden. Keine der Wannen bot Privatsphäre, anders als es im Bereich der Duschen der Fall war, sondern sie luden eher zum Gruppenbaden ein. "Netter Gedanke mit halb Slytherin zu baden", flüsterte Evelyn und schüttelte sich angewidert bei dem Gedanken, sich hier vor allen anderen entblößen zu müssen. Sie machte schnell kehrt und ging zu den Duschen zurück, wo sie sich eindeutig wohler fühlte. Baden würde sie hier sicherlich nicht. Einige Zeit später betrachtete sie sich in einem der vielen Spiegel, nun komplett gekleidet in ihrer Schuluniform. Sich selbst, so anders sie in ihren Augen auch aussah, mit ihrem Hauswappen zu betrachten, war eine beinahe überwältigende Erfahrung. Dennoch senkte sie ihren Blick und rief sich ins Gedächtnis, was ihr heute Morgen noch Sorgen bereitet hatte. "Nicht übermütig werden. Bleib konzentriert." Während dem Duschen hatte sie erneut über die Frage nachgedacht, mit wem sie reden könnte, falls es nötig sein würde die Timeline zu retten, war jedoch zum Schluss gekommen, dass es niemanden gab. Sie würde sich darauf konzentrieren müssen es nicht soweit kommen zu lassen. Aufkommender Häuserstolz, wie sie ihn gerade beim Anblick ihres Spiegelbildes gespürt hatte, konnte sie dabei nicht gebrauchen und war nur hinderlich. Plötzlich waren Stimmen zu hören, die sich gedämpft in dem weiten Raum ausbreiteten. Das Schloss begann aufzuwachen. Eilig schnappte sie sich ihre Nachtkleider und sie suchte ihren Weg hinaus. Es waren ältere Mädchen, die kaum Notiz von ihr nahmen, trotzdem murmelte sie ein "Morgen", als sie sich an ihnen vorbei stahl. Nachdem sie einige Zeit in dem aufgeheizten Bad verbracht hatte, wirkte die Luft außerhalb dünn und kalt auf ihren noch feuchten Haaren. An der zweiten Tür, von der sie nun wusste, dass sie der Eingang zum Jungen-Bad war, ging sie ohne ihr weiter Beachtung zu schenken vorbei. Während ihres Aufstieges kamen ihr noch weitere aufgewachte Slytherin entgegen, manche in Nachkleidern, andere bereits in Schuluniform. Zu ihrer Überraschung wurde sie beinahe von jedem gegrüßt, wenn auch nur im Vorbeigehen und ohne größeren Wert. Ein Nicken reichte oft schon aus. Als sie vor ihrem Schlafsaal angekommen war, hörte sie Stimmen ihrer Zimmergenossinnen, sodass sie mit einem "Guten Morgen" auf den Lippen eintrat. Sofort drehten sich drei verschlafene Augenpaare nach ihr um. "Da bist du ja, Harris", sagte Daphne, die sich gerade die Haare zurechtmachte, mit strengem Unterton. "Wir dachten schon, du lässt dich gar nicht mehr sehen." Evelyn griff ohne Kommentar nach ihrer Decke und faltete sie zusammen. Selbst wenn sie sich nicht unauffällig verhalten wollen würde, so war die Lust auf frühpubertäres Geplänkel bei ihr mehr als gedeckt. "Ach, zuerst haust du einfach ab und dann willst du nichtmal ein Wort mit uns reden?" Pansy stand bereits fertig angezogen neben ihrem Bett und starrte Evelyn nun empört an. Evelyn seufzte. Sie kam nicht um diese Unterhaltung herum. "Ich wollte euch nicht wecken und war mir nur ein wenig die Füße vertreten." Sie deutete auf die Tür hinter sich. "Füße vertreten? Du warst doch im Bad", erwiderte Pansy, der Evelyns noch leicht nasse Haare aufgefallen sein musste. "Wir haben ein Bad?", fragte Millicent interessiert, die plötzlich ihren Kopf hinter ihrem Bettgestell vorstreckte. "Natürlich gibt es hier ein Bad", zischte Daphne sie an, wobei Evelyn glaubte in ihren Augen ebenfalls Überraschung zu sehen. Leider konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, was Daphne sofort sah. "Was findest du so lustig?" Evelyn zuckte nur die Schultern, ehe sie sich auf ihr gemachtes Bett setzte in der Hoffnung, einer weiteren Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Daphne interessierte sich glücklicherweise mehr für ihre Uniform, die sie nun stolz vor sich hob. Sie stolzierte barfuß herum, ehe sie mitten im Raum abrupt stehen blieb. "Hauself!", rief sie deutlich, wobei alle Anwesenden beobachteten, was ihre Mitbewohnerin vorhatte. Ein leises Plop war zu hören, bevor eine kleine, runzlige Gestalt im Raum erschien. Evelyn beugte sich neugierig über ihre Matratze, hielt jedoch Abstand von dem Hauself, dessen Ohren größer waren, als der haarlose Kopf. Der Elf trug ein grünes Geschirrtuch, das sich arg von seiner bleichen Haut abhob, und blickte mit riesigen, runden Augen zu Daphne hinauf. "Junge Schülerin benötigt Hilfe?", krächzte die kleine Figur schüchtern. Daphne erwiderte nichts, sondern warf ihre Kleider achtlos auf den Hauselfen. "Lass mir ein Bad ein und nimm das hier gleich." Evelyn hörte Pansy kichern, doch sie beobachtete, wie der Hauself seinen Mund zunächst stumm aufriss. Daphne wandte sich bereits ab, als der Elf doch noch seine Stimme fand. "Neppy ist untröstlich, junge Schülerin", er faltete die Kleider, die im Vergleich zu ihm viel zu groß waren, und legte sie vor sich auf den Boden. "Aufgaben von Neppy sind nicht junger Schülerin zu dienen. Neppy zeigt junger Schülerin gerne das Bad, wenn-" "Was soll das heißen? Verweigerst du einen Befehl?", schaltete sich Pansy ein als sie sah, dass Daphne den Elfen entsetzt anstarrte. "Nein, Freundin von junger Schülerin. Neppy befolgt ihre Befehle immer sorgfältig. Aufgabe ist es dem Schloss zu dienen, nicht-" "Du sollst uns dienen!" Wieder wurde Neppy von Pansy unterbrochen. Evelyn beobachtete die Szene und hatte Mitleid mit dem Hauself, der wohl Neppy hieß und eine Sie war. Auch Millicent hielt sich aus dem Streit. "Neppy muss Freundin von junger Schülerin leider sagen, dass sie nicht beauftragt wurde Schülern zu dienen." Die Worte der Hauselfe schienen nur langsam ins Bewusstsein der zwei Mädchen zu sickern. "Was sind dann deine Aufgaben?", wollte Daphne wissen, die sich nun bedrohlich vor Neppy aufbaute. Evelyn kam nicht umhin die Elfe für ihren Mut zu bewundern angesichts der Feindseligkeit ihr gegenüber nicht zurückzuweichen. "Oh, das beantwortet Neppy gerne. Neppy kümmert sich um Räume der Schüler und um den großen Saal, der von Wasser umgeben ist. " Gemeinschaftsraum, dachte Evelyn. "Außerdem hat Neppy einige der grünen Zeichen angenäht." Sie zeigte stolz ihre schlanken Finger. "Neppy hat sich nur vier Mal mit Nadel gestochen." "Frechheit!", rief Daphne und hob wütend ihre Hand. Kurz erwartete Evelyn, dass sie nach Neppy ausholen würde und auch die Elfe legte ihre Ohren an, doch Daphne drehte sich um und warf sich auf ihr Bett. "Hau ab", bellte Pansy barsch, ehe sich die Elfe verbeugte und mit einem weiteren Plop verschwand. "Was denken sich die Lehrer uns keine Hauselfen zu geben?", hörte Evelyn Daphne in ihr Kissen nuscheln. Niemand erwiderte etwas. Für Evelyn, die nie einen Hauselfen hatte und der es regelrecht absurd erschien einen persönlichen Diener zu haben, war Daphnes Reaktion überzogen. Andererseits schien es für Daphne schwer zu sein zu akzeptieren, dass sie nun einiges ohne Hilfe erledigen musste, ganz auf sich allein gestellt. "Ach, na und?", durchbrach Millicent die Stille. "Dann hast du eben keinen Hauself. Du wirst dir doch wohl ein Bad selbst einlassen können." Evelyn war froh, dass Millicent aussprach, was sie in diesem Moment selbst dachte. "Es geht ... um's Prinzip", zischte Daphne, die sich langsam von ihrem Bett aufrappelte und nun Millicent fixierte. Diese schüttelte nur verständnislos den Kopf. Pansy bückte sich nach Daphnes Uniform, die Neppy zusammengelegt hatte und warf sie auf Daphne. "Kümmer dich später um deine Prinzipien. Das Frühstück wartet auf uns." Hosted by Animexx e.V. 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