Der Lauf der Dinge von Kyo_aka_Ne-chan (Veränderungen in uns) ================================================================================ Kapitel 2: Vincent so unbeherrscht ---------------------------------- Yuffie war versucht, mit ihren Haaren zu spielen, weil sie immer nervöser wurde, je länger Vincent sie wortlos anschaute. Sie wollte auf ihre Unterlippe beißen oder mit den Fingern an ihrem Kleid spielen, doch sie ließ beides bleiben. Sie hatte sich schon immer behaupten können und das würde sich hier und heute nicht ändern, also blieb Yuffie aufrecht stehen, als ob sie einem Gegner vor sich hätte. Irgendwo war es auch ein Kampf, diesem Blick aus roten Augen stand zu halten. Die Stille machte sie ganz verrückt und zu gerne hätte sie einfach etwas gesagt, doch ihr fiel nichts Passendes ein. Also blieb sie einfach vor ihm stehen und wartete darauf, dass er etwas sagte oder tat. Jede kleine Veränderung an ihr fiel ihm auf. Sie war größer geworden, musste aber immer noch ein wenig den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzuschauen. Ihre Haare waren lang und fielen ihr in einem dicken Zopf gebunden schwer auf den Rücken. Ihr Körper war herangereift und hatte sowohl schlanke Eleganz als auch samtweiche Kurven zu bieten, was Vincent bewunderte, aber auch nervös machte. Mit der früheren Yuffie war er umgegangen, als wäre sie ein kleines Mädchen, doch das konnte er nun nicht mehr. Von draußen wehte kühler Wind in die kleine Wohnung herein und Yuffie zuckte leicht zusammen, als die Luft ihre Haut traf. Sie trug nur das Kleid aus dünnem Stoff, was beileibe nicht gut genug vor der Kälte schützte. Vincent hatte es bemerkt und er löste schnell die Schnallen seines Mantels, um ihn abzunehmen. Keinen Augenblick später legte er den roten Stoff um Yuffie, um sie zu wärmen, wobei er ihre Schultern kurz streifte. Yuffie bekam eine Gänsehaut und sie nahm einen schnellen Atemzug, während ihr Herz kurz stolperte, um danach noch schneller weiter zu schlagen. Vincent ließ seine Hände auf ihren Schultern liegen, sein Blick wurde noch eindringlicher, dass Yuffie ganz schwach zumute wurde. Der Wunsch, noch einmal von ihm geküsst zu werden, wurde fast übermächtig, aber niemals hätte sie das offen ausgesprochen... zumindest noch nicht, solange sie nicht wusste, was in dem Dunkelhaarigen vorging. „Es wäre sinnlos, jetzt noch zurück zu den anderen zu gehen“, sagte Vincent jetzt. Yuffies Gedanken waren nach diesem Satz ein heilloses Durcheinander. Wenn sie nicht zurück zu der Feier gingen, dann würden sie hier bleiben. Wenn sie hierblieben, dann würden sie... ja was? Sie schaute zu Vincent und war froh, dass sein Mantel den Großteil ihres Gesichts verdeckte, damit er nicht dahinter kam, welches Szenario sie gerade in ihrem Kopf durchspielte. Eine warme Hand legte sich in ihren Rücken und Yuffie gab ein überraschtes Geräusch von sich, als diese Berührung allein schon ausreichte, um sie von Kopf bis Fuß aufzuwühlen. Ihr Blick glitt zu Vincent, welcher ihre Reaktion natürlich mitbekommen hatte. Er nahm seine Hand von ihr, schaute weg und ging zu einem Schrank, den er öffnete. Yuffie sah, dass er darin seine Kleidung aufbewahrte, welche sich jedoch nicht großartig voneinander unterschied. Vincent blieb bei Altbewährtem, im Gegensatz zu Yuffie, die ab und zu einen Stilwechsel vollführte, wenn ihr der Sinn danach stand. Er fand, was er gesucht hatte, schloss den Schrank, kam zu ihr zurück und drückte ihr ein schwarzes Kleidungsstück in die Hand. Auf Yuffies fragenden Blick hin zuckte er nur mit den Schultern, ehe verzögert eine stoische Antwort folgte. „Da wir nirgendwo mehr hingehen und da es schon spät ist, sollten wir schlafen. Ich dachte, das ist bequemer für dich als dieses... das...“ Enttäuschung durchfuhr Yuffie und sofort brauste wieder dieses negative Gefühl in ihr auf, was sie nicht verhindern konnte. „Es ist ein Kleid, Vincent. Mach´ kein Drama draus“, sagte sie daher verstimmt und erkundigte sich dann nach dem Weg ins Badezimmer. Schnellen Schrittes war sie verschwunden und knallte die Tür hinter sich zu, dass Vincent zusammenfuhr. „Gut gemacht, Valentine“, sagte er selbstironisch zu sich und fuhr sich überfordert durch die schwarzen Haare. Er wusste, dass er alles schlimmer machte, aber er versuchte ja nur, das Richtige zu tun. Er war der Ältere von ihnen beiden und obwohl sie süß, schön und begehrenswert war, durfte er nicht vergessen, dass sie Yuffie war. Sie wusste noch nicht vollends, was sie tat... zumindest versuchte er sich das einzureden. Vincent war nicht dumm. Er hatte genau gespürt, dass sie diesen Kuss gewollt hatte und noch viel mehr. Und wenn Yuffie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte sie unglaublich stur sein, was ihre heftige Reaktion von eben nur noch erklärbarer machte. //Ich habe die Kontrolle verloren... das darf ich nicht nochmal...//, dachte der Schütze und konzentrierte sich darauf, ruhiger zu werden. In diesem Moment ging die Badezimmertür wieder auf und als Yuffie mit offenen, langen Haaren und in einem viel zu großen T-Shirt vor ihm stand, stockte ihm der Atem. Das T-Shirt ging ihr gerade mal bis knapp über die Hälfte der Oberschenkel und er sah wohlgeformte, schlanke Beine. Er war wie hypnotisiert von diesem Anblick und er wusste instinktiv, dass er in der Klemme steckte, vor allem, als er den Blick wieder hob und sah, wie sie sich auf die Unterlippe biss. Ihre Hände umklammerten seinen roten Mantel fast krampfhaft, als sie auf ihn zukam. Heftiger als nötig stopfte sie den Mantel in seine Hände, wandte sich dann dem Bett zu und ließ sich wenig später undamenhaft darauf plumpsen. Noch etwas, was typisch Yuffie war. Vincent legte den Mantel auf einem Sessel ab, löste dann die goldene Kralle von seinem Arm, zog die Schuhe aus und legte auch sonst alles ab, was ihn beim Schlaf stören würde. Eigentlich war es egal, denn er würde neben Yuffie heute kein Auge zu tun. Trotzdem wollte er nicht auf seine abendliche Routine verzichten, in der Hoffnung, dass sie ihn ruhiger machen würde. Er ging ebenfalls ins Bad, putzte Zähne und machte all das, was er normalerweise auch tun würde. Doch er wurde nicht ruhiger, denn ein schwacher Wildblumenduft lag in der Luft und machte ihn nur noch nervöser. Als er wieder zu seinem Bett zurückkehrte und der Duft ein paar Nuancen zunahm, zitterten seine Hände und er ballte sie ein paar Mal zur Faust, bis er sich einigermaßen im Griff hatte. Er ließ sich neben Yuffie auf das Bett nieder. Sie hatte sich auf die Seite gedreht und damit von ihm abgewendet. Er konnte es nachvollziehen, aber gleichermaßen fand er es gut so. Vielleicht waren sie ja dadurch fähig, die ganze Sache zu vergessen und morgen würden sie wieder zur Routine zurückkehren, als ob nichts gewesen wäre. Vincent legte sich auf den Rücken und nutzte seine Arme als Unterlage für seinen Kopf, so, wie immer. Doch nicht lange und er schaute zu Yuffie hinüber, die ihm nach wie vor den Rücken zuwandte. Seine Augen wanderten an ihrem Körper herab und wieder hinauf, ihr Geruch drang intensiv zu ihm, so dass er den Eindruck gewann, er würde mitten in einer der Blumenwiesen von Wutai liegen. Auch Yuffie war sich Vincents Anwesenheit nur allzu bewusst. Seine Wärme drang entfernt zu ihr und sie musste sich wirklich eisern dazu zwingen, von ihm abgewendet da zu liegen, obwohl sie sich am liebsten an ihn gekuschelt hätte. Es war keine Decke auf diesem Bett vorhanden, daher fror sie bereits, aber sie wollte jetzt nicht mit Vincent reden, also versuchte sie die Kälte so gut es ging auszublenden. Eine halbe Stunde hielt Yuffie durch, dann zitterte sie am ganzen Körper, doch noch immer schluckte sie ihren Stolz nicht hinunter. Ihre Füße waren bereits eiskalt, ihre Beine waren dabei, diesem Beispiel zu folgen und auch um den Rest ihres Körpers war es nicht gut bestellt. Und hinter ihr, gar nicht weit weg, war diese Wärmequelle, die sie jedoch meiden musste, denn noch einmal wollte sie nicht diesen enttäuschten Blick in Vincents Augen sehen. Also blieb ihr nur, still vor sich hin zu bibbern. Das Bett bewegte sich kurz, die Wärmequelle verschwand und Yuffie wollte schon nachsehen, was los war, doch sie behielt ihre Position bei. //Bestimmt hält er meine Gegenwart nicht aus//, dachte sie betrübt und Traurigkeit mischte sich in ihre Gefühlswelt. Dieser Gedanke machte sie ganz krank, dass Vincent sie nicht mehr mochte, so wie früher. Sie wünschte sich sogar fast ihren Körper von damals wieder oder auch die Art, wie Vincent sie da behandelt hatte. Alles war besser als seine Distanziertheit, die er jetzt an den Tag legte. Yuffie war schon ganz elend zumute und sie war kurz davor, etwas zu ihm zu sagen, doch da bewegte sich das Bett erneut und wieder bedeckte sie roter Stoff. Vincents Mantel lag nun sorgfältig über ihrem Körper drapiert und sie schmiegte sich dankbar hinein. Sie wurde vollständig von seinem Geruch eingenommen und Yuffie bedankte sich leise, kaum hörbar. Vincent antwortete nicht, stattdessen kehrte er in seine ursprüngliche Position zurück und starrte an die Decke. Angestrengt lauschte er in Yuffies Richtung, in der Hoffnung, dass sie bald schlafen würde, doch er wusste genau, dass sie genauso wenig schlafen konnte wie er. Er erwischte sich mehrfach dabei, wie er wieder zu ihr schaute. Er konnte es einfach nicht lassen und als er es ein weiteres Mal tat, sah er dabei genau in ihr Gesicht, denn sie drehte sich genau in diesem Augenblick in seine Richtung. Ihre Augen schauten in seine und auch er erwiderte den Blick, musterte vorsichtig ihren Gesichtsausdruck. Sie atmete tief durch und ein kummervoller Schatten zeigte sich auf ihren erwachsenen Zügen. Vincent spürte einem Stich mitten im Herzen, denn er wusste, dass er die Ursache für ihren Gram war. „Ist es wirklich so schlimm? ... Dass ich jetzt so bin?“, fragte sie bald darauf leise und ihre Betroffenheit war schlimmer als jede Verletzung, die er je davongetragen hatte. „Yuffie...“ „Bitte, ich will einfach nur wissen, was so falsch gelaufen ist“, wollte sie wissen und Vincent befand, dass es nur fair war. Er schaute sie offen und ehrlich an. „Ich war einfach nur überrascht... ich... ich schätze, ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, dass du so bist.“ Yuffie reckte das Kinn herausfordernd nach oben, während ihr Stolz sie nun aufrecht hielt. „Was? Dass ich so erwachsen aussehe? Dass ich wie eine Frau aussehe und nicht wie ein kleines Kind? Woran musst du dich denn bitte gewöhnen?“, brauste sie auf. Vincent zögerte. Er hatte das auch alles für die Gründe gehalten, warum er so abweisend auf sie reagiert hatte, aber das stimmte nicht. „Ich hatte einfach nicht erwartet, dass du irgendwann...“, versuchte er zu sagen, doch er brach überfordert wieder ab. „Irgendwann was?“ Ihre Nachfrage machte ihn fertig, aber jetzt hatte er schon angefangen, da konnte er den Satz auch zu einem Ende bringen. Vincent atmete tief durch und schaute erneut zu Yuffie. „Dass du irgendwann so begehrenswert wirst, dass ich noch mehr auf dich aufpassen muss“, beendete er den Satz und er sah sie ernst an. „Ich hätte heute deinetwegen beinahe jemanden erschossen und das nur, weil er dich berührt hat.“ Yuffie erinnerte sich, doch sie hatte nicht um das Ausmaß gewusst, wie ernst die Lage gewesen war. Sie errötete und drehte sich schnell von Vincent weg, damit er es nicht sehen konnte. Ihre Gedanken rasten, versuchten die neue Information zu verarbeiten. //Er findet mich... begehrenswert?//, ging es ihr wieder und wieder durch den Kopf und die Hoffnung, dass er genug für sie empfinden konnte, um sie auch als gleichwertige Partnerin anzuerkennen, wuchs in ihr heran. „Es tut mir leid... ich sollte so etwas nicht sagen“, meinte Vincent kurz darauf und verstand ihre Reaktion falsch. Yuffie wollte sich gerade zu ihm herumdrehen und das Ganze richtig stellen, doch da spürte sie seine Wärme und Stärke ganz nah bei sich. Er beugte sich über sie, sie spürte seinen Blick und sie getraute sich nicht, diesen zu erwidern. Sein Arm schob sich über ihren Kopf, er stützte sich ab und verharrte halb über ihr. „Ich hoffe, morgen verzeihst du mir“, meinte er leise, dann waren seine Lippen plötzlich an ihrer Schläfe und hauchten einen sanften Kuss auf die dortige Haut. Yuffie fühlte sich wie im Schwebezustand und brauchte einige Zeit, um zu realisieren, was geschehen war. Gerade da, als sie den Mut aufbringen wollte, ihn an sich zu ziehen und von sich aus zu küssen, war Vincent jedoch schon wieder in seiner vorherigen Ausgangsposition und ihr blieb nur sein von seinem Duft durchtränkter Mantel. Yuffie unterdrückte ein Seufzen und kuschelte sich abermals in den Stoff, ihr Mut fiel in sich zusammen. Wahrscheinlich war es wirklich besser, wenn sie das Ganze einfach vergaß und wieder zur normalen Tagesordnung überging. Aber diese Gefühle wüteten nun schon so lange in ihrem Inneren, dass sie sich nicht sicher war, ob sie das konnte. „Ich bin nicht böse auf dich, Vincent...“, sagte sie trotzdem noch, denn sie wollte nicht, dass er falsche Vorstellungen hatte. Er antwortete nicht, aber sie meinte, seine Erleichterung spüren zu können und so fand sie irgendwann endlich die Ruhe, um doch noch schlafen zu können. Vincent fand nur schwer wieder aus dem Schlaf. Es war merkwürdig, denn sonst brauchte er nicht viel Erholung, was wohl daran lag, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der er ausschließlich geschlafen hatte. Doch heute wollte er gar nicht die Augen aufmachen oder aufstehen, so als wolle ihn irgendetwas zurückhalten. Es war eine angenehme Wärme, die ihn umfing, eine Zufriedenheit, die sich in seinem Inneren eingenistet hatte und das Gefühl, dass alles gerade richtig und an seinem Platz war, als hätte man gründlich aufgeräumt. Die Neugier war es, die Vincent schließlich dazu animierte, die Augen zu öffnen und als er es tat, rangen plötzlich Überraschung und Ehrfurcht in ihm. Yuffie lag in seinen Armen, ganz nah an seinem Körper. Ihre Beine hatten sich mit seinen verschlungen und sie hatte sich ansonsten an seinen Körper gekuschelt, als wäre er eine äußerst behagliche Zuflucht. Ihre Haare hingen ihr ein wenig ins Gesicht, während Vincents Mantel sie bis zur Nasenspitze bedeckte und der Schütze zupfte den Stoff beiseite, weil er sie sehen wollte. Ihm stockte der Atem, als er sanft gerötete Wangen, schmale, einladende Lippen und den entspannten Gesichtsausdruck vor sich sah. Seine Hände zitterten wieder einmal, eine langsam vertraute Reaktion in ihrer Nähe und er wagte nun nicht mehr, sich zu bewegen oder gar zu atmen. Er hätte sie von sich stoßen oder von ihr wegrücken sollen, doch er konnte es nicht. Er konnte nicht anders, als sie anzuschauen, während sie sich vertrauensvoll an ihn schmiegte, als könne ihr bei ihm nicht das Geringste passieren. Doch war es nicht so, dass sie bei ihm eher in der größten Gefahr schwebte? Sollte er nicht derjenige sein, dem sie am meisten misstrauen sollte? Sie regte sich plötzlich, drückte sich einen Moment noch mehr an ihn, dass ihn ein Zittern durchlief und er sie noch dazu besitzergreifend an sich gepresst hätte. Es kostete ihn all seine Beherrschung, seine Hände sanft von ihr zu nehmen, so dass er die Lippen aufeinander presste, um es irgendwie erträglicher zu machen. Er versuchte, ihren Körper zu ignorieren, doch er konnte nicht. Er versuchte, nicht jede Regung an ihr wahrzunehmen, als sie letztendlich aufwachte und ihn ansah, doch er konnte nicht. Er versuchte, nicht in ihren Augen und ihrem Blick zu ertrinken, doch er konnte nicht. Er versuchte, seine animalischen Instinkte zu bekämpfen, die ihr in diesem ungeschützten Moment einen Kuss rauben wollten... doch er konnte es nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)