Destiny Guards von Jayle (Sunpô no Gâdian Organisation) ================================================================================ 35. Kapitel ----------- Ein schweres Schweigen umgab die Gruppe.   Keisuke schmunzelte schwermütig „Natürlich musste er auch noch auf den Part meiner Vergangenheit zugreifen…“ Schöne Erinnerungen, waren etwas anderes. Dennoch war es nichts, gegen das was seine Tochter und vor allem Kano erfahren musste. Als er eine Hand spürte, welche sich behutsam an seinen Oberarm legte, sah er zu Tsuki hinunter, welche ihm aufmunternd entgegen lächelte und danach auf Akemi deutete.   Der Deutung folgte er mit seinem Blick, woraufhin seine Augen etwas größer wurden. Sie sah ihn besorgt, traurig und dankbar an. „Danke das ihr so lange auf Kano und seinen Bruder aufgepasst und nicht aufgegeben habt. Sicher war es nicht leicht, das all die Jahre geheim zu halten?“, lächelte Akemi und trieb ihrem Vater damit die Tränen in die Augen.   Tsuki seufzte schmunzelnd, während sie ihre Augenbrauen verzweifelt zusammen zog „Du Memme. Weshalb genau kommen dir jetzt die Tränen?“ Der Angesprochene sah wie ein weinerlicher Welpe zu ihr „Ich weis auch nicht genau. Entweder weil sie immer noch so ist wie früher oder weil mir genau das Sorgen bereitet?“   Akemi blinzelte, während die Kaze, dem Akarui, eine Hand auf die Schulter legte und mit der Anderen beruhigend über seine Brust rieb. Dabei sah sie aus dem Augenwinkel zu der Jüngeren und schmunzelte. „Dein Vater wird immer total sentimental, wenn er an dich und deine Schwester denkt. Und weil er nie weis, ob er sich darüber freuen soll, dass ihr immer noch so seid wie früher, oder ihm genau diese Tatsache eher Sorgen bereiten sollte~.“   Die Lichtwächterin betrachtete sie schmunzelnd und musste etwas lachen, als ihr Vater mit Tsuki kuscheln wollte, weil er so gerührt war. Sein Opfer, fand dies allerdings eher weniger berauschend, vor all den Anderen, ließ sich aber letztlich darauf ein, da er ja eh nicht nachlassen würde. Er war eben ein weinerlicher, tollpatschiger, kuschel bedürftiger und liebevoller Trottel. Einer, der genau wusste, wie man Andere um den Finger wickelte.   Akemi lächelte sanft. Sie gaben ein wirklich süßes Paar ab. Zudem verdiente ihr Vater es, nach all den Jahren mal wieder glücklich zu werden. Sicher kamen die Beiden sich näher, während sie immer wieder auf die Sukêtos achteten. Bei diesem Gedanken, richtete Akemi ihre rosanen Augen, besorgt auf Kano, welcher immer noch regungslos vor Akaya und neben der Seele seiner Mutter stand. Wie gerne würde die Wächterin nun zu ihm gehen und fest in ihre Arme nehmen… Aber sie durfte den Magiekreis ja nicht betreten.   Akaya betrachtete seinen Gegenüber stumm. Bei ihren Müttern war es also ähnlich? Nur das die Kräfte seiner eigenen, nie zum Vorschein kam? Er richtete seine blutroten Augen auf den schwarzen Stoff, welcher seine Hand umschloss. Sollte das die Strafe für seine Fähigkeiten sein? Momentan erschien ihm das plausible. Bei Kano waren es Flüche, die scheinbar auf Menschen übergingen, wenn er die Verbote der Zeit brach. Andererseits bekam er mal mit, wie der Sukêto meinte, dass ihn die Zeit verschlingen könne…. Vielleicht galt daher Ersteres nur für die normalen Wächter? Bei Akemi, dass sie sich nicht selbst heilen konnte. Aber….was war es bei Moe? Akaya hielt inne und sah aus dem Augenwinkel zu der Jüngeren, welche sich gerade mit ihren Eltern unterhielt. Wenn sie die Verbote des Lebens brach, kostete es ihr Leben. Ihr Leben für das, welches sie retten wollte…   Seira betrachtete ihren Sohn, traurig lächelnd. Er schien tief in Gedanken versunken zu sein. Vermutlich musste er all das erst einmal in seinem Kopf sortieren. Daher richtete sie ihre eisblauen Augen auf die Lichtwächterin, welche besorgt in ihre Richtung blickte. Als die Jüngere ihren Blick bemerkte, erwiderte sie ihr Lächeln und verneigte sich etwas.   Seira blinzelte verwundert. Sie hätte nicht erwartet, dass die Lichtwächterin ihr gegenüber noch so freundlich gesinnt wäre, wenn sie die Wahrheit erfuhr. Ein verzweifeltes Lächeln umspielte ihre Lippen. Andererseits bedeutete dies wohl, dass Akemi sich kein bisschen verändert hatte.   Die Verstorbene sah aus dem Augenwinkel zu ihrem Sohn. Kano hingegen….glich seinem Vater noch mehr wie früher. Er mochte ihr Aussehen besitzen, doch sein gesamter Charakter ähnelt Sousukes. Eine Sache, die sie wirklich erleichterte. Trotz dessen bereitete sie sich innerlich auf einen bösen Einlauf vor….schließlich tadelte Kano sie damals schon immer und inzwischen war er nicht mehr auf den Mund gefallen…   ….   Ein tiefer Seufzer des Zeitwächters, zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Er richtete seine Augen auf die seiner Mutter, welche verwundert blinzelte. „Es ist wirklich frustrierend nach so vielen Jahren zu erfahren, dass man die ganze Zeit der falschen Person seinen Hass entgegen gebracht hat.“, er hielt inne und ließ seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden. „Einerseits verstehe ich deine Intension, andererseits bin ich kurz davor dich dafür zu verachten und zu hassen. Aber….ich weis nicht, ob ich persönlich nicht vielleicht ebenso gehandelt hätte.“, nachdem er das sagte, erkannte seine Mutter plötzlich Entschlossenheit und Wut in seinen eisblauen Augen.   „Aber ich hätte niemals zugelassen, dass jemand der mir viel bedeutet, deswegen leiden muss! Ich hätte diesen elenden Fluch mit mir in die Hölle gerissen. Selbst wenn das mein endgültiges Ende bedeutet und dementsprechend meine Seele zerfetzt hätte.“, nach diesen Worten, entspannte sich seine Mimik wieder etwas. Er zog seine Augenbrauen verzweifelt zusammen und sogar ein leichtes Schmunzeln zierte seine Lippen. „Trotz dessen, kann ich dich nicht hassen. Dafür ähnelst du den beiden wichtigsten Personen in meinem Leben zu sehr. Und der Blick in meinem Nacken, von einer dieser Personen, gibt mir leider zu deutlich zu verstehen, dass du nur das Richtige tun wolltest und ich dich dafür nicht hassen darf.“   Seira betrachtete ihren Sohn verwirrt. Nach all dem…. Tränen sammelten sich in ihre Augen „Ich danke dir, Kano.“ „Nicht nötig. Noch habe ich nichts getan.“, entgegnete der Angesprochene. Seine Mutter neigte ihren Kopf fragend „Noch nicht?“ „Ja. Ich werde nicht länger zulassen, dass dieser nervige Fluch, das länger mit Daisuke und meinem Vater macht.“, seufzte der Zeitwächter. Seira hielt inne, ehe ein glückliches Lächeln ihre Lippen umspielte. Er nannte ihn Vater. „Außerdem stirbst du bei deinem Glück noch ein zweites Mal.“, meinte Kano trocken und erhielt dafür den verdutzen Blick seiner Mutter, welcher daraufhin trotzig wurde.   „Das kommt davon, wenn man mit einem Mann wie Sousuke Kinder bekommt.“, erklang Tsukis Stimme, neben ihnen, weshalb die Drei zu jener blickten. Die eisblauen Augen der Angesprochenen wurden glasig „Tsuki… Es tut mir leid. Auch, dass ich nicht mehr da war, um Izumi…“ „Schon gut. Er neigte schließlich schon immer dazu, alle beschützen zu wollen und voreilig zu handeln. Und das leider grundsätzlich alleine. Aber….grüß ihn bitte von mir, wenn du ihn siehst. Ich bin mir sicher, dass er immer in unserer Nähe ist, nicht?“, lächelte ihre beste Freundin. Jenem Lächeln schloss die Verstorbene sich an „Ja, mache ich. Pass du dafür weiterhin gut auf unseren Tollpatsch auf.“   Tsuki begann zu schmunzeln und zwinkerte Seira entgegen „Sicher. Immerhin habe ich darin früher viel Erfahrung sammeln können, durch ein gewisses Mädchen~.“ Jenes Mädchen, bekam einen verlegenen Rotschimmer „Mensch, selbst jetzt ärgerst du mich noch?“ „Natürlich~. Und wenn ich dir irgendwann folge, wird sich daran nichts ändern.“ „Aber lass dir damit bitte noch viel Zeit.“ „Das sowieso. Es gibt hier noch viel zu viele Menschen, die auf mich angewiesen sind.“ „Du meinst eigentlich eher einen, oder?“ „Den kann man für mehrere zählen….“   Keisuke schielte vielsagend zu der Kaze herunter, neben welche er sich gerade gestellt hatte. Tsuki lächelte verunglückt „Irgendwie...habe ich eine Art Deja Vu… Warum sagst du mir nicht, dass er neben mir steht?“ Anstatt zu antworten, lachte Seira etwas, weil die Kaze, von dem Akarui getadelt wurde. Danach bemerkte sie, dass Akaya erschöpft wirkte. „Verzeih, all das hier kostet dich sicher viel Energie.“ „Ach~. Das geht schon. Für Kanolein mach ich das doch gerne~.“, grinste der Todeswächter. „Nenn mich nicht so!“, seufzte der Angesprochene verärgert.   Kurz darauf bemerkte Kano seine Mutter, welche näher auf ihn zukam und ihre transparente Hand, auf seine Wange legte. Somit traf Eisblau aufeinander. „Danke, dass du dich an das Versprechen gehalten hast, an welches du dich nicht mehr erinnern konntest. Pass bitte auch weiterhin auf die Beiden auf. Und auf dich natürlich auch. Ich will euch alle erst in vielen Jahrzehnten auf dieser Seite sehen.“ „Sicher. Ich kann sie gar nicht allein lassen, immerhin bringt Akemi sich sonst, bei ihrem Glück, noch mit ihrer Tollpatschigkeit ins Grab. Dementsprechend ist sterben für mich noch lange keine Option.“, entgegnete der Zeitwächter.   Seira schmunzelte „Irgendwie wusste ich, dass du das sagen würdest.“ Nach diesen Worten, wich ihr Schmunzeln einem besorgten Gesichtsausdruck. „Lasst euch bitte nicht von eurer Zukunft unterkriegen.“ „Mich interessiert nur das hier und jetzt. An das Schicksal glaube ich nicht. Über mein Leben und dessen Verlauf entscheide ich selbst.“, stellte ihr Sohn klar. „Gut. Dann verabschiede ich mich jetzt. Lebt wohl. Ich freue mich, dass ich euch alle noch einmal wiedersehen durfte.“   Sekunden später, löste Seiras Seele sich auf, Akaya unterbrach die Beschwörungsformel und wurde daraufhin sofort von Moe gestützt, welche vielsagend zu ihm schmunzelte. Dies erwiderte er unschuldig „Was denn~?“ „Du Trottel hast übertrieben. Warum musst du immer den Helden spielen?“ „Ach, das bisschen war doch gar nichts~.“ „Akaya, deine Beine zittern.“ „Das bildest du dir ein~. Oder ich bekomme wegen dir weiche Knie?“ „Soll ich loslassen?“ „….Nein~. Immerhin konnte ich dich jetzt viel zu lange nicht drücken~.“ „Du Spinner.“   Akemi hingegen ging eilig auf Kano zu, welchem sie deswegen quasi in die Arme stolperte. „Du Tollpatsch, was läufst du auch so schnell?“, sah er prüfend zu ihr herunter, um zu schauen, ob sie sich nicht trotzdem etwas tat. Dabei bemerkte er ihren lächelnden, besorgten Blick. Ohne etwas zu sagen, schlang sie ihre Arme um seinen Oberkörper und drückte ihn etwas an sich. Kano betrachtete ihren rosahaarigen Schopf verwirrt. Anschließend schlich sich ein verzweifeltes Lächeln auf seine Lippen, woraufhin er sie fest an sich zog und sein Gesicht in ihrer Schulter vergrub. Sie war echt unmöglich….ihn einfach so zu durchschauen.   Akemi lächelte, während sie ihre Hände beruhigend auf seinem Rücken ruhen ließ. Auch wenn er tat, als machte ihm all das nichts aus, wusste sie es besser.   Tsuki wurde indessen ebenfalls, erneut, von Keisuke geknuddelt. Sie schielte vielsagend zu seinem Kopf, dessen Wange auf ihrem Schopf lag. „Du bist heute wieder ziemlich anschmiegsam, was?“   „Ist meine Tochter nicht herzallerliebst~?“ „….hast du mir zugehört?“ „Schau doch nur, wie rührend sie sich um Kano kümmert~.“ „….Keisuke…?“ „Akemi und Kuraiko sind schon tolle Mädchen geworden~.“ „….Allmählich frage ich mich, wer von uns die Frau ist….“ „Das nächste Mal muss Kuraiko unbedingt auch zu Besuch kommen. Am besten meine Beiden Mädchen, zusammen mit Kano und Katsuro und dann noch Naoki, zusammen mit Momoko, sowie Miho und Hiro. Dann machen wir zusammen ein großes Familienbild~.“ „…..Also wenn wir noch ein halbes Jahr warten, sind wir vollzählig….“   Alle Blicken lagen verdutzt auf der Kaze. Keisuke hingegen träumte weiter vor sich hin, bis er plötzlich erstarrte und zu der Jüngeren blickte. „Was sagst du da?“ „Ach, jetzt bekomme ich deine Aufmerksamkeit? Ich dachte, wenn wir eh schon bei Wahrheiten sind, kann ich ja auch meine Babybombe platzen lassen.“ „D – Du bist….“ „Ja, es sei denn in meinem Unterleib existiert ein Herzschlag, der da nicht hingehört. Und jetzt ist mir schlecht.“, meinte Tsuki trocken. Sekunden später seufzte sie schmunzelnd „Kein Grund, in Ohnmacht zu fallen….“ Sie richtete ihre blauen Augen, auf den am Boden liegenden Mann.   Während Akemi schnell zu ihrem Vater eilte, beglückwünschten die Anderen die werdende Mutter. Auch wenn Naoki erst ziemlich überrascht war, weil er die Beziehung der Beiden nicht gepeilt hatte. Dennoch freute er sich sehr über den anbahnenden Familienzuwachs.   Kouhei hob eine Augenbraue „Man, Tsuki kann wirklich genauso erbarmungslos sein, wie du.“ Seine Frau lächelte „So wird sie immer in ihren Schwangerschaften~.“ Der Ältere sah fragend zu ihr herunter, da sie nicht überrascht wirkte. Er seufzte schmunzelnd „Du hast es gewusst?“ „Natürlich. Die magischen Kräfte des Kleinen konnte ich nicht nicht bemerken~.“ „Kleinen? Seit wann spürst du denn auch Geschlechter?“ „Das nicht, aber seit neustem kann ich die Auren auch sehen, wenn ich möchte. Und die von Männern und Frauen unterscheiden sich farblich. Ebenso wie die der Wächter sich abheben.“ „Hmhm… Willst du es ihnen sagen?“ „Nein. Ob sie es wissen wollen, sollen sie schon selbst entscheiden. Zudem muss Keisuke sich von der Nachricht wohl erst mal erholen.“, gab Sakura belustigt von sich. „Er wird es überleben.“ „Das sowieso~. Wenn er wieder zu sich kommt, wird er sich bestimmt riesig freuen. Immerhin liebt er Kinder.“   Kano lehnte seufzend seine Finger an seine Stirn. Das waren eindeutig zu viele Informationen für einen Tag. Ihm dröhnte sein Schädel, weshalb er kurz darauf seine Nasenflügel massierte. Wenig später spürte er eine Hand an seiner Stirn, zu dessen Besitzerin er hinunter blickte. Kurz darauf, verschwanden seine Kopfschmerzen nach und nach. „Danke.“ „Keine Ursache.“, lächelte Akemi und sah anschließend zu ihrem Vater, welcher Tsuki überglücklich an sich drückte.   „Und, was denkst du?“, meinte der Zeitwächter fraglich. „Ich freue mich für sie. Mein Vater freut sich bestimmt, wenn wieder Leben im Haus ist. Oder eher, sein wird. Immerhin will er wohl erst noch zu Tsuki ziehen. Da Hiro studieren gehen wird, wäre also nur noch Miho zu Hause.“ „Ist bloß fraglich, ob Tsuki das so gut findet, wenn das Kind so wird wie sein Vater und seine Halbschwester…“ Akemi schielte trotzig und verlegen zu ihm auf „Hey…“   „Damit wird meine Mutter sicher eher weniger ein Problem haben. Immerhin hat sie meine drei Geschwister und mich auch groß bekommen. Und wir waren auch ein ziemlich chaotischer Haufen.“, grinste Naoki. „Wer hat dich nach deiner Meinung gefragt?“, hob Kano skeptisch eine Augenbraue. Das Grinsen des Kaze wurde breiter „Wenn unsere Eltern heiraten sollten, wären Akemi und ich Stiefgeschwister, womit ich praktisch dein Schwager wäre~.“ Der Zeitwächter verlor schlagartig sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Diese Tatsache hatte er nicht bedacht….   „Eine große Familie….das wäre echt schön~.“, schwärmte Akemi. Als ihr Mann das sah, seufzte er schmunzelnd. Wenn sie diese Tatsache so glücklich machte, würde er schon damit klar kommen. Irgendwie…. Sein Blick wich einem nachdenklichen. Immerhin musste er sich auch noch um eine familiäre Angelegenheit kümmern…   Eine Hand legte sich behutsam um die Seine und zog ihn liebevoll mit sich. „Akemi? Wo willst du hin?“ „Na, deinen Vater retten! Immerhin eilt es doch, oder?“ Der junge Mann blinzelte, ehe er schmunzelnd eine Augenbraue hob „Wenn du voran gehst, kommen wir niemals unversehrt an.“ „Warum, du bist doch dabei?“, lächelte die Jüngere, welche er daraufhin zu sich zog, da sie beinahe gegen einen Pfosten gelaufen wäre. „Siehst du?“, gab Akemi heiter von sich.   Ihr Mann seufzte „Ich werde dich eh nicht abhalten können, mich zu begleiten. Aber zuvor muss ich noch mit Daisuke sprechen. Er sollte zumindest einen Teil der Wahrheit kennen.“ „Schon gut, damit habe ich gerechnet.“   ….   Nachdem Kano seinem kleinen Bruder die wichtigsten Dinge erklärte, war es nicht gerade einfach, ihn davon abzuhalten, mit ihnen zu gehen. Doch dieses Risiko wollte der Wächter keinesfalls eingehen. Letztlich verstand der Jüngere das, vor allem, da Miharu ihm mitteilte, er solle lieber warten.   ….   Beinahe eine Stunde später, standen sie vor dem Wohnblock, in dem Kano über die Hälfte seines Leben verbrachte. Schöne Erinnerungen waren zwar etwas anderes, aber er wusste nun, dass er seinen Vater nicht verantwortlich machen konnte. Durch all die schrecklichen Ereignisse, hatte der Zeitwächter vollkommen verdrängt, was für ein guter Vater Sousuke gewesen war.   Seine Erinnerungen an die letzten Jahre löschte all das zwar nicht aus….allerdings änderte es nichts an der Tatsache, dass sein Vater wohl der größte Leidtragende all dessen war.   Kano drückte Akemis Hand etwas „Lass uns gehen.“ Die Jüngere nickte, woraufhin sie ihren Weg gemeinsam fortsetzten.   Vor der Wohnung angekommen, kam ihnen schon der Gestank von Alkohol entgegen. Kano betrachtete die Wohnungstür ernst. Er hatte sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht, wie er den Fluch lösen wollte. Theoretisch gesehen war zwar er selbst die Zeit….aber, war er schon mächtig genug, die Gesetzte zu übergehen?   Sein Ausdruck wurde entschlossen und verärgert zugleich. Er musste es versuchen, sonst starb sein Vater vermutlich und er versprach Daisuke, jenen geheilt zurück zu bringen.   „Wir müssen uns beeilen…. Der Herzschlag deines Vaters nimmt ab!“, richtete Akemi ihre rosanen Augen, besorgt auf ihren Mann. Dieser hielt kurz inne und nickte letztlich. Er atmete einmal tief durch und trat die Tür ein, woraufhin ihnen eine unangenehme Dampfwolke entgegen kam. Der Geruch war so entsetzlich, dass Akemi sich ihre Nase, mit einem Taschentuch überdeckte. Kano merkte man sofort an, dass er daran gewöhnt war.   Er betrat zielstrebig die Wohnung, sagte der Jüngeren aber zuvor eindringlich, sie solle ja in seiner Nähe bleiben. Das Paar blickte sich um. Alles war verwüstet und dreckig. Die Lichtwächterin schluckte schwer. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie schlecht es um Sousukes körperlichen Zustand stehen musste.   Da Kano so abrupt stehen blieb, lief Akemi natürlich gegen ihn und sah fragend zu ihm auf. Daraufhin bemerkte sie eine Silhouette, welche in dem dunklen Raum, vor ihnen saß.   „Lässt du Drecksbalg dich auch mal wieder blicken?“, erhob Sousuke seine Stimme. Sofort spannte sich der Körper seines Sohnes an, was dessen Frau nicht entging. Sie wollte ihn gerade beruhigen, als er seine Stimme erhob. „Ja, ich bin hier, um meinen Vater abzuholen.“   „Du willst mich abholen? Wozu?“ „Nicht dich. Meinen Vater.“ „Bist du jetzt noch dämlicher geworden, wie vorher? Was machen die in der dreizehnten Dimension mit euch, dass ihr noch mehr verblödet?“ „Bist du fertig?“   Zu Akemis Überraschung, blieb Kano vollkommen ruhig. Zudem unterschied er vollkommen von diesem Sousuke und seinem Vater Sousuke.   „Willst du jetzt auch noch frech werden?!“, gab der Mann verärgert von sich, rappelte seinen schwerfälligen Körper auf und betrat den Flur, in welchem sie standen. Die Sukêto betrachtete ihn besorgt. Sein Zustand sah noch verwahrloster aus, wie zu dem Zeitpunkt, als sie als Seele her kam.   Sousuke musterte Akemi abfällig. „Wer ist die Göre?“ „Meine Frau.“, entgegnete Kano, allmählich aber etwas gereizter. Der Ältere begann zu lachen „Was? Willst du mich verarschen? Als ob dich ein Mädchen lieben würde!“ Sein Sohn wollte etwas erwidern, allerdings blinzelte er irritiert. Hatte Akemi, Sousuke, gerade eine Ohrfeige verpasst?   Der Geschlagene hielt sich die betroffene Wange und richtete seine kalten, dunkelbraunen Augen, auf die junge Frau „Du wagst es!? Dir werde ich Manieren beibringen!“   Der Zeitwächter seufzte. Typisch, sie hörte nie auf das, was er sagte…. Den Schlag, welchen sein Vater auf die Wächterin richtete, fing Kano gelassen mit seiner Hand ab und fixierte den Älteren mit seinen eisblauen Augen. „Aussichtslos. Inzwischen bin ich bei weitem stärker als du.“   „Ach wirklich!? Na warte!“, Sousuke zog seine Faust zurück und wollte nun seinen Sohn schlagen, jedoch wich dieser mit einer halben Drehung aus, packte den Arm seines Vaters und presste jenen an dessen Rücken, weshalb er ein schmerzliches Geräusch von sich gab. „Du elender Rotzbengel! Lass mich los!“ Der Angesprochene ließ seinen Blick auf dem Älteren ruhen. Anschließend fror er wortlos die Beine seines Vaters fest, welcher natürlich dementsprechend rebellierte.   Kano stoppte vor ihm, weshalb ihre Augen sich kreuzten. Inzwischen war er mit seinem Vater auf Augenhöhe. Während sie so dort standen, bemerkte der Zeitwächter, dass Sousuke ruhiger wurde. Vermutlich, weil der Jüngere die eisblauen Augen seiner Mutter besaß…. Die Augen des Zeitwächters wurden größer. Er hatte eine Idee! Vielleicht war es ihm möglich, den körperlichen Zustand seines Vaters, auf den Zeitpunkt zurück zu setzen, als er von dem Fluch befallen wurde. Das würde ihn nicht jünger machen, aber seinen Körper könnte sich von all den Strapazen erholen. Allerdings….gehörte das vermutlich zu den Verboten der Zeit… Er durfte ja auch die Wundheilung nicht mit Zeit beeinflussen.   Andererseits hatte er keine Wahl. Er war die Zeit. Also konnte er Verbote zumindest ausreizen.   Als unter den Füßen von ihm und seinem Vater, ein eisblauer Kreis erschien, wollte Akemi wissen was er vor hatte. Darauf meinte er lediglich, etwas versuchen zu wollen.   Kano fixierte Sousuke mit seinem Blick. Jener begann ebenfalls etwas eisblau zu leuchten. Akemi beobachtete all das besorgt. Besonders, da ihr Mann bald ziemlich erschöpft wirkte. Was auch immer er tat, es schien viel Kraft zu kosten.   Plötzlich trat eine dunkelblaue Kugel, aus der Brust des Ältesten hervor, welche etwas hellblau schimmerte. Kano nahm sie in die Hand und zerquetschte sie, woraufhin die Kugel in tausend Teile zersprang. Danach löste sich sowohl der magische Kreis, wie auch das Eis an Sousukes Beinen zersprang.   Die Lichtwächterin stützte den der Zeit etwas, da er wankte. Das Paar richtete seine Blicke auf den Ältesten. Er stand einfach nur da und regte sich nicht mehr. Minuten vergingen, bis die dunkelbraunen Augen Sousukes, auf einmal klarer wurden und ihr Leben zurück erlangten. Die körperliche Verfassung verbesserte sich ebenfalls, wie Akemi erleichtert feststellte.   Der Mann blinzelte und hielt sich anschließend seinen Kopf. Kurz darauf, richtete er seine Aufmerksamkeit, auf seinen Sohn. „Kano?“ Der Angesprochene weitete seine Augen etwas. Zum ersten Mal, seit beinahe einem Jahrzehnt, nannte sein Vater ihn beim Namen.   Sousuke lächelte verzweifelt „Du bist stark geworden. Ich werde nicht um Vergebung bitten. Die letzten Jahre müssen für dich und deinen Bruder schrecklich gewesen sein….nein, sie waren es.“ Akemi stutzte. Moment… „Heißt das, du hast alles mitbekommen?“ Der Angesprochene nickte bitter. „Der Fluch hat mein wahres selbst eingeschlossen, mich aber dennoch alles mitbekommen lassen. Ich habe so oft versucht etwas zu unternehmen, aber versagt. Was bin ich für ein Vater, der seine Kinder nicht beschützen konnte? Ich habe mir damals geschworen, nie wie mein eigener Erzeuger zu werden. Doch leider hat der Fluch genau das aus mir gemacht.“   Die rosanen Augen der jungen Frau wurden glasig. Wie grausam. Das war doch unmenschlich. Sekunden später spürte sie den Blick des Älteren auf sich. „Danke, dass du mich vor einiger Zeit davon abgehalten hast, Daisuke zu schaden. Dank deiner Kräfte, verbesserte sich mein Zustand kurz und die Schübe ließen nach. Eventuell wäre ich ohne deinen Einsatz, nicht mehr am Leben.“   Akemi erwiderte seinen Blick verlegen. Es war ihr beinahe peinlich, aber dieser Mann besaß die selbe Ausstrahlung, wie Kano… „K – Keine Ursache…. Seira hat mich darum gebeten, aber ich hätte es auch so getan.“ Nach diesen Worten dachte sie, der Älteste würde überrascht reagieren, aber das tat er nicht. „Das dachte ich mir. Meine Frau neigte immer dazu, zu übertreiben und ihre Grenzen zu überschreiten. Deswegen wäre dieser kleine Schussel beinahe ein zweites mal gestorben.“   Ein leichtes Lachen trat über Akemis Lippen, weshalb die Männer fragend zu ihr sahen. „Entschuldigt, aber du hast vorhin genau das Selbe gesagt und ebenso drein geschaut, wie dein Vater, Kano.“ Sie sahen bei diesen Worten jeweils, ernst und besorgt zugleich aus.   Der Wächter seufzte und legte eine Hand in den Nacken „Was soll ich machen, das sind eben die Gene. Allerdings bist du bei weitem schlimmer, als meine Mutter es war.“ Akemi erwiderte seinen blick trotzig „Und was hat das Eine jetzt mit dem Anderem zu tun?“ „Es ist eben eine Tatsache, dass du der größte Tollpatsch von allen bist.“ „Das weis ich auch selber, deswegen musst du es nicht immer erwähnen, das macht es auch nicht besser…“ „Ruft dir aber vielleicht in Erinnerung, mal besser auf dich zu achten.“ „Schon vergessen, ich bin zu beschäftigt damit, mich um Andere zu sorgen~.“, schmunzelte Akemi, weil sie ihren Mann mit diesen Worten, aus dem Konzept brachte.   Sousuke beschmunzelte das Paar. Da kamen Erinnerungen hoch. Auch….wenn Seira bei solchen Gesprächen nicht auf dem Boden landete…. „Ich sollte mich vermutlich auch bei meinen Freunden bedanken.“, meinte er, während sein Sohn, die junge Frau aufsammelte.   „Wir wollten dich eh mitnehmen, das habe ich Daisuke versprochen. Aber vorher….solltest du dich ausgiebig duschen…“, musterte Kano seinen Vater skeptisch. Jener lächelte verunglückt „Wäre vermutlich besser….“   Akemi lächelte leicht.   Ihr war bewusst, dass Kano vorerst zu mehr, wie solchen Gesprächen, nicht in der Lage sein würde. Allerdings war sie ebenso davon überzeugt, dass sich dies in Zukunft änderte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)