Love potion von Daelis ================================================================================ Kapitel 2: Hexerei ------------------ Noch beinahe eine Stunde mussten sie im Impala warten, bis der Besitzer des Imbisses, ein kleiner, untersetzter Mann Ende 40 endlich ging. "Das ist dann wohl unser Hexer", kommentierte Dean trocken und schüttelte den Kopf, als wolle er sagen 'Hexen sind auch nicht mehr, was sie mal waren'. "Schnappen wir ihn uns." Er wollte schon aussteigen, doch Sam hielt ihn auf, indem er ihn am Arm griff. "Warte. Wir sollten uns erst nochmal umsehen. Vielleicht ist auch nicht er die Hexe, sondern seine Frau oder einer der Mitarbeiter." Dean ächzte zwar, aber beließ es dabei, sodass das Gespann nebst Engel wenige Minuten später angeführt von Dean durch die Hintertür einbrach. Castiel hätte sich natürlich einfach hineinzappen können, doch der Engel hatte keine Anstalten gemacht, dergleichen zu tun und so hatte Dean nach alter Gewohnheit einen Dietrich gezückt und sich selbst Zutritt verschafft. "Gehen wir zuerst nochmal in die Küche. Wenn Cas die Lebensmittel auf den Zauber testen kann...", wog Sam ab und folgte Dean in den kleinen, aber geschmackvoll eingerichteten Imbiss, dem anzusehen war, wie neu das Interieur war, das nur zu bald nach altem Fett riechen und unschöne Flecken aufweisen würde. "Dann können wir vielleicht feststellen, ob noch andere Dinge versetzt sind. Vielleicht steckt die Hexe ja bei einem Lieferanten. Dann wären womöglich noch andere Geschäfte betroffen." Sam mochte sich das nichtmal ausmalen. Ein Großlieferant könnte eine wahre Katastrophe auslösen.   Die Suche in der Küche brachte allerdings ein gleichermaßen ernüchterndes wie besorgniserregendes Ergebnis. Nur der Schokoladenpudding war betroffen - und nur eine Charge. Das ließ zumindest hoffen, dass die Hexe hier vor Ort saß und nicht irgendwo im Ausland bei einem Großhändler. "Wenn ich daran denke, dass ich irgendso ein Zeug von einer Hexe gegessen habe." Dean machte demonstrativ ein Würgegeräusch, als Sam und er den Schokoladenpudding - zwei große Schalen voll - im Abfalleimer hinter dem Imbiss versenkten. "Und dich obendrein ausgerechnet in Cas verknallst. Aber immer noch besser als ich", lachte Sam munter und entlockte Dean ein weiteres, überzogenes Würgegeräusch. "Können wir das einfach nicht erläutern? Diese Hexe soll den verdammten Zauber gefälligst einfach brechen und wir kehren alle zur Normalität zurück." Wieder lachte Sam nur. "Ist das hier etwa nicht normal? Also soweit ich das sehe, nimmt Cas das Ganze sehr gelassen." Tatsächlich stand der Engel ungerührt neben den Brüdern und horchte erst jetzt auf, da sein Name fiel. "Die Hexe muss noch vor kurzem hier gewesen sein", erklärte Castiel ruhig. "Woran machst du das fest?", beeilte sich Dean, auf Castiels Anmerkung einzugehen und sich damit zugleich davon abzulenken, wie nahe der Engel stand. So nahe, dass sie sich beinahe berührten. So nahe, dass er nur die Hand ausstrecken bräuchte, um über den hellen Stoff des Trenchcoats zu streichen, den der Engel immer trug. "Der Zauber hat einen Nachhall hinterlassen, der die Partikel im Zeitfluss in eine Desorganisation brachte, welche sich noch nicht gänzlich legte. Auf atomarer Ebene wäre dies womöglich ebenfalls noch feststellbar." Dean stand ins Gesicht geschrieben, dass er absolut keine Ahnung hatte, was Cas meinte, doch er nickte einfach nur, genau wie Sam, der zumindest eine vage Vorstellung davon hatte, was der Engel versuchte, zu erklären. "Dann müssen wir uns wohl doch an das Personal halten", seufzte Sam. "Verschwinden wir von hier und kommen morgen wieder, um herauszufinden, wer hier arbeitet." Dean stöhnte genervt. "Hygienekontrolle?" "Hygienekontrolle."   "Hygieneinspektor Cullens, Maier und Norman. Wir kommen vom Gesundheitsamt, um eine routinemäßige, unangekündigte Kontrolle durchzuführen", stellte Sam sich, seinen Bruder und den Engel vor, der sich lieber umsah, als dem Kellner ins Gesicht zu sehen, der darob merklich verwirrt war. "Äh... Ja. Ich hole eben den Chef." Zufrieden damit nickte Sam und schob den falschen Ausweis bereits wieder in die Tasche. Für Castiel hatten sie auf die Schnelle auch einen gebastelt, doch einer genaueren Überprüfung würde der wohl nicht standhalten. Zum Glück schien das nicht nötig. Der Besitzer, den sie ja bereits beobachtet hatten, begrüßte sie nicht nur überaus höflich, sondern lud sie auch direkt ein, ihm doch in die Küche zu folgen. Offenbar hatte er keinen Zweifel an der hygienischen Korrektheit seines Ladens.  Die Küche war sauber. Aber das wussten sie ja ohnehin bereits und waren sowieso nicht deshalb hier. Um den Schein zu wahren, sahen sich beide  Winchesterbrüder dennoch in den Räumlichkeiten um, öffneten Schränke und Fächer, notierten etwas auf ihren mitgebrachten Formularen, die genauso falsch waren, wie ihre Ausweise und nickten schließlich unisono zufrieden. Während der ganzen Aktion hatte Castiel nur neben dem Geschäftsführer gestanden, den das Verhalten des Engels sichtlich seltsam erschien - oder zumindest untypisch für einen Hygieneinspektor des Gesundheitsamts. "Ihre Küche ist wirklich vorbildlich gehalten, doch wir müssen dennoch jeden Mitarbeiter einzeln zu den persönlichen, hygienischen Regeln befragen. Dafür haben Sie sicherlich Verständnis", erklärte Dean dem Mann, der nur wieder freundlich nickte. Verdacht schöpfte er offenbar nicht. "Selbstverständlich. Vielleicht in meinem Büro? Ich führe sie hin." Mit einer auffordernden Geste bedeutete er den drei Männern, ihm zu folgen. Dass die längst wussten, wo das Büro war und sich dort obendrein auch schon ausgiebig umgesehen hatte, wusste der Imbissbesitzer schließlich nicht.   Die Angestellten zu befragen, erwies sich als ziemlich fade Arbeit. Bis auf die beiden Köche und zwei der Servicekräfte, handelte es sich um Studenten, die in Teilzeit hier jobbte, um ihr Taschengeld aufzubessern oder das Studium zu finanzieren. Auffällig waren sie alle nicht wirklich. Sam übernahm die Führung in den Befragungen, nachdem Dean bei der ersten - da hatten sie eine junge Pharmaziestudentin ausgefragt - immer wieder so auffällig zu Castiel rübergestarrt hatte, dass das Mädchen kichernd angemerkt hatte, dass sie ein wirklich süßes Paar seien. Dass Dean sofort abgewehrt hatte, hatte nur dafür gesorgt, dass die Studentin nun unverkennbar glaubte, Dean sei heimlich in seinen Kollegen verschossen und sie habe etwas ausgeplaudert. Seitdem starrte Dean demonstrativ auf die Wand und mied Castiels Blick. Der Engel hingegen war völlig gelassen geblieben und hatte sich überhaupt nicht an dem Vorfall gestört. Sam seufzte, als der zweite Koch, ein hagerer Ire mit schwerem Akzent, das Büro verließ. "Ich würde sagen, damit haben wir nun vier Verdächtige. Lizzy, die Pharmaziestudentin, den Besitzer Mr. Kingsley und die beiden Köche Mr. Heat und Mr. Finnian. Die anderen wirkten auf mich alle ziemlich harmlos und wohnen auch alle schon ihr ganzes Leben hier im Ort. Lizzy hingegen ist neu hier und könnte über das Studium an die nötigen Zutaten für so einen Zauber kommen, der Besitzer und die Köche hätten vollen Zugang und viel Zeit, das nötige vorzubereiten."    "Es war Lizzy." Castiel erklärte seine Schlussfolgerung nicht, sondern warf sie einfach so in den Raum und erntete damit fragenden Blicke seitens der Brüder. Doch der Engel fuhr nicht fort, sodass Dean nach einigen Momenten der Stille nachhakte. "Und wie kommst du darauf? Und jetzt komm mir nicht wieder mit diesem Atom-Partikel-Scheiß!" Castiel runzelte die Stirn. "Sie hat Magie benutzt, um etwas zu verbergen. Eine Markierung auf ihrer linken Hand. Das Symbol eines Hexenzirkels." Abwartend sahen Sam und Dean den Engel an, doch der war anscheinend schon wieder fertig mit seinen Erläuterungen. "Cas, jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!", forderte Dean entnervt und wandte sich dem Engel nun vollends zu, dessen Anblick er in den vergangenen Stunden gemieden hatte. "Was für ein Hexenzirkel?"  "Sie nannten sich früher die Wächterinnen des strahlenden Herzens." Dean verzog das Gesicht. "Klingt ziemlich kitschig." Sam nickte zustimmend, hakte aber direkt weiter nach, ehe der Engel sie wieder auf dem Trockenen sitzen ließ. "Und dieser Hexenzirkel, was haben die so gemacht?" "Sie eifern den Cheruben nach, die Menschen zusammenführen. Da sie keinen Schaden anrichteten und sich nie in die Geschicke der Welt einmischten, haben wir sie nicht besonders beobachtet. Ich nahm an, sie wären während der Hexenverfolgung ausgelöscht worden."  "Offenbar ein Irrtum", kommentierte Sam schmunzelnd. "Immerhin sind sie nicht bösartig. Wir können sicher mit ihr reden."  Dean seufzte schwer. "Ihr wollt mir also sagen, hier hampelt ein Hexenzirkel herum, der nichts besseres zu tun hat, als Leute zu verzaubern, damit sie sich verlieben?" Der Jäger verschränkte die Arme, nun sichtlich gereizt. "Das ist doch total bescheuert und obendrein ging's ja mächtig in die Hose. Drei Tote durch Suizid haben wir ja schon. Die Kleine sollte das Hexenhandwerk lieber niederlegen." "Reden wir besser bald mit ihr. Vielleicht ist ihr gar nicht klar, dass die Auswirkungen ihres Zaubers so problematisch sind. Selbstmorde werden in der Zeitung immerhin gerne mal unterschlagen", versuchte Sam seinen Bruder zu beruhigen, doch vergeblich. "Dein Ernst, Sammy? Eine nette Hexe? Das glaub ich erst, wenn ich's sehe." Dean schnaubte abfällig und sah nach Zustimmend heischend zu Castiel, der nur schweigend zurückblickte. "Statten wir ihr einfach nach ihrer Schicht einen Besuch ab." Dean war anzusehen, dass zumindest er seine Waffe bei diesem Gespräch griffbereit halten würde.   Dean war heilfroh, als sie den Laden endlich verließen. Noch eine Minute länger in diesem Minibüro und er wäre jemandem an den Hals gesprungen. Gefühlt war es jede Minute heißer und stickiger in diesem Kabuff geworden und dass Castiel notgedrungen neben ihm stand, schlicht, weil es gar keine Möglichkeit gab, das nicht zu tun, während Sam am Schreibtisch saß und die befragte Person auf der anderen Seite und damit schon fast wieder um Flur, machte es nicht besser. "Na, keine Lust mit Cas zu kuscheln?", neckte ihn Sam, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel. Deans Reaktion belief sich auf einen grimmigen Blick, der Sams Schmunzeln nur noch breiter werden ließ. "Nimm es doch mit Humor, Dean. Besser, es erwischt Dean als... weiß nicht. Bobby, mich oder noch schlimmer: Ein Monster, das wir gerade jagen. Stell dir mal vor, du hättest dich in einen Geist verknallt." Missgelaunt stapfte Dean auf seinen Wagen zu. "Angesichts der Umstände mag dies wirklich ein geringes Übel sein", kommentierte Castiel schließlich und brachte damit das Fass zum Überlaufen. "Haltet einfach die Klappe, ja?! Dieser Scheiß ist Mist und je eher dieser Zauber bricht, desto besser!", zischte Dean seinen Bruder wie den Engel gleichermaßen an, obwohl Dean wusste, dass der ihn nicht einmal hatte aufziehen wollen. Das war schlicht und ergreifend nicht Castiels Art. Jetzt saß der Engel hinter ihm im Impala, während sie zurück ins Motel fuhren, um noch ein wenig über diesen ominösen Orden Kitsch-Hexen zu recherchieren. Oder vielmehr: Damit Sam das tat, denn Dean hatte bedeutend eher Lust auf ein paar fettige Fritten. Als er unterwegs an einem Drive-Through hielt und ohne zu fragen für Sam und sich bestellte, sagte sein Bruder nichts dazu. Auch nicht, als er ihm die Papiertüte in die Hand drückte und mit quietschenden Reifen den Wagen zurück zum Motel fuhr, um dort nicht weniger rasant auf den Parkplatz zu brettern und den Impala zu parken. Ohne ein Wort zu wechseln kehrten die drei Männer in das Motelzimmer zurück, die drückende Stimmung nicht abschütteln könnend, die noch immer über ihnen lag.   Während des Essen hatte sich Sam bereits hinter seinen Laptop gehängt, um jeglichen unangenehmen Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Seiner Meinung nach reagierte Dean über, besonders weil Castiel doch so ruhig blieb und er auch gar nicht so sehr gestichelt hatte. Hätte es jemand anderes getroffen, musste sich Sam eingestehen, hätte er sicher noch sehr viel mehr neckende Bemerkungen gemacht. Wäre es anders herum hätte Dean sich garantiert auch nicht zurück gehalten. Für's Erste überließ er da aber lieber Cas das Feld. Dem schien Dean sowieso nie lange böse sein zu können und auf der anderen Seite nahm Castiel die Streiche, die ihm Dean spielte, auch nie krumm, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass er sie nicht verstand. Schweigend hockten Engel und Jäger einander gegenüber. Dean auf seinem Burger kauend, Castiel reglos wie eine Statue ohne Fast Food. Als Engel musste ja schließlich nicht essen. "Du machst dir Sorgen wegen des Zaubers." Cas' Worte waren mehr Feststellung als Frage, dennoch genügte es, damit sich Dean beinahe verschluckte. "Natürlich. Ich hab' schließlich keinen Bock, der Damenwelt dauerhaft zu entsagen." Castiel blinzelte irritiert und legte den Kopf schief. "Ich sehe keinen Grund, wieso du das tun solltest während du unter dem Zauber stehst." Sam, der mithörte, musste an sich halten, um nicht laut zu lachen und so entrang sich ihm nur ein unterdrückter Laut, den er eilig und vergeblich als Räuspern tarnte. Deans Begeisterung darüber hielt sich sichtlich in Grenzen. Einen Moment lang starrte der ältere Winchester einfach nur seinen Burger an, dann legte er diesen auf das fettige Papier zurück, als habe ihm die Situation den Appetit verdorben.   "Cas... Wenn man...", begann Dean zögerlich, "Naja, wenn man verliebt ist, dann möchte man nicht mehr..." "Den Koitus mit anderen Personen vollziehen", vollendete Castiel zu Deans Überraschung den Satz. "Das wurde in einer Sendung ausgiebig diskutiert", erklärte der Engel seelenruhig, während Dean den Mund öffnete, um etwas zu sagen und ihn dann doch schnell wieder schloss. Wer war er schon, Oprah in Frage zu stellen? "Ich verstehe. Ist das ein Problem für dich?" Irritation zog sich über Deans Miene. "Ja?" Natürlich war es eines! Normalerweise nutzte der Jäger jede Chance, mit hübschen Frauen zu flirten und die eine oder andere auch ins Bett zu kriegen.  "Verstehe", sinnierte Castiel nun merklich nachdenklich. "Dann möchtest du nun den Geschlechtsakt mit mir vollziehen. Ich bin zuversichtlich, eine zufriedenstellende Leistung zu erbringen." Für Dean war in diesem Moment vor lauter Schreck der Burger endgültig vergessen, während Sam nun nicht mehr an sich halten konnte und ungeniert lauthals losprustete. Ein Zustand, der sich für die nächsten Minuten nicht ändern sollte und darin endete, dass Dean seinen Burger entsorgte und entschied, er brauche dringend eine Dusche.  Erst als Dean im Bad verschwunden war, machte sich Sam die Mühe, den Engel wissen zu lassen: "Ich glaube nicht, dass das hilfreich war. Du solltest... das Thema lieber umgehen, Cas. Dean hatte noch nie was mit einem Mann." Castiel wirkte nicht wirklich, als würde er das Problem erkennen. "Das Ganze ist... ihm unangenehm", versuchte Sam es weiter. "Er ist da nämlich auch unerfahren." Dem Jäger war anzusehen und anzuhören, wie schwer es ihm fiel, jetzt nicht gleich wieder loszulachen. Deans Reaktion und das verwirrte Gesicht des Engels waren einfach zu komisch! Beinahe wollte er den Besuch bei der Hexe noch aufschieben, um die beiden noch ein wenig länger diesen Eiertanz aufführen zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)