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Von Sündenböcken und roten Schafen

[Oneshot-Sammlung]
von

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Reisefieber

Es hätte wirklich jeden treffen können, überall, jederzeit. Gerade jemanden, der sich praktisch den ganzen Tag in einer Gefahrenzone wie den Slums herumtrieb, wo Krankheit und Verderben die einzigen zuverlässigen Wegbegleiter waren.

 

Influenza.

 

Es war absolut keine Schande darin zu erkennen, sich mit ihr infiziert zu haben, schließlich legte es kaum ein potenzieller Kandidat aktiv darauf an.

 

Deswegen konnte es Richard einfach nicht nachvollziehen, dass Jason jedes Mal so einen entsetzlichen Aufriss veranstaltete, wenn der Virus ihn niederstreckte. Wenigstens hatte es diesmal keinen Beinahe-Freiflug vom Dach des Von-Grunewald-Towers gebraucht, ehe der starrköpfige Idiot klein beigegeben und um Hilfe gebeten hatte. Oder ihnen zumindest die Erlaubnis erteilt hatte, ihm zu helfen. Schon halb ins Delirium abgesunken und somit wehrlos hatte er sich auch nicht lange dagegen gesträubt, sich von Alfred ein Krankenlager in Wayne Manor einrichten zu lassen, immerhin wäre es eine große zeitliche und arbeitstechnische Belastung gewesen, den alten Butler alle paar Stunden zwischen der Villa und Jasons Penthouse hin und her pendeln zu lassen und das wollte ihm niemand zumuten. Er selbst wäre zweifelsfrei so gutmütig gewesen, doch weder war Bruce derartig geduldig noch Jason vollkommen kaltherzig.

 

Und so lag er nun in den weichen Polstern, erhitzt wie ein Ofen, schwitzend, stöhnend, manchmal sogar unverständlich vor sich her plappernd und sich unruhig hin und her wälzend vom Fieber.

 

Timothy, der auf Jasons Beinen hockte und auf seinem Smartphone herum tippte, sah stirnrunzelnd auf, als ein besonders fester Tritt ihn hopsen ließ: „Weißt du, diesmal ist es ganz besonders schlimm. Ob ihn in den letzten Tagen etwas besonders schwer belastet hat?“ „Mehr als seine ganz gewöhnlichen Traumen?“, entgegnete Richard sarkastisch und bedachte ihn kurz mit einem entsprechenden Blick, ehe er sich wieder ganz der Beschäftigung widmete, Jason den blanken Schweiß von Gesicht und Brustbein zu wischen, „Nein, nicht dass ich wüsste. Wenn dir nichts einfällt, bin ich erst recht ahnungslos – mit mir redet er ja nicht.“

 

„Das ist dreist gelogen, Dick, aber von mir aus.“

 

„Pass du einfach weiter auf, dass er mir kein Knie vor die Nase scheuert, okay, Klugscheißer? Und hast du deine Medikamente genommen wegen der Milz?“

 

„Ist für beides Sorge getragen, keine Angst.“

 

Damit senkte sich Timothys Aufmerksamkeit wieder auf die Freizeitbeschäftigung, genau in dem Augenblick, in dem die Zimmertür aufschwang und Alfred mit einem Tablett in den Händen eintrat. „Wie geht es unserem Patienten, Master Dick?“, fragte er beiläufig und setzte die Last auf dem Schreibtisch ab, außerhalb von Jasons Reichweite. Eine weise Entscheidung, denn schon wieder musste Richard eine Faust abfangen, zwar nur lose geballt und schwerfällig, aber mit erstaunlicher Präzision: „Wehrt sich höchst erfolgreich gegen jedweden Angreifer, Alfred.“ Ein besonders lautes Stöhnen ließ alle drei Anwesenden aufhorchen und Timothy meinte erwartungsvoll: „Klingt, als würde er aufwachen.“ „Das trifft sich ausgezeichnet“, nickte Alfred, bereits das mitgebrachte Glas mit Wasser füllend und ein orangefarbenes Pulver unter Rühren darin auflösend, „es wird ohnehin Zeit für seine Medizin.“

 

Aufs Stichwort und als wollte er ihnen ihren undankbaren Job so schwer wie möglich machen, ging ein heftiger Ruck durch Jasons Körper, gefolgt von einem so kräftigen Tritt, dass es Timothy mit einem überrumpelten „Heilige Schei-“ rücklings vom Bett beförderte. Er schlug beim Aufprall auf den Boden schmerzhaft mit dem Hinterkopf auf, konnte sich seinem Leid jedoch nur kurz hingeben, weil zwischen seinen älteren Brüdern ein so verzweifelter Kampf entbrannte, dass er ihn Richard nicht länger als nötig allein bestreiten lassen wollte.

 

Jason schlug und zappelte und trat so wild um sich, dass sie sich nicht nur zahlreiche blaue Flecken einhandelten, sondern auch gleich Richards Stuhl, der rechte untere Bettpfosten sowie eine zu dicht platzierte Thermoskanne zu Bruch gingen.

 

Der Radau lockte zwei Schaulustige an und während Timothy nicht bezweifelte, dass Richard Jasons Oberkörper irgendwie zu immobilisieren schaffen würde, traute er sich denselben Kraftakt mit seinem Part nicht zu. „Cass, hol Bruce“, rief er ihrer erschrockenen Schwester deshalb zu, „Beeil dich!“ Sie nickte nur verständig und verschwand so schnell und leise, wie sie gekommen war.

 

Damian hingegen rannte zu ihm und warf sich neben ihm quer über Jasons Unterschenkel. Nicht dass es Erleichterung brachte, der Junge war gediegen kräftig für sein Alter, aber in Sachen Gewichtsklasse konnten die meisten von ihnen ihn über ein Footballfeld treten. „Typisch Todd“, quäkte er über Jasons wortlosen Protest und Richards energische Beruhigungsversuche hinweg, „macht wieder mal mehr Umstände, als er wert ist!“ „Master Jason ist so viel wert wie jedes andere Mitglied dieses Haushalts, junger Mann“, tadelte Alfred ihn umgehend, scharf und automatisch, was der Junge mit einem abfälligen Schnauben bedachte. Timothy knirschte mit den Zähnen, als er zum wiederholten Male ein Knie in die Magengrube gestoßen bekam: „Und außerdem ist es ja nicht so, dass er gerade besonders großen Einfluss auf sein Benehmen ausüben kann, oder?! Das unterscheidet ihn von dir.“

 

Ein Quieken unterbrach das Luftholen für eine vermutlich nicht jugendfreie Antwort, denn irgendwie schaffte es Jason, Damian zwischen den Schenkeln einzuquetschen und Timothy war zu eingespannt um ihm zu helfen. Ganz zu schweigen davon fehlte ihm das Verlangen dazu.

 

Damian war bereits puterrot angelaufen, ehe endlich Bruce ins Zimmer gestürzt kam, unaufgefordert Richard am oberen Ende des Tobsüchtigen ablöste und ihm damit die Gelegenheit gab, ihren jüngsten Bruder aus dem Schwitzkasten zu befreien. „Das ist ungewöhnlich heftig“, presste er angestrengt hervor beim Bemühen, Jasons fuchtelnde Arme dicht am Körper zu halten, „War er in letzter Zeit hohem Stress ausgesetzt?“ „Schon besprochen“, schnaufte Richard und drückte mit aller Macht ein zuckendes Bein in die Matratze, „Wir wissen auf jeden Fall von nichts.“

 

„Angstgas?“

 

„Unwahrscheinlich. Crane sitzt derzeit sicher ein.“

 

„Aber ähnlich luzid dürfte es sein, wenn er von diesem ganzen Theater nicht-“

 

Jason riss die Augen auf und fuhr mit einem markerschütternden Schrei in die Höhe, geradewegs ins Bruces wartende Arme hinein.

 

„Was wolltest du sagen, Drake?“, grinste Damian hochnäsig und rutschte sofort vom Bett herunter, doch Timothy ließ es ihm großherzig durchgehen, klang es doch noch immer ein bisschen atemlos. Stattdessen löste er sich etwas weniger zuversichtlich von Jasons höchstwahrscheinlich ziemlich tauben Beinen. Auch Richard ließ los, lehnte sich aber keuchend weiterhin auf die Matratze und klopfte Jason beruhigend auf den Oberschenkel.

 

Dessen ganzer Körper bebte von flachen, hastigen Atemzügen und die Pupillen wanderten ruckartig hin und her, als fürchtete ihr Besitzer noch immer die Geister seines Unterbewusstseins, zitternde Finger hilfesuchend in Bruces grauem T-Shirt verkrampft. „Ganz ruhig, es war nur ein Traum“, versicherte dieser so bestimmt wie möglich, um seinem Sohn schonend die Möglichkeit zu geben, die Fassung wiederzuerlangen, „Du bist in Sicherheit. Niemand kann dir etwas-“

 

„Ninjas!“

 

Sechs Augenpaare blinzelten perplex über das erste kohärente Wort, das Jason über die Lippen glitt – oder zumindest vermutlich kohärent, denn der Sinn ging jedem im Raum im Moment noch ab.

 

„Ninjas?“, wiederholte Richard vorsichtig, doch plötzlich verfinsterte sich sein Blick in eisigem Zorn, „Meinst du die Liga der Assassinen?! Braut Ra‘s wieder irgendwas Hinterhältiges in unseren Rücken zusammen?!“ Die anderen hielten schockiert die Luft an, doch Jason schüttelte heftig den Kopf: „Nein! Ninjas! Und Transformers! Und Affen!“

 

Sie stutzten, ihre Geister von jedwedem Verständnis befreit.

 

„... Affen“, wiederholte Timothy ausdruckslos und warf Damian ein Kissen an die Schläfe, als dieser umgehend einen rüden Kommentar abließ über seine Fähigkeit, das Offensichtliche zu bemerken, „Schnauze, halbes Pint! Über Dick hast du dich eben auch nicht lustig gemacht! Ich bin halt ein bisschen verwirrt, okay?!“

 

„Deine Lebensgeschichte, wie ich annehme.“

 

„Damian, noch ein Wort und ich schwöre dir, ich-“

 

„Seid still, alle beide“, bellte Bruce autoritär und drängte wesentlich sanfter an Jason gewandt, „Was meinst du damit? Die Liga setzt neuerdings trainierte Affen ein?“

 

„Nein“, betonte Jason und stöhnte hörbar verzweifelt auf, als er all die hoffnungslos leeren Grimassen der Umstehenden erkannte.

 

„Grodd! Es war General Grodd, Bruce, er hat eine Zeitmaschine gebaut und wir waren in Arkham und irgendwas ist schiefgelaufen und plötzlich waren wir in Japan, im feudalen Japan und Joker ... Oh Gott, Joker war ein Shogun und er und Harley haben versucht, alle Distrikte zu vereinen um die ultimative Macht über sie zu erhalten und Two-Face, Poison Ivy, der Pinguin und Deathstroke waren auch da und ... und warum überhaupt Deathstroke, gehört der nicht mehr in Dicks Aufgabengebiet und wo wir schon dabei sind, was zum Geier, warum Grodd, ich meine, warum hält Flash der Idiot seine Oberschurken nicht zusammen, als sammelte sich in Gotham nicht sowieso schon die übelste Scheiße auf engstem Raum, nicht wahr, ’tschuldige Alfred, und außerdem, wenn wir von Batmans Erzfeinden sprechen, wären da der Riddler oder Freeze nicht naheliegender, aber egal, auf jeden Fall haben alle um die Vormachtstellung gekämpft und ihr kommt nicht darauf, wie – mit Transformer-Schlössern, okay, wie irre ist das und diese Scheiß Zeitmaschine, ’tschuldige Alfred, die verflixte Zeitmaschine stand in Schloss Arkham, heilige Schande, Schloss Arkham, zieh dir das rein, und alle Schlösser wurden angetrieben durch Energie von wer weiß wo, keine Ahnung und Grodd hat dich in eine Kollab reingetrickst weil Joker ihn auch übers Ohr gehauen hat und natürlich hat er dich verraten und Catwoman auch weil du einfach zu dämlich bist wenn dir einer schöne Augen macht, außer bei mir aber egal, du bist zu dämlich zu kapieren, wenn man dich verarscht, deshalb hat dich Joker auch verarschen können, er hat sich als Bauer ausgegeben – als Bauer, Alter – und du hast ihm geglaubt und mir nicht und ihn laufen gelassen weil man das so tut mit wahnsinnigen Killern, die ihre eigenen Bluttaten vergessen und natürlich hat sich rausgestellt, dass alles nur ein einziger Witz war, er hat sich und Harley nur temporär in die eigene Amnesie hypnotisiert um uns in Sicherheit zu wiegen, weiß doch der Geier wie, Harley hat den Doktor in Psychologie, und kein vernünftiger Mensch wäre doch darauf reingefallen, nicht wahr, aber du hast sie mich einfach nicht fertigmachen lassen, obwohl wir sie doch zumindest hätten in Sicherheitsgewahrsam nehmen müssen oder so, aber nein, sowas hältst du nicht nötig bei vergesslichen Irren, aber egal alles ist natürlich den Bach runtergegangen weil wie gesagt Transformer-Schlösser und Grodd hat sich die anderen per Gedankenkontrolle Untertan gemacht und genau in diesem Augenblick ist natürlich Joker zurück und hat alles an sich gerissen und du hast Grodd gerettet aber nicht Selina, du weißt schon, wie du halt immer so drauf bist mit Verbündeten außer Dick und Grodd hat uns dann geholfen und diese Armee von Affen gegen die Transformer ins Feld geschickt, Millionen sag ich dir, hat Dick auch gemeint, und dann haben sie sich zu diesem gewaltigen Riesenaffen zusammengerottet, aber das hat nicht gereicht, klar ich meine Affen gegen Tonnen von Stahl und Kanonen, woher auch immer Joker damals die Technologie dafür ausgebuddelt hat, und dann kamen unsere Ninjas mit Schwärmen – hab ich erwähnt, dass diese Ninja-Armee auf dich gewartet hat mit Schwärmen von Fledermäusen – SCHWÄRME sag ich euch, die haben diesen monströsen Achtziger-Jahre-Batman geformt und irgendwie haben wir’s ins Schloss Arkham geschafft und wir haben uns das Kleinvieh geschnappt und du hast dir Joker vorgeknöpft – Jesses, Joker, war ... kennst du Kefka, Alter, wenn nicht sei froh, Alptraummaterial sag ich nur, pfeif drauf, ich meine, der Clown hat plötzlich Schwertkampf beherrscht, wann auch immer er das gelernt hat in dem Ausmaß, dass er dir die Stirn bieten konnte, egal, auf jeden Fall hattest du mal wieder die Gelegenheit, ihn sterben zu lassen, aber du hast sie mal wieder nicht genutzt du verdammter Feigling und Damian hatte einen Affen in Klamotten und das Vieh hatte eine Freundin, die hatte eine Schleife im Fell oder war’s ’ne Blume, egal, die Ninjas sind auf jeden Fall einer jahrhundertealten Prophezeiung gefolgt vom ‚Sengoku Batuman‘ oder so ähnlich und was zum Geier, nicht wahr, wer hat denen so einen Scheiß erzählt, ’tschuldige Alfred, und Damian war fröhlich, B, ein richtig normaler, fröhlicher Bengel und Tim war beige, nicht schwarz, nicht blond, waschecht beige und wir sind diesen fast senkrechten Steilhang runter geritten mit Wagen hintendran, wie zum Teufel haben wir das überlebt und du hast nicht den Hauch einer Ahnung, was das Schlimmste war, Bruce, das Schlimmste war, Grodd, dieser verfickte Arsch, hat diese verfickte Zeitmaschine aus dem einzigen Grund gebaut, weil er es konnte! Es gab keinen Grund, B, absolut keinen Grund für irgendetwas von dieser Scheiße!!!“

 

Im Laufe der Tirade hatte Jasons Lautstärke stetig zugenommen, die letzten Sätze presste er unter Schluchzen und Husten hervor und zu diesem Zeitpunkt schimmerten auch bereits Tränen in seinen Augenwinkeln – ob aus Panik, Verzweiflung oder Frust vermochten die anderen nicht zu deuten. Zumindest starrten sie mit handtellergroßen Augen zurück, ohne jegliche Ahnung, wie sie all diesen Erörterungen sinnvoll begegnen sollten.

 

Schließlich fasste sich Bruce ein Herz und drückte aufmunternd Jasons Schultern, die er sicherheitshalber die ganze Zeit festgehalten und seinem aufgewühlten Sohn damit ein gewisses Maß an Solidität geschenkt hatte: „Jay, beruhig dich, in Ordnung? Es ist alles gut, du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen, es war alles nur ein schlimmer Traum!“

 

Im nächsten Moment hielt er das komplette Bündel Jason Todd in Armen, weil dieser sich in seinen Kragen krallte und sich ihm mit fiebrig glänzenden Augen entgegenwarf.

 

„Machst du Witze?! Es war der helle WAHNSINN!!! Du hast ja keine Vorstellung davon, wie obercool mein Outfit aussah, ich konnte Joker und seiner Schnalle die Scheiße aus dem Leib prügeln, ’tschuldige Alfred ich meine wie soll ich das anders ausdrücken nicht wahr, ich meine okay, du hast sie mich nicht abknallen lassen aber ich verzeihe dir weil dafür jeder wusste, wie dämlich du warst, ihnen diesen gequirlten Pferdewichs abzunehmen, es tut mir leid, Al, aber ... aber dafür durfte ich Deathstroke fertig machen, okay, es war ziemlich schnell vorbei, aber ich war sty~lisch, das sag ich dir und ihr könnt euch nicht vorstellen wie selten blöd Damians Frisur aussah – ich muss das aufmalen, ihr werdet euch nicht einkriegen – und er hat sich mit seinem Monchichi unterhalten, B, seinem verdammten Monchichi und es gab sogar ‘ne Liebesgeschichte, ich meine zwischen den Monchichis, nicht du und Selina, brauchste gar nicht zu hoffen weil wie gesagt, du hast Grodd vom Sturz in den Tod gerettet und sie nicht, aber keine Sorge, ich hab sie aufgefangen und du hast glaube ich gelächelt als ob du gewusst hättest, dass ich sie ... auf jeden Fall hat sie dir einen Einlauf verpasst, ihr habt euch wieder vertragen weil, ich meine, Selina ist Selina, da weiß man auch nie, was man kriegt und sie ist da sehr liberal und dann hat sie Harley auch nochmal vermöbelt und Alter, am Ende ist alles BABOOM – KAPOW, es herrschte Flächenbrand, was sag ich, FLÄCHENBRAND und als wir uns zurückteleportierten, hat unser Ninja-Clan mit den ganzen Fledermäusen dieses riesige Batsymbol an den Himmel geworfen – taghell, Fledermäuse nachtaktiv, aber wen interessiert das schon – direkt über dem verfickten FUJI und dann zurück in Gotham – Oh Gott – zurück in Gotham bist du mit diesem total bescheuerten Pferdegespann durch die Stadt geklappert, weil du am Anfang so – Achtung, Ironie – so clever warst das Batmobil zu schrotten, das Catwoman und Alfred ZWEI JAHRE LANG vor Joker hatten verstecken können und den Batwing und das Batcicle gleich mit, also so praktisch Instant-Fail und es war so saukomisch und hab ich übrigens schon deine astrein geniale Rüstung erwähnt, die du vom Bat-Ninja-Clan verpasst bekommen hast und das Batsu-No-Jutsu?! Und Dick – Bruce, nein, Bruce, pass auf – Dick war GOGETA! ... Nur ohne das Super. Ich ... ich muss das aufschreiben, bevor ich’s vergesse, die Kids in Crime Alley werden es lieben, Scheiße, Bizarro und Roy werden nicht genug bekommen von diesem Hirnfuck! Sie werden sich die Augen ausheulen vor Lachen!“

 

„Jason, Kumpel, ich glaube nicht, dass du dich schon-“, begann Bruce besorgt, als sich sein sichtlich kranker Sohn aus seinem stützenden Griff wand und sich entschlossen auf wacklige Füße stemmte, den fanatischen Blick bereits auf den Schreibtisch gerichtet, der auf der anderen Seite des Zimmers wartete. Doch er konnte nicht aussprechen, denn schon nach dem ersten Schritt knickten Jasons Beine ein und nur ein beherzter Sprung von ihm als auch von Richard konnten ihn vor einem Sturz bewahren.

 

Eine nähere Untersuchung ergab, dass Jason die Landung nicht gespürt hätte – er hatte schon wieder das Bewusstsein verloren.

 

„Vielleicht ist es besser so“, mutmaßte Richard unsicher, während sie ihn zurück aufs Bett wuchteten, „Für manche Dinge erscheint mir die Welt einfach noch nicht bereit.“ „Heiliges Kanonenrohr, Alfred“, warf nun auch Timothy ein, deutlich erschlagen vom raketenartigen Fiktionserguss seines Bruders und doch seltsam angetan vom besorgniserregenden Inhalt, „Was immer du Jay für Drogen verabreicht hast, ich will dieselben.“

 

„Das lässt sich einrichten, Master Tim, zumal ich ihm dieselbe Behandlung habe zukommen lassen wie jedes Mal. Ich fürchte allerdings, selbst unter dem Einfluss bewährter Medikamente sollte sich keiner von Ihnen dieselbe Unterhaltung erhoffen – eine derart blühende Fantasie ist wohl recht einzigartig in der Familie.“

 

„Hat er behauptet, ich hätte einen Affen gehabt?“

 

Bruce bedachte Damian mit einem extra strengen Blick: „Denk nicht mal dran.“ Damian warf ihm einen zuäußerst empörten zurück, als konnte er nicht fassen, dass gerade sein direkter Verwandter nicht die Vorteile einer solchen Erweiterung ihres kleinen, aber exklusiven Bestiariums erkannte: „Aber Vater! Affen sind außerordentlich intelligente Tiere, unsere Familie kann von der Gesellschaft eines solchen Gefährten nur profitieren!“

 

„Du hast drei Brüder und damit absolut keinen Bedarf an einem Primaten.“

 

„Wow, B, der war hart.“

 

Richards tadelnde Augenbraue wanderte zum Haaransatz, während er Alfred dabei half, dem katatonischen Jason endlich die längst überfällige Dosis Medizin einzuflößen. Damian legte grübelnd eine Hand ans Kinn, als hätte er weder den Einwand, noch den endgültigen Stahl in Bruces Stimme vernommen: „Daran muss es nicht unbedingt scheitern! Ich votiere dafür, Todd einzutauschen!“ Die drei Ältesten im Raum sahen sich leidend an, als sich daraufhin auch Timothy in die sinnlose Diskussion einmischte: „Höllengeziefer, du tauschst Jason gegen gar nichts ein, ob intelligent oder sonst was, kapiert?!“

 

Die Beziehung zu ihm war womöglich Jasons einzige wirklich feste in der Familie und Timothy konnte nicht glücklicher darüber sein, den Helden seiner Kindheit nach mühevoller, langwieriger, nervenzermürbender Kleinarbeit endlich soweit domestiziert zu haben, sich mit den anderen nicht gegenseitig die Kehlen zu zerfetzen. Keine Chance, dass er sich die Ergebnisse dieses Triumphs von einem kreuzverwöhnten Halbwüchsigen nehmen ließ, dessen Nichtverwandtschaft mit dem Herrn der Unterwelt erst noch eindeutig bewiesen werden musste!

 

Ganz abgesehen davon stand ein Eintausch sowieso außer Frage. Bruce wurde schlagartig klar, auf Ebene des emotionalen Zuspruchs mal wieder phänomenal versagt zu haben, wenn sein Zweitjüngster tatsächlich davon ausging, Jason gegen einen Affen verteidigen zu müssen – und Damian tatsächlich der Ansicht war, mit den passenden Argumenten Erfolg haben zu können.

 

Zum Glück fehlten sie ihm hier, er ging nur mit einem Zähnefletschen auf Timothy los: „Du hast mir gar nichts zu befehlen, Drake! Die Entscheidung liegt immer noch bei Vater!“ Timothy hingegen verfiel in ein hässliches Grinsen: „Hey, ich hab eine bessere Idee! Warum tauschen wir nicht dich ein, gegen dieses fröhliche Kind aus Jasons Traum? Klingt um Längen weniger anstrengend als das, womit du uns täglich konfrontierst, Düsterelf!“

 

„Genug“, brüllte Bruce wütend und alles wurde schlagartig still, mit Ausnahme von Jasons schweren, rasselnden Atemzügen. Stöhnend massierte er sich die Nasenwurzel und stemmte dann entschlossen die Hände in die Hüften: „Ihr beiden haltet Wache. Wenn ich auch nur eine Aufregung aus diesem Zimmer vernehme, die nicht mit Komplikationen um Jasons Zustand verbunden ist, kannst du das neue Tablet nächsten Monat vergessen und du den Besuch in Metropolis‘ Streichelzoo, habt ihr das verstanden?!“ Offenbar zeigten die Drohungen genügend Wirkung, um sofortige Zustimmung von beiden Seiten zu erhalten, wenn auch kaum hörbar gebrummt und wenig enthusiastisch.

 

Bruce nickte zufrieden und wandte sich an Richard und Cassandra: „Ihr beiden geht schlafen. Eure Schichten dauerten sowieso viel zu lange, weil man diesen beiden Hohlköpfen ja guten Gewissens kein Leben anvertrauen kann!“ Hinter ihm holten zwei Münder entrüstet Luft, doch er schnitt ihnen die Worte ab, noch ehe sie erklingen konnten. „Alfred“, sein Ausdruck entspannte sich und Schuldgefühle huschten ihm übers Gesicht, „Ich fürchte, ich kann dich noch nicht entlassen für heute. Ich könnte sagen, ich kümmere mich um alles weitere, aber das würdest du mir sowieso nicht glauben.“ „Fürwahr, Sir“, erwiderte der Butler ohne zu zögern, „aber machen Sie sich keine Gedanken. Die Bekämpfung der gemeinen Grippe ist ein Waldspaziergang im Vergleich zu vielen anderen meiner Aufgaben. Sie benötigen den Schlaf weitaus dringender als ich.“ „Das möchte ich bezweifeln, aber bitte, nach euch“, seufzte Bruce mit einem letzten misstrauischen Blick auf seine beiden Jüngsten, die sich übers Bett hinweg wie aufgeplusterte Kampfhähne anstierten.

 

Auf dem Flur rieb sich Richard mit einer Hand übers Gesicht: „Oh Mann, ich merke jetzt erst, wie fertig ich bin. Aber irgendwie bezweifle ich, dass ich schon einschlafen kann nach all dem Stress. Alfred, darf ich dich wohl um heiße Milch bemühen? Ich brauch irgendwas, was mir diese innere Anspannung nimmt.“

 

„Selbstverständlich, das ist kein Problem. Mistress Cassandra, Master Bruce?“

 

„Danke, Alfred, das wäre tatsächlich eine Wohl-“, begann Bruce nach einem zustimmenden Lächeln von Cassandra, doch gedämpftes Raunen durch die nur angelehnte Tür zum Krankenzimmer unterbrach den harmonischen Gedankengang.

 

„Himmelarschundzwirn, lass ihn in Frieden, Damian, er muss sich ausruhen!“

 

„Er kann sich genug ausruhen, wenn er das nächste Mal versagt und draufgeht! Jetzt will ich mehr über den Affen erfahren!“

 

„... Heh.“

 

„Was?! Was glotzt du so blöd, Kretin?!“

 

„Also, wenn du ohne Gute-Nacht-Geschichte nicht einschlafen kannst, wende dich besser an Dick, ich wette, der kommt deinen kindlichen Bedürfnissen mit Kusshand entgegen!“

 

„Ich werde dein Leben beenden, Drake!“

 

„Hui, ich zittere! Wollen wir mal grob überschlagen, wie oft du das schon versucht hast, Versager?“

 

„DRAAAKE!“

 

Krawall brach aus und Bruce entließ einen langen, leidenden Atem: „Ich fürchte, auf mich müsst ihr verzichten. Das hier ... kann die ganze Nacht dauern.“ Richard kicherte verlegen, simultan mit einem tröstenden Schulterklopfen von Cassandra und leichtem Kopfschütteln von Alfred.

 

Und so richtete Bruce sich auf, ließ die Nackenmuskulatur knacken und betrat das Zimmer, die Tür fest hinter sich ins Schloss drückend.

 

Alle lauschten gebannt, als der Lärm exponentiell anschwoll und dann schlagartig erlosch.

 

„Nun“, Alfred räusperte sich zufrieden in eine Faust, „ich schätze, dieser Konflikt ist gelöst.“ „Ja“, murmelte Richard befangen, „oder sie sind alle tot. Und Jay ist Kollateralschaden. Das wird ihn nicht glücklich machen, so viel steht fest.“

 

„Lassen Sie uns doch lieber nur vom Besten ausgehen. Wenn ich nun bitten dürfte, die Herrschaften?“

 

Er scheuchte seine Schützlinge ausdruckslos vor sich her Richtung Küche, überlegte dann jedoch noch einmal scharf und seufzte entmachtet.

 

„Und bezüglich Ihres vorherigen Einwands, Master Dick – hoffen wir, dass Master Jasons Hirngespinst nie unsere trauten vier Wände verlässt. Ich fürchte nämlich, die Welt wird niemals bereit sein für ein Abenteuer dieses Ausmaßes.“



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