Was ich für dich empfinde von Fiamma ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1   Fest umklammerte Usagi ihr Smartphone in ihren Händen und starrte auf die Uhrzeit. Unruhig rutsche sie auf der Sitzbank hin und her und atmete tief ein. Nur dumpf drang das Gemurmel der anderen Gäste zu ihr hindurch. Zu sehr war sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Stöhnend pustete sie dann allerdings laut aus und blickte auf das mittlerweile leere Glas vor sich auf dem Tisch. Sollte sie es wirklich machen? Energisch schüttelte sie dann aber ihren Kopf, wodurch ihre beiden Zöpfe wild umherflogen. Nein. Heute würde sie ihm endlich die Wahrheit sagen. Ihm endlich beichten, was sie für ihn empfand. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, als sie an das gestrige Aufeinandertreffen denken musste. Sie hatten sich mal wieder in einen sinnlosen Streit verzettelt, doch war er ihr dabei immer nähergekommen. Sie war sich ganz sicher, wären die anderen nicht hereingeplatzt, hätte er sie geküsst. Und genau das gab ihr den Mut, ihm endlich die Wahrheit sagen zu können. Seufzend wanderte ihr Blick dann allerdings zu der großen Fensterfront. Außer ihr Mut, verließ sie doch wieder, bis er auftauchen würde. Nein. So durfte sie nicht denken. Sie musste es ihm endlich gestehen. Nachdenklich beobachtete sie die Leute, wie sie hektisch im Regen mit ihren großen Schirmen hin her wuselten. Wo blieb er denn? Sonst kam er doch nicht so spät. Grübelnd widmete sie sich wieder ihrem Handy und schrieb ihren Freundinnen zurück, dass er immer noch nicht da wäre. Natürlich hatte sie mit ihnen darüber gesprochen und alle standen hinter ihr. Aufmunternd sprachen sie ihr weiter Mut zu und lächelnd wischte sie über das Display ihres Handys. Sie konnte wirklich froh sein, so tolle Freundinnen zu haben. Mit einem Schmunzeln im Gesicht schrieb sie ihnen erneut zurück. Sie war so vertieft in ihrem Tun, dass sie alles andere um sich herum ausgeblendet hatte. Erschrocken fuhr sie dadurch hoch, als ihr eine ihr nur zu bekannte Stimme in die Ohren drang. Sofort stellten sich ihre Nackenhärchen auf. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme und eine angenehme Wärme strömte durch ihren Körper. „Mamo-chan“, flüsterte sie leise und rutsche auf der Sitzbank etwas herunter. Er hatte sich, ganz dem Anschein nach, mit Motoki zusammen direkt auf den Platz hinter ihr gesetzt. Doch wurde die Sicht durch die hohen Lehnen der Sitzbänke versperrt. Die beiden hatte sie wohl noch nicht bemerkt. Etwas verärgert über sich selbst, dass sie nicht besser aufgepasst hatte, atmete sie tief ein. Eigentlich wollte sie ihn abfangen, bevor er überhaupt mit irgendwem ins Gespräch kommen konnte. Leise versuchte sie das Gespräch zu belauschen und so den besten Moment abzupassen zu können, um sich bemerkbar zu machen. „Hör bloß auf. Ständig hängt sie, wie eine Klette, sobald wir aufeinandertreffen, an mir“, ertönte Mamorus Stimme, gefolgt von Motokis. „Sie steht halt auf dich.“ Irritiert runzelte Usagi ihre Stirn. Worüber sprachen sie da bitte? Doch lange Zeit zum Grübeln blieb ihr nicht, da Mamoru schon schnaufend weitersprach. „Ich aber nicht auf sie! Sie ist einfach nur ein nerviges kleines Blondchen, das nicht kapiert, dass sie mich in Ruhe lassen soll.“ „Wow. So kenne ich dich ja gar nicht. Sie scheint dich ja echt zu nerven“, erwiderte Motoki und lachte kurz auf. Erstarrt krallte Usagi ihre Finger in den Stoff der Sitzbank. Nerviges kleines Blondchen? Das nicht verstand, dass sie ihn in Ruhe lassen soll? Wie ein Blitz traf es sie. Sie sprachen von ihr! Sie war das Blondchen, dass nicht kapierte ihn in Ruhe zu lassen. Augenblicklich stiegen ihr die Tränen in die Augen. Konnte sie sich so getäuscht haben? Konnte sie alles so falsch gedeutet haben? Doch die Erkenntnis traf sie wie ein Schock. Er stritt wirklich mit ihr und nicht, wie ihre Freundinnen behaupten, um sie zu necken. Sie nervte ihn. Zitternd griff sie nach ihren Sachen und stopfte sie planlos in ihre Tasche. Sie wollte nur noch weg von hier. Weg von Mamoru. Schwungvoll sprang sie auf, griff nach ihrer Tasche und quetschte sich leise zwischen dem Tisch und der Sitzbank heraus. Innerlich betete sie, dass die beiden sie nicht bemerkten und sie klammheimlich das Crown verlassen konnte. Doch hatte sie die Rechnung ohne ihre Tollpatschigkeit gemacht. Sie blieb mit ihrem Fuß am Tischbein hängen und strauchelte schimpfend mit ihren Armen herum. „Hey Usagi. Wann bist du denn gekommen? Wir haben dich gar nicht gesehen.“ Das hatte sie auch gemerkt. Sonst hätten sie vermutlich nicht so über sie gesprochen. „M-motoki.“ Mit großen Augen sah sie auf und blickte direkt in sein lächelndes Gesicht. Schwer atmend wanderte ihr Blick von ihm zu Mamoru, der gerade im Begriff war, sich zu ihr herumzudrehen. Panisch drückte sie ihre Tasche gegen ihren Körper und senkte ihren Blick. Sie konnte ihm jetzt nicht in die Augen sehen. Es würde ihr nur ihr Herz zerreißen. Er sollte nicht sehen, wie es sie fertigmachte, dass er sie nicht leiden konnte. Die Genugtuung konnte und wollte sie ihm nicht geben. Ohne ein weiteres Wort nahm sie daher ihre Beine in die Hand und rannte los. Weg von den beiden. Weg von Mamoru.     Verwundert sah Mamoru Usagi hinterher, wie sie schon fast fluchtartig das Crown verließ. Was hatte sie denn? Kurz betrachtete er die Tür, aus der sie soeben verschwunden ist, und wandte sich dann etwas traurig wieder seiner Tasse zu. Gedankenverloren rührte er mit einem Löffel in seinem Kaffee herum. Eigentlich hatte er gehofft noch etwas mit ihr sprechen zu können. Genau genommen wollte er sie endlich fragen, ob sie mit ihm ausgehen würde. Dieses umeinander her Getänzel machte ihm zwar auf der einen Seite Spaß, es machte ihm Spaß mit ihr zu zanken und sie zu necken, doch reichte es ihm schon lange nicht mehr aus. Er wollte mehr. Er wollte sie. Ganz und gar. Für sich alleine. Jedes Mal machte es ihn fertig, wenn sie wieder von irgendeinem Typen an gequatscht wurde und sie es noch nicht ein Mal mitbekam, dass dieser mit ihr flirtete. Am Liebsten würde er jedes Mal dazwischen gehen und seine Nebenbuhler zur Schnecke machen, dass sie zu ihm gehörte. Doch konnte er das nicht. Weil es nicht so war. Noch nicht. Er hoffte, dass sich das bald ändern würde. Lange Zeit wusste er nicht, ob sie genauso fühlen würde, wie er, aber nach dem gestrigen Aufeinandertreffen, dem beinahe Kuss, musste er es einfach wagen. Er musste über seinen Schatten springen und den ersten Schritt machen. Selbst, wenn sie ihn abweisen würde. Aber dann hatte er immerhin Gewissheit und hatte es probiert. „Sag ihr doch einfach ganz klar und deutlich, dass sie dich in Ruhe lassen soll“, drang die Stimme seines Freundes zu ihm durch. Verwundert blickte er daraufhin auf. Er war so in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er gar nichts mehr wirklich mitbekommen hatte. „Entschuldige. Was sagtest du?“ „Sag Ayumi einfach klar und deutlich, dass sie dich in Ruhe lassen soll.“ „Ach so. Ja … Du hast recht.“ Nickend nippte er an seinem Kaffee und beobachtete seinen Freund, wie der grinsend seinen Kopf schüttelte. „Und wann sagst du einer anderen gewissen Blondine endlich die Wahrheit? Du denkst doch gerade wieder an sie.“ Erschrocken verschluckte er sich an seinem Kaffee und prustete die Hälfte über den Tisch. „W-was?“ Tadelnd hob Motoki seinen Zeigefinger in die Höhe und wedelte damit herum. „Sag ihr endlich, was du für sie empfindest.“ „Woher?“ Verwirrt stellte er seine Tasse vor sich auf den Tisch und ließ Motoki nicht aus den Augen. Er hatte niemanden über seine Gefühle gegenüber Usagi erzählt. „Ich hab doch Augen im Kopf. Wir alle haben das. Es ist ja nicht mehr zum Aushalten mit euch beiden. Wir haben schon überlegt Wetten abzuschließen, wann ihr euch beide endlich mal traut.“ Ungläubig klappte ihm die Kinnlade herunter. War es wirklich so offensichtlich? Andrerseits, wenn es sogar die anderen schon sahen, empfand Usagi ja vielleicht wirklich etwas für ihn. „Ihr habt Wetten abgeschlossen?“ „Nein. Wir wollten. Bestimmt hätte ich gewonnen.“ Lachend wedelte er mit seiner Hand, doch auf einen Schlag verzog sich seine Miene. „Aber jetzt mal im Ernst. Sag es ihr endlich. Usagi ist eine junge hübsche Frau geworden und ewig wird sie nicht auf dich warten. Wenn du nicht langsam deinen Hintern hochbekommst, wird dir irgendwer noch zu vorkommen.“ „Um ehrlich zu sein … Also eigentlich … eigentlich wollte sie heute fragen, ob sie mit mir ausgeht“, räusperte er sich verlegen, kratzte sich nervös an seinem Kopf und blickte wieder zur Tür, „Aber daraus wird wohl heute nichts mehr.“ Freudig grinste Motoki über beide Ohren und beugte sich etwas über den Tisch. „Na endlich! Sobald du sie das nächste Mal siehst, fragst du sie. Und wehe du kneifst!“       Weinend lief Usagi planlos durch die Straßen Tokios. Es hatte keine Sekunde gedauert, als sie das Crown verlassen hatte, da kullerten ihr auch schon die ersten Tränen über die Wangen. Da es allerdings in Strömen goss, bekam davon zum Glück niemand etwas mit. Jeder dachte, es wäre der Regen, der sie mittlerweile bis auf die Haut durchnässt hatte. Außer Atem blieb sie im Park stehen und stützte ihre Hände auf ihre Knie. Wie konnte sie nur so dämlich sein und wirklich glauben Mamoru könnte etwas für sie empfinden. Sie war für ihn doch nur das blöde kleine dumme Odango-Mädchen, das nur essen im Kopf hatte. Er hatte es doch immer wieder gesagt. Warum musste sie auch ihren Freundinnen glauben schenken, dass es für ihn nur Spaß wäre und er sie gerne haben würde. Schluchzend sackte sie auf dem Kiesboden auf ihre Knie und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Wie blöd konnte sie eigentlich sein. Wie konnte sie sich nur in so etwas verrennen. Zum Glück hatte sie es mitbekommen, bevor sie sich komplett vor ihm zum Affen gemacht hatte. Er hätte sie mit Sicherheit lautstark ausgelacht und sich über sie lustig gemacht. Wer hätte es ihm verübeln können. Was hatte sie auch schon zu bieten? Sie war gefräßig, schlief gerne, war schlecht in der Schule und las lieber Mangas, anstatt sich einem richtigen Buch zu widmen. Er dagegen war ein Musterschüler, konnte sich vornehmen ausdrücken und wollte Arzt werden. Er war das komplette Gegenteil von ihr. Was hatte sie sich nur dabei gedacht. Sie passten doch überhaupt nicht zusammen. Sie lebten in zwei völlig verschiedenen Welten. Sie sollte sich ihn lieber aus dem Kopf schlagen. Besser jetzt, als wenn sie ihr Herz komplett an ihn verlieren würde. Wobei hatte sie das nicht schon längst? Ein weiterer Schluchzer entwich ihr und schniefend zog sie ihre Nase hoch. Er mochte sie nicht. Er wollte sie nicht. Es gab keinen anderen Weg. Sie musste ihn vergessen. Ein für alle Mal. Wie pflegte Minako stets zu sagen, andere Mütter haben auch schön Söhne, oder so etwas in der Art. „Was sitzt du denn hier im Regen Schätzchen?“ Verwundert nahm sie ihre Hände herunter, als sie plötzlich keinen Regen mehr spürte, der auf sie herunter prasselte. Mit großen Augen betrachtete sie einen roten Regenschirm über sich. „Du wirst dich erkälten.“ Langsam sah sie über ihre Schulter zurück und blickte direkt in zwei blauen Augen, die sie fixierten. „Ich .. also ..“ Lächelnd streckte ein junger Mann in einem roten Anzug ihr seine Hand entgegen. „Komm ich helfe dir auf.“ „Vielen Dank aber ich schaff das schon.“ Verstohlen wischte sie sich mit ihrem Ärmel über ihr Gesicht. Er musste ja nicht sehen, dass sie geweint hatte. Langsam stand sie wieder auf und klopfte mit ihren Händen ihre Schuluniform zurecht. Grinsend hielt der Fremde über sie beide immer noch seinen Schirm. „Was gibt es denn da zu grinsen?“ „Normalerweise reagieren die Mädchen immer anders, wenn sie mich sehen.“ „So? Warum das denn?“ Lachend legte er seinen Arm um sie herum. „Ich bin offensichtlich doch nicht so berühmt, wie ich gedacht habe.“ „So? Entschuldige, muss man dich kennen?“ Mit gerunzelter Stirn nahm sie seinen Arm wieder herunter und begann ihn zu mustern. „Du bist wirklich lustig. Sag nicht, du weißt nicht, wer ich bin?“ Kopfschüttelnd tippte sie sich gegen ihr Kinn. „Woher sollte ich das denn wissen?“ Immer noch grinsend beugte er sich nun ganz nah zu ihrem Gesicht herunter. „Was sagst du, ich lade dich auf einen Kaffee ein. Dann kannst du dich ein wenig aufwärmen.“ Angewidert verzog sie ihr Gesicht und wedelte mit ihrer Hand. „Igitt. Ich versteh nicht, wie man dieses eklige Zeug trinken kann.“ „Na gut. Dann vielleicht … auf einen heißen Kakao?“ Hin und her überlegend betrachtete sie den fremden Mann. Was sprach eigentlich dagegen? Er schien ja ganz nett zu sein. Kurz verpasste es ihr zwar einen Stich im Herzen, weil sie unweigerlich an Mamoru denken musste, doch dieser scherte sich nicht um sie. Außerdem ging sie mit ihm ja bloß einen Kakao trinken, mehr nicht. „Meinetwegen. Ich bin übrigens Usagi.“ „Seiya.“ Nickend rückte sie etwas weiter unter den Schirm und so gingen die beiden los.   Kapitel 2: ----------- Kapitel 2   Immer wieder schweifte ihr Blick durch das kleine Café. Warum starrten sie denn alle nur so an und tuschelten unter vorgehaltener Hand? Hatte sie irgendetwas im Gesicht? Oder irgendwelche Matschflecken auf ihren Sachen? Sie hatte sich vorhin ja einfach auf den Boden geworfen und sich gar keine Gedanken darüber gemacht, ob sie nun nachher dreckverschmiert war. Allerdings hatte sie ja auch nicht damit gerechnet, plötzlich mit einem fremden Jungen kurze Zeit später in einem Café zu sitzen. Vorsichtig blickte sie unbemerkt an sich herunter und musterte ihre Kleidung. Sie war zwar noch klitschnass, doch konnte sie nichts entdecken, was diese Reaktionen auslösen könnte. Seufzend griff sie nach ihrer Tasse und führte sie langsam an ihrem Mund. Der Dampf des heißen Getränks stieg ihr sofort in die Nase und flink pustete sie in die Tasse. Vorsichtig nippte sie an ihrem Kakao, als erneut eine Gruppe Mädchen tuschelnd an ihrem Tisch vorbei lief. „Was haben die denn Bitte alle? Hab ich irgendetwas auf dem Kopf oder was?“ Stöhnend stellte sie die Tasse zurück auf den Tisch und sah der kleinen Gruppe hinterher. Verwundert wandte sie ihren Blick jedoch wieder von ihnen ab, als Seiya mit einem Mal begann zu lachen. „Was ist denn daran so komisch?“ „Nichts Besonderes. Es ist nur wirklich erfrischend, dass du echt keine Ahnung hast.“ Grinsend lehnte er sich zurück, schlug seine Beine übereinander und trank lässig einen großen Hieb aus seiner Tasse. „Aha. Könntest du mich dann bitte mal aufklären, über was genau ich keine Ahnung habe?“ Genervt rollte sie mit ihren Augen und begann ihn zu fixieren. Langsam wurde ihr die ganze Sache doch etwas unheimlich. Wovon sprach er denn die ganze Zeit? „Nein, warum denn? So ist es doch viel witziger.“ Schnaufend verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und funkelte ihn böse an. „Wenn du hier ein seltsames Spielchen mit mir treibst, dann-“ „Du bist echt niedlich, wenn du sauer bist, Schätzchen.“ „Nenn mich nicht Schätzchen.“ Beleidigt drehte sie ihren Kopf zur Seite und würdigte ihn keines Blickes mehr. Das hier war ihr echt zu blöd. „Aber jetzt erzähl du doch mal, warum setzt man sich denn mitten im Regen auf den Boden? Du hast doch geweint. Etwa ärger mit einem Jungen?“ Ertappt erstarrte sie für einen winzigen Moment. Langsam senkte sie ihre Arme und legte sie auf ihren Schoß. Zitternd krallte sie bei den Gedanken an Mamoru ihre Finger in den Stoff ihres Rockes und versuchte, die erneut aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Sie konnte doch nicht hier in aller Öffentlichkeit, vor einem fremden Jungen, wieder anfangen zu weinen. „N-nein … Und selbst wenn …“ Bebend presste sie ihre Lippen aufeinander und sah auf ihre Beine herunter. „Voll ins Schwarze getroffen … Wir kennen uns zwar nicht, aber möchtest du darüber reden? Ich bin ein wirklich guter Zuhörer.“ Langsam sah sie wieder auf und konnte dadurch sehen, wie er ihr zwinkernd zu grinste. Kopfschüttelnd schniefte sie ein letztes Mal und trank erneut einen Schluck von ihrem Kakao. Sie wollte gerade noch etwas sagen, als sein Handy plötzlich klingelte und er es stöhnend aus der Tasche zog. „Entschuldige, da muss ich ran.“ Nickend beobachtete sie ihn, wie er sich, gefolgt von den Blicken vieler Mädchen, in eine ruhige Ecke des Cafés zurückzog. Erneut schüttelte sie ihren Kopf und widmete sich wieder ihrem Kakao. Das war definitiv ein seltsamer Typ. Erschrocken zuckte sie kurze Zeit später zusammen, als er plötzlich wieder an ihren Tisch stand. Sie hatte ihn gar nicht kommen gesehen. „Es tut mir leid. Ich muss leider los.“ Entschuldigend schob er seine Schultern in die Höhe, fischte etwas Geld aus seiner Hosentasche und legte es auf die Rechnung. Bevor sie etwas erwidern konnte, zog er plötzlich seine Jacke aus, legte sie ihr über die Schultern und reichte ihr seinen Schirm. „Hier. Du hast es nötiger als ich.“ „Aber … Das … das kann ich doch nicht annehmen.“ Langsam beugte er sich zu ihr herunter und blickte ihr dabei tief in die Augen. „Gib es mir einfach, wenn wir uns das nächste Mal treffen, zurück. Ich glaube, wir werden uns von nun an öfter sehen.“ Grinsend richtete er sich wieder auf, drehte sich herum und winkte über seine Schulter zurück. „Bis dann Schätzchen.“ „Hey … warte …“ Was sollte das denn heißen? Wieso sollten sie sich öfter sehen? Völlig überrumpelt von dieser Aktion saß sie, unfähig sich zu bewegen, auf ihrem Stuhl und hielt den Schirm fest umklammert. Als er jedoch das kleine Café verließ, kehrte schlagartig wieder Leben in ihren Körper zurück. Hektisch griff sie nach ihren Sachen, eilte ihm hinterher und versuchte ihn einzuholen. Doch es war zu spät. Sie konnte nur noch sehen, wie er ein Stückchen weiter in ein schwarzes Auto einstieg und davon fuhr.     Seufzend trottete Usagi am nächsten Tag zur Schule und hatte es gar nicht eilig dort hinzukommen. Sobald sie da sein würde, würde sie ihren Freundinnen Rede und Antwort stehen müssen, warum sie sich gestern Abend nicht mehr gemeldet hatte. Sie waren mit Sicherheit sauer, dass sie weder auf Nachrichten noch auf ihre Anrufe reagiert hatte. Aber sie hatte nach dem Tag einfach keine Nerven mehr dazu gehabt. Erst die Sache mit Mamoru, dann dieser seltsame Seiya, aus dem sie nicht schlau wurde. Das alles war ihr einfach zu viel gewesen, und so war sie einfach nur noch unter ihre Bettdecke gekrochen und hatte sich schlafen gelegt. Immer langsamer wurden ihre Schritte, als sie dem Schulgebäude näherkam, bis sie schließlich ganz zum Stehen kam. Ihre Freundinnen würden es schon verstehen, wenn sie es erklärte, wobei sie keine große Lust hatte, den Tag noch mal durchzukauen. Aber da blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Ein weiterer tiefer Seufzer entwich ihr. Es half ja nichts. Keine Sekunde später straffte sie auch schon wieder ihre Schultern und setzte ihren Weg fort. Erst jetzt fiel ihr bewusst die Menschentraube, die sich vor Schule gesammelte hatte, auf. Irritiert runzelte sie ihre Stirn. Was war denn da los? Normalerweise liefen alle kurz vorm Klingeln eilig in das Gebäude hinein. Von Weitem konnte sie Minako entdecken, die aufgeregt zwischen der Menge hin und her tänzelte und so eilte sie zur ihr. „Mina. Was ist denn hier los?“ „Hast du es noch nicht gehört?“ Aufgeregt tippelte sie auf ihren Zehenspitzen herum und grinste über beide Ohren. „Nein. Wovon sprichst du?“ „Sie gehen ab heute auf unsere Schule.“ „Wer?“ Verdutzt neigte Usagi ihren Kopf zur Seite. Sie hatte immer noch keine Ahnung, wovon ihre Freundin da sprach. Bevor sie allerdings noch etwas sagen konnte, griff Minako plötzlich aufgeregt nach ihren Händen. „Die Three Lights!“ „Die Three Lights? Muss man die kennen?“ Mit großen Augen starrte ihre Freundin sie an. Hatte sie etwas Falsches gesagt? „Das ist bloß die angesagteste Popband, die Japan zurzeit zu bieten hat?“ „`Tschuldige.“ Ahnungslos zuckte sie mit ihren Schultern. Sie hatte noch nie von ihnen gehört. Lautes Gekreische ließen die beiden allerdings wieder aufblicken, wodurch sie sehen konnte, dass sich mittlerweile auch Makoto und Ami zu ihnen gestellt hatten. „Ich glaube, sie kommen.“ Minako zeigte auf ein Auto, das direkt vor der Schule zum Stehen kam. Kaum hatte es geparkt, stiegen auch schon zwei Jungen aus. Winkend liefen sie durch die tobende Menge. Nachdenklich beobachtete sie die beiden, wie sie auf das Gebäude zu schlenderten. So wie ihnen zu gejubelt wurde, waren sie tatsächlich ziemlich berühmt. Warum hatte sie noch nie etwas von ihnen gehört? „Da kommt Seiya“, rief eine Klassenkameradin und verwundert drehte sich Usagi zurück zum Auto. Mit großen Augen starrte sie auf die Person, die gerade den Wagen verlassen hatte und fassungslos klappte ihr die Kinnlade herunter. Das gab es doch nicht. Das war der Typ von gestern. Er war ein Popstar? Wie Schuppen fiel es ihr mit einem Mal von den Augen. Das erklärte das seltsame Verhalten von ihm und die ständigen Blicke der anderen. Unfähig etwas zu sagen, stand sie einfach nur da und beobachtete ihn, wie er den anderen hinterher trottete. Doch ganz plötzlich blieb er stehen, nahm seine Sonnenbrille etwas herunter und machte grinsend einen Schritt auf sie zu. „Ich sagte doch, dass wir uns von nun an öfter sehen.“ „Seiya. Nun komm“, ertönte es von weiter hinten, woraufhin er zwinkernd seine Brille zurückschob. „Wir sehen uns Schätzchen.“ Immer noch unfähig etwas zusagen stand sie einfach nur da, bis ihre Freundinnen sie schlagartig umzingelten. „Woher kennst du Seiya?“ Verlegen kratzte sie sich an ihrem Kopf und schob ihre Schultern in die Höhe. „Naja kennen ist zu viel gesagt … also … Wir waren gestern irgendwie zusammen in einem Café und-“ „Was?“, schrie Minako und zog sie zu sich, „Du musst uns alles erzählen!“   Nachdenklich saß sie kurze Zeit später, nachdem sie ihren Freundinnen alles was passiert war, erzählte hatte, an ihrem Platz und tippte auf ihrem Tisch herum. Eigentlich müsste ihr Lehrer schon längst da sein. Hatte sie vielleicht Glück und er war krank? Kam sie vielleicht um den lästigen Englischunterricht herum? Doch, als sie sich gerade zu Ami drehen wollte, um sie zu fragen, ob sie etwas wusste, öffnete sich die Tür und ihr Lehrer betrat das Klassenzimmer. Augenblicklich brach lautes Gemurmel aus, als noch drei weitere Personen den Raum betraten. Ihre Augen wurden immer größer. Das gab es doch nicht. Gingen sie nun auch noch in dieselbe Klasse? „Tschh.“ Tadelnd klatschte ihr Lehrer in die Hände und bat um Ruhe. Räuspernd sprach er dann schnell weiter. „Wie ihr wohl schon richtig vermutet habt, werden die Drei von heute an eure neuen Klassenkameraden sein. Helft ihnen so gut ihr könnt, sich zurechtzufinden.“ Lächelnd nickte er den Dreien zu. „Setzt euch nun bitte auf die freien Plätze.“ Grinsend sah Seiya zu ihr und ohne Umwege steuerte er den freien Platz hinter ihr an. „Ich setz mich zu dir, Schätzchen.“ „Mir wäre es lieber, wenn du mich Usagi nennst und nicht Schätzchen“, flüsterte sie leise, da ihr Lehrer schon zu ihnen herüber sah. Schmunzelnd zuckte Seiya daraufhin nur mit den Schultern und widmete sich seiner Tasche. Das konnte ja noch was werden, stöhnte sie innerlich, als sie auch schon einen Finger spürte, der gegen ihre Schulter tippte. „Ich möchte gerne ein paar Wahlkurse besuchen, magst du mich vielleicht herumführen und mir welche zeigen?“     Ein weiteres Mal wanderte Mamorus Blick von der Eingangstür zu seiner Uhr. Wo blieben sie denn heute? Normalerweise kamen Usagi und ihre Freundinnen fast täglich direkt nach der Schule hier her. Doch heute schienen sie sich reichlich Zeit zu lassen. Genau heute, wo er sich fest vorgenommen hatte, nachdem es gestern schon nicht geklappt hatte, sie heute nach einem Date zu fragen. Warum war sie überhaupt gestern so schnell abgehauen? „Ist da etwa jemand nervös?“ Ertappt schielte er wieder in sein Buch. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Im Augenwinkel konnte er sehen, wie Motoki lachend den Tresen wischte und belustigt anfing vor sich her zu pfeifen. „Lassen sich aber reichlich Zeit heute, dabei hab ich extra ein großes Stück Erdbeerkuchen … Wenn man vom Teufel spricht.“ Irritiert sah Mamoru auf und blickte direkt in Motokis grinsendes Gesicht, der in Richtung Eingangstür schaute. „Motoki“, drang ihm Minakos trällernde Stimme in die Ohren und schwungvoll drehte er sich daraufhin etwas zu schnell auf seinem Hocker herum, wodurch ihm beinahe das Buch aus den Händen gerutscht wäre. „Aber nein, da ist niemand nervös.“ „Halt die Klappe“, murmelte er leise und musterte verwundert das kleine Grüppchen, wie es plaudernd den Tresen ansteuerte. Doch eine ganz bestimmte Person fehlte. Wo steckte Usagi? Sonst war sie doch einer der Ersten, wenn es darum ging, an ihren Milchshake zu kommen. „Hey Mamoru“, wurde er von Makoto und den anderen begrüßt und keine Sekunde später hatten sie sich ebenfalls an den Tresen gesetzt. „Hallo“, erwiderte er nur kurz und knapp und drehte sich zurück. Doch konnte er sich einen Blick über die Schulter zurück zur Tür nicht verkneifen, ob Usagi nicht doch noch hinterher kam. Als hätte Motoki seine Gedanken gelesen, wandte er sich, bevor er selbst irgendetwas sagen konnte, an die Mädchen. „Das Übliche für euch?“ Nickend bestätigten sie ihm seine Frage und so griff er nach einigen Gläsern. „Wo habt ihr Usagi gelassen? Muss sie mal wieder nachsitzen?“ Lachend bereitete er die Shakes zu. „Nein nein, heute ausnahmsweise nicht.“ Kopfschüttelnd winkte Minako ab, doch gleich darauf begann sie plötzlich verträumt ihre Hände ineinander zu falten. „Ach, was hat sie nicht für ein Glück.“ Seufzend stimmten ihr die anderen zu und verdutzt blickten sich Motoki und Mamoru kurz an. „Und warum?“, fragte Mamoru nun so beiläufig, wie es ihm möglich war, und nippte an seinem Kaffee. „Sie ist mit Seiya unterwegs. Sie zeigt ihm die Schule … Alle Mädchen der Schule würden sonst was dafür tun, um einen der Three Lights so nahe sein zu können. Sie ist echt zu beneiden", schwärmte Minako weiter. Three Lights? Den Namen hatte er doch schon ein Mal gehört. Das war doch diese komische Popband. Die Mädchen aus seiner Klasse redeten fast täglich darüber. Aber was hatte das zu bedeuten? Warum zeigte Usagi einem von ihnen die Schule? Kapitel 3: ----------- Kapitel 3   „Warum macht Usagi das? Macht so etwas nicht eigentlich eher der Klassensprecher?“ Fragend sah Mamoru die anderen an. „Keine Ahnung. Ich glaube, Seiya hat irgendwie einen Narren an ihr gefressen … Hach, warum konnte ich ihm denn nicht im Park über den Weg laufen und dann einen Kakao mit ihm trinken gehen.“ Seufzend schloss Minako für einen Moment ihre Augen, nur um ihn danach mit ihrem Blick zu fixieren. „Aber warum fragst du?“ Auch die anderen schienen ihn mit einem Mal zu mustern. Hatte er irgendetwas Falsches gesagt? Was hatten sie denn so plötzlich? „Ähm. Nur so?“ Irritiert wandte er sich von Minako und den anderen ab und starrte stur auf seinen Kaffee herunter. Sie war mit diesem Seiya, einen Kakao trinken? Wann war das denn passiert? Hätte sie nicht direkt damit angegeben, wenn sie mit einem Popstar etwas gemacht hatte? Das ergab doch keinen Sinn. Aber ganz dem Anschein nach war es so. Wo hatte sie ihn denn getroffen? Er konnte sich nicht erinnern, dass sie mal irgendwann erwähnt hätte, dass sie auf die Band stehen würde. Aber noch mehr, als die Frage, wo die beiden sich kennengelernt hatten, drängte sich ihm die Frage auf, stimmte es, was Minako sagte, dass dieser Seiya einen Narren an ihr gefressen hatte? Was hieße das denn? Und mochte sie ihn auch? „Mamoru? Hey?“ „Hm? Was?“ Langsam sah er wieder auf und blickte direkt ins Motokis fragendes Gesicht. Verwundert schaute er sich um. Wo waren denn die anderen hin? Wie lange war er denn in seine Gedanken versunken gewesen? „Wo warst du denn gerade? Etwa bei Usagi und diesem Seiya? Mach dir mal keinen Kopf. Du weißt doch, wie unsere Usa ist. Hilfsbereit, wie eh und je.“ Lachend nahm sich sein Freund einen Lappen und polierte einige Gläser. Ja das war sie wirklich. Sie dachte immer erst an andere. Etwas erleichtert widmete er sich wieder seinem Buch. Doch schielte er immer wieder auf die Tür hinter sich. Ob sie denn heute überhaupt noch kam?         „Und hast du schon eine Idee, was du machen möchtest?“ Seufzend zuckte Seiya mit seinen Schultern, schlenderte neben ihr her und begann seinen Kopf zu schütteln. Doch mit einem Mal beugte er grinsend seinen Kopf etwas zu ihr herunter. „Was machst du denn?“ „Das verrate ich dir doch nicht.“ Lässig warf er seine Schultasche über die Schulter und trug sie nun mit beiden Händen auf seinen Rücken. „Ach komm schon. Wäre es nicht toll, wenn wir zusammen einen besuchen würden?“ „Ganz bestimmt nicht“, zischte sie, ging einen Takt schneller und ließ ihn einfach am Tor stehen. Sie wurde aus diesem Seiya einfach nicht schlau. Was wollte er von ihr? Sie kannten sich doch überhaupt nicht. „Nun warte doch Schätzchen.“ Augen rollend blieb sie stehen, drehte sich zu ihm herum und stemmte ihre Hände in ihre Hüften. „Du sollst mich nicht so nennen!“ Langsam holte er sie ein. “Und, was machen wir jetzt?“ Lachend überholte er sie und ging den Weg herunter. „Wir? Wir machen gar nichts.“ Rasch nahm sie nun auch wieder ihre Beine in die Hand und eilte ihm hinterher. „Was machst du denn für gewöhnlich nach der Schule? Ich komm einfach mit.“ Lächelnd drehte er sich zu ihr herum und kippte seinen Kopf etwas zur Seite. Nachdenklich sah sie ihn an. Was sie gewöhnlich nach der Schule machte? Normalerweise würde sie jetzt ins Crown gehen und … Ein stechender Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus. Schwer atmend krallte sie ihre Finger auf der Höhe ihres Herzen in ihre Bluse, blieb stehen und senkte ihren Blick. Nein, sie konnte nicht ins Crown. Nicht heute. Sie würde nur auf ihn treffen. Das würde sie heute noch nicht schaffen. Sie brauchte erst ein Mal etwas Abstand, um nicht direkt in Tränen auszubrechen, wenn sie ihn sehen würde. „Hab, hab ich etwas Falsches gesagt?“, holte Seiyas Stimme sie wieder aus ihren Gedanken und aufgeschreckt sah sie wieder auf. „Nein … alles gut … Hast du nichts zu tun, so als berühmter Popstar?“, fragte sie schnell und versuchte so von sich abzulenken. „Ich hab die nächsten Tage keine Termine. Also, was wollen wir machen?“ Stöhnend pustete sie laut aus und rieb sich mit dem Zeigefinger über die Schläfe. Er konnte es einfach nicht lassen. Die Frage war nur, warum? Er hatte doch Tausende von Fans, wie es dem Anschein hatte, was wollte er also von ihr? Bevor sie allerdings noch weiter darüber nachdenken konnte, ergriff er auch schon wieder das Wort. „Na gut, wenn du keine Idee hast. Ich wüsste etwas. Folg mir einfach.“ Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, ging er davon und ließ sie stehen. Ungläubig sah sie ihm hinterher. „Seiya!“   Schweigend blickte sie durch die große Glasfront auf die Stadt herunter. Die Sonne ging langsam unter und färbte den Himmel in den schönsten Rottönen. Beeindruckt von dem Lichtspiel, fragte sie sich dennoch, warum sie überhaupt mitgegangen war. Sie hätte doch auch einfach nach Hause gehen können. Doch aus irgendeinen ihr noch unerklärbarem Grund hatte er es geschafft sie zu überreden. Andrerseits hatte er recht. Es war wirklich schön hier. Man konnte tatsächlich den ganzen Stress hinter sich lassen. Ohne ihren Blick abzuwenden, sah sie weiterhin hinaus, ergriff dann aber doch räuspernd das Wort. Diese Stille zwischen ihnen war langsam etwas bedrückend. „Kann … kann ich dich etwas fragen?“ „Natürlich.“ Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm. Nervös legte sie ihre Hände auf ihren Schoss, sah dann aber wieder aus dem Fenster der Gondel. „Dir laufen doch zig Mädchen hinterher, warum wolltest du dann unbedingt mit mir etwas machen? Willst du … willst du dich etwa an mich heranmachen? Wenn das so ist, dann muss ich dich enttäuschen … Es gibt da jemand anderen …“ Da außer einem Lachen keine Antwort von ihm kam, wandte sie sich empört wieder zu ihm und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Was gibt es denn da zu lachen?“ Da Seiya aber immer noch lachte, schnaufte sie laut, verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah demonstrativ von ihm weg. Sobald diese dämliche Gondel unten angekommen wäre, würde sie hier verschwinden. Es war eine blöde Idee gewesen, mitzugehen. Er machte sich ja doch nur über sie lustig. „Weißt du … weil du anders, als die anderen bist“, ertönte seine Stimme und ganz zu ihrer Überraschung war er ganz ernst geworden. Irritiert beobachtete sie ihn, wie er nun wiederum nachdenklich aus dem Fenster sah. „Wie meinst du das?“ Lächelnd schaute er wieder zu ihr und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. „Die anderen sehen in mir einfach nur den Popstar von den Three Lights. Sie himmeln mich an, würden alles für mich machen, und ja ich bin auch wirklich dankbar für meine Fans, aber ist es manchmal doch etwas einsam. Sie sehen nicht mich. Sondern nur das Idol, was sie sehen wollen. Wer ich wirklich bin, wissen sie doch gar nicht … Du hingegen bist, selbst jetzt, wo du weißt, wer ich bin, nicht anders zu mir. Deswegen.“ „Ach so“, flüsterte sie leise, überrascht von seiner Antwort. Damit hatte sie nicht gerechnet. Zwinkernd drehte er sich wieder zu der großen Glasscheibe. Musternd beobachtete sie ihn. Von dieser Seite hatte sie das noch gar nicht betrachtet. Wenn er das so erzählte, musste es wirklich ganz schön einsam manchmal sein. „Woher wusstest du überhaupt, dass wir zur gleichen Schule gehen? Deswegen hattest du doch gesagt, dass wir uns jetzt öfter sehen, oder?“ Wieder schlich sich ihm ein Grinsen auf das Gesicht. Mit hochgezogenen Augenbrauen beugte er sich etwas zu ihr herüber und zeigte auf sie. „Deine Uniform.“ „Meine Uniform?“ Erstaunt blickte sie an sich herunter. Was meinte er denn jetzt? „Ja. Ich habe sie erkannt und gewusst, dass du auf die Schule gehst, auf die ich von nun an auch gehen werde. Dass wir allerdings auch in dieselbe Klasse gehen würden, davon hatte ich keine Ahnung. Aber eine wirklich lustige Überraschung. Findest du nicht?“ Schnell schüttelte sie ihren Kopf. Allerdings konnte sie sich ein Lächeln auch nicht länger verkneifen. Es war definitiv eine Überraschung gewesen. Immer näher kamen sie wieder den Boden, wodurch sie einige Fotografen um das Riesenrad herumwuseln, sehen konnte. „Wenn die ein Foto von uns zusammen machen, bringt dir das bestimmt eine Menge Ärger ein. Jeder wird sagen, Seiya hat eine neue Freundin.“ Erhobenen Zeigefingers deutete sie auf die Fotografen. „Das wäre mir vollkommen egal.“ Mit gerunzelter Stirn nahm sie ihre Hand wieder herunter. „Mir aber nicht.“ „Weil dein Freund dann sauer wird. Stimmt´s?“ Kurz erstarrte sie bei seinen Worten, doch dann wandte sie ihren Blick von ihm ab, knetete ihre Hände ineinander und seufzte leise auf. „Ich hab keinen Freund …“ „Sagtest du nicht eben noch, dass es da jemanden gäbe?“ Nickend sah sie ihm wieder in die Augen und sie konnte nicht verhindern, dass ihr bei dem Gedanken an Mamoru und seinen Worten über sie, die Tränen in die Augen stachen. „Ach so. Verstehe …“, murmelte Seiya bloß leise und erneut breitete sich Stille zwischen ihnen aus. Sie wollte gerade noch etwas sagen, als die Gondel plötzlich ruckelte und mit einem lauten Pling, die Tür auf ging. Rasch stand sie daher auf und stieg, gefolgt von Seiya, aus.     Ein weiteres Mal sah Mamoru auf seine Uhr. Sie kam heute wohl wirklich nicht mehr. Nachdenklich klappte er sein Buch zu, verstaute es in seiner Tasche und fischte sein Portemonnaie heraus. Er wollte gerade das Geld für seinen Kaffee abzählen, als ihm die Stimmen von Usagis Freundinnen in die Ohren drangen. Sie wollten offenbar auch gerade gehen. Sicht nichts weiter darüber denkend, legte er das Kleingeld auf den Tresen. Er rutschte gerade von dem Hocker herunter, als Minakos lautes Seufzen doch wieder seine Aufmerksamkeit erregte, da er deutlich Usagis Namen heraushören konnte. Still verharrte er in seiner Position, als sie an ihm vorbeiliefen, und lauschte ihren Worten. „Da muss sie uns aber morgen alles genau erzählen, wenn sie jetzt sogar nach der Schule mit ihm etwas unternimmt. Ich bin ja so neidisch auf sie.“ „Also Minako. Jetzt freu dich doch einfach für sie.“, ermahnte Makoto ihre Freundin. Er konnte im Augenwinkel sehen, wie sie die Tür erreichten und dabei waren das Crown zu verlassen. „Hoffentlich vergisst sie ihre Hausaufgaben dabei nicht“, ertönte nur noch Amis Stimme und schon verstummten die Stimmen, da sich die Tür wieder schloss. Nachdenklich sah er ihnen durch die große Glasfront hinterher. Sprachen sie etwa von Usagi und diesem Seiya? „Endlich Feierabend“, stöhnte Motoki plötzlich hinter ihm und klopfte ihm auf die Schulter. „Wollen wir zusammen raus?“ „Was? Ach so. Ja. Klar.“ In einer Handbewegung schnappte er sich seine Tasche, folgte seinem Freund und verließ mit ihm zusammen das Crown. „Gehst du durch den Park nach Haus?“ Nickend bestätigte Mamoru Motoki seine Frage. Schweigend liefen die beiden in Richtung des Parks und hatten ihn nach kurzer Zeit auch schon erreicht. „Ich kann dir ihre Nummer geben.“ Irritiert zog Mamoru seine Augenbrauen zusammen und sah Motoki fragend an. „Na von Usagi.“ Demonstrativ wedelte er mit seinem Handy herum. „Und dann?“ „Na, dann kannst du sie einfach anrufen und … Obwohl …“ „Obwohl?“ Genervt atmete er aus. Manchmal war es schon etwas nervig, Motoki alles aus der Nase ziehen zu müssen. Doch anstatt ihm zu antworten, zeigte dieser plötzlich mit seinem Zeigefinger auf etwas. „Was hast du denn je...“ Prompt verschlug es ihm jedoch die Sprache, als er bemerkte, auf was beziehungsweise wen, Motoki gerade zeigte. Da stand tatsächlich, nicht weit von ihnen entfernt, Usagi und sah auf die große Uhr hinauf. „Das ist wohl Schicksal … Hey Usagi!“, rief Motoki mit einem Mal und winkte mit einem breiten Lächeln zu ihr herüber. „Hey, was soll das denn“, zischte er leise und sah seinen Freund böse an. „Du wolltest sie, wenn du sie das nächste Mal siehst, fragen. Also. Jetzt ist das nächste Mal.“ Grinsend zwinkerte Motoki ihm zu und steckte seine Hände in die Taschen. Langsam wanderte Mamorus Blick wieder zu Usagi herüber, die wiederum mit großen Augen zu ihnen herüber schaute. Sie sah beinahe schon verschreckt aus. Was hatte sie denn? Bevor er aber überhaupt die Chance bekommen konnte, das herauszufinden, drehte sie sich plötzlich, ohne ein Wort zu sagen, herum und rannte davon. „Usagi? Hey, warte doch!“, rief Motoki ihr noch hinterher und wedelte dabei wild mit seinen Händen herum. Doch ohne Wirkung. Sie lief einfach immer weiter, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwunden war. „Was war das denn jetzt?“ Kopfschüttelnd sah Mamoru in die Richtung, in die sie gelaufen war. „Keine … Ahnung?“, erwiderte Motoki genau so ratlos, wie er und schüttelte auch bloß seinen Kopf.   Kapitel 4: ----------- Kapitel 4   Mit Tränen in den Augen lief sie los. Sie hörte zwar noch, wie Motoki ihr hinterher rief, doch drehte sie sich nicht zu ihm herum. Er oder besser gesagt Mamoru, sollte nicht sehen, dass sie beinahe weinte. Mussten sie auch ausgerechnet auftauchen, wenn sie dort war? Warum war sie nicht einfach, wie sie es vorgehabt hatte, direkt nach Hause gegangen. Ohne auf ihre Umgebung zu achten, rannte sie einfach immer weiter, bis sie plötzlich gegen einen Widerstand lief, dadurch zurück stolperte und auf ihren Hintern fiel. „Autsch.“ Mit zusammengekniffenen Augen rieb sie sich über die schmerzende Stelle. „Schätzchen.“ Langsam öffnete sie wieder ihre Lider und blickte vorsichtig auf. „Seiya … “ „Weinst du?“ Mit gerunzelter Stirn hockte er sich vor sie und legte seinen Kopf etwas schief. Sofort wischte sie sich mit dem Ärmel über ihr Gesicht und schüttelte ihren Kopf. „Nein … nein, tu ich gar nicht“, schniefte sie leise, doch merkte sie selbst, dass es alles andere als überzeugend klang. Lächelnd richtete er sich wieder auf und hielt ihr ihre Hand entgegen. „Wolltest du nicht nach Hause?“ Schwer atmend griff sie nach seiner Hand, ließ sich von ihm hochziehen und zuckte unschlüssig mit ihren Schultern. Hätte sie genau das auch Mal lieber gemacht und wäre nicht diesen dämlichen Umweg durch den Park gegangen. Tokio war so groß, und doch musste sie ausgerechnet ihm über den Weg laufen. Mit zittrigen Fingern ballte sie ihre Hände zu Fäusten und versuchte krampfhaft ihre Tränen zu unterdrücken. Innerlich schimpfte sie mit sich selbst. Warum musste sie auch so eine Heulsuse sein. Kein Wunder, dass Mamoru von ihr genervt war. „Verdammt“, fluchte sie leise, als sie merkte, wie ihr die ersten Tränen die Wangen herunter kullerten. Ruckartig wischte sie sie wieder weg und sah verschämt zu Boden. „Hey Schätzchen. Was ist denn los?“ Schniefend zog sie ihre Nase hoch und sah immer noch nicht wieder auf. Zu peinlich war ihr die ganze Situation. „Gar nichts.“ Räuspernd wollte sie ihm gerade mitteilen, dass sie jetzt dringend los musste, als sie plötzlich zwei Arme um ihren Körper spürte, von denen sie in eine Umarmung gezogen wurde. Überrumpelt von dieser plötzlichen Aktion, stand sie einfach nur da und wagte sich keinen Zentimeter zu bewegen. „Manchmal tut eine Umarmung und darüber zu sprechen gut, wenn einem etwas bedrückt.“ Beruhigend strich er ihr dabei über den Rücken und sie musste sich eingestehen, dass es tatsächlich gut tat einfach in den Arm genommen zu werden. Langsam löste er sich dann aber wieder von ihr und lächelte ihr aufmunternd zu. „Ich bin ein guter Zuhörer. Und kann ein Geheimnis für mich behalten.“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihr ein Lächeln über das Gesicht huschte, doch sofort verzog sich ihre Miene wieder. „Ach es ist blöd. Total kindisch. Da ist dieser Junge, in den ich … Ach eigentlich auch nicht so wichtig.“ Schnell wedelte sie mit ihrer Hand und setzte wieder ein Lächeln auf. „Liebe ist doch kompliziert“, seufzte Seiya mit einem Mal, steckte seine Hände in die Hosentaschen und ließ sich auf die Parkbank neben ihnen fallen. Irritiert betrachtete sie ihn, wie er mit schiefer Miene, einen kleinen Stein mit seinem Fuß wegkickte. Sie dachte über seine Worte nach. Liebe ist kompliziert? Was meinte er damit? Erst jetzt viel ihr dabei auf, dass sie gar nicht wusste, ob er überhaupt eine Freundin besaß. „Du, Seiya?“ „Ja?“ Langsam ging sie nun ebenfalls zu der kleinen Parkbank und nahm neben ihm Platz. „Hast du eigentlich eine Freundin?“ „Warum möchtest du das denn wissen, Schätzchen?“ Wieder grinsend beugte er sich ganz nah zu ihr herüber, was ihr die Röte in die Wangen schießen ließ. Ruckartig rutschte sie daher etwas von ihm weg und drehte ihren Kopf zur Seite. „Bild dir ja nichts ein. Ich wollte bloß höflich sein.“ Laut lachte er auf und im Augenwinkel konnte sie sehen, wie er sich Arme hinter dem Kopf verschränkt nach hinten lehnte. „Was ist daran jetzt wieder so lustig?“ „Du bist wirklich niedlich.“ „Bin ich nicht.“ Empört schnaufte sie auf und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Doch als sich Seiyas Gesichtsausdruck verzog und er schon beinahe traurig aussah, nahm sie ihre Arme wieder herunter. Mit großen Augen schaute sie ihn an. Was hatte er denn jetzt? Wehmütig sah er hinauf in den Himmel. Nachdenklich folgte sie seinem Blick. Die letzten Sonnenstrahlen schienen durch die Wolken und die rote Abenddämmerung wich langsam der Nacht. Wie spät es wohl war? Hastig sah sie auf ihr Handy und wollte gerade panisch aufspringen, da sie bald zu Hause sein sollte. Doch bevor sie dazu kam, räusperte sich Seiya plötzlich und so wandte sie sich ihm wieder zu. „Nein. Ich habe keine Freundin.“ Schief grinsend zuckte er mit den Schultern und nahm seine Arme wieder herunter. „Aber es gibt da ein Mädchen. Doch weiß ich, dass sie sich nicht für mich interessiert … Also, um auf deine Frage von vorhin zurückzukommen, nein ich will dich nicht anmachen. Wir haben uns zwar gestern erst kennengelernt, aber ich mag dich irgendwie. Rein freundschaftlich.“ Sprachlos sah sie ihn an. Damit hätte sie nun nicht gerechnet. Wobei ihr ein wenig ein Stein vom Herzen fiel, dass er nicht auf diese Weise Interesse an ihr hatte. Denn das hätte sie niemals erwidern können. „Wo .. woher weißt du denn, dass sie kein Interesse an dir hat?“ „Du musst mir versprechen, dass du es niemanden erzählst. Nicht deinen Freundinnen oder sonst wen.“ „Versprochen.“ Energisch nickte sie und wartete darauf, dass er weiter sprach. „Naja, sie ist mit meinem Bruder zusammen.“ Zwinkernd setzte er wieder ein Lächeln auf und rutschte etwas zu ihr herüber. „So, jetzt habe ich dir etwas erzählt, was niemand anderes außer dir nun weiß. Jetzt bist du dran.“ Erstarrt sah sie ihn einfach nur an. Konnte sie es ihm sagen? Aber warum eigentlich nicht, er hatte ihr ja auch etwas ganz Persönliches erzählt. Er vertraute ihr offenbar, obwohl sie sich gestern erst kennengelernt haben. Sie könnte ja theoretisch auch damit nun an die Presse gehen. Tief atmete sie also noch ein Mal ein, knetete ihre Hände zusammen und zuckte dann mit ihren Schultern. „Also, da gibt es diesen Jungen …“ Schief lächelnd beendete sie ihre Erzählung. „Da haben wir beide wohl kein Glück in der Liebe. Vielleicht sollten wir uns einfach zusammentun.“ Lachend stand er auf und streckte seine Arme von sich. „Was?“ Entsetzt starrte sie zu ihm herauf. Hatte er nicht gerade noch etwas anderes behauptet? Immer noch lachend drehte er sich herum, beugte sich zu ihr herunter und tätschelte ihr über den Kopf. „Ein Scherz.“ „Seiya!“ Böse sah sie ihn an, doch hielt sie es nicht lange aus und musste mitlachen. „Sag mal Schätzchen, musst du nicht nach Hause?“ Ruckartig sprang sie auf und begann auf ihren Füßen herumzutippeln. „Verdammt. Ja!“ Winkend lief sie, wie von der Tarantel gestochen, los und sah noch kurz über ihre Schulter zurück, „Bis morgen.“     Gähnend hetzte Usagi am nächsten Morgen zu ihrem Klassenraum. Natürlich hatte sie mal wieder verschlafen. Ihr Bett war aber auch einfach zu gemütlich so früh am Morgen. Stolpernd betrat sie die Klasse und blieb abrupt stehen, als plötzlich alle zu ihr starrten und begannen zu tuscheln. Was war denn jetzt los? Irritiert runzelte sie ihre Stirn. Fragend suchte sie den Raum nach ihren Freundinnen ab, doch lange mussten sie nicht suchen, da diese schon hektisch auf sie zu gestürmt kamen. „Was ist denn hier los?“ „Das wüssten wir gerne von dir. Warum sagst du uns denn nichts?“ Verwundert hob Usagi eine Augenbraue in die Höhe. „Was meinst du?“ Hektisch hielt Minako eine Zeitung in die Höhe und tippte aufgeregt herauf. „Das da?“ „Wie, das da … Was?“, rief sie laut und riss Minako die Zeitung aus der Hand. „Das stimmt nicht!“ Skeptisch wurde sie von ihren Freundinnen betrachtet. Auch ihre anderen Klassenkameraden schienen sie zu mustern. Stöhnend drückte sie daher Minako die Zeitung zurück in die Hände, lief zu ihrem Platz und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. „Du kannst es uns doch sagen. Wir freuen uns doch für dich.“ Lächelnd legte Makoto ihre Hand auf ihre Schulter. „Aber so ist das überhaupt nicht. Wir haben bloß etwas zusammen unternommen. Mehr nicht.“ „Und, was hast du da in der Tüte?“ Ertappt drückte sie den Beutel enger an ihren Körper. Hätte sie geahnt, dass sie so etwas heute erwartete, hätte sie es lieber nicht mit in die Schule genommen. „Naja, also Seiyas Jacke und sein Regenschirm … Hatte er mir geliehen“, murmelte sie kleinlaut und rutschte dabei weiter auf ihrem Stuhl herunter. Das würde ein langer Tag werden.       Kurz sah Mamoru ein weiteres Mal auf seine Uhr und betrat dann das Crown. Den ganzen Tag über beschäftigte ihn schon Usagis komisches Verhalten. Das war jetzt schon das zweite Mal gewesen, dass sie davon gelaufen war. Was hatte sie denn? Sonst konnte sie es doch auch kaum erwarten, mit ihm zu zanken. Zumindest hatte er das Gefühl, das es so war. Nachdenklich steuerte er den Tresen an, hinter dem Motoki offenbar gerade irgendetwas angeregt zu lesen schien. Normalerweise wurde er sonst sofort von ihm begrüßt, wenn er hereinkam. „Was gibt es denn so Spannendes? Lachend setzte er sich auf einen Hocker. „Mamoru! G-gar nichts.“ Fast schon panisch nahm Motoki die Zeitung herunter und hielt sie hinter seinen Rücken. Stirnrunzelnd beobachtete er seinen Freund. So kannte er ihn gar nicht. „Hast du irgendetwas Peinliches gelesen oder was ist los?“ Immer noch lachend versuchte er hinter seinen Rücken zu schauen. Er musste unbedingt wissen, was seinen Freund so nervös machte. „Ha ha ha. Ja genau … Und das Übliche?“ Übertrieben lachte Motoki und hielt die Zeitung weiterhin versteckt. Schnell nickte er. Er merkte sofort, das Motoki versuchte abzulenken, also ging er erst ein Mal auf das Spiel ein. Nun war er wirklich neugierig, was sein Freund da vor ihm versteckte. „Kommt sofort.“ Verlegen kichernd stopfte Motoki die Zeitung unter den Tresen in die Regale, drehte sich schwungvoll herum und lief auf die Kaffeemaschine zu. Jetzt oder nie. Flink beugte er sich über den Tresen und zog die Zeitung wieder heraus. „Wollen wir doch mal sehen, was dir so peinlich ist.“ „Hey. Lass das!“, schimpfte Motoki, aber es war zu spät. Grinsend schlug er die Zeitung auf. Doch von der einen Sekunde zu anderen änderte sich Mamorus Stimmung. Mit großen Augen sah er auf das Foto. Was hatte das zu bedeuten? Es zeigte Usagi in einer Umarmung mit diesem Seiya. Er erkannte ihn sofort, nachdem er gestern nach dieser Popband gegoogelt hatte. Sein Blick wanderte herauf zur Überschrift.   Dauersingle Seiya (Sänger bei den Three Lights) etwa in festen Händen?   „Du weißt doch, was die Klatschpresse so schreibt. Um keine Story zu schade.“ Mit gerunzelter Stirn stellte Motoki die Kaffeetasse ab. „Ich würde da nichts drauf geben.“ „Ich muss los.“ Schwer atmend klatschte er die Zeitung vor sich auf den Tresen, griff nach seiner Tasche und rutschte von dem Hocker herunter. „Hey jetzt warte doch mal“, rief ihm sein Freund zwar hinterher, doch er wollte nur noch weg hier und verließ schnellen Schrittes das Crown.             Erleichtert lehnte sich Usagi gegen die Stuhllehne, als die ersehnte Schulklingel endlich das Ende des Schultages ankündigte. Summend packte sie ihre Sachen zusammen, rutschte mit dem Stuhl nach hinten und stand langsam auf. Sie wollte sich gerade zu Seiya herumdrehen, als sich Minako und die anderen plötzlich vor sie stellten. „Kommst du noch mit ins Crown? Rei wollte auch kommen“, fragte Ami und lächelte sie erwartungsvoll an. „Ich .. ich weiß nicht.“ Seufzend klammerte sie die Finger um den Tragegurt ihrer Tasche. „Na los. Du warst schon über eine Woche nicht mehr mit uns dort. Rei beschwert sich auch schon. Du kannst Seiya ja mitnehmen.“ Zwinkernd schielte Minako an ihr vorbei und lächelte Seiya an. „Euch zwei kann ja im Moment eh keiner trennen.“ „Minako!“ Rot um die Nasenspitze hielt sie die Luft an. Ja, es stimmte zwar, dass die beiden die letzte Woche viel unternommen hatten. Aber es war definitiv nicht so, wie Minako oder die anderen dachten. Sie mochten sich einfach, als Freunde. Da waren sich beide einig. Außerdem konnte sie sich gegenseitig gut von ihrem Liebeskummer ablenken. Aber das konnte sie den anderen nicht sagen. Sie hatte ihm versprochen, niemanden zu erzählen, dass er in Yatens Freundin verliebt war. „Ich hab heute Zeit. Warum nicht.“ Lächelnd stellte sich Seiya neben sie und legte seinen Arm über ihre Schultern. „Ich wollte mir das Crown ohnehin mal ansehen.“ „Super!“, quietschte Minako und beugte sich dann verschwörerisch ganz nah zu Seiya herüber. „Was meinst du, kommen deine Brüder vielleicht auch mit?“ Augen rollend schüttelte Usagi ihren Kopf. Ihre Freundin war einfach unverbesserlich. „Ich glaube nicht, sie sind lieber unter sich.“ „Schade.“ Seufzend pustete Minako aus und setzte sich dann in Bewegung. „Na dann lasst uns mal los.“     Kapitel 5: ----------- Kapitel 5   Stutzig sah Mamoru durch die große Fensterfront ins Crown hinein. Saß dort nicht Usagi? Er hatte schon fast gar nicht mehr damit gerechnet, sie heute zu sehen, seitdem sie sich seit über einer Woche nicht mehr blicken lassen hatte. Allerdings war sie nicht alleine. Sie saß dort mit ihren Freundinnen und diesem Seiya? Was wollte der denn hier? Stutzig lief er weiter zum Eingang, trat herein und steuerte sofort seinen Stammplatz bei Motoki am Tresen an. Sein Blick wanderte allerdings direkt wieder zu Usagi. Sie schien sich ja prächtig mit diesem Seiya zu verstehen. Stimmten die Gerüchte vielleicht doch? Ständig wurde sie von ihm betatscht. Angespannt presste er seine Kiefer aufeinander. Hatte Motoki recht? War er nachher zu spät? „Mamoru? Hallo?“, drang eine Stimme in seine Ohren und verwundert drehte er sich herum, wodurch er sehen konnte, das Motoki mit seiner Hand vor ihm herumschnippte. „Was ist denn?“     Nur halbherzig verfolgte Usagi dem Gespräch der anderen. Zu sehr lenkte sie die Tatsache ab, dass Mamoru vor geraumer Zeit das Crown betreten hatte und die ganze Zeit zu ihr herüberstarrte. Was sollte das? Wollte er sie provozieren? Aber wozu? „Also ich dachte immer, so ein Popstar hetzt von einem Termin zum Nächsten und hätte keine Zeit einfach mal in einem Café zu sitzen“, ertönte die Stimme von Rei und so beschloss sie einfach Mamoru keine Beachtung mehr zu schenken. Tief einatmend blickte sie zu ihrer Freundin, die gerade lächelnd in ihrem Kuchen herumstocherte. Mamoru konnte ihr doch gestohlen bleiben. Wenn sie sich das immer wieder sagte, würde sie es vielleicht auch irgendwann wirklich so fühlen. Zumindest brach sie nicht gleich in Tränen aus, wenn sie ihn sah. Das war doch schon etwas. „Wenn wir auf Tour mit Presseterminen sind, ist das auch so. Aber die ist zu Ende und wir arbeiten das nächste Jahr an unserem neuen Album, hier in Tokio. Daher ist eher ruhig zurzeit. Außerdem wollte unsere Managerin uns etwas Auszeit geben, damit wir auch mal ganz normale Teenagererfahrungen machen können. Schule und das ganze Zeug. Du verstehst“, antwortete Seiya. Grinsend zwinkerte er ihr dann aber mit einem Mal zu und stupste ihr gegen die Schulter. Prompt schoss ihr Mal wieder die Röte in die Wangen. „Seiya!“, zischte sie und stöhnte leise auf. Er konnte es, einfach nicht lassen. Er musste das Gerücht doch nicht noch mehr anfeuern, dass die beiden ein Paar wären. Ihr Freundinnen allerdings beachteten sie schon gar nicht mehr und diskutierten schon wieder über das nächste Thema. Tief atmete sie ein und, wie automatisch, richtete sie ihren Blick in Richtung Tresen. Sie wollte es nicht, aber sie konnte einfach nicht anders. Zum Glück sah Mamoru gerade nicht herüber, da er in eine Diskussion mit Motoki vertieft zu sein schien. Sie wollte sich gerade wieder dem Gespräch ihrer Freundinnen widmen, als sie merkte, wie Seiya ganz dicht an sie heran rutschte. „Ist er das?“, flüsterte er ihr ins Ohr und deutete auf Mamoru. Sofort erstarrte sie, doch ihr Herz begann, wie wild zu schlagen. War es so offensichtlich, was sie für diesen dummen Idioten empfand? Zögerlich nickte sie dann aber. Seiya konnte es ruhig wissen. Er kannte ihn ja ohnehin nicht. Es schien fast so, als ob Seiya noch etwas sagen wollte, doch kam er nicht mehr dazu, da Rei plötzlich das Wort an sie richtete. „Motoki scheint uns wohl vergessen zu haben. Kannst du mal fragen gehen, wo unser Nachschub bleibt?“ „Ich?“ Mit großen Augen zeigte Usagi mit ihrem Finger auf sich und sah danach in Richtung Tresen. Das war doch nicht ihr ernst. Sah Rei denn nicht, dass Mamoru genau dort gerade saß? „Ja? Du sitzt doch ganz außen. Oder sollen wir uns hier rausquetschen?“ Kichernd schüttelte Rei ihren Kopf und wandte sich wieder Makoto zu. Tief sog sie die stickige Luft des Crowns in ihre Lungen. Hin und her überlegend stand sie dann aber entschlossen auf. Mamoru durfte nicht ihr Leben bestimmen. Sie würde ihn einfach nicht beachten. Ein letztes Mal atmete sie tief ein, straffte ihre Schultern und marschierte erhobenen Hauptes zu Motoki herüber, der anscheinend immer noch mit Mamoru zu diskutieren schien. Mit etwas Abstand blieb sie neben Mamoru stehen, lehnte sich gegen den Tresen und setzte ein breites Lächeln auf. „Hey Motoki, sag mal hast du uns vergessen?“ Abrupt verstummten die beiden und sahen langsam zu ihr herüber. Sie sahen beinahe so aus, wie kleine Jungen, die man bei etwas Verbotenem erwischt hatte. Was war denn mit denen los? „U-usa. Sorry. I-ich mach es gleich fertig“, stammelte Motoki fiepsig. Hektisch drehte er sich herum und schnappte sich einige Gläser, wobei ihm eines von ihnen fast aus seinen Händen gerutscht wäre. So kannte sie Motoki gar nicht. Normalerweise machte er das im Schlaf. Was hatte er denn? Schulterzuckend wollte sie sich gerade wieder herumdrehen, um zu den anderen zurückzugehen, als ein lautes Räuspern neben ihr ertönte. Langsam drehte sie sich herum und blickte direkt in Mamorus ernste Miene. Er fixierte sie und funkelte sie regelrecht böse an. Wieso sah er sie denn so an? „Stimmt es? Stimmt es, dass du mit diesem Seiya zusammen bist?“, brummte er zwischen seinen zusammengepressten Lippen hervor und abermals fragte sie sich, womit sie ihn denn nun wieder genervt haben soll. Sie ließ ihn doch in Ruhe. Sprach ihn nicht ein Mal an. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ Schwungvoll drehte sie sich auf ihrem Absatz herum und wollte gerade davon stürmen, als sie plötzlich Finger spürte, die sich um ihr Handgelenk legten. Eine angenehme Wärme breitete sich von ihrem Handgelenk ausgehend in ihrem gesamten Körper aus. Verdutzt schaute sie herunter und folgte Mamorus Arm, bis sie in sein Gesicht blickte. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust. Sie konnte nicht verhindern, dass sein bohrender Blick sie am Gehen hinderte. Und so versank einfach in dem Blau seiner Augen. Innerlich verfluchte sie ihren Körper, dass dieser einzige Blick, die Berührung, so eine Reaktion in ihr auslöste. „Ja oder nein?“ Ernst sah er ihr dabei in die Augen. Es schien ihn wirklich zu interessieren, aber warum? Glaubte er nicht, dass sie, das dumme kleine Blondchen, so einem Mann abbekommen könnte? „Ich weiß nicht, wozu das wissen möchtest.“ „Weil … Jetzt sag einfach!“ Seufzend ließ er sie los und fuhr sich durch seine Haare. War er nervös? Doch schnell schüttelte sie unbemerkt ihren Kopf. Das war Quatsch. Warum sollte er nervös sein. Aber warum sagte er denn nicht einfach, warum er es wissen wollte? Stumm beobachtete sie ihn, und ohne, dass sie es wollte, schossen ihr mit einem Mal wieder seine Worte in den Kopf. Ich aber nicht auf sie! Sie ist einfach nur ein nerviges kleines Blondchen, das nicht kapiert, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Es war wie ein erneuter Stich tief in ihrem Herzen. Sie merkte, wie sich allmählich wieder Tränen in ihre Augen bildete und so senkte sie sofort ihren Blick. „Ich … ich hab euch gehört … dich und Motoki.“ Sie konnte im Augenwinkel sehen, wie er stehen blieb. „Was?“ Ruckartig hob sie wieder ihren Kopf und blickte direkt in seine weit aufgerissenen Augen. Ertappt dachte sie sich. Er wollte vermutlich nicht, dass sie es hörte, denn dazu war der Herr ja zu sehr auf seine Etikette bedacht, als dass er es ihr direkt in ihr Gesicht sagen würde. „Ich hab gehört, was du über mich gesagt hast.“ „Das heißt, du weißt es? Du weißt, was ich für dich-“ Abrupt hob sie ihre Hand und brachte ihn damit zum Schweigen. „Hör auf. Ich weiß es. Ich weiß, was du über mich denkst. Und da ich … da ich nun mal anders fühle, wäre es besser, wenn wir uns in Zukunft aus dem Weg gehen. Also lass mich bitte einfach in Ruhe“, flüsterte sie halb und versuchte krampfhaft ihre Tränen zu unterdrücken. Zitternd drehte sie sich von ihm weg. Er sollte nicht sehen, wie sie nachher anfing zu weinen. Die Blöße durfte sie sich nicht geben. „Ich muss leider los. Irgendwelche Probleme im Proberaum.“ Verdutzt zuckte sie zusammen. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie Seiya sich neben sie gestellt hatte. Mit zusammengepressten Lippen sah sie zu ihm. Sie musste ziemlich erbärmlich aussehen, denn sofort legte er besorgt seinen Arm um sie und zog sie etwas zu sich. „Alles in Ordnung Schätzchen?“ Zaghaft nickte sie ihm zu und wischte sich verstohlen über ihr Gesicht. „Du … du musst los?“, krächzte sie leise und würdigte Mamoru keines Blickes mehr. „Ja … ich muss kurz in den Proberaum. Ähm, möchtest du vielleicht mitkommen?“ Verschwörerisch zwinkerte er ihr zu und sie merkte genau, wie sein Blick an ihr vorbei zu Mamoru wanderte. Schnell nickte sie und sah über ihre Schulter zu Motoki, der sie mit großen Augen ansah. „Für uns beide nichts mehr.“ Schnell wandte sie sich wieder an Seiya. „Ich hol nur kurz meine Tasche.     Immer noch fassungslos und unfähig etwas zu sagen, beobachtete Mamoru Usagi, wie sie zu den anderen herüberlief, ihre Tasche holte und dann ohne ihn noch mal anzusehen, mit diesem Seiya das Crown verließ. War das gerade wirklich passiert? Hatte sie ihm gerade tatsächlich einen Korb gegeben, bevor er sie überhaupt fragen konnte? Und warum nannte dieser Typ sie Schätzchen? Ganz dem Anschein nach waren sie wirklich ein Paar. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie Motoki mit den Getränken zu dem Tisch mit Usagis Freundinnen huschte und mit einem leeren Tablett wieder zu ihm eilte. Besorgt schien er ihn zu mustern und legte eine Hand auf seine Schulter. „Alles Okay? Ich konnte nicht verhindern, dass ich alles mit angehört habe. Ich glaub das nicht. Da muss-“ „Lass gut sein. Die Sache hat sich erledigt“, knurrte er nur, griff nach seiner Tasche und stampfte los. „Hey! Jetzt hau doch nicht ab. Lass uns darüber reden!“ Ohne auf Motoki zu reagieren, ging er schnellen Schrittes auf die Tür zu und verschwand ebenfalls aus dem Crown.     Schweigend saß Usagi neben Seiya im Auto und sah gedankenverloren hinaus. Es war gut, dass sie es Mamoru gesagt hatte. Nun konnte sie mit der ganzen Mamoru-Geschichte abschließen und wieder nach vorne blicken. Seufzend griff sie sich bei den Gedanken allerdings an ihre Brust. Wenn ihr Herz nur nicht so schwer dabei wäre. Ein leises Pfeifen ließ sie jedoch wieder zu Seiya drehen. Er sah gerade ebenfalls aus dem Fenster und tippte dabei rhythmisch mit seinen Fingern auf seinem Bein herum. „Danke übrigens.“ Irritiert kippte sein Kopf etwas zur Seite. Er hörte auf zu pfeifen und hob eine Augenbraue in die Höhe. „Wofür?“ „Dass ich mitkommen darf. Ich hätte keine Sekunde länger da bleiben können.“ Verlegen schob sie ihre Schultern in die Höhe und senkte ihren Blick. „Dafür sind Freunde doch da … Ah, wir sind da.“ Der Wagen kam zum Stehen und lächelnd öffnete er die Tür. Freudig hielt er ihr seine Hand entgegen und so ließ sie sich von ihm aus dem Auto ziehen. Mit großen Augen sah sie auf das Gebäude. Es war ein riesiger Wolkenkratzer. „Wow. Und dort drinnen ist das Tonstudio?“ „Auch. Ja.“ Erstaunt folgte sie ihm zu einer großen Glastür. Sie traten hinein und augenblicklich sah eine Empfangsdame von ihrem Tresen auf. „Kou. Ich werde erwartet. Sie gehört zu mir.“ Die braunhaarige Dame nickte bloß und so zog Seiya sie weiter in Richtung eines Fahrstuhls. Flink drückte er auf den Knopf und wenige Sekunden später öffneten sich die Türen. „Warst du schon ein Mal in einem Tonstudio?“ Kopfschüttelnd betrat sie mit ihm dem Fahrstuhl. Grinsend drückte Seiya auf die entsprechende Etage und schon setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. „Alle stellen sich immer irgendetwas Besonderes vor, doch ist es bloß ein Raum mit viel Technik und einem weiteren Raum, wo alles aufgenommen wird. Ganz unspektakulär.“ „Okay.“ Hörte sich ja wirklich nicht so spannend an, aber neugierig war sie dennoch. Sie kam schließlich nicht alle Tage dazu, sich mal so etwas anzusehen. Mit einem lautem Pling öffneten sich wieder die Türen und rasch verließen sie den Aufzug. Lächelnd führte Seiya sie durch lange Flure mit zig Türen. Wäre er nicht bei ihr, hätte sie sich mit Sicherheit schon längst verlaufen. Erneut bogen sie in einen weiteren Flur ein, als Seiya abrupt stehen blieb. Von der einen Sekunde zur anderen verzog sich seine Miene. Verwundert folge sie seinen Blick. Was hatte er denn? Doch dann entdeckte sie Yaten, wie dieser knutschend mit einem Mädchen an die Wand angelehnt stand. Das war also das Mädchen, in welches Seiya verliebt war. Ein lautes Räuspern seitens Seiya ließ die beiden auseinanderfahren. „Seiya. Da bist du ja endlich. Oh, hallo Usagi.“ „Ähm. Hi“, antwortete sie Yaten bloß kurz und sah wieder zu Seiya, der immer noch wie angewurzelt an Ort und Stelle stand. Lächelnd sah das rothaarige Mädchen zu ihr herüber. „Ach, du bist also Usagi. Ich habe schon viel von dir gehört. Schön dich kennenzulernen.“ „Äh ja. Ebenfalls?“ Immer noch lächelnd verbeugte sich das Mädchen dann aber plötzlich. „Wie unhöflich von mir. Ich bin Kakyuu.“   Kapitel 6: ----------- Kapitel 6   Stumm saß Usagi in dem kleinen Raum, sah durch die Glasscheibe in die kleine Kammer und beobachtete Seiya und seine Brüder, wie sie irgendwelche Melodien einspielten. Immer wieder schienen sie dabei wild zu diskutieren, was ihr ein leichtes Schmunzeln auf das Gesicht zauberte. Die Drei waren wirklich sehr unterschiedlich, doch schien es dennoch perfekt zu passen. „Du magst ihn gerne oder?“, flüsterte plötzlich eine Stimme neben ihr, wodurch sie erschrocken zusammenzuckte. Sie hatte ganz vergessen das Kakyuu ja noch neben ihr saß. „Ja. Schon.“ Grinsend beugte sich diese näher zu ihr. „Ihr beide passt wirklich gut zusammen.“ Irritiert runzelte Usagi ihre Stirn. Sie passten wirklich gut zusammen? Immer größer wurden ihre Augen, dachte Kakyuu etwa? Ruckartig hob sie ihre Hände in die Höhe und wedelte wild damit herum. „So ist das nicht. Wir sind-“, flüsterte sie doch weiter kam sie nicht, da plötzlich die Tür hinter ihnen geöffnet wurde und ein älterer Mann, gefolgt von einem Mädchen, das kleine Zimmer betrat. „Herr Nakamura. Schön Sie zu sehen.“ Lächelnd stand Kakyuu auf und verbeugte sich etwas. Mit hochgezogener Augenbraue musterte der Mann Usagi plötzlich und sah dann fragend zurück zu Kakyuu. „Und das ist?“ Augenblicklich sprang Usagi auch auf, verbeugte sich etwas und blickte dann den großen Mann in die Augen. „Verzeihung. Ich bin Usagi Tsukino.“ „Ach, du bist doch die Kleine aus der Zeitung. Jetzt erkenne ich dich erst.“ Ein Lächeln huschte ihm über das Gesicht, was ihr die Röte in die Wangen schießen ließ. Wer hatte dieses dämliche Foto eigentlich nicht gesehen? „Ganz richtig Herr Nakamura. Usagi ist Seiyas Freundin.“ Lachend legte Kakyuu einen Arm über ihre Schulter und zog sie somit enger zu sich. Im ersten Moment unfähig etwas zu sagen, sah sie zwischen Kakyuu und Herrn Nakamura hin und her. Das Gespräch verlief in eine völlig falsche Richtung. „Was? Seiyas Freundin? Die da? Niemals“, zischte eine Stimme hinter Herr Nakamura und das Mädchen trat hervor. Ruckartig ging sie einen Schritt auf sie zu, wodurch ihre schwarzen Zöpfen wild umher wippten. „Suzu!“ Ernst sah Herr Nakamura das Mädchen an, bevor er seine Schultern nach oben zog. „Bitte entschuldigt. Meine Tochter ist manchmal etwas forsch und weiß nicht, wie man sich benimmt.“ Lächelnd tätschelte er ihr über die Haare und wandte sich danach wieder zu ihnen. „Aber das wird sie schon noch lernen.“ Böse funkelte diese Suzu sie an und schien sie mit gerümpfter Nase zu mustern. Was sollte das denn? Bevor Usagi aber noch irgendetwas sagen konnte, die ganze Situation aufklären konnte, hörte sie ein Klappern aus Richtung des Mischpultes. Der Tontechniker drehte sich zu ihnen herum und nahm seine Kopfhörer herunter. „Wir wären dann durch. Wenn Sie es sich ein Mal anhören möchten Herr Nakamura?“ Nickend trat Herr Nakamura etwas vor, als im selben Moment die Tür zum Aufnahmestudio geöffnet wurde. „Seiya!“, quietschte das Mädchen mit einem Mal, strahlte über beide Ohren und rannte los. Kichernd hakte sich Suzu bei Seiya unter und schmiegte sich an ihn heran. Daher wehte also der Wind. Sie war eifersüchtig, da sie dachte, sie wäre mit Seiya zusammen. „Suzu. Hallo. Na wird dir das nicht langsam langweilig uns immer zu zusehen?“ „Aber nein.“ Vehement schüttelte sie ihren Kopf und strahlte weiterhin, wie ein Honigkuchenpferd. Lächelnd löste sich Seiya aus ihrem Griff und winkte ihr zu. „Ich muss jetzt los. Bis zum nächsten Mal.“ Mit großen Schritten steuerte er die Tür an und trat schon halb heraus, als er sich wieder herumdrehte. „Kommst du dann Schätzchen? Oder bist du vor lauter Langeweile eingeschlafen?“ Und schon verschwand er im Flur. „Hat mich gefreut.“ Schnell verbeugte sie sich zum Abschied und eilte ebenfalls aus dem Raum. „Jetzt warte doch“, schimpfte sie und stapfte ihm hinterher. „Ja ja … Und was wollen wir jetzt machen?“ Grinsend schlenderte er neben ihr her. „Ich glaube, ich sollte nach Hause. Es ist schon spät, und wenn ich morgen wieder ohne Hausaufgaben in der Schule auftauche, darf ich wieder nachsitzen.“ Stöhnend warf sie dabei ihre Arme in die Höhe. „Na gut. Wenn du meinst … Dann geh ich halt alleine in diese neue Spielhalle.“ Zunge rausstreckend bog er in den nächsten Gang ein. Kopfschüttelnd folgte sie und verschränkte dann ihre Arme vor der Brust. „Kann ja nicht jeder so eine Popstar-Sonderstatusausrede haben, wenn er mal wieder einfach keine Lust auf Hausaufgaben hatte.“ Lachend kratzte er sich am Kopf und grinste sie dann an. „Erwischt.“ Kurz musste sie auch lachen. Als sie jedoch bemerkte, wie sich seine Mundwinkel traurig nach unten zogen, folge sie ihm schweigend zurück zum Fahrstuhl. Als sie die Stille allerdings nicht mehr aushielt, räusperte sie sich leise. „Kakyuu ist … In sie bist du verliebt oder?“ Sie merkte, wie er bei der Frage zusammenzuckte und sofort biss sie sich auf die Unterlippe. Es war doch offensichtlich, dass sie das Mädchen war und sie musste noch Salz in die Wunde streuen. Sie war aber auch in Idiot. „Entschuldige“, flüsterte sie und senkte ihren Kopf. „Schon gut … Ja, sie ist es. Wir kennen sie schon lange. Sie ist die Tochter unserer Managerin, weißt du.“ Er versuchte zu lächeln, doch merkte sie gleich, dass es nur gespielt war. Schnell wandte er sich wieder von ihr ab und drückte auf den Knopf des Aufzugs. Sie sollte schnellstens das Thema wechseln. Sie wusste genau, wie er sich gerade fühlen musste. „Wer waren eigentlich dieser Mann und das Mädchen?“ „Das war der Chef unseres Plattenlabels und seine Tochter. Er versucht sich immer einzumischen, was am Besten bei den Fans ankommen würde. Aber wir hören eh nicht auf ihn.“ Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich und so betraten beide den Aufzug. Seiya lehnte sich lässig gegen die Glasfront und so stellte sie sich neben ihn. „Nicht?“ „Nein. Nicht wirklich. Er regt sich dann tierisch darüber auf.“ Ein breites Grinsen huschte ihm über das Gesicht und dieses Mal schien er sich wirklich wieder zu freuen, was auch Usagi ein Schmunzeln nicht verkneifen ließ. „Bekommt ihr dann kein Ärger?“ „Ach Quatsch. Auch wenn er sich darüber aufregt, weiß er, dass wir schon wissen, was wir machen. Herr Nakamura ist eigentlich ein ganz lieber Mensch. Wir haben wirklich Glück mit ihm.“ Nickend beobachtete Usagi die Anzeigetafel des Fahrstuhls, wie sie langsam rückwärts zählte und sie somit dem Erdgeschoss immer näherkamen. Kichernd wurden ihre Augen aber mit einem Mal zu kleinen Schlitzen, als sie an diese Suzu denken musste. Verschwörerisch beugte sie sich etwas zu ihm. „Du weißt aber schon, dass seine Tochter ein Auge auf dich geworfen hat?“ Stöhnend drückte sich Seiya seine Hand gegen die Schläfe. „Hör bloß auf. Das weiß jeder. Sie ist ja ein nettes Mädchen, aber mehr auch nicht. Ehrlich gesagt ist es oft ganz schön anstrengend mit ihr.“ „Sie war ganz schön sauer, denke ich, weil sie dachte, ich wäre deine Freundin.“ Ein lautes Pling ertönte und die Türen öffneten sich wieder. Lachend legte Seiya seinen Arm um sie herum und stieg zusammen mit ihr aus. „Na, dann lässt sich mich hoffentlich ab jetzt in Ruhe.“           „Hey. Was sitzt du denn hier so alleine? Wartest du auf jemanden?“ Langsam sah Mamoru von seinem Buch auf und blickte direkt in ein lächelndes Gesicht. „Hallo Saori. Nein. Ich warte auf niemanden.“ Er konnte genau sehen, wie Saori offenbar hin und her überlegte und sich dann schlussendlich neben ihn auf die Bank setzte. „Kann ich dich etwas fragen?“ Nickend klappte er sein Buch zu und wartete darauf, was sie von ihm wollte. Nach weiterem Herumgedruckse begann sie dann endlich zu sprechen. „Ist alles in Ordnung bei dir? Geht es dir gut? Du warst heute in der Schule so abwesend. Genau genommen seit ein paar Tagen schon. So kennt man dich gar nicht. “ Seufzend steckte er sein Buch zurück in die Tasche. Ja, es stimmte. Er war wirklich seit ein Paar Tagen nicht ganz bei der Sache. Oder besser gesagt, seit Usagi ihm im Crown einen Korb gegeben hatte. Aber das konnte er Saori nicht sagen. Er verstand sich ja selbst nicht ein Mal. Diese Gefühlsduselei war doch total untypisch für ihn. Er war ein Kopfmensch. Er sollte sich wirklich mal wieder in den Griff bekommen. Es war nichts Schlimmes von jemandem abgewiesen zu werden. Davon ging die Welt schließlich nicht unter. Er sollte nach vorne sehen und die Sache abhaken. „Mamoru?“ Irritiert sah er zu Saori. Erst jetzt fiel ihm bewusst auf, dass er ihr noch gar nicht geantwortet hatte. „Entschuldige. Ja, mir geht es gut. Hab nur viel um die Ohren zurzeit.“ „Dann bin ich ja beruhigt. Ich dachte schon, du wärst ernsthaft krank.“ Lächelnd stand sie von der kleinen Bank auf und sah zu ihm herunter. „Hast du vielleicht Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen? Du gehst doch gern ins Crown nicht wahr?“ Sofort erstarrte er. Ja, er ging gerne dorthin, doch hatte er es seit dem letzten Aufeinandertreffen mit Usagi extra vermieden. Hinzukam noch, würde er mit Saori dort hingehen, dachte sie nachher etwas Falsches. Er wusste, dass sie etwas für ihn empfand. Daher hielt er sie lieber auf Abstand und machte privat extra nichts mit ihr. Andererseits. Musternd betrachtete er sie. Eigentlich war sie doch eine ganz hübsche, intelligente junge Frau. Und er mochte sie ja auch. Nur nicht auf diese Weise. Aber vielleicht würde ja so für sie empfinden, wenn er etwas mehr Zeit mit ihr verbringen würde? „Vielleicht sollte ich jetzt besser-“ „Ja. Gerne. Gehen wir einen Kaffee trinken.“         „Endlich Schulschluss“, stöhnte Usagi und streckte ihre Arme in die Höhe. Sie hatte beinahe gedacht, der Tag würde niemals enden. Flink packte sie ihre Sachen zusammen und stopfte sie achtlos in ihre Tasche. Sie konnte es gar nicht erwarten heute herauszukommen. Heute kam endlich der neue Band ihres Lieblings Mangas heraus. Es war vielleicht kindisch, doch konnte sie es kaum erwarten in den Comicladen zu kommen und ihn in ihren Händen zu halten. Kichernd stand sie schwungvoll von ihrem Stuhl auf und griff nach ihrer Schultasche. „Bis Morgen“, trällerte sie, winkte allen und verschwand aus dem Klassenzimmer. So schnell sie ihre Beine trugen, rannte sie regelrecht die Treppen zu ihrem Spind herunter. „Usagi! Warte doch.“ Irritiert drehte sie sich auf ihrem Absatz herum und sah direkt eine außer Aten keuchende Minako. „Mina. Was ist denn los?“ „D-du w-willst doch in den Comicladen oder? Ich wollte doch mitkommen.“ Augenblicklich klatschte sie sich gegen die Stirn. In ihrer Euphorie hatte sie das total vergessen. „Entschuldige.“ „Schon gut.“ Lachend klopfte ihre Freundin ihr auf die Schulter und so steuerten die beiden zusammen ihre Schränke an. „Wollen wir danach noch zu Rei gehen?“ Nickend schlüpfte Usagi aus ihren Hausschuhen heraus und öffnete ihren Spind. Verwundert sah sie dann allerdings herunter. Irgendetwas war herausgefallen und lag nun auf ihren Füßen. Ein Briefumschlag? Warum fiel der denn aus ihrem Spind? Langsam ging sie in die Knie und hob den kleinen Umschlag auf. „Was ist das?“, drang die Stimme von Minako in ihre Ohren. Fragend zuckte sie mit ihren Schultern und drehte den Umschlag in ihren Händen hin und her. „Steht nichts drauf.“ „Na dann mach ihn doch auf“, drängte ihre Freundin und tippelte auf ihren Füßen herum. Nickend öffnete sie ihn und zog ein zusammengefaltetes Papier heraus. Vorsichtig klappte sie es auf und bekam auf einen Schlag große Augen. „Was ist denn los? Ein Liebesbrief von deinem Seiya etwa?“ Lachend riss Minako ihr den Zettel aus den Fingern. „Aber … Was … Usagi, was hat das zu bedeuten?“ Unfähig etwas zu sagen, sah sie im Augenwinkel, wie Ami und die anderen ebenfalls auf ihre Schränke zu liefen. „Ihr seid ja noch gar nicht los. Ich dachte, ihr habt es so eilig heute.“ Als Makoto allerdings die geschockten Gesichter von ihr und Minako sah, kam sie eilig auf die beiden zu. „Hey, ist irgendetwas passiert?“ „Zeig es ihr“, flüsterte Usagi und so hielt Minako ihr den Brief vor die Nase. Mit weit aufgerissen Augen las Makoto, wie in Trance, die Nachricht aus ausgeschnitten Zeitungsschnipseln vor.   Lass ja die Finger von Seiya du Schlampe! Sonst wirst du deines Lebens nicht mehr froh!   Kapitel 7: ----------- Kapitel 7   Fassungslos starrten sich alle an. Mit zittrigen Fingern nahm Usagi Makoto den Zettel wieder aus der Hand und sah sich mit großen Augen um. Wer hatte ihr das in den Schrank gepackt? Und wann? Was sollte das? „Usagi. Du solltest damit zum Schulleiter gehen.“ „Ami hat recht. Das ist eine eindeutige Drohung gegen dich.“ Liebevoll legte Makoto ihren Arm um sie herum und streichelte sanft über ihre Schulter. „Aber, man weiß doch gar nicht, wer das war.“ „Wer was war?“ Erschrocken drehte sie sich, genauso wie Makoto und die anderen herum und blickte direkt in Seiyas fragenden Blick. „Usagi hat eine Drohung bekommen!“ Schwungvoll riss Minako ihr das Blatt aus den Händen und hielt es Seiya vor die Nase. „Was?“ Empört nahm er nun wiederum den Zettel in die Hand, wodurch sich nun auch seine Brüder verwundert neben ihn stellten. „Wieder so ein verrückter Fan.“ Augen rollend drehte sich Yaten herum, lief zur Tür und verschwand aus dem Gebäude. „Wieder?“ Fragend sah Ami zu Seiya und Taiki. „Naja, als Yaten mit Kakyuu zusammenkam, bekamen die beiden auch lauter solcher Briefe. Mach dir nichts draus. Das geht auch wieder vorbei … Seiya wir müssen jetzt wirklich los.“ Auf dem Absatz drehte sich Taiki herum und eilte, sowie Yaten zuvor, zum Ausgang. „Ja, aber so ist das doch gar nicht!“ Aufgeregt fuchtelte sie mit ihren Händen in der Luft herum, doch Taiki war längst aus der Tür verschwunden. „Tut mir leid, dass du wegen mir so etwas bekommen hast … Mach dir nicht so viele Gedanken darüber. Manche Hunde bellen zwar laut, beißen aber nicht … Ich muss jetzt leider los. Aber melde dich, wenn etwas sein sollte.“ Schief lächelnd tätschelte er ihr über den Kopf und gab ihr den Zettel zurück. Vielleicht sollte sie sich wirklich keine großen Gedanken darum machen und so nickte sie zögerlich. Zufrieden nickte nun auch Seiya und winkte daraufhin noch kurz in die Runde. „Bis Morgen.“ Kaum hatte er sich verabschiedet, verließ er auch schon die Schule. Unschlüssig blieben alle für einen kurzen Moment einfach an Ort und Stelle stehen, bis sich Minako schließlich räuspernd zu Wort meldete. „Und … und was machen wir jetzt? Oder viel besser damit?“ Fragend deutete ihre Freundin auf das Blatt in ihren Händen. Ratlos schob sie ihre Schultern in die Höhe. Sie wusste es doch auch nicht. „Ich geh lieber nach Hause.“ Nachdenklich stopfte sie das Blattpapier in ihre Tasche. „Wollten wir nicht in den Comicladen?“ Mit großen Augen sah Minako zu ihr, wodurch sie nur langsam ihren Kopf schüttelte. Die Lust darauf war ihr gründlich vergangen. „Wollen wir dann nicht wenigstens zusammen ins Crown? Wir sagen Rei bescheid und-“ „Schon gut Mina. Geht ihr ruhig. Wir sehen uns dann morgen.“ Schnell setzte sie ein Lächeln auf und eilte, bevor ihre Freundinnen noch etwas dazu sagen konnten, winkend zum Ausgang.       „Bin gleich wieder da.“ Nickend bestätigte Mamoru Saori, dass er sie verstanden hatte und so stand sie lächelnd auf. Kurz beobachtete er sie noch, wie sie in Richtung der Toiletten verschwand, und wandte sich dann wieder dem Fenster zu. „Was wird das, wenn es fertig ist?“ Mit gerunzelter Stirn drehte er sich zu Motoki, der ihn musternd anstarrte. „Was?“ „Du, Saori? Du bist nun schon den zweiten Tag mit ihr hier.“ Mit gerunzelter Stirn schob er seine Schultern in die Höhe, nahm seine Kaffeetasse in die Hand und trank mit einem Hieb den Rest davon aus. „Du weißt doch, was sie für dich empfindet. Bist du ihr nicht deshalb aus dem Weg gegangen? Machst du ihr damit nicht Hoffnung, dass zwischen euch etwas laufen könnte?“ „Ja. Und weiter? Schon mal daran gedacht, dass ich sie auch mögen könnte? … Bring mir lieber einen neuen Kaffee, anstatt dir um Dinge Gedanken zu machen, die dich nichts angehen.“ Genervt verdrehte er die Augen und wedelte demonstrativ mit seiner Tasse vor Motoki herum. Gut, es entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber er hatte jetzt wirklich keine Lust mit seinem Freund darüber zu sprechen. Und Saori war ja wirklich ein nettes Mädchen. Wer wusste schon, was sich daraus noch entwickeln würde. „Ich dachte, du magst Usagi?“ Schwungvoll setzte sich Motoki auf den Platz gegenüber und legte das leere Tablett in seinen Händen vor sich auf den Tisch. „Die Sache hat sich erledigt. Usagi will, dass ich sie in Ruhe lasse. Wie du weißt. “ „Und du gibst einfach so auf? Ich denke immer noch-“ „Motoki was soll das? Lass es einfach gut sein. Bring mir einfach noch einen Kaffee.“ Seufzend erhob sich sein Freund, griff nach der leeren Tasse und verschwand, ohne ein weiteres Wort zurück zum Tresen. Gerade rechtzeitig, wie er feststellen musste, da Saori beinahe wieder den Tisch erreicht hatte. Sie musste das ja nun wirklich nicht mitbekommen. „Und hast du mich vermisst?“ Grinsend zwinkerte sie ihm zu und setzte sich wieder auf ihren Platz. Er wollte gerade etwas dazu sagen, als Unazuki plötzlich an ihren Tisch stürmte und ihn somit unterbrach. „Mamoru. Schön dich zu sehen. Ich wollte dir das hier schon vor ein paar Tagen geben, aber anscheinend haben wir uns immer verpasst.“ Lächelnd übergab sie ihm eine Karte. „Was ist das?“ „Ich feiere am Wochenende meinen Geburtstag. Bei uns zu Hause im Partykeller. Und ich möchte dich gerne dazu einladen. Du kannst natürlich auch noch jemanden mitbringen.“ „Das ist lieb von dir, aber-“ „Da sind ja Makoto und die anderen. Wir sehen uns dann am Wochenende“, unterbrach sie ihn und rannte los. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er ihr hinterher, wie sie zu Usagis Freundinnen lief, die gerade das Crown betreten hatten. Für einen Moment war er unfähig sich zu bewegen. Wenn die Mädchen hier waren, dann war sie mit Sicherheit auch nicht weit. Vorsichtig ließ er seinen Blick durch das Crown wandern, doch von ihr keine Spur. War sie heute nicht mit? Augenblicklich versetzte es ihm einen Stich im Herzen. Vermutlich war sie mit diesem Seiya unterwegs. Mit zusammengepressten Lippen drehte er die Einladungskarte in seinen Händen hin und her. Ein leises Räuspern seitens Saori ließ ihn dann aber wieder aufsehen. Erwartungsvoll sah sie zwischen der Karte und ihm hin und her. Sie hoffte mit Sicherheit, das er sie fragen würde mitzukommen. Sollte er sie fragen? Unazuki lud mit Sicherheit auch Usagi ein, die dann bestimmt mit diesem Popstar auftauchen würde. Kurzerhand fasste er einen Entschluss. Er würde dort nicht alleine auftauchen und sich das Geturtel von den beiden einfach so ansehen. „Saori, hast du Samstag schon etwas vor?“       „Nein. So schlecht war er gar nicht.“ Gespielt beleidigt drehte Usagi ihren Kopf zur Seite und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Doch lange hielt sie es dann auch nicht aus und begann mit den anderen zusammen zu lachen. „Na gut. Besonders gut war er wirklich nicht.“ „Naja Seiya hat ja genau so gut, wie du bei dem Test abgeschnitten.“ Kichernd sah sich Minako Seiyas Testergebnis an. „Hast du nicht sogar zwei Punkte weniger?“ Nachdenklich tippte sich Ami gegen ihr Kinn, was Minako wiederum sofort die Röte in die Wangen schießen ließ. „Ami!“ Laut auspustend ließ sich Seiya rücklings ins Gras fallen, verschränkte die Arme unter seinem Kopf und blickte hinauf in den Himmel. Lächelnd beobachtete Usagi ihn dabei. Ganz von selbst hatte es sich irgendwie ergeben, dass Seiya, ganz im Gegensatz zu seinen Brüdern, die Pausen mit ihr und den anderen zusammen verbrachte. Und so saßen sie nun wieder unter dem großen Baum und aßen zusammen ihr Mittagessen. „Das lag aber auch nur daran, dass ich keine Zeit zum Lernen hatte.“ „Hach. So ein Popstar leben ist doch etwas Tolles. Du kannst jetzt sogar bei einem Musical mitspielen.“ Schwärmend faltete Minako ihre Hände vor der Brust und Usagi konnte sich ganz genau vorstellen, wovon sie gerade träumte. Schmunzelnd biss sie ein weiteres Mal von ihrem Reisball ab und wollte gerade etwas sagen, als Makoto plötzlich etwas aus ihrer Tasche zog. „Ach Usagi. Das hätte ich beinahe vergessen. Unazuki feiert am Wochenende ihren Geburtstag und hat uns alle eingeladen. Die soll ich dir geben.“ Schnell schluckte sie herunter, legte das Reisbällchen beiseite und nahm die Karte entgegen. „Sie feiert diesen Samstag?“ Laut schnaufend pustete Minako aus. „Ja. Und Mamoru wird auch da sein. Wir haben mitbekommen, wie er-“ „Mina!“, zischte Makoto mit einem Mal und auch Ami schien sie erschrocken anzusehen. „Was ist denn los?“ Was hatten ihre Freundinnen denn jetzt? Das Mamoru auch eingeladen wurde, war ja keine Überraschung, schließlich ist Unazuki, wie eine kleine Schwester für ihn. „Leute. Dass Mamoru da sein wird, das war doch abzusehen. Ich werde ihm einfach aus dem Weg gehen.“ „Naja … Das ist nicht ganz das, was Minako sagen wollte.“ Herumdrucksend sah Makoto zu den anderen und sie schienen wirklich zu überlegen, was sie jetzt sagen sollten. „Okay. Was ist hier los?“ Seiya, der sich mittlerweile auch wieder aufgerichtet hatte, sah ebenso ratlos wie sie zu den anderen und so begann sie Makoto zu fixieren. „Jetzt raus mit der Sprache, was geht hier vor?“ „Wir haben mitbekommen, wie sich Mamoru mit jemandem unterhalten hat. Offenbar kommt er mit einem Mädchen zusammen. Es klang beinahe so, als ob … als hätten sie ein Date“, murmelte Minako kleinlaut und sah sie dabei mitleidig an. „Ein … Date?“, stammelte Usagi und sie hatte das Gefühl, den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. Sie wusste ja, dass er nichts von ihr wollte. Da war es ja nur logisch, dass er sich mit anderen verabredete. Doch das so zu hören, verpasste ihr dann doch einen Schlag ins Gesicht. „Usagi? Wir müssen auch nicht hingehen.“ „Nein … Nein schon gut. Es ist Unazukis Geburtstag. Und Mamoru kann doch machen, was er will. Mir geht es gut.“ Stille breitete sich aus. Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken, aß einfach weiter schweigend sein Mittagessen. „Komm doch einfach auch mit jemandem!“ Erschrocken fuhr Usagi zusammen, als die schrille Stimme ihrer Freundin in ihre Ohren drang. „Na, was Mamoru kann, kannst du doch schon lange.“ „Ich weiß nicht Mina. Außerdem wüsste ich doch gar nicht, mit wem.“ „Na dann nimm doch einfach mich mit.“ Grinsend wackelte Seiya mit seinen Augenbrauen und zwinkerte ihr verräterisch zu. „Zeig ihm, was er verpasst.“ Unsicher blickte sie zwischen ihren Freundinnen hin und her. Als die ihr jedoch allesamt energisch zu nickten, huschte ihr wieder ein Lächeln über das Gesicht. „Okay. Aber hast du Samstag nicht irgendwelche Termine?“ „Ich muss am Nachmittag bloß zu einem Fotoshooting für das neue Album. Komm doch einfach mit und danach gehen wir dann zu dem Geburtstag.“ „Einverstanden.“         „Und das ist auch wirklich Okay, wenn du schon gehst?“ „Ja. Wir sind fertig. Meine Brüder plaudern nur noch ein wenig mit den anderen. Wir kennen das ganze Team schon lange und sind so etwas wie Freunde mittlerweile geworden.“ Zögerlich nickte sie. Folgte Seiya dann aber weiter durch das Gebäude. Sie wollte ihm ja keine Schwierigkeiten bereiten. Bevor sie aber noch etwas sagen konnte, merkte sie, wie er plötzlich zusammenzuckte und leise aufstöhnte. „Was ist denn los?“, flüsterte sie, weil sie keine Ahnung hatte, was plötzlich mit ihm los war. „Da vorne kommt Suzu mit ihrer Mutter. Die letzten Tage klebt sie wieder so an mir. Sie versteht einfach nicht, dass ich nichts von ihr möchte.“ Schnell wanderte Usagis Blick den Gang entlang und keine Sekunde später entdeckte sie auch schon diese Suzu mit einer weiteren Frau. Sie sah sofort, wie Suzu auf Seiya zu stürmte, als sie ihn bemerkt hatte. Ohne darüber nachzudenken, griff sie daher nach seinem Arm. Lächelnd schmiegte sie sich an ihn, wodurch er mit großen Augen zu ihr herunter blickte. „Was-“ „Psst. Spiel einfach mit.“ Abrupt blieb Suzu vor ihnen stehen und starrte sie mit heruntergeklappter Kinnlade an. „Hallo Suzu. So war doch dein Name? Schön dich wieder zu sehen.“ „Seiya … was?“, stammelte diese bloß und es schien ihr gar nicht zu passen, die beiden so zu sehen. „Ich hab meinen Freund zum Fotoshooting begleitet. Das ist ja alles so aufregend. Findest du nicht?“ Seiya, der offenbar jetzt erst begriffen hatte, was sie vorhatte, legte mit einem Mal seinen Arm um sie herum und grinste zu ihr herunter. „Seiya. Schön dich zu sehen.“ Lächelnd trat nun auch die Frau an die beiden heran. „Du bist dann also Usagi. Schön dich auch endlich mal kennenzulernen.“ „Auch schön Sie kennenzulernen Miss …“ „Nenn mich einfach Galaxia.“ Verdutzt runzelte sie die Stirn. Wer nannte sich bitte so? Da sie aber, um nicht unhöflich zu sein, nicht weiter nachfragen wollte, nickte sie bloß. „Es tut mir leid Galaxia, aber wir haben es heute eilig … Komm Schätzchen.“ Grinsend griff Seiya nach ihrer Hand, zog sie ohne weitere Worte den Gang entlang und verließ mit ihr zusammen das Gebäude. Nachdem sie sich sicher waren, dass sie niemand mehr hören konnte, schüttelte Usagi lachend ihren Kopf. „Galaxia?“ „Ja. Ihr Künstlername. Sie ist nicht nur die Frau des Chefs von unserem Plattenlabel, sondern versucht sich selbst auch als Sängerin. Doch scheint das Ganze nicht ganz so zu klappen, wie sie das gerne hätte … Vielen Dank auf jeden Fall. Hoffentlich lässt mich Suzu in Zukunft in Ruhe, wenn sie jetzt deutlich gesehen hat, dass ich vergeben bin.“ „Keine Ursache. Du hilfst mir ja schließlich auch.“ Grinsend griff er jetzt wieder nach ihrer Hand. „Ich würde sagen, es wird Zeit für den Geburtstag. Zeigen wir diesem Mamoru mal, was er sich entgehen lassen hat.“   Kapitel 8: ----------- Kapitel 8   Seufzend wanderte sein Blick durch den überfüllten Keller und ein weiteres Mal fragte er sich, warum er überhaupt hergekommen war. Unazuki war zwar wie eine kleine Schwester für ihn, aber war er doch etwas älter, als der anwesende Durschnittsgast. Die Tatsache, dass irgendjemand genau von diesen Gästen den Punsch deutlich aufgepeppt hatte, machte die ganze Sache nicht besser. Laut gackernd standen über all kleine Gruppen beieinander oder es wurde zu der, in den letzten Minuten lauter werdenden, Musik, getanzt. Bei einer ganz bestimmten kleinen Gruppe blieb sein Blick dann allerdings hängen. Sie hatten offenbar auch schon mehr als genug von dem Punsch gekostet, so wie es den Anschein hatte. Kichernd bewegten sie sich zu den lauten Bassrhythmen, die aus den Lautsprechern dröhnten. Doch eine Person fehlte in dem kleinen Grüppchen. Usagi. Warum war sie noch nicht da? Kam sie etwa gar nicht? Sofort gab er sich innerlich selbst eine Ohrfeige. Warum machte er sich darum überhaupt Gedanken? Vielleicht war es sogar besser, wenn sie nicht hier war. Leise stöhnend nahm er einen weiteren Hieb aus seinem Plastikbecher. Wem machte er da überhaupt etwas vor. „Gut, dass unsere Eltern extra verreist sind über das Wochenende.“ Lachend stellte sich Motoki neben ihn und lehnte sich ebenfalls gegen die Wand. „Und dir die Verantwortung überlassen haben … Du weißt aber schon, dass dieser Punsch nicht mehr jungfräulich ist?“ Demonstrativ schwenkte er die rote Flüssigkeit in seinem Becher umher. „Vielleicht sollte ich dir davon mal einen Doppelten besorgen, so wie du hier dreinschaust.“ Kopfschüttelnd klopfte ihm Motoki auf die Schulter. „Es ist eine Party, und solange sie es nicht übertreiben, sollen sie doch Spaß haben.“ Grinsend nickte Motoki zu seinen Worten eifrig mit dem Kopf. Scheinbar hatte sein bester Freund auch schon den einen oder anderen Becher zu viel. „Wenn du meinst …“, murmelte er und sog tief die stickige Luft in seine Lungen. „Und du willst nicht tanzen? Mit deinem Date?“ Zwinkernd deutete sein Freund in Richtung Saori, die mitten zwischen den anderen tanzte und er wusste ganz genau, was Motoki davon hielt, dass er mit ihr hier war. „Ich will nichts hören“, brummte er gegen die Musik an, die offenbar noch einen Ticken lauter gemacht wurde. „Ich hab doch gar nichts gesagt.“ Unschuldig schob Motoki seine Schultern in die Höhe und drückte sich mit seinem Fuß von der Wand ab. „Ich mach mal ne` Runde und sehe nach dem Rechten.“ Nickend sah er seinem Freund hinterher, wie der sich tänzelnd durch die Masse schlängelte. Verwundert runzelte er dann aber die Stirn, als Motoki plötzlich schnurstracks die Treppe ansteuerte und wild mit seinen Armen fuchtelte. Was hatte er denn jetzt? Sofort sah auch er zur Treppe herüber und prompt fuhr er zusammen, wodurch ihm beinahe sein Becher aus der Hand gefallen wäre. Da stand sie. Mit diesem dämlichen Popstar im Schlepptau.     Freudig stürmte Motoki auf sie zu und zog sie schwungvoll in eine Umarmung. Völlig überrumpelt ließ sie sich von ihm umarmen. So kannte sie ihn ja gar nicht. „Dir auch Hallo“, rief sie gegen die Musik an, klopfte ihm lachend auf den Rücken und löste sich wieder von ihm. „Hallo …“ Musternd sah Motoki zu ihrer Begleitung. „Seiya“, erwiderte dieser und steckte lässig seine Hände in die Hosentaschen. „ Hallo Seiya … Unazuki wuselt hier irgendwo … Ah, da ist sie ja. Unazuki!“ Laut rief er seine Schwester herbei und verschwand selbst wieder zwischen den anderen Gästen. Lächelnd gratulierte sie Unazuki zum Geburtstag und auch Seiya wünschte ihr alles Gute. Flink fischte sie daraufhin ein kleines Päckchen aus ihrer Tasche und drückte es Unazuki in die Hände. „Ist aber nichts Großes. Ich hoffe, du freust dich dennoch.“ „Das wäre doch nicht nötig gewesen. Vielen Dank … Jetzt kommt erst ein Mal richtig rein. Da hinten steht ein Buffet und ja … habt Spaß.“ Lächelnd nickte Usagi ihr zu und beobachtete Unazuki, wie sie schnellen Schrittes die Treppe weiter herauflief und weitere Neuankömmlinge begrüßte. Genau in diesem Moment hatten auch ihre Freundinnen sie bemerkt und winkten ihr freudig zu. Rasch beugte sie sich daher zu Seiya, damit er sie besser verstehen konnte. „Wollen wir uns etwas zu trinken holen und dann zu den anderen?“ Da Seiya nickte, ging sie die restlichen Stufen herunter und steuerte staunend den langen Tisch mit dem Buffet an. Sie war zwar schon das eine oder andere Mal hier zu Besuch gewesen, doch hätte sie nicht gedacht, dass sich so ein riesiger Keller unter dem Haus versteckte. „Auch Bowle?“ Fragend deutete Seiya auf eine große Schüssel. „Ja“, antwortete sie ihm knapp und wenige Sekunden später hielt sie einen Plastikbecher mit einer roten Flüssigkeit in ihren Händen. Langsam hob sie diesen zu ihrem Mund, trank einen Schluck und verschluckte sich beinahe daran, als eine brennende Flüssigkeit ihre Kehle herunter floss. Hustend sah sie auf das Getränk herunter. Das erklärte dann wohl auch Motokis Verhalten. Er hatte wohl auch etwas davon gekostet. „Langsam.“ Grinsend zwinkerte Seiya ihr zu und kopfschüttelnd hielt sie den Becher etwas von sich weg. „Damit hab ich nicht gerechnet.“ „Willst du etwas anderes?“ Lachend wollte Seiya ihr gerade den Becher aus der Hand nehmen, als sie plötzlich eine seltsame Gänsehaut auf ihrer Haut ausbreitete. Krampfhaft klammerte sie ihre Finger um den Becher und versuchte ihn nicht dabei zu zerdrücken. Es gab eigentlich nur eine Person, die so eine Reaktion bei ihr auslösen konnte. Ganz langsam sah sie über ihre Schulter zurück und augenblicklich beschleunigte sich ihr Herzschlag. Da stand er. Nur wenige Meter von ihr entfernt und starrte sie an. Kurz trafen sich ihre Blicke, bevor er ruckartig von ihr wegsah, da jemand an seinem Arm zerrte. Das war dann offenbar sein Date. Die junge Frau schmiegte sich an seinen Arm und wollte wohl nach ihren Gesten zu urteilen, dass er mit tanzen sollte. Kurz sah er wieder auf, doch blickte er auf der Stelle wieder von ihr weg und legte seinen Arm über die Schulter der Braunhaarigen. Mit zusammengepressten Lippen sah sie wieder zurück. Zitternd ballte sie ihre freie Hand zu einer Faust. Sie würde sich nicht die Blöße geben und ihm zeigen, dass es sie fertig machte, ihn mit einer anderen zu sehen. Was er konnte, konnte sie schon lange. Tief atmete sie noch ein Mal ein, hob wieder ihren Becher und trank ihn in einem Zug leer. Schüttelnd wischte sie sich über den Mund und hielt Seiya den Becher entgegen. „Noch einen!“ „Wow. Schätzchen. Meinst du wirklich? Der ist ganz schön-“ „Dann hol ich ihn mir eben selber.“ Stampfend drückte sie sich an ihm vor bei, befüllte ihren Becher erneut und griff dann nach seiner Hand. „Lass uns zu den anderen gehen.“       Schnaufend trank er noch einen Schluck von der Bowle. Er hatte aufgehört zu zählen, wie viele er schon davon hatte, und schielte ein weiteres Mal zu Usagi herüber, die laut kichernd mit diesem Seiya tanzte. Er merkte ganz genau, dass sie dabei immer wieder zu ihm sah. Was sollte das? Wollte sie ihn provozieren? Am Liebsten würde er jetzt da herübergehen, diesen Lackaffen zum Teufel jagen und- „Mamoru?“ „Was?“ Erschrocken zuckte er zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seinem Arm spürte. „Alles in Ordnung? Du siehst so … Geht es dir nicht gut? Wollen wir vielleicht lieber gehen?“ Ohne Saori zu antworten, knallte er seinen Becher neben sich auf den Tisch und griff ruckartig nach ihrer Hand. Schwer atmend zog er Saori hinter sicher her und steuerte mit ihr einen Platz nicht weit von Usagi an. Was Usagi konnte, konnte er schon lange. „Mamoru?“, drang ein weiteres Mal Saoris Stimme in seine Ohren, wodurch er sich zu ihr herumdrehte. „Du wolltest doch tanzen, also tanzen wir.“ Doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wurde die Musik mit einem Mal ganz leise und verwundert blickten sich alle um. „So ihr Lieben. Es wird Zeit für ein kleines Spielchen.“ Kichernd stand Unazuki neben der Musikanlage und wedelte mit einer leeren Glasflasche in ihren Händen herum. Sie hatte ganz offensichtlich auch schon genug Bowle. Sofort suchte er den Raum nach Motoki ab, aber er konnte ihn nirgends entdecken. Vermutlich hatte er sich irgendwo mit Reika ein ruhiges Plätzchen gesucht, schoss es ihm durch den Kopf. Sollte er ihn vielleicht lieber suchen gehen? Bevor er seinen Gedanken allerdings zu Ende bringen konnte, hüpfte Unazuki schon zwischen allen herum. „Wenn ihr euch dann alle ein Mal in einem Kreis hinsetzen würdet? Und bevor sich hier irgendjemand verdrücken will, ein Nein wird nicht akzeptiert.“ Schulterzuckend sah er zu Saori und setzte sich mit den anderen zusammen in einem Kreis auf den Boden. Unazuki stellte sich in die Mitte und grinste über beide Ohren. Das konnte nichts Gutes heißen. „Also. Gut zuhören. Wir spielen jetzt Flaschendrehen. Aber mit verstärkten Regeln.“ Kichernd tuschelten sofort alle und die Mädchen sahen dabei immer wieder zu diesem Seiya. Den ganzen Abend über ging das schon so. Er verstand einfach nicht, was an diesem Popstar so toll sein sollte. Schwungvoll legte Unazuki die Flasche direkt in die Mitte. Leise stöhnte er auf. Darauf hatte er ja so gar keine Lust. Bei so etwas hatte er noch nie mitgemacht. Er wollte gerade wieder aufstehen, als sein Blick auf Usagi fiel, die sich lachend an diesen Seiya lehnte. Aus irgendeinem Grund gehorchten ihm seine Beine einfach nicht mehr und so blieb er einfach neben Saori sitzen und hörte wieder Unazuki zu. „Da ich das Geburtstagskind bin, sage ich, was die Aufgabe der Person ist, auf den die Flasche zeigt. Aber jetzt passt gut auf, wer eine Aufgabe nicht machen will, oder sie nicht schafft, muss ein Kleidungsstück ausziehen.“ Augen rollend senkte er seinen Kopf. Wo war er hier nur gelandet. Langsam sah er wieder auf, und merkte direkt, wie Usagi ihn fixierte und danach Seiya irgendetwas ins Ohr tuschelte. Was sollte das schon wieder? „Los geht es. Auf wen die Flasche zeigt, der muss wie ein Huhn gackernd durch das Haus rennen.“ Kaum hatte Unazuki die Worte ausgesprochen, drehte sie auch schon die Flasche im Kreis.     Prustend beobachtete Usagi Minako, wie sie von Unazuki an den Beinen gehalten wurde und so im Handstand versuchte einen Schluck zu trinken. Da sie es nach einem weiteren Versuch wieder nicht schaffte, gab sie sich geschlagen. „Ausziehen!“, riefen alle im Chor und Zunge raus streckend, zog sie eine Socke aus. „Okay, auf wen nun die Flasche von Minako zeigt, der muss das hier auf Ex leer trinken.“ Demonstrativ hielt Unazuki einen halb gefüllten Becher in die Höhe. Was dort drinnen war, war auch ohne Erklärung jedem klar und so begann Minako die Flasche zu drehen. Sie wurde langsamer, bis sie schließlich ganz zum Stehen kam, und zeigte jetzt deutlich auf sie. „Usagi. Na trinkst du es, oder ziehst du lieber etwas aus?“ Eigentlich hatte sie schon mehr als genug von dieser teuflischen Bowle, doch ein weiteres Teil ausziehen wollte sie dann auch nicht. Und ein Spielverderber wollte sie schon gar nicht sein, da es entgegen ihrer Erwartung, doch sehr amüsant war. „Gib her!“ In einem Zug leerte sie den Becher und hielt ihn laut auspustend in die Höhe. Lachend klatschte alle und so griff sie grinsend nach der Glasflasche. Schwungvoll drehte sie sie und wartete, genau wie die anderen, auf Unazukis neue Aufgabe. „Wird Zeit, dass wir es ein wenig interessanter machen. Also. Auf wen die Flasche zeigt, muss Usagi küssen. Und ich meine dabei einen richtigen Kuss. Keine halben Sachen.“ Mit großen Augen sah sie zu Unazuki. War das ihr ernst? „Was?“ „Es ist doch nur ein Spiel. Das wissen wir doch alle. Also niemand braucht eifersüchtig sein.“ Zwinkernd deutete sie dabei auf Seiya. Anscheinend hatten sie ihre Rolle zu gut gespielt, da nun auch Unazuki dachte, sie wären ein Paar. Den Atem anhaltend, sah sie wieder auf die immer langsamer werdende Flasche, nur um danach ihre Lider zusammenzukneifen. „Und es ist …“, trällerte Unazuki und es durfte sich nur noch um Sekunden handeln, bis die Flasche stehen bleiben würde. Was war, wenn sie bei Seiya stehen blieb, oder bei einem der anderen anwesenden Jungs? Konnte sie nicht einfach bei einer ihrer Freundinnen stoppen? „Mamoru!“ Sofort erstarrte sie. Hatte sie gerade ernsthaft Mamoru gesagt? Von allen Anwesenden musste es ausgerechnet auf ihn zeigen? Langsam öffnete sie wieder ihre Augen und folgte der Richtung, in die der Flaschenhals zeigte. Sie zeigte tatsächlich auf Mamoru. Warum ausgerechnet er? Für einen Moment unfähig etwas zu sagen, starrte sie ihn einfach nur an. Auch ihm schien es die Sprache verschlagen zu haben. Denn er sagte kein Wort. Fand er es etwa so furchtbar sie küssen zu müssen? Hasste er sie so sehr? Sie merkte, wie Seiya ihre Hand in seine nahm, wodurch sich wieder Leben in ihr regte. „Wollen wir gehen?“, flüsterte er ihr unbemerkt vor den anderen zu und zaghaft schüttelte sie ihren Kopf. Sie würde sich nicht vertreiben lassen. „Soll er doch gehen, wenn er ein Problem damit hat“, murmelte sie zurück und grinsend zwinkerte sie Seiya zu. „Und Mamoru, nimmst du die Aufgabe an?“ Wie ein Schießrichter blickte Unazuki zwischen ihr und Mamoru hin und her. Lachend verschränkte Usagi ihre Arme vor der Brust und rollte mit ihren Augen. „Was?“, knurrte Mamoru daraufhin und langsam sah sie wieder zu ihm. „Für so etwas bist du doch viel zu spießig. Der feine Herr Chiba muss doch immer auf seinen Ruf achten.“ „Ich bin was?“ Verachtend schnaufte er auf und begann sie zu fixieren. „Du willst doch nur von dir selbst ablenken, weil du viel zu Prüde bist!“ Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten und rutschte etwas in die Mitte. „Was? Spießer!“ Ruckartig rutschte er nun auch auf seinen Knien weiter vor. „Feigling!“ Böse funkelten sie sich gegenseitig an und ihre Gesichter kamen sich dabei immer näher. Sie konnte mittlerweile seinen warmen Atemhauch auf ihrer Haut spüren. Doch keiner von ihnen beiden wich auch nur einen Zentimeter zurück. „Spießer“, presste sie erneut zwischen ihren zusammengepressten Lippen hervor und das Nächste, was sie spürte, war seine Hand in ihrem Nacken. Bevor sie überhaupt realisieren konnte, was gerade passierte, presste er auch schon seine Lippen auf ihre. Alles um sie herum wich schlagartig in weite Ferne und sie hatte das Gefühl den Boden unter sich zu verlieren. Ohne etwas dagegen machen zu können, breiteten sich Tausende Schmetterlinge in ihrem Bauch aus und flogen wild umher. Er küsste sie. Mamoru küsste sie. Sie wusste zwar vom Kopf her, dass er dies nur tat, weil sie ihn in seinem Stolz gekränkt hatte und es nur eine Wette war, ein Spiel, doch das war ihr in diesen Moment egal. Seufzend schloss sie ihre Augen. Es war das erste und zugleich letzte Mal, dass sie ihm so nah sein konnte. Sie konnte einfach nicht anders. Wie automatisch krallten sich ihre Finger in sein Shirt und eng drückte sie ihren Körper gegen seinen. Der Kuss wurde intensiver und sie hätte schwören können, dass ihm ein leiser Seufzer entwichen war. Aber das war absurd. Sie merkte, wie seine Hand von ihrem Nacken auf ihre Wange wanderte und auch die andere Hand fand ihren Weg dort hin. Fest hielt er ihr Gesicht nun in seinen Händen und selbst, wenn sie gewollt hätte, hätte sie sich so keinen Zentimeter mehr bewegen können. Wie lange sie nun dort so saßen, hatte sie keine Ahnung, erst das laute Gegröle und Gepfeife der anderen ließ sie erschrocken ihre Augen aufreißen. „Ihr beide dürft eure Kleider anbehalten“, witzelte Unazuki, was sie komplett ins Hier und Jetzt zurückholte. Ruckartig schubste sie Mamoru von sich. Wie konnte das nur passieren? Sie hatte komplett die Kontrolle verloren und alle hatten es gesehen. Sie merkte, wie die Röte in ihre Wangen schoss. Panikartig sprang sie auf, drehte sich auf ihrem Absatz herum, sammelte beim Laufen noch ihre Klamotten ein und rannte los. Sie wollte nur noch weg von hier. Kapitel 9: ----------- Kapitel 9   Unfähig sich zu bewegen, saß er auf dem Boden und starrte Usagi an. Wie in Zeitlupe lief alles an ihm vorbei und nur langsam, drang das so eben passierte in seinen vernebelten Verstand. Er hatte sie geküsst. Und sie hatte den Kuss erwidert. Sie konnte ihm nicht erzählen, dass es nur wegen dieses dämlichen Spiels war. Er hatte deutlich gespürt, dass da irgendetwas zwischen ihnen war. Bevor er jedoch überhaupt in der Lage war, irgendetwas dazu zusagen, sprang sie mit einem Mal auf, drehte sich von ihm weg, sammelte ihre Sachen ein und rannte los. Lautes Getuschel drang in seine Ohren und verwundert wanderte sein Blick umher. Es wurde geflüstert und kichernd wurde auf ihn gezeigt. Einige hielten sogar noch ihre Handys in die Höhe. Stutzig blieb er dann aber bei Usagis Freundinnen hängen. Böse wurde er von ihnen angestarrt. Warum sahen sie ihn denn bitte so an? Im Augenwinkel konnte er sehen, wie Seiya irgendetwas murmelte, was ganz offensichtlich ihm galt, seine Socken und Schuhe anzog und ebenfalls aufsprang. Gefolgt von Usagis Freundinnen liefen sie allesamt aus dem Keller. „Mamoru. Na los. Drehen!“ Irritiert schaute er zu Unazuki, die kichernd auf die Flasche deutete. Es war wie ein Schalter, der in seinem Kopf gedrückt wurde. Augenblicklich sprang er auf. Was ganz offensichtlich ein Fehler war. Alles begann sich vor seinen Augen zu drehen. Diese dämliche Bowle schoss es ihm durch den Kopf. Das würde morgen einen tierischen Kater geben. Tief einatmend versuchte er sich zu sammeln. Er musste zu Usagi. Er musste mit ihr reden. Sofort. Wankend wollte er gerade einen Schritt nach vorne machen, als etwas an seinem Hosenbein zerrte. „Mamoru.“ Nervös sah er zu Saori herunter, die sich mit einer Hand in seine Hose krallte. „Ich muss … Ich komme gleich wieder. Okay?“ Langsam schüttelte sie ihren Kopf und es sah beinah so aus, als müsste sie würgen. Zitternd sah sie zu ihm herauf und ihre Finger krallten sich weiterhin in sein Hosenbein. „Mir … mir geht …“ „Was ist los?“ Rasch ging er in die Hocke und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Mir geht es nicht gut. Können wir bitte gehen?“ Innerlich fluchend biss er die Zähne zusammen. Hin und her überlegend, was er jetzt machen sollte, sah er abwechselnd zu Saori und zur Treppe herüber, bis er schließlich einen Arm um sie herum legte. Er konnte sie ja schlecht hier so sitzen lassen. Mit Usagi sprechen musste er somit verschieben. „Na komm. Ich bring dich nach Hause.“ Vorsichtig zog er sie hoch und verabschiedete sich von Unazuki und den anderen. Rasch half er ihr beim Anziehen und schon verließ er mit ihr im Arm den Keller. So schnell die beiden konnten, gingen sie durch das Haus und steuerten die Haustür an. Saori hatte große Mühe geradeaus zu laufen. Dass er selbst nur wankend vorankam, machte die ganze Sache nicht einfacher. „Am Besten wir bestellen dir ein Taxi.“ „I-ich … ich kann doch so nicht nach Hause. Meine Eltern …“ Schluchzend klammerte sie sich an seinen Arm und abrupt blieb er dadurch stehen. Mit großen Augen sah er sie an. „Und jetzt?“ „Ich, ich weiß es nicht. Ich bekomme riesigen Ärger. Was soll ich denn jetzt machen? Mamoru?“ Auch das noch. Leise seufzend schüttelte er unbemerkt seinen Kopf. Wäre er doch einfach heute zu Hause geblieben. Jetzt hatte er den Schlamassel. Hätte er Saori nicht gefragt mitzukommen, würde sie jetzt nicht hier so stehen. Tief atmete er noch ein Mal ein, bevor er ein Lächeln aufsetzte und ihr aufmunternd zu nickte. „Schreib deinen Eltern, dass du heute bei einer Freundin übernachtest.“ „U-und wo s-soll ich bitte hin?“ „Du kommst erst mal mit zu mir“, murmelte er und zog sie weiter mit sich mit. In einer Handbewegung öffnete er die Haustür, ging über die Türschwelle, nur um danach ruckartig stehen zu bleiben. Nicht weit von der Tür entfernt stand Usagi, umzingelt von ihren Freundinnen. Sie schienen wild auf sie einzureden. Dieser Seiya stand allerdings etwas abseits von ihr und tippte auf seinem Handy herum. Da aber keiner von ihnen zu ihm herüber sah, hatten sie ihn wohl noch nicht bemerkt. Erst als Saori mit einem Mal laute Würgegeräusche von sich gab und sich zum nächstbesten Busch streckte, hatten sie die volle Aufmerksamkeit. Böse funkelten allesamt, bis auf Usagi, die ihn keines Blickes würdigte, zu ihm herüber, als wäre er der Staatsfeind Nummer eins. Was hatte er ihnen denn bitte getan? Eigentlich hatten sie sich bisher immer ganz gut verstanden. Zumindest dachte er das. War es etwa wegen des Kusses? Es war doch nicht seine Idee gewesen, auch wenn er es nicht bereute und es jederzeit wieder tun würde. Hatte Usagi jetzt etwa Ärger mit diesem Popstar? Das würde jedoch im Umkehrschluss bedeuten, dass es ihr auch etwas bedeutet hatte. Sonst hätte sie ja wohl keinen Ärger mit ihm. Konnte er vielleicht doch noch hoffen? Winselndes Gejammere seitens Saori ließ ihn allerdings von seinem Gedanken wieder abbringen. Lautstark übergab sie sich in dem Busch. Leise stöhnte er aus. Ein besseres Timing gab es nicht. Er sollte sich jetzt zunächst um Saori kümmern. Irgendwie war es ja auch seine Schuld, dass es ihr so schlecht ging, und so beugte er sich zu ihr, strich ihr über den Rücken und hielt ihr die Haare aus dem Gesicht. Vorsichtig sah er dabei über seine Schulter und konnte dadurch nur noch sehen, wie Usagi mit den anderen verschwand. Das Gespräch musste er somit verschieben.     Stöhnend hielt er sich seine Hand vor das Gesicht, als es von den ersten Sonnenstrahlen getroffen wurde. Schwerfällig versuchte er sich auf die Seite zu drehen, doch aus irgendeinem Grund schaffte er es nicht. Es war fast so, als würde etwas auf seine Brust drücken. Blinzelnd öffnete er seine Augen, nur um sie im nächsten Moment wieder zu schließen. Es war einfach viel zu hell. Wie war er überhaupt nach Hause gekommen? Ein weiteres Stöhnen entwich ihm, als er seine Hand wieder herunternahm. Ihm tat alles weh und in seinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Was war überhaupt passiert? Krampfhaft versuchte er sich an die letzte Nacht zu erinnern, doch alles war hinter einem dicken schwarzen Schleier versteckt. Nur bruchstückhaft blitzten vereinzelt Bilder vor seinen inneren Augen auf. Bilder von Usagi, von ihm, von der Party und Saori. Aber es wurde einfach keine komplette Erinnerung daraus. Schwer atmend stellte er fest, er brauchte erst ein Mal dringend einen Kaffee. „M-mamoru, bist du, bist du etwa schon wach?“ Schlagartig riss er seine Lider auf, als plötzlich eine heisere Stimme in seine Ohren drang. Langsam blickte er an sich herunter und entdeckte einen Arm auf seinem Brustkorb. Mit großen Augen folgte er diesen, bis er direkt in Saoris Gesicht blickte. „Saori?!“ Wie vom Blitz getroffen, richtete er sich auf. Was zur Hölle machte Saori in seinem Bett? Verschlafen sah sie zu ihm herauf. „Ja?“ „Was … was … wie … du … in meinem Bett?“, stammelte er und musste schwer schlucken, als er bemerkte, dass sein Oberkörper nackt war. Hatten sie etwa …? Mit zittrigen Fingern hob er seine Decke etwas hoch und pustete erleichtert aus, als er bemerkte, dass er immerhin eine Shorts trug und somit nicht komplett nackt war. Aber was hieß das? „Was ist denn los?“ Gähnend richtete sich nun auch Saori auf, wodurch er freie Sicht auf ihren, zum Glück mit Klamotten bedeckten, Körper hatte. Allerdings trug sie ein Shirt von ihm. Was ihn dann doch wieder in Panik geraten ließ. Unruhig fuhr er sich mit seinen Händen durch die Haare, winkelte seine Beine an und stützte seine Ellenbogen auf seine Knie. Auch wenn ihm die Antwort möglicherweise nicht gefallen könnte, musste er es jetzt einfach wissen. Tief atmete er also noch ein Mal ein und senkte seinen Kopf. Gefasst starrte er zwischen seinen Beinen herunter auf das Bettlaken. „Saori haben wir … Ich meine, haben wir-“ Doch weiter kam er nicht, da sie mit einem Mal aufsprang und mit der Hand vor dem Mund Richtung Badezimmer lief. Sofort rannte er ihr hinter her. Er hatte das Badezimmer noch nicht ein Mal erreicht, da hörte er auch schon, wie sie sich übergab. Vorsichtig lugt er hinein und entdeckte sie dann auch über der Toilette. Und auf einem Schlag drangen die Bilder der letzten Nacht in seinen Kopf. Wie er Saori die Haare gehalten hatte, wie er ihr geholfen hatte, als sie sich übergab. Das Flaschendrehen. Und Usagi. Er hatte Usagi geküsst. Er hatte Usagi geküsst und sie hatte den Kuss erwidert. Aber er hatte immer noch keine Ahnung, was passiert war, nach dem sie das Haus verlassen hatten und Saori in den Busch gekotzt hatte. Ab da hatte er einen totalen Filmriss. Nichts mehr. Was war denn nur passiert? Konnte es wirklich sein, dass er mit Saori …? Wankend hielt er sich am Türrahmen fest und rutschte langsam daran herunter. Warum sollten sie sonst zusammen im Bett liegen, angekuschelt, und sie auch noch sein T-Shirt tragen? Die Hinweise waren eindeutig. Langsam wanderte sein Blick zu ihr herüber. Ganz offensichtlich hatte er verdammte Scheiße gebaut.       Gähnend wälzte sie sich in ihrem Bett herum. Als es leise an ihrer Tür klopfte. Jedes einzelne Klopfen war wie ein Hammerschlag in ihren Kopf. Ein Presslufthammer. Um genau zu sein. Wer klopfte denn so früh an ihrer verdammten Tür. „Ja?“, grummelte sie laut, was sie sich selbst innerlich eine Ohrfeige verpassen ließ, da sie sich nun selbst kleine Hammerschläge eingebrockt hatte. „Usagi. Kommst du zum Essen herunter?“ „Ich hab kein Hunger auf Frühstück.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde ihr auch schon wieder speiübel. Unazuki konnte was erleben, wenn sie sie das nächste Mal sehen würde. Das stand fest. Knarzend wurde ihre Zimmertür geöffnet und stöhnend überlegte sie, ob diese schon immer so laut gewesen war. Ihre Mutter trat über die Schwelle und begann sie sofort besorgt zu mustern. „Schatz. Das Frühstück ist lange vorbei. Wir wollen jetzt Mittagessen. Geht es dir nicht gut?“ „Doch … Ich bin nur müde. Das ist alles.“ Sie musste ja nicht wissen, dass diese Bowle sie komplett ausgeknockt hatte. Wenn ihre Eltern mitbekamen, dass sie Alkohol getrunken hatte, dann war ihr das Donnerwetter des Jahrhunderts garantiert und die nächsten Monate, würde dieses Haus, abgesehen von der Schule, das einzige sein, was sie sehen würde. Zum Glück hatten sie schon geschlafen, als sie von Seiya nach Hause gebracht wurde, und konnte dadurch heimlich in ihr Zimmer schleichen. „Na dann komm runter. Wir warten auf dich.“ „Ist gut“, murmelte sie und so schloss ihre Mutter wieder die Tür. Da musste sie jetzt wohl oder übel durch. Murrend wühlte sie sich aus ihrer Decke, schwang die Beine über die Bettkante und wollte gerade aufstehen, als ihr Handy neben ihr piepte. Wer schrieb ihr denn jetzt? Langsam, immer darauf bedacht ihren Kopf nicht zu schnell zu bewegen, fischte sie nach ihrem Smartphone. Rasch entsperrte sie das Display und wunderte sich, warum sie eine Nachricht von Unazuki hatte. Hatte sie irgendetwas bei ihr vergessen? Flink öffnete sie die Mitteilung und ihre Augen wurden immer größer. Unazuki hatte ihr ein Foto geschickt. Von ihr. Und Mamoru. Wie sie sich küssten. Quietschend sprang sie auf, was ein großer Fehler war. Stöhnend ließ sie sich zurück auf die Bettkante fallen. Nachdem sich ihr Kopf etwas beruhigt hatte, sah sie wieder auf das Display. Es war kein Traum. Sie hatte Mamoru tatsächlich geküsst. Die ganze Zeit dachte sie, ihr Verstand würde ihr einen Streich spielen, ausgelöst durch zu viel Bowle. Tief atmete sie ein und fuhr sich unsicher mit ihren Fingern über die Lippen. Sie merkte, wie ihr Herz einen Takt schneller schlug und eine wohlige Wärme durchfuhr ihren Körper, als sie an den Kuss zurückdachte. Wie sollte sie es schaffen, ihm wieder unter die Augen zu treten? Er würde sich mit Sicherheit jetzt lustig über sie machen. Andrerseits, vielleicht ließ er sie aber auch in Ruhe. Schließlich konnte sie es immer auf dieses dumme Spiel schieben. Seufzend ließ sie sich rücklings auf ihre Matratze fallen, griff nach ihrem Kissen und vergrub ihr Gesicht darin. Auch wenn ihm der Kuss nichts bedeutet hatte, wusste sie, dass es ihr nun noch schwieriger Fallen würde, ihn endlich zu vergessen, ihn endlich abzuhaken. Und was war eigentlich mit dieser Saori oder wie sie hieß. Waren die beiden ein Paar? Es hatte zumindest den Anschein gehabt, so wie sie umeinander her geturtelt sind. „Blöde Bowle, blödes Spiel, blöder Baka“, murrte sie in das Kissen hinein und warf es danach zurück. Jetzt musste sie erst ein Mal runter zum Essen, sonst würde ihre Mutter nachher doch noch Verdacht schöpfen. Kapitel 10: ------------ Kapitel 10   Stumm saß er da. Was machte er denn jetzt nur? Wie sollte er ihr erklären, dass die Nacht ein Fehler war? Dass er sich nicht ein Mal mehr daran erinnern konnte. Und, dass sie nur eine Freundin für ihn war, mehr nicht. Nur, wie sollte er ihr genau das jetzt nach der Nacht begreiflich machen. Er wusste doch, dass sie etwas für ihn empfand. Stöhnend senkte er seinen Kopf und raufte sich gerade die Haare, als er hörte, wie die Toilettenspülung betätigt wurde. Sofort sah er daher wieder zu ihr und sprang auf. „Geht es wieder?“ „Ich denke schon.“ Rot um die Nasenspitze zupfte sie sein Shirt zurecht und tippelte sichtlich nervös auf ihren nackten Füßen herum. Angespannt fuhr er sich erneut durch die Haare und versuchte nach den richtigen Worten zu suchen. Tief atmete er ein. Das würde jetzt nicht einfach werden. „Also … Saori … Wie soll ich es sagen … Ich-“ Doch weiter kam er nicht, da plötzlich ein Klingelton ertönte. „Entschuldige, das ist meins. Da muss ich drangehen.“ Sofort eilte sie an ihm vorbei und verschwand im Wohnzimmer. Seufzend pustete er aus und sah dabei an sich herunter. Vermutlich sollte er sich erst ein Mal etwas anziehen. So halb nackt ein Gespräch zu führen, war vermutlich auch nicht die beste Idee. Langsam schlurfte er daher durch den Flur in Richtung Schlafzimmer, als Saoris Stimme in seine Ohren drang. Sie schien mit jemandem zu diskutieren. Was war denn jetzt los? Irritiert lugte er ins Wohnzimmer hinein und konnte sehen, wie sie seufzend ihr Handy herunter nahm. „Alles in Ordnung?“ „Ja … Tut mir leid. Ich muss sofort los.“ Hektisch rannte sie an ihm vorbei zurück ins Schlafzimmer. Verwundert ging er ihr hinterher. Wo musste sie denn jetzt so schnell hin? Sie konnte doch nicht gehen, bevor er mit ihr geredet hatte. „Kann ich vielleicht vorher kurz mit dir sprechen?“ „Können wir das vielleicht verschieben? Ich muss wirklich dringend los. Meine Eltern wollen mich gleich bei meiner Freundin abholen, da sie da entlang kommen … Wollen wir uns sonst nachher im Crown treffen?“ Geschlagen nickte er. Er wollte es eigentlich sofort klären, aber er hatte wohl keine andere Wahl, als es auf nachher zu verschieben. „Ähm Mamoru?“ „Ja?“ „Könntest du vielleicht …“ Zwinkernd deutete sie auf die Tür und im selben Augenblick drehte er sich herum. „Oh ja. Natürlich. Entschuldige.“ Schwerfällig schleppte er sich wieder ins Wohnzimmer, ließ sich auf sein Sofa fallen und rieb sich stöhnend seine Schläfen. Wäre er doch nur nicht zu dieser blöden Geburtstagsfeier gegangen. Andrerseits wäre er nicht dort gewesen, dann hätte er Usagi nicht geküsst. Usagi. Seufzend ließ er sich weiter in die Kissen seiner Couch sinken. Sie durfte nicht erfahren, was zwischen ihm und Saori vorgefallen war. Er war ihr zwar in keinster Weise Rechenschaft schuldig, doch machte es nicht gerade ein gutes Bild von ihm, wenn er einfach so mit jemandem ins Bett hüpfte, ohne etwas für diese Person zu empfinden. Langsam wanderte sein Blick zur Tür. Wie es Saori wohl aufnehmen würde? Er wollte sie nicht verletzen, aber diese Nacht war ein verdammter Fehler und hätte nie passieren dürfen. Nicht, dass er sich daran erinnern würde. Hoffentlich dachte sie jetzt nicht, sie wären zusammen oder so etwas. Er liebte doch nur eine Frau, und die war nun mal nicht sie. Ein pochender Schmerz zog durch seinen Kopf und ein weiteres Mal stöhnte er laut aus. Er brauchte dringend eine Schmerztablette um den Tag zu überstehen. Er wollte gerade aufstehen, als Saori plötzlich im Türrahmen stand. „Ich bin dann mal los … Danke übrigens dafür.“ Grinsend stand sie wieder angezogen vor ihm, aber zu seiner Verwunderung trug sie statt ihrer eigenen Bluse immer noch sein Shirt. Warum ließ sie es denn an? Warum konnte er sich auch an gar nichts erinnern. „Ähm ja. Gern geschehen?“ „Ich bring es dir nachher wieder mit.“ Nickend strich er sich über den Nacken und hievte sich auf seine Beine. „Bleib ruhig sitzen. Bis nachher dann.“ Lächelnd drehte sie sich auf ihrem Absatz herum, rauschte durch den Flur und er konnte gar nicht so schnell reagieren, da hörte er auch schon, wie die Haustür zu gezogen wurde.     Gähnend stocherte Usagi unter den wachsamen Augen ihrer Mutter in ihrem Essen herum. Aber egal, wie sehr sie es auch probierte, sie bekam einfach nichts herunter. Ihr Magen rumorte immer noch furchtbar und bei dem kleinsten Bissen hatte sie das Gefühl direkt zur Toilette laufen zu müssen. Warum hatte sie nur dieses blöde Zeugs getrunken. Leise seufzte sie auf und sah stur auf ihren Teller herunter. „Also, irgendetwas stimmt doch mit dir nicht. Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?“ „Ja. Alles in Ordnung. Ich bin nur müde. Das ist alles.“ Mit hochgezogener Augenbraue wurde sie erneut von ihrer Mutter gemustert. Sofort schaufelte sie daher einen riesigen Haufen Reis auf ihre Gabel und stopfte sie sich in den Mund. „Siehspft du?“, antwortete sie mit vollem Mund und hoffte ihre Mutter würde es gut sein lassen. „Also, wenn du mich fragst, du siehst aus, als hättest du gestern Nacht gesoffen.“ Lachend schüttelte Shingo seinen Kopf. Mit großen Augen sah sie ihren Bruder an und verschluckte sich prompt an ihrem Essen. Hustend griff sie nach ihrem Glas Wasser, trank einen Hieb, und als ihr Mund wieder leer war, begann sie nervös mit ihren Händen zu fuchteln. „Was? … So ein Blödsinn!“, quietschte sie viel zu laut und alle Augen waren jetzt auf sie gerichtet. „Usagi? Stimmt das?“ Ernst sah ihr Vater über den Rand seiner Brille zu ihr herüber. Na vielen Dank auch Shingo, schimpfte sie in ihren Gedanken. Der konnte was erleben, wenn sie alleine waren. „Nein. Natürlich nicht.“ Nervös wedelte sie immer stärker mit ihren Armen herum, als es plötzlich an der Tür klingelte. Ruckartig sprang sie daher auf und lief los. „Ich geh schon.“ Erleichtert pustete sie an der Haustür angekommen laut aus und war mehr als nur froh, dem Kreuzverhör entkommen zu sein. Geschwind legte sie die Hand auf die Klinke und öffnete schwungvoll die Tür. Verdutzt sah sie dann aber heraus. Niemand zu sehen. Kopfschüttelnd verzog sie ihr Gesicht. Vermutlich wieder der Nachbarsjunge, der einen Klingelstreich machte. Sie wollte die Tür gerade wieder schließen, als ihr mit einem Mal ein Brief auf der Fußmatte auffiel. Wo kam der denn her? Verwundert ging sie in die Hocke, hob den Brief auf und drehte ihn in ihren Händen um her. Kein Absender, nichts. Nachdenklich schloss sie die Tür, öffnete den Umschlag und zog einen Zettel heraus. Was mochte das nur sein? Rasch faltete sie ihn auf. Immer größer wurden ihre Augen dann aber, als sie die Zeilen auf dem Papier las. Zitternd rutschte ihr der Umschlag aus den Händen. Was sollte das? „Wer ist es denn?“, ertönte die Stimme ihrer Mutter und so schnell sie konnte, hob sie den Briefumschlag auf und stopfte ihn, zusammen mit dem Zettel, unter ihr Shirt. „Usagi?“ „Ja … Es war wieder der Nachbarsjunge. Klingelstreich.“ „Wir sollten wirklich mal mit seinen Eltern reden.“ Ihre Mutter lugte aus dem Zimmer heraus und so lief sie eilig zur Treppe. „Da hast du recht. Ich bin satt. Ich geh rauf in mein Zimmer. Hab ganz vergessen, dass ich mich noch bei Minako melden wollte.“ Ohne ihre Mutter antworten zu lassen, hetzte sie die Stufen herauf und verschwand in ihrem Zimmer.       „Einen extra Starken bitte.“ Schwungvoll ließ sich Mamoru auf einem Hocker am Tresen fallen. „Da ist ja unser Casanova. Kurze Nacht gehabt was. Ein kleines Vögelchen hat mir gezwitschert, dass es sehr ereignisreich war. Hätte ja nicht gedacht, dass du zu so etwas fähig bist.“ Grinsend stellte sich Motoki vor ihn. „Was? Woher?“ Mit großen Augen sah er seinen besten Freund an. Woher wusste er das so schnell, er hatte doch noch niemanden von der Sache erzählt. Hatte Saori etwa schon geplaudert? „Ich weiß ja nicht, woher du das weißt, aber die Nacht mit ihr war ein großer Fehler! Ich werde mit Saori deswegen auch noch reden. Eigentlich wollte ich-“ „Moment. Warte. Saori? Sag mir jetzt nicht, dass du und Saori etwas hattet?“ Mit großen Augen wurde er von seinem besten Freund angestarrt. „D-du wusstest es noch nicht?“ Kopfschüttelnd zog Motoki sein Smartphone heraus, tippte etwas herauf und hielt ihm das Display vor die Nase. „Ich meinte dich und Usagi!“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen steckte Motoki sein Handy wieder weg und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Alter. Ernsthaft? Saori? Ich dachte, sie wäre nur eine Freundin für dich.“ „Ist sie auch.“ „Und dann geht ihr zusammen ins Bett?“ Panisch sah sich Mamoru um und hielt dann abwehrend seine Hände in die Höhe. „Posaune das doch noch lauter herum, es hat dich noch nicht jeder gehört.“ Laut seufzend strich sich Motoki über die Schläfe. „Ich hol dir jetzt deinen Kaffee und dann erklärst du mir mal, wie du es fertigbringst, zu erst Usagi zu küssen und dann mit Saori im Bett zu landen.“ Murrend sah er seinem Freund hinterher, wie er zur Kaffeemaschine marschierte. Daran war doch nur diese dämliche Bowle schuld. Doch sofort schüttelte er seinen Kopf. Nein, er war selbst für seine Taten verantwortlich. Und jetzt musste er mit den Konsequenten leben. Mit zwei großen Tassen in der Hand kam Motoki zurück, stellte sie vor ihn auf den Tresen ab und huschte eilig genau um diesen herum. „Ich brauch jetzt auch einen … So und jetzt bin ich ganz Ohr.“ Kopfschüttelnd setzte sich sein Freund neben ihn und sah ihn auffordern an. Nachdem er einen Schluck von seinem Kaffee getrunken hatte, begann er ihm alles zu erzählen.   „Ja, aber dann weißt du doch gar nicht mit Gewissheit, ob ihr zwei auch wirklich, naja du weißt schon.“ „Nein, das nicht. Aber die Beweise sprechen ja wohl dafür.“ Stöhnend stützte er seine Ellenbogen auf dem Tresen ab und legte seinen Kopf in seine Hände. „Das wirst du wohl erst erfahren, wenn du mit Saori gesprochen hast.“ Nickend nippte er erneut an seinen Kaffee, als Motoki mit einem Mal ganz nah zu ihm herüber rutschte und verschwörerisch seinen Arm über seine Schulter legte. „Und jetzt erzähl, wie war es!“ Prustend spuckte er seinen Kaffee über den Tresen und sah seinen Freund mit großen Augen an. „Dein Ernst? Ich kann mich doch nicht erinnern! Abgesehen davon war es ein Fehler, wie du weißt, selbst wenn es gut gewesen ist.“ Grinsend wackelte Motoki mit seinen Augenbrauen „Trottel. Ich meine deinen Kuss mit Usagi! … Ach, wenn man vom Teufel spricht. Erzähl`s mir später.“ Lachend klopfte Motoki ihm auf die Schulter. Wenn man vom Teufel sprach? Was meinte er denn jetzt damit? Doch dann drehte er sich ruckartig herum und blickte direkt zur Tür. „Usagi“, murmelte er leise. Da war sie. Hektisch betrat sie das Crown und schien nach jemandem zu suchen. Bestimmt nach diesem Popstar schoss es ihm durch den Kopf. Schnellen Schrittes lief sie an ihm vorbei. Sie schien ihn nicht ein Mal zu bemerken. Aber nicht mit ihm. Er würde sie jetzt zur Rede stellen. Da war etwas zwischen ihnen. Er hatte es gespürt. Sie konnte das nicht leugnen. „Usagi!“, rief er ihr daher hinter her und sprang vom Hocker. Mit großen Augen sah sie über ihre Schulter zu ihm zurück und war schon beinahe panisch. Was hatte sie denn? „Mamoru“, flüsterte sie leise und blieb einfach an Ort und Stelle stehen. „Können wir kurz reden?“ „Ich wüsste nicht, worüber. Ich hab jetzt auch keine-“ „Du weiß ganz genau worüber“, schnitt er ihr das Wort ab und stellte sich direkt vor sie, „Der Kuss?“ Herausfordernd fixierte er sie und wartete auf ihre Reaktion. „Ja und? Es war ein Spiel. Mehr nicht. Bild dir ja nichts darauf ein.“ „Blödsinn! Erzähl mir doch nichts.“ Er merkte, wie sie an ihm vorbei sah und jemand zu beobachten schien. „Das solltest du wohl besser mit deiner Freundin klären.“ „Was?“ Irritiert sah er über seine Schulter und entdeckte dadurch Saori, die über beide Ohren strahlend auf ihn zu lief. „Nein. Sie ist nicht … meine … Freundin … Verdammt.“ Er konnte nur noch sehen, wie Usagi an einem der hinteren Tische platz nahm und ihn somit stehen gelassen hatte. Welch ein perfektes Timing stöhnte er innerlich.   Kapitel 11: ------------ Kapitel 11   „Ich hoffe, du wartest noch nicht lange.“ Schwungvoll wurde er von Saori umarmt und prompt versteifte sich sein gesamter Körper. Nur zögerlich erwiderte er ihre Begrüßung. „Nein. Bin auch noch nicht lange da.“ „Dann ist ja gut. Also, du wolltest mit mir sprechen?“ Nickend deutete er auf den nächsten freien Tisch und so liefen die beiden herüber. Kurz ließ er dabei seinen Blick herüber zu Usagi wandern. Zappelig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. Was hatte sie denn? Irritiert sah er auf einen Zettel, den sie in ihrer Hand hielt. Irgendetwas stimmte doch mit ihr nicht. Und damit meinte er nicht, ihren kläglichen Versuch ihm einreden zu wollen, dass der Kuss nur ein Spiel für sie war. Vermutlich versuchte sie sich das selbst einzureden, dass sie kein schlechtes Gewissen wegen diesem Popstars bekommen würde. „Mamoru?“ Erschrocken sah er wieder zu Saori, die ihn fragend ansah. „Ja, entschuldige. Setz dich.“ Lächelnd rutschte Saori auf die Bank und schwer atmend nahm er gegenüber von ihr Platz. Hin und her überlegend, wie er das Gespräch anfangen sollte, fuhr er sich nervös durch die Haare. Das würde mit Sicherheit jetzt nicht einfach werden, aber es musste sein. „Saori, wie soll ich es sagen also …“ Er konnte genau sehen, wie sie skeptisch ihre Brauen zusammenzog. „Was ist denn los? Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst.“ Lächelnd beugte sie sich über den Tisch und legte ihre Hand auf seine. Tief atmete er noch ein Mal ein, zog seine Hand aus ihrer heraus und bettete sie auf seinem Schoß. Irritiert nahm sie ihre Hand wieder zurück. Er merkte, dass sie etwas sagen wollte, doch er musste ihr zu vorkommen. Jetzt oder nie. „Saori, die Nacht … Es, naja, es war ein riesiger Fehler. Das hätte nie passieren dürfen. Es tut mir wirklich sehr leid, wenn ich dir damit falsche Hoffnungen gemacht habe.“ „Mamoru, wovon sprichst du? Du bereust es, dass du mir heute Nacht geholfen hast? Wenn das so ist, dann-“ Abwehrend hob er seine Hände in die Höhe. „Nein, das meine ich nicht. Ich meine, dass wir beide miteinander … “ Doch weiter sprach er nicht, da er im Augenwinkel sehen konnte, wie dieser Seiya das Crown betreten hatte und nun schnurstracks zu Usagi lief. Nachdenklich sah er dadurch wieder zu Usagi und beobachtete, wie sie sich diesem Seiya in die Arme warf. „Warte. Moment“, riss ihn Saori wieder aus seinen Gedanken uns so sah er zurück zu ihr. Er musste sich wirklich konzentrieren, und diese Sache erst ein Mal klären. „Du glaubst, dass du mit mir, also das wir miteinander …?“ Mit großen Augen zeigte sie auf sich und wurde prompt so rot, wie eine Tomate. „Haben wir nicht?“ Zaghaft schüttelte sie ihren Kopf und traute sich offenbar nicht mehr ihn anzusehen. „Saori. Bitte du musst mir erzählen, was passiert ist, nachdem wir die Party verlassen haben. Ich hab einen totalen Blackout.“ „Naja, so viel gibt es da eigentlich nicht zu erzählen. Nachdem wir bei dir angekommen sind, hast du mir netterweise ein Shirt geliehen, da ich meins auf dem Weg … Naja, es war dreckig. Auf jeden Fall waren wir beiden total fertig und haben uns, nachdem wir uns nicht einig wurden, wer auf dem Sofa schläft, zusammen in dein Bett gelegt und sind beide sofort eingeschlafen.“ Ein riesiger Stein fiel ihm vom Herzen. Erleichtert pustete er aus und ließ er sich zurück gegen die Lehne fallen. Erst jetzt bemerkte er, wie taktlos seine Reaktion, da er ja um ihre Gefühle für ihn wusste, war, und richtete sich sofort wieder auf. „Saori. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte nicht, naja, ich weiß ja, dass du in mich … Du bist für mich eine gute Freundin, aber -“ „Schon gut. Du musst dich nicht entschuldigen. Es ist alles gut.“ Schwach lächelnd nickte sie ihm zu, und er wusste ganz genau, wie sie sich gerade fühlte. Leise seufzend sah er dabei zu Usagi. Ja, er wusste genau, wie sie sich gerade fühlte. „Du liebst sie oder?“ „Was?“ Ruckartig wandte er sich wieder an sie. „Na das Mädchen, was du gestern auf der Party geküsst hast. Usagi hieß sie doch.“ Betreten zuckte er mit seinen Schultern. Irgendwie war es seltsam ihr das so zu sagen. Er wollte sie nicht verletzen, aber andererseits hatte sie ein recht auf die Wahrheit. „Ja. Ich liebe sie.“ „Na, dann solltest du es ihr sagen.“ Verwundet sah er sie an. Sie lächelte wieder. „Das ist nicht so einfach …Sie hat … Sie hat einen Freund.“ „Lass mich dir als deine gute Freundin sagen, sag es ihr. Jeder hat gestern gesehen, dass da mehr zwischen euch ist.“ „Jeder?“ Ruckartig sah er wieder zu Usagi und stutzte auch prompt zusammen. Ängstlich kauerte sie auf ihrem Stuhl und dieser Seiya schien mehr als wütend zu sein. Stritten sie nachher wegen dieses Kusses? Machte Seiya ihr etwa ärger deswegen?     Schon wieder spürte sie seinen Blick auf sich, doch sie hatte jetzt wirklich keinen Kopf für so etwas. Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Was sollte das eben überhaupt? Natürlich war der Kuss nicht nur ein Spiel. Aber was sollte sie sonst anderes sagen? Sie konnte ja kaum zu ihm sagen, Hey übrigens, ich weiß, du kannst mich nicht leiden, aber der Kuss war der Wahnsinn und ich will von niemand anderem jemals wieder geküsst werden. Warum wollte er überhaupt mit ihr darüber reden? Wollte er sie damit noch weiter runter machen? Dass sie nur ein dummes Blondchen war, dass wie ein Groupie ihm hinterher schmachtete? Brauchte er so etwas für sein Ego? Warum ließ er sie nicht einfach in Ruhe. Er war es doch, der von ihr genervt war. „Wir werden herausfinden, von wem der Scheiß ist“, riss Seiya sie wieder aus den Gedanken. Kopfschüttelnd sah sie wieder zu ihm. Sie hatte jetzt wirklich andere Dinge zu tun, als sich über diesen Baka aufzuregen. „Und wenn nicht? Was, wenn das wirklich ernst gemeint ist?“ Schwer schluckend nahm sie mit zittrigen Fingern den Zettel erneut in ihre Hände und starrte auf die rot verlaufenden Buchstaben.   Ich hatte dich gewarnt. Niemand steht mir im Weg. Nun bist du fällig.   „Jetzt bin ich fällig? Was soll das denn bitte heißen? Ich meine, das sieht doch aus, wie Blut!“ Ruckartig ließ sie den Zettel wieder fallen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Ich ruf jetzt unsere Managerin an und dann gehen wir zur Polizei. Das geht deutlich über die Briefe die Yaten und Kakyuu bekommen hatten heraus.“ Langsam sah sie wieder auf und nickte Seiya zu. Wie konnte jemand solche Briefe schreiben, nur weil die Person dachte, sie wäre mit ihm zusammen? Und selbst wenn es so wäre, Seiya konnte doch selbst entscheiden, mit wem er zusammen war. Sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und ihr allmählich die Wangen herunterliefen. Schnaufend steckte Seiya den Brief in seine Tasche, legte seinen Arm um sie herum und zog sie so eng an sich. „Es tut mir so leid, dass du wegen mir, solche Sachen bekommen musst.“ Schulterzuckend zog sie ein Taschentuch heraus und schnäuzte sich die Nase. "Wer macht denn so etwas?" „Ich weiß es auch nicht. Aber keine Angst, ich werde schon aufpassen, dass dir nichts passiert.“ Sie konnte genau sehen, wie er schnaufend seine Hände zu Fäusten ballte. „Seiya, wer könnte es denn nur gewesen sein?“ „Ich weiß es ni...“ Mit großen Augen starrte er sie plötzlich an, sprang auf und griff ruckartig nach ihrem Arm. „Ich glaub, ich weiß es-“ „Lass sie los. Wenn du sauer bist, dann lass es an mir aus!“, unterbrach ihn eine brummende Stimme und verwirrt, sah sie in zwei blaue Augen.     Er konnte sich nicht weiter mit ansehen, wie fertig Usagi da saß. Wenn der Typ sauer, wegen des Kusses war, dann sollte er es an ihm auslassen, nicht an ihr. Ohne groß darüber nachgedacht zu haben, war er zu ihrem Tisch geeilt. „Mamoru, was soll das?“ Zitternd stützte sie sich mit ihren Händen am Tisch ab und erhob sich langsam. „Wenn er sauer, wegen des Spiels gestern ist, dann soll er es an mir auslassen. Ich hab schließlich angefangen.“ Demonstrativ drehte er sich dazu zu Seiya und funkelte ihn böse an. Er verstand zwar nicht wieso, aber Usagi hatte sich, aus irgendeinem Grund, für diesen Idioten entschieden. Auch, wenn er deutlich gespürt hatte, dass da etwas zwischen ihnen war. Sie sollte jetzt nicht wegen ihm Stress haben. Sie sollte glücklich sein, auch wenn das hieß, dass sie mit diesem Typen zusammen war. „Mach dich locker. Es war nur ein Spiel und hatte nichts zu bedeuten. Es gibt also kein Grund auf mich eifersüchtig zu sein.“ „Es dreht sich nicht immer alles um dich. Ich weiß, es ist schwer vorstellbar. Ich weiß zwar nicht, was du damit bezweckst, aber lass stecken … Seiya komm, wir gehen.“ Ohne ihn noch ein Mal anzusehen, drückte sie sich an ihm vorbei, und lief in Richtung Ausgang. Irritiert sah er ihr hinterher und bemerkte im Augenwinkel, wie Seiya seine Sachen schnappte. Er machte ein Schritt an ihm vor, blieb dann jedoch stehen und sah über seine Schulter zu ihm zurück. „Du spielst ein ziemlich übles Spiel mit ihr mein Freund“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wandte er sich wieder von ihm ab und lief Usagi hinterher. Kurz beobachtete er die beiden noch, wie sie das Crown verließen, bis er schließlich kopfschüttelnd zurück zu Saori ging. Er spielte ein übles Spiel? Was sollte das bitte heißen?     Wütend stampfte Usagi neben Seiya her. „Was bildet der sich überhaupt ein? Meint er, die Welt dreht sich nur um ihn? Kann sein Ego nicht vertragen, dass er möglicherweise an einem Streit schuld sein sollte? Also kommt der strahlende Held in goldener Rüstung daher geritten und rettet die arme Frau? Will er jetzt einen Orden dafür?“ Weitere Male schnaufte sie auf. Nachdem sie sich etwas abgeregt hatte, musste sie sich eingestehen, dass es ihr einen kleinen Stich verpasste hatte, dass er es wirklich nur als Spiel abgetan hatte. Und das, wo er es kurz vorher noch als Blödsinn betitelt hatte, als sie zu ihm gesagt hatte, dass es nur ein Spiel war. Sie wurde aus ihm einfach nicht schlau. Tief atmete sie ein und rieb sich danach über den Nasenrücken. „Entschuldige bitte.“ „Schon gut Schätzchen.“ Schwach lächelnd nickte sie ihm und augenblicklich fiel ihr wieder ein, dass Seiya eigentlich gerade etwas sagen wollte. „Was wolltest du eigentlich eben sagen, bevor wir gestört wurden?“ „Ich glaube, ich weiß, wer dahinter steckt.“ Abrupt blieb sie stehen und sah ihn mit großen Augen an. „Ehrlich?“ „Wen haben wir den gestern getroffen und uns als Pärchen vorgestellt?“ Die Zahnräder in ihrem Kopf begannen zu rattern, bis ihr schließlich ein Gesicht vor ihrem inneren Auge aufblitzte. „Nein … Du meinst?“ Nickend griff er nach ihrer Hand. „Suzu … Komm mit!“ Sie merkte, wie er ihre Hand fester drückte und sie so mit sich mit zog. „Du willst jetzt zu ihr?“ „Ganz genau.“     Nervös zupfte sie an ihrer Tasche herum. Sie hatte keine Ahnung, wohin mit ihren Händen. Was war, wenn er sich täuschte? Was war, wenn er es nicht tat? „So, die kann jetzt was erleben.“ Schwungvoll riss er die Tür auf und stürmte in den Raum. Etwas unsicher folgte sie ihm. Schnellen Schrittes lief er direkt auf Suzu zu, die gerade an einem Tisch saß und offenbar ihre Hausaufgaben machte. Also war sie tatsächlich hier. Seiya hatte gemeint, dass sie hier immer herumwuseln würde, da ihr Vater und ihre Mutter hier ebenfalls ihre Büros hatten. Nicht weit von dem kleinen Tonstudio. „Suzu!“ Ruckartig sah sie hoch und begann augenblicklich über beide Ohren zu strahlen. „Kommst du mich besuchen?“ Ganz dem Anschein nach hatte sie sie noch überhaupt nicht registriert. „Was soll das? Spinnst du jetzt total?“ Aufgebracht klatsche er den Brief, den sie bekommen hatte, vor sie auf den Tisch. „Was meinst du?“ Mit gerunzelter Stirn nahm sie das Blatt zwischen ihre Finger. „Was soll das?“ „Das würde ich gerne von dir wissen? Spinnt du jetzt total Usagi zu bedrohen?“ Schwungvoll sprang sie plötzlich auf und hielt Seiya den Zettel vor die Nase. „Glaubst du ernsthaft, das ist von mir? Warum sollte ich denn so etwas machen?“ „Keine Ahnung, sag du es mir?“ Unschlüssig sah sie zwischen Seiya und Suzu hin und her. Sollte sie auch etwas dazu sagen? Doch, bevor sie überhaupt die Chance bekommen konnte, räusperte sich plötzlich jemand lautstark hinter ihr und erschrocken fuhr sie zusammen. „Was ist das denn hier für ein Geschrei? Man hört euch durch den ganzen Gang." Augenblicklich sahen alle zur Tür. Suzus Mutter stand im Türrahmen und sah skeptisch zu ihnen herüber. „Seiya behauptet, ich würde seiner Freundin Drohbriefe schreiben.“ „Wie kommst du denn auf so etwas?“ Unfähig irgendetwas zu sagen, stand sie einfach nur weiterhin da. Was war, wenn sie sich wirklich irrten und sie gar nichts damit zu tun hatte? „Wie ich darauf komme? Galaxia, sieh dir das an.“ In einer Handbewegung riss er Suzu das Blatt aus den Fingern und eilte damit zu ihrer Mutter. Mit zusammengezogenen Augenbrauen nahm diese den Zettel und sah danach seltsam zu ihrer Tochter herüber. Usagi konnte diesen Blick nicht deuten. Erkannte sie vielleicht die Schrift? „Das ist doch Blödsinn. Da hat sich irgendwer bloß einen Scherz erlaubt. Aber bestimmt nicht meine Tochter.“ Kopfschüttelnd ging sie herüber zu einem großen Schreibtisch und, bevor überhaupt einer von ihnen reagieren konnte, hatte sie den Brief in den Papierschredder geschoben. „Hey!“ Schimpfend versuchte Seiya noch irgendetwas zu retten, doch das Blatt fiel zerkleinert in die durchsichtige Box darunter. „Das war ein Beweisstück!“ „Das sind doch nur Kindereien. Du solltest dich lieber damit beschäftigen, das neue Album fertigzubekommen … Suzu komm, es wird Zeit. Wir haben noch einen Termin.“ Tonlos griff Suzu daraufhin nach ihren Sachen und folgte ihrer Mutter aus dem Raum. „Dann gehen wir halt zur Polizei!“, rief er ihnen noch hinterher, doch schienen die beiden dies überhaupt nicht zu interessieren. „Und … und jetzt?“, räusperte sie sich. „Wir gehen zur Polizei.“   Kapitel 12: ------------ Kapitel 12   „Das kann doch nicht deren ernst sein.“ Schimpfend lief Seiya neben ihr her und seufzend blickte sie zu ihm herauf. „Wir haben ja wirklich keine Beweise. Nachher ist sie es wirklich nicht gewesen.“ Stöhnend blieb er stehen, hielt sich die Hand gegen seine Schläfe und schüttelte seinen Kopf. „Du bist wirklich zu gutgläubig Schätzchen. Wer soll es denn sonst gewesen sein?“ Schulterzuckend ging sie gefolgt von ihm weiter. „Keine Ahnung.“ „Siehst du. Anstatt etwas zu machen, lassen sie uns einfach mit einer Anzeige gegen unbekannt stehen.“ Gerade, als sie noch etwas dazu sagen wollte, klingelte plötzlich Seiyas Handy. Rasch zog er es heraus. Als er allerdings auf das Display sah, stöhnte er genervt auf. „Wenn man vom Teufel springt, naja oder Teufelsmutter in dem Fall. Du entschuldigst mich kurz?“ Schnell nickte sie ihm zu. Da sie ihn nicht stören wollte, ging sie schon ein Paar Schritte vor und ließ ihren Blick dabei über die Straße wandern. Vielleicht machten sie sich ja einfach zu große Sorgen und die Person wollte ihr einfach einen Schrecken einjagen und das war es. Mehr machte sie vielleicht nicht. „Entschuldige“, riss sie dann allerdings Seiyas Stimme wieder aus ihren Gedanken und flink drehte sie sich zu ihm herum.  „Ich werde im Studio erwartet. Das hat ich komplett vergessen.“ „Oh Okay.“ Mit ernster Miene legte er seine Hände auf ihre Schultern. „Ist das denn Okay, wenn ich dich jetzt alleine lasse?“ Nickend lächelte sie ihm zu. „Ich wollte sowieso jetzt nach Hause. Bin doch etwas … müde.“ Grinsend beugte sich Seiya mit einem Mal ganz dich zu ihr herunter. „Kleiner Kater was.“ Prompt wurde sie rot, wie eine Tomate und wedelte wild mit ihren Händen herum. „Nein. Es ist nur. Ach ich bin einfach nur müde.“ Kopfschüttelnd tippte er ihr auf ihrem Haarschopf herum. „Klar.“ „Seiya!“ Schimpfend ballte sie ihre Hände zu Fäusten, doch lange hielt sie es auch nicht aus, und beide begannen zu lachen. „Na gut. Ich muss dann. So kann ich wenigstens Suzu noch ein Mal zur Rede stellen und sie damit vielleicht zu einem Geständnis kriegen … Meld dich, wenn etwas sein sollte.“ „Mach ich.“ Lächelnd winkte sie ihm hinterher und machte sich dann auch auf den Weg. Kurz überlegte sie zwar, noch ein Mal einen Abstecher ins Crown zu machen, doch verwarf sie diesen Gedanken auch gleich wieder. Nachher würde Mamoru immer noch dort sein. Mit seiner Freundin. Seufzend musste sie an die Situation von vorhin denken. Was sollte das von ihm? Wieso spielte er sich so auf, besonders, wenn ein paar Tische weiter seine Freundin saß? Sie wurde aus ihm einfach nicht schlau.     „Das ist nicht fair“, jammerte sie laut und kramte genervt ihre Sachen zusammen. „Aber du hast sie ja nicht gemacht.“ „Ami!“ „Entschuldige.“ Stöhnend schulterte sie ihre Tasche und sah die anderen mit großen Augen an. „Ich habe sie halt total vergessen gehabt. Mich deshalb gleich zum Nachsitzen zu schicken … Das kann doch mal passieren.“ Das ganze Wochenende über hatte sie sich in ihrem Zimmer eingeigelt und, auch wenn sie sich vorgenommen hatte, die Sachen nicht zu ernst zu nehmen, über diesen Drohbrief gegrübelt. „Naja es ist halt nicht das erste Mal.“ Verlegen kratzte sich Makoto an ihrer Schläfe, „Die Stunde geht bestimmt ganz schnell vorbei und dann kommst du zu Rei einfach nach.“ „Ja, ja. Bleibt mir ja nichts anderes übrig.“ Schwer seufzend winkte sie den anderen zu und verließ den Klassenraum.     Immer wieder beobachtete er heute die vollen Tische. Doch von Usagi keine Spur. Seiya schien heute nur mit seinen Brüdern hier zu sein. Zumindest ging er davon aus, dass es seine Brüder waren. Persönlich hatte er die anderen beiden ja noch nie gesehen gehabt. Erneut wanderte sein Blick zu Seiya herüber. Er wurde einfach aus seinen Worten nicht schlau. Was meinte er bitte damit, dass er ein übles Spiel mit Usagi spielen würde? Er spielte überhaupt kein Spiel mit ihr. „Also wenn Blicke töten könnten, wäre der Popstar dort hinten mittlerweile von der Bank gekippt.“ „Hä?“ Ruckartig drehte er sich zurück und blickte direkt in das grinsende Gesicht von Motoki. „Also wenn du ihn unauffällig beobachten wolltest, dann muss ich dich leider enttäuschen.“ Schnaufend griff er nach seiner Tasse. „Ich beobachtete niemanden. Okay. Ich frage mich halt nur, was …“ „Du fragst dich was?“ „Ach nicht so wichtig.“ Brummend nahm er einen Schluck von seinem Kaffee und hielt sich danach demonstrativ sein Buch vor die Nase. „Wer`s glaubt“, murmelte sein Freund. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie Motoki zu einem der Tische huschte und so nahm er sein Buch wieder herunter. Sein Blick streifte erneut den Tisch mit den Three Lights, an dem sich Seiya gerade erhob und zielstrebig die Toilettenräume ansteuerte. Sofort schossen ihm wieder seine Worte in den Kopf. Was zur Hölle für ein Spiel sollte er bitte mit Usagi spielen? Meinte er den Kuss? War er deshalb eigentlich gar nicht sauer auf ihn? Er an seiner Stelle hätte ihm die Hölle heißgemacht, wenn Usagi seine Freundin gewesen wäre und sie sich so geküsst hätten. Stöhnend senkte er seinen Kopf und betrachtete die braune Flüssigkeit in seiner Tasse. Sie war aber nicht seine Freundin. Sondern seine. Sollte er die Sache vielleicht einfach auf sich beruhen lassen? „Ach verdammt“, fluchte er laut und sprang von seinem Hocker, was ihm einen verdutzten Blick seines Freundes einbrachte. Aber das war ihm gerade egal. Er musste es jetzt einfach wissen, was Seiya damit sagen wollte. Schnurstracks lief er ebenfalls auf die Toilettenräume zu und öffnete in einer Handbewegung die Tür. Seiya stand gerade an den Waschbecken und wusch sie die Hände. Laut ließ er die Tür ins Schloss fallen und stampfte auf diesen zu. „Was sollte das heißen? Was für ein Spiel soll ich bitte mit Usagi spielen?“ Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, trocknete sich der Popstar seine Hände ab und steckte dann lässig seine Hände in die Hosentaschen. „Das weißt du wohl selbst am Besten.“ „Wenn ich es wüsste, würde ich ja kaum fragen“, knurrte er und trat noch ein Stück näher an ihn heran. Er hatte jetzt absolut keine Lust auf Ratespiele. „Was ich damit meine ist, dass du mit ihren Gefühlen spielst. Nur zu deinem Spaß. Was bezweckst du damit überhaupt? Willst du damit allen zeigen, was für ein toller Hengst du bist? Das ist erbärmlich.“ Verachtend schnaufte Seiya aus und machte einen Schritt an ihm vorbei in Richtung Tür. „Ich mache was? Wenn du sauer, wegen des Kusses bist. Gut, dafür … Nein, weißt du was, dafür entschuldige ich mich nicht. Denn es tut mir nämlich überhaupt nicht leid. Ich weiß, genauso gut wie du auch, dass es ihr auch was bedeutet hat. Sie will es sich nur nicht eingestehen. Doch ich werde nicht aufgeben, bis sie es auch kapiert, dass sie an meine Seite gehört und nicht an deine.“ Kopfschüttelnd drehte sich Seiya plötzlich herum und hob fragend seine Hände in die Höhe. „Warte. Moment. Willst du mir damit gerade sagen, dass du Usagi liebst?“ „Ja. Ganz genau, das will ich damit sagen.“ Aufgebracht ballte er seine Hände zu Fäusten. Bereit für Seiyas Antwort darauf. Er hatte nicht geplant, damit so bei ihm herauszuplatzen, es war einfach so passiert. Nun musste er halt mit den Konsequenten leben. Egal, wie die aussah. Er war bereit um Usagi zu kämpfen. Angespannt sah er Seiya direkt in die Augen, doch anstatt dass dieser ihm nun wütend Parole gab, fing er mit einem Mal an zu lachen. „Das glaub ich jetzt echt nicht.“ „Was ist daran so lustig?“ Glaubte er etwa, nur weil er ein ach so toller Popstar war, dass er keine Konkurrenz für ihn wäre? „Zunächst möchte ich etwas klarstellen. Erstens Usagi und ich sind kein Paar und zweitens ihr beide seid echte Idioten.“ Irritiert klappte ihm regelrecht die Kinnlade herunter. Er hätte mit allem gerechnet, dass er ihm eine reinhauen würde, ihn beschimpfen würde oder sonst was tat, aber nicht damit, dass er ihm offenbarte, dass sie gar kein Paar waren. Total überrumpelt von der neuen Nachricht schüttelte er nur verwirrt seinen Kopf. „Was?“ „Komm mit. Wir sollten uns mal unterhalten.“ Immer noch lachend öffnete Seiya die Tür und verließ somit die Männertoilette. Kurz verharrte er in seiner Position, doch bevor die Tür wieder zurück ins Schloss fiel, eilte er ihm hinterher. Rasch lief Seiya zu einem, gerade frei gewordenen, Tisch und deutete ihm an, sich zu setzen. Den verwunderten Blick seitens Motoki war ihm dabei natürlich nicht entgangen. Darum konnte er sich aber später kümmern. Jetzt musste er wissen, was hier los war. Schwungvoll ließ er sich daher auf den Stuhl fallen. „Was soll das heißen, ihr seid kein Paar?“ „Wir sind nur gute Freunde, das ist alles. Und, als ihr guter Freund, hat sie mir so einiges über dich erzählt.“ Arme verschränkend ließ er sich nach hinten gegen die Lehne fallen.“Aha.“ „Zum Beispiel hat sie mir erzählt, was du über sie gesagt hast. Und das passt so gar nicht zu dem, was du mir jetzt gerade gesagt hast.“ „Und das wäre?“ Musste sich der Typ ständig alles aus der Nase ziehen lassen? „Sie hat ein Gespräch von dir und, ich denke mal, mit dem Blondschopf dahinten, der uns ganz offensichtlich zu belauschen versucht, mitgehört.“ Kurz sah er über seine Schulter und konnte sich ein leises Stöhnen über Motoki nicht verkneifen, der mehr schlecht als recht, versuchte, sie tatsächlich zu belauschen. Als er ihm allerdings mahnend in die Augen sah, huschte er, als wäre nichts gewesen, zurück zum Tresen. „Was soll das für ein Gespräch gewesen sein“, wandte er sich wieder an Seiya und war nun mehr als nur neugierig, was der meinte. „Sie hat gehört, wie du über sie geredet hast, und meintest, warte wie war das, ach ja genau, sie wäre einfach nur ein nerviges kleines Blondchen, das nicht kapiert, dass dich in Ruhe lassen soll.“ Schlagartig riss er seine Augen auf, sprang auf und klatschte mit seinen Handflächen vor sich auf den Tisch. „Aber, damit war doch gar nicht sie gemeint … Jetzt wird mir einiges klar.“ Tonlos ließ er sich zurück auf seinen Stuhl fallen. Deshalb war sie damals so schnell abgehauen und hatte sich seit dem Tag so seltsam ihm gegenüber verhalten. Sie dachte, er würde sie nicht leiden können. Und dann fiel ihm noch etwas ein. Als er versucht hatte mit ihr zu sprechen. Sie wollte, dass sie sich voneinander fernhielten, weil sie ja anders empfinden würde als er. Das jedoch würde ja bedeuten, dass … „Wenn sie genau so empfindet, wie ich, dann heißt das ja … Usagi ist …“ „Über beide Ohren in dich verschossen.“ Lachend schüttelte Seiya seinen Kopf. „Über euch könnte man echt so einen Liebes-Schnulz-Film drehen.“ „Haha sehr witzig.“ Stöhnend legte er seinen Kopf in den Nacken und fuhr sich danach laut auspustend durch die Haare. Bevor er aber noch etwas sagen konnte, piepte Seiyas Handy mit einem Mal. Schweigend zog er es aus seiner Tasche und so wartete er ab, bis er fertig war. Immer breiter wurde jedoch Seiyas grinsen und verschwörerisch begann ihr ihn nun zu fixieren. Was sollte das denn jetzt? „Das war Usagi … Sie ist gerade im Park und fragt, ob wir uns treffen können.“ „Und, was hab ich jetzt damit zu tun?“ „Oh man, bist du so schwer von Begriff? Na los. Geh zu ihr!“ „Jetzt?“ „Ja, jetzt! Sie wartet bei der großen Uhr.“ Nickend sprang er auf und setzte schon dazu an, loszulaufen, als er sich doch noch ein Mal zu Seiya zurückdrehte. „Ich … also … Danke.“ „Ja ja.“ Lachend stand Seiya auf und klopfte ihm auf die Schulter, „Ich glaube, du bist doch ganz in Ordnung.“ „Und ich glaube, du bist doch nicht so ein eingebildeter Popstar.“ „Nur, wenn ich einen guten Tag hab.“ Beide mussten kurz lachen, doch dann nickte er Seiya zu und rannte los.       Angespannt lief sie auf und ab und wartete auf Seiya. Eigentlich hatte sie ja vorgehabt nach dem Nachsitzen zu Rei zu gehen, doch nach dem neuesten Fund in ihren Spind hatte sie absolut keine Lust mehr dazu gehabt. Schwer atmend klammerte sie krampfhaft ihre Finger um den Gurt ihrer Tasche. Die ganze Sache wurde einfach immer unheimlicher. Nervös ging sie weiterhin auf und ab. Wo blieb er denn? Sie wollte gerade ihr Handy aus der Tasche ziehen, um Seiya zu fragen, wo er blieb, als ihr mit einem Mal eine ganz andere Person in ihre Augen sprang. Blieb ihr denn gar nicht erspart heute? Ruckartig drehte sie sich herum und ging ein paar Schritte weiter Richtung Uhr. Vielleicht hatte er sie ja nicht bemerkt. Er schien es ja ziemlich eilig zu haben. So unauffällig wie möglich versuchte sie aus seinem Blickfeld zu verschwinden. „Usagi!“ Soviel dazu, dass er sie nicht gesehen hatte. Abrupt beschleunigte sie ihre Schritte. Sie hatte jetzt wirklich keinen Nerv auf dumme Sprüche von ihm. „Odango atama! Du bleibst jetzt gefälligst stehen!“ Wütend drehte sie sich herum. Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? „Ich habe jetzt keine Zeit für dich Baka. Also zisch ab.“ Schnell hatte er die letzten Meter zu ihr überwunden, blieb nun nach Luft schnappend vor ihr stehen und stützte sich mit seinen Händen auf seinen Beinen ab. „Wusste ich doch, dass du darauf reagierst.“ „Ich habe jetzt keine Zeit für deine dummen Sprüche. Ich bin verabredet, wäre also schön, wenn du verschwinden würdest.“ Langsam richtete er sich wieder auf und trat mit einem Mal näher an sie heran. „Ich werde nie wieder verschwinden“, flüsterte er und kam einen weiteren Schritt auf sie zu. Ruckartig wich sie zurück und sah ihn mit großen Augen an. „Was willst du?“ „Dich.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, schnappte er sie plötzlich am Handgelenk, zog sie zu sich und, bevor sie überhaupt irgendwie reagieren konnte, hatte er schon beide Hände auf ihre Wangen gelegt. Sein Gesicht kam dabei immer näher, bis seine Lippen schließlich ihre trafen.   Kapitel 13: ------------ Kapitel 13 Erstarrt stand sie einfach nur da. Passierte das gerade wirklich? Mamoru küsste sie? Warum? Wollte er sie damit provozieren? Bevor sie wirklich realisieren konnte, was gerade geschah, löste er sich plötzlich von ihr und sah ihr tief in die Augen. „Usako. Ich liebe dich.“ „Du … liebst … mich?“ Nickend wollte er sie an sich ziehen, doch bevor es dazu kam, nahm sie ihre Hände in die Höhe und ging kopfschüttelnd einen Schritt zurück. „Ich komm da jetzt nicht ganz mit. Ist das wieder so eine verdrehte Art mich fertigzumachen? Willst du dich über mich lustig machen? Wenn du glaubst, dass mir der-“ „Jetzt sei doch mal still. Ich meine es ernst.“ Schwungvoll griff er nach ihren Handgelenken. „Seiya hat mir alles erzählt. Das Gespräch, was du mitbekommen hast, von Motoki und mir, ich meinte doch nicht dich damit. Das alles ist einfach nur ein blödes Missverständnis. Ich bin auch nicht mit Saori zusammen. Ich liebe dich. Und ich weiß, dass du das Gleiche für mich empfindest.“ „Du hast mit Seiya gesprochen? Wann?“ Grinsend schüttelte er seinen Kopf. „Das ist dir jetzt wichtig?“ Langsam löste er seine Hände von ihren Handgelenken, nur um sie auf ihre Wangen zu legen. Tief sah er ihr in die Augen und kam dabei ihrem Gesicht immer näher. „Ich glaube, ich muss es wohl noch ein Mal sagen. Ich. Liebe. Dich.“ „Du liebst mich“, wiederholte sie ihn leise und ganz langsam sickerten seine Worte in ihren Verstand. Er liebte sie. Er liebte sie wirklich. Augenblicklich schwirrten tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch wild umher und sie hatte das Gefühl, als würde jede Faser ihres Körpers explodieren. „Usako“, flüsterte er und strich vorsichtig mit seinen Fingern über ihre Wangen. „Mamo-chan.“ Sanft legten sich erneut seine Lippen auf ihre und sie konnte jetzt nicht mehr anders. Wie von selbst rutschte ihr ihre Tasche aus der Hand und schwungvoll krallte sie sich an seinem Shirt fest. Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet. Hatte nicht daran geglaubt, dass es tatsächlich passieren würde und doch stand sie nun hier mit ihm. Er liebte sie. Langsam löste er den Kuss und sah lächelnd zu ihr herunter. „Warum haben wir uns das Leben nur so schwer gemacht?“ Liebevoll strich er ihr eine verwirrte Strähne zurück hinter ihr Ohr. Sie merkte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss und so sah sie ruckartig auf ihre Füße herunter. „Weil du ein blöder Baka warst“, murmelte sie und knetete ihre Finger in sein Shirt hinein. „Musst du gerade sagen, Odango.“ Lachend klopfte er ihr auf den Kopf, wodurch sie wieder zu ihm hinauf sah. „Hey.“ Schweigend sahen sie sich einfach nur an, bis Mamoru plötzlich in die Hocke ging und ihre Tasche aufhob. „Na komm.“ Lächelnd hielt er ihr seine Hand entgegen und verlegen legte sie ihre in seine. „Wo gehen wir hin?“ „Ins Crown. Ich muss mich bei jemandem bedanken. Außerdem sollten wir wohl mal über einiges sprechen.“     Mit großen Augen starrte Motoki die beiden an. „Ist es das, wonach es aussieht?“ Grinsend deutete Motoki auf ihre verschränkten Hände. „Ich, naja, ich denke schon.“ Räuspernd kratzte sie sich an ihrem Kopf. Vermutlich glich ihr Gesicht gerade einem Streichholzkopf. „Hat Mamoru also endlich seinen Hintern hochbekommen.“ Lachend boxte Motoki Mamoru gegen die Schulter. „Halt die Klappe.“ Grinsend schüttelte Mamoru seinen Kopf und ließ dabei seinen Blick durchs Crown wandern. „Seiya ist schon weg?“ „Ja, ihr habt ihn knapp verpasst.“ Als würde ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt werden, fuhr bei dem Namen ein Schauer durch ihren Körper. Die ganze Zeit war ihr Verstand wie vernebelt gewesen, doch jetzt war alles schlagartig wieder da. „Verdammt. Ich muss ihn sofort anrufen! Er muss herkommen.“ Skeptisch zog Mamoru eine Augenbraue in die Höhe. „Naja, so wichtig es nun auch wieder nicht. Ich wollte mich zwar-“ „Was?“ Mit großen Augen starrte sie ihn an. „Na, dass du ihn extra hier herbestellen willst. Eigentlich würde ich jetzt viel lieber die Zeit mit dir alleine verbringen.“ „Ich muss ihn aber sprechen. Es ist wichtig, ich weiß nicht, was …“ Schwer atmend schüttelte sie ihren Kopf und lief dabei auf und ab. „Wenn sie … Was ist …“ Wild wedelte sie mit ihren Händen herum. „Usagi, was ist los?“ „Ich werde … Sie … Er …“ Augenblicklich legte Mamoru seine Hände auf ihre Schultern und brachte sie damit zum Stehen. Ernst sah er sie an. „Was ist los?“ Tief atmete sie ein. „Setz dich, dann erkläre ich es dir.“   „Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendetwas passiert.“ Wütend ballte Mamoru seine Hände zu Fäusten. „Und die Polizei macht nichts?“ Langsam schüttelte sie ihren Kopf und zog das Blattpapier, welches sie heute bekommen hatte, aus der Tasche. „Das lag vorhin in meinem Spind.“ Sie konnte genau sehen, wie er die Kiefer zusammenpresste und angespannt den Zettel in die Mitte des Tisches zurückschob. Nachdenklich fuhr sie mit dem Finger herüber und betrachtete erneut das Foto von ihr. Wie konnte jemand so etwas machen? Ihr Foto war total verunstaltet und mit Morddrohungen beschriftet worden. Ohne das sie es wollte, stiegen ihr die Tränen in die Augen und verstohlen wischte sie mit dem Ärmel herüber. „Ich-“ „Usagi!“, rief eine Stimme und schwungvoll schlangen sich zwei Arme um ihren Oberkörper, „Alles in Ordnung? Du warst total verwirrt am Telefon.“ Langsam sah sie auf und blickte direkt in zwei blaue Augen. „Seiya.“ „Geht es dir gut?“ Sanft strich er ihr über den Rücken, bis ein lautes Räuspern ertönte. Augenblicklich sahen beide zu Mamoru, der Arme verschränkt zu ihnen herüber blickte. „Du kannst sie gern wieder loslassen.“ Grinsend löste sich Seiya von ihr und beugte sich etwas über den Tisch herüber. „Euer Gespräch war also erfolgreich?“ „Könnte man so sagen“, murmelte Mamoru. Sie hätte nie gedacht, dass sie das Mal sehen würde, aber er wurde tatsächlich rot. Ohne ein weiteres Wort griff er nach seiner Kaffeetasse und nippte daran. Lachend drehte sich Seiya daraufhin zu ihr und knuffte ihr in die Seite. „Ich freue mich für euch.“ Lächelnd nickte sie, doch danach verzogen sich ihre Mundwinkel nach unten. Schwer atmend schob sie den Drohbrief zu Seiya herüber. „Das habe ich vorhin bekommen.“ Sofort nahm Seiya den Zettel in die Hand. „Jetzt geht sie eindeutig zu weit!“ „Sie?“, fragte Mamoru und sah verwirrt zwischen ihr und Seiya hin und her. „Die Tochter meiner Managerin. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dafür verantwortlich ist.“     Schweigend lief sie neben Mamoru her. Lange hatte sie noch mit Mamoru, Seiya und Motoki, der auch wissen wollte, was los war, zusammengesessen und überlegt, doch hatte das nicht viel gebracht. Seiya wollte zwar noch ein Mal seine Managerin direkt ansprechen und sie damit konfrontieren, doch hatte sie nicht große Hoffnung, dass dies irgendetwas bringen würde. Leise seufzend sah sie auf die Pflastersteine herunter. Vielleicht waren das alles auch bloß leere Drohungen, um ihr Angst machen zu wollen. Sie hoffte es zumindest. „Da sind wir.“ „Hm?“ Irritiert blickte sie auf und bemerkte dadurch erst, dass sie vor ihrem Haus standen. „Oh.“ „Also.“ Mit den Händen in den Taschen wippte Mamoru auf seinen Füßen hin und her und schien genau wie sie, nicht genau zu wissen, wie sie nun miteinander umgehen sollten. „Also“, wiederholte sie ihn und knetete ihre Hände ineinander. „Sehen wir uns morgen nach der Schule im Crown?“, sagte er mehr zu seinen Schuhen, als zu ihr und tippte mit dem Fuß vor sich herum. „Mhm.“ Nickend zog sie ihren Schlüssel aus der Tasche und wollte sich gerade von ihm verabschieden, als er sie plötzlich in seine Arme zog. Lächelnd schmiegte sie sich an seine Brust und sanft strich er ihr über den Rücken. „Usako“, hauchte er in ihr Ohr und augenblicklich fuhr erneut ein Schauer durch ihren Körper. „Mamo-chan.“ „Bis morgen.“ „Ja, bis morgen.“ Lächelnd sah sie zu ihm herauf und langsam wanderten ihre Köpfe zueinander, bis sich ihre Münder zu einem innigen Kuss verschlossen. Mit klopfendem Herz ging sie einen Schritt zurück, winkte ihm zu und verschwand dann schnellen Schrittes im Haus.     Summend schlenderte Usagi am nächsten Tag die Treppe herunter und tänzelte zu ihren Schuhen. „Na, da hat ja jemand gute Laune.“ Lächelnd hielt ihr ihre Mutter das Mittagessen entgegen. „Ist ja auch ein schöner Tag heute.“ Skeptisch zog ihre Mutter eine Augenbraue in die Höhe und sah aus dem Fenster hinaus. „Es regnet in Strömen.“ Schulterzuckend schlüpfte sie in ihre Schuhe und griff nach einem Regenschirm. „Dann nehme ich den halt mit.“ „Wenn man dich so ansieht, könnte man glauben, du bist frisch verliebt.“ Lächelnd sah ihre Mutter sie an und prompt merkte sie, wie die Röte in ihre Wangen schoss. „Ich, also, ja, ich muss dann auch los.“ Schwungvoll öffnete sie die Tür, spannte den Schirm und lief winkend los. Als ihre Mutter nicht mehr in Sichtweite war, verlangsamten sich ihre Schritte wieder und laut pustete sie aus. Wüsste ihre Mutter von Mamoru, würde sie nur tausend Fragen stellen und dazu hatte sie noch wenig Lust zu. Ein breites Grinsen schlich sich über ihr Gesicht und wild begann ihr Herz zu schlagen, als sie an Mamoru denken musste. So richtig hatte sie es immer noch nicht realisiert, dass er nun ihr Freund war. Sie war schon auf die Gesichter ihrer Freundinnen gespannt, wenn sie es ihnen gleich erzählen würde. Sie hätte es ihnen auch am Telefon sagen können, doch wollte sie es lieber persönlich machen. Kichernd tippelte sie durch den Regen, als sie plötzlich stehen blieb. Sie hatte das seltsame Gefühl, dass sie jemand beobachten würde. Angespannt sah sie sich um, jedoch konnte sie nichts Verdächtiges entdecken. Alle gingen ihren eigenen Treiben nach und wuselten durch die Straßen. Kopfschüttelnd ging sie weiter. Vermutlich hatte sie sich das nur eingebildet. Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ sie allerdings aufschrecken. Jetzt war sie schon wieder so spät dran. Wenn sie sich nicht beeilte, kam sie schon wieder zu spät. Rasch legte sie einen Zahn zu und bog in eine kleine Seitenstraße ein. Flink lief sie über den Asphalt. Sie hatte die Seitenstraße schon beinahe wieder verlassen, als ein lautes Quietschen sie aufschrecken ließ. Sofort sah sie hinter sich und riss entsetzt ihre Augen auf. Ein Auto raste genau auf sie zu. Wild wedelte sie mit ihren Händen herum, wodurch ihr ihr Schirm aus der Hand rutschte. Doch das Auto blieb nicht stehen. Prompt setzten sich ihre Beine wieder in Bewegung. Aber es war zu spät. Das Auto erwischte sie. Eine Schmerzenswelle durchfuhr ihren Körper und hart landete sie bäuchlings auf der Straße. Das Letzte, das sie sah, war eine Gestalt, die aus dem Wagen stieg, bevor alles hinter einem schwarzen Schleier verschwand.       Nervös tippte Mamoru auf dem Tresen herum und sein Blick wanderte immer wieder zu seiner Uhr. „Sie ist ja gleich da.“ Lachend wischte Motoki vor ihm herum und stellte eine neue Tasse Kaffee vor ihn. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst“, murmelte er und nahm seinen Kaffee in die Hand. „Na von deiner Liebsten natürlich“, sagte Motoki und wackelte dabei mit seinen Augenbrauen. Sein Blick wanderte zur Tür herüber und grinsend deutete er hinter Mamoru. „Da kommen ihre Freunde herein marschiert.“ Augenblicklich drehte sich Mamoru auf dem Hocker herum und beobachtete Ami und die anderen, wie sie das Crown betraten. Zu seiner Verwunderung war Usagi nicht dabei. Musste sie etwa wieder nachsitzen? Seufzend wandte er sich zurück zu Motoki und ignorierte gekonnt sein Gelächter. „Hallo Motoki“, trällerte Minako hinter ihnen und stellte sich an den Tresen heran. „Hallo. Na, wo habt ihr denn Usagi gelassen? Muss sie mal wieder länger bleiben?“ Zwinkernd sah Motoki dabei zu ihm. Gleich konnte er sich auf Fragen von Usagis Freundinnen gefasst machen und sah daher stur auf seinen Kaffee herunter. Sie hatte mit Sicherheit allen erzählt, dass sie nun zusammen waren. „Nein. Sie war gar nicht in der Schule. Komischerweise hat sie sich gar nicht gemeldet, dass sie krank ist.“ Verwundert sah Mamoru wieder auf und drehte sich zu Minako herum, die nachdenklich auf ihrem Kinn herumtippte. „Wir haben sie auch versucht auf ihrem Handy zu erreichen. Aber es ist aus. Bestimmt schläft sie.“ Augenblicklich beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Sofort sah er zu Motoki, der offenbar den gleichen Gedanken hatte. „Minako, habt ihr die Nummer von Usagis Eltern?“ „Ja, aber warum fragst du?“ „Ruf sie sofort an und frag, ob es ihr gut geht.“ Verwirrt zog Minako ihr Handy aus der Tasche. „Was ist den los?“ „Ich erklär es dir gleich. Ruf an!“   „Okay. Verstehe. Vielen Dank.“ Mit großen Augen nahm Minako das Handy herunter. „Usagi ist ganz normal los zur Schule gegangen.“ Ruckartig sprang Mamoru vom Hocker und fuhr sich mit den Händen durch seine Haare. „Usagi ist nicht in der Schule angekommen. Das heißt …“ „Du meinst etwa?“, fragte Minako zitternd und sah Mamoru eindringlich an. „Irgendetwas ist passiert.“   Kapitel 14: ------------ Kapitel 14 „Was … Was ist …“ Blinzelnd versuchte Usagi ihre Lider zu öffnen. Stöhnend rieb sie sich mit ihrer Hand über die Schläfe, wodurch ein stechender Schmerz durch ihren Kopf zog. Erschrocken riss sie dann aber ihre Augen auf. Sie konnte nichts erkennen, es war komplett dunkel um sie herum. Sofort versuchte sie aufzustehen und stieß mit ihrem Kopf gegen einen Widerstand. „Was zur Hölle.“ Zitternd tastete sie um sich. Ihr gesamter Körper schmerzte. Sie konnte sich kaum bewegen und das lag nicht nur daran, dass es hier überhaupt keinen Platz um sie herum gab. Panisch begann sie um sich zu schlagen. Was war denn nur passiert? Das Letzte, an das sie sich erinnerte, war, dass sie von diesem Auto angefahren wurde. Erneut schlug sie über sich. „Hallo? Ist da jemand? Warum bin ich hier drinnen!“, rief sie mit brüchiger Stimme und musste schwer dabei schlucken. Angestrengt versuchte sie irgendetwas zu hören, dass ihr sagte, wo sie war. Aber da war nichts, außer ihrem eigenem Keuchen. Sie merkte, wie ihr die ersten Tränen die Wangen herunterliefen und ein weiteres Mal schlug sie über sich. „Hallo? Ist da jemand? Ich bin hier drinnen!“ Schniefend wischte sie über ihr Gesicht. Was hatte man mit ihr gemacht? Dachte man, sie sei Tod und hatte sie in einen Sarg gesteckt? Sie wollte gerade wieder versuchen auf sich aufmerksam zu machen, als plötzlich ein Klicken ertönte. Quietschend bewegte sich ganz offensichtlich etwas über ihr und keine Sekunde später blendete sie helles Licht, sodass sie ihre Augen zukneifen musste. „Du lebst ja noch. Bist zäher, als ich gedacht habe“, ertönte eine Stimme und im selben Augenblick wurde sie an ihrem Arm gepackt, „Los raus da.“ Sofort öffnete Usagi ihre Augen und sie blickte auf eine Frau. Jedoch konnte sie von der Frau nicht viel erkennen, da ihr Gesicht hinter einer Sonnenbrille und einem schwarzen Mundschutz versteckt war. „W-wer bist du … Warum bin ich hier? Ich muss-“ „Das tut hier nichts zur Sache. Raus da jetzt, wir sind da.“ Forsch zog die Frau sie an ihren Armen und erst jetzt realisierte sie dadurch, dass sie sich in einem Kofferraum befand. Wieso steckte man sie in einen Kofferraum? Mit einem Ruck hob die Frau sie heraus und wankend versuchte sie auf ihren Füßen zu stehen, doch alles um sie herum begann sich zu drehen. Irritiert blickte sie herunter, da ein Stock in ihren Fuß pikte. Warum hatte sie nur einen Schuh an? Sie musste ihn bei dem Aufprall verloren haben. Eine Schmerzenswelle durchzog ihren Körper und krampfhaft zog sich alles zusammen. „I-ich muss zum Arzt. Bitte.“ „Ich weiß, was du musst.“ Energisch legte die Frau die Arme um sie herum und zerrte sie mit sich mit. „B-bringen Sie mich zum Krankenhaus?“ Ohne ein Wort zu sagen, schleifte die Frau sie einfach weiter. Sie hatte überhaupt keine Kraft sich zu wehren, immer wieder drehte sich alles um sie herum. Tief atmete sie ein und zitternd sah sie an sich herunter. Ihre Schuluniform war blutverschmiert. Mit großen Augen sah sie wieder zu der Frau. „Bitte, mir geht es nicht gut. Wenn Sie es waren, ich werde es niemanden sagen, versprochen. Bringen Sie mich einfach-“ „Kannst du auch mal die Klappe halten? Dumme Göre.“ „Bitte“, flehte Usagi, der mehr und mehr die Kräfte versagten und panisch sah sie sich um. Warum hatte die Frau sie mitten in einen Wald gebracht? „W-was sollen wir hier?“ Ohne eine Antwort zu geben, zerrte die Frau sie einfach weiter hinter sich her, tiefer in den Wald hinein.     Aufgeregt fuhr sich Mamoru durch seine Haare und lief dabei auf und ab. Usagi musste irgendetwas passiert sein. Ruckartig blieb er stehen und blickte zu Minako herüber. „Könnt ihr Seiya erreichen? Ich denke, wir brauchen ihn.“ „J-ja … Was ist denn hier überhaupt los? Glaubst du wirklich Usagi ist irgendetwas passiert? Vielleicht hat sie bloß irgendwo die Zeit vergessen. Wir kennen sie doch-“ „Nein“, schnitt er Minako das Wort ab und fuchtelte danach wild in der Luft herum, „Das hat mit Sicherheit etwas mit diesen Drohbriefen zu tun.“ „Meinst du wirklich?“, fragte nun Makoto und stellte sich neben Minako. Schweigend nickte er und sah nachdenklich zu Boden. Tief atmete er ein, schloss für einen kurzen Moment die Augen und sah dann wieder auf. „Minako, Ami, geht ihr zu Usagis Eltern, erzählt ihnen alles. Am besten sie kontaktieren die Polizei. Makoto, du versuchst Seiya zu erreichen.“ Nickend stimmten alle zu und so sah er zu Rei herüber. „Kennst du den Weg, den Usagi immer zur Schule geht?“ „Ja, den weiß ich.“ „Gut, dann gehen wir beide ihn ab.“ Flink sah Mamoru zu Motoki herüber. „Da du hier sowieso nicht wegkannst, gibst du uns sofort bescheid, falls Usagi hier auftauchen sollte.“ Bestätigend nickte auch Motoki und so wandte sich Mamoru wieder an Usagis Freundinnen. „Am besten treffen wir uns alle wieder hier. Lasst uns los.“     „Wir sind da.“ Ruckartig blieb die Frau stehen. „Was wollen wir-“ Mit großen Augen starrte Usagi auf eine Fells Spalte. „Was soll ich hier?“ Grob drückte die Frau mit einem Mal ihre Finger in Usagis Arme und schob sie an die Kante der Spalte. „Da du noch lebst, musst ich dich nicht hier her tragen. Vielen Dank dafür. Aber nun.“ Schief grinsend schob die Frau sie immer weiter gen Abgrund. „Wird es Zeit, dass du gehst. Du hast genug in meine Pläne hineingepfuscht. Ich habe dich gewarnt.“ Wild strampelte Usagi mit ihren Armen herum. „Los lassen!“ Diese Frau wollte sie doch nicht wirklich da hinunter schubsen? „Bitte, lassen Sie mich los. Ich weiß doch nicht mal, wer Sie sind. In was für Pläne?“ Und dann realisierte sie, was die Frau gerade gesagt hatte. „Pläne? Sie haben mir diese Drohbriefe geschrieben?“ Lachend warf die Frau ihren Kopf in den Nacken. „Wow. Du hast es endlich kapiert. Hättest du mal deine dreckigen Finger von Seiya gelassen. Er ist das letzte Puzzleteil, damit meine Tochter endlich berühmt wird und überall bekannt wird.“ „I-ihre Tochter? Dann sind Sie etwa?“ Panisch versuchte sie sich aus den Fängen der Frau zu befreien, aber ihr gesamter Körper war einfach zu schwach. Alles um sie herum drehte sich und sie hatte das Gefühl den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. „Ganz recht, ich bin es. Galaxia!“ Lachend löste die Frau eine Hand von ihr, nahm ihre Sonnenbrille und Mundschutz herunter und steckte sie in ihre Handtasche. „Sieh mich gut an, denn es wird das Letzte sein, was du zu sehen bekommst.“ „Bitte. Ich und Seiya. Wir sind doch gar nicht.“ Von Angst ergriffen versuchte sich Usagi zu befreien, doch es half alles nicht. Ihr Körper machte einfach nicht mit. „Zu spät.“ Lachend ließ Galaxia los, holte mit ihren Armen aus und gab ihr einen kräftigen Stoß. Taumelnd wankte sie rückwärts, bis sie schließlich ins Leere fiel.     Kopflos rannte Mamoru einfach weiter. Sie hatten beinahe den gesamten Schulweg von Usagi abgelaufen. Aber bisher keine Spur von ihr. Irgendwo musste es doch einen Hinweis geben, wo sie sich befand. Es musste einfach. Sollten sie vielleicht die Spielläden und Plätze absuchen, zu denen sie gerne ging? Hatte sie möglicherweise einfach die Zeit total vergessen? Man kannte sie ja. Sie war eine Träumerin und vergaß gerne mal alles um sich herum. „Mamoru!“ Erschrocken fuhr er zusammen und drehte sich zu Rei herum. Mit großen Augen sah er auf einen Schuh, den sie in der Hand hielt. „I-ist das Usagis?“ Zitternd ging er zu Rei herüber, die langsam nickte. „Ich denke schon … Schau mal.“ Schwungvoll hob sie eine Schultasche auf. „Das ist Usagis. Ich erkenne sie sofort. … Mamoru, was bedeutet das? Wo ist Usagi?“     Stöhnend öffnete Usagi ihre Augen und drehte ihren Kopf zur Seite. Wie lange war sie weggetreten? Das Letzte, an das sie sich erinnerte, war, wie sie von Galaxia hier herunter geschubst wurde und dann, dann wurde alles schwarz vor ihren Augen. Keuchend prustete sie aus, wischte sich mit ihren Fingern über den Mund und riss danach erschrocken ihre Augen auf, als sie das Blut an ihren Händen bemerkte. Schwer atmend drückte sie sich vom Boden ab, krallte ihre Finger um eine Wurzel, die neben ihr, aus der Wand aus Erde und Steinen, ragte und zog sich daran hoch, bis sie sich gegen die Fells Wand lehnen konnte. Was sollte sie jetzt nur machen? Schwer schluckend sah sie nah oben. Wie kam sie hier wieder heraus? Es war nicht besonders hoch, doch sah es nicht so aus, als ob sie hier herausklettern konnte. Dennoch, sie musste es probieren. Schwankend zog sie sich auf ihre Füße, hievte sich hoch und griff nach Wurzeln. Zitternd rammte sie ihre Füße in die Erde und versuchte sich hoch zuziehen. Zentimeter für Zentimeter zog sie sich hoch. Schaffte sie es möglicherweise doch? Sie musste es einfach schaffen. Doch dann, ein weiterer Griff und es passierte. Ihr Fuß trat ins Leere und sie verlor den Halt. Rutschend fiel sie zurück zu Boden und landete schmerzhaft auf ihrem Rücken. Apathisch sog sie die Luft in ihre Lungen und wieder hinaus. Jeder Atemzug schmerzte sie und fiel ihr unsagbar schwer. Zitternd suchte sie in ihren Taschen nach ihrem Handy. Zwecklos, natürlich hatte es Galaxia an sich genommen. Ihr stiegen die Tränen in die Augen und ungehindert liefen sie ihr über ihre Wangen. Schluchzend presste sie ihre Lippen aufeinander. Hier unten würde sie doch niemand finden. Mitten im nirgendwo. Sie hatte kein Handy und ein weiteres Mal schaffte sie es einfach nicht nach oben zu klettern. Sie schaffte es nicht ein Mal mehr, sich auf die Seite zu drehen. Sollte das hier wirklich ihr Ende sein?     Schweigend ließen alle ihre Köpfe hängen, bis Mamoru plötzlich laut mit seinen Händen auf den Tisch haute, sodass sämtliche Gäste im Crown zu ihnen herübersahen. Allerdings war ihm dies ziemlich egal. Sollten sie doch glotzen. Er hatte andere Sorgen. „Wir müssen doch irgendetwas tun. Wir können doch nicht einfach nur hier herumsitzen und warten, bis sich die Polizei bei Usagis Eltern meldet.“ Laut pustete er aus und sah zu den anderen. „Wir wollen ja etwas machen. Aber was? Es gibt keine Spur von ihr. Wir haben keine Ahnung, wo sie ist oder was mit ihr passiert ist“, sagte Rei und senkte ihren Kopf. Schwungvoll sprang er auf, raufte sich die Haare und begann auf und ab zu laufen. Er hatte keine Ahnung, was mit Usagi passiert war, aber sein Gefühl sagte ihm auf jeden Fall, dass es nichts Gutes war und sie nicht viel Zeit hatten, sie zu finden. „Irgendetwas muss es doch geben“, murmelte er mehr zu sich selbst und ging weiter hektisch hin und her. Ohne etwas zu sagen, senkte Seiya seinen Kopf und tippte sich gegen sein Kinn. „Gehen wir noch ein Mal alles durch, was wir wissen“, sagte Ami und legte einen Block auf den Tisch, „Wenn wir alles sammeln, fällt uns vielleicht irgendetwas auf, was wir übersehen haben.“ Nickend stimmten die anderen ihr zu, als Seiya ebenfalls aufsprang. „Ich geh jetzt zu Suzu und gehe nicht eher weg, bis sie mir gesagt hat, was sie mit Usagi gemacht hat!“ Kaum hatte Seiya die Worte ausgesprochen, rannte er auch schon los. „Warte ich komme mit!“, rief Mamoru hinterher und folgte ihm sofort. Es würde vermutlich nicht viel bringen, aber es war der einzige Anhaltspunkt, den sie hatten.     Regungslos lag sie auf dem kalten Waldboden. Wie lange sie hier wohl schon lag? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Zitternd schlang sie die Arme um ihren Körper. Ihr war kalt. So kalt. Bewegen konnte sie sich nicht mehr. Jede einzelne Faser ihres Körper schmerzte. Ihre Atmung wurde immer schwerer und mehr und mehr verschwamm alles vor ihr und hüllte sich hinter einen dicken dunklen Schleier. Sie merkte, wie das Leben ihren Körper verließ. Sie wusste, sie würde hier sterben. Alleine irgendwo im nirgendwo. Wie konnte es nur so enden? Niemals hätte sie damit gerechnet, als sie heute Morgen das Haus verlassen hatte. Sie war so glücklich gewesen. Es hätte nicht perfekter sein können. Sie hatte eine wunderbare Familie und Freunde, denen sie überglücklich erzählen wollte, dass Mamoru ihr seine Liebe gestanden hatte und das sie nun zusammen waren. „Mamoru“, krächzte sie leise und weitere Tränen kullerten ihr die Wangen herunter. Sie hatten doch gerader erst zueinandergefunden. Und schon wurden sie wieder getrennt. Das Leben meinte es wirklich nicht gut mit ihr. Schwach begann sie dann allerdings zu lächeln. Sie sollte sich nicht beschweren. Sie hatte ein schönes Leben gehabt. Natürlich hätte sie gerne mehr Zeit gehabt, aber sie konnte es jetzt nicht mehr ändern. Sie konnte jetzt nur noch hoffen, dass ihre Familie, ihre Freunde und Mamoru nicht all zulange traurig sein würden, damit sie alle ein glückliches Leben führen konnten. Ihre Augen wurden immer schwerer und allmählich gab sie diesem Gefühl, dass sie forttrug, nach. Es brachte nichts mehr, dagegen anzukämpfen. Langsam schlossen sich ihre Lider und eingehüllt von dem Gesang der Vögel spürte sie, wie der Schmerz immer weniger wurde.   Kapitel 15: ------------ Kapitel 15   Mamoru und Seiya betraten das große Gebäude und eilten zum Aufzug. Bevor sie ihn allerdings erreichten, deutete Seiya auf ein Mädchen, das hektisch in der Eingangshalle hin und her ging. „Das ist sie. Suzu!“, brüllte Seiya und erschrocken blickte sie auf. Ertappt dachte sich Mamoru. So wie sie Seiya ansah, hatte sie definitiv etwas zu verbergen. Sofort rannten sie zu ihr und Seiya packte sie am Arm. „Wo ist Usagi?“ „Ich … ich hab …“ „Was hast du mit ihr gemacht?“ „Sag es uns!“, brüllte nun auch Mamoru. „Ich habe gar nichts mit ihr gemacht.“ Seiyas Griff wurde fester um ihren Arm. „Suzu, das ist kein Spaß mehr. Wo ist Usagi?“ „Ich glaube … Ich glaube, Mama hat irgendetwas Schlimmes gemacht.“ Seiya ließ ihren Arm los. „Wie meinst du das?“ Verwirrt schüttelte Suzu den Kopf. „Sie … Sie meinte, sie hätte die Sache mit deiner Freundin endgültig geregelt und uns würde nichts mehr im Wege stehen.“ Mit großen Augen starrte Seiya ihn an. Als Suzu jedoch weitersprach, sah er sofort wieder zu ihr. „Mama … Mama war so komisch. Sie sagte, sie müsste dringend in die Waschanlage. Vorher müsste sie aber noch etwas erledigen. Die Sache kam mir seltsam vor. Normalerweise schickt sie Praktikanten dafür los. Also hab ich …“ Sie ballte die Hände zu Fäusten. „So etwas hab ich doch nie gewollt. Das musst du mir glauben!“ Mit Tränen in den Augen stand sie einfach nur da. Langsam legte Seiya die Hände auf ihre Schultern. „Ich weiß. Bitte erzähl uns ganz genau, was du weißt.“ Sie nickte. „Ich bin zu ihrem Auto geschlichen. Es war voller Matsch. Total verdreckt. Und vorne ist eine große Beule im Auto. Ich hab die Fahrertür geöffnet und hab auf das Navi geschaut. Die letzte Adresse war dieser Wald. Wie war das gleich, Aokigahara, oder so.“ Immer größer wurden Mamorus Augen. Dort hatte man Usagi hingebracht? „Also kommen die Drohbriefe an Usagi von deiner Mutter?“ „J-ja. Ich habe sich dabei erwischt und sie meinte, ich solle sie machen lassen. Sie sagte, sie regelt das schon und ich soll mich raus halten. Ich wusste doch nicht, dass sie Usagi ernsthaft etwas antun will. Das musst du mir glauben.“ Schluchzend zog Suzu ein Handy aus der Jackentasche. „Das hab ich auf dem Beifahrersitz gefunden.“ Seiya strich sich mit den Händen über das Gesicht. „Also war es die ganze Zeit Galaxia. Warum ist mir das nicht aufgefallen?“ Mit großen Augen starrte Mamoru auf das Handy und nahm es Suzu aus den Fingern. „Das ist Usagis.“ Er erkannte es sofort an dem Häschen Aufkleber. „Seiya, wir müssen sofort dahin!“ Wenn diese Galaxia Usagi dort hingebracht hatte, mussten sie sich beeilen. „Ich rufe den Fahrer und du die Polizei!“   „Geht das nicht schneller?“ Unruhig rutschte Mamoru auf dem Sitz hin und her. „Wir werden sie finden. Die Polizei ist bestimmt schon vor Ort.“ Seiya legte die Hand auf seinen Arm. Was war, wenn sie zu spät kamen? Die Beule an Galaxias Wagen hieß mit Sicherheit, dass sie Usagi angefahren hatte. Was war, wenn sie sie nicht schnell genug fanden? Er konnte und wollte sich nicht ausmalen, wenn das passieren sollte. „Wir sind da“, ertönte es vom Fahrer und holte Mamoru damit aus seinen Gedanken. Augenblicklich schnallte er sich ab und sprang aus dem Auto. Der Platz war übersät mit Polizeiwagen. Ein Beamter kam auch direkt auf ihn zu. „Wir müssen Sie bitten, wieder zu fahren, wir haben hier zurzeit-“ „Wir haben Sie kontaktiert“, unterbrach Seiya den Polizisten, der mittlerweile auch ausgestiegen war. Mamorus Blick wanderte über den Wald. Er hörte den beiden gar nicht mehr zu. Er wollte einfach los und Usagi suchen. „Mamoru? Hallo?“ „Ja? Was?“ „Der Polizist hat mir erzählt, dass Galaxia den Befragungen nicht standgehalten und zugeben hat, Usagi angefahren und hier in dem Wald gebracht zuhaben. Aber …“ Mamoru ballte die Hände zu Fäusten. Er hatte recht. Sie hatte Usagi tatsächlich angefahren. Irritiert sah er dann jedoch zu Seiya. „Aber?“ „Sie verrät nicht, wo genau sie sie hingebracht hat.“ Fest bohrten sich seine Finger in seine Haut. Sein Blick glitt wieder über den Wald. Er war zu groß. Es könnte Tage dauern, bis sie gefunden wird. „Wir dürfen mit suchen, müssen uns aber an die Anweisungen der Beamten richten.“ Er nickte und folgte Seiya und den Polizisten in den Wald hinein.   „Usagi!“, riefen sie abwechselnd, doch es kam keine Antwort. Immer tiefer liefen sie in das Dickicht und suchten Stück für Stück das Gebiet ab. Ein paar Meter vor ihm und Seiya diskutierten plötzlich zwei Polizisten. „Was ist da los?“ Fragend sah Seiya zu ihm. „Keine Ahnung. Lass uns nachsehen“, sagte er und schon eilten sie los. „Gibt es Neuigkeiten?“, fragte Mamoru und sah die Beamten hoffnungsvoll an. „Das nicht, aber die Suche wird mit zunehmender Dämmerung immer schwieriger. Und wir müssen-“ „Soll das etwa heißen, Sie brechen ab? Wir müssen sie finden!“ Er machte einen Satz nach vorne und wollte den Polizisten packen. Bevor er ihn aber erreichen konnte, hielt ihn Seiya zurück. „Wenn du auf ihn losgehst, hilft das Usagi nicht weiter!“ Schwungvoll drehte sich Mamoru zu Seiya. „Gibst du etwa auch auf?“ „Das habe ich nicht gesagt!“ „Dann-“ „Da liegt jemand!“, rief ein Polizist von weiter hinten und sofort drehte sich Mamoru herum. Er traute sich kaum zu atmen. „Da unten in der Felsspalte!“ Er erstarrte. Lag Usagi da unten? Hieß das etwa, dass sie …? Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. „Komm!“ Seiya zerrte an seinem Arm und holte ihn damit aus seiner Starre. Sie rannten den Beamten hinterher, bis sie an der Kante der Felsspalte standen. Sein Blick glitt den Abhang herunter. Da lag sie. Regungslos. Unfähig, sich zu bewegen, lief alles wie in Zeitlupe vor ihm ab. Er konnte nichts tun, außer zu beobachten, wie Sanitäter und weitere Rettungskräfte dazu kamen und Usagi geborgen wurde. Noch immer gab sie kein Laut von sich oder zeigte irgendeine Regung. Waren sie zu spät? Er wusste nicht, wie lange sie schon hier standen. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie verfrachteten Usagi auf eine Liege und hoben sie aus der Spalte heraus. „Ich hab einen Puls!“, rief einer der Retter. „Aber er wird schwächer!“ Mamoru wollte zu Usagi, doch bevor er sie erreichen konnte, hielt ihn einer der Einsatzkräfte ab. „Wir müssen uns beeilen“, sagte er und rannte mit Usagi auf der Trage und den anderen in Richtung Waldausgang. Er und Seiya folgten ihnen sofort, bis sie den Krankenwagen erreicht hatten. Sie schoben Usagi in den Wagen und Mamoru wollte mit hinein, wurde aber wieder aufgehalten. „Sind sie Familienangehöriger?“ Er schüttelte den Kopf. Warum durfte er denn nicht zu ihr? „Es tut mir leid. Nur Familienangehörige“, sagte der Sanitär und die Türen wurden zu geworfen. Mit lauten Sirenen fuhren sie davon und er konnte nichts tun, außer die immer kleiner werdenden Rücklichter zu beobachten.       „Hey. Hallo?“ „Lass sie, Makoto. Sie hat keine Zeit für uns. Sie muss doch ihren Liebsten anschmachten.“ Minako lachte und nippte an ihrer Limonade. Makoto grinste „Da hast du recht.“ „Redet ihr etwa über mich?“ Usagi sah zwischen den beiden hin und her. „Nein, wir doch nicht“, sagte Minako und wedelte mit der Hand. Usagi beobachtete ihre Freundinnen. Was hatte sie nur für ein Glück. Wäre sie nur etwas später gefunden worden … Sie schüttelte unbemerkt den Kopf. Nein, daran wollte sie gar nicht denken. Ihr Blick wanderte zu Mamoru, der mit Seiya bei Motoki am Tresen saß. Dass die drei Freunde wurden, hätte noch vor vielen Monaten nicht dran geglaubt. Aber seitdem war einiges passiert. Mamoru und sie konnten das Missverständnis klären, sie waren zusammen gekommen, dann wurde sie angefahren und entführt, musste lange im Krankenhaus bleiben und zu guter Letzt hatte sie einen Prozess gegen Galaxia durchgestanden. Leise seufzte sie. Zum Glück wurde sie so schnell niemand mehr zu Gesicht bekommen und sie konnte endlich in die Zukunft sehen. Mamoru drehte sich herum und ihre Blicke trafen sich. Sofort schoss ihr ein wohliges Kribbeln durch den Körper. Er nickte ihr kurz zu und verabschiedete sich von Motoki und Seiya. „Ich muss dann los“, sagte sie und erhob sich. „Jetzt?“ Rei sah sie fragend an. „Ihr bekommt sie ja morgen wieder.“ Mamoru legte den Arm um sie herum. „Bis dann.“ Sie winkte den anderen zu und verließ mit Mamoru das Crown. „Was wollen wir machen?“ Sie ging ein paar Schritte, bis sie merkte, dass Mamoru stehen geblieben war. „Was ist los?“ Schwach lächelte er. „Ich bin einfach so froh, dass ich dich nicht verloren habe. Weißt du überhaupt, was ich für dich empfinde?“ Sie stellte sich vor ihn. „Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, du musst es mir noch mal sagen.“ Er grinste, zog sie näher zu sich und legte die Hand auf ihre Wange. „Ich liebe dich.“ Kaum hatte er das gesagt, lagen seine Lippen schon auf ihren und sie versanken in einem innigen Kuss.         Ende   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)