Was ich für dich empfinde von Fiamma ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Kapitel 9   Unfähig sich zu bewegen, saß er auf dem Boden und starrte Usagi an. Wie in Zeitlupe lief alles an ihm vorbei und nur langsam, drang das so eben passierte in seinen vernebelten Verstand. Er hatte sie geküsst. Und sie hatte den Kuss erwidert. Sie konnte ihm nicht erzählen, dass es nur wegen dieses dämlichen Spiels war. Er hatte deutlich gespürt, dass da irgendetwas zwischen ihnen war. Bevor er jedoch überhaupt in der Lage war, irgendetwas dazu zusagen, sprang sie mit einem Mal auf, drehte sich von ihm weg, sammelte ihre Sachen ein und rannte los. Lautes Getuschel drang in seine Ohren und verwundert wanderte sein Blick umher. Es wurde geflüstert und kichernd wurde auf ihn gezeigt. Einige hielten sogar noch ihre Handys in die Höhe. Stutzig blieb er dann aber bei Usagis Freundinnen hängen. Böse wurde er von ihnen angestarrt. Warum sahen sie ihn denn bitte so an? Im Augenwinkel konnte er sehen, wie Seiya irgendetwas murmelte, was ganz offensichtlich ihm galt, seine Socken und Schuhe anzog und ebenfalls aufsprang. Gefolgt von Usagis Freundinnen liefen sie allesamt aus dem Keller. „Mamoru. Na los. Drehen!“ Irritiert schaute er zu Unazuki, die kichernd auf die Flasche deutete. Es war wie ein Schalter, der in seinem Kopf gedrückt wurde. Augenblicklich sprang er auf. Was ganz offensichtlich ein Fehler war. Alles begann sich vor seinen Augen zu drehen. Diese dämliche Bowle schoss es ihm durch den Kopf. Das würde morgen einen tierischen Kater geben. Tief einatmend versuchte er sich zu sammeln. Er musste zu Usagi. Er musste mit ihr reden. Sofort. Wankend wollte er gerade einen Schritt nach vorne machen, als etwas an seinem Hosenbein zerrte. „Mamoru.“ Nervös sah er zu Saori herunter, die sich mit einer Hand in seine Hose krallte. „Ich muss … Ich komme gleich wieder. Okay?“ Langsam schüttelte sie ihren Kopf und es sah beinah so aus, als müsste sie würgen. Zitternd sah sie zu ihm herauf und ihre Finger krallten sich weiterhin in sein Hosenbein. „Mir … mir geht …“ „Was ist los?“ Rasch ging er in die Hocke und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Mir geht es nicht gut. Können wir bitte gehen?“ Innerlich fluchend biss er die Zähne zusammen. Hin und her überlegend, was er jetzt machen sollte, sah er abwechselnd zu Saori und zur Treppe herüber, bis er schließlich einen Arm um sie herum legte. Er konnte sie ja schlecht hier so sitzen lassen. Mit Usagi sprechen musste er somit verschieben. „Na komm. Ich bring dich nach Hause.“ Vorsichtig zog er sie hoch und verabschiedete sich von Unazuki und den anderen. Rasch half er ihr beim Anziehen und schon verließ er mit ihr im Arm den Keller. So schnell die beiden konnten, gingen sie durch das Haus und steuerten die Haustür an. Saori hatte große Mühe geradeaus zu laufen. Dass er selbst nur wankend vorankam, machte die ganze Sache nicht einfacher. „Am Besten wir bestellen dir ein Taxi.“ „I-ich … ich kann doch so nicht nach Hause. Meine Eltern …“ Schluchzend klammerte sie sich an seinen Arm und abrupt blieb er dadurch stehen. Mit großen Augen sah er sie an. „Und jetzt?“ „Ich, ich weiß es nicht. Ich bekomme riesigen Ärger. Was soll ich denn jetzt machen? Mamoru?“ Auch das noch. Leise seufzend schüttelte er unbemerkt seinen Kopf. Wäre er doch einfach heute zu Hause geblieben. Jetzt hatte er den Schlamassel. Hätte er Saori nicht gefragt mitzukommen, würde sie jetzt nicht hier so stehen. Tief atmete er noch ein Mal ein, bevor er ein Lächeln aufsetzte und ihr aufmunternd zu nickte. „Schreib deinen Eltern, dass du heute bei einer Freundin übernachtest.“ „U-und wo s-soll ich bitte hin?“ „Du kommst erst mal mit zu mir“, murmelte er und zog sie weiter mit sich mit. In einer Handbewegung öffnete er die Haustür, ging über die Türschwelle, nur um danach ruckartig stehen zu bleiben. Nicht weit von der Tür entfernt stand Usagi, umzingelt von ihren Freundinnen. Sie schienen wild auf sie einzureden. Dieser Seiya stand allerdings etwas abseits von ihr und tippte auf seinem Handy herum. Da aber keiner von ihnen zu ihm herüber sah, hatten sie ihn wohl noch nicht bemerkt. Erst als Saori mit einem Mal laute Würgegeräusche von sich gab und sich zum nächstbesten Busch streckte, hatten sie die volle Aufmerksamkeit. Böse funkelten allesamt, bis auf Usagi, die ihn keines Blickes würdigte, zu ihm herüber, als wäre er der Staatsfeind Nummer eins. Was hatte er ihnen denn bitte getan? Eigentlich hatten sie sich bisher immer ganz gut verstanden. Zumindest dachte er das. War es etwa wegen des Kusses? Es war doch nicht seine Idee gewesen, auch wenn er es nicht bereute und es jederzeit wieder tun würde. Hatte Usagi jetzt etwa Ärger mit diesem Popstar? Das würde jedoch im Umkehrschluss bedeuten, dass es ihr auch etwas bedeutet hatte. Sonst hätte sie ja wohl keinen Ärger mit ihm. Konnte er vielleicht doch noch hoffen? Winselndes Gejammere seitens Saori ließ ihn allerdings von seinem Gedanken wieder abbringen. Lautstark übergab sie sich in dem Busch. Leise stöhnte er aus. Ein besseres Timing gab es nicht. Er sollte sich jetzt zunächst um Saori kümmern. Irgendwie war es ja auch seine Schuld, dass es ihr so schlecht ging, und so beugte er sich zu ihr, strich ihr über den Rücken und hielt ihr die Haare aus dem Gesicht. Vorsichtig sah er dabei über seine Schulter und konnte dadurch nur noch sehen, wie Usagi mit den anderen verschwand. Das Gespräch musste er somit verschieben.     Stöhnend hielt er sich seine Hand vor das Gesicht, als es von den ersten Sonnenstrahlen getroffen wurde. Schwerfällig versuchte er sich auf die Seite zu drehen, doch aus irgendeinem Grund schaffte er es nicht. Es war fast so, als würde etwas auf seine Brust drücken. Blinzelnd öffnete er seine Augen, nur um sie im nächsten Moment wieder zu schließen. Es war einfach viel zu hell. Wie war er überhaupt nach Hause gekommen? Ein weiteres Stöhnen entwich ihm, als er seine Hand wieder herunternahm. Ihm tat alles weh und in seinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Was war überhaupt passiert? Krampfhaft versuchte er sich an die letzte Nacht zu erinnern, doch alles war hinter einem dicken schwarzen Schleier versteckt. Nur bruchstückhaft blitzten vereinzelt Bilder vor seinen inneren Augen auf. Bilder von Usagi, von ihm, von der Party und Saori. Aber es wurde einfach keine komplette Erinnerung daraus. Schwer atmend stellte er fest, er brauchte erst ein Mal dringend einen Kaffee. „M-mamoru, bist du, bist du etwa schon wach?“ Schlagartig riss er seine Lider auf, als plötzlich eine heisere Stimme in seine Ohren drang. Langsam blickte er an sich herunter und entdeckte einen Arm auf seinem Brustkorb. Mit großen Augen folgte er diesen, bis er direkt in Saoris Gesicht blickte. „Saori?!“ Wie vom Blitz getroffen, richtete er sich auf. Was zur Hölle machte Saori in seinem Bett? Verschlafen sah sie zu ihm herauf. „Ja?“ „Was … was … wie … du … in meinem Bett?“, stammelte er und musste schwer schlucken, als er bemerkte, dass sein Oberkörper nackt war. Hatten sie etwa …? Mit zittrigen Fingern hob er seine Decke etwas hoch und pustete erleichtert aus, als er bemerkte, dass er immerhin eine Shorts trug und somit nicht komplett nackt war. Aber was hieß das? „Was ist denn los?“ Gähnend richtete sich nun auch Saori auf, wodurch er freie Sicht auf ihren, zum Glück mit Klamotten bedeckten, Körper hatte. Allerdings trug sie ein Shirt von ihm. Was ihn dann doch wieder in Panik geraten ließ. Unruhig fuhr er sich mit seinen Händen durch die Haare, winkelte seine Beine an und stützte seine Ellenbogen auf seine Knie. Auch wenn ihm die Antwort möglicherweise nicht gefallen könnte, musste er es jetzt einfach wissen. Tief atmete er also noch ein Mal ein und senkte seinen Kopf. Gefasst starrte er zwischen seinen Beinen herunter auf das Bettlaken. „Saori haben wir … Ich meine, haben wir-“ Doch weiter kam er nicht, da sie mit einem Mal aufsprang und mit der Hand vor dem Mund Richtung Badezimmer lief. Sofort rannte er ihr hinter her. Er hatte das Badezimmer noch nicht ein Mal erreicht, da hörte er auch schon, wie sie sich übergab. Vorsichtig lugt er hinein und entdeckte sie dann auch über der Toilette. Und auf einem Schlag drangen die Bilder der letzten Nacht in seinen Kopf. Wie er Saori die Haare gehalten hatte, wie er ihr geholfen hatte, als sie sich übergab. Das Flaschendrehen. Und Usagi. Er hatte Usagi geküsst. Er hatte Usagi geküsst und sie hatte den Kuss erwidert. Aber er hatte immer noch keine Ahnung, was passiert war, nach dem sie das Haus verlassen hatten und Saori in den Busch gekotzt hatte. Ab da hatte er einen totalen Filmriss. Nichts mehr. Was war denn nur passiert? Konnte es wirklich sein, dass er mit Saori …? Wankend hielt er sich am Türrahmen fest und rutschte langsam daran herunter. Warum sollten sie sonst zusammen im Bett liegen, angekuschelt, und sie auch noch sein T-Shirt tragen? Die Hinweise waren eindeutig. Langsam wanderte sein Blick zu ihr herüber. Ganz offensichtlich hatte er verdammte Scheiße gebaut.       Gähnend wälzte sie sich in ihrem Bett herum. Als es leise an ihrer Tür klopfte. Jedes einzelne Klopfen war wie ein Hammerschlag in ihren Kopf. Ein Presslufthammer. Um genau zu sein. Wer klopfte denn so früh an ihrer verdammten Tür. „Ja?“, grummelte sie laut, was sie sich selbst innerlich eine Ohrfeige verpassen ließ, da sie sich nun selbst kleine Hammerschläge eingebrockt hatte. „Usagi. Kommst du zum Essen herunter?“ „Ich hab kein Hunger auf Frühstück.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde ihr auch schon wieder speiübel. Unazuki konnte was erleben, wenn sie sie das nächste Mal sehen würde. Das stand fest. Knarzend wurde ihre Zimmertür geöffnet und stöhnend überlegte sie, ob diese schon immer so laut gewesen war. Ihre Mutter trat über die Schwelle und begann sie sofort besorgt zu mustern. „Schatz. Das Frühstück ist lange vorbei. Wir wollen jetzt Mittagessen. Geht es dir nicht gut?“ „Doch … Ich bin nur müde. Das ist alles.“ Sie musste ja nicht wissen, dass diese Bowle sie komplett ausgeknockt hatte. Wenn ihre Eltern mitbekamen, dass sie Alkohol getrunken hatte, dann war ihr das Donnerwetter des Jahrhunderts garantiert und die nächsten Monate, würde dieses Haus, abgesehen von der Schule, das einzige sein, was sie sehen würde. Zum Glück hatten sie schon geschlafen, als sie von Seiya nach Hause gebracht wurde, und konnte dadurch heimlich in ihr Zimmer schleichen. „Na dann komm runter. Wir warten auf dich.“ „Ist gut“, murmelte sie und so schloss ihre Mutter wieder die Tür. Da musste sie jetzt wohl oder übel durch. Murrend wühlte sie sich aus ihrer Decke, schwang die Beine über die Bettkante und wollte gerade aufstehen, als ihr Handy neben ihr piepte. Wer schrieb ihr denn jetzt? Langsam, immer darauf bedacht ihren Kopf nicht zu schnell zu bewegen, fischte sie nach ihrem Smartphone. Rasch entsperrte sie das Display und wunderte sich, warum sie eine Nachricht von Unazuki hatte. Hatte sie irgendetwas bei ihr vergessen? Flink öffnete sie die Mitteilung und ihre Augen wurden immer größer. Unazuki hatte ihr ein Foto geschickt. Von ihr. Und Mamoru. Wie sie sich küssten. Quietschend sprang sie auf, was ein großer Fehler war. Stöhnend ließ sie sich zurück auf die Bettkante fallen. Nachdem sich ihr Kopf etwas beruhigt hatte, sah sie wieder auf das Display. Es war kein Traum. Sie hatte Mamoru tatsächlich geküsst. Die ganze Zeit dachte sie, ihr Verstand würde ihr einen Streich spielen, ausgelöst durch zu viel Bowle. Tief atmete sie ein und fuhr sich unsicher mit ihren Fingern über die Lippen. Sie merkte, wie ihr Herz einen Takt schneller schlug und eine wohlige Wärme durchfuhr ihren Körper, als sie an den Kuss zurückdachte. Wie sollte sie es schaffen, ihm wieder unter die Augen zu treten? Er würde sich mit Sicherheit jetzt lustig über sie machen. Andrerseits, vielleicht ließ er sie aber auch in Ruhe. Schließlich konnte sie es immer auf dieses dumme Spiel schieben. Seufzend ließ sie sich rücklings auf ihre Matratze fallen, griff nach ihrem Kissen und vergrub ihr Gesicht darin. Auch wenn ihm der Kuss nichts bedeutet hatte, wusste sie, dass es ihr nun noch schwieriger Fallen würde, ihn endlich zu vergessen, ihn endlich abzuhaken. Und was war eigentlich mit dieser Saori oder wie sie hieß. Waren die beiden ein Paar? Es hatte zumindest den Anschein gehabt, so wie sie umeinander her geturtelt sind. „Blöde Bowle, blödes Spiel, blöder Baka“, murrte sie in das Kissen hinein und warf es danach zurück. Jetzt musste sie erst ein Mal runter zum Essen, sonst würde ihre Mutter nachher doch noch Verdacht schöpfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)