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Die Geister von Torak

von

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Ѻ Und weg bin ich Ѻ

Ѻ Take Ѻ
 

„Ach Mist!“ Ich pfeffere wütend meinen Lappen auf die Ladefläche meines Transporters. „Was ist los?“ Gosho kommt unter seinen Waagen hervorgerollt. Er liegt auf einer dieser Bretter mit Rädern, die wir Mechaniker oft benutzen. „Die Elektronik ist total durchgeschmort und die Ersatzteile dafür werden erst in zwei Wochen eintreffen. Den Wagen können wir erstmal vergessen.“ „Das wird den Kommandanten nicht gerade freuen.“ „Was soll ich denn machen. Ich kann doch nicht zaubern. Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Nein, geht schon. Ich bin fast fertig. Wenn du noch etwas wartest, können wir gemeinsam zum Kommandanten gehen.“ „Ach lass mal. Ich bring es gleich hinter mich.“ Gosho zuckt mit den Schultern und verschwindet wieder unter seinem Wagen.

Beim Verlassen der Werkstatt bin ich froh, dass ich als Soldat zu den Mechanikern eingeteilt wurde. Ich war noch nie der Mutigste. In einer richtigen Schlacht wäre ich wahrscheinlich total nutzlos. Zum Glück brauchen wir Zenmi immer viele Mechaniker, die unsere ausgereiften Technologien warten und reparieren müssen. Draußen ist es gerade ruhig. Verdächtig ruhig. Ich sehe mich nach den anderen Soldaten um. Es sind nur ein paar andere Mechaniker zu sehen. Wo sind die restlichen Soldaten? Plötzlich steht ein Soldat im Rang eines Kapitäns vor mir. Er hat seine Rüstung an und ist bis unter die Zähne bewaffnet. „Gehen Sie wieder rein!“ „Was, warum?“ „Sofort! Und hören Sie auf Fragen zu stellen!“ „Ja, Sir!“ Ich drehe mich auf dem Absatz um und renne zurück in die Werkstatt. Stell keine Fragen! Das sagen sie immer zu mir. Tue was man dir sagt! Befehl ist Befehl! Aber habe ich nicht das Recht zu erfahren, warum? Aber alle um mich herum, meine Lehrer, Vorgesetzten und sogar meine Eltern, sagen immer das gleiche: Hinterfrage nicht immer die Entscheidung von anderen!

Warum nicht? Ich meine, es geht doch meist um mein Leben! Immer habe ich unzureichende Informationen. Aber niemand außer mir scheint das erstens aufzufallen, zweiten zu stören und drittens und das ist das schlimmste, wenn ich dann irgendwie an mehr Informationen gekommen bin, fällt mir gleich eine bessere Lösung für das Problem ein. Aber dann ist es meist schon zu spät. Ich knalle die Tür der Werkstatt hinter mir zu und lehne mich dagegen. Gosho kommt erneut unter seinen Wagen hervor. „Was ist passiert?“ „Keine Ahnung. Ich wurde gerade aufgefordert, das Gebäude nicht zu verlassen. Die Planen schon wieder etwas und wir sind mal wieder nicht eingeweiht. Ich habe langsam die Nase voll.“ „Ach reg dich nicht auf. So ist das halt.“ Ich beneide Gosho. Er ist immer die Ruhe selbst. „Aber eine Vorwarnung oder kleine Ankündigung, wäre nicht schlecht. Ich habe echt manchmal das Gefühl, wir sind für sie nur die Köder, die Ablenkung für die feindlichen Armeen.“

„Das bildest du dir nur ein. Du hast eine rege Fantasie.“ „Na, wenn du meinst.“ Ich bin mir da allerdings nicht so sicher. Wir stehen in der Hackordnung ziemlich weit unten und auch wenn wir unverzichtbar sind, so doch nicht unersetzbar. „Und was machen wir jetzt?“ „Also ich mach meinen Wagen fertig.“ „Und dann? Hast du Karten dabei?“ „Nein, leider nicht.“ Ich seufze und lasse mich langsam die Tür hinabgleiten bis ich auf dem Boden hocke. Gosho richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf seinem Wagen. Hier in der Werkstatt ist es weder sehr warm noch sehr kalt und dennoch läuft Gosho der Schweiß. Die oberen Knöpfe seines Hemdes sind geöffnet und legen seine wohlgeformten Schüsselbeine frei. Ich sehe an mich herunter und muss zum wiederholten Mal feststellen, dass ihm die Uniform viel besser steht als mir.

In dem Moment ist von draußen ein lauter Knall zu hören. Ich schrecke hoch und sehe die verschlossene Tür an. „Was ist da draußen los?“, frage ich nach einem erneuten Knall, der viel näher klang als der Letzte. Oder bilde ich mir das nur ein? Erneut knallt es. „Was immer es ist. Es kommt näher.“ Gosho steht jetzt neben mir und starrt ebenfalls die Tür an. Na toll, dann habe ich es mir doch nicht eingebildet. Ich sehe mich Hilfe suchend um. Wir müssen uns verstecken! Doch Gosho scheint da anderer Ansicht zu sein, denn obwohl es draußen weiter knallt, wendet er sich wieder seinem Wagen zu. „Äh, Gosho? Was tust du da?“ „Weiter arbeiten, was denn sonst? Der Kommandant will den Schrotthaufen hier so schnell wie möglich repariert sehen.“ Ich starre ihn entgeistert an. Das ist doch nicht sein ernst! Draußen exportieren irgendwelche Sachen, wir werden vielleicht angegriffen und sind höchstwahrscheinlich in Lebensgefahr und er will diesen Wagen reparieren?!

„Sag mal, spinnst du? Wir sollten in Deckung gehen!“ „Beruhig dich, Take!“ „Beruhigen?! Wir werden gerade Angegriffen!“ „Oder die führen eine Übung durch.“ „Ja, nee ist klar!“ „Warum so sarkastisch? Kann doch durchaus so sein. Außerdem bist du immer viel zu pessimistisch und der Kommandant…“ Mein Blick lässt ihn verstummen. „Das ist keine Übung, glaub mir! Und selbst wenn doch: wir sollten so oder so dahinter Schutz suchen!“ Ich zeige auf mehrere Schilde, die bei der Ladung steht, die in den nächsten Tagen repariert wieder an die Front geschickt werden sollen. „Die sind noch nicht fertig, Take. Die nützen gar nichts.“ „Ja, die eingebaute Technik ist im Eimer, aber die Metallpatten schützen uns noch alle mal vor einer Explosion.“ Gosho schüttelt registriert seinen Kopf. Ich habe gewonnen.

Es sind jetzt knapp 10 min vergangen, in denen zwar die Explosionen nicht aufgehört haben, aber auch sonst nichts weiter passiert ist. Langsam kommen auch mir die Zweifel. Aber das kann ich Gosho nicht sagen. Er denkt wahrscheinlich eh schon, dass ich ein Angsthase bin und auch wenn das durchaus zu trifft, so will ich von ihm nicht gesehen werden. Das ist schlicht und ergreifend peinlich. Ich bin Soldat, verdammt noch mal! Also sitzen wir beide weiter hinter den Schilden verschanzt da und warten darauf, dass der Angriff oder die Übung oder was es auch immer ist, aufhört. Gosho wirft mir immer wieder fragende Blicke zu. Es fängt langsam an zu nerven. „Na los! Spuck es schon aus!“ „Glaubst du wirklich, dass wir werden angegriffen werden? Ich meine, müssten dann nicht die Alarmglocken läuten?“ „Ich weiß, was du meinst, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass da was nicht stimmt.“ Da war ich mir absolut sicher, nur sagt mir das nicht mein Bauchgefühl.

Es ist die Erde oder besser die Schwingungen, die durch sie übertragen werden, die es mir verraten. Dafür muss ich nur meine Hände auf den Boden legen. Ansonsten funktioniert es nicht. Ich habe einmal meinen Eltern von dieser Fähigkeit erzählt. Sie haben mir trotz meiner Beweise nie geglaubt. Dabei ist das Ganze wie ein zweites Paar Augen, welches ich nach Belieben dazuschalten kann. Obwohl Augen nicht das richtige Wort ist. Es ist mehr ein Erspüren von Erschütterungen, egal wie groß oder klein sie sind und jetzt von der Angst beflügelt, ist auch meine Reichweite sehr groß. Größer als gewöhnlich. Warum ich mir sicher bin, dass etwas nicht stimmt? Ich weiß, dass unsere Kanonen abgefeuert werden, aber die Anzahl der Einschläge ist damit nicht konform. Also entweder werden von unseren Leuten auch Geschütze außerhalb meiner Reichweite und außerhalb der Mauern dieses Stützpunktes abgefeuert oder aber wir werden Angegriffen. Das wiederum wirft einige Fragen auf.

Wenn ersteres zutrifft, warum tun wir das? Testen wir was? Und wenn ja was? Werden wir dagegen angegriffen, stellen sich einige andere Fragen und zwar wie Gosho richtig festgestellt hat, läuten die Alarmglocken nicht. Warum ist das so und warum wussten anscheinend alle Soldaten außer uns Mechanikern Bescheid? Und wenn sie Bescheid wussten, warum haben sie es nicht verhindert? Konten sie es nicht oder wollten sie es nicht? Und warum wurden wir nicht eingeweiht? Aber die Frage die mich am meisten beschäftigt: Was sollen wir tun? Wir haben hier keinerlei Waffen. Na ja, nur unser Werkzeug und das ist dafür nur bedingt geeignet. Und das schon gar nicht bei einem Fernkampf wie die Leumir oder Bato sie führen. Auch gegen einen Taminga, die Meister des Nahkampfs, könnte ich damit nicht bestehen. Gegen die Mura, Radmar und Elfog könnte ich mit Goshos Hilfe vielleicht ankommen. Aber Elfog greifen selten an. Sie sind besser in Verteidigung als im Angriff. Sie sind es rein nach der Logik nicht.

Aber der Krieg ist nicht logisch und so frage ich mich, ob sie es vielleicht doch sind. Aber warum sollten sie uns angreifen? Wir haben seit Jahren nicht miteinander gekämpft. Wir hatten schlicht und ergreifend keinen Grund dafür. Dazu kommt, dass wenn wir gekämpft haben, es meistens wir waren, die in ihre Gebiete eingedrungen sind und nicht anders herum. Wie gesagt, sie sind besser in der Verteidigung als im Angriff. Wir dagegen sind nur in der Information Beschaffung wirklich gut, also dem Aufspüren von generischen Truppen. Und in einem Krieg ist das die wichtigste Eigenschaft. Unsere Technologien ermöglichen uns eine ganz andere Weise der Kriegsführung. Mit ihnen sind wir verteidigungstechnisch und angriffstechnisch meist klar im Vorteil, da wir sie auf unsere jeweiligen Gegner spezifisch zuschneiden können. Der Nachteil: Wir verlassen uns zu sehr auf diese Technologien und ohne diese sind wir so gut wie Hilflos.

Noch während mir all dies durch den Kopf geht, werde ich mit einem Mal nach vorne geschleudert und gegen die Wand gedrückt. Die ganze Luft entweicht aus meinem Körper. Ich habe das Gefühl zerrissen und zerquetscht zugleich zu werden. Meine Welt besteht nur noch aus Schmerz. Die schweren Eisenschilde begraben mich unter sich. Ich bin eingeklemmt. Nach gefühlt einer Ewigkeit füllen sich meine Lungen mit der dringend benötigten Luft und ich kann endlich schreien. Aber meinen eigenen Schrei kann ich nicht hören. Ich kann überhaupt nichts hören. Dann kommt die Dunkelheit. Und weg bin ich.



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