I love the broken ones von littlemoony (ɪᴛᴀᴄʜɪ x sᴀᴋᴜʀᴀ, sᴀsᴜᴋᴇ x sᴀᴋᴜʀᴀ) ================================================================================ Kapitel 6: ɪ·ᴍ sᴏʀʀʏ ᴛʜᴀᴛ ɪ ʟᴇᴛ ʏᴏᴜ ᴅᴏᴡɴ ---------------------------------------- ʏᴏᴜ ᴄᴀɴ ʙᴇ ᴍʏ ɢᴜɪᴅɪɴɢ ʟɪɢʜᴛ ᴋᴇᴇᴘ ᴍᴇ﹐ ᴄᴏᴍᴘᴀɴʏ ɪɴ ᴛʜᴇ ɴɪɢʜᴛ ᴛʜᴀᴛ·s ᴀʟʟ ɪ ɴᴇᴇᴅ﹐ ᴀʟʟ ɪ ᴡᴀɴᴛ ɪs ғᴏʀ ʏᴏᴜ ᴛᴏ sᴛᴀʏ ᴀ ʟɪᴛᴛʟᴇ ʟᴏɴɢᴇʀ ɴᴏᴡ ᴡɪᴛʜ ᴀʀᴍs ᴀʀᴏᴜɴᴅ ᴍᴇ﹐ ʟɪᴋᴇ ᴀ ʙᴏʀᴅᴇʀ ʟɪᴋᴇ ᴛʜᴇ ᴀɪʀ ɪ ʙʀᴇᴀᴛʜᴇ﹐ ɪ ʟᴇᴛ ʏᴏᴜ ɪɴ ᴋᴇᴇᴘ ᴍᴇ ᴡᴀʀᴍ ᴜɴᴅᴇʀɴᴇᴀᴛʜ ᴍʏ sᴋɪɴ ·ᴄᴀᴜsᴇ ɪ·ᴍ ɢɪᴠɪɴɢ ɪɴ ᴛᴏ ʏᴏᴜʀ ᴛᴏᴜᴄʜ ɪ ᴄᴀɴ ɴᴇᴠᴇʀ ɢᴇᴛ ᴇɴᴏᴜɢʜ﹐ ᴅɪᴠᴇ ɪɴ ᴅᴇᴇᴘ ɪɴᴛᴏ ᴛʜᴇ ᴏᴄᴇᴀɴ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ Obwohl ich meine Kopfhörer aus meinen Ohrmuscheln genommen hatte konnte ich unterschwellig vernehmen, wie das nächste Lied begann und ich lauschte der Strophe, die die wohltuende Männerstimme sang: I miss the taste of a sweeter life, I miss the conversation. I'm searching for a song tonight. I'm changing all of the stations. I like to think that we had it all .We drew a map to a better place - but on that road I took a fall. Oh baby why did you run away? Der Sänger sprach mir in diesem Moment aus der Seele. Mechanisch langte ich zu meinem Handy in meiner Jackentasche, dort wo auch Itachis Stofftaschentuch verweilte, zog blind den Stecker der Kopfhörer und der Song verstummte. Trotzdem konnte ich die nächste Strophe auswendig und sang sie in meinem Kopf nach, versuchte mich so zu beruhigen, während Sasuke sich näherte und ich wie angewurzelt stehen geblieben war. I was there for you, in your darkest times. I was there for you, in your darkest night. But I wonder, where were you? When I was at my worst, down on my knees and you said you had my back. So I wonder, where were you? All the roads you took came back to me. So I'm following the map that leads to you. Und da stand er, direkt vor mir. Seine dunkelbraunen Iriden, die durch das wenige Licht beinah schwarz wirkten, strahlten Erschöpfung aus, die er in diesem Moment versuchte zu verstecken und ich fragte mich, ob er für sich oder mich stark sein wollte? Das Lied, welches ich vorher noch präsent in meinem Hinterkopf nachgesungen hatte, verhallte nach und nach, bis es gar nicht mehr zu hören war. Es wurde durch ein großes, unglaubliches Nichts ersetzt, was meine Gedankengänge flutete und dafür sorgte, dass ich unfähig war, einen klaren Satz gedanklich zu formulieren. Nicht einmal ein simples Hallo brachte ich mehr über meine Lippen. Ich stand einfach dort, hatte meinen Kopf angehoben und war dabei, mich in seinem Blick zu verlieren. Ich hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte, so von ihm angeschaut zu werden. Nicht auf die vorwurfsvolle Art, wie in seinem Elternhaus oder wie im Krankenhaus, wo er es nicht einmal geschafft hatte, mich eines Blickes zu würdigen. Da lag so viel Reue, so viel Verletzlichkeit in seinen Augen, die ich niemals in diesem Ausmaß wahrgenommen hatte und die dafür sorgten, dass meine Brust schwerer wurde. Ich kam so viel besser damit zurecht, mich anstatt ihn leiden zu sehen. Die Befürchtung, ihm könnte es womöglich schlechter als zuvor ergangen sein, kehrte zurück. Dass ich meinen Tag weitestgehend normal verbracht und sogar Spaß gehabt hatte, erleichterte dieses hässliche Gefühl, welches sich in mir ausbreitete, nicht unbedingt. Es war fast so, als würde ich mir selbst verbieten glücklich zu sein, während er litt. Aber ich war ohne Zweifel an seine Gefühlswelt gebunden, ständig versetzte ich mich in seine Situation, zermarterte mir den Kopf darüber, wie es ihm ging und was er wohl empfinden könnte. Im Grunde tat ich nichts Anderes als mit ihm zu leiden. Jetzt jedoch stellte mein Gehirn seine Funktion ein, wehrte sich nicht länger gegen mein Herz, was unnatürlich schnell in meinem Brustkorb pochte. Durch meine Emotionen geleitet, die meinen Verstand verstummen ließen, hob ich instinktiv meine Hand, um nach ihm zu greifen. Noch immer konnte ich meine innere Stimme flüstern hören, die mir befahl meine Bewegung unverzüglich zu unterbrechen, aber mein Herz gab nicht nach. Es war noch immer mit soviel Empathie für ihn geschmückt, dass ich nicht anders konnte, als diesen winzigen Augenblick zu nutzen, in dem er mir gegenüberstand. Ich wollte ihm all diese Traurigkeit nehmen, die er in sich trug, und so berührte ich zögernd seine Wange, den Blickkontakt dabei konstant haltend. In der Hoffnung, sein Leid wegstreichen zu können, glitten meine Fingerkuppen über seine kalte, makellose Haut und hingegen jeder Erwartungen ließ er es geschehen. Er ergriff keine Flucht oder stieß mich von sich, sondern stand einfach dort und sah weiter mit diesem längst vergessenen Blick zu mir hinab. Ich hatte meine Aufmerksamkeit auf meine Finger gelenkt, die über seinen Wangenknochen bis hin zu seinem Kinnansatz fuhren, konnte seine Augen aber noch immer auf mir ruhen spüren. Davon ließ ich mich allerdings nicht ablenken, stattdessen folgte ich meinen Bewegungen als ich schließlich mit der Fingerspitze meines Zeigefingers seine Unterlippe strich und jene Kontur vorsichtig nach fuhr. Es fühlte sich an, als würden seine ruhelosen Augen sich in mein Fleisch bohren. Jede Berührung, die ich mit Bedacht wählte, wurde von ihm eingefangen und stillschweigend beobachtet. Immer wieder appellierte mein Verstand an mich, sagte mir, ich sollte endlich etwas sagen. Irgendetwas was mein Vorhaben verhinderte, was mich in meiner Dummheit unterbrach. Ich wollte aber überhaupt nicht darüber reden, was geschehen war. Ich hatte ohnehin nichts zu sagen, denn noch immer war es mir verwehrt, Transparenz in mein Gefühlswirrwarr zu bringen. Ich wusste nicht, was ich nicht wollte, sondern nur, was ich wollte. Und das war dieser kleine Moment zwischen uns beiden, vor seiner Botschaft, die sein Blick deutlich spiegelte. Es war nur naheliegend, dass er hergekommen war, um einen Schlussstrich zu ziehen, unsere gemeinsame Zeit zu beenden, sodass wir fortan getrennte Wege gehen mussten. Ich wollte nur noch ein wenig länger der Illusion unterliegen, wir könnten all diese Probleme gemeinsam meistern, nur fest genug daran glauben, dass es für uns ein Happy End gab und selbst wenn das die größte Lüge an mich selbst war, wollte ich nichts lieber, als sie schlucken und glauben. Genau das tat ich auch, als meine Finger zurück über seine Lippen glitten und Platz für meine machte, die ich Zentimeter um Zentimeter näher an Sasuke heranführte. Ich konnte bereits seinen warmen Atem gegen meine Haut schlagen spüren, als er seinen Mund öffnete und lediglich ein „Sakura, nicht-“ herausbrachte, bevor ich ihm stumm widersprach, indem ich meine Lippen auf seine legte und sie vereinte. Dabei verkrampften sich meine Finger haltsuchend im Ansatz seiner Jacke. Ich schloss meine Augenlider und versuchte mir seinen Geschmack zu verinnerlichen, um ihn ja nie wieder zu vergessen. Ich konnte beinahe schmecken, wie er begann mit sich zu ringen. Da waren Verzweiflung, Traurigkeit und eine Menge Selbstzweifel seinerseits zu spüren, als sich unsere Lippen berührten, anstatt mich aber zurückzuziehen, wie es vernünftig gewesen wäre, um uns einen Freiraum für ein klärendes Gespräch zu geben, stellte ich mich auf meine Zehenspitzen und forderte einen weiteren Kuss ein. War es zu viel verlangt, ihn ein letztes Mal zu küssen? Zu spüren, wie wild mein Herz dabei schlug und wie unglaublich gut es sich anfühlte, all unsere Probleme zu vergessen, als wären wir die einzigen Menschen auf diesem gottverlassenen Planeten? Ich war nicht in der Verfassung, diese Entscheidung für uns zu treffen. Viel zu abgelenkt war ich von seiner Reaktion, die recht spät folgte, aber dennoch kam: Er beugte sich mir sachte entgegen, begann damit meinen Kuss zu erwidern und bewegte seine Lippen zaghaft und übervorsichtig gegen meine. Einerseits war ich unglaublich erleichtert, dass er mich nicht abwies, andererseits schon fast schockiert, dass er sich von seinem Vorhaben ablenken ließ. Denn Sasuke war sicherlich für alles gekommen, aber nicht für das, was nun folgte. Obwohl ich glaubte, noch immer Unschlüssigkeit in seinen Berührungen ausmachen zu können, hatte er seine Hände angehoben, positionierte eine davon in meinen Haaransatz, sodass es ihm möglich war, mich mit einem leichten Druck in seine Umarmung zu bewegen, die durch seine freie Hand erfolgte. Ich konnte spüren, wie er seinen Unterarm um mein Becken legte, wie sich seine Fingerkuppen in meinen Haaren verkrampften und er mich gleichzeitig an sich ziehen und von sich wegschieben wollte, während sich unsere Lippen fortwährend vereinten. Diese Situation war so unglaublich surreal, dass ich mit dem Gedanken spielte, mich zu kneifen, hoffend, ich würde einfach aufwachen. Aber wie so häufig hatte ich mich selbst hierein manövriert. Als ich meine Haustür unruhig aufschob und die Wärme empfing, die auf uns wartete, wollte ich auch nicht mehr zurück. Ich wollte nicht aufwachen. Nicht jetzt und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann eigentlich niemals. Ich hatte mich von seinen Lippen gelöst, mir die Jacke und den Schal abgestreift und jene achtlos neben die Plastiktüte, in der sich der kitschige Pullover befand, auf das Laminat fallen lassen. Ähnlich schnell war ich aus meinen Chucks geschlüpft, dessen Knoten ich in meiner Eile nicht einmal löste. Sasuke tat es mir gleich, mit dem Unterschied, dass er seine Jacke sogar auf den Kleiderständer neben der Eingangstüre hing und als er mich wieder ansah, wollte ich jeden aufkeimenden Zweifel in ihm sofort ersticken. Vielleicht war es daher egoistisch, ihn direkt in einen weiteren Kuss zu drängen, um ihm jegliches Wort abzuschneiden, was er sich in seinem klugen Kopf zu Recht gelegt hatte. Vielleicht war es aber auch genau das, was wir brauchten. Was ich brauchte. Nun verirrten sich meine Fingerkuppen in seinen Haaransatz, den ich mit einem sachten Druck entlang glitt, bevor ich in sein dichtes, schwarzes Haar griff, um jenes zu erfühlen. Ein Privileg, welches alleine mir galt, eines, welches ich jetzt ganz besonders genoss. Er drängte mich mit seinem Körper in die Richtung der Kommode, bis ich jene in meinem Rücken spüren konnte und mich in einer fließenden Bewegung drauf setzte, während wir uns weiter küssten. Dabei schob ich mit geschlossenen Augen das Familienbild zur Seite, umfasste es sogar und legte es um, sodass es meinen Eltern nicht möglich war, mich vorwurfsvoll anzusehen. Kurz glaubte ich, mein schlechtes Gewissen bemerkt zu haben, doch als Sasuke den Kuss unterbrach, seine Stirn an meine legte und mir tief in die Augen sah, war es nicht mehr vorhanden. Beinahe, als wäre es niemals da gewesen. Ich presste meine Lippen aufeinander, hielt seinem Blick nicht lange stand und fixierte stattdessen meine Fingerkuppen, wie sie über sein Schlüsselbein fuhren, welches sich mir verführerisch durch den Ausschnitt in seinem Pullover bot. Dabei atmete ich seinen betörenden Duft ein, der all meine Sinne benebelte und mein Herz nur noch schneller schlagen ließ, sofern das überhaupt möglich war. Ich konnte mich kaum daran erinnern, wann wir das letzte Mal an diesem Punkt standen. Umso aufgeregter war ich, vergaß die letzten Tage und Wochen, versuchte alles hinter mir zu lassen und ihm sein miserables Verhalten zu verzeihen. Das war einfacher, als es ich womöglich anhören mochte. Meine Augenlider schlossen sich, als er meine Wirbelsäule berührte, sie behutsam streichelte und zwischen meinen Schulterblättern stoppte. Zwar sah ich ihm nicht ins Gesicht, doch ich spürte, dass er mich eindringlich musterte, weshalb ich mich dazu zwang, mein Kinn anzuheben und ihn schweigsam anzusehen. Es war so still um uns herum. Das Einzige was zu hören war, war das Ticken meiner Wanduhr, die in der Küche hing. Tick, tack. Tick, tack. Tick, tack ... „Bist du dir sicher?“ Ich brauchte nicht fragen, worauf sich diese Aussage bezog. Wie so oft wollte er sich vergewissern, dass er keinen Schritt zu weit ging und ich fand mich in einer Situation wieder, die ich ebenfalls schon längst verdrängt hatte. Es erinnerte mich an unser erstes Mal. Da hatte er mir dieselbe Frage gestellt, wollte nicht nur seinem Instinkt folgen, sondern es aus meinem Mund hören, dass ich dafür bereit war. Für uns. Dieses Mal hatte seine Frage allerdings einen bitteren Beigeschmack, den ich versuchte herunterzuschlucken, gemeinsam mit dem Kloß, der sich in meinem Hals bildete. Ich wusste, dass er mich nie wieder fragen würde. Und genau deshalb willigte ich auch ohne große Bedenkzeit ein: „Ich bin mir sicher.“ Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob er es denn auch war oder ob er sich lieber von mir verführen ließ. Ob er lieber darüber reden wollen würde, was geschehen war. Deshalb öffnete ich meine Lippen auch zögernd. Diesmal war es jedoch Sasuke, der mich unterbrach, bevor ich überhaupt einen weiteren Satz beginnen konnte. Er legte seine Lippen abermals auf meine, fordernder als zuvor. Auch seine Griffe wurden bestimmter, als er mich an sich drückte, während er mit seiner Hand das letzte Stück meines Rückens hinauffuhr und damit begann, meine Haare zu durchwühlen. Dabei öffnete er mit seiner Zunge meine Mundhöhle, verschaffte sich Einlass und traf nur wenige Sekunden später auf seinen Gegenpart. Ich konnte die ungezügelte Lust in mir aufkommen spüren, die angenehm in meinem Unterleib zog, als unsere Becken aufeinandertrafen, ich meine Beine anhob und sie um seine Hüfte schlang, um ihn näher an mich zu ziehen. All die Zweifel, die er gesät hatte, rückten soweit in meinen Hinterkopf, dass ich sie bereitwillig vergaß und mich lieber auf diesen Augenblick konzentrierte, der meinetwegen überhaupt nicht vergehen brauchte. In dem Moment, in dem seine Hände unter mein Gesäß glitten, er mich anhob und durch den Flur ins Schlafzimmer trug, fühlte ich mich wie in einer Zeitschleife gefangen, die ich nicht gewillt war zu verlassen. Nur wenige Schritte später konnte ich meine Matratze in meinem Rücken spüren und seinen Körper auf meinem. Das hitzige Gefecht zwischen unseren Zungen wurde weiter ausgeführt, während sich seine unterkühlten Hände einen Weg unter meinen Pullover suchten, dabei erzitterte ich merklich, was nicht der Temperatur zu verdanken war, sondern seiner bloßen Berührung, die auf jeder Stelle meiner Haut Impulse sendete. Ein Schauer nach dem anderen jagte über meinen Rücken, die Gänsehaut die dadurch ausgelöst wurde, verteilte sich auf meinem gesamten Körper. Anstatt dieses Szenario alleine auszukosten, hob auch ich meine Hände an, fuhr unter sein Oberteil und ertastete die Ansätze seiner Bauchmuskulatur, ging aber noch einen Schritt weiter und machte mich an seinem Gürtel zu schaffen, den ich ohne hinzusehen öffnete, gefolgt von seinem Hosenknopf und dem Reißverschluss. Erstaunlicherweise waren wir nach all den Schwierigkeiten noch immer aufeinander abgestimmt, spiegelten unsere Bewegung blind wider und die Vertrautheit, die sich in mir manifestierte, beflügelte mich förmlich. Ich fühlte mich nicht nur wohl, sondern auch geborgen. Fühlte weder Scham, noch Unmut als wir uns nach und nach entkleideten und uns Haut an Haut spürten. Ich war frei von jeglichen negativen Gedanken, als er Stück für Stück in mich eindrang. Mein Atem verließ dabei stoßweise meine bebenden Lippen, die er freigegeben hatte, um meinen Hals zu liebkosen, den ich ihm gewillt anbot, indem ich ihn leicht überstreckte. Dabei versuchte ich irgendetwas in diesem Schlafzimmer zu fixieren, irgendetwas, was mich daran hinderte, in der nächsten Lustwelle, die mich durchströmte, unterzugehen. Ich wollte mich noch nicht mitreißen lassen, ich wollte diesen Akt der Liebe bis ins letzte Detail auskosten. Leider war mein Vorhaben nur wenig erfolgreich, als ich spürte, wie er seine Lippen von meiner Haut nahm und mich direkt ansah, während er sich sachte in mir bewegte. Er suchte förmlich meinen Blick, den ich ihm nicht verweigern konnte. Nicht jetzt. Und als ich ihn anblickte, war es wie so häufig um mich geschehen. Endlich wirkte er unbeschwert, glücklich, wenn nicht sogar befreit. Meine Hände lösten sich automatisch von seinen muskulösen Schultern, tasteten sein Gesicht in der Dunkelheit, was lediglich durch das Flurlicht erhellt wurde und strichen sachte darüber. Ich bemerkte kaum, wie ich begann zu lächeln, während meine Wange nach und nach von den Tränen, die aus meiner Augenwand brachen, befeuchtet wurden. Dieses Mal waren es aber keine aus Verzweiflung, Wut oder Trauer. Nein, dieses Mal, war ich glücklich. So glücklich, dass ich es kaum in Worte fassen konnte. Sasuke verharrte in seiner Bewegung, sah auf mich hinab und beugte sich zu mir herunter, um mir die Tränen aus dem Gesicht zu küssen. Er war so vorsichtig dabei, dass ich die Luft anhielt, um seinem Atem zu lauschen, der genauso unregelmäßig seine Lippen verließ, wie meiner zuvor. Erst als er auch die letzte Träne aus meinem Gesicht liebkost hatte, bewegte er sich weiter. Ich hatte meine Beine links und rechts neben ihm aufgestellt, um ihm mit meinem Becken entgegen zu kommen. Und während wohltuende Töne meine Lippen verließen, legte ich meinen Kopf in meinen Nacken und schloss meine Augen genüsslich. Unkontrolliert spannte sich mein Unterleib an, umschloss sein Glied immer und immer wieder, bevor sich meine Fingernägel in seinem Rücken verkrampften. Das befreiende Hochgefühl holte mich ein und ich ließ mich davontragen, konzentrierte mich auf den Orgasmus, der daraufhin folgte. Gleichzeitig fühlte es sich an, als würde ich überhitzen. Ein willkommenes Feuer breitete sich in mir aus und bewog mich zu meinem Höhepunkt, der nur kurz vor seinem folgte. Ich konnte spüren, wie sich jeglicher Muskel an unseren Körpern anspannte, die sich nur wenige Minuten später lockerten und dazu führten, dass er sich erschöpft auf mir platzierte. Er versteckte sein Gesicht in meiner Halsbeuge, während sein Atem sich nach und nach regulierte. Ich hingegen hatte das Gefühl, an all diesem Glück, welches mich durchströmte, zu ersticken. Selbst wenn es nur Einbildung war, konnte ich sein Herz mit meinem schlagen hören. Wild und unkontrolliert hämmerten sie gegen unseren Brustkorb, synchronisierten sich, waren eins. Die blass-roten Striemen auf seinem Rücken zeichnete ich vorsichtig nach, bevor meine Hände weiter abwärts, bis zu seinem Gesäß wanderten, worüber ich sachte strich. Kurz darauf konnte ich unter meinen Fingern die Gänsehaut spüren, die nun seinen Körper befleckte, wobei ich mir ein kleinlautes Lachen nicht verkneifen konnte. „Hör auf damit.“ „Womit?“ Natürlich hörte ich nicht auf, nur weil er es sagte. Ich war froh, dass ich seinen Körper immer noch so gut kannte wie zuvor und mit Leichtigkeit empfindliche Stellen ausmachen konnte, instinktiv, ohne groß darüber nachzudenken. Es erleichterte mich wirklich. Wie lange wir dort lagen, uns berührten und nahe waren, wusste ich nicht. Für einen winzigen Moment wollte ich mir selbst glauben machen, dass alles wieder gut werden würde, dass wir das hinbekommen würden, betete, dass die Zeit stehen blieb und wir auf ewig hier liegen bleiben würden. Tief in mir drin wusste ich jedoch, dass das nichts weiter als Wunschdenken war. Das Letzte was ich vernahm, war das Geräusch der Duschbrause, das Wasser, welches auf seinen Körper herunter rasselte, bevor ich mich auf die Seite der Tür drehte, meine Augen schloss und einschlief. Dass er tatsächlich zurück ins Bett stieg und sich neben mich legte, bemerkte ich nicht mehr, registrierte es eher im Unterbewusstsein, wie er seinen Arm um mich legte, seine Präsenz, die ich die ganze Zeit über vermisst hatte. Sie fluteten mich mit einem unglaublichen Wohlbefinden, sodass ich seit langem mit einem guten Gefühl einschlief, was mich am nächsten Morgen so schnell verlassen würde, wie es gekommen war. ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ ☆ ★ ☆ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ „Du hast was getan?!“ Aus Angst einen Hörsturz zu erleiden, hatte ich mein Handy von meiner Ohrmuschel weggehalten, während ich mein Gesicht verzog. Meine Gesprächspartnerin war viel aufgeregter, als ich es war und brüllte hemmungslos in ihr Smartphone. Dabei konnte ich nicht ganz einschätzen, ob Ino bloß entsetzt oder tatsächlich wütend war. Womöglich ja beides. Zumindest ging es mir so. Ich war schockiert darüber, was letzte Nacht geschehen war und einerseits sogar schrecklich sauer, aber nicht auf ihn, nicht auf Sasuke. Sondern auf mich. „Mir war nicht nach reden.“ Da Ino genau so zu meinem Freundeskreis gehörte wie Sasuke und Naruto, wusste auch sie zwangsläufig von seinen Problemen. Nicht, weil ich es ihr erzählte, sondern weil man es ihm ansah. Weil andere Leute redeten und meine beste Freundin ähnliche wie ein Funkturm fungierte: Verschiedenste Informationen trudelten bei ihr ein und sie gab sie weiter. Nicht immer wahrheitsgemäß, aber von Sasuke hatte sie gehört, auch ohne dass ich ihr darüber berichten musste. Schon als ich vor dem Blumengeschäft gestanden hatte, hatte sie es gewusst, wenn nicht sogar schon davor. Ich war froh, dass ich ihr nicht detailreich von den letzten Wochen und Monaten erzählen musste, in denen es bei uns bergab ging. „Na klar! Warum lösen wir nicht so all unsere Probleme? Lass uns sie einfach mit Geschlechtsverkehr regeln, dass wird bestimmt klappen!“ Die Ironie in ihrer Stimme ließ mich schmunzeln, obwohl ich so gar nichts zu lachen hatte. Eigentlich müsste ich nun in meinem Bett sitzen, welches immer noch nach ihm duftete, über seinem einzeiligen Brief hängen und mir die Augen aus dem Kopf weinen. Genau das war auch meine erste Reaktion gewesen. Erstaunlicherweise stand ich aber nun an meinem Herd und sah meinem Ei beim Braten zu. Das einzige Gericht, welches ich nicht anbrennen ließ und welches genießbar war. Glücklicherweise hatte ich heute Spätschicht und konnte mich vorher ausgiebig mit meiner Dummheit am gestrigen Abend auseinandersetzen, gemeinsam mit Ino. „So war das nicht“, warf ich ein, stocherte mit der Gabel in meiner linken Hand in dem Eigelb herum und lauschte Ino in der Leitung: „Ich kann das wirklich nicht glauben, Sakura! Was denkst du dir nur dabei? Ich bekomm Kopfschmerzen, alleine von der Vorstellung … Das nächste Mal wenn ich n miesen Tag habe, such ich mir auch einfach den nächstbesten Typen in der Disco, ach was, warum nicht gleich in unserem Blumengeschäft? Da kommen ständig schnuckelige Kerle rein. Meistens welche, die Blumen für ihre Liebste kaufen wollen – klingt es zu makaber, wenn ich sage, dass mich das nicht stört? Der Gedanke, dass sie womöglich vergeben sind … “ Sie hatte sich wie so oft um Kopf und Kragen geredet. So war sie eben und genau das war auch der Grund, weshalb ich sie angerufen hatte. Sie war jemand, der mir den Kopf zurechtrücken durfte. Ich nahm ihr ihre Hysterie oder Dramatik nicht übel, auch nicht den Scherz auf meine Kosten, denn damit entschärfte sie die ernsthafte Lage. Ich musste ihr nicht erst einen Hilferuf in Form von Worten schicken, damit sie begriff, dass ich Ablenkung dringend nötig hatte, sie besaß die Fähigkeit aus mir zu lesen wie kein Zweiter. Anfangs hatte ich mich in solchen Situationen von ihr nicht ernst genommen gefühlt, mittlerweile wusste ich aber, dass das ihre Art war, mit solchen Neuigkeiten umzugehen, mich zu unterstützen, sich drüber lustig zu machen, um es mir erträglicher zu machen. Beinahe als sollte ich mich mehr über sie als über ihn oder mich ärgern. Sie war so unglaublich selbstlos und das bewunderte ich an ihr. Sie bekam nicht mit, wie ich mein Smartphone zur Seite auf die Theke neben den Herd gelegt hatte, um ins Badezimmer zu hechten. Vielleicht war ja der Geruch des Spiegeleis schuld? Oder aber die Tatsache, dass er nicht mehr da war. Dass er nicht mehr wiederkommen würde. Denn genau das hatte in seinem Brief gestanden, unterschwellig, zwischen den Zeilen. Zwar war es nur ein simples Ich bin nicht gut genug für dich, doch das hatte genügt, um mir die Augen zu öffnen und mir mein Herz zu brechen. Endgültig. Jene kniff ich in dem Augenblick zusammen, als ich mich über die Toilettenbrille neigte und mich übergab. Ich hatte gewusst, warum er dort vor meiner Haustür gestanden hatte, hatte ein einziges Mal das Richtige in seinem Blick interpretiert, war mir sicher gewesen, dass er gekommen war, um mich zu verlassen und doch schmerzte es jetzt viel mehr, als gestern Abend. Krampfhaft versuchte ich, keinen Laut von mir zu geben, konzentrierte mich stattdessen auf das Brennen in meiner Speiseröhre, was mir im Moment viel erträglicher erschien, als mich mit meinem Herzschmerz auseinanderzusetzen. Obwohl ich ganz genau gewusst hatte, worauf diese Nacht hinauslaufen würde, darauf, dass ich am nächsten Tag allein sein würde, hatte ich es gewagt, hatte die Leere in Kauf genommen, die der gestrige Hoffnungsanflug jetzt hinterließ. Schließlich entkam mir doch ein angestrengtes Schnaufen, als ich meine Stirn auf meinen Unterarm sinken ließ, dabei konnte ich den kalten Schweiß spüren, der sich in meinem gesamten Gesicht gebildet hatte. Ich atmete tief ein und wieder aus, um mich zu beruhigen. Mein Herz schlug mir wortwörtlich bis zum Hals und so sehr ich versuchte die Einsamkeit weg zulächeln, gelang es mir ja doch nicht. Ich war mir noch immer nicht schlüssig, ob Ino mich für diese Aktion nun ohrfeigen wollte oder feierte. Ich für meinen Teil bereute keine einzige Sekunde, nicht einen Moment, den wir gemeinsam zusammen verbracht hatten. Er war nicht länger der Böse für mich. Und noch immer fühlte es sich an, als hätte ich das Richtige getan. Denn wie mein Vater immer sagte: Man konnte Dinge auch tot reden. Es gab nichts mehr zu besprechen für uns, nichts zu sagen, was wir nicht durch diese körperliche Nähe besprochen hatten. Er hatte mir bewusst gemacht, dass sein Herz noch immer für mich schlug, mehr, als er vielleicht mit Worten aussagen hätte können – und doch wünschte ich mir nichts mehr als seine Stimme herbei, die meinen Namen flüsterte. Einerseits war ich so erleichtert, dass er mich freigegeben hatte, selbst wenn das Ende dieser Beziehung nicht bedeutete, dass ich mich weniger um ihn sorgte. Andererseits kehrte mit dem Morgen auch wieder die Resignation zurück: Jetzt war ich tatsächlich allein. Es gab kein Zurück mehr, ich konnte nichts mehr sagen, was Sasuke vielleicht in eine anderen Denkweise bewegte. Der Zug war abgefahren und unsere Zeit war vorüber. Nun waren es meine Tränen, die in die Toilette plätscherten. Mit dem Handrücken wischte ich mir über meine Lippen, ehe ich mit meiner Fingerspitze die Konturen ertastete, ich konnte ihn immer noch spüren und diese Erinnerung würde mir auch niemand nehmen können. Ich musste nur fest genug meine Augen schließen und mich an diese Nacht erinnern und irgendwann würde es aufhören, wehzutun. Irgendwann, würde ich mich daran erinnern und lächeln können. Im Moment stand ich allerdings vor meinem ganz eigenen Chaos, vor Problemen, die ich durch Sasukes ausreichend verdrängt hatte und mit denen ich mich zwangsläufig beschäftigen musste. Ich öffnete meine Augen und sah abermals in die Toilette. Das da, war mein Problem, was ich erfolgreich totgeschwiegen hatte. Aber war das nicht immer so? Es war viel einfacherer, sich mit Problemen anderer zu beschäftigen, als mit seinen eigenen. Ich war nicht fähig einen bestimmten Zeitraum zu nennen, als ich damit anfing mich regelmäßig zu übergeben. Immer wenn ich wütend, traurig oder gefrustet war, wenn meine Gedanken mich überwältigten, die Welle an hässlichen Gefühlen mich durchströmte, wenn ich weinte. Anfangs tat ich das nicht einmal bewusst, Stress schlug mir grundsätzlich auf den Magen. Am dem Tag meiner Abschlussprüfung hatte ich mich dreimal übergeben. Irgendwann war es eine Gewohnheit geworden, auf die Toilette zu gehen, statt darüber zu reden, was mich bedrückte. Mittlerweile musste ich mir nicht einmal mehr den Finger in den Rachen schieben, um zu brechen. Es geschah automatisch, routiniert, immer wenn meine Welt in Scherben lag. Manchmal überkam es mich sogar, wenn ich unbeschwert und glücklich war und das nicht, weil ich irgendeinem krankhaften Schönheitsideal folgen wollte, es attraktiv fand, Knochen anstatt Kurven zu zeigen, sondern schlicht weil ich so meine Probleme löste. Für normale Menschen mochte sich das vollkommen verrückt anhören, aber wenn ich mich erbrach, sodass ich mich leer fühlte, war ich befreit. Ich fühlte lieber nichts, anstatt alles. War lieber innerlich tot, als lebendig, wollte meine Probleme lieber loswerden, statt sie zu lösen. Ich erhob mich und betätigte die Spülung, schlürfte zum Waschbecken, befeuchtete meine Zahnbürste und schob sie mir anschließend mit etwas Paste zwischen die Lippen. Bewusst vermied ich den Blick in den Spiegel. Ich wollte mich nicht ansehen, hatte genug von dem bleichen, eingefallenen Gesicht, den hervorstehenden Wangenknochen und den trüben, grünen Augen, die mich ansahen, als würden die schlimmsten Allerweltsprobleme auf meinen Schultern lasten. Ich war nicht fähig mich anzusehen und drehte meinem Spiegelbild den Rücken zu, während ich meine Zähne putzte. Ich war erwachsen genug, um zu erkennen, dass ich nicht die Hilfe war, die Sasuke brauchte. Ich würde sie niemals sein und dieser Gedanke machte mir noch immer zu schaffen. Ich fühlte mich hilflos. Aber noch bevor ich mich mit dieser Hilflosigkeit auseinandersetzen konnte, erklang urplötzlich der Feuermelder. Laut und schrill. Ich zuckte reflexartig zusammen und verschluckte mich beinah an der Zahnbürste. Fuck! Mein Spiegelei! Mit der Zahnbürste im Mund rannte ich zurück in die Küche, die einer Opiumhöhle glich. Mit wedelnden Händen und angehaltener Luft, lief ich zum Fenster, riss jenes auf und nahm mir eilig den Besen zur Hand, um dieses nervtötende Geräusch auszustellen. Danach nahm ich die Pfanne mit dem kohlrabenschwarzen Ei von der Herdplatte. Am liebsten hätte ich laut geseufzt, allerdings hatte ich noch immer die Zahnbürste im Mund. Mein misslungenes Frühstück, welches schlussendlich in der Mülltonne landete, sah ich als schlechtes Omen, dieser Tag würde furchtbar werden, das hatte ich im Gefühl. . . . „Hat er sich bei dir gemeldet? Ich hab seit … na du weißt schon seit wann, nichts mehr von ihm gehört. Das ist unfair! So was macht man nicht mit seinem besten Freund!“ Ich traute mich nicht, meinen Blick anzuheben und Naruto in die Augen zu sehen. Bisher hatte ich den Brief nicht als etwas Positives angesehen, denn eigentlich war das eine unglaublich feige Art Lebwohl zu sagen – allerdings war ich auch selbst schuld, vielleicht hätte Sasuke mir ja gesagt, wohin er verschwand, wenn ich ihm nur die Möglichkeit dazu gegeben hätte. Mir hatte er aber einen Brief hinterlassen, selbst wenn es nur ein einziger Satz war. Von Naruto hatte er sich aber offenbar nicht einmal verabschiedet. Ich musste ihm recht geben, dass war nicht fair. „Er antwortet auf keine Nachricht. Ich hab so oft auf seine Mobilbox gequatscht, dass sie keine Nachrichten mehr annimmt!“ Oh, das kannte ich nur zu gut. Mit dem Löffel in der Hand tunkte ich die Marshmallows in meinen Kakao. „Vielleicht solltest du es morgen noch mal versuchen ...“ Oh Gott, ich kam mir so schlecht vor und dabei konnte ich mich so hervorragend in seine Lage versetzten, allerdings hätten meine Worte nicht emotionsloser klingen können. Schließlich war Sasuke nicht das erste Mal verschwunden. Naruto schnaubte abfällig in meine Richtung und ich konnte aus dem Augenwinkel beobachten, wie er seine Arme vor seiner Brust verschränkte. Ich war so eine miese Freundin. „Entschuldige … es ist nur ...“ Ich hob mein Kinn von meiner Handinnenfläche und suchte seinen Blick, was mir wirklich ungemein schwer fiel. „Was?“, zischte er schnippisch und funkelte mich aus seinen blauen Augen zornig an. Er war wirklich angepisst und ich würde es mit der Wahrheit nicht besser machen, das wusste ich. Deshalb holte ich tief Luft, bevor ich zum nächsten Satz ansetzte: „Er war gestern Abend bei mir … um sich zu verabschieden.“ Jetzt wünschte ich mir viel lieber einen Tequila herbei, als den allerbesten Kakao in der Stadt. Zunächst war seine Mimik eingefroren und dann, dann überschlugen sich seine Emotionen darin. Bei ihm war es so einfach, herauszufinden, was er dachte. Er löste die Arme vor seiner Brust und ließ sie neben sich auf die Sitzbank sinken, er war schockiert, dann für einen Wimpernschlag so traurig, dass ich mich am liebsten über den Tisch hinweg gelehnt hätte, um ihn zu umarmen und dann war er wütend. Er knirschte mit den Zähnen, gab sich Mühe, mich nicht dafür verantwortlich zu machen, doch er schaffte es nicht. Und bevor er riskierte, zu explodieren, zog er den Rückzug vor. So einfach wollte ich ihn dann aber doch nicht gehen lassen. „Ich hätte dir Bescheid geben sollen.“ Ich griff nach seiner Hand, auf der ein leichter Schweißfilm lag, bevor er an mir vorbeiziehen konnte und sah ihm in die glasigen Augen, die all seine Emotionen unverhüllt widerspiegelten. Schluckte ein weiteres Mal, bevor ich ihn bei seinem Namen nannte. Er erwiderte den Druck meiner Hand und zwang sich sein berühmtes Lächeln auf, das bekanntlich jeden überzeugte, nur mich in diesem Moment nicht. Die Ernüchterung kam plötzlich und erwischte mich unvorbereitet. Ich hatte überhaupt nicht an meinen besten Freund gedacht, an seinen besten Freund. Und das brach mir ein weiteres Mal das Herz. „Schwamm drüber. Hauptsache wir haben uns.“ Ich wusste, dass seine Worte nur halb so ernst gemeint waren, wie er sie verkaufen wollte, denn ein Schwamm drüber gab es bei Naruto Uzumaki nicht und doch nickte ich zustimmend. Genau, wir hatten uns. Mehr oder weniger. „Ich melde mich bei dir.“ Ich wollte nichts lieber als von unserem Stammplatz aufstehen, an dem wir sonst gemeinsam mit Sasuke und Ino saßen, und ihm folgen. Er zog seine Hand aus meiner und verließ das Café. Ich verfolgte ihn mit meinem Blick, drehte mich sogar zu ihm um und wartete, bis er außer Sichtweite war. Dabei versuchte ich meine Tränen zurückzuhalten. Ich konnte spüren wie sich meine Bauchgegend unangenehm zusammenzog. Mir war schon wieder, als müsste ich mich übergeben. Doch noch bevor mich dieses widerliche Gefühl einnehmen konnte, spürte ich einen penetranten Blick auf mir liegen. Einer, der mir sofort eine Gänsehaut bescherte und automatisch lenkte ich meine Aufmerksamkeit in die Richtung, aus der mich dieses Gefühl beobachtet zu werden beschlich. Unbewusst runzelte ich meine Stirn, als ich Itachi erblickte, der an der Kasse stand, um sich ein Getränk zu bestellen. Ich öffnete meinen Mund, als er mich ansah, wollte ihn begrüßen, stoppte aber abrupt, als er sich einfach abwandte, bezahlte und den Laden verließ, als existierte ich für ihn nicht. Mein Mund schloss sich wieder und nun war ich diejenige, die mit den Zähnen malte. Ich fühlte mich plötzlich von der ganzen Welt verraten. War er etwa auch sauer auf mich? Kannten wir uns plötzlich nicht mehr? Hatte Sasuke es nicht einmal für nötig gehalten, sich von seiner eigenen Familie zu verabschieden, bevor er ging, um sein Leben auf die Reihe zu bekommen? Ich wusste ja nicht einmal selbst, wo er war. Ich wünschte mir, dass er eine Entzugsklinik besuchte, aber wer konnte mir schon versprechen, dass er nicht tatsächlich irgendwo zugedröhnt lag? Was mich jedoch viel mehr schockierte war die befremdliche Distanz, die Itachi ausgestrahlt hatte. Eine, die ich mir nicht erklären konnte und die mich zusätzlich verwirrte und aufwühlte. So sehr, dass mein nächster Gang nicht aus dem Laden, sondern auf die Toilette war … ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ ☆ ★ ☆ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ Das Omen des ungenießbaren Frühstücks zog sich nicht nur durch diesen einen Tag, sondern durch meine ganze Woche. Es war nicht nur der Trennungsschmerz von Sasuke, der mich innerlich zermürbte, mir nachts das Gefühl zum Atmen nahm, sondern auch die Stille, die seither herrschte. Zwischen mir und Naruto. Er hatte zwar gesagt, dass er sich melden würde, doch das tat er nicht und mit jeder Stunde die verging, in der ich nichts von meinem besten Freund hörte, fühlte ich mich schlechter damit. Nicht einmal ein total unlustiges Bild oder einen Emoji schickte er mir. Nichts, es herrschte absolute Funkstille. Und ich war zu feige, ihm zu schreiben, isolierte mich stattdessen selbst. Wie so oft in meinem Leben hatte ich mich für den Rückzug entschieden, lief viel lieber davon, anstatt mich meinen Problemen zu stellen. So wie jetzt, wie heute. „Ich freu mich auf dich Schatz, bis später!“ Ich würde für dieses Wochenende zu meinen Eltern fahren, denn so sehr ich Inos Gegenwart schätzte, ich wollte nichts lieber als nach Hause zu meiner Familie. Und damit meinte ich weder meine eigenen vier Wände, noch meine Freunde, die wie eine Familie für mich waren. Ich wollte in das Haus, in dem ich aufgewachsen war, mit Menschen, die mit all dem nichts zu tun hatten. Die Sasuke zwar kannten, doch lediglich als den Musterschüler mit den grandiosen Noten, der, der aus einem guten und reichen Elternhaus stammte und der ein wunderbarer Schwiegersohn sein würde. Ich war meinen Eltern keine Rechenschaft schuldig, natürlich würden sie nachfragen, doch ein einziger Blick würde genügen, um ihnen meine Gefühlswelt darzulegen. Sie würden nicht fragen warum oder weshalb, sie wären einfach da, würden mich verstehen. Ohne dieses Desaster miterlebt zu haben, unvoreingenommen und unbeteiligt. Nicht wie Ino oder Naruto … oder Itachi. Und selbst wenn sie fragen würden, würde ich lieber darüber diskutieren, warum ich es ihnen nicht erzählen wollen würde, als in dieser Wohnung zu sitzen, wo mir die Decke auf den Kopf fiel. Am liebsten hätte ich mir ein Haarbüschel raus gerissen, nur um auf andere Gedanken zu kommen. Zwar war ich schon immer ein emotionaler Mensch, aber so langsam überforderte mich meine Gefühlswelt komplett. Daher klang ein Tapetenwechsel für zwei Tage plötzlich gar nicht mehr so übel. Vorerst. Ich ließ mein Handy in meiner Hand sinken und starrte geistesabwesend auf meinen Hintergrund, den ich noch immer nicht geändert hatte. Solche Dinge versetzten mir immer wieder einen kleinen Stich ins Herz. Dinge, wie seinen Namen in meiner Kontaktliste zu ändern, auf das nächste Lied zu springen, weil dieses mich an irgendeine x-beliebige Situation erinnerte, in der wir uns wiedergefunden hatten, ich fing sogar an zu heulen, wenn ich in die Buslinie stieg, die ich sonst immer nahm, um zu ihm zu fahren. Die banalsten Dinge, Orte oder Gegenstände brachten mich aus der Fassung und sorgten dafür, dass mir Tränen in die Augen stiegen, ließen mich fallen, immer und immer wieder. Ich presste meine Lippen aufeinander und konzentrierte mich auf meinen Atem, sperrte den Bildschirm des iPhones und lief impulsiv durch meine Wohnung, ins Schlafzimmer, um meine Reisetasche zu packen. Mein Bus würde in einer Stunde fahren, bis dahin wollte ich fertig gepackt, mich frisch gemacht und mir einen Kaffee to go besorgt haben. Aber wie so häufig machte mir das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. Gerade als ich mit der Reisetasche zu kämpfen hatte, die nicht zugehen wollte, klingelte es an der Tür. Mein Blick fiel automatisch auf meinen Wecker, der auf dem Nachtisch neben meinem Bett stand. Wer kam bitte auf die glorreiche Idee abends um kurz nach neun bei mir vorbeizukommen? Ich schnaufte angestrengt, als ich den Reißverschluss endlich zu bekam, nahm die Tasche zur Hand und steuerte die Haustür an. In einer fließenden Bewegung stellte ich sie neben die Kommode ab und bemerkte kaum, wie meine Schritte sich beschleunigten und sich meine Gedanken plötzlich nur noch um den Störenfried handelten, der vor meiner Türe stand. Vielleicht, nur ganz vielleicht, war es ja … … Itachi. Etwas zu hektisch öffnete ich die Türe und der Funke Hoffnung, den ich besaß, schlug schnell in Enttäuschung um. Zwar stand da ein Uchiha, aber es war nicht Sasuke. Ich blinzelte ihn verwirrt an und versuchte mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. In diesem Augenblick passierte nichts, erst als ich ihm in die Augen sah, schluckte ich merklich. Nein, nicht schon wieder so ein Blick. Nicht noch von ihm! Ich wollte ihn nicht abwürgen, ehrlich nicht, doch der einzige Instinkt, der übrig blieb, war die Tür zu schließen und zu hoffen, dass er einfach wieder ging. Dazu setzte ich auch an: „Itachi … ich … hab's eilig.“ Sein Blick fiel stumm auf meine Reisetasche, die er problemlos aus seiner Position erspähen konnte, ich drehte mich sogar um, um seinem Blick zu folge und fühlte mich plötzlich, als müsste ich mich rechtfertigen. Zugegeben, dieses Szenario machte mit Sicherheit keinen guten Eindruck, vor allem dann nicht, wenn er von Sasuke und seinem Aufenthalt hier wusste. „Wir müssen reden.“ Direkt, kurz und knapp, so offensiv, dass ich nichts als Antwort parat hatte und ihn perplex ansah. Die Bestimmtheit in seinen Worten verunsicherte mich sichtlich und ich stellte mir die Frage, was geschehen war, warum es nun Itachi war, der so spät vor meiner Haustür stand? Eigentlich wollte ich nichts lieber, als ihm schnippisch zu antworten, dass es nichts zu reden gab. Dass ich genug von Überraschungsbesuchern hatte, die meine Tagesabläufe beeinflussten oder bestimmten, ihn darauf hinweisen, dass ich auch ein Handy besaß, auf dem er mich hätte anrufen können, doch auch sein Blick sprach Bände. Auch er wollte nicht am Telefon mit mir sprechen, sondern von Angesicht zu Angesicht und in diesem Moment wusste ich nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Angestrengt fuhr ich mir durch die Haare, strich mir einige verirrte Strähnen aus der Stirn und trat wortlos zur Seite, sodass es ihm frei stand, hereinzukommen. Was auch immer nun folgen sollte, ich wollte es hinter mich bringen, wollte endlich aus dieser Wohnung verschwinden, mir meine Kopfhörer ins Ohr stecken und mir Maps von Maroon 5 so oft anhören, bis ich über mich und Sasuke hinweg war. Bis diese Trauer endlich vorüber war. Itachi trat wortlos ein und als Begleiter folge ihm eine schwerwiegende Stille. Eine, die ich in seiner Gegenwart noch niemals zuvor gespürt hatte, eine, die mich verunsicherte, mir verweigerte Luft zu holen, weil die Anspannung zu sehr auf meinen Brustkorb drückte. Und während ich die Haustür hinter mir schloss und auf seinen breiten Rücken starrte, glaubte ich zu ersticken. Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm gefangen, gespannt darauf wartend, dass aus der nächsten dunklen Ecke eine grausige Gestalt trat, um mich zu erschrecken – obwohl ich nicht fragen oder eine Konversation entstehen lassen wollte, tat ich es trotzdem: „Geht es um Sasuke?“ Um wen sollte es sonst gehen? Ich war so geblendet von den Sorgen, die mich seinetwegen plagten, dass ich alle anderen Optionen bedingungslos ausschloss. Die, dass er gekommen war, um mir von Mikoto und Fugaku etwas auszurichten, die, dass ihm womöglich selbst etwas auf dem Herzen lag oder die, dass nicht Sasuke, sondern ich der Grund war, warum er nicht anrief, sondern vorbeikam. Als er sich zu mir drehte und mich weiter mit diesem Blick ansah, konnte ich spüren, wie sich meine Luftröhre zuschnürte. Ich fühlte mich fast, als hätte ich irgendetwas angestellt, wollte mich beinah für die Reisetaschen und mein Verschwinden rechtfertigen, mich für mein Verhalten im Café entschuldigen, ihm erklären, dass ich nicht davonrannte, sondern nur meine Eltern besuchen wollte. Seine Antwort unterbrach meine Gedanken und entwaffnete mich förmlich: „Ich bin nicht wegen Sasuke hier, sondern wegen dir, Sakura.“ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ ᴛʜɪs ɪs ɢᴏɴɴᴀ ʜᴜʀᴛ ʙᴜᴛ ɪ ʙʟᴀᴍᴇ ᴍʏsᴇʟғ ғɪʀsᴛ ·ᴄᴀᴜsᴇ ɪ ɪɢɴᴏʀᴇᴅ ᴛʜᴇ ᴛʀᴜᴛʜ, ᴅʀᴜɴᴋ ᴏғғ ᴛʜᴀᴛ ʟᴏᴠᴇ﹐ ᴍʏ ʜᴇᴀᴅ ᴜᴘ ᴛʜᴇʀᴇ’s ɴᴏ ғᴏʀɢᴇᴛᴛɪɴɢ ʏᴏᴜ, ʏᴏᴜ’ᴠᴇ ᴀᴡᴏᴋᴇɴ ᴍᴇ﹐ ʙᴜᴛ ʏᴏᴜ’ʀᴇ ᴄʜᴏᴋɪɴɢ ᴍᴇ ɪ ᴡᴀs sᴏ ᴏʙsᴇssᴇᴅ, ɢᴀᴠᴇ ʏᴏᴜ ᴀʟʟ ᴏғ ᴍᴇ ᴀɴᴅ ɴᴏᴡ ʜᴏɴᴇsᴛʟʏ﹐ ɪ ɢᴏᴛ ɴᴏᴛʜɪɴɢ ʟᴇғᴛ ɪ ʟᴏᴠᴇᴅ ʏᴏᴜ ᴅᴀɴɢᴇʀᴏᴜsʟʏ ᴍᴏʀᴇ ᴛʜᴀɴ ᴛʜᴇ ᴀɪʀ ᴛʜᴀᴛ ɪ ʙʀᴇᴀᴛʜᴇ, ᴋɴᴇᴡ ᴡᴇ ᴡᴏᴜʟᴅ ᴄʀᴀsʜ ᴀᴛ ᴛʜᴇ sᴘᴇᴇᴅ ᴛʜᴀᴛ ᴡᴇ ᴡᴇʀᴇ ɢᴏɪɴɢ ᴅɪᴅɴ’ᴛ ᴄᴀʀᴇ ɪғ ᴛʜᴇ ᴇxᴘʟᴏsɪᴏɴ ʀᴜɪɴᴇᴅ ᴍᴇ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)