I love the broken ones von littlemoony (ɪᴛᴀᴄʜɪ x sᴀᴋᴜʀᴀ, sᴀsᴜᴋᴇ x sᴀᴋᴜʀᴀ) ================================================================================ Kapitel 4: ɪᴛ·s ʟɪᴋᴇ ᴀ ᴅᴀʀᴋ ᴘᴀʀᴀᴅɪsᴇ ------------------------------------ ᴀɴᴅ ᴛʜᴇʀᴇ·s ɴᴏ ʀᴇᴍᴇᴅʏ ғᴏʀ ᴍᴇᴍᴏʀʏ ʏᴏᴜʀ ғᴀᴄᴇ ɪs ʟɪᴋᴇ ᴀ ᴍᴇʟᴏᴅʏ﹐ ɪᴛ ᴡᴏɴ·ᴛ ʟᴇᴀᴠᴇ ᴍʏ ʜᴇᴀᴅ ʏᴏᴜʀ sᴏᴜʟ ɪs ʜᴜɴᴛɪɴɢ ᴍᴇ ᴀɴᴅ ᴛᴇʟʟɪɴɢ ᴍᴇ ᴛʜᴀᴛ ᴇᴠᴇʀʏᴛʜɪɴɢ ɪs ғɪɴᴇ ʙᴜᴛ I ᴡɪsʜ I ᴡᴀs ᴅᴇᴀᴅ ᴇᴠᴇʀʏ ᴛɪᴍᴇ I ᴄʟᴏsᴇ ᴍʏ ᴇʏᴇs ɪᴛ·s ʟɪᴋᴇ ᴀ ᴅᴀʀᴋ ᴘᴀʀᴀᴅɪsᴇ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ Mein Herz hämmerte so intensiv gegen meine Brust, dass ich meinen Puls deutlich sehen konnte. Mein Daumen, der gerade noch den Bildschirm meines Smartphones entsperrt hatte, pulsierte für mich sichtbar, durch meinen systolischen Blutausstoß, der gerade auf Hochtouren lief und zuckte immer wieder minimal auf. Wenn man nur ganz genau hinsah, konnte man erahnen, wie heftig mein Herz pumpte. Ich allerdings, brauchte nichts erahnen, ich hörte es, wie es schlug und schlug. Und schlug. Das Unbehagen, was sich in meiner Magengrube sammelte, wurde verstärkt als ich WhatsApp öffnete und dessen Button mir ebenfalls ungewöhnlich viele Nachrichten anzeigte. 22, um genau zu sein. Mein Daumen eilte selbstständig zu dem Kontakt, zu Itachis Kontakt, der mir all diese Nachrichten in den letzten 15 Minuten gesendet hatte und ohne dass ich bewusst das Signal dazu gab, scrollte ich hinauf, bis zum Anfang der Nachrichten. 20:22 Uhr Sakura, hier ist Itachi. Bitte geh ans Handy, es ist wichtig. 20:23 Uhr Bitte. Es ist etwas vorgefallen … 20:27 Uhr Sakura bitte. 20:31 Uhr Sasuke braucht dich. 20.38 Uhr Geh bitte an dein Handy. Bitte ... ... Ich scrollte und scrollte, überflog die Nachrichten nur noch, die aus einer einseitigen Kommunikation Itachis bestanden und benutzte schließlich die iPhonetaste, um die App zu verlassen. Naruto, der mich bestimmt schon zehn mal mit meinem Namen ansprach, ignorierte ich stumm, als ich meine Anrufliste öffnete und den Kontakt anwählte, der mich in den letzten 15 Minuten versucht hatte, zu erreichen. Ich hob das Handy an, drückte es sachte an meine Ohrmuschel und lauschte dem Tuten. Naruto war mittlerweile ebenfalls verstummt und starrte mich unsicher an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Ich brauchte nicht erwähnen, was ich auf dem Smartphone gesehen hatte, er zählte eins und eins zusammen und während ich meine Lippen fest aufeinander presste, atmete ich konzentriert durch meine Nasenflügel ein und wieder aus. Redete mir ein, dass nichts Schlimmes passiert sein würde, doch die Anrufe und Nachrichten sprachen für sich. Ich begann zu beten. Und öffnete meine Augen erst wieder, als jemand am anderen Ende abhob. „Itachi?“ Er blieb stumm. Die Frage, was geschehen war, brannte mir unglaublich auf der Zunge, doch ich traute mich nicht, nachzufragen. Ich wollte überhaupt nicht wissen, was geschehen war, aus Angst die Wahrheit nicht zu verkraften. Obwohl ich nicht fragte, traf mich die Antwort schlimmer, als ich es mir ausmalen konnte. „Sasuke liegt im Krankenhaus, du solltest herkommen. Ich hol- ...“ Er wollte sicher sagen, dass er mich abholen würde, doch ich hatte das iPhone bereits von meiner Ohrmuschel genommen und aufgelegt und während die Tränen auf meinen Bildschirm hinabtropften und Narutos Kunstwerk zerstörten, fragte ich mich, was ich getan hatte. Warum mir so etwas passiert? Warum er mir so etwas antat? Warum er so etwas sich selbst antat? „Was ist passiert?“ Naruto sah mich so besorgt aus seinen wunderschönen blauen Augen an, dass ich mich direkt noch schuldiger fühlte, als ohnehin schon. Ich schluchzte, zitternd und bebte, bevor ich meine Schultern anzog, „Ich … ich weiß es nicht“. Ich wusste was geschehen war, traute mich aber nicht es auszusprechen. Es war das geschehen, wovor jeder ihn gewarnt hatte. Wovor ich ihn gewarnt hatte. Der Blondschopf stand wortlos auf, umfasste dabei mein Handgelenk und zog mich sanft auf meine Beine, die sich anfühlten wie Pudding. Ich legte meine freie Hand haltsuchend auf Narutos, aus Angst, man würde mir den Boden unter den Füßen wegziehen, denn genau so fühlte es sich an. Sein Blick war plötzlich so ernst, so zielgerichtet, dass ich mich darin verlor und ihm folgte. Er steuerte meinen Flur an, nahm im Vorbeigehen unsere Jacken vom Ständer und stampfte auf meine Haustür zu. Dort angekommen, zog er seine Schuhe an und sah mich beinah schon auffordernd an. „Worauf wartest du?“ „Was hast du vor?“, wollte ich wissen und stieg ebenfalls in meine Schuhe, als er mir meine Jacke reichte, die ich mir überzog. Ich wusste seine Zielorientiertheit zu schätzen, aber er wollte doch nicht wirklich mit seinem Fahrrad bis ins Krankenhaus fahren? Es gab Busse, Züge oder zur Not ein Taxi. Bei dem schneebedeckten Boden hörte sich eine Fahrradfahrt in meinen Ohren wie ein Selbstmordkommando an. „Na was wohl? Ich bring dich zu Sasuke.“ Er lächelte mich aufmunternd an. Obwohl seine Augen tiefste Besorgnis ausstrahlten, sah ich in ihnen auch Zuversicht. Er umfasste erneut meine Hand und nahm mich mit nach draußen, in die Dämmerung. Es hatte wieder begonnen zu schneien und die kleinen Kristalle funkelten wunderschön, sogen die letzten Sonnenstrahlen in sich auf und erhellten die aufkeimende Dunkelheit, die mich und Naruto schon bald einholte. Er ließ meine Hand los, nahm mir die einzige Wärmequelle, die mich in der Realität behielt und stellte sein Fahrrad auf, was er vor lauter Eile einfach in die Büsche gedonnert hatte. Ohne ein weiteres Wort zog er mich auf den Gepäckträger, setzte sich auf den Sattel und forderte mich auf, mich festzuhalten. Eine andere Möglichkeit blieb mir auch überhaupt nicht, denn kurz darauf preschte der wild gewordene Blondschopf los. Er trat die Pedalen so zügig, wie es ihm nur möglich war und wäre ich nicht zu sehr damit beschäftigt gewesen, mein Gesicht in seinen Rücken zu pressen und mich an seiner Jacke festzukrallen, hätte ich sicherlich um mein Leben gebangt. Tatsächlich erwies sich Naruto schneller, als jede Straßenbahn, jeder Bus, jedes Taxi. Von roten Ampeln ließ er sich nicht aufhalten, schon gar nicht vom stockenden Verkehr. Er schlängelte uns durch die Autos hindurch, durch enge Gassen und Passanten, die zur Seite hechteten, weil er den Bürgersteig nutzte, um weiter voran zu kommen. Dabei ging ihm nicht eine Sekunde die Puste aus. Er trat in die Pedalen, als würde sein Leben davon abhängen. Und während er sich abhetzte, war ich unfähig auch nur einen Gedanken klar zu fassen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als endlich aufzuwachen. Aus diesem Alptraum, der mich tagsüber verfolgte und mein Leben um einiges erschwerte. Aber nicht nur meins. Begriff Sasuke überhaupt, wie vielen Menschen er etwas bedeutete? Einer, der für ihn durchs Feuer gehen würde, strampelte sich gerade jegliche Energie aus dem Leib. Er hatte solch einen Zahn drauf, dass meine Tränen überhaupt gar keine Möglichkeit hatten, meine Wange zu berühren, denn sie wurden direkt vom Wind weggetragen. Am Krankenhaus angekommen, sprang ich von dem Gepäckträger ab und riskierte unabsichtlich einen Sturz. Daran verschwendete ich aber keinen Gedanken, als ich auf die mechanische Schiebetür zuging, die aus durchsichtigem Glas bestand. Dicht gefolgt von Naruto, der sein Fahrrad in die nächstbeste Ecke getreten hatte, um mir hinterher zu eilen. Drin angekommen, trugen mich meine Füße an die Anmeldung. Zu einer Frau, mit rosigen Wangen und einer braunen Dauerwelle, die ihr mondförmiges Gesicht umschmeichelte. Ihr kennt diese permanent genervten Arzthelferinnen, oder? Die, die dich mit ihrem Blick schon töten, obwohl man den Mund nicht mal geöffnet hat. Die, die dich kaugummikauend anstarren, als wärst du das schlimmste Übel dieser Welt. Ich ließ mich von ihrem genervten Blick, in dessen Fänge ich geraten war, aber nicht irritieren. Sie starrte mich auffordernd aus ihren braunen Augen an, kaute hörbar ihr Kaugummi und murmelte ein genervtes „Bitteschön?“ Meine Fingerkuppen fuhren über die Oberfläche der Anmeldung, die sicherlich schon bessere Zeiten gesehen hatte, als ich ihr entgegenblickte und nach Sasukes Zimmernummer verlangen wollte. Der Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, als ich Itachi zurückrief, war aber immer noch vorhanden und hatte wohl auch nicht vor zu verschwinden. Egal wie stark ich schluckte. „Die Zimmernummer von Sasuke Uchiha …“ Der Uzumaki ergriff das Wort und fügte noch ein Bitte hinzu, als der zornige Blick der fülligen Frau nun auf ihm lag. Sie sah ihn noch einen Moment an, als wollte sie ihn, statt ihres Kaugummis kauen, schließlich richtete sie ihre Schweinsaugen dann aber auf den Monitor und brummte ein unzufriedenes „606.“ Ich richtete meine Augen kurz in die meines besten Freundes, der den Blickkontakt allerdings nur kurz erwiderte, bevor er los stampfte und mich unsanft mit sich zog. Meine Beine brauchten nur wenige Schritte, um ihn aufzuholen und ich hielt es für eine bessere Idee, wenn ich von hier an die Führung übernahm. Naruto war noch niemals gut darin gewesen, sich zu orientieren. Und nachdem er mich einmal vollkommen überfordert angerufen hatte, als er sich am Bahnhof verirrt hatte, unfähig dessen Eingang zu finden, glaubte ich ihm, wenn er sagte, er wüsste nicht wo lang es ging. Sachte hatte ich mich aus seinem Griff gewunden, um mich freier bewegen zu können, steuerte die Treppe in die nächste Etage an und beschleunigte meine Schrittgeschwindigkeit, sodass ich zügig die letzten Treppen erklomm. Oben angekommen, ging ich den Gang entlang und bog rechts um die Ecke, nur um wie angewurzelt stehen zu bleiben, als ich Itachi am anderen Ende des Flurs ausmachen konnte. Naruto, der vielleicht gar nicht beabsichtigte, mich mit seiner Schulter im Vorbeigehen zu streifen, animierte mich dazu, weiterzulaufen. Selbst wenn mein Herz wie verrückt raste, folgte ich ihm und näherte mich dem Zimmer, in dem Sasuke liegen musste. Während meine Schritte immer langsamer wurden und an Kraft verloren, wurde der Blondschopf vor mir immer schneller. Er ließ sich nicht von Itachi irritieren, der vor der Scheibe stand und hindurch sah, um seinen jüngeren Bruder zu beobachten, der an vielen Schläuchen hing, dessen Bedeutungen mir vollkommen unklar waren. Ich kam neben Itachi zum Stehen und bemerkte gar nicht, wie ich angespannt an meinem Oberteil herum zupfte, sondern sah gebannt dabei zu, wie sich Naruto direkt einen Stuhl an Sasukes Bett schob, darauf Platz nahm und ihn über beide Wangen hinweg anstrahlte. Ich hingegen war völlig überfordert damit, auch nur irgendeine Emotion widerzuspiegeln. Ich fühlte mich im Augenblick unendlich leer. All die Wut, all der Frust und sogar ein Teil der Trauer war mir genommen worden, in dem Augenblick, als ich sein Gesicht erblickte. Sasukes Gesicht, der wach war und weitestgehend unversehrt schien. Und bei diesem ganzen Chaos, welches in meinem Herz herrschte, konnte ich mich für keines dieser Gefühle entscheiden. Ich war erleichtert, dass er bei Bewusstsein war. Wütend darüber, dass er sich in diese Lage brachte und unglaublich gefrustet, dass ich es nicht war, die bei ihm gewesen war, um so etwas zu verhindern. Was auch immer er wieder angestellt hatte, er war über die Stränge geschlagen. Gedämpft trat Narutos Gelächter an meinen Gehörgang und nur kurz darauf vernahm ich Sasuke, der amüsiert zischte. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr gebraucht und das war ein wirklich schmerzhaftes Gefühl, welches sich in meiner Brust ausbreitete und mich komplett einnahm. Aber war es nicht immer so gewesen? #BrosBeforeHoes Ich senkte meinen Blick betroffen. Wollte mich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlen. Mich zwischen sie oder in den Mittelpunkt drängen, denn nicht ich war es, den Sasuke brauchte. Er brauchte Naruto. Seinen besten Freund, der ihm viel näher stand, als es mir oder Itachi jemals möglich gewesen wäre. Ich war nicht die Einzige, die so dachte. „Sollen wir ein Stück gehen?“, wollte die Stimme neben mir wissen und automatisch hob ich mein Gesicht an, um in Itachis zu sehen. Dabei blinzelte ich mehrmals, um mich zu vergewissern, dass ich auch richtig sah. Offenbar hatte Sasuke sich trotzt meiner Rettungsaktion revanchiert, denn auch Itachi trug nun ein deutlich verfärbtes und geschwollenes Auge, was er offenbarte, als er sein Gesicht zu mir wandte. Draußen war die Sonne bereits vollkommen untergegangen. Die Straßenlaternen waren angegangen und flackerten, als wir den Weg um das Krankenhaus herum einschlugen. Der Schnee knirschte unter unseren Füßen und ich war wirklich froh, keine Turnschuhe zu tragen. Betrunken oder nicht, ich wollte mir unbedingt jede Peinlichkeit in seiner Nähe ersparen. „Wie geht es deiner Wange?“, fragte er, als wir einige Schritte gegangen waren und den Eingang des Krankenhauses hinter uns ließen. Automatisch griff ich in mein Gesicht, nach der Stelle, die er erwähnte. Er wusste doch hoffentlich, dass ich niemandem davon erzählt hatte. Nicht einmal Naruto. „Besser“, antwortete ich knapp, als ich meine Hand wieder in meine Jackentasche steckte. Besser als seiner, offensichtlich, die ich begann ausgiebig zu mustern, während er neben mir herlief. Er war größer gewachsen als Sasuke und somit auch um einiges größer als ich. Wie so häufig hatte er seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf zusammengebunden, doch dieser machte ihn nicht weniger männlich. In dem fahlen Licht wirkte seine Haut fast so bleich, wie der Schnee der um uns herum lag, und unterstrich das große Hämatom um sein Auge kräftig. Als seine dunklen Augen jedoch meine suchten, wandte ich den Blick beschämt ab. Ich wollte ihn gar nicht anstarren und ermahnte mich innerlich, während ich mir ungesehen auf die Zunge biss. Ich fragte nicht nach, wie das geschehen war. Weder wollte ich frische Wunden aufreißen, noch seinen Stolz verletzen, indem ich mich nach seiner geschundenen Wange erkundigte. Zwar war er aus dem Alter heraus, in dem man sich um irgendetwas oder irgendjemand schlug, aber selbst Naruto und Sasuke wurden nicht gerne auf ihre Blessuren angesprochen, wenn sie sich mal wieder die Köpfe einschlugen. Das geschah häufiger, als man dachte. In letzter Zeit hatten ihre Streitigkeiten sogar zugenommen, was vor allem an Sasuke lag, der ihn noch mehr vernachlässigte, als mich und sich selbst dabei komplett verlor. Ich hätte niemals gedacht, dass ich das mal behaupten würde, aber in dieser Hinsicht erwies sich Naruto um einiges reifer, als sein bester Freud. Und während ich es schon längst aufgegeben hatte, auf Sasuke einzureden, blieb Naruto standhaft, sagte ihm immer wieder, dass die Drogen keine Lösung waren und dass er doch seinen Mann stehen sollte, anstatt sich hinter Illusionen zu verstecken. „Was ist passiert?“ Die Frage, vor der ich solche Angst hatte, sie zu stellen, kam nur bruchstückhaft über meine Lippen. Und das Schweigen, was darauf folgte, sorgte dafür, dass ich es bereute, gefragt zu haben. Tatsächlich schien Itachi zu überlegen, zumindest erweckte er den Eindruck, als ich abermals in sein Gesicht blickte. „Ich weiß es nicht, Mikoto hat mich aufgelöst angerufen“, antwortete er mit ruhiger Stimme und ich fragte mich, ob auch sie sich gestritten hatten, warum sonst nannte er seine eigene Mutter beim Vornamen? Ich jedenfalls tat das nur, wenn ich wütend auf meine war. Als ich sie mir wieder ins Gedächtnis rief, stellte ich fest, wie lange ich sie nicht mehr besucht hatte und dass ich das unbedingt nachholen musste. Ich sehnte mich nach meinem Zuhause. Nach meiner Familie und der Sicherheit, die sie mir gab. Selbst wenn das beinhaltete, sich über komplett unwichtige Dinge zu streiten. Vielleicht fehlte mir auch genau das. Sich über Dinge aufregen und beschweren, die letztlich gar nicht so wichtig waren. „Die Ärztin sprach von einer Überdosis.“ Mein Atem stockte und gleichermaßen wurden auch meine Schritte langsamer, Itachi ging jedoch noch weiter, bevor er sich zu mir umdrehte und mir direkt in die Augen sah. Noch immer hatte ich nicht das Gefühl, er würde mich verachten oder gar verantwortlich für das machen, was geschehen war. Er sah mich stattdessen an, als verstünde er mich und meine Lage. Tief in mir gab ich mir aber sehr wohl die Schuld dafür. Ich fühlte, wie sich meine Brust schmerzhaft zusammenzog und wie mir der Sinn danach stand, loszuheulen. Stattdessen senkte ich mein Haupt demütig und lief weiter in die Nacht. „Sie hat ihn in seinem Zimmer gefunden. Er hat gekrampft und war nicht mehr bei Bewusstsein. Der Krankenwagen kam zum Glück noch rechtzeitig.“ Als er davon erzählte, sah ich es förmlich vor meinem inneren Auge und schaffte es doch nicht, meine Emotionen zu kontrollieren. Feste presste ich meine Zähne aufeinander, um keinen Laut von mir zu geben, der darauf schließlich ließ, dass ich schon wieder weinte. Schon wieder um Sasuke. Denn offenbar war es das einzige was ich für ihn tun konnte: Um ihn weinen. Es war nicht so, dass ich nicht versucht hatte, ihn davon fernzuhalten. Von einem falschen Umgang, dem Rauschgift oder seinen neuen Freunden, mit denen er dieses Zeug konsumierte. Ich hatte ihm mehr als einmal ein Ultimatum gestellt, ich oder die Drogen, weil mir die Einfälle ausgingen. Eigentlich wollte ich gemeinsam mit ihm in den Urlaub fahren, ihn von all den Problemen wegholen, die ihn so sehr belasteten und über die er niemals sprach. Aber sie waren da, immer schon. Und je mehr ich mich darum bemühte, ihn von den Drogen abzubringen, umso weiter entfernte er sich von mir. Wenn es nicht einmal Naruto oder Itachi schafften, was sollte ich dann schon anrichten? Unbewusst stufte ich mich herunter, obwohl ich doch ganz genau zu wissen schien, dass ich diejenige sein sollte, die ihm unter die Arme griff. Ich war seine Freundin, noch immer. Selbst, wenn wir nicht den Eindruck eines frisch verliebten, glücklichen Paares erweckten. „Sakura?“ Ich hob meinen Kopf, als er mich bei meinem Namen nannte, hielt dem sorgenden Blick allerdings kaum stand. „Wie lange geht das schon so?“, wollte er von mir wissen, wirkt dabei aber weder fordernd noch herrisch auf mich. Trotzdem richtete ich meinen Blick wieder geradeaus. Wir waren mittlerweile hinter dem Krankenhaus angekommen, welches einen kleinen, aber feinen Garten besaß, inmitten dessen befand sich ein eingefrorener Teich, den ich unterbewusst ansteuerte. „Ein Jahr … ungefähr“, antwortete ich wahrheitsgemäß, immer noch unfähig in seine Augen zu sehen, die denen seines Bruders so unheimlich ähnelten. Nur, dass sie nicht dieselbe Kälte ausstrahlten, dieselbe Unantastbarkeit, dieselbe Distanz. Mir gegenüber. Vor einem Jahr hatte Itachi die Firma seiner Mutter übernommen, etwas, worauf das Ehepaar ihn sein halbes Leben vorbereitet hatte. Während Fugaku ihm alles mögliche über Gesetze, Richtlinien und Finanzen einbläute, übernahm Mikoto wie so oft den fürsorglicheren Part. Sie führte ihn nach und nach in die Firma ein, machte ihn mit den Mitarbeitern und Kunden bekannt, brachte ihm die Umgangsformen und Anstandsregeln bei. Ich hatte nie gefragt, doch auf mich erweckte es den Anschein, als ging er darin auf. Er war wie gemacht für den Posten eines CEO. Damit begann Sasukes Abstieg. Natürlich herrschten schon vorher Konflikte. Neid und Eifersucht und der Wunsch, auch wahrgenommen zu werden, waren oft Themen im Uchiha Anwesen. Etwas, was man nicht von so einer Bilderbuchfamilie erwartete. Etwas, was mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückführte, nämlich dass auch sie gewöhnliche Menschen waren. Aber egal wie sehr sich Sasuke bemühte, stetig wurde er mit Itachi verglichen. Das hatte schon in der Schulzeit begonnen. Sasuke war Klassenbester, aber das zählte nicht, denn Itachi war Jahrgangsbester zu seiner Zeit gewesen. Er war der Star des Turnvereins, Schülersprecher und sahnte einen Preis nach dem anderen ab. Sasuke war nur sein Bruder. Und irgendwann … da hörte Sasuke auf, sich zu bemühen. Er ließ die Schule schleifen, scherte sich kaum noch um Benotungen, noch weniger um seinen Abschluss, den er gerade so meisterte. Der Traum, als Itachis rechte Hand in der Firma zu fungieren, rückte immer weiter in die Ferne. Man traf Sasuke häufiger auf dem örtlichen Polizeirevier an, statt vor seinem Schreibtisch – Und dann kamen die Drogen hinzu. „Seitdem du die ...“, wir waren am Teich angekommen und ich hielt inne, überlegte es mir zweimal, den Satz auszusprechen und entschied mich mittendrin dagegen. „Seitdem ich die Firma übernommen habe“, beendete er meinen Satz mit nüchterner Resignation, während sein Blick in den sternenklaren Himmel gerichtet war. Er war auch stehen geblieben. Obwohl er es nicht sehen konnte, nickte ich zustimmend. Ich wollte nicht, dass es sich anhörte, als würde ich ihm die Schuld zuschieben, die letztlich niemanden traf. Deshalb fasste ich auch meinen ganzen Mut zusammen und wendete mich ihm zu, er reagierte sofort, blickte mich erwartungsvoll an. „Sasuke weiß, dass du dafür nicht verantwortlich bist.“ Es war schwer einen Anfang zu finden. Meine Gedanken waren noch immer nicht fassbar, ich war unfähig, sie zu ordnen oder in einen gescheiten Satz zu packen, was mich dazu verleitete, erneut zu stoppen. Dass er mich verwundert ansah, verwirrte mich nur zusätzlich, deshalb sah ich zur Seite, in den Teich, der uns widerspiegelte und erblickte den aufgemalten Muttermal, der sogar die Fahrt hierhin und meine Tränen überstanden hatte. „Was ich damit sagen will ...“ Mein Gott, ich kam mir so dämlich vor! Und obwohl ich so ein Gespräch die letzten Tage mehrmals gedanklich durchgegangen war, konnte ich mich nicht an einen Satz erinnern, den ich mir so mühevoll zurecht gelegt hatte. „ … ich weiß, er liebt dich. Mehr, als er zugeben will“, beendete ich meinen angefangenen Satz und nahm den Blickkontakt tapfer wieder auf, um meiner Aussage Ausdruck zu verleihen. Die Verwunderung in ihnen schwand. Wurde durch ein warmherziges Lächeln ersetzt, was bis in seine Augen strahlte und jene unglaublich liebevoll wirken ließ, zwar hatte Sasuke in meiner Gegenwart nie etwas Derartiges erwähnt, doch letztlich hatte er schon immer zu seinem großen Bruder aufgesehen. Ich sah es darin, wie er ihn ansah, wenn Itachi nicht hinblickte, an den Kinderfotos, die ihre ganz eigene Sprache sprachen und an seinem Handeln, sich selbst, anstatt andere zu verletzten. Mein Blick wanderte an Itachi herunter, blieb an seiner Brust hängen, die mit mir in einer Augenhöhe lag. Dabei konnte ich beobachten, wie er seine Hand hob und sie vorsichtig in mein Gesicht legte, um es anzuheben, sodass ich gezwungen war, ihn anzusehen. Seine Hand fühlte sich unglaublich warm auf meiner unterkühlten Wange an und trieb mir gleichermaßen das Blut hinein. „Genau so, wie er dich liebt.“ Ich versuchte wirklich meine Tränen zurückzuhalten, die sich wieder angesammelt hatten, doch sie drängten sich einfach hinaus, sodass ich nichts dagegen unternehmen konnte und sie schon bald auf Itachis Hand stießen, die noch immer meine Haut erwärmte. Warum schmerzten seine Wörter so? Weil ich sie niemals aus Sasukes Mund gehört hatte? Ich schluckte, als er mir die Tränen mit seinem Daumen aus dem Gesicht strich und seine Hand langsam zurück zog. Warum musste er es sein, der mir so etwas sagte? Warum konnte es nicht mein eigener Freund sein? Warum bemühte Itachi sich so darum, anstelle von Sasuke? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)