I love the broken ones von littlemoony (ɪᴛᴀᴄʜɪ x sᴀᴋᴜʀᴀ, sᴀsᴜᴋᴇ x sᴀᴋᴜʀᴀ) ================================================================================ Kapitel 1: ᴅᴇᴄɪsɪᴏɴ ------------------- Mit Entscheidungen, gehen auch oftmals Fehler einher. Zumindest sagt man das doch oft, nicht wahr? Ebenso wie man behauptet, dass man aus Fehlern lernt, an ihnen wächst und es das nächste Mal besser macht. Aber manche Fehler und Entscheidungen betreffen nicht nur einen einzelnen Lebensabschnitt, sondern ziehen sich häufig wie ein lästiger roter Faden durch das gesamte Leben. Und manchmal, da sind sie so schwerwiegend, so unverzeihlich, dass man selbst daran zerbricht. Reiß dich jetzt bloß zusammen, Sakura!, es war Narutos Stimme, die ich vernahm und die mich dazu verleitete, mein Kinn anzuheben, hoch von der Toilettenschüssel, über der ich beugte und die fürchterlich nach Urinstein roch. Das hinderte mich allerdings nicht daran, mich links und rechts mit zittrigem Griff festzuhalten und der Stimme zu horchen, die offenbar nur in meinem Kopf zu existieren vermochte. Denn hier auf der Damentoilette war es unwahrscheinlich meinen besten Freund anzutreffen. Wobei … wahrscheinlich gar nicht so abwegig. Dennoch war ich mir sicher, dass sich niemand außer mir, in dieser spärlich kleinen Kabine befand, die übersät mit Graffiti und Ich-war-hier-Sprüchen war. Irgendwo stand wahrscheinlich auch wieder eine Telefonnummer, die ich in meinem jetzigen Zustand allerdings kaum entziffern konnte, denn suprise, ich war betrunken. Offensichtlich. Warum sonst, saß ich auf diesen ekelhaft kalten und dreckigen Fliesen, in diesem … - wo war ich überhaupt? Auf einer Toilette jedenfalls. Scharf zog ich die Luft durch meine Nasenflügel ein, schloss meine Augen und hielt meinen Atem an. Mir war übel. Und je länger ich meine Augen geschlossen hatte, je länger ich der lautstarken Musik außerhalb lauschte, umso schlechter wurde mir. Sodass ich beschloss meine Augen wieder zu öffnen. Gleichzeitig hatte ich beschlossen, mich von der Toilettenschüssel abzuwenden, in die ich mich offenbar übergeben hatte. Das funktionierte mehr schlecht, als recht, denn beim Versuch mich aufzurichten, beugte ich mich der Schwerkraft und fiel geradewegs zurück auf meine Knie, die bei diesem immensen Alkoholkonsum nicht einmal schmerzten als ich aufkam. Also drehte ich mich zur Seite, lehnte meinen Rücken gegen die Wand der Kabine und konnte spüren, wie sich meine Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen. Ich kam mir so dämlich vor, dass ich darüber lachen musste. Leise und in einer Lautstärke, die leicht zu überhören war. Was so lustig an dieser Situation war? Ich. Ich war die Witzfigur schlechthin, in meinem ganz persönlichen und eigenen Desaster. Und nein, ich sprach nicht von dem Abstieg, den ich gerade erlitt, sondern vielmehr von dem Grund, warum es überhaupt so weit gekommen war. Warum jemand wie ich auf diesem scheußlich kalten Boden in einer widerlich stinkenden Absteige saß, unfähig sich selbstständig auf die Beine zu ziehen. Der Grund war niemand Geringeres als Sasuke fucking Uchiha. Einige meiner Freunde würden sich jetzt mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen und laut fragen, um wem oder was es auch sonst gehen sollte. Vielleicht hätte ich ja auf sie hören sollen. Und wenn nicht auf sie, dann vielleicht auf meine Eltern, die ihn schon immer für ein gemeinen, arroganten und überheblichen Musterknaben gehalten hatten. Aber ihr wisst ja, wie das mit Kindern und umsorgten Eltern so ist. Allerdings war ich kein Kind mehr. Zumindest äußerlich glich ich einer 21-jährigen jungen Frau, die sich aber alles andere als ihrem Alter entsprechend benahm. Ich musste aufstoßen und hielt mir meine Handinnenfläche gegen die rosa bepinselten Lippen. Herr je, war ich peinlich. Ich stieß ein zweites Mal auf, nur um zu bemerken, dass der Alkohol sich erneut einen Weg meine Speiseröhre hinauf suchte und dringlich gegen meinen verschlossenen Mund klopfte. Ich übergab mich erneut. Wie lange ich über der Kloschüssel hing, wusste ich nicht. Irgendwann hatte ich es aber dann doch geschafft, mich an der verschlossenen Türe hinaufzuziehen und die Kabine hinter mir zu schließen, nachdem ich bestimmt fünfmal die Toilettenspülung benutzt hatte. Nur damit niemand sah, dass ich in dem ganzen Suff gebrochen hatte. Gleich mehrmals. Am Waschbecken angekommen, säuberte ich meine Hände, so gründlich es mir möglich war, unter dem kalten Strahl und vermied es strickt, meinem Spiegelbild entgegenzublicken. Ich konnte mich selbst nicht ansehen, so wütend war ich auf mich und auf diesen Bastard, der sich doch wahrhaftig mein Freund schimpfte! Ja, richtig gehört. Sasuke Uchiha und Sakura Haruno waren ein Paar. Nicht erst seit gestern, oder seit einer Woche oder einem Monat. Nein, es waren jetzt genau zwei Jahre, drei Monate und sechsundzwanzig Tage. Kurz war ich erstaunt darüber, wie gut mein Hirn trotzt dem Alkoholkonsum funktionierte. Dafür reichte es gerade so aus, denn als ich in meine Hosentasche griff, um mein Smartphone hinaus zu fischen, nachdem ich meine Hände abgetrocknet hatte, schaltete es sich wieder ab. Als ich das rosa iPhone entsperrte, eigentlich um die Uhrzeit und meine Nachrichten zu überprüfen, erblickte ich zwangsläufig meinen Hintergrund. Wie klischeehaft. Natürlich war es Sasuke. Allein. Mich hatte ich rausgeschnitten. Womöglich weil ich schon damals gedacht hatte, nicht gut genug für ihn zu sein und wusste, dass es irgendwann so kommen würde, wie es gekommen war. Vielmehr unbewusst wählte ich den kleinen grünen Button mit dem Telefon an und überflog meine Anrufliste, die immer und immer wieder denselben Namen aufwies. Versehen mit einem penetranten, roten und dicken ❤. Ohne dieses dumme Ding sähe es bestimmt weniger bemitleidenswert aus, meine Anrufliste. Ich begann zu zählen, hatte ich zwischendrin doch immer wieder aufgehört. Es war nicht gelogen, würde ich behaupten, ich hätte Sasuke die letzten 24 Stunden hunderte von Malen angerufen. Und jetzt, jetzt tat ich es wieder, wählte seinen Namen an und beobachtete, wie mein iPhone umswitchte, auf den Telefonmodus. Noch bevor die ernüchternde Mailbox ran gehen konnte, hatte ich mit einem leisen Seufzen den roten Hörer bestätigt und mein Smartphone sinken lassen. Ich hatte hundert mal angerufen, beim 101 Mal würde er auch nicht abheben. Wieso auch? Ich war ja bloß seine Freundin, die er einfach so über Nacht verlassen hatte. Ohne ein Auf Wiedersehen. Nicht einmal mit einem Tschau, bis dann. Nichts. Nein, Sasuke Uchiha hatte sich einfach aus dem Staub gemacht, wie so häufig. Und niemand – nicht einmal seine Eltern – wussten, wo er steckte. Das war nichts Ungewöhnliches, lag wohl einfach in seiner feigen Natur. Etwas, woran ich mich bestimmt hätte gewöhnen können oder sollen. Doch jedes Mal, wenn er verschwand und erst nach Wochen wieder auftauchte, rutschte mir das Herz in die Hose. Jedes Mal, fand ich mich in dieser beschissenen Toilette wieder und jedes Mal terrorisierte ich ihn mit tausenden Anrufen und Nachrichten. Ja, und jedes Mal tat er es wieder. Er versprach nicht einmal, dass er es nie wieder tun würde. Es gab auch keine Entschuldigungen nach einem solchen Aussetzer seinerseits. Ich ließ es mittlerweile einfach geschehen, hatte die Situation akzeptiert und sollte mich über diesen Kerl vermutlich gar nicht mehr aufregen. Immerhin lag es in meiner Macht, diese Beziehung zu beenden. Doch ich konnte nicht. Ich liebte ihn wirklich und das war ein Grund genug, ihm immer und immer wieder zu verzeihen. Selbst, wenn wir uns im Kreis drehten. Selbst, wenn er mich behandelte wie eine ehemalige Schulkameradin und nicht wie sein Mädchen. Ich konnte spüren wie meine Sicht verschwamm. Dieses Mal jedoch war nicht der Alkohol Schuld, sondern meine Tränen, die vor lauter Wut und Verletzlichkeit in mir aufstiegen, sich einen Weg aus meiner Augenwand suchten und hinab kullerten, bis zu meinem Kinn. Noch bevor ich mich darüber aufregen konnte, dass ich mich aufregte, sprang die instabile Holztüre auf und eine Horde angeheiterter, knochiger Supermodels kam hinein stolziert. Zügig wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und sah mich das erste Mal im Spiegel an, bloß um festzustellen, dass ich mich von diesen gackerten Weibern dort drüben kaum unterschied. Sie waren so vertieft in ihr Gespräch, dass sie mich überhaupt nicht wahrnahmen. Besser so. Ich versuchte am Make-Up noch das zu retten, was zu retten war und strich mir über meine hervorstehenden Wangenknochen. Ich sah aus, als sollte man mir schleunigst einen gigantischen Burger in den Rachen stopfen, oder zumindest etwas, mit ordentlich Kalorien, was mein schmaler und zierlicher Körper verwerten könnte, um nicht demnächst aus den Latschen zu kippen. Meine rot unterlaufenen Augen taten ihr Übriges für den Hangover-Stil. Gerade als ich mich dafür entschieden hatte, diese heruntergekommene Toilette zu verlassen, um den Heimweg anzutreten, fiel ein Name, den ich schon länger nicht mehr gehört hatte. Zumindest, ohne ihn bewusst wahrzunehmen, denn Fugaku und Mikoto sprachen ständig von ihm. Von Itachi. „Hast du ihn nicht gesehen? Wie konntest du ihn nicht sehen? Er ist gerade herein gekommen!“ Ihre Stimme hatte eine solch hohe Oktave, dass ich das Verlangen hatte, mir meine Ohrmuscheln zuzudrücken, was ich unterließ, um weiterhin zu lauschen, während ich so tat, als würde ich mein Make-Up auffrischen. Ich zückte sogar meinen rosa Lippenstift und malte die Konturen nach. „Ich hab gehört er war im Ausland“ – „Natürlich war er das, hast du dir diese angenehme bräune angesehen!“. Der Lippenstift wurde geschlossen und mit einem Kaugummi im Mund verließ ich die Damentoilette, nur um schnellstmöglich den Ausgang dieser Diskothek anzusteuern. Ich musste um jeden Preis hier raus. Bevor Itachi mich sah. In diesem Zustand. Mein Herz pochte furchtbar fest gegen meinen Brustkorb, machte den Eindruck, als wolle es förmlich hinaus springen und ich konnte spüren, wie sich ein leichter Schweißfilm auf meine Haut legte, so aufgeregt war ich. Tatsächlich war Itachi auf Geschäftsreise gewesen. Er war lange weg gewesen, ein halbes Jahr circa, lange genug, um die Probleme seines jüngeren Bruders nicht mitzubekommen, die gleichermaßen auch meine waren. Das Letzte, was ich nun gebrauchen konnte, war ein umsorgter, älterer Bruder, der auf mich einredete. Nicht, dass er das tat. Die beiden Uchihageschwister trennten nämlich Welten. Itachi war so ruhig, besonnen und sanft. Niemals unausgeglichen oder gar aggressiv, ganz anders, als Sasuke. Ich schluckte, um meinen trockenen Hals zu befeuchten, während ich mir einen Weg durch die tanzende und jubelnde Masse suchte, dabei sicherlich dem ein oder anderen meine ausgefahrenen Ellenbogen unsanft in die Seite rammte und hin und wieder ein leises Entschuldigung murmelte, was sowieso niemand verstand. Der Ausgang war schon so nah, dass ich ihn sehen konnte, doch ehe ich die ersehnte frische Luft erreichte, die mir sicherlich verdeutlichen würde, wie viel Alkohol ich konsumiert hatte, vernahm ich meinen Namen. „Sakura?“ Es benötigte keine physische Berührung, damit ich wie angewurzelt stehen blieb, meine Haltung automatisch straffte und den Atem anhielt. Verdammte Scheiße! Warum konnte es das Schicksal nicht einmal gut mit mir meinen?! Ich musste mich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass es Itachi war, der nach mir gerufen hatte und nur wenige Schritte von mir entfernt stand. Greifbar nah und dennoch war ich zu beschämt, um mich umzudrehen und ihm in die Augen zu blicken. Abermals brannten meine Augen, durch die aufsteigenden Tränen. Am liebsten wäre ich davon gelaufen, wenn meine Beine nur fähig gewesen wären, mich zu tragen, doch ich fühlte mich noch immer heftig betrunken und wusste, dass ein plötzlicher Sprint peinlich enden konnte. Unaufhörlich auf meinem Kaugummi kauend, atmete ich leise ein und wieder aus und drehte mich langsam zu ihm herum. „Itachi, hey … schön dich zu sehen“. Warum bloß klang das so vorwurfsvoll? Vielleicht, weil ich mit ihm, hier am allerwenigsten gerechnet hatte? Oder weil ich mich zwingen musste, einen der ehrlichsten Menschen anzulügen, die ich kannte. Denn ich empfand es nicht als schön ihn hier zu sehen. Nicht unter diesen Umständen. Ich traute mich nicht in sein Gesicht zu sehen, geschweige denn in seine Augen, die immerzu diese Fürsorge ausstrahlten. Eine Fürsorge, die vor allem seinem jüngeren Bruder galt, der vermutlich gerade zugedröhnt in irgendeiner Ecke lag, gemeinsam mit seinen neuen, besten Freunden. Ich konnte das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren hören und wollte nichts lieber, als mich rückwärts von Itachi entfernen. „Schön dich zu sehen“, erwiderte er schließlich nach einer kurzen Pause und kam einen weiteren Schritt auf mich zu. Warum ich das so gut beurteilen konnte? Weil ich auf seine Schuhe starrte. „Du siehst ...“, wieder hielt ich meine Luft an und beendete seinen Satz gedanklich, furchtbar, gekränkt, betrunken, fertig aus? „... erschöpft aus. Kann ich dich nach Hause bringen?“ Den Schritt, den er auf mich zugegangen war, ging ich zurück und hob schützend meine Handinnenflächen an, „Danke. Das ist wirklich aufmerksam, aber du bist ja sicherlich nicht hier, um mich nach Hause zu bringen“, stellte ich höflich fest und zwang mir ein weiteres Lächeln auf die Lippen, welches nicht schlechter geschauspielert hätte sein können. Ich musste hier weg, schleunigst. Noch während ich bemerkte, wie schlecht ich ihm ins Gesicht log, erstarb mein Lächeln. Und so verabschiedete ich mich mit einem knappen „Bis später“ und trat den Rückzug an. Eine der Entscheidungen, die einen Fehler beinhaltete, den ich später noch bitterböse bereuen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)