Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 44: Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön, .... --------------------------------------------------------------------------- Ich folgte Letho hinauf auf das Deck. Die Männer der Schiffsbesatzung waren gerade damit beschäftigt, das Schiff aus dem Hafen zu steuern. Während Letho weiter über das Deck ging, suchte ich mir einen Platz, an dem ich das Treiben beobachten konnte, ohne jemanden im Weg zu stehen. Ich wollte sehen, wie wir Novigrad endlich hinter uns ließen. Ich stützte mich mit meinen Unterarmen auf die Rehling und beobachtete wie wir uns immer weiter vom Hafen entfernten. Mein Blick glitt zu dem Schiff von Radovid, hoffentlich würde es für Geralt gut laufen, wenn Dijkstra und Roche ihn in das Attentat mit rein zogen, zumindest so gut, wie es im Spiel lief, was ja auch beinahe schief gegangen wäre. Ich seufzte zufrieden, als wir soweit entfernt waren, dass die Menschen im Hafen kaum noch zu erkennen waren, und richtete mich wieder auf. „Bereust du es schon?“, fragte Letho direkt hinter mir. Erschrocken wirbelte ich herum, „Was? Nein! Ich bin nur froh, endlich wieder aus dieser Stadt raus zu sein. Es gibt viel zu viele verrückte dort“, erklärte ich schnell. Letho nickte schweigend, „Ermion und Hjalmar sind dort hinten“, er wies zum anderen Ende des Decks. Zusammen gingen wir hinüber. „Die Seeluft ist wirklich herrlich! Findest du nicht auch?“, begrüßte mich Hjalmar strahlend. „Ich bevorzuge es eigentlich ein bisschen wärmer, aber solange ich nicht seekrank werde, wird es in Ordnung sein“, grinste ich, was den Skelliger lachen ließ. Wir saßen eine ganze Weile da und unterhielten uns. Nachdem die Dunkelheit hereinbrach, stapelten einige Männer der Schiffsbesatzung Holz in einer großen Metallschale und entzündeten es. Ich sah dem Ganzen nur skeptisch und mit gerunzelter Stirn zu. „Oh, eine gute Idee, wollen wir uns zu ihnen gesellen?“, fragte Hjalmar auf einmal. Ich blickte ihn ungläubig an. „Was denn?“, fragte er mich verwundert. „Du findest das Feuer eine gute Idee?“, hakte ich nach. Er nickte, „Natürlich, da schmeckt der Met gleich viel besser und die Gespräche werden lustiger“, grinste er mich an. „Ein Feuer? Auf einem Schiff? Einem Schiff, das aus Holz ist?“, entgegnete ich. „Ja und?“, Hjalmar zuckte mit den Schultern und ließ sich von Mäussack zu der Gruppe helfen. Ich hörte ein leises Glucksen und als ich neben mich blickte, konnte ich noch sehen, wie Letho seine Lippen kräuselte, als wolle er ein Schmunzeln unterdrücken. „Mach dir keine Sorgen, ein Feuer an Deck ist üblich und selten passiert etwas“, versuchte er mich dann zu beruhigen. „Das heißt, es passiert häufig genug, um nicht Sagen zu können, es passiert fast nie etwas!“, entgegnete ich. Er schüttelte nur belustigt den Kopf. „Möchtest du noch hier oben bleiben, oder runter in unsere Kammer?“, wechselte er das Thema. „Nein, ich bleibe lieber hier, ich will rechtzeitig wissen, wenn das Schiff in Flammen aufgehen sollte, damit ich über Bord springen kann!“, ich verschränkte die Arme vor der Brust. Jetzt lachte Letho wirklich, „Ach Krümel!“, grinste er und wuschelte durch mein Haar. Allerdings wurde mir schnell klar, wie ungemütlich meine mir selbstauferlegte Wache war. Wir saßen weit genug vom Feuer weg, um keinerlei Wärme abzubekommen, und der Wind war ziemlich kalt. Ich verkroch mich in Lethos Arme, um dort nach etwas Wärme zu suchen, behielt das Feuer aber immer im Blick. Da wir aber kaum etwas sprachen, wurde es schnell sehr langweilig. Doch da ich die ganze Zeit immer zu dem Feuer und somit zu der Gruppe, fiel mir bald auf, dass einer der Männer immer mal wieder zu mir rüber sah. Seine Miene verriet mir jedoch nichts, gab mir keinen Hinweis, warum er immer wieder zu mir sah. Ich versuchte, ihn zu ignorieren, und behielt meinen Blick aufs Feuer gerichtet. Aber auch Letho schien die Blicke bemerkt zu haben, zumindest schloss ich das daraus, als er seine Arme enger und besitzergreifend um mich schlang. Ich musste irgendwann eingedöst sein, denn Letho weckte mich und brachte mich in unsere Kammer runter und ignorierte meine Proteste. Murrend ergab ich mich meinem Schicksal für den Abend und machte mich fürs Bett fertig. Bevor Letho das Licht löschte, schaute ich noch mal schnell über unsere Sachen, aber glücklicherweise sah keine Tasche so aus, als wäre eine zwischenzeitlich geöffnet und durchsucht worden. Ich legte meine Dolche in Griffweite, Letho machte dasselbe mit seinen Schwertern und legte sich zwischen mich und der Tür, so das ich an der Schiffswand lag. Oben an Deck war das leichte Schaukeln des Schiffes einschläfernd gewesen, doch hier unten, wirkte es beunruhigen, zu mal ich jede Welle hören konnte, die am Bug brach. Ich kuschelte mich an Letho und lauschte seinen Atemzügen, bis ich endlich selbst einschlafen konnte, auch wenn es eine eher unruhige Nacht für mich war. Der Morgen kam plötzlicher und lauter als erwartet, was ich anfangs für Gebrüll und streit hielt, stellte sich schnell als Gesang heraus. Die Besatzung sang ein Lied, das ihnen die eintönige Arbeit erleichtern sollte. Eines dieser typischen Seemannslieder, wie man sie teilweise noch in Filmen zu hören bekam. Nur diese hier kannte ich natürlich nicht, nur der Takt schien bei allen gleich zu sein. Mit der Zeit erwischte ich mich immer mal wieder dabei, mit dem Fingern oder dem Fuß im Takt mit zu klopfen. Das war echt ansteckend, aber auch anstrengend, da sie dies den ganzen Tag durchzogen, bis sie sich abends wieder ans Feuer oben an Deck setzten. Die ersten Tage verliefen so, dass wir durch die Seemänner geweckt worden, wobei ich aber vermutete, das Letho bereits lange vorher schon wach war und nur meinetwegen noch liegen blieb. Aber es war ja auch nicht so, als hätten wir groß etwas anderes zu tun, als die Zeit totzuschlagen. Wir mussten nur unsere Pferde selbst versorgen, ansonsten wurden wir von allen anderen Tätigkeiten ausgeschlossen. Mit den Tagen entspannte ich mich immer mehr, keiner der Männer hatte bisher etwas versucht. Nur der Mann vom ersten Abend erschien immer dann in meiner Nähe, wenn Letho nicht in direkter Sichtweite, verzog sich aber jedes Mal gleich, sobald Letho sich bemerkbar machte. Aber so mehr ich mich entspannte, desto angespannter wirkte Letho. Ich beobachtete ihn immer wieder, wie er gedankenverloren über seine Glatze strich oder in meine Richtung schaute, ohne mich wirklich anzusehen. Vielleicht lag es nur an dem Schiff und dessen Besatzung, versuchte ich es mir zu erklären. „Letho? Ich schaue eben nach den Pferden“, er nickte nur, reagierte aber sonst nicht, schaute nur weiter in Richtung der entfernten Küste, die immer knapp sichtbar blieb. Kopfschüttelnd ging ich unter Deck in den Frachtraum. Als ich gerade an einigen Kistenstapeln vorbei ging, packte mich jemand plötzlich am Arm und zog mich in die dunkle Nische, zwischen den Kisten. Bevor ich reagieren konnte, presste derjenige seine Hand auf meinen Mund. „Bitte nicht schreien, ich will nur kurz mit dir reden“, bat er mich. Ich glaubte ihm nicht und versuchte, meinen Dolch zu erreichen. „Ich weiß, wer du bist“, flüsterte er. Dies ließ mich erstarren. „Ich möchte wirklich nur kurz mit dir reden, aber der große Kerl lässt niemanden an dich ran. Bitte schrei nicht“, flehte er noch mal und diesmal nickte ich. Er nahm die Hand von meinem Mund und entfernte sich einen Schritt von mir. Er schielte vorsichtig um die Kiste, vermutlich wollte er schauen, ob Letho sich näherte. Als er sich wieder mir zuwandte, druckste er allerdings nur rum. „Was willst du? Und woher willst du wissen, wer ich bin?“, wollte ich daher von ihm wissen. „Es geht um meine Nessa, ich liebe sie und ich möchte sie gerne heiraten“, fing er an. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Was hat das mit mir zu tun?“, stellte ich die Gegenfrage und ging an ihm vorbei. „Bitte!“, flehte er nur. Ungesehen von ihm verdrehte ich die Augen. „Wir können reden, während ich mich um die Pferde kümmere. Glaub mir, du möchtest nicht, dass der große Kerl, wie du Levi so schön nanntest, uns in dieser dunklen Ecke sieht. Er könnte zu den falschen Schlüssen kommen“, erklärte ich ihm. Als ich über meine Schulter zu ihm zurückschaute, konnte ich sehen, wie blass er auf einmal war. Ich ging in den kleinen Pferch, in dem die Tiere standen, und nahm eine Bürste aus dem Eimer. Ich fing an, das Fell von Tetris zu striegeln, „Also, wer ist Nessa?“, wollte ich von dem Mann wissen. Er blieb außerhalb des Gatters stehen und rieb sich den Nacken. „Nessa ist die Tochter eines Fischhändlers in Novigrad. Ich habe sie vor einiger Zeit kennengelernt und wir verstanden uns Aufanhieb. Wann immer ich in der Stadt war, besuchte ich sie. Ich bringe ihr von jeder Reise ein Geschenk mit. Vor kurzem fragte ich sie, ob sie mich heiraten möchte, und sie sagte ja. Ich war so glücklich. Aber ihre Eltern, sie stimmen nicht zu“, erzählte er. Ich sah zu ihm rüber. „Ich wüsste nicht, wie ich jetzt da helfen könnte. Wir sind mittlerweile meilenweit von Novigrad entfernt“, seufzte ich. „Ihre Eltern, Nessas Eltern, sie gehören deinem Kult an. Du bist die Auserwählte, du bist genau, wie der Prediger es beschrieb“, mein Blick ruckte zu ihm, „Er hat was?!“, wollte ich entsetzt wissen. „Ich habe den Prediger um rat gefragt, und er sagte, ich solle dich finden und hat dich beschrieben, er erzählte mir auch von deinem Wächter“, gestand er. „Levi ist nicht mein Wächter, er ist mein Partner!“, korrigierte ich ihn. Erstaunt sah er mich an. „Also habe ich dich wirklich gefunden, kannst du mir einen Rat geben? Wie kann ich Nessas Eltern überzeugen, dass ich der Richtige bin?“, in seinen Augen stand die Hoffnung regelrecht geschrieben. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich weiß nicht, ich kenne sie nicht und kann dir nicht helfen. Warum wollen sie nicht, dass du Nessa heiratest?“, wollte ich wissen. Er schluckte und schien sich nicht zu trauen den Blick zu heben. „Ich glaube nicht an das Feuer“, gestand er leise, „Bitte, ich würde alles für Nessa tun. Bitte genehmige unsere Ehe, ich werde alles tun. Ich werde jeden Tag zum Feuer beten und mein ganzes Erspartes dem Kult spenden!“, rief er schon fast, bevor ich antworten konnte. „Nein!“, bei meiner Antwort riss er die Augen auf, „Nein, wenn du deine Nessa wirklich heiratest, wirst du das Geld brauchen, oder willst du nach der Hochzeit gleich auf dem nächsten Schiff anheuern und deine Frau alleine lassen?“, fuhr ich fort. Er schüttelte den Kopf. „Ich werde dir deine Ehe nicht genehmigen“, ich hob meine Hand um ihn von Widerworten abzuhalten, „Ich werde sie nicht genehmigen, weil so etwas nicht notwendig ist. Eine Heirat ist unabhängig davon, ob jemand religiös ist oder nicht. Es hängt auch nicht vom Stand oder Beruf ab. Wichtig ist nur, dass beide sich lieben und wirklich die Ehe wollen“, erklärte ich mich. Der Mann strahlte mich an, „Dann würdest du unsere Ehe gutheißen und deinen Segen geben?“, hoffte er. „Selbst wenn ich es tun würde, was würde Nessas Eltern davon abhalten, dich als Lügner zu bezeichnen? Wie willst du beweisen, dass du wirklich mit mir gesprochen hast?“, wollte ich von ihm wissen. „Ich weiß es nicht“, gab er klein laut zu. „Du könntest mich zeichnen!“, schlug er plötzlich vor und griff bereits nach seinem Messer. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. „Dann vielleicht ein Brief?“, bat er. Ich seufzte, „Ich glaube nicht, dass sie meine Schrift lesen können. Ich komme von sehr weit weg, wir schreiben nicht in den Runen, die hier verwendet werden. Die hiesige Schrift lerne ich immer noch, aber weißt du was, bis wir in Skellige ankommen, ist noch genug Zeit, bis dahin werde ich ein Schriftstück fertig haben“, lächelte ich. „Wirklich? Ich ... danke! Du kannst alles von mir verlangen, was du möchtest!“, freute er sich. Ich konnte nur erneut mit dem Kopf schütteln, „Du solltest sowas nicht unbedacht äußern, jemand anderes könnte es ausnutzen und das gesetzt der Überraschung fordern“, seine Augen wurden bei meinen Worten groß. „Behandel andere Personen einfach so, wie du selbst behandelt werden möchtest, und ich brauche deinen Namen, sonst kann ich den Brief nicht fertigen“, forderte ich meinen Preis. „Äh ja, natürlich. Mein Name, selbstverständlich. Ich bin Georg, Sohn von Pete Halbhand“, stellte er sich nachträglich vor. Ich nickte. Wir hörten die Treppe zum Frachtraum knarzen, „Ich denke, ich sollte lieber gehen, danke, wirklich ich danke dir!“, verabschiedete sich Georg schnell und eilte zum Ausgang. Ich lehnte meine Stirn, an den Hals von Tetris, „Und ich dachte, wir hätten die Verrückten endlich hinter uns gelassen“, seufzte ich und fing wieder an das Fell zu striegeln. Ich hörte, wie schwere und eilige Schritte sich mir näherten. Es konnte nur Letho sein, daher konzentrierte ich mich weiter ganz auf die Fellpflege von Tetris. Die Schritte blieben nicht am Gatter stehen, sondern er sprang kurzerhand über die Absperrung und erschreckte somit die Ziegen und Hühner, die ebenfalls in dem Gatter untergebracht waren. „Krümel? Alles in Ordnung? Ich sah gerade, wie einer der Männer aus deiner Richtung gelaufen kam. Warum hast du nicht gesagt, dass du hier runter gehst? Ich wäre doch mit gekommen. Krümel? Warum sagst du nichts?“, wollte er wissen. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue hoch. „Erstens habe ich dir Bescheid gesagt, du hast sogar genickt, zweitens, ja mir geht es gut. Ich weiß nicht, was du gemacht hast, und ich will es vermutlich auch gar nicht wissen, wie du es geschafft hast, aber keiner der Männer traut sich auch nur, ein Wort an mich zu richten, und drittens, du solltest mich auch antworten lassen, wenn du mich etwas fragst“, zählte ich auf. „Du hast mir Bescheid gesagt?“, fragte er verwundert. Ich nickte, „Ja, was ist los mit dir in letzter Zeit? Ist irgendetwas vorgefallen?“, wollte ich von ihm wissen. „Nichts, es ist alles in Ordnung“, wiegelte er ab, allerdings wich er meinem Blick dabei aus. Ich legte die Bürste weg, „Weißt du was, ich glaube ich weiß, was du brauchst, komm, Hjalmar und Mäussack kommen einen Abend auch ohne uns aus“, grinste ich und zog ihn aus dem Pferch zu unserer winzigen Kammer. „Zieh dich aus und leg dich auf den Bauch“, bat ich ihn fordernd, während ich selbst meine Rüstung Schwerter ablegte. Er zögerte und seufzte kurz, bevor er das tat, worum ich ihn gebeten hatte. Ich suchte die kleine Flasche mit dem Rosenöl hervor und ging dann zu Letho. Ich ließ eine kleine Portion des Öls auf meine Hand fließen und verrieb sie zwischen meinen Händen, ehe ich mich über meinen Hexer niederließ. Ich begann die Massage an seinem Nacken und arbeitete mich langsam seinem Rücken runter. Im Bereich seiner neuen Narbe an der Schulter war ich besonders vorsichtig, vermutlich war der Bereich noch empfindlich, auch wenn Letho nichts sagte. Nach und nach ließ seine Spannung nach, aber verließ ihn nicht ganz. Ich stand von ihm auf und zog meine Hose und Hemd aus, nachdem ich Letho bat, sich auf den Rücken zu legen. Er ließ seinen Blick nicht von mir ab und folgte jeder meiner Bewegung. Ich setzte mich auf seine Hüfte und ließ etwas Öl auf seine Brust tropfen. Mit langsamen Bewegungen verteilte ich es und massierte dann auch seine Brustmuskeln. Wie zufällig und unbeabsichtigt streifte ich seine Brustwarzen, seine Reaktion war sofort, er schloss seine Augen und fing langsam tatsächlich an, zu genießen. Doch kurze Zeit später riss er seine Augen wieder auf und schielte zur Tür. „Keine Sorge, es wird sich niemand trauen hierherzukommen, alle machen einen großen Bogen um dich“, flüsterte ich an sein Ohr und lenkte ihn in einen Kuss. Bei der Massage reagierte er wie bei der ersten und dieses Mal hatte ich vor, es auszunutzen, er würde hier auf dem Schiff vermutlich sonst nicht zustimmen, aber ich hatte das Gefühl, er würde es brauchen. Die Entspannung brauchen. Ich strich so lange über seinen Körper, bis er schließlich doch die Augen schloss und noch eine Weile weiter. Ich erhob mich leicht, als ich ihn erneut in einen Kuss zog. Ich lenkte ihn mit dem Kuss ab, während ich vorsichtig den trennenden Stoff zwischen uns entfernte. Bevor er etwas merken konnte, ließ ich mich auf ihn sinken. Stöhnend legte er den Kopf in den Nacken und griff reflexartig an meine Hüfte. Am nächsten Morgen wachte ich ausgeruht und gut gelaunt auf, aber das änderte sich schnell, als ich bemerkte, das Letho nicht mehr neben mir lag. Zuerst dachte ich, er würde sich vielleicht gerade anziehen, aber in der Kammer war es dafür zu ruhig. Ich drehte mich auf die andere Seite und besah mir den Raum. Ich war tatsächlich alleine. Verwirrt stand ich auf und zog mich schnell an. Sobald ich meine Ausrüstung angelegt hatte, wollte ich mich dran machen, nach Letho zu suchen. Ich öffnete die Tür und ging in den Frachtraum, vielleicht fand ich ihn bei den Pferden. Doch ich brauchte nicht gar nicht so weit gehen. Er saß an eine Kiste gelehnt und starrte gedankenverloren vor sich hin. Als ich mich näherte, schaute er kurz auf. „Letho was ist denn los?“, wollte ich wissen, aber er wich meinem Blick aus. „Ist es wegen gestern Abend? Du hättest jeder Zeit nein sagen können“, hakte ich nach. Jetzt schaute er mich an, „Du weißt, ich würde dir das nicht verwehren“, seufzte er. Ich hockte mich zu ihm, „Aber es ging mir nicht um meine Bedürfnisse, ich dachte, es wäre eine gute Ablenkung für dich, weil du die letzten Tage so angespannt gewirkt hast“, versuchte ich mich zu rechtfertigen. Er ließ den Kopf hängen, „Nein, es ist alles in Ordnung“, widersprach er leise. Ich drehte, mit meinen Fingern an seinem Kinn, sein Gesicht sanft zu mir, „Bitte Letho, ich sehe doch, das dich etwas bedrückt, du weißt doch, das wir über alles reden können“, versuchte ich ihn zum Sprechen zu ermuntern. Er schluckte und senkte dann seinen Blick, „Es, ... es ist nicht so wichtig, ich, ... wir können darüber sprechen, wenn wir vom Schiff runter sind“, murmelte er und stand dann eilig auf. „Ermion hat nach dir gefragt“, meinte er noch, ehe er in Richtung der Pferde ging. Ich konnte ihm nur perplex hinterherschauen, „Letho?“, hauchte ich verwirrt. Ich blieb noch einen kurzen Moment so hocken, ehe ich mich aufraffte. Ich ging in die Kammer und holte ein bisschen Pergament und den Kohlegriffel hervor. Mäussack würde mir bei dem Schreiben sicherlich helfen können. Und das konnte er wirklich, ich erklärte ihm die Situation und er willigte ein, mir zu helfen, auch wenn er nicht verstand, warum ich diesen Kult nicht einfach aufgelöst hatte. Danach blieb ich noch eine Weile bei ihm sitzen. „Wo ist eigentlich Hjalmar?“, wollte ich von ihm wissen. Mäussack seufzte, „Einer aus der Schiffsbesatzung hat ihm provisorische Krücken gebaut, seit dem humpelt er ohne Unterlass über das Schiff.“ Man konnte ihm deutlich ansehen, wie unzufrieden er mit dieser Situation war. „Sollte er das denn schon machen? Ich meine ist seine Wunde mittlerweile so gut verheilt?“, fragte ich nach. Der Druide schüttelte den Kopf, „Hjalmar übertreibt es, er sollte sich lieber noch ausruhen. Die Wunde heilt zwar, aber sie ist noch lange nicht verheilt“, erklärte er mir. Ich nickte verstehend. „In meiner Heimat bekommen Menschen, die ein Körperteil verloren, eine Prothese, ein künstliches Bein zum Beispiel. Wird er so etwa auch bekommen können, oder muss er immer mit Krücken laufen?“, wollte ich wissen. „Wir haben in Kaer Trolde einen sehr guten Schmied, er wird bestimmt etwas anfertigen können, aber vielleicht wird Hjalmar trotzdem immer noch einen Stock zum Laufen brauchen“, gab der Druide zu. Ich schwieg, ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Nie im Traum wäre mir eingefallen, dass so etwas während der Schlacht passieren könnte. Lag es an meiner Einmischung? „Was weißt du über Saovine?“, lenkte er mich von meinen Gedanken ab. Ich zuckte mit den Schultern, „Nicht viel, nur das es bald ist“, entgegnete ich. „In Ordnung, dann werde ich dir darüber erzählen, damit du nicht wieder unvorbereitet bist“, lächelte er. So ließ ich ihn erzählen, die Hälfte oder mehr, konnte ich mir eh nicht merken. „Hörst du überhaupt noch zu? Hast du irgendwelche Fragen?“, beendete der Druide seine Erzählung. Ich nickte, „Ich habe gehört, das Frauen, die im Winter nach Saovine geboren wurden, sich in eine Striege verwandeln, stimmt das?“, wollte ich stockend wissen. Er nickte, „Ja, es gab vereinzelte Fälle, in denen es passiert ist, aber es ist nicht erwiesen, ob allein das Datum ihrer Geburt dafür verantwortlich war oder ob es noch andere Faktoren gab“, bejahte er. Ich schluckte, „Kann man das aufhalten? Woran merkt man, ob eine Frau sich verwandeln wird?“, hakte ich nach. Mäussack sah mich fragend an, „Haben deine Fragen einen bestimmten Grund?“, stellte er die Gegenfrage, schnell schüttelte ich den Kopf, „Nein, nein, ich war einfach nur neugierig“, wich ich aus. Er sagte zwar nichts weiter, aber ich konnte sehen, das er mir nicht glaubte. Dann wechselten wir das Thema, schließlich hatte er in Kaer Morhen mitbekommen, das ich mit Tränken beschäftigte und sie auch nahm, so sprachen wir über verschiedene Kräuter. Der nächste Tag verlief schlecht, es begann schon damit, dass der Seegang stärker geworden war und es auch noch regnete. Ich hielt mich eigentlich für relativ Seefest, aber scheinbar hatte ich mich getäuscht. Immer mal wieder stieg Übelkeit in mir auf, vor allem dann, wenn das Schiff von starken Wellen getroffen wurde und stark schwankte. Ich versuchte, mich den größten Teil des Tages damit abzulenken, in dem ich bei den Pferden blieb. Ihnen schien der Wellengang glücklicherweise nichts auszumachen, trotzdem blieb ich vorsichtshalber bei ihnen. Erst gegen Abend ging ich hoch aufs Deck, ich brauchte frische Luft und musste aus dem stickigen Frachtraum raus. Ich stand am Bug, eng in meinen Mantel gewickelt und blickte in Richtung Küste, sie schien näher zu sein, als die letzten Tage. Aber ich konnte es nicht sicher sagen. Neben dem Regen hatte der Wind immer weiter zugenommen und ich vermutete, dass der Kapitän vielleicht versuchte, einem Unwetter auszuweichen. Wenn ich in die andere Richtung, raus weiter auf den Ozean schaute, konnte ich den Himmel nicht vom Wasser unterscheiden. So düster war es. Beinahe, als würde man auf eine schwarze Wand schauen. Mein Umhang weichte langsam durch, daher beschloss, doch lieber wieder unter Deck zu gehen. Ich war gerade einige Schritte gegangen, als der Regen sich in Hagel verwandelte und der Wind noch stärker wurde. Ich hörte, wie der Kapitän anfing Befehle zu brüllen und die Mannschaft hektisch wurde. Auf dem wankenden Schiff war es gar nicht so einfach, bis zur Treppe zum Frachtraum zukommen und zusätzlich musste ich der Schiffsbesatzung ausweichen, die hin und her lief, Seile löste und andere festknotete. Ich hatte die Treppe fast erreicht, als mir etwas auffiel. Ich dachte zuerst, ich hätte mich bei der schlechten Sicht getäuscht, aber nein, ich sah tatsächlich, wie Letho mit einigen Männern an einem Seil zerrte, das sich scheinbar irgendwo verfangen hatte. Als er mich sah, wurden seine Augen groß, „Geh zu Ermion!“, rief er mir zu. „Was ist los?“, wollte ich von ihm wissen und kämpfte gegen den Wind an. „Geh zu Ermion!“, wiederholte er sich. Doch ich wollte wissen, was los war, aber meine Frage wurden von dem lauten Ächzen von Holz übertönt. „Alanya! Geh!“, rief er erneut und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit, das Seil schien sich gelöst zu haben und sie konnten es nun einholen. Der Kapitän brüllte etwas, einer der Männer brüllte und Letho schaute sich um. Er eilte ein Stück über das Deck und ergriff ein Seil, dass zum Mast hinauf führte, dabei sah er, dass ich mich immer noch nicht bewegt hatte. „Verschwinde hier endlich!“, brüllte er gegen den Wind und machte sich dann daran, hinauf zum Segel zu klettern. Ich hörte erneut das Holz ächzen und knarren und sah, wie der Wind am Segel zerrte. Langsam machte es bei mir klick, wir versuchten nicht, einem Unwetter auszuweichen, wir waren mittlerweile mittendrin. Ich eilte zu dem anderen Eingang ins Schiff, dorthin, wo Hjalmar und Mäussack ihre Kajüte hatten. Der Druide erwartete mich bereits und zog mich hinter die Tür, die er schnell schloss und den Sturm aussperrte. Sofort wurde es ruhiger um uns. „Was hast du denn so lange noch da draußen gemacht?“, wollte er von mir wissen. Ich zog vor, dazu lieber zu schweigen. „Na komm, zieh den nassen Mantel auf und setz dich zu Hjalmar“, er nickte auf das Bett. Mal wieder runzelte ich über die Kajüte der beiden die Stirn. Sie hatten zwei Betten, Tisch mit Stühlen und sogar einen Schrank, wir hingegen hatten nur eine alte Matratze auf dem Boden. Ich schüttelte den Gedanken ab, es war besser, dass sie die richtige Kabine bekommen hatten. Ich hängte den nassen Mantel an einen Haken an der Tür und schwankte durch den Raum, um zu Hjalmar zu kommen. „Letho packt mit an, vermute ich?“, wollte der Rothaarige wissen. Ich nickte und schaute immer wieder zur Tür. „Keine Sorge, das wird nicht der erste Sturm sein, den Letho auf einem Deck erlebt“, versuchte der Druiden mich zu beruhigen. Ich seufzte nur. „Er ist zu einem Segel hochgeklettert“, erzählte ich dann doch. Beide schauten mich erstaunt an. „Dann konnten sie es vermutlich nicht einholen, weil sich ein Seil verfangen hat. Es ist vielleicht besser, dass er da hochgeklettert ist und nicht einer aus der Besatzung. So was kann sehr gefährlich werden, aber als Hexer hat er deutlich mehr Kraft und Geschick“, erklärte mir Hjalmar. Dies beruhigte mich nicht wirklich. Ich machte mir wirklich sorgen, was ist, wenn etwas passierte? Die Schiffe hier hatten nicht einmal Rettungsboote! Unruhig tigerte ich in dem Raum auf und ab, bis mich der Druide packte und wieder zu Hjalmar aufs Bett schob. „Bleib endlich sitzen!“, forderte er mit Nachdruck. „Keine Sorge, dieser Sturm ist noch recht harmlos, ich habe bereits viel schlimmere überstanden, als so einen“, versuchte Hjalmar, mich zu beruhigen. Mein Schweigen faste er wohl als Erfolg auf, denn er fing gleich an, weitere Geschichten zu erzählen. Ich hörte die meiste Zeit nicht wirklich zu, da ich kein Interesse an seinen Kapergeschichten hatte, ich wollte nicht wissen, wann er wo, wen überfallen hatte. Allerdings musste ich lächeln, als er Geschichten über die Zeit erzählte, als Ciri häufig zu Besuch bei ihnen war. Und er seinen Beinamen Schieflippe bekam. Allerdings fand ich, dass man dies kaum sah, also seine schiefe Lippe, aber das könnte auch an seinem Bart liegen, dass es nicht wirklich auffiel. Aber als ich erwähnte, dass ich froh bin, dass man meine Narbe an der Lippe eigentlich gar nicht sah, kam ich nicht drum rum, dass ich erzählen musste, wie ich zu ihr kam. Die Männer lachten, als ich ihnen erzählte, dass ich als wirklich kleiner Knirps versucht hatte, an einem Regal hochzuklettern, um an ein Buch zu kommen. Sie konnten nicht verstehen warum, wenn ich doch noch gar nicht lesen konnte. Sie glaubten mir nicht, dass es Bücher gab, die für Kinder gemacht wurden und hauptsächlich aus Bildern bestanden. Klar, hier war es vermutlich ziemlich aufwändig Zeichnungen in Bilder zu bringen und zu drucken, wenn sie den Buchdruck denn schon hatten. Ich war mir nicht sicher. Wir erzählten noch eine ganze Weile, bis ein heftiger Ruck durch das Schiff ging. „Oh nein!“, fluchte Hjalmar. Fragend blickte ich ihn und auch den Druiden an. „Was ist los?“, wollte ich wissen. „Ihr bleibt hier! Ich werde nachsehen“, befahl der Druide und verließ die Kajüte. Ich wäre am liebsten hinterhergelaufen, aber er klang ziemlich ernst und auch Letho war in letzter Zeit so komisch gewesen, da sollte ich vielleicht lieber auf den Druiden hören und Letho nicht weiter reizen. Außerdem würde Hjalmar auch mitkommen wollen, aber das Schiff schwankte im Sturm immer noch hin und her, da würde er sich mit seinen Krücken nicht halten können. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ihm noch mehr passieren würde oder er sogar von Bord fallen würde. „Wenn es schlimm ist, werden sie es uns sagen, komm her, nimm einen Schluck!“, forderte mich der Rothaarige auf und reichte mir ein Trinkhorn. Seufzend hoffte ich, dass er recht hatte, und nahm das Horn entgegen. Ich hatte befürchtet, es wäre irgendein schlechter Fussel oder Rum, aber ich wurde überrascht. Er reichte mir Met. Ich nahm einige Schlucke und gab ihm das Getränk zurück. Um uns abzulenken, wechselte das Horn zwischen uns immer mal wieder hin und her. Hjalmar hatte es mindestens einmal nach gefüllt und der Alkohol wirkte bei mir bereits. Ich hatte gar nicht dran gedacht, das der süße Alkohol bei mir immer so schnell wirkte und hinzukam, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, weil ich unter der Seekrankheit gelitten hatte. So merkten wir auch nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war. Kichernd und wankend erzählte ich Hjalmar gerade eine Geschichte, wie ich gegen ein Monster kämpfte, und schwang meine Arme so, als würde ich ein Schwert führen. Hjalmar lachte ebenfalls, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde. Vor Schreck fiel ich beinahe auf meinen Hintern, was den Rothaarigen noch mehr lachen ließ. „Letho!“ Quietschte ich und sprang ihm förmlich in die Arme. Perplex schaute er mich an. „Was hast du draußen die ganze Zeit gemacht? Warum bist du denn auf den Mast geklettert? Mitten im Sturm, weißt du denn nicht, wie gefährlich das ist? Das Segel war noch gehisst, der Mast hätte im Sturm jederzeit brechen können!“, schalte ich ihn, in meinem betrunkenen Zustand. Er zog nur eine Augenbraue hoch. „Genau deswegen musste ich doch da hoch, die Seile hingen fest!“, grummelte er. „Oh“, gab ich verdutzt von mir, fing dann aber an zu grinsen. „Dann bist du ja ein Held!“, lachte ich und fing an, überall auf seinem Gesicht Küsse zu verteilen. „Wie viel habt ihr getrunken?“, wollte er vorwurfsvoll wissen. „Ähm nicht viel, vielleicht zwei drei Hörner“, hörte ich Hjalmar überlegen. Letho seufzte nur und stellte mich wieder auf meine Füße. „Hjalmar du hast gehört, Letho ist ein Held, gib ihm auch etwas zu trinken“, kicherte ich. „Natürlich, natürlich!“, stimmte er zu und reichte das Horn weiter. Der Hexer seufzte nur bei meinem bettelnden Blick und trank dann einige Schlucke, ehe er das Horn an den Druiden weiterreichte. Die beiden hingen dann ihre nasse Oberbekleidung auf, so das Letho nur in seiner Hose und Hemd da saß. Der Druide hatte sich etwas Trockenes übergezogen. „Ich glaube, du hast schon genug gehabt“, meinte Letho, als er mir das Trinkhorn aus der Hand nehmen wollte. „Lass sie doch ihren Spaß haben“, mischte sich Mäussack ein. „Genau!“, schmollte ich und nahm demonstrativ einen großen Schluck, ehe ich das Horn weiter reichte. So wechselte das Getränk immer wieder zwischen uns hin und her, bis ich plötzlich auf sprang. „Ich habe eine Idee!“, verkündete ich. „Es stammt aus meiner Heimat und dir könnte es vielleicht gefallen Hjalmar, aber vielleicht kennst du es aber auch schon“, erklärte ich kurz. Letho sah mich skeptisch an, so als würde er überlegen, ob ich schon wieder irgendeinen Blödsinn im Kopf hatte. Als ob ich nur immer dumme Ideen hätte. Ich räusperte mich und überlegte kurz, um mir die Melodie wieder in den Kopf zurufen. „Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein, ...“, stimmte ich an. Alle schauten mich erstaunt an und Hjalmar fing bereits nach der zweiten Strophe an, den Refrain mitzusingen. Mit rotem Gesicht und leicht außer Atem, ließ ich mich auf Lethos Schoß fallen. „Woher kennst du solche Lieder?“, wollte er wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Sowas wird schon mal in geselliger Runde in einer Taverne oder einem Lagerfeuer gesungen“, antwortete ich. „Du kennst noch mehr?“, wollte Hjalmar wissen. Ich nickte, nahm noch einen Schluck und stand wieder auf. „What will we do, with a drunken Sailor, ...“, fing ich an. Alle drei waren plötzlich still, ehe Hjalmar lautstark anfing zu lachen. Letho jedoch ließ mich nicht zu Ende singen und unterbrach mich mitten im Refrain. „Das reicht!“, grummelte er und brachte mich zum Schmollen. „Worum geht es in dem Lied? Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Schwarzen auf ihren Schiffen singen“, lachte Hjalmar noch immer. Ich runzelte die Stirn, ehe mir einfiel, das hier gesprochenes Englisch ja Nilfgaardisch war. Aber trotzdem erzählte ich kurz, um was es in dem Lied ging, was die Drei doch erheiterte. „Trotzdem, kein Nilfgaardisch“, murmelte Letho zu mir. „Na gut“, gab ich nach. Ich blieb auf Lethos Schoss sitzen, auch wenn seine Hose noch immer nass durch den Regen war. „Er feiert und singt, Kaiser Emhyr trinkt. Dann fällt er ins Bett und stößt sich ganz doll, am nächsten morgen hat er die Hosen voll“, murmelte ich vor mich hin. „Krümel!“, mahnte Letho mich, musste aber trotzdem ein bisschen drüber lachen. „Vielleicht hast du recht und sie hat jetzt wirklich genug getrunken“, warf Mäussack ein. „Ich denke, sie wird sich wirklich wunderbar mit meiner Schwester verstehen“, lachte Hjalmar. Der Druide wurde leicht blass „Die Götter bewahren, ich weiß nicht, was besser wäre, ob sie sich verstehen oder wenn sie es nicht tun.“ „Ich kann dich hören“, schmollte ich. „Ich bin nicht schlimm, ich bin ganz lieb und unschuldig!“ „Ja, wenn du schläfst“, grinste Letho. Ich stieß ihn dafür meinen Ellenbogen in die Seite, ehe ich anfing zu Gähnen. Die Männer unterhielten sich noch eine Weile, aber viel bekam ich dann doch nicht mehr mit. „Na komm Krümel, ich bring dich ins Bett“, schlug Letho irgendwann vor. Müde und schwankend ließ ich mir von ihm aufhelfen. Es regnete noch immer leicht, aber den Sturm schienen wir hinter uns gelassen zu haben. In der Ferne konnte man einen Leuchtturm erkennen. „Das ist Bremervoord“, erklärte Letho, als er meinen Blick bemerkte. „In ein paar Tagen sollten wir die Inseln erreichen“, fuhr er fort. Ich ließ mich von ihm weiter schieben, bis wir unter Deck waren. Die Pfütze, in die ich trat, ließ mich schlagartig nüchtern werden. „Warum ist Wasser im Schiff?“, wollte ich sofort wissen. „Während du dich mit Hjalmar betrunken hast, hatten wir ein kleines Leck“, erzählte er. Meine Augen wurden groß, „Was!?“, hakte ich entsetzt nach. Letho schüttelte den Kopf, „Wir hatten alles unter Kontrolle, keine Sorge. Es war nur ein Kleines, es konnte schnell geflickt werden. Dank Ermion wurde das schlimmste verhindert“, beruhigte er mich gleich. Ich schluckte, dieser Sturm hätte ganz anders ausgehen können. Sanft schob mich Letho weiter, bis wir in unserer Kammer waren. Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert, als ich aufwachte. Mein Schädel dröhnte und mir war ein wenig flau im Magen. Murrend drehte ich mich auf den Rücken, „Oh man, wie viel habe ich getrunken?“, fragte ich in den Raum und legte meine Hand auf meine Augen. „Eine ziemliche Menge“, lachte Letho leise. Stöhnend rieb ich mir durchs Gesicht. „Und du hast mich nicht davon abgehalten?“, wollte ich wissen und blickte zu ihm rüber. „Ich wollte, aber dann warst du direkt am Schmollen“, er zog eine Augenbraue hoch. Ich stöhnte erneut, diesmal peinlich berührt, „Ich war also wieder total kindisch?“ „Ein wenig“, bestätigte er. Ich zog mir die Decke über den Kopf, „Wie hältst du es nur mit mir aus?“, wollte ich grummelnd wissen. Doch statt einer witzigen Antwort, herrschte stille im Raum. Ich schluckte und zog zögernd die Decke von meinen Augen. Letho hatte sich aufgesetzt und schaute auf die Decke über seinen Beinen. „Vergiss die Frage, ich bin wirklich dankbar, dass wir zueinandergefunden haben“, murmelte ich. Es sah erst so aus, als wollte er etwas sagen, aber blieb dann doch stumm und schüttelte dann den Kopf. „Letho? Was ist los?“, fragte ich zögerlich. Doch er wandte den Blick ab. „Nicht hier“, gab er nach kurzer Zeit von sich und presste die Kiefer aufeinander. Ich runzelte die Stirn, was bedrückte ihn denn nur? War es so schlimm, was er mir zu sagen hatte? Ich schüttelte die Gedanken schnell ab und rutschte näher zu ihm, legte meinen Kopf auf sein Bein. „Gut, dann erzähl mir eben von deinen Brüdern, von Egan, Serit und den anderen“, wechselte ich das Thema. Erstaunt blickte er mich an, „Da gibt es nicht viel zu erzählen“, brummte er. „Ach komm schon, irgendwas gibt es doch sicherlich zu erzählen? Wie waren deine Ausbilder? Was für Unsinn habt ihr als Kinder gemacht? Wie war eure Schule? Die erste Zeit auf dem Pfad? Wie habt ihr euch in die Gruppe zusammen gefunden?“, bettelte ich. „Die Ausbilder waren streng, wir wagten es gar nicht, irgendwas anderes zu machen, als uns gesagt wurde, mehr gibt es da nicht zu erzählen.“ Ich seufzte, „Kein nächtliches hinausschleichen, so wie Vesemir es damals tat oder Sachen aus der Küche stibitzen? Keine Streiche, die gespielt wurden?“, hakte ich nach. Er schüttelte nur den Kopf, „Nein, wenn man nur Schläge mit dem Stock oder dem Riemen bekam, hatte man noch Glück gehabt. Es gab sogar jüngere Kinder, die die Strafen nicht überlebt haben“, murmelte er. Ich sah ihn mit großen und entsetzten Augen an, „Bist du deswegen so verschlossen? Begräbst deine Gefühle so tief in dir?“, hauchte ich. Er deutete ein Nicken an und schaute dann weg. „Selbst die jüngsten, die vielleicht gerade ein paar Tage bei uns waren, erhielten eine härtere Strafe, wenn sie anfingen zu weinen“, gab er zu. „Hattest du nicht angedeutet, dass du auch Ausbilder in deiner Schule warst?“, fragte ich leise. Er nickte, schaute aber mich immer noch nicht an, „Ja, ... und ich habe zu denselben Methoden gegriffen, ich kannte es nicht anders“, seufzte er. „Dann bin ich froh, dass du es mittlerweile anders kennst“, versuchte ich zu lächeln. Sein Blick ruckte zu mir, „Krümel ich würde dich nie schlagen, oder irgendeine andere Frau“, erwiderte er sofort. „Das ist eine sehr gute Einstellung“, lächelte ich zu ihm hoch. Verzog dann aber das Gesicht ein wenig. Fragend blickte er mich an. Jetzt wandte ich das Gesicht ab, „Ich habe damals ein Mädchen geschlagen, sie war vielleicht in meinem Alter, vielleicht auch etwas älter. Sie spuckte mir etwas ins Haar und wollte etwas aus meiner Tasche stehlen, ich drehte mich um, schlug ihr mit der Faust ins Gesicht und ging weiter. Ich hörte Umstehende nur noch nach den Ordnungshütern rufen. Ich weiß nicht einmal, ob ich sie verletzt habe und wenn ja, wie stark. Ich war es einfach nur leid, dass die Leute immer dachten, mich umherschubsen zu können. Ich habe Geralt mehrfach eine Ohrfeige gegeben. Oh und wenn mein Bettgenosse zu sehr schnarchte, hab ich ihn auch schon mal getreten, manchmal sogar ziemlich aggressiv “, gestand ich. Das brachte Letho ein wenig zum Lachen, „Wenn du mich zum Lachen bringen wolltest, ist es dir gelungen“, grinste er. Ich schüttelte den Kopf, „Äh nein, ich wollte dir zeigen, wie viel besser deine Moral ist“, schüttelte ich den Kopf. Was ihn erneut zum Lachen brachte, „Da bist du aber vermutlich die Einzige, die das so sieht“, schüttelte er den Kopf. „Aber gab es damals mit deinen Brüdern denn eigentlich keine schönen Momente?“, lenkte ich auf das vorherige Thema zurück. „Warum möchtest du das alles wissen?“, fragte er defensiv. „Ich möchte dich besser verstehen können, dich noch besser kennen lernen“, erwiderte ich. Er zog nur seine Augenbrauen hoch. „Was mich wundert, du hast nie nach meinen Narben gefragt, das tun die meisten, die mich sehen“, deutete er an. Ich zuckte mit den Schultern, „Die auf deinem Kopf, ich denke, sie kommt aus dem Kampf mit dem Schleimling, als Geralt dir das Leben gerettet hatte und die auf deinen Armen, ich würde auf einen Zeugl oder Kayran tippen, oder gibt es noch andere Monster mit Tentakeln und Saugnäpfen?“ „Du erstaunst mich immer wieder Krümel“, murmelte er und strich mir durch die Haare. Ich lächelte leicht, „Hm, da du nicht über deine Vergangenheit sprechen möchtest, nicht darüber, was dich bedrückt, ich aber gerne hier mit dir noch so liegen bleiben würde, frag du mich was. Du kannst mich alles Fragen“, schlug ich ihm vor. „Alles?“, fragte er neugierig. Ich nickte, „Ich werde dir, so gut es geht, antworten. Aber du weißt ja, was passieren kann, wenn ich das Falsche sage“, seufzte ich. Er nickte, „In Ordnung, was war in der stinkenden Hecke passiert, bevor wir auf das Schiff stiegen?“, wollte er direkt wissen. „Nachdem sie mich endlich reingelassen hatten, forderte ich ein Gespräch unter vier Augen mit dem Prediger. Ich stellte ihn zur Rede, was das Ganze soll, warum er meine Worte so verdreht. Außerdem forderte ich, dass er sich Radovid fernhalten solle, ihn nicht noch mehr verärgern. Aber weißt du, was er gesagt hat? Das seine Leute das Risiko kennen und sich gerne für ihre Sache opfern! Als ob Märtyrer irgendetwas anderes Bezwecken, als sinnlose Tode!“, empörte ich mich. „Und dann, nach dem Gespräch, haben mich die Leute natürlich erkannt und flüsterten über mich, was ich denn da mache und was ich vielleicht mit dem Prediger gemacht hätte, meinen Ausbruch hast du vielleicht draußen gehört“, ich wurde ein wenig rot. Er nickte, „Ja, das habe ich. Allerdings kann ich nicht sagen, ob andere Passanten auf der Straße, dich nicht ebenfalls verstanden haben“, murmelte er. „Aber das führt mich zu meiner nächsten Frage, was meintest du, als wir Novigrad erreichten? Etwas worüber du dort auf keinen Fall sprechen wolltest?“, fuhr er fort. Ich schluckte, es war klar, dass er irgendwann nachfragen würde. Ich überlegte kurz, ehe ich antwortete, „Na ja, du weißt ja vielleicht, was mit unbeliebten Herrschern passieren könnte?“, versuchte ich es anzudeuten. Ich kniff die Augen zusammen, als leichte Übelkeit aufstieg. Als sein bohrender Blick auf mir lag, hob ich abwehrend die Hände, „Ich habe damit nichts zu tun! Absolut gar nichts!“, schwor ich direkt. „Letho? Als du unterwegs erfahren hattest, warum der Kaiser offiziell nach mir suchen lässt, warum hast du so heftig reagiert?“, fragte ich ihn dann leise, um das Thema zu wechseln. Er seufzte, „Du weißt nicht, was Nilfgaard mit Verrätern macht?“, fragte er ganz erstaunt. Ich schüttelte den Kopf. „Du würdest solange verhört werden, bis du all deine Geheimnisse preisgegeben hast, dem Geheimdienst ist es dabei egal, ob sie durch falsche Versprechen oder Folter zu den Geständnissen kommen und dann würdest hingerichtet. Gepfählt und gevierteilt“, erklärte er tonlos. Ich wurde blass, „Aber ich bin weder Spion noch ein Verräter, der Richter ...“, Letho unterbrach mich, „Du würdest bei so einer Anklage nicht einmal eine Verhandlung bekommen, wenn du Glück hast, würdest du nur aufgeknüpft werden!“ „Woher weißt du das?“, fragte ich vorsichtig. Sanft strich er mir durchs Haar, „Weil mir als Königsmörder Ähnliches bevorstehen würde“, gab er zu. „Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Ich wäre doch dann gar nicht sauer geworden?“, hakte ich nach. Letho schloss seine Augen, „Weil ich dachte, du wüsstest es. Dass du die Situation einfach nicht ernst nimmst“, gestand er. Ich legte eine Hand an seine Wange, „Dann sollten wir wohl genauestens überlegen, wohin wir nach dem Winter gehen, oder? Die nördlichen Königreiche und auch Nilfgaard sollten wir eher tunlichst meiden“, flüsterte ich. Und die Nilfgaarder, die später nach Undvik zur Schlacht kämen, aber das sagte ich ihm nicht. Er nickte nur. Ich blieb eine Weile schweigend so liegen und blickte einfach nur hoch zu seinem Gesicht. „Ich kann nicht verstehen, warum alle anderen immer so schlecht von dir denken“, seufzte ich. Fragend blickte er zu mir, „Ich bin nicht der netteste Mann, wie du weißt“, seufzte er. Ich schüttelte den Kopf, „Das stimmt doch gar nicht!“, widersprach ich sofort. „Ach Krümel, das sagst du nur, weil du gewisse Dinge über mich wusstest, bereits bevor wir uns kennengelernt haben“, murmelte er. Erneut schüttelte ich den Kopf, „Nein, alles, was ich von dir wusste, war das du, als Königsmörder gesucht wurdest und wie du aussiehst, auch wenn ich überhaupt nichts über dich gewusst hätte, würde ich das nicht von dir denken“, ich setzte mich auf und drehte mich zu ihm. „Selbst ohne das Wissen, dass ich habe, würde ich nicht schreiend vor dir davon rennen, ganz im Gegenteil. Alles in mir würde schreien, um dich in eine Umarmung zu ziehen. Du hasst so einsam und verloren gewirkt, als wir uns das erste Mal trafen. Vielleicht war es der mütterliche Instinkt einer Frau, aber ich wusste, ich wollte dich unbedingt besser kennen lernen. Andere hätten sich vielleicht abschrecken lassen, nach unserem ersten Zusammentreffen, aber ich bin nicht wie andere. Und dann hast du dich um mich gekümmert, obwohl du es nicht musstest. Du hast ohne Aufforderung bewiesen, dass du mehr bist, als das, was andere von dir denken und behaupten“, versuchte ich ihm zu erklären. Ein leichter Hauch von röte überzog seine Wangen und er wollte sein Gesicht abwenden. „Nicht“, bat ich ihn und legte meine Hände an sein Gesicht. „Ich weiß, das viele Masken tragen, um überleben zu können. Es muss dir nicht unangenehm sein, dass ich dich ohne deine gesehen habe“, hauchte ich und gab ihm einen sanften Kuss. Er zog mich in seine Arme und hielt mich fest, als hätte er angst, dass ich verschwinden würde. „Ich will dich nicht verlieren“, murmelte er fast unverständlich. „Das wirst du auch nicht, nicht in nächster Zeit und schon gar nicht, wenn ich es verhindern kann“, antwortete ich ihm. „Du bist ein Hexer und wirst vermutlich noch viel länger leben, als ich, aber bis dahin haben wir noch sehr viel Zeit“, fügte ich noch hinzu und seine Umarmung wurde ein kleines bisschen fester. Die nächsten Tage schien Letho wesentlich entspannter zu sein, als die Tage davor. Anscheinend hatte das Gespräch mehr gebraucht, als meine andere Idee. Ich hätte da auch viel eher drauf kommen sollen, natürlich würde ihm so etwas mehr bedeuten, bereits am Anfang unserer Beziehung bewies er ja, dass er eher zurückhaltend ist. Doch als die Inseln endlich am Horizont in Sicht kamen, änderte er sich wieder. Es war noch nicht wieder so, wie vor dem Gespräch, aber er wirkte nervös und abgelenkt. Aber auch ich wurde dadurch ein wenig angespannt, was genau wollte er mir denn sagen, wenn wir nicht mehr auf dem Schiff waren? Doch egal wie viel ich überlegte, mir fiel nichts ein, was Sinn machen könnte. Aber unser Verhalten schien Hjalmar aufgefallen zu sein, denn er sprach mich darauf an. „Was ist los mit euch beiden? Immer wenn der eine von euch nicht schaut, sieht der andere ihn nachdenklich an. Ist irgendwas vorgefallen? Hattet ihr einen Streit?“, wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, keinen Streit. Ich weiß, dass ihn irgendwas bedrückt, aber er möchte nicht darüber sprechen“, seufzte ich. „Soll ich ihn fragen?“, bot er sich an, doch ich schüttelte den Kopf, „Nein, das brauchst du nicht. Wenn er soweit ist, wird er es sagen. Ich respektiere es, wenn er nicht reden will, dann ist es so“, seufzte ich. „Aber es belastet dich scheinbar“, widersprach der Rothaarige. Ich schüttelte den Kopf, „Ich mache mir bestimmt umsonst sorgen. Er macht sich bestimmt nur Gedanken darüber, in welchem Zustand sein Winterquartier ist oder es liegt daran, dass ich ja eigentlich gar nicht nach Skellige wollte“, murmelte ich. „Ihr könnt auch gerne bei uns in Kaer Trolde bleiben. Platz genug haben wir auf jeden Fall“, schlug er vor. „Danke, ich werde es ihm vorschlagen, aber eigentlich hatte ich mich auf die Zeit mit ihm allein gefreut“, zwinkerte ich, was ihn Grinsen ließ. „Wie geht es deinem Bein?“, wechselte ich schließlich das Thema. Der Skelliger seufzte, „Es tut noch immer ein wenig weh und die Wunde juckt fürchterlich“, gab er zu. „Vielleicht solltest du auf Mäussack hören und noch nicht so viel herum laufen. Du solltest das Bein hochlegen, bis es verheilt ist“, schlug ich vor, doch er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe genug rumgelegen und gesessen, das macht mich noch ganz verrückt, ich muss mich einfach bewegen“, widersprach er. Ich wandte meinen Blick von ihm ab, „Wirst du damit klar kommen? Ich meine, du bist ein Krieger, was wirst du machen, wenn du immer auf Krücken angewiesen sein wirst?“, wollte ich wissen, traute mich aber nicht, ihn direkt anzuschauen. „Darüber mache ich mir keine Sorgen, ich wäre nicht der erste Skelliger mit einem Holzbein. Sobald ein Schmied mir ein passendes angefertigt hat, werde ich trainieren, um damit laufen zu können. Ich werde zwar später nie meinem Kind das Schlittschuhlaufen beibringen können, aber eine Waffe werde ich immer halten können“, lachte er. Er war immer so optimistisch, ich hoffte für ihn, dass wirklich alles so klappen würde, wie er es sich vorstellte. Mein Blick glitt über das Schiff, Letho stand wieder an der Rehling und schaute auf das offene Meer. Die ersten Male hatte ich gedacht, er hält nach den Inseln Ausschau, aber dafür schaute er in die falsche Richtung. „Wonach sucht er?“, wollte auch Hjalmar wissen, als er meinen Blick bemerkte. „Ich habe keine Ahnung. Zuerst dachte ich an die Inseln, aber, ...“, mein Blick glitt in die Richtung, wo man Skellige bereits deutlich sehen konnte. „Dann genießt er vielleicht einfach nur die Seeluft“, schlug Hjalmar vor. Ich zuckte mit den Achseln, das wäre natürlich auch möglich. Viel mehr konnten wir dann schon nicht mehr sprechen, da der Druide uns unterbrach, und Hjalmar aufforderte, in die Kajüte zu kommen, damit er sich um die Wunde kümmern konnte. Grummelnd folgte der Rothaarige der Aufforderung und ließ mich alleine dort stehen. Innerlich mit den Schultern zuckend, ging ich über das Schiff, bis ich Letho erreichte. Er stand Immer noch mit den Händen auf die Rehling gestützt da und schaute aufs Meer, doch er blickte kurz auf, als ich mich ihm näherte. „Du schaust seit Tagen aufs Meer, wird das nicht langweilig?“, wollte ich von ihm wissen. Er schüttelte den Kopf, „Nein, das Meer wird niemals langweilig“, lächelte er. „Also, wonach hältst du Ausschau?“, wollte ich dann direkt wissen. Er seufzte kurz, „Ich habe die Kraniche noch gar nicht gesehen“, murmelte er dann. Verwirrt runzelte ich die Stirn, Kraniche? In dieser Jahreszeit und dann im Norden? Flogen die nicht alle nach Süden, wo es warm war? „Kraniche?“, hakte ich daher nach. Er nickte, „Als ich mit meinen Brüdern nach Skellige segelte, konnte man sie häufig am Horizont sehen“, bestätigte er. Was mir aber nicht wirklich weiterhalf. „Was verwirrt dich?“, wollte der Hexer von mir wissen. „Du sprichst nicht von den Vögeln, oder?“, lächelte ich verlegen. Er lachte, „Nein, auch wenn sie so flink sind. Du hast also noch nie von ihnen gehört?“, fragte er mich erstaunt. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Er zog eine Augenbraue hoch, „Die Kraniche, sind die Hexer, die die Meere zwischen dem nördlichen und dem westlichen Kontinent von den gefährlichsten Monstern befreien“, erklärte er mir. „Westlicher Kontinent?“, meine Augen wurden groß und sein Blick ungläubig. „Du weißt nichts von dem anderen Kontinent?“, er schüttelte den Kopf, „Ich dachte deine offizielle Ausrede, wo du herkommst, sei der andere Kontinent? Wie wolltest du das machen, wenn du nicht einmal wusstest, dass es ihn gibt?“ „Ich, nun ja. ... Wenn einer genauer gefragt hätte, wäre mir bestimmt was eingefallen. Ein Land, das soweit weg ist, das niemand davon gehört hat, oder so etwas“, gab ich stammelnd zu. Mein Hexer schüttelte belustigt den Kopf, „Das du in deiner Heimat, als Spion noch nicht aufgeflogen bist. So unvorbereitet und unbedacht du immer bist“, schmunzelte er. Ich schob beleidigt die Unterlippe vor und verschränkte die Arme, ich war schließlich nur Hobby Spion und das auch wenn dann nur für ein paar Tage im Jahr. Nicht dass dies hier jemand verstehen würde. Er zog mich in seine Arme und hielt mich fest, zusammen blickten wir auf das Meer hinaus. „Vielleicht haben sich die Kraniche auch bereits für den Winter zurückgezogen, wenn ich richtig mitbekommen habe, dann sind wir ja ziemlich spät dran oder?“, fragte ich nach einer Weile. „Hm, du könntest recht haben. Es wäre nur schön gewesen, zu sehen, dass wir doch noch mehr sind als eine Handvoll“, murmelte er und gab mir einen Kuss auf meinen Hinterkopf. Ich seufzte, es musste hart sein, zu sehen, wie es jedes Jahr weniger Hexer wurden. „Wenn du könntest, würdest du neue Hexer ausbilden?“, fragte ich ihn leise. Er blieb für eine Weile stumm, ehe er antwortete, „Ich weiß es nicht Krümel, es sind so viele Kinder dabei gestorben“, gab er zu. Ich drückte seine Hand, um ihm meine Unterstützung zu zeigen, ich würde alles geben, um ihn glücklich zu sehen. Am nächsten morgen erwachte ich wieder alleine, aber gerade als ich aufstehen wollte, kam Letho in die Kammer zurück. „Moin“, murmelte ich. „Morgen Krümel, wie geht es dir?“, wollte er direkt wissen. Müde schaute ich ihn an, „Nur ein bisschen verschlafen, wieso?“, hakte ich bei seiner überraschenden Frage nach. „Einige der Männer scheinen krank zu sein, Ermion versucht, etwas zu finden, was ihnen hilft“, erklärte er sich rasch. „Mir geht es bislang gut, was haben sie denn?“, fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern, „Sie haben Bauchschmerzen und müssen sich die ganze Zeit übergeben“, erzählte er. Ich runzelte die Stirn, „Fischvergiftung? Oder war das Wasser nicht mehr gut? Obwohl, dann wären wohl eher alle betroffen. Es ist vermutlich nur ein Infekt. Etwas Ruhe, genug Flüssigkeit, am besten Tee und Schonkost sollten da am besten helfen“, überlegte ich laut. „Was?!“, fragte ich, als ich Lethos Blick sah. „In meiner Heimat weiß das fast jeder, außerdem war ich in der Armee Sanitäter“, erklärte ich mich. Der Hexer nickte zu meiner Erklärung, „In Ordnung, ich möchte trotzdem nicht, dass du dich in die Nähe der Männer begibst. Nicht das du auch krank wirst. Außerdem werden wir wohl später am Tag im Hafen ankommen“, bestimmte er. Doch bevor ich widersprechen konnte, fuhr er fort, „Ich werde Ermion deine Einschätzung mitteilen. Du könntest schon mal deine Ausrüstung zusammen suchen und die Pferde anfangen vorzubereiten.“ Seufzend nickte ich, es hatte ja doch keinen Sinn, Letho jetzt zu widersprechen, er war wirklich eine Glucke. „Oh und die Männer sollten auf die Hygiene achten, Händewaschen und so“, rief ich Letho noch hinterher. Ich war wirklich froh, dass wir heute noch Skellige erreichten, ich hatte das Schiff satt und jetzt mit einer kranken Besatzung, ich wollte mich wirklich nicht mit einem Virus anstecken. Ich stand dann wirklich auf und machte mich für den Tag fertig. Ich suchte alles zusammen, was auf dem Boden herumlag und sortierte es in die Taschen. Ich packte auch unser Schlafzeug zusammen und legte es auf die Satteltaschen. Nachdem ich mir sicher war, auch nichts übersehen zu haben, trug ich die Sättel und das Zaumzeug zu den Pferden. Einzeln natürlich, schließlich wollte ich nicht über einen Gurt oder so stolpern. Außerdem waren zwei Sättel doch ziemlich unhandlich. Da noch viel Zeit sein sollte, nahm ich mir eine Bürste und fing an, die Pferde zu striegeln. So glänzend wie jetzt war ihr Fell selten, aber viel mehr Beschäftigung hatte ich auf dem Schiff nicht und somit sehr viel Zeit, mich der Fellpflege zu widmen. Auch unsere Reitausrüstung war in einem Topzustand, oder zumindest so gut, wie es mir mit den hiesigen Mitteln möglich war. Ich hatte sogar die Zeit gehabt, jede Schnalle einzeln zu polieren. Aber als alles getan und vorbereitet war, wartete ich ungeduldig darauf, das wir endlich ankamen. Ich brauchte endlich wieder festes Land unter den Füßen. Letho schien recht amüsiert über meine Ungeduld zu sein und versuchte mich zwischendurch immer mal wieder abzulenken. Gerade als ich dabei war, die Pferde zu satteln, da wir bereits in den Hafen einfuhren und Letho die Satteltaschen holte, kamen Hjalmar und Mäussack unter Deck. Vermutlich wollten sie uns Bescheid sagen, dass wir uns fertig machen sollten. „Habt ihr die ganze Zeit in dieser Kammer gehaust? Warum habt ihr denn nichts gesagt? Es hätte sich sicherlich eine andere Möglichkeit gefunden!“, konnte ich den Rothaarigen hören. „Es ging schon, war ja nur zum Schlafen“, erwiderte Letho und lehnte jede weitere Argumentation ab. Letho reichte mir die Satteltaschen, während er selbst die Kiste, die wir von Vesemir bekommen hatten, an seinem Pferd befestigte. Schließlich ertönte das Signal, das wir endlich angelegt hatten. Erleichtert folgte ich den dreien und den Pferden aus dem Schiff. „Dem Himmel sei Dank!“, seufzte ich, als ich den Steg verließ und wieder Erde unter den Füßen hatte, was Letho zum Lächeln brachte. „Ihr kommt doch hoch mit zur Festung, oder?“, wollte Hjalmar wissen. Ich sah Letho fragend an, doch der Druide fiel ihm ins Wort. „Natürlich kommt ihr mit, es fängt bald an zu Dämmern. Weit würdet ihr heute eh nicht mehr kommen“, beschloss er für uns. Ich konnte sehen, wie Letho die Kiefer auf einander presste, er schien nicht wirklich begeistert von der Idee zu sein. „Wenn ihr noch ein paar Tage bleibt, könnten ihr euch unsere Saovine-Feier anschließen“, schlug der Druide noch vor. „Nein. Auch wenn es ein großzügiges Angebot ist, wir müssen morgen früh weiter. Ich muss noch bei jemanden vorbei schauen und außerdem muss vermutlich noch so einiges an der Hütte gemacht werden“, lehnte Letho ohne zu überlegen ab. „Ihr könnt es euch jederzeit überlegen“, bot Hjalmar an, als wir uns auf den Weg machten, das Hafengelände zu verlassen. Weit kamen wir nicht, als uns bereits jemand entgegenkam. Besser gesagt, mehrere Personen kamen uns entgegen. Unter ihnen Cerys und ihr Vater. Als sie uns oder vielmehr Hjalmar sah, schlug Cerys ihre Hand entsetzt über ihren Mund, ehe sie auf ihren Bruder zu eilte. „Hjalmar! Was ist passiert?“, wollte sie direkt wissen. Ich blieb bei Letho, der respektvoll einige Schritte vorher angehalten hatte. „Ach das ist nur ne Kleinigkeit. Hält mich nicht lange auf“, lachte er und zog seine Schwester in eine Umarmung. „Cerys, Vater, darf ich euch Letho und Alanya vorstellen? Ich habe sie eingeladen, die Nacht bei uns zu verbringen“, er drehte sich leicht und deutete auf uns. „Majestät, Jarl“, grüßte Letho, während er sich respektvoll vor neigte, keine richtige Verbeugung, aber auch kein einfaches Kopfnicken. Crach runzelte die Stirn, „Letho von Guleta, ich hörte, du weilst nicht mehr unter den Lebenden“, brummte er. Dann blickte er zu mir, „Es heißt, das der Kaiser auch nach dir suchen lässt.“ Ich schluckte, scheiß verdammte Gerüchte, ich hätte nie gedacht, dass diese sich bis über das Meer ausbreiten würden. „Vater, die beiden sind meine Gäste!“, mischte der Rothaarige ein. Cerys trat näher, stellte sich vor mich, „Was hast du dazu zu sagen? Wie lautet deine Verteidigung?“, wollte sie wissen. Ich wich ihrem Blick aus, bis Letho mich in die Seite stieß. „Ich bin weder ein Verräter noch ein Nilfgaarder. Mein einziges Verbrechen dem Kaiser gegenüber war, dass ich nicht mit Geralt zusammen nach Skellige gekommen bin“, versuchte ich mich zu erklären. Sie runzelte die Stirn, „Und warum bist du nicht mit ihm hier her gekommen?“, hakte sie nach. Ich wandte mein Blick erneut ab, eigentlich wollte ich ihnen gegenüber nicht so viel über mich preisgeben. „Ich wollte dem Schiffbruch entgehen, außerdem konnte ich nicht gutheißen, was Yennefer und Geralt tun würden“, flüsterte ich. „Was soll das heißen?“, wollte Crach wissen. „Sie hat seherische Kräfte, dank ihr haben wir große Verluste im Kampf gegen die Wilde Jagd vermeiden können“, warf der alte Druide dazwischen. „Nun gut“, murmelte der Jarl. Er wandte sich wieder Letho zu, „Warum sollte ich einen gesuchten Verbrecher beherbergen? Ihm Unterschlupf auf meiner Insel gewähren? Jetzt wo wir kurz vor einem Abkommen mit Nilfgaard stehen?“, wollte er wissen. Letho zog eine Augenbraue hoch, „Das verlangt auch niemand, euer Sohn hat uns eingeladen, über Nacht zu bleiben Jarl, aber wir können auch jetzt weiter bis zu unserem Ziel reiten“, entgegnete er ruhig. Doch das beruhigte Crach nicht im Geringsten, „Ich werde keinen Königsmörder in Skellige dulden, du reist sofort wieder ab!“, forderte er lautstark. Fragend blickte ich zu Letho, doch er starrte auf den Jarl hinab. „Bei allem Respekt Jarl, aber das habt nicht Ihr zu entscheiden!“, grollte er. Bis auf Mäussack sahen ihn alle überrascht an. Der Druide lächelte zufrieden. „Was soll das heißen!? Natürlich ist dies meine Entscheidung!“, wurde der Jarl laut, einige Umstehende wurden mittlerweile neugierig und versuchten unserem Gespräch zu lauschen. Letho schüttelte nur den Kopf, „Nein, die Entscheidung, ob ich bleibe oder nicht, liegt in den Händen des Jarls Donar. Ich bin ein Heymaey, kein an Crait“, sprach Letho und man konnte den leichten stolz aus seiner Stimme hören. Verwirrt blickte ich von ihm zu Crach und wieder zurück, bis mir klar wurde, was er da sagte. Er war ein Skelliger? Aber wie kam er dann in eine Hexerschule in Nilfgaard? Aber nicht nur ich schien über diese Offenbarung ziemlich überrascht zu sein, wir alle blickten ihn stumm an, bis Hjalmar anfing zu lachen. „Natürlich, das hätte mir viel eher auffallen müssen, dabei trägst du sogar die Clanfarben!“, grinste der Rothaarige und schlug Letho freundschaftlich auf den Rücken. Murrend schüttelte der Jarl den Kopf und wandte sich ab. „In Ordnung, vielleicht sollten wir an einem gemütlicheren Ort weitersprechen. Auch wenn Letho kein Landsmann wäre, so gilt doch das Gastrecht. Cerys, die Heymaey sind schon lange Verbündete der an Craits, bedenke das“, schlug der alte Druide vor. Cerys nickte ernst, „Du hast recht, wenn sie die Wahrheit spricht und Letho offiziell, als Tod gilt, sehe ich keinen Grund, Nilfgaard von den beiden zu erzählen“, beschloss sie. Erleichtert atmete ich auf. Da hatten wir wohl noch mal Glück gehabt. Ich hatte an das Bündnis, das Cerys anstrebte, völlig vergessen. Ich hoffte nur, dass sie deswegen nicht noch Probleme bekam, aber andererseits, warum sollte Emhyr annehmen, dass ich mich hier aufhielt, wenn der ganze Ärger doch damit begann, dass ich ursprünglich gar nicht hierher wollte. Grübelnd folgte ich den anderen, warum war mir das mit Letho nicht eher aufgefallen? Jetzt wo ich es wusste, wurde vieles klarer, seine Größe, das gestreifte Hemd das er ständig trug, seine Ausdrucksweise und dann sein Interesse daran, was in den letzten Jahren in Skellige passiert war. Auch das er sein Winterquartier hier hatte, machte auf einmal Sinn. Ich hatte kaum bemerkt, dass wir die Festung schon beinahe erreicht hatten. Das wurde mir erst klar, als mir jemand die Zügel von Tetris abnehmen wollte. Als ich sah, dass der Mann auch bereits Kiran hatte, überreichte ich die Zügel. „Keine Sorge, eure Taschen werden in euer Zimmer gebracht“, grinste Hjalmar, als wir ihm über den Hof folgten. Cerys war irgendwo hingegangen und Crach hatte uns bereits am Hafen verlassen. „Arnwald!“, rief Hjalmar, als wir den großen Saal in der Festung erreichten. Ich sah mich aufmerksam um, auch wenn ich bereits seit einiger Zeit in dieser Welt war, schien es mir doch immer wieder unglaublich, wenn ich Orte betrat, die in dem Spiel eine größere Rolle spielten. Zwischenzeitlich war auch der Gerufene dazugekommen und erhielt von Hjalmar den Auftrag, uns in eines der Gästezimmer zu bringen. Der Rothaarige verabschiedete sich vorerst von uns, mit den Worten, wir würden uns zum Abendessen sehen und wir uns bis dahin ein bisschen von der Reise erholen sollen. So folgten wir Arnwald, der uns durch einige Gänge und Treppen führte, bis er an einer Tür stehen blieb. „Das Gästezimmer, die Taschen werden euch gleich gebracht“, meinte er und öffnete die Holztür. „Danke“, gab ich zurück, woraufhin er nickte und uns alleine ließ. Wir betraten den Raum und ich sah mich um, es war sparsam, aber doch gemütlich eingerichtet. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis ein junger Bursche unsere Satteltaschen brachte. Ich nutzte direkt die Möglichkeit, um mich endlich wieder einmal richtig zu waschen. Auf dem Schiff gab es kaum Möglichkeiten, da ich ungern dasselbe Wasser zum säubern nutzen wollte, wie die Schiffsmannschaft. Was sich am Ende doch als klug erwiesen hatte, sonst läge ich jetzt wohl auch mit Krämpfen und Erbrechen im Bett. Ich zog die sauberste Kleidung, die ich noch hatte hervor und zog mich an, danach setzte ich mich in den Stuhl, der beim Feuer stand und genoss die Wärme. Hinter mir konnte ich hören, wie Letho sich ebenfalls frisch machte und dann noch eine Weile in seinen Sachen wühlte. Bevor ich jedoch schauen konnte, was er dort noch so lange machte, schien er fertig geworden zu sein und ich konnte seine Schritte hören. Doch wider Erwarten kam er nicht zu mir, sondern ging an mir vorbei. Verwirrt blickte ich zu ihm. Er stand am Fenster und schaute hinaus. Ich konnte ihn seufzen hören, als er sich auf das steinerne Fensterbrett stützte. Es klopfte, bevor ich ihn fragen konnte. Es war wieder ein junger Bursche, aber nicht derselbe, der unsere Sachen brachte. Er sollte uns abholen und in den Bankettsaal bringen. Ich war ein wenig erleichtert darüber, alleine hätte ich vermutlich mehrere Versuche gebraucht, um den Weg zurückzufinden. Um nicht zu sagen, ich würde mich verlaufen. Ich blickte zu Letho, um mich zu vergewissern, dass es in Ordnung war, die Schwerter und Rüstung zurück zulassen. Auch er trug nur die Messer an seinem Oberschenkel. Gemeinsam gingen wir erneut durch die Gänge der Festung. Doch mit jedem Schritt und mit jeder Wache, an der wir vorbei kamen, wuchs meine Anspannung. Das Letho auch irgendwie angespannt wirkte, machte es nicht besser. Im Stillen hoffte ich, dass es kein Fehler war, hierher zu kommen, oder die Nacht über hier in Kaer Trolde zu bleiben. Ich konnte mir vorstellen, dass Letho am liebsten vom Hafen aus weiter geritten wäre, auch wenn ich nicht wusste, wo unser Ziel auf diesen Inseln lag. Außerdem bestand noch ein Gespräch mit Letho an, in dem er mir erklären wollte, was auf der Reise mit ihm los war. Würde er damit warten wollen, bis wir in seiner Hütte waren oder würde er es bereits vorher ansprechen? Ein Seufzen entwich meinen Lippen, kurz darauf erreichten wir den Bankettsaal. Ich straffte meine Schultern, auch wenn man es in Kaer Morhen schnell vergaß, waren Hjalmar und Mäussack von Adel beziehungsweise ein hoher Würdenträger. Hier allerdings wurde die zusätzliche Macht des Jarls einem überall präsentiert und Cerys war die Königin der Inseln. Was brachte mir mein blaues Blut, wenn auch stark verdünnt, wenn ich keine Ahnung hatte, wie man sich in solchen Kreisen benahm? Letho schreckte mich aus meinen Gedanken, als er eine Hand auf meine Schulter legte. „Keine Sorge, sie sind auch nur Menschen, außerdem kennst du Hjalmar doch bereits“, versuchte er mich zu beruhigen, so als ob er meine Gedanken gelesen hätte. Ich schluckte und nickte dann. Mit seiner Hand in meinem Rücken ließ ich mit weiter führen. Ich war ein wenig erleichtert, dass bisher nur Hjalmar an dem Tisch saß. Ansonsten standen nur einige Wachen an den Seiten und ein paar Bedienstete huschten durch den Saal. Der Rothaarige schien erfreut zu sein, uns zu sehen, und winkte uns direkt zu ihm. „Kommt, setzt euch, nehmt euch was zu trinken. Vater und Cerys kommen sicher auch gleich“, begrüßte er uns. Ich zwang mich zu einem lächeln, er konnte schließlich nichts für meine wirren Gedanken. Letho setzte sich zwischen mich und Hjalmar, ich ließ mich in dem Fall von ihm lenken, er kannte sich hier mit den Regeln vermutlich besser aus, als ich. Ich konnte nur erahnen, dass die Sitzreihenfolge vermutlich nur irgendwas mit der Rangfolge zu tun haben könnte, vor allem, als ich sah, dass einer der Bedienstete, das Gedeck, das zu meiner linken stand, wegräumte und ein neues Letho gegenüber platzierte, wobei er mich und Letho skeptisch anblickte, sich aber scheinbar nicht traute, etwas zu sagen. Mich beschlich damit das Gefühl, ungewollt und unbewusst einen ziemlichen Fauxpas begangen zuhaben. Dieses Gefühl bestärkte sich, als Crach den Saal betrat und kurz stockte, als er uns sah. „Vater, komm setz dich zu uns, Letho erzählte gerade, dass er die nächsten Tage den Tempel der Freya besuchen wolle“, überspielte Hjalmar die Situation. Ich schaute Letho entschuldigend an, ich hatte nicht bemerkt, dass ich mit meinen Gedanken schon wieder soweit weggewandert war, dass ich nicht bekam, dass er eine Unterhaltung angefangen hatte. „Jarl“, begrüßte Letho ihn mit einem Kopfnicken und ich machte es ihm schnell nach, wobei ich mir ziemlich unbeholfen vorkam. Ich folgte den Gesprächen nur mit halbem Ohr zu und blickte die meiste Zeit still auf den Tisch vor mir und nippte gelegentlich an meinem Getränk. Dies änderte sich auch nicht, als Cerys dazu kam. Als Letho aufstehen wollte, um sie angemessen zu begrüßen, wehrte sie es gleich ab und meinte, sie sei schließlich keine Königin wie in den nördlichen Königreichen. Auch Mäussack schloss sich uns an und setzte sich auf den Platz neben Crach, gegenüber von Letho. Ich stocherte schon eine Weile lustlos in den Krabben oder Garnelen oder was auch immer das für Meeresfrüchte waren herum, als Cerys mich direkt ansprach, „Unser Hierophant erwähnte deine seherischen Kräfte, bist du eine Zauberin, Alanya?“, wollte sie wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich habe keinen Funken Magie in mir. Ich sehe die Zukunft gelegentlich in meinen Träumen, aber ich kann diese Fähigkeit nicht steuern“, erklärte ich ihr, genauso wie ich es vorher bei dieser Frage von den anderen in Kaer Morhen getan hatte. „Also bist du eine Schildmaid?“, fragte sie mich weiter. Ich schüttelte den Kopf und war insgeheim froh, dass ich wusste, was dieses Wort bedeutete. „Ich würde nicht soweit gehen, mich als eine Schildmaid zu bezeichnen. Ich würde wetten, dass ich allen Anwesenden hier, kämpferisch weit unterlegen wäre“, gab ich zu. Sie blickte mich überrascht an, genauso wie ihr Vater. „Sei nicht so bescheiden, ich habe dich kämpfen sehen. Du weißt, wie man ein Schwert führt, und bist unerschrocken, wie eine echte Schildmaid“, mischte sich Hjalmar ein. Ich wurde ein wenig rot bei seinen lobenden Worten, schüttelte aber den Kopf. „Nein, ich bin sicherlich nicht unerschrocken, immer wenn es wirklich drauf ankam, war ich wie erstarrt und musste von jemanden gerettet werden“, murmelte ich. „Was bringt es mir, wenn ich zwar weiß wie ich ein Schwert führe, aber wie gelähmt stehenbleibe, wenn ich einem Werwolf gegenüberstehe oder Eredin, ich habe sogar versucht, mich auf einem Baum vor einer Striege zu verstecken, wo doch jeder weiß, dass sie gut klettern können“, gestand ich leise. „Und was ist dann mit dem Waldschrat? Du hast ihn mit einem Dolch getötet“, warf Letho ein. „Oder der General der wilden Jagd? Ich habe gesehen, wie du ihn von Vesemir weggelockt hast“, fügte Hjalmar hinzu. „Ja und Gaetan musste mich retten und bei dem Waldschrat hatte ich das Glück der dummen“, seufzte ich. Letho sah mich erst überrascht an, ehe er die Stirn runzelte. „Was ist los Krümel?“, wollte er leise wissen. Ich zuckte mit den Schultern, ich wusste auch nicht so genau, warum ich mich so niedergeschlagen fühlte. Die angespannte Situation überforderte mich irgendwie gerade und die Ungewissheit, was auf uns wartete, tat ihr Übriges. Da ich davon ausging, das Letho am nächsten Tag relativ aufbrechen wollte, achtete ich darauf, nicht zu viel Alkohol zu trinken, mit einem Kater würde es nicht sehr angenehm sein und mit den Monstern hier auch nicht gerade ungefährlich. Daher besserte sich meine Stimmung auch nicht wirklich durch den Alkohol. Ich versuchte, mich ein wenig an den Gesprächen zu beteiligen, einfach um Letho keine Sorgen zu bereiten. Crach schien seine Skepsis uns gegenüber, im Laufe des Abends nicht beiseite zulegen, ganz im Gegensatz zu Cerys. Sie plauderte nach einiger Zeit mit Letho und auch an mich richtete sie hin und wieder eine Frage. „Jarl, ihr seit einer der wenigen, die Emhyr bereits persönlich kannten, bevor dieser Kaiser wurde, vielleicht könnt Ihr mir da eine Frage beantworten?“, richtete ich mich an Crach, als meine Neugier doch zu groß wurde. Stirnrunzelnd nickte er, als Zeichen, das ich ihn fragen sollte. „Warum hat Emhyr nicht einfach öffentlich bekannt gegeben, dass er vorher bekannt war als Dunny vom Erlenwald, dem verschollenen Mann von Pavetta und somit den Anspruch auf Cintra hat? Warum das Theater mit der Doppelgängerin von Ciri, die er heiratete, um Cintra zu gewinnen?“, wollte ich wissen. Der Jarl seufzte, „Als ich erfuhr, dass er Dunny war, fragte ich mich dasselbe, aber dann wurde ich mir bewusst, wie kompliziert die Politik in den nördlichen Königreichen ist. Beide Reiche, Cintra und Nilfgaard, hätten alles daran gesetzt, ihn als Betrüger zu enttarnen, die einen, weil sie glaubten, ihr geliebter Dunny wäre mit Pavetta zusammen in dem Sturm gestorben, die anderen, weil sie so einen weiteren var Emreis hätten loswerden können. Außerdem hatte vermutlich die Bruderschaft der Magier ihre Hände im Spiel“, erklärte er mir. Ich nickte, es klang ziemlich logisch, auch wenn mir immer noch nicht wirklich klar war, warum niemandem so wirklich aufgefallen war, dass die beiden Herrscher sich so ähnlich sahen und wenn es ihnen doch aufgefallen war, warum hatten sie nichts gesagt? Ich blickte zu Mäussack, der mich ruhig ansah. Ich konnte nicht sagen, was er dachte. Hatte er gewusst, dass ich dies wusste, war er über mein Wissen überrascht? Er würde es mir wohl nicht verraten, selbst wenn ich ihn fragen würde. Kurz danach verabschiedete sich der alte Druide für die Nacht und auch Cerys sah aus, als würde sie sich lieber zurückziehen. Ich am liebsten auch, auch wenn die Spannung in der Luft mit der Zeit ein wenig nachgelassen hat, war sie nicht ganz verschwunden. Vorsichtig tippte ich meinen Hexer an, „Letho könnten wir ...?“, fragte ich ihn leise. „Du möchtest schon schlafen gehen?“, er schien überrascht, als ich nickte. „In Ordnung“, stimmte er dann zu. Er beendete sein Gespräch und verabschiedete uns von den anderen. Glücklicherweise hatte er sich den Weg zu unserem Zimmer gemerkt und führte mich zielsicher dorthin zurück. „Ist alles in Ordnung, Krümel?“, fragte er, als er die Tür hinter uns schloss. Ich nickte einfach nur. Doch es schien ihn nicht sonderlich zu beruhigen, er kam die wenigen Schritte zu mir und legte seine Hand auf meine Stirn, „Wirst du krank? Hast du dich auf dem Schiff doch angesteckt?“, wollte er wissen. Ich lächelte über seine Besorgnis und nahm seine Hand weg, „Nein, alles gut. Ich denke die Reise und der ach so nette Empfang im Hafen und die daraus resultierende Spannung waren nur ein bisschen viel für mich“, versuchte ich ihm zu erklären. Doch mein Blick wurde vom Fenster abgelenkt, da war doch eine Bewegung und da noch eine. Ich runzelte die Stirn und ging hinüber. Ich starrte einige Zeit hinaus und versuchte, zu begreifen, was ich da sah. Sollte ich mich darüber freuen, oder eher darüber fluchen? Während ich in das dunkle nach draußen starrte, hörte ich, wie Letho sich auf das Bett setzte. „Krümel, ...“, fing er leise an. „Es schneit“, murmelte ich, da ich annahm, dass er wissen wollte, was mich da draußen so faszinierte. „Alanya, ... ich muss dir was gestehen“, Letho ging auf meine Antwort gar nicht ein. Als ich begriff, was er sagte, erstarrte ich, traute mich nicht, mich zu ihm umzudrehen. Was wollte er mir gestehen? Es musste ernst sein, wenn er mich bei meinem hiesigen Namen nannte. „Als du dich in Kaer Morhen von den anderen verabschiedet hattest, habe ich gesehen, wie Yennefer etwas in deine Satteltasche gesteckt hat. Als du nichts darüber sagtest, wurde ich neugierig und habe nach gesehen. Ich, ... ich habe es aus deiner Tasche genommen. Aber dann schienst du nicht zu bemerken, dass es fehlte und mir wurde klar, dass du nicht wusstest, dass die Zauberin es dir zugesteckt hat, und ich dachte, es wäre besser, wenn ich es behalte. Aber es war nicht richtig von mir, ich habe es vorhin zurück in deine Ausrüstung gelegt“, gab er zu. Ich blieb still, wusste nicht, was ich darüber denken sollte, ich wusste ja noch nicht einmal, wovon genau er sprach. „Was meinst du?“, fragte ich ihn verwirrt und versuchte, ihn in der Fensterspiegelung zu beobachten. „Es tut mir leid“, murmelte er nur und streifte die Stiefel ab, ehe er sich abwandte und sich ins Bett legte. Das Gesicht zur Tür gewandt, so das er mir den Rücken zu drehen würde, wenn ich auch im Bett läge. Seufzend drehte ich mich um und schaute zum Bett. Ich konnte erkennen, wie Lethos Faust sich im Kissen verkrallte und sein ganzer Körper angespannt war. Jetzt war ich doch ziemlich neugierig, was er vor mir versteckt gehalten hatte, dass er scheinbar ein so schlechtes Gewissen darüber hatte. Schnell fand ich den Stoffbeutel, den er vermutlich meinte. Er war schwerer, als er aussah und darin klimperte etwas. Ein klimpern, dass es in dieser Welt so nicht geben dürfte. Ich setzte mich auf das Bett und schüttete den Inhalt auf die Decke. Meine Augen wurden groß, als ich erkannte, was vor mir lag. Ich griff nach dem Leder und öffnete den Druckknopf. Dann klappte ich es auf, ich hatte mich nicht geirrt. „Scheiße! Wie kommt das hier her? Ich hatte es sicher in meinem Koffer verstaut, bevor ich in diese Welt kam! Wie kommt Yennefer daran?!“, fluchte ich vor mich hin. Ich besah mir den Inhalt meines Portemonnaies, Ausweis, Versicherungskarte, Geldkarte, Führerschein, Visitenkarten, alles drin. Sogar die Geldscheine, Münzen und einige Kassenbelege. Das Klimpern stammte von einem Schlüsselbund, meinem Schlüsselbund. Haus und Wohnungsschlüssel waren genauso noch dran, wie sämtliche Schlüssel für den Keller und mein Fahrrad. Selbst die Schlüsselanhänger. „Warum hast du nicht gleich etwas gesagt, Letho? Ich hätte die Zauberin zur Rede stellen können, woher sie meine persönlichen Sachen hat“, wollte ich von meinem Hexer wissen, der meinem Ausbruch tatsächlich zusammen gezuckt war. Doch bevor er antworten konnte, fiel ein Zettel auf, der scheinbar aus meinem Portemonnaie gefallen war. Er war leicht zerknittert und mit Kugelschreiber beschrieben. Im Halbdunkel versuchte ich zu entziffern, was dort geschrieben stand. Währenddessen hatte sich Letho doch wieder zu mir umgedreht und sich aufgesetzt. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie er nach meinem Portemonnaie griff, und ich unterdrückte den Drang, ihn davon abzuhalten. Er zog meinen Ausweis und mein Führerschein hervor, „Also bist das wirklich du, auf diesen kleinen Bildern?“, wollte er zögerlich wissen und starrte auf meinen Führerschein. „Hm, auf Passfotos sehe ich immer beschissen aus“, murrte ich. „Was ist das?“, fragte er und strich über das Plastik der Karte. Ich ließ vorerst die Notiz sinken. „Der Führerschein? Das beweist, dass ich ein Auto fahren darf. Der Ausweis bestätigt, dass ich, wirklich ich bin. Darauf steht mein Name, wo ich und wann geboren wurde und wo ich wohne“, ich wurde kurz blass, man gut das keiner die Schrift lesen konnte, wenn dass die Dinge waren, wovon die Zauberinnen beim Baden sprachen, hätten sie sonst gleich gewusst, das selbst mein Name eine Lüge ist. „Du brauchst das alles, in deiner Welt, oder?“, wollte Letho leise wissen und legte die Plastikkarten zurück. Als ich ihm dies bestätigte, drehte er sich mit einem Seufzen wieder um. Ich nahm mir den Zettel erneut vor und hielt ihn näher an die Kerze, um die Notiz endlich lesen zu können. Wer auch immer das geschrieben hatte, besaß eine Sauklaue, nur schwer konnte ich es entziffern. “I’ll find her. Just like me she’s from a different world, I know this. I am not alone. My new companions know nothing, they are no help. I need to fix this damn mirror! But how would it even be possible to find all the splints. This damn whatever he is. He’s just toying around with me. No. Us. Does she know? Are there more of us? So many questions and no answers. Maybe tomorrow.” Ich blinzelte und las die Notiz mehrfach, nach und nach kamen die Rädchen in meinem Hirn in Gang. Der Krieger, der die Wilde Jagd begleitet hatte, er schien tatsächlich aus meiner Welt zu sein. War es mein Schlüssel, der an seinem Gürtel hing und im Licht blinkte, aber wie kam er an meine Sachen? Dann fiel mir der versiegelte Brief ein, der Mann hatte einem Kunden von Gaunter bestohlen, etwa mein Portemonnaie? Ich hoffte nicht, denn auch wenn hier vermutlich niemand so wirklich die Schrift lesen konnte, so waren doch Fotos von mir drauf und das Material allein bewies schon, dass es nicht von dieser Welt stammen könnte. Und wie sollte er an meine Sachen gekommen sein? Verwirrt packte ich alles wieder ein und warf den Beutel zu meiner Satteltasche, ich wandte mich Letho, der mittlerweile wieder mit dem Rücken zu mir lag. Sanft fasste ich ihn an der Schulter, „Letho, warum hast du nicht eher etwas gesagt?“ Doch er schien sich nur kleiner machen zu wollen, um unter der Decke zu verschwinden. „Bitte Letho sprich mit mir“, bat ich ihn erneut. Ich konnte ihn schlucken hören. „Ich bin dir nicht böse“, versprach ich ihm. „Ich“, fing er an und setzte sich dann doch wieder auf, „ich weiß nicht. Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht. Als ich die Dinge fand, konnte ich nur daran denken, dass du doch wieder nach Hause willst, und dann war da noch der Brief dabei, ich wollte nicht, dass du irgendwas bereust, ...“, er seufzte und blickte auf seinen Schoß. Auch ich seufzte, „Es gibt so einiges, was ich mittlerweile bereue“, gestand ich. Doch erst als er schmerzlich das Gesicht verzog und sich von mir entfernte, verstand ich, was er wirklich meinte. Schnell sprang ich aus dem Bett und hockte mich vor ihn, packte seine Hände und blickte zu ihm auf. Er sah aus, als würde er weinen, wenn er es könnte. „Du hast mich falsch verstanden, ja ich bereue einige Entscheidungen, die ich getroffen habe, aber doch nicht dich!“, erklärte ich mich schnell. „Ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben, und freiwillig werde ich dich nicht verlassen“, ich richtete mich etwas auf und küsste die unvergossenen Tränen weg. „Wie ich schon sagte, du wirst mich nicht mehr so leicht los!“, lächelte ich. Doch bevor ich ihn noch weiter beruhigen konnte, hörte ich etwas an der Tür. Auch Letho schien es zu hören, er schaute ebenfalls auf. Ich sah noch, wie etwas unter der Tür hindurch kam. Schnell eilte ich hinüber und starrte auf den Brief, der vor meinen Füßen lag. Meine Befürchtung bestätigte sich, als ich ihn aufhob. Ich riss die Tür auf und lief auf den Flur, doch natürlich war dort niemand mehr. „Verdammt O´Dimm, was willst du von mir?“, knurrte ich leise, als ich auf das Wachssiegel des Briefes starrte. Letho hatte es mir gleich getan, doch im Gegensatz zu mir, war er fast unbekleidet auf den Flur gekommen. Als ich sah, dass sich Fackelschein näherte, schob ich ihn schnell zurück ins Zimmer. „Wieder der Unbekannte?“, wollte Letho wissen, als er sein Schwert zur Seite stellte. „Ich habe die Befürchtung, dass er gar nicht mehr so unbekannt ist. Erinnerst du dich an den Brief, den Geralt mir mitgebracht hat? Der, den ich erst nicht öffnen konnte? Als Triss ankam, brachte sie mir eine Botschaft vom Spiegelmeister mit, damit konnte ich den Brief öffnen. In dem Brief stand etwas über einen neuen Reiter der wilden Jagd, derjenige, der meine Sachen bei sich hatte und vermutlich aus meiner Welt kam“, erklärte ich. Letho runzelte die Stirn, „Willst du probieren, ob du ihn auch öffnen kannst? Oder lieber später?“, wollte er wissen. Ich ließ meine Stirn an seine Brust sinken, „Jetzt wäre vermutlich besser. Wenn man bedenkt, was beinahe passiert wäre, als ich bereits einmal seine Nachricht nicht gleich gelesen hatte“, murrte ich und dachte an die Striege zurück. Wenn Letho sie nicht rechtzeitig mitbekommen hätte, wären wir beide vermutlich nicht mehr hier. Ich seufzte, „Hast du zufällig einen Spiegel?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)