Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 39: Teil 1: Abschiede ----------------------------- Ich erwachte, als einige Sonnenstrahlen mein Gesicht erreichten. Müde blinzelte ich und wollte mich wieder einkuscheln, die Decke über den Kopf gezogen. Doch als ich mich nicht schmerzfrei bewegen konnte, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich nicht in meinem eigenen Bett lag und auch was passiert war. Mit Vesemirs Namen auf den Lippen schreckte ich hoch. „Langsam, langsam.“ Mahnte mich eine ruhige Stimme. Verwirrt sah ich mich um. Ich lag auf einer Pritsche, die in dem Bereich stand, den Regis mit Mäussack als Lazarett eingerichtet hatte. Es war auch der Vampir, der sich mir näherte. „Guten Morgen. Wie fühlst du dich?“ Wollte er wissen. „Ich weiß nicht.“ Murmelte ich. „Was ist mit Vesemir?“ Wollte ich dann wissen. Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Vampirs aus. „Keine Sorge, ihm geht es gut. Dein Plan hat erstaunlicherweise wirklich gut funktioniert.“ Erleichtert atmete ich auf. „Wir haben es also geschafft?“ Fragte ich dann nach. Regis nickte, „Ja, wir konnten die Wilde Jagd vertreiben, sie haben große Verluste erlitten. Viele ihrer Krieger und Hunde sind gefallen, ebenso wie zwei ihrer Generäle. Die Leichen wurden bereits verbrannt und die Hexer haben sie außerhalb der Festung verscharrt.“ Berichtete er. „Gab es auf unserer Seite Verluste?“ Wollte ich schluckend wissen und sah mich genauer im Lazarett um. Die anderen Pritschen schienen leer zu sein und nur das am anderen Ende war mit einem Vorhang verdeckt, so dass ich nicht sehen konnte, wer dort lag. Der Blick von Regis wurde ernster. „Niemand ist ohne Verletzungen geblieben. Aber Hjalmar und dich hat es wohl am schlimmsten getroffen. Du warst jetzt zwei Tage bewusstlos und Hjalmar ist immer noch nicht außer Lebensgefahr.“ Erzählte er. Ich blickte wieder zu dem Vorhang, dort lag dann vermutlich der Skelliger. „Was ist mit Letho?“ Hakte ich dann nach. Schließlich war er nicht hier, war er so sauer auf mich? Regis räusperte sich, um meine Aufmerksamkeit wieder zu bekommen, „Keine Sorge, ich musste ihn hier förmlich rausschmeißen, damit er sich auch ein wenig um sich kümmert und mit den anderen frühstückt.“ Zwinkerte er mir zu. Ich nickte und war ein wenig erleichtert. „Ist Vesemir sehr wütend?“ War meine nächste Frage. „Nun anfangs ja, aber dann hörte er, dass du Bewusstlos zusammengebrochen bist. Er macht sich genauso sorgen um dich, wie die anderen. Ich hatte sogar anfänglich zuerst befürchtet, du wärst mit dem Gift in Kontakt gekommen.“ Gestand er. Überrascht sah ich ihn an, „Nein, war wohl bloß etwas viel für mich.“ Seufzte ich. Jetzt wo allmählich alle meine Sinne wieder anfingen zu arbeiten, konnte ich auch das leise Murmeln aus dem Essbereich hören. Die Stimmung war ruhig, nicht so ausgelassen wie sonst, aber auch nicht angespannt. „Du solltest dich noch ein wenig hinlegen, die anderen werden sicherlich demnächst hier aufschlagen, wenn sie hören, dass du endlich wieder wach bist.“ Schlug der Vampir vor. Dies klang gar nicht mal nach so einer schlechten Idee, ich fühlte mich wie scheiße und würde gerne noch ein wenig schlafen. Daher legte ich mich vorsichtig zurück in mein Kissen. Meine Muskeln protestierten dabei und meine Seite stach, aber ich wollte jetzt in dem Moment nicht darüber nachdenken, warum das so war. Ich konnte nicht lange geschlafen haben, als ich erneut wach wurde. Jemand unterhielt sich, relativ leise, aber trotzdem laut genug, so dass ich wach wurde. Ich lauschte einen Moment, es waren scheinbar Letho und Hjalmar. Er war also auch ebenfalls wach, ich konnte nicht verstehen, über was sie sprachen, aber dafür das er noch in einem kritischen Zustand war, schien er ziemlich gut gelaunt zu sein. Ich richtete mich vorsichtig auf, als ich an meine Seite fasste, da sie wieder zog, spürte ich, dass ich einen Verband trug. Ich konnte mich allerdings an keine Verletzung dort erinnern. So in Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, dass sich Letho genähert hatte, zuckte sogar zusammen, als er mich ansprach. „Was ist los Krümel? Hast du schmerzen?“ Wollte er wissen, als ich ihn nach einigen Momenten immer noch nicht ansah. Ich schüttelte den Kopf. „Was ist dann falsch?“ Fragte er besorgt. „Bring es hinter dich.“ Murmelte ich und zog vorsorglich den Kopf ein. „Krümel, was meinst du?“ Der Hexer war eindeutig verwirrt. „Brüll mich an, sag mir wie sauer du auf mich bist, weil ich das Gift aus deinen Sachen genommen habe.“ Flüsterte ich. Ich hörte ihn seufzen. „Schau mich bitte an.“ Bat er mich, doch ich schüttelte den Kopf und starrte weiterhin auf die Decke. „Alanya.“ Forderte er leise und griff sanft nach meiner Hand. „Ich bin nicht sauer auf dich.“ Überrascht spähte ich durch meine Wimpern zu ihm. „Ich bin nur ein wenig enttäuscht, dass du scheinbar so wenig vertrauen hast, dass du nicht gefragt hast.“ Erklärte er. „Ich, …“ ich wusste nicht, was ich sagen sollte, mit so einer Reaktion hätte ich nie gerechnet. „Ich dachte du würdest es verbieten und mich von meinem Plan abhalten.“ Gestand ich leise. „Ich hatte gehofft, du würdest damit zu mir kommen.“ Meinte er, meine Augen wurden groß, „Du wusstest es?“ Fragte ich überrascht. „Auch wenn ich so aussehe, ich bin nicht dumm und ich denke mittlerweile kenne ich dich gut genug, um zu erkennen, wenn du etwas ausheckst. Außerdem war euer Verhalten nicht so unauffällig wie du gehofft hast. Aber ich bin froh, dass du wenigstens so vernünftig warst und Regis mit hinzugezogen hast.“ Zwinkerte er. „Jetzt wo wir das geklärt haben, wie geht es dir?“ Wechselte er das Thema. Überrumpelt blinzelte ich ihn an, „Fühle mich ziemlich zermatscht.“ Gab ich zu. „Regis wollte sich deine Verletzung noch einmal anschauen, wenn sie weiter gut heilt, denke ich, wird er dich aufstehen lassen.“ Erklärte er. Nachdenklich strich ich mir über die Seite, „Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich dort verletzt wurde.“ Entgegnete ich. „Du hattest Glück gehabt, die Rüstung hat viel abgehalten, aber leider gibt Leder auch irgendwann nach. Regis hat aber einige Tropfen Schwalbe in eine Salbe eingerührt, so dass sie schneller heilen kann.“ Erklärte er. „Wie geht es deiner Schulter?“ Wollte ich dann wissen. „Es verheilt, ich hatte schon deutlich schlimmeres.“ Brummte er. Vorsichtig lehnte ich mich dann doch an ihn. In dieser Position konnte ich zu Hjalmar rüber blicken, jetzt war der Vorhang zurückgezogen. Er war in seine Kissen gestützt und schien sich mit einem Buch die Zeit zu vertreiben. Doch irgendwas störte mich bei diesem Anblick. Es dauerte eine Weile, bis mir auffiel, dass seine Decke merkwürdig lag. Ich runzelte die Stirn und es dauerte noch mal einige Zeit, bis mir klar wurde, was mich an diesem Anblick störte. Entsetzt schlug ich mir die Hand vor den Mund. Dies zog aber die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf mich. „Oh mein Gott, Hjalmar!“ Flüsterte ich betroffen. Letho zog mich ein wenig näher an sich und der Rothaarige grinste mir schief zu. „Lieber so als tot. Das wird mich nur kurze Zeit aufhalten, bald schon kann ich wieder in die nächste Schlacht ziehen und wenn ich dort hin kriechen muss.“ Schwor er. Ungläubig schüttelte ich den Kopf, wie konnte er mit so einer Verletzung so zuversichtlich sein, als ich selbst die Verletzung von dem Vampir hatte und dachte, ich würde meine Hand nie wieder benutzen können, war eine Welt für mich zusammen gebrochen und Hjalmar hatte sein Bein verloren und war trotzdem gut drauf. Er war wohl wirklich eine reine Frohnatur. „Schau nicht so traurig. Regis hat sein Bestes getan und ich bin froh, dass ich noch lebe. Das schlimmste daran ist nur, dass er mir vorerst Bettruhe verordnet hat.“ Beschwerte sich Hjalmar, was mich beinahe zum Lachen brachte. „Letho, hatte ich nicht gesagt, dass du sie schlafen lassen sollst.“ Kam der Vampir seufzend zu uns. Der Hexer grummelte leise. „Er hat mich nicht bewusst geweckt.“ Verteidigte ich ihn schnell und Regis seufzte erneut. „In Ordnung, aber wenn du jetzt sowieso schon wach bist, werde ich mir die Wunde noch einmal anschauen. Wenn du so freundlich wärst Letho und dich zu Hjalmar solange rüber setzt.“ Bat er. „Er kann ruhig bleiben.“ Bestand ich darauf. „In Ordnung.“ Lächelte der Vampir und zog die Abtrennung ums Bett, vermutlich um mir etwas Privatsphäre zu geben. Nachdem ich mein Hemd ein wenig nach oben gezogen hatte, wickelte Letho den Verband ab. Ich versuchte, die Wunde selbst zu sehen, aber da sie unterhalb meiner Rippenbögen waren, sah ich nicht viel. „Das sieht sehr gut aus, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir noch mal die Salbe mit Schwalbe nehmen sollten. Du schienst nicht so gut darauf reagiert zu haben.“ Überlegte Regis laut. Ich runzelte die Stirn, bisher hatte ich eigentlich keine starken Nebenwirkungen, wenn der Trank äußerlich angewendet wurde. Scheinbar hatte ich laut gedacht, denn Regis und auch Letho sahen mich an, wobei Letho ein wenig die Stirn runzelte. „Naja, es juckt halt ziemlich stark und der Alkohol brennt in der Wunde.“ Erklärte ich mich rasch. „Und wenn du ihn trinkst? Krümel ich habe dir gesagt, du sollst mir sofort Bescheid geben, wenn es mehr als ein wenig Unbehagen bereitet.“ Brummte Letho verstimmt. „Du hast es doch gesehen, wie es ist, wenn ich den Trank nehme.“ Flüsterte ich nur. „Du hast nicht erwähnt, dass es immer noch so schlimm ist. Du musst mir so etwas sagen, von nun an, wirst du keine Tränke mehr nehmen, wenn du alleine bist.“ Forderte er. „Sie sollte gar keine nehmen. Selbst Geralt sage ich das ständig, die Tränke tuen auch einem Hexer nicht gut, daher sollte ein Mensch ohne Mutationen sie erst recht nicht nehmen.“ Widersprach der Vampir. „Aber ohne die Tränke wäre ich gar nicht hier angekommen. Letho, ich habe dir versprochen, dass ich Schwalbe wirklich nur noch in Notfällen nehme und daran halte ich mich. Bei Verletzungen, die nicht lebensgefährlich sind, kann man es von außen auftragen. Es ist zwar dann auch nicht angenehm, aber es beeinträchtigt nicht den ganzen Körper.“ Versuchte ich sie zu überzeugen. „Trotzdem, keine Tränke mehr ohne Aufsicht.“ Verlangte er. Da ich wusste, dass er jetzt sowieso keinen Widerspruch zulassen würde, nickte ich einfach, vielleicht könnte ich später noch einmal mit ihm darüber sprechen. „Alanya, ich mach das nicht, um dich zu ärgern. Das solltest du doch wissen.“ Meinte er. Wieder nickte ich nur. Letho war manchmal wirklich eine Glucke, nicht das ich ihm das sagen würde, wer weiß, wie er das dann auffassen würde. „Nun gut, dann werden wir die Salbe noch einmal nutzen und dann darfst du aufstehen, wenn du möchtest. Aber wenn irgendetwas komisch zu sein scheint, meldest du dich sofort wieder bei mir.“ Lenkte Regis ein. „Keine Sorge Regis, ich denke ich werde es erkennen, sollte sich die Wunde infizieren.“ Nickte ich, doch dafür erntete ich von Letho nur einen skeptischen Blick mit hochgezogener Augenbraue, aber ich würde ihn jetzt vor Regis nicht darauf ansprechen. Ich hatte mich wieder an Letho gelehnt und hielt mein Hemd hoch, so das Regis die Wunde behandeln konnte. Als seine Finger meine Haut berührten, zuckte ich leicht zusammen, sie waren ziemlich kühl, ebenso wie die Salbe. Es dauerte nicht lange, bis ich die vertraute Wirkung von Schwalbe spürte. Glücklicherweise war die Wunde scheinbar nicht sehr tief, der Alkohol brannte nur wenig. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass sich bereits Schorf gebildet hatte und der Alkohol nicht direkt in die offene Wunde gelangen konnte. Das Kribbeln und Jucken allerdings wurde stärker. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, damit ich nicht anfing zu kratzen. Letho löste meinen Hemdsaum aus meinen Fäusten und zog es sanft runter. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ Fragte Regis nach. „Hm, muss mich nur zusammenreißen, dass ich nicht anfange an der Wunde zu reiben, weil es juckt.“ Bestätigte ich ihm. „Gut, sobald die Salbe eingezogen ist, darfst du aufstehen, aber bitte lass es ruhig angehen. Keine Anstrengungen für die nächsten Tage.“ Wies er an, ehe er uns alleine ließ. Letho nahm meine Hände und hielt sie fest, damit ich erst gar nicht in Versuchung kommen konnte und die Wunde vielleicht wieder aufriss, dankbar blickte ich zu ihm. „Die Trolle haben nach dir gefragt.“ Brach Letho nach einigen Momenten die Stille. „Oh warum das?“ Fragte ich erstaunt. „Vesemir wollte sie fort schicken, aber sie weigern sich zu gehen, ohne sich von dir zu verabschieden.“ Erklärte er. „Dann sollte ich wohl bald zu den dreien gehen, damit Vesemir sich nicht wieder aufregt.“ Stimmte ich zu. „Zwei. Sie sind nur noch zu zweit.“ Korrigierte Letho mich. Erschrocken sah ich ihn an. „Was? Aber ich hatte Regis doch gefragt, ob es Verluste gab. Er sagte nur, dass niemand ohne Verletzungen geblieben ist.“ „Vielleicht wollte er dich nicht beunruhigen, damit du dich noch ein bisschen ausruhen kannst.“ Versuchte der Hexer zu erklären. „Vielleicht.“ Murmelte ich. „Lass den Kopf nicht hängen Krümel, das tuen die Trolle auch nicht. Sie sprachen davon, wieviel Spaß sie im Kampf hatten.“ Wollte Letho mich aufmuntern. „Aber ihr Bruder ist tot.“ Erwiderte ich. „Krümel, sie sind Trolle, keine Menschen. Sie haben da vielleicht ganz andere Ansichten.“ Er strich mir sanft über mein Haar. Niedergeschlagen seufzte ich. „Für sie war es ein großes Krach- und Spaß-Fest. Wie sie es nannten. Ich denke so viel Spaß schienen sie schon lange nicht mehr gehabt zu haben.“ Wollte er mich weiter beruhigen. „Ja, an ihrem eigentlichen Ort haben sie nicht viel und jetzt sind sie nur noch zu zweit.“ Murmelte ich. Ich hätte nie damit gerechnet, dass einer der Trolle sterben würde. War das der Preis für Vesemirs Leben, das jemand anderes sterben musste als Ausgleich? „Alanya, alle wussten worauf sie sich einließen als sie zustimmten. Wir hatten großes Glück, dass uns der Sieg nicht noch mehr gekostet hat.“ Murmelte Letho. „Du hast ja recht.“ Stimmte ich ihm zu. Wir hatten wirklich jede Menge Glück gehabt, es hätte deutlich schlechter für uns ausgehen können. Es war gut, das Letho meine Hände festhielt, denn ich konnte mich kaum genug zusammenreißen, dass ich nicht nach der Wunde fasste. So wandte ich mich nur ein wenig. „Letho?“ Lenkte ich seine volle Aufmerksamkeit auf mich. „Wegen Vesemirs Rettung, ich hatte eine Stelle präpariert, wo der Kampf hätte eigentlich stattfinden sollen. Dort steckt jetzt eine Nadel noch im Mauerwerk. Sie ist mit dem Gift überzogen. Ich möchte nicht, dass sich jemand daran verletzt, könntest du sie später entfernen?“ Fragte ich ihn vorsichtig. Er lächelte auf mich runter, „Keine Sorge. Ves hatte nach dem Kampf Regis Bescheid gegeben. Er hat sie bereits entfernt.“ „Das ist gut.“ War ich ein wenig erleichtert. Wir schwiegen eine Weile, bis Letho mich ein wenig von sich wegschob. Verwirrt schaute ich ihn an. „Krümel, ich möchte, dass du mir etwas versprichst.“ Wurde er ernst. Fragend schaute ich ihn an. „Wenn nochmal so etwas ist, wo du etwas brauchst, vor allem so etwas gefährliches, sprich vorher mit mir. Wenn ich der Meinung bin, es ist zu gefährlich für dich, werden wir uns gemeinsam etwas anderes überlegen, oder ich werde es machen.“ Bat er. „Ich werde mich bemühen, daran zu denken.“ Gestand ich ihm leise zu. „Krümel, du kannst mir vertrauen, egal, um was es geht und ich möchte dir genauso vertrauen können. Ich möchte mich nicht immer fragen müssen, was du wieder aushecken könntest, wenn ich dich mal aus den Augen lasse.“ Bat er erneut. Schluckend nickte ich. „Ich werde versuchen, daran zu denken. Aber es fällt mir manchmal schwer.“ Gab ich zu. „Gut, in Ordnung.“ Stimmte er zu. „Soll ich dir was zu essen holen?“ Wechselte er dann das Thema. Ich schüttelte den Kopf, unterbrach ihn aber gleich, als er den Mund aufmachen wollte. „Ich möchte lieber am Tisch essen. Aber du könntest mir etwas zu trinken holen, wenn du möchtest.“ Murmelte ich. Darüber lächelte er. „Natürlich, ich bin gleich wieder da.“ Er stand auf und gab mir einen kleinen Kuss, ehe er aus dem Bereich verschwand. Ich setzte mich bequemer hin und zog die Decke ein wenig enger um mich, nur mit einem Hemd bekleidet, war es doch ein bisschen kühl hier. Es dauerte einen Moment, bis Letho zurückkam und mein Magen fing bereits an, seinen Unmut kundzugeben, dass ich mal wieder längere Zeit nichts gegessen hatte. Neben einem Becher und einer Karaffe, brachte Letho mir auch neue Kleidung mit. Schnell trank ich zwei Becher und es machte mir nichts aus, dass es nur Wasser war. Ich hatte dann doch ziemlichen Durst. „Danke Letho.“ Meinte ich und wurde eine kurzen Augenblick später rot, da mein Magen anfing zu knurren. Mein Hexer half mir dann in meine Kleidung, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Heilsalbe tatsächlich eingezogen war. Ich war über die Hilfe wirklich erfreut, da meine Muskeln alle wehtaten. So eine Schlacht war dann doch etwas gänzlich anderes als eine Trainingseinheit, oder ein Kampf gegen ein Monster. Mittlerweile saß keiner mehr im Essbereich, aber dies störte mich nicht wirklich. So hatte ich wenigstens noch einen Moment meine Ruhe. Ich schlang mein Essen förmlich runter, inhalierte es schon fast, so hungrig war ich. Letho sah es sich nur kopfschüttelnd an und tat mir dann noch einen Nachschlag auf, den ich ebenfalls auf aß. „Möchtest du noch etwas?“ Fragte Letho mich, als ich den letzten Happen runtergeschluckt hatte. „Nein danke. Ich glaube dann würde ich platzen.“ Grinste ich zu ihm rüber und schob mein Besteck zur Seite, wo auch das der anderen noch stand. Darum könnte ich mich auch später noch kümmern. „Begleitest du mich zu den Trollen? Vesemir wird vermutlich froh sein, wenn sie die Festung wieder verlassen haben.“ Wollte ich von Letho wissen. Dieser stand nickend auf und kam zu mir herum und bot mir seinen Arm an. „Also so schwer verletzt bin ich nun auch nicht.“ Meinte ich, nahm seine Hilfe aber trotzdem an. „Ich weiß, aber ich möchte dir trotzdem helfen.“ Entgegnete er und legte seinen Arm um meine Hüfte, als ich neben ihm stand. Arm in Arm gingen wir in Richtung Ausgang. Noch bevor wir die Tür erreichten, wurde sie aufgestoßen und jemand kam hereingestürmt. Ciri. Als sie uns sah, stoppte sie. „Lambert hat mich also wirklich nicht rein gelegt, du bist tatsächlich wach.“ Rief sie erfreut und lief auf mich zu. Nur der Halt von Letho bewahrte mich davor, von Ciris stürmischer Umarmung, umgeworfen zu werden. „Danke, danke, danke.“ Wiederholte sie immer wieder, während sie mich fest umarmte. Es schien beinahe, als wollte sie mich gar nicht mehr loslassen. „Ciri Vorsicht. Alanya ist immer noch nicht ganz geheilt.“ Mahnte Letho schließlich. Langsam löste sie sich von mir. „Oh, ich wollte dir nicht weh tun.“ Entschuldigte sie sich. „Ist schon in Ordnung.“ Lächelte ich sie an. Als sie mich noch einmal in ihre Arme zog, dieses mal etwas vorsichtiger, konnte ich sehen, wie eine kleine Träne in ihrem Augenwinkel glitzerte. Unbeholfen tätschelte ich ihren Rücken. „Wir werden uns später noch sehen, oder?“ Fragte sie mich dann. „Ja, ich wüsste nicht, warum es nicht so sein sollte.“ Erwiderte ich. „Gut, dann sehen wir uns später.“ Lächelte sie und löste sich nun ganz von mir, ehe sie an uns vorbei ging. Schulterzuckend sah ich zu Letho. Auch er wusste scheinbar nicht wirklich etwas mit der Situation anzufangen. Doch bevor wir hinaus zu den Trollen gehen konnten, wurden wir erneut aufgehalten. Ein Räuspern lenkte meine Aufmerksamkeit zurück in das Erdgeschoss. Vesemir näherte sich uns. Auch wenn Regis schon gesagt hatte, das es ihm gut ging, war ich doch deutlich erleichtert, es mit eigenen Augen zu sehen. „Vesemir!“ Freute ich mich, ihn zu sehen. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, aber das traute ich mich dann doch nicht. Letho schien das mitbekommen zu haben und gab mir einen kleinen aufmunternden Stoß und so umarmte ich den alten Hexer dann doch kurz, als er bei uns ankam. „Einen alten Mann, einfach so reinzulegen.“ Grummelte er gutmütig. „Ich habe dich nicht reingelegt.“ Entgegnete ich. Er zog eine Augenbraue hoch, „Du hattest versprochen, nichts mehr zu planen und kein unnötiges Risiko einzugehen.“ Meinte er. „Und das habe ich auch nicht. Schließlich waren zu diesem Zeitraum meine Pläne abgeschloßen und das Risiko war nicht unnötig. Manchmal muss man halt doch die Worte auf eine Goldwaage legen.“ Zwinkerte ich. Er seufzte, sagte aber nichts weiter dazu. „Glaub aber ja nicht, dass mir deine schlechte Schwertführung nicht aufgefallen ist. Und da du darauf bestehst zu kämpfen, werde ich mit dir an den Fehlern arbeiten.“ Bestimmte er. „Ich werde mit Regis darüber sprechen, wann du wieder trainieren darfst und bis dahin werde ich mich um dein theoretisches Wissen kümmern. Ich erwarte dich morgen früh in der Kammer mit den Präparaten.“ Fügte er hinzu und klopfte mit auf die Schulter, während er an mir vorbei ging und die Zitadelle verließ. Völlig verblüfft stand ich da und starrte ihm nach. Ich war mir nicht sicher, ob mein Mund offen stand, aber ich konnte es mir gut vorstellen. Erst das leise Glucksen von Letho, riss mich aus meiner starre. Allerdings schien eine höhere Macht etwas dagegen zu haben, dass ich zu den Trollen kam. Denn kaum wollten wir die Tür nach draußen öffnen, wurde ich gerufen. „Ah Alanya, du bist schon auf, sehr schön.“ Es war Yennefer, die uns jetzt aufhielt. „Hallo Yennefer.“ Begrüßte ich sie. „Du hast doch nichts dagegen, wenn ich sie für eine Weile entführe?“ Wandte sie sich an Letho. „Sie soll sich noch schonen.“ Warf er ein. „Oh das ist kein Problem.“ Grinste sie und packte schon mein Handgelenk. „Yennefer was soll das?“ Fragte ich sie verwirrt. „Ich weiß genau das richtige, damit du dich weiter erholen kannst.“ Meinte sie, doch ihre Erklärung machte es nicht besser. Hilfesuchend sah ich zu Letho. „Geh ruhig mit. Ich werde in der Zwischenzeit etwas vorbereiten.“ Raunte er in mein Ohr, ehe er mir einen Kuss gab. Ich hatte gar keine Zeit, darüber zu schmollen, das Letho mich einfach abschob, da die Zauberin mich schon wegzog. Sie zog mich zum Eingang des Turms und die Treppe hinauf. „Yennefer, wo wollen wir hin?“ Fragte ich sie. Schließlich führte die Treppe in das Zimmer von Keira. „Das wirst du gleich sehen.“ Schmunzelte sie nur. Das Zimmer war leer, als wir es erreichten. Ich schaute mich um. Viel hatte sich in diesem Zimmer nicht getan, überall lagen die Kleider und Bücher von Keira zerstreut. Ich hoffte nur, dass sie die Bücher der Hexer sorgfältiger behandelte, nicht das ich dann den Ärger abbekam, weil ich ihr die Bücher gebracht hatte. Ein Rauschen lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf Yennefer. Sie stand vor einem Pentagramm am Boden und ihre Hand lag auf einem Schädel. Ein Portal öffnete sich gerade. „Oh nein. Nein, nein. Ich hasse Portale!“ Wollte ich mich weigern, doch es brachte nichts. Entschlossen schob mich die Zauberin durch das Portal. „Yennefer!“ Protestierte ich noch, stolperte aber bereits auf der anderen Seite wieder hinaus. Wenigstens stürzte ich nicht wieder. Nur wenige Augenblicke später, trat Yennefer ebenfalls aus dem Portal. Ein kurzer Blick reichte und ich wusste, wo wir waren. Die kleine Oase von Keira, wo Geralt ihr beim Baden zuschaute. Ich wollte mich zum Portal umdrehen und zurückkehren, doch da schloss es sich schon. „Yennefer, bring mich zurück!“ Forderte ich die Zauberin auf. Doch sie schüttelte den Kopf, „Nein, du brauchst die Entspannung und ein heißes Bad ist da genau das richtige.“ Lehnte sie ab. „Aber dafür hättest du mich nicht hier her bringen müssen.“ Maulte ich. „Stell dich nicht so an. Du hängst viel zu viel mit den Hexern rum. Du solltest dich ein bisschen mehr um dich selbst kümmern.“ Seufzte sie und schob mich weiter. „Was hat das jetzt damit zu tun, dass du mich hier her gebracht hast?“ Wollte ich wissen. „Weil dieser Ort alles hat.“ Meinte sie nur. „Yennefer, da bist du ja endlich!“ Konnte man aus dem Badehaus hören, als wir die Treppe erreicht hatten. Ich seufzte, natürlich, ich hätte es mir denken können, dass sie auch hier war. Völlig lustlos stapfte ich hinter der Zauberin die Treppe rauf. „Warum hast du sie mitgebracht?!“ Empörte sich Triss, als sie mich sah. Aber auch Keira sah nicht unbedingt glücklich aus. „Ich wollte gar nicht hier sein.“ Entgegnete ich. „Stellt euch nicht so an.“ Schimpfte Yennefer halbherzig. Sie ging in Richtung Wasserbecken und ehe sie hineinstieg, war ihre Kleidung verschwunden. Nur ihren Obsidiananhänger trug sie noch um den Hals. „Auf was wartest du noch?“ Wollte sie wissen, als sie sich ins Wasser setzte und sich zu mir umdrehte. „Das du mich zurück bringst.“ Murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Stur wie ein Hexer.“ Lachte sie und mit einem Handwink von ihr, war meine Kleidung ebenfalls verschwunden. „Yennefer!“ Quietschte ich und versuchte mich zu bedecken. „Na los, komm ins Wasser.“ Lachte sie nun wirklich. Mir blieb mal wieder nichts anderes übrig. Allerdings setzte ich mich soweit von den anderen Zauberinnen weg, wie ich konnte. „Sie zieht sich nicht nur an wie ein Hexer, sie hat auch Narben wie einer.“ Rümpfte Triss ihre Nase über mich. Ich zog meine Beine schützend vor mich. „Ich habe nun mal keine Magie, um sie zu verbergen.“ Murmelte ich. „Triss lass sie. Alanya hat viel erleben müssen.“ Mischte Yennefer sich ein. Die Rothaarige schnaubte, „Oh hatte die arme Hexenjägerin ein schweres Leben?!“ Höhnte sie. „Ich bin kein Hexenjäger. Das war nur eine Verkleidung!“ Entgegnete ich. Doch Triss schien anderer Meinung zusein. „Wers glaubt. Warum hast du dann die Scheiterhaufen angezündet?“ Wollte sie wissen. „Wie ich es dir schon gesagt hatte, ich wollte es nicht. Menge hat meine Hand geführt und mich so gezwungen.“ Knurrte ich. „Was genau war das mit Menge?“ Mischte Keira sich ein. Ich verzog das Gesicht, ich wollte nicht schon wieder diese alten Geschichten aufwärmen, aber scheinbar tat Triss das ganz gerne für mich. „Ganz Novigrad hat zugesehen, wie die beiden geknutscht haben, ehe sie die Scheiterhaufen angezündet hat.“ „Aber das war nie meine Absicht! Wenn ich wirklich etwas gegen Magier hätte, oder tatsächlich Gefühle Menge gehabt hätte, dann hätte ich ihn zu eurem Versteck unter dem Eisvogel geführt, oder ihn vor deinem Plan gewarnt!“ Fuhr ich sie an. Tatsächlich schien sie ein wenig geschockt zu sein. „Du wusstest von dem Versteck?“ Fragte sie. Ich nickte. „Ich wollte euch nie Schaden, ich wollte nur, das Geralt in ruhe nach den Hinweisen zu Ciri suchen kann.“ Fügte ich hinzu. „Aber woher wusstest du davon?“ Wollte Triss von mir wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich wusste es halt.“ Tat ich es ab. „Jetzt beruhigt euch erst mal wieder. Dank Alanyas Fähigkeiten, Dinge zu wissen, konnten wir schließlich ohne große Verluste die Schlacht gewinnen.“ Lenkte Yennefer ein. Ich wurde ein wenig rot über ihr Lob. „Ich habe doch gar nicht viel gemacht.“ Nuschelte ich und spielte an meiner Kette. Dabei fiel mein Blick auf meine Handgelenke, mir war vorher gar nicht aufgefallen, dass die Fesselmale weg waren. Vielleicht hatten Regis oder Letho sie ebenfalls mit der Salbe behandelt. Ein kleiner Wasserball, der mich ins Gesicht traf, riss mich aus meinen Gedanken. „Du hattest versprochen, alles zu erklären. Also woher kommen deine Fähigkeiten? Du hattest mehrmals beteuert, dass du keine Magie besitzt. Wie funktioniert es dann?“ Wollte Keira wissen. Dem belustigten Funkeln in ihren Augen nach, war es auch sie, die mir das Wasser ins Gesicht gezaubert hatte. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht genau, aber Yennefer wird dir sicherlich bestätigen, dass ich keinerlei Magie habe. Aber gelegentlich sehe ich die Zukunft in meinen Träumen. Manchmal klar, so wie es passieren wird, manchmal in Symboliken, die man deuten muss.“ Versuchte ich zu erklären. Triss runzelte die Stirn. „Du bist eine Oneiromantin? Wie haben die Hexenjäger das nicht bemerkt?“ Wollte sie wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann diese Fähigkeit nicht steuern. Es kann sogar passieren, das ich Jahrelange keinen einzigen solchen Traum habe und dann vielleicht wann anderes, jede Nacht einen.“ Erwiderte ich. „Aber ich muss sagen, manchmal ist es doch sehr witzig, selbst wenn ich am liebsten meinen Kopf gegen eine Wand schlagen würde. Bei soviel Dummheit, die einige Leute machen. Vor allem Männer.“ Grinste ich. Sofort lagen die neugierigen Blicke der Zauberinnen auf mir. „Ihr solltet Roche und Geralt vielleicht mal nach dem Gewürzhändler Emhyr var Emreis fragen.“ Meinte ich nur. „Emhyr, ein Gewürzhändler?“ Fragte Yennefer verwirrt. Ich zuckte mit den Schultern. „Frag Roche, wie er darauf kam.“ „Wann und wo soll das gewesen sein?“ Wollte Triss wissen. Ich überlegte kurz, schließlich wollte ich nicht preisgeben, in welchem Detailgrad ich einiges wusste. „Wann oder wo, weiß ich nicht genau. Es war eine kleine Stadt, an einem Fluss glaube ich. Geralt schien jemanden zu verfolgen.“ Erzählte ich. Triss schien jetzt auch zu grübeln. „Roche war dabei?“ Fragte sie. Ich nickte. „Hm, dann könnte es vielleicht in Flotsam gewesen sein. Er war auf der Suche nach Letho, um seinen Namen reinzuwaschen.“ Murmelte sie. Dann verzog sie das Gesicht. „Er traf dort auf Zoltan und Rittersporn und natürlich haben sie sich ordentlich betrunken.“ Maulte sie. Ich kicherte, „Wenn das alles gewesen wäre.“ „Du weißt von dem Tattoo?“ Wollte Triss wissen. Jetzt lachte ich wirklich. „Hat er dir nicht erzählt, was er, Roche und die blauen streifen im Suff gemacht hatten?“ Prustete ich. „Was hat er angestellt?“ Wollte nun auch Yennefer wissen. „Wenn ihr ihm nicht verratet, dass ihr es von mir wisst. Ich hänge an meinen Ohren.“ Beschwor ich sie und rieb mir mein Ohr. Die Zauberinnen nickten grinsend. „Sie haben wohl ein halbes Vermögen ausgegeben, um auf dem Rücken einer Hure über den Fluss zu reiten.“ Lachte ich. Die drei sahen mich ungläubig an, ehe sie selbst anfingen zu prusten. Damit war das anfängliche Eis gebrochen und die Stimmung entspannte sich allmählich. Aber dann fiel mir etwas anderes auf. Keira trug nicht nur ihre gewohnte Kette, sondern mit einer Lederschnur einen weiteren Anhänger um ihren Hals. Ein Gegenstand, der mir sehr vertraut vor kam, nur nicht als Halsschmuck. „Keira, was trägst du da um deinen Hals?“ Fragte ich sie. Sie nahm den Anhänger und hielt ihn hoch. „Oh das? Das trug einer der Generäle der Wilden Jagd.“ Zuckte sie mit den Schultern. Ich runzelte die Stirn, wie sollte einer der Roten Reiter an sowas kommen? „Er trug das als Kette?“ Wollte ich von ihr wissen. Doch sie schüttelte den Kopf. „Nein, er hatte es im Ohr. Sehr merkwürdig, nicht wahr?“ Erwiderte sie. Das verwirrte mich noch mehr. „Du siehst verwirrt aus.“ Warf Yennefer ein. „Ja, wie kommt einer der Aen Elle an so was?“ Fragte ich in die Runde. „Er war kein Aen Elle. Er war ein Mensch.“ Antwortete Triss. Aber das machte es nicht besser, es warf eher noch mehr Fragen auf. Aber Yennefer schien auf den richtigen Gedanken gekommen zu sein. „Du weißt was das ist?“ Wandte sie sich an mich. Ich nickte, „Ja, in meiner Heimat tragen recht viele so etwas. Aber ich konnte nie nachvollziehen, warum man es schick findet, sie die Ohrläppchen zu dehnen und sich dann einen Ring reinsetzt, damit andere Leute hindurchschauen können.“ Ich verzog das Gesicht. „Es stammt aus deiner Heimat?“ Fragte mich die schwarzhaarige Zauberin. „Ich nehme es an. Aber ich hatte noch nie gehört, das die Wilde Jagd auch bei uns auf Streifzüge geht, obwohl ... es gibt immer mal wieder Fälle, wo Menschen auf mysteriöse Weise verschwinden.“ Überlegte ich. „Der Reiter trug auch noch etwas anderes bei sich. Er hatte es an seinem Gürtel befestigt.“ Fügte Triss beiläufig hinzu. Meine Augen wurden groß, als mich die Erkenntnis traf. Der Reiter, der in dem Brief erwähnt wurde. Er war ein General bei der Wilden Jagd, stammte aber scheinbar ursprünglich aus meiner Welt. „Was ist los?“ Wollte Yennefer wissen. „Das muss der Krieger gewesen sein, der mich beinahe besiegte, wenn Gaetan nicht eingegriffen hätte.“ Murmelte ich. „Was hatte er bei sich am Gürtel?“ Wollte ich dann wissen. Doch Yennefer schüttelte den Kopf, „Wir sind hier um uns zu entspannen und zu erholen. Du kannst es dir später anschauen.“ Bestimmte sie. „Aber, ...“ Wollte ich einwenden, doch Yennefer schnitt mich ab. „Nein, wir werden später darüber sprechen.“ Man wie unfair. Erst machten sie mich so neugierig und verweigerten mir dann jede weitere Information. Schmollend machte ich mich daran, meine Haut mit einem Schwamm reinigen. Die Zauberinnen mussten etwas in das Badewasser gegeben haben, denn je länger ich in dem Wasser saß, desto weniger tat mein Körper weh und meine Haut wurde immer weicher. Auch wenn ich auf die Gesellschaft gut und gerne verzichtet hätte, tat das Bad wirklich gut. Ich lehnte meinen Kopf gegen den Rand des Beckens und schloss die Augen. In Gedanken fragte ich mich, was Letho auf einmal vorbereiten wollte und warum ohne weitere Nachfragen, mich mit Yennefer mitgeschickt hatte. Es war merkwürdig, schließlich hatte er vorher mit keinem Wort erwähnt, dass er etwas vorhätte. Allerdings kam ich zu keiner Antwort, die würde mir wohl nur Letho geben können. Seufzend öffnete ich wieder meine Augen und setzte mich auf. Die Zauberinnen saßen dichter beisammen und vor ihnen schwebte ein Tablet und darauf standen Gläser mit Wein. Sie schienen über etwas zu flüstern und kicherten dann. „Na, mit träumen fertig?“ Grinste Keira. Ich zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf leicht. „So wie du geseufzt hast.“ Fügte sie hinzu. „Und wenn, das geht dich nichts an.“ Murmelte ich. „Ach komm schon. Erzähl uns ein bisschen was. Wie läuft es mit dir und Letho?“ Wollte Yennefer dann wissen. „Oh nein, ich werde euch nichts darüber erzählen. Es reicht das ihr euch da schon irgendwelche Geschichten ausdenkt und sie weiter erzählt.“ Weigerte ich mich. „Wer hat sich, was ausgedacht?“ Fragte nun Triss. „Keira war der Meinung, ich wäre Lethos Unterwürfige, erzählte es Yennefer und sie erzählte es Geralt und dieser meinte, er könnte mich damit erpressen.“ Ich sah die Zauberinnen dabei mit bösen Blicken an. „Habt ihr deswegen gekämpft? Geralt wollte mir den Grund nicht sagen.“ Fragte die Schwarzhaarige überrascht. Ich nickte, „Ja und hinterher meinte Eskel, das es wohl zum Plan gehörte, damit ich wieder normal werde.“ Meinte ich ärgerlich. Triss sah mich neugierig an. „Warst du denn jemals normal?“ Höhnte sie leicht. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und tat beleidigt, was die Zauberinnen zum Lachen brachte. Keira schien über etwas nachzudenken, „Aber wenn Letho Regeln aufgestellt hat und dich bei nicht Beachtung bestraft und du ganze mitmachst, dann unterwirfst du dich ihm doch.“ Sie schien wirklich darüber irritiert zu sein. Doch ich schüttelte den Kopf, „Das hat doch nichts damit zu tun. Die Regeln hatte er zu meiner Sicherheit aufgestellt und die Strafe kam zum Teil durch ein Missverständnis zu Stande.“ Versuchte ich, sie zu korrigieren. „Ziemlich harte Strafe, für ein Missverständnis.“ Entgegnete sie. Ich sah sie erstaunt an, ich hätte nicht gedacht, dass sie davon überhaupt etwas mitbekommen hatte. „Hat er dich wieder laufen lassen?“ Wollte Yennefer wissen. „Sie konnte sich kaum noch bewegen.“ Antwortete Keira für mich. „Und die Strafe von Vesemir war auch ziemlich hart.“ Fügte sie an. „Ich habe dir gesagt, du solltest dir das nicht gefallen lassen.“ Wandte sie sich an mich. Ich zuckte mit den Schultern. „Als hätte ich eine andere Wahl gehabt.“ Nuschelte ich. „Was haben die Hexer getan? Ich hatte ihnen doch gesagt, sie sollen dich nicht überanstrengen!“ Fuhr Yennefer auf. Doch ich wollte ihr nichts erzählen. Sie sollte sich nicht schon wieder in mein Leben einmischen. Allerdings war es Keira wohl egal, was ich wollte. „Vesemir hat sie die ganze Nacht im Regen Mist schaufeln lassen. Wie eine Sklavin! Und was Letho mit ihr gemacht hatte, will ich gar nicht wissen. Es reicht zu sagen, dass sie danach nicht mehr die Festung verlassen wollte, oder auch nur eine Waffe anschaute.“ Tischte sie auf. Yennefer zog ihre Augenbrauen zusammen. „Du sagtest, du wolltest wegen dem Waldschrat nicht mehr raus. Warum hast du mich angelogen?“ Begann sie ihr Verhör. „Ich habe nicht gelogen. Letho erfuhr, wie ich den Waldschrat besiegte und war davon überhaupt nicht begeistert.“ Murmelte ich. „Und weiter?“ Forderte sie streng. „Er hat mich sehr hart trainieren lassen. Und weil nichts genug oder richtig erschien, hatte ich beschlossen, halt gar nicht mehr zu kämpfen. Dann könnte schließlich auch nicht mehr so eine Situation, wie mit dem Waldschrat passieren.“ Erklärte ich leise. „Und die Fesselmale, als ihr aus Velen zurück gekommen seid? Was war das für eine Strafe?“ Mischte sich Keira wieder ein. Ich funkelte sie böse an. „Darüber will ich nicht sprechen.“ Entgegnete ich nur. Doch leider verstand Yennefer das scheinbar falsch. Sie kam zu mir rüber und schaute mich mitfühlend an. „Was hat der Hexer dir angetan?“ Fragte sie mich. Ich stieß sie von mir, „Letho hat gar nichts gemacht! Das war meine eigene Schuld!“ Fauchte ich und wollte aus dem Badewasser steigen. Doch ich wurde aufgehalten, Triss hatte mein Handgelenk gegriffen und zog mich ins Wasser zurück. „Auch wenn wir beide uns nicht verstehen, hör mir zu.“ Bat sie. „Du darfst niemals glauben, wenn der Grobian etwas tut, was du nicht möchtest, dass es deine Schuld ist. Das reden viele Männer ihren Frauen ein, um die Gewalt zu rechtfertigen.“ Versuchte sie mich zu überzeugen. Völlig geschockt sah ich erst sie und dann die anderen beiden Frauen an. „Denkt ihr wirklich, Letho würde, ...“ Fragte ich sie ungläubig. „Ihr habt doch einen an der Meise. Letho würde mir nie etwas antun!“ Fauchte ich. Ich riss mich von Triss los und stieg aus dem Wasser. Ich schnappte mir mein Hemd und zog es mir über, während ich die Treppe runter ging. In einiger Entfernung setzte ich mich ins Gras und schaute in den künstlichen Himmel. Nach einiger Zeit kamen die Zauberinnen nach, sie hatten sich in Handtücher gewickelt und setzten sich zu mir. „Alanya Kleines, wir wollen dir doch nur helfen. Nur weil du ihn liebst, heißt es nicht, dass er alles mit dir machen darf.“ Sprach Yennefer mich leise an. Genervt stöhnte ich auf. „Er hat nichts getan, es war wirklich mein Fehler.“ Versuchte ich erneut sie zu überzeugen. „Alanya, ...“ Fing Keira an. „Nein, wir hatten einen Streit und da, ....“ Wollte ich erzählen, doch Yennefer unterbrach mich. „Ein Streit ist doch Grund, um dich ...“ „Wenn ihr wissen wollt, was passiert ist, dann solltet ihr mich nicht unterbrechen!“ Meckerte ich. „Letho und ich hatten einen Streit. Ich bin alleine weiter geritten, unterwegs bin auf Gaetan gestoßen. Er nahm mich mit nach Ehrendorf, weil er dort einen Vertrag hatte und wir dann auf Letho und Zoltan dort warten wollten.“ Fing ich an und stoppte jeden Einwand mit einer erhobenen Hand. „Einer der Männer im Dorf hatte scheinbar mit bekommen, dass der Kaiser mittlerweile nach mir suchen lässt. Sie schlugen mich nieder, fesselten mich und sperrten mich in einen Verschlag in der Scheune.“ Ich atmete kurz durch, um mich nicht von der Erinnerung überwältigen zu lassen. „Später musste ich mit anhören, wie sie Gaetan eine Falle stellten und ihn beinahe umbrachten. Er rastete aus und schlachtete das ganze Dorf nieder. Da er dem Dorfältesten nicht glaubte, ich sei einfach weiter geritten, fing er an nach mir zu suchen. Leider hatte das ganze Blut, Ghule und Alghule in das Dorf gelockt. Sie machten sich über die Leichen her und hatten nach einiger Zeit auch mich entdeckt. Sie hatten die Tür schon durchbrochen und ich rechnete schon damit, das ich gleich gefressen werden würde, aber Zoltan kam gerade noch rechtzeitig. Ich hatte den Atem des Monsters schon gespürt. Er lockte es weg und rettete mich so.“ Beendete ich meine Erzählung. Ich hatte meine Knie angezogen und schützend meine Arme um mich geschlungen. „Warum glauben immer alle, Letho wäre ein schlechter Mensch?“ Fragte ich leise. Jemand legte vorsichtig einen Arm um mich und wischte die Träne fort, die ich noch gar nicht bemerkt hatte. „Man hat nie gutes über ihn gehört.“ Sprach Yennefer entschuldigend. „Aber er hat sich um dich gekümmert, als du von der Wilden Jagd zurück kamst.“ Ich sah sie anklagend an. „Er hat dir davon erzählt?“ Fragte sie mich überrascht. Ich nickte. „Vielleicht sollten wir zurück ins Wasser und uns noch ein bisschen entspannen?“ Schlug Keira vor. Doch ich schüttelte den Kopf, „Geht nur, ich möchte lieber die Sonne noch ein bisschen genießen.“ Murmelte ich. „Ich weiß, wir machen ein Picknick auf der Wiese!“ Kam es freudig von Triss. „Oh eine gute Idee!“ Stimmte Yennefer zu. Kurze Zeit später saßen wir auf einer großen Decke und auf Silbertellern lagen einige Köstlichkeiten. Süßes Obst, leckere Pralinen und auch saftiges Fleisch, von allem etwas. Ich musste über die Dekadenz der Zauberinnen schmunzeln. Selbst die Getränke waren in Kristalkaraffen. Selbst so etwas Einfaches wie ein Picknick, wurde bei ihnen zu einem Staatsbankett. „Und Letho wirklich nichts gemacht, was du nicht wolltest?“ Fragte Triss mich nach einiger Zeit. „Er tat ja noch nicht mal das, was ich wollte.“ Grinste ich sie schief an. Darauf hin kicherte sie. „Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.“ Meinte sie. Triss beugte sich ein wenig zu mir rüber, „Geralt war manchmal wie ein wildes Tier.“ Flüsterte sie verschwörerisch. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Das kann ich nicht beurteilen, aber Lambert war auch nicht ohne.“ Zwinkerte ich. Überrascht blieb ihr Mund offen stehen. „Du und Lambert?“ Fragte mich die Zauberin. Sofort lag die Aufmerksamkeit der anderen beiden, ebenfalls auf mir. Abwehrend hob ich die Hände, „Das war eine einmalige Sache und wird sich nicht wiederholen.“ Meinte ich schnell in Richtung Keira. Sie brauchte nichts sagen, ihr Blick allein reichte aus, um mir mitzuteilen, dass es auch besser so bliebe. „Das wurde schon mal angedeutet, wie kam es dazu?“ Wollte Yennefer wissen. Ich zuckte die Schultern, „Ich stand unter dem Einfluss von Rauschmitteln.“ Das machte sie allerdings noch neugieriger. „Fisstech? Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der so ein Zeug nimmt.“ Runzelte sie die Stirn. „Nein, nein. Kein Fisstech.“ Erwiderte ich schnell. „Es war ein Schmerzmittel, das ich leichtsinniger Weise überdosiert hatte.“ Gab ich zu. „Also gut, ich erzähle euch die Geschichte.“ Stimmte ich widerwillig zu, als ich die Blicke der Zauberinnen sah. „Es war in Novigrad, es gab dort einen Hexervertrag, in dem es um einen diebischen Kobold gehen sollte. Den habe ich angenommen und bin den Spuren gefolgt. Sie führten mich zu einem Doppler. Aus reiner Vorsicht hatte ich zwei Hexenjäger mit genommen und wir verhafteten ihn. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass er halb Ferneck mit Lebensmittel versorgte und zog mir daher so den Zorn, der dortigen Elfen zu.“ Ich seufzte. „Nachts lief ich Gedanken verloren durch die Stadt und die Elfen lauerten mir auf, zum einen, um sich für die Verhaftung zu rächen und zum anderen, weil sie wirklich glaubten, ich wäre die Geliebte von Menge.“ Hier gab ich ein leichtes würgendes Geräusch von mir. „Nun ja, ich wurde dann irgendwann im Hospital wieder wach. Dort bekam ich dann das Schmerzmittel. Zuerst wollte Menge mich ins Chamäleon bringen und mich häufig besuchen, bis ich wieder geheilt sei, aber ich wollte nicht, dass er Triss dort findet. Also organisierte er etwas anderes und brachte mich zu ihm nach Hause. Ich musste neben ihm, in seinem Bett schlafen.“ Ich schüttelte mich bei dieser Erinnerung. „Na ja, auf jeden Fall kam es dann einige Tage später zu dem Brand in den Baracken, kurz nachdem Menge einen plötzlichen Anfall von Tod erlitt. Ich spielte noch eine Weile die Trauernde, bis Geralt mich von dort holte. Er nahm mich mit auf einige Verträge, dort stießen wir auf Lambert.“ Ich erzählte den dreien die Geschichte, wie es zu dem Streit zwischen Lambert und den Hexenjägern kam, wie Geralt mir verbieten wollte, das Chamäleon zu verlassen, und ich es dann doch tat, um Rittersporn zu holen. Ich verzog das Gesicht, als ich erzählte, wie Geralt mich am Ohr durch die halbe Stadt zog und warum ich davon ritt. „Und als ich das Bienenphantom besiegt hatte, nahm ich vorsorglich noch etwas von dem Schmerzmittel und holte dann die Belohnung ab. Weil es aber schon zu spät war, um vor der Abenddämmerung wieder beim Leuchtturm zu sein, beschloss ich, zur Taverne sieben Katzen zu reiten. Unterwegs bemerkte ich, wie mir komisch wurde, ich dachte zuerst, ich hätte mir vielleicht den Kopf im Kampf gestoßen, aber bald darauf war mir mein Zustand egal, da ich dann schon so berauscht war. Glücklicherweise fand Lambert mich in diesem Zustand. An vieles kann ich mich dann nicht mehr erinnern, nur das ich alles tat, damit Lambert mit mir schlief, obwohl ich leider zugeben muss, dass mir auch jeder andere Mann recht gewesen wäre.“ Gestand ich. Erstaunt sahen sie mich an. „Was war in dem Schmerzmittel, das du so darauf reagiert hast?“ Wollte Triss neugierig wissen. Sollte ich es wirklich sagen? Ich war mir nicht sicher, ob sie es nicht vielleicht doch irgendwann gegen mich benutzen würden. Aber auch Yennefer sah mich interessiert an. Wenn sie es auch wusste, könnte sie vielleicht eingreifen, wenn Triss irgendwas versuchte. „Lambert meinte, es bestand aus Alraune und Mohn.“ Erzählte ich dann doch. Keira nickte, „Das macht Sinn, Alraune hat eine aphrodisierende Wirkung.“ Bestätigte sie. „Ich frage mich,“ fing Triss an, „Ich meine, jeder von uns kennt die Libido eines Hexers. ... Da du so auf die Alraune reagierst, nimmst du es jetzt auch noch?“ Überrascht sah ich sie an, „Wieso, benötigst du so etwas?“ Drehte ich den Spieß um. Sie wurde ein wenig rot, „Nein, ... nein ... natürlich nicht.“ Stammelte sie. „Und warum sollte ich dann so etwas brauchen?“ Fragte ich weiter. „Wenn man nach der Körpergröße von Letho geht, ...“ Warf Yennefer ein. „Das werdet ihr niemals erfahren.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach komm schon, erzähl ein bisschen was.“ Bat Keira. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich werde euch nichts, aber auch so überhaupt gar nichts verraten.“ Weigerte ich mich. „Warum nicht?“ Wollte Triss wissen. „Weil es euch nichts angeht. Ich will nichts über euer Liebesleben erfahren und ich werde auch nichts über meines preisgeben.“ Entgegnete ich. Die Zauberinnen sahen tatsächlich so aus, als würden sie ein wenig schmollen. Ich zog die Augenbraue hoch, „Was ist das mit euch Zauberinnen, warum wollt ihr euch immer überall einmischen?“ Fragte ich sie. „Wir mischen uns nicht überall ein.“ Widersprach Yennefer. Ich konnte sie nur skeptisch anschauen. „Ah ja.“ Meinte ich nur. „Was?“ Hakte sie nach. Ich zog provozierend eine Augenbraue hoch. Sie kopierte meine Geste, was mich auch die zweite Augenbraue hochziehen ließ. „Ich mische mich also überall?“ Wollte sie spielerisch ernst wissen und ließ einige kleine Blitze in ihrer Hand knistern. „Jaaa.“ Sprach ich gedehnt und sprang dann lachend weg, als die kleinen Blitze auf mich zu flogen. Ich konnte noch einige Male ausweichen, ehe ich über etwas stolperte. Lachend ging ich zu Boden. Die Blitze kitzelten über meine Haut und auch Keira und Triss mischten nun mit. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. „Stop, auf hören, ich kann nicht mehr.“ Lachte ich keuchend. „Wir mischen uns also überall an?“ Fragte Triss. „Jaaaa!“ Lachte ich und versuchte von ihnen wegzukriechen. „Und was ist mit dir? Mischt du dich nicht überall ein?“ Wollte Keira dann wissen. Ich japste mittlerweile nach Luft. „Nein, nicht überall, nur fast überall.“ Gab ich keuchend zu. Endlich ließen sie mit ihren Zaubern ab und konnte wieder richtig Luft holen. Aber auch die Zauberinnen grinsten. „Oh schau dich an, du hast dich wieder ganz dreckig gemacht!“ Grinste Yennefer da auch schon. Ich schaute an mir runter, tatsächlich hatte ich an den Händen ein paar Grasflecken. Doch ich sah auch etwas anderes, unter mir öffnete sich ein Portal und ich noch reagieren konnte, platschte ich ins Wasser des Badehauses. Prustend tauchte ich aus dem Wasser auf, „Das war unfair!“ Maulte ich und zog mir meine nassen Sachen aus. Die Zauberinnen kamen dann kurze Zeit ebenfalls ins Wasser zurück. „Genug rum gealbert, wir wollten uns schließlich entspannen und erholen.“ Bestimmte Yennefer, als sie sich auch wieder ins warme Wasser setzte. Meine Rippen schmerzten leicht, durch das viele und lange Lachen, daher strich ich vorsichtig über die Verletzung aus der Schlacht, aber glücklicherweise konnte ich nichts spüren. Die Salbe schien die Verletzung endgültig geheilt zuhaben und das warme Wasser hatte vermutlich vorhin bereits den Schorf gelöst. Ich war froh, als Yennefer mich endlich von diesem Vormittag erlöste und mir das Portal zurück nach Kaer Morhen öffnete. Neben dem Entspannen im Bad bestanden die Zauberinnen darauf, Peelings und Masken anzuwenden. Dazu kam natürlich der Klatsch, über den sie sich unterhielten. Ich wollte gar nicht wissen, welcher Magier mit welcher Zauberin anbandelte oder wer ein Kleid zum zweiten Mal auf einem offiziellen Anlass getragen hatte. Natürlich war ein heißes Bad schön, vor allem nach der Schlacht, damit die Muskeln sich wirklich von der Anstrengung erholen konnten, aber das hätte ich auch in meinem Turmzimmer haben können. Mit Letho als Begleitung, der deutlich angenehmer war. Ich eilte die Treppe runter, um noch mehr Abstand zwischen mich und das Portal zu bringen, nicht dass die Zauberinnen noch auf irgendwelche anderen Ideen kamen und mich zurückholten. Es reichte, das Yennefer darauf bestand, dass ich die Kleidung trug, die ich mal von ihr bekommen hatte. Sie hatte sie sogar extra beschworen, damit ich erst gar keine Ausrede hatte, um sie nicht anzuziehen. Unten im Erdgeschoss traf ich auf Regis, „Ah Alanya, du siehst erholter aus, als heute morgen.“ Lächelte er, als er mich sah. Ich zuckte mit den Schultern. „Könnte an den magischen Cremes liegen, zu den mich die Zauberinnen gezwungen hatten.“ Grinste ich schief. „Aber das warme Bad hatte eindeutig gut getan.“ Fügte ich bei seinem Stirnrunzeln hinzu. Neugierig beobachtete ich ihn, bei seinem tun. „Packst du?“ Fragte ich ihn verwirrt, als ich sah, wie er seine Umhängetasche mit Kräutern und Tinkturen füllte. Ein der medizinischen Ausrüstung lag auf einem kleinen Tischen, als hätte er sie zum Packen zusammen gesucht. Er nickte, „Ja, wir wollen abreisen. Ich hatte nur gewartet, um sicher zu gehen, das du wieder wach wirst und es keine Komplikationen gibt.“ Erklärte er. „Aber was ist mit Hjalmar? Sagtest du nicht, er wäre noch nicht außer Gefahr?“ Wollte ich von ihm wissen. „Das stimmt, aber Mäussack wird ihn weiter behandeln, als Druide ist er mehr als geeignet dafür, außerdem sind Triss und Yennefer auch noch hier.“ Entgegnete er. „Habe ich richtig gehört? Ihr wollt schon abreisen?“ Konnte ich Zoltan hören, als er näher kam. Scheinbar hatte er einen Teil des Gespräches gehört. Regis nickte, „Ja, wir werden abreisen, sobald ich alles verpackt habe.“ Bestätigte Regis dem Zwerg. „Aber das geht nicht! Wir wollen heute Abend eine Siegesfeier abhalten.“ Protestierte Zoltan. „Ich würde gerne noch bleiben, aber es ist wirklich besser, wenn wir gehen.“ Entgegnete der Vampir. „Aber wieso? Wenn du bleiben willst, bleib. Keiner hindert dich daran.“ Gab der Zwerg nicht auf. „Nein, wir werden abreisen. Dettlaff wird immer unruhiger. Er ist es nicht gewohnt, so lange unter anderen Personen zu sein, und schon gar nicht, wenn sie ihn verabscheuen.“ Erklärte Regis. „Ich bin gleich wieder da Regis, fliegt nicht vorher ab.“ Bat ich ihn, als er nickte, eilte ich mein Zimmer hoch. Ich wollte versuchen, ihn und Dettlaff vor den Ereignissen in Toussaint zu schützen. Ich suchte ein Pergament und eine Schreibfeder mit Tinte heraus. Schnell schilderte ich die Ereignisse, die später passieren würden. Das Dettlaff erpresst wird, er ihn in Toussaint finden wird. Das Rhenawedd in Wahrheit Sylvia Anna die Schwester der Herzogin ist und hinter der Erpressung zu den Morden an den Rittern steckt. Dann faltete ich es zusammen und musste mich stark darauf konzentrieren, die Übelkeit runter zu schlucken. Es war nicht so schlimm wie bei den Trollen, aber ich musste mich trotzdem setzen und tief Luft holen. Aber dies war nur ein kleiner Preis, wenn es später für alle ein glückliches Ende gab. Ich blieb zur Sicherheit noch ein wenig länger sitzen, bis ich mich traute, die Treppe wieder hinunter zu gehen. Regis schien seine letzten Sachen eingepackt zu haben, denn er stellte gerade seinen Seesack beim Eingangsportal ab, wo Dettlaff bereits wartete. Auch die Hexer standen dort, vermutlich um sich zu verabschieden. Oder im Falle von Lambert, um sicherzugehen, dass die Vampire auch wirklich abreisten. Ich ging auf Regis zu und gab ihm unauffällig den zusammengefalteten Brief. „Du wirst wissen, wann die Zeit gekommen ist, um ihn zu lesen.“ Flüsterte ich kaum hörbar. „Pass auf dich auf.“ Bat er mich. Ich nickte, „Du auch auf dich und Dettlaff.“ Entgegnete ich. Er nickte und ging zu Geralt, um sich von ihm vorerst zu verabschieden, aber mit dem Versprechen, sich zu melden. Ich ging zu Dettlaff hinüber. „Es ist schade, das ihr schon geht, aber ich verstehe die Gründe.“ Lächelte ich. Dann überraschte ich ihn, in dem ich ihn kurz umarmte. „Denk dran, du kannst Regis mit allem vertrauen.“ Flüsterte ich ihm zu, ehe ich ihn wieder losließ. Dann ging ich zu Letho, der seinen Arm um mich legte. Ich winkte den beiden noch kurz hinter her, bis die schwere Tür hinter ihnen zu viel. „Alles in Ordnung?“ Fragte mich Letho leise. Ich schaute zu ihm auf, „Ja, aber wehe du wagst es, mich mit den Zauberinnen nochmal alleine zu lassen.“ Drohte ich ihm halbherzig. „So schlimm gewesen?“ Fragte er mich überrascht. „Du hast ja keine Ahnung.“ Seufzte ich. Er lächelte, „Dann ist ja gut, das ich eine Kleinigkeit vorbereitet habe.“ Zwinkerte er. Neugierig sah ich ihn an. „Es ist eine Überraschung.“ Meinte er, bevor ich fragen konnte. „Na komm, Zoltan besteht darauf, dass es heute Abend eine Feier geben sollte. Bis dahin haben wir Zeit für uns.“ Schlug Letho vor und zog mich Richtung Ausgang. Erstaunlicherweise kamen wir diesmal auch wirklich bis auf den Hof, ohne dass uns jemand aufhielt. Obwohl Regis ja bereits gesagt hatte, dass die Leichen der Wilden Jagd verbrannt wurden, war ich überrascht, dass der Hof so aufgeräumt wirkte. Nur das getrocknete Blut und die Brandspuren der Explosionen zeugten noch von der Schlacht. Aber diese würden bald durch den Regen fortgespült werden. Während Letho mich über den Hof führte, wurden die Trolle auf uns aufmerksam. „Alana! Alana!“ Riefen sie und kamen zu uns gestapft. Der größere von ihnen zog mich in eine Umarmung und hielt mich so gut einen Meter über den Boden. „Du sein wieder wach!“ Freute sich der Troll. „Peng! Lass sie wieder runter!“ Forderte Letho streng. Sofort wurde ich wieder auf meine Füße gestellt. „Alana gut?“ Fragte der andere Troll. Ich nickte, „Ja, mir geht es wieder gut. Es tut mir leid wegen eurem Bruder.“ Murmelte ich. „Alana nicht traurig sein. War großes Spaßfest!“ Entgegnete Peng. „Ja, viel Krach! Krach macht Spaß!“ Fügte Ping hinzu. Ich lächelte bei ihrem Eifer. „Was werdet ihr jetzt machen?“ Wollte ich wissen. „Wir gehen zu Höhle zurück, haben viele Elfenbeine. Gute Suppe machen.“ Erzählte Peng und deutete auf den riesigen Kessel, aus dem noch ein Fuß herausschaute. „Ja, besser als Nekker sein. Alana vorbeikommen?“ Fragte Ping. „Ich werde bestimmt mal wieder vorbei kommen. Aber esst ihr eure Suppe lieber alleine. Ich mag nicht so gerne Elfen.“ Erwiderte ich und versuchte bei dem Gedanken an diese Suppe nicht zu würgen. „Hexer auf Alana aufpassen?“ Wandte sich der große Troll an Letho. „Natürlich, als ob ich freiwillig zulassen würde, dass ihr etwas passiert!“ Entgegnete Letho und zog mich in seine Arme. „Du guter Partner sein, dann bald sein, Baby Hexerse auf Welt.“ Meinte der Troll noch. „Hexer können keine, ...“ Fing Letho an, doch ich unterbrach ihn schnell. „Lass sie in dem Glauben, sie würden es vermutlich sowieso nicht verstehen.“ Flüsterte ich ihm zu. Letho brummte nur etwas Unverständliches als Antwort. „Wir wollen jetzt weiter, macht es gut ihr beiden.“ Wechselte er dann schnell das Thema. Die Trolle nickten, „Ja wir gehen, nicht das alter Hexer böse wird.“ Bestätigten sie. Ich grinste ein wenig, sie hatten sich scheinbar nicht die Mühe gemacht, die Namen der anderen zu lernen. Ich winkte ihnen noch kurz, als Letho mich weiter zog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)