Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 34: Aufbruch -------------------- Ich balancierte das Brettchen mit den drei Schalen in meinen Händen und stieg die Treppe rauf. Die Tür zu Avallac’hs Zimmer war zum Glück auf, so dass ich sie nur mit dem Fuß ein wenig weiter auf stoßen musste. „Regis? Ich habe hier ein bisschen Suppe und Brot für euch.“ Meinte ich, als ich das Zimmer betrat. Avallac’h lag in seinem Bett, Regis saß auf einem Schemel daneben. Als er jedoch sah, das ich eintrat stand er auf und kam mir entgegen. Der Elf schien immer noch bewusstlos zu sein, er lag still im Bett und nur sein Brustkorb hob und senkte sich leicht. Von den unkontrolliert zuckenden Fingern, die Vesemir im Spiel erwähnte, konnte ich nichts sehen. Aber ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, konnte ich nicht sagen. „Wird er es schaffen?“ fragte ich Regis leise, während ich noch zum Elfen schaute. „Ja, ich bin recht zuversichtlich. Sein Körper muss sich jetzt aber erst einmal von den Strapazen erholen. Wenn sich sein Zustand über Nacht nicht verschlechtert, wird er es auf jeden Fall schaffen.“ Meinte der Vampir. Ich seufzte erleichtert. Es schien doch nicht zu viel schief gelaufen zu sein. Ich stellte die beiden Schalen mit der Suppe auf ein Tischchen und legte das Brot und die Löffel dazu. „Wenn du später noch was brauchst, sag einfach Bescheid.“ Bot ich ihm noch an, ehe ich das Zimmer wieder verlassen wollte. „Er ist kein gewöhnlicher Elf, oder?“ fragte Regis auf einmal. Ich stoppte und drehte mich zu ihm zurück. „Nein, er ist mit den Eichhörnchen, die du vielleicht kennst, nicht zu vergleichen. Außerdem ist er ein Wissender. Aber vermutlich könnte Letho dir da bessere Informationen geben, die Vipern Schule war auf die wilde Jagd und die Aen Elle spezialisiert.“ Erklärte ich. Regis nickte und ich machte mich auf den Weg zu Keira. Die Zauberin saß auf ihrem Bett, den Rücken an das Kopfteil gelehnt und blätterte in einem Buch. Sie hatte sich in eine Decke aus weichen, weißen Fell gewickelt. „Keira, ich habe hier etwas zur Stärkung für dich.“ Erklärte ich, als ich ihr Zimmer betrat. „Oh, das ist gut. Ich wollte sowieso mit dir reden.“ Begrüßte sie mich. Ich durchquerte das Zimmer und stellte das Brettchen auf den Beistelltisch. Leicht unsicher sah ich sie an. Was wollte die Zauberin von mir. Doch sie schwieg vorerst und kostete von der Suppe. Erst als sie ihre Mahlzeit fast aufgegessen hatte, schien sie mich wieder wahrzunehmen. „Setzt dich endlich!“ fuhr sie mich an. Ich nickte und suchte mir einen Stuhl. Doch alle schienen belegt zu sein, überall lagen Gegenstände und Kleidung von ihr herum. Nach einigen Momenten fand ich einen alten Hocker, der noch frei war. Ich zog ihn näher zum Bett und setzte mich. Stirnrunzelnd beobachtete mich die Zauberin, während sie an einem Glas mit Wein nippte. Was hatten die Zauberinnen bloß immer mit ihrem Wein? Meistens schmeckte der doch gar nicht und war fürchterlich sauer. Überlegte ich. „Was ist das zwischen dir und dem Hexer?“ riss Keira mich aus meiner Überlegung. „Warum willst du das wissen?“ stellte ich die Gegenfrage. „Beantworte einfach meine Frage!“ forderte sie. In ihrer Stimme lag eine Dringlichkeit, die mich dazu brachte, ihr zu antworten, „Wir sind ein Paar.“ Murmelte ich. „Seid ihr das wirklich? Ihr benehmt euch gelegentlich recht merkwürdig. Erst scheint er dich zu bestrafen, ziemlich hart, wie es schien, dann ignoriert und meidet er dich und dann scheint er dir wie ein Welpe zu folgen. Was für eine Dynamik ist das zwischen euch?“ bohrte sie weiter. „Wir hatten einen Streit, das kann immer mal vorkommen.“ Grummelte ich. „Und du lässt es einfach zu, dass du bestraft wirst?“ wollte sie dann wissen. Ich zuckte darauf hin nur die Schultern. „Wir hatten Regeln ausgemacht und die Missachtung von Regeln zieht nun mal Konsequenzen nach sich.“ Seufzte ich. Keira fing an zu grinsen, „Ah verstehe, solch eine Dynamik ist das zwischen euch.“ Mit großen Augen sah ich sie an. „Was? Nein! Wie kommst du denn jetzt darauf?“ fragte ich sie entsetzt. Ihr Grinsen wurde breiter, „Du brauchst es nicht zu leugnen. Es erklärt so viel. Du bist gerade in ein rebellischen Phase nicht wahr, du reizt ihn absichtlich, du lehnst sein Symbol ab und stellst ihn als schwach hin.“ Ich sprang vom Hocker auf, „Du hast doch eine Vollmeise, wie kommst du auf diesen Schwachsinn?“ Die Zauberin funkelte mich an, „Setz dich sofort wieder hin!“ forderte sie, widerwillig tat ich was sie wollte. „Na geht doch.“ Murmelte sie. „Ich kenne viele Magier, die sich eine Frau wie dich in ihrer Nähe halten, aber ich werde es dir erklären. Es ist ganz einfach, du hast dich offen seinen Regeln wiedersetzt und wurdest hart bestraft. Danach bist du rumgeschlichen wie ein Duck Mäuschen, lehnst dich aber immer noch gegen ihn auf. Du hast seine Kette abgelegt und weigerst dich nach draußen zu gehen. Erst als du die Kette wieder bei dir trägst, scheint wieder alles in Ordnung zu sein und dennoch lässt du ihn als schwach dastehen. Du scheinst es wirklich auf eine weitere Strafe anzulegen.“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf, sie glaubte wirklich Letho würde mich dominieren? Aber vielleicht ist es so herum besser, als wenn sie die Wahrheit wüsste. „Ich habe niemals behauptet, das Letho schwach ist.“ Gab ich zurück, auf ihre anderen Vorwürfe ging ich erstmal nicht weiter ein. „Doch, du magst es so vielleicht nicht offen gesagt haben, aber mit deiner Weigerung die Festung zu verlassen, zeigst du, dass du kein Vertrauen darauf hast, das dich der Hexer beschützen kann.“ Erklärte sie. Entsetzt sah ich sie an, „Was niemals! Ich weiß das er mich im Notfall beschützen kann, er hat es schon mehrere Male bewiesen, aber ich will nicht, dass er meinetwegen wieder verletzt wird!“ wollte ich sie korrigieren. „Er ist beinahe gestorben, weil er auf mich aufpassen musste, das will ich nicht noch einmal erleben.“ Versuchte ich meinen Standpunkt klar zu machen. Keira seufzte, „Du merkst es scheinbar wirklich nicht. Deiner Meinung nach willst du ihn beschützen, aber damit zeigst du, dass du kein Vertrauen in ihn hast. Den anderen dürfte es mittlerweile auch aufgefallen sein.“ Erklärte sie. Ungläubig sah ich sie an, das konnte sie doch nicht ernst meinen. „Ich vertraue Letho mit meinem Leben. Außerdem stört ihn meine Entscheidung nicht.“ Versuchte ich erneut sie zu überzeugen. „Hat er das gesagt?“ wollte sie wissen. „Nein, aber er hat auch nicht gesagt, dass es ihn stört. Wir haben ausgemacht, wenn uns etwas stört, sagen wir es gleich, nicht dass es wieder zu einem Streit führt.“ Erläuterte ich. Keira schüttelte den Kopf, „Frag ihn direkt, oder leg es darauf an. Ganz wie du willst. Aber komm später nicht zu mir, um dich auszuheulen.“ Ich unterdrückte ein Knurren, als sie mich wie einen Diener wegwinkte. So eine dumme Pute, wütend schlug ich die Tür hinter mir zu, als ich ihr Zimmer verließ. Da wollte man ihr behilflich sein und sie dachte sich solche dämlichen Geschichten aus. Vor mich hin grummelnd verließ ich den Turm. Später, am Abend des nächsten Tages, stand ich draußen auf der Mauer am Tor und schaute in das Tal hinab. In der Ferne konnte ich die Schemen von Rehen und Hirschen im Nebel entdecken. So langsam wurde es wirklich ernst. Ciris Rückkehr stand kurz bevor und die Ankunft der wilden Jagd damit auch. Allerdings war Avallac’h immer noch nicht aufgewacht. Die Zauberinnen waren sich nicht sicher woran es lag und Regis behauptete es würde daran liegen, dass der Elf sich noch von den Strapazen der Rückverwandlung erholte. Ich seufzte schwer, als ich Schritte hinter mir hörte. „Hier bist du.“ Letho hatte mich scheinbar gesucht. „Was ist los Krümel?“ wollte er leicht besorgt wissen, als ich mich nicht zu ihm umdrehte. „Ich, …“ fing ich an. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Ich war mir nicht Sicher und ich wollte ihn nicht unnötig belasten. Ich blickte zum Mond hoch, seine abnehmende Form schien durch die Schleierwolken am Himmel. Letho trat den letzten Schritt näher und zog mich in seine Arme. „Was immer es ist, du kannst es mir erzählen.“ Ermutigte er mich. Ich lehnte mich an seine breite Brust. „Ich habe Angst, Letho.“ Flüsterte ich. Sein Griff verfestige sich. „Wovor?“ wollte er wissen. „Vor dem was kommt. Ich würde es gerne aufhalten, aber das kann ich nicht.“ Ich drehte mich in seinen Armen um. „Ich gehöre nicht in diese Welt und soweit wie ich über Geschehnisse in dieser Welt Bescheid weiß, hat sich bereits einiges verändert. Was ist, wenn ich mit meiner Anwesenheit alles nur verschlimmere?“ Ich blickte zu ihm auf, „Was ist, wenn mehr sterben, als vorhergesehen?“ Letho wischte die einzelne Träne von meiner Wange. „Keine Angst, wir werden unser Bestes geben. Dank dir konnten wir bereits mit den Vorbereitungen anfangen. Und nur weil sich schon etwas verändert hat, heißt es nicht, dass es schlimm ist. Vielleicht verändert sich auch etwas zum Guten.“ Wollte der Hexer mich zu beruhigen. „Danke Letho. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde.“ Versuchte ich zu lächeln. „Zu viel Blödsinn.“ Grinste er. „Geralt sucht dich übrigens.“ Murmelte er dann noch. Ich verdrehte die Augen, „Hat er gesagt was er will?“ Letho schüttelte den Kopf, „Nein, am besten fragst du ihn selbst.“ Schlug er vor. „Wehe er fängt wieder damit an, das er sehen will, was ich von dir gelernt habe.“ Stöhnte ich genervt. „Wäre es denn so schlimm?“ fragte Letho mich ruhig. „Du weißt, dass ich mich dazu entschieden habe nicht mehr zu kämpfen.“ Erinnerte ich ihn. Er nickte, „Ja, aber du wirst es nicht immer vermeiden können.“ Entgegnete er. „Doch, das kann ich.“ Blieb ich stur. „Krümel, …“ seufzte Letho. „Nein, Letho. Ich kann das nicht noch einmal.“ Schniefte ich. „Ich bin ein Hexer, das ist mein Leben.“ Murmelte er. „Ich weiß. Aber es zu wissen, oder es zu sehen, sind zwei verschiedene Sachen. Ich kann es nicht noch einmal mit ansehen, wie du fast getötet wirst. Wenn ich den Tag nicht dabei gewesen wäre, hättest du mich nicht beschützen brauchen und es wäre nicht so weit gekommen.“ Ich versteckte mein Gesicht an seiner Brust. „Doch Krümel, wenn du nicht dabei gewesen wärst, würden wir hier nicht zusammen stehen. Auch wenn ich deine Methode immer noch nicht gut heiße.“ Murmelte er. „Ich möchte dich nicht verlieren.“ Flüsterte ich. Letho legte einen Finger unter mein Kinn und drückte es sanft hoch, so dass ich ihn ansehen musste, „Ich dich doch auch nicht.“ Antwortete er und gab mir einen sanften Kuss. „Na komm, lass uns rein gehen, die Nacht wird kalt.“ Schlug er dann vor. Ich nickte und wischte mir die letzten Tränenspuren aus meinem Gesicht. Letho legte einen Arm um mich und zusammen überquerten wir die Höfe und betraten die Zitadelle. Das Erdgeschoss war nicht so leer, wie ich gedacht hatte, die anderen Hexer saßen am Tisch und spielten Karten, Regis saß dort ebenfalls und blätterte in einem Buch. Aber auch Roche, Yennefer und Keira hielten sich dort auf. Von Vesemir, Ves und auch Dettlaff war nichts zu sehen. Die beiden Zauberinnen standen ein wenig abseits und unterhielten sich. Keira sah auf, als wir eintraten. Sie blickte in mein Gesicht und grinste wissend. „Hab ich es nicht gesagt.“ Schien sie zuflüstern. Jetzt schaute auch Yennefer zu uns. Sie runzelte die Stirn, als Keira etwas zu ihr sagte. Ich funkelte sie böse an und zeigte ihr nen Vogel. „Alles in Ordnung Krümel?“ fragte Letho mich. „Ja, Keira spinnt nur schon wieder.“ Murmelte ich als Antwort. „Was hat sie gemacht?“ wollte er wissen, in seiner Stimme lag viel Neugierde. „Nichts schlimmes.“ Versicherte ich ihm hastig. Wir hatten mittlerweile den Tisch erreicht und setzten uns. „Ah Quälgeist, hast du es dir überlegt?“ begrüßte Geralt uns, ohne von seinen Karten aufzuschauen. „Nein, ich werde meine Meinung nicht ändern.“ Grummelte ich. „Geralt lass sie. Wenn sie nicht will, ist es auch in Ordnung. Glaub mir, du willst nicht, dass sie wirklich ausflippt.“ Konnte ich Eskel leise murmeln hören. „Ist das so?“ fragte der weißhaarige Hexer. „Ja, du hast die Ghule und den Waldschrat nicht gesehen.“ Beschwor er ihn. „Ihr solltet nicht über jemanden reden, der euch hören kann.“ Maulte ich. „Außerdem hab ich meinen Frust erst am Waldschrat ausgelassen, nachdem er tot war.“ Betonte ich noch. Letho lachte leise, verstummte jedoch schnell, als ich ihn ansah. „Was den für ein Frust, dass ihr zu dämlich wart, ein Feuer richtig zu entfachen?“ grinste Roche hämisch. „Was hast du gesagt?“ wollte ich knurrend von ihm wissen. „Das ihr noch nicht einmal ein Feuer richtig anbekommt.“ Wiederholte er sich. Ich verengte meine Augen und starrte ihn an. Langsam erhob ich mich von meinem Sitzplatz. „Woher weißt du vom Lagerfeuer?“ wollte ich wissen. Letho packte mich am Handgelenk, „Alanya!“ zischte er warnend, doch ich ignorierte ihn. „Der Rauch war ja nicht zu übersehen, hat dir niemand beigebracht, dass man kein nasses oder frisches Holz für ein Feuer nimmt?“ höhnte Roche. „Du hast den Rauch gesehen und hieltst es nicht für nötig einen der anderen Bescheid zu sagen!? Kam es dir den überhaupt nicht in den Sinn, dass es sich dabei um ein Signalfeuer handeln könnte!?“ fuhr ich ihn an. „Wieso sollte ich, es wart ja nur ihr da draußen.“ Fragte der Kommandant unschuldig. „Vernon!“ konnte ich Geralt noch entsetzt zischen hören, als ich mich los riss und mich auf ihn stürzen wollte. „Letho hätte sterben können!“ fauchte ich ihn an. „Schade das er es nicht getan hat!“ jammerte Roche. Ich sah rot und stürzte mich nun völlig auf ihn. Doch noch ehe ich ihn wirklich treffen konnte, packte mich jemand an der Hüfte und zog mich zurück. Ich fluchte und zeterte und versuchte mich wieder zu befreien, doch der Griff war zu fest. Egal was ich tat, der Arm um meinen Bauch löste sich nicht, lockerte sich noch nicht einmal. Nach einiger Zeit musste ich prusten, jemand hatte mir kaltes Wasser über den Kopf geschüttet. Wütend blinzelte ich denjenigen an. „Wieder etwas ruhiger?“ brummte Letho missmutig, als er den Eimer senkte. Auch der Griff um mich wurde nun langsam gelockert, als ich genickt hatte. „Du gehst hoch und ziehst dir was Trockenes an, aber du kommst erst wieder runter, wenn du dich völlig beruhigt hast.“ Forderte Letho. „Aber, …“ wollte ich protestieren. „Nein, er hat recht. Roche wird sich ab jetzt zurück halten.“ Sprach Regis hinter mir. Es war kein Wunder, dass ich mich nicht befreien konnte, wenn einer der Vampire mich festhielt. Ich trat aus der Reichweite von Regis und wandte mich dem Eingangsportal zu. „Alanya!“ warnte Letho mich noch einmal. „Nein! Du bist weder mein Vater noch mein Vormund Letho, du bist mein Partner und ich liebe dich, aber ich werde mich nicht mehr wie ein Kind in mein Zimmer schicken lassen!“ weigerte ich mich und ging weiter in Richtung der Tür. Ich konnte Yennefers und Keiras verblüfftes Gesicht sehen, als ich an ihnen vorbei ging. „Krümel?!“ rief Letho erneut, diesmal etwas unsicherer und verwirrt, doch Regis mischte sich ein, „Lass sie, sie muss sich nur beruhigen.“ Konnte ich den Vampir noch hören, als sich die Tür hinter mir schloss. Wild vor mich hin fluchend und meckernd tigerte ich in den Höfen hin und her, warum wurde ich immer angemeckert und bestraft und Roche bekam nur einen Klaps auf die Finger. Er durfte sich quasi alles erlauben und nutzte dies auch voll aus. Er provozierte und reizte wo er nur konnte. Knurrend kickte ich gegen einen kleinen Stein, der auf dem Boden lag. Ich hatte mich gerade auf die Stufen der Treppe gesetzt und mein Gesicht in den Händen vergraben , als etwas über meine Schultern gelegt wurde. „Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum Lambert dich Furie nennt.“ Ich drehte den Kopf und sah Dettlaff an, er stand hinter mir und hatte mir seinen Mantel um die Schultern gelegt. Ich zog den Mantel etwas enger um meine Schultern, denn die Nacht war doch sehr kalt und mein Hemd war nass. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er ebenfalls im Erdgeschoss war und meinen Kontrollverlust beobachtet hatte. „Danke Dettlaff.“ Murmelte ich und eine leichte Röte überzog meine Wangen. Er legte mir eine Hand auf die Schulter, „Du solltest wieder rein gehen. Es ist kalt und ihr Menschen seit da sehr empfindlich. Du könntest krank werden.“ Riet er mir. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich kann nicht. Nicht nachdem ich mich schon wieder so verhalten habe.“ Flüsterte ich. Der Vampir hockte sich neben mich, „Das sollte dir nicht unangenehm sein. Du beweist deine Stärke. Du beschützt nur, was dir wichtig ist. Das erinnert mich an Alissa.“ Lächelte er leicht. „Alissa?“ fragte ich leise, der Name sagte mir nichts. „Eine junge Bruxa. Als ich sie fand und in mein Rudel aufnahm, war sie sehr schüchtern, aber seitdem sie ihre Scheu überwunden hat, tut sie alles, um ihre Familie zu schützen.“ Erklärte er und lächelte leicht. Sollte ich mich jetzt geschmeichelt, oder beleidigt fühlen, weil er mich mit einem Vampir verglich? Aber da ihm sein Rudel sehr wichtig ist, sollte es wohl eher keine Beleidigung sein. „Ich würde für Letho alles tun. Ich möchte, dass er so sicher wie möglich ist und glücklich sein kann.“ Seufzte ich. Dettlaff hatte sich mit ein wenig Abstand, ebenfalls auf die Stufe gesetzt und schweigend beobachteten wir, wie die Wolken durch den Himmel zogen. „Keira behauptet, ich würde Letho als schwach darstellen, weil ich die Festung nicht mehr verlassen möchte. Wirkt das wirklich so?“ fragte ich nach einer Weile. Überrascht sah er mich an, „Sagtest du nicht, dass du ihn beschützen willst? Wie willst du das machen, wenn du hier bleibst, während er draußen jagt?“ fragte er mich verwirrt. „Deswegen bleibe ich hier, um ihn zu schützen, er starb bereits beinahe einmal, weil er auf mich aufpassen musste. Das will ich nicht noch einmal riskieren.“ Versuchte ich zu erklären. „Das ist doch Unsinn!“ widersprach der Vampir. „Es würde ihn doch nur noch mehr ablenken, wenn er nicht weiß, ob du wirklich sicher bist, oder ob dir während seiner Abwesenheit etwas zustößt. Und was ist, wenn er in eine Situation gerät, aus der er alleine nicht heraus kommt?“ hinterfragte Dettlaff meine Entscheidung. Ich schüttelte den Kopf, „Ich bin nicht stark genug, ich habe es nur bisher geschafft, weil immer jemand auf mich aufpasste und mit jeder Menge Glück.“ Seufzte ich. „Das sah eben aber ganz anders aus. Wenn du glaubst du bist schwach, dann wirst du es sein, du musst an dich glauben. Das ist etwas, das ich jedem Welpen in meinem Rudel beibringe. Übe mit Letho, damit du deinen Fähigkeiten trauen kannst. Ihr seid Gefährten und natürlich sorgt man sich dabei immer um die Sicherheit des anderen, aber mach nicht den Fehler, für ihn Entscheidungen zu treffen. Frag ihn, was er davon hält. Entscheidet gemeinsam, wenn du wirklich der Meinung bist, nicht mehr kämpfen zu können.“ Merkte er noch an, ehe er sich erhob. „Ich werde drüber nachdenken, danke Dettlaff.“ Doch der Vampir war bereits verschwunden. Ich hob einen kleinen Stein auf und spielte damit herum, als es nur Letho, ich und naja Uma waren, wirkte alles so viel einfacher. Hatten Dettlaff und Keira recht? Sollte ich Letho in die Entscheidung mit einbeziehen? Ich wusste es nicht. Frustriert warf ich das Steinchen über den Hof und stand auf. Als sich das Tor der Zitadelle hinter mir schloss, zog ich den Mantel von Dettlaff von meinen Schultern und legte ihn sorgfältig über die Kisten am Eingang. Die Hexer und Regis saßen noch am Tisch, aber ich beachtete sie nicht weiter und ging in Richtung Turm. Mir war ziemlich kalt und ich wollte mir nur noch was Trockenes anziehen und mich ins Bett kuscheln zum auf wärmen. Ich hatte gerade einige Holzscheite nachgelegt und war dabei mir mein nasses Hemd auszuziehen, als ich leise Schritte hörte. Ich zog das Hemd über den Kopf und drehte mich um. „Krümel, wegen vorhin, …“ setzte Letho an. „Ist schon gut, aber ich sehe es nicht mehr ein, dass Roche immer nur ermahnt wird, während ich bestraft werde.“ Grummelte ich. „Wir machen das doch nur, weil wir wissen, dass du besser bist, als das was du zeigst. Ich weiß das du dich besser beherrschen kannst, lass dich nicht auf Roches Niveau herab.“ Entgegnete Letho. Ich schüttelte den Kopf, „Ich will deswegen nicht mit dir streiten, gerade du solltest wissen, dass ich kein Kind mehr bin, also bestrafe mich nicht wie eines.“ Maulte ich. „Melitele bewahre, wenn du ein Kind wärst.“ Grinste der Hexer und schlang seine Arme um mich. Doch er stockte in seiner Bewegung. „Warum riechst du nach dem Vampir? Hat er dir was getan? Kam er dir zu Nahe?“ wollte er sofort wissen, ich verdrehte nur die Augen. „Er kam nach draußen und hat mir seinen Mantel geliehen, damit ich nicht so stark friere und krank werde, dann haben wir uns kurz unterhalten.“ Erklärte ich und wand mich aus seinen Armen. Ich hängte das nasse Hemd ans Feuer, ebenso wie meinen BH, dann nahm ich mein Schlafhemd und zog es über. Da meine Hose ebenfalls etwas Wasser abbekommen hatte, hängte ich sie ebenfalls zum Trocknen auf. Wortlos beobachtete Letho mich dabei, er runzelte jedoch die Stirn, als ich ins Bett kroch. „Kommst du nicht wieder mit runter?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, mir ist verdammt kalt.“ Murrte ich und zog die Decke hoch bis zu meinen Schultern, den Rücken hatte ich ihm zugewandt, daher bekam ich es zuerst nicht mit, dass er sich näherte. Die Matratze senkte sich leicht, als er sich neben mich setzte. „Lass mich.“ Maulte ich und zog die Decke über den Kopf. „Krümel, was ist los?“ wollte Letho wissen und legte eine Hand auf meine Schulter. „Geh runter zu den anderen, macht was immer Hexer machen, wenn sie alleine unter sich sind.“ Forderte ich nörgelnd unter der Decke. Sanft zog er die Decke von meinem Gesicht, „Schmollst du etwa?“ fragte er, das Grinsen konnte man schon beinahe hören. Ich wedelte mit meiner Hand in seine Richtung, „Kssss, geh, hab spaß.“ Gab ich von mir und zog die Decke aus seiner Hand. Seufzend stand er auf, „Ich werde nicht zulange unten bleiben, in Ordnung?“ doch ich gab ihm keine Antwort. Als ich hörte wie er in Richtung Treppe ging, drehte ich mich um, so dass ich ihm hinterhersehen konnte. „Letho, …?“ fragte ich leise, als er die erste Stufe erreichte. „Ja?“ er schaute zwischen den Trennwänden hindurch. Verdammt, ich wollte ihn doch gar nicht fragen, was sage ich den jetzt am besten? Überlegte ich schnell. „Ach nichts. Macht nur nicht zu viel Unsinn.“ Ich konnte ihn seufzen hören, ehe seine Schritte auf den Stufen verklangen. Nach einigen Minuten war ich eingeschlafen, doch es war kein ruhiger Schlaf. Die Worte von Dettlaff schienen in meinem Unterbewusstsein etwas ausgelöst zu haben. Ich träumte immer wieder davon, wie ich in irgendeiner Hütte oder Taverne auf Letho wartete, aber er kam nie zurück. Wenn ich ihn dann endlich suchen ging, hatten ihn entweder die Monster, für die er den Vertrag übernommen hatte, getötet, oder er war in die Hände von Kopfgeldjägern geraten. Ich fand immer nur seinen toten und verstümmelten Körper. Wie gerädert und mit verklebten Augen wachte ich am nächsten Morgen auf. Eine Hand strich mir immer wieder durchs Haar und an meinem Ohr konnte ich seinen ruhigen Herzschlag hören. Ich blinzelte und rieb mir die Augen, es wurde langsam hell draußen und auch wenn ich noch ziemlich müde war, wollte und konnte ich nicht mehr weiter schlafen. Ich wollte die Bilder aus dem Traum einfach nur vergessen. „Alles in Ordnung Krümel?“ Lethos raue Stimme ließ seinen Brustkorb vibrieren. Ich hob den Kopf und drehte ihn, damit ich den Hexer anschauen konnte. „Hm, nur schlechte Träume.“ Murmelte ich. „Das habe ich gemerkt. Ich hatte dich mehrmals geweckt.“ Brummte er. Ich runzelte die Stirn, „Daran kann ich mich gar nicht erinnern.“ Gähnte ich und ließ meinen Kopf wieder auf seine Brust sinken. „Möchtest du darüber reden?“ fragte er mich leise. Doch ich schüttelte den Kopf, „Lieber nicht. Es nur einfach vergessen.“ Wir blieben noch eine Weile so liegen, ehe ich mich langsam erhob. „Lass uns aufstehen.“ Schlug ich murmelnd vor, doch Letho fasste mich an meinem Handgelenk und zog mich zurück ins Bett. Überrascht sah ich ihn an. Er beugte sich über mich und gab mir einen Kuss. „Ich wüsste eine gute Methode, um schlechte Träume zu vergessen.“ Grinste er und strich mit seiner Hand über meine Seite, ehe er Küsse über meinem Bauch verteilte. Eine Weile später standen wir dann wirklich auf, ich war zwar immer noch müde, aber die Alpträume belagerten nicht mehr meine ganze Gedankenwelt. Da es mittlerweile draußen deutlich heller geworden war, überraschte es uns nicht, dass die anderen ebenfalls schon auf waren. Daher schlurfte ich in die Küche und machte mich an die Frühstücksvorbereitungen. Ich brachte gerade alles hinaus zum Esstisch, als Ves und Roche zeternd die Zitadelle betraten. Sie hatten Eskel und Lambert in Beschlag genommen und redeten scheinbar wild auf die beiden ein. Aber durch einen lauten Pfiff wurden sie zur Ordnung gerufen. Ich schaute mich um, in der Erwartung Vesemir zu sehen, doch es war Geralt, der eingegriffen hatte. Doch kaum hatte er gefragt, was denn los sei, legten Roche und Ves direkt wieder los. Jetzt verstand ich auch, worum es ging. Sie hatten einen der Vampire draußen in seiner Nebelform gesehen. „Geralt, die beiden haben recht. Wir haben keine Verteidigung gegen sie, wenn sie sich entschließen nicht mehr auf unserer Seite zu sein.“ Argumentierte jetzt auch Lambert. „Wir sollten sie von hier weg schicken, oder sie lieber direkt im Schlaf überraschen.“ Forderte er grimmig. „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Regis ist ein sehr guter Freund von mir!“ zischte Geralt entsetzt. „Für ihn lege ich meine Hand ins Feuer. Regis ist die Menschlichkeit in Person.“ Beendete er die Diskussion und stapfte zum Tisch. Doch die anderen sahen nicht überzeugt aus. Ich betete still, dass es nicht noch eskalieren würde. Nach und nach gesellten sich alle an den Tisch, doch wie bei den letzten Mahlzeiten blieb auch dieses Mal ein Platz leer. Vesemir kam nicht. Dettlaff war der Letzte, der kam und der Erste, der den Tisch wieder verließ. Er schlang seine Mahlzeit hinunter und blieb die restliche Zeit meist für sich. Das heißt, wenn er denn zum Essen kam. Aber Vesemir hatten wir nach der Verwandlung von Uma überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommen. Aber auch Eskels Blick schweifte immer wieder zu dem leeren Platz von Vesemir, „Hat jemand Vesemir gesehen?“ fragte er irgendwann in die angespannte Stille. Alle schüttelten den Kopf. „Ach lass doch den alten Mann, wir sollten froh sein, dass er uns nicht die ganze Zeit herumscheucht, um irgendwelche Risse in den Wänden zu flicken.“ Wiegelte Lambert ab. „Vielleicht hat Lambert ihn aber auch nur wieder zu sehr aufgeregt, dass eine mal ist Vesemir ja auch für Wochen in den Bergen verschwunden.“ Zuckte Geralt mit den Schultern. Aber das konnte und wollte ich nicht glauben, es gab keine Anzeichen dafür und wenn er wütend davon gestürmt wäre, hätten wir das doch wohl mitbekommen. Zumindest einer von uns hätte es wohl mitbekommen. „Ich werde später nach ihm sehen.“ Nickte ich Eskel zu. Das Essen verging in einer angespannten Stille, nur Regis schien sich wie immer zu benehmen. Er blätterte nebenbei in einem Buch und machte sich Notizen, ehe er einen Teil dann gleich wieder zu streichen schien. Lambert beäugte ihn die ganze Zeit mit verengten Augen und auch Roche und Ves sahen den Vampir finster an. Ich war froh, als alle endlich fertig waren und ich mich in die Küche zurück ziehen konnte. Später am Vormittag machte ich mich auf den Weg zu dem Zimmer von Vesemir, ich hoffte ihn dort zu finden. Zögerlich klopfte ich an seine Tür, es kam jedoch keine Antwort, so klopfte ich nach einigen Augenblicken erneut. Doch auch jetzt kam keine Reaktion von drinnen. Langsam öffnete ich die Tür, „Vesemir?“ fragte ich leise und sah mich im Zimmer um. Was ich sah, erschreckte mich ein wenig. Sein Zimmer war ordentlich, wie man es von ihm erwarten würde. Seine Rüstung war sauber aufgehängt, seine Schwerter daneben. Einige Trophäen und Felle schmückten die Wände. Doch der alte Hexer wollte nicht in das Bild passen. Er saß gebeugt an seinem Tisch, das Gesicht in die Hände gestützt. Sein Hemd war fleckig und seine Haare waren zerzaust und mehr als ungepflegt. Auf dem Tisch konnte ich einen Stapel versiegelter Briefe sehen. „Vesemir?“ sprach ich ihn erneut an, traute mich aber nicht näher an ihn ran. Er schien mit seinen Gedanken sehr weit weg zu sein und ich wollte ihn nicht erschrecken, man sollte niemals einen Hexer erschrecken und dabei in seiner Reichweite sein, die Lektion hatte ich gelernt, als ich Letho aus einem Alptraum geweckt hatte. Langsam kam Bewegung in ihn. Ich musste schlucken als er mich ansah, er wirkte ein wenig blass und die Falten in seinem Gesicht wirkten tiefer. Seinen Bart hatte er auch nicht rasiert. In dem Moment konnte man ihm sein Alter wirklich ansehen. „Was kann ich für dich tun?“ fragte er mich. „Ich wollte nur nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Seit vorgestern hat dich niemand mehr gesehen.“ Antwortete ich ihm. „Oh, ja, ja alles in Ordnung. Ich hatte nur etwas zu erledigen.“ Versuchte er zu lächeln, aber sein Blick glitt wehmütig zu dem Stapel Briefe. „Man merkt gar nicht wie die Zeit vergeht, aber ich wollte noch einige lose Enden verknüpfen, ehe es zu spät ist.“ Murmelte er, vermutlich eher zu sich selbst. „Kommst du mit runter? Du hast doch bestimmt auch Hunger, ich mache dir etwas.“ Bat ich ihn, doch er schüttelte den Kopf. „Ich will das hier noch zu Ende bringen. Es wäre schön, wenn die Briefe später bei ihren Empfänger ankommen würden.“ Bat er indirekt. „Ich werde dafür sorgen, dass du selbst dafür sorgen kannst.“ Entgegnete ich. Traurig sah er mich an. „Alanya, irgendwann geht auch das längste Leben zu Ende. Selbst Hexer können nicht für immer Leben.“ Ich spürte wie meine Augen langsam feucht wurden, warum hatte ich ihn nur eingeweiht? „Geh runter zu den anderen und überlass einen alten Mann seine Gedanken.“ Bat er mich. „Kommst du später nach?“ fragte ich ihn. Er bewegte seinen Kopf, es hätte ein Nicken sein können. Leise zog ich die Tür hinter mir zu. Ich versuchte die Tränen wegzublinzeln, bevor ich das Erdgeschoss erreichte, doch dem Blick von Letho und Eskel nach gelang es mir nicht sonderlich gut. Besorgt sahen sie mich an, ließen mich aber in Ruhe, als ich mit dem Kopf schüttelte. Den restlichen Tag bis zum Abendessen verbrachte ich hauptsächlich in der Küche. Die Spannung unter den anderen nahm immer weiter zu und ich hoffte, sie mit einem guten Essen zu besänftigen. Vesemir war bis dahin noch nicht runter gekommen und so bat ich Yennefer ihn zu holen, als ich das Essen auf den Tisch stellte. Die Zauberin hatte vielleicht mehr Glück, Vesemir davon zu überzeugen herunter zu kommen. Doch sie kam alleine wieder runter. Ihre Stirn war in Falten gelegt und ihr Blick musterte mich nachdenklich. Ich seufzte, sie hatte wohl anscheinend doch nicht mehr Glück. Bedrückt brachte ich die letzte Schale zum Tisch. Nach und nach versammelten sich die derzeitigen Bewohner Kaer Morhens und besahen sich die Köstlichkeiten. „Gibt es irgendwas zu feiern?“ wollte Geralt brummig wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Eigentlich nicht, aber ich dachte, ein gutes Essen würde eure Stimmung vielleicht ein wenig heben.“ Gab ich zu. Lambert grummelte, „Ja, besser du hälst die Vampire satt, nicht dass sie noch auf dumme Ideen kommen.“ Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch, sich jetzt ebenfalls aufzuregen würde nichts bringen. Als Lambert sich setzte konnte ich sehen, dass er einige Bomben am Gürtel trug. Auch Dettlaff schien es bemerkt zu haben, denn er verzog seine Lippen zu einem leisen Knurren. „Herr schmeiß Hirn vom Himmel.“ Flehte ich leise. Wenn das so weiter ging, würde es bald zu einer Katastrophe kommen. Das Essen verlief bis auf einige wenige Augenblicke friedlich und die Gemüter kühlten sich ein wenig ab. Regis lenkte Dettlaff mit ruhigen Gesprächen ab, während Roche und Lambert über etwas tuschelten. Ves mischte sich dort ab und zu mit ein. Ich konnte aber nicht verstehen, worüber sie flüsterten, aber etwas Gutes konnte es nicht sein, so wie Lambert immer mal wieder zu den Vampiren schielte. Als sich das Essen dem Ende zuneigte und alle gesättigt waren, füllte Eskel einen Teller, „Ich werde Vesemir etwas bringen.“ Meinte er und stiefelte in Richtung Turm davon. Ich blickte ihm eine Weile nach, ehe ich anfing das Geschirr zusammen zu räumen und es in die Küche zu bringen. Der restliche Abend schien zuerst so ruhig zu verlaufen, wie ich es gehofft hatte. Nachdem erst Dettlaff und dann auch Regis den Tisch verlassen hatte, schienen sich Roche und Lambert ein wenig zu entspannen. Regis war zusammen mit den Zauberinnen in den Turm gegangen, vermutlich, um nach Avallach zu schauen, Dettlaff hatte die Zitadelle verlassen. Er sah ziemlich aufgebracht aus und ich hoffte, dass die kühle Luft draußen ihm gut tun würde. Schweigend saß ich am Tisch und nippte gelegentlich an meinem Getränk. Ich überlegte gerade, ob ich Regis nach einem Rezept für einen Kräutersud fragen sollte, der meiner Leber helfen könnte. So oft und soviel, wie ich hier Alkohol trank, hatte ich in den ganzen Jahren, bevor ich in dieser Welt landete nicht getrunken und meine Leber würde das sicherlich nicht ewig so weiter machen können. Allerdings riss mich Yennefer aus meinen Gedanken, mit strengen Gesicht forderte sie mich auf, ihr zu folgen. Murrend trank ich mein Glas leer und tappte hinter ihr her. Sie führte ich in den Bereich zwischen Turm und Küche, mit verschränkten Armen drehte sie sich zu mir um. Ihre Finger tippten ungeduldig auf ihren Oberarm, als sie mich musterte. „Was hast du Vesemir erzählt?“ fragte sie mich. Ich runzelte die Stirn, sie wusste es doch eigentlich, schließlich hatte sie mich deshalb schon einmal zur Rede gestellt. „Wieso willst du das wissen?“ fragte ich im Gegenzug. Missbilligend verzog sie ihre Lippen, „Kannst du nicht einfach mal eine Frage beantworten?“ ich musste grinsen, „Das hatte Geralt mich auch schon mal gefragt.“ „Was hast du Vesemir erzählt?! Er ist ja nicht mal mehr er selbst!“ fragte sie mich erneut, ohne auf meinen Kommentar einzugehen. „Ich habe ihm die Wahrheit erzählt.“ Murrte ich nur. „Was genau?“ wollte sie weiter wissen. „So viel wie ich konnte. Ich habe ihm praktisch alles erzählt!“ rief ich schon beinahe. Ihre Augen verengten sich leicht. „Also ist es wirklich deine Schuld!“ warf sie mir vor. „Was ist meine Schuld?“ wollte ich wissen. „Tu doch nicht so unwissend. Ich weiß das du ihn heute Vormittag im selben Zustand gesehen hast, wie ich vorhin!“ beschuldigte sie mich. „Warum sollte es meine Schuld sein?“ Doch ich klang nicht so sicher, wie ich es mir gewünscht hatte. „Du fragst wirklich nach dem warum?“ wurde die Zauberin ungehalten, „Du weißt ganz genau warum! Es hatte seinen Grund, warum ich gesagt habe, du sollst den Hexern nichts sagen!“ empörte sie sich. „Das hast du aber nicht zu entscheiden! Vesemir verdient die Wahrheit zu wissen. Er hat bereits zwei angriffe auf Kaer Morhen, erlebt und auch überlebt, woher sollte ich den wissen können, dass er beim dritten aufgeben würde?!“ wurde ich nun auch etwas lauter. „Du hättest es wissen müssen, er ist alt und das einzige was er noch hat ist diese Festung! Und du erzählst ihm, dass es erneut zu einem schwerwiegenden Angriff kommt, bei dem er sterben wird. Natürlich gibt er da auf. Du weißt ganz genau, dass er der Meinung ist, dass Hexer niemals in ihren Betten sterben, natürlich entscheidet er sich für einen Tot im Kampf!“ Ich kämpfte mit mir, es konnte nicht meine Schuld sein, schließlich hatte er nie den Eindruck gemacht, dass er des Lebens müde war. Er wirkte immer so unerschütterlich. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, es ist nicht meine Schuld! Er wird sich wieder fangen, er weiß das es einen Ausweg geben kann!“ fuhr ich sie an. Doch sie zog nur eine Augenbraue hoch, „Bist du dir sicher, dass er diesen auch wählen wird?“ höhnte sie. „Ja verdammt. Er ist ein Hexer, er ist Vesemir. Er wird nicht einfach aufgeben!“ brüllte ich jetzt schon fast. Ihr Gesicht wurde wieder ernst. „Werd endlich erwachsen! Wach aus deinen kleinen süßen Mädchen Träumen auf. Er hat die letzten beiden Tage damit verbracht Abschiedsbriefe zu schreiben! Er hat schon längst aufgegeben! Und das ist alles deine Schuld!“ mit diesen Worten ließ sie mich stehen. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich ihr wütend etwas hinterher brüllen sollte, oder mich in eine Ecke verkriechen wollte. Zornig ballte ich meine Fäuste, was bildete sie sich eigentlich ein? Vor mich hin brummelnd ging ich zurück zum Tisch, „So eine dumme Schnepfe!“ „Ich hoffe du meinst nicht Yen damit?!“ wollte Geralt wissen. Er saß nicht mehr am Tisch, es wirkte als wollte er seiner Zauberin hinterher dackeln. „Und wenn, was geht dich das an?“ knurrte ich leise. „Du solltest nicht so über sie sprechen!“ forderte der Hexer von mir. „Ich spreche über sie wie ich es will. Sie ist genauso arrogant wie jede andere Zauberin, die ich bisher kennengelernt habe. Es tut ihnen mal gut, dass ihnen nicht jeder zu Füßen liegt so wie du das ständig machst!“ gab ich zurück. „Nimm das zurück!“ forderte er. „Sonst?“ wollte ich wissen. Geralt fing an zu grinsen. „Sonst werde ich es Letho sagen, wie du dich hier schon wieder aufführst.“ Verblüfft sah ich ihn an, was war, dass den für eine Drohung? „Überrascht? Yen hat mir von deinem Gespräch mit Keira erzählt. Wundert mich nicht wirklich. War mir von vorne herein klar, dass du ne harte Hand brauchst!“ meinte er belustigt. Ich konnte ihn nur anblicken und verwundert blinzeln, ich hätte ihn niemals für so dumm gehalten. Sein Grinsen wurde breiter, als ich nichts erwiderte. „Lass mich raten, Letho hat dir eingeredet, dass du nicht mehr kämpfen willst, richtig?“ provozierte er weiter. „Nein, es war meine Entscheidung.“ Gab ich zurück, meine Überraschung war vorüber und der Zorn kroch wieder an die Oberfläche. „Sei ehrlich! Fühlte er sich in seiner Männlichkeit bedroht?“ überlegte er laut, schüttelte aber direkt den Kopf, „Nein, ich glaube er war eher deine Unfähigkeit leid. Für manche Frauen ist es wirklich besser, in der Küche zu bleiben. Das scheinst du ja zumindest halbwegs hinzubekommen.“ Triezte er. „Bist du jetzt völlig bescheuert geworden? Wie kommst du auf so einen Schwachsinn?“ wurde ich laut. Eskel und Lambert, die zwischenzeitlich dazu gekommen waren, verfolgten unsere Auseinandersetzung gespannt. „Du solltest auf dein Benehmen achten!“ wollte Geralt mich zurecht weisen, „Oder ich werde Letho sagen, dass er sich schon mal eine neue Strafe für dich ausdenken soll. Vielleicht körperliche Züchtigung.“ Versuchte er zu drohen und drehte sich dann zu Eskel. „Komm Eskel, ich denke unser Bier wartet auf uns und vielleicht hat Regis später noch etwas von seinem Alraunenlikör.“ Er stieß Eskel mit dem Ellenbogen in die Seite, als dieser zögerte. „Willst du dir das wirklich bieten lassen?“ fragte mich eine leise Stimme, zuerst dachte ich, es wäre mein kleiner innerer Teufel, doch schnell wurde mir klar, dass es Lambert war, der mich fragte. Ich wollte ihm gerade antworten, als Geralts Stimme erneut ertönte. „Ach Quälgeist, sei doch so gut und mach uns noch ein paar Snacks und der Alkohol geht auch zu neige.“ Meinte er, „Hol es dir selbst!“ fauchte ich ihn an. Er sah grinsend über seine Schulter, „Ich denke, ich muss doch mit Letho sprechen. Oder hörst du nur wenn man dich Krümel nennt?“ lachte er. Meine Fäuste zitterten vor Wut, ich wollte mich gerade an Lambert wenden, um sein Schwert zu fordern, als er es mir bereits in die Hand drückte. „Geh dich austoben!“ grinste er mir zu. Er brauchte es mir nicht zweimal sagen, ich stürmte auf Geralt zu, doch ich kam nicht bei ihm an. Ich wurde aprubt gestoppt und wäre beinahe gefallen. Gerade noch so konnte ich mein Gleichgewicht wahren. Verwirrt blinzelte ich. Als mir klar wurde, dass mich einer der Hexer in einem Yrden gefangen hatte, versuchte ich mich daraus zu kämpfen. Ich hatte den Rand des Runenkreises beinahe erreicht, als sich zwei starke Arme um mich schlangen. „Verdammt Letho! Lass mich los! Er wollte einen Kampf, den kann er haben!“ fluchte ich. „Nein, beruhig dich erstmal.“ Murmelte er ruhig und wandte mir das Schwert aus der Hand. „Gib mir das verdammte Schwert zurück!“ forderte ich laut. „Nein, ich lass dich jetzt nicht kämpfen.“ Blieb er immer noch ruhig. „Du willst mir das Kämpfen verbieten?“ knurrte ich ihn schon fast an. „Nein, ich verbiete es dir nicht, aber jetzt lass ich dich nicht kämpfen.“ Antwortete mir Letho. „Und warum?“ wollte ich trotzig wissen. „Weil du angetrunken und zornig bist. So würdest du keinen Kampf gewinnen. Du hättest keine Chance.“ Dadurch, dass er immer noch ruhig mit mir sprach, beruhigte ich mich ebenfalls langsam. Er hielt mich noch fest, als Yrden langsam verblasste. Lambert hatte sein Schwert zurück bekommen, sah aber enttäuscht aus, dass es doch nicht zu einem Kampf kam. „Na komm, wir haben noch was vor.“ Flüstere Letho, als er mich zu sich umdrehte und mich auf seine Schulter warf. „Letho!“ rief ich erschrocken. Im Augenwinkel konnte ich das gehässige Grinsen von Geralt sehen, wütend blitzte ich ihn an. Als Letho jedoch losstiefelte, krallte ich mich in seinem Hemd fest, da ich das Gefühl hatte, gleich zu fallen. „Wohin bringst du mich?“ wollte ich von dem Hexer wissen. „Wenn du morgen wirklich gegen Geralt antreten willst, musst du so fit wie möglich sein.“ Brummte er gutmütig. „Püh.“ Gab ich nur von mir und ließ mich weiter tragen. „Krümel, er wird auch Schlächter von Blaviken genannt, du brauchst jeden Vorteil, den du bekommen kannst.“ wollte er mich warnen. „Ein paar Banditen kann jeder erledigen, ein erfolgreiches Attentat auf einen Kaiser ist viel beeindruckender!“ schmollte ich. „Da hast du wohl recht.“ Lachte Letho leise. Erst oben in unserem Zimmer stellte er mich wieder auf den Boden. „Und nun?“ wollte ich wissen. „Jetzt wirst du dich schlafen legen. Ich wecke dich morgen rechtzeitig und helfe dir dich vorzubereiten.“ Schlug er vor. Eigentlich war ich noch nicht wirklich müde, aber da ich mich nun doch der Herausforderung von Geralt stellen würde, wäre es vielleicht besser auf einen wirklich erfahrenen Krieger zu hören. Doch als ich mich unter die Decke kuschelte, kam Letho nicht mit dazu. Fragend sah ich ihn an. „Ich werde für Chancengleichheit sorgen.“ Zwinkerte er, mit einem schelmischen grinsen. „Schlaf gut.“ Meinte er noch, ehe er die Kerzen löschte und dann wieder nach unten ging. Während ich versuchte einzuschlafen, grübelte ich darüber nach, was Letho damit meinte, dass er für Chancengleichheit sorgen würde. Doch mir fiel nichts ein. Später in der Nacht wurde ich wach, als Letho ebenfalls ins Bett kam. „Hm?“ wollte ich verschlafen wissen. „Schlaf weiter.“ Flüsterte er. Ich kuschelte mich an ihn und lauschte seinem Herzschlag. „Letho?“ fragte ich nach einigen Momenten. „Habe ich dich eigentlich enttäuscht, oder verärgert?“ wollte ich von ihm wissen. „Das du bei Roche die mal wieder die Kontrolle verloren hast? Ja das hat mich ein wenig enttäuscht.“ Gab er zu. Ich schluckte kurz, „Nein, ich meine wegen meiner Entscheidung, nicht mehr kämpfen zu wollen und die Festung nicht mehr zu verlassen.“ Wurde ich ein wenig genauer. „Es ist deine Entscheidung und ich werde sie akzeptieren.“ Gab er nur zurück. „Aber es wäre dir lieber, wenn es anders wäre?“ bohrte ich weiter. Er drehte sich zu mir und sah mich an. „Krümel, es ist deine Entscheidung, ich werde dir da nicht rein reden.“ Meinte er sanft. „Ich möchte aber deine Meinung dazu hören.“ Bestand ich drauf. Er seufzte und schien einen Moment zu überlegen. Er drehte sich wieder auf den Rücken, die Hände unter seinem Kopf verschränkt und schaute zur Zimmerdecke rauf. „Weißt du, es hatte wirklich Spaß gemacht, jemanden zu Trainieren und zu Lehren, der es wollte und nicht weil das verdammte Schicksal, das für ihn bestimmt hatte. Und außerdem gibt es hier in der Festung nicht sehr viele Orte, an denen wir beide einfach mal in Ruhe Zeit mit einander verbringen können.“ Erklärte er. „Stimmt und im Keller sind mir zu viele Spinnen, außerdem scheint sich dort unten gelegentlich ein Vampir rum zu treiben.“ Gab ich zu. Verwirrt schaute er mich an. „Vampir?“ wollte er wissen. Ich nickte, „Ja, erinnerst du dich an den Nebel, den du dort gesehen hast? Das dürfte vermutlich Dettlaff gewesen sein.“ Zuckte ich mit den Schultern. Letho neben mir verspannte sich, „Meinst du er hat uns beobachtet?“ „Und wenn, der größte Teil des menschlichen Verhaltens ist für ihn ein Buch mit sieben Siegeln.“ Wollte ich es abtun, doch dann kam mir ein anderer Gedanke in den Sinn. „Oh fuck!“ fluchte ich. Letho richtete sich auf, „Was ist los?“ fragte er besorgt. „Ich habe mir nur gerade vorgestellt, wie er Regis zu menschlichen Paarungsverhalten befragt.“ Stöhnte ich. Doch der Hexer lachte nur. „Nun, das wäre wohl gerecht, schließlich mussten wir damals das auch über Vampire lernen. Zumindest von den niederen Vampiren.“ Grinste er. Ich verdrehte die Augen und versteckte mein Gesicht in meinen Händen, „Keine Details bitte!“ jammerte ich. „Na komm lass uns noch ein bisschen schlafen.“ Meinte er dann und legte sich wieder hin. Ich tat es ihm gleich. „Letho?“ unterbrach ich nach einer Weile die Stille. „Hm.“ Gab er nur von sich, um zu signalisieren, dass er zuhörte. „Es wäre dir also lieber, wenn ich wieder mit dir trainiere?“ lenkte ich auf das eigentliche Thema zurück. Er brauchte einen Moment bis er antwortete. „Ja, denn ich denke, dass es dir auch gut tun würde. Du bist zurzeit ziemlich reizbar und ich denke, das Training könnte dir helfen, dein Gleichgewicht wieder zu finden.“ Er strich mir sanft durch die Haare. „Bist du deswegen vorhin so ruhig geblieben?“ wollte ich wissen. „Hm und wie es schien hat dich das eher beruhigt, als ein Eimer kaltes Wasser.“ Grinste er. „Wenn du das so siehst, dann werde ich wieder mit dir trainieren.“ Beschloss ich. „Wie hat Geralt es eigentlich geschafft, dich so bis zur Weißglut zu reizen?“ wollte er dann noch wissen. Ich wurde ein wenig rot, eigentlich war meine Reaktion völlig übertrieben gewesen. „Es, … ich weiß auch nicht, ich hätte ihn einfach ignorieren sollen.“ Murmelte ich verlegen. Letho schwieg und es schien, als warte er, dass ich weiter erzählte. „Es fing vor ein paar Tagen mit Keira an. Als ich ihr die Suppe brachte, bestand sie darauf, dass ich ihr ein paar Fragen beantworte. Sie wollte wissen, was das zwischen uns ist und warum ich es zulasse das du mich so bestraft hast. Letztendlich kam sie zu dem Schluss, dass ich mich dir unterwerfe und du mich dominierst, dass du quasi als mein Meister fungierst. Sie hat es wohl Yennefer erzählt und die Geralt. Der wollte sich dieses angebliche Wissen zu nutzen machen und mich erpressen. Als er hörte wie ich Yennefer beleidigte, meinte er, wenn ich das nicht zurück nähme und mich benehme, würde er dir von meinem Benehmen erzählen, damit du mich wieder bestrafst. Dann ging er mit Eskel zum Tisch zurück und wollte das ich sein Dienstmädchen spiele und Snacks und neues Bier serviere. Ich weigerte mich und da meinte er, er würde dir empfehlen, dass du dir schon mal eine Strafe ausdenken solltest, oder ob ich nur hören würde, wenn man mich Krümel nennt.“ Erzählte ich ihm. „Und wie kommt Keira auf so etwas?“ wollte er dann wissen. So erklärte ich ihm, wie es Keira mir erklärt hatte. „Sie denkt das wirklich?“ fragte er belustigt. Ich nickte nur. „Das erklärt natürlich auch Geralts enttäuschter Blick, als ich erzählte, dass ich dich vorhin einfach nur ins Bett geschickt habe.“ Schmunzelte er. „Ich glaube, sie wissen gar nicht wie weit weg und doch gleichzeitig so nah dran an der Wahrheit sind. Nur das es umgekehrt ist.“ Seufzte er. „Nicht ganz.“ Entgegnete ich. „Dieser Aspekt bezieht sich schließlich nur auf das was im Bett passiert. Ich würde niemals auf die Idee kommen, dich an die kurze Leine zu nehmen, außer natürlich du möchtest es.“ Erklärte ich mich. „Ich denke nicht. Zumindest nicht in naher Zukunft.“ Gab er zu. Ich nickte, „Was auch immer du möchtest, du brauchst es nur zu sagen.“ Lächelte ich. Er schaute mich an und zog eine Augenbraue hoch, „Wenn das so ist, dann möchte ich, dass du jetzt weiter schläfst und dich morgen von Geralt beim Kampf nicht wieder so reizen lässt.“ Überrascht über seine Bitte, sah ich ihn an, „Natürlich mein Großer.“ Nickte ich und vergrub mein Gesicht im Kissen. „Schlaf noch gut.“ Gähnte ich und schloss die Augen. Ich wurde wach, als Letho die Kerzen und Fackeln im Raum entzündete. Noch leicht schläfrig blinzelte ich den Schlaf aus den Augen. Gähnend setzte ich mich auf und stellte verwundert fest, das Letho schon komplett angezogen war, dabei war es draußen noch dunkel. „Morgen Krümel.“ Begrüße er mich. „Schon auf stehen?“ nuschelte ich. „Natürlich, ich habe dir doch gesagt, dass ich dafür sorge das du jeden möglichen Vorteil bekommst. Also hopp, hopp, raus aus dem Bett. Ich habe dir ein kleines Frühstück vorbereitet.“ Forderte er sanft. „Essen? Jetzt?“ fragte ich ihn nur verwirrt. Er nickte, „Ja, bis zum eigentlichen Kampf ist noch genügend Zeit. Na komm, danach kannst du dich frisch machen.“ Ich nickte zögerlich, in der Hoffnung das Letho wirklich wusste was er tat. Worauf hatte ich mich bloß eingelassen? Als ich das letzte Mal gegen Geralt gekämpft hatte, habe ich schließlich jämmerlich versagt. Aber in letzter Zeit schien mein Verstand des Öfteren auszusetzen. „Du brauchst nicht nervös sein.“ Wollte mein Hexer mich aufmuntern, als ich endlich aufstand. Noch in die Decke gewickelt setzte ich mich an den kleinen Tisch. Letho hatte ein wenig Obst vorbereitet, dazu etwas Brot und Trockenfisch. Ich verzog bei dessen Anblick die Nase kraus. Unwillig nahm ich mir den Fisch als erstes vor, damit ich ihn später mit dem Obst und dem Brot schlucken konnte. Der Fisch wurde, wie die male zuvor, beim kauen mehr im Mund. Mit viel Wasser würgte ich ihn runter. Das Brot und das Obst aß ich danach. „Aufgegessen?“ fragte Letho, als ich den Teller zur Seite schob, ich nickte. „Gut, dann kannst du dich jetzt frisch machen und dann am Feuer meditieren.“ Waren seine weiteren Anweisungen. Als ich jedoch nach meiner Hose greifen wollte verweigerte er mir diese. „Später, sonst musst du sie dann nochmal ausziehen.“ Verneinte er. Ich schluckte meine Widerworte und kniete mich so nah ans Feuer wie es ging, schließlich war es noch nicht wirklich warm im Zimmer. „Sehr gut, konzentriere dich auf deine Fähigkeiten und versuche dich zu beruhigen, denk daran, dass du gewinnen willst und es auch kannst.“ Wies er mich an. Während ich die Augen geschlossen hielt und versuchte seinen Anweisungen zu folgen, hörte ich, wie er im Zimmer etwas zusammen suchte. Nach einer gefühlten Ewigkeit berührte er mich an meiner Schulter. „Das sollte reichen, setzt dich aufs Bett.“ Bat er mich. Ich stand auf und schüttelte meine Beine aus, um schneller wieder genügend Blut hinein laufen zu lassen, damit das Kribbeln aufhören würde. Ich hasste das Gefühl von eingeschlafenen Gliedmaßen. Als das Kribbeln langsam nach ließ, setzte ich mich auf die Bettkante und Letho reichte mir eine Phiole. Fragend schaute ich ihn an. „Waldkauz, da du nicht die gleiche Konstitution wie ein Hexer hast.“ Zwinkerte er mir zu. Sollte ich den Trank wirklich nehmen? Ich überlegte kurz. „Du kannst ihn ruhig nehmen.“ Meinte Letho und legte etwas neben mich auf das Bett. Seufzend zog ich den Korken aus der Phiole und wappnete mich für die Nebenwirkungen, ehe ich das Gefäß an meine Lippen hob. Ich schluckte das widerliche Gebräu und verzog das Gesicht. Man gut, dass ich bereits etwas gegessen hatte und ich das Zeug nicht auf nüchternen Magen nehmen musste. Nur das Jucken auf der Zunge machte mich verrückt, um mich abzulenken, beobachtete ich Letho. Er bereitete schmale, aber lange Stoffstreifen vor. „Was wird das?“ wollte ich wissen. „Damit werden wir deine Gelenke stabilisieren. Muss ja nicht sein, dass du unten auf dem Übungsplatz umknickst, weil der Boden so uneben ist. Ein kleiner Trick, den wir am Anfang immer angewendet haben. Bei den Jüngeren oder wenn wir gerade anfingen, dem Pfad zu folgen, vor allem vor größeren Verträgen.“ Grinste er mich an. Letho kniete sich vor mich und legte meinen Fuß auf seinen Oberschenkeln, dann fing er an einen der Stoffstreifen, um mein Fußgelenk zu wickeln. Wie eine Sportbandage oder ein Stützverband. Das ganze wiederholte er an meinem anderen Fuß und dann an meinem Unterarm mit der Narbe von dem Vampirbiss. Als er damit fertig war, durfte ich mich endlich anziehen. Ich machte ein paar Bewegungen zur Probe, doch die Stützverbände behinderten meine Bewegungen nicht. Bevor ich jedoch in meine Rüstung schlüpfte, nahm ich meine Bürste und kämmte mir meine Haar streng zurück, um sie in einem hohen Pferdeschwanz zu binden. Es war zwar nur ein kleiner Pinsel, der hinten abstand, aber so fielen mir die Haare wenigsten nicht ins Gesicht. Wieder nach meiner Rüstung zu greifen, fühlte sich leicht unwirklich an, dabei war es eigentlich gar nicht so lange her, dass ich sie zuletzt getragen habe. Als ich meinen Gürtel anlegte, veränderte Letho noch die Position meines Dolches. Damit ich ihn schneller, aber auch unauffälliger ziehen könnte, wie er meinte. „So das lass uns mal deinen Kontrahenten wecken, kleine Kriegerprinzessin.“ Scherzte er noch, als ich ihm die Treppe hinunter folgte. Eskel und Lambert waren bereits auf und schienen auf uns zu warten. Erstaunlicherweise saß auch Vesemir dort. Er sah ein wenig besser aus, als am Vortag. Doch er wirkte trotzdem noch nicht wieder wie vorher. Das bedeutete wohl aber auch, dass mein Kampf mit Geralt nicht unbeobachtet bleiben würde. Ein lauter Schnarcher verriet mir, das Geralt scheinbar wirklich noch am schlafen war und er gestern Abend noch so einiges Getrunken hatte, den nüchtern schnarchte er nicht. Ein unheilvolles Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Hat jemand zufällig ein Rufhorn in der Nähe?“ fragte ich unschuldig. Verwirrt sahen sie mich an. Doch Vesemir wies auch auf eine Wand, „Dort in der Kiste.“ Meinte er. „Ich werde dann mal den Wolf wecken gehen, vielleicht haltet ihr euch eure Ohren zu.“ Schlug ich vor. Dann nahm ich mir das Rufhorn und ging damit zu Geralts Schlafbereich. Glücklicherweise schlief er diesmal nicht bei Yennefer, die würde mich vermutlich auf der Stelle verhexen, wenn ich sie mit wecken würde. Ein paar Probepuster, ohne Ton und ich hatte die richtige Stellung des Rufhorns gefunden. Dann holte ich tief Luft und ließ einen lauten dröhnenden Ton los. Ich musste lachen, als Geralt vor schreck aus dem Bett fiel, aber bevor er sich orientieren konnte, war ich schon wieder aus seinem Bereich verschwunden. Lambert schien sich ziemlich zu amüsieren, während Eskel skeptisch in meine Richtung schaute. „Er hat es verdient, er hat mich das eine Mal zum wecken in einen Fluss geworfen, nachdem er mich am Abend vorher mit Alkohol abgefüllt hatte.“ Zuckte ich mit den Schultern. Vesemir schüttelte darüber den Kopf, sagte aber dazu nichts. Nach einer kurzen Weile kam Geralt zu uns, nur in Hose und Stiefel gekleidet, sein Hemd zog er sich gerade noch über, als er uns erreichte. „War ganz schön fies.“ Murrte er und rieb sich den Kopf. Man konnte deutlich sehen, dass er noch verkatert war. Ich grinste nur. Kurz danach kam Letho aus der Küche, in der Hand zwei dampfende Becher. Der Geruch erweckte sofort meine Neugier. „Viele junge angehende Hexer haben das morgens vor ihrem Training bekommen.“ Erklärte Letho als er meinen Blick sah. „Geralt willst du auch? Sollte dich wach genug für das Training mit Alanya machen.“ Fuhr er fort, doch Geralt verzog das Gesicht. „Das bittere Zeug werde ich sicherlich nicht freiwillig trinken. Niemand mag das Zeug.“ Lehnte er ab. Schulterzuckend reichte Letho mir einen Becher. Neugierig roch ich an dem Getränk und ich fing an zu strahlen. Vorsichtig nahm ich einen Schluck, meine Nase hatte mich nicht getäuscht. „Letho, du bist ein Gott.“ Strahlte ich und nahm einen weiteren Schluck und schloss genießend die Augen. „Wie ich das vermisst habe.“ Seufzte ich, doch als ich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich wie alle Hexer mich merkwürdig ansahen. „Was?“ fragte ich verwirrt. „Du magst das Zeug?“ fragte Lambert entsetzt. „Warum auch nicht, dabei hatte ich mich schon damit abgefunden, hier keinen Kaffee zu bekommen.“ „Das Rezept stammt aus der Mantikoren Schule, woher kennst du das Gebräu?“ wollte Vesemir wissen. Ich nahm noch einen Schluck, „Ich habe es in meiner Heimat fast jeden Tag getrunken. Eigentlich kennt es dort so gut wie jeder.“ Erklärte ich knapp. Hier zu Lande schienen jedoch nur Hexer Kaffee zu kennen. „Wenn man ein wenig Zucker und Kuhmilch hinzugibt, schmeckt es noch besser.“ Fügte ich noch an. Doch so wirklich überzeugt sahen sie nicht aus. Sie sahen mich immer noch erstaunt an, als ich einen weiteren Schluck des bitteren Getränkes nahm und ihn auch noch genoss. „Es ist ein Gebräu für angehende Hexer, woher kennt man es in deiner Heimat? Die Zutaten sind doch außerdem sehr selten.“ Wollte Vesemir wissen. „Nun, die genaue Geschichte kenne ich nicht, aber wie gesagt es ist sehr verbreitet. Und so selten sind die Bohnen in meiner Heimat auch nicht, es gibt riesige Plantagen, wo sie angebaut werden.“ Versuchte ich ihnen verständlich zu machen. „Dann trinken eure Soldaten das vor ihrem Training?“ wollte Eskel wissen. Ich unterdrückte ein Kichern, „Nun die werden es sicherlich auch trinken. Aber es ist ein Genussmittel bei uns. Es gibt sogar eine richtige Kultur um das Getränk.“ Als Vesemir den Mund aufmachen wollte, unterbrach ich ihn, „Ich weiß Vesemir, aber so schädlich ist Kaffee nicht. Natürlich wenn man einen zu hohen Blutdruck hat oder Herzprobleme sollte man es nicht zu oft trinken. Auf den Magen kann der Kaffee natürlich auch schlagen, aber das ist eher selten. Ich habe schon Kaffee getrunken, lange bevor ich wusste, wie nützlich er vor dem Training sein kann. Das er die Sauerstoffversorgung in den Muskeln ankurbelt, was eine Übersäuerung abmildert und somit den Muskelkater. Außerdem verhindert das Koffein, dass das Melatonin an die Rezeptoren im Gehirn andockt und man müde wird.“ Nahm ich ihm die Worte aus dem Mund. „Also jetzt klangst du wie Regis.“ Murrte Geralt, die anderen schienen ihm zuzustimmen. „Entschuldigt, ich denke nicht immer daran, dass hier das medizinische Wissen noch nicht soweit ist.“ Murmelte ich verlegen und trank die letzten Schlucke meines Kaffees aus. Als ich den Becher zur stellte, erhob Eskel sich, der auf der Bank saß und Lambert stieß sich von der Wand ab. „Genug gewartet, ich bin gespannt wie unsere Furie, dem Wolf den Hintern versohlt.“ Murrte Lambert. „Aber Geralt konnte sich doch noch gar nicht vorbereiten.“ Widersprach Eskel. Ich seufzte und versuchte meine Aufregung in Schach zu halten, aber je näher der Kampf rückte, desto nervöser wurde ich. „Von mir aus können wir direkt anfangen, außer der Krümel braucht noch Zeit.“ Grinste er mich an. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich bin, im Gegensatz zu dir rechtzeitig aufgestanden!“ versuchte ich selbstsicher zu klingen. Doch ich war mir nicht sicher, ob es mir auch gelang. Als ich den anderen nach draußen folgte, spürte ich wie mein Herz anfing zu rasen. Worauf hatte ich mich nur eingelassen. Aber drücken war jetzt nicht mehr. Fühlten sich so die angehenden Hexer, wenn sie endlich mit den großen trainieren durften? Eine Hand legte sich auf meine Schulter, „Du schaffst das. Lass dich einfach nur nicht aus der Ruhe bringen.“ Meinte Letho zu mir. Ich sah ihn über meine Schulter an und versuchte zu lächeln. Er nickte mir aufmunternd zu und begleitete mich zum Trainingsplatz. Geralt stand schon dort, die einfache Lederrüstung der Wolfsschule trug er offen, so als ob er mich verspotten wollte. Er hatte sich bereits ein Trainingsschwert genommen und prüfte die Handhabung. Die Waffe war definitiv ein Nachteil für mich, da ich bisher immer mit meiner eigenen Klinge gekämpft hatte und ich somit kaum Erfahrung mit anderen Schwertern hatte. Aber Letho suchte mir eine vergleichbare aus, eine die vom Gewicht und der Länge her, Ähnlichkeit mit meinem Schwert hatte. „Keine Zeichen, keine Bomben und keine ernsthaften Verletzungen!“ erinnerte Vesemir uns an die Regeln. Ich war froh, dass er wieder aus seinem Zimmer kam und hoffte, dass es sich dabei um ein gutes Zeichen handelte, allerdings fragte ich mich, wer ihn dazu gebracht hatte. Doch schnell riss ich mich aus meinen Überlegungen, ich musste mich zuerst auf den Kampf konzentrieren. Glücklicherweise schauten nicht alle zu, nur die Hexer waren bisher draußen. „Fertig?“ fragte Geralt mich ungeduldig. „Moment!“ rief ich noch schnell und griff in den Ausschnitt meiner Rüstung. Ich zog das Schneckenhaus hervor, dass ich von der Najade bekommen hatte, ebenso den Talisman von Yennefer. Ich nahm die Ketten ab und reichte sie Letho. Ich wollte schließlich nicht, dass sie kaputt gingen. Dann ging ich wieder auf Position. Ich atmete tief durch und nickte Geralt zu, als Zeichen, dass wir beginnen konnten. Wir begannen uns zu umkreisen, die Schwerter in Verteidigungsposition. Er testete meine Reaktionen, in dem er mehrere Scheinangriffe ausführte. Ich wich aus oder blockte ihn, was ihn grinsen ließ, „Hast wohl doch ein bisschen was gelernt.“ Meinte er. „Danke.“ Gab ich zurück, „War nicht als Kompliment gedacht.“ Höhnte er. Ich biss die Zähne zusammen, so ein Arsch. Seine Angriffe kamen jetzt schneller und ich konnte nur versuchen auszuweichen. Ich fühlte mich ein wenig in der Zeit zurück versetzt, ich kam mir vor, wie bei den ersten Trainingseinheiten mit ihm. Und damals hatte er nur einen Ast als Waffe benutzt. „Was macht das Mädchen da? Konter, Schlag, Gegenschlag!“ hörte ich Vesemir am Rande, die Ablenkung war nur minimal, aber Geralt reichte dies schon und schlug die Beine unter mir weg, so dass ich unsanft auf dem Hintern landete. „Du solltest auf deine Beinarbeit achten.“ Riet Geralt mir grinsend. Er trat aber einige Schritte zurück und ließ mich wieder aufstehen. Doch es dauerte nicht lange, bis ich wieder am Boden war. „Du solltest vielleicht wirklich lieber auf das Kämpfen verzichten.“ Höhnte Geralt. „Was weißt du schon!“ knurrte ich und rappelte mich wieder auf. Ich ärgerte mich gewaltig darüber, dass ich ihm soweit unterlegen war. Ich knirschte mit den Zähnen, als es mir erneut misslang, einen Hieb zu parieren und er mich traf. Er benutze nicht viel Kraft, aber immerhin so viel, dass ich die Treffer die nächsten Tage noch spüren würde. Ich versuchte den Spieß um zudrehen und selbst in die Offensive zu gehen, dies schien Geralt für einen kleinen Moment zu überraschen, aber er fing sich leider wieder schnell. Er parierte alle meine Angriffe mit Leichtigkeit. Er machte sich sogar einen Spaß daraus, bis zum letzten Moment zu warten. „Oho, das Kätzchen zeigt Krallen.“ Triezte er weiter. „Und Hunde, die bellen, beißen nicht. Also kämpf endlich richtig!“ fauchte ich wütend zurück. Das ließ er sich aber auch nicht zweimal sagen, sein Gesichtsausdruck wurde ernster und seine Bewegungen schneller. Ich versuchte mitzuhalten, mich nicht dauerhaft in die Defensive drängen zu lassen, er parierte meinen Hieb und versetzte mir einen Stoß vor das Brustbein. Ich taumelte zurück und konnte mich gerade noch so fangen. Ich knurrte vor mich hin, der verdammte Hexer spielte mit mir. Und ich ließ das auch noch zu, wütend auf mich selbst, stürmte ich auf ihn zu. Metall traf Metall, immer wieder versuchte ich einen Treffer zu landen, doch er wehrte sie jedes Mal ab. „Und du willst einen Waldschrat besiegt haben?“ machte er sich über mich lustig. „Ich habe mir wenigstens nicht von einer zurückverwandelten Striege, den Hals zerfetzen lassen!“ knurrte ich zurück. Geralt allerdings fand diesen Kommentar nicht sonderlich witzig, er trat mir ein weiteres Mal die Beine weg. Drohend stand er über mir, doch ich war nicht bereit, jetzt schon aufzugeben. Ich stieß sein Schwert zur Seite und stürzte mich auf ihn. Ich ließ mich von meinem Zorn regieren, griff unvorhersehbar an. Geralt wich tatsächlich einige Zeitlang nur aus, allerdings wurde mir später klar, dass er darauf wartete, dass ich mich selbst erschöpfte. Als es ihm vermutlich zu lange dauerte, schickte er mich mit einem gezielten Faustschlag zu Boden. Benommen schüttelte ich den Kopf, meine Lippe schmerzte und ich spuckte ein wenig Blut aus. Als ich mich auf meine Arme stützte, fiel mein Blick auf Letho. Er hatte beschämt die Hand vor die Augen gelegt. „Verdammt!“ fluchte ich über mich selbst. Ich habe schon wieder die Kontrolle über mich verloren, dabei hat Letho mir vorher immer wieder gesagt, ich solle Ruhe bewahren. Ich zog meine Knie unter mich, um mich auf alle viere zu stützen. Mein Schwert lag neben mir, als ich danach greifen wollte, stellte Geralt einen Fuß darauf. „Du hast verloren!“ meinte er nur. Ich ließ den Kopf hängen, ich wollte jetzt nicht aufgeben, aber ohne Schwert würde ich nicht weiter machen können. Ich ballte meine Faust, Sand rieselte mir durch die Finger. Ich blickte auf den Boden, tatsächlich hier lag etwas Sand und feine Erde. Ein grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich raffte schnell etwas in meiner Hand zusammen und richtete mich etwas auf. „Nein noch nicht!“ erwiderte ich laut und warf dem Hexer, die Handvoll Dreck ins Gesicht. Er schreckte zurück und ich konnte nach dem Schwert greifen. So schnell ich konnte, stand ich wieder auf. Während Geralt sich den Dreck aus den Augen rieb, wischte ich mir das Blut von den Lippen. Noch leicht außer Atem, machte ich mich bereit den Kampf weiter zuführen. „Gut wie du willst.“ Grinste er und machte sich ebenfalls bereit, als er sich ein letztes Mal über die Augen wischte. Dieses Mal nahm er kaum Rücksicht, achtete nur darauf, mir nicht wirklich eine Verletzung zu zufügen. Immer weiter drängte er mich zurück, bis ich mit dem Rücken an der Wand stand. Er ließ mir kaum Zeit zu reagieren. Er fing meine Hand, mit der ich das Schwert hielt und drückte sie zur Seite, mit seinem anderen Unterarm an meinem Hals drückte er mich gegen die Wand hinter mir. „Und nun?“ fragte er mich. Ich musste ihn ablenken, dann hätte ich vielleicht eine Chance, schließlich hatte ich immer noch einen Arm frei. „Weiß Triss eigentlich davon, dass du bei Adda warst, als sie im Nebenraum mit Diplomaten und Beamten gesprochen hatte?“ grinste ich ihn an. Mit großen Augen sah er mich an, „Also Geralt, einfach kleine sechszehn jährige Mädchen verführen.“ Fuhr ich fort. Ich hatte meinen Dolch ziehen können, als der Hexer noch nach Fassung rang. „Woher weißt du davon?“ wollte er wissen. „Ich weiß vieles. Unter anderem, dass dieser Kampf noch nicht vorbei ist!“ Ich erhöhte den Druck des Dolches etwas. Erschrocken sah er nach unten, die Spitze meines Dolches drückte leicht gegen seinen Schritt. Ich bemühte mich, nicht zu viel Druck auszuüben. Schließlich wollte ich ihn nicht ernsthaft verletzen und mit Yennefer wollte ich auch keinen Ärger, wenn Geralt ausgerechnet dort verletzt war. Er sprang zurück und funkelte mich an. „Du kleine …“ Er beendete seinen Satz nicht, da ich die Offensive ergriff, schließlich wollte ich nicht direkt wieder in die Ecke gedrängt werden. Mir blieb nur noch eine Möglichkeit diesen Kampf zu gewinnen, aber es wäre schwierig. Ich deutete einige Hiebe an, ehe ich mein Schwert mit voller Kraft gegen die Seite seines Knies prallen ließ. Natürlich mit der flachen Seite, nicht mit der scharfen. Ihm entkam ein Schmerzfluch und er fasste sich an das schmerzende Knie. Doch er fing sich schneller als erwartet. Ich hatte gar keine Zeit mich über meinen kleinen Teilsieg zu freuen oder ihn schachmatt zu setzen. Er humpelte leicht, aber ich konnte spüren, dass er den Kampf jetzt schnell beenden wollte. Ich wich aus oder parierte die Schläge von ihm, doch er hielt sich nicht mehr wirklich zurück. Mein Atem ging mittlerweile keuchend und jedes Mal, wenn ich einen Hieb parierte, spürte ich es im ganzen Körper. Er schlug mir beinahe das Schwert aus der Hand. Ich wollte erneut ausweichen, doch ich hatte nicht auf den Boden geachtet, ich stolperte und las Geralt mir einen weiteren Stoß versetzte, fiel ich zu Boden, mal wieder. Mein Schwert rutschte über den Boden und ehe ich reagieren konnte, war der Kampf wirklich vorbei. Geralt hielt mir die Klinge an den Hals. Ich keuchte nach Luft und sah zu ihm auf, erfreut stellte ich fest, dass auch sein Atem nicht mehr ganz so ruhig war, wie am Anfang. „So wie du kämpfst, solltest du ein Katzenamulett tragen!“ beschwerte er sich. „Ich dachte es sollte ein fairer Übungskampf sein?“ täuschte es, oder war er beleidigt. „Von Fairness wurde nichts gesagt, nur von Chancengleichheit.“ Schnaufte ich. Etwas anderes konnte ich nicht erwidern, ein Räuspern unterbrach uns. „Seit ihr jetzt endlich fertig mit eurem Kinderkram!?“ hörte ich eine kalte und strenge Stimme. Erstaunt sah ich in die Richtung. Es war Avallac’h der dort stand. Geralt schien genauso erstaunt zu sein, wie ich. „Was willst du?“ knurrte Geralt und nahm endlich sein Schwert von meinem Hals. Ich schloss meine Augen und versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. Während ich mich auf meine Atmung konzentrierte, rauschte das Blut in meinen Ohren, so dass ich nicht viel von dem Gespräch mitbekam, das die beiden führten. Ich hörte nur am Rande, wie Geralt sich entfernte und sich nach einiger Zeit andere Schritte näherten. „Alles gut Krümel?“ es war Letho, ich blinzelte ihm entgegen, als er sich zu mir hockte. „Ja, alles gut. Auch wenn ich verloren habe.“ Grinste ich schief. „Du hast es gut gemacht.“ Versicherte er mir. „Ja, damit hatte Geralt nicht gerechnet.“ Grinste Eskel, er und Lambert waren noch da. Doch dann wurde sein Blick etwas ernster, „Hör mal Alanya, das was Geralt da gestern sagte, das war nicht in Ordnung. Ich wusste nicht was er vor hatte, wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht mit gemacht. Er meinte nur, er hätte einen Plan.“ Eskel rieb sich den Nacken, als er sich entschuldigte. Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, was er da gerade sagte, ich setzte mich auf. „Was?“ ich sah ihn böse an, dann huschte mein Blick zu Lambert und Letho. „Wusstet ihr auch davon?“ besonders Letho sah ich scharf an. Abwehrend hob er die Hände, „Ich sagte doch schon, es ist deine Entscheidung. Ich wusste nichts von dieser Idee, ehrlich!“ beteuerte er mir. Abwartend sah ich Lambert an, „Hey, seh‘ mich nicht so an. Ich war in den Plan nicht eingeweiht. Aber solange es bewirkt, dass du wieder du selbst wirst.“ Zuckte er mit den Schultern. Ich presste die Kiefer aufeinander, Geralt hat mich gespielt, wie ein gut gestimmtes Musikinstrument. Und ich habe es noch nicht einmal bemerkt. Eskel versuchte die Situation zu entschärfen, in dem er Lambert fort zog, unter dem Vorwand, wissen zu wollen, was Avallac’h machte. „Wie geht es dir?“ wollte Letho wissen, „Etwas wund und morgen werde ich sicherlich einiges an blauen Flecken haben, aber deutlich besser.“ Grinste ich ihn an, dann zog ich ihn am Kragen zu mir und küsste ihn. Doch kaum berührten meine Lippen seine, musste ich auf zischen. Ich hatte die Platzwunde an meiner Lippe völlig vergessen. Ich wollte vorsichtig danach tasten, aber Letho hielt meine Hand fest, „Nicht, lass mich das drinnen versorgen.“ Bat er. Nickend stimmte ich zu und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. Das Adrenalin in meinem Blut ließ allmählich nach und so langsam konnte ich spüren, wo ich blaue Flecken bekommen würde. Erschöpft, aber deutlich ausgeglichener, folgte ich Letho in die Zitadelle. Im Erdgeschoss war es nicht so ruhig wie erwartet. Regis diskutierte offenbar mit Avallac’h, Ves schien nervös hin und her zulaufen, während Eskel und Lambert über irgendetwas zu lachen schienen. Das typische Chaos von Kaer Morhen. Wir wollten gerade das Erdgeschoss in Richtung Küche durchqueren, als Yennefer aus ihrem Turm kam. Sie steuerte gezielt auf Avallac’h zu, doch leider kreuzten wir ihren Weg. Mit gerunzelter Stirn sah sie mich an, „Was ist denn mit dir passiert?“ wollte sie von mir wissen. „Sowas kann beim Training schon mal passieren.“ Meinte ich nur und ging davon aus, dass sie meine dreckige Kleidung und die aufgeplatzte Lippe meinte. Ihre Augen wurden groß, „Du hast sie geschlagen?“ wollte sie entsetzt von Letho wissen. „Was, nein!“ Mischte ich mich schnell ein, bevor mein Hexer etwas erwidern konnte. „Das war Geralt.“ Murmelte ich, als ihr Blick zu mir zurück glitt. Ihre Augen verengten sich noch mehr und musterten mich eindringlich. Dann wandte sie sich ab und eilte zum Turm zurück. Kopfschüttelnd sah ich ihr hinterher, bis mir etwas einfiel. Meine Hand fasste an meinen Hals, ich trug meine Ketten noch nicht wieder, hatte sie in meinen Gedanken herumgeschnüffelt? Und wenn, was hatte sie dort gefunden. „Letho, meine Ketten bitte.“ Bat ich ihn leise. Ich wollte nicht, dass vielleicht auch noch Keira oder Avallac’h einen Versuch starten würden. Der Hexer neben mir zog sie aus einer Tasche und band sie mir beide um. „Besser?“ murmelte er. Ich nickte, „Ja danke, wer weiß was Yennefer jetzt schon wieder in meinen Erinnerungen gesehen hat.“ Ohne weitere Störungen kamen wir dann in der Küche an. Mein Hexer holte mit einer Schüssel Wasser aus dem Fass und auch ein paar saubere Tücher. Ich hatte mich in der zwischen Zeit auf die Bank gesetzt. Letho stellte die Schüssel neben mich und hockte sich zu mir. Er befeuchtete das Tuch und tupfte damit sanft über die Platzwunde. Ich verzog das Gesicht, schließlich war es nicht gerade angenehm. Dann nahm er sich meine Hände vor, unter dem Dreck kamen einige kleine Schürfwunden hervor. Die hatte ich bisher gar nicht bemerkt. „Das nächste Mal wieder Handschuhe.“ Murmelte Letho und zog ein kleines Steinchen aus meiner Haut. Ich seufzte, er hatte recht, ich hätte sie lieber anziehen sollen, auch wenn ich nicht geplant hatte, so oft auf dem Boden zu landen. „Letho, dort hinten im Regal stehen die Becher mit Schwalbe.“ Bat ich ihn. Er sah auf und zog eine Augenbraue hoch. „Nicht zum Trinken, aber du könntest es auf die Wunde tupfen. Das hatte Lambert auch bei dem Schnitt in meinem Gesicht gemacht.“ Erklärte ich mich schnell. Er nickte und stand. Er war gerade dabei, nach dem Becher zu greifen, als die Küchentür einen Spalt geöffnet wurde und jemand zögerlich klopfte. Ein blonder Kopf schaute herein, Ves. „Alanya, können wir reden?“ fragte sie leise. „Um was geht es?“ wollte ich von ihr wissen. „Wegen deinem Gespräch, gestern mit Yennefer.“ Sie trat nun völlig in die Küche und erstarrte, als sie Letho sah. Sie schien ihn vorher nicht wahrgenommen zu haben. „Woher weißt du von dem Gespräch?“ lenkte ich ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. „Ich habe euch zufällig gehört.“ Gab sie zu, ihr Blick huschte immer mal wieder zu dem Hexer. „Und was willst du nun?“ fragte ich sie misstrauisch. „Du kennst die Zukunft, oder? Deswegen sagte Yennefer, es sei deine Schuld, was mit Vesemir ist. Du hast ihm gesagt, was passieren wird. Du bist eine Seherin, oder?“ fragte sie mich. „Und wenn es so wäre, was geht dich das an!“ fauchte ich sie an. „Ich will dir helfen.“ Mit diesen wenigen Worten nahm sie mir völlig den Wind aus den Segeln. „Du willst helfen? Warum?“ fragte ich sie verdutzt. „Wegen Roche und Geralt.“ Sie spielte nervös mit ihren Händen. „Warum wegen den beiden?“ mischte Letho sich ein. Ves sprang erschrocken auf, aber auch ich hatte nicht mitbekommen, dass er sich genähert hatte. „Naja, für Geralt ist Vesemir eine Art Vaterfigur und wenn diesem etwas zustößt, ich denke er wäre am Boden zerstört und Roche ist ein sehr guter Freund von Geralt. Er würde vermutlich mit Geralt leiden.“ Versuchte sie zu erklären. „Und du hast beide sehr gern.“ Beendete ich ihre Überlegung. Mit großen Augen sah sie mich an, nickte aber dann. Ich seufzte und sah fragend zu Letho, doch der schien sich aus meiner Entscheidung wieder heraushalten zu wollen. Er schien hochkonzentriert das Tuch in den Trank zu tauchen und dann auf meine Schürfwunden zu tupfen. Ich zog meine Hände weg, der Alkohol in dem Trank brannte in den Wunden und als die Heilung anfing einzusetzen, fing es fürchterlich an zu jucken und zu kribbeln. „Es wäre schön, wenn ich Hilfe hätte, aber ich kann dir nicht mehr verraten, als du jetzt eh schon weißt.“ Murmelte ich. „Warum nicht? Ich schwöre, ich werde nichts verraten!“ beschwor sie mich. Ich schüttelte den Kopf, „Das hat damit nichts zu tun, ich kann einfach nicht.“ „Bitte! Wenn es nichts damit zu tun hat, dann lass mich dir helfen.“ Bettelte sie. Ich schüttelte wieder den Kopf. Als sie jedoch erneut den Mund aufmachen wollte, mischte sich Letho doch wieder ein. „Verstehst du es nicht? Sie kann dir nichts sagen, das hat nichts mit wollen zu tun. Sie wird krank, wenn sie es tun würde!“ fuhr Letho sie an. Ves zuckte zurück, „Ich, … es tut mir leid. Aber ich möchte dir wirklich helfen.“ Entschuldigte sich die Blonde. „Letho, sie wusste es nicht.“ Wollte ich ihn beruhigen. Ich konnte sehen, wie er tief durchatmete dann nickte er. „Könntest du ihr nicht, …“ bat ich ihn leise. Schließlich wäre ich froh, wenn ich jemanden hätte, der mir mit Vesemirs Rettung. Er seufzte und nahm sich wieder das Tuch, als er es wieder in den Trank tauchte, fing er an zu erzählen. Dabei tupfte er den Trank auf meine aufgeplatzte Lippe. Da dort die Wunde ein wenig tiefer war, als an meinen Handballen, war die Reaktion natürlich auch stärker. Ich versuchte das Gefühl zu vertreiben, in dem ich die Lippe bewegte, aber es brachte eher das Gegenteil. Dadurch, dass ich sie spannte, konnte der Trank bis an die tiefste Stelle dringen. Das Kribbeln und Jucken verstärkte sich noch mehr, als ich jedoch nach der Wunde greifen wollte, hielt Letho meine Hände fest. „Krümel!“ mahnte er, als ich stattdessen mit meinen Zähnen über die Wunde schaben wollte. „Es juckt aber so!“ jammerte ich. „Ich weiß, aber es wird gleich besser.“ Beschwichtigte der Hexer mich. Ves sah uns erstaunt an, „Was ist das für ein Zeug? Ich habe eine Wunde nie so schnell heilen sehen.“ Wollte sie wissen. „Es ist ein Trank. Ein Hexertrank.“ Erklärte ich knapp. „Ich habe gehört, die sind für uns hochgiftig.“ Erwiderte sie verwirrt. Letho nickte, „Sind sie auch, aber unter bestimmten Umständen, kann man sie trotzdem für Menschen verwenden.“ Meinte Letho. „Du bist auch ein Mensch!“ ich schnippte mit meinem Finger gegen seine Stirn. „Wenn du das sagst.“ Erwiderte er. Doch er klang nicht so, als wäre er wirklich damit einverstanden. „Letho, natürlich sind Hexer auch Menschen. Es heißt ja auch nicht, dass ein Krüppel kein Mensch mehr ist, nur weil er eine Gliedmaße verloren hat, nur das ihr halt etwas dazu bekommen habt.“ Doch der Hexer schüttelte nur den Kopf. Was für ein Sturrkopf. „Du bist also der Meinung, dass Jemand der Mutationen trägt, kein Mensch ist?“ wechselte ich die Strategie. Verwirrt sah er mich an. Auch Ves sah neugierig aus. „Wenn man danach geht, bin ich genauso wenig ein Mensch, auch Ves wäre kein Mensch. Oder Yennefer, oder Triss, oder jeder der keine braune Augen und braune Haare hat. Die anderen Farben entstanden durch zufällige natürliche Mutationen. Das wir als Erwachsene Milch vertragen, verdanken wir ebenfalls einer Mutation. Siehst du die weißen Stellen auf meiner Haut, auch eine kleine Mutation.“ Doch sein Blick wurde nicht besser. „Ich glaube Geralt hat dich doch härter am Kopf getroffen. Vielleicht sollte Regis sich dich einmal ansehen.“ Meinte er. Ich blickte zu Ves, aber sie sah auch nicht aus, als würde sie mir glauben. Ich seufzte, „Dann glaub mir halt nicht. Aber wenn es dir dann besser geht.“ Aber wenigstens hatte mich die Diskussion soweit abgelenkt, dass in der zwischen Zeit, das jucken und Kribbeln fast völlig aufgehört hatte. Letho nickte und verließ die Küche. „Ves, ich habe eine Idee, wie wir Vesemir retten könnten, aber es ist besser, wenn Letho nichts davon weiß. Falls etwas schief geht, kann er von niemanden beschuldigt werden. Außerdem würde er meine Idee niemals unterstützen.“ Flüsterte ich ihr zu. Sie nickte, „In Ordnung, dann treffen wir uns später.“ War sie einverstanden. Ich war erstaunt, dass sie sofort zustimmte, aber so wie ihre Augen funkelten, war es ihr hier vermutlich viel zu langweilig, so dass sie sich für jedes noch so kleine Abenteuer zu begeisterte. Kurz darauf kam Letho mit Regis zurück. Neugierig sah er mich an. „Letho meinte, du hättest dir den Kopf gestoßen?“ wollte der Vampir wissen. Ich schnaubte, „Nette Umschreibung dafür, dass er denkt ich würde wirres Zeug reden.“ Murmelte ich. „Und was würde ihn zu diesem Schluss kommen lassen?“ hakte er weiter nach. Regis sah mich gespannt an, ihn schien das wirklich zu interessieren. „Ich habe ihm versucht zu erklären, warum Hexer immer noch Menschen sind.“ Antwortete ich ihm daher. Er seufzte, „Ah ja, dies leidige Thema, ich habe mit Geralt auch des Öfteren solche Gespräche geführt.“ „Sie behauptet, dass alle Menschen, die weder braune Augen und braune Haare haben, ebenfalls Mutationen haben. Dass Erwachsene Milch vertragen, ebenfalls eine Mutation sei. Ich befürchte, der Schlag von Geralt vorhin, war doch etwas härter.“ Mischte sich Letho ein. Beleidigt schaute ich ihn an. Regis hingegen schaute verwirrt, „Wieso der Schlag von Geralt?“ wollte er wissen. „Weil sie einen Trainingskampf vorhin hatten.“ Antwortete Letho für mich. Regis sah mich ernst an, „Humpelt Geralt deswegen?“ wollte er wissen. „Ich habe ihn am Knie getroffen.“ Nickte ich. Regis kniff sich in die Nasenwurzel. „Ich nehme an, du wolltest seine Schwäche ausnutzen, aber dabei hätte viel kaputt gehen können, im Gelenk.“ Tadelte er. „Na und, er hätte mir auch Zähne ausschlagen können, oder den Kiefer brechen.“ Knurrte ich beleidigt. Warum bekam ich immer die Schuld? „Du hast doch nur einen kleinen Kratzer an der Lippe, ich denke nicht, dass Geralt so stark zu geschlagen hat.“ Erwiderte der Vampir, als er auf meine Lippe geblickt hatte. „Wenn du das sagst!“ maulte ich und stand auf. Regis machte mir Platz, als ich in Richtung Tür ging, doch Letho hielt mich auf. Sanft hielt er mich an meinem Handgelenk fest. „Was ist mit der Untersuchung?“ wollte er wissen. „Du hast doch gehört, nur ein kleiner Kratzer!“ ich löste mich aus seinem Griff, ich hatte gerade die Schnauze voll, dass man meine Aussagen entweder nicht glaubte oder mich als verrückt bezeichnete. Ich verließ die Küche und setzte mich in den Essbereich. Ich strich mir genervt durch die Haare, warum war immer alles so kompliziert? Fühlte sich Galileo damals auch so, als er mit seinem Wissen der damaligen Zeit soweit voraus war? Er wurde zwar nicht als verrückt bezeichnet, aber als Ketzer. Ein heißes Bad und ein guter Film wären jetzt vermutlich das richtige, um wieder runter zu kommen, aber für das eine müsste ich bei Keira oder Yennefer betteln gehen und das andere stand hier definitiv nicht zur Verfügung. Selbst ein entspannter Ausritt stand nicht zur Auswahl, ich könnte zwar ausreiten, aber entspannt würde der Ritt sicherlich nicht werden, nicht mit den vielen Monstern im Tal. Es war zum Mäuse melken. Seufzend blickte ich mich um, mein Blick fiel auf eine Kiste, die an der Wand stand. Darauf lag der Kohlestift und ein paar Pergamente. Vielleicht würde zeichnen mich ein wenig ablenken. Ich holte mir die Utensilien und fing einfach an zu zeichnen, ich hatte keine Idee was es werden würde. Ich ließ den Stift einfach so über das Papier gleiten. Nach und nach konnte man erkennen was es wurde. Auf dem ersten blick sah es nach einem Pferd aus, aber die Nüstern waren ein wenig zu groß geworden und auch die Ohren sind mir nicht gelungen. Aber es musste ja nicht unbedingt ein Pferd werden. Ich malte einfach weiter. „Stellst du dir so, die gestreiften Pferde vor?“ wurde ich unterbrochen. Ich hatte nicht bemerkt das sich jemand genähert hatte und vor Schreck hätte ich beinahe das Bild ruiniert. „Das ist kein gestreiftes Pferd, sondern ein Zebra!“ das Zeichnen hatte nicht wirklich etwas gebracht, ich war immer noch genervt. Ich blickte über meine Schulter und sah wie Geralt die Stirn runzelte. „Heißen die so? Ich habe bisher immer nur von gestreiften Pferden gehört.“ Wollte er wissen. „Ja die heißen so. Es sind Zebras und keine Pferde. Zwei verschiedene Arten, sie können sich zwar verpaaren, aber der Nachkomme ist unfruchtbar, wie bei einer Kreuzung zwischen Pferd und Esel.“ Erklärte ich. „Du hast sie schon gesehen?“ fragte der weißhaarige Hexer. Ich nickte, „Ja, ich habe schon welche gesehen.“ Bestätigte ich. „Gibt es sie in deiner Heimat?“ fragte er weiter. „Ja.“ Gab ich knapp zurück und wandte mich wieder dem Bild zu. Geralt schwieg eine Weile, bis er mich wieder unterbrach. „Hast du schon mal von Borch drei Dohlen gehört?“ „Ja, habe ich und von seiner Tochter auch.“ Antwortete ich automatisch. „Ha ich wusste es!“ jubelte er begeistert. „Ich denke ich weiß jetzt woher du kommst!“ verkündete er. Erschrocken sah ich ihn an. Wusste er es wirklich und wenn ja, wie hatte er es rausbekommen? „Was? Woher?“ fragte ich zögerlich. „Die Idee kam mir, als du mich mit nur zwei Fingern am Boden hieltst und diese Kampftechnik, die du gezeigt hattest. Du kennst den goldenen Drachen und die gestreiften Pferde. Dein stechender Blick, wenn dich etwas stört und so wie du reagiert hast, als ich gestern mit dir sprach. Du kommst aus Serrikanien, oder? Aber warum hast du so ein Geheimnis draus gemacht?“ wollte er wissen. Erleichtert atmete ich auf, er wusste es also doch nicht wirklich. Aber was sollte ich jetzt darauf erwidern? „Also, warum die Geheimnisse?“ wiederholte er seine Frage. „Du weißt das Serrikanien ein Matriarchat ist und du kennst die Männer hier in den nördlichen Königreichen.“ Blieb ich wage und mied seinen Blick. Er legte eine Hand auf meine Schulter. „Ich verstehe.“ Meinte er nur. Ich atmete innerlich auf, er schöpfte keinen Verdacht, doch glücklicherweise wurden wir unterbrochen, bevor ich gezwungen war ihm zu antworten. „Geralt wo bleibst du? Ich will nicht länger warten!“ rief Yennefer durch das Erdgeschoss. „Warten, worauf?“ wollte ich verwirrt wissen. „Wir werden Avallac’h begleiten und Ciri holen.“ Antwortete er und machte sich auf den Weg in Richtung Yennefer. Mir blieb der Mund offen stehen, das lief falsch. Warum jetzt schon? Warum zu dritt und was ist mit den Verbündeten. „Aber?“ fing ich an, doch Geralt war bereits beinahe an der Tür. Ich sprang auf, „Geralt warte!“ rief ich ihm nach und lief zu ihm, erstaunlicherweise blieb er stehen und drehte sich zu mir um. „Was ist denn noch?“ wollte er genervt wissen. „Wenn, … wenn ihr Ciri herbringt, dann kommt doch die wilde Jagd her. Wir sind noch nicht vorbereitet genug. Wir brauchen weitere Hilfe!“ versuchte ich ihm klar zu machen. „Wir haben zwei höhere Vampire hier, insgesamt 5 Hexer und zwei Zauberinnen, mehr werden wir nicht brauchen.“ Widersprach er. „Aber, …“ wollte ich erneut ansetzen, doch Yennefer rief erneut von draußen und Geralt ließ mich einfach stehen. Ich eilte ihm hinterher, „Geralt!“ rief ich nach ihm, doch er ignorierte mich und ehe ich ihn erreichen konnte, trat er mit Yennefer und Avallac’h durchs Portal. „Scheiße!“ fluchte ich. Verärgert starrte ich auf das sich schließende Portal. Aber scheinbar war nicht nur ich einfach so stehen gelassen worden. Keira fluchte ebenfalls, als ich mich zu ihr umdrehte, kam sie gerade aus der Zitadelle gerannt. Sie zog einen kleinen Seesack hinter sich her. „Wollest du irgendwo hin?“ fragte ich sie verwirrt. „Ich wollte mit! Geralt sagte, sie würden auf mich warten!“ zeterte sie. Ich kniff mir in die Nasenwurzel, man gut, dass sie nicht gewartet hatten. Noch mehr Änderungen könnten fatal sein. „Was ist den hier los?“ wollte Vesemir wissen. Er wurde wohl durch unser Gemecker angelockt. Keira fing sofort an sich zu beschweren, darüber dass Geralt sie hatte stehen lassen. Er hörte es sich eine Weile an, ehe er mich anschaute. „Es ist viel zu früh, er hätte alleine los gesollt.“ Rechtfertige ich mich. Keira sah mich verwirrt an, doch Vesemir hatte verstanden. „Komm mit.“ Meinte er und deutete mit dem Kopf zur Tür zurück. Seufzend nickte ich und folgte ihm, Keira folgte uns und forderte, dass man ihr erzähle, was ich meinte. Ihren Seesack ließ sie draußen liegen. „Also?“ fragte mich der alte Hexer, als wir drinnen waren. „Es läuft falsch!“ meckerte ich, „Es sind zu wenige hier, wir werden es alleine nicht schaffen! Die Vorbereitungen sind noch nicht abgeschlossen!“ klagte ich. Ruhig hörte mir Vesemir zu, runzelte aber die Stirn. „Können wir das richten?“ wollte er dann wissen. Ich zuckte mit den Schultern, ich wusste es nicht genau, aber ich konnte ihn verstehen, auch wenn er selbst bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte, wollte er, dass die anderen die Schlacht überlebten. Der Hexer rieb sich das Kinn, „Weißt du wer noch kommen sollte?“ ich nickte, Triss und die Skelliger fehlten definitiv noch, ob Sigi dieses Mal ein paar Männer schicken würde wusste ich nicht. „Keira, hatte Yennefer noch irgendwas gesagt?“ wandte er sich an die Zauberin, die immer noch bei uns stand und versuchte dem Gespräch zu folgen. Sie überlegte kurz, „Jetzt wo du es sagst, sie meinte neulich, das Triss kommen wollte. Aber was meint Alanya mit Vorbereitungen? Was wird passieren?“ wollte sie wissen. „Du wirst Triss kontaktieren, sie weiß wo Kaer Morhen ist. Sie soll herkommen.“ Forderte der Hexer. Die Zauberin wirkte noch immer verwirrt. „Keira bitte, es ist wichtig, dass du sie erreichst.“ Bat ich sie. Sie nickte, „In Ordnung, in Ordnung! Aber nur weil ich mir jetzt sorgen mache! Ich will später dafür alles wissen!" keifte sie und stürmte davon. Ich hoffte nur, dass uns genügend Zeit blieb, um noch alles zu regeln. Mit Keiras Neugierde würde ich mich dann befassen, wenn sie wieder auftrat. „Wie viel Zeit haben wir noch?“ fragte der Hexer mich dann. „Ich weiß es nicht, es muss noch so viel gemacht werden.“ Ich stockte, mir fiel gerade etwas ein. „Für das eine Problem habe ich vielleicht eine Lösung.“ Meinte ich. „Ich werde in ein paar Stunden wieder da sein!“ rief ich und stürmte los. Das „hoffentlich“ behielt ich für mich. Ich war schneller aus der Festung, bevor einer der anderen reagieren konnte. Ich hatte Tetris nur schnell die Trense aufgezogen und schwang mich auf seinen blanken Rücken. Reiten ohne Sattel war deutlich schwerer als es aussah, aber zum Glück hatte mein Pferd einen angenehm breiten Rücken und zur not konnte ich mich auch an der Mähne festhalten. Ich trieb den Wallach aus dem Tor und dann in Richtung See. Ich blieb weit genug vom Wasser entfernt, so dass die Ertrunkenen mich ignorierten. Viele Wölfe gab es aktuell zum Glück nicht mehr. Ich hoffte nur, dass alles so klappte, wie ich es mir dachte, wenn nicht, würde ich mir wohl keine Gedanken mehr machen brauchen, ob und wie sauer die Hexer sein würden. Als ich die Ruinen des alten Wachturms erreichte, verlangsamte ich Tetris, zum einen, um nicht doch von einem Monster überrascht zu werden und zum anderen, damit ich, tief auf den Pferdehals gelehnt, die schmale Tür in der Mauer passieren konnte. Zu meinem Glück erwartete mich kein Monster in der Ruine und ich konnte ungehindert hindurch reiten. Bevor ich das Ende des Weges erreichte lenkte ich Tetris wieder Richtung See. Da ich nun zwischen den Bäumen und dem Unterholz hindurch musste, konnte ich kein schnelles Tempo mehr reiten, so trieb ich Tetris nur in einen verstärkten Schritt. Allerdings musste ich auch meine Ohren aufsperren, hier gab es noch Monster. Keiner der Hexer hatte bisher hier ‚aufgeräumt‘. Auf der ersten Anhöhe, an der Spitze des Sees, ließ ich mich vom Pferd rutschen. Ich machte die Zügel so an der Trense fest, das Tetris nirgends hängen bleiben konnte, falls er vor Monster fliehen müsste, aber auch nicht reintreten konnte, falls er fressen würde. „Pass auf dich auf Junge, bleib hier. Aber wenn du angegriffen wirst, lauf zurück in den Stall, wenn ich nicht zurück kommen sollte, bis es dunkel ist, dann lauf auf zurück.“ Sprach ich mit ihm, in der Hoffnung das er mich verstehen würde. Wenn es alles nach Plan lief, oder eben auch nicht, würde ich eh nicht reiten können. Tetris schnaubte nervös, vermutlich weil er die Nekker in der Ferne hörte. Ich klopfte ihm noch einmal beruhigend den Hals und machte mich dann auf den Weg. Ich behielt meine Umgebung sorgsam im Auge, da ich nicht ausversehen in eine Nekkerhorde geraten wollte, aber auch nicht den Aufstieg verpassen. Ich stieg eine Weile den Berg hinauf, als ich Tetris wiehern hörte. „Verdammt!“ fluchte ich. Er wurde tatsächlich angegriffen. Ein weiteres Wiehern zeigte mir, dass er sich entfernte. Ein runter klettern würde sich also nicht lohnen. Ich hoffte nur dass er unverletzt blieb. Ich wandte mich wieder dem Aufstieg zu. Ich wollte gerade in einen Grasbüschel greifen, um ein wenig halt zu finden, als ich gerade noch so meine Bewegung stoppen konnte. Beinahe hätte ich einen Kadaver gefasst. Der Fellfarbe her nach, scheinbar ein Kaninchen. Ich war eindeutig im Revier der Nekker. Angespannt horchte ich, doch noch konnte ich nichts hören. Allerdings änderte sich das schnell. Das Keckern und das Rascheln wurde lauter. Sie schienen mich gewittert zu haben und folgten meiner Spur, die Anhöhe hinauf. Ich suchte mir eine etwas geradere Fläche, wo ich nicht so schnell einen Abhang hinunter stürzen konnte und zog meine Silberklinge. Ich war froh, dass ich meine Rüstung noch nicht abgelegt hatte, als Letho meine aufgeplatzte Lippe behandelte. Leider hatte ich aber weder Öle noch Tränke dabei, es musste also ohne diese Rettungsleine gehen. Ich musste mich halt nur konzentrieren. Ich fasste das Schwert fester und kurz danach tauchte der erste Nekker vor mir auf. Der erste war kein Problem, aber dafür die anderen. Sie versuchten mich einzukreisen, eine bevorzugte Jagdtechnik, wie ich aus dem Bestiarium wusste. Einige von ihnen zögerten noch, schienen auf eine passende Gelegenheit zu warten, während ein anderer bereits auf mich zusprang. Sein Maul weit aufgerissen und die Krallen in meine Richtung gestreckt. Ich wich aus, nur um gleich dem nächsten ausweichen zu müssen. In der Zeit hatten die Monster den Kreis um mich geschlossen, aber glücklicherweise griffen nicht alle gleichzeitig an. Ich versuchte möglichst alle im Auge zu behalten, so wie Geralt und Letho es versucht hatten mir beizubringen. Als ich jedoch immer weiter in die Defensive gedrängt wurde, bekam ich ein mulmiges Gefühl. Ich hatte damit gerecht, Probleme mit dem Wyvern weiter oben zu bekommen, aber nicht mit den Nekker. Ich hatte mich so sehr an die Anwesenheit eines Hexers gewöhnt, dass ich die Nekker auf die leichte Schulter genommen hatte. Hoffentlich rächte sich das jetzt nicht. Ein brennender Schmerz am Oberschenkel riss mich wieder in die Realität zurück. Einer der Nekker hatte mich erwischt, aber ein kurzer Blick zeigte, dass es nur Kratzer waren. Ich sollte wirklich etwas gegen meine ungeschützten Oberschenkel unternehmen. Ich rächte mich für die Verletzung, in dem ich den Nekker den Arm abtrennte. Sofort spritzte überall sein Blut umher. Ich hieb um mich, damit die anderen Monster abstand hielten. Dann konzentrierte ich mich auf einen nach den anderen. Ich erlitt noch ein paar mehr Kratzer, einer hatte es sogar geschafft, mir auf den Rücken zu springen, doch das Kettengeflecht an meiner Rüstung schützte meine Schulter. Die Zähne des Nekkers gingen glücklicherweise nicht hindurch. Aber am Ende konnte ich sie besiegen, auch wenn ich nun überall deren Blut an mir kleben hatte und einige Kratzer mehr einstecken musste. Ich versuchte möglichst viel Blut von meiner Rüstung und der Klinge zu bekommen, aber mit Blättern und ohne Wasser war nicht viel möglich. Hauptsache das Schwert war sauber. Ich kontrollierte auch die Klinge, aber glücklicherweise hatte sie keine Scharten abbekommen und nachschärfen musste ich auch noch nicht. Ich suchte mir weiter einen Weg nach oben und versuchte mir in Erinnerung zu rufen, wie man am besten den steileren Abhang hinauf kam. Ein lauter Schrei erschreckte mich. Ich schaute nach oben und konnte gerade noch sehen, wie ein Wyvern aus meiner Sicht verschwand. So schnell ich konnte suchte ich mir Deckung in ein paar Büschen und spähte nach oben durch die Baumwipfel. Hoffentlich hatte er mich nicht entdeckt und suchte mich nun jetzt nicht. Gegen einen Draconiden hätte keine Chance. Tatsächlich kreiste er noch einige Male über mir, doch ein paar Rehe, die sich nach hier oben verirrt hatten, lenkten ihn zum Glück ab. Vorsichtshalber wartete ich noch einige Minuten, bevor ich mich wieder hinaus traute. Mein Herz raste und meine Hände zitterten noch leicht, das war sowas von verdammt knapp gewesen. Für einen kurzen Moment überlegte ich umzudrehen, doch ich entschied mich dagegen, schließlich hätte ich den gefährlichsten Teil fast hinter mich gebracht. Der Wyvern tauchte nicht mehr auf und ich wandte mich dem Abhang zu, der über und über mit Schotter bedeckt war. Da musste ich jetzt irgendwie rauf. Alle anderen Felswände wären zu steil, um sie ohne Kletterausrüstung überwinden zu können. Im Spiel konnte Geralt einfach hinauf gehen, also probierte ich es ebenfalls so. Aber ich war nun mal kein Hexer, meine Motorik und mein Gleichgewicht arbeiteten nicht so perfekt zusammen und ich verlor den Halt auf dem Schotter. Ich rutsche mehrere Male ein Stück hinunter und ratschte mir so die Hände und Knie auf. Als ich es dann doch endlich nach oben geschafft hatte, wischte ich zischend die Steinchen aus den Wunden. Seufzend und mit brennenden Knien, machte ich mich wieder auf den Weg, den Platz der Elemente konnte ich schon sehen. Hierher mussten damals die angehenden Hexer gelangen um ihre Amulette aufzuladen. Hierher hätte Geralt eigentlich mit dem Phylakterium kommen sollen, aber als ich die Ruine erreichte, wurde klar, dass er dies nicht getan hatte. Der Platz war gänzlich verlassen und nichts deutete darauf hin, dass kürzlich jemand hier war. Nachdem ich dort kurz verschnauft und die Aussicht genossen hatte, machte ich mich auf, um mein eigentliches Ziel zu erreichen. Nur noch ein paar hundert Meter. Aber natürlich befanden sich auch die Nekker noch dort, zum Glück nur zwei. Bevor ich jedoch den zweiten besiegen konnte, wurde dieser von einer riesigen Hand erfasst und gegen eine Felswand geschleudert. „Verdammte Nerv-Nekker!“ beschwerte sich eine raue Stimme. „Nekker schmecken nicht!“ konnte ich eine andere Stimme hören. Sie waren wach und zumindest zwei von ihnen waren zuhause. Naja, wo sollten sie auch groß hin. Da ich mich an das Gespräch mit ihnen aus dem Spiel erinnerte steckte ich mein Schwert weg, doch das Geräusch ließ sie alarmiert herum wirbeln. „Hexer! Das ist unser Gebiet!“ bellte einer der beiden. Der andere jedoch schüttelte den Kopf, „Kein Hexer, Peng. Hexer kommen aus Höhle!“ „Doch Ping. Der hat zwei pickse Dinger auf dem Rücken!“ entgegnete der andere. „Ich bin wirklich kein Hexer!“ versuchte ich ihnen schnell zu beteuern. „Was willst du hier?“ wollte der erste wieder wissen, während der zweite sich verwirrt den Kopf kratzte. „Ich bin hier, weil ich euch um Hilfe bitten möchte.“ Antwortete ich dem Troll. Der eine Troll, Peng vermutlich, stiefelte in Richtung ihrer Wohnhöhle. „Pong! Pong! Hexerse wollen Hilfe!“ rief dieser. Ich musste leicht schmunzeln, da war die Mutter der drei, aber ziemlich kreativ gewesen, Ping, Pong und Peng. Aber die Trolle, die Thaler schnappten, hatten ja ähnlich dumm klingende Namen. Ogg, Pogg und Rogg, war vielleicht üblich unter Trollen. Der Troll vor mir behielt mich im Augen, währen wir auf die Ankunft des dritten warteten. Erstaunlicherweise dauerte es nicht sehr lange bis Peng und Pong an geschlurft kamen. Der dritte Troll kam unheimlich dicht an mich ran und schien zu schnüffeln. Dann wedelte er mit seiner riesigen Hand vor seinem Gesicht herum, „Puh, stinkt wie Nekker!“ beschwerte er sich. „Hab ja auch welche getötet und habe nun überall ihr Blut auf mir!“ maulte ich. Der Troll sah mich skeptisch an, naja soweit man ihren Gesichtsausdruck deuten konnte. „Du sein Monstertöter? Aber du sein kein Hexer.“ Fragte er. „Ich bin kein Hexer.“ Bestätigte ich, „Und Monster greife ich nur an, wenn sie mich angreifen und gefährlich sind.“ Erklärte ich dann. „Aber wir sein Trolle, Trolle sein Monster, Monstertöter töten Monster, wie Hexer.“ Argumentierte Pong. „Nicht alle! Nicht alle Hexer töten alle Monster. In der Burg haben wir auch gerade zwei Vampire, einer davon ist ein sehr guter Freund von einem Hexer!“ widersprach ich. „Und du wollen Hilfe für Hexer?“ wollte er dann wissen. „Wir nicht helfen Hexerse!“ mischte sich der andere Troll ein und stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. Bevor ich reagieren konnte, gab Pong ihm einen Stoß gegen den Hinterkopf, „Hey, Mama sagte immer, sei anständig zu Weibchen, niemals Weibchen anbrüllen. Du weißt was sie mit Papa gemacht hat, wenn er das tat!“ tadelte der größte von ihnen. Konnten Trolle blass werden? Es wirkte beinahe so. „Das sein Weibchen? Ein Hexer Weibchen? Ich habe noch nie eins gesehen.“ Fragte er erschrocken. „Mein Partner ist ein Hexer.“ Nickte ich. Er streckte seinen Finger aus und wollte mich scheinbar anstupsen. „Hey!“ rief ich und wich einen Schritt zurück. Aber auch der dritte Troll musterte mich nun neugierig. „Was sein mit Hexer? Warum wir helfen sollen?“ wollte Pong dann wissen. „Sie werden bald angegriffen. Böse Elfen werden kommen.“ Ich schluckte die aufkommende Übelkeit so gut es ging runter. Ich musste erst die Trolle überzeugen, uns zu helfen. „Ihr seit starke Felstrolle, ihr könnt helfen. Ihr könntet die Mauern stützen und die Elfen einfach so umhauen. Bestimmt schmecken die Elfen auch besser, als die Nekker, die hier leben.“ Versuchte ich sie zu überreden. „Was für Elfen, warum Hexer nicht alleine kämpfen?“ wollte der Troll wissen. Ich schluckte, konnte ich noch mehr aus der Zukunft enthüllen? Was würde mir passieren, wenn ich es täte? „Auch wenn ihr hier so abgelegen wohnt, habt ihr doch sicherlich schon von der wilden Jagd gehört, aber es sind keine Geister, sondern Elfen und sie wollen ein Mädchen, dass die Hexer hier vor einigen Jahren aufgezogen haben. Aber die Hexer sind nicht stark genug, um gegen alle zu kämpfen, deswegen brauchen sie Hilfe, sonst werden sie sterben.“ Kaum hatte ich ausgesprochen, konnte ich mich gerade noch so hinter einen Felsen beugen. Ich würgte und hustete, doch so wirklich kam nichts hervor, da seit meinem Frühstück schon eine ganze Weile vergangen war. Trotzdem konnte ich nicht aufhören, auch als bereits kaum noch Luft bekam. Ich spürte mehr, als ich es sah, dass die Trolle näher kamen. „Weibchen krank?“ hörte ich einen von ihnen fragen, doch ich konnte nicht reagieren, auf Grund des Sauerstoffmangels, verdunkelte sich bereits meine Sicht. Als ich endlich wieder zu mir kam, schaukelte die Welt um mich und es fühlte sich an, als ob ich auf warmen Felsen liegen würde. Was war passiert? Langsam viel es mir wieder ein, die Trolle, wie ich Teile der Zukunft offenbarte und dann Dunkelheit. Ich hatte noch immer den sauren Geschmack von Galle im Mund und mir war immer noch leicht übel. Vorsichtig schlug ich die Augen auf und starrte von unten auf das Kinn von einem der Trolle. Ich zuckte automatisch zusammen, dass jedoch lenkte die Aufmerksamkeit des Trolls auf mich und er schaute nach unten, zu mir. Sein lippenloses Maul, das die spitzen Zähne offenbarte, war mir, für meinen Geschmack, viel zu nahe. „Weibchen wieder wach!“ stellte er erfreut fest. „Pong bringen Weibchen zu Hexer zurück.“ Meinte er und so langsam dämmerte es mir, warum die Welt um mich herum schaukelte, der Troll trug ich in seinen Armen. Stöhnend schloss ich die Augen, verdammt, hoffentlich sah mich so keiner. Zerrissene Kleidung, überall Blut an mir, sonderlich gesund dürfte ich im Gesicht auch nicht aussehen und in den Armen eines Trolls. Die Hexer würden ausflippen. Ich versuchte mich zu befreien, doch der Troll festigte seinen Griff um mich. „Lass mich runter.“ Forderte ich. „Nein, Weibchen sein nicht gut. Pong tragen. Wir bald da.“ „Nenn mich nicht Weibchen, mein Name ist Alanya.“ Schmollte ich und sah mich so gut es ging um. Tatsächlich konnte man die Festung bereits sehen, es war wirklich nicht mehr weit. Die anderen beiden konnte ich zwar nicht sehen, aber hören und es klang, als würde einer von ihnen ihren großen Kessel mitschleppen. Hoffentlich war Tetris zur Festung zurück gelaufen und auch unverletzt dort angekommen. Ihn ansonsten im Tal suchen zu müssen, wäre kein Kinderspiel. „Mauern schlecht.“ Hörte ich einen der Trolle hinter uns brummeln. Ich musste ihm zustimmen, das Mauerwerk war in einem schlechten zustand. Da die Trolle nicht gerade leise waren, schienen die Hexer bald auf uns aufmerksam geworden zu sein. Als wir das letzte Stück Weg zur Festung hinaufgingen, konnte ich sehen, wie jemand vorne am Tor stand und dann ins innere verschwand. „Pong, lass mich runter!“ forderte ich noch einmal, aber er weigerte sich und so musste ich mich in mein Schicksal fügen. Wir erreichten die Tore der Festung und wie mittlerweile befürchtet, erwarteten die Hexer, mit gezogenen Klingen, die Trolle. „Was wollt ihr hier? Euer Platz ist in den nördlichen Bergen.“ Wollte Vesemir wissen. „Weibchen sagt, Hexer brauchen Hilfe, wenn Elfen kommen. Wir Elfen wollen, Nekker nicht schmecken.“ Brummte Pong. „Welches Weibchen?“ konnte ich Eskel verwirrt fragen hören. „Hexer Weibchen. Alana.“ Antwortete er. „Krümel? Wo ist sie, was habt ihr mit ihr gemacht?!“ Letho, oh je, das würde für mich sicherlich noch ärger bedeuten. „Wir nix machen mit Weibchen, sie zu uns kommen und Hilfe wollen, dann Weibchen krank!“ knurrte einer der anderen Trolle. „Lass mich runter Pong.“ Flüsterte ich. Doch der Troll schüttelte den Kopf. „Weibchen sein nicht gut, welcher sein dein Hexer?“ wollte er wissen. „Der große, ohne Haare.“ Gab ich zurück. Kaum hatte ich ausgesprochen, setzte der Troll sich in Bewegung. Ich verbarg mein Gesicht in den Händen, verdammt war das peinlich und unangenehm. Pong drückte mich in Lethos Arme, der wie verwurzelt stehen geblieben war, als er mich in den Armen des Trolls gesehen hatte. „Krümel?“ hauchte er besorgt. „Weibchen sein Krank, Hexer müssen aufpassen. Und sein Name Alana, nicht Krumel!“ meinte der Troll noch, ehe er wieder ein paar Schritte zurück trat. „Hey, Schatz.“ Murmelte ich, als ich in das besorgte Gesicht von Letho schaute. „Was ist passiert?“ wollte er wissen. „Ich hab Hilfe gegen die wilde Jagd besorgt.“ Versuchte ich mich zu erklären. Doch er zog nur eine Augenbraue hoch und zu meiner Freude, ließ er mich runter, so dass ich endlich wieder auf meinen eigenen Füßen stehen konnte. „Wie bist du durch die Höhle von Speerspitze gekommen?“ fragte Vesemir mich. „Gar nicht, man muss nicht durch die Höhle.“ Antwortete ich ihm. „Der Gebirgspfad ist aber nicht mehr passierbar.“ Mischte sie Lambert nun ein. Ich zuckte mit den Schultern. „Hab ja auch keinen Weg benutzt. Bin ein bisschen geklettert.“ „Und die Trolle haben dir wirklich nichts getan? Du bist voller Dreck und Blut.“ Fragte Letho besorgt. „Das kommt von den Nekkern und weil ich beim Klettern ein wenig abgerutscht bin. Nur oberflächliche Kratzer, keine Sorge. Die Trolle haben nichts mit mir gemacht.“ Bestätigte ich. Sein Blick verriet mir was er davon hielt, daher hielt ich dann doch erst einmal den Mund. „Sie kam nicht durch Höhle. Kam vom Wasser.“ Mischte sich einer der kleineren Trolle ein. Es war der, der den Kessel getragen hatte. Ich konnte sehen, wie bei Eskel und vor allem Lambert die Rädchen im Kopf arbeiteten und wie ihnen ein Licht aufging. Glücklicherweise sagten sie nichts von dem Wyvern. Denn Letho wusste zum Glück nichts von ihm. „Wo sind die anderen?“ wollte ich ablenken und das Thema wechseln. „Drinnen. Was machen wir jetzt mit den Trollen?“ wollte Eskel wissen. „Sie wollen helfen, wir finden sicherlich einen Platz, wo sie solange bleiben können.“ „Du weißt, dass dies eine Hexerfestung ist?“ wollte Vesemir wissen, er war scheinbar alles andere als begeistert. „Aber wir können jede Hilfe gebrauchen, die wir kriegen können.“ Entgegnete ich entschlossen. „Das sind Trolle!“ fluchte Vesemir. „Ich weiß, Felsentrolle. Aber sie und ihre Familie haben euch schon damals bei den Prüfungen geholfen! Warum sollten sie jetzt nicht helfen dürfen? Sie werden nichts tun, sie hätten meine Schwäche ausnutzen können und mich in ihren Topf werfen können, stattdessen haben sie sich entschlossen, mich hierher zu tragen!“ widersprach ich. „Ach macht doch was ihr wollt, das tut ihr ja eh schon die ganze Zeit!“ wütend warf Vesemir die Hände in die Luft und stapfte davon. Ich seufzte und sah ihm hinterher. Es hätte mir klar sein sollen, dass der alte Hexer nicht begeistert davon sein würde. Aber dabei hatte er doch noch gefragt, ob ich das ausgleichen könnte, das Geralt zu früh los ist. Ich blickte zu den anderen Hexern, aber diese schienen ebenso wenig begeistert zu sein. „Und wo sollen sie so lange bleiben? Nach drinnen können sie ja schlecht?“ wollte Eskel dann wissen. „Ich habe eine Idee, in dem kleinen Innenhof, mit dem zerfallenen Turm. Dort könnten sie sich einrichten.“ Schlug ich vor. Eskel schüttelte den Kopf, „Wehe sie machen ärger.“ Meinte er noch, ehe er sich Lambert und Vesemir anschloss und den unteren Hof verließ. Die Trolle standen immer noch dort und sahen sich interessiert um, da ich nicht wirklich wusste, was ich jetzt machen sollte, stellte ich sie Letho einfach vor. „Letho, das sind Ping, Pong und Peng. Sie bewachen eigentlich den Pfad zum Platz der Elemente, den die Adepten damals immer nehmen mussten.“ Er runzelte die Stirn, „Und wer ist wer?“ fragte er resigniert. „Pong ist der größte, bei den anderen beiden bin ich mir nicht sicher.“ Flüsterte ich. Er brummte nur etwas Unverständliches, daher wandte ich mich den Trollen zu. „Ping, Pong und Peng, das ist der Hexer Letho, er ist mein Partner. Kommt, wir werden euch zeigen, wo ihr so lange bleiben könnt. Ich hoffe, ihr könnt euch mit eurer neuen Unterkunft anfreunden.“ Die Trolle besahen sich Letho erneut und nickten dann. „Klein für Troll, aber für Hexer gut. Guter Partner.“ Nickte Pong und machte sich dann auf den Weg, um mir zu folgen. Auch Letho folgte mir, wenn auch nur widerwillig. Zu meiner Freude waren sie mit der kleinen Turmruine als Unterschlupf zufrieden, nur den Baum, der dort mittig wuchs, wollten sie fällen. Das sollte niemanden stören, daher verbot ich es ihnen nicht. Als die Trolle anfingen sich einzurichten, ließ ich sie alleine und ging zurück in Richtung Tor. „Und wo willst du jetzt schon wieder hin?“ wollte Letho wissen. Ich zuckte bei seinem genervten Ton ein wenig zusammen, „Ich muss nach Tetris schauen, er ist doch hier angekommen, oder?“ Murmelte ich fragend. „Der ist bei den anderen Pferden, er hat ziemlich üble Kratzer abbekommen, deswegen wollten wir gerade aufbrechen, um dich zu suchen.“ Brummte der Hexer. Er hatte kaum ausgesprochen, da eilte ich los zum Unterstand. Tetris stand dort ruhig bei den anderen und war am fressen. An seinem Oberschenkel waren die Spuren der Nekkerklauen deutlich zu sehen, aber jemand hatte ihn zum Glück schon versorgt. Als ich näher trat, konnte ich sehen, dass er das verletzte Bein leicht entlastete. „Hey Junge.“ Flüsterte ich und kraulte ihn sanft am Widerrist. Er schnaubte nur und kaute weiter auf dem Heu rum. „Hm, wir beide werden wohl erst mal nicht so schnell wieder wohin reiten. Tut mir leid, dass ich nicht auf dich aufpassen konnte.“ Murmelte ich zu dem Pferd. „Lambert hat sich um ihn gekümmert. Na komm, du brauchst auch etwas Pflege.“ Meinte Letho und legte eine Arm um meine Taille. Ich nickte und zusammen gingen wir hoch zur Festung. „Wolltest du nicht eigentlich bedachter handeln und vorher nachdenken?“ stellte Letho mich zur Rede. „Ja wollte ich.“ Gab ich zu. „Aber als mir die Idee kam, wusste ich wo ich die Trolle finden kann und welcher Weg der ungefährlichere von beiden ist.“ Rechtfertigte ich mich leise. „Sag beim nächsten Mal einfach bitte Bescheid. Ein, ich bin in ein paar Stunden wieder da, reicht nicht. Ich weiß das du dich mittlerweile gut verteidigen kannst, aber gerade ich als Hexer weiß, was für Gefahren dort draußen lauern. Du warst den halben Tag weg und dann kam dein Pferd verletzt und ohne dich zurück, weißt du was mir da alles durch den Kopf gegangen ist?“ Erklärte Letho seinen Standpunkt. Beschämt schaute ich zur Seite, „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dir sorgen machst.“ Letho blieb stehen, „Ach Krümel.“ Seufzte er. „Die werde ich immer haben, wenn du aus meinem Blick verschwindest.“ Er zog mich kurz an sich, „Na komm. Gehen wir dich sauber machen und dann kannst du die Neuankömmlinge begrüßen.“ Meinte er noch. „Neuankömmlinge? Ist Triss angekommen und hat wen mit gebracht?“ wollte ich irritiert wissen. „Nein, nicht Triss, aber das wirst du dann sehen.“ Meinte er nur und ich folgte ihm in die Zitadelle und dann noch oben in unser Zimmer. Im Erdgeschoss hatte ich leider keinen Hinweis finden können, wer jetzt angekommen war, aber mein Körper ließ mich nicht grübeln. Durch das Treppensteigen war der Schorf an meinen Knien und die Kratzer an meinem Oberschenkel ein wenig aufgerissen und brannten. Das ablegen der Rüstung und ausziehen der Hose, waren aus demselben Grund eine Qual. Der Stoff klebte auf den Wunden und rissen sie wieder ein Stück auf. „Die Hose ist wohl hinüber.“ Seufzte ich, als ich sie zur Seite warf. Letho half mir erneut dabei, meine Wunden zu versorgen. Er reinigte sie und überprüfte, ob sich noch Fremdkörper in ihnen befanden. „Wieder Schwalbe?“ fragte er, doch ich schüttelte den Kopf, „Lieber nicht, das halte ich heute nicht nochmal aus.“ Lehnte ich ab. „Gut, aber ich muss sie trotzdem desinfizieren, aber ich müsste auch noch irgendwo eine Salbe haben.“ Meinte er und stand auf, um an den Schrank zu gehen. Interessiert beobachtete ich ihn, vielleicht konnte ich mir später das suchen sparen, falls er mir jetzt unbewusst zeigt, was für Fläschchen er noch alles in seinen Satteltaschen hat. Er kramte eine Weile umher, ehe er mit einer Flasche und einem kleinen Tiegel zurück zu mir kam. Er hockte sich wieder vor mich hin. „Das könnte ein wenig brennen.“ Warnte er mich, ehe er die Flaschen mit den Zähnen entkorkte. Mit der einen Hand hielt er die Flasche und mit der anderen mein Bein. Langsam ließ er die Flüssigkeit über die Krallenspuren an meinem Oberschenkel laufen. Ich verzog das Gesicht und meine Augen wurden immer größer, es brannte höllisch. Ich unterdrückte einen Fluch und krallte meine Finger in seine Rüstung. Das war ja fast so schlimm, wie das Zeug, dass der Nilfgaarder auf meine Verletzung gegossen hatte. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich sicherlich wie Rumpelstilzchen durch Zimmer gehüpft. Während ich noch vor mich hin keuchte, hatte er sich an meine Knie gemacht. Dadurch das mein Oberschenkel noch so brannte, spürte ich es kaum, als Letho auf die Schürfwunden am Knie, den Alkohol auftrug. Aber als er nach meinen Händen griff, weigerte ich mich. „Oh nein, nein, nein. Das reicht, nicht mehr Letho!“ jammerte ich. „Stell dich nicht so an Krümel. Oder willst du eine Infektion riskieren?“ tadelte er mich. Ich versteckte die Hände hinter meinem Rücken und schüttelte den Kopf. Er seufzte, „Gut, wie du meinst.“ Er steckte den Korken wieder in die Flasche und stellte sie zur Seite, dann griff er zu dem Tiegel. Als er ihn öffnete konnte ich den Geruch nach Kräutern und Talg wahrnehmen. „Hab ich mal in einem Dorf bekommen.“ Murmelte er zur Erklärung. Er nahm etwas davon mit Zeige- und Mittelfinger auf und strich es über die Verletzung. Ich zuckte automatisch zusammen, da ich ein erneutes Brennen erwartet hatte, aber es blieb überraschenderweise aus. Stattdessen wurde der Bereich minimal warm. Dann wickelte er einen Stoffstreifen als Verband darüber. „So fertig. Mit Glück werden keine Narben bleiben. Hast ja schon fast so viele, wie ein Hexer.“ Meinte er. „Mehr als Lambert bestimmt.“ Grummelte ich. Letho schien sich einen Kommentar zu verbeißen. „Na los, mach dich vernünftig sauber, ich schau solange nach deiner Rüstung.“ Schlug er vor. Ein wenig enttäuscht blickte ich ihm nach, er schien zwar nicht wirklich wütend über meine Aktion zu sein, aber einen Kuss hatte er mir trotzdem nicht gegeben. Vorsichtig stand ich auf und trat zu dem Eimer mit dem Wasser. Ich wusch mir den Dreck so gut es ging von dem Körper, ohne den Verband nass zu machen. Danach suchte ich mir neue Kleidung raus. Die Hose, die ich mir in Burg Krähenfels besorgt hatte und ein sauberes Hemd. Die Hose von Yennefer würde jetzt zu sehr auf den Wunden scheuern, daher wählte ich die Alte. Zum Schluss stieg ich wieder in meine Stiefel, die mittlerweile auch ihre beste Zeit hinter sich hatten. „Fehlt jetzt noch jemand?“ fragte Letho aus heiterem Himmel, als er meine Schwerter kontrollierte. Ich zuckte mit den Schultern, „Triss auf jeden Fall, aber ich weiß ja noch nicht, wer vorhin angekommen ist. Jemand aus Novigrad?“ fragte ich. Letho schüttelte den Kopf, „Nein, aus Skellige.“ „Verdammt, dann muss ich, …“ ich stockte, „Wie komme ich denn jetzt auf die Schnelle nach Velen? Warum konnte Geralt nicht selbst seine Freunde aufsuchen, um sie zu fragen ob sie helfen!“ meckerte ich. „Selbst, wenn du jetzt losreiten würdest, wärst du niemals rechtzeitig zurück. Yennefer und Avallac’h können durch Portale reisen, du nicht.“ Zuckte Letho mit den Schultern. Ich schlüpfte in meine Rüstung. „Portal, das ist es! Letho du bist ein Genie!“ freute ich mich, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und nahm ihm meine Schwerter ab, ehe ich die Treppe hinunter eilte. Unten riss ich die Tür auf und lief durch das Erdgeschoss. „Keira?!“ rief ich. Doch leider befand sie sich nicht dort. Roche war der erste, den ich antraf, „Hast du Keira gesehen?“ wollte ich von ihm wissen. „Du lebst ja doch noch, schade.“ Grummelte er. „Na, na. Keine Gehässigkeit, wir sind doch alle Freunde hier!“ mischte sich plötzlich eine fremde Stimme ein, kurz darauf hatten Roche und ich jeweils einen schweren Arm um die Schultern und wurden an den Fremden gezogen. Verwirrt befreite ich mich aus der unfreiwilligen Umarmung. Orange Tunika, roter Bart, rote Haare, eindeutig Hjalmar. Dann war Cerys Königin geworden, stellte ich fest. Aber wenn Hjalmar da war, dann müsste Mäussäck auch da sein. Auch Roche befreite sich von dem Arm und funkelte mich an, „Ah ich sehe, tiefere Differenzen. Wir in Skellige lösen das mit einem ordentlichen Faustkampf. Solltet ihr vielleicht auch versuchen.“ Kommentierte der Nordmann das Ganze. „Als ob das was bringen würde!“ schnaubte Roche, „Schon versucht, bringt nichts.“ Entgegnete ich. „Hab jetzt aber auch keine Zeit. Hat einer Keira gesehen?“ wollte ich erneut wissen. „Die Zauberin? Ich glaube sie sagte irgendwas davon, sie hätte ihre Freundin noch nicht erreicht und wollte es weiterhin versuchen.“ Meinte der Rothaarige, „Danke.“ Nickte ich und machte mich auf den Weg zum anderen Turm. „Also, erzähl, was ist das zwischen euch?“ hörte ich Hjalmar fragen. Ein Blick über die Schulter reichte, um zu zeigen, dass er wieder einen Arm um Roches Schultern gelegt hatte und dieser sich verzweifelt davon zu befreien versuchte. „Finger weg!“ fluchte der Kommandant. Kichernd machte ich mich auf die Suche nach der Zauberin. „Keira!?“ rief bereits unten an der Treppe, doch vermutlich würde sie mich nicht hören. Mein Bein protestierte, als ich endlich oben ankam. „Keira?“ rief ich erneut, als ich ihr Zimmer betrat. „Was schreist du hier so rum, ich bin doch nicht taub!“ keifte sie so gleich. „Ich brauche deine Hilfe, ich muss nach Velen.“ Keuchte ich leicht. Diese Burg hatte eindeutig zu viele Treppen. „Was willst du denn in Velen? Du hast ein Pferd, reite doch hin.“ Wollte sie wissen. „Ich muss so schnell wie möglich dahin, selbst wenn mein Pferd nicht verletzt wäre, würde ich nie rechtzeitig ankommen. Ich muss dort jemanden holen und am besten noch vor Geralt wieder zurück sein. Nur du kannst mir da helfen.“ Flehte ich schon fast. „Du willst also, dass ich dir ein Portal schaffe, damit du jemanden abholen kannst und dann soll ich ein Portal schaffen, um euch zurück zu holen?“ wollte sie lauernd wissen. Ich nickte, „Ja, wenn ich ran komme, bringe ich dir auch eine Überraschung mit. Es ist wirklich wichtig!“ bettelte ich nun wirklich. „Warum sollte ich das tun?“ forderte sie. „Bitte Keira, es geht um Ciri. Wenn Geralt zurück ist, wird sich alles aufklären. Bitte!“ Wenn meine Knie nicht verletzt wären, hätte ich vermutlich sie kniend angefleht. Doch bevor sie antworten konnte, kam noch jemand ins Zimmer. Erschrocken sah ich mich um. Letho, in voller Montur. „Letho, was?“ fragte ich ihn verwirrt. „Du glaubst doch wirklich nicht, dass ich dich alleine losziehen lasse.“ Brummte er. Meine Augen wurden groß, „Aber, du kannst nicht mit, du wirst überall gesucht, hier bist du sicher. Was ist, wenn dich jemand erkennt?“ wollte ich wissen. „Dich lässt der Kaiser doch auch suchen, was ist, wenn dich jemand erkennt?“ drehte er den Spieß um. Keira spitzte die Ohren, „Der Kaiser sucht dich? Warum?“ wollte sie wissen. „Später, bitte du musst mich nach Velen und dann wieder hier her zurück bringen.“ Flehte ich sie erneut an. „Uns.“ Korrigierte Letho. Nickend verzog ich das Gesicht, „Ja uns, und vielleicht zwei Leute zusätzlich zurück.“ „Und wie soll ich das machen?“ wollte sie wissen und verschränkte die Arme vor der Brust, ihre Finger tippten unruhig auf ihre Oberarme. „Du schickst uns in die Nähe von Novigrad und wenn ich dort alles erledigt habe, gebe ich dir bescheid und du holst uns bei deiner Hütte in Velen ab.“ Überlegte ich schnell. Sie schien eine kleine Ewigkeit zu überlegen. „Die Überraschung sollte wirklich gut sein und ich will alles wissen, wenn ihr zurück seid.“ Verlangte sie. Schnell stimmte ich zu, „Danke Keira, sobald wir zurück sind, erzähle ich dir alles was ich kann.“ Sie nickte, „Was steht ihr dann hier noch rum, geht euer Zeug holen, ich bereite schon mal alles vor!“ seufzte sie. „Danke Keira, wir treffen uns draußen!“ rief ich noch und war schon wieder auf dem Weg die Treppe runter. Ich brauchte nur ein paar Kleinigkeiten aus meinem Zimmer. Die alten Dokumente des Kaisers, um in die Stadt gelassen zu werden, mein Münzbeutel und die Gürteltasche mit den Tränken und vorsichtshalber das weiße Halstuch. Als ich alles zusammen hatte, zitterten meine Beine von den ganzen Treppauf und Treppab. Letho hatte sich das ganze kopfschüttelnd angeschaut und dann bereits nach draußen gegangen. Ich nutzte die Gelegenheit und griff mir Ves, ich bat sie heimlich in den Büchern der Hexern nach einem bestimmten Rezept zu suchen und falls sie erwischt werden sollte, bloß nicht sagen, nach was sie sucht. Das würde den ganzen Plan ruinieren. Dann trat ich nach draußen. Auch Keira stand bereits dort, sie reichte Letho gerade etwas. Ich runzelte die Stirn, als ich sah, dass es ein Ring war. „Auf die schnelle hatte ich nichts anderes.“ Hörte ich sie sagen. „Na los, zieh in an!“ forderte sie dann auch gleich. Letho seufzte und zog ihn sich an den kleinen Finger. Seine Gestalt verschwamm leicht und als er wieder klar wurde, schien sich nichts geändert zu haben. Verwirrt sah ich sie an, „Nur derjenige, der weiß, wer er ist, erkennt ihn. Für alle anderen sieht er jetzt aus wie ein durchschnittlicher Söldner.“ Erklärte die Zauberin. Dann drückte sie mir ein Xenogloss in die Hand, „Los jetzt, ihr habt mich gerade an einer wichtigen Stelle meines Studiums der Seuche gestört!“ knurrte sie ungeduldig. Sie öffnete ein Portal, ich atmete tief durch und griff nach Lethos Hand, ehe ich auf das Portal zu schritt, schließlich wollte ich ihn nicht verlieren, wenn es zu Problemen während der Reise kam. „Ich hoffe ihr habt nichts aus Demeritium an euch, die Landung könnte sonst ziemlich unsanft werden!“ hörte ich sie noch lachen, ehe das Rauschen des Portals sie übertönte. Zum umdrehen war es jetzt zu spät und ich wusste sie hatte das mit Absicht gemacht, sie wusste garantiert von meinem Ring und das Hexerrüstungen häufig dieses Metall enthielten. Sie machte ihrem Namen Metz alle Ehre, sie war wirklich eine Metze. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)