Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 32: Neuigkeiten ----------------------- Entsetzt schaute Letho mich an, „Krümel, … Ich, … Ich, …“ setzte er an. Doch dann wandte er sich ab und eilte davon. Ich blickte ihm noch eine Weile nach, ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Er wollte doch scheinbar nicht, dass ich kämpfte, war das denn jetzt auch wieder falsch? Mit automatischen Bewegungen pulte ich die letzten Wachsreste vom Kerzenständer und polierte die Schlieren weg. Einen zweiten schaffte ich noch, ehe sich Eskel auch blicken ließ. Ich könnte mit den Essensvorbereitungen also demnächst anfangen. Ich wischte die Wachsreste zusammen und sammelte sie in dem Tuch. Mit ein paar Holzspänen konnte man davon Anzünder machen, oder mit einem Docht vielleicht eine neue Kerze. Langsam, mit bedachten Bewegungen, stand ich auf. „Lambert, hilfst du mir in der Küche?“ bat ich den Hexer am Feuer. Stirnrunzelnd sah er mich an, ehe er nickte. „Komme gleich nach.“ Brummte er und erhob sich. Ich hatte die Wachsreste in eine alte Schüssel getan, es würde mit der Zeit sicherlich noch mehr dazu kommen. „Also, was machen wir heute?“ fragte Lambert mich auf einmal, ich machte einen kleinen Satz und hielt mir meine Hand aufs Herz. Er hatte sich dicht hinter mich geschlichen. „Lambert, lass so was bitte!“ forderte ich sanft. „Ach komm schon, was ist denn los mit dir?“ wollte er wissen. „Nichts ist los mit mir, jetzt füll den Topf bitte mit Wasser.“ Bat ich ihn und schob mich an ihm vorbei. Ich holte das Getreide für den Brei und stellte es nahe der Kochstelle ab. „Heute wieder nur Brei?“ wollte der Hexer wissen, als er Topf auf das Feuer stellte. „Ja, er ist nahrhaft und gibt genügend Energie. Außerdem gehen die Eier zuneige. Wenn Ves und Roche endlich mal erfolgreicher bei der Jagd sind, könntest du neuen Schinken räuchern und Trockenfleisch machen.“ Schlug ich vor. „Und wenn ich das nicht tue?“ fragte provozierend, „Dann werde ich wen anderes fragen, ob er das macht.“ Erklärte ich. Als das Wasser kochte, tat ich das Getreide rein. Ich drückte Lambert die Schale in die Hand, mit der ich das Getreide geholt hatte, „Stell sie bitte zur Seite.“ Doch natürlich würde Lambert nur Unsinn im Kopf haben. Er stülpte sie sich auf den Kopf, wie einen Hut und alberte herum. Ich ignorierte ihn, bis ich auf einmal ein Klirren und ein „Hoppla.“ Von Lambert hörte. Die Schale war von seinem Kopf gerutscht und am Boden zerbrochen. Seufzend hockte ich mich nieder und sammelte die Scherben ein und warf sie in einen Eimer, den ich immer für die Küchenabfälle nutzte. Dann musste ich mich allerdings beeilen, damit der Brei nicht überkochte. Ächzend hob ich ihn von der Kochstelle und rührte darin herum, damit er nicht auch noch anbrannte. „Du hast Letho mit deinem Scherz vorhin ganz schön erschreckt, womit hat er sich das verdient?“ wollte Lambert dann wissen. „Das war kein Scherz, sondern mein völliger Ernst.“ Meinte ich ruhig und drehte mich zu ihm um. „Also entweder bist du Krank oder dein Verstand ist wirklich geknackst.“ Meinte er und tippte mir gegen die Stirn. Normalerweise würde ich seine Hand jetzt wegschlagen, aber zum einen taten mir meine Muskel zu sehr weh und zum andren würde ich mich nicht provozieren lassen, oder mich aufregen. Daher drehte ich mich nur weg, „Nein, ich bin völlig in Ordnung. Aber wenn du mir nicht helfen willst, dann geh.“ Murmelte ich. „Dann willst du also wirklich die brave Hausfrau spielen?“ höhnte er. „Ja, das erwarten scheinbar ja alle von mir.“ Antwortete ich leise und wandte mich wieder dem Essen zu. „Das bist doch nicht du! Wo ist die kleine Furie geblieben, die allen die Stirn geboten hat und Hexerverträge erfüllte?“ wollte er schockiert wissen. „Die gibt es jetzt nicht mehr.“ Flüsterte ich. „Du hättest mich, nicht ihn wählen sollen. Ich hätte das niemals zugelassen.“ Knurrte er noch und verschwand dann aus der Küche, wobei er die Tür hinter sich zuknallte. Ich atmete ein paar Mal tief durch und machte mich dann wieder an die Arbeit. Schließlich deckte sich der Tisch nicht von alleine. Die Atmosphäre während des Essens war angespannt, Keira und Roche schienen mit ihren Blicken Regis verschwinden lassen zu wollen, Letho hatte sich von mir weg gesetzt und Lambert sah mich immer mal wieder vorwurfsvoll an, wenn er nicht gerade Letho mit seinen Blicken erdolchte. Ich war wirklich froh, als die Runde sich langsam auflöste und jeder seinen Aufgaben nachging. So auch ich, auch wenn auch mir etwas Besseres vorstellen konnte, als nur immer zu kochen und zu putzen, aber vielleicht fand ich ja kleinere Aufgaben, die mir Spaß machen könnten. Am frühen Abend kam Vesemir zu mir in die Küche, als ich gerade dabei war das Abendessen vorzubereiten. „Hallo Vesemir. Brauchst du etwas?“ begrüßte ich ihn. Er sagte vorerst nichts, besah sich nur neugierig die Schale mit den Wachsresten, die auf dem Regal stand. „Mir ist aufgefallen, dass du dein Amulett nicht mehr trägst.“ Fing er nach einer Weile an. „Ja, ich habe es Letho zurück gegeben. Ich werde es nicht mehr brauchen.“ Bestätigte ich ihm. Er nickte, „Letho deutete so etwas an. Aber wie kommst du da drauf.“ Hakte er nach. „Ich habe mich dazu entschlossen nicht mehr zu kämpfen. Es führt nur zu ärger.“ Seufzte ich. „Vielleicht sollte ich ihm auch das Silberschwert zurück geben, er hat eher dafür Verwendung als ich.“ Überlegte ich laut. „Ich habe nichts gegen deinen Sinneswandel, eher genau das Gegenteil, aber vielleicht solltest du mit Jemanden über das plötzliche Warum sprechen. Sprich mit Letho, zu mir kannst du auch immer kommen oder Yennefer, wenn sie zurück ist.“ Schlug er vor. „Ja, ich werde darüber nachdenken. Danke Vesemir.“ Antwortete ich ihm ruhig. Allerdings war ich nur äußerlich ruhig, mein Inneres war in Aufruhr. Das fühlte sich so falsch an. Lambert hat recht, das bin nicht ich, aber das hier wollte Letho doch. Ich habe ihm versprochen, alles zu machen was er will, ihm zu geben was er braucht und scheinbar möchte er eine brave Hausfrau, die ihm nicht widerspricht. Allerdings war ich mir dessen einige Tage später nicht mehr so sicher. Letho mied mich scheinbar, wo er nur konnte. Nur beim Essen sah ich ihn kurz. Ansonsten verließ er den Raum, wenn ich kam, ging nach mir in sein Bett und stand vor mir auf. Ich war zumindest froh darüber, dass er nicht auch unser Zimmer komplett verlassen hatte. Es war beinahe so, wie unterwegs, bevor wir den Streit hatten. Seufzend lehnte ich meine Stirn an den Hals von Tetris, während ich ihn kraulte. „Warum sind Gefühle nur immer so kompliziert?“ wollte ich von dem Pferd wissen. Tetris schnaubte und stupste mich an. „Tut mir leid Kumpel, ich werde vorerst nicht mehr die Festung verlassen. Vielleicht sollten wir Ves erlauben, dich zu reiten, damit dir nicht zu langweilig wird?“ sprach ich mit ihm. Er zuppelte an meiner Kleidung, „Nein tut mir leid. Ich habe nichts mehr.“ Sachte schob ich seinen Kopf weg. Mein Blick wanderte rüber zu den Attrappen. Die skizzierten Gesichter auf ihnen waren durch den Regen beinahe gänzlich unkenntlich geworden. Ich fühlte mich hin und her gerissen, wie sollte ich jetzt Vesemirs Leben retten? Sollte ich es mit meinen mickrigen Schießkünsten drauf ankommen lassen, oder sollte ich auf die Vampire vertrauen, dass sie den Kampf zu Vesemirs Gunsten entschieden? Ein zweites Pferd stupste mich von hinten an. Ich drehte mich um, „Hallo Kiran.“ Lächelte ich. Er schnupperte an meinem Hals bis in meinen Ausschnitt hinein. Ich zog die Kette hervor, „Schau mal, die ist wunderschön, oder?“ Auch Tetris schien neugierig zu sein. „Die Schnecke hat Dettlaff mir von der Najade mitgebracht.“ Erzählte ich den Pferden. Er kam vor einigen Tagen am Abend wieder, ich hatte gerade den Abwasch erledigt und räumte das Geschirr weg, als der schwarz rote Nebel in die Küche strömte. Einige Schritt von mir entfernt materialisierte sich der Vampir. Ich stellte den Teller ins Regal und wandte mich ihm zu, „Hallo Dettlaff, schön dass du wieder da bist.“ Begrüßte ich ihn. „Guten Abend.“ Grüßte er zurück. Neugierig und erwartungsvoll sah ich ihn an. Sein lächeln verblasste leicht und er sah sich stirnrunzelnd und besorgt um. Vielleicht bemerkte er die Spannung, die noch in der Luft lag, überlegte ich. „Ich habe die Najade angetroffen.“ Bestätigte er nach einer Weile. „Es geht ihr gut, aber sie ist sehr beunruhigt. Sie erzählte, dass der Mann noch öfters am Ufer auftauchte. Sie plant ihren Weiher zu verlassen und sich ein neues Heim zu suchen. Sie meinte der Mann würde das Böse bringen.“ Berichtete er. Ich atmete erleichtert auf, es ging ihr gut. „Danke, dass du nach ihr geschaut hast Dettlaff.“ Lächelte ich ihn an. „Sie hat mir etwas für dich mitgegeben.“ Er griff in seine Manteltasche. Als er seine Hand hervor holte und sie öffnete, stockte mir der Atem. In seiner Hand hielt er ein kleines Schneckenhaus, das in allen Farben des Regenbogen strahlte. Es war aus reinem Perlmutt. „Es ist wunderschön. Danke.“ Hauchte ich und nahm es vorsichtig entgegen. „Sie lässt dich grüßen und war über deine Sorge um sie, sehr erfreut.“ Entgegnete er. „Vielen, vielen Dank Dettlaff. Hast du zufällig gesehen, ob in dem Dorf dort, auch alles in Ordnung ist? Und konntest du den Reiter im Tal entdecken, den Regis erwähnt hatte?“ fragte ich leise. „Ich war nicht im Dorf, aber das was ich vom Ufer aus sehen konnte, sah es ruhig aus. Und der Reiter war schon weg. Ich konnte ihn nirgends entdecken.“ Antwortete er ruhig. „Danke, es ist noch etwas zu Essen da, wenn du etwas möchtest?“ bot ich ihm an. Aber er lehnte ab. Am Tag darauf hatte ich aus ein wenig Draht eine Halterung gebastelt, so dass ich das Schneckenhaus als Kette tragen konnte. Denn ich wollte nicht riskieren, dass es kaputt ging, wenn ich versuchen würde ein Loch hinein zu bohren. Ein Schnauben riss mich aus meiner Erinnerung, Kiran stupste mich noch einmal an, ehe er sich wegdrehte und ein freundliches brummeln von sich gab. Ich blickte auf, Letho kam langsam näher. Unsicher sah ich ihn an und beobachtete wie er seinem Pferd die Stirn kraulte. Er sagte nichts und nichts deutete darauf hin, dass er mich wahrgenommen hatte, aber dies war nicht möglich, er konnte mich gar nicht übersehen haben. „Na mein Junge, lässt du dich von Alanya verwöhnen?“ fragte er sein Pferd leise. Er hatte mich also doch gesehen. Er spähte kurz über den Hals des Pferdes zu mir herüber, doch als er sah, dass ich ihn beobachtete, senkte er seinen Blick schnell wieder. Schweigend verbrachten wir so noch einige Zeit bei den Pferden. Jetzt, nachdem mein Muskelkater zum größten Teil abgeklungen war, hatte ich mir endlich die Zeit genommen, die Hufe der Pferde zu machen. Daher sammelte ich das Werkzeug ein und legte alles ordentlich zur Seite. Als ich jedoch nach dem Besen greifen wollte, um den Hof zu fegen, kam Letho mir zu vor. „Lass mich das für dich machen.“ Murmelte er. Das war neu, dachte ich mir. Selbst als ich den Abend noch mein Silberschwert auf sein Bett legte, wie ich es Vesemir sagte, kam es zu keiner Reaktion von ihm. Ich hatte ihm wieder eine Notiz dazu geschrieben, da er mir ja den ganzen Tag fern blieb. In der Notiz schrieb ich ähnliches, wie in der zum Amulett. Dass ich dankbar sei, dass ich es nutzen durfte, aber es jetzt nicht mehr brauchen würde und es ihm daher zurück gab. Letho hatte es an meine Truhe gelehnt gehabt, wo er es die Tage vorher aufbewahrt hatte, wusste ich nicht. Es hatte mich viel Überwindung gekostet, es tatsächlich auf sein Kopfkissen zu legen. Es fühlte sich an, als würde ich alles aufgeben, was mich in dieser Welt ausmachte, dass ich die Beziehung zu Letho rückgängig machte, in dem ich ihm seine Geschenke zurück gab. Ich blinzelte die Träne weg, die sich bei dieser Erinnerung gebildet hatte. Ich zog die Nase hoch und eilte davon. Als ich dem Weg zum ersten Tor entlang ging, konnte ich sehen, wie Letho gerade ausholte und auf die Übungspuppe einschlug. Er hatte so viel Kraft in den Schlag gegeben, dass diese umkippte. Letho selber blieb mit gesenkten Kopf und Schultern stehen. Ich eilte weiter, als wieder Bewegung in ihn kam. Als ich auf dem oberen Innenhof kam, blieb ich erstaunt stehen. Ich blinzelte und war versucht mir die Augen zu reiben, um sicher zu gehen, dass ich mir das nicht einbildete. Aber dieses freudig gequietschte „Uma!“ konnte ich mir nicht eingebildet haben. Ves saß dort wirklich auf der alten Schaukel und hatte Uma auf dem Schoss während sie leicht hin und her schwang. Auch sie schien Freude daran zu haben, zumindest sagte dies das Lächeln auf ihren Lippen. Ich blieb eine Weile dort stehen und beobachtete sie. Die beiden kamen wirklich recht gut mit einander aus. Als Ves mit dem schaukeln aufhörte und aufstand, meckerte Uma, doch Ves kniete sich zu ihm runter und schien mit ihm zu reden. Uma wurde ruhig und ließ sich auf den Arm nehmen. Na, da hatten sich ja zwei gefunden, lächelte ich in Gedanken. Als die Beiden zum Brunnen gingen, überquerte ich den Hof und betrat die Zitadelle. Vesemir und Regis saßen gemeinsam am Feuer und unterhielten sich scheinbar. Als die Tür zufiel schauten Beide auf. „Ah Alanya, wir sprachen gerade von dir.“ Begrüßte mich Vesemir und winkte mich näher, „Und sind die Pferde jetzt glücklich?“ fragte er mich, als ich näher kam. Ich nickte, „Ja, ihre Hufe sind jetzt wieder in einem guten Zustand. Aber vielleicht könnte einer der anderen sie vielleicht mit raus nehmen und frisches Grün fressen lassen, dann könnten sie sich vielleicht auch ein wenig austoben.“ Schlug ich vor. Vesemir nickte, „Ja vielleicht, aber bei den ganzen Wölfen und Bären im Tal ist es aktuell eher eine schlechte Idee. Unsere Pferde mögen vielleicht hören, wenn wir nach ihnen pfeifen, aber die von Ves und Vernon nicht.“ Entgegnete der alte Hexer. „Das würde ich nicht so sehen, Pferde sind Herdentiere, die beiden würden eher nicht alleine zurückbleiben, wenn die anderen kommen. Aber um sicher zu gehen, könnte man sie bei Zeiten darauf konditionieren.“ War mein Gegenvorschlag. „Du scheinst dich mit Pferden auszukennen.“ Meinte Regis. Ich nickte, „Ja, mein erstes Pferd habe ich damals sogar selbst ausgebildet. Es war zwar nicht so gut, wie von einem professionellen Trainer, aber ich konnte es gefahrlos Reiten.“ „Das ist erstaunlich, Vesemir erzählte, dass du auch eine medizinische Ausbildung hast?“ fragte Regis, ich nickte wieder. „Ja, ich war beim Militär ein Sanitäter.“ Bestätigte ich. „Warum bist du ausgeschieden?“ fragte der Vampir weiter. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich hatte mich für acht Jahre verpflichtet und die waren um, außerdem wurden die Kampfeinsätze immer gefährlicher.“ Versuchte ich zu erklären. Die Beiden nickten. „Wie geht es deinen Muskeln?“ wollte der Vampir dann wissen und wechselte das Thema. Ich hatte ihn vor ein paar Tagen gefragt, ob er vielleicht ein kleines Mittelchen kenne, das mir helfen könnte. „Es wird langsam besser, aber es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis es endgültig gut ist.“ Erwiderte ich. Vesemir sah mich fragend an. „Ich habe nicht den Vorteil, Kräuter und Pilze zubekommen, die dem Muskelwachstum helfen. Bei mir muss der Muskelkater so heilen, wenn ich keine Schwalbe nehme.“ Erwähnte ich. „Was weißt du über den Prozess?“ wollte der Hexer auch gleich wissen, „Genug, um zu wissen, dass ich das nicht ausprobieren will. Ich hänge an meiner funktionierenden Leber. Und dem Wahnsinn möchte ich auch nicht anheimfallen, auch wenn einige meinen ich wäre bereits verrückt.“ Grinste ich. Vesemir schüttelte ungläubig den Kopf. Ich zog mir einen Hocker ran und setzte mich zu den Beiden. Ich wollte nicht die ganze Zeit stehen. „Konntest du noch etwas über den fremden Reiter heraus finden?“ fragte ich Regis, dieser schüttelte den Kopf, „Leider nicht, ich hatte den Eindruck, er könnte ein Hexer sein. Aber er irrte scheinbar nur zufällig am Eingang des Tales herum.“ Erzählte er. „Vielleicht war er ja ein Hexer? Einer der nicht genau wusste, wo die Schule hier liegt, oder ob er hier Willkommen wäre?“ schlug ich vor. „Wie kommst du darauf?“ fragte Vesemir, doch ich konnte ahnen, dass er vielleicht eher wissen wollte, ob ich etwas genaueres wusste. Ob ich wusste, dass ein weiterer Hexer hier ankommen würde. Fast unmerklich schüttelte ich den Kopf, „Nun, es gibt schließlich noch weitere Schulen da draußen und dementsprechend auch noch andere Hexer. Und soweit ich gehört habe, gibt es einige mit einem doch sehr zweifelhaften Ruf.“ Vermutete ich. Vesemir nickte. „Nun, das werden wir jetzt nicht mehr heraus finden, wenn er nicht doch noch einmal auftaucht.“ Stimmte er mir zu. Regis und Vesemir unterhielten sich noch eine ganze Weile und ich gab ab und zu einen Kommentar dazu ab, hörte aber eigentlich nur zu. Doch irgendwann wurde es Zeit, dass ich mich wieder in die Küche stellte. Hin und wieder konnte ich Gesprächsfetzen der Beiden hören. „Wenn sie als Mann geboren wäre, hätte sie einen guten Krieger gemacht, vielleicht sogar einen guten Hexer, aber ich bin froh, dass sie eingesehen hat, das Kämpfen uns zu überlassen.“ Konnte ich Vesemir seufzen hören. Ich hielt in meiner Tätigkeit inne, um besser lauschen zu können. „Aber ist das so sinnvoll? Die Welt ist voller gefahren, gerade für Frauen. Mir ist aufgefallen, dass sie nicht mal mehr ein einziges Messer trägt, hier mag sie es vielleicht nicht brauchen, aber ihren plötzlichen Sinneswandel finde ich trotzdem sehr bedenklich. Auch wenn ich sie kaum kenne, aber es scheint als hätte sich ihr Charakter völlig umgekehrt. Sie ist mit der Frau, die sich vor ein paar Tagen zwischen uns gestellt hat, nicht mehr zu vergleichen. Was hat Letho mit ihr gemacht, dass sie so wurde?“ fragte der Vampir besorgt. „Er sagte nichts Genaues, er bat nur dass wir sie ganz normal behandeln sollen, so als ob nichts wäre. Damit sie es endlich lerne, wie er meinte.“ Konnte ich Vesemir antworten hören. „Sie ist den einen Morgen beinahe vor Erschöpfung zusammen gebrochen und dann ließ sie es noch nicht einmal zu, dass ich ihr helfe, …“ empörte sich Regis. Ich wollte nichts weiter hören, nicht wenn sie weiter über mich sprachen. Ich konzentrierte mich auf meine Aufgabe und ließ die Männer draußen reden. Ich sollte es wirklich lassen, die Gespräche anderer zu belauschen. Beim Essen verunsicherte und verwirrte Letho mich noch mehr. Er setzte sich mir plötzlich gegenüber und schaute mich immer wieder an. Ich mied seinen Blick, da ich nicht wusste was ich davon halten sollte. Am Abend verschwand ich daher auch relativ schnell nach oben. Ich suchte die Wäsche für den nächsten Tag zusammen, die ich waschen wollte. Ich sammelte auch die von Letho mit ein. Er hatte schließlich keine Zeit sich selbst um sie zu kümmern. Dann räumte ich so noch ein wenig auf und legte neues Feuerholz nach, bevor ich dann ins Bett ging. Später in der Nacht wurde ich durch Lärm geweckt. Ich blinzelte in die Dunkelheit, es war Letho, er schien ziemlich betrunken zu sein und war über die Wäsche gestolpert. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als er an meinem Bett stehen blieb. Würde er endlich wieder zu mir kommen? Er blieb eine ganze Weile dort stehen, ehe er dann doch zu dem anderen Bett schwankte. Einige Tränen lösten sich aus meinen Augenwinkel und versickerten im Kissen. Soll es das wirklich gewesen sein? War mir, … uns denn kein Glück vergönnt? Ich lag noch lange wach und sah zu Letho rüber. Er schien unruhig zu schlafen und drehte sich von einer Seite zur anderen. Ich war versucht ihn zu wecken, aber seine Warnung halte mir noch in Gedanken wieder. „Wecke niemals einen Hexer aus einem Albtraum.“ Ich vergrub mein Gesicht in seinem Kopfkissen, doch da er seit einigen Tagen nicht mehr neben mir gelegen hatte, war sein Geruch schon fast vollständig verflogen. Am Morgen wurde ich erneut durch ein Poltern geweckt. Ich blinzelte und spähte durch meine Wimpern. Letho rappelte sich gerade wieder auf, er war anscheinend im Schlaf aus dem Bett gefallen. Er setzte sich auf die Bettkante, stützte seine Ellenbogen auf seine Knie und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Was habe ich nur getan!?“ hörte ich ihn murmeln. Er hatte scheinbar nicht gemerkt das ich wach war. Er blieb noch einige Momente so sitzen, ehe er sich durch das Gesicht wischte und aufstand. Er zog sich an und eilte dann aus dem Raum. Da ich jetzt eh wach war und es draußen bereits hell wurde, konnte ich auch genauso gut aufstehen. Gähnend streckte ich mich und kroch dann aus dem Bett. Ich machte mich frisch und zog mich dann an. Als ich die Betten machte, tauschte ich die Kopfkissen aus. Letho würde es vermutlich spätestens dann merken, wenn er selber ins Bett ging, aber da dies die letzten Tage immer nach mir war, sollte das kein Problem darstellen. Hoffte ich zumindest. Wenn wir schon nicht nebeneinander schlafen könnten, würde vielleicht der vertraute Geruch des anderen uns helfen, ruhiger zu schlafen. Wobei, wenn es nach mir ginge, würde Letho sofort wieder bei mir schlafen. Ich vermisste ihn. Als ich die unterste Treppenstufe erreichte, stöhnte ich genervt, jetzt hatte ich die Wäsche oben gelassen. Dann würde ich sie später holen müssen, überlegte ich. Jetzt wollte ich die Treppe nicht schon wieder hoch und dann gleich wieder runter steigen. Ich machte mich auf den Weg in die Küche, die anderen würden bald ebenfalls aufstehen und wollten dann frühstücken. Ich hatte mich an die eintönige Arbeit gewöhnt, auch wenn sie mir keinen Spaß machte. Aber dies war hier jetzt vorerst mein Leben. Als ich die Küchentür öffnete wurde ich überrascht. „Morgen.“ Nuschelte ich und gähnte noch einmal. „Guten Morgen. Heute mache ich mal wieder das Frühstück, warum gehst du nicht Letho wecken, dann könnt ihr noch ein wenig trainieren.“ Begrüßte mich Eskel. Ich schüttelte den Kopf, „Ich trainiere nicht mehr mit ihm.“ Entgegnete ich. Er runzelte die Stirn, „Warum nicht? Ich dachte du würdest dir nur ein paar Tage Ruhe gönnen, bevor ihr weiter macht.“ Wollte er wissen. „Nein, ich werde nicht mehr kämpfen, daher trainiere ich auch nicht mehr.“ Erklärte ich. „Aber es schien dir immer wichtig zu sein.“ Meinte Eskel. „Jetzt nicht mehr. Es wäre schön, wenn du mich jetzt meine Arbeit machen lassen würdest.“ Bat ich und schob ihn etwas zur Seite. Er fasste mich an den Schultern und drehte mich zu sich, so dass ich auf seine Brust schaute. „Schau mich bitte an.“ Forderte er. Fragend schaute ich in sein Gesicht. „Was hat Letho mit dir gemacht, dass du jetzt so verändert bist?“ wollte er besorgt wissen. Ich riss mich von ihm los, „Um Himmelswillen, warum glaubt ihr alle, dass Letho mir irgendetwas angetan hat?! Es war meine Entscheidung! Meine ganz allein!“ brauste ich nun doch auf. Ich wandte mich ab, „Entschuldige, ich wollte nicht laut werden.“ Murmelte ich. „Das meine ich, sowas hättest du vor ein paar Tagen nicht gesagt, oder gemacht!“ entgegnete Eskel. Ich wandte mich der Frühstücksvorbereitung zu, „Lass mich jetzt bitte alleine, du hast sicherlich noch andere Aufgaben.“ Bat ich ihn. „Gut, in Ordnung, aber wenn du reden willst, egal über was, du kannst immer zu mir kommen.“ Bot er noch an, ehe er die Küche verließ. Ich stützte mich mit geballten Fäusten auf dem Tisch ab, warum bildeten sich die Hexer ein, mich gut genug zu kennen, um beurteilen zu können, wie ich normalerweise bin? Was gab ihnen das Recht dazu? Die einzigen, die sich das erlauben könnten, wären Geralt und Letho. Mit Beiden war ich lang genug unterwegs gewesen, so dass sie sich ein Bild von mir hätten machen können. Aber der eine war nicht hier und der andere, nun, bei ihm wusste ich nicht was er dachte oder davon hielt. Ich war wirklich versucht, das Küchenmesser, das vor mir lag, entweder in den Tisch zu rammen oder an die Tür zu werfen, aber ich hatte mir vorgenommen, mich nicht mehr aufzuregen. Nicht lange danach wurde ich jedoch aus meinen Gedanken gerissen. Vorsichtig wurde die Tür geöffnet. „Brauchst du Hilfe?“ es war Letho der die Küche betrat. Ich wandte meinen Blick ab, damit er mein rotes Gesicht nicht sah. Hatte er gehört, wie ich Eskel anblaffte? Ich schüttelte den Kopf, „Ich schaff das alleine.“ Murmelte ich noch. Es schien als wollte er erst noch etwas sagen, verließ dann doch die Küche wieder, wobei er ziemlich geknickt wirkte. Als die Tür zu war, schlug ich dann doch mit der Faust auf den Tisch. Konnte er nicht endlich sagen, was er wollte? Oder gehörte das auch noch zu seinem Plan? Aber was sollte ich denn noch ändern? „Verdammte scheiße!“ fluchte ich vor mich hin. Wütend wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich machte mich nun wirklich an die Arbeit. Ich wurde nur kurz von Roche und Ves gestört, die aus ihrem Turmzimmer kamen. Aber die Beiden ignorierten mich und durchquerten nur schnell die Küche. Das Essen verlief soweit friedlich, nur Letho hatte sich wieder mir gegenüber gesetzt und schaute mich immer wieder an. Er blickte jedoch jedes Mal weg, wenn ich kurz seinen Blick erwiderte. Es wurde wie üblich kaum gesprochen, nur Ves und Roche unterhielten sich leise. Ves hatte scheinbar wieder die Aufgabe übernommen sich um Uma zu kümmern. Erstaunlicherweise schien er sich bei ihr deutlich besser zu benehmen. Er versteckte sich sogar leicht hinter ihr, wenn er bemerkte das ich ihn ansah. Die Beiden hatten sich tatsächlich gesucht und gefunden. Das Essen war beinahe vorüber, als ich das Schlagen von Flügeln hörte. Auch die Hexer sahen auf. Ein Rabe hatte den Weg in die Festung gefunden und landete nun auf der Hand von Regis. Er strich ihm über den Kopf, während sie sich gegenseitig anschauten, dann krächzte der Rabe und flog wieder davon. „Er bringt Nachrichten von Yennefer. Sie wird bald wieder hier sein.“ Verkündete der Vampir. Es wurde Zeit, der Countdown lief also jetzt, auch wenn ich nicht genau sagen konnte, wie lange er laufen würde. Aber sobald Uma zurück verwandelt wäre, würde die Schlacht gegen die wilde Jagd bald beginnen. Mein Blick wanderte zu Vesemir und Lambert, würden es Beide schaffen oder nur Lambert? Dann wanderte mein Blick zu Letho, würde er nach der Schlacht hier bleiben wollen, oder weiter ziehen? Und was würde dann aus mir werden? Würde er mich mit nehmen? Ich seufzte leise, so viele Fragen und die Antworten auf sie würde nur die Zeit bringen. „Ich werde dann später mit dem Zimmer von Uma anfangen. Schließlich braucht er auch eines, wenn der Fluch aufgehoben ist. Allerdings könnte ich Hilfe gebrauchen, schließlich sind keine Möbel in dem Raum.“ Meinte ich. „Ich werde dir helfen.“ Bot Letho an, nachdem keiner der anderen etwas sagte. Schweigend nickte ich. Vielleicht war es ein Anfang, hoffte ich. Aber sobald es wieder ruhig war, zischte Roche Beleidigungen über Vampire vor sich hin, zumindest solange, bis Dettlaff ihn mit einem Räuspern an seine Anwesenheit erinnerte. Sofort erblasste der Temerier und blieb stumm. Nach dem Essen kümmerte ich mich um die Arbeit in der Küche. Die ging mir zum Glück mittlerweile schnell und routiniert von der Hand. Nach einer Weile leistete mir Vesemir gesellschafft. „Ich nehme an, da du Uma hier her gebracht hast und angedeutet hattest, er müsse ein bestimmtes Zimmer bekommen, wird er zukünftig wichtig sein?“ wollte er wissen, aber er unterbrach mich direkt, als ich antworten wollte „Du musst nicht antworten, wenn du damit zu viel verraten würdest.“ Ich nickte, „Er hat wichtiges Wissen, aber sobald Yennefer und Geralt da sind, dürfte sich alles aufklären. Yennefer wird wissen, was sie tut.“ Bestätigte ich und warnte ihn indirekt vor. „Gut, dann weiß ich Bescheid. Du kannst dir die Betten in der Alten Schmiede anschauen, vielleicht sind sie noch zu gebrauchen.“ Schlug er vor. „Ich werde sie mir anschauen und solange Letho mit einer Säge umgehen kann, sollte das Ausbessern zur Not auch hinhauen. Ich kann nur keine geraden Schnitte machen.“ Erklärte ich kurz. „Wenn nicht, sag Eskel oder mir Bescheid.“ Meinte er noch und überließ mich wieder meiner Arbeit. Ich räumte das Geschirr weg und machte mich dann auf den Weg nach draußen. Ich inspizierte die Betten, aber natürlich waren sie nicht mehr wirklich zu benutzen. Auch wenn sie vor direktem Regen geschützt waren, so waren sie doch trotzdem ziemlich verwittert und an einigen Stellen morsch. Als ich die alten Matratzen anhob, kamen Mäuse und Käfer daraus hervor. Angewidert zog ich sie zur Seite. Es würde wohl darauf hinaus laufen, eines neues Bett bauen zu müssen. Während ich auf Letho wartete machte ich mich daran, alles Notwendige zusammen zu suchen. Bretter, Balken, Werkzeug, etwas zum Anzeichnen und was zum ausmessen. Letzteres zu finden war gar nicht so einfach, schließlich gab es hier weder Maßband noch Zollstock. Es wurde dann ein altes dünnes Seil mit vielen Knoten in regelmäßigen Abständen. Irgendwann kam auch Letho dann dazu, aber es war ein unangenehmes Arbeiten. Wir schwiegen die meiste Zeit und sprachen nur das Nötigste, außerdem achtete er immer darauf, dass Abstand zwischen uns blieb. Es gab noch nicht einmal eine zufällige Berührung, als wir beide nach demselben Werkzeug griffen. Wir wurden natürlich nicht an einem Tag fertig, die Bretter mussten gesägt, gehobelt, geschliffen und die Kanten entgratet werden. Als Vorlage diente das alte Bett, aber ich hatte nicht vor, es hier unten zusammen zubauen, in Einzelteilen war es viel leichter nach oben zu tragen. Aber das wäre die Aufgabe für den nächsten Tag. Vesemir hatte die anderen auch den ganzen Tag beschäftigt gehalten, Ves mit Uma, Roche sollte endlich mal einen Jagderfolg mit bringen und die drei verbliebenen Hexer waren mit anderen Bau und Aufräum arbeiten beschäftigt. Dementsprechend hungrig waren sie beim Essen. Zum Glück war genug da, dass sich alle noch einmal nachnehmen konnten. Danach war wieder einmal der Abwasch dran. Ich bereitete auch den Brotteig für den nächsten Tag vor, so konnte er in Ruhe stehen und aufgehen. Als ich in der Küche fertig war setzte ich mich noch für eine Weile zu den anderen. Sie erzählten und tranken. Die angekündigte Rückkehr von Yennefer und damit vermutlich auch die von Geralt, war für Lambert ein guter Grund, um Szenen von dem Theaterstück nach zu ahmen. Als er jedoch auch anfing die Stelle nachzumachen, als wir Rittersporn aus der Botschaft abgeholt hatten, schmunzelte ich kopfschüttelnd. Er machte mein „Julian, halt die Klappe.“ Recht gut nach. Ich hörte weg, als er zu der Stelle kam, als Geralt mich nach der Aufführung am Ohr packte und mich aus dem Theater zerrte, mein Ohr pochte allein bei der Erinnerung daran. Regis und Vesemir indes hatten eine Partie Würfelpoker begonnen. Ich wandte meine Aufmerksamkeit ihnen zu. Selbst spielen mochte ich es nicht, dazu hatte ich einfach immer zu viel Pech beim Würfeln. Vesemir begann, er würfelte 4,4,5,2,1, Regis Wurf war ähnlich 4,4,5,3,2. Beide überlegten und erhöhten ihre Einsätze. Sie spielten nicht um Münzen, aber um was genau, hatte ich nicht mitbekommen. Bei seinem nächsten Wurf hatte Vesemir 4,4,5,5,6, aber Regis gewann mit 4,4,6,6,1 Die nächste Runde gewann Vesemir mit 3,3,3,4,4, gegen Regis 6,6,5,1,3. Es war unentschieden. In der dritten Runde passte Regis und Vesemir gewann erneut mit einem Dreier. So ging es noch eine ganze Weile weiter. Mal gewann Regis, mal Vesemir. Da alle irgendwie beschäftigt oder in ein Gespräch vertieft waren, kamen ich mir recht schnell überflüssig vor. Nachdem Ves sich mit Uma verabschiedet hatte, ging ich auch bald ins Bett. Die vielen Treppenstufen bis hoch in mein Zimmer hatte ich wirklich hassen gelernt. Natürlich, so konnte man sich auch fit halten und die Aussicht von Oben ist atemberaubend, aber ständig diese Treppen waren der Horror. Hätte ich nicht auch irgendwo unten schlafen können? Oben angekommen, trat ich mir die Stiefel von den Füßen und die Hose von den Beinen. Die blauen Flecken vom Pendel verblassten glücklicherweise langsam und der Muskelkater war auch beinahe völlig abgeklungen. Mein Hemd gesellte sich zu meiner Hose am Boden und ließ mich endlich ins Bett fallen. Die Wäsche würde ich am nächsten Morgen machen, danach das Bett fertig bauen, überlegte ich noch, ehe ich mich in Lethos Kopfkissen kuschelte. Es war zwar nicht so gut wie, wenn er wirklich neben mir lag, aber deutlich besser als die vorherigen Tage, ohne seinen Vertrauten Geruch. Schnell schlief ich ein. Ich hatte tief und fest geschlafen und war wirklich ausgeruht, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Ich setzte mich auf und streckte mich, als mein Blick auf Letho fiel, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Er schlief noch, endlich scheinbar mal wieder ruhiger. Er hielt mein eigentliches Kissen fest, als ob er Angst hätte, es würde davon laufen. So leise wie möglich stand ich auf und zog mich an. Ich sammelte die Wäsche zusammen und nahm sie mit runter. Nicht dass ich sie wieder vergaß oder nochmal nach oben stiefeln musste. Ich brachte sie direkt nach draußen, wo auch der Waschbottich stand. Es war recht windig, aber die Wolken sahen nicht so aus, als ob es demnächst anfangen würde zu regnen. Aber zur Not müsste die Kleidung dann halt länger zum Trocknen draußen hängen bleiben. Da ich für die Küche eh frisches Wasser benötigte, füllte ich auch gleich den Waschbottich mit. Ein Brunnen mit Pumpe wäre in solchen Situationen echt schön oder eine archimedische Schraube. Vielleicht könnte ich, wenn ich in dieser Welt bleiben durfte, einige Skizzen davon fertigen oder Modelle bauen und die Patente dafür einstreichen. Vorausgesetzt Emhyr würde mir verzeihen, dass ich mich seinen Wünschen widersetzte, denn Patente gab es sicherlich nur in Nilfgaard. Das wäre sicher eine Idee, die mir später ein Einkommen gewähren könnte. Und falls nicht, würde es mir zumindest das Leben wein wenig vereinfachen, falls ich jemanden finde, der so etwas bauen könnte. Während meiner Grübelei hatte ich den Bottich gefüllt und zog nun den letzten Eimer mit Wasser aus dem Brunnen. Ich füllte ihn in einen anderen und trug diesen dann in die Küche. Es gab das übliche Frühstück, Brei. Da ich keine Ahnung hatte, wie der Kalender hier funktionierte und ob der Sonntag hier denn auch ein „heiliger Tag“ war, wenn es denn einen Sonntag gäbe, geschweige denn, welchen Wochentag wir aktuell hatten, konnte ich auch kein besonderes Frühstück machen. Die Blicke von Lambert sprachen Bände, als er den Brei erblickte, vielleicht sollte ich am nächsten morgen doch ein bisschen Speck dazu braten. Letho war noch nicht unten, er schien noch zu schlafen. Ves kümmerte sich liebevoll um Uma. Es wirkte beinahe so als ob sie Mutter und Kind wären. Naja, ein sehr hässliches Kind. Wie sie wohl reagierte, wenn sie erfuhr, dass sie sich um einen Elfen gekümmert hatte? Roche wirkte ziemlich unbehaglich, da Dettlaff sich zwischen ihn und Regis gesetzt hatte. Der Vampir hatte scheinbar die Nase voll von den frühmorgendlichen Sticheleien. Keira hatte sich erst gar nicht bemüht zum Essen zu kommen, wie bereits viele andere Tage auch, sie war der Meinung, der Brei wäre unter ihrer Würde und ungenießbar. Später, als ich bereits die ersten Wäschestücke aufgehängt hatte, kam auch Letho raus. Es schien ihm unangenehm zu sein, dass er so lange geschlafen hatte, oder vielleicht auch, dass ich gesehen hatte, wie er das Kissen festgehalten hatte. Aber ich sprach ihn nicht darauf an. Wortlos nahm er mir die saubere Wäsche ab und hängte sie auf. Ich rechnete schon gar nicht mehr damit, dass er irgendwas sagen würde, als er dann doch den Mund aufmachte. „In Anbetracht der Situation, wäre es vielleicht besser, wenn ich dich an einen sichereren Ort bringen würde.“ Schlug er vor. Geschockt sah ich ihn an, „Und wo sollte dieser Ort sein?“ fragte ich leise. Er drehte sich zu mir um und nahm das nächste Wäschestück. „Wo immer du hin möchtest.“ Entgegnete er. Ich schluckte den Klos in meinem Hals runter. „Etwa in Norvigrad, wo ich mich wieder als Hexenjäger ausgeben müsste, oder Redanien, wo es nur eine Frage der Zeit wäre, bis der Krieg dorthin kommt, oder vielleicht doch Nilfgaard, direkt unter der Nase des Kaisers?“ wollte ich von ihm wissen. „Wenn du es möchtest, ich würde dich aber auch bis nach Serrikanien oder Ophir bringen.“ Bot er an. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Ich würde gerne so lange hier bleiben, wie Vesemir uns lässt. Aber ich werde es mir überlegen.“ Ging ich auf seine Bitte ein, da ich annahm, dass er dies hören wollte. „Vielleicht wäre es besser, wenn du dich schon mal um das Bett kümmerst. Dann werden wir später schneller fertig.“ Bat ich ihn mit belegter Stimme, als er sich das nächste Kleidungsstück nehmen wollte. Lautlose Tränen rollten über mein Gesicht, aber ich riss mich solange zusammen, bis ich mir sicher war, das Letho alle Teile für das Bett rein gebracht hatte. Erst dann schluchzte ich los. Er wollte mich nicht mehr, erkannte ich. Er will mich von hier weg haben. Ich ließ die Wäsche, Wäsche sein und lief über den Hof. Ich würde die Festung nicht verlassen, aber ich wollte auch nicht so schnell gefunden werden. Mit viel Mühe kletterte ich auf das Holzgerüst. Ich brauchte mehrere Versuche, aber letztendlich schaffte ich es. Für die bunten Blumen in der Ruine hatte ich jetzt keinen Blick. Ich suchte mir eine Ecke und verkroch mich in dieser. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Hatte ich mich so sehr ihn Letho getäuscht? Nein, er war kein Mann, der eine Frau nur fürs eine haben wollte. Das hätte er schon eher haben können. Nein, es musste an mir liegen, ich machte immer alles falsch, ich war nie genug. Ich zog meine Beine an und umschlang sie mit meinen Armen. Meine Fingernägel bohrte ich in meine Wade, der Schmerz lenkte mich von meinem Herzen ab. Heulend saß ich da und ging jede Erinnerung durch, wo hätte ich was anders machen können? Irgendwann riss mich ein Krächzen aus meinen Gedanken. Regis Rabenfreund saß auf einem Mauerstück und spähte zu mir runter. Entsetzt stellte ich fest, dass es sogar bereits dunkel war. Es schien auch zu regnen, aber da ich unter einem Vorsprung saß, war ich trocken geblieben. „Schh, verrate mich bitte nicht!“ flehte ich leise den Vogel an. Ich wollte jetzt nicht zu den anderen. Es schien, als würde der Vogel seinen Kopf fragend zur Seite lehnen. „Bitte, ich werde dir später auch Fleisch geben.“ Bot ich ihn an. Er krächzte noch einmal, flatterte dann aber zu mir runter. Er landete auf meinem Knie. Ich zog meine Nase hoch. „Danke.“ Hauchte ich und hob zögerlich meine Hand. Würde er mich sich streicheln lassen. Er ließ es zu, er krächzte leise und lenkte meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Leise konnte ich jemanden nach mir rufen hören. Es hörte sich nach Eskel an und dann Letho. Sie suchten nach mir. Der Rabe flatterte mit den Flügeln, „Psst bitte.“ Bat ich ihn erneut, als er krächzen wollte. Er pickte kurz nach mir und flog dann davon. Ich spähte um die Ecke, durch den Regen. Der Rabe flatterte wild am Tor hin und her und krächzte laut. Die Hexer bemerkten ihn und schienen zu diskutieren, ehe sie dem Raben nach draußen folgten. Ich wollte lachen und weinen zu gleich. Der Rabe führte sie an der Nase herum, was mich lachen ließ. Aber es zeigte auch wie wenig Vertrauen sie in mich hatten. Dachten sie wirklich, ich würde ohne Rüstung und völlig unbewaffnet die Festung verlassen? Eigentlich müsste vor allem Letho es besser wissen. Aber was wusste ich denn im Gegenzug von ihm? Kannte ich ihn wirklich? Ich wusste es nicht. Ich verzog mich wieder in die Ecke, bevor ich völlig durchnässt wurde. Erneut liefen mir einige Tränen durchs Gesicht. Doch ich hatte nicht bemerkt, dass ich mittlerweile gefunden wurde. „Hey kleine Furie was ist denn los?“ es war Lambert, der auf mich zu kam. Ich schluchzte auf und sah ihn mit verheulten Auge an. „Letho.“ Jammerte ich. Er hockte sich zu mir und verwunderte mich, als er mich in seine Arme zog. „Was hat er gemacht?“ wollte der Hexer verdächtig ruhig wissen. „Er will mich nicht mehr.“ Weinte ich. Lambert strich mir übers Haar. „Hat er das gesagt?“ fragte er. Ich nickte an seiner Brust. „Er will mich von hier weg haben. Er würde mich auch hinbringen, ich solle nur sagen wohin.“ Schluchzte ich. „Schhhh, wenn du nicht weg willst, brauchst du auch nicht.“ Wollte er mich beruhigen. „Na komm, ich werde dich erst mal rein bringen.“ Schlug er vor. Doch ich schüttelte den Kopf. „Nein.“ Flehte ich und wischte ein paar Tränen fort. „Dann sag ich Vesemir nur eben Bescheid, dass ich dich gefunden habe.“ Meinte er und löste sich von mir. Er kletterte aus der Ruine und kurze Zeit später hörte ich einen kurzen Pfiff. Ich schlang wieder meine Arme um meine Beine und legte meine Stirn auf die Knie. Ich schaute erst auf, als mich Jemand an der Schulter berührte. Es war Vesemir. „Lambert meinte, Letho hätte etwas gemacht?“ wollte er ruhig wissen. Ich nickte schniefend, „Na komm her.“ Meinte er und setzte sich neben mich. Ich lehnte mich an ihn. „Wie? Lambert hatte scheinbar recht.“ hörte ich ihn leise vor sich hin murmeln. Ich schielte nach oben und konnte sehen wie seine Hand zu seinem Amulett glitt. „Möchtest du erzählen, was passiert ist?“ wandte er sich dann an mich. „Er will mich nicht mehr.“ schniefte ich. „Hat er das so gesagt?“ wollte Vesemir wissen. Ich nickte, „Er will mich von hier weg bringen. Je weiter desto besser.“ Schluchzte ich. „Dabei, … dabei hab ich doch versucht ihm alles recht zu machen.“ Fing ich an. „Ich habe mein bestes beim Training gegeben, kein einziges Mal gejammert oder mich beschwert, als ich bemerkte, dass er mir pure Schwalbe gab, hab ich es nicht mehr getrunken. Ich hatte anfangs gedacht, er würde mir die verdünnten Tränke geben, damit ich keine Probleme mit meinen regulären Aufgaben bekam, aber er hat mich reingelegt. Obwohl ich Muskelkater hatte und mich kaum bewegen konnte, habe ich trotzdem auf der Spur und am Pendel mein bestes gegeben, aber es war nicht genug. Er hat mich sogar angebrüllt, ich solle mich nicht so anstellen und mich endlich konzentrieren. Aber ich konnte mich doch kaum noch bewegen.“ Erzählte ich weinend. Vesemir unterbrach mich kein einziges Mal. „Und dann wurde mir klar, es wäre besser, wenn ich einfach gar nicht mehr kämpfen, mich für keinen mehr einsetzen würde. Wenn ich nur noch meine Aufgaben machte, wie es sich für eine gute Frau gehörte. Eine Frau beschützt niemanden, eine Frau hat nicht zu kämpfen. Aber das war auch nicht genug gewesen. Nachdem ich ihm das Amulett und dann auch das Schwert zurück gab, hielt er es ja nicht einmal mehr im selben Raum mit mir aus. Und vorhin sagte er, es wäre besser, wenn ich nicht hier wäre. Bin ich denn wirklich ein so schlechter Mensch?“ wollte ich schluchzend wissen. Vesemir schwieg eine Weile, „Ich glaube nicht, dass du ein schlechter Mensch bist. Aber ich glaube auch nicht, das Letho es so gemeint hat. Er hat sich große Sorgen gemacht, als wir vorhin feststellten, dass du scheinbar verschwunden bist.“ Entgegnete er. „Es tut mir leid, ich wollte euch keine Sorgen bereiten.“ Jammerte ich. „Ich mache dir deswegen keine Vorwürfe. Ich werde mich immer um euch sorgen.“ Meinte Vesemir und drückte mir tröstend die Schulter. Ich zog die Nase hoch, „Was soll ich denn noch machen? Wenn ich ihn, mich oder andere verteidige und mich für sie einsetze ist es falsch, wenn ich nicht mehr kämpfen will, ist das scheinbar auch falsch, wenn ich ihm widerspreche ist es falsch, wenn ich aber alles ohne zu murren mache, was er sagt, ist es ebenfalls falsch, genauso wenn ich auf die Tränke verzichte, fordert er trotzdem die selbe Leistung wie mit den Tränken.“ Wollte ich von dem alten Hexer wissen. Dieser seufzte kurz, „Hat er denn gar nicht gesagt, warum er dich so hart ran nimmt beim Training?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich wollte auch nicht fragen, um es nicht noch schlimmer zu machen. Er sah doch schon so sauer aus. Das einzige was er mich immer fragte war, ob ich ihm versprechen könnte, dass so eine Situation nicht wieder passierte. Aber ich konnte es ihm nicht versprechen, er nahm mir dann nur meine Schwerter ab und ließ mich alleine und jetzt wo ich es ihm versprechen könnte, will er mich weg schicken.“ Schniefte ich. „Ich glaube ihr solltet ganz dringend miteinander reden. Ihr habt beide Fehler gemacht, ihr solltet nicht zulassen, dass diese das zerstören was ihr habt.“ Meinte Vesemir. „Wo ist Letho eigentlich?“ fragte er dann. „Der Rabe von Regis tauchte vorhin hier auf, ich hatte ihn gebeten mich nicht zu verraten, als wir dann Eskel und Letho hörten, bat ich erneut leise zu sein. Aber dann flog er los und schien die Beiden nach draußen zu locken. Und sie folgten ihm, als ob ich so verrückt wäre, bei den vielen Monstern ohne Rüstung oder gar ohne Waffe die Festung zu verlassen.“ Empörte ich mich. Vesemir lächelte leicht, „In Ordnung. Aber bevor ich dich gleich rein bringe, weißt du ob Keira kürzlich einen Zauber bei dir gewirkt hatte?“ wechselte er das Thema. Verwirrt runzelte ich die Stirn und schaute zu ihm auf, „Nein, nicht das ich wüsste. Warum?“ fragte ich ihn im Gegenzug und zog dann noch einmal die Nase hoch. „Weil mein Amulett in deiner unmittelbaren Umgebung zuckt, Lambert erwähnte es vorhin auch.“ Erklärte er. „Oder hast du kürzlich etwas geschenkt bekommen?“ überlegte er. Ich nickte, „Ja, das habe ich.“ Meinte ich. Erstaunt sah er mich an. Ich griff in meinen Kragen und zog die Kette hervor. „Dettlaff hat sie mir mitgebracht.“ Ich zeigte ihm das Schneckenhaus, sein Amulett zuckte ein wenig stärker. „Die ist von Dettlaff?“ hakte Vesemir nach. Ich nickte, „Ja, er hat sie mir von der Najade mitgebracht.“ Bestätigte ich ihm. „Keira sollte sie sich anschauen. Es geht irgendetwas magisches von ihr aus. Ich möchte sichergehen, dass sie dich nicht vielleicht beeinflusst.“ Bat er. „Nein!“ entgegnete ich hastig. „Nein, Keira mag mich nicht und ich möchte nicht, dass sie das Schneckenhaus kaputt macht. Auch wenn es nur ‚aus versehen‘ ist. Außerdem kann sie mich nicht beeinflussen, ich habe von Yennefer einen Talisman bekommen, der meinen Geist schützt. Deswegen konnte ich auch dem Axii von Lambert widerstehen.“ Erklärte ich dann etwas sanfter und zog die andere Kette hervor. „Dann lass aber bitte Yennefer sie sich anschauen. Nur um sicher zugehen.“ Bat er noch einmal. Ich nickte. „In Ordnung.“ Stimmte ich dann doch zu. „Gut, gut. Aber nun lass uns rein gehen. Es ist viel zu kalt und nass für meine alte Knochen hier draußen.“ Meinte er und erhob sich. Er zog mich ebenfalls aus meiner sitzenden Position. „Na komm, sonst wirst du noch krank.“ Forderte er. Nur widerwillig folgte ich ihm. Aber auch nur, weil mir langsam wirklich kalt wurde. Vorher hatte ich es gar so nicht wahrgenommen. Vesemir half mir, von dem nassen Holzgerüst zu klettern, damit ich nicht abrutschte und mir noch ernsthaft weh tat. Als wir das Portal in die Zitadelle erreichten, war ich völlig durchnässt. Es regnete doch stärker, als ich gedacht hatte. „Ab ins Warme mit dir, du zitterst ja schon.“ Murmelte Vesemir gutmütig, als er mir die Tür aufhielt. Ich wischte mir noch die restlichen Tränen aus dem Gesicht und trat ein. Eigentlich war es überflüssig, da mein Gesicht durch den Regen eh komplett nass war und sich keiner im Erdgeschoss aufhielt. „Geh nach oben, leg dich hin und wärm dich auf.“ Meinte Vesemir. „Aber, …“ wollte ich widersprechen. „Nein, kein aber. Wir werden es überleben, wenn ich ein bisschen Fleisch zum Essen brate und mit Letho werde ich auch reden, wenn er wieder hier ist. Obwohl ich annehme, dass Lambert das gerne übernommen hat.“ Unterbrach er mich. „Leg dich hin, morgen wird die Welt bestimmt wieder besser aussehen.“ Munterte er mich auf. Müde lächelte ich. „Danke Vesemir.“ Murmelte ich. Mit einer völlig durchnässten Hose, die an den Oberschenkel klebte, war es gar nicht so einfach die lange Treppe nach oben zu steigen. Als ich im Zimmer oben endlich ankam, schnappte ich aus zweierlei Gründen nach Luft. Zum einen durch das Treppensteigen, zum anderen, wegen dem was ich auf Lethos Bett liegen sah. Fein säuberlich aufgereiht und zusammengefaltet lag dort seine Kleidung und ein Teil seiner Ausrüstung. Seine Satteltaschen standen vor dem Bett, zum Teil schon gepackt. „Oh nein!“ knurrte ich, das konnte er getrost vergessen. So schnell würde ich ihn nicht gehen lassen. Vergessen war die Kälte oder die nassen Sachen. Wütend ging ich auf den alten Kleiderschrank zu und zog die Türen auf. Er war tatsächlich leer. Völlig leer. Letho wollte das Zimmer verlassen, ob jetzt nur um unten zu schlafen, oder um die Festung völlig zu verlassen, ich wusste es nicht, aber ich würde es auch nicht zu lassen. Ich sammelte seine Trankfläschchen zusammen und stellte sie sorgfältig oben in den Schrank. Seine Kleidung raffte ich in meinen Armen zusammen und stopfte sie so in den Schrank. Den restlichen Kleinkram warf ich seine Satteltasche und packte diese ebenfalls in den Schrank. Jetzt lag nur noch mein ehemaliges Silberschwert auf der Decke. Es war sorgfältig in ein Stück Stoff eingewickelt. An der Parierstange war die Kette mit dem Vipern Medaillon befestigt. Traurig seufzend ließ ich meine Fingerspitzen darüber gleiten. Ich vermisste das Gewicht der Kette um meinen Hals, es war so sehr vertraut geworden. Ebenso das des Schwertes. Vorsichtig nahm ich es auf und packte es ebenfalls in den Schrank. Ich sorgte dafür, dass es nicht heraus fallen konnte und verschloss dann den Schrank. Ich blieb einige Momente an den Schrank angelehnt stehen, „Nur weil ich sagte, ich kämpfe nicht mehr, heißt das nicht, ich kämpfe nicht mehr um dich Letho!“ sprach ich leise zu mir. So langsam wurde mir doch wieder kalt. Ich ging zu der Feuerstelle und legte einige Scheite nach. Dann mühte ich mich ab, meine nasse Kleidung von der Haut zu lösen. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper, daher holte ich schnell noch eine zweite Decke und kroch dann ins Bett. Lethos Bett. Hoffentlich verstand er es und haute nicht klammheimlich ab. Ich wollte zumindest eine Erklärung und klare Worte, wo wir denn nun standen. Der lange Gefühlsausbruch forderte langsam seinen Tribut, meine Augen wurden immer schwerer bis ich sie nicht mehr aufhalten konnte. Mein Schlaf war unruhig. Ebenso wie meine Träume. Ich träumte davon, wie Letho vorschlug mich von hier weg zu bringen, dann sehe ich ihn seine Tasche packen, Lambert der fragt, was passiert sei, dann träumte ich von Vesemir, der mir versicherte, am nächsten Tag wäre alles besser. Zum Ende hin träumte ich wieder von Letho. Von dem Moment, als wir uns gegenseitig versprochen hatten, bei einander zu bleiben, dann wie er mir immer wieder versicherte, dass er bei mir bleiben würde. Als ich schließlich aufwachte, stellte ich fest, dass das Kopfkissen feucht und meine Augen verklebt waren. Ich hatte ihm Schlaf geweint. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Ich blinzelte, träumte ich immer noch? Letho saß ans Bett gelehnt auf dem Boden und döste scheinbar. Ich richtete mich ein wenig auf. Nein ich träumte nicht, er saß dort wirklich. Die Knie ein wenig angezogen und in den Armen hielt er etwas. Ich schaute nicht schlecht, schnell blickte ich zu dem anderen Bett rüber. Es fehlte dort tatsächlich. Er hielt mein Kopfkissen fest umschlungen, während er hier am Boden saß. Hatte ich den letzten Teil vielleicht doch nicht geträumt? Hatte er vielleicht wirklich versucht mich zu trösten, während ich im Schlaf weinte? Ich hoffte es. Doch mir fiel auch noch etwas anderes auf, sein Jochbein schimmerte in den verschiedensten Blautönen. „Oh Letho, was ist passiert?“ seufzte ich leise. Doch ich war nicht leise genug. Seine Augen bewegten sich unter ihren Lidern und kurze Zeit später fing er an zu blinzeln. Ich stützte meinen Kopf auf meine Hand und beobachtete ihn beim aufwachen. 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