Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 20: Wünsche ------------------- Der Schlaf wollte nicht kommen, immer wieder drehte ich mich hin und her. Als ich zu Letho schaute, musste ich feststellen, dass er nun mit dem Rücken zu mir lag. So konnte ich mich noch nicht einmal heimlich ankuscheln und später behaupten, dass es im Schlaf passiert wäre. Meine Hand wanderte fast von alleine zu ihm, doch kurz bevor ich ihn berührte stoppte ich mich. Ich ballte meine Hand zur Faust. Letho war so widersprüchlich. Seine Worte sagten etwas ganz anderes als seine Augen oder Gesten. Wollte er mich wirklich nicht, oder wusste er einfach nur nicht was er wollte? Ich seufzte. Mir blieb erst einmal nichts anderes übrig als abzuwarten. Ich starrte eine ganze Zeitlang auf seinen Rücken, bis er sich anfing zu regen. „Was ist los?“ wollte er verschlafen wissen. „Nichts, kann nur nicht schlafen.“ Murmelte ich und drehte mich auf den Rücken. Ich hörte wie Letho sich zu mir drehte. „Was bedrückt dich?“ fragte er ruhig. Ich schüttelte den Kopf, „Nichts was jetzt geändert werden könnte.“ Gab ich zu und drehte meinen Kopf leicht zu ihm, so dass ich ihn ansehen konnte. „Alanya, …“ fing er an. „Ist schon gut.“ Unterbrach ich ihn und drehte mich von ihm weg. Ich wollte jetzt gerade keine Ausflüchte oder Entschuldigungen hören. Manchmal waren Gefühle echt hinderlich. Nach einer Weile schien Letho wieder eingeschlafen zu sein, sein Atem ging ruhig und gelegentlich hörte man einen leisen Schnarcher von ihm. Wenigstens einer von uns konnte schlafen. Leise erhob ich mich, schlüpfte in Hose und Stiefel und wickelte mich in meine Decke, ehe ich die Scheune verließ. Der Himmel war wieder klar, wie letzte Nacht. Der Mond war fast voll und tauchte alles in schummriges Licht. Ich setzte mich an den Fuß des Baumes und blickte zum Mond hoch. Ich besann mich auf all die schönen Momente, die ich mit Letho hatte, ich sollte es genießen solange er mich in seiner Nähe duldete. Irgendwann würde er wieder alleine weiter ziehen wollen. Ich musste irgendwann draußen eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte lag ich zusammengerollt zwischen den Wurzeln des Baumes. Es dämmerte gerade erst und ich wunderte mich, was mich geweckt hatte. Ich wollte noch nicht aufstehen, auch wenn ich draußen lag und zog mir daher Decke über den Kopf. Ich war schon wieder halb eingeschlafen, als ich hochschreckte. Jemand rief nach mir. Letho rief nach mir. Ich setzte mich auf und rieb mir verschlafen die Augen. „Alanya!“ konnte ich ihn erneut hören. Klang er wirklich besorgt und leicht gehetzt? „Hier bin ich!“ rief ich leise. Ich wusste nicht ob er mich gehört hatte, aber ich war noch zu müde, als dass es mich interessierte. Scheinbar hatte er es, denn kurze Zeit später konnte ich seine eiligen Schritte im Hof hören. Dann stand er vor mir, ich gähnte und blinzelte zu ihm hoch. „Was ist los Letho?“ fragte ich ihn. „Was los ist? Das fragst aus gerechnet du?“ sprach er leicht verärgert, dann er hockte sich vor mich hin. „Was machst du hier draußen? Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt, als du heute morgen schon wieder nicht da warst und dann auch nicht auf mein rufen nicht gleich reagierst hast. Ist alles in Ordnung bei dir?“ jetzt klang er mehr als besorgt. „Ich konnte nicht schlafen. Ich wollte dich nicht wieder wecken. Daher hatte ich mich nach draußen gesetzt. Hier bin ich dann wohl doch eingeschlafen.“ Murmelte ich. „Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir leid, Letho.“ Entschuldigte ich mich. Er seufzte und schüttelte den Kopf, „Na komm, da wir beide eh jetzt wach sind, lass uns deine Übungen machen und dann weiter. Wir sollten heute dann in Aedd Gynvael ankommen.“ Er reichte mir eine Hand und zog mich hoch. Er runzelte die Stirn, als ich vor ihm stand. „Wo sind deine Waffen?“ wollte er wissen. „Ähm bei meinen anderen Sachen.“ Antwortete ich ihm. Er strich sich mit der Hand durchs Gesicht, „Was soll ich bloß mit dir machen. Du verziehst dich mitten in der Nacht und bist dann auch noch völlig unbewaffnet?“ murmelte ungläubig. Ich zuckte nur mit der Schulter, „Es ist hier doch nichts. Nicht mal ein Hase oder eine Eule.“ Wollte ich die Sache abtun. Allerdings verdiente ich dadurch einen leichten Schlag in den Nacken. „Hey!“ protestierte ich und rieb mir die Stelle. „Egal wie ruhig es ist, lass niemals deine Waffen zurück und schon gar nicht nachts!“ belehrte mich Letho. „In Ordnung, ich werde dran denken.“ Versprach ich. „Du weißt was das bedeutet?“ fragte er mich in einem auffälligen unschuldigen Ton. Ich schüttelte den Kopf. „Strafrunden vor dem Schwerttraining!“ verriet er mir. Ich verkniff mir ein stöhnen. Ich wickelte die Decke zusammen und wollte sie in die Ruine der Scheune bringen. Doch Letho hielt mich nach einigen Schritten auf. „Alanya!“ ich stoppte in meiner Bewegung und drehte mich zu ihm um. Er hatte seine Hand ausgestreckt. Das sollte wohl heißen, er bringt sie weg, während ich schon mal laufen durfte. Murrend überreichte ich sie ihm und fing an um den Hof herum zu laufen. „Ich will ein anständiges Tempo sehen!“ forderte Letho. Ich beschleunigte mein Tempo. Für mich war es mittlerweile völlig ungewohnt ohne Rüstung und Schwert zu laufen. Nach einiger Zeit war Letho wieder da. „Ich sagte ein anständiges Tempo, kein Sparziergang!“ schnauzte er. Ich beschleunigte noch mehr, er ist scheinbar wieder völlig in seiner Rolle als Ausbilder. Er hatte sogar einige Zaunelemente aufgetrieben, über die ich mal rüber und mal drunter durch musste. Bei dem Drill, den er immer forderte, hätte Letho auch wunderbar ins Militär gepasst. Dachte ich mir, als ich gerade über ein weiteres Hindernis geklettert war. „Genug! Das reicht zum Aufwärmen!“ rief er. Mein Atem ging stoßweise, „Das nennt er aufwärmen?“ murmelte ich ungläubig und stützte mich mit meinen Händen an den Oberschenkeln ab. „Ich habe nichts von einer Pause gesagt!“ kam sofort hinterher. Um ihn nicht noch mehr zu reizen, joggte ich zu ihm rüber. Er hatte bereits meine Rüstung und meine Schwerter bei sich, wann auch immer er sie geholt hatte. Ich dehnte mich noch kurz, ehe ich in meine Rüstung schlüpfte. Dann ging es direkt mit den Schwertübungen weiter. Irgendwann hatte Letho dann doch erbarmen mit mir. Ich lag keuchend auf dem Rücken, mein Schwert neben mir. „Na so langsam wird es doch was.“ Grinste Letho auf mich herab. Ich blinzelte zu ihm hoch, sollte das ein Lob gewesen sein. Ich grinste zurück. „Ich habe trotzdem bei weitem keine Chance gegen einen von euch.“ Murmelte ich. „Wir werden sehen.“ Meinte er und zog mich wieder auf die Füße. „Pack deine Sachen und trink etwas. Essen kannst du unterwegs.“ Orderte er. Ich nickte, etwas trinken klang gut. Ich steckte mein Schwert weg und ging zu meinen Sachen, schnell war alles verstaut und ich trank die letzten Reste aus der Wasserflasche, ehe ich zum Brunnen ging, um unsere Vorräte aufzufüllen. Ich löschte meinen restlichen Durst direkt aus der Schöpfkelle und wusch mir mein Gesicht ab. Wenigstens mein Gesicht musste nicht ständig mit Schweiß und Staub verdreckt sein. In der Zwischenzeit hatte Letho seine und Uma Sachen ebenfalls gepackt und machte nun Kiran bereit. Ich schloss mich ich an und reichte ihm seine Wasservorräte rüber. Er reichte mir dafür einen kleinen Stoffbeutel, ich sah ihn fragend an. „Das sollst du unterwegs essen.“ Meinte er nur. Ich zog eine Grimasse, die unausgesprochenen Worte, das er es kontrollieren würde, hingen in der Luft. Ich band den Beutel vorne an den Sattelriemen von Tetris, so dass ich unterwegs ohne Probleme daran kommen konnte. Allerdings konnte ich mir ein leises grummeln dabei nicht verkneifen. „Hast du etwas zu sagen?“ fragte Letho mich darauf hin. Natürlich hatte er es gehört. „Ich bin kein kleines Kind.“ Beschwerte ich mich. „Na das will ich doch hoffen.“ Grinste er. „Aber es ist trotzdem wichtig, dass du genügend Nahrung zu dir nimmst. Besonders nach einem anstrengenden Training. Sei froh, dass ich dich nicht das Grünzeug essen lasse, das ich als Kind während des Trainings bekommen habe.“ Erklärte er. Ich verzog das Gesicht, darauf konnte ich auch sehr gut verzichten. Ich hatte irgendwo gelesen, dass die Adepten an bestimmten Tagen mehrmals die Woche bestimmte Pilze, Algen und Kräuter bekamen, um ihre Körper zum einen auf die Mutagene vorzubereiten und zum anderen ihre Gifttoleranz zu erhöhen, allerdings schien dieses Grünzeug auch das Muskelwachstum zu beeinflussen. „Ich frag lieber erst gar nicht, was du dazu weißt.“ Murmelte er, als er mein Gesichtsausdruck scheinbar richtig deutete. Ich grinste ihn nur verlegen an und zuckte mit den Schultern. Nachdem alles an Ausrüstung verstaut war, nahm ich meinen Hut und den Ledermantel, erstaunt sah ich, dass die Risse, die vom Schlag des Werwolf stammten genäht waren. Fragend sah ich zu Letho. Er zuckte mit den Schultern. „Ich musste sowieso meine Hose flicken, da hab ich deinen Mantel gleich mit gemacht.“ Meinte er leichthin. „Danke Letho!“ lächelte ich ihn an. Das musste er gemacht haben, als ich schon schlief und bevor er sich betrunken hatte, oder während er trank. Ich schlüpfte hinein und schnallte mir mein Silberschwert auf den Rücken. Wir waren eine Weile unterwegs, als Letho an einem Hang anhielt. „Das dort unten ist Aedd Gynvael. Ein ruhiges Städtchen. Wir werden am Nachmittag dort ankommen.“ Erklärte Letho. „Sie haben zwar eine Taverne, vermieten aber keine Zimmer. Wir werden demnach ein Stück außerhalb unser Nachtlager aufschlagen. Aber auf dem Markt findest du vielleicht etwas für Lambert und Geralt.“ Erzählte er. Ich nickte. Die Aussicht war recht spektakulär und Aedd Gynvael sah wirklich nett aus. Zumindest von hier oben. Wir verweilten noch eine Weile dort und Letho drängte mich, noch mehr von dem Trockenobst zu essen. „Wird deine Heimatwelt eigentlich auch von dem weißen Frost bedroht?“ fragte Letho mich auf einmal. Ich überlegte kurz, „Nun theoretisch schon. Allerdings weiß ich nicht genau, ob man eine Eiszeit mit dem weißen Frost vergleichen kann, oder ob es sogar vielleicht dasselbe ist.“ Er sah mich fragend an, „Während der Eiszeit friert fast alles ein und die Temperaturen fallen stark. In meiner Welt gab es davon mehrere kleine und große. Aber ich kann nicht sagen, ob die Menschen eine weitere überleben würden. Damals während der letzten Eiszeit lebten die Menschen noch in Höhlen und nicht in Häusern.“ Versuchte ich zu erklären. So ganz sicher war ich mir nicht, es war doch schon ziemlich lange her, seit de ich das in der Grundschule mal gelernt hatte. „In Höhlen? Ich glaube das haben die Menschen hier niemals getan.“ Runzelte Letho die Stirn. „Ich habe dazu eine Theorie. Da die Zivilisation in meiner Welt deutlich weiter ist und es dort Beweise gibt, dass sich die Menschheit dort entwickelt hat, dass die Menschen, die hierher kamen, ursprünglich aus meiner Heimatwelt stammen. Unsere Welten müssen aber auch noch irgendwie verbunden sein, sonst hätten wir nicht so viel wissen von euch und es würden keine Leute von dort hierher kommen so wie ich. Allerdings habe ich noch von keinem Fall gehört, in dem es hieß das jemand von hier zurück kam.“ Versuchte ich zu erklären. „Es könnte möglich sein. Aber was meinst du damit, dass sich die Menschheit entwickelt hat?“ fragte er. Hm, wie kann ich ihm jetzt die Evolution am besten erklären. „Nun ja, die Menschen waren nicht immer Menschen, auch wenn viele Religionen das vermutlich anders sehen.“ Ich kratzte mich am Hinterkopf. „Das Leben hat sich irgendwann entwickelt, wie genau und warum konnte noch nicht gänzlich erforscht werden, aber es heißt das alles Leben sich im Meer entwickelt hat. Und wenn man den Wissenschaftlern glauben kann, sind Menschen sogar teilweise näher mit einigen Pflanzen verwandt, als mit Tieren. Es ist recht schwer zu verstehen, aber wenn du willst versuche ich es dir später zu erklären. Aber so ganz verstehe ich die Theorie auch nicht dahinter.“ Ich glaube ich sah recht hilflos bei meinem Erklärungsversuch aus, denn Letho stellte erst einmal keine weitere Fragen und nickte nur. Schweigend ritten wir vorerst weiter, aber im Gegensatz zu den vorherigen Tagen war es dieses mal kein unangenehmes Schweigen. Als wir Aedd Gynvael erreichten, stiegen wir von den Pferden und führten sie durch die Gassen. Die Blicke der Bewohner lagen misstrauisch auf uns. Aber wer sollte es ihnen verübeln, ich sah immer noch aus wie ein Hexenjäger und diese sah man hier soweit im Norden vermutlich so gut wie gar nicht. Und die Geschichten, die man über sie hörte waren auch nicht unbedingt als Gutenachtgeschichten geeignet. Ob sie Letho bereits als Hexer erkannt hatten, konnte ich nicht sicher sagen, aber vermutlich schon. Schließlich dürften hier des Öfteren welche entlang kommen. Wir waren schließlich nicht mehr weit von Kaer Morhen entfernt, vielleicht ein paar Tage bis eine Woche mit dem Pferd. Es gab einen kleinen überdachten Unterstand für die Pferde, vermutlich für die Reittiere von Boten und Soldaten. Wir ließen Tetris und Kiran dort, sie bekamen Wasser und ein wenig Heu. Der Knecht bekam ein paar Münzen und würde dafür darauf achten, dass niemand an unsere Ausrüstung ging. Als ich noch schnell ein paar extra Münzen aus der Satteltasche nehmen wollte, bemerkte ich, dass das Handy vibrierte. Unauffällig entsperrte ich den Display, es gab eine weitere Nachricht, „Hier trennen sich unsere Wege!“ stand dort. Was meinte der Fremde damit? Wollte er, dass ich hier her kam? Wenn ja, warum? Oder war das die Reaktion auf die Striege? Würde er mich jetzt tatsächlich in Ruhe lassen? Aber ich fragte mich, ob soviel sicherer sei. Die Frage nach dem Unbekannten würde immer in meinem Hinterkopf schwirren. „Bis zum Abend haben wir noch ein wenig Zeit, die Händler sind noch an ihren Ständen, sollen wir mal schauen gehen?“ fragte Letho mich und riss mich so aus meinen Gedanken. Ich nickte, „Klar, brauchen wir irgendwas bestimmtes, oder nur schauen?“ stimmte ich zu. „Nur ein paar Kleinigkeiten, wenn du für Lambert und Geralt etwas besorgen möchtest, wäre hier die letzte Möglichkeit.“ Wies er mich hin. Ich schluckte, für eine kurze Zeit hatte ich verdrängt, dass unsere Ankunft in Kaer Morhen auch bedeutete, auf die beiden geprellten Hexer zustoßen. Ich nahm mir vor, die nächsten Tage mich beim Training noch mehr anzustrengen. Vielleicht hätte ich dann eine winzig kleine Chance. Auf dem Weg zum Marktplatz schien Letho ein wenig abgelenkt, er wurde immer mal wieder langsamer oder schaute sich um. „Alles in Ordnung?“ fragte ich ihn daraufhin. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube wir werden verfolgt.“ Murmelte er. Ich unterdrückte den Drang, mich sofort umzusehen. „Weißt du wer?“ wollte ich leise wissen, doch Letho schüttelte den Kopf. Mit mulmigen Gefühl ging ich weiter. Wir beide waren gesuchte Leute, nun ich zwar nur vom Kaiser und hoffentlich bislang noch ohne Steckbrief, aber Letho wurde in den gesamten nördlichen Königreichen steckbrieflich gesucht. Ein Verfolger könnte uns also in ziemlich unangenehme Situationen bringen. Je näher wir dem Marktplatz kamen, desto voller wurden die Gassen. Hier und da konnte man Wortfetzen auffangen. „Ein Hexer, … ein Hexenjäger, … was wollen die hier?“ Ich verdrehte die Augen, als ich bemerkte, dass einige Mütter ihre Kinder zu sich zogen und andere so aussahen, als ob sie darüber nachdachten ob sie vielleicht ihren unliebsamen Nachbarn der Hexerei anklagen sollten. Als wir bei dem ersten Händler ankamen hatte ich unseren Verfolger mittlerweile auch bemerkt, aber meine Sorge schien unbegründet zu, wie es aussah war es ein kleiner junge. Vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Aber jedes Mal, wenn Letho auch nur in seine Richtung schaute, versteckte er sich oder lief davon. Was der Junge wohl wollte? Ich war gerade an einem Stand vorbei gekommen, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog, als ich Tumult hörte. Neugierig drehte ich mich um, stellte dabei aber auch fest, das Letho nicht mehr bei mir stand, Uma hingegen ging noch ruhig an meiner Hand. Letho hatte ihn mit Axii bezaubert, so dass er uns im Gedränge keine Schwierigkeiten machen würde. Ich sah mich nach Letho um und musste stöhnen, als ich sah, dass er in mitten des Tumultes stand. Seine Körperhaltung sprach davon, dass er recht aufgebracht und angespannt zu sein schien. Schnell beeilte ich mich durch die Menge zu kommen. Mehrere Männer standen drohend vor meinem Hexer. „Was ist hier los!“ forderte ich zu wissen. Sofort hatte ich die Aufmerksamkeit auf mich. Ich konnte einige Frauen tuscheln hören, irgendwas davon, dass der Hexer jetzt verhaftet würde, weil er ein Kind entführen wollte. „Gut das du hier bist. Wir haben den Mutanten dabei erwischt, wie er diesen Jungen entführen wollte!“ klagte einer der Männer Letho an. Sofort fingen viele weitere Leute an zu bezeugen, was sie angeblich gesehen hätten. Ich verdrehte jetzt wirklich die Augen, so ein bullshit. „Es ist ja nichts passiert.“ Wollte ich die Menge beruhigen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt. Dieser Hexer gehört zu mir und was sollen wir mit einem Kind unterwegs? Aber wenn es euch beruhigt, werde ich den Hexer vorerst nicht mehr aus den Augen lassen.“ Sofort ging das Getuschel wieder los, aber zum Glück verstreute sich bereits ein Teil der Menge. „Aber, …“ fing einer der Männer. „Kein aber. Mein Hexer stiehlt keine Kinder! Jetzt verstreut euch!“ unterbrach ich ihn. „Komm, …“ verdammt, ich hatte mit Letho keinen Decknamen ausgemacht und Letho konnte ich ihn nicht rufen. Der Name war viel zu auffällig. „… Hexer!“ blieb mir nichts anderes übrig. Hoffentlich wäre er nicht sauer auf mich. Aber zumindest kam Letho erst einmal brav hinter mir her. Wir gingen in eine Seitengasse. „Komm Hexer? Seit wann bist du so herablassend?“ fragte Letho gefährlich ruhig. „Tut mir leid. Ich konnte dich ja wohl schlecht Letho vor den ganzen Leuten nennen.“ Entschuldigte ich mich. „Aber was hast du gemacht? Was wolltest du von dem Jungen?“ fragte ich dann gleich. „Ich wollte wissen warum er uns verfolgt.“ Antwortete er mir. „Naja, machen können wir jetzt erstmal nichts mehr dagegen. Aber bitte verhalte dich unauffällig, ja? Ich möchte nicht, dass die Bewohner vielleicht irgendwelche Wachen rufen.“ Bat ich ihn. Er nickte und ging in Richtung Hauptstraße, „Und ich bin nicht dein Hexer.“ Murrte er dann noch. Leider; dachte ich nur und wagte es nicht den Mund aufzumachen. Ich hätte es vielleicht dann noch laut gesagt. Aber seine Worte waren deutlich, er wollte nur Freundschaft und nichts anderes. Und es tat weh, jedes mal wieder, wenn er darauf hinwies. Wir führten unseren Gang über den Markt fort. Für Lambert hatte ich einen Hut gefunden. Er sah fast so aus, wie der, den er Vesemir gemopst hatte. Das Leder war nur ein wenig heller und im Hutband steckten ein paar bunte Federn. Der Händler sah verwirrt aus, als ich ihn kaufen wollte, aber als ich ihm erzählte, er wäre ein Geschenk, packte er ihn sogar noch ein. Für Geralt fand ich mit Hilfe von Letho etwas. Ein neues Rasiermesser, der Griff war aus geschnitzten Knochen, die ironischerweise mit einem Wolf verziert waren. Auch dies ließ ich mir einpacken. Letho hatte seine Einkäufe auch beendet, so dass wir die Sachen zu unseren Pferden brachten. „Wollen wir in der Taverne eine Kleinigkeit essen?“ fragte er mich dann auf einmal. Die Frage überraschte mich, ich hätte damit gerechnet, dass er gleich einen Ort zum Lagern suchen wollte. Aber gegen ein Essen, das wir nicht selber kochen mussten, hatte ich nichts einzuwenden, also stimmte ich seinem Vorschlag zu. Die Taverne war nicht weit und trotz des beschaulichen Ortes sehr gut besucht. Als wir den Schankraum betraten, lagen fast alle Blicke auf uns. Glücklicherweise hatte ich mich bereits daran gewöhnt, als ich noch mit Geralt unterwegs gewesen war. Wir fanden einen Tisch, der in der Nähe der Tür stand. Er war nicht der beste, aber auch nicht der schlechteste. Leicht angewidert wischte ich die Krümel von der Tischplatte, ehe ich mich setzte. Uma fand seinen Platz zwischen Letho und der Wand. So dass er abgeschirmt saß. Ich saß Letho gegenüber. Nach einiger Zeit kam der Wirt zu uns. Zu meinem erstaunen wischte er sogar den Tisch ab, vielleicht hatte er meine Geste gesehen gehabt, aber ob dies soviel besser, als ich den speckigen Lappen sah, wusste ich nicht. „Was kann ich für euch tun Fräulein?“ fragte er mich. „Was kannst du denn anbieten?“ fragte ich ihn. Es gefiel mir gar nicht, dass er Letho ignorierte, aber ich musste wohl mit spielen. „Wir haben einen Gemüseeintopf oder Leber mit Kartoffeln und Zwiebeln.“ Ich wollte schon etwas sagen, schließlich fiel mir die Entscheidung nicht schwer, als Letho mich mit dem Fuß anstieß. Ich sah zu ihm rüber. Unauffällig hielt er zwei Finger hoch, dann ging sein Blick kurz zu Uma und er deutete eine eins an. Ich zog eine Grimasse, ehe ich mich zusammenriss und mich wieder an den Wirt wandte. Diese stumme Austausch dauerte nur wenige Augenblicke, so dass der Wirt nichts mit bekommen hatte. „Wir nehmen zweimal die Leber und für unseren Schützling eine kleine Portion von dem Eintopf. Dazu ein Kriek und ein Kaedwen Gold.“ Bestellte ich und drückte dem Wirt die geforderten Münzen in die Hand. „Ist das die Strafe für vorhin?“ zischte ich Letho leise an, doch er grinste nur. Ich funkelte ihn an. Versprochen ist versprochen, dachte ich mir immer wieder, um mich nicht weiter aufzuregen. Als der Wirt mit unserer Bestellung zurückkam, schluckte ich meinen Ekel herunter. Es roch nicht nur widerlich, sondern sah auch noch so aus. Während Letho sich um Uma kümmerte, starrte ich finster auf mein Essen, leider verschwand es dadurch nicht. Also griff ich meine Gabel und würgte die Leber herunter. Großzügig spülte ich es mit meinem Kirschbier, wobei ich zwischendurch mehrmals neues bestellen musste. Letho sah mich erstaunt an, als ich meinen Teller wirklich geleert hatte. Allerdings kostete es mich ziemlich große Überwindung, den letzten Bissen auch wirklich zu schlucken. „Zufrieden?“ knurrte ich, wobei ich ein würgen unterdrücken musste. Doch er ignorierte meine Frage. Er trank sein Bier aus und machte sich dann daran, aufzustehen. „Wir treffen uns bei den Pferden.“ Murrte ich und leerte mein drittes Glas ebenfalls. Ich folgte ihm jedoch nicht zur Tür, sondern ging zum Tresen. Ich musste diesen widerlichen Geschmack im Mund loswerden und bestellte mir daher einen Kräuterwodka. Ich exte das Glas weg, es half ein klein wenig, daher bestellte ich mir gleich einen weiteren. „Was treibt dich hier in die Stadt? Hexenjäger sieht man hier normalerweise nicht. Bist du wegen der Gerüchte über unseren Weiher hier?“ wollte der Wirt wissen. Ich runzelte die Stirn. „Was für Gerüchte sind das denn?“ stellte ich die Gegenfrage. „Nur das Geschwätz von Taugenichtsen und alten Weibern.“ Wollte er das ganze abtun. „In jeder Geschichte gibt es einen kleinen wahren Kern, also lass hören.“ Forderte ich neugierig. „Sie erzählen, dass der Weiher wünsche erfüllt.“ Ich kicherte, „Ein Dorfteich der Wünsche erfüllt? Nun wenn das stimmen würde, ich glaube dann wären schon viele hergekommen und ich hätte davon gehört.“ Doch der Wirt unterbrach mich, „Es heißt aber auch, dass er die Wünsche nicht so erfüllt, wie die Leute es wollten.“ Das stoppte mein Kichern effektiv. „Nun, von so einem Teich habe ich noch nie gehört, aber von einem Mann. Ich gebe dir einen Rat, sollte jemals ein Spiegelhändler hier auftauchen, der dir einen Pakt anbietet, halte dich fern von ihm. Egal wie verlockend das Angebot ist. Du kannst nur verlieren. Er ist das Böse in Person.“ Warnte ich ihn mit ernster Stimme, „Aber ich werde mir den Weiher mal ansehen, nur um sicher zu gehen.“ Murmelte ich noch und leerte auch das dritte Glas, ehe ich ebenfalls die Taverne verließ. Als ich durch die Tür trat, sah ich den Jungen wieder, der uns den ganzen Nachmittag gefolgt war. Er stand an einer Hausecke und sah mich neugierig an. Ich sah mich um, aber niemand schien auf uns zu achten. Ich ging langsam auf den Jungen zu, er wich in die Gasse zurück, lief aber nicht davon. Als ich die Hausecke erreicht hatte, stand er nur wenige Meter von mir entfernt. Ich ging in die Hocke, um nicht ganz so bedrohlich au ihn zu wirken und mich ungefähr auf Augenhöhe mit ihm zu bringen. Allerdings musste ich mich mit einer Hand ein wenig am Boden abstützen. Die Biere und die Schnäpse und dann die kalte Luft dazu, dies schlug alles ein wenig auf meinen Gleichgewichtssinn. „Keine Angst ich tue dir nichts.“ Sprach ich leise zu ihm. Ich schob sogar meinen Hut ein wenig hoch, damit er mein Gesicht besser sehen konnte. Er kam einige Schritte näher. „Hallo du. Es scheint als würdest du mich und meinen Begleiter beobachten?“ fragte ich ihn. Er nickte. „Ist es, weil er ein Hexer ist?“ fragte ich den Kleinen, doch er schüttelte den Kopf. „Weil ich ein Hexenjäger bin?“ er schüttelte wieder den Kopf. „Dann vielleicht wegen Uma?“ doch ich bekam wieder ein Kopf schütteln. „Hm, warum dann?“ fragte ich ihn weiter. Er sah sich zögerlich um. „Du bist Alanya, oder?“ fragte er mich, ich war ehrlich überrascht. „Ja, woher weißt du das?“ wollte ich wissen. „Der Mann hat es gesagt.“ Sprach er leise. „Welcher Mann?“ ich war verwirrt. „Der Mann am Weiher.“ Flüsterte er. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Am Weiher? Hat er sonst noch was gesagt?“ der Junge nickte zögerlich. „Verrätst du es mir?“ Er kam einige Schritte näher und stand fast vor mir, sagte jedoch nichts. „Ist es ein Geheimnis?“ vermutete ich. Er nickte und schüttelte dann mit dem Kopf. „Du kannst es mir auch ins Ohr flüstern, wenn du willst.“ Schlug ich daher vor. Der Junge nickte und ich nahm meinen Hut ab. Er kam noch dichter und beugte sich vor. „Er hat gesagt, dass du und Letho vorbei kommt. Dann hat er etwas ins Wasser geworfen.“ Wisperte er. Ich runzelte die Stirn. Das klang sehr merkwürdig. „Du hast den Mann gesehen, der dir das gesagt hat?“ fragte ich dann den Jungen. Er nickte. „Kannst du mir sagen wie er ausgesehen hat?“ Vielleicht bekam ich so weitere Hinweise, schließlich wusste eigentlich keiner wohin wir unterwegs waren. Aber der Junge schüttelte heftig den Kopf und wich einige Schritte zurück, „Nein, ich weiß nicht wie er aussieht!“ rief er schon fast. „Ist ok, wenn du es nicht sagen willst.“ Beruhigte ich ihn sofort. Dann griff ich in meine Tasche, „Hier, weil du mir geholfen hast.“ Ich gab ihm ein paar Münzen. Die Augen des Jungen wurden groß und er grinste. „Kauf dir davon was Schönes, ja?“ bestätigte ich ihn. Er nickte wild. „Danke!“ freute er sich und lief dann davon. Ich sah ihm Kopfschüttelnd hinterher. Ich stand wieder auf, ich setzte den Hut wieder auf und wollte die Gasse wieder verlassen. „Was hast du ihm gegeben?“ wollte ein Mann von mir wissen. „Ein paar Münzen, weil er mir geholfen hat. Schließlich soll es nicht heißen, ich sei undankbar.“ Antwortete ich und ging weiter. Der Mann schien noch etwas sagen zu wollen, doch ich ignorierte ihn. Letho hatte die Pferde bereits geholt und sah mich erwartungsvoll an. Doch ich zog mich nur in den Sattel und ließ Letho vorreiten. Der Gedanke an Gaunter ließ mich nicht los, ich wusste nur nicht wirklich warum, ich hoffte nur, dass er nichts mit dem Unbekannten zu tun hatte. Aber eigentlich wäre es abwegig. Warum sollte ausgerechnet er mir helfen? Außerdem hätte er es doch eigentlich auch nicht nötig, es im Geheimen zu tun. Letho griff mich am Arm, „Alanya? Alles in Ordnung?“ scheinbar hatte er mich mehrmals schon versucht anzusprechen. Mechanisch nickte ich, „Ja, bin nur in Gedanken gewesen.“ Meinte ich zu ihm. „Also, wo wollen wir unser Lager aufschlagen?“ fragte ich ihn, um das Thema zu wechseln. „Auf der anderen Seite der Wiese, dort wo die Weiden stehen. Hinter dem See.“ Beschrieb Letho und zeigte grob in die Richtung. „Oh das passt, den Weiher wollte ich mir eh ansehen.“ Meinte ich zu ihm. „Sag bloß du glaubst den Geschichten?“ frage er mich ungläubig. „Nicht wirklich, aber es muss ja einen Grund für sie geben. Außerdem gab es vor kurzem Jemanden, der dem Jungen erzählt hat, das wir kommen und hat dann etwas in das Wasser geworfen. Daher wollte ich dort mal nachschauen.“ Zuckte ich mit den Schultern. „Der Junge, der uns verfolgt hat?“ wollte der Hexer wissen. Ich nickte, „Ja, er wollte wohl sicher gehen, dass wir es wirklich sind. Aber was mir ein bisschen sorgen bereitet ist, dass der Mann unsere Namen wusste.“ Erklärte ich. Auch Letho schien das nicht zu gefallen, zumindest seinem Gesichtsausdruck nach. „In Ordnung, dann werden wir am Ufer kurz anhalten und uns dort umsehen.“ Brummte er. Wir folgten dem Pfad, der um die Wiese herum führte, wir hätten zwar auch direkt über die Wiese reiten können, aber die war ersten voller Schafe und zweitens würde es recht viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Am Ufer des Weihers hielten wir an, es war ein schöner und ruhiger Ort, es gab sogar einen kleinen Steg. Es wäre ein idealer Ort, an dem der Ort größere Feste abhalten könnte. Vielleicht taten sie es ja auch. Wir ließen die Pferde ein paar Schritte auf die Wiese wandern, wo sie gierig anfingen das frische Grün abzurupfen. Letho war schon am Ufer und schien tatsächlich etwas gefunden zu haben, ich gesellte mich zu ihm. Er deutete auf ein paar spuren, sie führten vom Wasser in Richtung Wiese. „Kein Mensch, aber ähnlich. Aber auch kein Ertrunkener, dafür sind sie viel zu klein.“ Murmelte Letho. Ich sah mich weiter um, aber es gab keine die zurück ins Wasser führten. Auch die typischen Spuren, wo sich ein Wasserweib eingebuddelt hatte, gab es nicht. „Was könnte es dann sein?“ fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern. „Ich denke es könnte ein Kelpie sein.“ Vermutete er. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Ein Kelpie? Wie kommst du darauf?“ wollte ich von ihm wissen. „Sie können eine menschliche Gestalt annehmen.“ Erklärte er. „Darauf begründest du deine Theorie?“ prustete ich. Er sah zu mir auf, da er immer noch in der Hocke war. „Und was deiner Meinung nach wäre es sonst?“ fragte er, eher weniger amüsiert. Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber definitiv kein Kelpie.“ Er stand auf und sah nun auf mich herab. „Ach und woher willst du das wissen? Fräulein Hexenjäger?“ er klang ein wenig beleidigt, was mich wieder ein wenig lachen ließ. „Nun, ganz einfach, mein lieber Meister Hexer.“ Ahmte ich seine geringfügige Beleidigung nach. „Erstens, es ist ein Weiher, kein Fluss. Zweitens, es sind keine Menschen verschwunden oder verstümmelte Leichen gefunden worden. Drittens, niemand sprach von einem merkwürdigen Pferd, dass sich hier herum treibt und viertens, Kelpies erfüllen keine Wünsche!“ zählte ich ihm in Lehrermanier auf und musste dann wirklich über seinen verblüfften Gesichtsausdruck lachen. Er starrte mich jetzt grimmig an, was meine Situation nicht unbedingt verbesserte. „Entschuldige, Alkohol lässt mich manchmal recht kindisch werden.“ Entschuldigte ich mich kichernd. Er schüttelte seufzend den Kopf und holte sein Pferd. Er führte es zu der Baumgruppe in der Nähe. Es waren Trauerweiden. Sie würden uns in der Nacht gut schützen, zum einen vor Blicken und zum anderen ein wenig vor dem Wetter. Wir richteten unser Lager ein und ließen die Pferde dann wieder auf die Wiese zum fressen. Als ich jedoch auch wieder den Bereich der Bäume verlassen wollte hielt Letho mich auf, „Wohin willst du?“ fragte er mich. „Zum Ufer, ich werde schon irgendwie raus kriegen was darin lebt. Und wenn ich die ganze Zeit das Wasser dafür beobachten muss.“ „Du willst unbedingt recht behalten, oder?“ brummte er. Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn es wirklich ein Kelpie sein sollte, dann sollte ich erst recht Wache halten. Nicht dass es dich in der Gestalt einer Frau verführt und dich dann frisst.“ Zwinkerte ich und ging, bevor er irgendetwas erwidern konnte. Ich setzte mich einige Meter vom Ufer entfernt auf die Wiese. Doch schon nach kurzer Zeit kam auch Letho dazu. „Du willst wirklich hier die ganze Zeit sitzen bleiben?“ fragte er mich. Ich nickte, „Klar, warum nicht. Außerdem kann ich hier gut nachdenken.“ Antwortete ich ihm. „Hm, nachdenken? Worüber?“ brummte er. „Du bist überhaupt nicht neugierig, oder? Zum einen über den Fremden, ist der Mann, der mit dem Jungen geredet hat, derselbe der mir die Nachrichten geschickt und uns zu der Hütte führte und wenn ja, was könnte er von mir oder uns wollen. Das führt zu der Überlegung, was hat der Fremde in das Wasser geworfen und würde es sich lohnen hinter her zu tauchen. Doch bevor ich in das Wasser springen würde, möchte ich doch schon sicher gehen, dass dort kein Monster drin lebt, das mich fressen will. Also behalte ich den Weiher im Auge. Du siehst es passt wunderbar, dass ich hier sitze.“ Erklärte ich im. Er seufzte, in seinem Blick veränderte sich etwas, doch ich konnte es nicht deuten. Was dachte er denn über was ich nachdenken würde? „Soll ich dir Gesellschaft leisten?“ wollte er dann wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, brauchst du nicht. Aber wenn du willst bleib oder du könntest im dich Ort erkundigen, ob du vielleicht noch eine Belohnung für den Werwolf und die Striege bekommst.“ Schlug ich vor. Er nickte, „Was ist mit Uma?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Lass ihn schlafen oder nimm ihn mit.“ Als ich nichts weiter sagte, stand Letho irgendwann wieder auf. Ich blickte ihm nach. Er ging zu den Bäumen und nach einiger Zeit konnte ich hören, wie er über die Wiese stapfte. Als ich mir sicher war, dass er außer Sichtweite war, ließ ich mich nach hinten ins Gras fallen. Letho schien irgendwie enttäuscht gewesen zu sein, kam es mir in den Sinn. Aber warum sollte er? Er wollte doch nur Freundschaft, warum sollte er dann enttäuscht sein, wenn ich sage das meine Gedanken nicht immer nur bei ihm sind? Und dann wird immer gesagt, wir Frauen seien kompliziert. Etwas plätscherte im Wasser, schnell richtete ich mich auf, doch ich konnte nichts sehen. Was auch immer es war, ich hatte es verpasst. Also setzte ich mich in den Schneidersitz und stützte meinen Kopf auf meinen Händen ab. Langsam erhob sich der Mond über den Horizont, ich blickte hinter mich zu dem Ort. Hoffentlich bekam Letho nicht wieder Probleme dort. Die Wasseroberfläche lag mittlerweile ruhig da und spiegelte den Himmel. Ich dachte kurz daran, mich vielleicht auf den Steg zu setzen, aber wenn dort wirklich ein Monster im Wasser lauern sollte, wäre dies wahrscheinlich keine so gute Idee. Ich weiß nicht wie lange ich dort gesessen hatte, um das Wasser zu beobachten, aber irgendwann hörte ich eine leise Stimme. Sofort ruckte mein blick dorthin. Im Dunkeln konnte ich nicht viel mehr als eine Silhouette erkennen. Es schien eine Frau zu sein, eine nackte, um genauer zu sein. Hatte Letho doch recht gehabt und es handelte sich um ein Kelpie? Ich schluckte nervös. Ich griff nach meinem Amulett, doch es war völlig ruhig. Nach meinem Schwert zu greifen wagte ich nicht, selbst als die Gestalt näher kam. „Bist du hier, damit ich dir deinen Wunsch erfülle?“ fragte die Gestalt mich. Ich schüttelte den Kopf, die Gestalt kam immer näher. Schließlich konnte ich erkennen was sie war. Kein Monster, eine Najade war sie. „Viele Leute kommen her und hoffen, dass ich ihre Wünsche erfülle. Manchmal tue ich es. Aber nicht zu oft, damit nicht ständig jemand her kommt. Ich kann sagen, dass du einen unerfüllten Wunsch hast.“ Erzählte sie. „Wie lange lebst du schon hier?“ fragte ich sie, um das Thema zu wechseln. Sie schien zu überlegen, „Sehr lange und dann kamen irgendwann die Menschen. Aber sie sind mir eigentlich egal, ich möchte nur meine Ruhe haben.“ Antwortete sie mir. Ich nickte. „Hast du je einem Menschen etwas angetan?“ fragte ich sie vorsichtshalber nur um sicher zu gehen. Sie schüttelte entsetzt den Kopf, „Nein, denn dann würden sie mich jagen, aber so lassen sie mich in Ruhe und wenn sich jemand an das Ufer setzt und wirklich einen Herzenswunsch hat, dann erfülle ich ihn gelegentlich.“ erklärte sie. „Hmm.“ Summte ich zur Bestätigung. Sie beugte sich zu mir runter, „Also soll ich dir deinen Herzenswunsch erfüllen?“ fragte sie säuselnd. Ich seufzte, es war ein reizvolles Angebot. Doch ich schüttelte den Kopf, „Warum nicht? Ich kann sehen wie sehr du dich danach sehnst, dass es dir schon fast schmerzen verursacht.“ Wollte sie verwirrt wissen. „Das was ich mir wünschen würde, sollte niemals mit Magie erfüllt werden. Es würde nur zu Problemen und noch mehr Schmerz führen.“ Ich dachte an die Beziehung zwischen Yennefer und Geralt. „Außerdem, sollte es nicht erzwungen werden, es wäre niemals fair ganz zu schweigen davon, dass es nur eine Illusion wäre.“ Ich seufzte, „Ich werde es schon überleben, dass dieser Wunsch sich nicht erfüllt und man sagt, Wünsche die man laut ausspricht, gehen nicht Erfüllung und ich müsste ihn dir ja erzählen, damit du ihn erfüllen könntest. Also nein, ich werde ihn dir nicht sagen.“ Die Najade nickte, „Dein Begleiter kommt zurück.“ Flüsterte sie, ihr Blick ging über meine Schulter hinweg. Ein Knacken eines trockenen Zweiges ließ mich herum fahren, als die Najade eben sagte das Letho zurück kommt, hätte ich nicht vermutet, dass er nur noch wenige Meter von mir entfernt war. Sein Gesicht war neutral, auch wenn seine Augen nicht von der Najade abwichen. Ob es nun daran lag, dass sie nackt war, oder weil sie mir so nahe stand, konnte ich nicht sagen. Ich hoffte das es nicht der erstere Grund wäre. „Eine Najade?“ murmelte er erstaunt. „Hallo Hexer. Du siehst verwirrt aus.“ Sprach sie ihn freundlich an. „Ich hätte nicht damit gerechnet, das eine Najade hier lebt.“ Gestand er. Ich schnaubte, „Weil ein Kelpie ja soviel wahrscheinlicher gewesen wäre.“ „Ein Kelpie?“ fragte die Najade, ich nickte, „In einem Weiher?“ kicherte sie. „Meine Worte!“ grinste ich. „Ja, ja. Lacht nur!“ grummelte Letho. „Entschuldige, war nicht böse gemeint.“ Entschuldigte ich mich gleich bei ihm. Etwas knisterte in seiner Hand, als er die Faust ein wenig mehr ballte, ich sah neugierig hin, konnte aber nicht erkennen was er hielt. „Ich sollte euch alleine lassen.“ Säuselte die Najade und schritt langsam wieder zum Ufer. „Warte! Ich wollte dich noch etwas Fragen!“ rief ich hinterher. „Komm morgen früh zu mir. Leiste mir ein wenig Gesellschaft im Wasser, ich werde dir die Gunst erweisen und dir ein wenig von deinem Schmerz nehmen und deine Frage beantworten!“ lächelte sie und war dann im Wasser verschwunden. „Du hast schmerzen?“ wollte Letho besorgt wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein eigentlich nicht.“ Antwortete ich ihm. „Wie lange hast du uns schon zugehört?“ fiel mir dann erschrocken ein. Ich wollte nicht das Letho das Gespräch mit der Najade richtig interpretiert und zu viel über meine Gefühle für ihn wusste. Es würde nur unsere Freundschaft erschweren und die Weiterreise verkomplizieren. „Ich bin eben erst dazu gekommen.“ Brummte er, ich hoffte dass dies auch stimmte. „Und warst du erfolgreich?“ wechselte ich dann völlig das Thema. Er nickte, „Ja, ich habe ein wenig bekommen und noch etwas anderes gefunden.“ Er reichte mir ein zerdrücktes Pergament. Man konnte deutlich sehen, dass er es von einer Anschlagtafel gerissen hatte. Ich wurde rot, als ich erkannte was er gefunden hatte. Meine Nachricht, die ich damals hatte aushängen lassen. Er setzte sich neben mich, sah mich jedoch nicht an. „Kuschelbär?“ fragte er mit blick auf den Weiher. „Mir fiel damals nichts anderes ein, das nicht sofort auf dich hingedeutet hätte.“ Gestand ich leise und spürte wie mein Gesicht sich noch mehr erhitzte. Er seufzte schwer, „Alanya, …“ fing er an. „Ich hoffe ich muss mich nicht wiederholen. Ich bin weder dein Hexer noch dein Kuschelbär. Ich kann keine Beziehung mit dir eingehen.“ Brummte er. Ich biss die Zähne zusammen, „Ich weiß, ich weiß! Aber diese Nachricht ist alt, ich habe sie aufhängen lassen, als ich auch Yennefer gebeten hatte, dir eine Nachricht zu kommen zu lassen. Da ich damit gerechnet hatte, dass du schon fast in Kaer Morhen bist und nicht damit, dass ich dich unterwegs treffe. Du kannst mir die Nachricht nicht vorwerfen, schließlich sollte niemand etwas damit anfangen können, ich habe sie durch die Nilfgaarder aufhängen lassen!“ presste ich hervor. Ich griff hart in die Grasnarbe, um mich ein wenig besser zusammenreißen zu können. „Alanya, … Krümel. Versteh doch bitte, …“ bat er ruhig. „Letho lass es! Lass mich bitte jetzt in Ruhe!“ zischte ich und stand schnell auf. Ich eilte zu unserem Lager und als die Zweige der Trauerweide sich hinter mir schlossen wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Die Versuchung, das Angebot der Najade anzunehmen war groß, aber wenn Letho wirklich nichts für mich empfand, würde ich ihm das niemals antun wollen. Irgendwann würde ich darüber hinweg kommen. Ich ließ meine Rüstung, den Mantel und die Schwerter zu Boden fallen, ehe ich unter meine Decke kroch. Ich versuchte meine Schluchzer zu unterdrücken, damit Letho mich nicht hörte und weinte stumm vor mich hin. Es dauerte lange bis ich eingeschlafen, aber scheinbar noch länger bis Letho sich schlafen legte, denn ich konnte mich nicht erinnern, dass ich ihn gehört hatte. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und auf der Wiese glitzerte überall der Tau, als ich unter der Weide hervor trat. Ich hatte nur ein langes Hemd an, das mir bis über die Oberschenkel reichte und an meinem Unterschenkel hatte ich mit ein paar Lederbänder eine Dolchscheide befestig. Ich wollte Letho keinen Grund zum meckern geben. Waffe war theoretisch Waffe, auch wenn er sich das sicherlich anders vorgesellt hatte. Langsam schritt ich auf den Steg, der in den Weiher führte. „Du bist gekommen!“ freute sich die Najade. Sie schaute nahe des Stegs aus dem Wasser. Ich nickte nur. „Komm zieh dich aus und spring ins Wasser.“ Forderte sie. Ich schluckte, völlig nackt baden, so nah an einem belebten Ort und dann auch noch bei den Temperaturen? „Komm schon, das Wasser ist wärmer als es aussieht.“ Lachte sie. Ich hielt probehalber eine Hand ins Wasser, erstaunt stellte ich fest, dass sie recht hatte. Das Wasser war wirklich deutlich wärmer als die Umgebungstemperatur. Doch ich zögerte, am Steg gab es keine Leiter. „Ist es tief genug zum springen?“ fragte ich die Najade. Sie nickte, ich hoffte das ich ihr vertrauen konnte und ich mir wirklich nichts tat. Ich zog das Hemd aus und ließ es auf den Steg fallen. Die Najade zog die Nase kraus, als sie den riesigen blauen Fleck an meiner Seite sah. „Komm, ich werde das beheben.“ Versprach sie. Dann trat ich an den Rand und machte er Köpper, den ich aber so flach wie möglich hielt. Ich prustete, als ich wieder auf tauchte. Ich bewegte mich, um den Kälteschock, der beim eintauchen auftrat, loszuwerden. Hoffentlich kam keiner vorbei, das Wasser war so klar, dass unsere Körper nur durch die Lichtbrechung ein wenig verschwommen wirkte. Die Najade lachte und schwamm dann um mich herum. Ihr verspieltes Verhalten war ansteckend, so dass ich mit ihr durch den Weiher schwamm und ja, schon fast tobte und spielte. Es tat gut, einfach mal alles los zulassen. Irgendwann bemerkte ich, wie Letho zum Ufer kam. Ich beobachtete ihn gespannt. Die Najade neben mir kicherte wieder. Er schien mit seinen Augen das Ufer abzusuchen, dann eilte er auf den Steg und stieß auf mein Hemd. Ich konnte sehen wie er es aufhob. Jetzt huschte sein Blick über den ganzen Weiher. Als er nach mir rief, winkte ich ihm zu und schwamm in seine Richtung. Die Najade immer in meiner Nähe. Ich blieb weit genug von Letho entfernt, damit er nicht sofort merkte, dass ich völlig nackt war. Als ich angehalten hatte, schwamm die Najade hinter mich, „Schau mal, er hat Angst, dass ich dich ihm wegnehme.“ Wisperte sie und schlang ihre Arme um meinen Bauch, während sie ihren Kopf auf meine Schulter legte. Tatsächlich, seine Augen verengten sich wirklich ein wenig und er rief, dass ich aus dem Wasser kommen sollte. Die Najade ließ ihre Finger über meine Seite wandern, entlang des blauen Flecks, der langsam anfing zu kribbeln. Ich sah neugierig an mir herab, ich konnte sehen wie er langsam verblasste. Dann tauchte sie ab und tat dasselbe an meiner Wade. Als sie jedoch wieder auftauchte, quiekte ich erschrocken auf. Ihre Finger wanderten weiter über meinen Körper, über Stellen wo sie nichts verloren hatten. Sie lächelte mich schelmisch an. „Du wolltest noch etwas wissen?“ fragte sie leise, während ihre Finger nicht von mir wichen. Die Rufe von Letho ignorierte ich. „Vor ein paar Tagen kam ein Mann hier entlang. Er hat etwas ins Wasser geworfen. Wurde mir gesagt. Kannst du mir vielleicht sagen, wer er war und was er ins Wasser geworfen hat?“ fragte ich sie. „Ja, ich erinnere mich, ich habe den Mann nicht wirklich gesehen, aber das Ding liegt immer noch am Grund. Ich habe es mir nicht angeschaut.“ Erzählte sie. Als ich den Mund öffnen wollte, um zu fragen, ob sie es mir bringen würde, musste ich auf meine Lippe beißen, um meine Reaktion auf ihre Finger zu unterdrücken. „Ich werde es dir holen, aber da du mir zwei Fragen gestellt hast, möchte ich eine kleine Belohnung dafür.“ Ich nickte beinahe, ehe mir einfiel, ich sollte vielleicht vorher wissen was sie wollte, ehe ich zustimmte. „Was möchtest du dafür?“ krächzte ich. „Wenn ich dir das bringe, lass mich mein kleines Spiel beenden und ich möchte einen Kuss. Das würde dir später auch mit deinem Hexer helfen.“ Flüsterte sie in mein Ohr. Ich schluckte, es war seltsam, dass sie dies als Spiel bezeichnete. Aber sollte ich dem zustimmen? Mit Letho als Zuschauer? Es könnte ihn noch weiter von mir weg treiben. Zweifelnd sah ich zu ihm, doch die Najade lenkte meinen Blick wieder auf sie, „Schhhh, es wird nichts Schlimmes passieren. Ich verspreche es wird dir gefallen und auch ihm helfen.“ Versprach sie sanft. Ich blickte in ihre Augen, sie zeigten nichts außer Aufrichtigkeit, keine Hinterlist, kein schelmisches Funkeln, überhaupt nichts Negatives. „Ich habe noch nie eine Frau geküsst.“ Gestand ich zögernd. „Es wird dir gefallen.“ Versprach sie erneut. Zögerlich nickte ich. „In Ordnung.“ Stimmte ich dann zu und hoffte das ich es wirklich nicht bereuen würde. Sofort fingen ihre Finger ihre Wanderungen über meinen Körper wieder an. Ich versuchte mich zu entspannen und nach kurzer Zeit fing es wirklich an mir zugefallen. Ich ignorierte die Tatsache, das Letho uns beobachtete und ließ meine Finger ebenfalls ihren Körper erkunden. Nach einer Weile zog sie mich in einen Kuss, während unsere Finger ihr Spiel wie sie es nannte, beendeten. Ich warf meinen Kopf in den Nacken, doch ihre Lippen verließen nie die meinen. Erst als ich fast knochenlos im Wasser trieb, entließ sie mich. Keuchend rang ich nach Luft. „Schwimm zu ihm. Ich hole dir das Ding.“ Säuselte sie und strich mir sanft über die Wange ehe sie abtauchte. Ein Blick zu Letho verriet mir, dass er ziemlich häufig schlucken musste, sein Adamsapfel hüpfte ihm beinahe bis zum Kinn und dass er seine Kiefer aufeinander presste. Gerade als das Ufer soweit erreicht hatte, dass ich wieder Boden unter den Füßen hatte, tauchte die Najade wieder auf. „Hier, aber pass auf. Der Mann war Böse, halte dich fern von ihm. Pass auch auf den Jungen auf, der bei dem Mann war. Er wird Verderbnis und Unheil bringen, wenn er nicht aufgehalten wird.“ Sie reichte mir das kleine Ding. Dann stahl sie mir noch einen Kuss, zwinkerte Letho zu und verschwand dann. Ich ging weiter zum Ufer. Je weiter ich aus dem Wasser kam, desto kälter wurde mir. Überall breitete sich Gänsehaut auf meinem Körper aus und meine Zähne fingen leicht an zu klappern. Lethos Augen wurden immer größer, als er sah, dass ich wirklich keine Kleidung an hatte. Doch er blickte auch nicht weg. Er zog eine Augenbraue hoch, als er die Dolchscheide sah. Sein Blick störte mich nicht und auch die Tatsache, dass er mich eben mit der Najade beobachtet hatte, war mir auf einmal nicht mehr peinlich. Letho hielt eine Decke bereit und wickelte mich sofort darin ein, als ich ihn erreichte. Zähneklappernd lächelte ich zu ihm hoch. „Bist du verrückt geworden?“ fragte er mich leise, während er mich an seine Brust presste und mich trocken rieb. Täuschte es, oder klang seine Stimme kiesiger als sonst? „Nein wieso? Du wusstest, dass ich her kommen würde und ich hatte eine Waffe mit. Also habe ich nichts falsch gemacht.“ Fragte ich ihn verwirrt. „Schwimmen? Bei den Temperaturen und das mit der Najade eben?“ fragte er ungläubig. „Das Wasser ist deutlich wärmer als die Luft und die Najade hatte den Schnitt und die Prellung geheilt.“ Rechtfertigte ich mich. „Heilung nennt man das heutzutage?“ raunte er. „Sie nannte es ein Spiel und es war ihr Wunsch, ihre Belohnung dafür das sie mir das bringt, was der Fremde ins Wasser geworfen hatte.“ Erklärte ich ihm. „Und da sie so vielen ihre Wünsche erfüllt, warum sollte ich so einen kleinen von ihr ablehnen?“ fragte ich ihn. Ich sah zu ihm auf und genoss das Gefühl, seiner Arme um mich. Er schüttelte den Kopf und drängte mich in Richtung Bäume. „Du wirst dich jetzt anziehen, ein wenig aufwärmen und dann werden wir weiter reisen.“ Murmelte er. Er ließ seinen Arm um mich gelegt, während er mich zum Feuer führte. Vielleicht hatte die Najade doch recht, dachte ich und ein kleines lächeln schlich sich auf meine Lippen. Aber auf jeden Fall hat mir das Schwimmen mit ihr gut getan. Es war beinahe so, als hätte das Wasser meine Sorgen und Ängste ein wenig fortgespült. Ich fühlte mich besser und auch ein wenig befreiter. Letho reichte mir mein Hemd, als wir unser Lager erreichten. Ich hätte es wohl am Steg vergessen, wenn er nicht gewesen wäre. Ich trocknete mir die Haare, zog mich an und setzte mich dann ans Feuer. Ich war wirklich leicht ausgekühlt und ich vermutete das vermutlich sogar meine Lippen ein wenig blau waren, durch die Kälte. Ich schaute mir das Teil vom Grund genauer an. Das Material und die Farbe erinnerte mich ein wenig an das Objekt, das ich bei Triss gefunden hatte, gehörte es vielleicht zusammen? Das ließe sich schnell überprüfen. Ich ging an meine Tasche und zog den Kompass hervor. Ja, die Nadel pendelte zwischen den beiden Dingen hin und her. Seufzend packte ich alles zusammen weg und setzte mich wieder ans Feuer. Letho hatte alles beobachtet, „Alles in Ordnung?“ wollte er wissen. „Ich weiß nicht. Als ich in dieser Welt hier ankam, hatte ich einen seltsamen Kompass bei mir gefunden, er schien nicht zu funktionieren. Später in Novigrad führte er mich zu einem merkwürdigen Teil, das bei Triss im Haus lag. Und das was der Fremde hier ins Wasser geworfen hatte, scheint irgendwie dazu zugehören.“ Seufzte ich. „Es scheint sich immer wieder um diesen Fremden zu drehen, ich weiß nicht ob mir das gefallen soll.“ Murrte Letho. Ich nickte nur, mir ging es doch genauso. „Was sollen wir wegen dem Jungen machen?“ fragte ich ihn dann nach einer Weile. Er zuckte mit den Schultern, „Es ist klar, was sie mit aufhalten meinte, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir das tun sollten.“ Überlegte er. Meine Augen wurden groß, „Du denkst hoffentlich nicht ernsthaft drüber nach?“ wollte ich erschrocken wissen. Er schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Es ist ein Kind!“ erwiderte er. Ich atmete erleichtert auf. „Der Junge schien auch ganz normal zu sein, ein wenig schüchtern vielleicht und er war ziemlich eschrocken, als ich ihn bat, mir den Fremden zu beschreiben, aber ansonsten ein normales Kind.“ Beschrieb ich ihn. Letho nickte, „Ja, mein Medaillon hat auch nicht in seiner Nähe reagiert.“ Bestätigte Letho. „Also lassen wir ihn? Ich würde vorschlagen, wenn es sich ergibt, könnten wir später noch einmal nach ihm schauen. Wenn etwas in dem Ort passieren sollte, hätten wir zumindest einen Ansatzpunkt.“ Schlug ich vor. Letho schien etwas anderes sagen zu wollen, ehe er dann doch zustimmte. Wir blieben noch eine ganze Weile sitzen, während ich ein paar Äpfel aß. Schwimmen machte mich immer besonders hungrig. Dann sattelten wir unsere Pferde und packten unsere Sachen. Als ich jedoch aufsteigen wollte, hielt Letho mich auf. „Die Zügel!“ forderte er einfach nur. „Was warum?“ wollte ich wissen. Letho zog nur eine Augenbraue hoch, doch als er sah das ich wirklich keine Ahnung hatte, wieso er das wollte. Seufzte er, „Du bist nicht aus dem Wasser gekommen, als ich nach dir gerufen habe.“ Klärte er mich auf. „Aber ich war doch gar nicht in Gefahr!“ versuchte ich zu protestieren. „Alanya, die Zügel. Ich will keine Diskussion mit dir führen müssen!“ forderte er erneut. Murrend gab ich sie ihm und er ritt an. Na toll, wieder zu Fuß laufen. Brummte ich vor mich hin. Dabei fing der Tag doch so gut an. Letho hielt die Pferde zwar in einem ruhigen Tempo, so das eigentlich schnelles gehen gereicht hätte, um mitzuhalten, aber ich entschied mich zum Joggen. Ich wollte ja noch ein wenig mehr trainieren. Und wenn es dann nur reicht, um vor Lambert und Geralt flüchten zu können. Aber mir fiel noch etwas anderes ein, ich beschleunigte ein wenig und hielt mich neben Letho. „Letho?“ fragte ich und er sah mich erstaunt an, vermutlich hatte er mit mehr Gejammer oder Streit gerechnet. „Hm, was ist?“ wollte er wissen. „Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, sich vor einem Axii zu schützen?“ fragte ich ihn. „Warum möchtest du das wissen?“ stellte er die Gegenfrage. „Wegen Lambert, er hätte sicherlich keine Skrupel es gegen mich ein zu wenden, wenn er immer noch sauer auf mich ist. Bei Geralt bin ich mir nicht sicher.“ Erzählte ich ihm meine Befürchtung. „Ich werde mir etwas überlegen.“ Brummte Letho nur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)