My bloody Soulmate von Thane ================================================================================ „Du kriegst das schon hin“, munterte Caleb mich auf und streichelte mir über den Rücken. Inzwischen hatten wir die Zeit überstanden. Inzwischen war es so weit, dass wir sagen konnten, mein Körper würde die Kinder nicht abstoßen. Und das, obwohl ich noch nicht einmal ein voll entwickelter Vampir war. Ich fragte mich des Öfteren, inwiefern sich das auf die zwei auswirken würde. Und ja, zwei. Tatsächlich trug ich Zwillinge in mir, was in sich eine weitere Überraschung war. Nun war es aber natürlich auch soweit, unseren Familien die Nachrichten zu überbringen. Über die Woche hatten wir meine Eltern in das Anwesen der Lecrunes eingeladen. Leah hatte sich erneut vorgestellt und meine Eltern erkannten sie noch, auch wenn sie nicht gerade gesund aussah. Ihr Zustand hatte sich zwar dermaßen zum Guten gewendet, dass sie nun auch öfter nach draußen durfte, aber Anfälle kehrten auch immer mal wieder zurück. Es machte mir zwar nicht mehr so viel Angst wie früher, aber es war immer noch grausam anzusehen. Ich atmete tief durch und beugte mich einen Moment nach vorn. „Was ist, wenn es Probleme gibt? Wenn deine Eltern durchdrehen und meinen, es sei unverantwortlich?“, hinterfragte ich mit einer leicht zitternden Stimme. Ich verstand noch immer noch nicht alles, was die Sitten der Vampire anging, vor allem die Familiengründung. Ein Thema, das nicht behandelt wurde, immerhin gingen nicht alle Menschen darin über, sich mit ihrem Herren oder ihrer Dame zu verpaaren. Vor allem, da dies an sich im Allgemeinen nur geschah, wenn sich Vampir und Mensch den Seelenbund teilten. Das trat zwar öfter auf als erwartet, aber immer noch zu selten, um über derartiges im Unterricht zu reden. Ich seufzte erneut auf. „Papperlapapp.“ Was hatte er da gerade gesagt? Papperlapapp? Ich sah zu dem Schwarzhaarigen, welcher mich ermutigend anlächelte. „Meine Eltern lieben dich. Besonders mein Vater. Als ob die wegen sowas sauer sein könnten. Wenn schon, dann braten die mir eine über.“ Es war für mich immer noch ein Mysterium, wieso sein Vater mich mochte. Antoine Lecrune war wie ein zugeschlagenes und versiegeltes Buch. Ihm konnte man nichts ablesen und er ließ keine Emotion nach draußen dringen. Das einzige, was man sah, war seine Liebe zu seiner Frau, und diese reichte tief. Ich erwiderte Calebs Lächeln leicht und sah zur Tür, richtete mich derweil wieder auf und zupfte kurz an meinem Oberteil. Ich war lange nicht mehr so nervös gewesen. Immerhin waren es doch schon ziemlich ernste Neuigkeiten. Meine Eltern würden es noch immer aus der Sichtweise eines Menschen sehen. Ich war an sich alt genug für Kinder, hatte meine Ausbildung hinter mir, war verlobt, und meine Karriere war mir auch so gut wie sicher. Als Direktorin und auch Autorin, denn mein Lektor hatte seine Augen über das Manuskript fliegen lassen und es abgesegnet, sodass ich es weiter leiten konnte. Und vom ungefähr 10. Publisher kam dann auch endlich eine positive Aussage zurück. Mein Buch würde gedruckt werden. „Es war deutlich einfacher, mein Manuskript an fremde Leute zu schicken, denen ich nicht ins Gesicht blicken muss, ganz ehrlich. Und deutlich einfacher, einer Absage entgegen zu sehen“, meinte ich nur und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Am Morgen hatte ich mir meine Haare zwar hochgesteckt, aber der feine Herr musste sich ja unbedingt daran zu schaffen machen und hatte die Frisur geöffnet, sodass mir die Strähnen nun über den Rücken und zum Teil ins Gesicht fielen. „Wenn du Beruhigung brauchst, bin ich noch immer hier. Vergiss das nicht.“ Caleb bot mir seine Hand an. Ich musterte diese kurz, wusste genau, worauf er anspielte. Mit seiner Gabe konnte er mir den nötigen ‚Mut‘ geben, aber ich wollte es aus eigener Kraft schaffen. „Danke, aber … das will ich selber hinbekommen.“ „Gut. Dann geh endlich da raus! Außerdem bin ich doch hinter dir. Wir überbringen die Nachricht. Nur du hast darauf bestanden, das Sprechen zu übernehmen“ „Weil du vermutlich irgendwelche Grütze erzählen würdest“ Ich lachte leise auf, nahm schließlich dennoch seine Hand, funkelte ihn aber warnend an. Sollte er seine Gabe benutzen, würde ich meine Finger sofort von seinen lösen. Kein wenn und kein aber. Unschuldig lächelte er mich an und legte den Kopf zur Seite. Dieses Scheinheilige tat manchmal weh, aber den Welpenblick hatte er wirklich perfektioniert. So ein Arsch. Noch einmal tief durchgeatmet und ich trat mit meinem Verlobten nach draußen. Wir suchten das Wohnzimmer auf, wo sich unsere Familien angeregt unterhielten. Es war schon ein eigenartiges Bild. Meine Mutter sah deutlich älter aus als Calebs, obwohl Xenia die deutlich ältere war. Natürlich wussten meine Eltern, wer die Lecrunes waren. Und was mir widerfahren war. Das hatten sie damals schon erfahren, als ich damals wegen Yakeno im Krankenhaus gelandet war. Und noch ein weiteres Mal, als ich verwandelt wurde. Damals hatte meine Mutter mich traurig angelächelt und gesagt: „Ich wusste ja schon, dass du uns überleben wirst, aber so viele Jahre … Du hast dich verändert, Wynne. Und ich bin stolz auf dich“ Selbst mir waren damals die Tränen gekommen. Ich konnte mir ein Leben ohne meine Eltern nur schwer vorstellen. Obwohl wir nicht immer das Beste Verhältnis hatten, immerhin hatte es sie nur gekümmert, ob ich gute Noten nach Hause brachte, waren sie noch immer meine Eltern und hatten mir ein gutes, ziemlich privilegiertes Leben ermöglicht. Und dafür war ich ihnen auch dankbar. Ich wäre nicht dort, wo ich nun stand, wenn es sie nicht gäbe. Als Caleb und ich das Wohnzimmer betraten, wandten sich die Blicke zu uns. Xenia lächelte uns an und deutete auf die freien Plätze, doch schüttelte ich nur den Kopf und blieb mit meinem Vampir am Kaffeetisch stehen. Die Blicke, die uns trafen, veränderten sich ins Verwirrte. Niemand war sich sicher, was nun der Fall war. Trennen würden wir uns nicht, so viel war klar, immerhin sorgte der Seelenbund dafür, dass das nicht geschah oder geschehen konnte. „Also, uhm …“, stammelte ich los und rieb mir den Nacken. Meine Augen wanderten über die versammelten Personen. Fünf an der Zahl, denn auch Leah hatte sich mit zu ihnen gesellt. Kontakt zu anderen tat ihr gut, vor allem ihrer nahen Familie. Und wäre das mit meinem Bruder nicht passiert, wären meine Eltern vermutlich auch ihre Schwiegereltern … das Schicksal konnte grausam sein. Oder nein, eher der Widerstand war grausam. Mir drehte sich der Magen nur bei dem Gedanken an diese Organisation um. Caleb stieß mich sanft an. Ich blickte kurz zu ihm, dann wieder zu unseren Familien. Ich sollte diese Angst nicht haben, obwohl es doch eher als Nervosität eingestuft werden konnte. „Wir … haben da etwas, was wir euch mitteilen möchten. So ziemlich betrifft es uns alle, und, eh … immerhin sollte ich es ja auch sagen, da es der Grund ist, warum das Kleid definitiv erweitert werden muss“ Ich lächelte Xenia schief an, welche verwirrt den Kopf auf die Seite legte. „Das Thema hatten wir doch bereits“, meinte die Vampirdame und legte ihre Hände auf den Schoß. „Vampire können nicht zunehmen. Oder wurde eine Genmutation festgestellt?“ „Nein, das nicht, nur …“ Ich sollte einfach Klartext reden, aber irgendwie wollte mein Kopf nicht mitspielen. Aber da fiel mir etwas ein, was meine Eltern auf alle Fälle verstehen würden. „Bei uns gibt es da diese Redewendung, für zwei Essen … oder für drei, wie man es gerade nimmt. Ich weiß nicht, ob sich das bei Vampiren auch so auswirkt … also … für zwei Trinken und so …“ Ich sah zu meiner Mutter, deren Augen geweitet waren. Sie legte sich die Hände auf den Mund und schrie hinein, quietschte fast eher, bevor sie sich erhob und zu mir herüber kam, um mich in den Arm zu nehmen. „Mein Baby!“ Ich vernahm Schluchzen in ihrer Stimme. Mit einem leichten Lächeln seufzte ich auf und schloss meine Mutter in meine Arme. „So früh! Du hättest doch Zeit gehabt!“ „Es ist halt einfach passiert“, warf Caleb ein und zuckte mit den Schultern. Meine Mom ließ mich los und ich sah, dass sich Xenia erhoben hatte und nun bei mir stand. „Ein Kind?“, fragte sie mich mit einem ruhigen Blick. Ich nickte zögernd, woraufhin sie mich ebenso in eine Umarmung schloss und auflachte. „Wenn man es sogar genau nimmt, sind es zwei …“ „Zwei Kinder! Antoine, wir werden Großeltern!“ Aufreget drehte sich die Dame zu ihrem Ehemann, welcher sie anlächelte, dann zu Caleb und mir blickte und lediglich die Hand hob und einen Daumen nach oben zeigte. „Antoine! Jetzt erheb dich doch einmal von deinem Allerwertesten und schließ deine Schwiegertochter in den Arm! Es geht hier um unsere Enkel!“, fuhr ihn seine Frau sofort an. Zum ersten Mal seit ich ihn persönlich kannte lachte er auf und erhob sich tatsächlich von seinem Platz. Ich konnte meinen Augen kaum glauben und auch Caleb hob überrascht eine Braue, als der Mann zu uns herüber kam. Er war noch einige Zentimeter größer als mein Verlobter. Es bestand zwar kein großer Unterschied zwischen ihnen, aber ich musste schon meinen Kopf etwas recken, um ihm in die Augen schauen zu können. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er seinem Sohn auf den Rücken klopfte und kurz darauf mir eine Hand auf die Schulter legte. Er war noch nie ein Mann vieler Worte gewesen, wenn es nicht gerade um die Schule ging, also bedeuteten diese Gesten mehr, als sie zu zeigen schienen. Er gab uns seinen Zuspruch, verkündete ebenso, dass auch er sich darüber freute. Und das ließ mich aufatmen. Als letztes gesellte sich Leah zu uns und nahm mich freudig in den Arm. Dass sie sich für mich freute, bedeutete mir die Welt. Wenn mein Bruder nicht tot wäre, wäre vermutlich sie es, die hier stände und diese Nachrichten verkünden würde. Wäre mein Bruder da auch so vorschnell gewesen? Darüber musste ich tatsächlich nachdenken. Er war immer etwas schneller als ich, fröhlicher, offener. Er war ein Optimist, also konnte ich mir sogar sehr gut vorstellen, warum Leah sich zu ihm hingezogen fühlte. Sie hatte wahrlich nicht viel in ihrem Leben, das ihr Freude spendete, besonders jetzt nicht mehr. Wenn man nur etwas für sie tun könnte, mehr als, nun ja, sie gelegentlich aufzumuntern, wenn wir mal Zeit hatten. Und diese Zeit würde abnehmen. Obwohl vermutlich Xenia und Antoine sich dann um sie kümmern würden. „Ich hoffe doch, dass du mich zu Rate ziehst, wenn es um die Namensgebung geht!“ Sie lachte leise und ließ mich langsam los, um mir in die Augen zu schauen. „Und hoffentlich werd ich die beiden dann auch oft sehen! Sonst werde ich böse“ Ich schmunzelte, umarmte sie von mir aus noch einmal, bevor ich sie zu Caleb gehen ließ. „Du kannst uns auch jeder Zeit mal besuchen kommen, das weißt du. Sofern du die Erlaubnis bekommst“, sprach dieser, als er seine Schwester in die Arme schloss. Diese seufzte auf und drückte sich an ihren kleinen Bruder, welcher sie in der Körpergröße um mehr als einen Kopf überragte. „Ja, wenn ich diese dumme Erlaubnis bekomme“ Das war das Schwierige mit ihr. Aufgrund ihres instabilen Zustandes war es ihr nicht oft vergönnt, das Anwesen zu verlassen, da sie stetig unter Beobachtung gehalten werden musste. Momentan, da die gesamte Familie anwesend war, war es auch nicht von Nöten, dass sie von einem Arzt begleitet wurde. Denn normalerweise stand ihr immer jemand zur Seite, wenn sie das Gebäude verlassen wollte oder sich auch nur darin bewegte. Ebenso, wenn sie eben das nicht tat. Sie musste unter Beobachtung gehalten werden, zu ihrem Besten, das wusste sie auch selber. Ein Experiment. Um zu sehen, ob es Reinkarnationen gab und ob der Bund über den Tod hinaus bestehen blieb. Ein grausames Vorhaben, aber auch Leah begann langsam, zu hoffen, dass sie eines Tages ihren Seelenverwandten zurückbekam. Und ich hoffte mit ihr. Nach der ganzen Umarmungs-Zeremonie setzten wir uns zu unseren Familien. Caleb und mir wurde auf einem Zweisitzer Platz gemacht, sodass ich neben meinem Verlobten saß, er zurück gelehnt und einen Arm um meine Schultern gelegt, während mein Kopf auf der seinen ruhte. Wir redeten, lachten, sprachen uns ab. Meine Mutter war besonders aufgeregt. Nachdem sie und mein Vater nämlich erfahren hatten, dass ich ein Vampir war – oder eher schon, als es hieß, ich würde Caleb heiraten – hatten sie aufgegeben, ihren Enkel noch zu sehen. Nun aber war es anders gekommen als in ihrer Vorstellung und ihre Planerei stieg ihr fast über den Kopf. Ich musste aufpassen, nicht laut zu lachen. Wer hätte das überhaupt gedacht? Meine Eltern, die sich normalerweise kaum dafür interessiert hatten, was ich tat, so lang ich gute Noten nach Hause brachte, waren nun voll auf mein Leben konzentriert. Das ganze hatte aber auch erst begonnen, nachdem ich fast gestorben wäre. Nachdem Caleb mich verwandelt hatte. Zum ersten Mal hatten sie gesehen, wie leicht es hätte sein können, dass ich einfach starb. Doch nun hat mich diese Nahtoderfahrung stärker gemacht. Stärker als meine Widersacher. Nun wusste ich, wie sich Kira gefühlt haben musste. Ich war froh, als wir uns am Abend in unser Zimmer zurück zogen. Seitdem ich schwanger war, hat sich Caleb nicht recht getraut, mich unkeusch anzufassen, was ich recht amüsant fand. Vielleicht sollte er mal darüber recherchieren, dass es nicht schädlich ist, während der Schwangerschaft Sex zu haben. Sollte ich ihm das vielleicht beibringen? Ich überlegte, ob ich ein Bad nehmen sollte. Caleb richtete bereits das Bett her, zog die Tagesdecke runter, faltete diese zusammen und räumte sie in den Schrank. Die Kissen legte er anders zurecht, sodass sie wie eine kuschlige Kuhle ergaben. Mein Blick fiel auf die Tür zum Badezimmer rechts von mir. Es war riesig. Das Anwesen der Lecrunes war riesig. Nicht so groß wie der Hauptsitz, aber groß genug, sodass ich mich an meinen ersten Tagen hier verlaufen hatte. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln. „An was denkst du denn gerade, hm?“, holte mich der Schwarzhaarige aus den Gedanken. Er stand gerade vor mir, sodass ich den Kopf heben musste, um ihn anzuschauen. Leicht lächelnd legte er seine Arme um meine Taille und zog mich an sich. Rein aus Reflex und Gewohnheit platzierte ich meine Hände auf seiner Brust. „Hm. Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen will“, säuselte ich und zeichnete Kreise mit meinem Zeigefinger auf sein T-Shirt. Seine Angewohnheit, Shirts mit V-Ausschnitt zu tragen oder seine Hemden so weit offen zu lassen, dass man einen Teil seiner Brust sah, hatte er sich noch immer nicht abgewöhnt. Und das würde er vermutlich auch nie. Und wenn ich ehrlich sein sollte: Es störte mich nicht mehr. Oder zumindest nicht mehr so sehr wie früher. Neugierig wackelte mein Verlobter mit den Augenbrauen. Meine ungenaue Antwort hatte sein Interesse geweckt. „Oh? Wieso nicht? Ist es unanständig?“, hakte er nach, beugte sich zu mir runter und begann, an meinem Ohr zu knabbern. Ich lachte auf und schlug ihm leicht gegen die Brust. „Sagt der, der mich seit Monaten nicht mehr anfasst, weil er Angst hat, den Babys weh zu tun!“, gab ich amüsiert zurück. „Außerdem bist du ja wohl der Meister des Unanständigen. Woran hab ich denn deiner Meinung nach gedacht, hm?“ Caleb dachte nach. Er richtete sich wieder auf, sah mir ruhig in die Augen. Ein bekannter rötlicher Schimmer huschte kurz über diese, als sich unsere Blicke trafen. Er hatte noch ein leichtes Grinsen auf den Lippen, aber ich konnte nicht glauben, dass er mit einer derartigen Ernsthaftigkeit über diese Sache nachdachte. „Echt jetzt, Caleb?“ „Vielleicht hast du ja daran gedacht, endlich mal mit mir ein Bad zu nehmen“, schnurrte er schließlich und sein Blick wurde lasziv. Endlich mal? Ich zog die Brauen zusammen, doch es dämmerte mir. Als wir uns vor der ganzen Zeit für eine Weile lang das Zimmer geteilt hatten, auf der Akademie, hatte ich mich darüber beschwert, dass er eine Badewanne in seinem Bad hatte. Etwas, worauf ich wirklich neidisch gewesen war, da sich bei uns nur eine Dusche befunden hatte. Unglaublich unfair. Aber damals hatte ich seine Flirterei zurückgegeben. Und bis zu diesem Tage war ich nie wieder darauf eingegangen. Überrascht blickte ich ihn an. „Daran erinnerst du dich?“, fragte ich nach, unsicher, überrascht, über was für ein gutes Gedächtnis er verfügte. „Natürlich. Das war das erste Mal, dass du auch mit mir geflirtet hast“ Deswegen also. Ich lachte auf, legte meine Stirn an seine Brust. Caleb war und blieb unverbesserlich. „Wieso lachst du denn jetzt?“ „Ich hoffe, du wirst dich nie ändern, Caleb“, meinte ich nur, ohne ihm wirklich zu antworten. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, legte meine Fingerspitzen an seine Wangen und küsste ihn kurz. Verdutzt blickte er mich an, das hatte er nicht erwartet, aber sein Lächeln kehrte schnell zurück. Manchmal konnte ich nicht glauben, dass ich ausgerechnet ihn liebte. Das ausgerechnet er es war, der mein Herz gestohlen hatte. „Vor einer Weile hast du mich noch verflucht“, raunte er mir nun wieder ins Ohr und ich spürte, dass er seinen Griff verstärkte, um mich hochzuheben. Meine Hände wanderten zu seinen Schultern, damit ich mich sofort festhalten konnte. „Vor vier Jahren, Caleb“, gab ich nur zurück und musterte ihn kurz. Er hatte die Augen nun geschlossen und ich wartete darauf, dass er irgendetwas tat. Er stand nur da. Zu mir gebeugt. Sein Gesicht war neben meinem, die Stirn fast auf meiner Schulter. Was war auf einmal los? „Caleb?“ „Weißt du, wie glücklich ich vor all den Monaten war, als du zum ersten Mal gesagt hast, du liebst mich? Ich dachte, mein Herz würde stehen bleiben. Du hast nicht gesprochen. Kein Wort. Und dann, nach deinem Schock, waren das deine ersten Worte“ „Caleb …“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Schließlich legte ich meine Arme um seinen Nacken und ruhte mit meiner Stirn in seiner Halsbeuge. Für einen Vampir war er überraschend warm. Für einen Vampir strahlte er überraschend viel Sicherheit aus. „Ich liebe dich, Wynne. Ich werde es immer tun. Nicht wegen dem Bund.“, murmelte er gegen die Haut an meinem Hals und platzierte darauf einen kurzen Kuss. „Jetzt werd mir hier bloß nicht kitschig!“ Er schnaubte auf meine Aussage hin und hob seinen Kopf wieder an. Hatte ich ihn verletzt? Ich konnte aus seinen Augen nicht wie gewöhnlich ablesen, was er dachte. Und auch unser Bund zeigte mir nur, dass er gerade ruhig war. „Ich … Ich meine, du weißt doch, wie schlecht ich damit umgehen kann …“ „Mhmh, extrem schlecht, meine Liebe“ Eine seiner Hände streichelte mit über den Rücken. Eine Weile lang wiederholte er diese Geste, bevor er sich runter beugte, diesen Arm um meine Oberschenkel legte und mich so anhob, dass ich für Halt meine Beine um seine Taille schlingen musste. „Caleb!“, fuhr ich ihn sofort an. Ich hatte mich erschrocken und das spiegelte sich nicht nur in meinem Blick, sondern auch in meinem erhöhten Puls wieder. Der Vampir schmunzelte nur und zeigte mir kurz die Zunge. Er hatte mir absichtlich einen leichten Schreck eingejagt, aber eine Vorwarnung wäre dennoch angebracht gewesen! Ich merkte, wie er Richtung Badezimmer ging. Aus reiner Vorsicht zog ich meinen Kopf an, die Arme noch immer um seinen Nacken. Und von dort nahm ich sie nicht weg, auch nicht, als er mich schließlich auf der Theke neben dem Waschbecken absetzte. Das Bad war groß und geräumig, in dunklen Farben gehalten aber nicht nur in schwarz rot. Der Boden bestand aus Fließen, die vom Wasser nicht so leicht zu beschädigen gingen. Ich saß gerade auf Marmor, einer der breiten Flächen, welche sich auf beiden Seiten des Waschbeckens befanden. Beim Zurücklehnen müsste ich aufpassen, da sich hinter mir ein Hängeschrank befand, und an meinem Hinterkopf vermutlich noch die Kante davon. Weiter rechts von uns befand sich die Badewanne. Reiner Luxus, konnte ich nur sagen. Groß genug, um mehrere Personen hinein zu lassen, in den Boden gesenkt und extra komfortabel. Es gab extra Flächen, an denen man sich anlehnen konnte, ohne wegzurutschen. So war es mir schon mehr als einmal passiert, dass ich einfach eingeschlafen war. Mit gehobenen Brauen musterte ich Caleb, welcher meine Arme und Beine von sich löste und mich auf der Theke zurück ließ, um sich um das Badewasser zu kümmern. Würde er meine Flirterei von damals wirklich umsetzen? Ich blieb sitzen und beobachtete ihn, kurios, doch gleichzeitig beschleunigte sich mein Puls vor Aufregung ein weiteres Mal. Und ein weiteres Mal kam mir sein Name von den Lippen, bevor er sich mir wieder zuwandte uns mich lasziv anlächelte. Ab da wusste ich genau, was er vorhatte. „Ich dachte, du hast Angst, den Kindern weh zu tun“, meinte ich spielerisch und lehnte mich leicht zurück, den Kopf nach unten gebeugt, doch die Augen auf den Schwarzhaarigen gerichtet, welcher sich leise lachend mit einer Hand durch die Haare fuhr. „Nun, es gibt da diese wirklich wunderbare Erfindung mit dem Namen ‚Internet‘, die allerlei nützliche Informationen hat“, meinte er leise, kam raubtierhaft auf mich zu und nahm mich zwischen seinen Armen gefangen, indem er sich mit jeweils einer auf jeder Seite von mir abstützte. Er beugte sich so vor, dass wir auf einer Augenhöhe waren. Mein zukünftiger Mann war wirklich ein Riese. „Oh, tatsächlich?“, säuselte ich noch immer mit neckendem Unterton, „Und was hast du da rausgefunden?“ „Dass ich mir vollkommen umsonst eine Platte gemacht habe, was mit denen da drin passiert“ Damit spielte er mehr als offensichtlich auf die Zwillinge an. Um seine Aussage zu unterstreichen, wanderte er unter mein Oberteil und streichelte mir über meinen bereits leicht rundlichen Bauch. Auch wenn der erste Part davon nicht wirklich nötig war. „Da kommt der feine Herr aber wirklich früh drauf“, neckte ich ihn weiterhin, den Kopf auf eine Seite gelegt, während ich seinen lasziven und verführerischen Blick erwiderte. Caleb schnaubte, zwickte mir sachte in die Seite, was mir ein leises Fiepen entlockte. „Caleb!“ Doch mein Verlobter ließ sich von nichts abbringen. Seine Hand wanderte über meine Haut zu meinem Rücken, sanft strich er mit den Fingerspitzen über mein Rückgrat, sodass ich reflexartig meinen Rücken durchstreckte. „Wenn du wüsstest, was für ein Kopfkino du mir damals bereitet hast ..“, knurrte der Schwarzhaarige gegen meinen Hals und strich mit seinen Zähnen über die dort empfindliche Haut. Leise keuchte ich auf, als diese seichte Berührung bereits Blitze durch meinen Körper sandte. Obwohl viele Vampire, auch Paare, damit spielten, sich gegenseitig während des Aktes zu beißen, hatten wir davon bislang nie Gebrauch gemacht. Aber gelegentlich neckte er mich mit seinen Zähnen, da er genau wusste, dass mein Hals eine extrem empfindliche Zone für mich war. „Ich denke, ich kann es mir doch ganz gut vorstellen“, murmelte ich leise, als ich mit einer Hand durch seine Haare fuhr und diese letztlich auf seinem Hinterkopf ruhen ließ. Ich wollte zur Seite blicken, schauen, ob auch das Wasser nicht überlief, aber die Position von Caleb’s Kopf ließ das nicht ganz zu. Er schmunzelte gegen meine Haut, machte es sich regelrecht gemütlich in dieser Position, während ihr spüren konnte, wie er sich langsam an die Arbeit machte, mir aus meinen Sachen zu helfen. Was ein Gentleman. Ich seufzte leise, ließ ihn aber gewähren, lehnte mich langsam nach vorn, sodass er besser meinen Rücken erreichte. Seine Kehle entwich ein Schnurren als er sich endlich an die ‚Arbeit‘ machen konnte. Es benötigte nicht vieler Worte zu sagen, was er vorhatte, und was schließlich auch geschah. Ich gab mich meinem Vampir hin, so wie viele Male zuvor. Er, nun, setzte einer seiner eigenartigen, wenn auch zugegebener Maßen lang andauernden Fantasien durch, sich mit mir ein Bad zu teilen. Und das eben nicht nur zum Entspannen. Caleb wusste, wie er mich mit seinen Ideen auf Trab hielt, mit seinem Einfallsreichtum und der Kreativität. Auch wenn ich gelegentlich nur den Kopf schütteln konnte, oder, wie in diesem Fall, von meinem Verlobten gehalten werden musste, weil mir die Energie fehlte. Er war wild. Konnte zärtlich sein, aber die meiste Zeit war er doch etwas gröber, ohne mir dabei wirklich weh zu tun. Und um ehrlich zu sein, ich hatte nichts dagegen. Durch seine verrücktere Art wurde es wenigstens nicht langweilig – Weder innerhalb, noch außerhalb des Bettes. Wenn man eine Ewigkeit miteinander verbringen musste, war das doch schon mal ein Vorteil. Diese Nacht schlief ich selber wie ein Baby. Ob mein Partner neben mir nur ruhte oder gar die Nacht über mich wachte, wusste ich dabei nicht. Was ich erfahren hatte, war recht interessant: Vampire benötigten aus irgendeinem eigenartigen Grund nur extrem wenig Schlaf. Das hieß, ein paar Stunden nach einigen Tagen waren genug, um ihre Energie aufzutanken. Dennoch bevorzugten sie es, wie Menschen zu schlafen, da es sich auch für sie als Vorteilhafter und Gesünder herausgestellt hatte. Ein geringer Energieverbrauch bedeutete im Allgemeinen für sie auch, dass sie nicht so oft Blut zu sich nehmen mussten. Jedoch, seit meinem traumatischen Erlebnis, hatte es sich Caleb zur Aufgabe gemacht, auch über Nacht über mich zu wachen und aufzupassen, nachdem ich einmal schreiend und mit einer Panikattacke aufgewacht war. Nicht das angenehmste Erlebnis in meinem Leben, aber doch definitiv weiter oben auf der Tabelle. Noch einmal fast sterben würde ich jedenfalls nicht so gern. Es waren nur noch wenige Wochen bis zur Hochzeit. Bislang war das wichtigste schon geplant, die Sachen auch schon soweit fertig, nur ich müsste wenige Tage vorher noch einmal zur Anprobe, damit mein Kleid angepasst werden konnte. Wir erhielten die Tage einige Antworten auf unsere Einladungen. Viele positive, einige unklar. Dass meine beste Freundin kam, stand von Anfang an fest. Immerhin war sie bei der Anprobe des Kleides dabei gewesen. Mich überraschte die positive Zusage von Elisabeth und Vincent. Von den beiden hörte ich so gut wie war nichts, außer wenn die Sängerin gerade einen Auftritt hatte. Von ihrem Ehemann keine Nachricht zu erhalten, war an sich normal. Er konnte nicht viel Kontakt mit uns Pflegen und musste sich vermutlich um äußerst wichtige Angelegenheiten, so wie dem Rest des Widerstandes, kümmern. Zu den Vorbereitungen kamen jetzt noch andere Gespräche und Besorgungen hinzu. Meine und Caleb’s Mutter kamen endlich ins Gespräch, alles aufgrund der Zwillinge. Während Xenia’s Expertise darauf lag, vampirische Kinder zu erziehen, wusste ich ganz genau, dass meine Mutter mir Disziplin nahelegen würde. So bin immerhin ich aufgewachsen. Und noch bin ich nicht auf der Straße gelandet. Außerdem gab es im Hause der Lecrunes Maids, welche sich angeblich um die Babys kümmern konnten, aber ich wollte mich da doch selber an der Erziehung beteiligen. Immerhin wusste ich auch, wie Leah und Caleb aufgewachsen sind. Nicht, dass ich etwas einzuwenden hätte (außer zu Beginn bei Caleb), die beiden waren an sich wunderbare Persönlichkeiten, aber beide hatten mir geschildert, dass es ohne ihre Eltern im Haus sehr einsam sein konnte. Das Schicksal wollte ich meinen Kleinen dann doch gern ersparen. Trotz dessen, dass Caleb doch bald schon als Direktor an die Schule musste, würde ich also eher Zeit mit ihnen verbringen. Dafür hatten wir aber auch schon einen Plan ausgemacht. In der Nähe der Akademie hatte sich die Familie ein kleines Haus gebaut. Es war nicht unüblich für die Direktoren, dort zu leben, geschweige denn für Lehrer, sich gleich in der Nähe anzusiedeln, um einen kürzeren Weg zur Schule zu haben und gleichzeitig nicht auf dem Campus wohnen zu müssen. Einige von ihnen taten es, unter anderem auch ein Teil des neu eingestellten Sicherheitspersonals. Allesamt durchliefen Hintergrundchecks, gestellt vom STT und einer mit ihnen verbundenen Firma. Die meisten von ihnen hatten eine strenge militärische Ausbildung hinter sich und trugen sich auch in dieser Art und Weise. Zum einen war es irgendwie gruselig, zum anderen aber auch äußerst erleichternd und versicherte uns, dass wir uns in guten Händen befanden und sich auch die Schüler wieder sicher fühlen konnten. Einige von ihnen bezogen auch ein Haus in der Nähe meiner baldigen neuen Heimat, um mir und den Familien in der Nähe genügend Schutz zu gewährleisten, sollte doch noch etwas passieren. Man konnte nach all den Geschehnissen nicht sicher genug sein. Über die Tage wurden wir einmal zu dem Haus gebracht. Es war kein Anwesen wie das, was die Lecrunes schon hatten, sondern eher eines, wie man es sich für Familien vorstellen konnte. Zwei Stockwerke, nicht zu weitläufig. Unten Küche, Wohnzimmer und ein Bad, so wie ein Gästezimmer, welches ich an sich gerne vorläufig als eine Art Spielzimmer einrichten würde. Oben waren dann das Kinderzimmer, zwei weitere Bäder, das Schlafzimmer für Caleb und mich und ein Arbeitsraum. Die Möbel gefielen mir ganz gut, nur das Kinderzimmer – eigentlich ebenfalls ein Gästezimmer, aber das ließ ich definitiv umbauen – benötigte einiges an Renovierung. Ich besprach die Details mit Caleb und dessen Vater, welcher bereits einige seiner Kontakte herausgesucht hatte, um uns zu helfen. Ich beschrieb meine Ideen, wohin die Betten sollten, Wickeltisch, eine gemütliche Ecke und ein Schrank mit allen nötigen Utensilien. Xenia half mir bei der Entscheidung für verschiedene Farben. Um den Rest des Hauses mussten wir uns nicht wirklich kümmern, da das Ehepaar dieses Gebäude bislang noch für sich beansprucht hatte. Es besaß alle nötigen Anschlüsse, Empfang und eine Adresse, offensichtlich. Hier würde ich mich definitiv wohl fühlen. Es lief alles perfekt. Während Caleb weiterhin in seinen Aufgaben als Direktor eingewiesen wurde, verbrachte ich Zeit mit Leah. Die Zeit verging. Tage wurden zu Wochen. Und vergangene Wochen brachten uns unserer Hochzeit näher. Ich hatte mehrere Termine bei meinem Arzt, um die Entwicklung der Babys noch etwas zu überwachen, und sicher zu stellen, dass sie auch gesund sein würden. Bislang keine Komplikationen. Zum Schneider bin ich auch nochmal, kurz vor dem entscheidenden Tag, damit mein Kleid angepasst werden konnte. Alles andere war schon erledigt. Caleb hatte seine Kleidung, Kira hatte sich schon zurecht gelegt, was für eine Frisur sie mir machen wollte. Die Hochzeit konnte kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)