My bloody Soulmate von Thane ================================================================================ „Wie ich es hasse. Kann man lernen nicht irgendwie spannender gestalten? Wie in den Filmen oder so. Einfach die Zeit fix vorspulen und schon weiß ich alles“ Ich musste mich einfach beschweren. Nun saß ich schon seit Tagen daran, alles nachzuholen, was ich über die Monate, die ich nicht zur Schule gehen konnte, verpasst hatte. Es war schwierig, sich alles zu merken und noch in den richtigen Kontext zu setzen. Und noch dazu – Ich wurde dank der Tatsache, dass ich zu Caleb gehörte, auch noch anders geprüft. Und obwohl ich schon einiges hinter mir hatte - Der ganze Scheiß begann ja mitten in der Püfungszeit - so hatte mir der damalige Schock einen ordentlichen Strich durch die Rechnung und mein Gedächtnis gemacht. Normalerweise sollte mir vieles erspart blieben. An Insignia gab es nur wenige schriftliche Prüfungen, da es in der Welt der Vampire eher darum ging, sich verbal behaupten und mit den anderen, höheren Wesen messen zu können. Zumindest hatte ich am Anfang gedacht, dass es sich bei diesen höheren Wesen nur um Vampire handelte. Wie wir aber nun im letzten Jahr erfahren hatten, gab es mehr als nur zwei Rassen in unserer Welt und wir mussten es schaffen, mit allen mit zu halten. Oh, und dann gab es ja noch ein Problem … „Du denkst immer noch wie ein Mensch, Wynne“, gab mir mein Freund zu verstehen und schaute über meine Schulter hinweg auf den Paragraphen, an dem ich gerade hing. Ich musste ja schon selber zugeben, dass ich überraschend weit gekommen war. Eigentlich hatten wir sogar Wetten abgeschlossen. Das hieß Sei, Kira, Caleb und sogar ich. Kira und Caleb hatten damit gerechnet, dass ich nach den ersten drei Kapiteln aufgeben würde. Sei hatte mir immerhin schon mal vier zugetraut. Ich dachte, ich würde nur eines schaffen. Ja, nur eines. Denn ich hatte mir zugetraut, nach den ersten paar Sätzen des zweiten Kapitels das Buch an die Wand zu schmeißen und mich auf das Bett zu werfen. So ein Scheiß. Jetzt hing ich im fünften fest. „Schau Mal. Die Blutsdiener-Prüfung fällt für dich schon mal weg. Das heißt, den ganzen Stoff kannst du vergessen.“ „Toll. Dadurch, dass ich aber gewandelt bin, muss ich mich mit der menschlichen und mit der vampirischen Geschichte auseinander setzen. Weißt du eigentlich, was für ein Scheiß das ist? Das ist doppelt so viel Geschichtsunterricht und ich hasse dieses Fach wie die Pest! Ich wollte nicht einmal die menschliche Geschichte so auseinander nehmen! Jetzt muss ich zwei Stränge irgendwie in meinen Schädel prügeln und-„ Mein Beschweren wurde durch seinen nur allzu süßen Kuss unterbrochen. Schmollend blickte ich meinen Vampir an. Das war nicht unbedingt der praktischste Zeitpunkt dafür, aber es hatte mich immerhin etwas beruhigt. „Du packst das, Wynne. Du wirst eine Lecrune“ „Stimmt. Wenn du das hinbekommen hast mit deinem Mäusehirn, sollte ich das rocken können“ „…. Was immer dich glücklich macht“ Man konnte nicht sagen, dass man nett mit mir umsprang, weil ich gerade vor wenigen Monaten zur verdammten Heldin dieser Rasse geworden war. Ich hatte es aus dem Grund nicht einfacher, weil sie der Meinung waren, ich sollte damit doch zurechtkommen. Zum Teil konnte ich es verstehen, immerhin waren sie so nett und ließen mich die Prüfungen in den eigentlichen Sommerferien nachholen. Normalerweise gab es eine solche Ausnahme nicht, aber da kam mein Titel ‚Heldin der Vampire‘ mir ganz gelegen. Sie gaben mir nur deswegen diese Chance. Trotzdem waren sie ganz schöne Arschlöcher. Jeder von ihnen ging davon aus, dass ich bald zu den Lecrunes gehören würde. Da gab es an sich auch nicht wirklich einen Weg drum herum, dadurch, dass wir durch den Bund zusammen gehörten. Und natürlich musste diejenige, die zum baldigen Oberhaupt einer führenden Familie gehörte, besonders geprüft werden. Glaubt mir, wenn ich sage, wenn euch ein Oberhauptskind anredet: Lauft. Lauft und schaut nicht zurück, denn es bedeutet euren Untergang, vor allem dann, wenn ihr Prüfungsangst habt. Immerhin damit hatte ich Glück. Nur wünschte ich mir immer wieder, Kiras photographisches Gedächtnis zu besitzen. Sie musste das alles gerockt haben, Wissenstechnisch. Ich konnte immerhin mit meiner Art überzeugen. Direkt, selbstüberzeugt und nicht nachgebend. Ich hatte noch an meinem Trauma zu nagen, das rechneten sie mir nicht an. Manchmal hatte ich selber noch mit Rückfällen zu kämpfen, musste mich sogar während einer Prüfung stark zusammen reißen. So sehr, dass man mich fragte, ob ich abbrechen wöllte. Ha. Für’n Asch wäre alles gewesen, wirklich alles. Denn eine Wiederholung hätte ich nicht bekommen. Keiner der Lehrer wollte sich antun, das alles länger als nötig durchzuziehen. Was soll man sagen? Vampire waren eiskalt. Und das war kein gewöhnliches Gymnasium. Also stand ich da. Zitternd. Die Hände verkrampft, den Blick auf meine Prüfer gerichtet. Funkelte denjenigen an, der den Abbruch vorgeschlagen hatte. „Nein“, presste ich zwischen den Zähnen hervor. „Vor etwas davon zu laufen, was mich sowieso mein Leben lang verfolgen wird, nur in diesem einen Moment, wird mich auch nicht weiter bringen“ Ein angestrengtes, triumphierendes Lächeln stahl sich über meine Lippen, als der Vampir nickte, sich eine kurze Notiz machte und dann an seine letzte Kollegin weiter gab, welche ich nur mit wenigen Worten von meiner Gerissenheit überzeugen konnte. Man könnte sich fragen, worin ich geprüft wurde. Es war etwas ganz eigenständiges. Davon hatte ich auch erst erfahren, kurz bevor man mich ausfragen würde. Alias: Ich wurde aus dem Bett geschmissen und mir wurde gesagt, ich solle in den Saal gehen. Klasse, oder? Ich wurde getestet, wie ich in unvorbereiteten Situationen reagierte, mich artikulierte und letztlich auch als Oberhaupt hinstellte. Würde ich einen kühlen Kopf bewahren oder durchdrehen? Unter dem Druck zusammen brechen? Glaubt mir, ich wollte es. Ich tat es auch, als ich wieder in Calebs Zimmer war. Ohne ihn hätte ich diese ganze Tortur über zwei Wochen nicht durchgehalten. Als wir uns kennen lernten, hätte ich nie geglaubt, dass er eine tragende Säule in meinem Leben werden würde. Geschweige denn mein Seelenpartner. Wir teilten uns den intimsten Bund, den es gab. Auf die stärkste Art und Weise. Das hatte sogar Caleb nicht glauben können. Über die Tage, in denen ich Zeit hatte, beschloss ich mich dazu, ein wenig Recherche zu betreiben. Es war schon bekannt, dass Caleb und ich diese ‚Bestimmung füreinander‘ hatten und teilten. Nur halt, dass es bei uns etwas eigenartig war. Anstatt dass wir uns uneingeschränkt zueinander hingezogen fühlten wie Sei und Kira, hatten wir unsere Höhen und Tiefen bis zu dem Punkt, an dem ich manche Dinge sogar einfach bezweifelte. An denen ich an unserem Bund zweifelte. Ich hatte gespürt, wie er beinahe entzwei gerissen wäre. Wir bewegten uns lange auf dünnen Faden. Und ich wollte wissen, warum. Wie sich herausstellte, hatte alles mit meiner Vorfahrin Adamantia zu tun. Die Zerstörung eines Bundes benötigt einen starken Willen, auch, um danach nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Und Adamantia war stark, sehr stark sogar. Sie war eine, in damaligen Zeiten, sogenannte Vampirjägerin, die sich darauf spezialisiert hatte, die Rasse auszumerzen. Und es war auch kein Problem für sie, bis sie auf einen Vampir mit dem Namen ‚Dracula‘ stieß. Kommt einem bekannt vor? Sollte es auch, immerhin ist es Caleb’s Vorfahre. Bereits die zwei teilten sich den Bund, eine Tatsache, die sich herausstellte, als Dracula meine Vorfahrin biss. Allein die Tatsache, dass er so nah an sie heran gekommen ist, ohne zu sterben, zeugte von einem Talent, das anderen Vampiren fehlte. Niemand wusste, wie er es geschafft hatte, nur, dass er Adamantia gebissen und somit an sich gebunden hatte, denn diesen Teil erzählte sie nicht. Nur, dass sie, im Laufe des Aufstandes, ihm ein zweites Mal gegenüber stand und Probleme bekam, sich ihm zu stellen. Der Bund zeigte Wirkung, doch sie wehrte sich dagegen und brachte den Vampir letzten Endes zur Strecke. Adamantia schaffte es, während der Trauerphase über den Verlust ihres Seelenpartners, nicht dem Wahnsinn zu verfallen und sich selber das Leben zu nehmen. Sie beschrieb es als schwierig, mit erhobenem Haupt den Tag zu bestreiten, jedoch half der Sieg über die Vampire, dass sie diese Schritte tun konnte. Und die Überwindung der ‚Trauer‘ brachte auch den Bruch des Bundes mit sich, ein Bruch, der über mehrere Jahrhunderte verhinderte, dass sich unsere Blutlinien treffen konnten. Auch wenn ich mich frage, mit wem Dracula Nachkommen gezeugt hat … und vor allem, wann! Aber das spielte keine Rolle mehr. Was wichtig war, war die Erkenntnis, dass wir an uns arbeiten mussten, dass ich daran arbeiten musste, Caleb nicht zu oft auf den Schlips zu treten und zu verletzen. Es war nicht einfach. Ich war keine romantische Person und hatte oftmals Probleme damit, ihm offen meine Gefühle zu zeigen oder zu sagen. Mit vielem davon kam er schon klar, nur meine bissigen Kommentare verletzten ihn. Die Angewohnheit musste ich wirklich noch loswerden. Aber ich konnte auch stolz auf mich sein. Ich hatte meine Abneigung Vampiren gegenüber so gut wie abgelegt und verstand mich jeden Tag ein bisschen besser mit ihnen, wobei mit auch Caleb unglaublich half, nicht die Fassung zu verlieren. Die Prüfungen waren schlimm genug gewesen, manch eingebildete Blicke hätte ich gerne einfach eingeschlagen. Als ich jedoch von den Ergebnissen hörte, verschwand diese Wut wieder. Ich hatte bestanden und das mit einem unglaublich guten Durchschnitt! Vor Freude hob mich Caleb hoch und drehte mich einmal im Kreis, bevor er mich wieder absetzte und mir einen Kuss gab. Ich lachte nur, legte meine Hände auf seine Schultern und bedankte mich bei ihm dafür, dass er mich so unterstützt hatte. „Das kommt alles von deiner eigenen Stärke, Wynne.“, meinte er nur und legte seinen Kopf auf meinen, während er mir mit einer Hand über den Rücken streichelte. Ich seufzte, schloss meine Augen und legte schließlich auch meine Arme um seinen breiteren Körper. „Die Stärke, die gebrochen war, meinst du Wohl“, gab ich nur zurück und kuschelte mich vorsichtig an. Ich konnte selber manchmal nicht glauben, wie wohl ich mich auf einmal fühlte, wenn ich in seinen Armen war. Ob es nun eine Umarmung war, Kuscheln, oder sonstiges, Caleb strahlte eine unbeschreibliche Stärke und Sicherheit aus. Daran könnte ich mich definitiv noch weiter gewöhnen, wobei ich aufpassen musste, nicht davon abhängig zu werden. An dem Abend feierten wir noch. Dafür luden wir auch Kira und Sei ein, die sich ausnahmsweise Zeit nehmen konnten, und fuhren in die Stadt, um trinken zu gehen. Wir hatten auch versucht, Vincent und Elisabeth zu erreichen, aber bei einem Mitglied des STTs und einer berühmten Sängerin konnte man halt davon ausgehen, dass diese schwer zu erreichen waren. Beide würden aber definitiv in unserem Herzen bleiben, auf eine äußerst positive Weise. An dem Abend erfuhr ich, dass es für Vampire ein spezielles Gemisch an Alkoholischem Getränk gab. Mit Blut! Das musste man sich erst einmal vorstellen. Die ganze Sache mit dem Bluttrinken war noch immer nicht so meins, aber ich versuchte es wenigstens und gab auch dem Getränk eine Chance. Da ich aber noch ein Jungvampir war – Kira bald nicht mehr, da sie ja einige Zeit vor mir verwandelt wurde – waren auch meine Geschmacksknospen noch nicht abgestorben und ich konnte mir auch normale menschliche Getränke bestellen und damit angeben. Hey, wenn ich das noch konnte, warum denn auch nicht? „Caleb hat uns erzählt, dass du die Prüfung als Drittbeste abgeschlossen hast“, meinte Kira, nachdem wir uns zusammen gesetzt und schon ein wenig geplaudert hatten. Ich sah kurz mit gehobener Braue zu meinem Vampir, welcher mich unschuldig anlächelte, und schüttelte mit einem Schmunzeln den Kopf. „Manchmal redet er einfach zu sehr!“, meinte ich mit einem amüsierten Unterton, „Aber ja, das habe ich tatsächlich geschafft. Und ich hätte es selber nicht erwartet. Ich dachte mir nur, wenn ich wenigstens bestehe, bin ich glücklich“ „Und dann hat sie während der Spezial-Prüfung die Prüfer so von sich überzeugt, dass ihre Note gehoben wurde!“, berichtete Caleb stolz und legte einen Arm um meine Schultern. „Aber von meiner Zukünftigen habe ich auch nicht weniger erwartet“ Ich verleierte die Augen bei seinem Gehabe, grinste aber vor mich her. Irgendwie freute es mich ja auch, dass er es nicht bereute, ausgerechnet mit mir verpartnert zu sein. Kira neben mir, welche ihre Prüfung mit Bravur bestanden hatte, klopfte auf den Tisch vor Anerkennung, was ich mit einem Schnauben quittierte. „Du brauchst dich nicht über mich lustig zu machen“, meinte ich nur und lehnte mich zurück, noch immer ein Grinsen in meinem Gesicht. „Das würde ich doch niemals wagen, Wynne!“, gab diese nur mit einem Lachen zurück und streckte mir die Zunge heraus. Sie war in den Jahren so unglaublich frech geworden, dass ich es selber kaum glauben konnte. Aber sie war ja auch nicht die einzige, die sich geändert hatte. Mir ging es dabei nicht anders. Ich kam mir tatsächlich ruhiger, entspannter und vor allem erwachsener vor. Aber was sollte man auch von einem 24-Jährigen Ich erwarten? Irgendwann musste sich bei mir ja auch mal der Schalter umlegen! Caleb und ich waren während meiner Zeit, als ich noch kaum ansprechbar war, regelrecht zusammen gewachsen. Er hatte mir geholfen, damit klar zu kommen, dass ich nun ein Vampir war und mir beigebracht, wie ich das Blut richtig trank. Gleichzeitig hatte er mich auch an den Geschmack gewöhnt und mich unterstützt, wenn ich einen meiner Panikanfälle hatte. Denn seine Gabe wirkte noch immer Wunder bei mir, und ich konnte jedes Mal nur erleichtert aufatmen, als er sie angewandt hatte. Niemals hätte ich gedacht, dass er mir mal eine solche Hilfe sein würde. Aber so war es nun einmal gekommen. Wir genossen die Gesellschaft unserer Freunde, plauderten und tranken. Ich versuchte auch einen der Blutcocktails und musste zugeben, dass dieser nicht schlecht schmeckte. Wie hieß er nochmal? Red Fountain oder so. Ein echt interessantes Gemisch. Der Geschmack von Blut ging beinahe unter, gleichzeitig bemerkte man auch kaum was vom Alkohol. So wenig, dass mir nach einiger Zeit schon etwas schwummrig wurde, weswegen Caleb mich festhielt. „Trink nicht zu viel.“, meinte er nur ruhig und schnippte mir leicht gegen die Stirn. Ich schnaubte, hielt ihm mein Glas hin und entgegnete: „So leicht kipp ich schon nicht um, mein Lieber!“ „Soll ich dich daran erinnern, dass du auf der einen Party sturzbesoffen warst?“ „Das war nich‘ ‚sturzbesoffen‘! Und das war nich‘ meine Schuld!“ „Was auch immer, Prinzessin“ Damit verdrehte der Vampir die Augen und ich kniff ihm in den Oberarm, was ihn zum Jammern und die anderen zwei zum Lachen brachte. „Wer hätte gedacht, dass ihr euch mal so gut versteht!“, warf Sei ein und stützte sich auf dem Tisch ab, beugte sich somit leicht nach vorn, bevor er zu seiner Verlobten sah. „Aber ich hatte auch nicht daran gedacht, meine Seelenpartnerin an der Schule zu finden. Wunder sich also durchaus möglich“ „Und man muss es schon als Wunder bezeichnen, dass Wynne Caleb nicht nach zwei Monaten gehäutet hat!“, scherzte Kira, um mit einzustimmen und lehnte sich an ihren Schwarzhaarigen. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare. Irgendwie ging es wieder darauf zurück, wie sehr ich Vampire und vor allem auch Caleb nicht ausstehen konnte. Aber nun, nun war ich mit ihm verlobt. War von ihm verwandelt worden. Und irgendwie bereute ich es nicht. Wir waren stark, gemeinsam, und ich nicht irgendein billiger Bettvorleger, auf dem mein Mann rumtreten konnte. Oder sonst irgendwer in der Vampirgesellschaft. Schwacher weiblicher Mensch? Pah! Ich hatte denen gezeigt, wie weit ich gehen konnte, bevor ich beinahe gestorben wäre. Noch immer fragte ich mich, wie knapp die Lage eigentlich gewesen war, aber niemand wollte darüber sprechen. Selbst Caleb lief kreideweiß an, und dabei war er schon sehr bleich. Wenn das nicht von seiner Angst zeugte, dann wusste ich auch nicht weiter. Und dieser Kerl hatte mir vor einigen Jahren noch gedroht, mich von der Schule schmeißen zu lassen … „Da wir grad ja dabei sind, über’s gut Verstehen und so zu reden!“, fing ich wieder an, schwenkte mein Glas und beugte mich selber nach vorn, mein Glas Sei entgegen haltend, welcher mit gegenüber saß. „Wann steht denn nun eigentlich die Hochzeit an, ihr Turteltauben?!“ Mit einem Grinsen vernahm ich, wie sich beide Augenpaare weiteten und die zwei angesprochenen rot anliefen. Sei räusperte sich, während Kira sich nervös lächelnd durch die Haare fuhr. „Wissen wir noch nicht, um ehrlich zu sein“, gab sie zuerst zu und legte den Kopf schief. „Es gibt einfach noch so viel zu planen. Und dabei sind es bald schon wie viele Jahre?!“ „Eins, soweit ich richtig zählen kann“, sprach Sei und seine Verlobte nickte leicht. „Also doch noch nicht ganz so lang! Außerdem könnte man euch zwei dasselbe fragen!“ Gespielt schockiert setzte ich mich auf und legte eine Hand an meine Brust. „Bei uns sind doch kaum ein paar Monate vergangen!“, meinte ich nur und sah zu Caleb, bevor sich Kira räuspernd einmischte. „Ich habt euch nur wenige Monate nach uns verlobt. Also bitte!“ Tja, wie schnell doch die Zeit verging. Und wie man sich auch einfach in der Schätzung vertun konnte. „Wenn ich ehrlich sein soll“, mischte sich diesmal Caleb ein und stützte sich auf den Tisch ab, sah von unten zu mir, bevor er begann, Kreise mit dem Zeigefinger auf dem Holz zu ziehen. Verwirrt zog ich meine Brauen zusammen. „Auch wenn wir eigentlich keine Eile haben, hätten meine Eltern ganz gern, wenn wir innerhalb eines Jahres heiraten“ „Entschuldige?!“, stieß ich aus und verschluckte mich beinahe an meinem Getränk. Binnen eines Jahres? Das war doch nicht zu fassen! Was trieb sie dazu? Dass ich im Namen noch keine Lecrune war? Das sollte doch kein Problem darstellen, selbst wenn Caleb nach der kurzen Ruhezeit das Erbe antreten sollte! Und soweit ich wusste, war es sogar nach den Sommerferien bereits soweit. Ich konnte nur seufzen, denn das bedeutete, dass wir kaum Zeit füreinander hätten. Es war so schon nicht einfach gewesen, aber wir konnten das klein bisschen Zeit wohl noch nutzen. Hoffte ich zumindest. „Ich weiß auch nicht, warum. Sie haben es mir einfach so gesagt. Vielleicht können sie es einfach nicht erwarten, dich als Schwiegertochter zu haben?!“ „Es is‘ ja nich‘ so, als hätte ich was dagegen! Aber, uff! Ein Jahr ist schneller rum, als man denkt. Und wenn ich überlege, was hinter einer Vampirhochzeit alles dahinter steckt …“ Ich würde die Abende in den nächsten Monaten wohl haareraufend dasitzen und überlegen, wie wir das am besten veranstalten würden. Die Ratsfamilien mussten eingeladen werden, so viel war klar. Enge Freunde der Familie, Maids und Diener der Familien und Freunde. Die Eltern, natürlich. Meine Eltern. Ach du scheiße. Und mein Teil der Familie. Die wussten natürlich schon über alles Bescheid, aber ein paar kleine Menschen gegen die Masse an Vampiren zu stellen war schon übel. Wenn ich nur daran dachte lief es mir kalt den Rücken runter! Ich seufzte auf und schlug mit dem Kopf auf dem Tisch auf. Zum Glück war der Abend noch nicht ganz gelaufen … Zum Glück schwappte das Thema noch einmal über und wir entspannten uns zumindest ein wenig. Keine Hochzeiten. Keine Prüfungen. Nur vier Freunde, die beisammen saßen, tranken, redeten und lachten. Über ihre Abenteuer plauderten und sich fragten, wie sie denn eigentlich so weit gekommen waren. Und die Nacht brach an. Wir alle mussten unserer Wege gehen, doch keiner von uns musste zurück an die Akademie. Es fühlte sich seltsam an. Gut, aber es stimmte mich auch minder traurig. Der Gedanke, dass die Jahre vorüber waren, der ganze Stress, das Lachen, die Zusammenarbeit, aber auch die Angst … es trieb mir Tränen in die Augen, die ich während der Fahrt zu dem Hotel, in welchem Caleb ein Zimmer gebucht hatte, nicht zurückhalten konnte. Das alles hieß natürlich nicht, dass wir uns alle niemals wieder sahen. Ich würde darauf achten, in Kontakt mit Kira zu bleiben und ihr regelmäßig zu schreiben. Sie zu nerven und ja daran zu erinnern, uns auf ihre Hochzeit einzuladen. Caleb nahm mich einfach in den Arm, während ich die Tränen still laufen ließ. Dabei gab ich keinen Ton von mir. Das Wasser rann mir lediglich die Wangen hinab, befeuchtete meine Wangen und tropfte letztlich auf mein Oberteil. Es war, als würde mit jeder Träne ein bisschen mehr Last von meinen Schultern fallen. Und es fühlte sich zugegebener Maßen recht gut an. Und immerhin, diese Nacht konnte ich endlich wieder mit meinem Verlobten in vertrauter Zweisamkeit verbringen. 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