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My bloody Soulmate

von

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Wir hatten nicht das Privileg, viel Zeit zu haben. Gezwungen dazu, schnell zu handeln, setzten wir uns so oft wie möglich mit Rannoch zusammen und überlegten, wie wir am besten die Spitzel hervorlocken konnten. Ich hatte die Idee in den Raum geworfen, mit Yakeno zu reden, doch das STT hatte diese Möglichkeit schon ausprobiert und waren nur gegen eine Wand gefahren. Man berichtete uns, er wäre seinem Wahnsinn nun komplett erlegen, lachte seinen Ansprechpartnern ins Gesicht und sollte man versuchen, ihn Fragen zu stellen, schrie er los und rollte ich über den Boden. Manchmal mussten Wachen seine Zelle stürmen um ihn davon abzuhalten, sich umzubringen! Das ganze klang nicht nach einer gewöhnlichen Art von Wahnsinn und wäre vor vier Jahren nicht der ganze Mist passiert, hätte er mir womöglich auch noch Leid getan. So aber hatte ich kein bisschen Mitleid mit ihm, verrückt oder nicht.

Vincents erster Anhaltspunkt war es gewesen, in die Vergangenheit der Gänge zu blicken. Da es aber an unserer Akademie sehr viele Schüler gab und er kein besonderes Ziel hatte, auf welches er sich konzentrieren konnte, war es ihm nicht möglich, Gespräche herauszufiltern, welche von uns von Bedeutung sein könnten. Wir standen bei Null, während der Widerstand die Möglichkeit hatte, auf unsere Räumlichkeiten zuzugreifen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Schüler wieder verschwinden würden.

Zur Ablenkung beschlossen wir, bevor wir uns ausgiebig mit der Sache beschäftigen würden, noch ein letztes angenehmes Wochenende miteinander zu verbringen. Kira hatte voller Freude verkündet, dass sich dem sogar Sei anschließen würde. So waren wir also zu sechst: Neva, Kira, Sei, Caleb, Vincent und ich. Dabei war es so, dass sich Neva immer mehr an unseren Klassenkameraden drängte, obwohl dieser so freundlich wie möglich versuchte, sie von sich abzuwenden. Er hatte offensichtlich kein Interesse an der jungen Vampirin mit den kurzen feuerroten Haaren.

Sei erzählte uns von seiner Arbeit, um etwas Dampf abzulassen. Es war schwer, den Konzern seines Vaters zu übernehmen und er musste sich immer noch einarbeiten, da er bis vor einigen Monaten noch nicht viel Zeit dafür gehabt hatte. Kira kicherte nur gelegentlich und erwähnte einige Textnachrichten von ihm, in denen er sich über seine Arbeit beschwerte und sich wünschte, wieder auf die Schule gehen zu können, Schwierigkeit der Prüfungen hin oder her. Außerdem gefiele es ihm nicht, Kira nicht im Auge behalten zu können. Er machte sich wohl permanent Sorgen darum, dass ihr etwas passieren könnte, obwohl er nicht einmal davon wusste, dass wir tatsächlich wieder in Gefahr sein könnten. Jedenfalls redeten, scherzten und lachten wir während der Fahrt zum Einkaufszentrum, welches Neva immer noch liebte. Mich warf es zurück in die Zeit, als wir hier mehrere Stunden verbrachten, nur um ein paar Kleider rauszusuchen. Damals irrte ich mit einem derangierten Gedächtnis durch das Zentrum. Jetzt konnte ich das alles mit all meinen Freunden genießen, sogar mit dem Vampiren, den ich vor vier Jahren noch gehasst hatte. Ich griff nach seiner Hand, eine Angewohnheit, die ich mir zugelegt hatte, wenn wir in der Öffentlichkeit unterwegs waren. So hatte ich das Gefühl, nicht von den anderen getrennt werden zu können. Es gab mir halt ein Gefühl von Sicherheit und Caleb gefiel es, dass ich mich so auf ihn verließ. Eine Win-Win-Situation so zu sehen. Als einziger Mensch kam ich mir unter den Vampiren schon eigenartig vor. Auch für Kira lag es nun schon einige Jahre zurück, dass sie ihre Menschlichkeit verloren hat. Ich war also die einzige, die während unseres Einkaufsbummels auch etwas zu Essen brauchte.

„Manchmal wünsche ich mir echt die Geschmacksknospen zurück“, säuselte Kira verträumt, als sie meinen Chickenburger musterte. Ich verdrehte nur mit einem Grinsen die Augen und biss ab, das würde mir fehlen, wenn auch ich zum Vampir werden würde. Ich wollte es noch so lange und so oft wie möglich genießen.

„Ist die Umgewöhnung schwer?“, fragte ich meine beste Freundin. Sie legte nachdenklich den Kopf schief und blickte dabei Sei an, als hätte er alle Antworten parat.

„Na ja, nicht wirklich um ehrlich zu sein. Am Anfang habe ich manchmal aus alter Gewohnheit etwas gegessen und … naja. Das hab ich kurz darauf wieder gesehen“

„Du hast dich deswegen übergeben?“ Das machte mir nur noch mehr Angst. Kira nickte, diesmal aber ergriff Sei das Wort.

„Normalerweise vertragen Vampire menschliches Essen, es schmeckt nur nach nichts. Jungvampire, außer Babys, können es aber nicht verdauen und vertragen es dementsprechend nicht, weswegen der Körper es abstößt und auf den schnellsten Weg wieder loswerden will.“

„Wie ist das eigentlich mit Babys?“, fragte ich ohne groß darüber nachzudenken, hörte nur, wie Caleb neben mir anfing zu husten und sich auf die Brust klopfte. Erschrocken blickte ich den Vampir an, welcher versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. „Ich will das doch nur rausfinden! Sowas erfahren wir dummerweise nicht im Unterricht“

„Trotzdem“, hüstelte er heraus. „Das war unerwartet“

„Es wird ja wohl kaum so sein, als würden wir nie Kinder haben“, fügte ich murmelnd hinzu und sah Neva an, welche gerade an Vincent anlehnte. Dieser blickte mich hilfesuchend an, nicht in der Lage, sie weiterhin von sich zu schieben. Ich erwiderte seinen Blick nur entschuldigend, da konnte ich nichts machen. Er räusperte sich und fing diesmal an zu sprechen.

„Ich hab mich darüber schon mal erkundigt, um genau zu sein“, meinte er und suchte in seinem Kopf nach den Informationen, so wie er anfing, an die Decke zu starren. „Babys von Vampiren sind bis zum 10. Lebensjahr wie menschliche Kinder. Sie können normale Nahrung zu sich nehmen. Die Gene greifen erst spätestens mit 9 Jahren, können sich aber schon mit 6 oder 7 entwickeln, vorher nicht. Meistens ist es um die Zeit herum, dass Kinder ihre Zähne verlieren. Bei den Neuen entwickeln sich dann unsere markant herausstechenden Fangzähne mit, sodass sie in der Lage sind, nicht nur körperlich den Nährwert von Blut aufzunehmen, sondern auch an die Lebensflüssigkeit ranzukommen. Man muss die Kinder natürlich daran gewöhnen und ihnen beibringen, dass sie kein normales Essen mehr zu sich nehmen können. Man könnte sagen, das ist so wie die Vampir-Pubertät. Die dauert aber nicht so lang an wie die Normale“ Da hatte sich jemand wirklich ausführlich darüber informiert. Der Vampir lachte beschämt auf und senkte den Kopf. „Ich mag zeitnah Kinder bekommen, deswegen hab ich darüber recherchiert. Ich bin immerhin schon 27“

„Und verheiratet, möchte ich dazu erwähnen“, mischte sich eine neue Stimme mit ein und unsere Köpfe drehten sich in die Richtung der neuen Person. Diese Frau kam uns bekannt vor: Schwarze Haare mit dunkelblauen Strähnen, zu einem buschigen Pferdeschwanz zusammen gebunden. Dunkles Make-Up, dicker schwarzer Eyeliner, grüne Augen, die besonders hervorstachen. Makellos weiße Haut. Schwarz-rotes kurzes Kleid im Gothicstil, schwarze fingerlose Handschuhe, Netzstrumpfhose mit Rosenmuster und Lackstiefel mit Plateau-Absatz, die sie größer erschienen ließen. Sie stand da, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte wütend auf Vincent herab, welchem jegliche Farbe aus dem Gesicht wich.

„Elisabeth!“, stieß er aus und erhob sich von seinem Platz, wodurch Neva aus dem Gleichgewicht gebracht wurde. Die angesprochene Dame hob eine Hand.

„Ich bin momentan als Fleur Noire unterwegs, also sprich mich gefälligst auch so an. Und wie kannst du es eigentlich wagen, mir zu erzählen, dass du wegen einem Auftrag eine ganze Weile nicht nach Hause kommen kannst und ich dich dann erwische, wie du mit irgendwelchen Schülern herumhängst?! Noch dazu … noch dazu …!“ Sie sah zu Neva, Tränen bildeten sich in ihren Augen. Fleur Noire … diese neue Sängerin, welche vor drei Jahren ihren Durchbruch geschafft hatte, natürlich! Daher kam sie mir so bekannt vor. Mit ihrem Kleidungsstil hätte es mir eigentlich sofort auffallen müssen, aber wenn man sie so von Nahem sah, kam sie ganz anders rüber. Immer noch auffällig, aber zerbrechlicher als auf der Bühne. Nun stand sie vor uns, hatte das Gefühl, gerade von ihrem … wie war das? Von ihrem Ehemann betrogen zu werden.

„Ich kann das erklären, okay?“, fing Vincent ruhig an und ging zu ihr, legte ihr seine Hände auf de Oberarme, aber sie schüttelte ihn ab.

„Du kannst dir deine dummen Erklärungen in die Haare schmieren, Vinc. Ich kann’s einfach nicht glauben“ Sie wischte sich mit einer Hand über die Augen, ihr Eyeliner verschmierte dabei und trotzdem sah es nicht weniger gut aus. Es sah sogar eher so aus, als wäre es gewollt, würde die zweite Seite auch noch so ausfallen. „Ich hab‘ dir gesagt, dass ich es nicht leiden kannst, dass du ihnen angehörst. Und nun nimmst du deine Arbeit als Ausrede, um irgendwo mit anderen Frauen herumzuhängen.“ Vincent hob sofort die Arme, versuchte sie zum Schweigen zu bringen. Neva zog bereits misstrauisch die Augenbrauen zusammen und auch Kira und Sei schienen wissen zu wollen, wovon Noire da redete. Der Braunhaarige entschuldigte sich kurz und schnappte sich seine Frau gegen ihren Willen, um das Gespräch wo anders fortzusetzen. Als sie sich wehrte, mit ihm mitzugehen, nahm er sie einfach auf die Arme und verschleppte sie. Na, so konnte man die ganze Sache auch lösen.

„Zum Glück bist du nicht eifersüchtig“, murmelte Caleb mir zu und vergrub seine Nase in meinem Haar, während er mit einer Hand mit meinen Strähnen spielte. Da ich es wieder hatte lang wachsen lassen aber dennoch offen trug, hatte er es sich zum Hobby gemacht, meine Frisur immer mal wieder durcheinander zu bringen.

„Du hättest viel zu viel Angst davor, mir fremd zu gehen“, meinte ich nur und nahm noch einen Happen von meinem Essen.

„Ganz davon abgesehen, dass es für gebundene unmöglich ist, für andere romantische oder sexuelle Gefühle zu entwickeln“, wandte Kira ein und stützte sich auf dem Tisch ab.

„Sagt mal“, mischte sich nun Neva in das Gespräch ein, nachdem sie sich wieder gefasst hatte, „Was war das denn eben? Vincent ist verheiratet?“ Wir zuckten nur mit den Schultern, davon hatte niemand von uns gewusst. Aber was erwartete man sich? Er war bereits 27 und wie wir ja herausgefunden hatten, war es für Vampire nicht untypisch, jung zu heiratet und lange zusammen zu bleiben. Es war einfacher für sie, auf diese Art und Weise etwas aufzubauen und es in der Welt der Nacht zu etwas zu bringen. Immerhin waren viele Vampire äußerst einflussreich in unserer Welt.

Neva musste das ganze erstmal verarbeiten. Immer wieder, wenn sie sich in jemand verguckte, stellte sich heraus, dass er schon jemandem gehörte oder, nun ja … er verschwand einfach, wie Luc damals. Sie konnte einem schon leid tun, sie musste sich bei uns ja wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen. Womöglich hatte sie gehofft, dieses Gefühl mit der Hilfe von Vincent loszuwerden und das war für den Vampir leider nach hinten losgegangen.
 

An dem Tag hörten wir nichts mehr von unserem Klassenkameraden und konnten dementsprechend nicht einschätzen, ob alles gut ausgegangen war für ihn. Erst zwei Tage später tauchte er wieder in der Schule auf, begleitet von Elisabeth, wie sie privat genannt werden wollte. Und privat sah sie schon ziemlich anders aus. Zwar änderte sich nicht viel, aber sie war nicht so auffällig. Ihre Kleidung bestand zwar noch immer überwiegend aus der Farbe schwarz, aber diesmal trug sie ein langärmliges Oberteil, eine hautenge Hose und Stiefel. Während ihrer Auftritte musste sie eine Perücke tragen, denn ihre natürlichen Haare waren kurzgeschnitten und hatten keine dunkelblauen Strähnen, sondern einen natürlichen Blaustich von Haus aus. Make-Up trug sie keines.

Sie stellte sich uns ein weiteres Mal vor, war diesmal besser gelaunt als vorher. Ihr Gespräch musste gut ausgegangen sein. Mit einer speziellen Erlaubnis der Direktoren war es ihr vergönnt, in Vincents Zimmer zu bleiben, solange wie sie seine Ermittlungen nicht stören würde. Er musste natürlich auch zur Schule, sonst würde seine Tarnung auffliegen, weswegen sie tagsüber leider alleine war. Manchmal, so hatte sie angekündigt, müsste sie den Campus für Auftritte verlassen, aber das sollte kein Problem darstellen. Xenia hatte einen extra Pass für sie anfertigen lassen, welcher sie als speziellen Gast auswies. Damit konnte die das Gelände betreten und verlassen wie sie wünschte. Hoffentlich würde das nicht zu Problemen führen.
 

Es war Mittwoch und wir hatten ausnahmsweise mal eine theoretische Unterrichtsstunde. Geschichte um genau zu sein, ein Fach, welches wir nicht mehr so oft auf unserem Stundenplan sahen. Im Unterricht ging es zwar sehr theoretisch vor, dennoch packte man auch einen praktischen Teil mit hinein, indem wir eine Gruppenarbeit bewältigen mussten. Jede Gruppe bekam einen Urvampir zugeteilt, so musste meine über Dracula recherchieren. Ich dachte mir nicht viel dabei, als ich zusammen mit Michaela und drei anderen in eine Gruppe kam und wir unsere Textbücher aufschlugen, um die Informationen über ihn heraus zu schreiben. Es hieß, er sei einer der mächtigsten Vampire gewesen und wurde für lange Zeit als König der Vampire angesehen. Er besaß eine unbekannte aber mächtige Gabe, machte sich dementsprechend aber auch viele Menschen zu Untergebenen und Feinden. Sein Aussehen war typisch für einen Urvampir: Schwarze Haare, rote Augen, bleiche Haut. Er war besonders anfällig der Sonne gegenüber und konnte tagsüber sein Heim nicht verlassen. Auf einer späteren Seite gab es ein gezeichnetes Portrait von ihm von einem unbekannten Künstler. Mir blieb fast die Luft weg. Ich sah herüber zu Caleb’s Gruppe und musterte meinen Vampir. Dass er aus der Blutlinie eines Urvampires kommt war schon geklärt gewesen, aber mir fiel in diesem Moment auf, dass er sehr viele Ähnlichkeiten zu diesem Dracula hatte. Die Gesichtszüge, Haare, der Blick. Dracula muss sein Ahne gewesen sein. Interessant, vor allem wenn man es von der Seite betrachtete, dass bekannt war, dass auch Sei ein Nachfahre aus der Blutlinie dieses Vampires war. Sie mussten dementsprechend also ferne Verwandte sein!

„Hey, Wynne“, holte mich Michaela aus den Gedanken und stieß mir mit ihrem Ellenbogen leicht in die Seite, um meine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Fragend sah ich sie an, legte den Kopf verwirrt schief.

„Was ist?“, fragte ich sie und wandte meinen Blick auf das Textbuch, welches sie, auf einer bestimmten Seite aufgeschlagen, in die Mitte schob. Ganz oben war das Portrait einer Frau zu sehen. Ernster und starrer Blick, eisig und fast tödlich. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt, zwei geflochten Zöpfe gingen darin über. Sie hatte eine Rüstung an und einige Narben im Gesicht. Unter dem Bild stand der Name ‚Adamantia‘.

„Was ist mir ihr?“, kam es wieder von mir, während ich die Zeichnung weiterhin musterte. Trotz der Narben in ihrem Gesicht war sie eine sehr hübsche Frau.

„Die sieht aus wie du“, meinte meine momentane Sitznachbarin und mir blieb kurz der Atem in der Lunge stecken. Diese Adamantia sah aus wie ich? Oder eher anders herum: Ich sah aus wie diese Adamatia? Ich war mir dessen nicht gerade sicher, weswegen ich das Bild genauer unter die Lupe nahm. Das Portrait war mit Farben angefertigt worden, weswegen man erkennen konnte, dass ihre Haare eine Blonde Farbe hatten. Sehr hell um genau zu sein. Das war schon mal eine Ähnlichkeit. Ich hatte auch früher oft meine Haare so getragen wie sie. Ihre Augen waren blau. Okay, das wurde langsam gruselig. Ich entschied mich dazu, ihre Biografie durchzulesen.

„Jägerin Adamantia, richtiger Name unbekannt. Lebte zu Zeiten von Dracula bis zu den letzten Jahren der Aufstände. Verfeindet mit dem König der Wesen der Nacht, wurde aber von demselben selber in einen Vampir verwandelt, was ihren Hass nur steigerte. Leitete die Aufstände an und brachte Dracula selber zur Strecke, so erzählt man sich zumindest. Entwickelte die Gabe, auf den Geist eines Menschen oder anderen Wesen angewandte Siegel zu brechen und diesen ihren freien Willen zurück zu geben“ Siegel brechen! War ich dazu nicht auch in der Lage? Ich fuhr mir mit einer Hand durch mein Gesicht, stützte meinen Kopf darin ab und dachte nach. Ohne zu blinzeln starrte ich auf mein leicht beschriebenes Blatt. Das müsste ich den anderen beiden erzählen.

Ich nutzte unser Zusammenkommen am Abend, um das Thema anzusprechen. Ich erzählte Caleb und Vincent also von meiner Entdeckung, von Dracula und Adamantia. Vincent nickte auf meine Erzählung hin.

„Es war allgemein bekannt, das Dracula Gefallen an der Dame gefunden hatte. Aber selbst nach ihrer Verwandlung schien ihr Hass nicht abgenommen zu haben“, meinte er nachdenklich.

„Sie war in der Lage, Siegel zu brechen und Menschen ihren freien Willen wieder zu geben. Gebrochenen“, warf ich in die Diskussion mit ein. „Ich kann das auch. Zwar habe ich es bislang nur bei meinem eigenen Geist geschafft, aber das Siegel in meinem Kopf konnte ich zerstören“ Erstaunt sah mich der Braunhaarige an.

„Du bist ein Mensch und kannst das?“, hakte er nach und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Ich nickte ihm zu, tippte dabei mit einem Finger gegen meine Schläfe.

„Es ist anstrengend, aber geht“, meinte ich. Caleb, welcher eher stumm daneben saß, starrte nachdenklich aus dem Fenster hinaus, bis er selber etwas dazu beizutragen hatte.

„Es würde erklären, warum der Widerstand an dich heran will. Sie müssen wissen, dass die Amands aus der Blutlinie von Adamantia kommen“ Wenn man so darüber nachdachte, war die Sache mit meinem Nachnamen auch ziemlich lächerlich. Er klang fast wie ihr Name, nur etwas abgeändert. Sollte es also tatsächlich so sein, dass ich mit ihr Verwandt war, ließ das natürlich ein ganz anderes Licht auf die gesamte Situation scheinen.

„Moment mal“, warf Vincent ein und hob einen Finger. „Wenn du dieselbe Gabe hast wie sie … und dir das Aussehen mit ihr teilst … dann würde das bedeuten, dass du nicht nur ihre Nachfahrin, sondern ihre Reinkarnation bist“ Reinkarnation! Ich musste weiß im Gesicht werden, denn Caleb legte in Sorge eine Hand an meine Wange. Diese Informationen waren schwer zu verarbeiten.

„Aber …“, kam es kleinlaut von mir. „Caleb stammt aus Draculas Blutlinie. Und Adamantia hat Dracula gehasst. Es gab keinen Bund zwischen ihnen“

„Das heißt nur, dass ein anderer Nachfahre von ihm dafür bestimmt war, mit ihr zusammen zu sein. Es könnte sogar sein, dass sie damals ihren Seelenpartner getötet hat, bevor sie dazu kam, es herauszufinden. Sie war geblendet von ihrem Hass auf die Vampire“, erklärte Vincent. Oh je, das klang wirklich nach mir. Ich war auch geblendet von meinem Hass auf Vampire, wollte mich nicht mit ihnen abgeben und hatte sie ohne Grund angepöbelt. Wir hatten zwar von Grund auf verschiedene Gründe, bei ihr war es die Versklavung der Menschen und bei mir ‚gerade Mal‘ der Tod meines Bruders, welcher noch dazu nicht aller Vampire Schuld war.

„Das heißt auch, dass mein Bruder vermutlich deswegen sterben musste. Der Widerstand hielt ihn für die Reinkarnation Adamantias oder wollte auf Nummer sicher gehen. Weswegen aber bin ich dann nicht einfach umgebracht worden?“ Mit jedem Wort fiel mir das Reden schwerer und ich wurde leiser und leiser. Caleb neben mir seufzte leise, hob mich, ohne dass ich irgendwelche Worte des Protests äußerte, auf seinen Schoß und schloss mich in seine Arme. Reflexartig lehnte ich mich an ihn, während der dritte im Bunde wieder zu sprechen anfing.

„Ich vermute, dass Yakeno eine gewisse Hemmung hatte, eine alte Freundin einfach umzubringen“

„Alte Freundin? Als ob er einen Wert darauf gelegt hätte. Er hat fast Kira ermordet“

„Es ist möglich. Vermutlich hat sein zerstörter Verstand einen Tod gefordert und er musste zwischen dir und Kira wählen. Er musste zu dir eine stärkere Verbindung gespürt haben“

„Oder aber er wusste um den Tod meines Bruders und wollte mir dasselbe Schicksal ersparen …“ Ich murmelte nur noch leise vor mich hin, drehte mich auf Calebs Schoß, sodass ich mit dem Gesicht zu seiner Brust saß, die Arme um seinen Hals legen konnte und mich so bei ihm regelrecht versteckte. Mein Kopf tat weh. Das alles war so viel zu verarbeiten. Klar, der Grund, warum der Widerstand mich wollte, war mir nun endlich klar. Es verschaffte mir Gewissheit, warum ich ein Ziel war. Und warum mein Bruder ihnen zum Opfer gefallen war. Aber es machte die ganze Situation nicht einfacher. Ihr Ziel war es, die Menschheit wieder zu unterwerfen, indem sie die Geister der Leute brechen. Ich war dabei ihr größter Feind, denn ich könnte ihnen den freien Willen wiedergeben, sollte man mich zu einem Vampir machen. So vermutete ich, würde es funktionieren. Momentan war ich in der Lage, meine eigenen Siegel zu brechen. Um diese Fähigkeit auf andere anwenden zu können, müsste ich verwandelt werden. Und dann wäre es so gut wie unmöglich für den Widerstand, mich einfach umzubringen.
 

Da nun klar war, dass ich definitiv nicht in Sicherheit wäre, entschieden wir uns dafür, mich im Kampf auszubilden, während wir nach Anhaltspunkten suchten. Das hieß, dass Vincent mir einige Techniken zeigte, damit ich mich gegen andere Vampire wehren konnte. In meinem Kampf gegen Yakeno hatte ich schon einmal bewiesen, dass in mir der benötigte Kämpfergeist vorhanden war, mir jedoch einfach die Ausbildung fehlte. Während also Caleb mal wieder im Deep Web unterwegs war und nach Informationen suchte, trainierte ich in der Sporthalle mit Vincent. Man konnte nie wissen, wann die Techniken wichtig sein würden. Und es war besser für mich, wenn ich mich für längere Zeit, bis Hilfe kam, selber verteidigen konnte. Das hieß auch, dass ich lernen musste, mehr einzustecken.

Das Training war nicht leicht und meistens lag ich am Abend mit Muskelkater im Bett. Kira hatte ich inzwischen davon erzählt, nachdem mir Vincent die Erlaubnis dazu erteilt hatte. Er war auch dabei gewesen, hatte ihr noch zusätzliche Informationen gegeben, wenn er meinte, dass es nötig war. Als ebenfalls eine direkte Gegnerin des Widerstandes mit ihrer Gabe könnte sie ebenfalls ein erneutes Opfer werden, doch als Vampir wäre sie besser in der Lage dazu, sich zur Wehr zu setzen.

Mein Privatleben musste leider kürzer treten. Ich kam weder dazu, zu schreiben, noch viel Zeit mit meinem Verlobten alleine zu verbringen. Manchmal entschied ich mich dazu, da wir als Abschlussklasse die Freiheit dazu hatten, die Nacht bei ihm zu verbringen, um wenigstens ein paar Momente zusammen zu haben. Ich freute mich schon darauf, wenn das alles endlich vorbei war. Diese gesamte Tortur. Ich hatte nichts dagegen, dieses Training mit dem Agenten durchzuführen, aber es machte meine Schulzeit nicht gerade einfacher. Während wir nämlich übten, musste ich mit dem Lernen kürzer treten. Ich wurde öfter krank aufgrund des Stresses und verpasste den Unterricht. Es war alles nicht leicht.

Zwei Monate vergingen. Inzwischen hatte Caleb schon einige Informationen bekommen, sodass wir ein paar Spitzel ausfindig machen konnten. Diese hielten jedoch dicht bei uns, weswegen wir sie in die Hände des STTs gaben. Wir hatten nur noch 4 Monate. Das klang länger, als es tatsächlich war. Dadurch, dass gerade Februar war, würden uns drei Tage eines Monats fehlen. Noch dazu kam, dass im April unsere ersten Prüfungen anstanden und wir uns darauf vorbereiten sollten. Würden wir es nicht tun, liefen wir Gefahr, durchzufallen. Ich hatte Angst, war gestresst und musste einige Tage vorher noch das Bett hüten. Endlich durfte ich mal wieder zurück in die Klasse, durfte am Unterricht teilnehmen. Leider war meine Konzentration noch nicht ganz wieder da, weswegen ich nach einem anstrengenden Schultag meine Tasche einfach im Klassenzimmer vergessen hatte. So ging ich also zurück, bat Caleb darum, mich bis zum Zimmer zu begleiten, sollte ich einen Rückschlag erleiden. Ich ging zu meinem Platz und passierte dabei Nevas, welcher eigenartiger Weise den ganzen Tag lang leer gewesen war. Diesmal aber fand ich eine Notiz darauf vor. Ich war mir nicht sicher, ob der Zettel für sie gedacht war und verfluchte meine Neugierde, welche mich dazu brachte, ihn mir genauer anzuschauen. Und was darauf stand, gefiel mir ganz und gar nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Narudia
2019-01-25T06:38:55+00:00 25.01.2019 07:38
Huhu,

hey endlich geht es weiter. Das war wieder ein tolles Kapitel.

Mir hat Neva ja etwas leid getan ich hätte ja gehofft Vincent wäre es einfach peinlich das sie so jung ist und wolle sich deswegen nicht so recht auf sie einlassen aber nein, er hat bereits eine frau. Die arme hat kein Glück verliert ihren Diener an dem sie sehr hing und nun das.

So Caleb und Wynne sind also die rekarnationen von Dracula und dieser Adamamantia, das ist doch mal eine sehr interessante Wendung und endlich hat man mal Erklärungen wieso man so hinter Wynne und ihrem bruder her war. Sie haben eine ganz besondere gabe die dem Widerstand schaden kann. Aber zum glück lernst sie nun Selbstverteidigung falls mal irgendwas schief gehen sollte. aber leider stehen sie unter zeit druck und haben schwer zu arbeiten. Das treibt sie an ihre letzten Reserven.

Die frage bleibt nun was stand auf dem zettel? es gibt nur 2 Möglichkeiten entweder sie gehört zum Widerstand oder sie wurde in eine falle gelockt es bleibt abzuwarten welche Option es ist.

lg und bis bald Narudia


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