My bloody Soulmate von Thane ================================================================================ Die Gänge des Palastes sollten ihr bereits bekannt vorkommen. Sie ist diese schon oft genug entlang gegangen, denn hatte sie diese hinter sich gebracht, so fand sie sich vor einer Tür wieder, welche in den Thronsaal des Anführers führte. Ihr Kontakt mit dem Weißhaarigen war über die vergangene Zeit mehr geworden, sie unterstützte den Vampir bei seiner Großoffensive gegen seine Gegner, denn in diesem Falle galt für sie – Die Feinde ihrer Feinde waren ihre Freunde. Es machte ihren Job außerdem um einiges einfacher, da sie so an viele Hintergrundinformationen heran kam. Diese wurden ihr auch mit einem Lächeln zur Verfügung gestellt. 'Es ist gut, um die Hilfe einer Jägerin zu wissen' hatte der Weißhaarige ihr zugelächelt. Er war ihr ein Mysterium, andersherum war es aber genau so. Der gute Anführer hatte seine Probleme, die Jägerin in seinen Griff zu bekommen. Umso mehr erweckte diese aber auch sein Interesse, denn diese doch eher dünne, zierliche Gestalt hatte Krallen, die man nicht unterschätzen sollte. Als er ihr das eine Mal zu Nahe gekommen war – aus welchem Grund sei dahin gestellt, er hatte seine – befand sich mit einem Mal der Lauf ihrer Pistole an seiner Stirn und ihr Blick war so tödlich, dass er am liebsten geschmunzelt hätte. Es war jedoch nicht die Zeit um zu scherzen, denn ihre Feinde planten immer mehr Übergriffe in seinem Reich und er würde nicht zulassen, dass sie erfolgreich wären. Genauso wenig wie seine Jägerin, denn diese hatte immer noch fest vor Augen, ihre Rache zu bekommen. "Inwiefern passen wir da in den Plan?" Ich wusste nicht, inwiefern wir ihnen helfen konnten. Sie waren älter als wir, hatten mehr Ressourcen. Wir waren an diese Schule gekettet und hatten nur das, was wir auf dem Campus fanden. Jonathan seufzte auf und senkte den Blick. "Ich weiß, es klingt grausam. Aber ihr wart schon einmal in einem Versteck von ihnen. Ihr wisst, wie man sie finden kann." "Oder wie man sich finden lassen kann", warf Caleb sofort ein und schüttelte den Kopf. "Ein absolutes Nein. Das ist schon mehrmals schief gegangen und ich habe keine Lust, ihr Leben oder das von Kira noch einmal aus Spiel gesetzt zu sehen. Es reicht langsam" "Caleb, Chill", meinte ich nur. "Wir sollen euch also helfen, eure Frauen zu finden. Um wen geht es da genau? Rika weiß ich ja" "Lexa", antwortete der Brünette und hob langsam wieder den Kopf. "Meine ... ehemalige Maid" Ich hatte doch geahnt, dass zwischen den beiden etwas war. Keiner von den Anwesenden schien überrascht zu sein, nur Jonathan selber blickte sich verwirrt um. "Mein Guter, jeder wusste, dass ihr verheiratet seid", meinte Miss Lecrune und schüttelte grinsend den Kopf. "Ihr Silvetris seid schlechte Lügner und natürlich hattest du dir eine Maid ausgesucht, die es ebenso wenig kann" "Ich hatte keine Lust, dass sich hinter meinem Rücken Dinge abspielen, von denen ich nichts weiß", murmelte das geschlagene Familienoberhaupt und rieb sich den Nacken. Diesmal mischte sich Mister Lecrune ein, der sonst eher nur stumm daneben stand und seine Frau reden ließ. "Es ist angenehm zu wissen, dass wenigstens eine Familie niemals korrupt sein kann." "Ihr schließt euch dabei nicht aus", bemerkte der Blonde und hob eine Braue. "Weil wir niemals wissen können, was in der Zukunft liegt", dabei legte sich der Blick des momentanen Familienoberhauptes der Lecrunes auf Caleb, doch dieser erwiderte ihn nur starrsinnig. "Wobei ich hoffe, dass unser Nachkomme nicht so dumm ist, um sich von zwielichtigen Motiven führen zu lassen" Jonathan klatschte ein paar Mal in die Hände, um unsere Aufmerksamkeit wieder auf ihn zu lenken. Er lächelte uns entschuldigend an, bevor er wieder die Stimme erhob: "Ich denke, wir weichen vom Thema ab, meine Freunde. Wir wollen klären, ob die Gruppe uns helfen kann" "Können ja.", meinte Caleb und verschränkte dabei die Arme. "Jedoch habe ich, wie gesagt, keine Lust darauf, dass meine Freundin wieder in Gefahr gerät" Es war jetzt zwar kein Geheimnis, dass er und ich einen Schritt weiter gegangen waren, dennoch hörte es sich seltsam an, die Worte 'meine Freundin' aus seinem Mund zu hören. Immer wieder hallte es in meinem Kopf wider, lenkte mich für kurze Zeit ab, bevor ich wieder in die Realität zurück kam. Mir fiel etwas ein, was mir sofort schwer auf dem Herzen lag, als es hieß, die ehemalige Maid von den Silvestris sei in Gefahr. "Lexa ist also in Gefahr. Und Rika. Das heißt, sie haben einen Menschen und einen Vampir in Gewahrsam." Das gefiel mir absolut nicht. Es kam nie etwas Gutes dabei heraus, wenn der Widerstand Menschen entführt hatte. Sie würden versuchen, Lexa zu brechen. Oder schlimmer noch: Sollte sie sich ein Bund mit Jonathan teilen, würde man versuchen, dieses aufzulösen, um das Oberhaupt zu schwächen. Wir mussten handeln! "Nun ja" Der rotäugige Vampir räusperte sich kurz und lächelte uns erneut an. "Ehemaliger Mensch. Ich habe sie vor einigen Jahren verwandelt, nachdem wir geheiratet haben" Diesmal reagierten alle Anwesenden schon überrascht. Es war niemandem aufgefallen, dass Lexa Silvestri verwandelt wurde – Selbst den Direktoren nicht. Man konnte es auf den seltenen Umgang mit der Dame legen, immerhin schien sich der Kontakt auf das minimalste auszulegen. "Die Sache ist außerdem", mischte sich der andere Verlobte nun wieder mit ein, "Wenn sie bereits anfangen, sich an Vampiren zu vergreifen – Vor allem denen, die später die Familie führen sollen oder es bereits tun – könnte es sein, das noch mehr in Gefahr sind. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Harrisons Liebhaber sich aus Angst von ihm distanziert haben sollen. Bei euch kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Wynne wieder in Gefahr sein könnte, da Xenia dafür bekannt ist, sich einfach dematerialisieren zu können und somit wieder zu verschwinden." "Es wäre ein zu großes Risiko, da sie den Standort des Verstecks preisgeben könnte", beendete ich den Gedanken und tippte mit einem Finger gegen meine Schläfe. "Also steht es so oder so fest, dass ich mich mal wieder in Gefahr befinde" Mein Gegenüber nickte ruhig. "Besonders da sich nun auch dein Status verändert hat" "Und wir Maulwürfe in der Schule haben", mein Vampir knurrte aufgebracht, weswegen ich unbemerkt nach seiner Hand griff und diese drückte. Es brachte niemanden etwas, wenn er sich seiner Wut hingeben würde und damit seinen klaren Verstand vernebelte. Seufzend umfasste er meine schmaleren Finger und strich mit dem Daumen über meinen Handrücken, um sich zu beruhigen. Mein Einfluss auf ihn war um einiges weiter angestiegen. "Es ist also besser, wenn wir selber noch herausfinden, wo sie sich verstecken, bevor wir mit keinerlei Informationen dastehen und einer von uns verschwindet. Und das Risiko besteht, zudem ist es nicht gerade klein", redete ich auf ihn ein, bemerkte, wie er innerlich mit der Idee zu kämpfen hatte und schließlich nachgab. Und ich hatte auch schon einen guten Plan. Zunächst mussten wir uns vorbereiten. Wir hatten den toten Briefkasten noch, von wem ich hoffte, dass er weiter genutzt werden würde. Laut den Beobachtungen von einiger unserer Klassenkameraden, die wir als Mitglieder des Widerstandes ausschließen konnten, wussten wir, dass einige Vampire gelegentlich genau auf diesem Teil der Wiese gerne ihre Pause verbrachten. Es war nur eine Vermutung, dass diese den Briefkasten benutzten, aber es war ein Anfang. Was wir nun brauchten, war eine Möglichkeit, darauf zuzugreifen. Mittels USB-Anschluss könnten wir einen Laptop mit dem Ausgang verbinden und dank unseres Hackgenies Caleb darauf zugreifen. Um das ganze eher unauffällig zu gestalten, baten wir Eveleen, eine künstlerisch begabte Schülerin aus dem dritten Jahrgang, darum, uns eine kleine Platte aus künstlichem Gras zu basteln. Mit einem kleinen halbkreisförmigen Loch darin natürlich, damit das Kabel hindurch passte, gleichzeitig aber auch leicht verdeckt werden konnte. Der Laptop wurde uns von den Direktoren zur Verfügung gestellt, um keinen von unseren Geräten zu zerstören, sollte man vorsichtshalber einen Virus auf unbekannte Geräte schicken, um unbefugten Zugriff zu verhindern. Kira wurde mit eingespannt, damit wir keine Informationen verloren. Dass Sei gleichzeitig mit von der Partie war, davon mussten wir also ausgehen. Ich hatte auch nichts dagegen, ihn bei uns zu wissen, denn sein Beschützerinstinkt seiner Maid gegenüber würde uns noch aus der Patsche helfen, sollte etwas passieren. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich ebenfalls das Seelenband teilten. Es dauerte alles eine Weile, vor allem das Herstellen des Stücks künstlichen Grases. Um uns in der Zeit sinnvoll zu beschäftigen, trugen wir alles zusammen, was wir wussten, um verschiedene Orte auszuschließen. Wir konnten auch einige vermutliche Opfer, welche noch auf der Liste des Widerstands standen, ausmachen und die Direktoren warnen. Caleb war indess dabei, den Laptop vorzubereiten und einige Programme zu installieren, die er benötigen würde. Er wollte unter anderem seine physikalische Adresse verbergen, sodass, woher auch immer alle Informationen kamen, man dort nicht herausfinden konnte, von welchem Ort aus wir auf einen toten Briefkasten zugriffen. Und wir konnten uns gut vorstellen, dass dieser nicht der einzige war. Gleichzeitig mussten wir uns natürlich auch überlegen, wie wir vor den Vampiren nicht aufflogen. Die Idee mit dem künstlich hergestellten Grasstück war schon einmal eine gute Überlegung, aber einfach so mit einem Laptop dazusitzen war doch eher auffällig. Wir hatten zudem keine großen Aufgaben mehr, da wir zum einen gerade frei hatten und zum anderen die Prüfungen noch nicht lang hinter uns lagen. Wir mussten uns also überlegen, unter welchem Vorwand wir mit einem Laptop bei diesem Platz dort saßen, um etwaige dumme Fragen beantworten zu können. Eveleen meinte, sie würde in etwa eine Woche für die Herstellung brauchen. So viel Zeit mussten wir totschlagen und mit anderen Dingen verbringen. Die Materialien hatten wir schnell abgeliefert und ebenfalls bezahlt, immerhin war der Service, den sie anbot, nicht kostenlos. Was ich verstehen konnte – Sie verdiente auch außerhalb der Schule bereits ihr Geld mit verschiedenen handwerklich hergestellten Dingen, von denen ich mir auch schon mal ein zwei Dinge kaufen wollte. Ich hatte mich in der Woche dazu entschieden, weiter an meinem Kapitel zu arbeiten, wenn wir nicht gerade alle beisammen saßen. Dabei wurde mir – ganz zu meinem Amüsement – ein neues Zimmer zugeteilt. Während Kira nämlich einige Zeit 'alleine' verbringen wollte, wurde ich mit auf Calebs Zimmer gesteckt. Es war nicht ungewöhnlich anzusehen, immerhin hatte ich einige Zeit lang gelegentlich ein Wochenende hier verbracht, um ihm bei seinen Aufgaben zu helfen. Das würde sich die nächsten Jahre auch nicht ändern. Ich musste außerdem zugeben, dass ich nichts dagegen hatte, die Woche über bei ihm zu übernachten. Nicht nur, dass dieses Bett viel angenehmer war, sondern ich hatte auch vollen Zugriff auf die Badewanne. Und das ließ ich mir sicher nicht entgehen. Was meinen Vertragspartner anging: Die meiste Zeit arbeitete er daran, den Laptop zum Laufen zu bringen. Manchmal aber verabschiedete er sich für eine gewisse Zeit aus dem Zimmer und verschwand einfach, ohne zu sagen, wohin er ging. Er kam auch ohne etwas zurück, nur sein Blick hatte sich jedes Mal etwas verändert, wurde mit jedem Mal bedrückter. "Mach dir keinen Kopf", meinte Caleb nur und streichelte mir über den Kopf. Ich rümpfte misstrauisch die Nase, versuchte in seinen Augen herauszulesen, was er mir verheimlichte. Ich mochte es nicht, dass er Geheimnisse vor mir hatte, besonders dann nicht, wenn diese ihn bedrückten. "Muss ich dich dazu zwingen, damit rauszurücken?", hakte ich leicht genervt nach und klappte meinen Laptop zu, nachdem ich den Entwurf abgespeichert hatte. Ich legte das Gerät auf den Nachttisch und setzte mich auf, sodass ich mit dem Rücken an der Bettlehne anlehnte. Er seufzte leise, grinste mich aber dennoch an, sodass ich genau wusste – Er würde nicht damit rausrücken. "Dazu kannst du mich nicht zwingen", murmelte er und küsste mich kurz. Ich seufzte gegen seine Lippen, verpasste ihm danach einen kurzen Klaps auf die Wange. "Du bist teilweise wirklich unverschämt, mein Freund", murrte ich ihn an und spürte erneut, dass er versuchte, mich mit Küssen zum Schweigen zu bringen. Ich konnte nicht sagen, dass mir diese Art von Intimität nicht gefiel, es störte mich nur, dass er dadurch von einem Thema ablenken wollte, was mich noch weiter beschäftigen würde. Ich musste zugeben – Es beschäftigte mich dermaßen, dass ich beschloss, ihm irgendwann einfach zu folgen. Wir hatten Mittwoch und er hatte sich bislang schon mindestens vier mal davon gemacht, ohne weiter etwas zu sagen. Ich hätte nicht gedacht, nachdem ich den Plan ausgeheckt hatte, dass es funktionieren würde. Kurz nachdem er gegangen war, hatte ich mir den Ersatzschlüssel geschnappt, welchen er für mich besorgt hatte, und bin ihm hinterher. Natürlich so leise wie möglich. Er war zu sehr in Gedanken versunken, um zu bemerken, dass seine Freundin nur wenige Meter hinter ihm war. Als er begann, sich umzusehen, vergrößerte ich den Abstand. Ich verfolgte ihn dabei sogar recht lang: Wir mussten von den Vampirschlafsälen aus den Weg entlang bis zum Garten im vorderen Teil des abgesperrten Campus‘. Inzwischen merkte man bereits, dass der Frühling grüßte, denn die gepflegte Wiese blühte bunt vor sich her. Doch das war nicht der Grund, warum ich hierhergekommen war. Kurz verlor ich Caleb aus den Augen, doch diesen riesigen Mann mit den langen schwarzen Haaren könnte ich überall rauserkennen. Er stand am Tor, kurz dachte ich, er wäre alleine und würde mit sich reden. Er gestikulierte vor sich her, fasste sich gelegentlich an die Stirn oder schüttelte den Kopf. Erst nach einer Weile, nachdem er sich anders positioniert hatte, entdeckte ich eine weitere Gestalt, eindeutig feminin und absolut abgemagert, auf der anderen Seite des Tores. Ich konnte aus der Distanz nicht viel erkennen, sie hielt die Hände vor ihrer Brust, wich den Blicken meines Vampirs immer wieder aus. Ihre braunen Haare waren kurzgeschnitten und unglaublich zerzaust, als hätte sie sich selber diesen Schnitt verpasst und kein Friseur. Sie war gegenüber Caleb eher klein und zierlich, schien schreckhaft, so wie sie manchmal bei seinen Worten zusammen zuckte. Doch trotz der Blässe, ihrer eigenartigen Frisur und der Tatsache, dass sie total dürr war, hatte sie eine Schönheit an sich, wie sie nur Vampire haben konnten. Sie war also der Grund, warum Caleb immer wieder aus dem Zimmer verschwand. Und Moment Mal ... diese Frau kam mir sehr bekannt vor. Ich hatte sie doch schon einmal gesehen! Auf der Feier, die für Rikas Geburtstag gehalten wurde. Damals hatte man Caleb auch benachrichtigt und er war, ohne zu verraten um was es sich handelte, verschwunden. Was wohl seine Beziehung zu dieser Unbekannten war? Ich merkte, wie sich etwas in meiner Brust zusammen zog. Eifersucht? Das war vollkommen fehl am Platz. Wir teilten uns einen Bund, gegen den man nichts ausrichten konnte. Meine Güte, er hatte mich sogar in Lecrunes Richtung gezogen und mich dazu gebracht, ihm mein Blut anzubieten, obwohl mir diese Idee erst total abwegig erschien. Nun hatte ich nichts mehr dagegen, hatte mich sogar an das Gefühl gewöhnt, welches sich dabei auftat. Aber es störte mich trotzdem irgendwie, dass Caleb ein Geheimnis um diese Frau machen musste. Ich schnaubte, womöglich machte ich mir darum sowieso viel zu viele Gedanken. Ich sollte mich sowieso auf andere Dinge konzentrieren – Dinge, die wichtiger waren, als irgendwelche fremden Damen. Doch gerade als ich mich wieder abwenden wollte, traf mein Blick auf den der Frau hinterm Tor. Sie weitete die Augen und deutete zögerlich auf mich, woraufhin sich der Schwarzhaarige umdrehte, den Kopf in den Nacken legte und seufzte. Man hatte mich also entdeckt. Ich wedelte mit den Händen herum, hob sie letztlich über meinen Kopf und verschwand so schnell wie ich konnte zurück ins Zimmer. Auf eine Auseinandersetzung mitten auf dem Hof hatte ich simpel und einfach keine Lust. Ewig könnte ich ihm sowieso nicht aus dem Weg gehen, da ich meiner Mitbewohnerin versprochen hatte, für wenigstens unsere restliche freie Woche ihr das Zimmer zu überlassen. Also begab ich mich schnellstmöglich wieder zurück zur Höhle des Löwen. Caleb ließ dabei nicht lange auf sich warten. Ob er das Gespräch mit der Vampirin abgebrochen oder beendet hatte, war mir relativ egal, auch wenn ich ein schlechtes Gewissen hatte. Ohne einen Ton schloss er die Tür, die in den Vorsaal führte und setzte sich auf die Bettkante bei meiner Seite. Ich hatte mich inzwischen wieder unter die Decke begeben, lehnte mit dem Rücken hinten an und machte mir auf dem Laptop einige Notizen und vervollständigte Charaktersteckbriefe. Da ich mit allem rechnete, als der Vampir zur Tür hinein kam, hatte ich schnell abgespeichert und vorsichtshalber die Finger von den Tasten genommen. Ganz war ich mir nicht sicher, ob er es nur tat, weil er sah, dass ich für den Moment mit arbeiten aufgehört hatte, oder ob er so oder so so gehandelt hätte, aber er legte seine Handfläche auf den oberen Teil meines Laptops und klappte ihn zu, um meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben. Für den Moment wich ich seinem Blick aus, als wäre ich ein Kind, das man beim Kekseklauen erwischt hätte. Lange konnte ich dies nicht halten und sah ihn an, blickte in die roten Augen, welche mich fragend musterten. "Wieso bist du mir gefolgt?", fragte er leise, ohne einen scharfen Unterton. Er war also nicht sauer. "Weil ich es hasse, dass du so etwas geheim halten musst. Wieso auch, was ist groß dabei? Es ist ja nicht so, dass du mir fremd gehst oder so" Er schmunzelte leicht, strich eine lose Strähne in meinem Gesicht hinter mein Ohr und verweilte mit der Hand an meiner Wange. Ich merkte, wie mir wärmer wurde, obwohl seine Körpertemperatur weit unter meiner lag. "Immerhin bist du nicht so und beschuldigst mich", meinte er beruhigt. "Es wäre auch dämlich. Ich meine ... Herrgott, wir sind verbunden. Irgendwie", murmelte ich, legte dabei meinen Kopf in seine Hand. Es beruhigte mich. "Ich versteh es trotzdem nicht" "Ich musste es ihr versprechen. Sie zeigt sich nicht gern" "Wer ist sie?" Caleb seufzte und nahm seine Hand wieder weg. "Wenn sie sich traut, wird sie sich selber vorstellen. Ich gehe ungern gegen ihre Wünsche" Ein genervtes Schnauben entwich mir und ich wandte kurz meinen Blick ab. Sie würde sich selber vorstellen, wenn sie sich traut. Blahblah. Caleb fand es wohl recht amüsant, wie ich reagierte, denn immerhin ging nicht alles still und heimlich vor sich. Ich streckte immerhin meine Zungenspitze leicht raus und bewegte meinen Kopf in einer spöttischen Art und Weise hin und her. "Du warst also trotzdem eifersüchtig" "Fick dich, Lecrune" "Voll ins Schwarze", säuselte er und beugte sich zu mir. Inzwischen hatte ich meinen Mund zu einer leichten Schmolllippe verzogen, während mein Blick ihn hätte töten können. Er wollte sich jetzt also über mich lustig machen, ja? "Irgendwie ist es ja schon süß, wenn ich bedenke, dass du mich erst nicht leiden konntest" Den Punkt musste ich ihm geben. Es war für mich auch neu, so zu reagieren. Selbst bei meinem ersten Freund war es mir ziemlich relativ gewesen, wobei ich mich wunderte, ob das auch an dem Bund lag. Ob ein Seelenpartner wusste, dass der andere in der Zukunft auf einen warten würde? "Bild dir nichts drauf ein", meinte ich nur, legte einen Finger auf seine Nase und schob ihn etwas weiter weg. Er schmunzelte, stützte sich mit den Händen auf der Matratze dicht neben meiner Taille ab, sodass ich mal wieder zwischen ihm und Lehne gefangen war. Wieso ließ ich mich aber auch so leicht einkesseln? "Ich darf mir also nichts darauf einbilden, dass meine Freundin es stört, mich mit anderen Frauen reden zu sehen?" Der ausgewachsene Mann legte einen Hundeblick auf, für den ich ihn am liebsten geschlagen hätte. Das schlimmste daran war, dass er nicht einmal lächerlich damit aussah! Verdammt, er hatte mich damit einmal rumgekriegt, dass wir enger beieinander schlafen. "Du verdammter ...", murrte ich nur und gab auf. Ich konnte nichts mehr gegen ihn machen, nachdem er die Mauern um mich herum, die ich gegen ihn errichtet hatte, abgerissen hat. Er lächelte mich wieder an und näherte sich erneut, war diesmal aber nicht auf meine Lippen aus, sondern fuhr mit den Zähnen über mein Ohr. Ein überraschtes Keuchen entwich mir, gefolgt von einem warnenden 'Caleb!', dass er auch ja nicht zu weit gehen würde. Dass er nicht auf mich hören würde, hätte mir schon im Vorhinein klar sein müssen. Er legte den Laptop, welcher sich immer noch auf meinem Schoß befand, beiseite und arbeitete sich von meinem Ohr weiter hinab, über meine Wange, über das Kinn bis hin zu meinem Hals. Bereitwillig legte ich meinen Kopf zur Seite, leicht angespannt von dieser kleinen Spielerei. "Caleb ...", erneut warnte ich ihn, kurz bevor er einen Kuss auf meine Haut platzierte und damit einen Schauer durch meinen Körper jagte. Ich spürte, wie sich seine Mundwinkel nach oben zogen, als er merkte, wie ich auf ihn reagierte. Nicht nur, dass ich spürbar erschauerte. Ich legte, um nicht wegzurutschen, meine Hände um seine Schultern und hielt mich aus Reflex an ihm fest. Immer wieder wanderten seine Lippen über meinen Hals, gelegentlich spürte ich auch, wie er mich mit seinen Zähnen neckte, doch von mir trinken wollte er diesmal wohl nicht. Er traute sich weiter voran, wanderte mit den Lippen zu meiner Kehle, knöpfte derweil die ersten paar Knöpfe meiner Bluse auf, um zunächst an mein Schlüsselbein zu gelangen. Als er jedoch noch tiefer wollte, erwachte ich aus meiner Trance, legte beide Hände an seine Brust und stieß ihn von mir. "Caleb, lass gut sein!", fuhr ich ihn diesmal an, vollkommen außer Atem und knallrot im Gesicht. Ich spürte die Hitze, die sich in mir aufgebaut hatte. Erschrocken und vollkommen perplex von meinem Gemütswandel starrte mich Caleb an. Ich war nicht prüde. Sicherlich hätte ich auch nichts dagegen, mit Caleb zu schlafen. Aber ... wie sollte ich sagen? Obwohl wir uns näher gekommen waren, kam es mir noch nicht richtig vor. Es waren zwar schon einige Monate vergangen, aber nur, weil wir uns für eine Woche das Bett teilten, hieß das noch lange nicht, dass er jetzt dermaßen durchdrehen konnte. "Hast du Angst?", fragte er mich mit einem sehr seriösen und besorgten Ton, darauf bedacht, mich damit nicht verärgern zu wollen. "Nein. Es ist auch nicht so, dass ich noch Jungfrau wäre oder so" Damit schien ich ihm einen Tritt verpasst zu haben, denn seine Augen verdunkelten sich. Das war wohl etwas, was ich nicht hätte erwähnen sollen. Aber wieso nicht? Es war kein Unding, dass ich bereits mein erstes Mal gehabt hatte, auch wenn es nicht mit ihm war. Es sollte auch keine große Rolle spielen. "Wer?", fragte er sofort, woraufhin ich ihn verwirrt ansah. "Wer ... was?", kam es von mir zurück und er verleierte die Augen. "Wynne, mit wem hast du schon geschlafen?" War das jetzt sein ernst? "Bist du eifersüchtig?" Ich musste aufpassen, dass ich nicht so klang, als wöllte ich ihn damit aufziehen. Es war zwar die perfekte Gelegenheit, aber ich wollte ihn nicht unnötig reizen. Erst recht nicht, weil es sich um so etwas handelte, was eigentlich ebenfalls komplett sinnlos war. "Das ist nicht der springende Punkt, Wynne. Beantworte meine Frage" "Mit meinem ersten Freund. Wir waren jung, dumm, dachten, wir müssten es tun. Zufrieden?" "Dieser verdammte ...-" "Caleb Dante Enrias Lecrune, du musst dich hier jetzt nicht so aufführen, als müsstest du dein Revier verteidigen! Ich könnte wetten, dass ich auch nicht deine Erste bin, also steck die Eifersucht weg. Außerdem muss ich noch etwas arbeiten" Der Schwarzhaarige biss sich auf die Zunge, unterließ es aber zu seinem Glück, ein weiteres Kommentar abzugeben. Ohne weiter darauf einzugehen, schnappte ich mir meinen Laptop und öffnete diesen, um mich anzumelden und weiter zu schreiben. Ich merkte dabei jedoch, obwohl Caleb wieder etwas Distanz zwischen und gebracht hat, dass er sich nicht von seinem Platz erhob. "... Magst du kuscheln?", fragte ich ihn und hob meinen Blick vom Bildschirm. "Störe ich dann nicht?" "Du störst mehr, wenn du hier vor dich her schmollst" Er zog einen Mundwinkel nach oben. Meine Art, Zuneigung zu zeigen, kannte er bereits. Ich war zu ihm etwas schroffer als er es von anderen Mädchen gewohnt war. Zunächst war es zwar nicht einfach für ihn, weswegen wir in den ersten Wochen auch einen Streit hatten, aber danach hatte es sich zum Glück geklärt. "Dann hab ich 'ne Idee", meinte er nur und deutete mir an, etwas nach vorn zu rutschen. Ich tat wie mir gesagt und er platzierte sich hinter mir, sodass ich zwischen seinen Beinen saß und mich an seine Brust lehnen konnte. Die Arme legte er um meine Mitte, wobei ich meine Ellenbogen darauf abstützen konnte. Interessiert blickte er mir so nun über die Schulter, während er verfolgte, wie ich am nächsten Kapitel arbeitete und stellte mir immer wieder Fragen über verschiedene Handlungen und Charaktere. Er hatte meine Geschichte also nicht gelesen ... was für ein Glück. Da ich nun wusste, wohin Caleb ständig verschwand, unterließ ich es auch, weiterhin danach zu fragen. Dazu kam, während ich arbeitete, dass er sich immer mal wieder hinter mich setzte und mich so 'unterstützte', wenn er selber mal nichts zu tun hatte oder er einfach etwas Zuneigung oder Bestätigung brauchte. Mir half diese kleine Geste, mich ihm gegenüber etwas weiter zu öffnen, was mir schwerfiel, da es sich bei ihm ja um einen Vampir handelte. Während wir aber uns so beschäftigten, gelegentlich zusammen fanden um gemeinsam zu arbeiten, stellte Eveleen den Auftrag fertig, sodass wir alsbald mit unserer richtigen Arbeit beginnen konnten. Jonathan und Lucian, Rikas Verlobter, waren in der Zwischenzeit bei den Direktoren untergekommen und hatten ein weiteres Mal den Campus besichtigt. Als alles soweit war, berichteten wir über unseren Plan, meinten aber auch gleichzeitig dazu, dass sich niemand weiteres mit einmischen sollte. Mit Caleb hatte ich abgesprochen, dass er am Laptop einige Aufgaben für seine Eltern zu erledigen hatte, weswegen auch ich bei ihm war. Sei und Kira hatte ich dabei gebeten, uns zu begleiten, da ich sonst wahnsinnig werden würde. Nachdem wir die Ausrede abgenickt hatten, zog Caleb noch ein paar Kopien von verschiedenen Dokumenten auf den Rechner, damit er schnell aus dem Hintergrund heraus etwas öffnen könnte. Mit dem Gerät bepackt machten wir es uns nun auf der Wiese gemütlich, konnten uns nur nicht viel unterhalten, da sich der Hacker konzentrieren musste. Zunächst aber mussten wir die Ports verbinden und die neue Abdeckung ausprobieren. Wie nicht anders von unserer Schulkameradin zu erwarten passte sie perfekt und es fiel auch nicht auf. Sie war wahrlich eine Meisterin ihres Handwerks und hatte uns nicht enttäuscht. Wenn sie nur wüsste, wobei sie uns da geholfen hatte. Am Anfang beobachtete ich Caleb eine Zeit lang, was er machte. Nachdem er sich mit dem Port verbunden hatte, tauchte eine Meldung im unteren rechten Teil des Bildschirmes auf. 'Verbindung mit Netzwerk XY wird hergestellt'. Einige Minuten später öffnete sich ein Fenster, welches ein Passwort verlangte. Nun musste Caleb ans Werk: Entweder musste er herausfinden, irgendwie, wie das Passwort war, oder, was wahrscheinlicher war, die Sicherung umgehen. Am vorherigen Abend war er alle Sicherheitssysteme durchgegangen, die er beim Widerstand erwartete. Für ein paar davon hatte er sogar eine Recherche im Deep Web betrieben, um an mehr Informationen zu bekommen, als man im gewöhnlichen Internet finden würde. Bevor er sich nun an die Arbeit machte, knackte er noch einmal mit den Fingern, wie man es in diversen Filmen schon sehen konnte. Doch anstatt dass seine Finger nun über die Tasten flogen, musste er gezielt suchen und auseinandernehmen, versuchen, eine Lücke in der Sperre zu finden. Nach einer Weile wurden mir die Zahlen und Worte zu viel, sodass ich meinen Blick abwandte und einwenig mit Kira und Sei plauderte. Auch bei den beiden war es kein Geheimnis, dass sie inzwischen miteinander gingen. Ich hatte ja vor einiger Zeit sogar Kira damit aufgezogen, wozu sie ihr Bett missbraucht hätten. Deswegen war es auch nicht unbedingt nötig, vor mir geheim zu halten, dass sie die Woche mit ihrem Freund verbrachte. Aber es war ihre Wahl, ob sie es mir erzählen wollte oder nicht. Um Caleb nicht zu sehr abzulenken, unterhielten wir uns eher leise. Immer mal wieder, um so auszusehen, als würde ich ihm immer noch helfen, beugte ich mich zu ihm herüber, ohne seinem Fortschritt große Beachtung zu schenken. "Meinst du, sie haben dort Informationen über den Aufenthaltsort der beiden Frauen?", fragte Kira kleinlaut und sah sich kurz um. Das hätte sie zwar vorher schon machen sollen, aber ich entschied mich dazu, nichts weiter dazu zu sagen. "Wir können nur hoffen. Und selbst wenn nicht – Über dich oder mich wird dort vermutlich etwas drin stehen", murmelte ich und warf einen weiteren Blick auf den Bildschirm, nur um zu sehen, dass Caleb inzwischen mehr als 10 Programme gleichzeitig offen hatte. Und das waren nur die, die ich in der Taskleiste unten erkennen konnte. Wofür brauchte er das alles denn? Es war nicht einfach, die Zeit verstreichen zu lassen, wenn man sich kaum unterhalten konnte. Wir mussten außerdem versuchen, uns nicht allzu verdächtig umzusehen. Hin und wieder passierten uns einige Mitschüler, einige ignorierten uns dabei, andere sahen mit gehobener Braue zu uns. Der Schwarzhaarige hatte sich so hingesetzt, dass man nicht vom Weg aus auf den Monitor schauen konnte. Zudem befanden wir uns noch etwas weiter abseits an einer Wand, sodass es schwerer sein sollte, überhaupt hinter ihn zu gelangen. Dumme Fragen wurden uns zum Glück nicht gestellt, ich hatte ehrlich gesagt keine Lust, mich mit neugierigen Vampiren auseinander zu setzen. Die Stille machte mich jedoch etwas nervös. Wenn wir es nicht schafften, von hier aus an Informationen zu kommen, müssten wir uns irgendwie anders darum kümmern. Die Frage war nur wie, ohne dass jemand von uns dabei einer Gefahr ausgesetzt wurde. Momentan hingen wir da zusammen drin, sollte etwas jetzt passieren, könnten wir uns auch zusammen wehren. Aber der Widerstand könnte Momente abpassen, zu denen wir alleine wären. Caleb und Sei würden nicht ewig in der Lage sein, und zu schützen. Gerade als diese Gedanken anfingen, sich in meinem Kopf einzunisten, lehnte sich Caleb mit einem triumphalen Lachen zurück. "Erledigt!", meinte er und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Sofort positionierten wir uns nebeneinander, um gemeinsam auf den Bildschirm zu blicken. Als der Vampir auf Eingabe drückte, füllten sich die Felder automatisch, wobei alles in Punkten dargestellt wurde, wie man es von Passwörtern eben gewohnt war. Der Server nahm das Passwort an und innerhalb weniger Minuten öffnete sich ein weiteres Fenster mit Zugriff auf verschiedenen Ordnern. Nichts schien besonders auffällig, aber anstatt alles so zu durchsuchen, machte sich Caleb davon eine Kopie und zog diese auf eine externe Festplatte, die er mitgebracht hatte. Der Download würde eine Weile dauern, weswegen wir das Tarndokument öffneten und begannen, ganz normal darüber zu reden. Endlich konnten wir die Wartezeit mit einem Gespräch überbrücken. Immer mal wieder checkten wir den Fortschritt der Übertragung, der Balken bewegte sich nur sehr langsam, dementsprechend musste es sich um sehr viele Daten handeln. Es würde eine Ewigkeit dauern, bis wir die alle gesichtigt hätten, obwohl es möglich sein sollte, einige Ordner bereits im Vorhinein auszuschließen. "Schön blöd, dass sie es so eingerichtet haben, dass sich die Mitglieder alles runterladen können", meinte Caleb. Diese Aussage gab mir jedoch zu denken. Was wenn ... "Caleb, brich den Download ab!", meinte ich sofort und erntete einen verwirrten Blick. "Was? Warum?", hinterfragte er sofort, obwohl er das mal ausnahmsweise nicht tun sollte! Wenn er doch nur einmal ohne Fragen auf mich hören würde! Männer! "Das ist eine Falle. Kann ich mir zumindest gut vorstellen! Sie können zwar durch die IP kein Backtracking betreiben, aber was ist, wenn sie darauf zugreifen können, wohin die Daten geladen wurden? Wenn sie dem Datenfluss irgendwie verfolgen können oder eine Art digitale Wanze in diesen drin ist?" "Digitale Wanze?" Der Vampir hob eine Braue, dachte aber nicht lang nach und brach den Download ab. Wenn es da nur nicht diese nervigen Meldungen gäbe! "Ja, ich will das verdammt nochmal abbrechen", murrte Caleb genervt und drückte auf den Button mit der Aufschrift 'Ja'. Dass in der Zwischenzeit der Download im Hintergrund weiterlief, war keine große Hilfe. Dass sich der ganze Mist auch noch aufhing, auch so gar nicht. Wir könnten jeden Fortschritt verlieren. Ich hörte nur, wie der Vampir neben mir fluchte, während er versuchte, es noch zu retten. Der Cursor reagierte noch, also hing nur der Server hinterher. Die angeforderte Datenmenge muss zu groß gewesen sein. Mit aller Ruhe, die er noch mustern konnte, kümmerte sich unser Hacker um das Problem und atmete erleichtert auf, als er es endlich geschafft hat, ganz ohne die Verbindung vollends zu kappen. Es könnte jedoch bereits zu spät sein. Gut, dass die Direktoren mitgedacht haben und uns einen Laptop gegeben hatten, der zu keinem der Schüler gehörte und ebenfalls keinem Lehrer. Ungünstig wäre es nur, wenn sie auf unser Netzwerk zugreifen könnten. "Eigentlich sollte sowas nicht möglich sein", meinte Caleb. "Das Ding ist nur, sollte so eine komische 'digitale Wanze' tatsächlich existieren, kann ich mir vorstellen, dass sie sich die IP schnappt, sobald ich das Teil wieder mit dem Internet verbinde. Dann ... na ja." Ich nickte ihm zu. Sei und Kira hatten zu der ganzen Sache nichts gesagt, stattdessen aber halfen sie uns nun, die Ordner zu durchsuchen. Mehr Augen konnten mehr sehen. Es war tatsächlich so, dass wir einige Ordner schnell ausschließen konnten. Es gab weiter versteckt noch einige, tiefer verborgen im Server, sodass Calebs Talent noch einige Male gefragt war. Je tiefer wir vordrangen, desto skurriler wurde die Angelegenheit. Für diesen Ort hier waren nur gewisse Informationen zugänglich, wir aber konnten uns einen Weg hinein bahnen und auch auf andere zugreifen, sodass wir bald eine Personenliste abrufen konnten. Mehrere Namen waren darauf zu lesen, einige davon waren bekannte Klassen- und Schulkameraden von uns. Da sich der Name von Kira und mir darunter befand, musste es sich um die Liste von den Zielen des Widerstandes handeln, zumindest den menschlichen. Wir suchten nach den Vampiren, oder allgemein von den Gefangenen. Was wir fanden war nicht nur das, wonach wir suchten. Wir konnten auch auf Daten zugreifen, welche sich als Exekutions- und Belehrtenliste herausstellte. Diese Datei war in mehrere Teile aufgespalten. 'Gebrochene' und 'Entledigte'. Also diejenigen, die sie mental zerstören konnten und diejenigen, die zu stark waren und man sie deswegen loswerden musste. Wieso konnte ich mir nur vorstellen, dass ich bald auf der zweiten Hälfte stehen könnte? Ohne weiter darüber nachzudenken, machten wir uns schnell eine Kopie von der Datei mit den Namen und Zuteilungen der Entführten Personen. Die Orte waren verschlüsselt in einem Code angegeben, den wir noch knacken müssten, aber immerhin hatten wir schon einen Hinweis. "Ich muss zugeben – Hätten wir den Download nicht abgebrochen, hätten wir das nicht gefunden", meinte Caleb, nachdem er alles wieder gesichert hatte und wir alles so wieder herrichteten, als hätten wir nichts gemacht. "Dann wäre der ganze Mist umsonst gewesen und in der Zwischenzeit wäre entweder den beiden etwas passiert, oder aber sie hätten einen neuen Schutz aufgebaut. Dass sie gehackt wurden ist ihnen sicher nicht entgangen" "Hoffentlich waren sie nicht schlau genug, um alles schnell zurück zu verfolgen", wandte Sei nachdenklich ein, doch der andere wunk nur ab. "Ich hab alle Vorkehrungen getroffen. Die einzige Gefahr könnte tatsächlich eine Art Wanze sein, die uns verrät, sobald wir uns mit dem Internet verbinden. Aber ich hab die Verbindung ausgestellt, also sollten wir sicher sein" "Wir müssen jetzt nur noch die Codes dechiffrieren und die Adressen absuchen, dann sollten wir den Widerstand in der Tasche haben. Und ich denke, Jonathan und Lucian würden uns dabei liebend gerne helfen", kam es zuversichtlich von mir. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass wir tatsächlich etwas gegen den Widerstand vorzuweisen hatten. Wir wären in der Lage, sie aufzuspüren. Und wieso? Weil Kira unser kleines Genie war uns alles im Kopf behielt. Weil Sei mit ihr eine Verbindung teilte, uns Hoffnungen machte, dass wir sie noch finden konnten. Weil Caleb ein verdammter Meister im Hacken war. Und weil ich niemals aufgeben würde, bis wir ihnen endlich das Handwerk gelegt hätten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)