My bloody Soulmate von Thane ================================================================================ Sie konnte ihren Ohren nicht trauen. Hatte ihre beste Freundin ihr tatsächlich gebeichtet, dass sie einem Vampir verfallen war? Freiwillig? "Du stehst unter seinem Zauber!", rief sie aus und schüttelte die junge Frau. „Wach auf! Das bist nicht du!" Verwirrt hatte die andere ihre Hände genommen und sah sie mitleidig an. "Ich stehe unter keinem Zauber", meinte sie nur und senkte den Blick, "Und nicht alle sind gefährlich. Das musst du als Jägerin auch einsehen" "Sie sind Monster!" Jedes Widerwort traf auf taube Ohren. Sie musste der Sache selbst nachgehen, wenn sie ihrer Freundin helfen wollte. Solange sie nichts gegen diesen Vampir in der Hand hatte, wäre es unmöglich, etwas gegen ihn zu unternehmen. Als sie sich das vorgenommen hatte, wusste sie nur nicht, wem sie gegenüber stehen würde. Und sie hätte auch nicht gedacht, dass ein Vampir Zugang zu ihrem ummauerten Herz finden würde. Mit einem pochenden Schmerz in meinem Kopf wachte ich langsam wieder auf. Meine Glieder waren taub, ich schaffte es nur mit viel Anstrengung, meine Finger zu bewegen, geschweige denn mich aufzurichten. Ächzend öffnete ich die Augen und sah mich um. Alles rundherum war in einem schlichten Weiß gehalten. Ich lag in einem fremden Bett und wusste, dass ich mich auf der Krankenstation befand. Zitternd hob ich eine Hand und fasste mir an den Kopf. Eine Bandage. Jemand musste mich hergebracht und dafür gesorgt haben, dass ich verarztet wurde. Angestrengt nutzte ich die Kraft in beiden Armen, um mich in eine aufrechte Sitzposition zu heben. Momentan lag völlige Ruhe auf dem Raum. Auf einem kleinen Beistelltisch neben dem Bett stand ein Glas mit Wasser, vermutlich für den Fall, dass ich wieder zu Bewusstsein kam. Ich wartete noch, bis ich genügend Kraft hatte, bevor ich etwas trinken würde. Währenddessen versuchte ich, mich an alles zu erinnern. Gut, dass alles einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Ich hab diesem Typen ins Gesicht geschlagen. Es machte zwar noch lange nicht das wett, was er mir angetan hatte, aber es stellte mein Bedürfnis nach Rache zufrieden, selbst wenn ich dafür eine Verwarnung kassieren würde. Eine wichtige Frage, die ich mir stellte, war diese: Wie lange lag ich schon hier? Ich bewegte mich leicht und das Rascheln der Bettdecke musste jemanden aufgescheucht haben, denn ich hörte jemanden zu mir sprechen. "Miss Amand, Sie sind wach" Eine Ärztin trat an mein Bett und prüfte meine Temperatur. Als sie nickte, wusste ich, dass ich mir immerhin durch die offene Wunde keine Infektion eingefangen hatte. Sie fragte mich, wie es mir ging und bat mich, einige kleine Aufgaben wie das Heben meiner Arme oder das Bewegen meiner Beine zu bewältigen. Alles gelang mir eher schlecht als recht, aber ich war auch gerade erst wieder aufgewacht. Die Frau half mir, etwas Flüssigkeit zu mir zu nehmen und erst da merkte ich, wie trocken mein Hals doch war. "Sie sind ein Wunder, wissen Sie das? Und noch dazu das Gesprächsthema der Schule" Das konnte ich mir nur allzu gut vorstellen, immerhin lief ich wie eine wandelnde Leiche über den Schulhof. Oh, das vor Angst verzerrte Gesicht von Louis. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ich zurückkommen würde. Eine Sache jedoch brachte mich wieder zum Nachdenken: Wieso hatte er meinen Bruder erwähnt? Ich beschloss mich aufgrund meiner Kopfschmerzen nicht weiter darüber den Schädel zu zerbrechen. Die Ärztin brachte mir ein paar schmerzlindernde Medikamente an mein Bett, damit ich weiter in Ruhe schlafen konnte. Sie versicherte mir, dass ich gerade Mal wenige Stunden weggetreten war und es kein Problem wäre, wöllte ich mich noch etwas ausruhen. Das Angebot nahm ich dankend an und begab mich zurück in die Welt der Dunkelheit. Als ich das nächste Mal aufwachte, ging es mir schon um einiges besser. Inzwischen war die Sonne wieder untergegangen und ich hatte das Bedürfnis, in mein Zimmer zurück zu gehen. Eine Nacht wollte ich nicht auf der harten Matratze des Krankenzimmers verbringen. "Entschuldigen Sie, Miss ...?" "Faren.", meldete sie sich zu Wort und stand von ihrem Platz auf. "Was kann ich für Sie tun?" "Dürfte ich vielleicht auf mein Zimmer zurück? Wenn es sein muss, rufen Sie Miss Inaya. Sie begleitet mich sicher gerne zurück." "Sicher. Ich würde aber gerne noch einige Tests mit Ihnen durchführen, um festzustellen, ob Ihnen etwas fehlt" Ich nickte der Ärztin zu. Nachdem sie nach meiner Zimmergenossin geschickt hatte, begann sie mit den kleinen Tests, um meine Gesundheit zu checken. Sie schien sichtlich überrascht darüber, dass ich trotz der Platzwunde an meinem Kopf und meinem immensen Blutverlust so schnell wieder zu Kräften gekommen bin. Ein 'medizinisches Wunder' nannte sie mich und sagte im selben Atemzug, dass sie schon einmal einen ähnlichen Patienten hatte, vor ungefähr Fünf Jahren. Ich beachtete diese Anmerkung nicht großartig, zog mir meine Schuhe an und schnappte meine Jacke. Auf dem Bett sitzend wartete ich, bis Kira zur Tür hinein kam. Die Brünette weitete die Augen und ging auf mich zu, um mich in eine Umarmung zu schließen. "Mensch, Wynne, was machst du für einen Scheiß! Ich hatte mir Sorgen gemacht, als du die Nacht nicht zurückgekommen bist!", sprach sie mit zitternder Stimme. Als wir uns voneinander trennten, sah ich, wie ihre Lippe bibberte und sie die Tränen zurück hielt. Ach herrje, sie hatte sich wirklich große Sorgen gemacht. "Es tut mir so leid", entschuldigte sie sich, "Es ist alles meine Schuld. Ich hätte dieses Ding nicht hinlegen sollen. Ich wusste nicht, dass dich jemand umbringen will!" "Bis gestern wusste ich davon auch noch nichts, glaub mir" Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir in so kurzer Zeit Feinde machen konnte. Oder lag es nur allgemein an seiner widerlichen Art? Es war nicht unbekannt, dass Louis kein Fan von Menschen war, so wie ich die Vampire eben nicht sonderlich leiden konnte. Vorsichtig stand ich auf und merkte, dass ich noch nicht all meine Kraft in den Beinen wieder hatte. Gut, dass mich Kira zurück begleitete. Ohne sie wäre ich vermutlich auf der Hälfte des Weges umgekippt und hätte für nur noch mehr Aufsehen gesorgt. Das konnte ich jetzt so gar nicht gebrauchen. "Was ist eigentlich noch passiert?", fragte ich sie in der Hoffnung, dass sie etwas mitbekommen hatte. Kurz sah sie mich an, dann wandte sie ihren Blick wieder auf den Weg vor uns, damit wir nicht stolperten. Innerlich suchte sie wohl gerade nach den richtigen Worten, ich konnte die Zahnräder in ihrem Kopf arbeiten sehen. "Ich habe es erst ab dem Moment mitbekommen, als man uns von einem Kampf auf dem Schulhof berichtete. Caleb schlug auf diesen Jungen ein, den man immer bei ihm sehen konnte. Ich wusste gar nicht, dass Freundschaften so schnell kippen" "Louis heißt er. Und er war derjenige, dem ich das Teil an meinem Kopf zu verdanken habe" Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal Lecrune verteidigen würde. Wobei es mich auch überraschte, dass er auf seinen eigentlichen Freund dermaßen losgegangen war. Kira sah mich verwundert an, erzählte dann aber weiter. Anscheinend musste der 'Kampf', wie sie es beschrieb – Wobei es sich wohl eher um einseitiges Einprügeln handelte – von einem Lehrer unterbrochen werden. Da noch nicht bekannt war, wieso und weshalb es dazu kam, wurden noch keine Urteile über das Verhalten gefällt. Sie sagte mir sogar, dass man mich ausfragen wollte, da Caleb erwähnte, dass mir etwas zugestoßen sei. Ja ... er stand zu dem Moment bei uns und ... hatte mich aufgefangen? Ich hätte schwören können, dass ich nicht auf dem Boden aufgeschlagen war, aber dessen war ich mir auch nicht mehr ganz so sicher. Alles verschwamm vor meinem inneren Auge, als ich versuchte, mich daran zu erinnern. Neben der Sache mit der Prügelei erzählte mir meine Freundin auch, dass sie gemeinsam mit Sei die Krankenstation besucht hatte. Der Vampir musste sich dabei die Nase zuhalten und erklärte, dass ein unangenehmer Gestank in der Luft lag. Große Klasse. Ich wusste nicht, dass mein Blut so widerlich war. Ich war so froh, wieder in unserem Zimmer zu sein und auf meinem Bett zu liegen. Und vor allem konnte ich endlich aus meinen versifften Klamotten raus und eine kleine Dusche nehmen. Die Ärztin hatte mir verschrieben, vorerst meinen Kopf nicht nass werden zu lassen, damit sich die Wunde nicht wieder öffnete. Das hieß aber noch lange nicht, dass ich mehrere Tage mit Walddreck an mir herum laufen musste. Frisch eingekleidet ging es mir auch gleich viel besser. Ich war zwar noch immer etwas wackelig auf den Beinen, aber nachdem ich mich ins Bett gelegt hatte, konnte ich mich nicht weiter beschweren. Kira berichtete mir derweil, dass Neva und Yakeno zurück waren, sie aber noch nichts von dem Vorfall mitbekommen hatten. Sie waren erst eingetroffen, nachdem sich die Situation aufgelöst hatte und jeder wieder seiner Wege ging. Ah ja, es waren nur noch wenige Tage, bevor wir wieder in den Unterricht mussten. Und ich würde diese nun wohl im Bett verbringen. Ich war überaus glücklich darüber, einen Laptop zu besitzen. Da ich nicht die Kraft mustern konnte und auch etwas zu faul war, um mich viel zu bewegen, arbeitete ich vom Bett aus weiter an meiner Geschichte. Diesmal durchforstete ich die Kommentare für Inspiration und entschloss mich dazu, ein paar von ihnen zu beantworten. In einer Statusmeldung beschrieb ich, dass es etwas länger dauern könnte, bis ich das nächste Kapitel veröffentlichen würde und entschuldigte mich für die Unannehmlichkeiten. Kira war so unglaublich lieb und brachte mir Essen, obwohl ich sie nicht darum gebeten hatte. Auch Sei kam vorbei um sich nach mir zu erkundigen und mir auf die Nerven zu gehen. Er blieb sogar, als die Kleinere einmal das Zimmer verließ und tat seine Verzweiflung kund. "Wie sie es hat klingen lassen!", meinte er und fasste sich ins Gesicht. Ich lachte auf. Also hatte sie ihn tatsächlich gefragt! Sei funkelte mich genervt an, als ich mich darüber ausließ. Die beiden waren einfach zu herrlich. Er besaß zu viel Anstand, als dass er offen darüber sprechen würde. Gleichzeitig war er aber auch durch und durch ein Mann und wie es schien, ließ ihn Kira nicht ganz kalt, sonst hätte er bei ihrer Frage nicht derartige Gedanken bekommen. "Ihr zwei seid einfach zu niedlich. Und das soll was heißen, wenn ich das sage", meinte ich nur und wischte mir eine Lachträne von der Wange. "Hab' ich schon mitbekommen. Du kannst Vampire eigentlich nicht leiden. Warum eigentlich?" Ich schüttelte den Kopf. Das war ein Thema, über welches ich nicht gerne sprach. Und wenn er auf meiner guten Seite bleiben wollte, wäre es von ihm angebracht, nicht weiter zu fragen. Eine Weile sah er mich fragend an, verstand aber letztlich und lächelte mich traurig an. "Ich versteh schon. Wenn du irgendwann drüber reden willst, sind wir ganz Ohr" Irgendwann? Mh, vielleicht. Noch war ich mir dessen nicht ganz so sicher. Gerade, als sich Sei erhob, klopfte es an der Tür. Besucher? Kira würde sicher nicht klopfen, sie hatte immerhin einen Schlüssel. Ich konnte mir vorstellen, dass es Neva oder Yakeno waren. Der Schwarzhaarige hob eine Hand und wies mir an, sitzen zu bleiben, während er zur Tür ging. Wer davor stand, überraschte nicht nur ihn, sondern auch mich. "Kann ich rein?", fragte der Kumpel des Übeltäters, der mich in den Wald gebracht hatte. Sei fragte noch bei mir nach, ob es in Ordnung wäre. Ich überlegte, entschied mich sogar tatsächlich dazu, ihm die Erlaubnis zu erteilen. Immerhin schien er mir geholfen zu haben, auch wenn ich mir da nicht ganz sicher war. Und so weit zu gehen, das zu inszenieren ... das traute ich diesem Lecrune nicht zu. Zusammen betraten die beiden das Schlafzimmer. Lecrune sah sich um, wohl um es mit seinem eigenen Zimmer zu vergleichen. Er zuckte nur mit den Schultern und wandte sich dann mir zu, kurz bevor ihm ein leises 'Fuck' entwich. Nachfragend blickte ich ihn an, hob beide Brauen und legte den Kopf dabei noch schräg. "Wie geht's deinem Dickschädel?", fragte er nach und gab seine Hände in die Taschen seiner Jacke. Selbst in meinem eigenen Zimmer wollte er so cool wie möglich aussehen. Meine Güte. "Bestens wäre gelogen. Es schmerzt wie sau, aber dagegen kann ich nicht viel machen, außer Tabletten nehmen. Richte deinem Kumpel einen netten Dank von mir aus" "Der befindet sich momentan im Verhör mit meinen Eltern" Oh, er wurde verhört? Das war eigenartig. Normalerweise waren bei einer derartigen Streitigkeit doch alle beteiligten mit anwesend, um gleich alles hinter sich zu bringen. So wurde es zumindest auf meiner alten Schule geregelt. Hier gab es wohl andere Vorschriften, was das Verletzen von Mitschülern betraf. Sollte mir recht sein. Ich hoffte nur, dass er auch seine verdiente Strafe erhielt und nicht allzu glimpflich davon kam. Und wenn doch, würde ich ihm die Hölle heiß machen. "Was führt dich eigentlich her? Ich sollte doch nicht angekrochen kommen, wenn mir etwas passiert" Wie ein getretener Hund zuckte Caleb zusammen. "Ich fühle mich verantwortlich. Immerhin hätte ich merken sollen, dass er etwas im Schilde führt" Hm, das überraschte mich im positiven Sinne. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich selber für diese Aktion die Schuld geben würde, obwohl er nicht daran beteiligt war. Sogar Sei verwunderte es, dass sich der Sohn der Direktoren derartig äußerte. Ich nickte ihm nur zu, sagte aber nichts weiter dazu. Es gab nichts, was man dem noch hinzufügen könnte. Ich hatte mit eigenem Leib erfahren, dass sich nicht alle Vampire an die Schulregeln halten würden. Innerlich brachte es mein Blut zum Kochen. Gleichzeitig schwirrte mir aber auch weiter ein Gedanke durch den Kopf. Die eine Sache, die Louis erwähnt hatte, verließ meine Gedankenwelt nicht mehr und beschäftigte mich schon seit längerer Zeit. Ich hatte das Bedürfnis, dem nachzugehen, doch ohne großartige Hilfe und Unterstützung würde mir das sicher nicht gelingen. Ich sah den Vampir, der mir die letzten Monate tierisch auf die Nerven gegangen war, an und stellte meine Frage, die ich hoffentlich nicht bereuen würde: "Steht das Angebot wegen der Bluts-Maid noch?" Caleb weitete die Augen und musterte mich. Ich sah, dass er Anstalten machte, zu prüfen, ob ich im Fieberwahn war, doch mein Kopf war nie klarer gewesen. Ich erwiderte seinen Blick ernst und wartete auf eine Antwort seinerseits. "... Natürlich.", gab er nur kleinlaut von sich, unsicher, ob er mir das wirklich sagen sollte. Schweren Herzens fasste ich einen Entschluss – Ich würde das Angebot von ihm annehmen und ihn irgendwie dazu zu überreden, mir zu helfen. Etwas war mit einigen Vampiren an dieser Schule faul. Und wenn die Lehrer es nicht herausbekamen, dann würden sich die Schüler eben selber darum kümmern. Die letzten zwei Tage vor dem erneuten Unterrichtsbeginn verbrachten wir damit, die Dienerschaft anzumelden. Nachdem ich wieder einigermaßen bei Kräften war, um es bis zum Sekretariat zu schaffen, begleitete ich Caleb zur Anmeldung, damit sie auch wussten, dass es sich hierbei nicht um einen Scherz handelte. Außerdem wollte ich sicher gehen, dass er keinen Scheiß baute. Noch vertraute ich ihm nicht so ganz. Auf der Sitzbank im Sekretariatszimmer fanden wir einen eingeknickten Vampir wieder. Mit hängendem Kopf saß er da, die Haare verdeckten sein Gesicht, aber dennoch konnte ich erkennen, dass der Schwarzhaarige neben mir ihn ordentlich zugerichtet hatte. Bislang wurde ich nicht nicht aufgerufen, meine Seite der Geschichte zu erzählen. Wie ich im Zimmer erfuhr, lag es daran, dass man sicher gehen wollte, dass ich keine allzu großen bleibenden Schäden davon getragen hatte. Ich konnte nur schmunzeln. Sie machten sich Sorgen darum, dass ich unter dem Stress zerbrechen würde. Also bitte. Ich habe mehrere Wochen einen Vampir angemault, ihm eine geklatscht und einem anderen vermutlich die Nase gebrochen. So leicht würde mich das Ganze nicht zerstören. Gerade, als wir uns mit den Sekretären unterhielten, kam gerade Miss Legrand die Treppe zum Büro herunter. Vor Freude strahlend ging sie uns entgegen und breitete die Arme aus, als wöllte sie uns jeden Moment in eine Umarmung schließen. "Mister Lecrune! Miss Amand! Welch Freude, sie beide zusammen zu se'en. Darf ich davon ausge'en, bald eine neue Schülerin in meinem Kurs begrüßen zu dürfen? "Ja, dürfen Sie", antwortete ich ihr und versuchte, dabei nicht irritiert zu klingen. Erfreut klatschte die Dame in die Hände. "Das ist wunderbar. Wenn Sie Zeit 'ätten, Miss Amand, würde ich gerne gleich mit ihnen unter vier Augen sprechen. Nichts Gefä'rliches natürlich. Immer'in beiße ich nicht" Sie lachte in ihre Hand und deutete auf die Tür. "Mister Lecrune bekommt die Anmeldung auch alleine 'in. Immer'in muss er sich die Prozedur merken" Hatte ich was verpasst? So langsam begann ich, mich zu wundern, was diese Frau zu sich nahm, um so dermaßen aufgeheitert durch den Tag zu stolzieren. Andererseits war ihre Laune ansteckend, wobei es bei mir momentan nur zu weiteren Kopfschmerzen führte. Murrend fasste ich mir an den Kopf und sofort entschuldigte sich die Blondine bei mir. Sie geleitete mich vor die Tür, um mit mir allein sprechen zu können. "Miss Amand", begann sie und wurde dabei ernster, so wie auch ruhiger. Sie hatte vor den anderen wohl ein Image zu bewahren. "Ich bin froh, dass Sie es sind, welche zu seiner Bluts-Maid wird. Als Maid des Lecrune-'auses wird Ihnen einiges abverlangt werden, immer'in werden wir Sie darum bitten müssen, darauf zu achten, dass er seine Termine ein'ält und zu den verschiedenen Veranstaltungen erscheint" "Ich nehme an, er ist von der ganz hohen Sorte, was?" Legrand kicherte und blickte zur Wand neben der Tür zum Sekretariat. Oft hatte ich dort selber nicht hingesehen und so hatte ich auch die Vitrine und daneben hängende Bilder gesehen – Die besten der besten und besonderen. Ganz oben war ein Portrait der Direktoren zu sehen mit der Unterschrift 'Antoine Lecrune' und 'Xenia Lucette Lecrune'. So hießen sie also mit vollem Namen. "Caleb ist der Erbe der Familie Lecrune. Auf seinen Schultern lastet eine sehr große Verantwortung, welche er nicht alleine bewältigen kann. Als späterer Direktor der Schule können wir ihm nur ans 'erz legen, so viel wie möglich mit Menschen in Kontakt zu kommen und die Werte der Akademie zu lernen. Leider ist er etwas .... wie soll ich sagen?" "Wie wär's mit stinkfaul?" Damit hatte ich den Nagel wohl auf den Kopf getroffen, denn die Frau zuckte schmunzelnd mit den Schultern und stritt meine Aussage nicht ab. Also müsste ich nicht nur zu diesem neuen Kurs gehen, sondern auch dafür sorgen, dass Mister Oberfaul seine Pflichten erledigte. Nun fragte ich mich, ob seine Eltern ihn an einen Stuhl gefesselt unterrichtet hatten, oder ob er ihnen immer wieder entkommen war. Die Vorstellung eines Katz und Maus Spieles innerhalb der eigenen Familie war doch recht lustig. "Ich vertraue darauf, dass ihr Pflichtbewusstsein auf ihn abfärbt. Er ist kein Verantwortungsloser Junge, nur ... sehr stur" "Und meistens ein eingebildeter Schwachkopf, der meint, überall seinen Willen durchsetzen zu können" Die Schikane würde ab dem heutigen Tag enden. Ich merkte, dass mir die Position als Caleb's Bluts-Maid nicht nur die Nachteile des Anbietens meines Blutes mit sich einher brachte, sondern ich bekam die Macht zugeteilt, ihn zurecht zu weisen und rumzuscheuchen, wenn er nicht spurte. Innerlich rieb ich mir diabolisch die Hände aneinander. Neben der Tatsache, dass ich in dieser Position dem Verhalten der Vampire auf den Grund gehen könnte, würde er einen Teil seiner Macht über mich verlieren. Oh, das ganze begann, mir zu gefallen. Miss Legrand händigte mir noch eine neue Armbinde aus, bevor sie mich zurück ins Sekretariat schickte. Caleb lehnte derweil an der Theke, hatte einen Stift in der Hand und las sich gerade die Papiere durch. Oh Mann, gab es jetzt auch noch etwas Rechtliches zu beachten? Ich gesellte mich zu ihm und warf einen Blick auf das Blatt. "Was steht da?", fragte ich ihn, ausnahmsweise selber zu faul, mir das durchzulesen. Außerdem konnte er doch ausnahmsweise mal ein Gentleman sein und mir erzählen, was er da gerade so las. Ich handelte mit dem Hintergedanken, Zeit zu sparen, okay? "Nicht mehr als das, was während der Versammlung besprochen wurde. Ein Vertrag auf freiwilliger Basis. Selbst als meine Maid habe ich nicht das Recht, dich dazu zu zwingen, mir dein Blut zu geben. Wenn du unzufrieden bist, kannst du den Vertrag jederzeit auflösen. Blah Blah Blah", rezitierte er in stark gekürzter Fassung und hielt mir den Kugelschreiber entgegen. Fix blätterte er durch die Seiten und deutete auf eine gestrichelte Linie. 'Unterschrift des Dieners/der Maid'. Darüber hatte er unterschrieben, als mein Herr. Ich schüttelte mich kurz und setzte meine Unterschrift auf das Papier, um den Vertrag damit zu besiegeln. "Ich werde dir sowas von Feuer unterm Hintern machen, Lecrune", sagte ich beiläufig zu ihm, als er dem Sekretär die Unterlagen gab. "Ich kann mir gut vorstellen, dass das Ganze mit dir nicht langweilig wird, Amand" Damit stand es fest. Ich war offiziell Caleb Lecrune's Bluts-Maid. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)