Ein unfaireres Spiel mit dem Schicksal von Strichi ================================================================================ Kapitel 6: Gegebene Versprechen ------------------------------- Ich wusste nicht, wie lange wir hier saßen. Meine Atmung hatte sich beruhigt und auch der Schweiß war längst getrocknet. Auch die Tränen waren versiegt, doch immer noch saßen wir nebeneinander und ich atmete genießerisch seinen vertrauten Geruch in meine Lunge ein. „Es tut mir leid, dass ich dich gestern so beleidigt habe“, raunte Leif und griff nach meiner Hose, welche neben ihm auf dem Boden lag, „ich finde es mutig von dir und trotzdem ertrage ich den Gedanken nicht, dass dieser widerliche Barbar dich einfach Sein nennen darf!“ Ich sagte nichts dazu. Ich ließ ihn sprechen. Er fragte nicht nach der letzten Nacht und mir war bewusst, dass er dies vermutlich nie erfragen würde. Jeder konnte sich denken, was geschehen war. Da brauchte ich es ihm nicht zu bestätigen. Ich zog mir die Hose, die er mir reichte wieder an und erhob mich von dem Boden. Auch Leif stand auf und zog mich erneut in seine Arme. Sanft und liebevoll streichelte er über meinen Rücken. „Würdest du vielleicht mitkommen in den Norden“, fragte ich leise und hoffte, er würde ja sagen. Es würde die Ferne so viel erträglicher machen. Es würde den Schmerz ertragbarer machen. Der Druck um meinen Körper verstärkte sich und als ich hinaufblickte sah ich, wie Leif fast schon schmerzerfüllt seine hellbraunen Augen zusammenkniff. „Du hast keine Ahnung, was du mir damit abverlangst“, murmelte er und endlich schaffte er es, in meine hellblauen Augen zu blicken. Langsam begann Leif den Kopf zu schütteln. „Ich kann das nicht, Thalia“, murmelte er und strich mir sanft über meine Wange. So lieb und fürsorglich er sich gerade gab, so schmerzvoll waren die Worte. Natürlich verlangte ich viel von ihm und trotzdem hatte ich auf eine andere Reaktion gehofft. Ich löste mich aus seinem Griff. Die Worte wollte ich gerade einfach nicht vernehmen. Doch worauf hatte ich gehofft? Dass er mich begleitete und dann Tag für Tag sah, wie ich bei einem anderen Mann wohnte. Wie ein anderer Mann mich immer wieder als seine Frau vorstellte? Es war vermutlich einfach ein zu großer Wunsch von mir gewesen. Ich griff nach meinen Stiefeln und zog sie mir wieder an. So brauchte ich Leif nicht anschauen. Auch er richtete sich seine Kleidung wieder. Es schmerzte zu sehr, zu wissen, dass er mich nicht begleiten würde. Wäre ich mitgekommen, wenn die Situation anders gekommen wäre? Ich weiß es selber nicht. Vielleicht musste ich mir einfach eingestehen, dass es zu viel war. „Ich kann mich nicht den ganzen Tag verstecken“, murmelte ich, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte! Ein letztes Mal, strich ich mir durch meine blonden langen Haare und hoffte, dass niemand mitbekommen hatte, was Leif und ich getan hatten. Wir verließen die Scheune und ich atmete schwer durch, als eine frische Brise mein Gesicht umspielte. Ich sah hinüber zum Stall und bemerkte einige der Stalljungen welche eifrig ihrer Arbeit nachkamen. Wieso sie erst so spät ihr Tagewerk verrichteten wurde mir erst im nächsten Augenblick ersichtlich. Vermutlich hatten einige, vielleicht auch alle, gestern Nacht sehr viel gefeiert. Vermutlich war das ein, oder andere Bier gestern zu viel gewesen. „Thalia…“, vernahm ich die Stimme Leifs hinter mir und sie brachte meine Gedanken wieder zurück, „wir könnten immer noch verschwinden… Überleg es dir, ja?“ Sprachlos sah ich ihn an. Wieso sagte er so etwas wieder. Verstand er einfach nicht, dass es nicht so einfach ging, oder wollte er es einfach nicht verstehen? Unschlüssig nickte ich und sagte, dass ich meine Stute Freya bewegen wollte. Ich wollte gerade einfach nur für mich sein. Als ich erneut den Stall betrat, war es mir jedoch nicht vergönnt, alleine zu sein. Einige Stalljungen liefen herum. Sie grüßten mich höflich und ein wenig abwesend nickte ich ihnen zu. Aus einem Eimer klaute ich mir einen Apfel und ging zu meinem treuen Pferd. Entspannt stand sie dort, ihre lange schwarze Mähne fiel ihr über die Ohren hinunter auf die lange Stirn. Sie schüttelte sich kurz und als sie merkte, dass ich an ihrer Tür stand, kam sie mit einem langen Schritt auf mich zu. Sie konnte riechen, dass ich Futter für sie hatte und sogleich gab ich ihr den Apfel. Ich nahm das Halfter, welches an einem Haken an der Stalltür hing. Die Box betretend legte ich ihr das Zaumzeug an und es wirkte fast so, als freue sich die Stute darauf endlich aus dem Stall treten zu können. Brav und mit leicht gesenktem Hals folgte mir Freya durch den Stall hinaus an die frische Luft. Wollte ich ausreiten? Nein, eigentlich nicht. Ich musste mich einfach bewegen, es war wie ein innerer Drang. Ich ging durch die Stadt und als ich aus dem Tor kam sah ich in einiger Entfernung die Zelte der Nordländer stehen. Schwer schluckte ich, als ich sie sah. Eigentlich hätte ich heute Nacht bei ihnen sein sollen. Ich war wirklich dankbar, dass ich die letzte Nacht in meinem eigenen Bett verbringen konnte. Ich ließ mein Pferd am Wegesrand grasen und lehnte mich an die kräftige Seite des Tieres. Stimmengewirr drang an meine Ohren und als plötzlich die Stimme einer jungen Frau an meine Ohren wehte zuckte ich erschrocken zusammen. Denn sie rief nach mir! Ich erkannte die junge Frau die meinen Namen genannt hatte. Es war Ragnars kleine Schwester. Wie sie hieß, hatte ich vergessen. Sie hatte die gleichen roten Haare, wie ihr Bruder, doch ihre waren sehr gelockt. Sie trug ein knielanges grünes Kleid, welches mit Schnüren zusammengehalten wurde. Ein ledernder Gürtel, welcher um die Taille der jungen Frau geschnürt war ließ ihre gerade entstehenden Kurven erahnen. „Hallo“, sagte sie fröhlich und lächelte mich offen und ohne jede Scheu an. Ich stieß mich ab von der Flanke meines Tieres und trat der jungen Frau gegenüber. Sie konnte nicht älter als fünfzehn sein, schätzte ich. „Hallo“, sagte ich ruhig und ließ meinen Blick an ihr hinuntergleiten. Ihre Stiefel schienen etwas abgenutzt, aber von ordentlicher Machart zu sein. Etwas nervös schien sie ihre Hände zu kneten. Was sie nervös machte, verstand ich nicht. „Es tut mir leid, aber ich habe deinen Namen vergessen. Ich weiß aber noch, wer du bist. Es waren gestern einfach zu viele neue Gesichter“, sagte ich freundlich, sie konnte schließlich nichts dazu, dass ich gezwungen war ihren Bruder zu ehelichen. Sie wirkte gerade wie eine unruhige und etwas schüchterne Person. „Ich heiße Lillie“, sagte die Rothaarige und strich sich eine ihrer gelockten Strähnen aus dem Gesicht. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und war froh, dass Lillie das Wort ergriff. „Weißt du, auch wenn das für dich sicher eine Umstellung sein wird, bin ich echt froh, dass endlich noch eine junge Frau zu unserer Familie gehört! Ich meine, ich bin ja doch etwas jünger, wie mein Bruder. Ich bin 15“, sagte sie und strahlte mich fast schon an. Ich wusste nicht warum, aber diese offenen und so fröhlichen Worte der jungen Frau überraschten mich. Dass, sich jemand so offensichtlich darüber freute verwirrte mich. Ein etwas unsicheres, aber ehrliches Lächeln schlich auf meine Lippen. Ich wollte sie schließlich nicht vergraulen. „Das ist wirklich nett von dir“, sagte ich und war mir unschlüssig, wie meine Stimme klang. Doch es schien sie nicht zu stören. Immer noch lächelte sie mich freundlich an und nickte zu Freya. „Darf ich sie mal streicheln?“, fragte sie höflich und als ich nur nickte ging sie auf die goldbraune Stute zu. Vorsichtig und zärtlich strich sie über das glatte, weiche Fell meines Tieres. „Ich mag Pferde“, sprach die junge Frau vor mir und blickte weiter die goldfarbene Stute an. Diese schien es nicht zu interessieren, dass jemand sie gerade berührte. Ich grinste leicht, denn waren doch die Pferde das Aushängeschild meines Landes und natürlich war ich stolz darauf. „Ich mochte Pferde auch schon immer. Mir blieb ja auch keine Wahl“, sprach ich ruhig und freundlich zu der jungen Frau. Sie grinste mich an und nickte nur, während weiterhin die Stute betrachtete. „Sollen wir vielleicht etwas spazieren gehen?“, fragte mich Lillie und sah mich aus ihren braunen Augen freundlich an. Ich nickte leicht und gemeinsam mit dem Pferd am Strick gingen wir etwas den Weg hinunter, in Richtung des Waldes. Ich war froh, dass Lillie das Wort ergriff. Sie erzählte mir, dass sie tatsächlich eine Schule besuchte und wäre es nach ihr gegangen, hätte sie noch weiter lernen wollen. Doch es war den Mädchen verboten, weiter zu lernen und als ich fragte, was sie denn dann machen möchte antwortete sie mit trauriger Stimme: „Ich werde meiner Mutter wohl im Haushalt helfen, bis ich einen eigenen haben werde… Das ist doch einfach so…“ Es tat mir leid, wie sie es sagte. Sie schien auch etwas anderes zu wollen. Ob ihre Familie dies wusste? Ich war dankbar, dass es hier in meiner Heimat offener war. Zwar war es immer noch nicht so üblich, dass Frauen an Universitäten gingen, doch so selten wie früher war es nicht mehr. Frauen waren nicht nur für den Haushalt zuständig. Eine Veränderung war zu spüren, wenn auch nur langsam, aber sie war da. „Es tut mir leid“, sagte ich zu ihr und die Ehrlichkeit schwang in meiner Stimme mit. Sie zuckte mit den Schultern und blickte mir offen in die Augen. „Mein Bruder hat mir versprochen, dass er meine Eltern fragt, ob sie mich in eine Stadt zum Lernen schicken… Weißt du…“, sagte sie und etwas in ihrer Stimme wandelte sich, „Ragnar ist ein guter Mann. Er ist sehr angesehen in unserem Land. Ein guter Krieger… Ich weiß, dass er manchmal stur ist, aber er hat auch gute Seiten. Ich würde mich freuen, wenn du es ehrlich versuchen würdest…“ Fast schon automatisch nickte ich und als ich sagte, dass ich dies tun würde, sah mich Lillie mit einem Blick an, den ich nicht zu deuten vermochte. Doch die Erklärung folgte auf dem Fuße. „Ich wollte heute zu den Pferden… Und habe dich mit dem schwarzhaarigen Mann gesehen…“, sagte sie leise und unruhig begann mein Herz zu schlagen. Panik und Adrenalin durchflutete meine Venen! Schwer schluckte ich den Klos in meinen Hals hinunter. Ich brauchte nichts zu sagen, mein Blick reichte aus, um Lillies Lippen zum Sprechen zu bewegen. „Ich weiß, dass du ein Leben vor meinem Bruder hattest und es ist sicher nicht leicht, jemanden zu heiraten, den man einfach nicht kennt, geschweige denn liebt. Dass tut mir leid, für euch Beide. Ich werde das Ragnar nicht sagen… Keine Sorge. Aber vielleicht solltest du wissen, wie wichtig Ulveig dieses Bündnis nimmt. Ulveig ist der Clanführer“, erklärte sie schnell, wusste sie doch nicht, dass ich dies bereits von Ragnar erfahren hatte, „jedenfalls würde er dieses Bündnis für nichtig erklären, wenn er das mitbekommen hätte. Er will euer Geld und eure Tiere und durch das Bündnis kommt er ohne Gewalt an sein Ziel. Ich weiß nicht, was er tun würde, wenn er herausbekommt, dass du es gebrochen hast.“ Ich konnte nur nicken und war regelrecht sprachlos. Ich merkte, wie meine Hände begangen zu zittern. Was, wenn sie es doch verriet. Was hatte ich damit dann angerichtet? Wie dumm war ich eigentlich, dass ich einfach so, meinem inneren Drang nachgegeben hatte? Mir war doch bewusst, wieso ich mich auf all dies eingelassen hatte! Wieso mein Kopf heute Morgen nicht mitspielen wollte, war mir schleierhaft Als ich plötzlich ihre warme Hand an meiner Schulter fühlte trafen unsere Blicke aufeinander. „Thalia, ich werde es meinem Bruder nicht sagen… Das bringt doch nur unnötigen Stress, aber ich würde es toll finden, wenn du es wirklich ehrlich versuchen würdest… So wie du es ihm gestern bei der Hochzeit versprochen hast. Man soll doch die Versprechen, die man gegeben hat, einhalten.“ Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Sie hatte nicht Unrecht, ich hatte es ihm versprochen. Allerdings war dies in dem Augenblick mein geringstes Problem. Sie hatte es gesehen! Was, wenn sie es Ragnar doch verriet? Was, wenn sie nun versuchte mich damit zu erpressen? Wie konnte ich dieser Fremden vertrauen? So sympathisch sie auch wirkte, konnte man den Menschen doch nur vor den Kopf schauen! Doch mir blieb einfach keine andere Wahl. Ich wusste nicht, wie nah sich Bruder und Schwester standen. Vielleicht hatten sie auch kein gutes Verhältnis zueinander. Sicher konnte ich mir da nicht sein. Doch eine Wahl blieb mir nicht. Ich strich mir betrübt die Haare aus dem Gesicht. Leise, aber ehrlich sagte ich: „Ich liebe diesen anderen Mann einfach. Es ist einfach so ungerecht, wie es gelaufen ist… Ich habe heute einfach… naja… es war dumm… Ich versuche mein bestes… Das verspreche ich dir, Lillie. Aber es ist einfach nicht so, als seien alle Gefühle füreinander einfach mit der Hochzeit verschwunden.“ Sie nickte leicht und erneut blickte sie mich freundlich an. „Wirklich Thalia… Ich habe keine Ahnung, wie das so für dich ist… Einfach so jemanden zu heiraten, aber glaub mir: Mein Bruder ist kein schlechter Mensch.“ Ich wollte ihr glauben und so nickte ich leicht. „Ich werde ihn ja kennen lernen“, sagte ich leise und unsicher. Vermutlich hätte ich das Selbe über meinem Bruder auch gesagt, wenn er eine Frau hätte heiraten müssen. Wir gingen weiter und immer noch fraß Freya das Gras am Wegesrand und ließ uns nur langsam vorankommen. Gemeinsam mit meiner Stute und Lillie gingen wir durch die Zeltreihen. Ich war mir unschlüssig, hatte ich das Gefühl, dass viele mich fast schon misstrauisch beäugten. Litt ich jetzt etwa unter Verfolgungswahn? Hatten noch mehr Menschen, diesen Fehltritt bemerkt? Erst Lillies Stimme brachte mich zurück in die Realität und ließ das starren der Anderen in einem vollkommen anderem Licht erscheinen. „Schau mal, wie sie dein Pferd anstarren. So eine Fellfärbung habe ich aber auch noch nie gesehen.“ Überrascht sah ich zu meiner Stute. Ja, ihre Farben waren wahrlich selten, auch bei uns. Ich mochte diese Färbung sehr. Ich nickte der jungen Frau zu und ein leichtes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. „Ja. Sie ist ein Falbe. Die Farbe ist schon echt schön und auch hier sehr ungewöhnlich“, erklärte ich Lillie. Offen und neugierig schien sie meinen Worten zu lauschen. Ich hoffte in diesem Augenblick, dass sie es ehrlich meinte. Sie war mir wahrlich sympathisch. Wir redeten über die Tiere und ich erfuhr, dass sie irgendwann selber eins besitzen wollte und nun, da Ragnar ein neues Tier bekommen hatte, sein altes Pferd reiten durfte. Wir bogen auf dem Weg ab, als Lillie mich am Arm festhielt und fröhlich sagte: „Schau mal, da ist mein Bruder mit Sven und seinem neuem Pferd!“ Überrascht sah ich in die Richtung, in welche Lillie gedeutet hatte und tatsächlich stand dort mein Mann. An seiner Seite der rothaarige, welchen ich als Sven erkannte. Lillie rief nach ihrem Bruder und winkte ihm fröhlich zu. Ragnar blickte von seiner Schwester hinüber zu mir und gemeinsam mit dem Rappen am Zügel ging er auf seine Schwester und mir zu. Er nickte uns beiden zu und sein Blick glitt zu meiner Stute. „Ich hoffe, du konntest alles einpacken“, sprach er mich an und immer noch tat ich mich schwer, diesen Mann vor mir zu deuten. Ich nickte und erwiderte: „Ja, ich konnte alles in Ruhe packen. Danke, dass du mir hast Essen bringen lassen.“ Er nickte leicht und sah zu seiner Schwester. Auch, wenn Ragnar ein Hüne war, sah man deutlich die Verwandtschaft zwischen den beiden Geschwistern. Die Haarfarbe glich sich wie ein Ei dem anderen. Sie hatten ähnliche Gesichtszüge und die gleiche Nase, nur wirkte Lillie viel zierlicher, als ihr großer Bruder. „Was habt ihr gemacht?“, fragte Ragnar und ich erkannte, die Andeutung eines leichten Lächelns um seinen Mund. Immer noch fand ich den langen Bart unheimlich hässlich, doch dieses Thema würde vermutlich in der Zukunft besprochen werden. Sofort plapperte Lillie los und im ersten Augenblick bekam ich Sorge, dass sie mich einfach so vor ihrem Bruder verraten würde. „Wir waren spazieren und haben uns unterhalten. Nichts Wichtiges! Frauenthemen“, sagte sie und stieß ihm mit ihren Ellbogen in die Seite. Ich beobachtete, wie er anfing zu grinsen und sich die Stelle rieb, wo seine Schwester ihn gestoßen hatte. „Dann will ich darüber auch nichts hören“, grinste er kurz und zwinkerte ihr fast schon frech zu. So hatte ich diesen Mann vor mir nicht kenngelernt. Ich selbst kannte ihn nur still und zurückhaltend, nicht frech und zu Scherzen aufgelegt. Er wirkte ausgelassen und gar nicht so verschlossen. Ein Ruck an meiner Hand erinnerte mich daran, dass Freya hinter mir graste und mit leichtem Druck am Führstrick lockte ich das Tier wieder zu mir. Ich bestimmte schließlich wo wir uns aufhielten und nicht das Tier. „Ist auch besser so, mein Freund“, sprach Sven und lachte als er weiter sprach: „Wenn meine Frau anfängt zu erzählen, was es so neues im Umkreis gibt und wer, was wie gemeint hat… da komm ich irgendwann nicht mehr mit. Das sind viel zu viele Informationen. Und zu oft, kommen sie so schnell hintereinander.“ Meine Mundwinkel zuckten, als ich seine Worte vernahm. „Ist deine Frau eigentlich hier?“, fragte ich Sven, welcher sofort verneinend den Kopf schüttelte. Freundlich blickte er mir in die Augen und erklärte gleich: „Unsere Kinder sind viel zu jung, für eine so lange Reise. Du wirst die kennen lernen, wenn wir Zuhause sind. Bis dahin musst du mit mir vorlieb nehmen.“ Er lachte leise und freundlich und auch ich schmunzelte, als ich seine Worte vernahm. „Wie alt sind deine Kinder?“, wollte ich höflich wissen und sofort erfuhr ich, dass sie zwischen sechs Jahren und neun Monate alt waren. „Wollt ihr eigentlich mal Zeit zu zweit haben?“, fragte Lillie und plötzlich war mir unbehaglich zu mute. Doch ich hatte ihr versprochen mir Mühe zu geben! Wenn sie mich schon nicht verriet, wollte ich wenigstens mein Versprechen halten. Ich nickte leicht und fast schon schüchtern lächelte ich zu Ragnar hinauf. Auch er nickte und er führte den schwarzen Hengst neben sich her. Tatsächlich ließen uns Sven und Lillie alleine und ich sah, wie Sven die junge Frau wegführte, hinab in das Lager der Nordländer. Wir gingen Spazieren und ich zeigte ihm die Lande außerhalb der Stadt. Ich sprach von den Schätzen hinter den Mauern in denen ich aufwuchs. Nicht alles bezog sich auf die Pferde. Es gab auch viele Schriften und Bücher in der Bibliothek. Die Lager für den Winter und auch Banken. Ich selbst las nicht allzu viel, doch natürlich hatte sich auch das ein oder andere Buch in meinen Besitzt geschlichen. Ich merkte, dass Ragnar mir zuhörte und wage nickte er. Er sprach nicht viel, eigentlich gar nicht. Er selbst hatte nie viele Bücher gelesen, meinte er. Er wirkte auch nicht wie in besonders belesener Mann. Trotzdem war er nicht dumm, etwas dass ich bisher befürchtet hatte. Ragnar erklärte mir, dass man bei ihnen viel mehr durch Praxis lernte. Sein Bruder und er seien viel mit seinem Vater und Großvater durch die Lande gezogen. Es war später geworden als ich dachte, als wir zum Haus meines Vaters gingen und die Diener uns entgegen kamen. Da es schon unüblich war, dass ich nach der Hochzeit in das Haus meines Vaters zurückkehrte, verwunderte es mich nicht, dass ich heute niemandem aus meiner Familie begegnet war. Weder meine Schwester, noch meinen Bruder hatte ich gesehen. Vermutlich würde ich ihnen morgen beim Essen das erste Mal, seit der Hochzeit, wieder unter die Augen treten. Ich kannte diese Sitte und so verletzte es mich nicht und trotzdem keimte Wehmut in mir auf, als ich mein Zimmer betrat und die Dienerin gleich meinte, sie wolle uns Essen bringen. Ich fühlte mich erschöpft. Die kurze Nacht zollte ihren Tribut. Ich brauchte ein Bad, ich wollte und musste mich waschen. Ich bat Tialda Badewasser vorzubereiten. Die Kisten die ich am Morgen gepackt hatte waren bereits aus meinem Zimmer verschwunden und es war ein komisches, fast schon befremdliches Gefühl. Schweigend nahmen wir unser Essen zu uns und die Karaffe Wein leerte mein Mann fast ohne mich. Wie viel dieser Mann in sich hineinkippen konnte war erstaunlich! Ich wusste es nicht, doch ich hatte das Gefühl, als würde er mich beobachten. Doch jedes Mal, wenn ich zu Ragnar blickte sah er auf seinen Teller. „Deine Schwester ist ziemlich nett“, sagte ich endlich in die so unerträgliche Stille hinein. Zu mir aufblickend nickte er kurz und spülte das Stück Huhn, welches er gerade aß, mit einem kräftigen Schluck Wein hinunter. „Ja“, raunte er und stieß kurz auf, was mich fast schon erschrocken dreinschauen ließ, eher er weitersprach, „sie ist echt lieb. Leider noch etwas naiv. Sie ist eben noch jung.“ Ich nickte und während ich auf dem Hähnchen herum kaute, dachte ich an meine Schwester. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und als mich mein Mann fragend ansah, erklärte ich: „Meine Schwester ist etwas jünger, als deine und sie ist auch noch sehr naiv. Das liegt am Alter. Sie hatte es bei uns auch nicht immer so einfach…“ Erneut genehmigte sich mein Angetrauter einen kräftigen Schluck und blickte mich fast schon fragend an. Ich sah einem Tropfen des Weines nach, wie er in dem dichten Gestrüpp des Bartes zu verschwinden schien. Wie bekam ich ihn nur dazu, dieses Ungetüm wegzumachen! Ich schüttelte innerlich den Kopf und erklärte, auf seine nonverbale Frage: „Mein Bruder und ich stehen uns einfach sehr nahe. Wir haben ihr früher immer Missgeschicke in die Schuhe geschoben und na ja, wir waren auch sonst nicht immer die besten, großen Geschwister…“ Ich erinnerte mich, wie Tal und ich unsere kleine Schwester über Nacht auf den Dachboden geschickt haben. Wir sagten ihr damals, jedes Familienmitglied hätte eine Nacht dort oben zugebracht. In der Nacht sind wir hoch geschlichen und ins in unsere Bettlaken gehüllt. Ich erinnerte mich, wie Tal und ich zwei Tage nicht sitzen konnten und meine Schwester für einige Zeit wieder im Schlafzimmer meine Eltern schlafen wollte. Jetzt, nach all der Zeit schaffte sie es auch, darüber zu lachen. „Ich war immer ein netter, großer Bruder“, raunte Ragnar und spießte eine Tomate mit seiner Gabel auf, „mein Bruder und ich waren ganz vernarrt in sie. Was wohl auch nicht gut war. Einmal hatten wir nicht achtgegeben und Lillie ist ins Wasser gefallen. Da war sie vier oder fünf… wir haben es noch rechtzeitig bemerkt. Das gab aber Ärger.“ Ich schmunzelte ein wenig, als ich ihm lauschte und nickte leicht. Ich konnte mir diesen riesigen, kräftigen Mann einfach nicht als Jüngling vorstellen. Ich nahm ein Stück Apfel zur Hand und biss eine Ecke ab, während ich ihm lauschte. Es war das erste Gespräch in dem er etwas über sich preisgab. Wir erzählten uns einige Kindergeschichten. So hatte er versehentlich das gesamte Mehl im Haus verstreut und die Hauskatze hatte eine neue Fellfarbe bekommen. Je mehr ich Ragnar lauschte desto mehr konnte ich Lillies Aussagen Glauben schenken. Er schien wirklich ein guter Bruder zu sein. Als das Essen abgeräumt wurde, teilte mir Tialda mit, dass das Badewasser eingelassen worden sei. Ich nickte ihr dankbar zu und betrat den Waschraum. Die Holzwanne stand in der Mitte des Raumes und der Wasserdampf stieg empor. Ich betrat das warme, dampfende Wasser und erleichtert stieß ich die Luft aus meinen Lungen. Die Wärme des Wassers entspannte meine Muskeln und schien bis in mein Inneres vorzudringen. Einige der teuren Badeöle hatte ich bereits in einer Kiste verstaut. Immer wieder hatte mir meine Mutter welche geschenkt. Eine Frau von Rang und Namen sollte hin oder wieder nach etwas besonderem duften. Einige dieser Öle mochte ich, einige fand ich nicht sonderlich schön. Heute, wollte ich keines ins Wasser machen, ich wollte es einzig warm haben. Einen großen, gelben Korallenschwamm zur Hand nehmen begann ich mich zu reinigen. Entspannt, lehnte ich den Kopf nach hinten. Ich genoss die Ruhe und ließ die letzten Tage an mir vorbeiziehen. Ich dachte an Tialda und ihre Freude und ihren Dank, dass endlich der Krieg mit all seinen Schrecken und Ängsten aus diesem Land verschwunden war. Ich dachte an meine Eltern, die so stolz auf mich waren und dann dachte ich wieder an Leif. Ich spürte die Tränen erneut und ich wollte sie nicht fließen lassen, also tauchte ich hinein in das warme Wasser. Schloss die Welt aus. Wie lange konnte ich eigentlich unter Wasser bleiben? Ich versuchte die Sekunden zu zählen. Warum ich dies tat, wusste ich selber nicht. Vermutlich wollte ich einfach die Welt vergessen. Das es kindisch war, war mir in diesem Augenblick vollkommen gleichgültig. Als ich es nicht mehr aushielt brach mein Kopf durch das Wasser und tief sog ich die Luft in meine Lunge ein! Ich strich mir das Wasser aus dem Gesicht und als ich die Augen öffnete bemerkte ich, dass Ragnar im Badezimmer stand. Erschrocken schrie ich kurz auf und bedeckte meine Blöße mit den Händen. Dass, ich durch den Wassertrog nicht gänzlich zu sehen war vergaß ich in diesem Augenblick! „Was machst du hier?!“, wollte ich aufgebracht von ihm wissen und erschrocken blickte ich ihm aus meinen blauen Augen heraus an. Ich bemerkte, wie er an den Bändern seines roten Oberteiles zog und als er es sich abstreifte erklärte er mir einer unglaublichen Ruhe: „Warum schreist du denn so? Ich dachte, ich könnte auch ein Bad vertragen. Wir hatten uns gerade noch unterhalten und außerdem ist das Wasser jetzt noch schön warm.“ Mir fiel alles aus dem Gesicht, als ich seine Aussage vernahm und ich war froh, dass er gerade sein Hemd weglegte. Vermutlich hatte er meinen entsetzten Gesichtsausdruck gar nicht registriert. „Ich wollte allein sein“, sagte ich und ich merkte, dass meine Stimme eigentlich keine Wiederworte zuließ. Sich zu mir drehend bemerkte ich, wie Ragnars Hände am Bund seiner Hose waren. Ich blickte hinein in das kräftige und ausdrucksstarke Gesichte. Ich spürte, wie ich rot wurde. Dass konnte er doch nicht einfach machen, nicht wenn er wusste, dass ich es nicht wollte! Der Hüne betrachtete mich und ein schräges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Warum er grinste konnte ich nicht verstehen! Da war nichts zum Lachen! Ohne ein weiteres Wort streifte er sich die schwarze Hose vom Leib und fast schon erschrocken sah ich den nackten Mann an! Kurz starrte ich ihn mit offenem Mund an und erst nach einigen Momenten schaffte ich es, den Blick von ihm abzuwenden. „Du willst allein sein. Ich habe dich in Ruhe gelassen, als du mich heute Morgen darum gebeten hast. Nun möchte ich bei meiner Frau sein und das warme Wasser genießen. Spricht da etwas gegen?“, fragte er fast schon gelassen. Es schien ihm egal zu sein, dass er nackt war. Ohne sich zu bedecken ging er auf mich zu. Mein Blick glitt zu den tätowierten Schultern, seine kräftige Brust über seinen Bauch und nur kurz glitt mein Blick tiefer. Ich wollte ihn nicht so nah in meiner Nähe haben, das musste er doch einfach verstehen! Er ging auf den Trog zu und ich war sprachlos über seine Aussage! Wie konnte er nur so dreist sein! Das wir tatsächlich gerade in meinem Schlafzimmer vernünftig miteinander gesprochen hatten, war mir vollkommen gleichgültig. Immer noch verschränkte ich die Arme vor der Brust und blickte fast schon etwas ängstlich hinauf in sein Gesicht. „Ich werde dir nichts antun“, raunte er und ich glaubte, etwas wie Ungeduld in seiner Stimme zu vernehmen. Ich wusste nicht, wie ich ihn davon abhalten sollte. Er hatte mich vollkommen überrumpelt mit seiner Art. Er schien keine Wiederworte zuzulassen. Ich rückte nach vorne, doch noch immer hielt ich meine Hände schützend vor meiner Brust. Wasser schwappte über das Becken und landete auf den Fußboden, als sich der riesige Mann hinter mich gleiten ließ. Ich spürte, wie mir trotz der Wärme kalt wurde und ein kalter Schauer jagte mir über meinen Rücken. Die großen und kräftigen Hände meines Ehemannes legten sich um meine Mitte und zogen mich nahe an ihn heran. Näher, als ich es eigentlich wollte. Würde er heute Nacht wieder bei mir liegen wollen? Ich hatte darauf keine Lust. Doch ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich heute bereits jemanden beigewohnt hatte. So konnte ich nur hoffen, dass Ragnar nicht ein Mann war, welcher nur an das Eine dachte. „Entspann dich“, raunte Ragnar und drückte meinen Rücken an seine Brust. Erneut schwappte Wasser über den Beckenrand. Ich spürte sein Glied an meinem Rücken, doch war ich dankbar, dass er gerade wohl nicht im Sinn hatte mich zu nehmen. Ich blickte auf seine Hände hinunter, welche kreisende, sanfte Bewegungen ausführten. Ich verzog das Gesicht und war froh, dass er es nicht sehen konnte. Immer noch lagen meine Hände auf meiner Brust und nach einigen Augenblickten meinte Ragnar: „Du kannst die Hände da ruhig wegnehmen. Das habe ich gestern schon gesehen…“ Bestimmend, aber auch vorsichtig griff er nach meinen Händen und zog sie weg von dort. Er strich mit seiner Hand über meinen Arm hinauf zu meinen Schultern. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich schluckte meinen Stolz hinunter. „Morgen brechen viele meines Volkes auf“, sagte er und streichelte mir weiterhin meine Arme hinunter und strich wieder vorsichtig über meinen Bauch. Ich nickte leicht und sah zu den Armen, welche entspannt meinen Körper festhielten. Die schwarzen Muster, welche bis zu seinem Unterarmen reichte, verfolgte ich mit den Augen. „Wir werden gut vier Wochen unterwegs sein“, hörte ich Ragnar sprechen und erneut nickte ich leicht. Als ich auf der Jagd war, hatte ich bereits einige Tage und Nächte unter freiem Himmel verbracht, doch niemals eine solche Zeit. „Schlafen wir immer in Zelten, oder kehren wir auch in Gasthäuser ein?“, fragte ich nach einer Weile und langsam lösten sich meine Hände aus ihrer Starre. Ich war erstaunt, dass Ragnar nicht versuchte, sich mir aufzudrängen und ich glaubte nicht, dass er es heute versuchen würde. Ich beobachtete, wie Ragnars Hände sich hoben und er etwas Wasser auf meiner Schulter träufeln ließ. „Wir kommen an einigen vorbei, aber du wirst auch in einem Zelt schlafen müssen, oder hast du damit Probleme?“, fragte er und ich spürte wie er mit seinen großen Händen über meine Schultern strich. Ich schüttelte den Kopf und zuckte zusammen, als er plötzlich ein Bein anwinkelte. Vermutlich wollte er nur bequemer sitzen, doch erschreckte es mich, im ersten Moment. Ich schüttelte leicht den Kopf. Nein, damit hatte ich eigentlich kein Problem. Erneut rückte er mich näher an sich heran und mit seiner linken Hand strich er mir die Haare über meine Schulter und ließ sie über meine Brust fallen. Ich sah, wie er sich eine der goldenen Strähnen nahm und sie zwischen seinen großen Fingern. „Weißt du, dass viele begeistert sind, von deinem goldenen Haar?“, raunte er und strich mit einer Hand durch die nassen Haare. Ich spürte seinen Atmen an meinem Ohr und den Bart an meinem Nacken deutlich. Ich schluckte leicht, als ich seine Hand spürte, wie sie erneut durch meine Haare fuhren und dann wie beiläufig über meinen nackten Busen glitten. Die Härchen auf meinem Arm stellten sich auf und als ich mich leicht räusperte fragte ich mit belegter Stimme: „Gibt es bei euch keine blonden Frauen?“ Ich hörte ihn leise lachen und spürte, wie er sich zurücklehnte. Er drückte meinen Rücken auf seine Brust und als ich hinaufblickte zu seinem Gesicht, bemerkte ich, dass sein Blick auf meinem Körper gerichtet war. Doch gerade, als ich mich beschweren wollte sah er mit seinen grünen Augen in die Meinen und schüttelte den Kopf als er erklärte: „Natürlich gibt es bei uns auch blonde Frauen… Aber anders blond… nicht so golden wie deine.“ Ich wusste, dass es ein Kompliment war und leise sagte ich: „Danke.“ Erneut ließ Ragnar Wasser über meine Schulter laufen und ich war überrascht, als er erneut das Gespräch suchte. „Meine Mutter möchte dich morgen kennen lernen“, meinte er und ich glaubte etwas wie Unzufriedenheit in seiner Stimme zu vernehmen, „nimm nicht alles, was sie sagt für wichtig. Sie kann sehr anstrengend werden und na ja…“ Ich konnte nicht anders, als leise über diese Worte zu lachen. Dass er sich wahrlich Sorgte, dass ich mir Sorgen wegen seiner Mutter machen würde, war fast schon surreal. Wenn man bedachte, dass ich immer noch Angst hatte, er würde sich als ein brutaler Ehemann entpuppen. Ich hatte Lillie versprochen, dass ich mir Mühe geben würde und hoffte, dass ich dieses Versprechen würde halten können. „Ich versuche es“, meinte ich nach einem Moment. Wieder legte sich das Schweigen über uns und immer wieder strich er mit seinen Fingern über meinen Nacken. Ich spürte, wie sich nach und nach die Anspannung in meinem Inneren löste. Fast schon war ich erschrocken, dass Ragnar begann zu sprechen: „In meinem Dorf, bin ich dafür zuständig, dass die neuen Anwärter ausgebildet werden. Einige umliegende Dörfer und Städte schicken ihre Krieger zu uns und bezahlen uns dafür. Ulveig erhofft sich durch den Pakt, dass wir lernen vom Pferd aus zu kämpfen.“ Ich nickte leicht und ließ meine Hände immer wieder vorsichtig über die Wasseroberfläche fahren. Ich war gespannt, was er berichten wollte und ließ ihn einfach sprechen. „Das Dorf in dem wir leben ist das Größte. Wir leben lieber etwas verteilter und nicht in so großen Städten wie ihr. Unsere Wälder sind rau, wild und oft gefährlich. Wölfe und Bären sind keine Seltenheit. Ich habe gehört, dass eure Grenzen stark kontrolliert werden von Jägern, damit keine gefährlichen Tiere ins Landesinnere vordringen. Das gibt es bei uns nicht.“ Ich nickte und sagte, dass er damit vollkommen Recht habe. Ja, unsere Grenzen wurden stark bejagt um die Bewohner und das Vieh vor diesen Tieren zu schützen. Immer wieder streichelte Ragnar meinen Bauch und irgendwie, stellte ich fest, dass er eine sehr angenehme Stimme hatte. Ruhig und tief. Irgendwie, konnte ich mir vorstellen, dass man ihm sicher gerne lauschte, wenn er Geschichten erzählte. „Hohe Nadelbäume, lassen nur wenig Licht durch und die Winter können ziemlich hart sein“, meinte er und strich durch meine Haare. Ja, das wusste ich bereits. Erneut nickte ich nur und blickte über meine Schulter in sein Gesicht. „Hier sind die Winter nicht so hart, wie bei euch, glaube ich“, sagte ich und spürte, wie ich mich langsam immer mehr entspannte. Unsere Blicke trafen sich, als ich hinaufblicke und erneut spürte ich seine Hand an meinen Haaren. „Aber es gibt auch schöne Orte dort. Ein großer, klarer Bergsee, aber eiskalt. Nur die Mutigsten trauen sich hinein. Eine Grotte in den Bergen. Dort Glänzen die Wände und durch die Decke kommt etwas Licht. Und im Winter, wenn viel Schnee liegt, kann es auch sehr schön sein…Und das Gebirge mit seiner Größe und den hohen Bergen ist ein wahres Monster, was Mutter Natur geschaffen hat. Auf einigen Gipfeln liegt immer Schnee.“ Ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen. Es war schön zu wissen, dass er mir die Sorge nehmen wollte, in die Fremde zu ziehen und so lauschte ich stumm den Worten und versuchte mir die Orte, die er beschrieb, vorzustellen. Ich erinnerte mich an Lillies Versprechen und schwor mir selbst, dieses Bündnis nicht in Gefahr zu bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)