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Ein unfaireres Spiel mit dem Schicksal

von

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Ein getrübtes Fest

Wie ein Echo hallten seine Worte in meinem Kopf wieder. Mutter seiner Kinder? Ich? Nein! Soweit wollte ich gar nicht denken! Ging es ihm noch ganz gut?! Wir kannten uns noch nicht einmal eine Stunde und er meinte so etwas sagen zu müssen? Er war so feinfühlig wie ein Stein! Als er in mein Gesicht blickte runzelte er plötzlich die Stirn. Konnte er meinen Gesichtsausdruck etwa richtig deuten? Das wäre jedenfalls sehr überraschend. Oder hatte ich ihm mit mein Ausdruck verletzt? Allerdings konnte ich mir dies bei diesem Mann nicht wirklich vorstellen, dafür wirkte er zu gefasst. Als Ragnar sprach, wusste ich nicht, ob er es besser, oder schlechter machte mit seinen Worten. „Es wäre natürlich schön, wenn du lernen könntest, mich zu lieben… Aber ansonsten machen wir das Beste daraus…“ Wie ich diese Worte deuten sollte, war mir schleierhaft. Sollte dies etwa ein Friedensangebot sein? Dann war er diplomatisch etwa so gut, wie ein schleimige Kröte!

Ich bemerkte, dass ich das Atmen vergessen hatte und schnell zog ich den Sauerstoff in meine Lungen. „Wieso kommst du auf Kinder“, wollte ich mit leiser und heiserer Stimme von dem fremden Mann vor mir wissen. So weit hatte ich noch gar nicht gedacht. Zu sehr war meine Angst auf das jetzt Kommende, die Hochzeitsnacht, gerichtet. An mein Leben danach hatte ich kaum einen Gedanken verschwendet! Die breiten und massigen Schultern Ragnars hoben sich und fast schon beiläufig meinte er: „Gehört doch dazu. Ich wollte immer eine Familie. Ich mag Kinder und du glaubst doch nicht, dass wir keusch leben werden? Ich bin doch kein Priester.“

Erneut stockte mir der Atem und mein Herz zog sich bei den Gedanken zusammen. Ich wusste, dass er jedwedes Recht dazu, hatte heute Nacht bei mir zu liegen. Und nachdem, was er gerade gesagt hatte, wusste ich auch, dass er sich dieses Recht nehmen würde. Ich wusste einfach nicht, was ich darauf erwidern oder wie ich reagieren sollte. Unsicher nickte ich und griff lieber nach dem Becher welcher vor mir stand. Ein herbes Bier, nicht sonderlich lecker, aber es erfrischte meine trockene Kehle. Ich beobachtete die anderen Gäste. Alle hatten Spaß.

Mein Vater erhob sich und nach einigen Augenblicken wurde es still. Ich sah, dass neben meinem Vater der beleibte Clanführer Ragnars saß und es dauerte einige Augenblicke, bis mein Vater die Aufmerksamkeit aller für sich hatte. Die Lieder verstummten.

Ich sah hinüber und unsere Blicke trafen sich. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck, auch wenn ich etwas entfernt saß. Er sorgte sich und als sich erneut unsere Blicke trafen zwang ich mich zu einem leichten und aufbauenden Lächeln. Es ist schon komisch, dass man den Menschen Mut machen muss, wenn man sich selbst alles andere als stark oder gar tapfer empfindet. Doch es war so, wenn alle glaubten ich würde heute zugrunde gehen und mich verlieren hatten sich alle getäuscht! Ich strafte meine Schultern und setzte mich aufrecht hin und sah aufmerksam zu meinem Vater hinüber.

Er räusperte sich noch ein letztes Mal und ließ seinen Blick über all die Menschen gleiten, welche heute hier versammelt waren. „Heute ist ein großer Tag“, begann er mit seiner lauten und für mich so vertrauten Stimme zu sprechen, „Heute ist ein Tag, den viele von euch sehr herbeigesehnt hatten. Ich möchte euch in eurer Freude und Feier auch nicht lange stören, zu sehr brauchen wir endlich wieder etwas Spaß und Musik in unserem Leben. Ich wünsche mir, dass dieser Friede anhalten wird und das das Bündnis, welches geschlossen wurde helfen kann diesen Frieden aufrecht zu erhalten. Ich hoffe, wir finden einen Weg dauerhaft von dieser Verbindung profitieren zu können. Und als Willkommensgeschenk an mein neues Familienmitglied möchte ich diesem etwas überreichen, was er hoffentlich so gut behandeln wird, wie meine Tochter.“

Und mit diesen Worten wurde ein großer, kräftiger schwarzer Hengst herangeführt. Neben mir hörte ich Ragnar überrascht und erfreut zugleich aufstöhnen. Pferde waren in allen Teilen dieser Welt ein teures und wertvolles Geschenk. Ich spürte, wie er sich erhob und ohne etwas zu sagen, ging er auf den Stalljungen zu, welcher so klein neben diesem Riesen aussah.

Dieses Tier, welches man ihm gerade überreichte war ein wahrlich fürstliches Geschenk. Ich kannte den Hengst. Er war wild und sehr kräftig. Ließ sich nur schwer zähmen und hatte einen starken Willen. Selten hatten auch wir ein so schönes Tier gezüchtet und viele wollten den fünfjährigen Hengst vor dem Krieg erwerben.

„Der ist ja schön“, hörte ich die Stimme des bärtigen Mannes. Fast schon vorsichtig streichelte er das Tier über die Stirn. Vermutlich konnte er sich denken, dass er gerade ein wertvolles Geschenk erhalten hatte. Er nickte meinem Vater zu und ich hörte wie er sagte: „Ich werde auf beide gut achtgeben.“ Tatsächlich blickte er gerade zu mir hinüber, eher seine Augen erneut auf das Tier vor sich gerichtet waren. Tatsächlich musste ich schmunzeln, als ich das sah. Männer und ihre Pferde… Es schien als sei dies in allen Ländern gleich. Mein Vater nickte nur und gab den Musikern ein Zeichen und sogleich setzte die Musik wieder ein. Immer noch streichelte er das Tier und hielt die Hand unter die Nüstern des Hengstes.

Auch ich erhob mich. Mein Versprechen, mich zu bemühen, hallte in meinem Kopf wieder. Außerdem machte ich es ihm nicht sonderlich einfach. Ich war schlecht gelaunt und jegliche Antwort meinerseits war nicht mehr wie Einsilbig ausgefallen. Er führte das Pferd gerade etwas beiseite und ich sah, wie er kurz mit seinem besten Freund sprach. Tatsächlich hatte ich gerade den Namen des anderen Rothaarigen vergessen. Ich näherte mich ihnen und hörte Ragnar sagen: „Damit hab ich nicht gerechnet… Das Pferd ist echt toll! Sieht kräftig aus, dagegen ist dein Gaul ein Maultier.“ Ich hörte ihn lachen und es tat gut dies zu hören. Bis jetzt wirkte er nur ernst und schien jegliche ungezwungene Kommunikation tunlichst zu meiden. Wie ich.

Sein Freund lachte ebenfalls und schmunzelte als er sagte: „Um das Tier werden dich viele beneiden. Ein gutes Tier, was du da hast, mein Freund.“ Ich trat näher heran und die beide Männer sahen zu mir. Ragnar blickte mich stumm an, doch sein Freund begrüßte mich fast schon überschwänglich.

„Hallo“, grinste er mich an und deutete zu dem Pferd, „ihr habt wirklich die schönsten Pferde, die ich je gesehen habe!“ Ich nickte leicht und auch mir schlich ein Lächeln über die Lippen. Schließlich war ich auch stolz auf unsere Zucht.

„Ja, da haben wir wirklich Glück… das Tier heißt Idril und ich glaube eine Feier ist kein Ort für ein Pferd. Er ist noch jung… er sollte besser in den Stall“, sagte ich und nickte dem Stalljungen, welcher sich zurückgehalten hatte, zu. Ragnar nickte leicht bei meinen Worten und ließ den Jungen das Tier wegführen, nicht ohne ein letztes Mal über den Hals des Tieres zu streicheln. „Ich bin gespannt, wie er sich reiten lässt“, hörte ich ihn ruhig sprechen und ich schmunzelte leicht. Noch bevor ich etwas erwidern konnte, kam mein Bruder zu uns gestoßen. Er war kein allzu großer Mann, doch er war sehr agil und ein sehr guter Bogenschütze, auch zu Pferd. Die dunkelblaue Tunika, welche mit einem Gürtel in Form gehalten wurde stand ihm sehr gut. Ich wusste, dass viele Mädchen aus dem Dorf ihn anhimmelten. Seine Stimme wehte zu uns hinüber: „Der ist wild und hat viele gute Reiter abgeworfen.“ Stirnrunzelnd sah Ragnar dem schwarzen Tier nach. Er blickte in die Augen meines Bruders und meinte: „Mal sehen. Ich werde ihn schon gebändigt kriegen.“ Tal nickte und musterte meinen Mann und blickte dann zu mir. Vielleicht sollte dir meine Schwester mal die Lande zeigen. Damit du einen Eindruck hast, wie es bei uns war“, schlug er freundlich klingend vor.

Er lächelte leicht, als er die beiden bärtigen Männer anblickte. Leicht nickte Ragnar und sah zu mir. Ich neigte meinen Kopf leicht und sagte: „Wenn du willst, warum nicht.“ Ich bekam keine verbale Antwort. Ragnar nickte nur und ich hörte meinen Bruder, wie er von den Seen der Umgebung sprach. Immer wieder, zwischen den sanften grünen Hügel, waren Seen eingebbettet. So schön es aussah, konnte sich der weiche Boden oftmals als tödliche Gefahr herausstellen. Ich selbst hatte mich als Kind mal verirrt und ein Bauer aus der Umgebung hatte mir das Leben gerettet. Seither verließ ich in dieser Gegend, so schön sie auch war, nur ungerne die Wege. Als ein Diener zu Tal kam verließ er uns mit den Worten: „Unser Vater möchte mich sprechen.“ Ich fand es schade, doch aufhalten konnte ich ihn nicht.

Gemeinsam gingen Ragnar und ich wieder zur Tafel und ich ließ mich nieder auf meinem Platz. Mein Ehemann sah ein paar Mal zu mir herüber und suchte scheinbar nach den richtigen Worten um ein Gespräch an zu fangen. War er vielleicht doch zu dem Entschluss gekommen, dass der eine Satz wenig Gesprächsfördernd war? Immer noch begleitete uns sein Freund. Doch er verließ uns mit den Worten, er wolle sich noch etwas zu trinken holen. Ich sah ihm nach und runzelte die Stirn als ich leise fragte: „Wie wart ihr nochmal verwandt? Ihr seht euch sehr ähnlich“ Ich spürte, wie sich der große Mann neben mich auf den Stuhl fallen ließ. „Sein Vater ist mein Onkel und der hat auch rote Haare.“ Ich nickte und sagte leise: „Er wirkt sehr nett…“ Ich sah hinauf in das Gesicht des Mannes und beobachtete, wie er nickte. „Das ist gut“, vernahm ich seine raue Stimme und erneut trank er einen großen Schluck Bier, „er wird nämlich öfter zu Besuch kommen…Seine Kinder sind öfter da.“

Wie so oft heute saßen wir nach diesem kurzen Gespräch nebeneinander und schauten uns das Fest an. Ich wusste, dass ich nachfragen könnte, doch eigentlich hatte ich keine Lust.

Wir beiden taten uns schwer miteinander zu reden und mir war bewusst, dass es nicht nur an dem Mann neben mir lag. Hoffentlich würde sich dies irgendwann ändern.
 

Es wurde Musik gespielt und viele waren am tanzen. Ausgelassen war die Stimmung und ich sah einem kleinen Mädchen zu, welches auf den Füßen ihres Vaters stand und fröhlich lachte, als dieser sich zur Musik bewegte. Ein Spanferkel wurde über dem Feuer zubereitet und ich sah die hellblonden Haare meines Bruders in der Menge. Fast schon automatisch erhob ich mich von der Tafel und ich bemerkte Ragnars überraschten Blick auf mir. Er unterhielt sich grade mit seinem besten Freund, welcher seit einigen Minuten wieder an unserer Seite saß. Ich nickte zum Essen und meinte, dass ich etwas holen wollte. Er nickte nur und kommentarlos reichte er mir seinen leeren Teller.

Verwirrt sah ich hinab auf das Geschirr und verstand erst im zweiten Augenblick was er von mir wollte. Leise vor mich hin grummelnd nahm ich ihn entgegen. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er solle selber laufen bevor er festwächst mit seinem Allerwertesten, doch so konnte ich wenigstens in Ruhe mit meinem Bruder sprechen und das war mir in diese Moment wichtiger.

Immer wieder hörte ich auf den Weg dorthin, wie viele mir Glück wünschten und wie dankbar sie waren. Ich hielt nicht an um mit ihnen zu sprechen. Ich nickte nur und versuchte zielstrebig auf meinen Bruder zuzugehen. Ich erreichte das Essen und klopfte meinem Bruder auf die Schultern. Er strich sich die hellblonden Haare aus der Stirn und auch auf seinem Gesicht zeichnete sich Freude ab.

Als er sich umdrehte erfassten mich seine blauen Augen sofort und es war eine Wohltat in diese zu blicken und endlich etwas ungestört mit ich sprechen zu können. „Tal“, sagte ich und die Erleichterung schwamm in meiner Stimme mit. „Schwester“, sagte mein Bruder und seine angenehme tiefe Stimme drang an meine Ohren. Selten war ich so froh, mit ihm sprechen zu können. „Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll Thalia… Ich würde dir gerne sagen, dass ich dir alles Glück wünsche, aber ich weiß, dass du das nicht hören willst“, sagte Tal weiter und ich nickte leicht. Er wusste einfach immer, wie es mir ging. Manchmal glaubte ich, dass er mich besser kannte, als ich mich selbst. Wir beide standen einander sehr nahe. Er war schließlich schon immer da. Ich war die ältere von uns Beiden, etwas was mir früher immer so wichtig war. Als Kinder waren wir beide sehr wild und aufgedreht gewesen. Alle Lehrer hatten es schwer mit uns und schon immer war mein Zwillingsbruder mein bester Freund gewesen.

Ich wusste, dass auch wenn ich in wenigen Tage meine Heimat verlassen musste, sich diese Verbindung zwischen uns nicht ändern würde.

Ich sah mich um und erblickte erneut gut gelaunte Gesichter und ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Es war das erste richtige Fest nach dem Krieg und viele der Alten hatten nicht geglaubt, dass es wieder so werden konnte wie es war. Doch würde es je wieder so werden, wie früher? Veränderungen kamen immer und wer wusste, was durch das neue Bündnis nun geschehen würde. Vielleicht blieben einige Nordländer hier. „Ich weiß, wofür ich es tat. Ich hoffe, dass dieses Opfer hilft, unser Leben friedlich weiterleben können“, sagte ich leise und zuckte leicht mit den Schultern. Ich wollte diese für mich falschen heroischen Sätze gar nicht wirklich gebrauchen, doch etwas anderes fiel mir nicht ein, was man hätte sagen sollen. „Ach Thalia“, seufzte mein Bruder und strich mir mit seiner Hand fast schon sanft über die Wangen. „Wenn es zu schrecklich wird, dann geh… ja? Ich werde dir immer helfen“, sagte er und blicke mich fast schon auffordernd an. Ich konnte nicht gehen. Ich wusste auch gar nicht, wie ernst sie dieses Bündnis sahen. Wenn ich ging und damit Ragnar und seine gesamte Sippe beleidigen würde, konnte ich nicht abschätzen, wie sie darauf reagieren würden.

„Vielleicht ist er ja auch wirklich nett. Das Gespräch gerade und wie er sich über das Tier gefreut hat“, versuchte Tal mit abzulenken. Leicht grinste ich. Er zwinkerte mir fast schon aufbauend zu und meinte: „Vielleicht wirft Irdil ihn auch ab und all deine Probleme regeln sich so.“ Er scherzte, dass wusste ich und auch ich schmunzelte leicht. Wie schaffte mein Bruder dies nur immer?

Gerade als ich etwas sagen wollte packte eine warme, kräftige Hand an der Meinen und fast schon erschrocken blickte ich mich um und erstarrte, als ich in die geliebten hellbraunen Augen Leifs blickte. Er war größer wie ich, doch bei weitem nicht so groß wie mein Mann! Er hatte eine leichte Hackennase, doch ansonsten ebenmäßige Gesichtszüge. Er war nicht muskulös, eher schlaksig und seine schwarzen Haare waren nach hinten gestrichen. Anders, als die Männer aus dem Norden, trug er keinen Bart und ich stellte fest, dass mir dies wesentlich besser gefiel!

Ich spürte, wie mein Puls begann schneller zu schlagen. Immer, wenn ich in diese braunen Augen blickte, vergaß ich die Welt um mich herum! Es war als sei ich betrunken, nur das dieses Gefühl einem am nächsten Morgen keine Kopfschmerzen verursachte. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Leif“, hauchte ich seinen Namen. Er war doch hier! Er ließ mich heute nicht alleine und ich war ihm so unendlich dankbar dafür!

„Hallo, meine Kleine“, sagte er leise und strich mir eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Dass wir inmitten der Menschen standen, nahm ich nicht mehr wahr. Gerade zählte nur noch, dass er hier war! Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, ihn heute noch sehen zu dürfen. Leif grüßte meinen Bruder und ich erkannte, dass er unzufrieden wirkte. Warum konnte ich mir denken. Er mochte Leif schließlich und vermutlich wollte er nicht, dass wir so litten. Es tat ihm leid und vielleicht hatte auch er gehofft, dass Leif nicht hier war, um seiner selbst willen. Er nickte nach hinten und noch einmal sah ich mich zu Tal um. „Entschuldige mich, uns kurz“, sagte ich leise und merkte, dass meine Stimme fast schon ein wenig heiser klang. „Thalia“, sagte er mahnend, doch ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nur mit Leif sprechen! Ich hatte nicht vor, dass Bündnis zu gefährden! Ohne weitere Erklärung drückte ich meinem Bruder die Teller in die Hand und konnte kaum mehr auf ihn achten.

Ohne darauf zu schauen, ob er etwas sagen wollte oder nicht, ließ ich ihn stehen. Dass es unhöflich war interessierte mich gerade nicht. Ich wollte endlich mit Leif sprechen! Ich musste es einfach! Ich folgte ihm und erst hinter einem Stall blieb er stehen. Ich bemerkte, wie auch sein Blick an meinem Körper hinab glitt und ein trauriger Ausdruck legte sich auf seine ebenmäßigen Gesichtszüge. „Ich weiß…“, begann er leise aber mit einer so liebevollen Stimme zu sprechen, dass ein Lächeln mein Gesicht zierte, „dass dir sicher viele heute schon gesagt haben, wie wunderschön du aussiehst.“ Ja, dass hatten heute viele und trotzdem war es etwas anderes, es aus seinem Mund zu hören!

Es war so viel schöner und ehrlicher als von den meisten anderen, die es heute zu mir sagten. Auch meine Augen glitten hinunter an seinem Körper und erstaunt stellte ich fest, dass er keine feierliche Tracht trug. Lederne Stiefel bedeckten die Beine des jungen Mannes und über seiner Schulter trug er einen Umhang. Ich erkannte die Sachen, es war die Kleidung die er trug, wenn wir ausritten! „Was-“, begann ich zu sprechen, doch sogleich fiel er mir ins Wort. „Thalia, komm mit mir! Flieh… du willst doch nicht wirklich das hier! Ich hab alles vorbereitet! Verschwinde mit mir“, sagte Leif energisch und trat einen Schritt auf mich zu. Er betrachtete mich mit einem eindringlichen Blick und seine Augen bohrten sich in die Meinen. „Lass mich nicht betteln, meine Liebe“, sagte er mit sanfter Stimme und liebevoll streichelte er meine Wange. Genießerisch schloss ich meine Lieder und drückte mein Gesicht fast schon sehnsüchtig in seine warme, so wohltuende Hand.

Doch ich konnte nicht! Mir war der Frieden nicht egal! Er durfte mir nicht egal sein und ihm eigentlich auch nicht! Ich kannte viele aus der Stadt und einige waren meine Freunde und doch war das Angebot so verlockend! Ich hasste diese zwei Gefühle in mir. Die eine Seite egoistisch. Die Andere war darauf bedacht nicht die, die ich liebte in Gefahr zu bringen! Ich wünschte, ich hätte diese moralischen Instanzen nicht in mir. Es wäre so einfach gewesen mit Leif in den Stall zu schleichen, Pferde zu nehmen und sich auf den Weg ins Ungewisse zu machen.

Einer Ungewissheit, der ich nicht mit Furcht begegnen würde. Tränen sammelten sich hinter meinen geschlossenen Augen und leicht musste ich den Kopf schütteln. Ich konnte es einfach nicht, nicht wenn ich meine Familie damit in Gefahr bringen würde! Schweren Herzens öffnete ich die Augen und ich wusste, dass ich Leif verletzt hatte. Ich sah den Ausdruck in den Augen des Mannes, den ich liebte und es tat unglaublich weh. Beschreiben konnte ich meine Gefühle nicht!

Ich drückte ihn an mich und leise und nur für seine Ohren bestimmt flüsterte ich: „Ich kann nicht… Nicht, wenn doch so vieles davon abhängt… Es geht einfach nicht Leif… Es tut mir leid…“ Ich atmete seinen Geruch tief und genüsslich ein. Roch den so bekannten und für mich so erfrischenden Geruch und spürte, wie mein Herz begann schneller zu schlagen. Kräftig war die Umarmung, in welche er mich zog und eine seiner Hände legte sich in meinen Nacken.

„Es ist so unfair“, hörte ich ihn sagen und ich konnte nur nicken, denn sonst hätte ich womöglich vollkommen die Beherrschung verloren! Sanft und fast schon vorsichtig löste ich mich von meinem Geliebten und sah hinauf in sein Gesicht. Ich erkannte den verletzten Ausdruck, doch mir erging es nicht anders. „Ich liebe dich“, hauchte ich leise und konnte nicht weitersprechen. Langsam nickte er und als er sich zu mir hinunter beugte streckte ich mich seinem Gesicht fast schon genüsslich entgegen. Warm und einladend waren seine Lippen und der vertraute und geliebte Geschmack Leifs, legte sich auf meine Lippen. Der Plan, das Bündnis nicht zu gefährden, war längst vergessen!

Ich vergaß wo ich war, ich vergaß, was gerade geschehen war und weswegen so viele Menschen in die Stadt gekommen waren. Meine Arme legten sich um seinen Hals und ich zog ihn enger zu mir. Der dünne Stoff meines Kleides drückte sich an Seinen und ließ mich erschaudern. Ich strich durch seine schwarzen Haare und genoss es, ihn bei mir zu haben! Vielleicht sollte ich doch einfach verschwinden. Er löste sich von mir und seine warme Hand lag auf meiner Wange. Ein Lächeln umspielte seine vollen Lippen und erneut legten sich seine Lippen auf die Meinen! Es war als würde er mir halt geben und ich klammerte mich fast an seiner Schulter feste. Ich keuchte leise auf, als er mir fast schon spielerisch auf die Lippen biss. Dass ich mich gerade verlor bekam ich kaum noch mit!

„So sieht es also aus, wenn du versuchst dir Mühe zu geben“, riss uns eine tiefe und mir im ersten Augenblick unbekannte Stimme auseinander. Erschrocken fuhren wir auseinander und entsetzt sah ich das Gesicht meines Gatten. Ein Schatten bedeckte einen Teil seines Gesichtes, was es noch schwerer machte, ihn zu deuten. Wie lange stand er schon da? Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich eigentlich nur Essen holen wollte. Er hatte sicher nach mir gesucht.

Ich wusste nicht, wie er darauf reagieren würde und als ich den finsteren Blick bemerkte, bekam ich Angst. Ich hatte gehört, dass diese Männer sehr aggressiv sein konnten und ich wollte nicht, dass er Leif verprügelte oder mich! Ich blickte zwischen dem Mann den ich liebte und dem Mann den ich geheiratet hatte hin und her. Was ist, wenn er es jemanden sagte und mich gleich alle für eine Ehebrecherin hielten? Wie schwer würde dann der Start in seiner Heimat nur werden! Oder noch schlimmer, er würde dieses Bündnis nach nicht einmal einem Tag für gescheitert erklären! Das konnte und durfte ich nicht zulassen! Immer noch stand er dort, an den Türrahmen des Stalles gelehnt und sah zu Leif. Ich merkte wie mein Geliebter die Fäuste ballte.

„Du hast so eine Frau wie sie gar nicht verdient“, sagte Leif mit einer finsteren und eindringlichen Stimme. Die breiten Arme vor der Brust verschränkend, sahen die Augen Ragnars langsam an Leif hinunter. Was er sich dachte, konnte ich nicht entschlüsseln. Ich bewunderte den Mut Leifs, war Ragnar doch gut einen, wenn nicht zwei Kopfe größer wie er.

„Ist mir egal, was du meinst.“, sagte er fast schon gleichgültig klingend und drehte sich um. „Pass besser auf das dich nicht noch jemand sieht“, sagte er und drehte dabei den Kopf in meine Richtung. Dann ging er einfach und ich fragte mich, wie lange er uns schon beobachtet hatte. Ich wusste es nicht und erst eine Bewegung neben mir brachte mich zurück in die Realität.

Ich hielt Leif auf. Er wollte dem großen Mann nachgehen. Doch Leif war kein Krieger und so hatte er nur wenig Chance gegen einen Mann wie Ragnar.

„Wieso hältst du mich auf“, fuhr er mich wütend an und als er versuchte seinen Arm zu befreien, hielt ich ihn fest. „Nein! Bitte Leif… Du hast keine Chance und jeder Versuch ihn nun anzugehen, gefährdet das Bündnis“, sagte ich und versuchte diese Sache rational zu betrachten.

„Willst du das Thalia? Willst du das Leben? Willst du seine Köchin sein? Seine Haushälterin? Du bist die Tochter eines Fürsten, du bist zu etwas Besseren bestimmt, als in einem kleinen Haus zu vegetieren und nichts aus deinem Leben zu machen! Das ist doch vollkommen unter deiner Würde!“ Forsch war seine Stimme und wütend der Blick, mit dem er mich bedachte. Als wäre ich Schuld daran!

Ich erzitterte. Nein, so hatte ich mir das Leben sicherlich nicht vorgestellt! Das wusste er doch sehr gut! Doch ebenso wusste ich um das Temperament des Mannes vor mir! Viele Dinge entkamen seinem Mund in solchen Augenblicken und viele dieser Worte bereute er im Nachhinein. Ich versuchte ihn zu beruhigen und ich wusste, dass in diesem Augenblick nur der Verstand aus mir sprach und nicht das Herz: „Leif… ja, ich bin die Tochter eines Fürsten und dies ist der Grund warum ich es mache. Ich kann das Land und die Leute die es bewohnen nicht dem Krieg, der Folter und dem Tod überlassen. Einen weiteren Krieg überstehen wir nicht. Es ist mein Opfer! Mein Opfer, was ich erbringen muss und du weißt gar nicht, wie schwer es ist!“

Leif wusste ebenso wie ich, dass ich Recht hatte. Ein jeder von uns kannte jemanden, der im Krieg gefallen war. Ein jeder hatte Menschen gehabt, die er zu betrauern hatte. So hatten wir meinen Onkel verloren. Ich erinnerte mich an die Trauer in unserem Haus und ich wollte nicht, dass all diese Opfer die erbracht wurden, wegen meines Egoismus umsonst gewesen waren! Auch Leif hatte Menschen verloren. Einer seiner besten Freunde war gefallen und ich sah wie er sich wütend und zornig die Haare aus dem Gesicht strich. Er wirkte wie ein verletztes Tier, welches in die Ecke gedrängt wurde. „Gut“, fuhr er mich wütend an und ging einen Schritt weg von mir und die nächsten Worte die seinen Mund verließen trafen mich, als habe er ein Messer in meine Brust gestoßen, „dann geh zu diesem Barbar und werde seine Hure!“

Wütend drehte er sich um und ließ mich stehen. Fassungslos sah ich ihm nach! Das konnte nicht sein Ernst sein! Das hatte er nicht wirklich gerade zu mir gesagt?! Alle Gesichtszüge waren mir englitten.

Ich sah ihm nach und war sprachlos. Aufhalten konnte ich ihn nicht, zu sehr schnürten mir meine Gefühle die Kehle zu, die ich nicht in Worte fassen konnte. Eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut hatte Besitzt von mir ergriffen. Wieso sagte er so etwas? Konnte er sich nicht denken, wie schmerzlich es gerade war, ihn zurückzuweisen. Wie sehr es mich quälte, dass ich das Land verlassen würde? Dachte er, ich freue mich sogar auf die Fremde!? Glaubte er wirklich, ich wollte mein Leben lang für jemanden zur Verfügung stehen? Ich wollte heute nicht das Bett mit ihm teilen! Ich hatte gehofft, er würde mir Mut machen und mich nicht aufgewühlt zurücklassen.

Aber vielleicht war dieser Wunsch von mir zu viel? Hätte ich mit ansehen können, wie er eine andere Person heiratete? Vielleicht hätte ich ihn auch beleidigt bei dem Wissen, dass er heute Nacht jemand anderen zu sich ins Bett einlud. Es waren viele Gedanken, welche durch meinen Kopf flogen und trotzdem schmerzte es sehr.

Es dauerte einige Zeit, bis ich mich dazu bereit fühlte, wieder zum Fest dazu zu stoßen. Was ist, wenn er es den Anderen gesagt hatte? Unsicher trat ich zu dem Tisch, doch niemand blickte mich feindselig oder wütend an. Ragnar hob den Blick und sah mich auffordernd an und unsicher setzte ich mich neben diesen riesigen Mann. Überrascht stellte ich fest, dass ein voller Teller auf meinem Platz stand. Unsicher sah ich zu ihm und fragte: „Hast du das geholt?“ Seine grünen Augen glommen zu dem Teller und blickten hinein in meine Blauen und er nickte leicht. „Dachte mir, dass du sicher noch nicht viel gegessen hast heute“, raunte er mit seiner tiefen Stimme und setzte an, einen Schluck aus dem Becher vor ihm zu nehmen.

Doch ich lag etwas falsch. Er trank keinen Schluck…

Mit einem lagen Zug leerte er den gesamten Inhalt seines Getränkes und gleich darauf schenkte er sich erneut ein und ich bemerkte das es Bier war. Wenn ich ehrlich war, wunderte es mich nicht sonderlich. Viele der Nordländer genehmigten sich viel Alkohol. Ich begann zu essen. Es war bereits kalt, doch ich sagte dazu nichts. Sollte ich mich entschuldigen? Bestand er darauf? Ich wusste es nicht. Ich wusste ja nicht mal warum er nicht gleich seinen Leuten erzählt hatte. Vielen Stimmen und die Lieder um mich herum erklangen und doch hörte ich sie nicht.

Später ging ich zu meiner Mutter und tatsächlich begleitete mich der große Mann. Höflich erkundete sich meine Mutter über das Land und die Gewohnheiten seines Volkes. Ragnar erklärte, dass bei einem Fest immer die Fackeln erleuchtet wurden, damit böse Geister nicht ihren Weg zu den Feiernden fanden. Das erklärte, weswegen die Fackeln bereits am Tag erleuchtet waren.

Viele der Menschen arbeiteten in einem Steinbruch. Sie bauten Eisen ab und ich erinnerte mich wieder, dass die Nordländer viele und gute Schmieden hatten. Mit den Fingern strich ich über den silbernen Gürtel und auch meine Mutter blickte zu diesem feinen Kunstwerk. „Eure Feinschmiede sind Meister ihrer Arbeit“, sagte sie höflich zu Ragnar und er stimmte ihr sogleich zu. Ich lauschte seinen Worten und auch mein Bruder setzte sich zu uns. Unsicher betrachtete er mich, doch ich mied seinem Blick. Ob er mit Leif gesprochen hatte? Ich fragte nicht nach.
 

Es war später geworden und mir war ziemlich kalt. Wir saßen wieder auf unseren Plätzen und meine Eltern tanzten gerade. Tatsächlich war ich irgendwie enttäuscht, dass mich mein Mann nicht gefragt hatte, ob ich mit ihm tanzen wollte. Doch vielleicht tanzte er auch einfach nicht. Und hätte ich mich gefreut, oder mich doch eher geärgert? Ich beschloss einfach, nicht weiter darüber nachzudenken! Es war, wie es war.

Ein Windstoß streifte meinen Körper und kurz erschauerte ich. Ich spürte Ragnars warme Hand auf meinem Oberarm und mit gerunzelter Stirn fragte er mich: „Ist dir nicht langsam kalt in dem dünnen Stoff…“ Ich nickte nur und sparte mir jede sarkastische Äußerung. „Ja, ein wenig. Das Kleid ist eher für Räume ausgelegt.“ Ragnar nickte leicht und ich zuckte etwas zusammen, als seine kräftige Hand sich auf meine Seite legte und er über den dunkelblauen Stoff strich. Seine Hand blieb an meiner Taille hängen und mit den Fingern strich er über den Gürtel, den er mir geschenkt hatte. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper und diese hatte nichts mit der Kälte zu tun, die mich erfasst hatte. Er fasste mich an, als ob wir uns schon Jahre kennen würden. Ich hielt seine Hand auf, als er an meine Taille langsam nach oben strich. Er ließ es zu und seine Augen glitten erneut an mir hinunter. Wie ein Tier das seine Beute betrachtet, so kam es mir vor.

„Vielleicht sollten wir dann hinein gehen, bevor du krank wirst. Das würde die Reise nur erschweren“, sagte er und betrachtete erneut meinen Körper und ich merkte, wie seine grünen Augen an dem Ansatz meiner Brüste hängen blieb. Die Unruhe nahm besitzt von mir ich zitterte leicht. Nun erschien die Kälte gleich so viel einladender, doch ohne ein weiteres Wort erhob sich der Mann neben mir. Auffordernd blickte er mich an und ich betrachtete unsicher den Boden zu meinen Füßen. Konnte nicht irgendwer kommen und uns ablenken?

Mit unsicheren Schritten ging ich den Weg voran. Den Weg den ich in und auswendig kannte. Wir schwiegen und ich war überrascht, wie viel Bier dieser Mann in sich hineinkippen konnte und trotzdem lief er noch gerade! Die Sonne war längst untergegangen und die Sterne schimmerten über uns. Ich hatte Angst, vor dem was mich erwarten würde. Ich spürte, dass sich einige Strähnen aus meiner Frisur gelöst hatten und der Wind tat sein Übriges. Mit jedem Schritt den ich tat, wurde ich nervöser. Was ist, wenn er mir weh tat?

Ich spürte, dass er dicht hinter mir lief und ich hatte das Gefühl, dass seine Augen förmlich an mir klebten. Ich musste einfach etwas finden, um mit diesem Mann ins Gespräch zu kommen und so blickte ich kurz über mein Schultern und fragte leise: „Wie lange, bleiben wir… na ja… noch hier?“ Ich wollte meine Heimat eigentlich nicht verlassen und der Gedanke daran schmerzte sehr. Ich blickte wieder nach vorne und erst als ich Ragnars tiefe Stimme hinter mir vernahm, drehte ich mich wieder kurz zu ihm. „Ich denke in vier Tagen brechen wir auf“, sagte er und folgte mir hinein in das Haus meiner Eltern. Eigentlich war es Brauch, dass ich in sein Haus ziehen würde und keinen Fuß mehr in das Haus meiner Eltern setzte, für einige Zeit. Doch dies war nicht möglich und ich war froh, dass ich nicht draußen in einem Zelt würde nächtigen müssen.

Ich betrat mein Zimmer. Nichts hatte sich verändert seit ich es verlassen hatte. Das Feuer im Kamin war entzündet worden und immer noch lag das Fell auf dem Bett. Meine Mutter hatte mir gesagt, dass darauf bestanden wurde. Das Haus meines Vaters war groß und mir war bewusst, dass das Haus, in welches ich ziehen würde den Luxus den ich kannte, nicht hatte. Wie sehr ich diesen vermissen würde, war mir noch nicht bewusst. Ich bemerkte, wie sich Ragnar umblickte und seine Augen glommen zu meinem Bogen in der Ecke. „Ist das deiner?“, wollte er von mir wissen und nahm sich die Waffe einfach ungefragt zur Hand. Ich verdrehte die Augen und sagte innerlich: „Nein, eigentlich stellen alle ihre Waffen in meine Gemächer. Ist eigentlich eine Waffenkammer….“ Doch ich unterdrückte diese Antwort und erklärte leicht nickend: „Ja, das ist mein Bogen. Ich jage gerne. Zumeist mit meinem Bruder oder…ja…“ Ich wollte Leif nicht erwähnen. Die Worte hallten in meinen Gedanken wieder. Immer noch schmerzten sie und immer noch verblüffte mich diese Art von ihm. Nie hatte er je so mit mir gesprochen, aber ich musste auch einfach bedenken, dass es eine komische Ausnahmesituation war.

„Bei uns jagen Frauen nicht“, sagte er, stellte den Bogen wieder zurück und betrachtete mich nachdenklich. Die Arme vor der Brust verschränkend meinte ich: „Ich lasse mir aber nicht alles nehmen. Wenn ich jagen will, werde ich es tun!“ Er konnte mir nicht alles nehmen. Nur, weil er als Mann meinte, nun das Sagen zu haben. Ich sah das leichte grinsen in seinen Augen und seine Lippen schienen sich zu kräuseln. Er strich sich über den Bart und meinte mit einer herausfordernden Stimme: „Das werden wir noch sehen und später klären.“ Mit diesen Worten drehte er mir den Rücken zu und ich sah, wie er sich seiner Stiefel entledigte und sie einfach in die nächste Ecke trat.

Ich fand es unhöflich! Schließlich sah man, dass ich eine sehr ordentliche Person war! Ich zeigte ihm, wo er sich für die Nacht herrichten konnte und als ich alleine im Zimmer war spürte ich, wie ich erzitterte! Ich hatte Angst vor dem was nun folgen würde und ich hoffte einfach, dass er mir nicht zu sehr wehtat.



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