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Ein unfaireres Spiel mit dem Schicksal

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

so, dass erste richtige Kapitel ist beendet. Wer hier in meiner Geschichte denkt, dass es im jeden Kapitel nur um das Eine geht, den muss ich leider enttäuschen. Ich hoffe, dass es Euch trotzdem gefällt zu lesen.
Sooo ich bin dann mal gespannt, was Ihr davon haltet. Ich habe jedenfalls Spaß am Schreiben. ^.^
Ich sag dann mal, bis nächste Woche. Und wünsche Euch allen ein schönes Wochenende.
Ganz liebe Grüße Komplett anzeigen

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Der Bund der Ehe

Ich saß auf einer großen Fensterbank und mit trübem Blick glitten meine Augen über das Land, welches schon immer meine Heimat war. Die Sonne erleuchtete die Gegend und die Dächer der anderen Häuser warfen ihre Schatten. In der Ferne konnte man einen großen Wald erkennen. Schon des Öfteren war ich selber mit meinem Pferd in diesem unterwegs. Ich hörte, wie jemand an der Tür vorbeiging und mein Blick wanderte fast schon automatisch zur Tür. Doch vermutlich war es nur ein Dienstbote.

Als Fürstentochter lebte ich gemeinsam mit meiner Familie in einem großen Haus aus Stein, inmitten der Stadt. Gemeinsam mit meinem Bruder, meiner jüngeren Schwester und meinen Eltern. Jeder hatte sein eigenes Zimmer, ein wahrer Luxus, dass wusste ich durchaus. Hier in meinem Zimmer standen ein großes Bett, eine große und tiefe Kleidertruhe, mehrere Schränke und einige Regale mit Büchern. An einer Wand war ein großer Schreibtisch und die Wände waren, wie viele Räume in unserem Haus, verziert mit kunstvollen Wandmalereien. Doch mein liebster Platz, wenn ich nicht draußen war, war hier auf der tiefen Fensterbank.

Bald, da würde ich in ein neues Land ziehen und meine Heimat hinter mir lassen. Der Gedanke daran versetzte mich bereits jetzt in große Sorge und unregelmäßig begann mein Puls zu schlagen, wenn meine Gedanken dorthin flogen. Wie es wohl im Norden war? Ich wusste, dass es dort ein Gebirge gab und die Winter sehr hart sein konnten. Das ich den Luxus aufgab, tat nur im zweiten Moment wirklich weh. Denn die noch größere Angst welche mich verfolgte war die, wer der Mann sein würde der in wenigen Stunden mein Ehemann werden würde. Wie waren die Männer von dort? Neigten sie zur Aggressivität? Oder vielleicht dieser Mann? Man sollte schließlich nicht alle über einen Kamm scheren, das wusste ich. Doch er war ein Krieger und hatte sich im Kampf um die Freiheit meines Landes hervorgetan. Ich wusste, dass das Volk in welches ich durch meine Hochzeit eintreten würde anders lebte, wie ich. Sie lebten nicht in großen Städten. Sie lebten in vielen kleinen Dörfern verstreut im Gebirge. Ihre Häuser ähnelten Blockhütten mit Reetdächern. Ob ich mit dem Leben dort zurechtkam? Ich wusste es nicht. Ich kannte auch die Vorurteile… Frauen hatten wenig Rechte… sollten sich um Hof und Kind kümmern, doch daran wollte ich gar nicht erst denken. Eine einzelne Träne lief mir die Wange hinunter und schnell strich ich sie weg. Ich musste stark sein.

Ich liebte meine Freiheiten. Ich liebte es mit meinem Bruder auszureiten, ich ging gerne auf die Jagt und ich genoss es Freunde um mich zu haben. Außerdem gehörte mein Herz bereits einem Anderen. Einen Mann den ich vor eineinhalb Jahren kennen lernen durfte. Doch der Krieg hatte auch diese zarte Pflanze der Liebe mit einem Schlag zerstört. Leif war der Sohn eines Beraters meines Vaters. Als er von der Bedingung der Barbaren hörte, war er vollkommen außer sich. Er wollte, dass wir gemeinsam flohen, dass wir gemeinsam irgendwo versteckt leben sollen. Doch als er hörte, welche Konsequenzen es mit sich bringen würde, erfasste ihn die Wut. Ich weinte nicht, ich hasste es zu weinen und so versuchte ich einfach mein Schicksal anzunehmen. Im Zorn hatte er mich verlassen, als ich ihm sagte, dass ich nicht einfach gehen könne und es tat so weh ihn so zu sehen.

Erst in der Nacht kam er wieder. Klopfte leise an meine Gemächer, wie er ins Haus gekommen war, dass wusste ich nicht. Er blieb bei mir, hielt mich in der Nacht einfach im Arm und in der Dunkelheit, welche mein Zimmer erfüllte, traute ich mich endlich zu weinen! Es nahm mir ein wenig der Last, doch leider nicht für sehr lange. Leif blieb die ganze Nacht, sagte nichts und ich war dankbar, dass er schwieg. Seit diesem Ereignis hatten wir einander kaum gesehen. Die Vorbereitungen wegen der Hochzeit und des Friedensfestes, nahmen mir fast meine gesamte Freizeit! Ich wollte gar nichts vorbereiten und doch musste ich vieles entscheiden. Doch auch das, was mich später erwarten würde, ließ mich erschaudern. Da der Mann hier hinkam, hatte er kein Haus, in welches er mich einführen konnte. Also würde er heute Nacht hier in mein Zimmer die Nacht verbringen. Mein Raum wurde dafür dekoriert. Kerzen wurden aufgestellt und ein großes Fell wurde auf mein Bett gelegt. Als ich die Dekoration, die meiner Mutter angebracht hatte, das erste Mal sah, riss ich sie herunter. Der Anblick war mir zuwider. Ich strich mir über die Arme und eine Gänsehaut erfasste meinen Körper. Was ist, wenn er darauf bestand, heute Nacht bei mir zu liegen? Mit der Hochzeit bekam er Rechte und er konnte darauf bestehen. Ich hoffte darauf, dass er es nicht tat. Der Gedanke einem vollkommen Fremden ausgeliefert zu sein, bereitete mir Panik.

Es war bereits Mittag und die Sonne stand im Zenit. Das Kleid welches mich kleidete war eigentlich wunderschön. Der leichte dunkelblaue Stoff umspielte meinen Körper und die silbrigen Stickereien verzierten das Kleidungsstück und ließen es fast schon erhaben wirken. Es reichte bis zum Boden und an den Säumen war eine silberne Spitzenborte angebracht worden. Ein Gürtel aus geflochtenen silbrigen Metall war um meine Taille geschlungen. Ein Geschenk des Mannes, dessen Namen ich nicht einmal kannte. Obwohl mir der Gürtel nicht gefallen wollte, konnte ich nicht umhin die filigranen Arbeiten des Feinschmiedes zu bewundern. Doch schnell blickte ich lieber wieder aus dem Fenster und über die Weiten des Landes. Ein tiefes Seufzte entwich meiner Kehle und Tränen sammelten sich in meinen Augen, während ich meine Heimat betrachtete. Bald müsste ich meine Heimat verlassen und gen Norden ziehen.

Das Klopfen an der Tür ließ mich aufschrecken und schnell wischte ich mir über die Augen. „Herein“, sagte ich und hoffte, dass meine Stimme kraftvoller klang, als ich mich fühlte. Ich hatte gehofft, dass es Leif war, doch es war nicht sein schwarzhaariger Schopf der durch die Tür kam. Meine Mutter betrat den Raum und auch sie hatte bereits ein schönes dunkelgrünes Kleid an. Wir sahen einander sehr ähnlich. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem schönen gleichmäßigen Zopf geflochten und einzelne Strähnen umspielten ihr ovales Gesicht. Langsam erhob ich mich von der tiefen Fensterbank und vorsichtig schloss meiner Mutter die Tür hinter sich. Es war Brauch hier, dass die Mütter ihren Töchtern behilflich waren, sich für die Hochzeit vorzubereiten. Beim Schminken und beim Frisieren halfen sie und eigentlich war die Stimmung dabei immer ausgelassen und fröhlich. Doch bei uns war es das nicht.

Sie trat auf mich zu und ihre hellbraunen Augen musterten mich. Ein liebevolles und fürsorgliches Lächeln erschien auf ihren Lippen. Diese warmen und liebevollen Augen hatte sie leider nicht an mich vererbt. Meine Augen waren wie die meines Vaters blau, wie die meisten in unserer Stadt. Ihr Blick glitt an mir herunter und freundlich und liebevoll war ihre wohltuende Stimme, als sie sagte: „Du siehst wunderschön aus, Thalia. Meine tapfere Tochter.“ Ein kaum zu vernehmendes und vielleicht auch wehmütiges Lachen entkam meiner Kehle. Ich nickte leicht und meinte leise: „Wenigstens etwas…“ Es war für uns Beide eine seltsame Situation, dessen waren wir uns bewusst. Seit sie von der Heirat wusste, versuchte meine Mutter mir Mut zu machen. „Vielleicht ist er gar nicht so schlimm wie du denkst. Vielleicht ist er dir sogar ein guter Ehemann“, waren ihre Worte. Doch all das gute Zureden konnte mich nicht überzeugen. Ich ging zu ihr und zärtlich strich sie mir über mein Gesicht. Ich genoss es, dass sie mich so liebevoll anfasste. Sie führte mich zu einem Stuhl und ich setzte mich.

Schweigend begann sie, meine Haare einzuflechten. Ich wusste nicht, was sie vorhatte und eigentlich war es mir auch egal. Erst nach einigen Augenblicken fragte ich mit unsicherer Stimme: „Mutter… sag, was hast du über den Mann herausgefunden?“ Ich hörte selbst, wie flehend meine Stimme klang und kurz schielte ich nach Oben. Wir wollten alle nicht, dass es geschehen musste, doch eine Wahl hatte ich nicht. Schwer seufzend sahen ihre braunen Augen mich an. Sie nickte leicht und meinte: „Ich habe gehört, sein Name sei Ragnar… Er ist Ende zwanzig soweit ich das weiß und soll ein guter Krieger sein… da sie aber erst gestern hier angekommen sind, habe ich sie auch noch nicht gesehen. Er wird ja auch gerade vorbereitet…“ Ich nickte leicht und erneut wusste ich nichts, was man sagen konnte. Wenigstens war er kein alter Mann. Fast schon hatte ich befürchtet, es wäre der Clanführer selbst den ich ehelichten sollten.

„Thalia“, sprach meine Mutter mich nach einigen Augenblicken an und gedankenverloren blickte ich zu ihr hinauf, „Du bist eine tapfere und mutige junge Frau. Egal was passiert, denke immer daran, dass hier immer deine Heimat ist und ich immer an deiner Seite stehe.“ Nur schweren Herzen schaffte ich es zu nicken. Die Worte meiner Mutter schnürten mir die Kehle zu. Sie wollte keine Antwort und ich war froh darüber. Sie trug etwas Rouge auf meinen Wangen auf und meinte dann, dass ich so hübsch genug sei. Unsicher stand ich auf und ging zu einem Spiegel in der Ecke. Die Frisur, welche meine Mutter gezaubert hatte, sah wahrlich hübsch aus. An den Seiten war eine Strähne nach hinten geflochten und endeten in einem Knoten. Einzelne Strähnen umspielten mein ovales Gesicht und durch das Rouge wirkte ich nicht mehr so blass. Das festliche Kleid ließ den Ansatz meiner Brüste erkennen, etwas was ich heute am liebsten komplett verdeckt hätte. Um meine Taille schlang sich der Gürtel und er passte wie angegossen.

Erneut trat meine Mutter zu mir und hielt eine silberne Kette in den Händen. Ein größerer Anhänger hing an dieser und mehrere glitzernde Steine waren in einer Fassung eingelassen. Ich kannte diese Kette, es war ein Geschenk meines Vaters gewesen an meine Mutter. Eines seiner Ersten, soweit ich dies noch wusste. Meinen Eltern wurde es gestattet, aus Liebe zu heiraten. „Ich will, dass du sie nimmst, meine Liebe“, sagte meine Mutter und vorsichtig legte sie mir das Schmuckstück um den Hals. „Sie sollte mir immer Glück bringen und das hat sie. Ich wünsche mir, dass sie dies auch für dich tut…“ Vorsichtig strich ich mit den Fingern über die Kette und mein Blick haftete auf ihr. Sanft wurde der Ausdruck in meinen Augen und ich drehte mich zu ihr um und schloss sie in meine Arme.

Ich brauchte nichts zu sagen, dass wusste ich. Ihre warmen Hände streichelten meinen Rücken und ich genoss es, meine Mutter bei mir zu wissen. „Wir müssen gleich hinunter“, sagte sie sanft und strich mir weiterhin über den Rücken. Wage nickte ich und die Tränen, welche sich in meinem Augenwinkel gesammelt hatten, wischte ich schnell weg. Ein letztes Mal, betrachtete ich mich im Spiegel. Genauso wollte ich immer zu meiner Hochzeit aussehen. „Sag, hast du Leif eigentlich gesehen?“, fragte ich vorsichtig und unsicher sah ich sie an. Sie seufzte schwer und ein mir nur zu bekannter mitfühlender Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Sie schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, aber dein Bruder sagte er sei häufiger bei den Ställen gewesen.“ Ich nickte und konnte ein Schmunzeln nicht verbergen. Es passte einfach zu diesem Menschen. Vielleicht war er heute gar nicht da sondern mit seiner Fuchsstute in den Wäldern.
 

Die Feierlichkeiten waren nach draußen verlegt worden. Es war Mitte Mai, die Tage wurden länger und ein angenehmer Wind wehte mir ins Gesicht. Die Stadt lag auf einem Hügel. Das höchste Gebäude, welches auf der Kuppe lag, war das Rathaus. Dort beriet sich mein Vater mit den Anderen. Dort wurden Entscheidungen verkündet und eigentlich auch Feste gefeiert. Doch heute würden nicht alle in die Halle hineinpassen. Denn die Menschen hier, feierten den herbeigesehnten Frieden und das schien sich niemand entgehen lassen zu wollen. Somit war es klar, dass alle diese Menschen nicht dort hineinpassten. Ich betrachtete die Häuser der Anderen. Viele hatten eigene Pferdeställe an ihren Häusern errichtet. Die größeren Ställe lagen etwas außerhalb, in der Nähe der Wiese, wo heute Abend das blühende Fest stattfinden sollte. Auch mein Pferd stand in diesen Ställen.

Nur zwei große Straßen waren gepflastert, der Rest bestand aus gut ausgebauten Wegen, welche leider, wenn es zu stark regnete rutschig wurden.

Gerade war die Stadt fast Menschenleer. Da viele aus den umliegenden Dörfern und Höfen kommen würden, wurde das Fest außerhalb der Tore gefeiert. Von der Straße auf der ich grade stand, konnte man den Platz sehen. Fleißige Leute waren dort mit den Vorbereitungen beschäftigt. Auf einem großen Feuer drehte sich bereits ein Spanferkel für heute Abend. Girlanden wurden an verzierten Pfählen auf gehangen, um den Platz etwas zu schmücken. Viele Tische waren aufgebaut und bildeten ein großes U.

Vor dem Stadttor traf ich auf meinen Vater. Überrascht und glücklich sah ich den großen Mann mit den braunen Haaren an. „Thalia“, meinte er erleichtert und strich mir über die Wange, „Ich kann nicht lange bleiben, man verlangt schon nach mir….Du weißt, dass ich das nur zulasse, weil ich keine andere Wahl habe oder?“ Ich nickte nur und sah, wie traurig mein Vater mich betrachtete. Ich wusste, dass er es nicht zugelassen hätte. Ich schwieg jedoch. Ich wollte keine heroischen Sätze sagen, aller: Ich mache es für den Frieden aller Menschen. Das passte nicht zu mir.

„Vielleicht wird er dir ein guter Mann sein“, widerholte mein Vater die Worte meiner Mutter. Ja, es war nicht ungewöhnlich, dass Menschen miteinander verheiratet wurden und doch war dieses Wissen grauenvoll für mich. Hatte ich doch das Gefühl, an den meist Bietenden gegeben zu werden. Dennoch nickte ich meinem Vater zu. „Ja, vielleicht hast du Recht“, sagte ich mit einer Stimme von der ich nicht abschätzen konnte, wie sie klang. Ein letztes Mal strich er mir über die Wange und steckte mir liebevoll eine meiner blonden Haarsträhnen hinter mein Ohr. Ein Blick hinunter zu meinem Hals ließ ihn sanft lächeln. „Die Kette habe ich deiner Mutter geschenkt. Ich fand immer, sie sei fast so schön, wie sie. Sie hat ihr Glück gebracht mein Kind. Sie trug sie, als sie mit dir und deinem Bruder schwanger war. Und das Glück hat sie nicht verlassen. Ich hoffe, sie hat noch viel Glück für dich übrig, meine Große.“ Eine Wärme erfasste meinen Körper und liebevoll sah ich ihm ins Gesicht und ich konnte nichts darauf antworten. Nur leicht nickte ich und spürte den großen Kloß in meinem Hals.

Sowohl fremde, als auch bekannte Gesichter, kreuzten meinen Weg. Ich sah die Tochter eines Schneiders, welche mir schon öfter Sachen gebracht hatte. Den Bäcker, den mein Vater wegen seines Brotes schätzte. Einige der verbliebenden Soldaten. Sie alle waren, oder wirkten ausgelassen und gut gelaunt. Einige der Nordländer hatten Felle an ihrer Kleidung und alle Männer trugen mindestens einen Drei Tage Bart oder ein regelrechtes Ungetüm im Gesicht. Überall standen Fackeln und erleuchteten den Weg. Warum sie schon an waren, obwohl es noch nicht dunkel war, verstand ich nicht. Vielleicht war es ein Brauch, den ich nicht kannte. Der Duft des Essens zog durch den ganzen Ort und ich sah einige Kinder genüsslich den Duft einatmen. Meine Mutter blieb bei mir und auch mein Bruder und meine kleine Schwester kamen, um mich zu begrüßen. Auch sie wirkten traurig, doch wirklich miteinander sprechen, konnten wir nicht. Meine Schwester sah mit ihren langen hellbraunen Locken aus wie eine hübsche weibliche Version meines Vaters. Man konnte erahnen, an ihrem dunkelroten Kleid, dass sie in einigen Jahren Männer um den Verstand bringen konnte. Sie wollten mir Mut spenden, doch wenn ich ehrlich war, machte es mich langsam wahnsinnig, immer wieder diese Worte zu hören. „Vielleicht verliebst du dich ja unsterblich in den Fremden“, plapperte sie und strahlte mich fröhlich an. Wieso sie sich so freute, konnte ich nicht verstehen. Sie war erst dreizehn, vermutlich sah sie die Dinge einfach aus anderen Augen. Ein großer Mann kam zu meinem Vater, dem Haaren im Gesicht und seiner Kleidung zu urteilen, ein Nordländer. Er verbeugte sich, zuerst vor mir, was seltsam war. Eigentlich, stand mein Vater über mir. Er lächelte mich offen und freundlich an und die dunklen, fast schwarzen Haare, glänzten im Schein der Fackel. „Der Clanführer verlangt nach Euch“, sagte er und ein rauer Akzent schwang in seiner Stimme mit. Mein Vater nickte kurz und strich erneut liebevoll über die Wange, eher er mit dem Dunkelhaarige mitging.

Tal sah meinem Vater nach und beugte sich zu mir hinunter und flüsterte: „Der Clanführer ist komisch… Ich versuche mal etwas, über den herauszubekommen.“ Ich hatte den Mann nur ein einziges Mal gesehen und erinnerte mich nicht gut an diesen Menschen. Ich nickte und runzelte die Stirn. Was er wohl für ein Mensch war. Ich konnte nicht weiter mit meiner Familie sprechen. Sie sollten sich an der langen Tafel einfinden. Niemand würde mich auf den Weg begleiten, dies war keine Sitte von uns. Niemand würde mich dem Mann übergeben, den ich gleich heiraten würde. Doch gerade war ich froh für diesen Augenblick der Ruhe.
 

Ich fand es albern, als ich die Trommeln hörte und wusste sofort, dass dies eine Sitte aus dem Norden sein musste. Ein letztes Mal seufzte ich schwer auf und ließ die Schultern hängen, eher ich mich in Bewegung setzte. Dabei jedoch erhobenen Hauptes und mit gestrafften Schultern. Ich war froh, dass ich einige Minuten alleine für mich hatte. Denn alle anderen Gäste waren bereits auf der Wiese versammelt. Viele würden nach der Hochzeit noch kommen, dessen war ich mir sicher. Einen Fuß vor den Anderen setzten schritt ich voran. Alle eingeladenen Gäste hatten an der großen Tafel platzgenommen, die anderen standen etwas entfernter und betrachteten das Geschehen aus der Ferne. Ich bemerkte zwei freie Plätze gegenüber des Tisches an dem ich meinem Vater sah. Es war Sitte bei uns, dass man mit der Hochzeit offiziell kein Mitglied der Familie mehr war, was auch einschloss, dass man nicht mehr am selben Tisch speisen sollte. Eigentlich waren es nur Richtlinien, an welche sich keiner wirklich hielt. Doch heute, wo so viele anwesend waren, konnte man diese nicht einfach ignorieren.

Ich erbebte innerlich, als ich den Mann sah. Er sah zu mir hinüber und meine Beine erzitterten unter seinem strengen und für mich so undurchdringlichen Blick. Ich erinnerte mich an diesen Mann. Er war riesig und der rote, lange Bart war ordentlich geflochten. An den Wangen hatte er den Bart gekürzt und auch über den Lippen war der Bart ordentlich gestutzt. Eine dunkelgrüne Tunika und eine schwarze Hose kleideten seinen kräftigen Körper. Die Ränder seiner Tunika waren mit goldenem Faden bestickt. Darauf waren Symbole, welche ich aus der Entfernung nicht genau erkennen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass mit jedem Schritt, den ich auf diesen Mann zuging, er immer größer zu werden schien!

Ich war nicht klein und dennoch glaubte ich, dass wenn ich gleich neben ihn trat, meine Stirn gerade mal sein Kinn erreichte, wenn überhaupt. Ich musste mir in Erinnerung rufen, wie dieser Mann hieß, Ragnar… ob er den meinen Namen kannte? Wie ich so in Gedanken versunken war, wirkte ich gar nicht, dass ich neben ihm stand. Ich musste zu ihm hochschauen. Von nahem wirkte er noch größer. Das Feuer erhellte seine Gesichtszüge und ließen ihn noch grotesker aussehen. Er hatte eine gerade, aber etwas größere Nase. Seine Frisur war ein Graus, genau wie sein Bart. An den Seiten und am Hinterkopf waren seine Haare gänzlich wegrasiert. Die übrigen Haare auf seinem Kopf waren lang. Er hatte keinen Pony, diese war nach hinten gekämmt worden. Die Haare waren in sich verschlungen und bildeten am oberen Hinterkopf einen ordentlich geflochtenen Zopf, der leider viel zu lang war, für meinen Geschmack. Es sah… barbarisch aus. Ich sah die ungewöhnliche Augenfarbe des Mannes, ein kräftiges Grün. Tatsächlich hatte ich selten Menschen mit grünen Augen gesehen. Kurz vergaß ich das atmen, als sich unsere Blicke trafen.

Es war kein unangenehmes Starren. Seine Augen hatten eine gewisse Wärme. Es war als brannten sich seine Augen in die Meinen. Doch auf einmal löste sich sein Blick von mir und vollkommen ungeniert glitt sein Blick an mir hinunter und ich glaubte zu erkennen, wo sein Blick hängen blieb! Am liebsten hätte ich mir die Hände vor die Brust geschlagen, doch ich zwang mich meine bebenden Arme ruhig zu halten.

Sein Blick glitt wieder zu meinem Gesicht und ein fast schon zufriedener Ausdruck war in seinem Gesicht auszumachen! Eine kälte kroch in meine Glieder. Ich wollte nicht mein Leben mit diesem Fremden teilen müssen! Ich wollte nicht das Bett mit einem Mann teilen, den ich nie zuvor gesehen hatte! Das wollte ich einfach nicht! Die Vorstellung machte mir Angst. Und dann auch noch mit so einem riesigen Barbaren. Stumm reichte er mir eine seiner großen Hände entgegen und fast schon auffordernd blickte er mich an. Konnte der Mann nicht wenigstens etwas sagen?! Mir schnürte meine Angst die Kehle zu, doch dieser Mann sah nicht so aus, als würde ihn belasten, was gerade geschah.

Durchamtend versuchte ich meine aufgewühlten Nerven zu beruhigen und so schaffte ich es, meine Hand in die Seine zu legen. Sie wirkte fast schon winzig. Hoffentlich war an diesem Mann nicht alles gigantisch. Sogleich schlangen sich seine kräftigen langen Finger um meine Hand und er führte mich nach vorne zu den Menschen, welche mich gleich an diesen Mann binden würden. Was würde er heute Nacht machen?

So wie er mich gerade gemustert hatte, glaubte ich kaum, dass er die Nacht dazu nutzen würde mich als Menschen kennenzulernen. Was ist, wenn er mich mit Gewalt nehmen würde? Schon alleine bei dem Gedanken verkrampfte sich mein Inneres. Ich lauschte den Worten des Priesters nicht. Es interessierte mich einfach nicht!

Würde er darauf bestehen, dass wir uns gleich küssten? Unsicher sah ich hinauf in das Gesicht des Mannes. Ich war mir unschlüssig, was in diesem Fremden gerade vor sich ging. War er wie ich so sehr in Gedanken versunken, dass auch er den Worten des Priesters nicht lauschte? Nahm er es ernst und war vielleicht sogar froh darüber? Ob er mich ausgesucht hatte? Ich konnte mich an diesen Mann erinnern, in den Hallen meinen Vaters, vermutlich war ich ihm im Gedächtnis geblieben.

Ein zittern erfasste meinen Körper und schnell versuchte ich es unter Kontrolle zu bekommen. Ich schluckte und richtete meine Augen wieder auf den Mann vor uns. „… Auf das Friede einkehren möge, in euer Leben und das Leben aller hier. Dass, die Fröhlichkeit euch nicht verlässt und ihr einander beistehen könnt. Die Liebe ist nicht immer einfach zu verstehen und doch sollen die Götter euch helfen diese in einander zu finden“, redete der Priester mit seiner alten, fast schon leiernden Stimme und sah uns fröhlich an.

Ich wollte diese Worte nicht hören und erneut ließ ich meinen Blick kurz schweifen. Ich sah meine Eltern. Mein Bruder mit seinen hellblonden Haaren saß neben meinem Vater und meiner kleinen Schwester. Der Blick meines Bruders begegnete dem Meinen und er sah genauso drein, wie ich es erwartet hatte. Unzufriedenheit und Trauer spiegelten sich in seinen Augen wieder. Doch meine Augen suchten jemand anderes. Doch nirgendwo konnte ich Leif erkennen. Vielleicht war er auch gar nicht kommen und ich konnte es durchaus verstehen…

Niemand wollte sehen, wie die Person die man liebte, an jemand anderen gebunden wurde. Niemand wollte das! Ich hätte es selbst nicht ertragen können. Erneut glitt mein Blick zu dem Mann neben mir und ich bemerkte, dass auch sein Blick über die anderen Menschen glitt. Ich folgte dem Blick des Mannes und bemerkte, wie eine Frau mittleren Alters mit dunkelbraunen Haaren neben einem Mann mit ebenfalls roten Haaren saß. Ein junges rothaariges Mädchen um die fünfzehn saß zwischen ihnen und ich vermutete, dass es die Familie war, in die ich einheiratete. Doch genauer kam ich nicht dazu, sie zu betrachten, denn plötzlich ergriff jemand meine Hand und mein Blick glitt zu dem Priester.

Fast schon verwirrt blinzelte ich, doch er bemerkte es nicht, denn sogleich ergriff er die Hand des großen Mannes und legte die meine in seine große Pranke. Auch meinen Gatten schien er damit aus den Gedanken zu reißen. Er schaute ebenfalls etwas erschrocken zu mir. Ich bemerkte, wie kalt meine Finger waren und blickte hinauf in das Gesicht des Mannes mit dem langen roten Bart. „Bevor ich euch nun zu Eheleuten erklären, wollt ihr einander ein Versprechen geben?“, fragte der Priester und es traf mich vollkommen unvorbereitet. Was sollte ich jemanden versprechen, den ich nicht kannte?! Unsicher sah ich hinauf in das Gesicht des Fremden und blinzelte ihn aus blauen Augen verwirrt an. Er schien etwas konfus, hatte er die Frage wohl auch nicht erwartet. Umso überraschter war ich, als ich die klare, aber tiefe Stimme des Mannes hörte. „Ich verspreche dir, dass ich für dich sorgen werde“, sagte er und die Ernsthaftigkeit war deutlich in seiner Stimme zu hören und doch wirkte es kaum überzeugend für mich.

Ich konnte nur nicken und war selbst sprachlos. Was versprach man so jemanden? Die Treue? Die ewige Liebe? Ich war wirklich sprachlos und hätte dem Priester nur zu gerne meine Meinung gesagt! Ich schluckte und plötzlich bemerkte ich, wie alle Augen auf mich gerichtet waren und je mehr Sekunden verstrichen desto fragender wurde der Blick meines Gatten. Ich räusperte mich und mit einer fast schon fragenden Stimme begann ich zu sprechen: „Ich verspreche dir, dass ich mich bemühen werde…“ Ich brach ab. Ja, um was wollte ich mich denn bemühen? Skeptisch nickte der Mann und ich bemerkte, dass ich ihn in meinen Gedanken nie mit Namen ansprach. Aus seinem verwirrten Nicke wurde eine Art Kopfkreisen. War er sich scheinbar nicht sicher ob mein Satz schon beendet war oder nicht. Ich war mir da selbst nicht einmal sicher: „Ich werde mich bemühen eine gute Ehefrau zu werden.“ Fast schon unsicher war mein Blick, als ich ihn betrachtete. Leise und vermutlich nur das ich es hören konnte hauchte er: „In Ordnung…“ Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Wie konnte das gemeint sein?

Doch gerade konnte ich nicht fragen, denn als der Priester auf einmal sagte, dass er mich nun küssen dürfte, weiteren sich meine Augen vor Schreck. Küssen?! Sofort waren meine blauen Augen wieder auf sein Gesicht gerichtet. Ich bebte innerlich und hoffte, dass ich es vor ihm verstecken konnte. Ich konnte seinen versteinerten Ausdruck nicht entschlüsseln, dafür kannte ich ihn einfach nicht gut genug! Küssen! Ich wollte dieses bärtige Ungetüm nicht küssen!

Schnell beugte er sich zu mir runter und seine Lippen legten sich auf die Meinen. Ich hatte noch nie einen Mann mit so einem langen und vollen Bart geküsst. Es piekte, kratzte und war im Weg. Sein Bart war so lang das ich die Haarspitzen noch auf meinem Dekolletier spürte. Ich war unschlüssig, ob ich mich mit so etwas anfreunden konnte oder nicht. Automatisch erwiderte ich den Kuss, obwohl ich es nicht wollte. Dankbarkeit flammte in mir auf, als er sich schnell von mir löste und sich wieder aufrichtete. Ich konnte ihn nur anstarren und erst die Worte des Mannes, welcher uns gerade aneinander gebunden hatte, brachten mich zurück in die Realität. „Möge mit dieser Verbindung ein Bund geschaffen werden, der den Frieden in diesem Land weiterhin aufrecht erhalten kann und möget ihr eure Liebe finden in dieser weiten und wilden Welt. Lasst uns nun feiern. Feiern wir die Verbindung dieser zweier Menschen und lasset uns den Frieden feiern, den dieses Bündnis mit sich bringt!“ Viele begangen zu klatschen und ich wusste, dass sie klatschten, um endlich den Frieden ausgelassen feiern zu können. Ich hoffte, dass der Friede lange halten würde.

Ich sah hinüber zu meinem Bruder. Tal klatschte und doch sah er mit versteinerter Miene zu uns. Eine Hand legte sich auf meinem Arm und brachte mich dazu, mich umzudrehen. Ich erblickte das Gesicht meines Angetrauten, welcher mich erneut gemustert hatte. „Komm“, raunte er mir mit seiner tiefen Stimme zu. Ich nickte nur, straffte meine schmalen Schultern und folgte ihm zu einer langen aufgebauten Tafel. Ein kräftiger Mann stand auf, als wir uns näherten und grinste den Mann neben mir fast schön fröhlich an. Auch dieser hatte rotbraune Haare und ich vermutete, dass dieser Mann ein Verwandter war. Vielleicht ein Bruder? Er hatte an den Seiten sehr kurze Haare. Der Iro, den er trug war kurz geschnitten und stand zum Glück nicht nach oben. Er klopfte meinem Mann gerade freundlich auf die Schulter und ich hörte seine fröhliche Stimme sagen: „Siehst du, ist doch alles gut gegangen, Ragnar!“ Erneut fiel mir auf, dass ich den Mann neben mir in Gedanken nie mit Namen ansprach. Ragnar nickte leicht und ich bemerkte, wie er sich zu mir drehte. „Das ist Sven. Mein bester Freund.“ Ich nickte unsicher und war dankbar, dass Sven mir seine Hand offen und fröhlich hinhielt. „und sein Cousin“, sagte er mit einem offenen Lächeln. Er war nicht so groß wie Ragnar. Svens Bart war ebenfalls rötlich und voll. Als ich meinen Blick schweifen lies sah ich, dass wirklich alle Männer aus seiner Sippe einen Bart trugen. Einige hatten sogar einen noch längeren Bart als der Mann den ich geheiratet hatte.

Ich ergriff die Hand, die mir hingehalten wurde und schüttelte sie höflich. Ich sammelte mich und sah Sven ins Gesicht. Er hatte dunkelbraune Augen. Warm und freundlich wirkten sie und mit freundlicher Stimme stellte ich mich vor: „Ich heiße Thalia… Ja…“ Ich wusste nicht, was ich weiter sagen sollte. Seven lachte freundlich und ich war dankbar, dass er sprach. Er überging meine Einsilbigkeit einfach und redete weiter: „Du wirst heute noch Viele kennenlernen. Ist also nicht schlimm, wenn du meinen Namen wieder vergisst.“ Tatsächlich zwinkerte er mir freundlich zu und auch, wenn ich es nicht wollte, war er mir sympathisch. Höflich lächelte ich, hoffte ich zumindest. „Bevor wir etwas Essen, stelle ich dir meine Familie vor“, raunte Ragnar und nickte zu den drei Personen, die mir bereits schon aufgefallen waren. Ragnars Mutter war eine große und etwas kräftige Frau. Sie hatte ein gutmütiges Gesicht und blickte uns unheimlich glücklich an. Sie schien schon etwas älter zu sein und wirkte wie die typische Mutterfigur in Geschichten. Gerade, als ich ihr die Hand hinhalten wollte, drückte sie mich fröhlich und fast schon überschwänglich an sich! Überrumpelt von dem was gerade passierte, wusste ich nicht, wie ich darauf reagieren sollte und so klopfte ich ihr nur vorsichtig auf die Schulter. „Hallo…“, sagte ich unsicher und über mir hörte ich Ragnar genervt aufstöhnen. Sie solle mich loslassen, meinte er fast schon genervt. Inga, meine neue Schwiegermutter, war unheimlich froh mich kennenzulernen und ich verstand nicht warum… Die Jugendliche, Ragnars kleine Schwester Lillie und sein Vater Raik waren die einzigen Namen, welche ich mir noch merken konnte. Zwar setzte ich mich neben Ragnar an den Tisch, doch kamen wir nicht dazu miteinander zu sprechen, immer wieder kam jemand, stellte sich vor und schien mich genau zu mustern. Auch meine Eltern kamen vorbei, stellten sich Ragnar persönlich vor, ebenso wie mein Bruder und meine Schwester. „Achte gut auf meine Tochter“, hörte ich meinen Vater mit ernster Stimme verlauten. Ich sah, wie Ragnar ernst nickte und seine tiefe Stimme drang an meine Ohren: „Das werde ich!“ Ich betrachtete den großen Mann und spürte, wie sich jemand zu mir beugte. Schon im gleichen Atemzug vernahm ich die Stimme meines Zwillingsbruders: „Wenn er es nicht ernst mein, schreibe mir und ich hole dich da persönlich raus.“ Ich grinste leicht und nickte ein wenig, während ich die Hand meines Bruders drückte. Doch lange konnten wir uns nicht unterhalten, denn viele andere wollten uns ihre Glückwünsche überreichen. Zu viele wollten ihre Glückwünsche loswerden.

Ich versuchte höflich zu bleiben und trotzdem war es schrecklich, dass ich mit niemand wirklich sprechen konnte. Erneut ließ ich meinen Blick über die Menschenmenge gleiten und doch konnte ich immer noch nichts von Leif sehen. Ich hatte vermutlich Recht mit der Annahme, dass er nicht hier war.

Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis niemand mehr etwas von mir wollte und ich war erleichtert. Viele feierten, viele lachten und ich sah wie viele anstießen. Die Sonne ließ alles in ihrem Rot erleuchten. Es schienen sich alle etwas beruhigt zu haben, denn es stellten sich kaum noch Leute vor und innerlich seufzte ich zufrieden auf. Etwas Warmes streichelte meinen Nackten Oberarm und fast schon erschrocken drehte ich mich gänzlich zu ihm. Vorsichtig strich Ragnar über meine Haut und leise sagte er zu mir: „Du siehst wirklich sehr hübsch aus…“ Ich war mir unsicher, wie ich dieses Kompliment sehen konnte. Fand er es wirklich? War es ein Trick um mich dazu zu bekommen, mich ihm heute Nacht freiwillig zu geben? Ich hatte Angst vor dem was heute Nacht passieren würde. Doch vielleicht irrte ich mich und er würde versuchen, mich kennenzulernen? Ich räusperte mich kurz, hatte ich doch das Gefühl, dass mir die Stimme versagte. „Ich… ich danke dir…“, brachte ich mühsam hervor und weiterhin strich dieser fremde Mann über meinen Arm. Eine Gänsehaut bildete sich und all die kleinen Härchen an meinem Arm richteten sich auf. Ich beobachtete, wie sich seine roten Brauen zusammen zogen und seine Hand strich meinen Arm entlang, hinunter zu meiner Hand. Fast schon zu feste umschlang seine kräftige Hand die Meine und hielt sie fest. Ich betrachtete die Hand in der Seinen und runzelte leicht die Stirn. „Deine Hand ist immer noch kalt“, raunte er leise und drückte meine Finger fest aneinander. Glaubte er wirklich, dass so meine Hände warm würden?

Ich betrachtete ihn erneut. Genauer als zuvor. Er wirkte kräftig, aber nicht wie ein Muskelberg und ich erkannte an den Schnüren, welche seine Tunika zusammenhielten, dass darunter Tätowierungen verborgen waren. Ich war nicht sicher, ob mir diese Verzierungen gefielen oder nicht. Ich erinnerte mich, dass viele dieser Männer solche Muster auf der Haut getragen hatten, doch was es genau war, dass wusste ich nicht mehr. Langsam und vorsichtig entzog ich dem Mann meine Hand und er ließ es geschehen. Unsicher war meine Stimme, als ich ihn leise fragte: „Was ist, wenn wir es nicht schaffen miteinander auszukommen, wenn wir es nicht schaffen… ich weiß auch nicht… uns ineinander zu verlieben?“ Hatte er darüber eigentlich einen Gedanken verschwendet? Und wenn ja, wie dachte er darüber?

Ich beobachtete genau, wie sich seine Brauen bei meiner Frage zusammen zogen und er strich sich über den langen roten Bart. „Dann wirst du wohl nur die Mutter meiner Kinder sein“, antwortete er und entsetzt starrte ich diesen Mann, meinen Mann an! Das konnte er doch nicht ernst meinen!



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