SWTOR Prompt-Fics von -Red-Karasu ================================================================================ Kapitel 2: Illuminate (Prompt: I wish you would talk to me) ----------------------------------------------------------- Kurzes Vorwort zur Info: Shamira ist mein Cathar Jedi Knight und Nallarae (Miraluka) der Barsen'thor einer guten Freundin. Nally ist nonbinary und verwendet im englischen die Pronomen they/them. Da wir im Deutschen dafür kein Äquivalent haben, habe ich kurzerhand selbst (mit Hilfe von flash in the pan, danke nochmal :D) Pronomen gebastelt und verwende in der Geschichte sey/seyr. Ich weiß, es ist anfangs vielleicht ein bisschen komisch, aber man gewöhnt (meiner Meinung nach) sehr schnell daran :)         Illuminate     [LEFT]Shamira hatte die letzten beiden Tage ausschließlich in ihrem alten Quartier im Jedi-Tempel auf Tython verbracht. Seit sie zurückgekehrt war, saß sie bewegungslos an eine Wand gelehnt da und betrachtete stumm das kleine Stück Himmel, das sie durch ihr Fenster sehen konnte. Ihr gesamter Körper fühlte sich mittlerweile steif und taub an, aber sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen sich mehr zu bewegen als absolut nötig.[/LEFT]   Die Meister hatten ihr gesagt, dass sie sich für eine Weile ausruhen solle. Sie solle meditieren, damit die Kraft der hellen Seite der Macht ihren Geist beruhigen konnte – genau das, was sie auch sonst immer sagten. Aber im Moment konnte sie nicht einmal den Gedanken an Meditation ertragen. Sie war sich sicher, dass dadurch nur noch mehr Erinnerungen an die Gräueltaten, die sie in den vergangenen Monaten verübt hatte, zurückkommen würden. Mehr als sie würde ertragen können. Genauso war es die Angst vor Erinnerungen an die Leben, die sie genommen hatte, die sie bisher davon abgehalten hatte ihr Lichtschwert auch nur zu berühren. Die Meister hatten ihr geraten ruhig zu bleiben und zu meditieren, während die Gewissheit ihrer Verbrechen immer weiter in ihr Bewusstsein kroch. Sie konnte fühlen, wie sie davon in die Dunkelheit gezogen wurde und wusste doch noch immer nicht, wie sie mit all dem umgehen sollte, ohne schlicht in Panik zu geraten. Also saß sie einfach nur da und starrte in den Himmel.   Sie war kaputt. Shamira wusste es und konnte doch nicht die Willenskraft aufbringen, etwas ändern zu wollen; heilen zu wollen.   Es war schließlich das eine immerzu von Kriegsgebiet zu Kriegsgebiet geschickt zu werden, von Schlacht zu Schlacht und von Blutvergießen zu Blutvergießen. Das und nichts anderes erwartete einen Jedi schließlich in Zeiten wie diesen. Erst recht, wenn man als ‘Heldin von Tython’ bekannt war und benutzt wurde, um gleichermaßen Verbündete zu beeindrucken und Feinde zu verunsichern. Aber auf eine geheime Mission geschickt zu werden, um im Alleingang den Imperator der Sith zu besiegen, nur um im Gegenzug zu seiner Marionette gemacht zu werden, die ihre Freunde folterte und in seinem Namen mordete? Das überbot an Grausamkeit alles, was sie sich in ihren schlimmsten Albträumen je hätte ausmalen können. Und doch war es die Realität mit der sie jetzt leben musste, während der Rat von ihr erwartete sich einfach ein bisschen auszuruhen und dann weiterzumachen als wäre nichts gewesen. Als ob es reichen würde einfach ein paar Tage Schlaf nachzuholen und dann ihre nächste Mission anzutreten. Weil „der Krieg weitergeht und der Orden dich braucht“. Ganz ungeachtet der Tatsache, dass sie nicht erwarten konnte, das Vertrauen ihrer Freunde jemals zurückzugewinnen. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich ja nicht einmal selbst vertrauen konnte. Oder es schaffte, dass ihre Hände für fünf Minuten aufhörten zu zittern. Sie hasste die Meister dafür, dass sie ihr das alles antaten.   Irgendwann musste sie angefangen haben zu weinen; ihr Gesicht fühlte sich feucht an und Tränen verklebten das kurze Fell, das ihre Haut bedeckte, aber sie hatte nicht einmal Kraft, um sich mit dem Ärmel ihrer Roben über die Wange zu wischen. Unwillkürlich musste Shamira an ihre Mutter denken, die – so forsch sie auch wahr, durch und durch Soldatin – sie immer in den Armen gehalten hatte, wenn sie als Kind traurig gewesen war. Sie dachte an ihren Vater, der ihr liebevoll durch die Haare wuschelte, wenn sie sich ein Knie aufgeschlagen hatte, der sie hochgehoben und auf seinen Schultern getragen hatte, bis sie wieder lachte. Es erinnerte sie an ihren Bruder, der sich vermutlich gerade selbst durch eines der unzähligen Schlachtfelder kämpfte und allein durch seinen Starrsinn dafür sorgte, dass die Havoc Squad auch dieses Mal unversehrt blieb. Shamira fragte sich oft, wann sie ihre Familie einmal wiedersehen würde. Ob sie sie irgendwann noch einmal wiedersehen würde. Gleichzeitig hatte sie zu viel Angst vor dem, was sie vielleicht fühlen würde, sollte sie versuchen in der Macht eine Verbindung zu ihnen zu suchen. Was, wenn sie statt der erhofften Wärme und Sicherheit nur Ablehnung oder, noch schlimmer, Leere spüren würde?   Und es schien, als hätte sie sich durch diese Gedanken so tief in ihrem Zorn und Selbstmitleid vergraben, dass sie Dinge, die sie sonst mit Leichtigkeit gefühlt hätte, nun erst zu spät und mit Entsetzen bemerkte. Wäre alles so wie es sein sollte, hätte sie Nallarae gefühlt sobald sey einen Fuß auf Tython gesetzt hatte. Verdammt, wenn alles so wäre wie es sein sollte, hätte sie minutengenau gewusst, wann sey hier eingetroffen wäre, hätte sich seit Tagen darauf gefreut und am Raumhafen auf sey gewartet. Jetzt allerdings, bemerkte sie seyre Präsenz erst als sey nur noch wenige Schritte von ihrem Quartier entfernt war.   Shamira schluckte schwer, fühlte sich wie paralysiert, als Nallarae die Tür ohne zu zögern öffnete und den dämmrigen Raum betrat. Sie konnte seyr nicht so gegenübertreten. Nicht jetzt, nachdem sie all diese furchtbaren Dinge getan hatte, nachdem sie selbst zu etwas Furchtbarem geworden war. Nallarae sagte jedoch vorerst nichts, sondern kam nur langsam auf sie zu und ließ sich schließlich neben Shamira auf dem Fußboden nieder. Wie immer ließ sich an seyrem Gesicht nur schwer erkennen was sey dachte. Durch die Verbindung, die sie in der Macht hatten, konnte Mira aber, beinahe gegen ihren Willen, nur Sorge und Güte spüren. Und einen tiefgehenden Zorn, der sich jedoch, wie sonst auch, nicht gegen sie richtete. Es fühlte sich an als wäre sie endlich nach hause gekommen.   In einer hilflosen Geste griff sie nach Nallys Hand, um seyre Wärme zu fühlen und etwas zu haben, an dem sie sich festhalten konnte. Und vielleicht auch, um sicherzustellen, dass sey nicht einfach wieder gehen würde. Für eine Weile saßen sie einfach so da, ohne zu sprechen und Shamira war dankbarer als je zuvor, dass sey so eine endlose Geduld mit ihr zu haben schien. Nallarae sprach erst, als die Sonne bereits untergegangen war und sich langsam aber sicher die ersten Sterne am Himmel zeigten. „Ich weiß, dass wir viele Dinge durch die Macht sagen können...aber ich wünschte, du würdest mit mir reden.”   Seyre Worte waren sanft, nicht lauter als nötig und ließen Shamira doch kurz erschaudern. Sie hob ihre noch immer ineinander verschränkten Hände und drückte einen kurzen Kuss auf seyre, bevor sie es endlich schaffte Nally anzusehen. „Du bist so wunderschön.” Ihre Stimme klang dünn, rau und ein wenig brüchig, aber sie schaffte es beinahe so etwas wie ein Lächeln in ihre Worte zu legen. Und es war die Wahrheit. Das schwache Mondlicht, das ins Zimmer fiel, ließ Nallaraes Haar wie Silber glänzen und die kleine Lampe, die ihr Quartier notdürftig erhellte, brachte die Wärme in seyrem Hautton zum Vorschein. Die Meister, hätten sie sie so gesehen, hätten sicher vieles über ihre Verbindung zu sagen gehabt, und darüber, dass Emotionen dieser Art sie zur dunklen Seite verführen würden. Aber in diesem Moment fühlte es sich eher so an, als wäre der Barsen’thor neben ihr alles, was sie auch nur vage in der Nähe des Lichts hielt.   „Darum geht es zwar im Moment nicht, aber danke.” Shamira atmete deutlich hörbar durch die Nase aus, fühlte sich ihrer Verzweiflung einmal mehr wehrlos ausgeliefert. „Worum genau geht es denn dann?”, wollte sie wissen, ließ ihren Kopf gegen die Wand hinter sich fallen, ohne die Hand, die sie noch immer hielt, loszulassen. Für einen Moment starrte sie an die Decke. „Für den Rat geht es darum mich so schnell wie möglich in den nächsten verdammten Kampf zu schicken, weil es ihnen vollkommen egal ist, wie es irgendwem hier eigentlich geht. Mir persönlich geht es darum, dass ich vermutlich lieber weggesperrt werden sollte, wenn nicht Schlimmeres, damit ich niemanden sonst verletzen kann, weil er mich zu einem verdammten Monster gemacht hat!” Die letzten Worte hatten ihren Mund beinahe als Schrei verlassen. Sie zögerte, bevor sie sich Nallarae endlich vollständig zuwandte. „Sag mir bitte, worum es hier verdammt noch einmal geht. Was ist hier das große Ganze, das ich sehen müsste? Weil ich es wirklich einfach nicht mehr weiß!” Dieses Mal bemerkte sie immerhin, dass sie weinte, als Nally sacht ihr Gesicht umfasste und seyre Daumen benutzte, um ihr die Tränen von den Wangen zu wischen. „Es geht darum, Mira, dass du am Leben bist! Du bist hier und bei mir und nur, weil der Imperator dich zu seinem Monster machen wollte, heißt das nicht, dass du das auch bist.”   Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, war zu beschäftigt damit, trotz der Schluchzer, die ihr jetzt das Atmen erschwerten, Luft zu bekommen. Also ließ sie ihrer Verzweiflung über den Macht-Bund zwischen einfach ihnen freien Lauf, schrie lautlos ihre Wut und Einsamkeit, die Kälte, die sie fühlte und bitte-bitte-bitte-halt-mich-einfach-fest in den wenigen Raum, der sich zwischen ihnen befand. Als Nallaraes Hände zu ihren Schultern wanderten und sie in seyre warme Umarmung zogen, begann sich der Schmerz in ihrem Brustkorb endlich ein wenig zu lösen. Sie verbarg ihr Gesicht in seyren Roben und vergrub sich förmlich an Nallaraes Körper. Ganz so als wolle sie sich vor den Schrecken ihrer Erinnerungen verstecken und hoffte, dass der vertraute Geruch, der sie jetzt umgab, ihr für eine Weile Schutz bieten würde.   Als Nally einen sanften Kuss auf ihre Schläfe drückte, wurde ihr Atem ein klein wenig regelmäßiger, ein bisschen weniger schmerzhaft. Als sey sie sanft in seyrer Umarmung wiegte und Miras Geist durch die Macht vorsichtig in Richtung Schlaf stupste, wurde die Hoffnungslosigkeit in ihrem Herzen ein bisschen weniger verheerend.   Egal, welcher Horror sie noch erwarten würde, zumindest wusste sie, dass es eine Person gab, die sie, egal was geschah, nie verlassen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)