Zum Inhalt der Seite

[Volatile] - Inception

‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wicked game

Koma

「 Tokyo / NYC 」
 

*Arthur*

„Wieso fliehst du immer, wenn ich versuche, dich zu sehen mit allem, was dich ausmacht? Egal wo wir sind.“ Seine Stimme klingt seltsam dumpf in der Schwärze, die sie umgab. „Ich weiß, ich laufe auch gerne weg. Aber eigentlich dachte ich, dass wir versuchen wollten, das zu vermeiden“ Er dachte an Tokyo, an das Karaoke. Es war der Moment, in dem er einfach mal ehrlich hätte sein müssen, es aber nicht geschafft hatte. Seit ihren jüngsten Gesprächen über jene Erinnerungen wusste er nur umso mehr, dass damals alles ganz anders hätte laufen können, wenn er an diesem verfluchten Abend nicht den Schwanz eingezogen hätte.
 

Der Aufschlag kam unvermittelt. Musik erfüllte den Raum. Arthur blicktesich um. Es kam ihm bekannt vor, aber so richtig greifen konnte er es nicht gleich. Ein Asiate stand auf der Bühne, sang etwas, ziemlich schräg. Japanisch? Dir en Grey? Die Frisur, die Klamotten….

„Trink noch ein Bier, Arthur!“, hörte er Dom neben sich. Er wendete den Blick. „Hör auf ihn abzufüllen!“, ging Mal dazwischen. „Aber sonst geht er nie auf die Bühne!“ Arthur wendete erneut den Blick, sah Tom neben sich, ein Schmunzeln lag auf seinen Lippen. Er griff zur Bierfalsche und prostete Tom zu. „Meine persönliche Hölle“, kommentierte er die Situation lax. “Da muss ich Dom recht geben“, sagte er nun zu Mal. „Allerdings gehe ich ohnehin nicht, wenn ihr nicht alle vor mir oben gewesen seid.“
 

*Eames*

Das Gefühl zustürzen ließ ihn zusammenfahren. Er schnaufte überrascht, blinzelte einige Male, ehe er realisierte, wo er war: Tokyo, natürlich, wo sonst? Big Echo Shibuya.

Schleierhafte Erinnerungen zerrten an seinem Bewusstsein; Ramadi, Archie... Arthur – wieder einer diese schlechten Träume. Er rieb sich die Stirn, nahm einen Schluck Whisky. Er musste geduldiger mit sich sein. Die Zeit im Irak war die schwerste seines Lebens gewesen und nichts würde je wieder so sein, wie es einmal war.

‚Trink noch ein Bier, Arthur!‘

Sie saßen im Halbkreis um einen runden Tisch, damit sie alle Sicht auf die Bühne hatten.

Er prostete ihm entgegen, als Arthur die Flasche hob, trank einen weiteren kleinen Schluck.

Irgendetwas war eigenartig an der Formulierung... ‚persönliche Hölle Er wurde den Gedanken nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte.

Eames' Blick ruhte auf Arthur neben sich; nicht lang genug, um es peinlich werden zu lassen. Was hatte er in seinem Tag-alptraum zu suchen gehabt? Und wieso wurde er das Gefühl nicht los, dass er versucht hatte ihn zu retten?

Wo zum Teufel war er?

„Allerdings gehe ich ohnehin nicht, wenn ihr nicht alle vor mir oben gewesen seid.“

Mal schmälerte die Augen, lächelte auf ihre einzigartige, undeutbare Weise.

»Du weißt, dass du das bereuen wirst«, flötete sie und erhob sich in einer eleganten Bewegung. Sie trug ein schlichtes, doch schmeichelhaftes, schwarzes Kleid mit Rückenausschnitt. Sie hatte schon immer ein Händchen für das perfekte Outfit.

Sie schlenderte zur Bühne und ließ sich das Mikrophon reichen.

Ein altbekannter Gitarrensound ertönte. Ein Song, den man nie mit Mal in Verbindung gebracht hätte, wenn man sie nicht kannte. Ihr Stimmspektrum passte auf sonderbare Weise perfekt dazu.
 

‚In my eyes, indisposed

In disguises no one knows

Hides the face, lies the snake

The sun in my disgrace…‘

(https://youtu.be/0uhiCQ0_Qqo)
 

»Blackhole sun... die Frau ist verrückt«, entkam es Dom fasziniert. Ein stolzer, verliebter Idiot.

»Es wird eng, Arthur. Bald ist niemand mehr übrig.«, wandte Eames an seinen Sitznachbarn. Es klang wie ein Echo in seinem Kopf; die merkwürdige Gewissheit, dass dies hier schon einmal passiert war. Nur wann?
 

*Arthur*

Arthur lachte leicht, als er hörte, zu welchem Lied Mal ansetzte. Es passte so gut zu ihr. Diese Erinnerung, seine Erinnerung war so schön. Er war nach der Aktion beim Billiard so viel entspannter gewesen, so viel sicherer, was er wollte. Nur noch dieser Job in zwei Tagen, dann würde er sich nicht mehr zurückhalten, sich zu nehmen, was er wollte. Nur noch diesen Job hinter sie bringen, dann würde er Toms Blick nicht ignorieren, sondern einfach auffangen und erwidern. Diese Aussicht fühlte sich gut an. Er spürte, dass er es kaum erwarten konnte. Vielleicht war das der Grund, warum er an diesem Abend sich etwas mehr auf die Wortspiele, die Flirtereien mit Eames eingelassen hatte. Sein Mut hatte nur zuletzt nicht dazu gereicht, das Lied zu wählen, das er eigentlich hatte singen wollen.

Als dieser sich an ihn wandte, blickte er von der Bühne weg zu ihm. Er biss sich auf die Unterlippe, zog leicht verzweifelt die Augenbrauen hoch. "Wohl wahr", antwortete er seufzend und trank demonstrativ von dem Whiskey, den ihm Dom rübergeschoben hatte, kaum hatte sich Mal erhoben. Doms Blick ruhte auf der Frau, die jener so abgrundtief liebte. Er hatte den Anfang gemacht. Letztlich waren nur noch Tom übrig, bevor er die Bühne betreten musste. Arthur beugte sich zu Tom, flüsterte ihm ein "Was muss ich tun, damit du den Auftritt boykottierst?" zu. Das war schließlich die einzige Möglichkeit, ihn davor zu bewahren, auf die Bühne gehen zu müssen. Er wusste, dass es nicht funktionieren würde, dass sich Tom dazu nicht überreden ließ - ganz im Gegenteil. Kurz hatte er überlegt, ob er nicht schon hier ihr Gespräch bzw. den Verlauf so ändern sollte, damit er weniger Zeit verlor. Er hatte nur zwei Stunden, um Tom zurückzuholen. Aber er entschied sich dagegen. Vielleicht auch, weil er die Erinnerung an Tom auf der Bühne als kostbar empfand.

Er löste sich etwas, nur ein Stück und blickte in die sturmgrauen Augen, die aufgewühlt, unruhig waren. Vermutlich war der Forger hinsichtlich des Komas nur bedingt fähig zu erkennen, dass es sich hier um eine Erinnerung handelte. Wenn er wollte, dass sich Tom erinnerte, dann sollte er mehr Zeit vergehen lassen, bevor er markant etwas ändern würde, um ihn wachzurütteln.
 

*Eames*

‚Was muss ich tun, damit du den Auftritt boykottierst?‘

Er lachte leise doch ausreichend abfällig auf Arthurs verzweifelte Bitte.

»Das kannst du dir nicht leisten.«, antwortete er salopp.

‚Falsch, er verdient genug Geld mit Ariadne...‘, der Gedanke glitt durch seine Kopf und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Wie eine Muräne, die sich in ein neues Loch im Riff verzog. Die Verwirrung, die er zu verbergen suchte so gut er konnte, blieb jedoch zurück, auch als Arthur ihm direkt in die Augen sah.
 

‚Is all that we see or seem...‘
 

»Gönn dir ruhig noch einen Drink, das hilft.«, ermunterte er ihn und stieß ungebeten mit seinem Glas gegen Arthurs, ehe er trank. Ein Ablenkungsversuch.
 

‚...but a dream within a dream?‘
 

Er fühlte sich angetrunken und irgendwie high. Wo sonst kam das eigenartige, außerkörperliche Gefühl her? Vielleicht hatte auch Mal mit ihrer fabelhaften Version von Blackhole Sun eine Wirkung auf ihn. Jeder Mann im Raum schien von ihr verzaubert; speziell natürlich Dom. Er konnte selbst nicht leugnen, dass sie ihm gefiel...

Er klopfte Arthur auf den Rücken. Manchmal war irgendein Körperkontakt besser, als gar keiner.

»Nach meiner Nummer wird’s dir leichter fallen, Darling.«, zu Arthur während sie Mal applaudierten. Er lehrte sein Glas in einem Zug und stand auf.

»I'm an alien, I'm a legal alien ~«, flötete er dabei, was ihm einen irritiert amüsierten Blick von Dom einbrachte. Allerdings war er anschließend viel mehr damit beschäftigt seine rückkehrende Frau mit Küssen zu ihrem gelungenen Auftritt zu beglückwünschen, als sich über Sting zu beschweren.
 

Es war nicht Englishman in New York, was sie auf Eames Zeichen hin anspielten, sondern Wicked Game.

Eames wiegte sich im Klang. Forgen bedeutete auch Performen.

Für einen Schauspieler hatte er eine erstaunlich schlechte Singstimme, was er mit auf sonderbare Weise mit Charme und zumindest halbwegs getroffenen Noten wieder wett machte.
 

‚The world was on fire and no one could save me but you

It's strange what desire will make foolish people do‘
 

Es dürfte Arthur ab diesem Zeitpunkt nicht mehr gewundert haben, dass Eames mehr als einmal Blickkontakt zu ihm aufbaute. Er hatte ziemlich deutlich gemacht, dass er Interesse hatte – wenn auch nicht nicht immer auf die eleganteste Art und Weise.

Sie waren noch nicht an dem Punkt an dem Eames aufgab, aber er würde Arthur auch nicht ewig anhimmeln. Das hatte er sich zumindest vorgenommen...
 

‚I'd never dreamed that I'd love somebody like you

And I'd never dreamed that I'd lose somebody like you‘

(https://youtu.be/GM8VWNMThnQ)
 

*Arthur*

Arthur seufzte, verkniff sich ein Schmunzeln, als er Toms Antwort hörte. Nein, das konnte er sich vermutlich nicht. Im Moment würde er es auch nicht wollen. Etwas an Eames Blick ließ ihn stutzen. Er war anders, als in seiner Erinnerung. Er griff zum Glas, trank noch einen Schluck, blickte wieder zu Mal, die ihre ganz eigene Magie nutzte, um den Raum für sich zu gewinnen. Die Hand auf seinem Rücken, ließ ihn wieder zu Tom blicken. Seine Augenbrauen hoben sich zweifelnd. Er wusste, dass dem gar nicht so gewesenn war. Toms Lied hatte ihn so aus der Fassung gebracht, dass er selbst nicht mehr wusste, was er singen sollte. Jetzt im Moment merkte er, dass er sich auf den Auftritt von Tom freute. Damals hatte er abgeblockt, war versteinert und hate versucht sich einzureden, dass es ihn nicht berührte. Er durfte so kurz vor dem Job doch nicht aus der Bahn geworfen werden!

Etwas ganz anderes war wirklich der Fall gewesen.
 

Heute fing er die Blicke auf, erwiderte sie konsequent. Er machte keinen Kommentar, um Mals Blick zu entgehen und Doms fragenden Blick abzulenken. Diesmal nicht. Er nahm das Lied, die Kritik, die darin hinsichtlich seines Verhaltens mitschwang an. Es passte zu ihrer Situation und auch zu dem, was kommen würde einfach nur perfekt. Insgeheim hatte er Eames damals schon bewundert, dass er so spontan dieses Lied hatte auspacken können, während er bis zuletzt gehofft hatte, niemals etwas singen zu müssen.

Als die letzten Töne verklungen waren, klatschten einige, auch Mal und Dom. Manche pfiffen sogar. Auch wenn man vielleicht nicht der beste Sänger war - wenn ehrliche Gefühle transportiert wurden, dann berührte es immer. Er war damals nur zu verbohrt und ignorant gewesen, das zu akzeptieren, es wahrhaben zu wollen. Arthurs Blick wich nicht von Tom, der nun von der Bühne ging, zu ihnen zurückkehrte.
 

Arthur stand auf, blickte zu Mal, die ihn aufmunternd, fast etwas auffordernd ansah. „Nun komm schon!“, hörte er Dom. „Du tust grad so, als gingest du zum Schafott.“ Sein bester Freund grinste ihn an. Arthur griff zum Whiskeyglas und trank in einem Zug aus. „Dass mir danach aber keine Klagen kommen“, sagte er und blickte nun Eames, abschätzend, distanziert an. Er sollte nicht zu viel vom Skript der Erinnerung abweichen, wenn er wollte, dass nachher der Effekt groß genug war.

"Leichter?", sagte er leise, als er vorbeiging. "Ich kann nur untergehen."
 

Schweren Schrittes trat er auf die Bühne, ging zu dem DJ hin, dem man seinen Wunsch sagen musste. Damals hatte er jenem gesagt, dass er den Zufall entscheiden lassen solle. Er hatte keine Ahnung gehabt, was er singen sollte, kein Vorstellungsvermögen. Noch immer wie benommen von der Botschaft, die Tom ihm hübermittelt hatte, war er unfähig, sich wirklich Gedanken zu machen. Er hatte von der Liste „Pop aus den 90ern“ wählen lassen. Der Zufall hatte entschieden: „Hit me, Baby, one more time“ - Britney Spears. Es war der Horror gewesen.

Es hatte ihn lange verfolgt, sehr lange. Nicht nur, weil Eames ihn den ganzen Abend damit noch aufgezogen hatte, wobei er die Verletzung deutlich hatte heraushören konnte. Oft hatte er darüber nachgedacht, welcher Song der richtige gewesen wäre. Die meisten Songs wären besser gewesen.
 

Dieses Mal ging er zu jenem DJ und sagte etwas anderes.

„You are the one that I want - in der Version von Lo-Fang.“ (https://www.youtube.com/watch?v=jYluMAO1b7Y)

Nein, er würde nicht die schrille Orginalversion nehmen, bei der jeder John Travolta und Olivia Newton über den Bildschirm hüpfen sah. Er nahm diese. Der Text war etwas anders, das Original nur schwer herauszuhören. Vermutlich konnte man diese Interpretation in keiner Karaoke-Bar singen, weil es dafür zu unbekannt war. Im Traum spielte das keine Rolle, schon gar nicht seinem.

Er griff zum Mikro. Das war ihm damals schwer gefallen. Jetzt war es anders. Er hatte eine Botschaft. Und er hatte etwas gut zu machen. Tom hatte ihm mit seinem Lied so viel gesagt. Diesmal würde er das nicht zerstören.
 

Das Klavier setzte ein, wartete auf ihn. Arthur schloss die Augen, lauschte dem Klang, dann begann er zur singen, ruhig und ausdrucksstark, nicht so unsicher und zweifelnd wie damals. Er wusste nicht, ob er gut singen konnte. Er tat es einfach.
 

I've got chills.

They're multiplying.

And I'm losing control.

'Cause the power

You're supplying,

Is electrifying

Arthur öffnete die Augen und suchte Toms Blick. Es schien ihm fast, als wäre das Publikum eine undefinierbare Masse, nur Tom stach daraus hervor und war klar zu sehen.
 

You better shape up,

'Cause you need a man

And my heart is set on you.

You better shape up,

You better understand

To my heart I must be true.

Ja, das hätte er damals sein sollen. Vieles wäre dann vermutlich anders gewesen.
 

You're the one that I want,

The one that I want,

The one that I need.
 

Sein Blick ruhte nach wie vor auf Tom, nun schloss er doch wieder die Augen.

If you're feeling

Some affection,

That's too hard to convey.

Meditated,

By direction.

Baby feel your weight...
 

Arthur hoffte inständig, dass Tom trotz seines Zustandes verstand, worauf er hinauswollte. Er brauchte ihn. Thomas sollte auf sich aufpassen. Es mochte vielleicht sein, dass jener genug von seiner persönlichen Hölle hatte. Vielleicht war es Tom zu einem gewissen Teil auch egal, wie das hier ausging, ob er lebte oder nicht. Aber ihm war es das nicht. Tom war zu wichtig für ihn, gewichtig für sein Leben. Nach diesen fünf Tagen mehr denn je. Auch wenn er zu dumm gewesen war, sich das schon damals in Tokyo einzugestehen.
 

*Eames*

Untergehen? Sicherlich nicht. Er grinste, schüttelte den Kopf. Was Arthur nicht wusste, war wohl, dass er tun könnte, was immer er wollte. Es war vollkommen egal, er würde in ihm immer Perfektion sehen. Und zwar nicht die krankhafte Version, die Arthur manchmal in den Wahnsinn trieb, wenn es um Jobs ging, oder das richtige Paar Schuhe. Die Art von ‘perfekt‘, die keine Fragen mehr offen ließ; die rund war, weil man es einfach wusste.
 

Es war schon lächerlich, wie sehr er ihn wollte. Diese Verknalltheit kannte er noch aus seiner Jugend und dennoch war das hier anders.

Das eigenartige Gefühl Arthur bereits erobert zu haben, mischte sich ein. Dass sie sich schon viel länger kannten, als er glaubte... ob sie sich früher schon mal begegnet waren? In einem Traum?
 

‚You're the one that I want,

The one that I want,

The one that I need‘
 

Er fing den Blick auf und dieser war eindeutig. Eigentlich ein schöner Moment, nicht wahr? War es wohl - doch Eames spürte deutlich, dass etwas nicht stimmte.
 

Diese Welt ist nicht real.
 

Dom drehte den Kopf auf eigenartige Weise zu ihm; sah wieder zur Bühne; drehte den Kopf wieder auf dieselbe, sonderbare Weise. Ein Déjà vu, ein Fehler in der Matrix.

Eames war sich nun fast sicher, dass es sich um einen Traum handeln musste. Seine eigene kranke Fantasie, die ihm einen gemeinen Streich spielte.
 

‚Ich hab den Chip!‘ , hörte er sich selbst sagen. Irgendwo in seinem Hinterkopf.
 

Erinnerungen, wie blitzartige Flashbacks. Dieser Blick... Arthur saß auf ihm, nackt. Diese Lippen.

‚Das ist schon mal passiert…‘

Nein, vermutlich nicht.
 

Er fühlte nach seinem Totem, doch konnte es nicht finden.

Er hörte ein Grollen aus der Ferne. Dumpfe Pistolenschüsse.

‚Das ist nur in meinem Kopf‘, ermahnte er sich.
 

‚That's too hard to convey.

Meditated,

By direction.

Baby feel your weight...‘
 

‚Ich muss aufwachen!‘

Die Leute klatschten. Eames brach der kalte Schweiß aus. Er blieb starr sitzen, bis sich Arthur wieder zu ihm gesellte.

»Begleitest du mich nach draußen? Ich müsste mal eine rauchen...«

Er schnappte sich sein Glas, in welchem wieder orangegoldener Whisky schwappte, ging vor. Die Musik im Laden verzerrte sich und hüpfte arhythmisch, als wäre ein Sprung in der Platte.

Auch wenn er an der Echtheit seiner Realität zweifelte, schien eine Sache klar zu stehen: Arthur war real. Nichts war so real wie er. Deswegen griff er auch nach dessen Arm, krallte sich in den Stoff seines Hemdes, dass er ihm ja nicht durch die Lappen ging, als er die Tür nach draußen aus Panik mit der Schulter aufstieß.

Was sie empfing war ein wirsches Schneegestöber. Eiseskälte minimale Sicht und das vibrierende, alles durchdringende, tiefe Knirschen von sich bewegenden Eisplatten. Das Big Echo war verschwunden.
 

*Arthur*

Eames Blick und seine Körperhaltung verrieten ihm, dass das Lied etwas angestoßen hatte. Es war schwierig abzuschätzen, was geschah und was geschehen würde. Der Traum, in dem sie sich befanden, war zwar von ihnen beiden gefüllt worden, aber letztlich basierte das hier alles auf einem Zustand zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein. Es war nicht der typische Traum, der durch Somnacin gefestigt wurde. Nicht der Traum, den ein Profi wie Tom einfach durchschauen und sich dessen vergewissern konnte. Vorhin hatte er deutlich gesehen, wie aufgewühlt er war. Jetzt war der Eindruck noch deutlicher. Die Erkenntnis, dass er träumte, schien sich ihm aufzudrängen. Doch sicher auch, dass es eben kein normaler Traum war. Aber ob er die Zusammenhänge erkennen konnte? Vermutlich nicht, noch nicht.

Arthur blieb nichts, als zu hoffen, dass Tom es weiter zuließ, ihn in diesem undefinierten Zustand in die Richtung der Erkenntnis zu stoßen.

Noch ließ er es zu, denn er hätte auch ohne ihn diese Erinnerung verlassen können. „Klar“, antwortete er und folgte ihm in Richtung Tür.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Location brüchig wurde. Offenbar übernahm Toms Unterbewusstsein wieder die Oberhand. Ein Schutzmechanismus? Gewiss. Ein gutes Zeichen? Ungewiss. Arthur blieb nur zu hoffen, dass er sich nicht wieder gegen ihn richtete.
 

Die Hand, die mit einem Mal in sein Hemd griff, ihn mitzog, kam unerwartet. Etwas veränderte sich. War das Angst? Wovor? Und was würde geschehen, wenn sie durch die Tür traten? Würde er ihn hinausschmeißen, ihn gar exekutieren? Tom konnte das mit Leichtigkeit. Das wusste er - spätestens seit dem Job in Tokyo.

Die Kälte, die ihnen entgegenschlug, war erbarmungslos und griff nach ihm wie eine eiserne Hand. Er zog sich automatisch zusammen, spürte, wie die Kälte in seine Lunge schnitt, so das er kaum Luft bekam, ähnlich wie bei der Hitze im Irak.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück