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[Volatile] - Inception

‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘
von

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The outsider

*Arthur*

Ariadne saß über einem Stoß Papierkram und sah ihn überrascht an, als er hereinkam. Erfreut sah sie ihn an, stand auf und umarmte ihn, so wie sie es immer tat, auch wenn er das nie von sich aus machen würde. „Hatte ich nicht gesagt, du sollst dich nicht blicken lassen?!“, tadelte sie ihn dann aber doch und sah ihn mit einem seltsam kritischen Blick an. „Du hast es nur zwei Tage geschafft, nicht hierher zu kommen. Ich hoffe, das ist dir bewusst!“ Arthur lächelte, hob die Hände. „Ich will auch nur kurz was holen, dann bin ich wieder weg. Ich hab auch noch keine Mail gelesen oder sonst etwas gemacht.“ Sie nickte streng. „Wenigstens etwas“, sagte sie und fügte dann hinzu:„Ich hatte ja gestern schon mit dir gerechnet...“ Er musste grinsen. „Aber wenn du schon mal da bist, lass uns wenigstens noch nen Kaffee trinken und ein paar Dinge besprechen.“
 

Als er nach Hause kam, war es schon nachmittags. So ganz schnell war der Kaffee mit Ariadne nicht gewesen. Es hatte gut getan, über andere Dinge zu reden und ihr bei ein paar Sachen zu helfen. Dann hatte er das Modell eines als Labyrinth angelegten Anwesens mitgenommen und war mit dem Taxi heimgefahren.

Zu Hause war es seltsam leise, wenn Eames nicht da war. Aber es war ok, es tat auch gut. Er würde ja wiederkommen. Und die Stille war Arthurs langjähriger Begleiter.

Arthur nahm sich Zeit, um in Italien zu recherchieren, aber wegen fehlender Sprachkompetenz und letztlich auch fehlenden Kontakten war es schwer, an Infos zu kommen.

Zumindest hatte er den Plan hinsichtlich des Insulins ergänzt, terminiert und Jesse und Yusuf entsprechende Informationen übermittelt.

Die Baupläne des FourSeasons, die Jesse ihm beschafft hatte, gaben keine Informationen über potentielle weitere Tresore im Zimmer.

Als er auf die Uhr sah, war es bereits nach 6. Er ging duschen, rasierte sich. Dann begann etwas überraschend Schwieriges: Was sollte er anziehen?!
 

Schließlich verließ er die Wohnung. Er hatte eine dunkelblaue Jeans, ein weißes Hemd, eine schwarze Lederjacke an. Keine Krawatte, die oberen Hemdknöpfe waren geöffnet. So ganz schlecht sah er vermutlich nicht aus.

Arthur blickte auf die Uhr. Es würde knapp werden, aber er würde pünktlich sein. Eilig ging er zur U-Bahn.
 

*Eames*
 

Kaum hatte er die SMS erhalten, war für Eames das Thema erst einmal save, egal was vorher gewesen war. Er wusste, dass Arthur nicht der herzlichste Mensch im Chat war (Angesicht zu Angesicht auch nicht, aber das war eine andere Sache), daher war ein ‚Freu mic‘, schon das Höchste der Gefühle. Und es fühlte sich gut an. So echt und beflügelnd, dass er eher tänzelte, als zu gehen, als er sich seinen Weg zu seinem Bestimmungsort durch die Menschenmassen bahnte.
 

‚I used to like liquor to get me inspired

But you look so beautiful, my new supplier

I used to like smoking to stop all the thinking

But I found a different buzz‘

(https://youtu.be/zkpole8iszg)
 

So albern es auch klang, aber er fühlte nur deswegen etwas von dem leichten Gefühl von damals, als sie sich das erste mal getroffen hatten. Dieses Flattern im Magen, dass den Schmerz in seinen Rippen wie eine Nichtigkeit erscheinen ließ.
 

Foster hatte eine besonderen Auftrag von Jobs erhalten, dem es nachzugehen galt. Wie sich herausstellte ging es dabei um nichts geringeres, als Medikamente. Zwei verschiedene Insuline und – noch interessanter – Sildenafil, früher bekannt als Viagra. Auch über Foster fand er ein paar Dinge heraus, die ebenfalls mit Substanzen zu tun hatten... wie sinnvoll oder hilfreich dies am Ende sein würde, stellte sich wahrscheinlich noch heraus, aber in ihrem Metier war es immer besser mehr als zu wenig zu wissen.
 

Danach verlief nichts mehr so wie geplant.

»Lorenzo lässt schön grüßen!«, war das letzte was er hörte, bevor ein paar sehr lästige und leidvolle Stunden für Eames begannen, in denen er es nicht schaffte eine SMS an Arthur oder sonst wen zu tippen, geschweige denn, zu ihrem Date zu erscheinen.

Er konnte nicht riskieren, dass Arthur in die Angelegenheiten der stronzos hineingezogen wurde. Noch weniger wollte er, dass sein Point Man registrierte, in was für einem Schlamassel er wirklich steckte.
 

Was blieb ihm also für eine Wahl, als sich nach allen Regeln der Kunst daneben zu benehmen? Wut war ihm noch immer willkommener, als Mitleid.
 

Es war ungefähr vier Uhr in der Früh, als er sich durch den dunklen Flur des Hauses schleppte, in dem Arthur wohnte. Kurz nach vier schloss er die Tür auf, mit dem Schlüssel, den er sich weigerte abzugeben, seit er ihn unerlaubt an sich genommen hatte. Dreistigkeit ist keine Tugend, aber vielleicht ein Talent.

Er roch wie ein Aschenbecher, der mal ein abgestandenes Whiskyglas gewesen war. Hinzu kamen diverse neue Schrammen, von denen diesmal auch sein Gesicht nicht verschont geblieben war... über der rechten Augenbraue thronte eine krustige Wunde. Sein Jackett war dreckig, aufgerissen, seine ehemals glänzenden Schuhe matt und verschrammt und seine Knie und Knöchel wund und geschunden.
 

Als er endlich das rettende Ufer – die Couch – erreicht hatte, unternahm er keinen Versuch mehr davon aufzustehen. Er konnte Arthur jetzt nicht begegnen. Trotzdem war er in seine Wohnung zurückgekehrt... weil es keinen anderen Ort gab. Seine Wohnung gab es nicht mehr und Yusuf konnte er sich in so einem Zustand nicht aufbürden. Es blieb nur einer. Es würde schwer werden, aber wichtiger war, dass dieser elende Tag endlich zu Ende ging.
 

‚Disconnect and self destruct one‘

(https://youtu.be/nzyNWyZhUS0)
 

Ausgerechnet jetzt drängte sich ihm ‚Outsider’ auf; dieser Song, der ihn stets an seine eigenen Fehler erinnerte... ein Haufen Steine in seinem Magen und eine Schlinge um seinen Hals.

Immer wieder dieser Song, der ihn in seinen schwächsten Momente eiskalt erwischte und erst dafür sorgte, dass er sich wirklich miserabel fühlte, wenn er wusste, dass er wieder lügen würde. Und dass er alles dadurch nur noch schlimmer machen würde.
 

*Arthur*
 

In quälender Konstanz zog der Zeiger weiter, Minute um Minute. Dass er warten musste, war ihm fast klar gewesen, dass er umsonst wartete, wurde ihm erst sehr spät bewusst. Es schmerzte, letztlich ziemlich heftig. Und doch hatte es auch etwas Befreiendes.
 

Er hatte zunächst nur einen Platz an der Bar bekommen. Er hatte sich ein Bier bestellt. Und dann begann das Warten. Anfangs war es ok - Pünktlichkeit hätte ihn gewundert. Irgendwann war er wütend, überlegte zu gehen und eine böse SMS zu schreiben. Aber dafür war er zu stolz. Und irgendwie wollte er nicht gleich aufgeben. Eames hatte ja auch gearbeitet. Vielleicht hielt ihn was auf.

Candela hatte ihn schließlich erkannt und war irgendwann zu ihm gekommen. Er hatte bereits gegessen, wartete noch immer. Unfähig die Tatsache zu akzeptieren, dass er ihn wirklich versetzen würde.

Vermutlich war es die Enttäuschung, die sie bemerkte und die ihn reden ließ. Sie unterhielten sich über Eames, zumindest sie sprach über ihn, als er sie fragte, woher sie sich kennen würden.

Candela hatte ihn mit nach draußen für eine Zigarette genommen. Sie hatte ihre Pause mit ihm verbracht und erzählt, woher sie sich kannten, was Eames für sie getan hatte. Dieses Gespräch hatte gut getan, hatte relativiert, was gerade begonnen hatte, seine Wut zu schüren.

Als er gegen 23Uhr nach Hause fuhr, war ihm klarer als je zuvor:

‚Normal’ würde es bei ihnen nie geben. Diese ganze Gedankenspirale war Scheiße. Es würde immer einfach so sein, wie es war.

Sicher! Er wünschte sich Beständigkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauen. Gleichzeitig wünschte er sich einfach nur Tom.

Beides würde vermutlich nie zusammen möglich sein.

Dass sie ins Bett gegangen waren, resultierte aus den Gefühlen nach dem Billardspiel. Letztlich hatte er damals schon gewusst, dass Thomas Eames keine Konstante in seinem Leben sein könnte. Aber er hatte sich stark genug gefühlt, das tragen zu können. Dieses Gefühl hatte sich als falsch erwiesen. Als Tom weg war, ihn hintergangen hatte (zumindest hatte es sich so angefühlt) war alle Stärke in Wut umgeschwenkt, unbändige Wut und Enttäuschung. Er hatte versucht, ihn zu hassen. Man konnte jemanden nur hassen, wenn man jemanden wirklich liebte.
 

Aber jetzt war es anders. Er hatte gestern sehr deutlich gemacht, dass er ihn wollte. Mit allem, was dazu gehörte. Also auch, dass man nach drei Stunden vergeblichen Wartens in eine leere Wohnung zurückkehrte.

Sicher war er wütend und enttäuscht. Er wusste, dass es beim nächsten Wiedersehen eskalieren konnte, wenn Eames ihm blöd kam. Aber mit dem Wissen, dass das bei ihnen einfach dazugehörte, war das irgendwie viel leichter und für sie normaler.
 

Schlafen konnte er nicht so recht, daher werkelte er rum, arbeitete, las. Irgendwann ging er ins Bett, einschlafen konnte er nur schwer. Er ärgerte sich fast, dass das Bett frisch bezogen war. Er hätte gerne wenigstens seinen Geruch bei sich gehabt.
 

Arthur war sofort wach, als der Schlüssel ging. Hatte er überhaupt geschlafen?

Er lauschte den Schritten durch seine Wohnung, hörte wie sich ein schwerer Körper auf seinem Sofa niederließ. Auch das schmerzte, heftig.

Arthur stand auf und ging hinüber. Der Geruch sagte vieles, aber sicher nicht alles. Das fahle Licht, das von draußen hereinkam, ließ Eames erbärmlich aussehen. Arthur trat vor das Sofa, blickte auf Eames hinab. Er hätte gerade tausend Worte, wie er Eames klar machen könnte, dass man mit ihm so nicht umsprang. Aber er sagte nichts.

Vielmehr kniete er sich hin, hob die Hand, strich ihm durchs Haar, musterte das geschundene Gesicht, bevor er sich zu ihm beugte und ihn küsste.

So war Eames. So wie er hierher kam. Aber zumindest war er zurückgekommen und nicht gegangen. Das war doch die einzige Bedingung gewesen, oder? Dass er nicht einfach ging.

Als er sich löste, schwieg er noch kurz. Seine Mimik war ungerührt. Mitleid hatte er keines. Was auch immer passiert war - Eames war sicher nicht unschuldig.

„Du elendiger Mistkerl“, sagte er nun, aber es klang nicht wirklich zornig. „Komm wenigstens ins Bett, damit ich zumindest doch noch etwas Schlaf finde.“
 

*Eames*
 

Es war nicht leicht überhaupt wieder Herr über sein Bewusstsein zu werden. Allerlei Substanzen und das bleischwere Tuch der Müdigkeit rangen um ihn und zwangen ihn fast sich endgültig der leeren Ruhe des Schlafes hinzugeben. Seine Hand lang schlaff und schwer in Arthurs, während er den Kuss schwach erwiderte. Ein Kuss mit dem er wirklich nicht gerechnet hätte, der ihn innerlich zu zerreissen drohte, da sich ihm ein ziemlich penetranter Gedanke aufdrängte: ‚den hatte er nicht verdient‘

Ein Fakt, der ihm nichts ausmachen sollte, aber plötzlich eine Rolle zu spielen schien.
 

Auf die Aufforderung hin, drängte sich ihm ein schiefes Lächeln auf, doch statt einer Antwort drehte er den Kopf weg, um elendig loszuhusten. Als er sich wieder eingekriegt hatte, stand er auf, ließ sich von Arthur helfen und schleppte sich mit ihm ins Schlafzimmer. Er entledigte sich seiner stinkenden, dreckigen Klamotten und ließ sich mit Arthur in seinem scheinbar frisch bezogenen Bett nieder.

Er musste stinken wie die herbste irische Kneipe am frühen Morgen, er hatte sich nicht abgemeldet und so weiter und so weiter – es gab eine Million Gründe wieso Arthur legitim wütend auf ihn sein könnte. Aber er wollte lediglich, dass er ‚ bei ihm im Bett lag...‘

»Du liebst mich wirklich, oder?«, entkam es ihm, nuschelnd, rau mit halb geschlossenen Augen. Anders konnte er es nicht erklären. Anders ergab das alles keinen Sinn.
 

*Arthur*
 

Das menschliche Wrack, das letztlich doch noch in seinem Bett anlandete, widersprach vermutlich allem, was er sich je zugetraut hätte. Aber er kuschelte sich in die Arme, sog den (gerade zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftigen) Geruch ein und fühlte gleich, dass er nun würde zur Ruhe kommen können. Es war völlig irrwitzig, aber daran bestand kein Zweifel mehr: Tom war sein Ruhepol.
 

»Du liebst mich wirklich, oder?«

Arthur öffnete die Augen, spürte sein Herz heftig schlagen, hörbar - wie es ihm vorkam. Er schluckte. War dem so? Who knows.

„Halt die Klappe!“, sagte er schließlich einfach nur. „Lass mich schlafen.“

Er schloss wieder die Augen. Eine Gegenfrage hallte noch etwas in ihm wieder, die er aber gewiss nicht stellen würde. „Und du?“ Die Antwort lag vielleicht nie deutlich vor ihm. Und er würde sich sicher über eine entsprechende Aussage freuen, auch wenn er sie vermutlich schon tausend Mal gehört, aber nie ernst genommen hatte. Letztlich glaubte er die Antwort genau zu kennen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLBTi42kkuHJFglYL7MXEXbRcG1rCqNnP-

Immer mehr Leser, aber keiner, der sich zu einem Kommentar hinreißen lässt. Schade, irgendwie :/ Komplett anzeigen

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