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[Volatile] - Inception

‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘
von

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All I want

*Eames*

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – Zeit verschwamm, drehte sich um, löste sich vom Raum. Eames spürte die Schwerkraft im Magen, während er Arthur bei sich hielt so eng er konnte. Seine Hände wanderten rastlos über den lang vermissten Körper und er hätte nichts lieber getan, als sich für immer in Arthurs Armen zu Ruhe zu betten – natürlich nachdem sie endlich miteinander geschlafen hatten. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war derbe und musste alsbald befriedigt werden, sonst würde Eames wahrscheinlich irgendwann wirklich den Verstand verlieren.
 

Als er die Augen öffnete, war sein Kopf für einen Moment leer und er hielt inne. Er erwiderte den verspielten Kuss seines Point Man nur halbherzig, während sein Blick auf dem Haus vor ihnen haftete. Nicht einfach nur irgendein Haus... es war das Haus und dieser Anblick erlaubte ihm einen angsteinflößenden Blick in eine mögliche Zukunft.
 

Ist es das?, rief eine Stimme in seinem Innern.

Soll es also das sein, was dich nach deiner langen Reise erwartet?
 

Der Nadelwald rings um war dicht und es herrschte augenscheinlich Stille. Es war Arthurs Traum, aber Eames spürte sein Unterbewusstsein in der Ferne rumoren. Das wilde Trommeln der Ureinwohner; dumpf und weit weg, aber stetig wie ein Herzschlag. Eine verquere Mischung aus Lust und Angst.
 

Endlich erwiderte Eames seinen Blick und er fühlte wie die Schuld schwer auf seinen Schultern lastete. Dieses Szenario glich einem Versprechen, das er vielleicht nicht halten konnte. Trotzdem war da auch etwas wie Hoffnung in seinem Blick.

»Bist du dir sicher?«

Seine Stimme war belegt. Er wusste nicht genau, was er meinte, nicht einmal nachdem er es hatte. Es war eine Frage, die so viele Bereiche in ihrem komplizierten Leben berührte, dass er wahrscheinlich ein Buch darüber schreiben könnte...
 

*Arthur*

Dass sich der Gedanke eines gemeinsamen Hauses, dieses Hauses so in seinem Unterbewusstsein manifestiert hatte, erstaunte Arthur ziemlich. Aber es war da. Dieser Wunsch, dass sie gemeinsam etwas erschufen, was nur ihnen gehörte. Ein eigenes Refugium. Ein Ort, an dem sie sich immer wieder begegnen würden. Ihr Ort.

Eames schien genauso erstaunt zu sein, wie er es war. Arthur meinte die Unruhe im anderen förmlich zu spüren. Und zu hören?

Er konnte ihn seltsamerweise sehr gut verstehen. Unsicherheit beschlich auch Arthur. Er hatte das in diesem Kuss nicht kontrollieren können. Nun standen sie vor einer möglichen Zukunft. Und sie beide zögerten. Aus unterschiedlichen Gründen. Aber sie zögerten.

Für Eames musste dieses Haus ein Käfig sein, in den ein wildes Tier gelockt wurde. Er würde niemals aufhören, zu versuchen, sich daraus zu befreien.

Für ihn selbst könnte sich dieses Haus zu einem Ort des immerwährenden Wartens entwickeln. Warten darauf, dass Eames irgendwann zu ihm zurückkommen würde.

Beide Szenarien waren wenig verlockend. Der Weg musste ein anderer sein.
 

Als sich endlich ihre Blicke trafen, sah er in Thomas Augen das gleiche Chaos, das sich in ihm hinaufschlich. Eine Mischung aus Angst und doch auch… Hoffnung?
 

‚Bist du dir sicher?‘

Arthur sah Eames etwas irritiert an. Diese Frage war so unspezifisch. War Eames sich denn sicher? Dass er es mit ihm aushalten würde? Sicher - Sicherheit. Er wollte von ihm Sicherheit? Eigentlich sein Metier, seine stete Forderung. Arthurs Angst, alles wieder zu zerstören, wurde damit wenig gemindert. Sein Blick wurde verzweifelt, während er nach einer Antwort suchte. Ein „Ja“ wäre genauso falsch, wie ein „Nein“.

Im Grunde konnte er jetzt wieder nur zerstören, oder? Egal was er sagte. Und je länger er zögerte, desto größer wurde das Zerstören. Daher beugte er sich vor und küsste Eames, küsste ihn sanft und zärtlich, voll Verzweiflung. Es war keine wirkliche Antwort, dieser Kuss. Und doch auch irgendwie schon.

Er wollte das hier, ja.

Seine Gedanken überschlugen sich dennoch, er suchte noch immer nach Worten. Und währenddessen krallten sich seine Finger in das Hemd des anderen. Er wollte nicht, dass dieser Moment der Nähe wieder endete. Er wollte ihn festhalten, damit sich nicht wieder alles auflöste, sie sich selbst erneut zerstörten. War er sich sicher? Womit? Dass er mit Eames Sex haben wollte? Dass er mit ihm zusammen sein wollte? Dass es ein ‚Wir‘ geben sollte? Dass sie zusammengehörten? All diese Fragen konnte er spontan mit „Ja!“ beantworten. Realistisch betrachtet war es nicht so einfach.

Wollte er hier im Traum Sex haben? Sollte so ihre Zukunft aussehen? Oder würde am Ende wieder alles so werden, wie Tokyo geendet hatte? Sollten sie sich immer wieder nur verletzen, während sie doch eigentlich ganz offensichtlich etwas anderes wollten? Nein.

Letztlich war nur eines absolut sicher: Er wollte nicht mehr so weitermachen wie bisher. Aber was wollte er wirklich?
 

Er dachte an ein Lied, dass er in der Zeit größter Einsamkeit nach Tokyo gerne gehört hatte: „All I want“ von Kodaline.

(https://www.youtube.com/watch?v=mtf7hC17IBM)

Er löste den Kuss und ließ die Augen geschlossen. Es war sein Traum, oder? Wenn er selbst keine Worte fand, könnte er den Traum sprechen lassen. Aus dem Garten hörte man eine Gitarre, dann setzte der Gesang ein. Arthur senkte den Blick. Es war ihm unangenehm, dass er keine eigenen Worte fand. Aber die unspezifische Frage konnte er nicht einfach so beantworten. Aber das Lied sprach ihm zumindest teilweise aus dem Herzen.
 

All I want is nothing more

To hear you knocking at my door

'Cause if I could see your face once more

I could die as a happy man I'm sure
 

When you said your last goodbye

I died a little bit inside

I lay in tears in bed all night

Alone without you by my side
 

But if you loved me

Why did you leave me

Take my body

Take my body

All I want is

All I need is

To find somebody

I'll find somebody like you
 

Arthur hob den Blick, sah Eames wieder an. Hoffentlich verstand das Lied Eames nicht falsch. Es sollte keine Anklage sein wegen damals. Irgendwie wurde das so nichtig, so unwichtig. Es stand nicht mehr so massiv zwischen ihnen.

„Sicher womit?“, fragte er dann. „Ich glaube nicht, dass dieses Haus wirklich existieren sollte.“ Er sprach leise, aber deutlich genug. „Nicht real, aber als Symbol. Wenn es in unseren Träumen existent ist, reicht mir das. Ich würde dich nie in einen goldenen Käfig einsperren. Ich möchte dich nicht mehr unglücklich sehen, während du bei mir bist. Das habe ich oft genug sehen müssen.“ Das Haus als ein Symbol für das, was ein Wir sein könnte. Das reichte. Alles andere würde sie beide unglücklich machen. Der Sänger setzte wieder mit dem Text ein und Arthur schwieg, ohne den Blick von Eames abzuwenden.
 

'Cause you brought out the best of me

A part of me I'd never seen

You took my soul wiped it clean

Our love was made for movie screens

But If you loved me

Why did you leave me

Take my body

Take my body

All I want is

All I need is

To find somebody

I'll find somebody like you

(https://www.youtube.com/playlist?list=PLBTi42kkuHJFglYL7MXEXbRcG1rCqNnP-)
 

Die Musik verklang. Arthur wusste immer noch nicht so recht, was er sagen sollte. Er schwieg einen Moment und suchte das Chaos in sich zu sortieren. Es gelang ihm nicht.

„Eigentlich möchte ich niemanden finden, der wie du ist. Eigentlich möchte ich einfach nur dich“, sagte er schließlich. „Ich bin nicht sicher, wie das funktioniert, ob das funktioniert. Ich bin nicht sicher, was kommen wird. Unter unserem „Something“ wird niemals ‚Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.‘ stehen. Das will ich aber auch nicht.“ Er lächelte matt. „Allerdings möchte ich auch nicht mehr einsam sein und mir überlegen, was sein könnte. Ich möchte mich nicht mehr nach dem sehnen, was ich mir schon seit unserer ersten Begegnung wünsche. Ich will dich, da bin ich mir sicher. Am liebsten echt, real und nicht in einem Traum.“ Wie lange waren sie eigentlich schon hier? Wie lang blieb ihnen eigentlich noch? Und was wäre, wenn sie aufwachten? „Ich weiß, dass du mir keine Versprechen geben kannst. Das verlange ich auch nicht. Du sagst du neigst dazu, alle um dich herum unglücklich zu machen. Deswegen gehst du. Aber eines sollte dir klar sein: du machst mich nur dann unglücklich, wenn du gehst, ohne dich zu verabschieden.“

Sie waren beide nicht gemacht für eine „Happy End-Love Story“. Das konnte niemals funktionieren. Aber vielleicht war das das mindeste, was sie brauchten: sich verabschieden, damit man sich ein „Auf Wiedersehen!“ sagen konnte. „Oder ohne mich mitzunehmen“, fügte er noch hinzu.
 

*Eames*
 

Dieser Kuss war die beste Antwort die Arthur hätte geben können. Es war weder Ablehnung noch Zustimmung; es war geboren aus dem verzweifelten Versuch heraus endlich etwas Gutes zu schaffen. Eine Welt in der sie beide glücklich existieren konnten. Ein bisschen wie Fisch und Vogel.
 

Eames horchte nach dem Song, der irgendwo hinter dem Haus zu spielen schien. Die Melodie wurde sacht an ihre Ohren getragen und gewann langsam an Kraft. Eine schöne Melodie und ein Text, den er so leicht nicht wieder vergessen würde.

Der Vorwurf lag schwer; das Verlangen wurde deutlich... sie waren vielleicht grundverschieden, aber füreinander empfanden sie dieselbe komplizierte Sache.
 

‚..Ich würde dich nie in einen goldenen Käfig einsperren..‘
 

Arthur hatte sich in seinem Hemd verkrallt, während Eames seine Arme eng um den Körper des anderen geschlungen hatte.

Wann hatte er ihn so durchschaut? Wann hatte Eames die Kontrolle über all das verloren?

Ein weiterer Beweis, dass Arthur vielleicht der einzige Mensch war, auf den es ankam. Wahrscheinlich der einzige, den es je gegeben hatte.

Der Sänger fuhr fort. Der Text schien ihm direkt aus dem Herzen zu sprechen schien, war ein eindeutiges Geständnis und mit Abstand das Wertvollste, das Eames je erhalten hatte. Und während Arthur ihn dabei ansah, fühlte Eames sich so nackt, wie noch nie zuvor. Bis auf die Knochen nackt, so dass er mit aller Kraft dem Drang widerstehen musste wegzurennen.
 

‚Eigentlich möchte ich einfach nur dich ...‘
 

Die endgültige Gewissheit brach über ihm zusammen, wie ein warmer Wasserfall. Eames hatte sich sein ganzes Leben einsam gefühlt. Der Schmerz reichte tief in sein Inneres und hatte stets sein Schlechtestes nach Außen gekehrt. Aber nun wollte er das alles nicht mehr. Er wollte nur noch sein lang verdientes Happy End. Natürlich war es kein wirkliches Happy End, das war ihnen beiden sehr bewusst, aber sie würden auch nicht weit kommen, wenn sie ewig voreinander davonliefen. Sie mussten sich der Wahrheit stellen, dem Verlangen nachgeben.
 

Nun war es Eames, der einen weiteren innigen Kuss einleitete. Seine rechte Hand umschloss Arthurs Hinterkopf, um ihn bei sich zu behalten.
 

Er spürte wie der Boden wackelte, der Traum zerbrach, so sehr er sich auch dagegen wehrte. Er wollte nicht, dass diese Innigkeit endete. Er wollte mit Arthur in das Haus gehen – in ihr Haus – und dort die ganze Nacht und den ganzen Tag im Bett verbringen. Körperlich konnte er sich einfach besser ausdrücken, wenn es an die emotionale Substanz ging.

Nun konnte er nichts weiter tun, als Arthur bei sich zu behalten, bis sie in eine Erdspalte stürzten und aus dem Traum herausgerissen wurden.
 

*Arthur*

Der Blick des anderen ging ihm durch und durch. Er tat gut, denn es spiegelten sich alle Emotionen darin wieder, die auch er empfand. Eames hielt ihn, hielt ihn in diesem Moment, in dem er das erste mal aussprach, was er wirklich wollte. Ein Moment absoluter Ehrlichkeit, einer der seltenen, in denen er sich und andere nicht belog.

Als die schönen Lippen ihn erneut in einen Kuss zogen, war ihm klar, dass es weiter nichts zu sagen gab. Tom hatte ihm schon oft gesagt, dass er ihn wollte. Vermutlich hatte er ihn deshalb noch einmal gefragt, ob er sicher sei. Im Gegenzug musste er diese Frage nicht stellen. Tom hatte sie ihm schon so oft beantwortet. Dennoch blieb ein wenig Unsicherheit bei Arthur. Doch diese in diesem Kuss zu vergessen fiel ihm nicht schwer.



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