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[Volatile] - Inception

‚What if I fall?‘ ‚Oh, Darling! What if you fly?‘
von

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Mountains

*Eames*
 

Draußen war es kalt, nach wie vor, aber die Sonne schien, immerhin. Ein paar Kinder jagten sich gegenseitig mit Spielzeugpistolen.

Seine Traumkarte hatte nicht wirklich etwas mit der Realität zu tun; er war durchaus ein ‚Rosinenpicker‘; Deswegen steuerten sie vom Covent Garden geradewegs auf den Regent's Park zu.
 

»Also, diese Namenlosen... Kommt das öfter vor?«, fragte er, frei heraus und ehrlich interessiert. Natürlich war er eifersüchtig, aber das war er seit sie sich das erste mal vor fast acht Jahren begegnet waren. Es hatte sogar Zeiten gegeben, wo er auf Cobb eifersüchtig gewesen war! Das musste man sich mal vorstellen…
 

*Arthur*
 

Raus zu kommen, tat gut. Es tat verdammt gut. Dass die Sonne schien, freute ihn. Doch nicht so kalt? Einen Moment huschte ein Gedanke durch seinen immer beschäftigten Kopf. Doch er war so absurd, dass er ihn verwarf.

Der Park war bald erreicht, als Eames doch noch den Mund aufbekam. Offenbar hatte ihn seine Ehrlichkeit auf angenehme Art und Weise zum Schweigen gebracht. Das sollte er sich merken. Arthur bekam gute Laune.

Ob es öfter vorkam? Hm, vermutlich viel zu selten. Aber doch hin und wieder.

"Auch ich habe gewisse Bedürfnisse!?", stellte er in den Raum. Glaubte Eames, dass er ohne Sex auskam? Oder war es so abwegig, dass er jemanden für eine Nacht aufriss? "Jeder muss sich mal entspannen. Auch ich...", antwortete er achselzuckend. "Gestern wollte ich eigentlich losziehen. Und dann kommst ausgerechnet du um die Ecke." Das war ihm eher zu schnell herausgerutscht. "Du lebst doch sicher auch nicht wie ein Mönch", versuchte er auf ein anderes Thema zu lenken.
 

*Eames*
 

"Auch ich habe gewisse Bedürfnisse?"
 

Wenn Arthur das so sagte, klang es überhaupt nicht nach dem was es eigentlich bedeutete. Und irgendwie wollte dieses Bild auch nicht in seinen Kopf! Es ging immerhin um Arthur. Arthur-stick-in-the-butt

Ein Mensch, der so strukturiert und pingelig war, dass er wahrscheinlich seine Unterwäsche und Socken bügelte und faltete und nach Farben sortierte.

Dieser Mensch ging aus um jemanden zu finden mit dem er belanglosen Sex haben konnte? Er wusste, dass es so war und er unterschätzte nicht Arthurs Sex-Appeal. Er war ihm ja selbst verfallen. Wahrscheinlich musste er seiner Zielperson nur lang genug mit seinen Bambi-Augen hypnotisieren und – Bingo!
 

»Naja, dann sorry, dass ich dir die Tour vermasselt hab'«, es klang ehrlich und war auch größtenteils so gemeint. Auch wenn das natürlich jede Person, die mit Arthur schlief, die nicht Eames war, irgendwie ein Dorn in seinem Auge war.

Er zauberte ein paar Pistazien aus seiner Manteltasche und begann diese zu knabbern. Eine Gewohnheit, die er aus Mombasa mitgebracht hatte. Alles Yusufs Schuld.
 

»Ich hätte „Namenlos“ ersetzt, wenn du mich gelassen hättest«, ließ er ganz galant einfließen.

»Aber du entscheidest dich ja immer aus irgendeinem Grund sauer auf mich zu sein.«
 

*Arthur*
 

Die Entschuldigung des anderen ließ ihn schmunzeln. Er war ihm nur in den Momenten böse gewesen, an denen er an Sex erinnert worden war... nackte Haut unter seinen Fingern beispielsweise.

Die nun folgenden Worte ließen ihn kurz lachen und er sah Eames an. "Als ob du in deinem Zustand mir gerecht hättest werden können...", frotzelte er und stieß ihm in die Seite. Er schüttelte den Kopf leicht und blickte sich im Park um. Es tat gut, einfach mal zu reden, ohne sich zu streiten.

"Das Problem, Thomas, ist, dass du nicht namenlos bist." Er kaute auf seiner Unterlippe herum, wog seine Worte ab. "Und ich denke, du weißt, dass ich nicht grundlos sauer auf dich bin", fügte er dann hinzu. "Mir fällt es nicht leicht, Menschen mit Namen an mich heran zu lassen." Er blickte über einen See, an dessen Ufer eine Weide stand. Sehr idyllisch..Gefährlich idyllisch, frei, natürlich.. "Du hast mich in dem Moment hintergangen, in dem ich mich dir öffnen wollte." Er wollte noch etwas hinzufügen, rang nach den richtigen Worten. Aber er schloss den Mund wieder. Eames konnte sich das vermutlich selbst denken. Sein Vertrauen war zerstört worden. Vertrauen, das er brauchte. Er hatte sich so verraten gefühlt, schier gedemütigt. "Und ich weiß bis heute nicht, warum", fügte er leise hinzu.
 

*Eames*
 

Na gut, den hatte er wohl verdient. Er schnaufte auf den Seitenhieb, war aber nicht eingeschnappt, sondern eher zugestehend amüsiert. Natürlich wäre er nicht in Höchstform gewesen, aber für Arthur hätte er da sicherlich was drehen können. Gebrochene Rippen, hin oder her – aber wahrscheinlich war auch das einfach nur eine eitle Lüge.

Und dann folgten wieder Worte, mit denen Eames überhaupt nicht gerechnet hätte. So sah er das also? Er hatte ihn hintergangen, als er sich ihm öffnen wollte... Es war das alte Lied, bloß dass es bisher niemand ausgesprochen hatte.

Alle Wege führen nach Tokyo.

Seine Gedanken rasten, während er weiter langsam neben Arthur herging und den Park genoss. In der Ferne sah man zwei Teams junger Burschen Fußball spielen.

Arthur wirkte verletzlich, aber gleichzeitig so ruhig, dass es Eames schwer, viel Fuß zu fassen und eine passende Antwort zu formulieren.

»Wie sollte ich wissen, dass du dich „öffnen“ wolltest? Du hast mir die kalte Schulter gezeigt, mein Freund. Und ich hab' wirklich viel versucht.«

Eine ganze Menge! Über Drinks spendieren, eindeutig, zweideutige, dreideutige Angebote, Privat-Lehr-Stunden auf Traum-Ebene, aber Jesus, nichts, keine Reaktion! Cold as ice.

Dann dachte er gründlich über die allerletzte Frage nach. Dieses „warum“... wenn Arthur das Gewicht dieser Antwort nur im mindesten abschätzen könnte, wüsste er, wieso sich Eames genauso schwer damit tat, über Tokyo zu sprechen.
 

*Arthur*
 

Solange Eames schwieg, versuchte auch Arthur seine Gedanken zu ordnen. In dem Moment, als er Thomas‘ Gesichtsausdruck in seinem Arbeitszimmer gesehen hatte, war ihm letztlich klar geworden, dass sich seit vor über 6 Jahren zwischen ihnen nichts verändert hat. Und seit diesem Moment hatte er das dringende Bedürfnis an dieser beschissenen Situation etwas zu ändern. Vielleicht war es aber auch schon seit dem Moment, an dem er die Verletzung in seinen Augen gesehen hatte, als er ihm vorgeworfen hatte, nie ehrliches Interesse an ihm gehabt zu haben. Hatte er das nicht gesagt, um genau diese Reaktion zu überprüfen. Weil er wissen wollte, dass es eine Lüge war? Ja, die Prügel waren so dermaßen gerechtfertigt.

Jetzt liefen sie durch den Park und Arthur erhaschte Einblicke in Thomas‘ Jugend: Räuber und Gendarm, Fußball, unbesorgtes Leben – zumindest deutete er es so. In seinem Unterbewusstsein spielte weder Fußball noch das Spiel mit Pistolen eine Rolle. Der Gedanke daran, wie Tom wohl als Kind, als Jugendlicher ausgesehen haben mag, beschäftigte ihn einen Moment. Und natürlich die Frage, warum er nicht mehr hierher kommen durfte. Aber eigentlich gehörte das alles nicht hierher.

Eigentlich reflektierten sie das, was zwischen ihnen den Graben verursacht hatte. Ein Gespräch, das Arthur sich seit Jahren erhoffte und gleichzeitig fürchtete. Aber wenn sie es nicht irgendwann führten, würde es immer schwerer und schwerer werden, es zu führen, bis es nicht mehr ging und sie mit dem Gefühl starben, etwas Wichtiges, etwas Entscheidendes versäumt zu haben. Arthur war überrascht, dass sie es wirklich begonnen hatten, dieses Gespräch, das sicher nur auf Etappen zu schaffen war.

»Wie sollte ich wissen, dass du dich „öffnen“ wolltest? Du hast mir die kalte Schulter gezeigt, mein Freund. Und ich hab' wirklich viel versucht.«

Arthur schluckte, spürte ein seltsames Gefühl im Magen. Diva – Ja, wie sollten die Menschen wissen, was er dachte, wenn er nicht darüber sprach. Aber alle stellten sich das immer so einfach vor, dieses darüber Sprechen. Ihm war das schon seit er denken konnte schwergefallen. Er hatte eine Übersetzerin für seine Gedanken gehabt, vor nunmehr fast 28 Jahren.

Eames hatte damals wirklich viel versucht, zu viel. Es war ein schlechter Moment gewesen, dass sie sich getroffen hatten. Der ungünstigste Moment. Arthur hatte später sich damit getröstet, dass es deswegen nicht hatte sein sollen, weil es von vornherein einfach doch nicht gepasst hat. Zumindest hatte er versucht, sich damit zu trösten. So, wie er sich viele Dinge eingeredet hatte, damit er weiter funktionieren konnte. Es hat nicht sollen sein!

Er kaute auf seiner Unterlippe herum, versuchte diese beschissene Mischung aus unterschiedlichsten Gefühlen in seinem Magen zu verdrängen und hoffte auf mehr, aber es kam nichts mehr. Das „Warum?“, das er in den Raum geworfen hatte, blieb unbeantwortet. Auch das schmerzte, wieder und wieder und wieder und … Aber vielleicht müsste er beginnen. Wie Eames gesagt hatte: jener hatte bereits viel getan – Arthur nicht.

„Damals hatte ich eine wirklich beschissene Zeit“, sagte er und verstummte wieder. Damals hatte er sich in die Arbeit geflüchtet, diese neue Arbeit, die ihn so fesselte, die ihm so viel gab, die seinen Ehrgeiz, seinen Verstand herausforderte und in die er sich in seinem Perfektionismus verrennen konnte. Es hatte gut getan, etwas zu haben, was seinen Verstand komplett einnahm, um über nichts anderes nachdenken zu müssen. „Du hast viel gemacht – und es hat mich berührt. Aber ich…“ Er war nicht frei gewesen, nicht im Kopf und nicht im Herzen. Ja, er war „kaltherzig“ gewesen und konnte nicht aus seiner Haut. „Never ment to be so cold…“

Damals war er mit seinen Eltern zerstritten gewesen. Seine Welt war einmal mehr zusammengebrochen, als er mit deutlich zu viel Alkohol intus von seinem Vater gefordert hatte, ihm endlich die Wahrheit darüber zu sagen, weshalb seine Schwester vor damals siebzehn Jahren hatte sterben müssen. Doch die einzige Antwort, die er bekommen hatte war ein. „Damals ist das falsche Kind gestorben!“ gewesen. Ihm graute schon jetzt vor dem Termin, den er vorhin in seinem Handy eingetragen hatte. Bald wurde er 33, ein neuer Geburtstag, ein 28.Todestag.

„Ich denke, es hat mich in dem Moment erdrückt. Ich hatte mich in den Job gestürzt, um vieles vergessen zu können.“ Er hatte den Job beenden wollen, hatte wenigstens eine Sache in seinem Leben geordnet haben wollen, bevor er sich auf etwas einlassen wollte, das sich unkontrollierbar anfühlte. Und er hatte den Job als Sicherheit gesehen. Er hatte gedacht, dass er – wenn der Job gut funktionierte – auch damit klarkäme, dass Eames sicher kein stabilisierender Faktor in seinem Leben war. Er hatte vertrauen wollen.

Eine junge Frau kam ihnen entgegen, eine junge Frau, die ihm ähnlich sah. Nur dass sie immer unbekümmert lachen konnte. Arthur erstarrte, spürte einen heftigen Schmerz. Scheiße, das ging hier zu tief. Viel zu tief. „Ich glaube, wir sollten zurück“, sagte er tonlos. Er konnte nicht mehr.
 

*Eames*
 

Eine beschissene Zeit, hm?

Natürlich konnte Eames sich damit identifizieren. Jeder konnte das, vermutlich. Der Unterschied lag darin, was man daraus machte. Arthur hatte sich dazu entschlossen, dass Ablenkung und Abschottung die beste Lösung war.

Es kränkte Eames, um das Mindeste zu sagen. Er hatte sich ihm auf dem Silbertablett serviert; das Komplettpaket. Es ging nicht nur um Sex. Eames hatte auf sämtlichen Ebenen versucht ein Teil von Arthurs Leben zu sein.

Aber vermutlich verstand er die Andeutung richtig: es war vielleicht zu viel gewesen. Zu viel des Guten, so zu sagen, in Kombination mit.. nun ja Arthur. Unfähig aus seinem Eis-Palast herauszukommen.
 

‘Ich denke, es hat mich in dem Moment erdrückt. Ich hatte mich in den Job gestürzt, um vieles vergessen zu können.‘
 

Erdrückt.

Der Ausdruck lag schwer in Eames' Magen. Es war nicht leicht zu akzeptieren, dass er mit seiner offensiven Art vielleicht einen Fehler begannen hatte. Trotzdem musste er sich irgendwie damit auseinander setzen, was damals schief gelaufen war und musste die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es nicht allein Arthurs Schuld war.
 

Er suchte nach Worten. Auch wenn Worte vielleicht gar nicht mal das wichtigste in ihrer Situation waren. Vielleicht sollt er eher handeln. Doch dann betrat ein neuer Charakter die Bühne und gefühlt hundert neue Fragen taten sich auf, in ihrer ohnehin schon komplizierten Situation.
 

Dieses Gesicht...

Eames ging unbehelligt weiter, steuerte auf die junge Frau zu, die seiner Begleitung unverfälscht ähnlich sah. In seinem Kopf versuchte er so schnell wie möglich alle Varianten durchzugehen, die zu der Erscheinung einer solchen Person geführt haben könnten. Ein Abbild von Arthur selbst, bloß in weiblicher Form (was viele weitere Gründe haben könnte), oder aber ein Familienmitglied... Er erinnerte sich wage an ein Bild. Hatte da nicht etwas auf Arthurs Kommode gestanden? Dieses Lächeln.. so einprägsam.

»Warte...«, wandte er an Arthur und schnitt der Lady den Weg ab, damit sie nicht an ihnen vorbeigehen konnte. Er wusste, dass Arthur wieder dicht machen wollte – es war dasselbe Spiel, wie immer. Irgendetwas Belastendes lag direkt vor ihnen und das einzige was dem Point Man einfiel war die Flucht.

Aber daraus wird heute nichts.
 

»Hello, young lady. Who are you?«
 

Alles was Tokyo betraf, würde sich klären, vielleicht noch an diesem Abend. Das nahm sich Eames felsenfest vor. Sie würden über alles reden und Eames würde so ehrlich sein, wie er konnte, ohne Arthur in Gefahr zu bringen. Aber zuerst mussten sie diese Sache hier aus der Welt schaffen.
 

Let's take a ride, we'll take a ride,

I wouldn't leave here without you.
 

I am a mountain.

I am the sea.

You can't take that away from me...

I am a mountain.

I am the sea.

You can't take that away from me...
 

'Cause you tear us apart, with all the things you don't like,

You can't understand that I won't leave 'til we're finished here,

and then you'll find out

Where it all went wrong...

(https://youtu.be/j7RfB0Y673o)
 

*Arthur*
 

Arthur erstarrte, als er das Warte! hörte und zusehen musste, wie Eames zu seiner Zwillingsschwester hinüber ging und sie ansprach. Ihre schwarzen langen Haare lockten sich leicht über ihre Schultern, so wie es bei seiner Mutter gewesen war, als sie in diesem Alter war. Sie sah überrascht auf, lächelte aber offenherzig und verbarg ihr Erstaunen darin, eine Strähne zwischen ihren Fingern zu drehen.

Sie musterte Eames kurz. "Ich bin Enya, Enya Darling", lächelte sie dann. Arthur spürte, dass er sich verkrampfte. Ihre Stimme war nicht gealtert. Sie klang wie ein kleines unschuldiges Mädchen. Er wagte nie mit ihr zu reden. Vielleicht auch weil sie sich ohnehin ohne Worte verstanden.

Als Enya zu ihm blickte, spürte er den Klos in seinem Hals. Wieso hatte er sich nur hierauf eingelassen?! "Bist du ein Freund von Arthur?", fragte sie unbekümmert. "Er hat mir gar nichts davon erzählt, dass er einen so starken Freund hat. Beschützt du ihn jetzt? Ich kann es nicht mehr tun." Es war seltsam diese Mischung aus junger Frau und kleinem Kind. Arthur trat vor und spürte wie sehr er zitterte. "Er ist mein Freund", erklärte er und sie strahlte ihn an und fiel ihm um den Hals, wie sie das so oft getan hatte. "Das ist schön." Als sie sich löste, blickte sie Eames an. "Und wie heißt du?"
 

*Eames*
 

What. On. Earth.

Eames starrte die junge Dame in Unglauben an - „Enya Darling“.

So langsam schloss sich der Kreis. Das Bild, Arthurs Reaktion... ihre kindliche Stimme.
 

„Beschützt du ihn jetzt?"
 

Er entblößte ein verzweifeltes Lächeln, während sein Gesicht allmählich den Schmerz wiederspiegelte, den er allmählich zu begreifen begann, während er die beiden – Zwillinge – Arm in Arm vor sich sah.
 

»Eames. Thomas Eames.«, stellte er sich vor.
 

»Ich kümmere mich jetzt um Arthur. Ich passe auf ihn auf.«, erklärte er dem kleinen Mädchen in der Gestalt einer jungen Frau.

Ich kümmere mich um ihm... wenn er mich lässt, fügte er in Gedanken hinzu.

»Du kannst dich zurücklehnen. Er ist in guten Händen.«
 

*Arthur*
 

Ich kümmere mich jetzt um Arthur. Ich passe auf ihn auf. Du kannst dich zurücklehnen. Er ist in guten Händen.
 

Enyas Lächeln wurde zu einem erleichterten Lachen, als Eames ihr versicherte, dass Arthur in guten Händen sei. "Das ist aber schön!", strahlte sie Eames an. Dann umarmte sie auch ihn zögernd und flüsterte ihm etwas zu ('Er ist so einsam, gefangen in seiner eigenen Welt.'), küsste ihn auf die Wange.
 

Arthur hatte das Gefühl, dass gerade eine unbarmherzige Hand seine Eingeweide zerquetschte. Er hatte seinen Blick auf Eames gerichtet, starrte ihn in gewisser Weise fassungslos an. Er würde sich jetzt um ihn kümmern? Er passe auf ihn auf? Er war in guten Händen? Er schluckte. Er wusste nicht wirklich, was er fühlte. Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. Es lag ihm ein "Ach ist das so?" auf den Lippen, während er gleichzeitig den Wunsch verspürte, sich eine Kugel durch den Kopf zu jagen, um aus diesem Alptraum zu erwachen.

Es hatte nur einen Menschen bisher gegeben, dem er Enya gezeigt hatte: Mal. Sie war damals zu einer Art Schwester geworden. Sie hatte ihn aufgefangen, als er seiner Familie den Rücken gekehrt hatte.
 

Eines war Arthur nun klar: Eames hatte gerade einen Einblick in sein Innerstes erhalten. Er würde ihn nie wieder mit den gleichen Augen ansehen, wie zuvor. Arthur wusste nicht, ob das gut war. Auch wenn Eames seiner Schwester gerade ein Versprechen gegeben hatte... noch weniger wusste er, wie er ihm je wieder in die Augen blicken sollte. Er wollte nichts sehen, das aussah wie Mitleid!!!

Er blinzelte die Anspannung weg, als Enya sich ihm wieder zuwandte. "Besuch mich bald wieder", sagte sie. "Lasst es euch gut gehen!" Sie blickte Eames noch einmal an, nickte ihm zu. Dann setzte sie ihren Weg fort.

Arthur blickte ihr nach und schwieg. Langsam knöpfte er sich seinen Mantel auf. Als er sie nicht mehr sah, griff er nach seinem Revolver, entsicherte ihn und ließ sich aus dem Traum erwachen.
 

Zurück in seinem Arbeitszimmer richtete er sich ruckartig auf. Er blickte zu seinem Arm, wollte den Zugang aus seiner Vene lösen, als er spürte, dass er die ganze Hand des anderen umschlossen hatte. Eilig ließ er los und stand auf, eilte in die Küche, um etwas zu trinken. Ihm schwindelte, er zitterte. Und er hatte nichts, wohin er fliehen konnte. Der Würfel rollte sich durch seine nervöse Hand.
 

*Eames*
 

Völlig gebannt von der Erscheinung sah Eames ihr hinterher. Dieser Blick, dieses Nicken in seine Richtung. Was er gerade erlebt hatte, war weit mehr, als er je von Arthur erwartet hatte. Es war echt und tief und äußerst zerbrechlich.
 

Gerade wollte er das Gespräch wieder aufnehmen; ganz sacht und einfühlsam. Er war bereit dazu. Dann sah er, wie Arthurs Hand in seinen Mantel glitt und eine Waffe entblößte-
 

»Arthur – nicht!«

Er versuchte noch ihn aufzuhalten, aber es war zu spät. Es knallte und Arthur sackte in sich zusammen.

Da lag er und Eames war allein mit den Überresten seiner Flucht. Der Himmel hatte sich zugezogen, es war schrecklich dunkel und die ersten Schneeflocken begannen zu rieseln.

Eames berührte das friedliche Gesicht des Toten. Dann griff er nach der Waffe in seiner Hand und gönnte sich ebenfalls eine Kugel.
 

Als er erwachte, war Arthur fort. Seine Hand fühlte sich seltsam an. So warm. Dafür hatte er nun jedoch keine Zeit...
 

»Arthur!«, rief er, ein Ton tief auf seiner Kehle. Er sprang auf, zog sich achtlos den Anschluss aus der Armvene. Selbige klemmte er einfach ab, indem er den Arm einen Augenblick angewinkelt ließ. So wichtig war ihm das Hemd auch nicht...
 

Schlussendlich fand er ihn in der Küche über das Waschbecken gebeugt. Eames blieb kurz im Türrahmen stehen, ehrfürchtig abwartend.

»Es ist Ok, Arthur..«, seine Stimme war rau und leise. Er kam langsam auf ihn zu, legte eine Hand auf seinen Rücken und strich sacht hinunter.

»Alles in Ordnung...«

I‘m your mountain

I’m you sea



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