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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Sonntag euch allen,

auf dieses Kapitel habe ich mich schon so lange gefreut. Ich weiß, diese Geschichte hat ihr ganz eigenes Tempo aber langsam nimmt sie etwas Fahrt auf. Ich bin schon sehr gespannt auf die kommenden Kapitel und ich hoffe ihr freut euch auch drauf.
Ich wünsche euch noch einen wundervollen Tag.

eure Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 26 - Haki

Kapitel 26 - Haki

 

-Mihawk-

„Ich komme ja Lorenor, sieh mich nicht so an.“

Gähnend streckte er sich und kam den dunklen Flur entlang geschlendert.

Am anderen Ende wartete der ehemalige Piratenjäger auf ihn, kaum mehr als ein grober Umriss in der Dunkelheit und doch konnte Dulacre ihn ganz genau erkennen.

Kuraigana hatte nicht viel mit Jahreszeiten am Hut, das Wetter änderte sich selten, aber so wie alle anderen Inseln war auch dieses kleine Stück Land von der Sonne abhängig und mittlerweile hatte sie sich schon seit Tagen nicht mehr blicken lassen. Sehr zu seinem Missfallen; so wie die Sonnenzeit abnahm sank auch seine Laune.

Doch Lorenor ließ sich davon nicht aufhalten. Jeden Morgen war er früh auf und war vermutlich schon mehrere Runden um die Inseln gelaufen, bevor Dulacre selbst überhaupt daran dachte ein Auge auf zu machen, aber es sollte ihm nur Recht sein.

Er selbst stand meist erst auf wenn der Jüngere bereits geduscht und gefrühstückt hatte, die Reihenfolge war ihm dabei egal. Er persönlich war kein großer Liebhaber der wichtigsten Mahlzeit des Tages und solange in der Eingangshalle sein Kaffee auf ihn wartete, war er zufrieden.

Der gestrige Abend war spät geworden.

Selbstredend hatten sie wie immer lange trainiert, doch als der Samurai schon längst den Feierabend eingeläutet hatte und kurz davor gewesen war zu Bett zu gehen, war der Jungspund unerwartet in der Tür aufgetaucht und hatte ihm eine grüne Akte mit dem Wappen der Weltregierung hingehalten.

Sich den Nacken reibend hatte Lorenor ihm erklärt, dass er von Eizen Unterlagen erhalten hatte, diese aber nicht verstand. Es war Lorenor sichtlich unangenehm gewesen und auch peinlich. Doch obwohl es dem Samurai widerstrebte Eizen in seinen Machenschaften auch noch zu unterstützten und obwohl er diesen ganzen Papierkram als absolut langweilig empfand, so hatte er sich dennoch mit dem Jüngeren hingesetzt und war die Unterlagen durchgegangen.

Er konnte nicht verstehen warum es dem anderen so wichtig war sich mit dem Verhältnis von internationalem zu nationalem Recht auseinanderzusetzen, aber es schien ihm wichtig zu sein, also hatte Dulacre mit den Schultern gezuckt und es hingenommen ohne weiter nachzufragen.

Es war sogar ganz unterhaltsam gewesen, früher hatte er sich jeden Tag mit solchen Dingen beschäftigt, doch es hatte ihn immer nur ermüdet, aber hier und jetzt gefiel es ihm den Jüngeren etwas zu erklären.

Vielleicht aber auch nur weil Lorenor sich wirklich dumm anstellte wenn es um Theorie ging.

Nicht selten musste Dulacre sich mehrfach wiederholen und nicht selten musste er nachhaken ob der Jüngere es verstanden hatte, nur um dann ein beschämtes Kopfschütteln zu ernten.

Es war offensichtlich, dass der Grünschopf sich noch nie mit Dingen wie Politik, staatlichen Strukturen und Länderbeziehungen auseinandergesetzt hatte und oft standen ihm sein simpler Gerechtigkeitssinn und seine kindlichen Moralvorstellungen im Weg. Es hatte etwas niedliches, dass der Jüngere so oft auf Solidarität und Rechtschaffenheit pochte, beinahe naiv und das wollte nun mal so gar nicht zum blutrünstigen ehemaligen Piratenjäger Lorenor Zorro passen.

Auf der anderen Seite musste Dulacre zugeben, dass sich der andere zumindest gut vorbereitet hatte. Er hatte Namen gewusst, Orte gekannt, Begriffe verstanden. Er hatte sich vorbereitet. Nein falsch, er hatte sich gebildet. Lorenor hatte sich – aus welchem Grund auch immer – in anderen Dingen als dem Schwertkampf gebildet.

Der Samurai hatte es kaum für möglich gehalten, dass der Jüngere dafür überhaupt die nötige Gehirnkapazitäten hatte. Sein Wissen und seine Konzentration schienen sich immer nur um den Schwertkampf zu drehen und sein Interesse nahm ebenfalls drastisch ab sobald es nicht mehr um seine geliebte Schwertkunst ging.

Also hatte Dulacre sich in Geduld geübt – und ja, er hatte sehr geduldig sein müssen – und dem Jüngeren geholfen.

Doch das lag nun mehrere Stunden zurück und nun ging es wieder um das, was er Lorenor eigentlich beibringen wollte.

„Du bist spät dran“, murrte der Jungspund vorwurfsvoll und verschränkte die Arme.

„Hast du überhaupt geschlafen?“, entgegnete der Samurai und gähnte erneut während er den anderen einholte.

„In meinem Alter reichen ein paar Stunden.“ Lorenor grinste böse während Dulacre ihn genervt anfunkelte.

Seufzend ging er an dem anderen vorbei.

„Wirst du es je leid mich wegen meines Alters aufzuziehen?“, murmelte er und hörte wie der andere ihm folgte.

„Nicht so lange du es mir so einfach machst“, gluckste der junge Pirat und es hörte sich beinahe kindisch an.

Kopfschüttelnd ging er voran und erreichte zügig die Vorhalle, wo wie gewohnt eine Tasse heißen Kaffees auf ihn wartete.

„Hast du an alles gedacht was ich dir gesagt habe?“, meinte er nun gelassener und nahm einen Schluck.

„Wenn du meinst, dass ich mich über Nacht nicht verwandelt habe, dann ja, hab ich nicht.“

Somit war Lorenor nun seit genau einem Tag in seiner ursprünglichen Gestalt.

„Und wie lange hast du noch bis du dich zurückverwandeln wirst?“

Er hatte einen Plan, schließlich ließ er es nie auf den Zufall ankommen.

„So wie es sich anfühlt maximal zwei Stunden“, antwortete der andere und schloss zu ihm auf während sie das Schloss verließen. „Aber warum? Was ist der Sinn dahinter?“

Mit hochgezogener Augenbraue blickte er zum Jüngeren hinab und nun war er es der düster schmunzelte.

„Meiner bescheidener Meinung nach bist du bereit“, antwortete er schließlich als sie die Ruinen erreicht hatten. „Heute ist der Tag.“

Für eine Sekunde sah der andere ihn verwirrt an, doch dann wurde er bleich.

„Was? Aber meine Rüstung ist doch noch alles andere als stark und das mit dem Verhärten klappt auch nur so lala, also ich finde...“

„Lorenor, ich bin hier der Lehrmeister; ich entscheide was auf dem Plan steht und wenn ich sage, du bist soweit, dann bist du auch soweit.“

Seitdem der Jungspund von seinem Ausflug mit Eizen zurückgekehrt war, waren einige Wochen ins Land gezogen und Lorenor hatte sich stetig verbessert, seine Kontrolle hatte in dieser Zeit eine durchaus passable Qualität erreicht und er war mittlerweile in der Lage seinen Körper kurzfristig zu verhärten, dabei waren die sechs Monate, die der Jüngere sich selbst gesetzt hatte noch nicht einmal um.

Es war Zeit den nächsten Schritt in Angriff zu nehmen. Natürlich konnten sie noch Wochen damit verbringen die beiden Hakiformen zu perfektionieren, aber das war unnötig. Dafür würde Lorenor ihn nicht brauchen, das konnte er im Zweifel auch alleine.

Nein, sie mussten langsam zum Schwertkampf kommen, zum richtigen kämpfen, aber dafür, ja dafür musste Lorenor erst einmal lernen seine Rüstung auf Gegenstände zu erweitern und er wusste, dass Lorenor genau davor Angst hatte.

Er hatte Angst davor, dass der Gegenstand in seiner Hand zerbrechen würde und er die Kontrolle verliere würde; eine berechtigte Angst, das gestand der Samurai sogar ein, aber trotzdem konnten sie sich davon nicht aufhalten lassen.

Wenn Dulacre ganz ehrlich war, wollte er es sogar sehen. Er wollte sehen was passieren würde. Zum einen konnte er das Problem doch nur behandeln wenn er wusste worum es überhaupt ging und zum anderen hatte die Geschichte des Jüngeren ihn doch neugierig werden lassen.

Mit ruhigen Bewegungen zog er seine Weste aus und beobachtete dabei aufmerksam wie sich der Jüngere verhielt.

Lorenor hatte den Blick abgewandt und atmete schwer, offensichtlich war er beunruhigt, auch wenn er es nicht so deutlich zeigte wie Dulacre es erwartet hatte.

„Versuch dich zu entspannen“, riet er sanft, „es wird alles gut gehen.“

Der andere sah ihn kurz an ehe er wieder wegschaute.

Der Herr der Insel war jedoch kein Dummkopf, er hatte Vorkehrungen getroffen. Lorenor war mittlerweile schon nahe der Grenze sich in Loreen verwandeln zu müssen, sollte er also im Falle des Falles die Kontrolle verlieren, würde er sich vermutlich automatisch oder zumindest innerhalb kurzer Zeit verwandeln und Dulacre vermutete, dass dieses Monster nur in Lorenor Zorro schlief und nicht in Lady Loreen.

Natürlich waren das alles nur Vermutungen und selbst Dulacre höchstpersönlich konnte sich irren, aber er war sich schon ziemlich sicher.

„Gut, dann fangen wir an.“

Er konnte sehen wie der andere sich verkrampfte, die Hände zu Fäusten geballt, der Kiefer angespannt, so würde das wahrscheinlich nichts werden.

Leise seufzte er.

„Schau her, Lorenor, ich werde es dir vormachen.“

Mühelos hob er einen Bambusstab von einem bereitgelegten Berg an Bambusrohren hoch und hielt ihn dem anderen hin.

Überrascht sah der Jüngere auf.

„Was denn? Hast du etwa gedacht, dass wir mit echten Schwertern anfangen?“

„Ähm...“

„Ich mag vielleicht die Herausforderung, aber glaubst du wirklich ich würde riskieren, dass du ein Schwert zerstörst?“

Leise schmunzelte er, als Lorenor sich selbst zunickte und tief durchatmete.

„Es ist eigentlich ganz einfach, Rüstungshaki, verhärten, ummanteln. Die letzten beiden Punkte kann man nach belieben tauschen. Wie es der jeweiligen Situation angemessen ist.“

Während er sprach hatte er genau das getan und es erfreute ihn ungemein zu sehen wie Lorenors Augen groß wurden als sich der Bambus schwarz färbte.

„Ich wiederhole“, erklärte er, „schau genau hin: Rüstungshaki, verhärten, ummanteln.“

Diesmal machte er es langsamer damit Lorenor genau beobachten konnte was er tat.

Die theoretischen Grundlagen kannte der Jungspund schon zur genüge, auch damit hatten sie viele Abende am Schachbrett verbracht, trotzdem mochte Dulacre es manchmal das ein oder andere zu wiederholen.

„Und nun bist du dran.“

Er hielt dem anderen den Bambus hin.

„Nun nimm schon, er beißt nicht, versprochen.“

Wieder konnte er ein Schmunzeln nicht verhindern als Lorenor ihn böse ansah.

Dann packte der andere zu als würde sein Leben davon abhängen.

„Warum lässt du nicht los?“, fragte der Jüngere verwundert.

„Ich muss genau feststellen können was du tust um deine Fehler zu sehen. Das ist einfacher wenn ich den Gegenstand den du ummanteln sollst anfasse.“

Der Jüngere nickte nur und sagte nichts.

„Bereit?“, fragte er und Lorenor nickte erneut.

„Gut, dann so wie ich es dir gezeigt habe. Zuerst Rüstungshaki.“

Der andere folgte seinen Anweisungen.

„Jetzt verhärten, Hände und Unterarme reichen. Wir wollen ja nicht, dass du dich direkt verausgabst.“

Ob dem anderen auffiel wie einfach er es mittlerweile umsetzten konnte und das ohne auch nur im Mindesten in seiner Bewegung eingeschränkt zu sein?

Wieder atmete Lorenor tief ein, seine Augen stur auf den Bambusstab gerichtet.

„Und jetzt bis zur Hälfte ummanteln.“

Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte der Blick des anderen zu ihm hoch und eine weitere Sorgenfalte bildete sich auf dem ernsten Gesicht.

„Entspann dich Lorenor. Es ist alles in Ordnung.“

„Ich weiß“, knurrte der andere und ganz langsam konnte er dabei zusehen wie sich die schwarze Ummantelung auf den Stab ausbreiteten.

„Oh.“

„Was… was ist?“

Beinahe automatisch verschwand die Rüstung als Lorenor den Bambus losließ und sogar einen halben Schritt zurücktrat.

„Lass doch nicht einfach los, Lorenor. Wenn es etwas schlimmes gewesen wäre, dann hätte ich dir den Stab schon weggenommen.“

„Ja aber… was hast du bemerkt?“

Der Jüngere sah ihn ernst an.

„Ich bin mir noch nicht ganz sicher.“

„Was?“

Tadelnd hob er seine freie Hand.

„Was erwartest du? Du hast viel zu schnell losgelassen. Komm, mach es noch einmal.“

Auffordernd hielt er dem anderen den Stab wieder hin und Lorenor griff zu.

Beinahe augenblicklich verfärbte sich das Ende, welches der andere hielt.

„Das reicht schon“, murmelte Dulacre und analysierte was geschah.

Er konnte das Prickeln des fremden Hakis spüren, welches sich um den Stab legte, in jede Öffnung hineinschwamm wie schwarzes Öl und alles bedeckte, jede Lücke, jede noch so kleine Pore.

Erstaunt atmete er auf als er beobachtete wie sich das Gewächs vor seinem inneren Auge entfaltete.

Immer mehr Haki schwappte über die Fasern hinweg, drang in sie ein. Die Ummantelung wurde immer stärker.

„Das reicht, Lorenor, versuche diesen Zustand einfach...“

Das Rohr zerbrach.

Überrascht sahen beide Männer den Stab an, den nun nur noch der Samurai festhielt während feinste Splitter zwischen Lorenors schwarz gefärbten Fingern hindurch zu Boden rieselten.

Dann tauschten sie einen Blick aus.

„Interessant“, murmelte er und betrachtete die Bruchstelle genauer.

„Interessant?“, entgegnete der Jüngere nicht ganz so ruhig wie er es von ihm gewohnt war. „Es ist wieder passiert. Vielleicht...“

„Vielleicht solltest du keine voreiligen Schlüsse ziehen“, unterbrach er den anderen sofort. „Schließlich bist du noch du selbst, nicht wahr?“

Lorenor starrte ihn mit großen Augen an.

„Das eine hat mit dem anderen also nicht so viel zu tun wie du vielleicht meinst.“

„Aber du weißt was passiert ist?“, fragte der andere während Dulacre den Bambus wegwarf und einen neuen hochhob.

„Natürlich.“

„Und was?!“ Der Jüngere hatte einen Schritt auf ihn zu gemacht und sah fordernd zu ihm herauf.

„Das heißt, dass du ein abartiges Talent hast, nichts weiter.“

„Wie… wie meinst du das?“

Er beugte sich zu dem anderen hinab, so dass ihre Augen nur noch wenige Zentimeter voneinander einander trennten.

Oh, wie es ihn ankotzte, dass der andere in jeder Disziplin so fast schon übernatürlich begabt war.

Wenn Lorenor zusammen mit ihm aufgewachsen wäre, hätte dieser ungeschliffene Diamant ihn innerhalb weniger Jahre überholt, denn er war nie so fleißig gewesen wie der andere.

„Dulacre!“

Hatte er etwa geträumt?

„Es liegt daran wie du dein Haki fließen lässt. Bei den meisten Anwendern breitet sich die Ummantelung wie ein zähflüssiger Schleim über die Gegenstände aus. Manche brauchen sogar fast ein Dutzend Sekunden um etwas simples wie diesen Bambus hier zu ummanteln.“

Lorenor sah ihn misstrauisch an.

„Mit viel Übung werden sie meistens schneller. Bei dir ist es jedoch anders. Wie Öl dringt dein Haki in jede noch so kleine Pore ein, bedeckt aber alles gleichmäßig wie ein Schutzfilm. Das ist außerordentlich faszinierend.“

Zweifelnd sah der Jüngere ihn an.

„So wie du es beschreibst hört sich das ja alles schön und gut an, aber wieso ist der Stock zerbrochen?“

„Hab ich es dir nicht gerade schon erklärt“, entgegnete er beinahe grinsend. „Ob beabsichtigt oder nicht, anstatt nur den Stab von außen zu ummanteln, lässt du dein Haki jede einzelne Pore, nein jede einzelne Zelle umschließen. Selbst erfahrene Hakianwender hätten mit dieser präzisen Anwendung Schwierigkeiten.

Es hat aber auch seinen Grund warum man es normalerweise erst später lernt. Das Problem ist je dicker die Ummantelung ist, desto mehr werden die einzelnen Zellen auseinander gepresst, bis der Bambus oder das Schwert schließlich bersten.“

„Ach so“, murmelte Lorenor und betrachtete seine Hände, die immer noch verfärbt waren, „das heißt, wenn ich es schaffe nur den Stock als ganzes zu ummanteln, dann wird er nicht zerbrechen.“

„Genau“, stimmte er zu, „ich allerdings ummantel immer jede einzelne Zelle meines Schwertes.“

„Was? Wieso?“

Nun grinste er doch.

„Das ist doch ganz logisch. Eine Rüstung um ein Schwert herum schützt es zwar, jedoch verbraucht eine starke Verhärtung unglaublich viel Haki und ist folglich auf Dauer sehr anstrengend. Wenn man jedoch jede einzelne Zelle ummantelt ist es so gut wie unmöglich das Schwert zu zerbrechen und man verbraucht viel weniger Haki. Dafür erfordert die Zellummantelung natürlich viel mehr Konzentration.“

Unzufrieden betrachtete Lorenor den Bambusstab in Dulacres Hand.

„Aber das widerspricht sich doch. Du sagst, dass die Zellummantelung das Schwert unzerstörbar macht und doch ist der Stock dadurch zerbrochen.“

„Du hast ihn bersten lassen, das ist ein kleiner aber feiner Unterschied. Darum können nur hervorragende Hakianwender diese Spezialisierung anwenden. Der Trick besteht darin jede Zelle gleichmäßig zu umschließen ohne aber die Rüstung zu dick werden zu lassen. Wenn du das schaffst wird dein Schwert nicht bersten.“

Nachdenklich legte der Jüngere den Kopf schief, wohl immer noch nicht zufrieden.

„Aber ich dachte, dass die Härte der Ummantelung entscheidend dafür ist wer den Kampf gewinnt. Wenn die Zellummantelung nun aber eine gewisse Dicke nicht überschreiten darf, dann ist sie doch trotzdem schwächer als die generelle Verhärtung.“

Dulacre seufzte.

„Ein allgemeiner Irrglaube, der leider immer noch von vielen unterrichtet wird. Die Dicke der Ummantelung sagt nichts über deren Härte aus. Eine haarbreite Rüstung kann härter und stärker sein als eine fingerbreite Verhärtung.“

Nun sah Lorenor ihn wieder an.

„Das heißt, wenn ich die Dicke der Ummantelung kontrollieren kann, wird der Stock nicht bersten?“

Zufrieden nickte der Ältere.

„Genau, dein Problem ist, dass du von Natur aus viel Haki in dir trägst und du den Fluss einfach nicht kontrolliert hast. Du hast dein Haki einfach ungehindert in den Stock strömen lassen. Du musst lernen wie viel Energie du wann einsetzten musst. Es ist eine reine Übungssache. Der einzige Unterschied zwischen dir und anderen ist, dass du die Zellummantelung schon automatisch anwendest und sie nicht erst erlernst nachdem du die Grundlagen beherrschst. Deswegen zerbersten die Gegenstände. Ein erfahrenerer Hakianwender würde den Fluss schon besser kontrollieren können.“

Der andere schwieg.

„Was denn? Hast du etwas nicht verstanden? Wo hab ich dich verloren?“

„Gar nicht“, widersprach der Jüngere ruhig, „ich frage mich nur, was dann damals passiert ist. Wenn du sagst, dass das Bersten des Schwertes jedem hätte passieren können, warum bin ich dann durchgedreht?“

Nun sah der andere ihn an.

„Ich weiß es nicht“, gab er ehrlich zu, „bisher ist das einzig Ungewöhnliche nur dein unverschämtes Talent.“

Er hielt dem Jüngeren den Stab hin.

„Aber wenn wir weiterarbeiten finden wir es vielleicht heraus.“

Lorenor atmete tief ein, dann griff er zu.

Innerhalb weniger Sekunden zerbrach der Stab erneut.

„Du musst dich konzentrieren. Wenn du dein Haki so aus dir herausfließen lässt, wirst du keine fünfzehn Minuten durchhalten.“

Er nahm das nächste Rohr und das nächste und das nächste.

So leicht es Lorenor fiel das Rüstungshaki einzusetzen so schwer fiel es ihm es zu kontrollieren. Dulacre konnte förmlich sehen wie die Bäche aus reiner Energie aus seinen Fingern heraus strömten.

Ein Stab nach dem anderen zerbarst und Lorenor erschöpfte mehr und mehr.

Schon bald würde er zu ausgelaugt sein um seine Rüstung aufrecht zu erhalten, aber noch gab er nicht auf.

Der Berg an halben Bambusrohren hinter dem Samurai wuchs an während er den Jüngeren belehrte und korrigierte.

„Ich verstehe es nicht“, murrte Lorenor zwischen schweren Atemzügen. „Wie soll ich es kontrollieren, ich weiß nicht wie es sich anfühlen soll.“

„Dann lass es mich dir zeigen.“

Dulacre bedeutete dem anderen den nächsten Bambus zu nehmen ohne ihn jedoch zu ummanteln.

Dann verhärtete er seine eigene Hand und ließ sein Haki bewusst langsam in die Fasern gleiten.

Er hatte beinahe zwei Drittel des Stabs ummantelt.

„Jetzt du, nur bis zur Hälfte und dann beobachte den Fluss meines Hakis.“

„Ich wusste gar nicht, dass man Rüstungen überlappen kann“, murrte der Jüngere angestrengt. Schweiß tropfte sein Gesicht hinunter. Er wirkte ziemlich erschöpft und Dulacre war sich nicht sicher, ob es daran lag, dass er sich in ein paar Minuten verwandeln würde oder aber daran, dass sein Haki so gut wie aufgebraucht sein musste.

Plötzlich durchfuhr ihm ein seltsames Gefühl, beinahe so als ob jemand an seiner Seele zerren würde.

Sein Blick jagte auf den komplett schwarzen Stab hinunter, der im nächsten Moment zu feinstem Staub zerbarst.

Der Samurai taumelte zur Seite und holte tief Luft. Warum atmete er plötzlich so schwer? Das war doch nichts anstrengendes gewesen, nur die Überlagerung von zwei Rüstungen, nichts was man üblicherweise tat, aber auch nicht ungewöhnlich im Training.

Warum hatte es ihn so angestrengt.

„Lorenor, irgendetwas hier war seltsam. Wir sollten es noch einmal probieren, glaubst du, du...Ugh!“

Er stolperte mehrere Schritte zurück und verlor beinahe das Gleichgewicht.

Die rechte Hand des anderen bohrte sich tief in seine linke Schulter!

Vor Schmerz keuchte Dulacre auf und schleuderte den Jüngeren von sich, dieser riss dabei einige Haut- und Fleischfetzen mit sich.

Als der Samurai nach seiner Schulter griff konnte er das warme Blut fühlen das seine Hand benetzte und sein Hemd durchnässte.

„Was zur… Lorenor?“

Sein Schüler war mehrere Meter weit geflogen und gegen die nächstbeste Ruine gekracht, doch nun erhob er sich wieder, blieb allerdings in einer gebückten Haltung, die Hände wie groteske Klauen verkrampft.

Schweigend kam der andere auf ihn zu, langsam, beinahe elegant wie ein Raubtier und dann richtete Lorenor sich zu seiner vollen Größe auf.

Nur, dass das nicht mehr Lorenor war.

Seine ganze Haltung hatte sich verändert, selbstbewusst starrte er Dulacre an, den Kopf leicht schräg gelegt, die Schultern etwas zu weit zurück, die Arme lose nach hinten baumelnd.

Ein breites, beinahe animalisches Grinsen verzerrte seine Gesichtszüge, aber es waren diese weit aufgerissenen Augen, die absolut nichts mehr mit Lorenor Zorro zu tun hatten, die absolut nichts Menschliches mehr an sich hatten. Das tiefe Grün, was einst da gewesen war, Emotionen zu einfach zeigen oder verschließen konnte, war verschwunden, ließ nur noch reine Blutgier zurück.

„Und das ist also dein Monster?“, fragte er nach und betrachtete den anderen.

Mittlerweile zweifelte er an seiner schönen Theorie; Lorenor würde sich nicht in Loreen verwandeln, obwohl seine Zeit abgelaufen war. Oh nein, dieses Problem hatte nun er an der Backe.

„Wie lästig“, murrte er und betrachtete seine Schulter.

Schwer seufzend schüttelte er den Kopf.

„War das denn nun wirklich nötig, Lorenor? Guck dir das Hemd an, es ist ruiniert“, beschwerte er sich resigniert.

Leise lachte der andere, aber es war kein menschliches Lachen, es war schier wahnsinnig.

„Oh wirklich, so viel Klischee auf einmal, meinst du das ernst? Warte, lass das, das ist unhygienisch.“

Er wandte den Blick ab, als der andere seine rechte Hand hob und ein, zwei Tropfen Blut auffing, ehe er einen Finger entlang leckte.

„Uh.“ So viel Barbarei war ihm zuwider. Leicht schüttelte er sich.

„Warum werden alle immer zum wahnsinnigen Berserker? Warum kann dein Wahnsinn dich nicht kultiviert werden lassen?“

Im nächsten Moment griff das Monster vor ihm ihn an.

Er seufzte und wich ihm aus.

Der erste Angriff war ein Glückstreffer gewesen. Er hatte sich von der Überlagerung des Hakis ablenken lassen und hatte für eine Sekunde nicht damit gerechnet, dass der andere die Kontrolle verlieren würde.

Nur deswegen war der Jüngere überehaupt in der Lage gewesen ihn zu verletzen und natürlich weil er sein Rüstungshaki aufgelöst hatte.

Aber jetzt sah das ganze natürlich anders aus.

„Die Frage ist nur was mit dir passiert je länger dieser Zustand anhält“, murmelte er ruhig.

Eine Sekunde betrachtete er den anderen, beinahe wie eine Aura schwappte Lorenors Lebensenergie aus seinem Körper und waberte in der Luft.

Das Monster stahl ihm seine Kraft um mächtiger zu werden, saugte seinen Wirt aus, bis nur noch eine leere Hülle zurückbleiben würde, zumindest wirkte es so.

Dulacre vermutete, dass Lorenor über kurz oder lang sterben würde, wenn er nicht aufgehalten wurde.

„Ach, wie mühselig.“

Im nächsten Moment stand er neben dem Jungspund und schlug ihn gezielt in den Nacken.

Bewusstlos fiel Lorenor zu Boden.

„Und du dachtest wirklich, dieses Monster könnte mir gefährlich werden?“

Kopfschüttelnd warf er den anderen über seine unversehrte Schulter und trat den Rückweg an.

Immerhin hatte er es nun gesehen, endlich gesehen, nun wusste er endlich wovor Lorenor so große Angst hatte. Kein Wunder, dass die Marinesoldaten damals überfordert gewesen waren.

Dulacre fragte sich wie dieser Kampf wohl vonstatten gegangen wäre, wenn er keine Vorkenntnisse gehabt hätte, wenn Lorenor ihn nicht gewarnt hätte.

Vielleicht wäre es doch etwas gefährlicher geworden.

Nachdenklich stapfte er die Stufen zur Eingangstür empor und ging hinein.

„Oh, ihr seid schon wieder… was ist passiert?!“

Perona hatte offensichtlich auf sie gewartet und starrte ihn nun entgeistert an.

„Du bist verletzt!“, bemerkte sie entsetzt und deutete auf seine stetig blutende Schulter.

„Was für eine Beobachtungsgabe du doch hast“, kommentierte er kühl und ging an ihr vorbei, in die Tiefen des Schlosses.

In Lorenors Zimmer angekommen legte er diesen vorsichtig auf dessen Bett ab.

Nun sah er so unschuldig aus wie eh und je.

Kopfschüttelnd begab er sich ins anliegende Badezimmer und riss das zerstörte Hemd von seinem Körper, das sich mittlerweile schon komplett rot verfärbt hatte.

Einen Moment inspizierte er die Verletzung. Fünf unterschiedlich breite und tiefe Wunden hatten sich in sein Fleisch gefressen, beinahe wie die Krallen eines Tieres.

„Ich hab Verbandsmaterial geholt“, hörte er plötzlich die Stimme des Geistermädchens von nebenan.

Er warf einen weiteren Blick auf die Verletzung, ehe er kopfschüttelnd hinausging.

„Das ist nicht nötig, Geistermädchen.“

Unbeeindruckt zog sie eine Augenbraue nach oben.

„Hast du dich mal angesehen? Du blutest immer noch.“

„Es wird bald aufhören“, entgegnete er unwirsch.

„Stell dich nicht so an, du bist ja schlimmer als Zorro.“

Er ließ sie gewähren. Es war müßig mit ihr über so etwas zu streiten und außerdem musste er sich eingestehen doch etwas Ruhe genießen zu wollen.

„Hör zu“, erklärte er Perona während sie seine Schulter versorgte, „wir werden Lorenor nichts von diesem Kratzer sagen“, entschied er.

„Kratzer?“, wiederholte sie ironisch. „War er nicht dabei? Warum willst du ihm das verheimlichen?“

„Weil ich ihn kenne“, war alles, was er darauf antwortete.

Sie murrte irgendetwas zwischen zusammengebissenen Zähnen und ging dann.

Er jedoch blieb wie so häufig auf seinem Stuhl neben Lorenors Bett sitzen. Wie lange es wohl dauern würde, bis der andere aufwachen würde?

Vielleicht sollte er sich doch schnell noch ein neues Hemd holen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  lula-chan
2019-04-14T11:34:35+00:00 14.04.2019 13:34
Oh Mann. Oh Mann. Da ist also das Monster, vor dem sich Zorro so gefürchtet hat. Hoffentlich bekommen sie das in den Griff.
Ein tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben. Hat mir gefallen. Du stellst das echt gut dar.

LG
Antwort von:  Sharry
21.04.2019 17:22
Hey,
vielen vielen, lieben Dank. Gerade solche Momente sind sehr aufregend für mich und ich freue mich immer darauf sie zu schreiben.
Schöne, dass es dir auch Spaß gemacht hat.

LG
Sharry
Von: RuffysKreationen
2019-04-14T09:19:15+00:00 14.04.2019 11:19
Ich mag Mihawks Gedankengänge XD du beschreibst sie so toll, gerade im Hinblick auf das Monster :'D
Darauf habe ich auch echt gewartet! Ich freue mich auf das weitere Training *___*
Antwort von:  Sharry
21.04.2019 17:21
Hey,
ich danke dir für deinen Kommentar.
Mihawk macht auch immer wieder Spaß zu schreiben, würde mir wünschen, dass er noch etwas öfters im Manga/Anime auftaucht.
Freut mich, dass dir das Kapitel Spaß gemacht hat.

Liebe Grüße
Sharry


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