Ghost of Magic von Moon_Wolf ================================================================================ Kapitel 3: Neue Wege aus dem Herzen ----------------------------------- In Gedanken an seinen Großvater, wanderte Jamiro die halbe Nacht im Wald ziellos umher. Von Gefühlen erdrückt und erschöpft, suchte er einen Schlafplatz, in dem er Sicher war und am nächsten Tag weiterziehen konnte. Das wenige Essen, welches er mitnahm, würde nicht ewig reichen und Jagen konnte er nur halbwegs gut. Was sollte er nur machen? Es gab keinen Hinweis auf den Täter. Weder wer es war, noch wohin dieser gegangen sei. Aber er hoffte Hinweise darauf bald zu finden. Genauso ließ ihn die Sache aus dem Dorf nicht los. Jeder hatte Angst vor ihm, nur weil er Magie einsetzte. Das konnte Jamiro am allerwenigsten verstehen. Hinzu kam, dass er die königlichen Wachen auf seinen Fersen hatte. Wahrscheinlich musste er zu aller erst mit dem König darüber sprechen. Denn er machte die Gesetze und konnte ihm vielleicht Gnade erwehren. Nur dazu musste man wissen, wo dieser sich in Platonia befand. Damit hatte Jamiro sich nicht wirklich auseinander gesetzt. Also war sein nächstes Ziel, das nächste Dorf oder die nächste Stadt zu erreichen. Vielleicht bekam er dort weitere Informationen, die er brauchte. Wenn Jamiro über all das nachdachte, was geschehen war, konnte es eigentlich nicht mehr schlimmer werden. Doch so langsam wurde er müde und musste sich ausruhen. Nur wo, stellte er sich die Frage. Am Wegesrand bemerkte der Magiersjunge einen ausgehöhlten Baum. Dieser würde sich sicher anbieten, darin zu schlafen. Doch plötzlich hörte er ein lautes knacken, welches ihn vor Angst erstarren ließ. Er wusste nicht was es war und drehte sich nur langsam, mit pochenden Herzen um. Selbst im hellen Mondlicht konnte er nichts erkennen, was auf ein Raubtier deutete. Es war still und kein Ast oder Busch bewegte sich. Jamiro dachte, es wäre nur ein Vogel oder ein Eichhörnchen gewesen. Mit ruhigen Gewissen, wandte er sich wieder um. Jedoch krallte sich eine seltsame Kreatur Kopfüber am Stamm fest und fauchte den Jungen an. Daraufhin stieß Jamiro nur einen spitzen Schrei aus, als er dieses Untier entdeckte und zurückschreckte. Seine Beine versagten und er verlor das Gleichgewicht, was ihn zum Fall brachte. Was zur Hölle war das für ein Ding? Dieses Tier war so groß wie ein Wolf, hatte jedoch viel mehr Ähnlichkeit mit einer Fledermaus, welche im dunklen, Züge von einem Drachen oder einer Raubkatze hatte. So ein Ding hatte er im Leben noch nicht gesehen. Man hörte nur ein Gurren und kecken von diesem Biest, welches sich auf den Jungen langsam zu bewegte und die langen Finger der händeartigen Pfoten sacht über den Boden strichen. Jamiro zitterte vor Angst und kam nicht auf die Idee seine Magie einzusetzen. Gegen solche Kreaturen war er nicht vorbereitet gewesen. Wahrscheinlich meinte Bronwe neulich das damit, als er sagte, er zeige ihm Künste die von Licht und Dunkelheit beherrscht wurden. Ihm fiel nichts Besseres ein, dem Tier, welches sich nun über ihm befand und den Rachen weit öffnete, Dreck entgegen zu werfen. Was dem Fledermausartigen Wesen natürlich gar nicht schmeckte und zu röcheln begann. Das nutzte Jamiro um zu fliehen. Was anderes blieb im Moment auch nicht übrig. Der Junge rannte so schnell wie er konnte durch den Wald. Was durch die Dunkelheit und dem kahlen Schein des Mondes nicht einfach war. Da war dieses Ungeheuer schon besser darauf angepasst und hechtete seiner Beute nach. Wie sehr hoffte der Jugendliche auf ein Wunder. Etwas sollte dieses Ding abfangen und von ihm fern halten. Wieder und wieder dachte er an seinen Großvater. Wenn er noch da wäre, hätte er es ihm gezeigt. Aber dem war nicht so. Seine Beine waren schon taub und müde von dem Gerenne und er geriet ins stolpern. Dabei fiel Jamiro über eine Wurzel und er purzelte einen kleinen Abhang hinunter. Mit den Armen schützend landete er unten und blieb starr liegen. In der Hoffnung dieses Ding würde ihn nicht so schnell entdecken. Allerdings war der Geruchssinn weitaus ausgeprägter als man dachte und es folgte der Spur des Kindes. Gerade als Jamiro aufsehen wollte um nachzusehen, spürte er wie unter sich der Boden nachließ und er in eine Grube fiel. Er wusste nicht wie ihm geschah und wurde von einer winzigen Strömung fortgerissen. Dabei suchte er halt an den Seiten des Flusses, welcher nach einer kurzen Zeit wieder ruhiger wurde. Endlich schaffte es der junge Magier ans rettende Ufer. Hustend kroch er an Land und brach daraufhin erschöpft zusammen. Er wusste nicht wie lang er da lag oder wie viel Zeit vergangen war. Doch spürte er eine gewisse Wärme an sich und im Gesicht. Als Jamiro die Augen leicht aufschlug, sah er kleine Fuchsartige Wesen, die ihren Schweif glühen ließen. Allerdings war dieser mit Kristallen besetzt, welche ihm die spendende Wärme gaben und ihn nach und nach auftauen ließen. Nach einigen stillen Minuten konnte der Junge sich wieder bewegen. Das verschreckte die Kleinen Füchse wahrscheinlich so sehr, dass sie sich in alle Richtungen verstreuten um sich zu verstecken. „Ah…brummt mir der Schädel…“ stöhnte Jamiro leise und hielt sich den Kopf. Er versuchte langsam sich aufzusetzen und einen klaren Blick zu fassen. Dieser war durch den ritt in der Strömung noch etwas benebelt. Nach wenigen Minuten konnte der Junge wieder normal sehen und bemerkte an den Wänden Kristalle, die hell leuchteten. Wo war er hier nur gelandet? Eine unterirdische Höhle? Es war zumindest kein Himmel zu sehen. Die kleinen Tierchen von eben, waren weg und es gab nur einen Weg der hier hindurch führte. Den würde er wohl nehmen müssen um wieder hier raus zu kommen. Durch das Wasser schwamm Jamiro sicher nicht. Davon hatte der junge Magier vorerst genug. Zu seinem Glück, leuchteten die Kristalle so hell, dass er den Pfad gut erkennen konnte, welchen er folgte und die Höhle ein wenig zu erforschen begann. Es war beeindruckend, zu sehen wie sich das Gestein bildete und die leuchtenden Steine, welche wie Glas schimmerten, darin eingewachsen waren. Seinem Großvater hätte es hier sicher gefallen. Der alte Mann liebte solche geheimnisvollen Orte wie diesen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, erreichte Jamiro einen Kreisrunden Ort in der Höhle, welcher mit Vier weiteren Gängen gespickt war. In der Mitte war ein Stein, welcher wie eine Plattform aussah. Dort könnte er eine Pause einlegen und etwas von dem Essen zu sich nehmen. Wenn Jamiro ehrlich zu sich selbst war, hatte er wirklich einen Bärenhunger. Bei der ganzen Aufregung war das wohl in den Hintergrund gerückt. Kurz darauf nahm er auf dem flachen Felsen platz und packte einige Brote aus, die er in seiner Tasche mit sich führte. Genüsslich biss er hinein und bemerkte nicht, dass ihn neugierige Augen beobachteten, die vom Duft des Brotes angelockt wurden. Langsam kamen die kleinen Tierchen, welche Jamiro vorher kennen lernte, aus den kleinen Eingängen in den Felswänden. Sie wollten wissen, was der fremde Junge da hatte. Dessen Anwesenheit bemerkte Jamiro erst, als eines dieser kleinen Wesen vor ihm saß. Der kleine Fuchs schaute ihn mit seinen großen Augen an, die wie Rubine funkelten. Wer konnte zu diesen süßen Kerlchen schon Nein sagen? So beschloss er, ihnen etwas von seinem Brot abzugeben. Das begrüßten die Füchschen sehr mit einem kurzen aufquieken. Wann bekam man schon von jemand Fremden so etwas Leckeres zu Essen? Die Reaktion der Wesen brachte Jamiro zum lächeln. Tiere waren etwas Wunderbares. Wenn man traurig war, brachten sie einen immer wieder zum lachen. Ob sie nun wild waren, oder als Haustier galten, war egal. Man hatte ihm beigebracht, jedes Tier mit Respekt zu behandeln und mit ihnen im Einklang zu leben. Und das zahlte sich wohl aus, wenn er die kleinen Racker beim fressen beobachtete. Jeder von ihnen wollte ein größeres Stück als der andere haben und sie bettelten förmlich um ein Stück Brot. Andere von ihnen zankten und rauften um den Kanten des Gebäcks. Dabei bemerkte der Junge nicht, wie sich jemand ihm langsam näherte. „Wenn du ihnen zu viel gibst, werden sie durch die Gegend rollen, statt springen“ sprach eine fremde Person mit tiefer und rauen Stimme. Das erschreckte den Jungen so sehr, dass er sein Brot aus den Händen fallen ließ. Sofort machten die Füchse sich darüber her und aßen sich daran satt. Als der junge Reisende diese Stimme hörte, richtete er panisch seinen Blick nach hinten. Plötzlich stand da ein Mann. Seine Haut war komplett aus Kristallgestein geschaffen. Wer war das? Was wollte dieser Mann von ihm? Sofort nahm er Abstand von diesem Steinkristallmann, in dem er vom steinernen Podest sprang. Doch ehe er weglaufen konnte, erhob der seltsame Mann seinen Arm, welchen er sacht den Jungen entgegen streckte. „Bitte hab keine Angst. Ich wollte dich nicht erschrecken mein Junge“ sagte dieser sanft. Das veranlasste ihn inne zu halten und sich den Steinmann genauer anzusehen. Seine Haare wirkten geisterhaft und seine Augenhöhlen waren leer. Was war das für einer? “Und wieso sollte ich dir glauben?“ antwortete der Junge argwöhnisch. Er misstraute Fremden, seit dem er mit den Wachen in Kontakt getreten war. Zwar wusste der Junge, nicht jeder war schlecht, aber dieses Wesen war ihm zu Suspekt. Dabei wirkte dieser eigentlich doch ganz nett. „Verzeih mir. Mein Name ist Grygall. Ich bin ein Kristallsteingeist und wache über diesen Ort hier. Ich tue niemanden etwas, so lange man diesen Ort hier nicht schändet. Dürfte ich auch deinen Namen erfahren, mein junger Freund?“ sprach der Kristallmann mit einem sanften lächeln. Dabei kam er langsam auf den Jungen zu, da dieser spürte, wie die Angst des Kindes langsam entschwand. „Ich…heiße Jamiro und komme aus dem Gebirge das an dem Dorf Javiras angrenzt“ gab er ihm zur Antwort. Wahrscheinlich kannte dieser das Dorf gar nicht. Wenn er der Wächter einer Höhle war, wird der Geist wohl nie draußen gewesen sein. Aber für Jamiro gehörte es zum Anstand, das mit zu erwähnen. Daraufhin lächelte der Steingeist nur und legte sanft seine große Hand auf das Haupt des Jungen, welche den gesamten Kopf des kleineren bedeckte. „Ich sehe, dir liegt etwas auf dem Herzen. So lange du so viel Traurigkeit in dir Trägst, wird es für dich und deine Magie schwer werden mein junger Freund. Was ist genau passiert?“ fragte Grygall dann. Er sorgte sich um den Jungen, konnte ihm aber in der Welt da draußen kaum helfen. Vielleicht halfen ein paar Worte, ihm beizustehen. Jamiro entspannte sich langsam und sah nach unten. Wahrscheinlich konnte der Steingeist alles erfühlen, um zu wissen wie es einen ging. Das alles zu verschweigen brachte ihm auch nicht weiter. Grygall würde es so oder so herausfinden können. Darum entschloss der Magiersjunge sich, dem Geist alles zu erzählen. Von dem schrecklichen Fund und Verlust seines Großvaters, dem ungewöhnlichen Treffen der königlichen Wachen und den Ungeheuern, die ihn bisher fressen wollten. Bis hier her war es ein langer und ermüdender Weg gewesen. Grygall hörte ihm zu und ihm tat der Junge schon Leid. So jung und vieles grausames musste er mit ansehen und erleben. „Ich verstehe dich gut kleiner Freund“ sagte er und legte die Hand auf die Schulter des trauernden Jungen. Selbst ein normaler Mensch konnte sehen, wie tief die Liebe und Verbindung zu diesem alten Mann war. „Es klingt hart, doch muss es weiter gehen. Rache brachte niemanden etwas. Nur Unglück und eine tiefe Leere im Herzen. Finde dennoch dein Ziel, aber bewahre die Worte tief in dir. Und dein Großvater wird immer über dich wachen. Auch wenn er nicht mehr da ist, wird er in deinem Herzen weiterleben und dich leiten. So wahr ich hier stehe, kannst du mir das glauben“ sprach Grygall zu dem Jungen. Dabei legte er die große Hand auf die schmale Brust des Kleineren. Trotz des klaren Gesteins, fühlte man die Wärme die sie ausstrahlte. „Ich hörte aber, wie du ihm die allerletzte Ehre erweisen kannst. Des Öfteren kommen Elfen hier her um ein paar Gesteine für ihre Schmiede zu holen. Sie erweisen einem verstorbenen die letzte Ehre, in dem sie einen Ritus abhalten. Angehörige sollen laut Aussage, den verstorbenen noch einmal in die Augen zu sehen um damit abschließen zu können. Würde dir das helfen?“ fragte Grygall das Kind vor sich. Jamiro hörte die Worte und sah immer mehr weiter zu dem Mann auf. Was er da erzählte, klang in seinen Ohren fast unmöglich. Doch wenn es der Wahrheit entsprach, wäre das ein großer Schritt um vielleicht dann die Gedanken frei zu bekommen. „Man wird immer damit leben müssen mein Junge. Aber vergiss nie die schönen Zeiten. Lebe mit Stolz und zeig deinem Großvater, dass du das Leben genießt. Für ihn. Er möchte sicher, dass du nicht traurig bist, sondern Freunde findest“ fügte der große Mann seinen Worten hinzu. Er spürte das Jamiro ein Kämpferherz besaß und das er mit diesen Worten wieder neuen Mut schöpfte. „Danke. Dann werde ich das Elfendorf aufsuchen. Vielleicht helfen sie mir und ich kann dort noch etwas lernen oder herausfinden“ meinte Jamiro und lächelte wieder. Es war ein gutes Gefühl, sich alles von der Seele reden zu können. Und man fühlte sich gleich viel leichter und besser. Das hatte er dem Steingeist zu verdanken. „Vielen Dank. Entschuldige, dass ich so argwöhnisch und misstrauisch war. Aber ich habe da noch eine Frage. Wie komme ich wieder hier raus?“ Der Kristallmann hob beschwichtigend die eine Hand und schüttelte lächelnd den Kopf. „Schon gut. Ich verstehe warum du so warst. Um hier aus den Höhlen zu kommen, musst du den Gang Links nehmen. Der kleine Fuchs wird dir den Weg gerne zeigen. Wenn du zu den Elfen möchtest, weiß ich nur, dass du durch den Wald musst, der sich an meiner Höhle entlang streckt. Pass auf dich auf, mein kleiner Freund. Du wirst noch großes verbringen“ sagte Grygall zum Abschied. Denn lange wollte der Mann Jamiro nicht vom Wege abhalten. Er wünschte ihn alles Glück der Welt und hoffte, dass er das fand was der Kleine suchte. Auch Jamiro verabschiedete sich und folgte dann diesen Fuchs durch die Höhle. Die Kristalle an seinem Schweif ließ er wieder aufglühen, sodass sie in einem sperrlichen Licht den Weg folgen konnten. Nach einigen Metern, waren die leuchtenden Kristalle erneut zu sehen. Jetzt konnte er diesen weiter folgen, bis sie den Ausgang erreicht hatten. Diesen erreichten sie nach einigen 100 Metern. Es war bereits Tag geworden und vor ihm erstreckte sich ein düsterer Wald. Von diesen hatte Grygall sicher gesprochen gehabt. Jetzt war es nicht mehr weit, bis er das Elfendorf erreichte. Dann sah er zu dem Fuchs. „Danke Kleiner, ich…“ unterbrach Jamiro dann, als er bemerkte dass der kleine Fuchs nicht mehr da war. Schade. Er musste wohl in die Höhle zurück geflüchtet sein. Dann hieß es jetzt, Vorwärts! Auf in ein neues Abenteuer. Was würde ihn da wohl erwarten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)